1 FACHINFORMATION 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS Turimycin® 300 mg Hartkapseln 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG Eine Hartkapsel enthält 325,72 mg Clindamycinhydrochlorid (entsprechend 300 mg Clindamycin). Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Eine Hartkapsel enthält 236,8 mg Lactose als LactoseMonohydrat. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1. 3. DARREICHUNGSFORM Hartkapsel 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete Akute und chronische bakterielle Infektionen durch Clindamycin-empfindliche Erreger wie − − − − − − − − Infektionen der Knochen und Gelenke Infektionen des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs Infektionen des Zahn- und Kieferbereichs Infektionen der tiefen Atemwege Infektionen des Becken- und Bauchraumes Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane Infektionen der Haut und Weichteile Scharlach. Bei schweren Krankheitsbildern sollte einleitend eine intravenöse Behandlung mit Clindamycinhaltigen Arzneimitteln vorgenommen werden (Infusion). 4.2 Dosierung und Art der Anwendung Dosierung In Abhängigkeit von Ort und Schweregrad der Infektion nehmen Erwachsene und Jugendliche über 14 Jahre täglich 0,6 bis 1,8 g Clindamycin ein. Die Tagesdosis wird auf 4 Gaben verteilt. Es werden daher täglich 4 bis 6 Kapseln Turimycin 300 mg eingenommen (entsprechend 1,2 bis 1,8 g Clindamycin). 2 Für Tagesdosen unter 1,2 g sowie für Kinder bis 14 Jahre stehen Arzneimittel mit einem geringeren Wirkstoffgehalt zur Verfügung. Lebererkrankungen Bei Patienten mit mittelschweren bis schweren Lebererkrankungen verlängert sich die Eliminationshalbwertzeit von Clindamycin. Eine Dosisreduktion ist in der Regel nicht erforderlich, wenn Turimycin 300 mg alle acht Stunden gegeben wird. Es sollte aber bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz eine Überwachung der Plasmaspiegel von Clindamycin erfolgen. Entsprechend den Ergebnissen dieser Maßnahme kann eine Dosisverminderung notwendig werden oder eine Verlängerung des Dosierungsintervalles. Nierenerkrankungen Bei Nierenerkrankungen ist die Eliminationshalbwertzeit verlängert; eine Dosisreduktion ist aber bei leichter bis mäßig schwerer Einschränkung der Nierenfunktion nicht erforderlich. Es sollte jedoch bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz oder Anurie eine Überwachung der Plasmaspiegel erfolgen. Entsprechend den Ergebnissen dieser Maßnahme kann eine Dosisverminderung oder alternativ ein verlängertes Dosierungsintervall von 8 oder sogar von 12 Stunden erforderlich sein. Hämodialyse Clindamycin ist nicht hämodialysierbar. Es ist daher vor oder nach einer Dialyse keine zusätzliche Dosis erforderlich. Art der Anwendung Turimycin 300 mg wird mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen. Die Dauer der Behandlung ist abhängig von der Grunderkrankung und dem Krankheitsverlauf. 4.3 Gegenanzeigen Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder Lincomycin oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Eine Therapie mit Antibiotika verändert die normale Darmflora, was zu einer Überwucherung mit C. difficile führen kann. Dies wurde bei nahezu allen Antibiotika, einschließlich Clindamycin, berichtet. C. difficile produziert die Toxine A und B, die zur Entwicklung einer „Antibiotika-assoziierten Diarrhoe“ (CDAD) beitragen und sind die primäre Ursache einer CDAD. Eine CDAD muss daher bei allen Patienten in Erwägung gezogen werden, bei denen nach einer Antibiotikaanwendung eine Diarrhoe auftritt. Diese kann zu einer Kolitis, einschließlich Pseudomembranöser Kolitis (siehe Abschnitt 4.8), fortschreiten, die von der Ausprägung her von einer leichten bis hin zu einer Kolitis mit letalem Ausgang reichen kann. Das Auftreten von CDAD wurde bis zu zwei Monate nach der Verabreichung von Antibiotika berichtet. Falls eine Antibiotika-assoziierte Kolitis in Betracht gezogen oder bestätigt wurde, sollte die Behandlung mit dem Antibiotikum beendet und umgehend eine adäquate Behandlung eingeleitet werden. Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, sind kontraindiziert. Anaphylaktische Reaktionen einschließlich Angioödem wurden für Clindamycin berichtet. Anaphylaktische Reaktionen können bis zu einem lebensbedrohlichen Schock fortschreiten, auch nach Erstanwendung. In diesen Fällen muss Clindamycin sofort abgesetzt und eine geeignete Behandlung (z.B. Schockbehandlung) eingeleitet werden. Besondere Vorsicht ist geboten bei: − Patienten, bei denen gastrointestinale Erkrankungen in der Vorgeschichte auftraten – besonders wenn es sich um Kolitis handelte. 3 − − − − Patienten mit Lebererkrankungen Patienten mit Myasthenia gravis und Parkinsonkrankheit Atopikern Patienten mit Allergien oder Asthma in der Vorgeschichte Da Clindamycin die Blut-Hirn-Schranke nicht in ausreichender Menge überschreitet, sollte es zur Behandlung einer Meningitis nicht eingesetzt werden. Clindamycin sollte nicht bei akuten Infektionen der Atemwege angewendet werden, wenn diese durch Viren verursacht sind. Die Anwendung von Clindamycin kann zu einer Superinfektion bzw. Kolonisation mit resistenten Keimen, besonders Sprosspilzen, führen. Bei längerer Behandlung müssen Leber- und Nierenfunktionstests durchgeführt werden. Eine Clindamycin-Behandlung ist eine mögliche Behandlungsalternative bei Penicillin-Allergie. Eine Kreuzallergie zwischen Clindamycin und Penicillin ist nicht bekannt und aufgrund der Strukturunterschiede der Substanzen auch nicht zu erwarten. Es gibt jedoch in Einzelfällen Informationen über Anaphylaxie auch gegen Clindamycin bei Personen mit bereits bestehender Penicillin-Allergie. Dies sollte bei einer Clindamycin-Behandlung von Patienten mit PenicillinAllergie beachtet werden. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-GalactoseMalabsorption sollten Turimycin 300 mg nicht einnehmen. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen In vitro wurde ein antagonistischer Effekt zwischen Clindamycin und Erythromycin beobachtet, der klinisch signifikant sein könnte. Deshalb sollten diese beiden Wirkstoffe nicht gleichzeitig angewendet werden. Es wurde festgestellt, dass Clindamycin aufgrund seiner neuromuskulär-blockierenden Eigenschaften die Wirkung anderer neuromuskulär-blockierender Substanzen verstärken kann. Daher sollte dieser Wirkstoff bei Patienten, die solche Arzneimittel erhalten, nur mit Vorsicht angewendet werden. Während einer Operation können unerwartete lebensbedrohliche Reaktionen auftreten. Clindamycin kann die Zuverlässigkeit von oralen Kontrazeptiva nachteilig beeinflussen. Deshalb wird empfohlen, während der Behandlung mit Clindamycin zusätzliche empfängnisverhütende Maßnahmen anzuwenden. Bei Patienten, die Clindamycin zusammen mit Vitamin-K-Antagonisten (z. B. Warfarin, Acenocoumarol, Fluindion) erhielten, wurden erhöhte Blutgerinnungswerte (PT/INR) und/oder Blutungen berichtet. Die Blutgerinnungswerte sollten daher bei Patienten, die mit Vitamin-K-Antagonisten behandelt werden, engmaschig kontrolliert werden. 4.6 Schwangerschaft und Stillzeit Schwangerschaft Untersuchungen zur Reproduktionstoxizität an Ratten und Kaninchen mit oraler und subkutaner Verabreichung ergaben keine Hinweise auf Beeinträchtigungen der Fertilität oder Schädigungen des Fetus durch Clindamycin, außer bei maternal-toxischen Dosen. Tierexperimentelle Studien zur Reproduktion sind nicht immer auf den Menschen übertragbar. 4 Clindamycin passiert beim Menschen die Plazenta-Schranke. Nach mehrfacher Gabe beträgt die Konzentration im Fruchtwasser etwa 30% jener im mütterlichen Blut. Klinische Studien an schwangeren Frauen ergaben keine erhöhte Häufigkeit von angeborenen Fehlbildungen bei systemischer Verabreichung von Clindamycin während des zweiten und dritten Trimesters der Schwangerschaft. Es liegen keine ausreichenden und gut kontrollierten Studien an schwangeren Frauen im ersten Trimester der Schwangerschaft vor. Clindamycin darf deshalb während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist unbedingt erforderlich. Stillzeit Oral und parenteral angewendetes Clindamycin wurde in der Muttermilch in Konzentrationen von 0,7 bis 3,8 µg/ml nachgewiesen. Wegen des Risikos für schwerwiegende Nebenwirkungen beim gestillten Säugling sollte Clindamycin in der Stillzeit nicht angewendet werden. Fertilität Fertilitätsstudien an Ratten nach oraler Clindamycingabe ergaben keine Auswirkungen auf die Fertilität oder Gebärfähigkeit. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen Clindamycin hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. 4.8 Nebenwirkungen In der nachfolgenden Tabelle sind die Nebenwirkungen nach Organklassen und Häufigkeiten aufgeführt, die in klinischen Studien und nach Markteinführung berichtet wurden. Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach absteigendem Schweregrad aufgeführt. Systemorgan klassen (MedDRA) Infektionen und parasitäre Erkrankungen Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystem s Erkrankungen des Immunsystem s Sehr häufig (≥ 1/10) Häufig (≥1/100, <1/10) Gelegentlich (≥1/1.000, <1/100) Selten (≥1/10.000, <1/1.000) Sehr selten (<1/10.000) Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar) Vaginalinfekti onen Agranulozytos e, Neutropenie, Leukopenie, Thrombozytop enie, Eosinophilie Anaphylaktoid e Reaktionen, Arzneimittel bedingter Hautausschlag mit Eosinophilie 5 Erkrankungen des Nervensystem s Erkrankungen des Gastrointestin altrakts Leber- und Gallenerkrank ungen Erkankungen der Haut und des Unterhautzell gewebes und systemischen Symptomen (DRESS Syndrom) Dysgeusie Bauchschm erzen, Diarrhoe, Pseudome mbranöse Kolitis (siehe Abschnitt 4.4) abweichen de Ergebnisse bei Leberfunkt ionstests Übelkeit, Erbrechen Ösophageale Ulcera, Ösophagitis Gelbsucht Makulopapulö ses Exanthem, Urtikaria Toxisch epidermale Nekrolyse, StevensJohnsonSyndrom, Akute Generalisierte exanthematöse Pustulose (AGEP), Erythema multiforme, Exfoliative Dermatitis, bullöse Dermatitis, Masernähnlich e Hautausschläg e, Juckreiz Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-KiesingerAllee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de anzuzeigen. 4.9 Überdosierung Es gibt kein spezifisches Antidot zu Clindamycin. Bei einer Überdosierung ist eine symptomatische Behandlung durchzuführen. Hämodialyse und Peritonealdialyse sind zur Entfernung von Clindamycin aus der Blutbahn nicht wirksam. 6 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Clindamycin ist ein halbsynthetisches Pyranosid. Pyranoside zeigen keine Verwandtschaft mit anderen bekannten Antibiotika. ATC-Code: J01FF01 Wirkungsweise Der Wirkungsmechanismus von Clindamycin beruht auf der Hemmung der Proteinbiosynthese durch Bindung an die 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms. Hieraus resultiert zumeist eine bakteriostatische Wirkung. Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers liegt. Resistenzmechanismen Eine Resistenz gegenüber Clindamycin kann auf folgenden Mechanismen beruhen: Die Resistenz bei Staphylokokken und Streptokokken beruht zumeist auf einem vermehrten Einbau von Methylgruppen in die 23S rRNS (sog. konstitutive MLS B -Resistenz), wodurch sich die Bindungsaffinität von Clindamycin zum Ribosom stark vermindert. Die Mehrzahl der Methicillin-resistenten S. aureus (MRSA) zeigen den konstitutiven MLS B Phänotyp und sind daher Clindamycin-resistent. Infektionen durch Makrolid-resistente Staphylokokken sollten auch bei nachgewiesener In-vitro-Empfindlichkeit nicht mit Clindamycin behandelt werden, da die Gefahr besteht, dass unter der Therapie Mutanten mit konstitutiver MLS B Resistenz selektiert werden. Bei Stämmen mit konstitutiver MLS B -Resistenz besteht eine vollständige Kreuzresistenz von Clindamycin mit Lincomycin, Makroliden (z. B. Azithromycin, Clarithromycin, Erythromycin, Roxithromycin, Spiramycin) sowie Streptogramin B. Grenzwerte Die Testung von Clindamycin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt: EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte Erreger Sensibel Resistent Staphylococcus spp. > 0,5 mg/l ≤ 0,25 mg/l Streptococcus spp. > 0,5 mg/l ≤ 0,5 mg/l (Gruppen A, B, C, G) Streptococcus pneumoniae > 0,5 mg/l ≤ 0,5 mg/l Streptokokken der „Viridans“> 0,5 mg/l ≤ 0,5 mg/l Gruppe Gram-negative Anaerobier > 4 mg/l ≤ 4 mg/l Gram-positive Anaerobier > 4 mg/l ≤ 4 mg/l Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation 7 die Wirksamkeit von Clindamycin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Clindamycin anzustreben. Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und –studien (Stand: Dezember 2013): Üblicherweise empfindliche Spezies Aerobe Gram-positive Mikroorganismen Actinomyces israelii° Staphylococcus aureus (Methicillin-sensibel) Streptococcus pyogenes Streptokokken der „Viridans“-Gruppe ° ^ Anaerobe Mikroorganismen Bacteroides spp. ° (außer B. fragilis) Clostridium perfringens ° Fusobacterium spp. ° Peptoniphilus spp. ° Peptostreptococcus spp. ° Prevotella spp. ° Propionibacterium spp. ° Veillonella spp. ° Andere Mikroorganismen Chlamydia trachomatis ° Chlamydophila pneumoniae ° Gardnerella vaginalis ° Mycoplasma hominis ° Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können Aerobe Gram-positive Mikroorganismen Staphylococcus aureus Staphylococcus aureus (Methicillin-resistent) + Staphylococcus epidermidis + Staphylococcus haemolyticus Staphylococcus hominis Staphylococcus agalactiae Streptococcus pneumoniae Aerobe Gram-negative Mikroorganismen Moraxella catarrhalis $ Anaerobe Mikroorganismen Bacteroides fragilis ° Von Natur aus resistente Spezies Aerobe Gram-positive Mikroorganismen Enterococcus spp. Listeria monocytogenes Aerobe Gram-negative Mikroorganismen Escherichia coli Haemophilus influenzae Klebsiella spp. Pseudomonas aeruginosa Anaerobe Mikroorganismen Clostridium difficile Andere Mikroorganismen 8 Mycoplasma pneumoniae Ureaplasma urealyticum ° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen. $ Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich. + In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%. ^ Sammelbezeichnung für eine heterogene Gruppe von Streptokokken-Spezies. Resistenzrate kann in Abhängigkeit von der vorliegenden Streptokokken-Spezies variieren. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Es muss zwischen den verwendeten Clindamycin-Derivaten nur bis zum Zeitpunkt der Resorption und Spaltung der Ester unterschieden werden. Danach ist im Organismus Clindamycin als freie Base (Wirkform) vorhanden. Die Ester sind als Prodrugs anzusehen. Clindamycinhydrochlorid wird nach oraler Gabe rasch und nahezu vollständig aus dem Magen-DarmTrakt resorbiert. Durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme wird die Resorption geringfügig verzögert. Maximale Serumkonzentrationen werden bei Nüchterngabe nach ca. 45 bis 60 Minuten, bei Einnahme nach einer Mahlzeit nach ca. 2 Stunden erreicht. Sie liegen nach einer einmaligen oralen Gabe von 150 mg bzw. 300 mg Clindamycin bei 1,9 bis 3,9 µg/ml bzw. 2,8 bis 3,4 µg/ml (nüchtern). Die Bindung des Clindamycins an Plasmaproteine ist konzentrationsabhängig und liegt im therapeutischen Bereich zwischen 60 und 94 %. Clindamycin ist gut gewebegängig, passiert die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über. Die Diffusion in den Liquorraum ist auch bei entzündeten Meningen unzureichend. Hohe Konzentrationen werden im Knochengewebe erreicht. Clindamycin wird überwiegend in der Leber abgebaut. Einige Metaboliten sind mikrobiologisch wirksam. Medikamente, die als Enzyminduktoren in der Leber wirken, verkürzen die mittlere Verweildauer des Clindamycins im Körper. Die Elimination von Clindamycin erfolgt zu etwa 2/3 mit den Fäzes und zu 1/3 mit dem Urin. Die Serumhalbwertzeit von Clindamycin beträgt ca. 3 Stunden bei Erwachsenen und ca. 2 Stunden bei Kindern. Bei eingeschränkter Nierenfunktion und mittlerer bis schwerer Leberinsuffizienz ist die Halbwertzeit verlängert. Clindamycin ist nicht dialysierbar. Bioverfügbarkeit Eine im Jahr 1997 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an 20 Probanden ergab bei einer Dosierung von 300 mg Clindamycin im Vergleich zum Referenzpräparat: Applikationsbedingungen: nüchtern Testpräparat Referenzpräparat __________________________________________________________________________________ maximale Plasmakonzentration 4,16 ± 1,44 4,06 ± 1,16 (Cmax[µg/ml]) Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration (tmax[h]) 0,78 ± 0,28 0,78 ± 0,34 9 Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve 13,37 ± 5,13 13,83 ± 4,67 (AUC 0-∞ [µg/ml x h]) __________________________________________________________________________________ Angabe der Werte als Mittelwerte und Streubreite. Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem KonzentrationsZeit-Diagramm: 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Akute Toxizität Untersuchungen zur akuten Toxizität von Clindamycin und dessen Salzen an verschiedenen Tierspezies haben LD 50 -Werte im Bereich von 1800 bis 2620 mg/kg Körpergewicht (KG) nach oraler Gabe und zwischen 245 und 820 mg/kg KG nach intravenöser Gabe ergeben. Das Vergiftungsbild zeigte eine stark verminderte Aktivität der Tiere sowie Konvulsionen. Chronische Toxizität Die wiederholte Gabe von Clindamycinphosphat über 6 Tage an Ratten (subkutane Applikation) und an Hunde (intravenöse und intramuskuläre Applikation) verursachte keine systemischen toxischen Effekte. Nach Applikation von Clindamycinphosphat über 1 Monat an Ratten (s.c.) und Hunde (i.m. und i.v.) konnten ebenfalls keine substanzbedingten Einflüsse auf die Körpergewichtsentwicklung, auf klinisch-chemische und hämatologische Parameter sowie auf die Organhistopathologie festgestellt werden. Bei Hunden wurden nach intramuskulärer Gabe von 30 bis 90 mg/kg KG täglich Erhöhungen der SGOT und SGPT sowie ein leichter dosisabhängiger Anstieg des relativen Lebergewichts ohne Hinweis auf morphologische Veränderungen festgestellt. Lokale Reaktionen um die Injektionsstelle (Entzündungen, Hämorrhagien und Gewebeschäden) wurden bei intramuskulärer und subkutaner Applikation beobachtet, wobei die Konzentration der applizierten Lösung die maximal therapeutisch zulässige Konzentration weit überstieg. Mutagenes und tumorerzeugendes Potenzial In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen zur Mutagenität von Clindamycin ergaben keine Hinweise auf ein mutagenes Potenzial. 10 Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potenzial von Clindamycin wurden nicht durchgeführt. Reproduktionstoxizität Untersuchungen mit Clindamycin an Ratten und Mäusen ergaben keine Hinweise auf Fertilitätsstörungen oder embryo-fetotoxische Eigenschaften. Eine größere Studie an Schwangeren, bei der auch ca. 650 im ersten Trimester der Schwangerschaft exponierte Neugeborene untersucht wurden, zeigte keine erhöhten Fehlbildungsraten. Clindamycin wurde im Nabelschnurblut mit ca. 50 % der maternalen Serumkonzentration gemessen. Es ist davon auszugehen, dass im Fetus therapeutische Konzentrationen erreicht werden können. Der Übergang in die Muttermilch ist nachgewiesen; die Konzentrationen betrugen bis zu 4 µg/ml nach maternalen Dosen von 600 mg und bis zu 2 µg/ml nach Dosen von 300 mg. Bis auf einen einzelnen Fallbericht sind bisher keine Anzeichen für unerwünschte Wirkungen auf gestillte Säuglinge bekannt geworden. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile Kapselinhalt: Lactose-Monohydrat Maisstärke Talkum Magnesiumstearat (Ph.Eur.) Kapselhülle: Gelatine Farbstoffe: Titandioxid (E171), Indigocarmin (E132), Eisenoxid gelb (E172), Eisenoxid schwarz (E172). 6.2 Inkompatibilitäten Nicht zutreffend. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 4 Jahre 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung Nicht über 30 °C lagern. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses Packungen mit 12, 30, 60 Hartkapseln Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht. 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung Keine besonderen Anforderungen. 11 Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen. 7. INHABER DER ZULASSUNG mibe GmbH Arzneimittel Münchener Straße 15 06796 Brehna Tel.: 034954/247-0 Fax: 034954/247-100 8. ZULASSUNGSNUMMER 42245.01.00 9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 21. September 1998/14. Oktober 2003 10. STAND DER INFORMATION 10.2014 11. VERKAUFSABGRENZUNG Verschreibungspflichtig