IT-Kompaktkurs Datenbanken Skript zur Folge 11 LB Horst

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Fachhochschule
Deggendorf
IT-Kompaktkurs
Datenbanken
Skript zur Folge 11
LB Horst Kunhardt
Fachhochschule Deggendorf
Horst Kunhardt, FH-Deggendorf
Datenbanken
Einleitung:
Die Auswahl eines DBMS (Datenbank-Managementsystem) ist heute für Unternehmen zu einer
strategischen Entscheidung geworden. DBMS verwalten Datenbanken und gewährleisten einen
hochverfügbaren und sicheren Zugriff auf unternehmensweite Daten.
Vergleichskriterien für DBMS können aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Faktoren
bestehen. Neben reinen Preis/Leistungszahlen, wie Lizenzpreise, Anzahl von sog. Concurrent
Users oder Campus-Lizenzierung sollen im Folgenden technische Vergleichskriterien vorgestellt werden. Dazu gehören u.a. Anforderungen an die Skalierbarkeit, d.h. die Anpassung des
DBMS an zukünftige Erweiterungen, die Administration, d.h. Planung und Erstellung von
Datenbanken, Verwaltung der zugrundeliegenden physikalischen Strukturen, Sichern und
Wiederherstellen von Datenbanken, die Verwaltung der Zugriffssicherheit, sowie die Optimierung der Datenbanken. Abschließend werden Benchmarks betrachtet, die kommerzielle
DBMS aufgrund definierter Testszenarien vergleichen und einen Anhaltspunkt über die
Leistungsfähigkeit von DBMS geben.
Die Fähigkeit eines EDV-Systems Informationen effizient und sicher aus einer Menge von
Datenbanken mit unterschiedlichen Formaten zu extrahieren und als Basis für betriebliche Entscheidungsprozesse zur Verfügung zu stellen ist für den Unternehmenserfolg von entscheidender Bedeutung. Angeführt seien hier Begriffe wie z.B. Data Warehouse oder Management
Information Systeme.
Um auf Unterschiede zwischen den verschiedenen Systemen der unterschiedlichen Hersteller
einzugehen muß zunächst die Aufgabe eines relationalen Datenbankmanagementsystems
(RDBMS) bekannt sein:
„Über definierte Schnittstellen werden Daten, deren Definition ebenfalls mit den
Mitteln des RDBMS erfolgt, mittels der Standard-Datenbanksprache SQL im
Mehrbenutzerbetrieb geschrieben und gelesen, so dass die Konsistenz in Bezug auf
Transaktionen sowie die Wiederherstellbarkeit in Fehlerfällen garantiert wird.“1
Im Folgenden wird der Begriff RDBMS gleichbedeutend mit DBMS verwendet.
DBMS gibt es seit vielen Jahren. So wurde z.B. von der Firma Oracle 1979 ein erstes
relationales SQL-Datenbanksystem vorgestellt, das seitdem in unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Ausprägungen weiterentwickelt wurde. Einige Firmen behaupteten sich im Markt,
während andere Systeme verdrängt wurden.
(siehe Folie 2: Überblick DBMS)
Aus der großen Menge der in der Praxis eingesetzten DBMS sollen stellvertretend für den
Bereich der Desktop-Datenbanksysteme Microsoft Access und für den Bereich der ClientServer-Datenbanksysteme Microsoft SQL Server und Oracle ausgewählt werden. Während die
erstgenannten Produkte nur unter den Betriebssystemen von Microsoft laufen, kann Oracle auf
Windows NT-Systemen und auf UNIX-Systemen eingesetzt werden.
(siehe Folie 3: Betrachtete DBMS)
1
Hermann Uwe, Lenz Dirk, Unbescheid Günter: “Oracle 8 für den DBA”, Addison-Wesley, 1998, S. 21
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Datenbanken
Anforderungen:
Um einen Vergleich von DBMS anstellen zu können, sollen zunächst die Anforderungen an
diese Systeme näher untersucht werden. Die folgenden Überlegungen können bei der Auswahl
eines DBMS angestellt werden:
- Anzahl und Umfang der mit dem DBMS zu verwaltenden Datensätze und das erwartete
Wachstum
- vorhandene oder geplante EDV-Infrastruktur (Netzwerk, Server, Betriebssysteme,
bereits vorhandene DBMS)
- verfügbares Personal (Administratoren)
- verfügbares EDV-Budget für einmalige Investition und laufende Investitionen
- Lizenzpreise
- Wechsel von Datenbeständen auf andere DBMS
- Investitionsschutz
- Anzahl von gleichzeitigen Benutzern
(siehe Folie 4: Anforderungen)
Vergleichskriterien:
Aus diesen unterschiedlichsten Anforderungen an ein DBMS ergeben sich Kriterien anhand
derer kommerzielle DBMS verglichen werden können. Hier kann eine Unterteilung nach
wirtschaftlichen Gesichtspunkten, wie z.B. Preis/Leistungsverhältnis und
technischen
Gesichtspunkten, wie z.B. Skalierbarkeit, Administration, Systemarchitektur und Sicherheit
getroffen werden.
(siehe Folie 5: Vergleichskriterien)
Im Folgenden werden die Vergleichskriterien und spezifischen Leistungsdaten der hier
betrachteten Datenbanken vorgestellt.
Skalierbarkeit:
Aus der Abschätzung über die Anzahl, den Aufbau und den Umfang der zu verwaltenden
Datensätze, sowie die Anzahl der gleichzeitigen Zugriffe auf eine Datenbank kann schon eine
gewisse Vorauswahl getroffen werden. Während MS Access aufgrund der Systemarchitektur
eine Begrenzung in der maximalen Größe einer Datenbank bei 2 GB und bei der Anzahl
gleichzeitiger Benutzer bei 255 hat, gelten diese Begrenzungen für die „großen“ DBMS, wie
z.B. MS SQL Server oder Oracle nicht. „Große“ DBMS erlauben eine Datenbankgröße, die in
Terabytes gemessen werden kann. Die Einschränkung besteht heute nur noch darin, wie viel
Zeit für das Sichern, die Wiederherstellung und die Reorganisation der Datenbanken
veranschlagt werden muß. Ein wesentliches Merkmal für ein DBMS ist also die
Skalierbarkeit, d.h. die Möglichkeit der Anpassung eines DBMS an sich ändernde Benutzerund Transaktionslasten.
(siehe Folie 6: Begriff Skalierbarkeit)
Skalierbarkeit beschreibt folgende Arten von Systemänderungen:
- Vergrößerung von Datenbanken
- wachsende Anzahl von Benutzern und Netzwerklast
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-
Datenbanken
zunehmende Transaktionslast
steigende Anforderungen bei Anwendungen durch neue Programmiertechniken
wachsende Anzahl von Servern
Skalierbare Systeme lösen das limitierende Größenproblem, indem sie die Möglichkeit bieten,
das Netzwerk, die Serversysteme, die Datenbank und die Anwendungen durch das Hinzufügen
von zusätzlicher Hardware zu erweitern.
Man unterscheidet bei der Skalierbarkeit eines Systems zwischen
- Abwärtsskalierung
- Aufwärtsskalierung durch Wechsel auf leistungsfähigere Systeme
- Ausskalierung durch Hinzufügen von Knoten zu einem Clustersystem
(siehe Folie 7: Begrenzungen)
MS-Access 2000 hat beispielweise folgende Begrenzungen, die aufgrund der Systemarchitektur
nicht erweitert werden können:
Maximale Größe einer MDB-Datenbank
Anzahl gleichzeitiger Benutzer
Anzahl der geöffneten Tabellen
Maximale Größe einer Tabelle
Anzahl der Felder in einer Tabelle
Anzahl der Indizes in einer Tabelle
2 GB
255
1024
1 GB
255
32
MS SQL Server 2000 hat über MS Access 2000 weit hinausgehende theoretische
Begrenzungen, die von der verwendeten Hardware abhängig sind.
Maximale Größe einer Datenbank
Anzahl gleichzeitiger Benutzer
mehrere TB
abh. vom
Serversystem
Oracle 8 kann in Bezug auf Begrenzungen mit dem MS SQL Server 2000 verglichen werden.
Maximale Größe einer Datenbank
Anzahl gleichzeitiger Benutzer
mehrere TB
abh. vom
Serversystem
Während MS Access 2000 aufgrund des Systemaufbaus nicht skaliert werden kann, kann der
MS SQL Server und Oracle durch zusätzlich Hardware sehr nahe an die theoretischen Grenzen
gehen.
Datenzugriff:
Aufgrund der zunehmenden Integration und die Anforderung nach Zugriffsmöglichkeiten aus
Office-Anwendungen, wie z.B. WORD oder EXCEL heraus, stellt sich die Forderung einer
einheitlichen Schnittstelle für den Datenzugriff von einer Anwendung auf eine Datenbank.
Dieser Mechanismus wird über ODBC bzw. das neuere OLE DB bereitgestellt.
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Datenbanken
(siehe Folie 8: Zugriff)
Über ODBC-Treiber, die von den Herstellern Microsoft oder Oracle geliefert werden, ist der
Zugriff auf relationale Datenbanken und tabellenartige Strukturen aus Anwendungen heraus
möglich. Eine Erweiterung gegenüber ODBC stellt OLE DB dar. Während ODBC auf den
Zugriff auf relationale Datenbanken beschränkt ist, erlaubt OLE DB den Zugriff auf Daten aus
einer beliebigen Datenquelle. Über ODBC-Treiber ist also der Zugriff auf Daten aus MS
Access, MS SQL Server und Oracle möglich.
Migration:
Um auf sich ändernde Anforderungen flexibel reagieren zu können, müssen DBMS die
Möglichkeit der Migration, d.h. des Wechsels von Datenbanken auf leistungsfähigere
Versionen bzw. andere DBMS bieten.
(siehe Folie 9: Migration)
MS Access bietet mit dem Upsizing-Assistenten die Möglichkeit, eine vorhandene AccessDatenbank zu einem Access-Projekt umzuformen. Dabei werden Tabellen und Abfragen in
eine SQL-Server Datenbank kopiert. Grundsätzlich ist auch eine Migration von Oracle nach
MS SQL Server und umgekehrt möglich. Dies erfordert aber eine genaue Planung und
Kenntnis der Unterschiede.
Bei jeder Migration sind also unterschiedliche Aspekte der Systemarchitektur zu beachten. So
bestehen z.B. Unterschiede in der Bezeichnung der Datentypen zwischen MS Access und MS
SQL-Server. Während Datentypen beim SQL-Server auf die Programmiersprache C bezogen
sind, basieren die Datentypen bei Access auf Visual Basic.
(siehe Folie 10: Datentypen Access/SQL Server)
Access
Text
Memo
Byte
Integer
Long Integer
Double
SQL-Server
Varchar
Text
Smallint
Smallint
Int
Float
Ähnliche Unterschiede in den Bezeichnungen und Begrenzungen ergeben sich bei der
Migration von Datenbanken zwischen MS SQL-Server und Oracle. Neben unterschiedlichen
Bezeichnungen für die Datentypen sind auch unterschiedliche Größen bei den Datentypen zu
beachten.
(siehe Folie 11: Datentypen SQL Server/Oracle)
SQL-Server
IMAGE, Limit 2 GB
Float
Oracle
BLOB, Limit 4 GB
Decimal
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Datenbanken
Unterschiede zwischen den verschiedenen Systemen ergeben sich auch in Bezug auf
Implementierung der Standard-Datenbanksprache SQL:
Access
SQL-92
SQL-Server
Transact-SQL
Oracle
PL/SQL
(siehe Folie 12: Unterschiede SQL)
Administration:
Für den Administrator einer Datenbank sind andere Kriterien, als die oben genannten
Unterschiede bei den Datentypen, deren Kenntnis z.B. für den Anwendungsentwickler von
Bedeutung sind, wichtig.
Ein wesentliches Kriterium für die Verfügbarkeit und Erweiterbarkeit eines DBMS liegt in der
Administration des Systems.
Der Datenbankadministrator hat folgende Aufgaben:
-
Installation des DBMS
Konfiguration der Server und Clients
Erstellung der Datenbanken
Umsetzung der Berechtigungen
Datentransfer (d.h. Import und Export von Daten)
Sichern und Wiederherstellen einer Datenbank
Überwachung der Systemauslastung und Reaktion auf bestimmte Alarme
Behebung von Systemproblemen
Für diese Tätigkeiten braucht ein Datenbankadministrator Unterstützung durch entsprechende
Hilfsmittel der DBMS.
Für einen Datenbankadministrator ist das zugrundeliegende Serverbetriebssystem von großer
Bedeutung. Während MS-Access und MS-SQL-Server nur auf Microsoft-Betriebssystemen
laufen, kann eine Oracle-Datenbank auf Windows NT Server bzw. Windows 2000 Server oder
auch unter UNIX ablaufen. Die Wahl des Serverbetriebssystems wirkt sich neben der Stabilität
des DBMS auch auf das Preis/Leistungsverhältnis aus. In diese Rechnung gehen Überlegungen
wie z.B. Lizenzierungskosten, Zugriff auf bereits im Serverbetriebssystem angelegte Benutzer
aus MS-SQL-Server heraus oder Verfügbarkeit von Datensicherungssoftware ein.
Die meisten kommerziellen DBMS verfügen heute über eine graphische Benutzeroberfläche
zur Administration. Während bei MS Access bestimmte Dienstprogramme in die Anwendung
integriert sind, gibt es beim MS SQL-Server bzw. bei Oracle Dienstprogramme wie den
Enterprise Manager bzw. den Oracle Enterprise Manager. Diese graphischen Werkzeuge
erlauben es dem Datenbankadministrator Datenbanken bzw. Instanzen zu erzeugen und zu
bearbeiten, sowie Benutzer anzulegen und bestimmten Rollen zuzuordnen. Dienstprogramme
für das Starten und Anhalten von Datenbanken, oder für die Sicherung und Restaurierung von
Datenbanken, sowie Tools zur Darstellung der Systemauslastung, sollten ebenfalls vorhanden
sein.
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Datenbanken
(siehe Folie 13: Administration von MS Access)
Während die Administrationsmöglichkeiten bei MS Access begrenzt sind auf die
grundlegenden Arbeiten, wie z.B. Reorganisation einer Datenbank oder Vergabe von
Zugriffsbeschränkungen auf Tabellen, kann bei den „großen“ Datenbanksystemen auf viele
Parameter einer Datenbank zugegriffen werden. Dazu werden umfangreiche Hilfsmittel, wie
z.B. Anzeige der momentanen Auslastung einer Datenbank oder Anzeige der Größe der
Datenbanken angeboten.
(siehe Folie 14: Administration von MS SQL-Server)
(siehe Folie 15: Administration von Oracle)
Architektur:
Leider gibt es bei den verschiedenen Herstellern von DBMS eine unterschiedliche
Terminologie. So besteht z.B. eine Oracle-Datenbank aus der kompletten Umgebung. Dies
beinhaltet:
-
Oracle Datenbank-Prozesse und Pufferbereiche (Instanzen)
System-Tablespace, d.h. das Schema der Datenbank
Tablespaces die vom Datenbankadministrator definiert wurden
Redo-Log-Dateien
andere Dateien (Control Files, Init.ora)
Eine
MS-SQL-Server
Datenbank
besteht
aus
Daten,
Anwendungen
und
Sicherheitsmechanismen, die mit einem Tablespace bei Oracle vergleichbar sind. Mit der
Installation eines MS-SQL-Servers werden standardmäßig folgende System-Datenbanken
installiert:
- Master-Datenbank zur Verwaltung von Systeminformationen über den SQL-Server,
wie z.B. Anmeldeinformationen oder Systemkonfiguration
- Model-Datenbank als Vorlage für alle neuangelegten Datenbanken
- tempdb-Datenbank zur Zwischenspeicherung bei Sortieroperationen
- msdb-Datenbank zur Zeitsteuerung von Alarmen oder Jobs
- Beispieldatenbanken
(siehe Folie 16: Architektur SLQ-Server/Oracle)
MS-SQL-Server und Oracle-Datenbanken bestehen u.a. aus externen Dateien, die
physikalischen Plattenplatz belegen und als Dateien auf Betriebssystemebene sichtbar sind.
Während bei einer Oracle-Datenbank ein Tablespace einer Datei fest zugeordnet ist, kann beim
MS-SQL-Server eine Datenbank auf mehrere Dateien abgebildet werden, was eine gewisse
Flexibilität bietet.
(siehe Folie 17: Dateistruktur)
Die kleinste Bearbeitungseinheit für alle DBMS ist ein Datenbank-Block, d.h. alle
Datenbankinhalte sind in Blockstruktur gespeichert. Leider gibt es auch hier bei den
verschiedenen Herstellern von DBMS unterschiedliche Bezeichnungen. Während Oracle von
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Datenbanken
einem Block spricht, der im Bereich zwischen 512 bis 8192 Bytes liegen kann, bezeichnet
Microsoft dies als Page (Seite), die beim MS SQL Server 6.5 eine feste Größe von 2048 Bytes
und beim MS SQL Server 2000 eine feste Größe von 8192 Bytes hat. Wenn eine Datenbank
einmal angelegt ist, kann die Block- oder Pagegröße nicht mehr verändert werden und gilt für
die gesamte Datenbank. Datendateien der Datenbank bestehen also immer aus einem
Vielfachen der Datenbank-Blockgröße. Eine veränderbare Blockgröße erlaubt eine größere
Flexibiltät beim Anlegen einer Datenbank im Hinblick auf unterschiedliche Anforderungen von
Anwendungen, Hardware und Betriebssystem.
DBMS müssen eine sichere Möglichkeit zur Speicherung, Verwaltung und den Zugriff auf
Daten ermöglichen. Das Transaktionskonzept erlaubt es, Änderungen an den Daten als
Transaktionseinheit entweder zu bestätigen (commit) oder bei Auftreten eines Fehlers wieder
zurückzunehmen (rollback). DBMS enthalten ein physikalisches Transaktionsprotokoll, das
alle Änderungen an Datenbank-Blöcken protokolliert. Im Fehlerfall werden logische
Änderungen an der Datenbank durch Wiederholen der Blockänderungen wiederhergestellt.
Dies ist eine grundlegende Eigenschaft der „großen“ DBMS und wird von MS-Access nicht
erfüllt. Neben diesen Redo-Log-Dateien gibt es bei Oracle noch weitere Dateien mit speziellen
Aufgaben wie z.B. die Control-Dateien, die neben Zeitstempeln die physikalische Struktur der
Datenbank, d.h. Namen und Größen aller Datendateien enthalten. Somit übernimmt im Falle
der Wiederherstellung einer Datenbank die Control-Datei eine zentrale Rolle.
Eine ähnliche Struktur gibt es auch beim MS-SQL-Server, die entsprechenden Dateien heißen
hier Transaction-Logs.
(siehe Folie 18: Sicherheit/Transaktionen)
Sicherheit:
Im Bezug auf Sicherheit basiert MS-SQL Server, MS-Access und Oracle auf dem Konzept von
Benutzern und Gruppen von Benutzern mit bestimmten Rollen. MS-SQL-Server kann in zwei
Sicherheits-Modi arbeiten:
- mit Windows NT Authentifizierung
- im sog. Mixed Mode, d.h. Windows NT Authentifizierung und SQL-Server
Authentifzierung
So erlaubt MS-Access z.B. die Zugriffssteuerung von Benutzern und Gruppen von Benutzern
über den sog. Workgroup-Administrator (wrkgadm.exe).
(siehe Folie 19: Benutzer/Gruppen in Access)
Während Informationen über Benutzer und Gruppen von Benutzern in einer separaten Datei,
der mdw-Datei abgelegt sind, werden Rechte auf verschiedene Access-Objekte, wie z.B.
Tabellen, Abfragen oder Formulare, in der Access-Datenbank (mdb-Datei) gespeichert. Dieser
Umstand der Aufteilung auf zwei Dateien muß bei einem Wechsel der Access-Datenbank auf
einen anderen PC beachtet werden.
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Datenbanken
Bei den „großen“ DBMS werden Informationen über Berechtigungen, Benutzer und
Gruppenzugehörigkeiten in der Datenbank gespeichert.
(siehe Folie 20: Benutzer/Gruppen in SQL-Server)
(siehe Folie 21: Benutzer/Gruppen in Oracle)
Benchmarks:
Bei den “großen” DBMS spielt die Leistungsfähigkeit oder auch Performance bei Vergleichen
eine große Rolle. Eine amerikanische Institution, das Transaction Processing Performance
Council (TPC)2 beschäftigt sich damit, Leistungstests (Benchmarks) zu definieren, die einen
Vergleich der verschiedenen Systeme erlauben. Mitglied des TPC sind alle führenden
Datenbankhersteller. So stellt beispielsweise der TPC-C Benchmark eine Mischung aus Leseund Update-Transaktionen dar, welche die Arbeit in einer komplexen OLTP-Umgebung
simulieren sollen. Die Performance-Maßzahlen aus dem TPC-C Benchmark geben die
Anforderungen/Minute als Transactions-per-minute-C (tpmC) wieder. Die tpmC werden
preisbezogen als price-per-tpmC mit den Informationen auf welcher Datenbank und auf
welchem Serversystem der Benchmark gelaufen ist auf der Website von TPC veröffentlicht.
Einen Auszug aus der Benchmarkliste zeigt folgende Folie:
(siehe Folie 22: Benchmarks)
Es zeigt sich, dass in Bezug auf die Geschwindigkeit bei der Ausführung von Transaktionen
und im Preis/Leistungsverhältnis für diesen speziellen Leistungstest der MS SQL Server 2000
vorne liegt. Diese regelmäßig veröffentlichten Benchmarks geben gewissenmaßen die obere
Leistungsgrenze der DBMS an. Vergleichbar der Höchstgeschwindigkeit bei einem Auto. Die
Angabe der Höchstgeschwindigkeit bei einem Auto sagt aber z.B. nichts über Kriterien wie die
Stabilität, die Häufigkeit von Ausfällen bzw. die Zuverlässigkeit aus.
Zusammenfassung:
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass es eine grundsätzliche Unterscheidung
zwischen den sog. „kleinen“ Datenbanksystemen, die für den Einsatz auf Einzelplatzcomputern
oder in kleinen Netzwerken mit limitierter Datenbankgröße und einer begrenzten Anzahl von
Benutzern der Datenbank und den sog. „großen“ Datenbanksystemen gibt, für die diese
Begrenzungen durch Skalierbarkeit sehr weit nach oben verschoben werden können.
Obwohl beide DBMS über ähnliche Funktionen verfügen, haben Untersuchungen3 gezeigt, dass
mit Oracle größere Datenbanken (im Schnitt 19 GB) als mit MS SQL-Server (im Schnitt 5 GB)
verwaltet werden. Zudem laufen viele der großen Datenbanken auf UNIX-Servern unter
Oracle, die nach der Erfahrung vieler Administratoren stabiler laufen.
Die Wahl des „richtigen“ DBMS ist bei der heutigen Leistungsdichte der „großen“ DBMS wie
z.B. MS SQL 2000 oder Oracle 8 bzw. die neuere Version 9 schon zu einer „philosophischen“
Frage geworden.
2
3
Ergebnisse finden sich auf http://www.tpc.org
IDC, International Data Corporation
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Datenbanken
Auf jeden Fall sollte bei einem Auswahlprozeß die Erfahrung der Systemadministratoren mit
den verschiedenen Serverbetriebssystemen NT und UNIX miteinbezogen werden. Allgemein
gilt ein Windows NT System als leichter administrierbar wie ein UNIX-System. In Bezug auf
die Stabilität wird dagegen UNIX meistens gegenüber Windows NT der Vorzug gegeben.
Ein nicht zu unterschätzender Punkt sind die Lizenzkosten der unterschiedlichen DBMS und
die Kosten für die Betriebssystemlizenzen, sowie die Mitlieferung von Tools im
Standardlieferumfang. Hier schneidet der MS SQL Server besser ab.
Aufgrund der großen Verbreitung von Microsoft-Systemen kann auch auf ein größeres
Potential von Datenbank-Entwicklern zurückgegriffen werden. Dies bringt ein deutliche
Kostenersparnis bei der Anwendungsentwicklung für MS SQL Server.
Die eben angestellten Überlegungen gelten maßgeblich für Systemumgebungen mit ca. 1004
gleichzeitigen Benutzern eines DBMS. Bei größeren Benutzerzahlen und Datenbankgrößen
verschiebt sich der Schwerpunkt deutlich zu Oracle.
(siehe Folie 23: Übersicht anhand DB-Größe)
Der heiß umkämpfte Markt der Datenbanken wird also auch in Zukunft noch einige
Überraschungen bringen. Inwieweit hier Objektorientierte Datenbanksysteme, das sind
Systeme welche die Datenmodellierung in Form von Objekten unterstützen, die Marktposition
der bisher in dieser Sendereihe vorgestellten relationalen Datenbanksysteme gefährden können
ist Thema der nächsten Folgen.
Literatur:
-
Hermann Uwe, Lenz, Dierk, Unbescheid Günter: „Oracle8 für den DBA“, AddisonWesley, 1998
„Migrating Oracle Databases to MS SQL Server 7.0“, MSDN, Dez. 2000
“Accessing Heterogeneous Data with MS SQL Server 7.0”, MSDN, Dez. 2000
“Implementation Details”, MSDN, Dez. 2000
“MS SQL Server and Oracle 7 Cost-to-Use for under 50 Concurrent Users”, Microsoft
Technical Information, Dez. 2000
http://www.tpc.com
http://www.microsoft.com
http://www.oracle.com
4
MS SQL Server and Oracle 7 Cost-to-Use for Under 50 Concurrent Users, Microsoft Tec. Information, Dec.
2000
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