Strategische Stossrichtungen zur Modernisierung von Infrastrukturnetzen Dr. Hans Werder Generalsekretär Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Alpbacher Technologie-Gespräche 2009 Übersicht 1. Infrastrukturen als Schlüsselfaktor für die nachhaltige Entwicklung 2. Wesentliche Herausforderungen der Zukunft 3. Strategien zur Modernisierung der Infrastrukturen • Technologische Modernisierung • Gezielter Einbau von Wettbewerbs­ elementen • Stärkere Verursacher- und Nutzer­ finanzierung 2 1. Infrastrukturen als Schlüsselfaktor der nachhaltigen Entwicklung Die Leistungsfähigkeit und Effizienz der Infrastrukturnetze entscheidet wesentlich über: • den Wohlstand und die Lebensqualität der Bevölkerung • die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft • die ökologischen Belastungen und den Ressourcenverbrauch Bericht „Zukunft der Nationalen Infrastrukturnetze in der Schweiz“ Analyse der bestehenden Infrastrukturnetze und ihrer Lücken Zukünftige Entwicklungstrends und Herausforderungen Leitlinien des Bundesrates für die künftige Infrastrukturpolitik 3 2. Wesentliche Herausforderungen der Zukunft Die grossen Infrastrukturnetze im Verkehrs­ und Energiebereich stehen vor 3 grossen Herausforderungen: 1) Verbesserung der ökologischen Effizienz Reduktion von Umweltbelastungen und Ressourcenverbrauch 2) Genügend Kapazitäten für eine wachsende und globale Wirtschaft 3) Längerfristig verlässliche Finanzierung 4 3. Strategien zur Modernisierung der Infrastrukturen 3 strategische Stossrichtungen, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen: 1) Technologische Modernisierung der Infrastrukturnetze 2) Gezielter Einbau von Wettbewerbs­ elementen 3) Stärkere Verursacher- und Nutzer­ finanzierung Die 3 strategischen Stossrichtungen müssen eng miteinander verknüpft werden und bedingen sich wechselseitig. 5 1) Technologische Modernisierung der Infrastrukturnetze • Grosses Potential für die Bewältigung der ökologischen und ökonomischen Herausforderungen • Besonders wichtig Integration moderner Informatik und Telekommuni­ kation in die physischen Infrastrukturen Beispiele: • ETCS bei Eisenbahnen • Verkehrsmanagement und Road Pricing auf der Strasse • Moderne Flugsicherungssysteme • „Smart Grids“ bei der Elektrizität 6 Potential moderner Technologien: ¾ höhere Leistungsfähigkeit und zusätzliche Kapazitäten ¾ höhere ökonomische Effizienz im Betrieb ¾ höhere ökologische Effizienz ¾ höhere Sicherheit ¾ ermöglicht Einbau von Wettbewerbs­ elementen ¾ ermöglicht Nachfragesteuerung und Nutzerfinanzierung ¾ ermöglicht Verknüpfung verschiedener Infrastrukturnetze Informatik und Telekommunikation ermöglichen die „Intelligente Infrastruktur“ 7 Probleme und Hindernisse: Probleme: Weniger fehlende Innovation als konkrete Umsetzung Beispiele: • Einführung ETCS in Europa • Einführung LKW-Maut in Deutschland • Neue Post-Paketzentren Schweiz • Neue Neigezüge Alpentransit Komplexität, Abhängigkeiten und Risiken steigen massiv Wenn diese höhere Komplexität nicht beherrscht wird, drohen - im besten Fall: Pannen bei der Einführung - im schlimmsten Fall: Nicht funktionierende Infrastrukturen 8 Provisorische Lehren: • Europaweite Interoperabilität; rechtzeitige Standardisierung durch die EU • „Innovationsmanagement“: schrittweise Einführung, Beherrschung der Risiken, Schaffung von Redundanzen usw. • Steuerung durch die oberste Leitung der Infrastrukturbetreiber die Einführung von grossen Innovationen kann weder der Industrie noch den Informatik-Fachleuten überlassen werden • Verantwortung der Industrie für die Funktionsfähigkeit ihrer Produkte! 9 2) Gezielter Einbau von Wettbewerbselementen • Wettbewerb: höhere Effizienz und Kundenfreundlichkeit; mehr Innovation • Infrastrukturmärkte sind allerdings ökonomisch und technisch komplex: die Einführung von Wettbewerb ist alles andere als trivial! verhängnisvolle Fehler möglich 10 Was bedeutet Wettbewerb? • Grosse Unterschiede zwischen den verschiedenen Infrastruktursektoren • Vielfältige Formen des Wettbewerbs: Infrastrukturwettbewerb, regulierter Zugang, Ausschreibungen, potentieller Wettbewerb, Bench Mark usw. sorgfältiger und gezielter Einbau von Wettbewerbselementen notwendig letzte Verantwortung bleibt immer beim Staat 11 3) Stärkere Verursacher- und Nutzerfinanzierung Substanzerhaltung, Modernisierung und gezielte Kapazitätserweiterung der nationalen Infrastrukturen: 100 – 200 Mia. € bis 2030 OECD-Studie: drohender „Infrastructure Gap“ Verkehrszusammenbrüche, Stromausfälle, Versorgungsengpässe gravierende volkswirtschaftliche Schäden Zentrale Herausforderung: verlässliche längerfristige Finanzierung der Infrastrukturen 12 Unterschiedliche Lösungen für: • Privat finanzierte Infrastrukturen: staatliche Rahmenbedingungen für private Investitionen • Öffentlich finanzierte Infrastrukturen: längerfristig verlässliche Finanzierungssysteme 13 Schwachstellen des heutigen Finanzierungs­ systems: (am Beispiel der Schweiz) • zu wenig ökologische Anreize • zu wenig ökonomische Anreize • keine Nachfragesteuerung • Steuersubstrat (Mineralöl) geht aus • zu starke Abhängigkeit vom Staatshaushalt Fazit: neues Finanzierungssystem notwendig 14 Skizze für ein „Mobility Pricing“: • Verkehrsteilnehmer bezahlen mehr und entlasten dadurch die Steuerzahler • Erhebung erfolgt vollständig elektronisch • Bezahlt wird pro zurückgelegte Strecke (Variabilisierung der Fixkosten) • Preis variiert nach den ökologischen Auswirkungen (Internalisierung der externen Kosten) • Preis variiert nach der Verkehrsnachfrage (Nachfragesteuerung) • Einnahmen: Verwendung für Erhaltung und Modernisierung der Verkehrs­ infrastruktur 15 Ziele des „Mobility Pricing“: Steigerung der ökologischen Effizienz Steigerung der ökonomischen Effizienz längerfristig verlässliche Finanzierung 16