„Von der konventionellen Gebäudesanierung zur integralen Quartiersmodernisierung“ BDA-Symposium zur energetischen Sanierung am 28.02.2013 in Hannover 1 1,6 Milliarden Euro Investitionen von 2012 – 2017 für Neubau von Eigentums- und Mietwohnungen für Modernisierungen im Bestand für Bauträgermaßnahmen Energieeffizienz beim Neubau und Sanieren Was verstehen wir darunter ? Schutz der Erdatmosphäre ! Wenn möglich - CO2-Autarkie ! Bauen ohne aktive Heizungssysteme ! Wohnen mit einer nie gekannten Behaglichkeit ! Reduktion der Heizendenergie ! Einsatz von Techniken für regenerative Energien ! Vermeidung von energieintensiven Baustoffen ! Die Projektpartner Ausgangslage Ausgangslage Typische Siedlungsstruktur der späten 70er Jahre Viele Grün- und Erholungsflächen Grundschule, Kindergarten, U-Bahn-Anschluss in unmittelbarer Nähe Etwa 2000 Menschen in 600 Wohnungen (Großteils mit Sozialbindung) Herausforderung: unterschiedliche Kulturhintergründe der Bewohner, Altersstruktur Studie "Frankfurt für alle" -> nachhaltiger Städtebau Heinrich-Lübke-Siedlung -> nachhaltiges Modellquartier Betrachtung von sozialen, gestalterischen, technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten Ausgangslage „Angsträume“ Ausgangslage Unattraktive Fuß- und Radwegeverbindungen (Geländesprünge) Ausgangslage Gestalterisch nicht integrierte Serviceflächen Zielsetzung Schaffung eines nachhaltigen Modellstadtquartiers Echte Verbesserung der Lebenssituation der Bewohner Zustand und Lebensumfeld der Siedlung verbessern Optimales Gleichgewicht der Maßnahmen im Hinblick auf die sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekte Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen Ergebnisse für vergleichbare Siedlungen nutzen Modellcharakter Betrachtung der drei Aspekte der Nachhaltigkeit Ökologie Exemplarische Ökobilanz eines Gebäudes über den gesamten Lebenszyklus Energieberechnung Ökonomie Ermittlung des Instandhaltungsbedarfs und Entwicklung von Planungsvarianten mit Kostenschätzung mittels epiqr® Detaillierte Lebenszykluskostenbetrachtung für Planungsvarianten Soziokulturelle Faktoren Bauphysikalische Untersuchung zu thermischem Komfort, Zugluft, Luftfeuchtigkeit und Kohlendioxidkonzentration, Schallschutz Partizipative Verfahren zur Mieterbeteiligung (Prof. Jens Dangschat, Büro Stein) Im Folgenden werden auszugsweise die Ergebnisse vorgestellt. Ergebnisse der bauphysikalischen Untersuchung 1. Bauphysikalische Grobdiagnose keine schwerwiegenden bauphysikalischen Mängel Unzureichende energetische Qualität Wärmebrücken im Balkonbereich Fensterdichtungen der Isolierverglasung undicht Teilweise Beschwerden über Zugluft 2. Durchführung von Messungen Bestätigung der Wärmebrücken im Balkonbereich Thermischer Komfort durch mangelhafte Fenster, ungenügend gedämmte Außenwände und Wärmebrücken nicht gewährleistet Kohlendioxid Konzentration in der Innenluft erfordert Maßnamen Energieberechnung Ist-Bestand Durch die Sandwich-Außenwandelemente ist, im Vergleich zu konventionellen Massivbauten, die energetische Performance für ein nicht modernisiertes Gebäude vergleichbar günstig. Derzeit erfolgt die Erstellung eines Energiekonzepts für die gesamte Siedlung, die durch das Fraunhofer IBP begleitet wird. Ökobilanzierung und Kostenbetrachtung Für die Ökobilanzierung und Kostenbetrachtung wurden bzw. werden folgende Varianten einem Vergleich unterzogen: Notinstandhaltung (keine geplanten Maßnahmen, nur reaktives Vorgehen) Planinstandhaltung (geplante notwendige periodische Instandsetzung) Modernisierung (energetische Modernisierung zum Niedrigenergiehaus-Standard mit besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten) Abbruch und Neubau (Neubau mit Passivhaus-Standard) Ökobilanz über den Lebenszyklus Lebenszyklus eines Gebäudes: Herstellung der einzelnen Baustoffe Herstellung des Gebäudes Nutzungsphase Betrieb Instandhaltung Abbruch und Entsorgung bzw. Recycling (End of Life) Ökobilanz Die Ökobilanz ist ein Instrument, um Umweltwirkungen, welche bei der Herstellung, Nutzung und Entsorgung (End of Life) von Produkten (Baustoffe) und Produktsystemen (Gebäude) verursacht werden, zu betrachten. Eine Umweltwirkung ist z.B. das Treibhauspotential. Zur Bewertung des Treibhauspotentials werden alle Emissionen, welche zum Treibhauseffekt beitragen in ihrer Wirkung summiert. Ökobilanzierung - Übersicht Ergebnisse Beim Vergleich der Varianten in der Ökobilanz wurden die international anerkannten Wirkungskategorien betrachtet. Im Vergleich der Varianten geben die Pfeile die Tendenz innerhalb einer Wirkungskategorie an ungünstig gleichartig/ähnlich günstig Im Vergleich je Wirkungskategorie gewinnt die Modernisierung, ausgenommen für die Primärenergie, in allen anderen Wirkungskategorien. Wirkungskategorie Primärenergie [MJ] Treibhauspotential (GWP 100) Ozonabbaupotential (ODP) Versauerungspotential (AP) Eutrophierungspotential (EP) Photochem. Oxidantienbildungspot. (POCP) Variante 1: Notinstandhaltung Variante 2: Planinstandhaltung Variante 3: Modernisierung Variante 4: Abbruch und Neubau Betriebskostenanalyse und epiqr®-Maßnahmenvergleich Analyse der Betriebskosten Überdurchschnittliche Aufwendungen speziell im Bereich der Müllentsorgung und Aufzugswartung Verbesserung durch Einflussnahme auf das Nutzerverhalten Instandhaltungsbedarf mit epiqr® Szenarienvergleich der Varianten Notinstandhaltung, Planinstandhaltung, Modernisierung, nachhaltige Modernisierung Großer Kostensprung von reiner Instandhaltung zur Modernisierung Großteil der Kosten liegt im Bereich der energetischen Modernisierung Geringer Kostensprung zur nachhaltigen Modernisierung Lebenszykluskostenberechnung Bei der Lebenszyklusbetrachtung werden die Kosten aus Herstellung, Betrieb, Instandhaltung und End of Life einbezogen. Dabei wurden mit den tatsächlichen Planzahlen zu den vorgesehenen Maßnahmen Kostenvergleiche über den gesamten Lebenszyklus angestellt. Das Ergebnis sprach für die Modernisierung der Siedlung. Herstellkosten Kosten der Maßnahme Betrieb Energie-/Wasserkosten laufende Instandhaltung Instandhaltung geplante Instandhaltung End of Life Abbruchkosten Bauphysikalische Untersuchung Besondere Schwachstellen stellen Fenster- und Türbereiche, sowie die Balkonwände dar, welche die geforderten Kriterien für thermischen Komfort nicht erfüllen und Zuglufterscheinungen verstärken. Es bestehen keine schwerwiegenden bauphysikalischen Mängel. Eine Verbesserung der Luftqualität ist auch durch Einflussnahme auf das Nutzerverhalten möglich. Ökobilanz Die Variante der Modernisierung fällt durch den verringerten Energiebedarf und die geringen Aufwendungen aus Herstellung und End of Life tendenziell ökologischer aus als die Variante Abbruch und Neubau. Die Varianten der Planinstandhaltung oder Notinstandhaltung (ohne energetische Modernisierung) führen dagegen erwartungsgemäß zu den negativsten Umweltwirkungen. Kostenanalyse und Szenarienvergleich Mit geringem Mehraufwand kann nicht nur energetisch, sondern ganzheitlich modernisiert werden Investitionen können in nachhaltige Maßnahmen geleitet werden Ergebnis der nachhaltigen Modernisierung Größere Mieterzufriedenheit Längerer Lebenszyklus der Anlage Positiver Einfluss auf das urbane Zusammenleben Kein "Leuchtturmprojekt" sondern Handlungsansätze mit Modellcharakter wirtschaftlich umsetzbar und übertragbar auf andere Siedlungen Heinrich-Lübke-Siedlung Ordnung des Städtebaus Arbeitsmodell Heinrich-Lübke-Siedlung Ordnung der Erschließung Quartiersboulevard (Fußgänger) Hofwege Clusterentre Nachbarschaftspfade Fußläufige Erschließung Heinrich-Lübke-Siedlung Ordnung der Erschließung PKW Verkehr Parkplätze Anwohner Parkplätze Kunden Parkplätze Besucher Stellplatzbilanz: Anwohner: 707 Stpl. (1,1 Stpl. / WE) Erschließung MIV Kunden: 61 Stpl. Besucher: 60 Stpl. Heinrich-Lübke-Siedlung Ordnung Beziehung Öffnung Aufwertung Verantwortung Zonierung öffentlich halb- öffentlich privat Heinrich-Lübke-Siedlung Beziehung zum Außenraum Undifferenzierte Zonierung im Bestand Heinrich-Lübke-Siedlung Aufwertung der Fassaden Fassade Bestand Aufwertung der Fassade Ansicht Balkone / vergrößerte Fenster Heinrich-Lübke-Straße 10-12 (vorher links und nachher rechts) Heinrich-Lübke-Siedlung Aufwertung der Eingänge Öffnung der Häuser Heinrich-Lübke-Siedlung Lageplan Einkaufszentrum Umsetzung Ansicht Einkaufszentrum Heinrich-Lübke-Siedlung Beteiligung der Mieter • Ideen einbringen: Die Sichtweise auf die Probleme soll mit einer Ideensammlung komplettiert werden; sie ist die Grundlage, an der die konkreten Maßnahmen im Rahmen des Kosten- und Zeitplans ausgerichtet werden. • An der Zukunft der Heinrich-Lübke-Siedlung mitarbeiten: Der Auftakt für die konkrete Arbeit war eine Planungswerkstatt. Auf der Basis der bekannten Probleme wurde im ersten schritt eine Zukunftsvision für die Siedlung entwickelt werden; im zweiten Schritt einigte man sich auf konkrete erste Schritte, die in Arbeitsgruppen weiterverfolgt und umgesetzt werden. • Bislang über 30 Mieterversammlungen zur Einbeziehung der Mieter. Workshop zur Aussenanlagenplanung Heinrich-Lübke-Siedlung Beteiligung der Mieter • Anpacken: Nun geht´s ums Tun. Die Arbeitsgruppen sind bereits der erste Schritt. Andere können sein: Aufräumen, Pflanzen, Feste organisieren, die Anderen zum Mitmachen auffordern, Jugendliche einbinden etc. • Verantwortung übernehmen & Qualifikation: Verantwortung für Gruppen, Räume oder Teile des halböffentlichen Raumes zu übernehmen ist nicht nur Arbeit, die Spaß macht, sondern hilft den Menschen selbst, ihre eigene Qualifikation zu entwickeln („soft skills“) und von den Nachbar/Innen Anerkennung zu erhalten. Energetisches Gesamtkonzept: Für die Siedlung wurde ein ganzheitliches Energie- und Gebäudekonzept entworfen, welches den Energieverbrauch und insbesondere den CO2- Ausstoß signifikant, um über 90 Prozent, reduzieren wird. Die Bestandsgebäude werden auf ca. 15% unter ENEV 2009Neubaustandard saniert, das bedeutet eine Übererfüllung der Anforderungen an Bestandssanierungen um ca. 55%. Aufgrund der Kompaktheit der Gebäude kann dies bereits mit einer Dämmstärke von nur 10 cm zusätzlich zur vorhandenen Kerndämmung von 5 cm, sowie durch den Einbau einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung erzielt werden. Der spezifische Heizwärmebedarf wird nach der Sanierung mit 35kWh/qm*a nur noch gut doppelt so hoch liegen wie beim Passivhausstandard. Die im Bestand extrem hohen Verteilverluste werden durch eine Erneuerung des Nahwärmenetzes und der Energiezentrale beseitigt. Darstellung der Nachhaltigkeit grobe Darstellung der energetischen Maßnahmen und ihr Resultat Mieterhöhung 0,80 € Energieeinsparung 0,70 € Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 49 Sanierung von Wohnimmobilien im Bestand -