Die transkriptionelle Regulation des roughest Gens in Drosophila melanogaster Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Fakultät für Biologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau vorgelegt von Holger Apitz aus Tübingen Dezember 2003 meinen Eltern Die vorliegende Arbeit wurde zwischen Januar 1999 und Dezember 2003 in den Laboratorien von Prof. Dr. K. F. Fischbach, Institut für Biologie III, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, und Prof. Dr. R. G. P. Ramos, Universidade de Sao Paulo, Ribeirao Preto, Brasilien, angefertigt. Ich versichere, keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel und Quellen benutzt zu haben. ______________________________________ Holger Apitz Freiburg, Dezember 2003 Dekan: Prof. Dr. H. Kleinig Betreuer und Referent der Arbeit: Prof. Dr. K. F. Fischbach Koreferent: Prof. Dr. W. Driever Abkürzungen 1° p.c primäre Pigmentzelle 2° p.c. sekundäre Pigmentzelle 3° p.c. tertiäre Pigmentzelle βGal β-Galaktosidase bp Basenpaare ddH2O double destilled water DNA Desoxyribonukleinsäure dNTP Deoxynukleosidtriphosphat EtOH Ethanol Fn n-te Filialgeneration GFP Green fluorescent protein kb Kilobasen IOC Interommatidialzellen LIII Larve im 3. Larvalstadium M molar MeOH Methanol ml Milliliter µl Mikroliter mRNA messenger RNA nm Nanometer OD optische Dichte p.a. pro analysi pm picomolar P_ Pupalentwicklung in % RNA Ribonukleinsäure rpm rounds per minute RT Raumtemperatur R-Zellen Retinula-Zellen TF Transkriptionsfaktor UAS upstream activating sequence ÜN über Nacht Vol. Volumen (v/v) Volumenprozent (w/v) Gewichtsprozent Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung 1 2. Einleitung 2 2.1. Drosophila als Modellsystem 3 2.2. 2.2.1. 2.2.2. 2.2.3. Regulation der Genexpression Promotoren Enhancer Computervermittelte Methoden der Charakterisierung cis-regulatorischer DNA 4 5 6 8 2.3. 2.3.1. 2.3.2. 2.3.3. 2.3.3.1. 2.3.3.2. 2.3.3.3. 2.3.3.4. Das neuronale Zelladhäsionsmolekül Roughest Die Klonierung des roughest Gens Die Expression von roughest Potentielle Regulatoren der roughest Expression Single minded Der Ras-MAPK Signalweg Der Notch Signalweg Dmef2 und weitere mesodermale Transkriptionsfaktoren 12 12 14 15 16 18 20 22 2.4. Zielsetzungen dieser Arbeit 25 3. Material und Methoden 26 3.1. 3.1.1. 3.1.2. 3.1.3. 3.1.4. 3.1.5. 3.1.6. 3.1.7. Material Geräte Medien und Lösungen Molekularbiologische Kits Plasmide Primer Antikörper Fliegenstämme 26 26 26 28 28 28 28 29 3.2. 3.2.1. 3.2.1.1. 3.2.1.2. 3.2.1.2.1. 3.2.1.2.2. 3.2.1.2.3. 3.2.1.3. 3.2.1.4. 3.2.1.5. Methoden Arbeiten mit Drosophila Bestimmung des Pupalstadiums von Drosophila Arbeiten mit Drosophila Embryonen Sammeln von Drosophila Embryonen Dechorionisieren von Drosophila Embryonen Devitellinisieren von Drosophila Embryonen P-Element vermittelte Keimbahntransformation von Drosophila Enhancer Detection in Drosophila Gal4 / UAS-System und Enhancer Trap Methode in Drosophila 30 30 30 31 31 31 31 31 33 34 3.2.1.6. 3.2.1.7. 3.2.1.8. 3.2.1.8.1. 3.2.1.8.2. 3.2.1.8.3. 3.2.1.9. MARCM- und FLP / FRT - System in Drosophila Arbeiten mit temperatursensitiven Mutanten von Drosophila Histologische Methoden Kragentechnik (Heisenberg-Böhl-Methode) X-Gal Färbungen Antikörperfärbungen Bildaufnahme am konfokalen Laserscanmikroskop 36 37 38 38 38 39 39 3.2.2. 3.2.2.1. 3.2.2.2. 3.2.2.3. 3.2.2.4. 3.2.2.5. Molekularbiologische Methoden Klonierung rekombinanter DNA Polymerase Ketten Reaktion (PCR) 5'-RACE Zielgerichtete Mutagenese von DNA Sequenzen DNA-Sequenzierungen 41 41 41 42 42 42 3.2.3. 3.2.3.1. 3.2.3.2. 3.2.3.3. 3.2.3.4. Bioinformatische Methoden BLAST-Programme für das Alignment kurzer Sequenzabschnitte Programme zur vergleichenden Sequenzanalyse langer Sequenzabschnitte Auffinden von DNA-Konsensusbindungsstellen Virtuelles Klonieren 42 42 42 43 43 4. Ergebnisse 44 4.1. 4.1.1. Identifizierung der Transkriptionsstartstelle von rst 5'-RACE-Experiment zur Identifizierung der Transkriptionsstartstelle von rst Der rst Promotor besitzt ein Inr und DPE, aber keine TATA-Box 44 44 Identifizierung und Charakterisierung von regulatorischen rst Sequenzen Übersicht über die zur Identifizierung und Charakterisierung von rst cisregulatorischen Sequenzen erstellten transformanten Linien Identifizierung von rst cis-regulatorischen Sequenzen in einem EnhancerDetection-Screen Konstruktion von pChs-Gal4, einem neuen Vektor für die Erstellung von Drosophila Gal4-Linien Erstellung von rst-Gal4 Drosophila Linien Durch die Zerlegung der rst cis-regulatorischen Sequenzen sind spezifische regulatorische rst Module in Reportergenexpressionsstudien identifizierbar 45 4.1.2. 4.2. 4.2.1. 4.2.2. 4.2.3. 4.2.4. 4.2.5. 44 45 46 48 49 50 4.3. Ein Screen für potentielle Aktivatoren der rst Expression 58 4.4. Sim, Dmef2, der Notch- und der Ras-MAPK Signalweg wirken aktivierend auf identifizierte rst cis-regulatorische Sequenzen 61 4.5. Die durch Sim, Dmef2, Pnt.P1 und Su(H)-VP16 aktivierbaren rst cisSequenzen enthalten Enhancer für eine mit dem Wirkungsort dieser Faktoren korrelierbaren Reportergenexpression 63 4.6. Computervermittelte Analyse des Informationsgehalts der rst cisregulatorischen Sequenz Vergleich des Informationsgehalts der rst cis-regulatorischen Sequenz mit nicht-regulatorischen Sequenzen In der rst cis Sequenz befinden sich konservierte Konsensusbindungsstellen für Sim, Dmef2, Pnt und Su(H) 65 4.6.1. 4.6.2. 4.7. 4.7.1. 4.7.2. 4.7.3. 4.7.4. 4.7.5. 4.7.6. 4.7.6.1. 4.7.6.2. 4.7.6.3. 4.7.6.4. Die Regulation von rst durch Single minded Rst ist in der embryonalen Mittellinie subzellulär und temporal hochspezifisch exprimiert In der Mittellinie ist Rst abhängig von sim Ektopisches Sim kann rst ektopisch aktivieren Sim wirkt auf die identifizierte regulatorische rst Sequenz, die Reportergenexpression in der embryonalen Mittellinie vermittelt Die rst Reportergenexpression in der ventralen Mittellinie hängt von zwei CME Motiven ab Rst ist in den optischen Loben von sim Mutanten exprimiert Homozygote simJ1-47 Mutanten zeigen einen starken Defekt in den optischen Loben von Drosophila Vergleich der Expressionen von Rst und Sim in larvalen und pupalen optischen Loben Rst ist in den optischen Loben von simts Mutanten exprimiert In optischen Loben mit mutanten simH9 Zellklonen kann keine Veränderung der Rst-Expression beobachtet werden 65 69 72 72 74 75 76 76 79 79 80 81 83 4.8. Rst ist in den Augenscheiben von EGFR, Notch, lozenge, atonal und Broad-Complex Mutanten exprimiert 84 4.9. Rst, Sns und Hbs sind in den optischen Loben von asense Mutanten exprimiert 87 4.10. Rst ist in den optischen Loben von Broad-Complex Mutanten exprimiert 89 4.11. rstCCS1-5,3BX-Gal4 und rstCCS1-2,4BglX-Gal4 sind in Interommatidialzellen aktiv, die sich der Apoptose unterziehen 91 4.12. Überexpression von Rst, Hbs und Sns mit rstCCS1-5,3BX-Gal4 führt zu einem Ausbleiben der Apoptose in Interommatidialzellen 91 5. Diskussion 94 5.1. 5.1.1. 5.1.2. Die Regulation von rst durch Single minded rst wird durch Sim in der embryonalen Mittellinie reguliert Die Expression von rst in der embryonalen Mittellinie wird durch mehrere Faktoren reguliert In den optischen Loben aktiviert Sim andere Zielgene als in der embryonalen Mittellinie Welche potentielle Funktion besitzt Rst in der embryonalen Mittellinie? 94 94 95 5.1.3. 5.1.4. 96 97 5.2. 5.2.1. 5.2.2. Die Regulation von rst während der Entwicklung des Mesoderms Dmef2 als Regulator der mesodermalen rst Expression Die Expression von rst wird im Mesoderm durch mehrere Faktoren reguliert 99 99 100 5.3. 5.3.1. Die Regulation von rst durch den Ras-MAPK Signalweg Die Expression von rst wird durch einen Effektor des Ras-MAPK Signalwegs ektopisch aktiviert Eine mögliche Funktion der rst Aktivierung durch den EGFR Signalweg: Kontrolle der Apoptose Ist der Ras-MAPK Signalweg auch in Zellsortierungsprozesse vor der Apoptose involviert? 105 105 Die Regulation von rst durch den Notch Signalweg Die Expression von rst wird durch einen Effektor des Notch Signalwegs ektopisch aktiviert Eine mögliche Funktion der rst Aktivierung durch den Notch Signalweg: Kontrolle der Apoptose 115 115 5.5. Überexpressionsexperimente mit einer konstruierten rst-Gal4 Linie liefern Hinweise auf Funktionen von Rst, Hbs und Sns während apoptotischer Prozesse und auf eine mögliche nicht-zellautonome autoregulatorische Wirkung von Rst 117 5.6. Gibt es eine posttranskriptionelle Regulation der rst Expression? 118 5.3.2. 5.3.3. 5.4. 5.4.1. 5.4.2. 106 114 115 6. Danksagung 120 7. Lebenslauf 121 8. Publikationen 122 9. Literatur 124 Zusammenfassung 1. 1 Zusammenfassung Roughest (Rst) ist ein Zelladhäsionsmolekül der Immunoglobulin-Superfamilie, das vielfältige Funktionen während der Entwicklung von Drosophila melanogaster einnimmt. Rst spielt unter anderem eine wichtige Rolle bei der axonalen Wegfindung in den optischen Loben, bei Zellsortierungen vor apoptotischen Prozessen im sich entwickelnden Komplexauge und bei Fusionen von Myoblasten zur embryonalen Muskulatur. In Übereinstimmung mit seiner pleiotrophen Wirkung zeigt Rst ein dynamisches Expressionsmuster in den betreffenden Geweben während der Entwicklung von Drosophila. Zudem findet sich Rst in Geweben wie der embryonalen Mittellinie, in denen die Funktionen von Rst bisher unbekannt sind. Um einen Zugang für weitere Funktionen von Rst zu bekommen und um rst in das genregulatorische Netzwerk von Drosophila einzuordnen, wird in der vorliegenden Arbeit die transkriptionelle Regulation von rst untersucht. Durch die Identifizierung der Transkriptionsstartstelle von rst kann gezeigt werden, dass das rst Gen einen Promotor mit einem Initiator-Element und DownstreamPromoter-Elementen, aber ohne TATA-Box besitzt. In einem sogenannten Enhancer-Detection-Screen wurden cis-regulatorische rst Sequenzen identifiziert und durch die Konstruktion von rst-Gal4 Linien charakterisiert. Hierdurch kann gezeigt werden, dass das rst Gen durch eine komplexe Anordnung von Enhancer-Modulen reguliert wird. Unter anderem sind spezifische rst cis-regulatorische Sequenzen identifizierbar, die eine Expression in der embryonalen Mittellinie, in der embryonalen Muskulatur und in Interommatidialzellen des sich entwickelnden Komplexauges vermitteln. Die in der vorliegenden Arbeit konstruierten rst-Gal4 Linien stellen hochspezifische experimentelle Werkzeuge dar und wurden in der vorliegenden Arbeit für eine gezielte Überexpression von Rst und seiner Interaktionspartner Hibris und Sticks-and-stones in Interommatidialzellen eingesetzt. Um Regulatoren der rst Expression zu identifizieren, wurde mit Hilfe des Gal4/UAS-Systems in Drosophila ein Screen für Faktoren durchgeführt, die in der Lage sind, eine ektopische Aktivierung der rst Expression zu initiieren. Zudem wurden diese Faktoren darauf getestet, ob sie diese Aktivierung der rst Expression über die identifizierten rst cis-regulatorischen Sequenzen vermitteln. Hierdurch kann gezeigt werden, dass rst cis-regulatorische Sequenzen durch Single minded (Sim), Dmef2 und nukleare Effektoren der Ras-MAPK und Notch Signalwege aktiviert werden. Innerhalb dieser aktivierbaren rst cis-regulatorischen Sequenzen befinden sich Enhancer-Module, die eine mit der bekannten Wirkung der einzelnen Faktoren korrelierbare Reportergenexpression vermitteln. Sim, das Genprodukt des Selektorgens der embryonalen Mittellinie, wirkt auf eine rst cis-regulatorische Sequenz, die Enhancer für eine Expression in der embryonalen Mittellinie enthält. Dmef2 ist ein essentieller Faktor während der Entwicklung der embryonalen Muskulatur und wirkt auf rst cisregulatorische Sequenzen, die in der embryonalen Muskulatur aktiviert werden. Eine Regulation der rst Expression durch Dmef2 liefert eine Erklärung für Muskelfusionsdefekte in Dmef2 Embryonen. Der Ras-MAPK und der Notch Signalweg spielen unter anderem bei apoptotischen Prozessen eine wichtige Rolle und wirken auf eine rst cis-regulatorische Sequenz, die kurz vor apoptotischen Prozessen in den Interommatidialzellen aktiviert wird. Diese Aktivierung von rst durch das RasMAPK Überlebenssignal und das proapoptotische Notch Signal bietet Hinweise für bisher unbekannte Funktionen von Rst bei apoptotischen Prozessen. Eine Sequenzanalyse der rst cis-regulatorischen DNA zeigt, dass sich innerhalb der betreffenden rst Enhancer-Module Konsensusbindungsstellen für Sim, Dmef2 und die nuklearen Effektoren der Ras-MAPK und Notch Signalwege befinden, die zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura konserviert sind. In dieser Arbeit wird gezeigt, dass Rst in der embryonalen Mittellinie von sim Mutanten nicht exprimiert ist. Um zu testen, ob die beiden identifizierten Sim-Konsensusbindungsstellen des rst Mittellinien-Enhancers in vivo funktional sind, wurde eine zielgerichtete Mutagenese dieser Sequenzen im betreffenden rst Reportergenkonstrukt durchgeführt. Diese mutagenisierten rst cisSequenzen können keine Reportergenexpression in der frühen embryonalen Mittellinie vermitteln. Während der Entwicklung der optischen Loben wird rst hingegen nicht durch Sim reguliert. Einleitung 2. 2 Einleitung Auf die grundlegende Frage, wie sich aus einer befruchteten Eizelle ein vollständiger Organismus zu entwickeln in der Lage ist, konnte die Genetik im letzten Jahrhundert umfangreiche Antworten liefern. Die Erkenntnis, dass das Entwicklungsprogramm im Genom eines Organismus codiert vorliegt, führte zur Entdeckung zahlreicher Faktoren, die in die Steuerung der Entwicklung involviert sind. Grundlegend für dieses Verständnis waren die Arbeiten der Gruppe um T. H. Morgan, die Anfang des 20. Jahrhunderts die von Mendel entdeckten genetischen Faktoren den Chromosomen zuordnen konnten. Nachdem die DNA als Träger der genetischen Information identifiziert werden konnte, die in ihrer strukturellen Beschreibung durch Watson und Crick Anfang der 50er Jahre mündete, konnten dem abstrakten Begriff des Gens erstmals physikalische Entitäten in Form eines DNA-Abschnitts zugeordnet werden. In den folgenden 50 Jahren nahm die molekularbiologische Erforschung genetischer Grundlagen einen rasanten Verlauf, die dank der neuen molekularen Perspektive auch dem Verständnis der Individualentwicklung eines Organismus völlig neue Sichtweisen und Konzepte hinzufügte. Stellvertretend für diesen ungeheuren Erkenntnisgewinn sei hier an die Pionierarbeiten von Nüsslein-Volhard und Wieschaus zur molekularen Steuerung der embryonalen Entwicklung von Drosophila erinnert. Mittlerweile sind die Genome zahlreicher Organismen durch ihre vollständige Sequenzierung bekannt, wenn auch nicht hinreichend beschrieben. Denn obschon alle Gene eines Organismus nun potentiell ermittelbar sind, so ist die Interaktion der im Genom codierenden Faktoren bisher nur in Einzelfällen verstanden. Neben dieser biochemischen Terra Incognita, die unter dem Begriff der Proteomik intensiv erforscht wird, ist insbesondere die Regulation der Genexpression nicht hinreichend beschrieben. Seit den ersten Modellen der Genregulation durch Jacob und Monod in den 60er Jahren wurden große Fortschritte erzielt, jedoch sind wir von einer ausführlichen Erkenntnis der Struktur des genregulatorischen Netzwerkes eines Organismus, das die Steuerung der Expression der einzelnen Gene vergleichbar einem biochemischen Netzwerk einer Stoffwechselreaktion darstellt, noch weit entfernt. Auch lässt sich eine einfache Codierung regulatorischer DNA vergleichbar dem Triplett-Code der proteincodierenden DNA bisher nicht erkennen. In der vorliegenden Arbeit wird versucht, das Zelladhäsionsmolekül Roughest (Rst) in das genregulatorische Netzwerk der Entwicklung von Drosophila einzuordnen. Rst zeichnet sich durch pleiotrophe Wirkungen während der Entwicklung von Drosophila aus und zeigt dementsprechend ein komplexes spatio-temporales Expressionsmuster. Über die Identität von transkriptionellen Regulatoren der rst Expression ist bisher nichts bekannt. In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, dass Single minded, Dmef2, der Ras-MAPK und der Notch Signalweg an der Regulation der Expression von rst beteiligt sind. Im folgenden einleitenden Kapitel werden zuerst die Vorteile des experimentellen Arbeitens mit Drosophila geschildert und Prinzipien der Regulation der Genexpression vorgestellt. Die für diese Arbeit relevanten Kenntnisse über rst werden zusammengefasst und zudem werden mit Single minded, Dmef2, dem Ras-MAPK und dem Notch Signalweg die in der vorliegenden Arbeit identifizierten Regulatoren von rst beschrieben. Einleitung 3 2.1. Drosophila als Modellsystem Seit Thomas Hunt Morgan zu Beginn dieses Jahrhunderts Drosophila als Untersuchungsobjekt auswählte, wurde eine Vielzahl experimenteller Techniken entwickelt, die Drosophila als einen beliebten Modellorganismus für entwicklungsbiologische und neurogenetische Fragestellungen etablierten. Wichtige moderne Techniken sind die P-Element vermittelte Keimbahntransformation von Drosophila (Rubin und Spradling, 1982), die Enhancer Trap-Methode (O´Kane und Gehring, 1987), das Gal4/UAS-System (Brand und Perrimon, 1993), das FLP/FRT-System (Xu und Rubin, 1993) und das MARCM-System (Lee und Luo, 1999), die im Methodenteil beschrieben werden. Seit der Veröffentlichung der ersten genomischen Sequenz von Drosophila (Adams et al., 2000) wurden vorhandene Sequenzlücken fast vollständig geschlossen (Celniker et al., 2002). Die Sequenzierung des Genoms von Drosophila pseudoobscura ist abgeschlossen (Parkhurst und Delidakis, 2003), weitere Drosophila Spezies sollen sequenziert werden. Durch Vergleiche in den Sequenzen der Drosophila Spezies lassen sich konservierte Abschnitte ermitteln, die Hinweise auf funktionelle Bereiche in codierenden und regulatorischen Sequenzen geben können. Für Drosophila melanogaster existieren Microarrays mit allen putativen Genen, so dass differentielle Genexpressionsanalysen auf der Ebene des gesamten Transkriptoms durchgeführt werden können (Reinke und White, 2002). Neben zahlreichen Mutantenstämmen, die durch die jahrelange wissenschaftliche Arbeit mit diesem Organismus enstanden sind, werden systematisch Mutanten für alle Gene in Drosophila erstellt. Derzeit gibt es Mutanten für ca. 45% der Gene von Drosophila (Spradling, 2002). Zur gezielten Mutagenese einzelner Gene in Drosophila existieren RNAi und Knockout durch homologe Rekombination (Adams und Sekelsky, 2002). Zwei große Datenbanken bieten öffentlichen Zugang zu den wesentlichen Informationen und zu den erhältlichen Reagentien für Drosophila (BDGP, http://www.fruitfly.org und FlyBase, http://flybase.bio.indiana.edu; The Flybase Consortium, 2003). Ein entscheidender Vorteil von Drosophila ist, dass eine schnelle Generationenfolge sehr viele Nachkommen in kurzer Zeit liefert, die sich durch ihre unproblematische, platzsparende Haltung unter Laborbedingungen auszeichnen. Obwohl Drosophila ein kleiner Organismus ist, ist er jedoch hinreichend komplex, um mit ihm auf höhere Lebewesen übertragbare Erkenntnisse zu gewinnen. So besitzt etwa das Nervensystem von Drosophila mit ca. 105 Neuronen und 108 Synapsen (Goeke et al., 2003) einen vergleichsweise einfachen Aufbau gegenüber dem Nervensystem des Menschen mit ca. 1012 Neuronen und 1015 Synapsen (Hilschmann et al., 2001), wodurch die neurobiologische Erforschung grundlegender Mechanismen erheblich vereinfacht wird. Aus der Anzahl dieser Variablen ist aber ersichtlich, dass das Modellsystem Drosophila eine hinreichende Komplexität gewährleistet. Bezüglich der Anzahl der Gene weisen die Fliege und der Mensch offenbar keinen großen Unterschied auf. Die ersten Vorhersagen in den Publikationen der Sequenzen von Drosophila (13601 Gene; Adams et al., 2000) und des Menschen (ca. 30000 - 40000 Gene; International Human Genome Sequencing Consortium, 2001; Venter et al., 2001) wurden mittlerweile nach oben (21396 Gene in Drosophila; Hild et al., 2003) bzw. nach unten korrigiert (23299 Gene im Menschen; Ensembl Human Release 15.33.1, 2003). Die genaue Vorhersage der Anzahl der Gene in einer genomischen Sequenz bleibt aber umstritten, denn eine andere Methode findet im Genom von Drosophila weiterhin nur 13676 Gene (Misra et al., 2002). Um die Zunahme der Komplexität von der Fliege zum Menschen zu erklären, wird für das menschliche Genom eine komplexere Regulation der Genexpression postuliert und eine Zunahme an alternativen Spleißformen beschrieben (Claverie, 2001; Hood und Galas, 2003; Levine und Tjian, 2003). Die Hierarchie und Vernetzung der Gene in der Entwicklung von Drosophila zeigt allerdings ähnliche Mechanismen wie die genregulatorischen Prozesse der Vertebraten. Es exisitieren nicht nur homologe, über die Artengrenzen austauschbare Gene in Insekten und Vertebraten (z.B. Einleitung 4 Hirth et al., 1995; Leuzinger et al., 1998), sondern es sind ganze Signalwege, sowie entwicklungsbiologische und zelluläre Prozesse in diesen Organismen konserviert (Rubin et al., 2000). Zudem dient Drosophila als Modell für eine Vielzahl an Krankheiten des Menschen (Übersichten in Fortini et al., 2000; Kornberg und Krasnow, 2000; Rubin et al., 2000), deren genetische Grundlagen in der Fliege häufig konserviert sind (Reiter et al., 2001). Diese Befunde sprechen dafür, dass genetische Mechanismen in Insekten und Vertebraten einen gemeinsamen Ursprung haben, der es zulässt, Drosophila selbst für genetische Aspekte des Verhaltens als Modellorganismus äußerst erfolgreich einzusetzen (Übersicht in Sokolowski, 2001). Somit bietet es sich an, biologische Fragestellungen zur Entwicklung des Nervensystems und zur Regulation der Genexpression in Drosophila zu untersuchen. 2.2. Regulation der Genexpression Obwohl alle somatischen Zellen eines Organismus denselben Genotyp besitzen, bilden diese Zellen unterschiedliche Phänotypen aus. Nahverwandte Organismen wie der Mensch und der Schimpanse sind auf Basis der genomischen DNA zu 98,7% identisch (Enard et al., 2002), es existieren jedoch evidente Unterschiede in der Morphologie und in den kognitiven Fähigkeiten zwischen den beiden Organismen. "The difference between man and monkey is gene regulation" (Leroy Hood; zitiert in Werner, 2001). In einer vergleichenden Transkriptom- und Proteomanalyse von Affen und Menschen konnte gezeigt werden, dass im Gehirn starke Expressionsunterschiede beim evolutionären Übergang vom Affen zum Menschen etabliert wurden (Enard et al., 2002). Die Änderungen in den entwicklungsbiologischen Programmen, die zur Ausbildung unterschiedlicher Organismen führen, werden primär durch Reorganisationen von regulatorischen DNA-Elementen und erst sekundär durch Modifikationen in den codierenden Abschnitten erzielt, wie alternatives Spleißen oder Genduplikationen (Hood und Galas, 2003; Levine und Tjian, 2003). Dies zeigt sich auch in den oben erwähnten aktuellen Anzahlen der Gene in der Fliege und im Menschen, die beide trotz erheblicher Unterschiede in der Größe des Genoms in diesem Bereich überraschend geringe Unterschiede zeigen. Keineswegs ist davon auszugehen, dass die großen, nicht codierenden Sequenzen nur so genannte Junk-DNA darstellen. Vielmehr ist für sie eine unbekannte Funktion, möglicherweise auf der Ebene der Genregulation zu postulieren. Die Regulation der Genexpression wird neben posttranskriptionellen (z.B. durch microRNAs; Übersicht in Ambros, 2003) und posttranslationalen Prozessen zu weiten Teilen auf der Ebene der Transkription gesteuert (Übersicht in Orphanides und Reinberg, 2002). Die Transkription eines Gens wird zum einen durch differentielle Chromatinzustände, HistonModifizierungen und DNA-Methylierungen beeinflußt (Übersicht in Felsenfeld und Groudine, 2003; Grewal und Moazed, 2003), zum anderen spielen die erwähnten regulatorischen DNA-Elemente eine zentrale Rolle. Diese Kontrollelemente können auf die Aktivität eines Gens als Aktivatoren oder Suppressoren seiner Transkription wirken. Sie dienen als Informationsprozessoren, die die Konzentrationen vorliegender unterschiedlicher Transkriptionsfaktoren integrieren und in das Signal der Expression des betreffenden Gens umsetzen (Hood und Galas, 2003). Neben den Silencern unterscheidet man in höheren Eukaryoten auf Ebene der DNA zwei Kontrollelemente der Genregulation, die so genannten Promotoren und Enhancer (Übersicht in Lemon und Tjian, 2000). Einleitung 5 2.2.1. Promotoren Als Promotoren werden die DNA-Sequenzen bezeichnet, die die Initiation der Transkription durch die RNA-Polymerase II vermitteln. Die Transkriptionsinitiationsstelle (Transcription Start Site, TSS) befindet sich inmitten dieser Promotorsequenz. Mehrere DNA-Elemente wurden innerhalb von Promotoren beschrieben (siehe Abb.1). Das Transkriptionsstartnukleotid vieler Gene liegt in einer pyrimidinreichen Sequenz, die als Initiator-Element (Inr) bezeichnet wird (Smale und Baltimore, 1989). Ca. 60% der bekannten Drosophila Promotoren haben ein Inr-Element (Ohler et al., 2002). Promotoren vieler differentiell regulierter eukaryotischer Gene tragen ca. 30 bp aufwärts der TSS eine so genannte TATA-Box, deren Sequenz durch das TATA-Binding-Protein (TBP) erkannt wird. TBP ist eine Teilkomponente aller drei eukaryotischen RNA-Polymerasen (Übersicht in Hernandez, 1993). Ca. 30% der bekannten Drosophila Promotoren enthalten eine TATA-Box an der korrekten Position (Ohler et al., 2002). In Drosophila wurden zwei weitere Promotorelemente beschrieben, die alternativ zur TATA-Box die Initiation der RNA-Polymerase II vermitteln können: ein Downstream-PromoterElement (DPE), das 20-30 bp abwärts der TSS lokalisiert ist (Burke und Kadonaga, 1996 und 1997; Kutach und Kadonaga, 2000) und ein DNA-Replication-Related-Element (DRE; Hochheimer et al., 2002). In einer vergleichenden Sequenzstudie auf der Basis von ca. 2000 putativen Promotoren konnten 6 weitere Promotormotive in Drosophila identifiziert werden (Ohler et al., 2002). Die einzelnen Motive können in unterschiedlichen Kombinationen innerhalb eines Promotors auftreten (Ohler et al., 2002). Die unterschiedliche Kombination der einzelnen Promotorelemente innerhalb eines so genannten Core-Promotors trägt zur Spezifität der Genregulation bei (Aoyagi und Wassarman, 2000; Smale, 2001). Es konnte gezeigt werden, dass bestimmte Enhancer nur bestimmte Core-Promotoren in Drosophila aktivieren können (Butler und Kadonaga, 2001). Neben den Elementen des Core-Promotors kommen in den Promotoren von zahlreichen Genen zudem ein oder mehrere UPEs (Upstream Promoter Elements) weiter aufwärts der TATA-Box vor, an die Transkriptionsfaktoren binden und so die Transkriptionrate beeinflussen (Maniatis et al., 1987). Ein Beispiel eines UPE ist die so genannte CCAAT-Box, die in der -80/-100 Region vieler Promotoren von Säugetieren vorkommt (Bucher, 1990), in Drosophila-Promotoren aber an keiner Position überrepräsentiert erscheint (Arkhipova, 1995). In den Promotoren von Säugetieren und Drosophila ist zwischen Position -150 und +50 ein erhöhter GC-Gehalt festzustellen, das Sequenzmuster zeigt allerdings unterschiedliche Charakteristika in den Promotoren der Säugetiere bzw. von Drosophila (Arkhipova, 1995). Abb.1. Schematische Darstellung der Grundstruktur eines Core-Promotors in +1 +25 -30 Drosophila. Innerhalb des Initiator-Elements Enhancer TATA INR DPE (INR) sitzt die Transkriptionsstartssstelle (+1). 2030 bp abwärts davon kann ein DownstreamCore Promotor Promoter-Element (DPE) lokalisiert sein, 30 bp aufwärts eine TATA-Box. Enhancer, denen keine allgemein gültige Lokalisierung zugeschrieben werden kann, regulieren die orts- und zeitspezifische Initiation der Transkription am Core-Promotor. Ausnahmen von diesem Schema, sowie weitere Erklärungen finden sich im Text. Für Drosophila existieren zwei online zugängliche Promotor-Identifizierungsprogramme, die auf unterschiedlichen Algorithmen basieren: McPromoter (Ohler et al., 2002) und NNPP (Reese, 2001). Obschon die Entwicklung beider Programme zu einem verlässlichen Werkzeug der Promotorerkennung noch nicht abgeschlossen ist, haben sie Modellcharakter für die Analyse größerer Genome, wie das des Menschen. Die Erstellung einer umfangreichen Bibliothek vollständiger Einleitung 6 Drosophila cDNA-Sequenzen (Stapleton et al., 2002a und 2002b) hat bisher zur Identifizierung von ca. 2000 TSS geführt, so dass diese Promotorerkennungsprogramme auf einer umfangreichen Datenmenge basieren können (Ohler et al., 2002). 2.2.2. Enhancer Von den Promotoren sind die Enhancer zu unterscheiden. Während Promotoren für die exakte Initiation der Transkription nötig sind, steigern Enhancer die Transkriptionsrate der Promotoren (Maniatis et al., 1987). Enhancer lassen sich nach folgenden strikten Kriterien definieren (Serfling et al., 1985; Müller et al., 1988). Sie steigern die Transkription eines Gens von ihrer korrekten Position zur Initiationsstelle stark, wirken aber auch über weite Distanzen auf- oder abwärts der Initiationsstelle. Dieser transkriptionssteigernde Effekt ist unabhängig von der Orientierung des Enhancer-Elements. Zudem wirken Enhancer auch auf heterologe Promotoren transkriptionssteigernd, so dass das durch den Enhancer definierte Expressionsmuster auf andere Promotoren und deren nachgeschaltete Gene übertragen werden kann. Diese Eigenschaft macht man sich bei der Identifizierung von Enhancern bestimmter Gene mittels Enhancer-Test-Vektoren nutzbar, indem man die durch den Enhancer vermittelte Expression eines Reportergens in transgenen Tieren studiert. Obschon erste Schritte zur computergesteuerten Identifizierung von genregulatorischen Elementen mittels unterschiedlicher Algorithmen geleistet sind (Halfon und Michelson, 2002; Markstein und Levine, 2002; siehe unten), bleibt die Codierung der cis-regulatorischen Elemente bislang weitgehend ein Enigma (Benos et al., 2002; Harafuji et al., 2002). Ein wichtiger Schritt zur Lösung dieses Problems ist die Charakterisierung weiterer genregulatorischer Elemente. Die durchschnittliche Größe der cis-regulatorischen Sequenz eines Gens in Drosophila beträgt 10 kb (Levine und Tjian, 2003). Verglichen mit der durchschnittlichen Größe der regulatorischen Region eines Säugergens von 100 kb (Levine und Tjian, 2003) bietet sich neben der Hefe Saccharomyces cerevisiae Drosophila als Modellsystem für genregulatorische Studien an. Drosophila besitzt ca. 700 Transkriptionsfaktoren (TF) (Adams et al., 2000). Es wurden zahlreiche Enhancer in Drosophila beschrieben, durch die eine hochspezifische Expression des nachgeschalteten Gens während der Entwicklung gewährleistet wird. Klassische Beispiele der Identifizierung von cis-Elementen sind die Arbeiten über die Regulation von Gap- und Paarregel-Genen in Drosophila (Pick, 1998). Es konnten ganze genregulatorische Netzwerke durch die Arbeiten zur Regulation des fushi tarazu Gens (Hiromi et al., 1985 und 1987), die Wirkung des bicoid Genprodukts auf den hunchback Enhancer (Driever und Nüsslein-Volhard, 1989; Struhl et al., 1989), die Regulation des hairy Gens (Howard und Struhl, 1990) und in detaillierten Studien zur Regulation von even-skipped (eve) erstellt werden. Am Beispiel der transkriptionellen Regulation von eve sollen im folgenden grundlegende Eigenschaften von regulatorischen Elementen beschrieben werden. Das Paarregel-Gen eve wird im blastodermalen Embryo von Drosophila in 7 Streifen exprimiert. Die Kontrolle dieser Expression erfolgt durch eine komplex aufgebaute cis-regulatorische Region (Goto et al., 1989). Eine Serie von modularen Enhancern, die durch Isolatorsequenzen voneinander getrennt sind, kontrolliert die eve Expression in den individuellen Streifen (Small et al., 1992 und 1996). Der Enhancer für die eve Expression im 2. Streifen kann zur Veranschaulichung der Kontrolle der Genexpressison im frühen Embryo von Drosophila dienen. Die TF eines Drosophila Embryos im Blastoderm-Stadium wirken als Morphogene und zeigen eine jeweils unterschiedliche räumliche Konzentrationsverteilung. Durch die spezifische Anhäufung von Bindestellen für diese TF in den Enhancern der Zielgene wirken diese Enhancer als Sensoren für die Raumposition im Embryo und aktivieren gemäß der Konzentration der einzelnen TF die Expression des Zielgens. Mit den Einleitung 7 aktivierenden TF konkurrieren reprimierende TF um die Bindung an diese Erkennungssequenzen. Durch die repressorische Wirkung in den jeweiligen Enhancern werden die Streifengrenzen im Embryo festgelegt. Der erwähnte Streifen-2-Enhancers von eve hat eine Größe von ca. 500 bp und enthält 11 TF-Erkennungssequenzen, von denen sechs aktivierend und fünf reprimierend wirken (siehe Abb.2A). Das Binden von Bicoid und Hunchback wirkt aktivierend auf die eve Expression, während die anteriore Streifengrenze durch die reprimierende Wirkung von Giant und die posteriore Streifengrenze durch Krüppel festgelegt wird (Arnosti et al., 1996). A Bcd Gt Hb Kr Kni Gt Cad Tll Hkb 1 2 3 4 5 6 7 eve Streifen-2-Enhancer (ca. 500 bp) B Wg Dpp Ras1 MAPK Yan arm Mad Tin Twi dTCF Pnt eve Muskel und Herz Enhancer (MHE; 312 bp) Abb.2. Transkriptionelle Regulation der Expression von even skipped (eve) im frühen (A) und späten (B) Embryonalstadium von Drosophila. (A) Kontrolle der eve Streifen-2-Expression. Oben ist die räumliche Verteilung der Transkriptionsfaktoren im Blastodermstadium eines Embryos dargestellt. Diese wirken entlang der Längsachse des Embryos (anterior ist links, posterior rechts) als Morphogene, indem sie ihrer Konzentration entsprechend Zielgene kombinatorisch hochspezifisch regulieren. eve wird im Blastodermstadium in 7 Streifen exprimiert. Hier ist die Kontrolle der Expression für die Expression im 2. Streifen dargestellt. Farbig markiert sind die Transkriptionsfaktoren, die die Expression im 2. Streifen über die Bindung an einen spezifischen Enhancer regulieren. Bicoid (Bcd) und Hunchback (Hb) wirken aktivierend, während durch die reprimierende Wirkung von Giant (Gt) und Krüppel (Kr) die anteriore bzw. posteriore Expressionsgrenze des 2. Streifens von eve festgelegt wird. (B) Kontrolle der mesodermalen eve Expression. In späteren Embryonalstadien wird eve in spezifischen Progenitorzellen des Herzens und der Muskeln exprimiert. Diese Expression wird durch einen spezifischen Enhancer vermittelt, den MHE, der die Kombinatorik dreier Signalwege und zweier mesodermaler Transkriptionsfaktoren zu einer hochspezifischen Expression integriert (für Details siehe Halfon et al., 2000). (A) Verändert aus Jäckle et al., 1998. (B) Verändert aus Halfon et al., 2000. Während im frühen syncytialen Embryo von Drosophila die kombinatorische Wirkung mehrerer TF auf einen Enhancer durch Diffusion der Faktoren eine ortsspezifische Expression gewährleisten kann, spielt in späteren Stadien die kombinatorische Wirkung von Signalwegen und gewebsspezifischen TF bei der transkriptionellen Genregulation eine entscheidende Rolle. Wieder kann die Regulation der Expression von eve als Beispiel dienen. Die Expression von eve in dorsalen mesodermalen Zellen des Embryos von Drosophila wird durch die Integration dreier Signalwege und zweier mesodermaler TF in einer 312 bp langen regulatorischen Sequenz gewährleistet (Halfon et al., 2000; Knirr und Frasch, 2001; siehe Abb.2B). Der Enhancer dient als Sensor für die Qualität und Quantität unterschiedlicher aktivierender und reprimierender Signalwege, aus denen er als Output eine hochspezifische Expression des ihm nachgeschalteten Gens vermittelt. Aus der Sicht der Signalwege und TF hingegen kann der gleiche Faktor durch Interaktion mit verschiedenen Faktoren die Expression unterschiedlicher Gene zu verschiedenen Entwicklungszeitpunkten hochspezifisch induzieren, so dass mit einer limitierten Zahl an TF und Signalwegen ein hochkomplexes Einleitung 8 genregulatorisches Netzwerk aufrecht erhalten werden kann (Ghazi und VijayRaghavan, 2000). Es wurde ein generelles Modell vorgeschlagen, bei dem in bestimmten Geweben bestimmte Faktoren kontinuierlich als Kontextfaktoren benötigt werden (z.B. Twist im Mesoderm). In Subpopulationen des Gewebes interagieren diese Faktoren auf Ebene der Enhancer mit induzierenden Signalen, so dass spezifische Gene aktiviert oder reprimiert werden (Ghazi und VijayRaghavan, 2000). Besonders interessant ist die Tatsache, dass die gewebsspezifischen TF von den gleichen Signalwegen aktiviert werden können, mit denen sie zusammen Zielgene regulieren. So wird die Expression von tinman (tin) im Mesoderm durch die Decapentaplegic (Dpp) und Wingless (Wg) Signalwege induziert, mit denen zusammen Tin die Expression von eve im dorsalen Mesoderm reguliert (Knirr und Frasch, 2001; siehe Abb.2B). 2.2.3. Computervermittelte Methoden der Charakterisierung cis-regulatorischer DNA Für zahlreiche Gene in Drosophila wurden regulatorische Elemente beschrieben. Das Ziel dieser Untersuchungen ist zum einen, dass diese Gene in ein regulatorisches Netzwerk eingeordnet werden, indem die daran bindenden Transkriptionsfaktoren (TF) ermittelt werden. Ein prominentes Beispiel eines regulatorischen Netzwerkes existiert für die Entwicklung des Endomesoderms im Embryo des Seeigels Strongylocentrotus purpuratus (Abb.3; Davidson et al., 2002; Davidson et al., 2003). Kandidaten der an die identifizierten Enhancer bindenden TF sind solche, die einen ähnlichen mutanten Phänotyp oder eine Expression in den gleichen Geweben zum gleichen Entwicklungszeitpunkt zeigen. Die Information hierfür muss bisher mühsam aus der Literatur gewonnen werden. Allerdings sind mit dem BEST-Programm grundlegende Schritte für eine computervermittelte Identifizierung gleicher Expressionsmuster geleistet (Kumar et al., 2002). Zum anderen dienen die Ergebnisse der Enhancercharakterisierungen als Grundlage für die Identifizierung der Codierung der cis-Elemente, indem aus einer Vielzahl von Daten für regulatorische Elemente typische DNA-Sequenzen ermittelt werden können. Diese werden zur Konstruktion von Algorithmen beitragen, mit deren Hilfe genregulatorische Elemente auf der Ebene ganzer Genome in silicio identifiziert werden können. Abb.3. Das genregulatorische Netzwerk der Entwicklung des Endomesoderms im Embryo des Seeigels Strongylocentrotus purpuratus. Aktuelle Versionen des Netzwerks finden sich unter http://sugp.caltech.edu/endomes/, von wo die hier abgebildete Version am 14.11.2003 kopiert wurde. Eine detaillierte Beschreibung des Netzwerks findet sich in Davidson et al., 2002 und Davidson et al., 2003. Einleitung 9 Auf Basis der bisherigen Daten lassen sich keine verlässlichen Algorithmen konstruieren, da die einfache Anwesenheit bekannter Konsensus-Bindungssequenzen von TF nicht auf eine tatsächlich genregulatorische Funktion einer DNA-Sequenz schliessen lässt (Werner, 2001). So kommt die Konsensus-Bindungsstelle von Single-minded (ACGTG) beispielsweise 117025 Mal im Genom von Drosophila vor. Der Unterschied zwischen einer Konsensus-Bindungsstelle und einer funktionellen Bindungsstelle eines TF wird durch den modularen Kontext des umgebenden Enhancers erzeugt (Werner, 2001). Allerdings wurden mit Algorithmen, die eine Häufung an spezifischen einzelnen bzw. eine kombinatorische Häufung definierter unterschiedlicher Konsensusbindungsstellen berücksichtigen, erste vielversprechende Ergebnisse beim de novo Auffinden von genregulatorischen Sequenzen erzielt (Tab.1; Übersicht in Halfon und Michelson, 2002; Markstein und Levine, 2002; Qiu, 2003). FLYENHANCER SCORE Cister CIS-ANALYST Target Explorer Ahab SeqSeek Cooccur_scan.pl ScanACE MAST Argos Markstein et al., 2002 Rebeiz et al., 2002 Frith et al., 2001 Berman et al., 2002 Sosinsky et al., 2003 Rajewsky et al., 2002 Freeman, et al. 2003 Halfon et al., 2002 Hughes et al., 2000 http://meme.sdsc.edu/meme/website/intro.html Rajewsky et al., 2002 Tab.1. Programme zur Enhancerdetektion auf genomischer Ebene. FLYENHANCER und SCORE sind Algorithmen, die potentielle Enhancer im Genom anhand der relativen Häufung einer definierten Konsensussequenz in einem kurzen Sequenzintervall (< 1 kb) identifizieren können. Cister sucht in einer Sequenz < 100 kb nach Clustern definierter Konsensusbindungsstellen. Mit CIS-ANALYST, Target Explorer, Ahab oder SeqSeek stehen zudem Programme zur Verfügung, die die kombinatorische Häufung definierter unterschiedlicher Konsensusbindungsstellen in einem gegebenen Sequenzintervall auf genomischer Ebene bestimmen können. ScanACE und MAST sind Programme, die innerhalb eines Genoms alle Sequenzen ermittelt, die einer definierten Konsensussequenz entsprechen. Mit Hilfe von Cooccur_scan.pl kann die kombinatorische Häufung mehrerer unterschiedlicher ScanACE Ergebnisse in einem definierten Sequenzintervall ermittelt werden. Argos sucht auf genomischer Ebene nach Clustern unbekannter überrepräsentierter Motive, um so völlig neue potentielle Enhancermodule vorherzusagen. Links zu weiteren Algorithmen finden sich unter http://zlab.bu.edu/zlab/gene.shtml. Der kombinatorische Ansatz scheint der vielversprechendste zu sein, da die einfache Häufung von Konsensusbindungsstellen möglicherweise nur bei den oben beschriebenen Enhancern im Blastodermstadium eine übergeordnete Rolle spielt (Michelson, 2002). Auf diese wirken die TF als Morphogene, so dass die örtliche Konzentration und die Affinität dieser TF zu ihren Bindungsstellen ein komplexes Regulationsmuster steuern kann, das durch die relative Anzahl der Bindungsstellen in einem Enhancer seine Variation erfährt (Michelson, 2002). Das übliche Szenario der Genregulation zu späteren Entwicklungszeitpunkten scheint hingegen die kombinatorische Wirkung mehrerer Signalwege zu sein, die jeweils nur mit relativ wenigen Bindungsstellen interagieren (Michelson, 2002; siehe Kap.2.2.2.). Pionierarbeiten auf dem Gebiet der genregulatorischen in silicio Untersuchung ganzer Genome werden mit S. cerevisiae als Modellorganismus geleistet. Hierbei wurde ein bemerkenswerter computergesteuerter Ansatz erstellt, der mit Hilfe der DNA-Sequenz und Microarray-Daten der Hefe versucht, Kombinationen von cis-Elementen mit spezifischen Expressionsprofilen zu verknüpfen (Pilpel et al., 2001). Für Drosophila werden die Möglichkeiten, wie auch die derzeitigen Grenzen der computervermittelten Enhancerdetektion durch eine Studie zum Auffinden eines dorsalen mesodermalen Enhancers (DME) in der genomischen Sequenz aufgezeigt. Einleitung 10 Der DME wurde aus dem eve MHE abgeleitet (siehe Abb.2B) und ist durch die kombinatorische Wirkung von 5 TF innerhalb einer ca. 500 bp langen Sequenz gekennzeichnet (Halfon et al., 2000). 33 weitere potentielle DMEs wurden im Drosophila Genom gefunden, von denen die 7 vielversprechendsten experimentell auf ihre in vivo Enhanceraktivität untersucht wurden. Ein DME zeigte die erwartete Expression im dorsalen Mesoderm, die anderen 6 Elemente waren falsch positive Ergebnisse (Halfon et al., 2002). Eines dieser falsch positiven DME Elemente wurde dem rst Gen zugeordnet. Es liegt >50 kb entfernt von den in der vorliegenden Arbeit identifizierten regulatorischen rst Sequenzen und zeigte in Reportergenstudien keine regulatorische Aktivität (Halfon et al., 2002). In der vorliegenden Arbeit konnten die beschriebenen computergesteuerten Enhancerdetektionsmethoden nicht zum Einsatz kommen, da sie bei Beginn der Arbeiten noch nicht zur Verfügung standen. Mit den in der vorliegenden Arbeit in vivo identifizierten regulatorischen Sequenzen von rst konnten allerdings Untersuchungen bezüglich der in ihnen enthaltenen TF-Konsensusbindungsstellen durchgeführt werden. Hierzu stehen mehrere Algorithmen zur Verfügung (Tab.2). MatInspector TFSEARCH MatchTM MOTIFMATCHER PatchTM SCANSEQ AlignACE Gibbs Sampler Improbizer BioProspector MEME http://www.genomatix.de/matinspector http://www.rwcp.or.jp/lab/pdappl/papia.html http://www.gene-regulation.com http://www.soe.ucsc.edu/~kent/improbizer/ http://www.gene-regulation.com Papatsenko et al., 2002 Roth et al., 1998 Rajewsky et al., 2002 http://www.cse.ucsc.edu/~kent/improbizer/ http://bioprospector.stanford.edu/ http://meme.sdsc.edu/meme/website/intro.html Tab.2. Algorithmen zur Detektion von potentiellen TF-Bindungsstellen in einer gegebenen Sequenz. MatInspector, TFSEARCH und MatchTM verwenden alle den Konsensusbindungsstellen-Datensatz der TRANSFAC-Datenbank (Matys et al., 2003). Für Drosophila befinden sich 37 Konsensusbindungsstellen in der TRANSFAC-Datenbank. Für die Suche nach Konsensusbindungsstellen anderer TF lassen sich im MOTIFMATCHER eigene Matrizen für diese Bindungsstellen aufstellen und gegebene Sequenzen mit diesen Matrizen auf Konsensusbindungsstellen untersuchen. PatchTM ermittelt statt Konsensusbindungsstellen eine Vielzahl tatsächlicher spezifischer Bindungsstellen aus der Literatur in einer gegebenen Sequenz. SCANSEQ ermittelt innerhalb eines identifizierten Enhancers unbekannte potentielle Bindestellen, indem er innerhalb der Enhancersequenz Cluster gleicher Motive erkennt. AlignACE, Gibbs Sampler, Improbizer und MEME ermitteln unbekannte potentielle Bindestellen aus einem Set an Sequenzen. Links zu weiteren Algorithmen finden sich unter http://zlab.bu.edu/zlab/gene.shtml. Da sich mit allen Programmen eine enorme Zahl an potentiellen Bindungsstellen ermitteln lässt, können sie nur bedingt aussagekräftige Ergebnisse liefern. Verteilung und Häufung von TFBindungsstellen können allerdings Hinweise auf potentiell wechselwirkende TF liefern. Zudem lassen sich potentiell funktionelle TF-Bindungsstellen durch ihre Konservierung während der Evolution ermitteln. Diese als 'phylogenetic footprinting' bekannte Methode ist seit langem etabliert und konnte auf der Ebene ganzer Genome bereits in S. cerevisiae angewendet werden. In einem computergesteuerten Sequenzvergleich der Genome von vier Hefe-Spezies konnten zahlreiche neue regulatorische Sequenzmotive ermittelt werden (Kellis et al., 2003). Der Vergleich von mehr als zwei genomischen Sequenzen möglichst nicht allzu nahverwandter Spezies ist für die Detektion funktioneller Motive wichtig, da in nahverwandten Spezies große Sequenzblöcke rein statistisch konserviert sind (Salzberg, 2003). Dies zeigt sich auch mit den Sequenzen von D. melanogaster und D. pseudoobscura. Große Blöcke konservierter Sequenzen lassen eine Detektion funktionaler regulatorischer Motive nur mit Einschränkungen zu, wie in der vorliegenden Arbeit gezeigt werden Einleitung 11 kann. Das vorliegende Genom von Anopheles gambiae hingegen zeigt eine zu geringe Konservierung in nicht codierenden Bereichen im Vergleich zu Drosophila, so dass es für eine Analyse von regulatorischen Sequenzen ungeeignet ist (Bergman et al., 2002). Weitere Drosophila Spezies werden allerdings derzeit sequenziert, so dass dies eine vielversprechende Methode für die Zukunft darstellt. Tab.3 gibt einen Überblick über zur Verfügung stehende Computerprogramme für die vergleichende Sequenzanalyse nahverwandter Genome. AVID VISTA PipMaker BLASTZ FootPrinter ConSite Bray et al., 2003 Mayor et al., 2000 Schwartz et al., 2000 Schwartz et al., 2003 Blanchette und Tompa, 2003 Lenhard et al., 2003 Tab.3. Programme zur vergleichenden Sequenzanalyse verwandter Spezies. AVID und BLASTZ sind in der Lage, große Sequenzdaten zu vergleichen. Die durch das AVID Programm erstellten Alignments können durch das VISTA Programm visualisiert werden. PipMaker ist ein Programm zur Visualisierung von Alignments, die durch das BLASTZ Programm generiert wurden. Es ist zu beachten, dass verschiedene Programme nicht zu den exakt gleichen Alignments führen (Bray et al., 2003; diese Arbeit). Weitere Programme für das Alignment großer Sequenzen, die allerdings nicht für Drosophila geeignet sind bzw. nicht als Webservice funktionieren, sind BLAT (Kent, 2002) und PatternHunter (Ma et al., 2002). FootPrinter ist ein Programm zum Auffinden von neuen Motiven in den homologen Sequenzen von mehreren verwandten Spezies. Diese homologen Sequenzabschnitte müssen bereits bekannt sein. ConSite kann konservierte TF Konsensusbindungsstellen in einem Alignment anzeigen. Leider ist der Output dieses an sich hilfreichen Programms nicht allzu übersichtlich. Die derzeit zur Verfügung stehenden Methoden der experimentellen in vivo Identifizierung und Charakterisierung genregulatorischer Sequenzen (siehe Kap.3.2.1.4., Enhancer-Detection in Drosophila) sind äußerst zeitaufwendig, aber dennoch wichtig. Mit ihrer Hilfe werden Algorithmen entwickelt, die eine computervermittelte Identifizierung von potentiellen regulatorischen Sequenzen erlauben. Diese können gezielt auf ihr regulatorisches Potential in transgenen Tieren getestet werden, ohne einen arbeitsaufwendigen Enhancer-Detection-Screen durchzuführen. Die hierbei identifizierten regulatorischen Sequenzen sind wiederum ein Substrat für die Verbesserung der Algorithmen, indem die Verteilung kombinatorischer TF-Bindungsstellen in ihrer Anzahl und ihren Abständen untereinander optimiert wird und neue bisher unbekannte gemeinsame Motive ermittelt werden (Markstein und Levine, 2002). Letztendlich ist es das Ziel, die Syntax der cis-Codierung aufzudecken und aus ihr spezifische Genexpressionsmuster abzulesen. Dies führt zu einer detaillierten Beschreibung genregulatorischer Netzwerke. Neben den erwähnten computervermittelten Methoden zur Enhancerdetektion werden derzeit weitere Techniken entwickelt, mit deren Hilfe alle Zielgene eines TF auf genomischer Ebene bestimmt werden können. In S. cerevisiae sind diese Methoden bereits etabliert. Dank des vergleichsweise kleinen Genoms der Hefe konnten genomische Microarrays produziert werden, die alle intergenischen Sequenzen der Hefe tragen. Mit in Chromatin-Immunopräzipitation (ChIP) isolierter genomischer DNA, die alle Bindestellen eines spezifischen TF im Genom enthält, konnten Sonden für die Identifizierung der betreffenden Sequenzen auf dem genomischen Microarray erstellt werden (Iyer et al., 2001; Lee et al., 2002; Ren et al., 2000). Wegen der Größe der intergenischen Regionen existieren bisher keine solchen genomischen Microarrays für höhere Tiere. In Drosophila konnten allerdings solche Studien mit den genomischen Sequenzen definierter Ausschnitte des Genoms durchgeführt werden (Sun et al., 2003). Alternativ existiert eine trickreiche Methode, mit deren Hilfe Protein-DNA Interaktionen mit Hilfe von cDNA-Microarrays identifiziert werden können (van Steensel et al., 2001). Einleitung 12 2.3. Das neuronale Zelladhäsionsmolekül Roughest 2.3.1. Die Klonierung des roughest Gens Im Zuge eines neuroanatomischen Screens konnten vier X-chromosomale Mutanten in Drosophila isoliert werden, die die axonale Wegfindung von Säulenneuronen des visuellen Systems beeinflussen und dadurch irreguläre optische Chiasmata ausbilden: irreA, B, C und D (Fischbach et al., 1987; Fischbach et al., 1989; Boschert et al., 1990). In den irreC Mutanten sind Medulla und Lobula von fehlgeleiteten Axonbündeln durchzogen, die Ausbildung der optischen Chiasmata ist gestört (siehe Abb.4B). Faserbündel der Medulla wachsen direkt in das Lobulaneuropil, anstatt das innere Chiasma zu durchlaufen und Medulla, Lobula und Lobulaplatte können teilweise fusionieren. Faserbündel der Lamina projizieren über zum Teil weite Umwege in ihre retinotopen Zielregionen der Medulla, ohne das äußere optische Chiasma zu durchlaufen. Abb.4. Einige Phänotypen von rst Mutationen in Drosophila. (A,B) Horizontaler Paraffinschnitt durch den optischen Lobus von wtb (A) und irreCUB883 (B). Ektopische Faserbündel des äußeren und des inneren Chiasmas sind in irreCUB883 zu erkennen. (C,D) Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen eines Komplexauges von wtb (C) und rstCT (D). Die Komplexaugen von rstCT Fliegen zeigen deutlich rauhe Augen. (E-F) Embryonales abdominales Muskelmuster (β3-Tubulin Färbung) von wtb (E) und Df(1)w67k30 (F). Da rst und sein Paralog kirre während der Muskelentwicklung redundant wirken, finden sich in rst Mutanten nur subtile Muskelphänotypen. In Df(1)w67k30, einer rst, kirre Doppelmutante, zeigt sich dagegen ein starker Phänotyp, bei dem die Fusion von Muskelzellen unterbleibt. (La) Lamina, (Lo) Lobula, (Lp) Lobula plate, (Me) Medulla, (sb) segment border muscle, (vl) ventral longitudinal muscles. Verändert aus Boschert, 1990 und Strünkelnberg et al., 2001. Durch die Klonierung von irreC konnte gezeigt werden, dass die irreC Mutationen Allele des roughest (rst) Gens darstellen (Ramos et al., 1993). Allele von rst wurden dank eines mutanten Phänotyps stark rauher Augen bereits 1932 isoliert (siehe auch Abb.4). Abb.5 zeigt die physikalische Karte des irreC-rst Genlokus, wie sie sich nach der Sequenzierung des Drosophila Genoms darstellt. irreC-rst, das in der vorliegenden Arbeit fortan mit rst bezeichnet wird, codiert für ein Zelladhäsionsmolekül der Immunglobulinsuperfamilie. Es besitzt eine extrazelluläre Domäne, die aus fünf Ig-Domänen besteht, eine einfache Transmembrandomäne und eine mit 208 Aminosäuren relativ lange cytoplasmatische Domäne. Einleitung 13 Abb.5. Schematische Darstellung der genomischen Organisation von roughest proximal distal (rst). Oben ist der Bereich des XChromosoms von Drosophila dargestellt, 3 kb 128 kb 2 kb in dem rst lokalisiert ist. Distal bis zur Spitze des X-Chromosoms sind es ca. 2,7 Mb. Die Transkriptionsrichtungen der rst kirre Notch Gene sind durch Pfeile markiert. rst und kirre liegen Kopf an Kopf, getrennt durch 128 kb. In diesem Bereich befindet sich 93 kb aufwärts von rst ein kleines in silicio bestimmtes Gen (CG4116; blau markiert), das nur 800 bp umfasst. Ob es funktionell ist oder möglicherweise ein Exon eines verschachtelten Gens darstellt, ist nicht bekannt. 3 kb abwärts von rst 21,5 kb befinden sich über eine Region von 28 kb 22 kb verteilt 11 kleine Gene (blau markiert; 8 kb 7 kb rst durchschnittliche Größe ca. 1 kb), die in silicio bestimmt wurden. Zum Teil finden sich diese Sequenzen auch in ESTλCCS4 λD0.31.1 Datenbanken. Teilweise sind sie λD10.41 λCCS1 vermutlich Teil eines Gens, aber hierzu gibt es keine genauen Daten. An kirre λEOR3 λEOR1 schließt sich in nur 2 kb Abstand das Notch Gen an. Unten ist die physikalische Karte des rst Genlokus vergrößert. Der transkribierte Bereich des rst Gens besteht aus 8 Exons (rot und orange markiert), die einen Sequenz von 21,5 kb umfassen. In rot ist das offene Leseraster des rst Gens dargestellt. Vor dem translatierten Bereich befinden sich zwei Exons, die durch zwei große Introns (7 kb und 8 kb) von den codierenden Exons getrennt werden. Unten sind einige λ-Phagen des chromosomalen Wanderns während der Klonierung des rst Gens dargestellt (Ramos et al., 1993), die auch in dieser Arbeit verwendet wurden. Sie umfassen den kompletten transkribierten Bereich, sowie weitere 22 kb aufwärts des rst Gens. rst zeichnet sich durch seine pleiotrophen Wirkungen während der Entwicklung von Drosophila aus. Die fehlgeleiteten Faserbündel in den optischen Loben von irreC Fliegen weisen auf eine Rolle von rst bei der axonalen Wegfindung (Schneider et al., 1995). Die spezifische Expression von Rst in synaptischen Schichten der optischen Loben nach Abschluss der axonalen Wegfindung lässt auf eine Rolle von rst bei der Synapsenbildung schliessen, wie sie für das rst Homolog syg-1 in C. elegans nachgewiesen werden konnte (Shen und Bargmann, 2003). Da mit Hilfe eines ektopischen Expressionssystems gezeigt werden konnte, dass Rst in Neuronen des Pilzkörpers spezifisch in Axone und Präsynapsen lokalisiert wird (Srivastava und Fischbach, unpublizierte Ergebnisse), ist davon auszugehen, dass die Rst Expression in den synaptischen Schichten der optischen Loben ebenfalls Präsynapsen markiert. Während der Augenentwicklung ist in rst Mutanten die Zellsortierung der Interommatidialzellen (IOC) gestört, so dass die sich daran anschließende Apoptose überzähliger IOC unterbleibt (Reiter et al., 1996). Durch diese überzähligen IOC erscheinen die Komplexaugen rauh (Abb.4D). Während der Embryonalentwicklung wird rst für die Bildung der larvalen Muskulatur benötigt. Hierbei ist es redundant durch sein Paralog kin-of-irre (kirre) abgepuffert. Embryonen, die mutant in beiden Genen sind, sterben während der Entwicklung und zeigen starke Defekte in der Fusion von Muskelvorläuferzellen zu Muskeln (siehe Abb.4F; Strünkelnberg et al., 2001). Rst und Kirre interagieren bei diesem Prozess mit den Ig-Molekülen Sns und Hbs. Dieses Modul interagierender Zelladhäsionsmoleküle scheint auch bei anderen Entwicklungsprozessen, in denen rst involviert ist, aktiv zu werden, wie es bereits für die Funktion von rst während der Augenentwicklung von Drosophila gezeigt werden konnte (Bonengel, 2002). Die Wichtigkeit dieses grundlegenden Einleitung 14 Moduls zeigt sich dadurch, dass es auch beim Menschen konserviert ist. Die orthologen Gene von rst und kirre, NEPH1 und NEPH2, und das hbs Ortholog NPHS1 spielen eine essentielle Rolle bei der Nierenentwicklung von Säugetieren, sind aber auch in anderen Geweben wie dem Gehirn nachweisbar (Donoviel et al., 2001; Sellin et al., 2003). Neben den erwähnten gut untersuchten Phänotypen sind in rst Mutanten auch mechanosensorische Organe der Augen, des Hinterkopfes und der Flügel betroffen (Schimansky, 1995). Die Expression von rst in zahlreichen weiteren Geweben weist zudem auf bisher noch unbekannte Funktionen von rst in diesen Geweben. 2.3.2. Die Expression von roughest In-situ-Hybridisierungen und Antikörperfärbungen in wildtypischen Individuen zeigen ein dynamisches und komplexes Expressionsmuster von rst während der Entwicklung von Drosophila. Abb.6 gibt einen Überblick über die mRNA Expression von rst in einigen Entwicklungsstadien. Abb.7 zeigt die Rst Immunreaktivität in späten Embryonen. Abb.6. Die mRNA Expression von rst in verschiedenen Entwicklungsstadien von Drosophila. (A-H) Embryonen zu verschiedenen Entwicklungszeitpunkten; anterior ist links. (A-C, E, H) laterale Ansicht. (D, F, G) dorsale Ansicht. (I) ZNS des 3. Larvenstadiums. (J) Pupale Retina. (A) Stadium 5. Expression in 7 ventralen Streifen, in der Amnioserosa (a) und in der procephalischen Region (p). (B) Stadium 7. (C-D) Stadium 9/10. Expression in 14 ventralen ektodermalen Zellclustern des gestreckten Keimstreifens (g). (E-F) Stadium 11. Expression in der Mittellinie, mesodermalen Zellclustern (m), Clypeolabrum (c), Stomodeum (s), optischer Anlage (oa) und Knospen der Mundwerkzeuge (gb). (G-H) Stadium 13. Starke Expression in mesodermalen Zellen. Keine Expression im ventralen Nervensystem (vc). (I) Starke Expression in der Augenimaginalscheibe, sowie Expression in den optischen Loben. (J) Starke Expression in Interommatidialzellen. Verändert aus Schneider, 1994 und Ramos et al., 1993. Abb.7. Die Rst Expression während der späten Embryonalentwicklung von Drosophila. (A-B) Stadium 15; anterior ist links. (A) Das rst Genprodukt findet sich in späten Embryonalstadien auf sensorischen Axonen. (B) In einer Vergrößerung des ventralen Nervensystems sind die Axonendigungen der sensorischen Neurone, sowie Zellen der Mittellinie durch Rst markiert. Verändert aus Schneider, 1994. rst wird während der Embryonalentwicklung in vielen verschiedenen Geweben exprimiert und ist dabei auf z.T. sehr kleine Gebiete oder gar einzelne Zellen beschränkt (Schneider, 1994). Neben den in Abb.6 & 7 beschriebenen Expressionsmustern konnte das rst Genprodukt in den Apodemen des Embryos (Strünkelnberg et al., 2001), in Zellen der sich entwickelnden Tracheen (B. Bonengel, pers. Mitteilung), in der Amnioserosa und in neuroektodermalen Zellen des Embryos (diese Arbeit) nachgewiesen werden, wobei die dynamische subzelluläre Expression von Rst oftmals eine genaue Charakterisierung der exprimierenden Zellen erschwert. Während der ersten beiden Larvenstadien ist keine rst mRNA-Expression nachweisbar (Ramos et al., 1993). Im dritten Larvenstadium zeigt sich eine Expression von Rst auf weiten Teilen der visuellen Fasern, die das Neuropil von Lamina, Medulla und Lobula bilden. Während der Pupalentwicklung zeigt sich eine starke Dynamik der Rst Einleitung 15 Expression in diesen Neuropilen (Abb.8). Hierbei ist Rst subzellulär in spezifischen synaptischen Schichten lokalisiert, was eine Identifizierung der exprimierenden Zelltypen erschwert. Abb.8. Die Expression von Rst während der Entwicklung der optischen Loben von Drosophila. Horizontalansichten optischer Loben im 3. Larvenstadium (A) und in den Pupalstadien P16, P36, P42 (C-D). Die frühe Immunreaktivität von Rst auf auswachsenden Axonen wird im weiteren Verlauf der Entwicklung eingeschränkt, so dass sich die Rst Expression nur noch auf den Axonterminalien in den Neuropilen der Lamina, der Medulla und des Lobulakomplexes nachweisen lässt. Im Verlaufe der Pupalentwicklung zeigt sich eine Dynamik der Rst Immunreaktivität in diskreten Schichten der einzelnen Neuropile. Während die Immunreaktivität in der proximalen Medulla konstant bleibt, sind bei P42 in der distalen Medulla vier und in der Lobula drei Schichten ausgebildet. Diese Schichtbildungen zeigen eine Expression von Rst in den Terminalien mehrerer unterschiedlicher Zelltypen der optischen Loben an. Die Expression von Rst nimmt im optischen Lobus ab P54 langsam ab und ist ab P74 nicht mehr nachweisbar (Schneider et al., 1995; Reiter et al., 1996). (dm) distal medulla, (la) lamina, (lo) lobula, (lop) lobula plate, (mc) medulla cortex, (pm) proximal medulla, (x1) outer chiasm, (x2) inner chiasm. Verändert aus Reiter, 1995. Während der Entwicklung des Komplexauges erfolgt die Rst Expression parallel zu den einzelnen Induktionsprozessen der verschiedenen sich entwickelnden Zelltypen (Reiter et al., 1996). Rst ist in fast allen Zelltypen des sich entwickelnden Komplexauges dynamisch exprimiert (Abb.9). Auch in Antennen-, Bein-, Flügel- und Halterenimaginalscheiben ist Rst vorhanden. Zudem wird Rst in mehreren optischen Foci des Zentralhirns exprimiert, wobei diese Expression bei rstCT-Mutanten nicht nachweisbar ist (Hiesinger, 1997). Abb.9. Die Expression von Rst während der Entwicklung des Komplexauges von Drosophila. (A) Aufsicht auf die Augenimaginalscheibe des dritten Larvenstadiums; anterior ist rechts. (a'-a''') Vergrößerung sich bildender Ommatidien aus unterschiedlichen Reihen der Ommatidienformation, die verschiedene Zeitpunkte des Differenzierungsprozesses darstellen. (B) Aufsicht auf einige sich entwickelnde Ommatidien im Pupalstadium P16. (C) Aufsicht auf ein Ommatidium zum Zeitpunkt P44. Rst wird dynamisch in allen Zellen der Augenimaginalscheibe bis auf R3 und R4 exprimiert, wobei es an speziellen Membrankontaktstellen akkumuliert. (1-8) retinula cell R1-R8, (1°3°) primary, secondary and tertiary pigment cell, (b) bristle, (c) cone cells, (eq) equator, (ioc) interommatidial cells, (mf) morphogenetic furrow. Verändert aus Reiter et al., 1996. 2.3.3. Potentielle Regulatoren der roughest Expression Basierend auf ähnlichen mutanten Phänotypen und vergleichbaren Expressionsmustern kommen einige Faktoren als potentielle Regulatoren der transkriptionellen Expression von rst in Betracht. In Tab.4 sind die potentiellen Faktoren zusammengestellt, die in der vorliegenden Arbeit untersucht wurden. Für Single minded, Dmef2, den Ras-MAPK Signalweg und den Notch Signalweg konnte in Einleitung 16 der vorliegenden Arbeit gezeigt werden, dass sie die identifizierte rst cis-regulatorische Sequenz zu aktivieren vermögen. Daher werden sie in den folgenden Kapiteln detailliert beschrieben. Allgemeine Signalwege Mesoderm Augenimaginalscheibe optischer Lobus Mittellinie Notch, Ras-MAPK Dmef2, gfl, Ubx, abd-A, Abd-B lz, ey, toy, D-Pax2, ato, BarH1, BarH2 ase, BR-C, ap, sim sim Tab.4. Potentielle Regulatoren der transkriptionellen Expression von rst. In der linken Spalte ist der Expressionsort von rst angegeben, für den die in der rechten Spalte aufgelisteten Faktoren basierend auf mutantem Phänotyp oder äquivalenter Expression potentielle Regulatoren von rst darstellen. Die Expression von rst könnte zudem durch posttranskriptionelle Prozesse reguliert werden, wie z.B. durch miRNAs. Diese Möglichkeit wird in der Diskussion dieser Arbeit behandelt. 2.3.3.1. Single minded Im Drosophila Embryo des Blastoderm-Stadiums werden die mesodermale Anlage und die laterale neurogenische Region auf beiden Seiten des Embryos durch jeweils einen Zellstreifen getrennt. Diese Zellstreifen bestehen aus den so genannten mesektodermalen Zellen. Während der Gastrulation bewegen sich die mesektodermalen Zellen aufeinander zu, um sich nach Invagination der mesodermalen Anlage an der ventralen Mittellinie miteinander zu mischen (Nambu et al., 1990). Von hier wandern die Zellen ins Innere des Embryos und bilden nach einer Mitose die Zellen der Mittellinie des sich entwickelnden ZNS aus. Sie differenzieren sich in Neurone und Gliazellen und spielen eine wichtige Rolle bei der weiteren Entwicklung des ZNS (Nambu et al., 1990). Die Zellen der Mittellinie wirken als Organisationszentrum für die korrekte Verdrahtung der auswachsenden Axone des ZNS. Attraktive Signale (wie Netrin) und reprimierende Signale (wie Slit) werden aus den Zellen der Mittellinie sekretiert und geleiten den auswachsenden Axonen gemäß den auf ihnen differentiell exprimierten Rezeptoren ihre spezifische Bahn (Übersicht in Yu und Bargmann, 2001). Fehlt beispielsweise das Slit-Signal, so kommt es zu einem Kollaps des Strickleiternervensystems, indem die einzelnen Nervenbahnen der beiden Konnektive an der Mittelinie miteinander fusionieren (Rothberg et al., 1988). Der gleiche Phänotyp lässt sich in single minded (sim) Embryonen beobachten (Thomas et al., 1988; Sonnenfeld et al., 1994). sim codiert für einen bHLH-PAS Transkriptionsfaktor und wird in allen mesektodermalen Zellen exprimiert (Crews et al., 1988; Nambu et al., 1990, 1991; Thomas et al., 1988; siehe unten). sim wirkt als ein Masterregulationsgen der Mittellinienentwicklung in Drosophila: In sim Mutanten finden sich keine Zellen der ZNS-Mittellinie (Nambu et al., 1990, 1991), während ektopische Expression von sim das Differenzierungsprogramm der Mittellinie im lateralen ZNS induzieren kann (Nambu et al., 1991). Auch in postembryonale Entwicklungsprozesse ist sim involviert. Besonders interessant ist die Funktion von sim während der Entwicklung des optischen Systems von Drosophila. Es konnte gezeigt werden, dass sim Mutanten einen axonalen Wegfindungsdefekt in den Neuropilen des Lobulakomplexes aufweisen, der dem Phänotyp von rst Mutanten sehr ähnlich ist (Pielage et al., 2002). In Säugetieren existieren zwei sim homologe Gene (Übersicht in Crews und Fan, 1999). Das humane Sim-2 kartiert in der für das Down-Syndrom kritischen Region auf Chromosom 21 und wird mit der Ausbildung dieses Syndroms in Verbindung gebracht (Chen et al., 1995; Dahmane et al., 1995; Muenke et al., 1995). Einleitung 17 Die Kontrolle der Genexpression in der Mittellinie des Drosophila Embryos Die Regulation der Genexpression in Zellen der Mittellinie lässt sich in drei Phasen unterteilen (Wharton et al., 1994). Die frühe Expression in mesektodermalen Zellen im Blastoderm-Stadium und während der Gastrulation (Stadium 5-7) wird durch die Kontrollgene der dorsalen / ventralen Musterbildung gesteuert. Die Expression in den Zellen der ventralen Mittellinie nach Ende der Gastrulation (Stadium 8-11) steht unter der Kontrolle von sim. Für die späte Expression in den differenzierten Zellen der ZNS-Mittellinie (Stadium 12-17) sind neben sim noch weitere Transkriptionsfaktoren verantwortlich (Wharton et al., 1994). Die frühe Expression von sim in den mesektodermalen Zellen wird durch Kontrollgene der dorsalen / ventralen Musterbildung (dorsal, twist, snail; Kasai et al., 1992, 1998), durch scute und daughterless (Crews, 1998; Kasai et al., 1998) und durch Notch gesteuert (Morel und Schweisguth, 2000; Morel et al., 2001). sim mRNA ist in den beiden mesektodermalen Zellreihen während ihrer Wanderung zur ventralen Mittellinie zum Zeitpunkt der Gastrulation exprimiert (Crews et al., 1988; siehe Abb.10). Das sim Genprodukt ist erst kurz vor Ende der Gastrulation in den beiden die ventrale Mittellinie bildenden mesektodermalen Zellreihen nachweisbar (Ward et al., 1998). Die Expression von sim steht nun unter der Kontrolle einer positiven Rückkoppelung (Wharton et al., 1994). Nachdem die Mittellinienzellen in das Innere des Embryos gewandert sind, wird Sim in spezifischen Subpopulationen neuronaler und nicht-neuronaler Zellen der ZNS-Mittellinie exprimiert (Crews et al, 1988). Abb.10. Die Entwicklung der ZNS-Mittellinie und die Expression von single-minded. (A) zeigt die schematische St6 St5 Darstellung von Querschnitten durch den Drosophila Embryo zu verschiedenen Entwicklungszeitpunkten MES (Übersicht in Crews, 1998). Blau sind die Zellen markiert, aus denen sich die ZNS-Mittellinie entwickelt. Diese Zellen exprimieren sim (siehe B-E). Gepunktet ist die Zellschicht St15 St10 dargestellt, aus der sich die Amnioserosa (AS) und die VNC NB dorsolaterale Epidermis entwickelt. Weiß markiert ist die EB Zellschicht, aus der sich die ventrale Epidermis und das EPI laterale ZNS entwickelt. Gestrichelt ist die Zellschicht markiert, aus der sich das Mesoderm entwickelt. (St5) Im Stadium des Blastoderms befindet sich auf beiden Seiten des Embryos eine mesektodermale Zellreihe, die jeweils zwischen der mesodermalen Anlage (MES) und den Zellen des Neuroektoderms liegt. (St6) Durch die Migration der Zellen während der Gastrulation treffen die beiden mesektodermalen Zellreihen an der ventralen Mittellinie aufeinander. Hier unterziehen sie sich einer synchronen Zellteilung (Foe, 1989). (St10) Im Stadium der Keimbahnverlängerung segregieren Neuroblasten (NB) aus dem ventralen Ektoderm, in dem Epidermoblasten (EB) zurückbleiben. Die Zellen der Mittellinie haben ihren Zellkern in das Innere des Embryos verschoben, verbleiben aber mit einem zytoplasmatischen Ausläufer mit der Oberfäche des Embryos verbunden. (St15) Aus den Neuroblasten und den Zellen der Mittellinie hat sich nach Zellteilungen und Differenzierungsprozessen das Bauchmark gebildet (VNC = ventral nerve cord), das direkt über der Epidermis (EPI) liegt. St = Stadium. (B - E) Ventrale Ansichten von Drosophila Embryonen zu in (A) korrespondierenden Entwicklungszeitpunkten. In blau ist die mRNA Expression von sim in den Zellen markiert, aus der sich die ZNS-Mittellinie entwickelt. (A) verändert nach Nambu et al., 1990. (B - E) entstammen der Webseite des BDGP Insitu Projekts (http://www.fruitfly.org/cgi-bin/ex/insitu.pl), in dem die Expression aller Gene im Embryo von Drosophila aufgezeichnet werden soll (Tomancak et al., 2002). A AS Einleitung 18 2.3.3.2. Der Ras-MAPK Signalweg Der Ras-MAPK (Mitogen Activated Protein Kinase) Signalweg spielt eine essentielle Rolle während der Entwicklung von Invertebraten und Vertebraten (Übersicht in Tan und Kim, 1999). In Drosophila konnte eine Vielzahl verschiedener Funktionen des Ras-MAPK Signalwegs ermittelt werden, die sich u.a. auf Prozesse wie Zellspezifizierung, Zellproliferation, Zellmigration, Kontrolle des Zellzyklus, Überleben von Zellen und Apoptose, Musterbildung und Organentwicklung erstrecken (Übersicht in Kumar, 2002; Shilo, 2003). Der Ras-MAPK Signalweg kann durch unterschiedliche Rezeptoren aktiviert werden, die alle Rezeptor-Tyrosin-Kinasen (RTK) darstellen. Das Drosophila Genom codiert für 21 RTK, darunter den Epidermal Growth Factor Receptor (EGFR; synonym DER), Fibroblast Growth Factor Receptor (FGFR; synonym Heartless, Htl), Sevenless (Sev), Torso, Breathless (Btl) und Anaplastic Lymphoma Kinase (Alk; Übersicht in Loren et al., 2001). Den einzelnen RTK kommen jeweils unterschiedliche Funktionen während der Entwicklung von Drosophila zu, wobei EGFR im Gegensatz zu den anderen RTK eine prominente Rolle während zahlreicher Entwicklungsprozesse spielt (Bier, 1998). So werden Htl und EGFR für die Bildung von Muskelvorläuferzellen benötigt (Buff et al., 1998; Carmena et al., 1998a; Michelson et al., 1998), aber nur EGFR spielt in weiteren Entwicklungsprozessen eine Rolle. Die Aktivierung des Ras-MAPK Signalwegs ist eine komplexe Interaktion zahlreicher Moleküle (siehe Abb.11). Star Rho Spi Keren Vein Gurken Argos RTK Kek Spry Ras Raf MEK Abb.11. Schematische Darstellung einiger Komponenten des RasMAPK Signalwegs und seiner negativen Rückkoppelung. Unter Einfluss von Star und Rho kommt es zur Sekretion der Liganden Spitz (Spi), Keren oder Gurken; der Ligand Vein hingegen muss nicht durch Rho prozessiert werden. Nach Aktivierung einer Rezeptortyrosinkinase (RTK) wie EGFR wird das Signal via Ras, Raf, MEK und MAPK in den Zellkern transduziert. Durch Phosphorylierungen wird der transkriptionelle Repressor Yan reprimiert, während Pnt.P2 aktiviert wird und seinerseits nun die Transkription von Zielgenen initiieren kann. U.a. sind dies Komponenten einer negativen Rückkoppelung, die den Ras-MAPK Signalweg auf unterschiedlichen Ebenen inhibieren. Für Details siehe Text. Verändert nach Shilo, 2003 und Yang und Baker, 2003. MAPK PntP2 Yan Während die Spezifität mancher RTK durch ihre spezifische Expression vermittelt wird (z.B. Htl), wird EGFR wie sein Ligand Spitz (Spi) weitgehend ubiquitär exprimiert (Rutledge et al., 1992; Zak et al., 1990). Die Aktivierung des EGFR Rezeptors benötigt die proteolytische Spaltung und Sekrektion von Spi (Schweitzer et al., 1995), die durch die Familie der Rhomboid Proteasen vermittelt wird (Urban et al., 2001). Diese Rhomboid Proteasen weisen eine spezifische Expression in den Zellen der EGFR Signalgenerierung auf (Bier et al., 1990; Golembo et al., 1996; Sturtevant al., 1996; Wasserman et al., 2000). Weitere aktvierende Faktoren des EGFR Signalwegs wurden beschrieben. Gurken, Keren und Vein sind EGFR Liganden, während Star ein intrazelluläres Transportmolekül ist, das den Transport der Liganden an die Zelloberfäche vermittelt (Übersicht in Shilo, 2003). Am Ende der RasMAPK Signalkaskade steht die Aktivierung von Zielgenen. Hierbei phosphoryliert der Ras-MAPK Einleitung 19 Signalweg die TF Pointed P2 (Pnt.P2) und Yan (Brunner et al., 1994; Gabay et al., 1996, O'Neill et al., 1994; Rebay und Rubin, 1995). Diese beiden TF besitzen eine ETS-Domäne und kompetitieren um die gleiche DNA-Bindungssequenz in den cis-Sequenzen von Zielgenen. Durch die Phosphorylierungen wird der Repressor Yan deaktiviert, während der Aktivator Pnt.P2 nun an die cis-Sequenz binden kann. Eine kombinatorische Wirkung des Ras-MAPK Signalwegs mit anderen Signalwegen und gewebespezifischen Transkriptionsfaktoren (TF) konnte bei der trankriptionellen Aktivierung einiger nachgeschalteter TF beschrieben werden (z.B. eve, D-Pax2, pros; Halfon et al., 2000; Flores et al., 2000; Knirr und Frasch, 2001; Xu et al., 2000). Eine zentrale Eigenschaft des EGFR Signals ist, dass es zeitlich limitiert in spezifischen Zielzellen wirkt. Da die EGFR Liganden diffusibel sind, nehmen negative Rückkoppelungsmechanismen, die das EGFR Signal zeitlich und räumlich hochspezifisch einschränken, eine herausragende Stellung in der EGFR Signaltransduktion ein. Bisher konnten drei auf den EGFR Signalweg reprimierend wirkende Moleküle beschrieben werden, deren eigene Expression durch EGFR induziert wird (Übersicht in Shilo, 2003). Argos ist ein diffusibler, reprimierend wirkender Ligand des EGFR (Schweitzer et al., 1995), Kekkon ist ein Transmembranprotein, das die Dimerisierung des EGFR attenuiert (Ghiglione et al., 1999) und Sprouty ist ein intrazelluläres Protein, das reprimierend auf die EGFR Signaltransduktion wirkt (Casci et al., 1999). Zudem konnte Echinoid (Ed), ein Zelladhäsionsmolekül der Immonglobulin (Ig) Superfamilie, als negativer Regulator des EGFR Signalwegs identifiziert werden (Bai et al., 2001; Spencer und Cagan, 2003). Die extrazelluläre Domäne von Echinoid besteht aus sechs Ig-Domänen und zeigt eine signifikante Ähnlichkeit zu Rst und Kirre (Strünkelnberg et al., 2003). Die Aktivität des Ras-MAPK Signalwegs während der Entwicklung von Drosophila lässt sich mit Hilfe des diphospho-ERK Antikörpers (dp-ERK) gegen phosphorylierte MAPK (synonym ERK) visualisieren (Gabay et al., 1997a, 1997b). Auch das Expressionsmuster der Effektorgene pnt und yan sind hilfreich für die Erkenntnis der Wirkungsorte des Ras-MAPK Signalwegs. Vergleicht man diese Expressionsmuster mit der Expression von rst, so lassen sich einige Gewebe bestimmen, in denen rst möglicherweise durch den Ras-MAPK Signalweg reguliert wird und / oder mit ihm interagiert. Von den unterschiedlichen RTK zeigt in erster Linie der aktivierte EGFR ein teilweise ähnliches Expressionsmuster wie rst. Im Stadium 10 werden dp-ERK, pnt.P1 und rst in ventralen ektodermalen Zellclustern des gastrulierenden Embryos in einem sehr ähnlichen Muster exprimiert (Gabay et al., 1997a, 1997b; Klämbt, 1993; Schneider, 1994). In späteren Embryonalstadien werden dp-ERK und pnt in Gliazellen der Mittellinie exprimiert (Gabay et al., 1997a, 1997b; Klämbt, 1993). Auch Rst wird zu diesem Zeitpunkt in Zellen der Mittellinie exprimiert (Schneider, 1994). Interessanterweise ist die Funktion des Ras-MAPK Signalweg in diesen Mittellinienzellen, das proapoptotische Molekül Hid zu reprimieren und damit die Apoptose in einer gewissen Subpopulation der Mittellinienzellen zu unterbinden (Bergmann et al., 2002). Dies scheint ein analoger Vorgang zu den Prozessen während der Apoptose von Interommatidialzellen (IOC) in der pupalen Retina zu sein, in die Rst involviert ist, und kann einen Hinweis auf eine allgemeine Funktion von Rst in apoptotischen Prozessen geben. Der RasMAPK Signalweg spielt zudem eine Rolle bei der Determinierung von Muskelgründerzellen (Buff et al., 1998; Carmena et al., 1998a), in denen auch Rst exprimiert wird (Strünkelnberg et al., 2001). Interessanterweise unterziehen sich die unspezifizierten mesodermalen Zellen in für den EGFR Signalweg defizienten Embryonen der Apoptose (Buff et al., 1998). Auch in den epidermalen Muskelanheftstellen ist der Ras-MAPK Signalweg aktiv (Zak et al., 1990; Gabay et al., 1997a, 1997b). Rst ist ebenfalls in diesen Strukturen exprimiert (Schneider, 1994; Strünkelnberg et al., 2001). Besonders auffällig ist, dass Rst und dp-ERK ein hochdynamisches Expressionsmuster während der frühen Entwicklung des Komplexauges zeigen (Gabay et al., 1997a; Kumar et al., 1998; Lesokhin et al., 1999; Reiter et al., 1996). Pnt scheint in der Augenimaginalscheibe in allen Zellen in und posterior der morphogenetischen Furche exprimiert (O'Neill et al., 1994; Rawlins et al., 2003). Für EGFR Einleitung 20 konnte gezeigt werden, dass er für die Spezifizierung aller Zellen des Komplexauges bis auf die Photorezeptorzelle R8 benötigt wird (Dominguez et al., 1998; Freeman, 1996, 1997; Kumar et al., 1998; Yang und Baker, 2001). Dabei wird dasselbe Ras-MAPK Signal sukzessive für die Spezifizierung unterschiedlicher Zelltypen benutzt. Das vom Zeitpunkt des Signalempfangs abhängige differentielle Zellschicksal liegt in der unterschiedlichen Prädetermination der Zellen begründet. Differentiell exprimierte TF wirken in Kombination mit dem Ras-MAPK Signal (und auch dem Notch Signal; siehe unten) auf die Enhancer von Zielgenen, so dass durch den Zeitpunkt dieser Signale, sowie das Vorhandensein spezieller TF der jeweils spezifische Zelltyp induziert wird. Solch eine direkte kombinatorische Regulation von Zielgenen (D-Pax2; pros) durch das Ras-MAPK Signal, andere Signalwege und spezielle TF konnte in Zellen der Augenimaginalscheibe beschrieben werden (Flores et al., 2000; Xu et al., 2000). Auch während der Entwicklung der optischen Loben konnte eine Funktion des EGFR Signalwegs beschrieben werden. Dabei wirkt Spi aus den axonalen Terminalien der Retinulazellen als Ligand für den EGFR in Lamina-Vorläuferzellen, um deren Differenzierung zu Lamina-Monopolarzellen zu induzieren (Huang et al., 1998). Für EGFR und für Yan konnte eine Expression in Zellen der Lamina beschrieben werden (Price und Lai, 1999; Zak und Shilo, 1992). argos, das für einen Antagonisten von Spi codiert, weist einen mutanten Phänotyp in allen Neuropilen der optischen Loben auf (Kretzschmar et al., 1992). Zudem konnte gezeigt werden, dass der RasMAPK Signalweg wie rst eine Rolle während axonaler Wegfindungsprozesse spielt (Garcia-Alonso et al., 2000). 2.3.3.3. Der Notch Signalweg Neben dem Ras-MAPK Signalweg spielt der Notch Signalweg eine herausragende Rolle während der Entwicklung von Invertebraten und Vertebraten. Es wird angenommen, dass der Notch Signalweg beinahe an allen interzellularen Kontakten während der Entwicklung partizipiert (Portin, 2002). Vor allem durch Studien an Drosophila konnten die Komponenten des Notch Signalwegs identifiziert werden (Übersicht in Artavanis-Tsakonas et al., 1999; Portin, 2002; siehe Abb.12). Delta Notch Psn Abb.12. Schematische Darstellung der Hauptkomponenten des Notch Signalwegs. Nach einer intrazellulären proteolytischen Prozessierung während seiner Synthese liegt Notch als Heterodimer vor. Durch die Interaktion der extrazellulären Domänen von Delta und Notch kommt es zu einer zweiten proteolytischen Spaltung von Notch, bei der Presenilin (Psn) eine entscheidende Rolle spielt. Die intrazelluläre Domäne von Notch (Nintra) wird in den Zellkern überführt und interagiert mit dem transkriptionellen Repressor Su(H). Dadurch wird die reprimierende Funktion von Su(H) aufgehoben, so dass durch den Nintra/Su(H) Komplex die Transkription von Zielgenen aktiviert wird. Nintra Su(H) Notch ist wie seine Liganden Delta und Serrate ein Transmembranprotein. Bereits während seines Transportes zur Zelloberfläche wird Notch in zwei Teile gespalten, die nichtkovalent miteinander verbunden bleiben. Nach Interaktion mit seinen Liganden aus Nachbarzellen wird Notch in einem Einleitung 21 zweiten proteolytischen Prozess in seine extrazelluläre und seine intrazelluläre Domäne gespalten. Hierbei spielt Presenilin (Psn) eine entscheidende Rolle (Struhl und Greenwald, 2001). Die intrazelluläre Notchdomäne (Nintra) wird in den Zellkern überführt und bildet einen Komplex mit dem Transkriptionsfaktor Suppressor of Hairless (Su(H)). Hierdurch wird die repressorische Funktion von Su(H) aufgehoben, so dass der Su(H)/Nintra Komplex die Transkription von Zielgenen aktiviert (Morel und Schweisguth, 2000; Morel et al., 2001). Auf dieses basale Gerüst des Notch Signalwegs können zudem zahlreiche Gene modulierend einwirken, so dass es sich im Grunde um ein Notch Netzwerk und nicht um ein lineares Signal handelt (Übersicht in Artavanis-Tsakonas et al., 1999). Der Notch Signalweg ist eng an den Ras-MAPK Signalweg gekoppelt, wie am Beispiel der Zellspezifizierung und Differenzierung während der Entwicklung des Komplexauges von Drosophila gezeigt werden soll. Der Notch Signalweg wird für die Spezifizierung aller Zelltypen im sich entwickelnden Komplexauge benötigt (Cagan und Ready, 1989; Parks et al., 1995; Baonza und Freeman, 2001). Während der Ras-MAPK Signalweg zumeist eine induzierende Rolle spielt, kann der Notch Signalweg stimulierend oder inhibierend in das Differenzierungspotential einer Zelle eingreifen. Bei beiden Mechanismen benutzt der Notch Signalweg die gleichen charakteristischen molekularen Bausteine, also Delta, Notch und Su(H). Bei den inhibierenden Signalprozessen werden durch das Notch Signal die transkriptionellen Repressoren des Enhancer of split (E(spl)) Komplexes aktiviert (Übersicht in Portin, 2002). Während der Determinierung der R8-Zellen in der Augenimaginalscheibe von Drosophila spielt beispielsweise der Notch Signalweg eine entscheidende Rolle bei der lateralen Inhibition. So differenzieren sich bei Verlust der Notch oder Delta Funktionen durch das Ausbleiben der lateralen Inhibition zu viele R8-Zellen innerhalb der morphogenetischen Furche (Baker et al., 1996; Cagan und Ready, 1989; Parks et al., 1995). Durch das Notch Signal wird die Transkription von Delta reprimiert, ob dies jedoch für den Prozess der lateralen Inhibition entscheidend ist, bleibt umstritten (Baker und Yu, 1998). Neben dieser inhibierenden Funktion hat der Notch Signalweg auch das Potential, im Verbund mit dem Ras-MAPK Signalweg induzierend auf die Spezifizierung von Zellen zu wirken. Die Spezifizierung der Zellen geschieht durch die Aktivierung von Zielgenen. Dass die gleichen Signalwege in der Lage sind, sukzessive unterschiedliche Zelltypen in der AIS zu spezifizieren, liegt an der Kompetenz der betreffenden Zellen für die Signale. In den für das Signal kompetenten Zellen sind bereits spezielle TF exprimiert. Zielgene werden nun aktiviert, indem diese ortsspezifischen TF im Verbund mit den Notch und Ras-MAPK Signalwegen kombinatorisch die Expression durch Bindung an die betreffenden Enhancer aktivieren (z.B. pros und D-Pax2 Enhancer; siehe Kap.2.3.3.2.). Bei diesen Spezifizierung ist nicht allein die Qualität der Signale entscheidend, die eine Zelle erhält, sondern neben dem genauen Zeitpunkt des Signalerhalts auch die Quantität des Signals, wie dies für ein differentielles Zellschicksal bei Notch-Aktivierung in der R7-Zelle gezeigt werden konnte (Nagaraj et al., 2002; Tomlinson und Struhl, 2001). Die Komplexität der potentiellen Wechselwirkungen der Notch und Ras-MAPK Signalwege auf die Expression von Zielgenen wird dadurch deutlich, dass auch das Ras-MAPK Signal inhibierend wirken kann. Im Fall des yan Enhancers konnte die Situation beschrieben werden, in der Notch aktivierend und das Ras-MAPK Signal inhibierend auf die Expression wirkt (Rohrbaugh et al., 2002). Auch auf die Transkription des hid Gens wirkt Pnt reprimierend (Kurada und White, 1998). Ob Pnt direkt als Repressor wirkt oder die Expression eines Repressors aktiviert, ist nicht geklärt (Rohrbaugh et al., 2002). Die Balance der beiden Signalwege wird durch gegenseitige Regulationen aufrechterhalten. Beispielsweise induziert Notch wie erwähnt die Expression von yan, das für den repressorischen Kompetitor von Pnt codiert (siehe Kap.2.3.3.2.), während Pnt selber die Expression von yan möglicherweise direkt unterbindet (Rohrbaugh et al., 2002). EGFR dagegen induziert die Expression des Notch Liganden Delta in Photorezeptorzellen (Tsuda et al., 2002). Dies zeigt, dass die beiden Signalwege nicht nur parallel, sondern auch seriell miteinander verknüpft sind. Die induzierte Dl Einleitung 22 Expression in den Retinulazellen wirkt dann im Verbund mit dem EGFR Signal induzierend auf die benachbarten Kristallkegelzellen (Flores et al., 2000). Es ist anzunehmen, dass diese Kombination aus seriellen und parallelen EGFR und Notch Signalen auch bei den Induktionsprozessen der anderen Zelltypen im Komplexauge greift. Nicht nur die Entwicklung des Komplexauges wird durch die vielfältigen Interaktionen der Notch und Ras-MAPK Signalwege gesteuert, auch andere Entwicklungsprozesse werden durch das Zusammenspiel der beiden Akteure kontrolliert. So konnte bei der Muskelentwicklung ein analoger Mechanismus der Funktionen von EGFR und von Notch beobachtet werden. Während das EGFR Signal für die Spezifizierung der Muskelgründerzellen benötigt wird (Buff et al., 1998), wirkt der Notch Signalweg inhibierend auf dieses Spezifizierungspotential in den benachbarten Zellen (Carmena et al., 1995; Carmena et al., 2002). Kurze Zeit später wirkt der Notch Signalweg zudem induzierend auf die Differenzierung dieser benachbarten Zellen zu fusionskompetenten Myoblasten (Duan et al., 2001; Ruiz-Gomez et al., 2002). Beim Prozess der Spezifizierung einer Muskelgründerzelle aus einem Pool gleichartiger Zellen zeigt sich eine enge regulatorische Verknüpfung der EGFR und Notch Signalwege (Carmena et al., 2002). Während dem Prozess der lateralen Inhibition wirkt das EGFR Signal in der Muskelgründerzelle wie in den Photorezeptoren (siehe oben) aktivierend auf die Delta Expression, so dass die Nachbarzellen einem erhöhten Notch Signal ausgesetzt werden (Carmena et al., 2002). Zudem kommt es zu einer zellautonomen positiven Rückkoppelung und einer nicht-zellautonomen durch Argos vermittelten negativen Rückkoppelung des EGFR Signals (Carmena et al., 2002). Das Notch Signal reprimiert die Ausbildung des Muskelgründerzellprogramms in den Nachbarzellen (Carmena et al., 2002). Während dieser Prozesse stimuliert Notch seine eigene Expression und blockiert den positiven EGFR Rückkoppelungsmechanismus in diesen Zellen (Carmena et al., 2002). Die Notch Expression wird zudem durch den EGFR Signalweg stimuliert (Carmena et al., 2002). Dies zeigt, wie eng die beiden Signalwege miteinander verknüpft sind. 2.3.3.4. Dmef2 und weitere mesodermale Transkriptionsfaktoren Die Differenzierung der embryonalen Muskulatur von Drosophila Die somatische Muskulatur des Embryos von Drosophila besteht aus je 30 Muskelfasern pro Hemisegment und zeigt einen charakteristischen Aufbau, in dem jede Muskelfaser gemäß ihrer Position, Größe, Form und Orientierung beschrieben ist (Bate, 1990, 1993). Die Entwicklung der somatischen Muskulatur auf zellulärer Ebene ist detailliert beschrieben. Auch sind zahlreiche Gene identifiziert worden, die zu spezifischen Zeitpunkten der Muskelentwicklung exprimiert werden. Die Ausbildung der mesodermalen Anlage und die Invagination mesodermaler Zellen während der Gastrulation wird durch twist (twi) und snail (sna) reguliert (Borkowski et al., 1995; Hemavathy et al., 1997). twi wirkt in erster Linie als ein Selektorgen der Muskelentwicklung, indem es die Expression muskelspezifischer Zielgene aktiviert. Dies sind z.B. der FGF Rezeptor heartless (htl), der für die Migration mesodermaler Zellen wichtig ist (Shishido, 1993; Beiman et al., 1996; Gisselbrecht et al., 1996; Shishido et al., 1997), oder tinman (tin), ein essentieller Transkriptionsfaktor (TF) der Herz- und Darmentwicklung (Azpiazu and Frasch, 1993; Bodmer, 1993). Auch die Expression von Dmef2, ein für die Differenzierung aller Muskeln benötigter TF (Lilly et al., 1995; Bour et al., 1995; Taylor et al., 1995), wird durch Twi reguliert. Eine wichtige Funktion von sna ist hingegen die Reprimierung neuroektodermaler Gene in der mesodermalen Anlage (Nambu et al., 1990). Nach der Invagination mesodermaler Zellen zeigt sich in jedem Segment des Embryos ein Bereich hoher und niedriger TwiExpression (Baylies und Bate, 1996). Die Domänen hoher Twi-Expression werden durch die Aktvivtäten der wingless (wg) and sloppy paired (slp) Gene aus dem aufliegenden Ektoderm bestimmt Einleitung 23 (Baylies und Bate, 1996). In der Region hoher Twi-Expression bilden sich unter dem Einfluß extrinsischer Signale wie Decapentaplegic (Dpp) und Wingless (Wg), Gruppen äquivalenter Zellen aus, die durch die Expression des proneuralen Gens lethal of scute (l'sc) charakterisiert sind (Carmena et al., 1995). Aus dieser Gruppe bildet sich unter der Wirkung von Htl (Michelson et al., 1998) und EGFR (Buff et al., 1998) und unter Wirkung lateraler Inhibition, vermittelt durch die neurogenen Gene, eine Muskelvorläuferzelle aus (Carmena et al., 1995). Die anderen Zellen dieser Gruppe entwickeln sich zu fusionskompetenten Myoblasten (Carmena et al., 1995). Zwei Signalwege spielen bei dieser differentiellen Differenzierung eine entscheidende Rolle: Htl und EGFR wirken beide durch den gleichen Ras-MAPK Signalweg und werden für die Bildung der Muskelvorläuferzelle benötigt (Carmena et al., 1998a). Der Notch Signalweg vermittelt die laterale Inhibition und induziert zudem die Bildung der fusionskompetenten Myoblasten (Duan et al., 2001; Carmena et al., 2002; RuizGomez et al., 2002). Aus der Muskelvorläuferzelle entstehen durch asymmetrische Zellteilung zwei Muskelgründerzellen (Carmena et al., 1998b), die durch eine für jede Muskelgründerzelle charakteristische, teilweise kombinatorische Expression spezieller TF determiniert sind. Zu diesen TF zählen Krüppel (Kr), nautilus (nau), vestigial (vg), even skipped (eve), apterous (ap) und S59 (Bourgouin et al., 1992; Dohrmann et al., 1990; Frasch et al., 1987; Gaul et al., 1987; Michelson et al., 1990; Paterson et al., 1991; Williams et al., 1991). Entlang der anterior-posterioren Achse des Embryos wirken zudem homeotische Gene auf die Segmentidentität des Muskelmusters. Homeotische Gene wie Ubx und abd-A werden nur in definierten Segmenten exprimiert und regulieren dabei zellautonom die Formation spezifischer Muskelgründerzellen (Michelson, 1994). Die einzelnen Muskelfasern entstehen, indem die charakteristischen Muskelgründerzellen im weiteren Verlauf der Entwicklung mit fusionskompetenten Myoblasten fusionieren (Dworak und Sink, 2002). Eine Muskelfaser im Embryo von Drosophila besteht je nach Identität des Muskels aus 3 - 25 fusionierten Muskelzellen (Bate, 1990). Abb.13 gibt einen Überblick über die spatio-temporale Expression einiger TF im somatischen Mesoderm. unspezifizierte somatische Muskelzellen twi + Dmef2 + l'sc + N Ras-MAPK Fusionskompetente Muskelzellen (fcm) Muskelgründerzelle (fm) spezifizierte somatische Muskelzellen fcm fm twi + + Dmef2 + + l'sc + gfl + differenzierende somatische Muskelzellen fcm fm twi Dmef2 + + l'sc gfl + differenzierte Muskelfaser Dmef2 + gfl - Abb.13. Vereinfachte schematische Darstellung der spezifischen Wirkung einiger Signalwege und Transkriptionsfaktoren (TF) während der Entwicklung der somatischen Muskulatur des Drosophila Embryos. Aus einer homogenen Population unspezifizierter Muskelzellen (gelb) differenziert sich unter dem Einfluß des Ras-MAPK Signalwegs und lateraler Inhibition eine Muskelvorläuferzelle (der Übersichtlichkeit wegen nicht Einleitung 24 dargestellt), aus der durch asymmetrische Zellteilung zwei Muskelgründerzellen (fm, founder myoblast; in rot ist nur eine fm dargestellt) entstehen. Fusionskompetente Myoblasten (fcm, fusion competent myoblasts; in grün dargestellt) differenzieren sich aus dem Pool unspezifizierter somatischer Muskelzellen unter Einfluß des Notch Signalwegs. Die Identität der einzelnen Muskelgründerzellen ist durch eine Kombination spezifischer TF festgelegt (nicht dargestellt). Fusionskompetente Myoblasten fusionieren mit den einzelnen Muskelgründerzellen zu Muskelfasern. Rechts ist die spezifische Expression einiger TF in unterschiedlichen somatischen Muskelzellen dargestellt. Weitere Erklärungen siehe Text. Verändert nach Ruiz-Gomez et al., 2002. Die Entwicklung des viszeralen Mesoderms verläuft nach einem vergleichbaren Mechanismus (Dworak und Sink, 2002). Dpp, Tin und Hedgehog aktivieren die Expression von bagpipe (bap) und biniou (bin). Durch das antagonistisch wirkende Wg Signal wird die Expression dieser beiden TF auf segmentale Cluster von Vorläuferzellen des viszeralen Mesoderms beschränkt (Übersicht in Lee et al., 2003). Die Fusion von Myoblasten zur funktionsfähigen viszeralen Muskulatur benötigt die Spezifizierung von Muskelgründerzellen innerhalb der Cluster viszeraler Muskelvorläuferzellen (Klapper et al., 2001, 2002; Martin et al., 2001). Wie bei der Entwicklung der somatischen Muskulatur wird diese Spezifizierung durch den Ras-MAPK Signalweg vermittelt. Allerdings wird dieser Signalweg in diesem Fall durch eine für das viszerale Mesoderm spezifische Ligand / Rezeptor Kombination aktiviert (Englund et al., 2003; Lee et al., 2003). Jelly belly (Jeb) wirkt als Ligand für die Anaplastic Lymphoma Kinase (Alk), die zur Familie der Rezeptor Tyrosin Kinasen gehört (Loren et al., 2001). Durch den aktivierten Ras-MAPK Signalweg wird die Expression muskelgründerzellspezifischer Zielgene wie kirre induziert, durch die die Fusion mit fusionskompetenten Myoblasten zur viszeralen Muskulatur vermittelt wird (Englund et al., 2003; Lee et al., 2003). Dmef2 als potentieller Regulator der rst Expression in mesodermalen Zellen Die Expression von rst in mesodermalen Zellen beginnt nach der Invagination des Mesoderms, wenn die mesodermale Zellschicht unter das Ektoderm gewandert ist. Zu diesem Zeitpunkt ist rst nicht einheitlich verteilt, sondern in Clustern exprimiert. Rst ist auf somatischen und viszeralen Muskelzellen nachweisbar. Hierbei ist Rst sowohl in Muskelgründerzellen als auch in fusionskompetenten Myoblasten exprimiert (Strünkelnberg et al, 2001). Die naheliegendste Erklärung für einen Kandidaten der Regulation von rst in mesodermalen Zellen wäre ein TF, der die gleiche mesodermale Expression und den gleichen mesodermalen Phänotyp wie rst zeigt. Dieser TF würde die komplexen Signalprozesse, die zur spezifischen Expression in mesodermalen Zellen ab einem speziellen Stadium führen, durch die Regulation seiner Expression integrieren und seinerseits nun Zielgene wie rst in diesem Gewebe aktivieren. Dmef2 (Lilly et al., 1994; Nguyen et al., 1994; Bour et al., 1995; Taylor et al., 1995) wird als zelltypspezifisches Selektorgen für die Muskeldifferenzierung klassifiziert (Mann und Carroll, 2002), das zahlreiche Zielgene direkt reguliert (Black und Olson, 1998). Es konnte gezeigt werden, dass die Expression von Dmef2 durch eine komplexe Anordnung von cis-Elementen gesteuert wird, die Signale von Faktoren wie Dpp, Wg, Twi, Tin und Gleeful (Gfl) integrieren (Cripps et al., 1998; Gajewski et al., 1997; Nguyen und Xu, 1998; Duan et al., 2001). Die Expression von Dmef2 in allen Muskelgründerzellen und fusionskompetenten Myoblasten, sowie im viszeralen Mesoderm und den Muskelzellen des Herzens (Lilly et al., 1994; Bour et al., 1995; Taylor et al., 1995) erinnert an die Expression von Rst. Zudem zeigt Dmef2 wie rst einen mutanten Phänotyp der gestörten Muskelfusion (Bour et al., 1995; Lilly et al., 1995; Ranganayakulu et al., 1995). Daher ist Dmef2 ein hervorragender Kandidat für eine Regulation der rst Expression in mesodermalen Zellen. Einleitung 25 2.4. Zielsetzungen dieser Arbeit Über die Regulation der Expression von rst in Drosophila ist bisher nichts bekannt. In der vorliegenden Arbeit sollte daher eine Analyse der transkriptionellen Regulation von rst durchgeführt werden. Hierzu sollte die bisher unbekannte Transkriptionsstartstelle von rst ermittelt und rst cis-regulatorische Elemente identifiziert und charakterisiert werden. Faktoren, die die Transkription des rst Gens regulieren, sollten ermittelt werden, um neue Ansatzpunkte für bisher unbekannte Funktionen von rst während der Entwicklung von Drosophila zu erlangen und rst in das genregulatorische Netzwerk von Drosophila einzuordnen. Mit Hilfe der ermittelten rst cis-regulatorischen Elemente sollten rst-Gal4 Fliegenstämme erstellt werden, um ein experimentelles Werkzeug für die gezielte Fehlexpression von Genen nach dem rst Expressionsmuster zu erhalten. Material & Methoden 3. 26 Material und Methoden 3.1. Material 3.1.1. Geräte Binokular Brutschränke Gelelektrophorese Glaskapillaren MS 5, Leica Forma Scientific; Sanyo Biorad GC100-10, Clark Heizblock Thermostat 5320, Eppendorf; HB-130, Unitek; TR 0287, Liebisch Kühlschränke Liebherr Mikroinjektionsgerät Transjector 5246, Eppendorf Mikropipettenzieher Model 720, Kopf Mikroskope Axiophot mit Normaski & Epifluoreszenz, Leitz; CLSM TCS4D, Leica PCR-Geräte TRIO-Thermoblock, Biometra; Robocycler 40, Stratagene pH-Meter pH 320, WTW Pinzetten Pipetten Rotator Rotoren Schüttler Dumont Nr.5 Pipetman, Gilson Heidolph SS-34 & GS-3, Sorvall; 1395, Hettich GFL UV-Lampe Vortexer Chroma 41, Vetter Bender & Hobein Waage Wasserbad PE 360, Mettler GFL Wiegeschüttler Rocky, Fröbel Zentrifugen Force 7, Fisher Scientific; Mikro Rapid/K, Hettich; Sorvall RCB-5 3.1.2. Medien und Lösungen Ampicillin Stammlösung 100 mg / ml in ddH2O; aliquotieren; bei -20°C lagern β - Galaktosidase Färbelösung 10 mM Natriumphosphatpuffer; 150 mM NaCl; 1 mM MgCl x 6 H2O; 3,1 mM K4[FeII(CN)6]; 3,1 mM K3[FeIII(CN)6]; 0,02% NaN3; pH 7.6 einstellen; Flasche mit Alufolie lichtdicht bedecken; 0,3% Triton X-100 wird vor Gebrauch zugegeben 0,5 M EDTA-Puffer 0,5 M EDTA in ddH2O; EDTA geht erst in Lösung, wenn mittels NaOH pH 8 eingestellt wurde; autoklavieren Eiablageplatten für Drosophila 15 g Bacto-Agar in 0,5 ml H2O; autoklavieren; Agarlösung in einem beheizten Wasserbad auf 65°C abkühlen lassen; 175 ml naturtrüben Apfelsaft mit 16 g D-Glucose, 0,5 ml unvergällten EtOH und 0,25 ml Essigsäure mischen; diese Lösung zu der heißen Agarlösung geben und vermischen; Gießen der Eiablageplatten, bevor sich der Agar verfestigt; bei 4°C lagern Material & Methoden 27 Futterbrei für Drosophila 88 g Agar unter Kochen in 7 l H2O einrühren; 2-3 min aufkochen; 686 g Hefeflocken, 560 g Maisgries und 756 g Sojamehl einrühren; 15 min kochen; 280 g Rübensirup und 560 g Malzsirup einrühren; leicht abkühlen lassen; 30 ml Propionsäure und 7 g Nipagin, das in 68 ml Ethanol gelöst wurde, zugeben; in Drosophila-Gläser überführen; nach Erkalten mit Schaumstoffstopfen verschließen; bei 4°C lagern Gel-Ladepuffer 0,25% Bromphenolblau; 0,25% Xylen Cyanol FF; 15% Ficoll 400; ddH2O LB-Medium 10 g Bacto-Trypton; 5 g Bacto-Yeast-Extract; 10 g NaCl; mit ddH2O auf 1 l auffüllen; autoklavieren LB-Amp-Platten Agar oder Agarose im Verhältnis 1,5% (w/v) zu LB-Medium geben; autoklavieren; auf 60°C in einem beheizten Wasserbad abkühlen lassen; Ampicillin zu einer Endkonzentration von 100 µg / ml zugeben (1 : 1000 der Ampicillin Stocklösung); Platten gießen; bei 4°C lagern λHindIII-DNA-Marker 62 µl λ-DNA (0,3 µg/µl USB); 7 µl Restr.-Puffer M; 1 µl HindIII; 1 h 37°C und bei 4°C lagern (Endkonzentration = 0,27 µg/µl) PBS 25x 200 g NaCl; 5 g KCl; 5 g KH2PO4; 27,8 g Na2HPO4 x 2 H2O; mit ddH2O auf 1 l auffüllen und mit HCl/NaOH pH 7.6 einstellen; autoklavieren PBT 0,4% 0,4% Triton X-100 in PBS 4% PFA 8 g PFA in 70 ml ddH2O bei 60°C für 15 min mit Hilfe eines Magnetrührers lösen (in geschlossener Flasche unter Abzug!); tropfenweise Zugabe von 1N NaOH bis die Lösung klar wird; Zugabe von 53,3 ml 0,1M Na2HPO4, 26,6 ml 0,1M NaH2PO4 und 40,1 ml ddH2O ( pH7.4); aliquotieren und bei -20°C einfrieren RNase A - Lösung 10 mg/ml RNase A in 100 mM NaOAc, pH 5.2 lösen; 15 min bei 100°C kochen, um etwaige DNase zu inaktivieren; zu 1,5 ml aliquotieren und bei -20°C einfrieren SOC-Medium 20 g Bacto-Trypton; 5 g Hefe Extrakt; 0,58 g NaCl (10 mM); 0,186 g KCl (2,5 mM); mit ddH2O auf 1 l auffüllen und pH 7.0 einstellen; autoklavieren; kurz vor Gebrauch mittels einer sterilfiltrierten 2M Glucoselösung auf 20 mM einstellen STET-Puffer 0,1 M NaCl; 10 mM Tris-HCl, pH 8.0; 1 mM EDTA, pH 8.0; 5% Triton X-100 TAE-Puffer 0,04 M Tris-Acetat, pH 7.5; 0,02 M NaAc; 10 mM EDTA TBE-Puffer 0,09 M Tris-Borat; 0,002 M EDTA TE-Puffer 10 mM Tris-HCl, pH 8.0; 1 mM EDTA; autoklavieren Material & Methoden 28 3.1.3. Molekularbiologische Kits FirstCoiceTM RLM-RACE Kit QIAEX®II Gel Extraction Kit QIAfilterTM Plasmid Maxi Kit QIAquick® Gel Extraction Kit QIAquick® PCR Purification Kit QuikChange® XL Site-Directed Mutagenesis Kit TOPOTM TA Cloning® Kit Ambion Qiagen Qiagen Qiagen Qiagen Stratagene Invitrogen 3.1.4. Plasmide pBluescript II KS pCaSpeR-hs43-AUG-βGal pChs-Gal4 pCR®II-TOPO® pGaTB pUChsΠ∆2-3 Stratagene Thummel und Pirrotta, 1992; von V. Pirrotta erhalten in dieser Arbeit erstellt Invitrogen Brand und Perrimon, 1993; von A. Brand erhalten siehe Flybase 3.1.5. Primer 5'#1 5'#2 #3BBglI #3BBglII #Chswhite2 #Chs3lacZ #ChsGal4 #simIa #simIb #simIIa #simIIb 5'-GGCGAATATGCGATGCGAGT-3' 5'-CGATGCGAGTTCTCGTCTTC-3' 5'-CTCTTCGTCTCCGTTCACAA-3' 5'-GTTCACCTACCGCAGCAGTT-3' 5'-ACTGAAGGCGGACATTGACG-3' 5'-GTAGACGAAGCGCCTCTATT-3' 5'-GTCTACGGAGCGACAATTCA-3' 5'-CCCCGGGCTGCGGGATCCTGCTTTTCTAATCCCG-3' 5'-CGGGATTAGAAAAGCAGGATCCCGCAGCCCGGGG-3' 5'-GCAGGGCCCAACAGGGGATCCTTCTCTGTATCGC-3' 5'-GCGATACAGAGAAGGATCCCCTGTTGGGCCCTGC-3' 3.1.6. Antikörper 24A5.1 (α-Rst) Maus 24A5.1-Cy3 24A5.1-Alexa488 22C10 α-βGal JIE7 (α-βGal) 40-1a (α-βGal) α-HRP-Cy3 α-Hbs α-Sns α-Sim α-Sim Ν2 7Α1 (α-Armadillo) α-Ase α-BRCcore (25E9) Maus Maus Maus Kaninchen Maus Maus Kaninchen Kaninchen Kaninchen Maus Ratte Maus Kaninchen Maus 1:5 (embryonal) 1:20 (postembryonal) 1:50 (postembryonal) 1:50 (postembryonal) 1:100 1:3000 1:200 1:200 1:2500 1:500 1:70 1:20 (postembryonal) 1:200 (embryonal) 1:20 1:5000 1:100 Fischbach Lab AK-Sammlung Fischbach Lab AK-Sammlung Fischbach Lab AK-Sammlung Fischbach Lab AK-Sammlung abcam, Cambridge; UK Dev. Studies Hybridoma Bank Dev. Studies Hybridoma Bank Jackson Immunoresearch Fischbach Lab AK-Sammlung Fischbach Lab AK-Sammlung Dev. Studies Hybridoma Bank S. Crews, Chapel Hill Dev. Studies Hybridoma Bank Y. N. Jan, San Francisco G. Guild, Philadelphia Material & Methoden 29 Alexa Fluor® 488 F(ab')2 fragment of goat anti-mouse IgG (H+L); 2 mg/ml Alexa Fluor® 488 goat anti-rabbit IgG (H+L) 'highly cross adsorbed'; 2 mg/ml Alexa Fluor® 488 goat anti-rat IgG (H+L); 2 mg/ml Cy3TM conjugated AffiniPure goat anti-mouse IgG (H+L); 1,5 ml/ml Cy3TM conjugated AffiniPure goat anti-rabbit IgG (H+L); 1,5 mg/ml Cy3TM conjugated AffiniPure goat anti-rat IgG (H+L); 1,5 mg/ml Molecular Probes Molecular Probes Molecular Probes Jackson Immunores. Jackson Immunores. Jackson Immunores. 3.1.7. Fliegenstämme Um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten, sind die Genotypen der benutzten Fliegenstämme nur in Kurzform angegeben, sowie ihre Herkunft. Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Genotypen findet sich im Begleitheft der Stammsammlung des Fischbach Labors, Freiburg, und in den entsprechenden Publikationen der Spender. wtb (Wildtype Berlin) yellow white (yw) npr / Binsn UAS-ase / CyO ase1 / C(1)DX UAS-sim (II) UAS-Dmef2 UAS-D-Pax2 (III) UAS-Su(H)-VP16 / TM3 UAS-BarH1 [M13] (III) UAS-BarH1 [M6] (I) UAS-BarH2 [F11] (III) UAS-gleeful (II) UAS-lozenge (III) UAS-ey; UAS-ey (II;III) UAS-toy [UO4] (II) UAS-toy [UO11] (III) UAS-ap50.3 (I) UAS-ap10.2 (II) w; apUG035 / CyO ; MKRS / TM6 UAS-ato (III) ato1 / TM3(Ubx-lacZ), Sb snaIIG / CyO sna4.26 / CyO UAS-Ubx / TM3 UAS-abdA UAS-AbdB UAS-gcm; UAS-gcm (II;III) UAS-Su(H) UAS-EGFR UAS-pnt.P1 UAS-pnt.P2 UAS-aopACT GMR-yanACT UAS-EGFR.DN; UAS-EGFR.DN (II;III) EP1515 lz77a7 simH9 / TM3(ftz-lacZ), Sb ru h th st cu simJ1-47 e / TM6B st simJ1-47 e ca / TM6B FRT82B simH9 / TM6B Fischbach Lab Stammsammlung Fischbach Lab Stammsammlung Luizinho, R. Preto (s. Hodgetts et al., 1995) Y. N. Jan, San Francisco Bloomington Stock Center (#104) S. Crews, Chapel Hill Fischbach Lab Stammsammlung M. Noll, Zürich M. W. Young, New York K. Saigo, Tokyo K. Saigo, Tokyo K. Saigo, Tokyo E. Furlong, Heidelberg U. Banerjee, Los Angeles L. Kammermeier, Basel L. Kammermeier, Basel L. Kammermeier, Basel E. Knust, Düsseldorf E. Knust, Düsseldorf E. Knust, Düsseldorf Y. N. Jan, San Francisco Y. N. Jan, San Francisco MPI f. Entwicklungsbiol., Tübingen (#Z288) MPI f. Entwicklungsbiol., Tübingen (#B226) Bloomington Stock Center (#911) Bloomington Stock Center (#912) Bloomington Stock Center (#913) Bloomington Stock Center (#5446) Bloomington Stock Center (#5814) Bloomington Stock Center (#5368) Bloomington Stock Center (#869) Bloomington Stock Center (#399) Bloomington Stock Center (#5789) Bloomington Stock Center (#5786) Bloomington Stock Center (#5364) Bloomington Stock Center (#10858) Bloomington Stock Center (#3609) C. Klämbt, Münster C. Klämbt, Münster C. Klämbt, Münster C. Klämbt, Münster Material & Methoden yw; FRT82B tubP-Gal80 elavGal4, UAS-mCD8-GFP, hsFLP l(1)Nts1 / C(1)DX UAS-lacZ (II) UAS-lacZ (III) UAS-mCD8-GFP UAS-p35 twi-Gal4 sca-Gal4 (537.4) GMR-Gal4 Df(1)w67k30, Nfa-g / FM7(eve-lacZ) rstCT UAS-HB3 (II) UAS-HB3 (III) UAS-hbs (II) UAS-sns (II) w; ScO / CyO; TM2 / TM6b CyO(elav-lacZ) rstCCS1-2,4BglX-Gal4 rstCCS1-3BBgl-Gal4 rstCCS1-3Bgl-simI/IImut-Gal4 rstCCS1-5,3BX-Gal4 / CyO rstEOR1-2,7X-Gal4 rstEOR1-4,7E-Gal4 rst41-BBgl-lacZ rst41-BXho-lacZ rstB3-B-lacZ rstCCS1-3'BX-lacZ Linie3 (III) rstEOR1-E-lacZ Linie 2 (II) rstEOR3-E-lacZ rstH4-NX-lacZ 30 Bloomington Stock Center (#5135) Bloomington Stock Center (#5146) Bloomington Stock Center (#2533) Bloomington Stock Center (#1776) Bloomington Stock Center (#1777) Fischbach Lab Stammsammlung Fischbach Lab Stammsammlung Fischbach Lab Stammsammlung B. Egger, Basel Fischbach Lab Stammsammlung Fischbach Lab Stammsammlung Fischbach Lab Stammsammlung Fischbach Lab Stammsammlung Fischbach Lab Stammsammlung Fischbach Lab Stammsammlung (v. H. Sink) Fischbach Lab Stammsammlung W. Gehring, Basel Bloomington Stock Center (#4090) diese Arbeit diese Arbeit diese Arbeit diese Arbeit diese Arbeit diese Arbeit diese Arbeit & Apitz, 1999 diese Arbeit & Apitz, 1999 diese Arbeit & Apitz, 1999 diese Arbeit & Kambacheld, 1999 diese Arbeit & Kambacheld, 1999 diese Arbeit & Apitz, 1999 diese Arbeit & Apitz, 1999 3.2. Methoden 3.2.1. Arbeiten mit Drosophila Die Fliegen wurden bei 18°C oder 25°C gehalten. Bei 25°C ist die Entwicklungsdauer etwa doppelt so schnell wie bei 18°C. Zur Betrachtung unter dem Binokular wurden die Fliegen mit CO2 auf einer Glasfritte betäubt. Standardtechniken für die Haltung und das Kreuzen von Drosophila finden sich in Greenspan, 1997. 3.2.1.1. Bestimmung des Pupalstadiums von Drosophila Wenn sich die Larve ca. 110-120 h nach der Eiablage bei 25°C verpuppt, kommt es zuerst zur Bildung einer weißen Puppe. Dieser Zustand dauert nur 1-2 h und ist daher als Nullpunkt der Puppenentwicklung bestens geeignet. Man überführt die weißen Puppen vorsichtig in ein Eppendorfgefäß, das an seinem Boden mit einem feuchten Papier ausgelegt ist und dessen Deckel etwas eingeschnitten wurde, damit für ausreichend Feuchtigkeit und Gasaustausch gesorgt ist. Die Puppen werden bei 25°C inkubiert und zum gewünschten Zeitpunkt präpariert. Ein Prozent Puppenentwicklung entspricht ca. 1 h bei 25°C. Das Schlüpfen erfolgt nach ca. 100 h. Material & Methoden 31 Wurden Fliegen bei 30°C gehalten, so wurde das relative Pupalstadium nach der Tabelle in Powsner, 1935, bestimmt. Zudem wurden wildtypische Kontrollfliegen zeitgleich bei derselben Temperatur inkubiert und präpariert. 3.2.1.2. Arbeiten mit Drosophila Embryonen 3.2.1.2.1. Sammeln von Drosophila Embryonen 4-10 Tage alte Fliegen wurden in einem großen Fliegenröhrchen mit Luftlöchern gesammelt. Dieses wurde kopfüber auf eine Apfelsaft-Agarplatte gestellt und leicht in den Agar eingedrückt, so dass die Fliegen nicht entweichen konnten. Auf die Platte wurde etwas Hefepaste aufgestrichen, damit eine bessere Eiablage gewährleistet wird. 3.2.1.2.2. Dechorionisieren von Drosophila Embryonen Zum Dechorionisieren gesammelter Embryonen wurde 6% NaClO auf die Apfelsaft-Agarplatte zugegeben. Die Embryonen wurden samt noch vorhandener Hefe mit einem Pinsel aufgeschwemmt und die Dechorionisierung der Embryonen unter dem Binokular verfolgt: unter der Abgabe von Luftblasen bricht der Embryo aus der Chorionhülle aus und sinkt nach unten. Bei 6% NaClO dauert die Dechorionisierung ca. 1 min. Die Embryonen wurden in ein Netzröhrchen überführt, in dem ein sehr feinmaschiges Netz als Sieb fungiert. Die auf dem Netz zurückgehaltenen Eier wurden mit Leitungswasser unter leichten Kreisbewegungen gespült, so dass sich die dechorionisierten Embryonen auf dem Sieb sammeln. 3.2.1.2.3. Devitellinisieren von Drosophila Embryonen Die dechorionisierten Embryonen wurden vom Netzröhrchen in ein 5 ml Schraubgläschen überführt, in dem 2 ml Heptan vorgelegt wurden. Durch das Heptan erleiden die Embryonen kleine Öffnungen in ihrer Vitellinmembran, was die Aufnahme des als Fixans nachfolgend zugegebenen 4% PFA gewährleistet. Die Embryonen befinden sich zwischen den beiden Flüssigkeitsphasen. Während einer ca. 20 min Fixationsphase wurden die Embryonen öfters geschüttelt. Das Fixans in der unteren Phase wurde abgesaugt und zur Devitellinisierung 2 ml Methanol (auf -70°C vorgekühlt) zugegeben. Nach kurzem, sehr starkem Schütteln sinken die devitellinisierten Embryonen zu Boden. 50% der Embryonen bleiben dabei in der Interphase zurück. Diese werden zusammen mit dem Heptan und dem Methanol abgesaugt. Embryonen können in Methanol für längere Zeit bei - 20°C gelagert werden und nach einer Rehydrierungsreihe in Antikörperfärbungen eingesetzt werden. Für X-Gal Färbungen muss unmittelbar weitergearbeitet werden, da die enzymatische Aktivität der β-Galaktosidase durch Methanol zerstört wird. 3.2.1.3. P-Element vermittelte Keimbahntransformation von Drosophila Hintergrund: P-Elemente sind die wichtigsten mobilen genetischen Elemente in Drosophila, die methodisch nutzbar gemacht werden konnten. P-Elemente sind 2.9 kb lang und tragen an den Enden eine invertierte Wiederholungssequenz von 31 bp. Sie codieren für eine Transposase, die die Mobilisierung und den Wiedereinbau der P-Elemente im Genom katalysiert. Diese Mobilisierung ist strikt auf die Keimbahn beschränkt, da durch differentielles Spleißen in den Somazellen ein Inhibitor der Transposase entsteht. Modifizierte P-Elemente lassen sich als Transformationsvektoren von Drosophila nutzen (Spradling und Rubin, 1982; Rubin und Spradling, 1982). Hierzu verwendet man zwei verschiedene modifizierte P-Elemente. Das so genannte Helferplasmid codiert für die Transposase, ihm fehlen aber die invertierten Wiederholungssequenzen. Daher kann es selber nicht in das Genom inserieren und wird im weiteren Verlauf der Zellteilungen nicht weitervererbt. Das Transposasegen hingegen kann Material & Methoden 32 transkribiert werden und die Insertion eines zweiten P-Elementes katalysieren, das die invertierten Wiederholungssequenzen trägt. Dieses P-Element trägt zwischen den invertierten Wiederholungssequenzen das gewünschte DNA-Fragment (z.B. ein Gen) und ein Markergen, die Transposase ist deletiert. Um transformierte Linien zu erhalten, injiziert man in das posteriore Polplasma von Embryonen vor der Zellularisierung ein Gemisch der beiden P-Elemente. Die Embryonen bilden zu diesem Zeitpunkt ein syncytiales Blastoderm aus (Stadium 3 der Embryogenese nach Campos-Ortega und Hartenstein, 1997), in dessen Verlauf sich am posterioren Pol die so genannten Polzellen abschnüren, die die Vorläufer der späteren Keimbahnzellen darstellen. Wenn diese Polzellen die beiden P-Elemente aufnehmen, so sind Keimbahnzellen der injizierten Fliegen transformiert und ihre Nachkommen tragen das Transgen in sämtlichen Zellen. Als Marker der erfolgten Transformation dient üblicherweise ein Augenmarker. In der vorliegenden Arbeit wurden Embryonen weißäugiger Fliegen (Genotyp yellow white, yw) mit dem wildtypischen white Gen als Marker injiziert, so dass transformierte Nachkommen rotäugig sind. Vorbereiten der Embryonen Um Embryonen im syncytialen Stadium zu erhalten, wurden die Embryonen von yw Fliegen für jeweils maximal 1 h gesammelt. Die erste Eiablageplatte wurde verworfen, da sich auf ihr zurückgehaltene, zu weit entwickelte Eier befinden können. Die Embryonen wurden dechorionisiert, mit einem Pinsel auf eine halbierte, umgedrehte Apfelsaft-Agarplatte überführt und dort senkrecht zur Schnittkante unter dem Binokular aufgereiht, so dass alle Embryonen dieselbe Ausrichtung aufweisen und mit ihrer Mikropyle zum oder weg vom Experimentator zeigen. Auf einen Objektträger wurde Doppelklebeband geklebt und die aufgereihten Embryonen mit der Klebefläche von der Platte aufgenommen. Die auf dem Objektträger klebenden Embryonen wurden für 2-3 min unter einem Föhn getrocknet. Diese Trockenzeit ist kritisch für das Überleben der Embryonen. Sie sollte so optimiert werden, dass die Embryonen beim Einstechen der Injektionsnadel kein Plasma verlieren, aber auch nicht so ausgetrocknet sind, dass sie faltig erscheinen oder der Injektionsnadel zu sehr nachgeben. Nach dem Trocknen wurden die Embryonen mit Halocarbonöl (Voltalef 10S) bedeckt, um das Austrocknen der Embryonen und später der sich entwickelnden Larven zu verhindern. Das Halocarbonöl ist luftdurchlässig, was ein Überleben der Embryonen gewährleistet. Injektion 50 µl Injektionslösung wurden erstellt: 0,2 µg/µl des Helferplasmids pUChsΠ∆2-3 und 0,6 µg/µl des zu transformierenden P-Element Vektors wurden in Injektionspuffer (5mM KCl; 0,1mM NaH2PO4; pH 6.8) gelöst. Alle Lösungen wurden vor dem Pipettieren scharf zentrifugiert, um keine suspendierten Partikel mitzuüberführen (s.u.). GC100-10 Glasnadeln (Clark Elektromedical Instruments) wurden mit einem vertikalen Mikropipettenzieher (Kopf, Model 720) ausgezogen (Einstellungen: Hitze 9,2 ; Zugkraft 1,2). Die Injektion erfolgte mit einem Eppendorf Transjector 5246 bei 18°C. Die Nadel wurde von hinten mit 5 µl Injektionslösung beschickt, wobei die Injektionslösung kurz zuvor zentrifugiert wurde, um das Verstopfen der Nadel durch suspendierte Partikel zu vermeiden. Vor dem Injizieren wurde die Spitze der Nadel an der Kante eines Deckgläschens, das unter Voltalef 10S Öl einem Objektträger auflag und mit Fixogum befestigt wurde, mit Hilfe des Mikromanipulators gebrochen, so dass sie eine nicht zu große, abgeschrägte Öffnung aufwies. Dies ist ein kritischer Punkt, da das Überleben der Embryonen von der Form der Spitze abhängt. Durch Drücken der Fill-Funktion wurde die Injektionslösung an die Spitze der Nadel befördert. Der Objektträger mit den Embryonen wurde so auf den Mikroskoptisch gelegt, dass der anteriore Pol der Embryonen, erkennbar an der Mikropyle, von der Injektionsnadel wegzeigte. Die Embryonen wurden fokussiert, dann wurde die Injektionsnadel mit Hilfe des Mikromanipulators in die richtige Position und damit in die Fokusebene gebracht. Das Einstechen der Injektionsnadel erfolgte durch Bewegen des Mikroskoptisches. Injiziert wurden sehr geringe Mengen der Injektionslösung, es genügt, wenn gerade sichtbar wird, dass Flüssigkeit aus der Nadel austritt. Das Mikroinjektionsgerät Eppendorf Transjector 5246 bietet mehrere Optionen zur Art der Injektion. Je nach Form der Spitze und der Dicke der Nadel bietet sich ein konstanter Fluss der Injektionslösung mit definiertem Injektionsdruck oder ein selbst auslösbares Injizieren mit Höchstdruck (7000 hPa) an. Der Druck des konstanten Flusses der Injektionslösung ist variierbar. Hierbei ist auf die Konsistenz der getrockneten Embryonen Material & Methoden 33 zu achten, so dass die einzustellenden Parameter von Experiment zu Experiment neu zu wählen sind. Als Richtwert lässt sich bei konstantem Fluss ein Injektionsdruck von 300-500 hPa und ein Kompensationsdruck von 50-200 hPa angeben. Um eine Transformation der Keimbahn zu erzielen, ist es nötig, die DNA vor Bildung der Polzellen (der späteren Keimzellen), also bis zum Stadium 3 der Embryogenese (nach Campos-Ortega und Hartenstein, 1997) zu injizieren. Die Injektion erfolgte in die posteriore Polregion, da hier die Polzellen gebildet werden. Embryonen, die das Stadium 3 bereits überschritten haben, erkennbar an der beginnenden Zellularisierung, wurden mit der Injektionsnadel durch Durchstechen getötet. Die injizierten Embryonen werden bis zum Schlüpfen in einer feuchten Kammer bei 18°C aufbewahrt. Selektion von Transformanten Geschlüpfte Larven wurden vom Objektträger mit Hilfe eines Whatman-Papierstückchens in ein Breiröhrchen überführt. Die Oberfläche des Breis wurde zuvor etwas aufgeweicht, damit die Larven in diesen eindringen können. Die adulten injizierten Fliegen wurden nach dem Schlüpfen aus der Puppenhülle vereinzelt und mit je drei gegengeschlechtlichen yw Fliegen gekreuzt. Die aus dieser F0 hervorgehende F1 wurde auf rote Augen untersucht, also auf eine erfolgreiche Keimbahntransformation der F0. Ist die F0 transformiert worden, so zeigten in deren F1 einige Tiere (wenige bis 30 oder 40) die rote Augenfarbe, da sich der P-Element-Vektor mit dem white+ Markergen in allen Zellen dieser Fliege befindet, die aus einer transformierten Keimbahnzelle hervorgegangen sind. Es ist wichtig, dass genügend Zeit nach dem Schlüpfen verstrichen ist, da das rote Pigment des white Gens im Laufe der Ontogenese akkumuliert, so dass anfangs schwache oder nicht erkennbare Rotfärbung mit der Zeit stärker wird. Das Spektrum der Augenfarbe der Transformanten reicht von gelb-orange bis fast wildtypisch rot, was vom Ort der Insertion des P-Element-Vektors abhängt. In transkriptionell stark aktiven Gebieten ist eine stärkere Expression des white Gens zu erwarten und somit auch eine stärkere Rotfärbung. Darüber hinaus entwickeln sich transformierte Tiere oft langsamer, so dass zum Teil aus einer Kreuzung zunächst nur weißäugige Tiere schlüpfen und erst später die Transformanten. Daher wurden die F1 stets zweimal auf rotäugige Tiere untersucht. Rotäugige Fliegen wurden vereinzelt und mit drei gegengeschlechtlichen yw Fliegen gekreuzt. Der chromosomale Insertionsort der transformierten P-Elemente wurde nach Standardmethoden durch Kreuzen mit Balancerchromosomen bestimmt (siehe Greenspan, 1997). Die etablierten transformierten Linien wurden homozygotiert oder über einem Balancerchromosom gehalten. Für jedes P-Element wurden mehrere transformierte Linien erstellt, um Positionseffekte auf das P-Element auszuschließen. 3.2.1.4. Enhancer Detection in Drosophila In Enhancer-Detection-Screens wird versucht, die Enhancerregion eines bestimmten Gens zu identifizieren. Hierzu verwendet man P-Element Vektoren, in die vor ein Reportergen die auf ihre cisregulatorische Aktivität zu untersuchende genomische DNA Sequenz kloniert werden kann. Ein klassischer Enhancer-Test-Vektor, der auch in dieser Arbeit verwendet wurde, ist pCaSpeR-hs43AUG-βGal (Thummel und Pirrotta, 1992). Nach Einbringen des zu testenden Enhancer-TestKonstruktes in die Keimbahn von Drosophila kann die Aktivität eines Enhancers anhand der vermittelten lacZ-Reportergenexpression in vivo zeit- und gewebespezifisch ermittelt werden. Beginnend mit den Studien über die Enhancerregion des fushi tarazu (ftz) Gens (Hiromi et al., 1985; Hiromi und Gehring, 1987) wurden zahlreiche Enhancer von vielen Genen mit dieser Methode identifiziert. Neben dem erwähnten pCaSpeR-hs43-AUG-βGal stehen weitere Vektoren zur Verfügung (z.B. CPLZ; Wharton, Jr. und Crews, 1993). pCaSpeR-hs43-AUG-βGal zeichnet sich gegenüber den anderen Vektoren dadurch aus, dass er einerseits bereits einen heat shock (hs) Minimalpromotor trägt, so dass nicht der endogene Promotor der zu testenden regulatorischen Sequenz gestellt werden muss. Zudem codiert er für ein zytoplasmatisches lacZ-Genprodukt, was die Identifizierung der reportergenexprimierenden Zellen anhand ihrer vollständigen Färbung und der dadurch ersichtlichen Morphologie erleichtert. Mögliche Probleme dieser Methode sind Positionseffekte, bei denen das Reportergenkonstrukt durch seinen genomischen Insertionsort unter den Einfluss eines örtlichen Enhancers gerät und dadurch falsch positive Ergebnisse liefert (Bellen, 1999). Daher muss jede ermittelte Reportergenexpression in mehreren unabhängigen transformanten Material & Methoden 34 Linien bestätigt werden. Ein weiteres Problem ist die Stabilität der β-Galaktosidase, die dazu führt, dass das lacZ-Reportergen meist länger als das zu untersuchende Gen exprimiert scheint (Bellen, 1999). Drosophila besitzt zudem eine endogene β-Galaktosidase, die u.a. in der larvalen Augenimaginalscheibe und im adulten optischen System schwach exprimiert ist (Schnetzer und Tyler, 1996). Antikörperfärbungen des lacZ-Reportergenprodukts mit spezifischen Antikörpern gegen die βGalaktosidase aus E.coli können im Gegensatz zu X-Gal Färbungen die Sichtbarmachung der endogenen lacZ Expression vermeiden. 3.2.1.5. Gal4 / UAS-System und Enhancer Trap Methode in Drosophila Hintergrund: Das Gal4/UAS-System ermöglicht es, beliebige Gene nach einem definierten räumlichen und zeitlichen Muster zu exprimieren (Brand und Perrimon, 1993; siehe Abb.14). Dieses System basiert auf der Wirkung des Gal4-Transkriptionsfaktors aus der Hefe, für den in Drosophila normalerweise keine DNA-Bindungssequenz vorliegt. In der Hefe bindet er an UAS-Elemente (Upstream Activating Sequences) und vermittelt so die Transkription des dem UAS-Element nachgeschalteten Gens. Kreuzt man Drosophila Gal4-Linien nun mit einer Linie, die mit einem gewünschten Gen X, dem das UASElement vorgeschaltet ist, transformiert wurde, so lässt sich das gewünschte Gen X nach dem durch die Gal4-Linie definierten räumlichen und zeitlichen Muster ektopisch in Drosophila exprimieren. Es existieren zahlreiche Drosophila Gal4-Linien, die durch die Enhancer Trap - Methode entstanden sind (O´Kane und Gehring, 1987; Bellen et al., 1989; Wilson et al., 1989). Hierbei wird das Gal4-Gen in Drosophila transformiert und gelangt durch zufällige Insertion im Genom unter die Kontrolle eines spezifischen Enhancers. Die Charakterisierung der durch den Enhancer vermittelten Gal4-Expression in einer Vielzahl von Linien hat zu einem Aufbau öffentlicher Datenbasen geführt (GETDB mit 4615 Gal4 Enhancer Trap Linien; Hayashi et al., 2002). Weitere Drosophila Gal4-Linien wurden durch die Transformation von Vektoren gewonnen, die einen charakterisierten fliegeneigenen Enhancer vor der Gal4 Sequenz tragen. Dieser Ansatz erlaubt die zielgerichtete Gewinnung von Linien, die Gal4 nach einem spezifischen räumlichen und zeitlichen Muster exprimieren. Enhancer X - Gal4 X UAS - Gen Y F1 GAL4 Enhancer X Gal4 UAS Gen Y Abb.14. Das Gal4/UAS-System in Drosophila. Eine Fliege eines Enhancer X -Gal4 Stammes wird mit einer Fliege eines UAS-Gen Y Stammes gekreuzt. In der Nachkommenschaft wird das Gen Y nach der Spezifität des Enhancers X exprimiert. Dieser Enhancer kann entweder das Resultat eines Enhancer Traps eines Gal4Konstrukts sein, oder ein experimentell identifizierter Enhancer, der als Enhancer-Gal4-Konstrukt in Fliegen transformiert wurde. Für die Drosophila Forschung stehen zahlreiche Enhancer-Gal4 und UAS-Gen Y Stämme zur Verfügung, die den Fragestellungen entsprechend eine große Kombinationsmöglichkeit zulassen. Material & Methoden 35 Erzeugung von rst-Gal4 Fliegen In dieser Arbeit wurde das Gal4/UAS-System insbesondere auf zweierlei Weise genutzt. Zum einen wurden diverse Gal4 Linien nach dem oben erläuterten Schema erstellt, indem der Gal4 Sequenz einzelne identifizierte rst Enhancer Fragmente vorgeschaltet und transgene Fliegen mit diesen Konstrukten erstellt wurden. Diese dienten zum einen der weiteren Charakterisierung der regulatorischen Region von rst, da sie Subfragmente des rst Enhancers tragen und somit zur Aufschlüsselung der regulatorischen Region von rst durch die durch sie vermittelte Reportergenexpression beitragen. Zum anderen stehen diese rst-Gal4 Linien nun für weitere experimentelle Ansätze zur Verfügung, in denen Gene nach dem rst Expressionsmuster ektopisch exprimiert werden können. Das Gal4/UAS-System hat mehrere für diese Arbeiten relevante Einschränkungen. In der 5' von der Gal4 Sequenz gelegenen hsp70 Sequenz der üblichen Gal4 Vektoren befindet sich ein Enhancer, der in den Speicheldrüsen von Drosophila aktiv ist, so dass diese ektopische Gal4 Expression systemimmanent ist (Gerlitz et al., 2002). Vor dem Stadium der Gastrulation lässt sich keine Gal4 Aktivität feststellen (Brand und Perrimon, 1993). Obwohl der gleiche Enhancer die Expression steuert, kann die zeitliche Aktivität des Gal4 Faktors von der des ursprünglichen Gens verschieden sein, da es erst einer gewissen Akkumulation an Gal4 bedarf, bevor es seine volle Aktivität entfaltet (van Roessel und Brand, 2000). Zudem kann der Gal4 Faktor länger aktiv sein als das für den betreffenden Enhancer ursprüngliche Gen, da die Abbaugeschwindigkeit der beiden Genprodukte unterschiedlich sein kann. Dies gilt ebenso für das durch den Gal4 Faktor aktivierte Gen X. Da Gal4 aus der Hefe stammt, hat es eine höhere Aktivität bei Temperaturen nahe dem Hefewachstumsoptimum. Es empfiehlt sich daher Gal4/UAS-Kreuzungen bei 29°C zu inkubieren, da diese Temperatur sich an das Aktivitätsoptimum von Gal4 annähert, dabei aber die Fertilität und Lebensfähigkeit von Drosophila nicht einschränkt (Duffy et al., 2002). Ein Screen für Regulatoren von rst mit Hilfe des Gal4/UAS-Systems Das Gal4/UAS-System fand eine weitere Anwendung in dieser Arbeit, indem mit seiner Hilfe ein Screen auf potentielle Regulatoren der rst Expression durchgeführt wurde. Hierbei wurden ausgewählte Regulatoren ektopisch durch das Gal4/UAS-System exprimiert und es wurde untersucht, ob hierdurch eine ektopische Expression von Rst induziert werden konnte. Für diese Zwecke wurde eine Gal4-Linie gewählt, deren vermittelte Expression einfach untersuchbar ist und die die ektopische Expression in weitgehend undeterminierten Zellen treibt. Eine Linie, die Gal4 unter dem Einfluss des scabrous Enhancers exprimiert (Klaes et al., 1994), ist besonders geeignet. Nicht nur ist die hierdurch vermittelte Expression in neuroektodermalen Zellen von Embryonen mit verlängerter Keimbahn einfach zu detektieren und sicher von der endogenen Rst Expression in diesem Embryonalstadium zu unterscheiden. Zudem lassen sich Embryonen einfach in großer Zahl gewinnen. Und nicht zuletzt wird die ektopische Expression in neuroektodermalen Zellen induziert, also Zellen, die noch weitgehend undifferenziert sind und somit auch einen Zelltyp widerspiegeln, der dem in der Augenimaginalscheibe entspricht, also Zellen in denen rst eine sehr dynamische Expression zeigt. Für Regulatoren von rst, die einen Kofaktor benötigen, stellt diese Situation allerdings eine potentielle experimentelle Einschränkung dar. Material & Methoden 36 3.2.1.6. MARCM- und FLP / FRT - System in Drosophila Hintergrund: Viele Gene haben pleiotrophe Funktionen in einem Organismus. So spielen rst oder sim sowohl während der embryonalen als auch während der larvalen Entwicklung in verschiedenen Geweben von Drosophila eine Rolle (Strünkelnberg et al., 2001; Pielage et al., 2002). Während Mutanten nicht letaler Gene wie rst in allen Entwicklungsstadien untersucht werden können, erschwert die embryonale Letalität von sim eine Mutantenanalyse in postembryonalen Stadien. Diese lässt sich nur mit temperatursensitiven Mutationen oder mit genetischen Mosaiken durchführen. Zur Erstellung genetischer Mosaike wird eine somatische Rekombination in heterozygoten Mutanten induziert, so dass in einzelnen Zellen oder Geweben die Mutation homozygot in einem ansonsten für die betreffende Mutation heterozygoten Organismus vorliegt (Übersicht in Blair, 2003). Moderne Techniken zur Erstellung genetischer Mosaike sind das FLP/FRT-System (Xu und Rubin, 1993) und das MARCM-System (Mosaic analysis with a repressible cell marker; Lee und Luo, 1999). Beim FLP/FRT-System sind die homozygoten Mosaikklone durch die Abwesenheit eines Markers gegenüber dem heterozygoten Gewebe gekennzeichnet. Durch die Markierung der homozygoten Mosaikklone mit einem Reportergen ist das MARCM-System dem FLP/FRT-System in den meisten Anwendungen überlegen. Das Prinzip des MARCM-Systems basiert auf dem Verlust eines reprimierenden Faktors in den Mosaikklonen (siehe Abb.15). In allen Zellen wird Gal4 exprimiert, dessen Aktivierung eines UAS-GFP Transgens durch den ebenfalls in allen Zellen exprimierten Gal80 Faktor inhibiert wird. Durch Hitzeaktivierung einer FLP-Rekombinase wird in einzelnen Zellen via FRT-Sequenzen die somatische Rekombination des chromosomalen Armes, auf dem die Gal80Sequenz liegt, mit dem homologen chromosomalen Arm, der die zu untersuchende Mutation trägt, induziert. Einzelne Klone sind somit homozygot für die zu untersuchende Mutation und haben die Gal80-Sequenz verloren. Dadurch kann das nicht mehr reprimierte Gal4 diese Mosaikklone durch die Expression des UAS-GFP Transgens markieren (Lee und Luo, 1999; Lee und Luo, 2001). X hs-FLP X hs-FLP elav-GAL4 elav-GAL4 UAS-GFP UAS-GFP tubP-GAL80 + tubP-GAL80 + + tubP-GAL80 + tubP-GAL80 Homozygot Wildtyp simH9 simH9 simH9 simH9 FRT82B hs-FLP Heterozygote Zelle nach Hitzeschock, während mitotischer Rekombination elav-GAL4 UAS-GFP Homozygot simH9, GFP markiert Material & Methoden 37 Abb.15. (siehe vorherige Seite). Das MARCM-System, wie es in dieser Arbeit verwendet wurde. Links ist eine Zelle der für simH9 heterozygoten Fliege zum Zeitpunkt dargestellt, da in ihr durch einen Hitzeschock eine mitotische Rekombination ausgelöst wird. Die FLP-Rekombinase (FLP; das Transgen ist hier auf dem XChromosom lokalisiert) aus der Hefe induziert eine Rekombination homologer Chromosomen über die FRTSequenzen des 3. Chromosoms (FRT82B). Die Tochterzellen sind nun homozygot wildtypisch oder mutant für sim. Zellen, die das 3. Chromosom mit dem tubP-GAL80 Transgen erhalten haben, exprimieren wie die Mutterzelle ubiquitär GAL80, so dass die Expression von UAS-GFP durch GAL4 reprimiert wird. In den Zellen, die das simH9 Chromosom erhalten haben, liegt kein tubP-GAL80 Transgen vor, so dass in allen Nervenzellen nun UAS-GFP durch GAL4 aktiviert werden kann und diese sim mutanten Zellen also spezifisch durch GFP markiert sind. MARCM-Analyse optischer Loben von single minded Mutanten hs-FLP, elav-GAL4, UAS-mCD8-GFP / Y ; + ; + X + ; +; FRT82B, tubP-GAL80 / FRT82B, tubP-GAL80 hs-FLP, elav-GAL4, UAS-mCD8-GFP / + ; + ; FRT82B, tubP-GAL80 / + X + / Y ; + ; FRT82B, simH9 / TM6B Hitzeschock der resultierenden F1 während dem Larvalstadium (nach Scott et al., 2002): 40 min 37°C Wasserbad 30 min RT 40 min 37°C Wasserbad Präparation zahlreicher Puppen. 25 % der nicht TM6B-Puppen (kein Tb-Marker) hat den gewünschten Genotyp für die mitotische Rekombination: hs-FLP, elav-GAL4, UAS-mCD8-GFP / + ; + ; FRT82B, tubP-GAL80 / FRT82B, simH9. Den restlichen 75 % fehlt entweder das hs-FLP, elav-GAL4, UAS-mCD8-GFP Chromosom und zeigt dadurch keine GFP-Färbung, oder es fehlt ihnen das FRT82B, tubP-GAL80 Chromosom, so dass alle Nervenzellen GFP exprimieren. Sind nur einzelne Nervenzellen mit GFP markiert, so handelt es sich also um sim mutante Zellen. 3.2.1.7. Arbeiten mit temperatursensitiven Mutanten von Drosophila In dieser Arbeit wurden Fliegen mit temperatursensitiven Mutationen in Notch (Nts1; Cagan und Ready, 1989) und in Single minded (simJ1-47; Pielage et al., 2002) verwendet. Für beide mutanten Stämme wurde eine restriktive Temperatur von 30°C gewählt, die in beiden Fällen als hinreichend beschrieben wurde (Flores et al., 2000; Pielage et al., 2002; Shellenbarger und Mohler, 1978; Tsuda et al., 2002). Dies führte bei beiden mutanten Stämmen zur Ausbildung des mutanten Phänotyps. Da sich Fliegen bei 30°C schneller entwickeln als bei 25°C, wurde zur Bestimmung des relativen Pupalstadiums die Tabelle aus Powsner, 1935, herangezogen. Zudem wurden immer wildtypische Kontrolltiere zeitgleich bei 30°C gehalten und für den direkten Vergleich präpariert und gefärbt. Larven des Nts1 / C(1)DX Stamms wurden im 3.Larvenstadium auf die restriktive Temperatur in einen Brutschrank gesetzt. C(1)DX ist ein Attached-X-Chromosom, so dass aufgrund der chromosomalen Geschlechtsdeterminierung von Drosophila alle Männchen als X-Chromosom nur das Nts1 Chromosom tragen, während alle Weibchen Nts1 / C(1)DX sind. Nts1 Männchen wurden über Nacht bei der restriktiven Temperatur gehalten und anschließend präpariert. Der hitzeinduzierte mutante N Phänotyp zeigte sich im Bereich der morphogenetischen Furche in Rst Färbungen. In einem Kontrollexperiment konnten keine adulten Nts1 Männchen beobachtet werden, die als LIII Larven für die gleiche Zeit bei der restriktiven Temperatur gehalten wurden, während gleich behandelte Nts1 / C(1)DX Weibchen als adulte Fliegen schlüpften. Dies ist in Übereinstimmung mit einer weitgehend letalen temperatursensitiven Periode der Nts1 Männchen im 3. Larvenstadium (Shellenbarger und Mohler, 1978). ru h th st cu simJ1-47 e / TM6B und st simJ1-47 e ca / TM6B Fliegen (siehe Pielage et al., 2002) wurden miteinander gekreuzt und bis zum Erreichen des Larvalstadiums bei der permissiven Temperatur (18°C) gehalten. Postembryonal wurden die Kreuzungen auf 30°C in einen Brutschrank gesetzt. simJ1- Material & Methoden 38 47 / simJ1-47 Larven und Puppen wurden anhand der Abwesenheit des Tb-Markers des TM6B Balancerchromosoms identifiziert. In Antikörperfärbungen zeigten die Larven und Puppen einen mutanten Phänotyp im Bereich des Lobulakomplexes. Auch adulte simJ1-47 / simJ1-47 Fliegen, die postembryonal bei der restriktiven Temperatur gehalten wurden, zeigten in mit der Kragentechnik erzielten Hirnschnitten einen mutanten Phänotyp im Bereich der optischen Loben. 3.2.1.8. Histologische Methoden 3.2.1.8.1. Kragentechnik (Heisenberg-Böhl-Methode) Die Kragentechnik erlaubt eine massenhistologische Untersuchung zahlreicher Fliegenköpfe auf Gehirnphänotypen (Heisenberg und Böhl, 1979). Dabei werden bis zu 20 Fliegen in einer speziellen Vorrichtung (Kragen) aufgereiht, fixiert und in Paraffin eingebettet, um die Köpfe mit Hilfe eines Mikrotoms gleichzeitig in Frontal-, Horizontal- oder Sagittal-Serienschnitten zu schneiden (siehe Jäger und Fischbach, 1987). Wegen der Autofluoreszenz des diffundierenden wildtypischen Augenfarbstoffes können die Schnitte unter dem Fluoreszenzmikroskop betrachtet werden. Aufnahmen der Hirnschnitte wurden mit Hilfe des konfokalen Laserscanmikroskops erstellt (siehe Kap. 3.2.1.9.). Die aufgereihten CO2 betäubten Fliegen wurden für 4 h in einem frisch angesetzten Carnoy Gemisch (60 ml Ethanol, 30 ml Chloroform, 10 ml Eisessig) fixiert. Die Dehydrierung der Fliegen erfolgte in folgender EtOH Reihe: 2 x 40 min 100% techn. EtOH, 40 min 100% getrockneter EtOH. Die Präparate wurden über Nacht in Methylbenzoat inkubiert. Die Paraffin-Einbettung der Präparate wurde durch die sukzessive Inkubation der Präparate in den folgenden Ansätzen eingeleitet (alle bei 65°C in einem Ofen): 50% (v/v) Paraffin in Methylbenzoat für 90 min, 4 x 1 h in jeweils frischem Paraffin. Danach wurden die Präparate sofort mit flüssigem Paraffin in Blöcke gegossen. Nach Entfernen des Kragens wurden von den Köpfen mit Hilfe eines Mikrotoms 7 µm dicke Serienschnitte angelegt. Die Schnitte wurden auf wasserbeschichtete Objektträger mit Hilfe eines Pinsels überführt und auf einer Wärmeplatte bei 40°C eingetrocknet. Zum Entfernen des Paraffins aus den Schnitten wurden sie für 2x 30 min in Xylol inkubiert. Nach einer anschließenden Trocknung wurden die Präparate in DePeX eingedeckelt. 3.2.1.8.2. X-Gal Färbungen X-Gal Färbungen von Drosophila Embryonen Frisch devitellinisierte Embryonen wurden kurz mit 80% EtOH gewaschen. Eine kurze Inkubation der Embryonen in Methanol und Ethanol ist wegen dem dabei entstehenden Verlust der βGalaktosidaseaktivität wichtig. Nach 3x 10 min Waschen in 0,4% PBT wurden die Embryonen für zwei weitere Stunden in 0,4% PBT auf einem Rotator inkubiert, um Alkoholreste zu entfernen. Währenddessen wurde die X-Gal-Färbelösung angesetzt. Hierzu nimmt man 1 ml 2x X-GalFärbepuffer, 0,2 ml 3% PBT und 0,8 ml ddH2O. Die Embryonen wurden mit 200 µl der Lösung für 10 min präinkubiert. Zeitgleich wurde der Rest der Lösung auf 70°C erhitzt. In die erhitzte, nun trübe Färbelösung wurden pro ml Färbelösung 25 µl 8% X-Gal in DMSO zugegeben. Das Erhitzen vermindert die Bildung von X-Gal Kristallen während der Färbereaktion. Die Präinkubationslösung wurde durch die erhitzte Färbelösung ersetzt und es wurde über Nacht bei 37°C inkubiert. Die Färbereaktion wurde durch Waschen in PBT unterbrochen. Die Einbettung der Präparate erfolgte in 70% Glycerol. Damit die Präparate durch das Deckglas nicht verformt werden, klebt man auf den Objektträger an beiden Enden zwei Lagen Tesafilm, so dass das aufliegende Deckglas etwas Abstand zur Oberfläche des Objektträgers hat. Das Deckgläschen wurde mit Fixogum umrandet, damit das viskose, sich nicht verfestigende Medium nicht auslaufen konnte. Material & Methoden 39 X-Gal-Färbungen von larvalen und pupalen Drosophila Gehirnen Larvale oder pupale Drosophila-Gehirne wurden unter dem Binokular mit zwei feinen Pinzetten in PBS auf Eis freipräpariert und in gekühltes PBS überführt. Zur Fixation wurde das PBS abgesaugt und für 10-30 min RT durch 2% Glutaraldehyd in PBS ersetzt. Im Gegensatz zu immunhistochemischen Färbungen ist es bei der X-Gal-Färbung wichtiger, dass die Fixationszeit konstant und kurz ist, d.h. die Gehirne werden vor der Fixation gesammelt und zusammen fixiert. Die β-Galaktosidase ist empfindlich gegen Glutaraldehyd, zerfällt aber im unfixierten Gewebe nicht so schnell, wie manche Antigene degradiert werden. Nach Abschluß der Fixation wurden die Gehirne für 3x 10 min in PBS gewaschen. Während des letzten Waschschrittes wurde die X-Gal-Färbelösung erstellt und weiter wie unter der X-Gal-Färbung von Embryonen beschrieben verfahren. 3.2.1.8.3. Antikörperfärbungen Antikörperfärbungen von Drosophila Embryonen Devitellinisierte Embryonen wurden in einer Methanolreihe (80%, 60%, 40%, 20% MeOH für jeweils 5 min) rehydriert und anschließend für 3x 10 min und 1x 60 min in 0,4% PBT auf einem Schüttler gewaschen. Der Primärantikörper wurde in einer geeigneten Verdünnung in 0,4% PBT zugegeben. PBT enthält das Detergenz Triton X-100, das die Aufnahme des Antikörpers in das Gewebe ermöglicht. Die Inkubation erfolgte über Nacht bei 4°C auf einem Wiegeschüttler. Nach Absaugen des Primärantikörpers (der öfters wiederverwendet werden kann) wurde für 5 x 10 min mit 0,4% PBT gewaschen. Es folgte die Zugabe des entsprechenden sekundären Antikörpers (meist anti-Maus oder anti-Kaninchen, gekoppelt mit den Fluoreszenzfarbstoffen Cy3 oder Alexa-488). Die Sekundärantikörper wurden 1:200 in 0,4% PBT eingesetzt und für ca. 6 Stunden unter dem Drehen eines Rotators inkubiert. Nach 5 x 10 min Waschen mit 0,4% PBT wurden die Embryonen gegebenenfalls nach dem gleichen Protokoll einer weiteren Antikörperfärbung unterzogen, um Antikörper-Doppelfärbungen zu erhalten. Hierbei ist zu beachten, dass die beiden einzusetzenden Primärantikörper aus unterschiedlichen Spenderorganismen gewonnen wurden. Zum Eindeckeln wurden die Embryonen nach dem letzten Waschen in 0,4% PBT mit 1x PBS versetzt, auf einen Objektträger überführt und in Vectashild (Vector Laboratories) eingedeckelt. Das Deckgläschen wurde mit Fixogum umrandet, damit das viskose, sich nicht verfestigende Medium nicht auslaufen konnte. Unter dem Fluoreszenzmikroskop oder dem konfokalen Mikroskop wurden die Präparate ausgewertet und können bei 4°C über 6-12 Monate gelagert werden. Antikörperfärbungen von larvalen und pupalen Drosophila Gehirnen Larvale oder pupale Drosophila-Gehirne wurden unter dem Binokular mit zwei feinen Pinzetten in PBS auf Eis freipräpariert und jeweils sofort in 4% PFA (auf Eis) überführt. Die Gehirne wurden für eine weitere Stunde nachfixiert. Anschließend wurden die Gehirne für 5 x 10 min mit 0,4% PBT gewaschen. Die Antikörperzugabe, das Waschen und das Eindeckeln der Gehirne wurde wie bei den Antikörperfärbungen von Embryonen beschrieben durchgeführt. 3.2.1.9. Bildaufnahme am konfokalen Laserscanmikroskop Bei der konfokalen Mikroskopie tastet sich ein Laser Punkt für Punkt und Zeile für Zeile durch die Fokusebene (Z-Ebene) eines immunfluoreszenzmarkierten Präparates. Dazu dienen Blenden (Pinholes), deren Öffnung an das jeweilige Objektiv angepasst wird. Durch eine kleine Blendenöffnung ist eine gute Konfokalität gewährleistet, diese geht aber mit einer geringeren Empfindlichkeit einher. Außerhalb des Fokus liegende Strukturen des Objektes werden durch die Technik der konfokalen Mikroskopie nicht zur Fluoreszenz angeregt, so dass aus einem WholemountPräparat einzelne Schnittebenen erzielt werden können. Zudem werden die während des Laserstrahlengangs angeregten Objektteile, die sich außerhalb der Brennebene befinden, dank der Blenden nicht erfasst, so dass das Bild von keiner Unschärfe überlagert wird. Die aufgenommenen Z- Material & Methoden 40 Ebenen können zu einem 3D-Bild rekonstruiert werden, das im Gegensatz zu einem bei Epifluoreszenz aufgenommenen Bild keine Hintergrundstrahlung beinhaltet und in jedem Punkt fokussiert erscheint. Die Auflösung jeder Fokusebene wird durch den Experimentator definiert. Hochauflösende Scans werden mit 1024 x 1024 Rasterpunkten pro Z-Ebene durchgeführt. Die dabei entstehende große Datenmenge erlaubt allerdings nur die Gewinnung einer geringen Anzahl an ZEbenen. Zudem lassen sich hochauflösende Scans wegen ihrer Datenmenge auf den zur Verfügung stehenden Rechnern nicht zu einem 3D-Bild rekonstruieren. Die Daten für eine 3D-Rekonstruktion gewinnt man daher mit der Auflösung von 512 x 512 Rasterpunkten pro Z-Ebene. Bildaufnahme der Präparate Zur Dokumentation der Immunfluoreszenzfärbungen wurde ein Leica TCS 4D konfokales Laserscanmikrosokop mit Argon-Krypton-Laser eingesetzt. Seine Emissionswellenlängen können Fluoreszenzfarbstoffe bei 568 nm (Cy3) und 488 nm (Alexa-488) anregen. Zur Ansteuerung wurde die implementierte Software "Scanware" (Leica Lasertechnik) auf einem 80486/MS-DOS/Windows System in Verbindung mit dem Steuerrechner "TCS" (OS9/68040) verwendet. Mit der implementierten Funktion der Zweikanalmessung wurde das Präparat am Bildschirm abgebildet. Die Bildaufnahme wurde bei 1024 x 1024 oder bei 512 x 512 Rasterpunkten im langsamsten Abtastmodus durchgeführt. Die Einzelbilder wurden in der Regel 8 mal zeilenweise gemittelt. Die Grundspannung (Offset) des Photodetektors wurde dem Signal-Hintergrund-Verhältnis des Präparates angepasst und die Verstärkerspannung (100 - 1000 V) so eingestellt, dass die 8 bit pro Pixel betragende Darstellungstiefe möglichst optimal ausgenutzt wurde. Je nach Fluoreszenzstärke im jeweils interessanten Bildbereich bedeutet dies, dass andere Bildbereiche über- oder untersteuert wurden. Die aufgenommenen Bilder werden als digitale Daten gespeichert, deren Rasterpunkte somit relative Intensitätswerte von 0 - 256 einnehmen können. Unspezifische Gewebehintergrundfärbung sollte gerade noch erkennbar bleiben, um sicherzustellen, dass keine Details verloren gehen und um den Umriss des Präparats zu erkennen. Um maximale Auflösung zu erreichen, wurden Ölimmersionsobjektive verwendet. Die Detektorblende muss der Objektivvergrößerung entsprechend eingeengt werden (beim 40x Objektiv ca. Pinhole 80). Die optischen Filter wurden für Cy3 bzw. Alexa-488 konfiguriert. Bei Doppelfärbungen wurden jeweils getrennte Datensätze für beide Fluorezenzmarkierungen erstellt, die in der folgenden Bildverarbeitung überlagert wurden. Bildverarbeitung der erstellten Datensätze Die aufgenommenen Z-Ebenen wurden im TIFF-Format gespeichert. Ein Info-File weist die einzelnen Z-Ebenen eines Scans zu einem Datensatz. Die erstellten Datensätze wurden in einem 3DBildverarbeitungsprogramm (Amira) bearbeitet. Innerhalb dieses Programms wurden im wesentlichen drei Funktionen benutzt. Orthoslice stellt einzelne Schnittebenen durch den Datensatz in verschiedenen Richtungen dar. Voltex erlaubt eine 3D-Rekonstruktion des aufgenommenen Präparates basierend auf allen Rasterpunkten. ProjectionView überlagert alle Z-Ebenen zu einem Einzelbild. Die beiden Datensätze einer Doppelfärbungen wurden mit Hilfe der ColorCombine bzw. MultiChannelField Funktionen integriert. Da es sich um digitale Signale handelt, ist die Farbzuordnung willkürlich. Die Datensätze lassen sich in allen Richtungen in beliebig kleinere Ausschnitte reduzieren. Erstellte Rekonstruktionen der Datensätze lassen sich als Snapshot im TIFFFormat speichern und wurden in einem Bildverarbeitungsprogramm (Adobe Photoshop) weiter bearbeitet und beschriftet. Material & Methoden 41 3.2.2. Molekularbiologische Methoden 3.2.2.1. Klonierung rekombinanter DNA Molekularbiologische Standardmethoden zur Klonierung rekombinanter DNA wurden nach den Protokollen in Molecular Cloning (Sambrook et al., 1989) und Current Protocols in Molecular Biology (Ausubel et al., 1999) durchgeführt. Wurden molekularbiologische Kits verwendet, so wurde gemäß den Herstellerprotokollen gearbeitet. Restriktionsenzyme (GibcoBRL, NEB, Promega), das Klenow-Enzym (Large Fragment of DNA Polymerase I, GibcoBRL) zum Auffüllen oder Entfernen von DNA-Einzelstrangüberhängen, die Alkalische Phosphatase (NEB) und die T4-DNA-Ligase (GibcoBRL, NEB) wurden jeweils wie in den Herstellerprotokollen beschrieben eingesetzt. Detaillierte Beschreibungen der einzelnen molekularbiologischen Methoden finden sich zudem in meiner Diplomarbeit (Apitz, 1999). Folgende Methoden wurden angewendet: Schneiden von Plasmid-DNA mit Restriktionsenzymen Dephosphorylierung eines linearisierten Vektors Gelelektrophorese von DNA-Fragmenten Isolierung von DNA aus einem Agarose-Gel Bestimmung der DNA-Konzentration durch Gelelektrophorese Ligation von DNA-Fragmenten Transformation von Plasmid-DNA in Bakterien Plasmid-DNA-Minipräparation Plasmid-DNA-Maxipräparation Bestimmung der DNA-Konzentration durch Messung ihrer optischen Dichte Phenol-Chloroform-Extraktion von Plasmid-DNA Ethanol-Fällung von Plasmid-DNA Reinigung synthetischer Oligonukleotide 3.2.2.2. Polymerase Ketten Reaktion (PCR) Primerdesign Die Primer wurden synthetisch im Labor von Dr. Igloi (Institut für Biologie III, Universität Freiburg) hergestellt. Die Primer sollten zwischen 23 und 28 N lang sein und einen GC - Gehalt von ca. 60% enthalten. Es wurde darauf geachtet werden, dass die Primer keine Hairpins durch komplementäre Enden ausbilden können. Am 3´-Ende der Primer sollten ca. 2-3 Gs oder Cs liegen, so dass die Primer am zu polymerisierenden Ende durch die Ausbildung der je drei Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den komplementären Gs und Cs fest an die Template binden. Die Primer wurden mit Hilfe eines Computerprogramms (Primer Designer; Scientific & Educational Software) ausgewählt. PCR mit der Taq-Polymerase Die 50 µl Reaktionsansätze wurden gemäß dem Herstellerprotokoll (Stratagene bzw. Eppendorf) erstellt. Als Standard-PCR-Programm, das gegebenenfalls variiert werden musste, diente folgendes: anfängliche Denaturierung 95°C 5 min Denaturierung 95°C 1 min Annealing 60°C 1 min Elongation 72°C 1 min pro kb PCR-Produkt terminale Elongation 72°C 10 min nach Ende der PCR 4°C bis zur Entnahme Schritt 2-4 wird in 35 Zyklen wiederholt. Das amplifizierte DNA-Fragment wurde durch Agarosegelelektrophorese nachgewiesen. Dazu wurde 10 µl des PCR-Ansatzes aufgetragen. Die PCR-Fragmente wurden mit dem QIAquick® PCR Purification Kit (Qiagen) aufgereinigt und mit Hilfe des TOPOTM TA Cloning® Kits (Invitrogen) gemäß dem Herstellerprotokoll subkloniert. Material & Methoden 42 PCR mit der PfuTurbo-Polymerase Die 50 µl Reaktionsansätze wurden gemäß dem Herstellerprotokoll (Stratagene) erstellt. Gegenüber dem Protokoll mit der Taq-Polymerase wurde der Elongationsschritt verändert: es wurde bei 65°C für 2 min pro kb PCR-Produkt inkubiert. 3.2.2.3. 5'-RACE Die Bestimmung des vollständigen 5'-Endes einer mRNA wurde mit Hilfe der 5'-RACE Methode (Rapid Amplification of cDNA Ends) durchgeführt. Es wurde das FirstCoiceTM RLM-RACE Kit (Ambion) verwendet und gemäß dem Herstellerprotokoll verfahren. Geeignete Primer wurden wie im PCR-Kapitel beschrieben erstellt. Das RACE Produkt wurde in den pCR®II-TOPO® Vektor (Invitrogen) überführt und anschließend sequenziert. 3.2.2.4. Zielgerichtete Mutagenese von DNA Sequenzen Der zielgerichtete Austausch spezifischer Nukleotide in einer Plasmid-DNA wurde mit Hilfe des QuikChange® XL Site-Directed Mutagenesis Kit (Stratagene) durchgeführt. Es wurde gemäß dem Herstellerprotokoll verfahren. Die Länge der Primer wurden gemäß den Richtlinien des Herstellerprotokolls gewählt und die Primer im Labor von Dr. Igloi (Institut für Biologie III, Universität Freiburg) synthetisiert. Der Erfolg der Mutagenese Experimente wurde durch Sequenzierungen der betreffenden DNA Abschnitte verifiziert. 3.2.2.5. DNA-Sequenzierungen Die Sequenzierung von DNA erfolgte im Labor Dr. Igloi (Institut für Biologie III, Universität Freiburg) mit nichtradioaktiv-markierten Primern (Igloi und Schiefermayer, 1993) nach der Dideoxynukleotid-Terminationsmethode (Sanger et al., 1977) auf einem Pharmacia LKB A.L.F. DNA-Sequenzierautomaten. 3.2.3. Bioinformatische Methoden 3.2.3.1. BLAST-Programme für das Alignment kurzer Sequenzabschnitte Mit Hilfe der BLAST-Algorithmen (Altschul et al., 1990) wurden kurze Sequenzabschnitte (genomische DNA, ESTs) untereinander (BLAST2Sequences) oder mit DNA-Datenbanken (BLASTN) verglichen. Die Eingaben für einen BLAST-Auftrag lassen sich via WWW u.a. auf die Server des NIH (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/BLAST/) oder des BDGP (http://www.fruitfly.org/blast/) übertragen und werden dort ausgeführt. 3.2.3.2. Programme zur vergleichenden Sequenzanalyse langer Sequenzabschnitte Zum Vergleichen langer homologer Sequenzabschnitte aus Drosophila melanogaster, Drosophila pseudoobscura und Anopheles gambiae standen zwei Programme im Internet zur Verfügung: AVID (Bray et al., 2003) produziert Alignments, die mit VISTA (Mayor et al., 2000) visualisiert werden können. AVID kann direkt auf folgenden Servern benutzt werden: http://bio.math.berkeley.edu/avid/ bzw. http://www-gsd.lbl.gov/vista/. PipMaker (Schwartz et al., 2000) visualisiert durch BLASTZ (Schwartz et al., 2003) generierte Alignments. PipMaker kann auf folgendem Server benutzt werden: http://bio.cse.psu.edu. Material & Methoden 43 Da unterschiedliche Alignment Programme nicht die exakt gleichen Ergebnisse liefern (Bray et al., 2003), wurden beide Programme in dieser Arbeit verwendet. Da VISTA einen übersichtlicheren Output gegenüber PipMaker produzierte, stammen die Abbildungen in dieser Arbeit von VISTA. 3.2.3.3. Auffinden von DNA-Konsensusbindungsstellen Für das Auffinden von DNA-Konsensusbindungsstellen in einer vorgegebenen DNA-Sequenz standen mehrere Programme kostenfrei im Internet zur Verfügung (siehe Tab. 2). Es existieren eine Vielzahl an Algorithmen, die die DNA-Konsensusbindungsstellen-Matrizen der TRANSFAC-Datenbank (Matys et al., 2003) als Suchparameter verwenden. In dieser Arbeit wurde hauptsächlich mit dem MatInspector (http://www.genomatix.de/matinspector) gearbeitet. Die Sequenzen lassen sich auch auf einfache, in Einzelexperimenten ermittelte Bindungsstellen einer Vielzahl verschiedener Transkriptionsfaktoren mit Hilfe der TRANSFAC-Datenbank absuchen (PatchTM; http://www.generegulation.com). Hierbei entsteht aber ein äußerst unübersichtlicher Output, dem eine eingehende Literaturrecherche über die einzelnen Bindungsstellen folgen muss. Da allerdings viele interessante DNA-Konsensusbindungsstellen nicht in der Matrizen-Kollektion der TRANSFAC-Datenbank enthalten sind, bietet sich zuerst eine Literaturrecherche auf Bindungsstellen interessanter Transkriptionsfaktoren an. Es existieren dann Algorithmen, für die die recherchierten DNABindungsstellen als Suchparameter selbst formuliert werden können. In dieser Arbeit wurde hierzu der MOTIFMATCHER (http://www.soe.ucsc.edu/~kent/improbizer/) verwendet. 3.2.3.4. Virtuelles Klonieren Sind Sequenzdaten der einzelnen Fragmente bekannt, aus denen ein rekombinantes Konstrukt erstellt werden soll, so lässt sich die Klonierung auch virtuell am Computer mit Hilfe des Clone Manager Programms (Scientific & Educational Software) durchführen. Hierdurch erhält man die vollständige Sequenz des erstellten Konstruktes, die man graphisch darstellen und zum Erstellen von Restriktionskarten verwenden kann. Auch eine virtuelle PCR lässt sich mit Hilfe dieses Programms durchführen. Für die Auswahl geeigneter PCR-Primer aus einer zu amplifizierenden Sequenz steht das Primer Designer Programm (Scientific & Educational Software) zur Verfügung. Es berücksichtigt die gängigen Parameter der Primerwahl für eine erfolgreiche PCR und kann den experimentellen Umständen entsprechend modifiziert werden. Ergebnisse 4. 44 Ergebnisse 4.1. Identifizierung der Transkriptionsstartstelle von rst 4.1.1. 5'-RACE-Experiment zur Identifizierung der Transkriptionsstartstelle von rst Für die Identifizierung regulatorischer Sequenzen ist es wichtig, die genaue Transkriptionsstartstelle des betreffenden Gens zu kennen. Für rst war nur eine im 5'-Bereich verkürzte cDNA bekannt (HB3; Ramos et al., 1993), so dass nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich jenseits der bekannten Transkriptionseinheit weitere intronische und exonische Sequenzen befinden. Die Bestimmung des vollständigen 5'-Endes der rst mRNA wurde mit Hilfe der 5'-RACE-Methode (Rapid Amplification of cDNA Ends) durchgeführt. Als Substrat diente total-RNA von für 24 h gesammelten Embryonen. rst ist in diesem Entwicklungsstadium besonders angereichert (Ramos et al., 1993). Mit dem äußeren rst 5'-RACE-Primer 5'#1 und dem inneren rst 5'-RACE-Primer 5'#2 konnte ein 5'-RACE-Produkt isoliert werden, das am 5'-Ende 334 zusätzliche Basen im Vergleich zur bekannten rst HB3-mRNA trägt. In einem Vergleich mit der genomischen Drosophila Sequenz (Adams et al., 2000) zeigte sich, dass sich diese 5'-Erweiterung direkt an das 1. Exon von rst anfügt und nicht durch intronische Sequenzen unterbrochen wird. Bestätigung fand das 5'-RACE-Experiment durch Arbeiten des Berkeley Drosophila Genome Projects (BDGP). Im Rahmen seiner Drosophila-Gene-Collection wurden cDNAs aus für vollständige cDNAs angereicherten cDNA-Banken sequenziert (Stapleton et al., 2002a, 2002b). In einer 0-22h embryonalen cDNA-Bank konnte vom BDGP eine rst cDNA identifiziert werden (RE01586), deren 5'-Ende exakt mit dem in der vorliegenden Arbeit ermittelten Ergebnis des rst 5'-RACE-Experiments übereinstimmt. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die Transkriptionsstartstelle des rst Gens identifiziert ist. 4.1.2. Der rst Promotor besitzt ein Inr und DPE, aber keine TATA-Box Um die Struktur des rst Promotors zu ermitteln, wurde ein Vergleich der rst Promotorsequenz mit bekannten Sequenzmotiven durchgeführt (siehe Abb.16). Die Transkriptionsstartstelle (TSS) von rst liegt innerhalb eines Initiator-Elements (Inr), das gegenüber der Drosophila Inr-Konsensussequenz (T C A G/T T C/T; Kutach und Kadonaga, 2000) zwei Mismatches aufweist, in den wichtigen Sequenzen -1 und +1 (= TSS) aber übereinstimmt. Einer nicht Drosophila spezifischen InrKonsensussequenz (Bucher, 1990) entspricht das rst Inr exakt. Auch in einer Datenbank bekannter Drosophila Promotoren finden sich Promotoren mit zum rst Inr weitgehend identischen Inr-Elementen (Drosophila Core Promoter Database; http://www-biology.ucsd.edu/labs/Kadonaga/DCPD.html). Der rst Promotor besitzt keine TATA-Box, wie dies bei 70% der bekannten Drosophila Promotoren zu beobachten ist (Ohler et al., 2002). Für viele Promotoren ohne TATA-Box wurden in Drosophila so genannte Downstream-Promoter-Elements (DPE) abwärts der TSS beschrieben (Arkhipova, 1995; Kutach und Kadonaga, 2000; Ohler et al., 2002). Nach den Definitionen von Kutach und Kadonaga besitzt rst zwischen Position +28 und +33 ein DPE. Auch von Arkhipova, 1995, beschriebene DPE finden sich im Bereich des rst Promotors. Ergebnisse 45 TGTTTGAAGACAAGCCGCGCCGGCCGAAGAAGTCGGATTTTTGGATCGAGTTCGCACTTCGT TCCGTTCGCTCGTACCGTTCGCTTCGTAGCGGCGGAAACTCCGTACTTTCGATAGCTGGTAT Abb.16. Die Struktur des rst Promotors. Um die Transkriptionsstartstelle (TSS; mit rotem Pfeil markiert) befindet sich ein Initiator-Element (Inr; in rot). Aufwärts der TSS findet sich keine TATA-Box. Im Bereich zwischen Position +28 und +33 ist ein Downstream-Promoter-Element (DPE) nach Kutach und Kadonaga, 2000, in grün markiert. In schwarz sind weitere potentielle DPE nach Arkhipova eingezeichnet (TCG und CTCG; Arkhipova, 1995). 4.2. Identifizierung und Charakterisierung von regulatorischen rst Sequenzen 4.2.1. Übersicht über die zur Identifizierung und Charakterisierung von rst cisregulatorischen Sequenzen erstellten transformanten Linien Mit Hilfe eines so genannten Enhancer-Detection-Screens wurden rst cis-regulatorische Sequenzen in vivo identifiziert. Hierfür wurden genomische Fragmente des rst Genlokus auf ihr Potential der Expressionsaktivierung eines lacZ Reportergens in transformanten Fliegen untersucht. Identifizierte rst cis-regulatorische Sequenzen wurden im Folgenden weiter charakterisiert, indem die Enhanceraktivität kleinerer Subfragmente studiert wurde. Um die Enhanceraktivtät dieser rst cisSequenzen für gezielte in vivo Fehlexpressionen anderer Gene nutzbar zu machen, wurden mit diesen Subfragmenten rst-Gal4 Fliegen erstellt. Mit Hilfe des Gal4/UAS Systems (siehe Kap.3.2.1.5.) können damit andere Gene gezielt nach dem Aktivitätsmuster dieser rst cis-Sequenzen fehlexprimiert werden. Abb.17 gibt einen Überblick der zur Identifizierung und Charakterisierung von rst cis-Sequenzen erstellten transformanten rst-lacZ und rst-Gal4 Linien. Ergebnisse 46 Abb.17. (siehe vorherige Seite). Übersicht über die zur Charakterisierung von rst cis-regulatorischen Sequenzen erstellten transformanten Linien. Der transkribierte Bereich von rst ist grün angegeben. Links sind die rst-lacZ Fliegen des Enhancer-Detection-Screens aufgelistet. Auf gleicher Höhe des Schemas befinden sich als Balken dargestellt die genomischen Sequenzen des rst Genlokus, die in den entsprechenden Reportergenkonstrukten enthalten sind. Schwarz markierte Balken zeigen Sequenzen an, die keine reproduzierbare Reportergenexpression in transformanten Fliegen vermitteln konnten. Rot markiert sind identifizierte Sequenzen des rst Genlokus, die eine Enhanceraktivität aufweisen. rstCCS1-3'BX und rstEOR1-E stellen zwei teilweise überlappende Fragmente im Bereich von Position +4638 bp bis Position +12065 kb aufwärts der rst Transkriptionsstartstelle dar. Aus dieser Sequenz wurden fünf verschiedene rst-Gal4 Linien erstellt, mit deren Hilfe die weitere Charakterisierung der rst cis-Sequenz unternommen wurde. Zudem stehen diese rst-Gal4 Linien zur gezielten Fehlexpression anderer Gene mit Hilfe des Gal4/UAS Systems zur Verfügung. 4.2.2. Identifizierung von rst cis-regulatorischen Sequenzen in einem EnhancerDetection-Screen Zur Identifizierung von rst cis-regulatorischen Sequenzen in einem Enhancer-Detection-Screen (zur Methode siehe Kap.3.2.1.4.) wurden einzelne genomische Fragmente des rst Genlokus auf ihre Enhanceraktivität untersucht. Hierfür wurden diese Fragmente in den pCaSpeR-hs43-AUG-lacZ Vektor kloniert und eine potentiell vermittelte lacZ Reportergenexpression in transformanten Fliegen studiert. Der rst Enhancer-Detection-Screen wurde mit meiner Diplomarbeit begonnen (Apitz, 1999). Hierbei wurden die Fragmente rst41-BBgl-lacZ, rst41-BXho-lacZ, rstB3-B-lacZ, rstEOR3-E-lacZ und rstH4-NXlacZ untersucht (siehe Abb.17). Die rstCCS1-3'BX-lacZ und rstEOR1-E-lacZ Konstrukte wurden von M. Kambacheld im Rahmen ihrer Diplomarbeit erstellt (Kambacheld, 1999). Die Etablierung transformanter Linien und Auswertung der vermittelten Reportergenexpressionen wurde in Zusammenarbeit von M. Kambacheld und mir durchgeführt. Mit Hilfe der rstCCS1-3'BX-lacZ und rstEOR1E -lacZ Linien konnten regulatorische Sequenzen des rst Genlokus in einem Intervall zwischen Position +4638 bp und +12065 kb aufwärts der rst Transkriptionsstartstelle identifiziert werden (siehe Abb.17). Ergebnisse 47 Abb.18. (siehe vorherige Seite). Die lacZ Reportergenexpression von rstEOR1-E-lacZ (Linie 2 (II)) Fliegen. (A-D) X-Gal Färbungen von Embryonen (A-B; A dorsale Ansicht; B laterale Ansicht; anterior ist links), Gehirnen des 3. Larvenstadiums (C) und pupalen Augenscheiben (D). (A,B) Die früheste embryonale lacZ Expression findet sich in somatischen Muskelzellen. Zudem zeigt sich eine Reportergenexpression im Clypeolabrum (B). (C) Ab dem 3. Larvenstadium sind Retinulazellen in der Augenimaginalscheibe und ihre Projektionszielgebiete in den optischen Loben markiert. (D) Eine späte lacZ Reportergenexpression bei P50 findet sich in Interommatidialzellen. Abb.19. Die lacZ Reportergenexpression von rstCCS1-3'BX-lacZ (Linie 3 (III)) Fliegen. (A-F) X-Gal Färbungen von Embryonen (A-D; A,B,D laterale Ansicht; C dorsale Ansicht; anterior ist links) und pupalen Augenscheiben (E-F). (A) lacZ Reportergenexpression findet sich in 12 ektodermalen Zellclustern und im Stomodeum. (B) Eine mesodermale Expression startet früh und hält lange in einem einheitlichen Muster an (C,D). (C) Zudem findet sich lacZ Expression in der embryonalen Mittellinie und im viszeralen Mesoderm, sowie in der Pharynxmuskulatur. (D) Auch im Clypeolabrum befindet sich Reportergenexpression. (E) lacZ Expression in Interommatidialzellen (IOC) der pupalen Retina bei ca. P25. (F) Auch bei P50 sind die IOC durch Reportergenexpression markiert. Die Muster der durch die rstCCS1-3'BX-lacZ und rstEOR1-E-lacZ Linien vermittelten Reportergenexpressionen entsprechen jeweils Teilaspekten der rst Expression (vgl. Abb.18 & Abb.19 mit Abb.6) und konnten in unabhängigen transformanten Linien verifiziert werden. Die anderen rstlacZ Linien vermittelten keine in unabhängigen transformanten Linien reproduzierbaren Reportergenexpressionen. Da die rstCCS1-3'BX und rstEOR1-E Fragmente teilweise überlappen, konnte aus den beiden vermittelten Reportergen-Expressionsmustern auf folgende Anordnung von rst Enhancern geschlossen werden: In dem nicht überlappenden 2,5 kb Bereich der rstEOR1-E Sequenz befinden sich regulatorische Sequenzen für eine Expression von rst in Retinulazellen. In der 2,5 kb Sequenz, die in beiden Fragmenten enthalten ist, befindet sich ein embryonaler mesodermaler rst Enhancer und ein Enhancer für rst Expression in Interommatidialzellen (IOC) in späten pupalen Stadien (P50). In dem nicht überlappenden Bereich der rstCCS1-3'BX Sequenz befinden sich Enhancer für eine Expression in der embryonalen Mittellinie und im viszeralen Mesoderm des Embryos, sowie für eine Expression in IOC zu einem früheren Zeitpunkt (P25). Um diese mutmaßliche Verteilung von rst cis-Sequenzen in der identifizierten 7,5 kb Sequenz zu testen, wurde diese Sequenz zur weiteren Charakterisierung in drei Ergebnisse 48 2,5 kb Fragmente unterteilt. Da dies durch die Erstellung von rst-Gal4 Linien geschehen sollte, musste erst ein geeigneter Gal4-Vektor kreiert werden, da bei Verwendung des herkömmlichen pGaTB Vektors ein endogener Promotor mitgeführt werden muss. Dies ist bei den betreffenden rst cisSequenzen nicht der Fall, da sie ca. 4,6 kb aufwärts des rst Promotors liegen. 4.2.3. Konstruktion von pChs-Gal4, einem neuen Vektor für die Erstellung von Drosophila Gal4-Linien Für die Erstellung der rst-Gal4 Linien wurde in der vorliegenden Arbeit mit pChs-Gal4 ein neuer Drosophila Gal4-Transformationsvektor konstruiert (siehe Methodik-Box 1 & Abb.20), der gegenüber dem Gal4-Originalvektor pGaTB (Brand und Perrimon, 1993) mehrere Vorteile bietet. Methodik-Box 1. Konstruktion von pChs-Gal4 In einem PstI-Verdau wurde die lacZ-Sequenz aus dem Vektor pCaSpeR-hs43-AUG-lacZ entfernt. Nach Entfernen der Überhänge wurde das Vektorfragment mit der Gal4-Sequenz, die in einem BamHI/NotI-Verdau aus dem Vektor pGaTB isoliert und mit einer anschließenden Klenow Fill-In-Reaktion behandelt wurde, ligiert. Der resultierende Vektor pChs-Gal4 wurde auf die Funktionalität aller Schnittstellen in seiner Multi-CloningSite überprüft. Mit dem Primer #ChsGal4 wurde der Übergang der hs Minimalpromotor Sequenz in die Gal4 Sequenz in einer Sequenzierung verifiziert. Nach Entfernen der PstI-Überhänge aus der mit PstI verdauten pCaSpeR-hs43-AUG-lacZ Vektorsequenz ist die hs43 Minimalpromotor Sequenz an ihrem 3'-Ende um 5 bp kürzer als in pCaSpeR-hs43-AUG-lacZ. Dies beeinträchtigt nicht die Aktivität des hs Minimalpromotors, wie in dieser Arbeit gezeigt werden konnte. Eine detaillierte Beschreibung von pChs-Gal4 findet sich in Apitz, 2002. Die in einer virtuellen Klonierung aus den Ausgangssequenzen erhaltene komplette Sequenz von pChs-Gal4 findet sich unter folgender Internetadresse: http://filab.biologie.uni-freiburg.de/pchsgal4. pChs-Gal4 erlaubt die Erstellung von Enhancer-Gal4 Konstrukten in einem einzelnen Ligationsschritt. Hierfür bietet er fünf für den Vektor einzigartige Schnittstellen in seiner Multi-Cloning-Site (MCS). Zudem befindet sich bereits ein Minimalpromotor vor der Gal4 Sequenz, so dass sich kein endogener Promotor in den Enhancer Fragmenten befinden muss. Abb.20. Die Struktur von pChs-Gal4. Die invertierten P-Element WiederholungsSequenzen (IR, inverted repeats), die pUC Sequenz, das white Markergen, die MCS und der hs Minimalpromotor stammen aus dem pCaSpeR-hs43-AUGlacZ Vektor (Thummel und Pirrotta, 1992). Eine kurze hsp70 Sequenz gefolgt von der Gal4Sequenz und einem hsp70 polyA Signal stammen aus dem pGaTB Vektor (Brand und Perrimon, 1993). Ergebnisse 49 4.2.4. Erstellung von rst-Gal4 Drosophila Linien Basierend auf den Ergebnissen des rst Enhancer-Detection-Screens wurden fünf verschiedene rst Enhancer-Fragmente in den konstruierten pChs-Gal4 Vektor kloniert und Fliegen mit den hieraus resultierenden rst Enhancer-Gal4-Konstrukten transformiert (siehe Abb.17 & Methodik-Box 2). Methodik-Box 2. Klonierung der rst-Gal4 Transformationsvektoren Die Bezeichnung der rst-Gal4 Vektoren basiert auf den zum Zeitpunkt der Klonierung erhältlichen Daten bzgl. der genomischen Organisation des rst Genlokus. In den Namen angegeben sind die Herkunft der DNA-Sequenz (λCCS1 bzw. λEOR1; siehe Ramos et al., 1993), die anhand der Restriktionskarte aus Ramos et al., 1993, geschätzten Fragmentgrößen, sowie die für die Gewinnung der Fragmente verwendeten Restriktionsenzyme. Nach Veröffentlichung der Drosophila DNA-Sequenz (Adams et al., 2000) zeigte sich, dass die geschätzten Fragmentgrößen nicht immer genau mit der tatsächlichen Länge der DNA Sequenz übereinstimmen und dass das rstCCS1-3BBgl Fragment in Wirklichkeit ein rstCCS1-3Bgl Fragment darstellt (siehe jeweils unten). Die ursprüngliche Namensgebung wurde jedoch beibehalten, um keine Verwirrung in der Protokollführung auszulösen. Alle der im folgenden beschriebenen rst-Gal4 Vektoren wurden nach ihrer erfolgreichen Klonierung mit den Primern #Chswhite2 & #Chs3lacZ ansequenziert. Hierdurch wurde die korrekte Ligation von Insert und Vektor an beiden Enden des Inserts verifiziert. Klonierung von pCCCS1-2,4BglX-hsGal4 Aus dem Vektor pChsCCS1-3'BX (siehe Kambacheld, 1999) wurde in einem BglII/XhoI-Verdau ein ca. 2,4 kb großes Fragment isoliert und in den mit BamHI geöffneten pChs-Gal4 Vektor überführt, nachdem Vektor und Insert zuvor einer Klenow Fill-In-Reaktion unterzogen worden sind. Die tatsächliche Größe des rstCCS1-2,4BglX Fragments beträgt 2525 bp. Klonierung von pCCCS1-3BBgl-hsGal4 Aus dem Vektor pChsCCS1-3'BX (siehe Kambacheld, 1999) wurde in einem BamHI/BglII-Verdau ein ca. 3 kb großes Fragment isoliert und in den mit BamHI geöffneten pChs-Gal4 Vektor überführt. Zu beachten ist bei dieser Klonierung, dass in der λCCS1 Sequenz eine BamHI-Schnittstelle, die innerhalb des rstCCS1-3BBgl Fragments liegt, nicht funktional ist. Nach Veröffentlichung der Drosophila Sequenz (Adams et al., 2000) zeigte sich, dass sich 135 bp neben der BamHI-Klonierungsschnittstelle des rstCCS1-3BBgl Fragments innerhalb dieses Fragments eine weitere BglII-Schnittstelle befindet, die in der Restriktionskarte von Ramos et al., 1993, nicht verzeichnet war. Auch während der Isolierung des rstCCS1-3BBgl Fragments im BamHI/BglII-Verdau konnte solch ein kleines zusätzliches Fragment nicht auffallen. Das rstCCS1-3BBgl Fragment stellt somit in Wirklichkeit ein rstCSS1-3Bgl Fragment dar. Seine tatsächliche Größe beträgt 2325 bp. Klonierung von pCCCS1-5,3BX-hsGal4 Aus dem Vektor pChsCCS1-3'BX (siehe Kambacheld, 1999) wurde in einem BamHI/XhoI-Verdau ein ca. 5,3 kb großes Fragment isoliert und in den mit BamHI geöffneten pChs-Gal4 Vektor überführt, nachdem Vektor und Insert zuvor einer Klenow Fill-In-Reaktion unterzogen worden sind. Zu beachten ist bei dieser Klonierung, dass in der λCCS1 Sequenz eine BamHI-Schnittstelle, die innerhalb des rstCCS1-5,3BX Fragments liegt, nicht funktional ist. Die tatsächliche Größe des rstCCS1-5,3BX Fragments beträgt 4985 bp. Klonierung von pCEOR1-2,7X-hsGal4 Aus dem Vektor pChsEOR1-E (siehe Kambacheld, 1999) wurde in einem XhoI-Verdau ein ca. 2,7 kb großes Fragment isoliert und in den mit EcoRI geöffneten pChs-Gal4 Vektor überführt, nachdem Vektor und Insert zuvor einer Klenow-Fill-In Reaktion unterzogen worden sind. Die tatsächliche Größe des rstEOR1-2,7X Fragments beträgt 2442 bp. Klonierung von pCEOR1-4,7E-hsGal4 Aus dem Vektor pChsEOR1-E (siehe Kambacheld, 1999) wurde in einem EcoRI-Verdau ein ca. 4,7 kb großes Fragment isoliert und in den mit EcoRI geöffneten pChs-Gal4 Vektor überführt. Die tatsächliche Größe des rstEOR1-4,7E Fragments beträgt 4491 bp. Erstellung von transformanten rst-Gal4 Drosophila Linien Die erstellten rst-Gal4 Transformationsvektoren wurden jeweils in die Keimbahn von yw Fliegen transformiert. Tab.5 gibt einen Überblick über die Anzahl der jeweils etablierten transformanten Drosophila rst-Gal4 Linien und führt die in der vorliegenden Arbeit jeweils bevorzugt verwendete rst-Gal4 Linie auf. Die durch diese rstGal4 Linien vermittelten Reportergenexpressionen nach Kreuzen mit UAS-lacZ Fliegen wurden jedoch jeweils Ergebnisse 50 auf ihre Reproduzierbarkeit auszuschließen. rstCCS1-2,4BglX-Gal4 rstCCS1-3BBgl-Gal4 rstCCS1-5,3BX-Gal4 rstEOR1-2,7X-Gal4 rstEOR1-4,7E-Gal4 mit unabhängigen transformanten Linien geprüft, Anzahl der transformanten Linien 4 14 1 *) 6 2 um Positionseffekte Bevorzugt verwendete transformante Linien rstCCS1-2,4BglX-Gal4 Linie 2 (III) rstCCS1-3BBgl-Gal4 Linie 5 (II) rstCCS1-5,3BX-Gal4 / CyO rstEOR1-2,7X-Gal4 Linie 2 (II) rstEOR1-4,7E-Gal4 Linie 1 (III) Tab.5. Die in der vorliegenden Arbeit erstellten rst-Gal4 Linien. (*)) Da die genomische rst Sequenz in rstCCS15,3BX -Gal4 die gleiche Sequenz darstellt wie die genomische Sequenz in rstCCS1-3'BX-lacZ und diese Sequenz in rstlacZ und rst-Gal4 Linien die gleiche Reportergenexpression vermittelt (siehe Kap.4.2.2. und dieses Kapitel), wurden von rstCCS1-5,3BX-Gal4 keine weiteren unabhängigen transformanten Linien erstellt. Die erstellten rst-Gal4 Linien dienten zum einen der weiteren Charakterisierung der rst cis-Sequenz, indem die durch sie vermittelte Reportergenexpression untersucht wurde. Zum anderen stellen die rstGal4 Linien ein wertvolles experimentelles Werkzeug dar, um beliebige Gene gezielt nach dem rst Expressionsmuster ektopisch zu exprimieren. 4.2.5. Durch die Zerlegung der rst cis-regulatorischen Sequenzen sind spezifische regulatorische rst Module in Reportergenexpressionsstudien identifizierbar Die erstellten rst-Gal4 Linien wurden mit UAS-lacZ oder UAS-mCD8GFP Linien gekreuzt und die vermittelten Reportergenexpressionen studiert. Abb.21 - Abb.25 geben einen Überblick über die einzelnen beobachteten Reportergenexpressionen während der Entwicklung von Drosophila. In Tab.6 werden die Ergebnisse zusammengefasst. Da die einzelnen untersuchten rst cis-Sequenzen teilweise überlappen, konnte aus der Anordnung dieser Sequenzen und der durch sie vermittelten Reportergenexpressionen spezifische regulatorische Module in die rst cis-Sequenz kartiert werden. Diese sind in Abb.26 in einem Schema zusammenfassend dargestellt. Abb.21. (siehe nächste Seite). Die durch rstCCS1-5,3BX-Gal4 vermittelte Reportergenexpression. (A-G) Zytoplasmatische βGal Immunreaktivität in rstCCS1-5,3BX-Gal4; UAS-lacZ Embryonen. Anterior ist links. (H-M) Doppelmarkierung pupaler Retinae von rstCCS1-5,3BX-Gal4; UAS-mCD8GFP Individuen mit GFP (grün) und RstImmunreaktivität (rot). (A) Lateralansicht des Stadiums 10. 12 ektodermale Zellcluster sind in Embryonen im Stadium der frühen Keimstreifenstreckung durch βGal markiert. (B) Vergrößerte Darstellung des Mittelteils einer Lateralansicht im Stadium 12. LacZ Expression findet sich in Zellen der Amnioserosa (Pfeil). (C) Projektionsdarstellung der ventralen Ansicht eines Embryos im späten Stadium 12. (c'-c''') Einzelne optische Schnitte durch den in (C) dargestellten Embryo. (c') Auf der Oberfläche des Embryos sind Fortsätze von Zellen markiert, die von der Mittellinie wegzeigen. Vermutlich sind dies sich bildende Apodeme. (c'') Etwas tiefer sind die invaginierten Zellen der Mittellinie deutlich gefärbt. (c''') Zudem findet sich βGal im viszeralen Mesoderm (Pfeil). (D) Vergrößerte Darstellung des Mittelteils einer Lateralansicht im Stadium 13. Im Inneren des Embryos ist die palisadenförmige viszerale Muskulatur deutlich zu erkennen. (E) Projektionsdarstellung der lateralen Ansicht eines Embryos im Stadium 14. (e'-e'''') Einzelne optische Schnitte durch den in (E) dargestellten Embryo. (e') Auf der Oberfläche des Embryos sind Zellcluster markiert (zur möglichen Identität dieser Zellen siehe die Beschreibung der durch rstCCS1-2,4BglX vermittelten Reportergenexpression). (e'') Die somatische Muskulatur ist deutlich zu erkennen. (e''') Weiter innen findet sich der pharyngeale Muskel stark gefärbt und weiterhin Immunreaktivität in der den Darm ummantelnden viszeralen Muskulatur. (e'''') In der Mitte des Embryos ist weiterhin die Mittellinie markiert. (F) Dorsale Ansicht eines Embryos des Stadiums 15. Zwischen der bilateralen Muskulatur findet sich lacZ Expression in einer paarigen dorsalen Zellreihe (Pfeil). Hier ist das Herz lokalisiert. (f') Im gleichen Embryo findet sich im Inneren weiterhin die viszerale Muskulatur entlang der Darmfaltungen markiert. (G) Projektionsdarstellung der ventralen Ansicht eines Embryos im Stadium 15. (g'-g''') Einzelne optische Schnitte durch den in (G) dargestellten Embryo. (g') Auf der ventralen Oberfläche des Embryos sind längliche Strukturen gefärbt. Vermutlich sind dies Apodeme. (g'') Innerhalb der ventralen Ergebnisse 51 Ergebnisse 52 (Fortsetzung Abb.21) Oberfläche des Embryos sind Zellen der Mittellinie deutlich gefärbt. (g''') Im Inneren des Embryos ist eine Markierung der pharyngealen Muskulatur zu erkennen. (H-J) Pupale Retina zum Zeitpunkt P25. (H) GFP (grün) findet sich in Interommatidialzellen (IOC). Diese Expression zeigt eine gewisse Variabilität von Zelle zu Zelle. (I) Rst (rot) akkumuliert bei P25 stark an den Grenzen zwischen den IOC und den primären Pigmentzellen (1° pc). Hierbei ist Rst sowohl in den IOC als auch in den 1° pc exprimiert. (J) Simultane Darstellung der Färbungen aus (H) und (I). (K-M) Die Expression von GFP (grün) und Rst (rot) ist auch im Stadium P50 in IOC nachweisbar. Der Borstenkomplex wird nicht durch GFP markiert. Durch rstCCS1-5,3BX wird auch eine Reportergenexpression in frühen pupalen optischen Loben wie bei rstCCS1-3BBgl und rstCCS1-2,4BglX vermittelt, die bei P20 nicht mehr nachweisbar ist (nicht dargestellt). Abb.22. Die durch rstCCS1-3BBgl-Gal4 vermittelte Reportergenexpression. (A-D) Zytoplasmatische βGal Immunreaktivität in rstCCS1-3BBgl-Gal4; UAS-lacZ Embryonen. Anterior ist links. (E-G) Doppelmarkierung pupaler optischer Loben von rstCCS1-3BBgl-Gal4; UAS-lacZ Individuen mit βGal (grün) und RstImmunreaktivität (rot). (H) βGal Färbung (in grün) einer rstCCS1-3BBgl-Gal4; UASlacZ spätpupalen Retina. (A) Lateralansicht eines Embryos im Stadium 11. Ins Innere des Embryos delaminierende Zellen der Mittellinie sind markiert. Auch in der Amnioserosa findet sich in diesem Stadium eine leichte βGal Immunreaktivität (außerhalb der Fokusebene). (B) Lateralansicht eines Embryos im Stadium 13. Die ZNS Mittellinie ist markiert. (C) Ventralansicht eines Embryos im Stadium 12/13. Die Mittellinie ist markiert. (D) Ventralansicht eines Embryos im Stadium 15. Einzelne Zellen in der ZNS Mittellinie sind markiert. Auf der ventralen Oberfläche des Embryos sind längliche Zellstrukturen schwach markiert. Dies sind vermutlich Apodeme. Die starke Färbung der paarigen Speicheldrüsen ist durch Sequenzen des Transformationsvektors bedingt (siehe Kap. 3.2.1.5.). (E-G) Abbildungen von 3D-Rekonstruktionen der lacZ (in grün) und Rst Expression (in rot) pupaler optischer Loben zum Zeitpunkt P5. (G) lacZ Expression aus (E) ohne die Rst Gegenfärbung. (F) Rückenansicht der 3D-Rekonstruktion in (E). (H) βGal Immunreaktivität (in grün) findet sich in den IOC spätpupaler Retinae. Häufig sind nicht alle IOC gefärbt (nicht dargestellt). (la) Lamina, (me) Medulla. Ergebnisse 53 Abb.23. Die durch rstCCS1-2,4BglX-Gal4 vermittelte Reportergenexpression. (A-J) Zytoplasmatische βGal Immunreaktivität in rstCCS1-2,4BglX-Gal4; UAS-lacZ Embryonen. Anterior ist links. (K-L) Doppelmarkierung pupaler optischer Loben (K) und pupaler Retinae (L) von rstCCS1-2,4BglX-Gal4; UAS-lacZ Individuen mit βGal(grün) und HRP-Antikörpern (rot). (M-O) Doppelmarkierung einer rstCCS1-2,4BglX-Gal4; UAS-mCD8GFP Retina zum Zeitpunkt P50 mit GFP (grün) und Rst-Immunreaktivität (rot). (A) Ventralansicht der Hinterhälfte eines Ergebnisse 54 Embryos des späten Stadiums 10. Einzelne ektodermale Zellpopulationen sind entlang der Mittellinie (in rot durch Rst-Immunreaktivität visualisiert) durch βGal markiert. (B) Vergrößerte Darstellung des Mittelteils einer Lateralansicht im Stadium 12. LacZ Expression findet sich in Zellen der Amnioserosa (Pfeil) und in Zellpopulationen auf der Oberfläche des Embryos. (C) Dorsolaterale Ansicht der Hinterhälfte eines Embryos im Stadium 13. Zwischen den bilateralen somatischen Muskeln sind Zellen der Amnioserosa weiterhin gefärbt. (D) Projektionsdarstellung mehrerer konfokaler Ebenen einer Lateralansicht im Stadium 14. Die somatische Muskulatur ist durch lacZ Expression markiert. (E) Projektionsdarstellung des Mittelteils einer lateralen Ansicht eines Embryos im Stadium 14. (e'-e''') Einzelne optische Schnitte durch den in (E) dargestellten Embryo. (e') Auf der Oberfläche des Embryos sind Zellen markiert (siehe auch (F-I)). (e'') Etwas weiter innen ist die somatische Muskulatur zu erkennen. (e''') Im Inneren des Embryos findet sich βGal in der viszeralen Muskulatur. (F-I) Die in (e') dargestellten Zellen auf der Oberfläche des Embryos gehören nicht dem PNS an. (F-H) LacZ (in grün) und der das PNS spezifisch markierende Antikörper 22C10 (in rot) sind nicht in den gleichen Zellen zu finden. (I) Auf der Oberfläche des Embryos ist keine Markierung durch 22C10 (in rot) zu erkennen, während die βGal positiven Zellen (in grün) hier lokalisiert sind. Möglicherweise stellen diese Zellen epidermale Anheftstellen der somatischen Muskulatur dar. (J) Projektionsdarstellung des Mittelteils einer ventralen Ansicht eines Embryos im Stadium 13. (j'-j''') Einzelne optische Schnitte durch den in (J) dargestellten Embryo. (j') Auf der Oberfläche des Embryos sind Fortsätze von Zellen markiert, die von der Mittellinie wegzeigen. Vermutlich sind dies sich bildende Apodeme. (j'') Etwas weiter innen finden sich die bilateralen ventralen Muskeln. (j''') Noch tiefer im Embryo ist die viszerale Muskulatur gefärbt (Pfeilspitze). Auf ihrer Oberfläche finden sich einzelne Zellen der ZNS Mittellinie mit lacZ markiert (Pfeil). (K) Abbildung einer 3D-Rekonstruktion eines pupalen optischen Lobus. (k'-k''') Einzelne optische Schnitte durch den in (K) dargestellten optischen Lobus. (k',k'') βGal Expression (in grün) findet sich leicht diffus entlang der durch HRP (in rot) markierten Neuropile. (k''') Zudem ist eine lineare Zellpopulation auf der Höhe der Lamina durch βGal markiert. (L) In einer mit HRP (in rot) gegengefärbten pupalen Retina findet sich eine lacZ Expression (in grün) in Interommatidialzellen (IOC). Diese Expression ist gegenüber der durch die rstCCS1-5,3BX Sequenz vermittelten IOC Expression verzögert und tritt in weniger IOC auf. (M-O) Zum Zeitpunkt P50 findet sich hingegen eine einheitliche Reportergenexpression (GFP, in grün) in allen IOC. Rst Immunreaktivität ist in rot dargestellt. Der Borstenkomplex wird nicht durch GFP markiert. (pr) Pupale Retina, (la) Lamina, (lo) Lobula, (me) Medulla. Ergebnisse 55 Abb.24. (siehe vorherige Seite). Die durch rstEOR1-4,7E-Gal4 vermittelte Reportergenexpression. (A-C) Zytoplasmatische βGal Immunreaktivität in rstEOR1-4,7E-Gal4; UAS-lacZ Embryonen. Anterior ist links. (D-F) Doppelmarkierung einer spätpupalen rstEOR1-4,7E-Gal4; UAS-mCD8GFP Retina mit GFP (grün) und RstImmunreaktivität (rot). (A) Vergrößerte Darstellung des Mittelteils einer Lateralansicht eines Embryos im Stadium 9. In der Amnioserosa findet sich eine schwache βGal Immunreaktivität. (B) Projektionsdarstellung der lateralen Ansicht eines Embryos im Stadium 14. (b'-b'''') Einzelne optische Schnitte durch den in (B) dargestellten Embryo. (b') Auf der Oberfläche des Embryos findet sich keine βGal Immunreaktivität, während in der somatischen Muskulatur eine starke lacZ Expression zu beobachten ist (b''). (b''') Weiter innen finden sich noch unfusionierte Myoblasten. (b'''') In der Mitte des Embryos ist weder eine Markierung der Mittellinie, noch der viszeralen Muskulatur zu erkennen. (C) Dorsalansicht eines Embryos im Stadium 15. Zwischen den bilateralen somatischen Muskeln ist eine paarige Zellreihe markiert (Pfeil). Hier ist das Herz lokalisiert. (c') Im Inneren des gleichen Embryos zeigt sich die pharyngeale Muskulatur durch βGal-Immunreaktivität markiert. (c'') Ventralansicht des gleichen Embryos. (D-F) Die IOC sind in pupalen Retinae zum Zeitpunkt P50 durch GFP markiert (grün). Die Rst-Immunreaktivität ist in rot dargestellt. Der Borstenkomplex wird nicht durch GFP markiert. Die starke Färbung der Speicheldrüsen in (b''), (c') und (c'') ist durch Sequenzen des Transformationsvektors bedingt (siehe Kap. 3.2.1.5.). rstEOR1-4,7E-Gal4 vermittelt zudem die gleiche Reportergenexpression in Retinulazellen und Laminamonopolarzellen wie rstEOR1-2,7X-Gal4 (nicht dargestellt). Abb.25. (siehe nächste Seite). Die durch rstEOR1-2,7X-Gal4 vermittelte Reportergenexpression. (A-B) Zytoplasmatische βGal Immunreaktivität in rstEOR1-2,7X-Gal4; UAS-lacZ Embryonen. Anterior ist links. (C) Zytoplasmatische βGal Immunreaktivität im optischen System einer rstEOR1-2,7X-Gal4; UAS-lacZ P1 Puppe. (DF) Doppelmarkierung von larvalen rstEOR1-2,7X-Gal4; UAS-lacZ optischen Loben mit lacZ (grün) und RstImmunreaktivität (rot). (G-L) Doppelmarkierung von pupalen rstEOR1-2,7X-Gal4; UAS-mCD8GFP optischen Loben mit GFP (grün) und Rst-Immunreaktivität (rot). (A) Projektionsdarstellung der lateralen Ansicht eines Embryos im Stadium 14. (a'-a''') Einzelne optische Schnitte durch den in (A) dargestellten Embryo. (a') Eine Subpopulation der somatischen Muskulatur zeigt βGal Immunreaktivität. Besonders Muskeln der abdominalen Segmente sind markiert. (a'') Weiter innen zeigen sich einzelne unfusionierte Myoblasten gefärbt. (a''') Keine Färbung findet sich in der viszeralen Muskulatur und in der Mittellinie. (B) Vergrößerte Darstellung des Mittelteils einer dorsolateralen Ansicht eines Embryos im Stadium 15. Zwischen den bilateralen segmentalen Muskeln ist eine paarige Zellreihe im Bereich des Herzens markiert. (C) Zu Beginn der Pupalentwicklung (P1) findet sich βGal Immunreaktivität in den Retinulazellen der Augenscheibe, die in den optischen Lobus projizieren. Neben einigen Zellen innerhalb des optischen Lobus findet sich zudem der Bolwig-Nerv markiert (Pfeil). (D-F) Im optischen Lobus einer LIII Larve sind die in die Medulla projizierenden Axone der R7/R8 Zellen mit βGal Immunreaktivität (in grün) markiert. In der Rst-Gegenfärbung (in rot) sind die jüngsten Axone markiert, während sich βGal in älteren Axonen findet. Diese zeitliche Verzögerung lässt sich auf die benötigte Zwischenproduktion des Gal4 Faktors vor Induzierung der lacZ Expression zurückführen. Nahe der Lobula sind zudem einzelne Zellen mit βGal markiert. (G-L) Optische Schnitte (G-I) bzw. Abbildungen von 3DRekonstruktionen des betreffenden Präparates (J-L), das einen optischen Lobus zum Zeitpunkt P25 darstellt. GFP findet sich in den Zellkörpern von Laminamonopolarzellen und deren Projektionen in die Medulla. Zudem sind die Terminalien von R1-R6 Zellen in der Lamina und die Zellkörper von Retinulazellen in der Retina markiert. Rst-Immunreaktivität ist als Gegenfärbung in rot dargestellt. Die starke Färbung der Speicheldrüsen in (A) und (a'') ist durch Sequenzen des Transformationsvektors bedingt (siehe Kap.3.2.1.5.). (dm) Distale Medulla, (eid) Augenimaginalscheibe, (la) Lamina, (lmc) Laminamonopolarzellen, (lo) Lobula, (me) Medulla, (pm) Proximale Medulla Ergebnisse . 56 Ergebnisse 57 CCS1-3BBgl somatische Muskulatur viszerale Muskulatur pharyngeale Muskulatur Herz Amnioserosa frühe ventrale Mittellinie späte ZNS Mittellinie ventrale Apodeme laterale Apodeme optische Loben** Retinulazellen Laminamonopolar Zellen IOC (bei P25)*** spätpupale IOC*** 12 ektodermale Zellcluster CCS1-2,4BglX CCS1-5,3BX EOR1-4,7E EOR1-2,7X - + + + - + + - + (Teilmuster) - - + + + - + + +++ - + +++ + + + - + - +++ + +++ - - + ?* + - + + + - + + + - + + + + + + + +++ + + - - +/- +++ - - Tab.6. Zusammenfassung der durch die einzelnen rst-Gal4 Linien vermittelten Reportergenexpressionen. Wurden Unterschiede in der Stärke der vermittelten Reportergenexpressionen festgestellt, so sind diese folgendermaßen angegeben: (+++) stark; (+) im Vergleich hierzu schwächer; (-) keine Reportergenexpression. (IOC) Interommatidialzellen. *) Auf der Oberfläche von rstCCS1-3BBgl Embryonen des Stadiums 13/14 finden sich lateral mehrere Zellen pro Segment in einem nicht deutlich erkennbaren Muster gefärbt. Möglicherweise ist dies eine Restaktivität eines im Bruchpunkt zwischen rstCCS1-3BBgl und rstCCS1-2,4BglX lokalisierten Enhancers für laterale Apodeme. **) In den optischen Loben wird durch die rstCCS1-5,3BX, rstCCS1-2,4BglX und rstCCS1-3BBgl Sequenzen eine Reportergenexpression vermittelt, wie sie in Abb.22 und Abb.23 dargestellt ist. Diese Expression lässt kein eindeutiges Muster erkennen und ist jeweils nur kurz nachweisbar, da weder LIII Larven noch P20 Puppen solch eine Reportergenexpression aufweisen. ***) Während rstCCS1-5,3BX eine Reportergenexpression in IOC vermittelt, die bei P20 klar zu erkennen ist, zeigt sich mit rstCCS1-3BBgl erst in späten pupalen Stadien Reportergenexpression in IOC, die zudem häufig nur in einzelnen IOC auftritt. rstCCS1-2,4BglX vermittelt ebenfalls schon eine frühe Reportergenexpression in IOC bei P25, wenn auch nicht in allen IOC. Zudem erscheint diese Expression weit schwächer verglichen mit der durch rstCCS1-5,3BX induzierten. Da sowohl rstCCS1-5,3BX als auch rstCCS1-2,4BglX in Embryonen eine sehr starke Reportergenexpression vermitteln, scheint sich dies nicht auf unterschiedliche Positionseffekte des Insertionsorts der Transgene zurückführen zu lassen. Vielmehr sprechen diese Ergebnisse dafür, dass der Enhancer für Expression in den IOC im Bruchpunkt zwischen rstCCS1-2,4BglX und rstCCS1-3BBgl lokalisiert ist und nur in rstCCS15,3BX vollständig vorliegt. Auch der Enhancer für die Reportergenexpression in 12 ektodermalen Zellclustern im embryonalen Stadium 10 kann in den Bruchpunkt kartiert werden, da bei rstCCS1-5,3BX das vollständige Reportergenexpressionsmuster auftritt, mit rstCCS1-2,4BglX hingegen nur einzelne ektodermale Zellpopulationen markiert werden. Auch die vermutlich die Apodeme darstellenden linearen Zellpopulationen auf der ventralen Oberfläche des Embryos werden durch rstCCS1-5,3BX besonders stark markiert, finden sich ebenfalls deutlich mit rstCCS1-2,4BglX gefärbt, wohingegen sie durch rstCCS1-3BBgl schwächer markiert sind. Ergebnisse 58 optischer Lobus Lamina-Zellen Retinula-Zellen IOC Amnioserosa Mittellinie visz * 2,5 kb 0,5 kb rstCCS1-3BBgl Muskel phar. Muskel Muskel 2 kb rstCCS1-2,4BglX 2,5 kb rstEOR1-2,7X rstEOR1-4,7E rstCCS1-5,3BX Abb.26. Schema der in den Reportergenexpressionsstudien identifizierten regulatorischen Module der rst cisSequenz. Unten sind in grau die einzelnen untersuchten rst Fragmente angegeben. Zu beachten ist, dass eine 0,5 kb Sequenz von rstCCS1-2,4BglX in rstEOR1-4,7E nicht enthalten ist. Über den rst Fragmenten sind in Balkenform die identifizierten Module aufgelistet, die sich speziellen rst cis-Sequenzen zuordnen lassen. Hierunter fällt nicht die Reportergenexpression im Herzen, die durch rstCCS1-5,3BX, rstEOR1-4,7E und rstEOR1-2,7X vermittelt wird, nicht aber durch rstCCS1-2,4BglX. Dies lässt sich nicht in einem einfachen Modell erklären. Die Auftrennung der mesodermalen Expressionsregulation in zwei Enhancer und die trennbare Lokalisierung von viszeralen und pharyngealen mesodermalen Enhancern lässt auf eine komplexe Regulation in mesodermalen Zellen schließen. Mit einem (*) ist ein Modul angegeben, das über den Bruchpunkt zwischen rstCCS1-3BBgl und rstCCS1-2,4BglX kartiert werden kann, da durch diese beiden Sequenzen Teilaspekte gewisser Expressionen vermittelt werden, die sich mit der rstCCS15,3BX Sequenz komplett darstellen. Hierunter fallen die frühe Expression in den IOC zum Zeitpunkt apoptotischer Prozesse, die Expression in 12 ektodermalen Zellclustern im embryonalen Stadium 10, eine späte Expression in Zellen der embryonalen ZNS Mittellinie und die Expression in den vermutlich die Apodeme darstellenden länglichen Zellpopulationen im Embryo. Nach oben weisende Pfeile in den Balken der Amnioserosa und den IOC markieren die Region, durch die verstärkte Reportergenexpression vermittelt wird. (IOC) Interommatidialzellen, (phar) pharyngeal, (visz) viszerales Mesoderm. 4.3. Ein Screen für potentielle Aktivatoren der rst Expression Um potentielle Aktivatoren der rst Expression zu identifizieren, wurde mit Hilfe des Gal4/UASSystems ein Screen unternommen, bei dem das Potential von verschiedenen Transkriptionsfaktoren (TF) und Signalmolekülen getestet wurde, die Expression von rst ektopisch zu aktivieren. Basierend auf übereinstimmenden Expressionsmustern und ähnlichen mutanten Phänotypen wurden potentielle Faktoren der rst Regulation gezielt ausgewählt. UAS-Linien dieser Faktoren wurden mit einer Enhancer Trap Gal4-Linie des scabrous (sca) Gens gekreuzt (sca-Gal4; Klaes et al., 1994), so dass diese Faktoren nach dem Muster der sca Expression ektopisch in allen neuroektodermalen Zellen ab dem Stadium 9 der Embryonalentwicklung exprimiert wurden (Egger et al., 2002). Eine potentielle ektopische Expressionsaktivierung von rst durch diese Faktoren wurde im Stadium 10 untersucht. Tab.7 gibt einen Überblick der getesteten Faktoren und eine kurze Beschreibung ihrer für die vorliegende Arbeit relevanten Wirkungsorte, sowie eine Klassifikation ihres Potentials, die Expression von Rst ektopisch in neuroektodermalen Zellen zu induzieren. Ergebnisse 59 ektopisches Rst abdominal A (abd-A) Abdominal B (Abd-B) apterous (ap) asense (ase) atonal (ato) BarH1 BarH2 Dmef2 D-Pax2 EGFR eyeless (ey) glial cells missing (gcm) gleeful (gfl; synonym minc, lmd) lozenge (lz) pointed.P1 (pnt.P1) pointed.P2 (pnt.P2) single minded (sim) Suppressor of hairless (Su(H)) Su(H)-VP16 twin of eyeless (toy) Ultrabithorax (Ubx) Homeotisches Gen (u.a. Muskel) Homeotisches Gen (u.a. Muskel) TF (u.a. Muskel, optische Loben) TF (u.a. optische Loben) TF (u.a. Retina) TF (u.a. Retina) TF (u.a. Retina) TF (Muskel) TF (u.a. Retina) Rezeptor des EGFR Signalwegs TF (Retina) TF (Gliazellen) TF (Muskel) TF (u.a. Retina) konstitutiv aktiver Effektor des EGFR Signalwegs durch MAPK zu aktivierender Effektor des EGFR Signalwegs TF (u.a. Mittellinie, optische Loben) durch Nintra zu aktivierender Effektor des Notch Signalwegs konstitutiv aktiviertes Su(H) TF (Retina) Homeotisches Gen (u.a. Muskel) +/+/+/+/+++ +++ +++ - Tab.7. Übersicht über die getesteten Faktoren, die durch Kreuzen ihrer jeweiligen UAS-Linien mit einer scaGal4 Linie gezielt in neuroektodermalen Zellen fehlexprimiert wurden. In der mittleren Spalte sind stichwortartig charakteristische Gewebe der Aktivität der einzelnen Faktoren angegeben. Ihr Potential, die Expression von Rst ektopisch in neuroektodermalen Zellen zu induzieren, ist in der rechten Spalte angegeben. Eine eindeutige (+++), eine schwache potentielle (+/-) und keine (-) ektopische Rst Immunreaktivität konnte in den betreffenden Kreuzungen ermittelt werden. Eine starke ektopische Rst Expression in neuroektodermalen Zellen konnte durch Single minded (Sim), Pointed.P1 (Pnt.P1) und eine konstitutiv aktivierte Form von Suppressor of Hairless (Su(H)VP16) erzielt werden (Abb.27). sim ist das Selektorgen der embryonalen Mittellinie (siehe Kap.2.3.3.1), pnt.P1 codiert für die konstitutiv aktive Isoform von Pnt.P2, welches den nuklearen Effektor des Ras-MAPK Signalwegs darstellt (siehe Kap.2.3.3.2.). Su(H) ist der nukleare Effektor des Notch Signalwegs (siehe Kap.2.3.3.3.). Abb.27. (siehe nächste Seite). Die starke ektopische Aktivierung der Rst Expression in neuroektodermalen Zellen durch Single minded, Pnt.P1 und Su(H)-VP16. (A-F) Projektionsdarstellungen mehrerer konfokaler Ebenen von ventralen Ansichten der Hinterhälften von Embryonen des Stadiums 10. (A-C) Vergleich der Rst Expression (in rot) und der durch scaGal4 vermittelten membranständigen GFP Expression (in grün) in scaGal4; UAS-mCD8GFP Embryonen. (A,C) Rst zeigt eine starke Expression in der Mittellinie und in mesodermalen Zellclustern. (B,C) Die durch scaGal4 vermittelte GFP Expression markiert die neuroektodermalen Zellen. (D-F) Durch scaGal4 vermittelte ektopische Expression von single minded (D), pnt.P1 (E) oder Su(H)-VP16 (F) in neuroektodermalen Zellen führt zu einer starken ektopischen Expression von Rst in diesen Zellen. Ergebnisse 60 Eine schwache potentielle ektopische Aktivierung der Rst Expression in neuroektodermalen Zellen konnte in den Versuchen mit Glial cells missing (Gcm), Lozenge (Lz), Apterous (Ap) und Gleeful (Gfl) beobachtet werden (siehe Abb.28). Aufgrund der schwachen endogenen Rst Expression in neuroektodermalen Zellen im Stadium 12, sollten in diesem Fall die Ergebnisse mit Vorsicht betrachtet werden. Eine ektopische Aktivierung der Rst Expression durch diese Faktoren ist möglich, aber eine sichere Aussage lässt sich leider nicht treffen. Andere getestete Gal4-Linien (dll-Gal4 und wg-Gal4) ließen die Unterscheidung von endogener und ektopischer Rst Expression noch weitaus schwerer erscheinen (keine Abbildung). Gcm ist in allen Gliazellen aktiv, Lz in den undifferenzierten Zellen der Augenimaginalscheibe posterior der morphogenetischen Furche, Apterous in spezifischen Muskelgründerzellen und in pupalen optischen Loben und Gleeful in allen fusionskompetenten Myoblasten. Abb.28. Die schwache potentielle ektopische Aktivierung der Rst Expression in neuroektodermalen Zellen durch verschiedene Faktoren. (A-F) Projektionsdarstellungen mehrerer konfokaler Ebenen von ventralen Ansichten der neuroektodermalen Rst Immunreaktivtät in den Hinterhälften von Embryonen. (A-B) Wenn nur die ventrale Oberfläche der Embryonen dargestellt wird, so zeigt sich eine äußerst schwache endogene Rst Expression in den neuroektodermalen Zellen von yw Kontrollembryonen im Stadium 10 (A), die im Stadium 12 etwas stärker wird (B). (C-F) In scaGal4; UAS-gcm (C), scaGal4; UAs-lz (D), scaGal4; UAS-ap (E) und scaGal4, UAS-gfl Embryonen (F) lässt sich eine schwache potentielle Aktivierung der Rst Expression in den neuroektodermalen Zellen beobachten. Ergebnisse 61 Faktoren, die keine ektopische Rst Expression in neuroektodermalen Zellen des Stadiums 10 induzieren konnten, sind die homeotischen Genprodukte Abd-A, Abd-B und Ubx. Da diese Faktoren auch in Muskeln regionsspezifisch aktiv sind und da durch die rstCCS1-2,7X Sequenz eine Reportergenexpression hauptsächlich in abdominalen Muskeln vermittelt wird, wurden diese Faktoren getestet. Dmef2 ist in allen sich entwickelnden Muskeln aktiv, konnte aber keine ektopische Rst Expression im Stadium 10 vermitteln. Atonal, BarH1, BarH2, D-Pax2, Eyeless und Twin-of-eyeless sind TF, die in spezifischen Zellen der Augenimaginalscheibe aktiv sind. Mit diesen Faktoren konnte keine ektopische Rst Expression in neuroektodermalen Zellen des Embryos induziert werden. Apterous und Asense sind in den optischen Loben aktiv und konnten ebenfalls keine ektopische Rst Expression induzieren. Der nicht aktivierte EGFR sowie der nicht aktivierte nukleare Ras-MAPK Signalweg-Effektor Pnt.P2 konnten im Gegensatz zu Pnt.P1 keine ektopische Rst Expression induzieren. Auch Su(H), der nicht aktivierte nukleare Effektor des Notch Signalwegs, war dazu nicht in der Lage. 4.4. Sim, Dmef2, der Notch- und der Ras-MAPK Signalweg wirken aktivierend auf identifizierte rst cis-regulatorische Sequenzen Die Faktoren, die eine eindeutige bzw. eine schwache potentielle Aktivierung der Rst Expression in neuroektodermalen Zellen vermitteln konnten (sowie Dmef2 und Ey), wurden auf ihr Potential getestet, die identifizierten rst cis-regulatorischen Sequenzen ektopisch in neuroektodermalen Zellen in vivo zu aktivieren (siehe Tab.8). Die hierfür genutzten rst-lacZ Linien vermitteln normalerweise keine Reportergenexpression in neuroektodermalen Zellen. Embryonen, die die rstCCS1-3'BX-lacZ bzw. rstEOR1-E-lacZ Transgene auf dem Hintergund der sca-Gal4 und UAS-Transgene der betreffenden Faktoren tragen, wurden auf eine potentielle ektopische Aktivierung der lacZ Reportergenexpression untersucht. Abb.29 gibt einen Überblick über das zugrundeliegende Versuchsschema. Durch dieses Experiment lassen sich potentielle Regulatoren der rst Expression verifizieren und zugleich die betreffenden rst cis-Sequenzen identifizieren, auf die diese Faktoren wirken. GAL4 sca Enhancer Gal4 UAS TF rst Enhancer lacZ Abb.29. Schematische Darstellung des Experiments zur Identifizierung von Faktoren, die auf die identifizierte rst cis-regulatorische Sequenz wirken. In den neuroektodermalen Zellen im Embryo von Drosophila wird das Gal4 Transgen durch den sca Enhancer transkribiert. Der Gal4 Faktor aktiviert über die UAS-Sequenz die Transkription des Transgens eines Transkriptionsfaktors (TF). Der TF kann nun seinerseits - direkt oder indirekt - auf das ebenfalls eingekreuzte rst-lacZ Transgen wirken und so eine ektopische lacZ Reportergenexpression nach dem Muster des sca Enhancers vermitteln. Ergebnisse 62 ektopische Aktivierung von rstCCS1-3'BX-lacZ apterous (ap) Dmef2 eyeless (ey) glial cells missing (gcm) gleeful (gfl; synonym minc, lmd) lozenge (lz) pointed.P1 (pnt.P1) single minded (sim) Su(H)-VP16 + + + + ektopische Aktivierung von rstEOR1-E-lacZ + - Tab.8. Übersicht über die Faktoren, deren Potential der ektopischen Aktivierung von rst regulatorischen Sequenzen in neuroektodermalen Zellen getestet wurde. Hierzu wurden Embryonen untersucht, die das rstCCS13'BX -lacZ bzw. das rstEOR1-E-lacZ Transgen jeweils auf dem Hintergund der sca-Gal4 und UAS-Transgene der einzelnen Faktoren beinhalten. Ektopische lacZ Expression in neuroektodermalen Zellen zeigt, dass die Faktoren auf die betreffende rst cis-Sequenz des rst-lacZ Transgens wirken. Das Potential der einzelnen Faktoren, die Expression von rstCCS1-3'BX-lacZ bzw. rstEOR1-E-lacZ ektopisch in neuroektodermalen Zellen zu aktivieren, ist angegeben. Eine eindeutige (+) und keine (-) ektopische lacZ Immunreaktivität konnte in den betreffenden Kreuzungen ermittelt werden. Faktoren, die die Reportergenexpression der rst-lacZ Linien ektopisch zu aktivieren vermögen, wurden als sichere Aktivatoren der rst Expression klassifiziert. Dies sind Sim, Pnt.P1 und Su(H)VP16, die alle auf die rstCCS1-3'BX Sequenz wirken (siehe Abb.30). Diese Sequenz vermittelt in Übereinstimmung mit der ortsspezifischen Aktivität von Sim Reportergenexpression in der embryonalen Mittellinie. Zudem lässt sich die ebenfalls vermittelte Reportergenexpression in den Interommatidialzellen der pupalen Retina bei P25 mit der Aktivität des Ras-MAPK und des Notch Signalwegs in diesen Zellen korrelieren (siehe auch Kap.4.5.). Abb.30. Sim, Pnt.P1 und Su(H)-VP16 wirken aktivierend auf die rstCCS1-3'BX Sequenz. (A-E) Projektionsdarstellungen mehrerer konfokaler Ebenen der zytoplasmatischen βGal Immunreaktivität in Ventralansichten der Hinterhälften von Embryonen des Stadiums 10/11. Anterior ist links. (A) In scaGal4; rstCCS1-3'BX-lacZ Kontrollembryonen ist die normale βGal Immunreaktivität der rstCCS1-3'BX-lacZ Linie in Zellen der Mittellinie sichtbar. (B) In scaGal4; rstCCS1-3'BX; UAS-lacZ Kontrollembryonen zeigt sich die durch den sca Enhancer vermittelte lacZ Expression in allen neuroektodermalen Zellen. (C-E) In scaGal4; rstCCS1-3'BX-lacZ; UAS-sim (C), scaGal4; rstCCS1-3'BX-lacZ; UAS-pnt.P1 (D) und scaGal4; rstCCS1-3'BX-lacZ; UAS-Su(H)-VP16 Embryonen (E) wird lacZ ektopisch in neuroektodermalen Zellen des Embryos exprimiert. Ergebnisse 63 Auch Dmef2 konnte ektopische lacZ Reportergenexpression in neuroektodermalen Zellen vermitteln. Hierbei wirkte Dmef2 sowohl auf rstCCS1-3'BX als auch auf rstEOR1-E (siehe Abb.31). Da in diesen beiden rst cis-Sequenzen ein teilweise überlappender Teilbereich vorhanden ist (siehe Abb.17), kann die Wirkung von Dmef2 auf die rst cis-Sequenz in diesen überlappenden Bereich kartiert werden. In diesem Bereich befindet sich eine perfekte Dmef2 Konsensusbindungsstelle (siehe Kap.4.6.2.). Dmef2 zeigte keine ektopische Aktivierung der Rst Expression in neuroektodermalen Zellen des Stadiums 10 (siehe Tab.7). Obschon Dmef2 in der Lage ist, Zielgene ektopisch in ektodermalen Zellen zu aktivieren, ist es ein bekanntes Phänomen, dass Dmef2 dazu nicht vor dem embryonalen Stadium 12 in der Lage ist (Lin et al., 1997; Artero et al., 1998). Eine potentielle ektopische Rst Expression in diesem Stadium konnte wegen der endogenen Rst Expression nicht beobachtet werden. Abb.31. Dmef2 wirkt aktivierend auf die rstCCS13'BX und die rstEOR1-E Sequenz. (A-D) Projektionsdarstellungen mehrerer konfokaler Ebenen der zytoplasmatischen βGal Immunreaktivität in den Hinterhälften von Embryonen. (A-B) Lateralansichten der Hinterhälften von Embryonen des Stadiums 12. Anterior ist links. (A) In scaGal4; rstCCS1-3'BX-lacZ Kontrollembryonen ist die normale mesodermale βGal Immunreaktivität der rstCCS1-3'BX-lacZ Linie sichtbar. (B) In scaGal4; rstCCS1-3'BX-lacZ; UASDmef2 Embryonen wird lacZ ektopisch in neuroektodermalen Zellen auf der Oberfläche des Embryos exprimiert. (C-D) Ventralansichten der Hinterhälften von Embryonen des Stadiums 14. Anterior ist links. (C) In scaGal4; rstEOR1-E-lacZ Kontrollembryonen ist die normale mesodermale βGal Immunreaktivität der rstEOR1-E-lacZ Linie sichtbar. Diese Linie vermittelt keine Reportergenexpression in Zellen der Mittellinie. (D) In scaGal4; rstEOR1-ElacZ; UAS-Dmef2 Embryonen wird lacZ ektopisch in Zellen der Mittellinie exprimiert. Der sca Enhancer vermittelt Gal4 Expression in allen neuronalen Zellen. Die Muskeln erscheinen vergrößert, da die Zellen mit ektopischem Dmef2 sich vermutlich auf Kosten des ZNS zu Muskelzellen differenziert haben. Die ektopische Expression von Dmef2 mit scaGal4 ist embryonal letal. Mit den Faktoren, die eine schwache potentielle Aktivierung der Rst Expression vermittelten, konnte keine ektopische lacZ Expression beobachtet werden. Es ist zu beachten, dass diese Faktoren selbstverständlich auch auf einen bisher nicht identifizierten Enhancer von rst wirken könnten. Daher und weil die untersuchten Faktoren zudem möglicherweise Kofaktoren für die Expressionsaktivierung benötigen, die in dem Gewebe der ektopischen Expression nicht vorkommen, lässt sich mit diesem Screen keine negative Aussage über die Regulation von rst durch einen speziellen Faktor treffen. 4.5. Die durch Sim, Dmef2, Pnt.P1 und Su(H)-VP16 aktivierbaren rst cisSequenzen enthalten Enhancer für eine mit dem Wirkungsort dieser Faktoren korrelierbaren Reportergenexpression Im vorangegangenen Kapitel wurde gezeigt, dass Sim, Dmef2, Pnt.P1 und Su(H)-VP16 auf spezifische identifizierte rst cis-Sequenzen wirken. Die durch diese rst cis-Sequenzen vermittelten Reportergenexpressionen wurden in Kap.4.2. beschrieben. Dabei konnten einzelne Enhancermodule innerhalb dieser rst cis-Sequenzen kartiert werden (siehe Abb.26). Die differentielle Aktivierung der untersuchten rst-lacZ Linien durch Sim, Dmef2, Pnt.P1 und Su(H)-VP16 lässt sich mit spezifischen in Ergebnisse 64 den rst cis-Sequenzen enthaltenen Enhancermodulen korrelieren. D.h. innerhalb der durch die einzelnen Faktoren aktivierbaren rst cis-Sequenzen finden sich Enhancermodule, die spezifische Reportergenexpressionen in Mustern vermitteln, die mit bekannten Aktivitätsmustern der einzelnen Faktoren übereinstimmen. Abb.32 fasst diese Korrelation zwischen dem bekanntem Wirkungsort eines Faktors, der durch ihn aktivierbaren rst cis-Sequenz und der durch diese rst cis-Sequenz vermittelten Reportergenexpression zusammen. Sim, das Selektorgen der embryonalen Mittellinie, wirkt auf die rst cis-Sequenz aktivierend, in der sich ein Enhancer für Expression in der embryonalen Mittellinie befindet. Pnt.P1 und Su(H)-VP16 wirken auf die rst cis-Sequenz, in der sich ein Enhancer für Expression in Interommatidialzellen befindet, der kurz vor apoptotischen Prozessen innerhalb dieser Zellen aktiv wird. Der Ras-MAPK und der Notch Signalweg spielen bei diesen Prozessen eine entscheidende Rolle. Dmef2 hat eine wichtige Funktion innerhalb der sich entwickelnden embryonalen Muskulatur und wirkt auf beide rst-lacZ Linien aktivierend. In der rst cis-Sequenz, die aufgrund überlappender Sequenzen in beiden rst-lacZ Linien enthalten ist, befindet sich ein Enhancer für Expression in mesodermalen Zellen. Sim Pnt.P1 & Su(H)-VP16 Dmef2 Abb.32. In den durch Sim, Dmef2, Pnt.P1 und Su(H)-VP16 aktivierbaren rst cis-Sequenzen befinden sich Enhancer für mit dem Wirkungsort dieser Faktoren korrelierbaren Reportergenexpressionen. Unterhalb der einzelnen Bilder ist jeweils verkleinert das Schema der Verteilung der in Reportergenexpressionsstudien identifizierten Enhancer innerhalb der rst cis-Sequenz aufgetragen (siehe auch Abb.26). In diesem Schema befinden sich unterhalb der schwarzen Linie die zur Charakterisierung der rst cis-Sequenzen verwendeten rst Reportergenfragmente. Orange sind die Fragmente markiert, deren vermittelte Reportergenexpressionen durch die jeweiligen Faktoren ektopisch induziert werden konnten. Für Sim, Pnt.P1 und Su(H)-VP16 ist dies die rstCCS1-3'BX-Sequenz in lacZ-Konstrukten (entspricht der rstCCS1-5,3BX-Sequenz in den Gal4-Konstrukten). Dmef2 konnte auf die rstCCS1-3'BX und rstEOR1-E Sequenz in lacZ-Linien aktivierend wirken (rstEOR1-E in den lacZ-Linien entspricht der rstEOR1-4,7E-Sequenz in den Gal4-Konstrukten). Oberhalb der schwarzen Linie sind die einzelnen kartierbaren rst Enhancermodule aufgetragen. Rot sind jeweils die Enhancermodule markiert, die innerhalb der durch den jeweiligen Faktor aktivierbaren rst-lacZ Konstrukte liegen und durch die mit dem Wirkungsort des jeweiligen Faktors korrelierbare Reportergenexpressionen vermittelt werden. Die entsprechenden Reportergenexpressionen sind jeweils oberhalb der Schemata angegeben. Sim wirkt somit auf eine rst cisSequenz, innerhalb der sich ein Enhancer für Expression in der embryonalen Mittellinie befindet. Pnt.P1 und Ergebnisse 65 Su(H)-VP16 wirken auf eine rst cis-Sequenz, in der sich ein Enhancer befindet, der in Interommatidialzellen (IOC) zum Zeitpunkt apoptotischer Prozesse aktiv ist (Pupalstadium P25). Dmef2 ist in der Lage, auf beide rstlacZ Konstrukte zu wirken. In den überlappenden Bereich, der in beiden rst-lacZ Konstrukten enthalten ist, lässt sich ein Enhancer für eine mesodermale rst Expression kartieren. 4.6. Computervermittelte Analyse des Informationsgehalts der rst cisregulatorischen Sequenz 4.6.1. Vergleich des Informationsgehalts der rst cis-regulatorischen Sequenz mit nichtregulatorischen Sequenzen Um eine Analyse des Informationsgehalts der rst cis-regulatorischen Sequenz durchzuführen, wurde die Verteilung von bekannten Konsensusbindungsstellen innerhalb dieser Sequenz untersucht. Hierzu wurden die Matrizen der TRANSFAC-Datenbank (Matys et al., 2003) mit Hilfe des MatInspectorProfessional-Programms (http://www.genomatix.de/matinspector) auf die rst cis-Sequenz angewendet. In der TRANSFAC Datenbank finden sich 37 Matrizen für 31 Transkriptionsfaktoren von Drosophila. Da in der rst cis-Sequenz 233 Konsensusbindungsstellen für diese 31 Faktoren gefunden wurden, wurde die Signifikanz des Auftretens von Konsensusbindungsstellen untersucht. Hierzu wurden die Verteilung und die Anzahl der TRANSFAC-Konsensusbindungsstellen in relativ zu der rst cisSequenz weitgehend gleich großen Sequenzen ermittelt, in denen mit keinem cis-regulatorischen Potential zu rechnen ist. Die ersten beiden Introns des rst Gens zeigten keine Enhanceraktivität in den Experimenten des rst Enhancer-Detection-Screens. Im Vergleich zu jeder zufällig ausgewählten genomischen Drosophila-Sequenz stellen diese Sequenzen daher eine bessere Nullkontrolle dar. Allerdings kann das Vorhandensein von Regulatoren für Expression in nicht untersuchten Geweben, sowie von inhibitorischen Sequenzen nicht ausgeschlossen werden. Neben den beiden großen rst Introns wurden zudem zwei mRNA-Sequenzen äquivalenter Größe der gleichen Analyse unterzogen. Abb.33 fasst die Ergebnisse zusammen. Während die Anzahl der Konsensusbindungsstellen in der rst cis-Sequenz im Vergleich zu den sns und Notch mRNAs um das Doppelte erhöht ist, zeigt sich kein Unterschied zu den beiden intronischen rst-Sequenzen. Auch eine mögliche Häufung der Konsensusbindungsstellen in bestimmten Abschnitten der Sequenz konnte in keiner der untersuchten Sequenzen ausgemacht werden. Dies zeigt, dass neben dem Auftreten von Konsensusbindungsstellen in einer cis-Sequenz weitere Hinweise für eine potentielle Regulation durch einen speziellen Faktor vorliegen müssen. Anzahl der Bindungsstellen rst cis Sequenz Länge der Sequenz rst cis Sequenz 7434 bp 30 25 20 15 10 5 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0.5 kb Segmente 10 11 12 13 14 15 Anzahl der Bindungsstellen 233 Notch mRNA 8113 bp 103 sns mRNA 8035 bp 126 rst Intron 1 7320 bp 252 rst Intron 2 8017 bp 230 Ergebnisse 66 sns mRNA 30 25 20 15 10 5 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Anzahl der Bindungsstellen Anzahl der Bindungsstellen Notch mRNA 30 25 20 15 10 5 0 1 2 3 4 5 6 30 25 20 15 10 5 0 2 3 4 5 6 7 8 9 9 10 11 12 13 14 15 16 10 11 12 13 14 15 11 12 13 14 15 16 30 25 20 15 10 5 0 1 0.5 kb Segmente 8 rst Intron 2 Anzahl der Bindungsstellen Anzahl der Bindungsstellen rst Intron 1 1 7 0.5 kb Segmente 0.5 kb Segmente 2 3 4 5 6 7 8 9 10 0.5 kb Segmente Abb.33. Anzahl und Verteilung der TRANSFAC-Konsensusbindungsstellen in der rst cis-Sequenz und vier Vergleichssequenzen. Die Verteilungen der 37 Matrizen von 31 Drosophila Transkriptonsfaktoren der TRANSFAC-Datenbank wurden mit Hilfe des MatInspector-Professional-Programms in der rst cis-Sequenz, in der sns und Notch mRNA, sowie im rst Intron 1 und 2 ermittelt. Die Sequenzen sind jeweils in 0,5 kb Segmente unterteilt und entlang der Abszisse aufgetragen. Die Anzahl der Bindungsstellen innerhalb dieser Segmente ist auf der Ordinate angegeben. In der zugehörigen Tabelle sind die Längen der jeweiligen Sequenzen angegeben, sowie jeweils die Gesamtzahl der in ihnen enthaltenen TRANSFAC-Konsensusbindungsstellen. Ein weiterer Ansatz zur Identifizierung potentiell wichtiger genomischer Sequenzabschnitte basiert auf der Konservierung dieser Sequenz im Laufe der Evolution. Während proteinkodierende Sequenzen selbst zwischen Mensch und Fliege konserviert sind, zeigt sich auf der Ebene nicht-codierender Sequenzen keine vergleichbare Konservierung großer Sequenzabschnitte. Um die Konservierung funktionaler nicht-codierender Sequenzen beobachten zu können, müssen daher nahverwandte Spezies miteinander verglichen werden. Deren Artentrennung muss allerdings vor einer genügend langen Zeit stattgefunden haben, damit wichtige genomische Sequenzen spezifisch selektioniert werden konnten. Für Drosophila melanogaster stehen nach Veröffentlichung der Genome von Anopheles gambiae und von Drosophila pseudoobscura (Holt et al., 2002; http://hgsc.bcm.tmc.edu/projects/drosophila) die Vergleichssequenzen zweier Spezies zur Verfügung, deren Stammbaumlinien sich vor 250 Millionen bzw. 46 Millionen Jahren von D. melanogaster getrennt haben. In einem Vergleich der A. gambiae und D. melanogaster Sequenzen konnte gezeigt werden, dass sich nicht-codierende Sequenzen schnell auseinanderentwickeln (Zdobnov et al., 2002). Für D. melanogaster und D. pseudoobscura hingegen wurden Cluster konservierter nicht-codierender Sequenzen (CNCS, conserved non coding sequences) beschrieben, die mit bekannten cis-regulatorischen Sequenzen korrelieren (Bergman et al., 2002). Daher wurde in der vorliegenden Arbeit mit der identifizierten rst cis-regulatorischen Sequenz untersucht, ob auch ihr solche CNCS-Cluster zuordbar sind. Sollte sie sich gegenüber ihren Nachbarregionen durch eine erhöhte Anzahl an CNCS-Clustern auszeichnen, so lassen sich möglicherweise funktionale Aussagen über solch konservierte Abschnitte innerhalb der rst cisSequenz treffen. Mit Hilfe zweier Alignmentprogramme (AVID und PipMaker, siehe Kap.3.2.3.2.) wurden die 180 kb zwischen rst und seinem Paralog kirre aus D. melanogaster mit den betreffenden Sequenzen aus D. pseudoobscura und A. gambiae verglichen. In Abb.34 sind in einem VISTA-Plot die Ergebnisse dargestellt, die mit dem AVID-Alignmentprogramm erzielt wurden. Hierbei zeigt sich, Ergebnisse 67 dass sich entsprechend den Studien von Zdobnov und Kollegen (siehe oben) auch die rst cis-Sequenz nicht anhand konservierter Sequenzabschnitte zwischen D. melanogaster und A. gambiae identifizieren lässt. Zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura finden sich hingegen tatsächlich CNCS-Cluster innerhalb der rst cis-Sequenz. Allerdings treten diese CNCS-Cluster in einer einheitlichen Verteilung über den gesamten untersuchten Sequenzabschnitt auf, so dass auch hierdurch die rst cis-Sequenz nicht identifizierbar ist. Anhand der zahlreichen CNCS-Cluster in der Region zwischen rst und kirre lässt sich spekulieren, ob sich diese Sequenz durch zahlreiche funktionale Elemente auszeichnet, oder ob sich durch einen einfachen Vergleich mit D. pseudoobscura Sequenzen in D. melanogaster tatsächlich funktionale Sequenzen identifizieren lassen. Für eine Beantwortung dieser Fragen werden die derzeit sequenzierten Genome weiterer Drosophila-Spezies hilfreich sein. A B Abb.34. Vergleich zwischen den Sequenzen des rst - kirre Intervalls aus D. melanogaster, D. pseudoobscura und A. gambiae. (A-B) Alignments der entsprechenden genomischen Sequenzen wurden mit Hilfe des AVIDProgramms durchgeführt. Zwei unterschiedliche Darstellungen der erzielten Ergebnisse wurden mit Hilfe des VISTA-Programms erstellt. Im ersten VISTA-Plot sind die Sequenzen eingezeichnet, die in 100 bp Fenstern 75% Identität zwischen den Spezies aufweisen. Im zweiten VISTA-Plot sind alle Sequenzen aufgeführt, die in 5 bp Fenstern 75% Identität aufweisen. Über den Alignments sind die Lokalisierungen von Genen und Transposonen innerhalb des untersuchten D. melanogaster Sequenzintervalls angegeben. rst und kirre sind Kopf Ergebnisse 68 an Kopf im Genom von D. melanogaster und A. gambiae angeordnet (siehe auch Abb.5). Für D. pseudoobscura lässt sich dies nur vermuten, da die Sequenz zum Zeitpunkt der Analyse in noch unverknüpften Contigs vorlag. Da rst auf dem Gegenstrang der öffentlichen D. melanogaster Sequenz lokalisiert ist, beginnt die untersuchte D. melanogaster Sequenz mit dem 3'-Bereich des rst Gens und endet mit dem 3'-Ende von kirre. Die rst cisSequenz ist in rot hervorgehoben. Das obere Alignment in jeder Reihe stellt den Vergleich von D. melanogaster mit D. pseudoobscura dar, darunter befindet sich der Vergleich zwischen D. melanogaster und A. gambiae. (A) Die Konservierung größerer Sequenzabschnitte wurde mit einer Vorgabe von 75% Identität in 100 bp Fenstern untersucht. Während in A. gambiae nur die codierenden Sequenzen von rst und kirre konserviert sind, gibt es zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura zahlreiche konservierte nicht-codierende Sequenzen (CNCS). Allerdings lässt sich die rst cis-Sequenz anhand der Verteilung dieser CNCS nicht identifizieren, da auch in anderen Regionen zahlreiche CNCS auftreten. Eine Ausnahme bilden die beiden mit Transpac und FB bezeichneten Transposonen, deren Insertion in der Region zwischen rst und kirre nur in der D. melanogaster Sequenz vorliegt. Mit einem VISTA-Plot, der die Verteilung von Sequenzen mit 47% Identität in 100 bp Fenstern darstellt, wurden gleichwertige Ergebnisse erzielt (nicht dargestellt). (B) Um zu sehen, ob sich mit Fenstern der Länge von TF-Bindungsstellen ein qualitativ anderes Bild ergibt, wurde zudem ein VISTA-Plot mit der Vorgabe von 75% Identität in 5 bp erstellt. Hierbei finden sich auch mit der A. gambiae Sequenz viele kurze Sequenzen, die potentiell konservierte 5 bp Sequenzabschnitte darstellen. Eine Inspektion der zugrundeliegenden Alignments zeigte jedoch, dass diese Sequenzen nicht in größere teilkonservierte Blöcke eingebettet sind. Daher lässt sich nicht entscheiden, ob diese kurzen identischen Sequenzen konserviert sind oder nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit auftreten. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass das Genom von A. gambiae doppelt so groß ist wie das Genom von D. melanogaster (Zdobnov et al., 2002) und dass dies auch auf das rst kirre Intervall zutrifft (370 kb im Vergleich zu 180 kb). In D. melanogaster und D. pseudoobscura sind zahlreiche kurze Sequenzen konserviert, die rst cis-Sequenz lässt sich auch hierbei nicht gegenüber anderen Sequenzen anhand des VISTA-Plot-Musters identifizieren. Ein gleichwertiges Ergebnis konnte in einem VISTAPlot mit der Darstellung von 75% Identität in 10 bp Fenstern erzielt werden (nicht gezeigt). Um einen Hinweis auf die Signifikanz des Auftretens der CNCS-Cluster in der rst cis-Sequenz zu bekommen, wurde das Ausmaß der Konservierung innerhalb dieser Sequenz mit anderen Sequenzen verglichen. Hierfür wurden wieder die beiden großen rst Introns verwendet, da in ihnen keine Enhanceraktivität festgestellt werden konnte und sie daher jeder zufällig ausgewählten Sequenz als Nullkontrolle überlegen sind (siehe oben). Tab.9 zeigt, dass sich sowohl in der rst cis-Sequenz als auch in den Sequenzen der beiden großen rst Introns zahlreiche zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura konservierte CNCS befinden. Diese CNCS können somit nur unterstützende Hinweise auf eine potentielle Funktionalität einer Sequenz liefern, für die es bereits experimentelle Evidenzen gibt. Länge der D. mel. Sequenz rst cis Sequenz 7434 bp rst Intron 1 7320 bp rst Intron 2 8017 bp Anzahl der CNCS-Blöcke 32 28 31 Addierte Länge der CNCS 1598 bp 1536 bp 1510 bp Anteil der CNCS an der Gesamtsequenz 21,5% 21% 18,8% Tab.9. Der Anteil konservierter nicht-codierender Sequenzen (CNCS) in der rst cis-Sequenz und Vergleichssequenzen. Die zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura konservierten Bereiche in der rst cis-Sequenz und in den rst Introns 1 & 2 wurden in BLAST-Analysen ermittelt. Angegeben ist jeweils die Länge der D. melanogaster Sequenz, die Anzahl der in ihr ermittelten CNCS-Blöcke (mit variablen Längen), die addierte Gesamtlänge der in den einzelnen CNCS-Blöcken enthaltenen Sequenzen, sowie der aus diesen Daten erhaltene Anteil der CNCS an der untersuchten Gesamtsequenz aus D. melanogaster. Keine signifikanten Unterschiede im Ausmaß der Konservierung sind zwischen der identifizierten rst cis-Sequenz und intronischen rst-Sequenzen feststellbar. Ergebnisse 69 4.6.2. In der rst cis Sequenz befinden sich konservierte Konsensusbindungsstellen für Sim, Dmef2, Pnt und Su(H) Da in der vorliegenden Arbeit gezeigt werden konnte, dass Single minded, Dmef2, Pointed.P1 und Su(H)-VP16 in der Lage sind, expressionsaktivierend auf die identifizierte rst cis-Sequenz zu wirken, wurde gezielt nach Konsensusbindungsstellen dieser Faktoren in der rst cis-Sequenz gesucht. Zudem wurde ermittelt, ob diese Konsensusbindungsstellen innerhalb von Sequenzen liegen, die zwischen D. melanogster und D. pseudoobscura konserviert sind. Abb.35 fasst diese Analysen zusammen. Die Verteilung der Sim-, Dmef2-, Pnt- und Su(H)-Konsensusbindungsstellen innerhalb der rst cis-Sequenz deckt mehrere bemerkenswerte Eigenschaften dieser Sequenz auf. In dem Bereich, in den ein Enhancer für Expression in Interommatidialzellen (IOC) zu einem Zeitpunkt, da apoptotische Entscheidungen getroffen werden, kartiert werden konnte, finden sich jeweils eine Pnt- und eine Su(H)-Konsensusbindungsstelle, die beide in D. melanogaster und D. pseudoobscura konserviert sind (siehe Abb.35, in gelb bzw. blau dick umrandet). Dies passt ausgezeichnet zu den experimentellen Daten der vorliegenden Arbeit. Eine potentielle Regulation von rst durch den Ras-MAPK und den Notch Signalweg findet nur in speziellen Zusammenhängen statt, denn in der larvalen Augenimaginalscheibe scheint die rst Expression unabhängig von dem Ras-MAPK und dem Notch Signal. Eine starke ektopische Expression von Pnt.P1 und Su(H)-VP16 führt allerdings zur Aktivierung der rst Expression und wird durch rst Sequenzen vermittelt, innerhalb derer die beiden konservierten Konsensusbindungsstellen liegen. Die ektopische Aktivierung der rst Expression kann man dahingehend deuten, dass die Expression von rst nur bei einem starken Ras-MAPK und Notch Signal induziert wird. Dass in der betreffenden rst cis-Sequenz des IOC-Enhancers jeweils nur eine Konsensusbindungsstelle für Pnt bzw. Su(H) konserviert ist, kann eine molekulare Erklärung für diese schwache Sensitivität des rst Enhancers auf das Ras-MAPK bzw. Notch Signal liefern, wenn man annimmt, dass Zielgene anhand der Anzahl ihrer Bindungsstellen in einem kompetitiven Wettbewerb um ein Signal stehen. Weiterhin ist in den Reportergenstudien zu beobachten, dass durch die rstCCS12,4BglX Sequenz nur ein Teilmuster der frühen IOC Expression vermittelt wird. Da die konservierte PntKonsensusbindungsstelle unmittelbar am Bruchpunkt der rstCCS1-2,4BglX Sequenz liegt, könnte diese Bindungsstelle im rstCCS1-2,4BglX-Gal4 Konstrukt in ihrer Funktionalität beeinträchtigt sein. Die Su(H)Konsensusbindungsstelle hingegen ist weiter von diesem Bruchpunkt entfernt und könnte somit das beobachtete Teilexpressionsmuster von rstCCS1-2,4BglX vermitteln. Single minded bindet zusammen mit Tango an die so genannten CNS-Midline-Elements (CME). In der rstCCS1-3BBgl Sequenz, in die in der vorliegenden Arbeit Enhancerelemente für die rst Expression in der Mittellinie kartiert werden konnten und die innerhalb der Sequenz liegt, auf die ektopisches Sim aktivierend wirkt, befinden sich zwei CME-Sequenzen (siehe Abb.35., in rot dick umrandet). Beide CME sind zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura konserviert, so dass sie hervorragende Kandidaten für eine direkte Wechselwirkung von Sim mit der rst cis-Sequenz darstellen. In der Sequenz, in die regulatorische Module für eine mesodermale Expression von rst kartiert werden konnten und auf die ektopisches Dmef2 aktivierend wirkt, befindet sich eine potentielle Dmef2Bindungsstelle (siehe Abb.35, in grün dick umrandet), die exakt einer beschriebenen Dmef2Bindungsstelle im Enhancer des β 3 tubulin Gens von Drosophila entspricht (Damm et al., 1998). Diese Dmef2-Bindungsstelle ist zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura konserviert und mit einer Länge von 10 bp äußerst lang. Dies liefert im Zusammenhang gleicher mutanter Phänotypen einen starken Hinweis auf eine direkte Regulation von rst durch Dmef2. Ergebnisse 70 GGGATCCAACTCTGGGAGGCGGGGGCGTGGCACGGACAGGGGCGTATTCTCGTGGTGGGAGAGGCAGT GGGGGGGGGGAGGGAGGGCGAGGGGTGCACTTGACCGGCTGCCGTTCGCTTGACAAAAGTGAAATGTA AGTAATTAAAATTGCCAACGTTTTAGCCTCGCTTCATTTGTAACTCGAAACTTGAAATGTATTTGCCA CCCGTCCGTCTGTCCGCGTCCTCCGGGGATTCACTGTATGTGTCTGCGCCGTCGTAATTTCGATTTTC CATTCACTTTCGAAATTGATAAAAAGAAAAATTAACCAAAATACTGATACACCAATTCGTTCGTTTCG TTAATATTTAAGTTAAATATAAGTCACAATATAATTTGTTCAATCGTGAGTTTACAACTTGCCATCCT TCAGGCTTCCCCCTCCTTTTTTTTTATGTTTTCACATTGTTGAGCTTGTATTAATATTATTATTATGA TATATATATTTTTGCTATTTATTTGTTTTGTTTTTTTTTTTTCTTTCGGTTTTGCCTTTCTGTTTTTC ATTATTATTATTTTCGGCGGCAGAAGAGGCTGCAAAATCGCTGAAAAGGCACGTAGCCCATTGATGAA ATGAAAAGCGGGGTATGAAGACGCCTCTGGTGGGCAGGGTCGTCGAAGGAAGGCGATTGTTGGGAGAG GGGGGGAGGGGGTTTGAGACAGGGTCGAGCCACTTCACCACGTCGCCGCCTGGCACTTGGCTTTCATT TCAGAATTTTATTTGGACTCTGTTCTCATCTTTTCCACTTCGATATTCCATTTTTGTATGAAAATTGC TGATAATCAATGGATCCCCTTCATTTCCCATCCTCGTTACCCAAAGTGCGAGCTGATCACTCGAAAGG GGGTCTTCTGATTGTGATAAGAGACGGAAAAATAAATGAGGAGTGGGCTTCCAGAATTGGGAATAGAA 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(siehe vorherige Seiten). In der rst cis-Sequenz befinden sich konservierte Konsensusbindungsstellen für Sim, Dmef2, Pnt und Su(H). Die abgebildete DNA-Sequenz stellt die in der vorliegenden Arbeit identifizierte regulatorische rst Sequenz dar und wurde aus der öffentlichen D. melanogaster Sequenz kopiert (Adams et al., 2000). Die zur Charakterisierung der rst cis-Sequenz verwendeten Subfragmente sind anhand der eingezeichneten, zu ihrer Isolierung verwendeten Restriktionsschnittstellen erkennbar (in orange). Da das rst Gen auf dem Gegenstrang der öffentlichen DNA-Sequenz lokalisiert ist, ist die Abfolge der einzelnen Fragmente in der abgebildeten Sequenz invertiert zu den anderen Darstellungen der vorliegenden Arbeit. rstEOR1-2,7X reicht somit vom Anfang der Sequenz bis zur XhoI-Schnittstelle. rstEOR1-4,7E reicht vom Anfang der Sequenz bis zur EcoRI-Schnittstelle. rstCCS1-2,4BglX von der XhoI- bis zur ersten BglII-Schnittstelle und rstCCS1-5,3BX von der XhoIbis zur BamHI-Schnittstelle am Ende der Sequenz. rstCCS1-3BBgl beinhaltet das durch die beiden BglIISchnittstellen begrenzte Fragment. Die abgebildete D. melanogaster Sequenz wurde in BLAST-Analysen mit der öffentlichen D. pseudoobscura Sequenz am 6.12.2003 verglichen (Zugang über das HGSC Baylor College of Medicine, Houston; http://hgsc.bcm.tmc.edu/projects/drosophila). In schwarz gehaltene Basen sind zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura konserviert, hellgraue Basen zeigten keine Konservierung. Konsensusbindungsstellen einiger für die vorliegende Arbeit relevanter Transkriptionsfaktoren sind umrandet. Rot markiert sind CNS-Midline-Elements (CME; ACGTG), die durch Sim/Tgo Heterodimere erkannt werden. In grün ist eine potentielle Dmef2-Bindungsstelle angegeben, die exakt der Dmef2-Bindungsstelle im β3 tubulin Enhancer von Drosophila entspricht (Damm et al., 1998). Für Dmef2-Konsensusbindungsstellen existieren zwei Varianten (C/T T A/T A/T A A A T A A/G, Nguyen et al., 1994; C T A A/T A/T A/T A/T T A G, Molkentin und Olson, 1996), deren mögliche Basenfolgen zu einer Version kombiniert wurden (C/T T A/T A/T A/T A/T A/T T A A/G). Sequenzen, die dieser Dmef2-Konsensusbindungsstelle entsprechen, sind mattgrün umrandet. Sequenzen, die der Su(H)-Konsensusbindungsstelle G T G A/G/T G A A (Morel und Schweisguth, 2000; Rebeiz et al., 2002) entsprechen, sind blau umrandet. In gelb sind ETS-Konsensusbindungsstellen angegeben, die durch Pointed erkannt werden (C/G A/C/G G G A A/T A/G N; Baonza et al., 2002; Xu et al., 2000). Fett umrandet sind die vier Konsensusbindungsstellen, die aufgrund ihrer Lokalisierung und Konservierung funktional sein könnten (siehe Text). 4.7. Die Regulation von rst durch Single minded 4.7.1. Rst ist in der embryonalen Mittellinie subzellulär und temporal hochspezifisch exprimiert Durch mRNA in situ Experimente und Antikörperfärbungen ist bekannt, dass die Expression von rst in Zellen der embryonalen Mittellinie hochdynamisch ist (Schneider, 1994). rst ist im keimbahnverlängerten Embryo erst in 14 ektodermalen Zellpopulationen nachweisbar, die segmental entlang der Mittellinie symmetrisch orientiert sind (Schneider, 1994; siehe Abb.6 C, D). Zum Zeitpunkt, da mesodermale rst Expression nachweisbar ist, wird rst nur noch in den Zellen der ventralen Mittellinie exprimiert (Schneider, 1994; siehe Abb.6 E, F). Im Stadium 13 ist keine rst Expression in Zellen der invaginierten Mittellinie nachweisbar (Schneider, 1994; siehe Abb.6 G, H), während gezeigt werden konnte, dass Rst im Stadium 15/16 in Zellen der ZNS-Mittellinie wieder neu exprimiert wird (Schneider, 1994; siehe Abb.7). Abb.36 gibt einen Überblick über die Dynamik der Expression von Rst in Zellen der embryonalen Mittellinie. Abb.36. (siehe nächste Seite). Die Dynamik der Rst Expression in der embryonalen Mittellinie von Drosophila. (A-I) Projektionsdarstellungen mehrerer konfokaler Ebenen von ventralen Ansichten der Hinterhälften von Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien. Anterior ist links. In rstCCS1-3BBgl-Gal4; UAS-lacZ Embryonen wurde die Rst Verteilung (in rot) auf dem Hintergund einer spezifischen βGal Markierung der embryonalen Mittellinie (in grün) dargestellt. Durch die Projektion der einzelnen konfokalen Ebenen erscheinen übereinanderliegende rot und grün markierte Strukturen gelb. Rst ist stark in der ventralen Mittellinie im Stadium 11 (A-C) und schwach in der ZNS-Mittellinie im Stadium 15 (G-I) exprimiert, während Rst zwischen diesen beiden Stadien nicht in der embryonalen Mittellinie nachweisbar ist (D-F). Ergebnisse 73 Diese Expressionsdynamik weist auf eine komplexe Regulation der Expression von rst in diesen Zellen hin. Nach den in Kap.1.3.3.1. beschriebenen drei Phasen der Regulation der Genexpression in der Mittellinie (Wharton et al., 1994) lässt sich folgendes konstatieren: Da rst nicht wie sim in den beiden lateralen mesektodermalen Zellreihen des Blastoderms exprimiert wird, spricht dies gegen eine direkte Regulation von rst durch die Kontrollgene der dorsalen / ventralen Musterbildung. Die rst Expression tritt erst dann in der Mittellinie auf, wenn Sim-Protein nachweisbar ist und Sim als Regulator aktiv wird. Dies spricht für eine direkte Regulation von rst durch Sim. Nach dem Einwandern der Zellen der Mittellinie sinkt die Expression von rst in der Mittellinie unter die Nachweisgrenze. Allerdings wird rst in differenzierten Zellen der ZNS-Mittellinie in späteren Stadien wieder exprimiert. Da Sim während aller Zeitpunkte exprimiert bleibt und bekannt ist, dass während der späten Mittellinien Expression mehrere Kontrollgene aktiv sind (Wharton et al., 1994), scheint die späte rst Expression in der Mittellinie eher einer komplexeren Regulation als einer einfachen Aktivierung durch Sim zu unterliegen. Interessanterweise wird Rst in den Zellen der ventralen Mittellinie, deren Zellkerne bereits ins Innere des Embryos gewandert sind, nur in der apikalen Oberfläche der zytoplasmatischen Ausläufer dieser Zellen exprimiert (siehe Abb.37). Diese zytoplasmatischen Ausläufer verbleiben während der Migration der Zelle an der epidermalen Oberfläche. Möglicherweise ist dies ein Hinweis auf eine Funktion von Rst in diesen Zellen. Ergebnisse 74 Abb.37. Rst ist apikal in den zytoplasmatischen Fortsätzen der Zellen der ventralen Mittellinie exprimiert. (A-F) 3D-Rekonstruktion von immunhistochemisch gefärbten Zellen der Mittellinie eines Embryos im Stadium 11. In das Innere des Embryos delaminierende Zellen der Mittellinie sind durch zytoplasmatische lacZReportergenexpression (grün) in rstCCS13BBgl -Gal4; UAS-lacZ Embryonen markiert. Rst (rot) findet sich apikal in den zytoplasmatischen Fortsätzen dieser Zellen, mit denen diese Zellen in Kontakt zur ventralen Oberfläche des Embryos bleiben. (A-C) Ventrale Ansicht. (D-F) Laterale Ansicht. Anterior ist links. 4.7.2. In der Mittellinie ist Rst abhängig von sim Für mehr als zwanzig Gene konnte gezeigt werden, dass ihre Expression in der Mittellinie sim benötigt (z.B. slit (sli), Toll (Tl), engrailed (en), center divider (cdi), rhomboid (rho), breathless (btl), hibris (hbs); Crews, 1998; Dworak et al., 2001; Nambu et al., 1990; Ohshiro und Saigo, 1997). simH9 ist ein EMS induziertes Nullallel von sim. Kein sim Protein kann in simH9 Mutanten detektiert werden (Nambu et al., 1990). Dies führt zum Verlust aller Zellen der ZNS-Mittellinie (Nambu et al., 1990). Hierbei verläuft die Entwicklung der mesektodermalen Zellen während der Gastrulation normal (Nambu et al., 1991). Nachdem sich die beiden mesektodermalen Zellreihen an der ventralen Mittellinie miteinander vermischt haben, lässt sich in sim Mutanten erstmals ein Phänotyp beobachten. In der ventralen Mittellinie befindet sich nur die halbe Anzahl an Zellen, was auf ein Ausbleiben der synchronen Zellteilung dieser Zellen hinweist (Nambu et al., 1991). Diese Zellen sind zudem nicht in der Lage, in das Innere des Embryos zu wandern und sich in Zellen der ZNS-Mittellinie zu differenzieren (Nambu et al., 1991). Stattdessen verbleiben sie an der ventralen Mittellinie, wobei sie zu Zellen des ventralen Ektoderms transformiert werden (Xiao et al., 1996) oder möglicherweise sterben (Sonnenfeld und Jacobs, 1994). In simH9 Embryonen ist nach der Gastrulation im Stadium 9 / 10 somit die Entwicklung der ventralen Mittellinie gestört. Allerdings sind Zellen der ventralen Mittellinie zu diesem Stadium klar nachweisbar (Nambu et al., 1991; Sonnenfeld und Jacobs, 1994). Zu diesem Zeitpunkt lässt sich in simH9 Mutanten keine Rst Expression in Zellen der ventralen Mittellinie nachweisen, während die Expression von Rst in mesodermalen Zellen unverändert ist (Abb.38). Dies zeigt, dass die Expression von Rst in der ventralen Mittellinie von sim abhängt. Abb.38. Die Rst Expression in der ventralen Mittellinie ist abhängig von sim. (A-B) Laterale Ansichten der Hinterhälften von Rst markierten Embryonen des Stadiums 10. Anterior ist links. (A) Wildtyp. Rst ist in der ventralen Mittellinie und in mesodermalen Zellclustern exprimiert. (B) simH9. In sim Mutanten findet sich keine Rst Expression in der ventralen Mittellinie, während die Rst Expression in mesodermalen Zellclustern unverändert ist. Ergebnisse 75 4.7.3. Ektopisches Sim kann rst ektopisch aktivieren Ektopische Expression von sim in neuroektodermalen Zellen des Drosophila Embryos führt zu einer Transformation dieser Zellen in Zellen der ZNS Mittellinie (Nambu et al., 1991). Dabei werden Zielgene von sim ektopisch in diesen Zellen exprimiert (z.B. sli, cdi, rho, sim, hbs; Dworak et al., 2001; Muralidhar et al., 1993; Nambu et al., 1991). In snail (sna) Mutanten unterbleibt die Invagination der mesodermalen Anlage, und es konnte gezeigt werden, dass in sna Mutanten sim in den Zellen der mesodermalen Anlage ektopisch exprimiert wird (Nambu et al., 1990). Sna ist ein direkter Repressor der sim Expression in den Zellen der mesodermalen Anlage (Kasai et al., 1992). Die ektopische sim Expression in sna Mutanten führt zu einer ektopischen Expression von sim Zielgenen (sli, Tl, cdi) in den Zellen der mesodermalen Anlage (Nambu et al., 1990). Sim aktiviert Zielgene nur als Heterodimer mit dem bHLH-PAS Transkriptionsfaktor Tango (Ohshiro und Saigo, 1997; Sonnenfeld et al., 1997). Da Tango ubiquitär im Embryo exprimiert ist, ist Sim in der Lage, Zielgene ektopisch zu aktivieren (Ward et al., 1998). In den Experimenten zur Identifizierung potentieller Regulatoren von rst konnte gezeigt werden, dass ektopische Expression von sim in neuroektodermalen Zellen des Drosophila Embryos zu ektopischer Expression von Rst in diesen Zellen führt (siehe Kap.4.3. und Abb.27). Auch lässt sich in sna Mutanten ektopische Rst Expression in den Zellen der nichtinvaginierten mesodermalen Anlage finden, die höchstwahrscheinlich auf der ektopischen Expression von Sim in diesen Zellen basiert (Abb.39). Während sich aus letzterem Experiment eine Regulation von rst durch sim nur vermuten lässt, so kann aus dem ersten Experiment sicher behauptet werden, dass rst durch sim aktiviert wird. Ob diese Regulation allerdings direkt ist, lässt sich anhand der kurzen Zeitspanne zwischen ektopischer sim Expression und ektopischer rst Aktivierung nur vermuten. Für eine direkte Aktivierung sprechen die Ergebnisse einer Studie zur Detektion direkter Zielgene von Sim (Muralidhar et al., 1993). Hierbei wurde sim per Hitzeschock ektopisch in den Speicheldrüsen von Larven des 3. Stadiums exprimiert und die Verteilung des sim Genprodukts auf den polytenen Riesenchromosomen kartiert. Sim konnte an 23 Loci detektiert werden, darunter die Loci bekannter sim Zielgene wie Tl, cdi und sim. Bemerkenswerterweise wurde Sim auch in der 3C Region gefunden, in der sich rst befindet (Muralidhar et al., 1993). Die Lokalisierung von Sim an den betreffenden DNA Sequenzen liefert starke Evidenzen für eine direkte Regulation dieser Zielgene durch Sim. Abb.39. In snail Mutanten sind Sim und Rst ektopisch exprimiert. (A-B) Projektionsdarstellungen mehrerer konfokaler Ebenen von Ventralansichten immunhistochemisch markierter embryonaler Hinterhälften. Anterior ist links. (A) In sna Mutanten unterbleibt die Gastrulation, so dass sich die mesodermale Anlage an der ventralen Oberfläche befindet. Die Zellen der mesodermalen Anlage unterlaufen ein alternatives Zellschicksal, das durch eine ektopische Expression von Sim charakterisiert ist. (B) Auch Rst ist in diesen Zellen ektopisch exprimiert. Da die beiden abgebildeten mutanten Embryonen das Produkt einer fehlgeschlagenen Entwicklung darstellen, existieren keine vergleichbaren Wildtypzustände. Für die Expressionsdynamik von Sim und Rst in wildtypischen Embryonen siehe Einleitung. Ergebnisse 4.7.4. Sim wirkt auf die identifizierte regulatorische Reportergenexpression in der embryonalen Mittellinie vermittelt 76 rst Sequenz, die Um zu testen, ob die ektopische Aktivierung von Rst durch Sim über die identifizierten regulatorischen Sequenzen von rst vermittelt wird, wurden scaGal4; UAS-sim; rst-lacZ Embryonen untersucht (siehe Kap.4.4.). Hierbei konnte gezeigt werden, dass ektopisches Sim auf das rstCCS1-3'BXlacZ Konstrukt wirkt (siehe Abb.30). Innerhalb dieser rst cis-Sequenz sind regulatorische Elemente für eine Reportergenexpression in der embryonalen Mittellinie enthalten, die in die rstCCS1-3BBgl Sequenz kartiert werden konnten (siehe Kap.4.2.5.). Durch das lacZ Reportergen werden die bereits teilweise invaginierten Zellen der Mittellinie markiert, deren zytoplasmatische Fortsätze noch mit der epidermalen Oberfläche des Embryos verbunden sind (siehe Abb.37). Der Beginn der Reportergenexpression deckt sich also mit dem Beginn der endogenen rst Expression in der Mittellinie. Interessanterweise scheinen zu Beginn der Reportergenexpression nicht alle Zellen der Mittellinie markiert zu sein (siehe Abb.37). Dies kann auf eine von Zelle zu Zelle unterschiedliche Expressionsdynamik des Reportergens oder eine anfängliche differentielle Expression von rst in den Zellen der ventralen Mittellinie nach ihrer synchronen Zellteilung hinweisen. In den späteren Stadien ist das Reportergen in allen Zellen der Mittellinie exprimiert. Zu beachten ist, dass das Reportergen eine andere Abbaudynamik als Rst hat, so dass es die exprimierenden Zellen anzeigt, nicht aber die exakte zeitliche Dynamik der rst Expression. 4.7.5. Die rst Reportergenexpression in der ventralen Mittellinie hängt von zwei CME Motiven ab Für einige Gene konnte gezeigt werden, dass ihre Expression in der Mittellinie von dem so genannten CME-Sequenzmotiv abhängt (CNS Midline Element; Wharton et al., 1994). Die Enhancer von slit, Toll, sim und btl tragen ein oder mehrere CMEs, die aus der Sequenz ACGTG bestehen, und benötigen diese Sequenzen für ihre spezifische Expression in der Mittellinie (Ohshiro und Saigo, 1997; Wharton et al., 1994). Ein CME Multimer ist in der Lage, Reportergenexpression in der embryonalen Mittellinie zu induzieren (Wharton et al., 1994; Zelzer et al., 1997). Diese Reportergenexpression, wie auch die Expressionen der oben genannten Gene in der Mittellinie, hängen von sim ab (Nambu et al., 1990, 1991; Sonnenfeld et al., 1997; Wharton et al., 1994). Auch können die oben genannten Gene, wie auch das CME-Multimer, ektopisch durch Sim induziert werden (Nambu et al., 1990, 1991; Wharton et al., 1994). Es konnte gezeigt werden, dass Drosophila Sim mit humanem ARNT (hARNT) Heterodimere bildet, die das CME in vitro binden (Swanson et al., 1995). Wie Sim gehört hARNT zur Familie der bHLH-PAS-Transkriptionsfaktoren. Auch in Drosophila interagiert Sim mit einem ARNT-Homolog (dARNT bzw. Tango, Tgo), mit dem es als Heterodimer aktivierend auf das CME wirkt (Ohshiro und Saigo, 1997; Sonnenfeld et al., 1997; Zelzer et al., 1997). Das CME wird nicht nur durch Sim/Tgo Heterodimere erkannt, sondern auch durch Trachealess (Trh) / Tgo Heterodimere (Ohshiro und Saigo, 1997; Zelzer et al., 1997). Trh ist wie Sim ein bHLH/PAS Transkriptionsfaktor und aktiviert Zielgene spezifisch in den sich entwickelnden Tracheen (Wilk et al., 1996). Da die gleiche CME-Sequenz durch unterschiedliche Aktivatoren erkannt wird, diese Aktivatoren aber nur spezifisch mit den CME in den Enhancern ihrer Zielgene interagieren, wie in Studien ektopischer Expressionsaktivierung gezeigt werden konnte (Zelzer et al., 1997), weist dies auf weitere gewebsspezifische Faktoren hin, die jeweils mit dem Sim/Tgo bzw. mit dem Trh/Tgo Komplex interagieren und somit die Spezifität der Zielgenaktivierung determinieren Ergebnisse 77 (Zelzer et al., 1997). In der Tat konnte gezeigt werden, dass die Spezifität der Zielgenaktivierung von Sim durch seine PAS-Domäne vermittelt wird, die in Protein-Protein-Interaktionen involviert ist (Zelzer et al., 1997). Dass weitere Faktoren für die Spezifität des CME nötig sind, zeigt sich schon an der Häufigkeit der CME-Sequenz, die 117.025 Mal im Genom von Drosophila vorkommt. Daher basiert der Nachweis, dass ein Gen ein direktes Zielgen von Sim darstellt, in allen Studien auf der in vivo Funktionalität seiner entsprechenden CME (Ohshiro und Saigo, 1997; Wharton et al., 1994). Auch in der vorliegenden Arbeit wurde somit dieser Ansatz verfolgt. Die regulatorische rstCCS1-3BBgl Sequenz vermittelt die rst Reportergenexpression in der embryonalen Mittellinie. In dieser Sequenz befinden sich zwei CME, die zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura konserviert sind (siehe Kap.4.6.2.). Um zu testen, ob diese beiden CME in vivo funktional sind und somit rst direkt durch mit den CME wechselwirkenden Sim/Tgo Heterodimere reguliert wird, wurden die beiden CME im rstCCS1-3BBgl-Gal4 Reportergenkonstrukt mutagenisiert (siehe Methodik-Box 3) und transformante Drosophila Linien mit diesem Konstrukt erstellt. Methodik-Box 3. Zielgerichtete Mutagenese der CME Sequenzen in der rstCCS1-3BBgl Sequenz und Erstellung von transformanten Drosophila Linien mit dem resultierenden Konstrukt Um als Substrat für die zielgerichtete Mutagenese der beiden CME in der rstCCS1-3BBgl Sequenz eine PlasmidDNA geeigneter Größe zu erhalten, wurde die rstCCS1-3BBgl Sequenz aus dem pChsCCS1-3'BX Vektor (siehe Kambacheld, 1999) mit Hilfe einer PCR amplifiziert (Primer #3BBglI & #3BBglII) und in den pCR®II-TOPO® Vektor (Invitrogen) überführt. In dem resultierenden Vektor TOPO-3BBgl wurden die beiden CME (ACGTG) der rstCCS1-3BBgl Sequenz sukzessive zielgerichtet gegen eine GATCC Sequenz mit Hilfe der Primer #simIa, #simIb, #simIIa und #simIIb (siehe Kap.2.1.5.; fett markiert ist die mutagenisierte Sequenz) und dem QuikChange® XL Site-Directed Mutagenesis Kit (Stratagene) ausgetauscht. Der hierbei entstandene Vektor TOPO-3BBgl-simI/IImut war durch neu erzeugte BamHI-Schnittstellen anstelle von CME-Sequenzen identifizierbar. Die rstCCS1-3BglsimI/IImut Sequenz wurde aus diesem Vektor in einem BglII-Verdau isoliert und in den mit BamHI geöffneten pChs-Gal4 Vektor überführt. In dem resultierenden Vektor pCCCS1-3BglsimI/IImut wurde die erfolgreiche Klonierung und die mutagenisierten CME Sequenzen durch Sequenzierungen verifiziert. pCCCS1-3BglsimI/IImut wurde in die Keimbahn von yw Fliegen transformiert. 3 transformante Linien (rstCCS13BglsimI/IImut -Gal4 A (III), B (III), C (II)) konnten etabliert werden, die alle das gleiche embryonale Reportergenexpressionsmuster nach Kreuzen mit UAS-lacZ Fliegen aufweisen. Durch das in den beiden CME mutagenisierte rstCCS1-3BglsimI/IImut-Gal4 Konstrukt lässt sich keine Reportergenexpression in der frühen embryonalen Mittellinie transformierter Fliegen vermitteln (siehe Abb.40). Dies zeigt, dass die frühe Expression von rst in der ventralen Mittellinie von den beiden CME abhängt. Ergebnisse 78 Abb.40. (siehe vorherige Seite). Die durch die rstCCS1-3BBgl Sequenz vermittelte Reportergenexpression in der ventralen Mittellinie ist abhängig von zwei internen CME. (A-F) Projektionsdarstellungen mehrerer konfokaler Ebenen von ventralen Ansichten der Hinterhälften von Embryonen des Stadiums 11. Anterior ist links. Rst ist in rot, βGal in grün dargestellt. Durch die Projektion der einzelnen konfokalen Ebenen erscheinen übereinanderliegende rot und grün markierte Strukturen gelb. (A-C) rstCCS1-3BBgl-Gal4; UAS-lacZ. (A) Rst ist in der ventralen Mittellinie und in mesodermalen Zellen exprimiert. (B) Die durch die rstCCS1-3BBgl Sequenz vermittelte lacZ Reportergenexpression findet sich in Zellen der ventralen Mittellinie. (C) Durch die Überlagerung beider Projektionsdarstellungen erscheint die ventrale Mittellinie in gelb. Allerdings ist Rst in den apikalen Zellfortsätzen der durch das Reportergen markierten Zellen lokalisiert (siehe Abb.37). (D-F) rstCCS13BglsimI/IImut -Gal4; UAS-lacZ. (D) Endogenes Rst ist wie in (A) exprimiert. (E,F) Durch die rstCCS1-3BglsimI/IImut Sequenz, in der die beiden CME mutagenisiert sind, wird keine Reportergenexpression in der ventralen Mittellinie vermittelt, während eine ektopische Aktivierung der Reportergenexpression in anderen Zellen auftritt. Zwei Eigenschaften der durch die rstCCS1-3BglsimI/IImut Sequenz vermittelten Reportergenexpression fallen auf. Zum einen ist eine ektopische Reportergenexpression in Zellen außerhalb der Mittellinie zu beobachten. Da dieses Expressionsmuster in unabhängigen transformanten Linien auftritt, deutet dies auf veränderte Eigenschaften in der rstCCS1-3BglsimI/IImut Sequenz hin. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass das ubiquitär exprimierte Tgo nicht nur als transkriptionsaktivierendes Heterodimer mit Sim an die beiden CME bindet, sondern möglicherweise auch als Homodimer repressorische Funktionen ausübt. Intrinsische Enhancer der rstCCS1-3BBgl Sequenz könnten somit nach Mutagenese der beiden CME verstärkt wirken, da die Tgo-Homodimere nicht mehr an diese Sequenz binden können und so der Zugang zu dieser Sequenz erleichert ist. Mit dieser These übereinstimmend wird durch die rstCCS13BglsimI/IImut Sequenz eine gegenüber der rstCCS1-3BBgl Sequenz verstärkte Reportergenexpression in den möglicherweise die Apodeme darstellenden Zellfortsätzen vermittelt (siehe Abb.41). Eine weitere Eigenschaft der durch die rstCCS1-3BglsimI/IImut Sequenz vermittelten Reportergenexpression ist, dass die Reportergenexpression in der ZNS Mittellinie späterer Stadien unverändert ist (siehe Abb.41). Dies deutet auf eine Regulation von rst in diesen Zellen hin, die nicht direkt durch Sim vermittelt wird, wie dies schon aus dem Expressionsmuster von Rst vermutet werden konnte (siehe oben). Abb.41. Die spätere rstCCS1-3BBgl Reportergenexpression in der ZNS Mittellinie ist unabhängig von den beiden CME. (A-B) Projektionsdarstellungen mehrerer konfokaler Ebenen von Ventralansichten embryonaler βGal AKFärbungen des Stadiums 15. Anterior ist links. Die Mittellinie liegt innerhalb des ZNS und ist sowohl in rstCCS1-3BBgl-Gal4; UAS-lacZ (C) als auch in rstCCS13BglsimI/IImut -Gal4; UAS-lacZ Embryonen (D) gefärbt. Dies zeigt, dass die durch die rstCCS1-3BBgl Sequenz vermittelte Reportergenexpression in Zellen der ZNS Mittellinie unabhängig von den beiden CME der rstCCS1-3BBgl Sequenz ist. Zu beachten ist, dass die lacZ Expression in den möglicherweise die Apodeme darstellenden Zellfortsätzen unterhalb der Mittellinie durch die rstCCS1-3BglsimI/IImut Sequenz verstärkt vermittelt wird. In beiden Linien zeigt sich zudem eine vektorbedingte Reportergenexpression in den Speicheldrüsen. Die Abhängigkeit der rst Reportergenexpression in der frühen Mittellinie von den beiden CME in der entsprechenden regulatorischen Sequenz, sowie die bekannte Lokalisierung von ektopischem Sim an die genomische Position von rst in den Riesenchromosomen von Drosophila (Muralidhar et al., 1993; siehe oben), lässt auf eine direkte Regulation von rst durch Sim/Tgo Heterodimere schließen. Ergebnisse 79 4.7.6. Rst ist in den optischen Loben von sim Mutanten exprimiert Durch die Isolierung eines temperatursensitiven sim Allels (simJ1-47) konnten postembryonale Funktionen von sim untersucht werden (Pielage et al., 2002). In simJ1-47 findet sich ein Aminosäurenaustausch in einer Domäne, die in die Dimerisierung mit Tgo und die DNA Bindung involviert ist, so dass die Funktionalität des Proteins bei der nicht permissiven Temperatur (29°C) gestört ist (Pielage et al., 2002). Das embryonale ZNS zeigt einen schweren Defekt fusionierter Kommissuren (Pielage et al., 2002). Bei der permissiven Temperatur (17°C) findet sich kein embryonaler ZNS-Phänotyp, und adulte Fliegen schlüpfen, die allerdings Genitaldefekte aufweisen (Pielage et al., 2002). Interessanterweise zeigte sich, dass sim in Prozesse der axonalen Wegfindung in den optischen Loben von Drosophila involviert ist. Hierfür wurden Allelkombinationen von simJ1-47 mit dem Nullallel simH9 untersucht. simJ1-47 / simH9 Embryonen zeigen bei 29°C einen sehr schweren ZNS Phänotyp, während bei 17°C ein milder Defekt des embryonalen ZNS beobachtet werden kann. 0,1% der erwarteten Fliegen schlüpfen als adulte Tiere. In 40% der untersuchten Fliegen finden sich ektopische Faserbündel in der Lobula (Pielage et al., 2002). Da in rst Mutanten ein ähnlicher Phänotyp in den optischen Loben beobachtet werden kann (Boschert et al., 1990) und sim ein Regulator von rst in der embryonalen Mittellinie ist (diese Arbeit), wurde die Hypothese getestet, ob der Phänotyp von sim in den optischen Loben auf dem Verlust der Rst Expression basiert. Hierfür wurden homozygote simJ1-47 Fliegen untersucht, die während der Embryonalentwicklung bei der permissiven Temperatur (17°C) gehalten und postembryonal der nicht permissiven Temperatur (29°C) ausgesetzt wurden. Der Grund für die Wahl dieses Ansatzes gegenüber bei 17°C aufgezogenen simJ1-47 / simH9 Fliegen war, dass (a) homozygote simJ1-47 Embryonen bei 29°C einen stärkeren ZNS Phänotyp als simJ1-47 / simH9 Embryonen bei 17°C aufweisen (Pielage et al., 2002), so dass auch für die optischen Loben ein stärkerer Phänotyp bei den auf 29°C gesetzten homozygoten simJ1-47 Fliegen gegenüber den bei 17°C gehaltenen simJ1-47 / simH9 Fliegen erwartet werden darf. Zudem ist (b) sim postembryonal nicht letal (Pielage et al., 2002), so dass durch die postembryonale nicht permissive Temperatur eine ausreichende Anzahl an zu untersuchenden simJ1-47 Mutanten gewährleistet ist, im Gegensatz zu den sehr raren simJ1-47 / simH9 Fliegen, die nicht bei 17°C während der Embryonalentwicklung gestorben sind. 4.7.6.1. Homozygote simJ1-47 Mutanten zeigen einen starken Defekt in den optischen Loben von Drosophila Um zu testen, ob die verwendeten homozygoten simJ1-47 Mutanten, die postembryonal bei 29°C gehalten wurden, den erwarteten Phänotyp in den optischen Loben zeigen, wurden die Gehirne dieser Fliegen mit der Kragentechnik untersucht. Abb.42 zeigt einen starken Phänotyp einer homozygoten simJ1-47 Fliege. Die Organisation des Lobulakomplexes ist durch ektopische Faserbündel schwer gestört. In allen 20 untersuchten Gehirnen von homozygoten simJ1-47 Fliegen konnten Phänotypen gefunden werden, die die Organisation des Lobulakomplexes betreffen. Zum Teil ziehen mehrere Bündel ektopisch durch den Lobulakomplex, zum Teil erscheinen Lobula und Lobulaplatte fusioniert. Die Expressivität des Phänotyps ist daher variabel, die Penetranz allerdings 100%. Dies zeigt, dass die Penetranz und möglicherweise auch die Expressivität des Phänotyps in homozygoten simJ1-47 Mutanten, die postembryonal bei 29°C gehalten wurden, höher ist als in bei 17°C gehaltenen simJ1-47 / simH9 Fliegen. Ergebnisse 80 Abb.42. Homozygote simts Fliegen zeigen einen schweren mutanten Phänotyp in den optischen Loben. (A-B) Paraffinschnitte von autofluoreszierenden optischen Loben. (A) Wildtyp. (B) Homozygote simJ1-47 Mutante. Während Lamina und Medulla normal erscheinen, ist die Organisation des Lobulakomplexes schwer gestört. (la) Lamina, (lo) Lobula, (lp) Lobulaplatte, (me) Medulla. 4.7.6.2. Vergleich der Expressionen von Rst und Sim in larvalen und pupalen optischen Loben Die larvale Expression von Sim wurde beschrieben (Pielage et al., 2002). Sim kann in den Zellkernen von Neuronen der Lamina und Medulla gefunden werden (Pielage et al., 2002). Rst kann im 3. Larvenstadium in Retinulazellaxonen und in Axonen und Terminalien von Neuronen gefunden werden, die von der Lamina zur Medulla und von der Medulla zum Lobulakomplex projizieren (Schneider et al., 1995). Abb.43 zeigt einen direkten Vergleich der beiden Expressionsmuster während der Prozesse axonaler Weg- und Zielfindung. Dabei wird deutlich, dass Sim potentiell in den betreffenden Zellen exprimiert ist, in deren Axonen und Terminalien Rst lokalisiert ist. Abb.43. Vergleich der Expressionen von Rst und Sim in den optischen Loben des 3. Larvenstadiums. (A-F) Horizontale optische Schnitte durch optische Loben von elavGal4; UAS-mCD8GFP LIII-Larven. GFP (grün) wird in allen Neuronen exprimiert. (A-C) Rst (rot) ist in allen Neuropilen exprimiert und findet sich auf den jeweils jüngsten Axonen zwischen den Neuropilen (Schneider et al., 1995). (D-F) Sim (rot) ist in den Zellkernen von Neuronen der Lamina und des Medullacortex exprimiert (Pielage et al., 2002) und ist daher ein potentieller Regulator der rst Expression in diesen Zellen. (la) Lamina, (lo) Lobula, (me) Medulla. Ergebnisse 81 Aufgrund seiner Expression und seines mutanten Phänotyps ist sim ein hervorragender Kandidat für die Regulation von rst in den optischen Loben von Drosophila. Abb.44D-F zeigt zudem die Expression von Sim in einem späteren Entwicklungsstadium (P25). Die pupale Expression von Sim wurde bisher nicht beschrieben. Die Expression in Zellkernen von Laminamonopolarzellen und Zellen des Medullacortex ist weiterhin aufrecht erhalten. Auch Rst ist zu diesem Zeitpunkt in der Lamina und der Medulla sowie im Lobulakomplex exprimiert (siehe Abb.44A-C) und somit weiterhin unter einer potentiellen Kontrolle von Sim. Abb.44. Vergleich der Expressionen von Rst und Sim in den optischen Loben nach 25 % der Pupalentwicklung (P25). (A-F) Optische Schnitte durch optische Loben von elavGal4; UAS-mCD8GFP Puppen zum Zeitpunkt P25. GFP (grün) wird in allen Neuronen exprimiert. (A-C) Rst (rot) ist in Schichten aller Neuropile exprimiert (siehe auch Schneider et al., 1995). (D-F) Sim (rot) ist weiterhin in den Zellkernen von Neuronen der Lamina und des Medullacortex exprimiert, so dass Sim auch nach den Prozessen axonaler Wegfindung ein potentieller Regulator der rst Expression in den optischen Loben ist. (la) Lamina, (lo) Lobula, (me) Medulla. 4.7.6.3. Rst ist in den optischen Loben von simts Mutanten exprimiert Um zu testen, ob der Phänotyp der simJ1-47 Mutanten dadurch entsteht, dass die Rst Expression in diesen Fliegen gestört ist, und also rst auch in den optischen Loben durch Sim reguliert wird, wurde die Rst Expression in den optischen Loben von simJ1-47 Mutanten untersucht, die postembryonal bei 29°C gehalten wurden. Abb.45 & Abb.46 zeigen, dass sowohl zum Zeitpunkt axonalen Wachstums im 3. Larvalstadium als auch in späteren Entwicklungsstadien (P20, P38) eine normale Expression von Rst in simJ1-47 Mutanten nachweisbar ist. In der Lobula scheint die Expression von Rst jeweils etwas diffuser bzw. eingeschränkter. Dies ist durch einen sekundären Effekt der gestörten Entwicklung des Lobulakomplexes in den simJ1-47 Mutanten erklärbar. Somit scheint Sim im Gegensatz zu seiner Funktion in der embryonalen Mittellinie kein essentieller Regulator von rst in den optischen Loben von Drosophila zu sein. Ergebnisse 82 Abb.45. Rst ist in den optischen Loben von simts Mutanten im 3. Larvenstadium und bei 20% der Pupalentwicklung (P20) exprimiert. (A-D) Horizontale optische Schnitte zeigen die Rst Immunreaktivität in den optischen Loben von wildtypischen (A,C) bzw. homozygoten simJ1-47 Fliegen (B,D). Sowohl im 3. Larvenstadium (A,B) als auch bei P20 (C,D) findet sich Rst-Expression in allen Neuropilen der optischen Loben von wildtypischen Fliegen und von simJ1-47 Mutanten. Im Bereich der Lobula von simJ1-47 Mutanten erscheint die Rst Expression eingeschränkt, was sich auf eine frühe Manifestation des mutanten Phänotyps zurückführen lässt. (dm) Distale Medulla, (la) Lamina, (lo) Lobula, (pm) Proximale Medulla. Abb.46. Rst ist in den optischen Loben von simts Mutanten bei 38% der Pupalentwicklung (P38) exprimiert. Sagittale (A-C,G-I) bzw. horizontale (D-F,J-L) optische Schnitte durch die optischen Loben von wildtypischen (A-F) bzw. homozygoten simJ1-47 Fliegen (G-L). Auch zu späteren Zeitpunkten der Pupalentwicklung findet sich Rst Expression (rot) in allen Neuropilen der optischen Loben von wildtypischen Fliegen und von simJ1-47 Mutanten. Die Neuropile sind durch HRP-Immunreaktivität (grün) gegengefärbt. Der mutante Phänotyp im Lobulakomplex von simJ1-47 Fliegen ist klar zu erkennen. (dm) Distale Medulla, (la) Lamina, (lo) Lobula, (pm) Proximale Medulla. Ergebnisse 83 4.7.6.4. In optischen Loben mit mutanten simH9 Zellklonen kann keine Veränderung der RstExpression beobachtet werden Eine weitere Möglichkeit der postembryonalen Charakterisierung embryonal letaler Gene bieten Mosaikanalysen, in denen mutante Zellpopulationen in heterozygot wildtypischen Tieren erzeugt werden. Auch dieser experimentelle Ansatz konnte in der vorliegenden Arbeit für die Untersuchung einer potentiellen Regulation von rst durch Sim während der Entwicklung der optischen Loben verfolgt werden. Dank der freundlichen Überlassung von FRT-simH9 Fliegen vor ihrer Publikation durch Prof. Klämbt (Münster) konnten mit Hilfe des MARCM-Systems homozygot mutante Zellklone in wildtypisch heterozygoten Fliegen erzeugt werden, die durch ihre GFP Expression identifizierbar sind (für eine detaillierte Beschreibung des MARCM-Systems und des experimentellen Ansatzes siehe Kap.3.2.1.6.). Abb.47 zeigt einen optischen Lobus, in dem Neurone, die in die Lobula projizieren, homozygot für simH9 sind. Die Rst-Expression in den optischen Loben wird dadurch nicht beeinflusst. Allerdings kann in diesem Experiment aufgrund der lichtmikroskopischen Limitationen nicht ausgeschlossen werden, dass Rst nicht die simH9 defizienten Zellen markiert, sondern von anderen Zellen exprimiert wird, deren Projektionen benachbart zu den simH9 defizienten Projektionen in der gleichen Schicht liegen. Eine zweifelsfreie Aussage durch diesen experimentellen Ansatz hätte sich nur bei einer Regulation von rst durch Sim und einem damit einhergehenden Rst-Expressionsverlust in simH9 mutanten Zellpopulationen treffen lassen. Abb.47. Rst ist in optischen Loben mit simH9 mutanten Zellklonen normal exprimiert. Sagittale (A-C) bzw. horizontale (D-F) optische Schnitte durch einen pupalen optischen Lobus, in dem mit Hilfe des MARCMSystems homozygot mutante simH9 Zellklone induziert wurden. Diese simH9 mutanten Zellklone sind mit membranständigem GFP markiert (grün) und projizieren u.a. in Schichten der proximalen Medulla und des Lobulakomplexes, die auch durch Rst (rot) markiert sind. Die Rst-Expression zeigt sich hierbei wildtypisch. Der Genotyp der präparierten Puppe ist hs-FLP, elav-GAL4, UAS-mCD8-GFP / + ; + ; FRT82B, tubP-GAL80 / FRT82B, simH9. (dm) Distale Medulla, (lo) Lobula, (pm) Proximale Medulla. Ergebnisse 84 4.8. Rst ist in den Augenscheiben von EGFR, Notch, lozenge, atonal und Broad-Complex Mutanten exprimiert Der Ras-MAPK und der Notch Signalweg wirken auf die rstCCS1-3'BX Sequenz. Durch diese Sequenz wird eine Reportergenexpression in Interommatidialzellen zum Zeitpunkt apoptotischer Prozesse vermittelt, die sich mit der Aktivität der Ras-MAPK und Notch Signalwege korrelieren lässt. Durch rstCCS1-3'BX wird jedoch keine Reportergenexpression in den anderen retinalen Zellen vermittelt, in denen rst exprimiert wird. Möglicherweise wird die Expression von rst auch in diesen Zellen durch den Ras-MAPK und den Notch Signalweg über einen bisher nicht identifizierten Enhancer aktiviert. Beide Signalwege sind in die Spezifizierungsprozesse der retinalen Zellen involviert. Um zu testen, ob die Expression von rst in diesen Zellen durch den Ras-MAPK und den Notch Signalweg vermittelt wird, wurden für die einzelnen Signalwege mutante Augenimaginalscheiben auf ihre Rst Expression untersucht. Da für die Ras-MAPK Aktivität in der Augenimaginalscheibe bis auf die R7 Zelle ausschließlich der EGFR verantwortlich ist, wurde eine dominant-negative Form des EGFR (Buff et al., 1998) in allen Zellen posterior der morphogenetischen Furche exprimiert (GMR-Gal4; UAS-EGFR.DN). Es konnte beschrieben werden, dass sich hierdurch nur die R8, R2 und R5 Zellen differenzieren und einen 3Zellcluster bilden (Freeman, 1996). Diese Zellcluster persistieren eine gewisse Zeit, bis sie später vermutlich bei P24-P30 sterben (Freeman, 1996). EGFR.DN ist in der Lage, die Expression zweier bekannter Gene im Auge zu blockieren (D-Pax2 und pros; Flores et al., 2000; Xu et al., 2000). In Abb.48 ist der mutante Phänotyp in einer Rst Färbung ersichtlich. Zudem wird deutlich, dass die Expression von rst nicht essentiell durch EGFR in den Zellen der larvalen Augenimaginalscheibe reguliert wird. Abb.48. Rst ist in den Augenscheiben von GMR-Gal4; UAS-EGFR.DN LIII Larven exprimiert. (A-B) Rst Immunreaktivität larvaler Augenscheiben im Wildtyp (A) und in GMR-Gal4; UAS-EGFR.DN Individuen (B). Rst wird in den Zellen der Augenimaginalscheibe exprimiert, auch wenn die EGFR Funktion blockiert ist. In GMR-Gal4; UAS-EGFR.DN Augenscheiben bilden sich nur 3-Zellcluster, die im weiteren Verlauf der Entwicklung degenerieren. Die morphogenetische Furche ist jeweils durch einen Pfeil markiert. Da die Retina von GMR-Gal4; UAS-EGFR.DN Puppen bei P25 weitgehend verkümmert ist, konnten keine Färbungen in diesem Stadium unternommen werden. Stattdessen wurden diese Stadien mit einer konstitutiv reprimierend wirkenden Isoform des Pnt Antagonisten Yan untersucht (YanACT; Rebay und Rubin, 1995). In GMR-yanACT Retinae ist der Ras-MAPK Signalweg somit weitgehend blockiert. Im Gegensatz zu EGFR.DN wird durch YanACT allerdings ein milderer Phänotyp vermittelt. Bei P25 lassen sich Zellen in der pupalen Retina klar erkennen, obschon der Umfang der Retina stark reduziert ist. Für YanACT ist beschrieben, dass es bei Überexpression im Auge die Expression von DPax2 schwer reduziert (Flores et al., 2000). Abb.49 zeigt, dass Rst in den Retinae von GMR-yanACT Individuen bei P25 weiterhin exprimiert ist. Die basale Rst Expression in der Augenimaginalscheibe wird somit nicht essentiell durch den Ras-MAPK Signalweg reguliert. Ergebnisse 85 Abb.49. Rst ist in den pupalen Augenscheiben von GMR-yanACT Individuen exprimiert. (A-B) Rst Immunreaktivität pupaler Augenscheiben zum Zeitpunkt P25 im Wildtyp (A) und in GMR-yanACT Individuen (B). Rst wird in den Zellen der pupalen Augenscheibe exprimiert, auch wenn die EGFR Funktion weitgehend blockiert ist. Ein stark mutanter Phänotyp ist in den GMRyanACT Augenscheiben ersichtlich. Zuviele 1° pc haben sich ausgebildet. Eine Zellsortierung der IOC in eine einschichtige Zellreihe hat nicht stattgefunden. Die Rst Expression in für Notch defizienten Augenimaginalscheiben wurde mit Hilfe einer temperatursensitiven Notch Mutante untersucht (Nts1; Shellenbarger und Mohler, 1975, 1978). In Nts1 Larven bilden sich bei der restriktiven Temperatur in der morphogenetischen Furche der Augenimaginalscheibe zuviele Neurone (Cagan und Ready, 1989). Mangels Notch vermittelter lateraler Inhibition werden hierbei zuviele R8 Zellen angelegt (Baker et al., 1996). In Abb.50 ist der mutante Phänotyp in einer Rst Färbung ersichtlich. Zudem wird deutlich, dass die Expression von rst nicht essentiell durch den Notch Signalweg in den Zellen der larvalen Augenimaginalscheibe reguliert wird. Für die Expression von rst in der pupalen Retina bei P25 konnte dies bereits beschrieben werden (Gorski et al., 2000). Abb.50. Rst ist in larvalen Augenscheiben von Nts1 Individuen exprimiert. (A-D) Rst Immunreaktivität larvaler Augenscheiben im Wildtyp (A) und in Nts1 Individuen (BD). (B-D) Verschiedene konfokale Ebenen der gleichen Augenscheibe von Nts1 Männchen, die für 12 h bei der restriktiven Temperatur gehalten wurden (siehe Kap.3.2.1.7.). Rst wird in den Zellen der larvalen Augenscheibe exprimiert, auch wenn die Notch Funktion blockiert ist. Ein starker mutanter Phänotyp ist in den Nts1 Augenscheiben ersichtlich. Zuviele R8 Zellen haben sich in der morphogenetischen Furche (Pfeil) gebildet, so dass zuviele Zellcluster ausgebildet werden (Pfeilspitzen). Die Expression von rst in den Augenimaginalscheiben weiterer Mutanten wurde getestet. Lozenge (Lz) ist eine Transkriptionsfaktor, der in allen undifferenzierten Zellen posterior der morphogenetischen Furche aktiv ist (Flores et al., 1998). lz77a7 trägt eine Mutation in einem augenspezifischen Enhancer von lz, so dass lz77a7 eine augenspezifische Nullmutante darstellt (Flores et al., 1998). Sowohl in der larvalen Augenimaginalscheibe als auch in einer pupalen Retina bei P25 ist Rst exprimiert (siehe Abb.51 und Abb.52). Ergebnisse 86 Abb.51. Rst ist in larvalen Augenscheiben von lz77a7 Individuen exprimiert. (A-B) Rst Immunreaktivität larvaler Augenscheiben im Wildtyp (A) und in lz77a7 Individuen (B). Rst wird in den Zellen der larvalen Augenscheibe einer augenspezifischen lz Nullmutante exprimiert. Der Pfeil markiert die morphogenetische Furche. Abb.52. Rst ist in pupalen Augenscheiben von lz77a7 Individuen exprimiert. (A-D) Rst Immunreaktivität pupaler Augenscheiben zum Zeitpunkt P25 im Wildtyp (A) und in lz77a7 Individuen (BD). (B-D) Verschiedene konfokale Ebenen der gleichen pupalen Augenscheibe. Rst wird in den Zellen der pupalen Augenscheibe einer augenspezifischen lz Nullmutante exprimiert. Die Differenzierung der Zellen ist schwer gestört. Weder Kristallkegelzellen noch Pigmentzellen lassen sich identifizieren. Atonal (Ato) ist ein Transkriptionsfaktor, der in den R8 Zellen exprimiert wird. In ato1 Mutanten bilden sich keine R8 Zellen aus, so dass auch keine weiteren Retinulazellen entstehen (Jarman et al., 1994). Die morphogenetische Furche wird allerdings weiterhin angelegt und wandert auch über die Augenimaginalscheibe (Jarman et al., 1995). Abb.53 zeigt, dass Rst in ato1 Mutanten eine Expression im Bereich der morphogenetischen Furche zeigt. Dies zeigt nicht, dass rst nicht durch Ato in R8 Zellen reguliert wird. Aber hierdurch wird ersichtlich, dass die Expression von rst nicht erst mit Beginn der R8 Differenzierung startet. Abb.53. Rst ist in larvalen Augenscheiben von ato1 Individuen exprimiert. (A-B) Rst Immunreaktivität larvaler Augenscheiben im Wildtyp (A) und in ato1 Individuen (B). Rst wird im Bereich der morphogenetischen Furche (Pfeil) exprimiert, auch wenn sich keine Zellen differenzieren. Ergebnisse 87 Broad-Complex (BR-C) codiert für 4 Isoformen, die alle als Transkriptionsfaktoren aktiv sind und dynamisch in Zellen der Augenimaginalscheibe exprimiert werden (Brennan et al., 2001). npr Mutanten stellen Nullmutanten für alle BR-C Isoformen dar (Brennan et al., 2001). Rst ist in den larvalen Augenscheiben von npr Mutanten exprimiert (siehe Abb.54). Abb.54. Rst ist in larvalen Augenscheiben von BR-C Mutanten exprimiert. (A-B) Rst Immunreaktivität larvaler Augenscheiben im Wildtyp (A) und in npr Individuen (B). npr Mutanten stellen Nullmutanten für alle BR-C Isoformen dar. Rst wird in den Zellen der larvalen Augenscheibe von BR-C Mutanten exprimiert. 4.9. Rst, Sns und Hbs sind in den optischen Loben von asense Mutanten exprimiert asense (ase) codiert für einen bHLH-Transkriptionsfaktor des proneuralen achaete-scute Komplex (Gonzalez et al., 1989). ase Mutanten weisen einen mit den rst Mutanten vergleichbaren Phänotyp gestörter axonaler Wegfindung in den optischen Loben von Drosophila auf (Gonzalez et al., 1989). Daher wurde in der vorliegenden Arbeit untersucht, ob dieser ase Phänotyp möglicherweise auf einer ausbleibenden Rst Expression in den optischen Loben basiert und Ase daher ein Regulator der rst Expression ist. Die Expression von Ase in larvalen optischen Loben von Drosophila ist in Abb.55 dargestellt. Ase ist innerhalb einer großen Zellpopulation des Lobulaplattencortex exprimiert. Abb.55. Die Expression von Asense in den optischen Loben des 3. Larvenstadiums. (A-F) Horizontale optische Schnitte durch optische Loben von elavGal4; UAS-mCD8GFP LIIILarven in zwei verschiedenen Fokusebenen (A-C & D-F). GFP (grün) wird in allen Neuronen exprimiert. Ase (rot) findet sich in den Zellkernen einer großen Population neuronaler Zellen. Für einen Vergleich mit der Rst Expression in LIII-Larven siehe Abb.43A-C. (la) Lamina, (lo) Lobula, (me) Medulla. ase1 stellen ase Nullmutanten dar und sind lebensfähig (Jarman et al., 1993). In den larvalen optischen Loben von ase1 Mutanten konnte eine normale Rst Expression festgestellt werden (siehe Abb.56A-B). Auch bei P25 zeigt sich eine normale Rst Verteilung in den optischen Loben von ase1 Mutanten (siehe Ergebnisse 88 Abb.56C-H). Zu diesem Zeitpunkt konnte in wildtypischen optischen Loben auch keine AseImmunreaktivität mehr festgestellt werden (nicht gezeigt). Dies zeigt, dass die Expression von rst in den optischen Loben nicht durch Ase reguliert wird. Abb.56. Rst ist in den optischen Loben von ase Nullmutanten exprimiert. (A-B) Rst Immunreaktivität in horizontalen optischen Schnitten durch optische Loben des 3.Larvenstadiums. (A) Wildtyp. (B) ase1. Rst ist wie im Wildtyp exprimiert. (C-H) Sagittale (C-E) bzw. horizontale (F-H) optische Schnitte durch die optischen Loben von ase1 Fliegen zum Zeitpunkt P25. Auch zu späteren Zeitpunkten der Pupalentwicklung findet sich eine normale Rst Expression (rot) in den optischen Loben von ase1 Mutanten. Die Neuropile sind durch HRP-Immunreaktivität (grün) gegengefärbt. Der mutante Phänotyp im Lobulakomplex von ase1 Fliegen ist zu erkennen. Für das wildtypische Rst Expressionsmuster in pupalen optischen Loben siehe Abb.46A-F. (dm) Distale Medulla, (la) Lamina, (lo) Lobula, (pm) Proximale Medulla. Hibris (Hbs) und Sticks-and-stones (Sns) interagieren mit Rst während der Muskel- und Augenentwicklung (Bonengel, 2002; Strünkelnberg et al., 2001). Da Hbs und Sns auch in axonale Wegfindungsprozesse in den optischen Loben involviert sind (Bonengel, 2002) und es Evidenzen gibt, dass sie postsynaptisch in trans mit präsynaptischem Rst agieren (Srivastava und Fischbach, unpublizierte Ergebnisse), wurde untersucht, ob der mutante ase Phänotyp in den optischen Loben auf dem Verlust der Hbs oder Sns Expression basiert. Abb.57 zeigt, dass auch Hbs und Sns in larvalen optischen Loben von ase Nullmutanten exprimiert sind und auch diese Moleküle daher nicht von Ase reguliert werden. Ergebnisse 89 Abb.57. (siehe vorherige Seite). Sns und Hbs sind in den optischen Loben von ase Nullmutanten exprimiert. (AD) Sns-Immunreaktivität in optischen Schnitten durch optische Loben des 3.Larvenstadiums. (A-C) In elavGFP; UAS-mCD8GFP Larven ist die wildtypische Sns-Immunreaktivität (rot) auf dem Hintergund neuronaler GFPFärbung erkennbar (grün). (D) In ase1 Mutanten zeigt sich eine wildtypische Sns Expression. (E-H) HbsImmunreaktivität in optischen Schnitten durch optische Loben des 3.Larvenstadiums. (E-G) In elavGFP; UASmCD8GFP Larven ist die wildtypische Hbs-Immunreaktivität (rot) auf dem Hintergund neuronaler GFP-Färbung erkennbar (grün). (D) In ase1 Mutanten zeigt sich eine wildtypische Hbs Expression. (lo) Lobula, (m) Medulla. 4.10. Rst ist in den optischen Loben von Broad-Complex Mutanten exprimiert Broad-Complex codiert für eine Familie von vier verschiedenen Zinkfinger-Transkriptionsfaktoren (Z1-Z4; Di Bello et al., 1991) und spielt eine Schlüsselrolle bei der Vermittelung der durch das Ecdyson-Signal bedingten metamorphotischen Prozesse in Drosophila (von Kalm et al., 1994). Hierfür wird BR-C in vielen Geweben aktiv, u.a. auch in den optischen Loben (Emery et al., 1994). Abb.58 zeigt, dass die BR-C Isoformen in nahezu allen Neuronen innerhalb der optischen Loben exprimiert sind. Abb.58. Die Expression von BRC in larvalen und pupalen optischen Loben. (A-F) Optische Schnitte durch optische Loben von elavGal4; UAS-mCD8GFP Individuen. GFP (grün) wird in allen Neuronen exprimiert. Ein Antikörper, der alle vier BR-C Isoformen erkennt (α-BRcore), markiert die Zellkerne beinahe aller Neurone (in rot). (A-C) Optische Loben des 3. Larvenstadiums. (D-F) Pupale optische Loben bei P25. Für einen Vergleich mit der Rst Expression in den entsprechenden Stadien siehe Abb.43A-C & Abb.44A-C. (la) Lamina, (lo) Lobula, (me) Medulla. Interessanterweise zeigen BR-C Mutanten einen Phänotyp in den optischen Loben, der Gemeinsamkeiten mit dem Phänotyp von rst Mutanten aufweist (Restifo und White, 1991). Daher ist es möglich, dass der Phänotyp in den optischen Loben von BR-C Mutanten auf dem Verlust der Rst Expression basiert, und BR-C möglicherweise ein Regulator der rst Expression ist. Um dies zu testen, wurden optische Loben larvaler BR-C Nullmutanten untersucht. npr (nonpupariating) Mutanten sind für alle vier BR-C Isoformen defizient und können die Metamorphose nicht einleiten (Brennan et al., 2001; Hodgetts et al., 1995). Sie leben für mehrere Tage als LIII-Larven und sterben schließlich ohne Anzeichen einer Verpuppung (Dubrovsy et al., 2001). Abb.59 zeigt, dass npr Mutanten einen schweren Phänotyp in den optischen Loben aufweisen. Die einzelnen Neuropile sind nicht klar identifizierbar. Rst ist in den optischen Loben von npr Mutanten exprimiert. Ob ein Verlust der RstExpression in einer Subpopulation von Zellen des optischen Lobus stattfindet, lässt sich wegen des Ergebnisse 90 schweren Phänotyps nicht entscheiden. Eine Regulation von rst durch BR-C kann daher nicht ausgeschlossen werden. In den Experimenten einer potentiellen ektopischen Expressionsaktivierung von rst (siehe Kap.4.3.) wurde versucht, die Expression von rst in neuroektodermalen Zellen durch BR-C ektopisch zu induzieren. Die einzige erhältliche UAS-BR-C Linie ist eine EP-Linie (EP1515). EP-Linien entstammen einem Projekt, bei dem UAS-Sequenzen zufällig in das Genom von Drosophila inseriert wurden, in der Hoffnung, dass sie wirksam auf dem Insertionsort benachbart liegende Gene werden können (Rorth, 1996). Leider zeigte die in der Flybase-Datenbank dem BR-C Gen zugeordnete EP1515 Linie keine ektopische Expression von BR-C in neuroektodermalen Zellen nach Kreuzen mit sca-Gal4 Fliegen, obschon innerhalb dieser Embryonen die endogene BR-C-Immunreaktivtät deutlich zu erkennen war (nicht gezeigt). EP1515 ist daher nicht funktional. Abb.59. Rst ist in den optischen Loben von BR-C Nullmutanten exprimiert. (A-C) Projektionsdarstellung des optischen Lobus einer npr Mutante. npr ist defizient für alle vier BR-C Isoformen. npr Larven wurden anhand einer deutlich eingeschränkten Mobilität identifiziert. Zur Kontrolle wurden die präparierten npr Gehirne zudem mit α-BRcore in Anwesenheit von wildtypischen Gehirnen gefärbt. Die Abwesenheit einer BR-C Immunreaktivität führte zu einer sicheren Identifikation von npr mutanten Gehirnen. In rot ist die Rst-Immunreaktivität gezeigt. HRP-Immunreaktivität (grün) dient der Visualisierung der Neuropilstrukturen. (D-L) Einzelne optische Schnitte durch die in (A-C) dargestellten larvalen optischen Loben. Rst Immunreaktivität ist in den optischen Loben von larvalen BR-C Nullmutanten zu beobachten. Da die BR-C Mutanten jedoch einen schweren Phänotyp innerhalb der optischen Loben zeigen und die einzelnen Neuropile nicht eindeutig zu identifizieren sind, konnte keine Aussage darüber getroffen werden, ob die Expression von Rst in einer Subpopulation von Zellen des optischen Lobus verloren gegangen ist. In der Augenimaginalscheibe von npr Mutanten findet sich starke Rst-Immunreaktivität. Für das wildtypische Rst Expressionsmuster in larvalen optischen Loben siehe Abb.43A-C. (AIS) Augenimaginalscheibe, (OL) Optischer Lobus. Ergebnisse 91 4.11. rstCCS1-5,3BX-Gal4 und rstCCS1-2,4BglX-Gal4 sind in Interommatidialzellen aktiv, die sich der Apoptose unterziehen Die rstCCS1-5,3BX-Gal4 und rstCCS1-2,4BglX-Gal4 Linien vermitteln eine Reportergenexpression in Interommatidialzellen (IOC) zu einem Zeitpunkt, zu dem apoptotische Entscheidungen innerhalb dieser IOC getroffen werden. Da diese Reportergenexpressionen nicht einheitlich in allen IOC gleichzeitig auftreten und insbesondere die rstCCS1-2,4BglX-Gal4 Linie zu diesem Zeitpunkt nur in einzelnen IOC aktiv wird, wurde getestet, ob dieser rst Enhancer möglicherweise selektiv in den überlebenden IOC aktiviert wird. Hierfür wurde mit Hilfe der beiden rst-Gal4 Linien das die Apoptose blockierende Baculovirus P35-Protein gezielt in den entsprechenden Zellen exprimiert. In späteren pupalen Stadien sind bei Blockade der Apoptose überzählige IOC erkennbar. Da P35 nur mit der Apoptose interferiert und nicht mit der vorangehenden Zellsortierung der IOC, sind alle IOC in einer Reihe angeordnet. Abb.60 zeigt, dass durch die Expression von P35 mit der rstCCS1-5,3BX-Gal4 Linie zahlreiche IOC an der Apoptose gehindert wurden, während durch rstCCS1-2,4BglX vereinzelt überzählige Zellen identifizierbar sind. Dies zeigt, dass der identifizierte rst Enhancer auch in IOC aktiv wird, die sich der Apoptose unterziehen. Abb.60. Der frühe rst IOC Enhancer ist in Zellen aktiv, die sich der Apoptose unterziehen. (A-C) Apikale Bereiche pupaler Augenscheiben zum Zeitpunkt P40 wurden mit einer α-Armadillo Färbung visualisiert. (A) Wildtyp. Das hexagonale Muster der Ommatidien ist sichtbar. Zwischen angrenzenden Ommatidien befindet sich jeweils eine 2° pc. (B) rstCCS1-5,3BX-Gal4; UAS-p35. Zwischen den Ommatidien finden sich zuviele IOC (Bespiele sind durch Pfeile markiert), die durch die Expression von P35 an der Apoptose gehindert wurden. Da P35 nur mit der Apoptose interferiert und nicht mit der vorangehenden Zellsortierung der IOC, sind diese Zellen in einer Reihe angeordnet. (C) rstCCS1-2,4BglX-Gal4; UAS-p35. Vereinzelt finden sich zuviele IOC zwischen den Ommatidien (als Beispiel siehe Pfeil rechts unten im Bild), während andere Ommatidien wildtypisch erscheinen. 4.12. Überexpression von Rst, Hbs und Sns mit rstCCS1-5,3BX-Gal4 führt zu einem Ausbleiben der Apoptose in Interommatidialzellen Rst, Hbs und Sns vermitteln zusammen die Zellsortierung der IOC in eine einschichtige Zellreihe, bevor apoptotische Prozesse überzählige IOC innerhalb dieser Zellreihe entfernen (Bonengel, 2002). Ohne diese Zellsortierung unterbleiben die apoptotischen Prozesse, so dass sich ein Phänotyp stark rauher Augen ausbildet (Reiter et al., 1996). Während Rst in allen Zellen der pupalen Augenscheibe im betreffenden Zeitraum exprimiert ist, finden sich Sns und Hbs nur in den 1° pc (Bonengel, 2002). Alle drei Moleküle akkumulieren an der Grenze zwischen den 1° pc und den IOC und vermitteln in trans durch ihre adhäsiven Eigenschaften den Prozess der Zellsortierung (Bonengel, 2002). Überexpression von Rst, Hbs oder Sns in der pupalen Retina mit Hilfe der Mz1369-Gal4 Linie Ergebnisse 92 interferiert mit dem Prozess der Apoptose (Bonengel, 2002). Besonders durch die Überexpression von Rst und Hbs wird hierbei der Prozess der Zellsortierung unterbunden (Bonenegel, 2002). In der vorliegenden Arbeit wurde mit Hilfe der neu konstruierten rstCCS1-5,3BX-Gal4 Linie getestet, ob auch eine Überexpression von Rst, Hbs und Sns spezifisch in den IOC mit der Apoptose dieser Zellen interferiert. Eine im betreffenden Zeitraum spezifisch in IOC exprimierende Gal4 Linie war bisher nicht existent. Für die rstCCS1-5,3BX-Gal4 Linie war in den Reportergenexpressionsstudien nicht klar erkennbar, ob sie bereits während der Zellsortierung aktiv wird, so dass diese Überexpressionsexperimente mehrere Fragen zu beantworten helfen. Abb.61. Überexpression von Rst, Hbs und Sns in Interommatidialzellen interferiert mit der Apoptose dieser Zellen. (A-D) Rst-Immunreaktivität apikaler Bereiche pupaler Augenscheiben zum Zeitpunkt P25. (E-H) Apikale Bereiche pupaler Augenscheiben zum Zeitpunkt P40 wurden mit einer α-Armadillo Färbung visualisiert. (A, E) Wildtyp. (B, F) rstCCS1-5,3BX-Gal4; UAS-rst (HB3-II). Die Zellsortierung ist gestört. (B) Durch Überexpression von rst in IOC kommt es zu einer starken Rst-Expression in Subpopulationen von IOC (* in weiß), während andere IOC nur schwach durch Rst markiert sind (* in schwarz). Zudem findet sich eine ektopische Rst-Expression in Kristallkegelzellen (Pfeil) und 1° pc (Pfeilkopf markiert ein Beispiel), die sich dadurch auszeichnet, dass die benachbarten Zellen unterschiedlichen Typs nur eine schwache Rst-Markierung aufweisen. Möglicherweise deutet dies auf eine nicht zellautonome Autoregulation der Rst-Expression hin. (F) Bei P40 finden sich zu viele nicht sortierte IOC zwischen den Ommatidien. (C,G) rstCCS1-5,3BX-Gal4; UAS-hbs. Die Zellsortierung ist gestört. (C) Rst akkumuliert entgegen seiner wildtypischen Expression nicht zwischen den 1° pc und den IOC, sondern wird innerhalb der IOC durch ektopisches Hbs umverteilt. (G) Bei P40 finden sich zu viele nicht sortierte IOC zwischen manchen Ommatidien, während sich zwischen anderen Ommatidien gar keine IOC finden. (D, H) rstCCS1-5,3BX-Gal4; UAS-sns. (D) Die Rst Expression ist bei P25 wildtypisch. Eine leichte Verzögerung der Zellsortierung kann beobachtet werden. (H) Bei P40 finden sich alle IOC in einer Reihe. Nicht alle überzähligen IOC wurden durch Apoptose entfernt (der Pfeil markiert ein Beispiel). Abb.61 zeigt, dass durch Überexpression von Rst und Hbs mit Hilfe der rstCCS1-5,3BX-Gal4 Linie starke Defekte induziert werden. Die Zellsortierung ist in beiden Fällen gestört, so dass also rstCCS1-5,3BX-Gal4 Expression bereits in noch unsortierten IOC vermittelt. Durch die Überexpression von Rst und Hbs ist die endogene Rst Expression gestört. Wird Hbs in den IOC überexprimiert, so akkumuliert Rst nicht mehr spezifisch an den Grenzen der IOC zu den 1° pc, sondern findet sich an den Zellgrenzen zwischen den IOC. Durch Sns kann solch eine Umlagerung des Rst Proteins nicht induziert werden. Möglicherweise interagiert Rst primär mit Hbs während der Augenentwicklung. Interessant bei den Überexpressionsexperimenten mit Hbs ist, dass nach 40% Pupalentwicklung (P40) zwischen manchen Ommatidien der angesprochene Zellsortierungsdefekt zu beobachten ist, während zwischen anderen Ergebnisse 93 Ommatidien gar keine IOC beobachtet werden können. Wird Rst durch rstCCS1-5,3BX-Gal4 fehlexprimiert, so findet sich ein überraschendes Bild der Rst Expression in diesen Augenscheiben. Während das Auftreten eines Phänotyps bei Überexpression von rst in den Zellen seiner endogenen Aktivität noch mit einer konzentrationsbedingten Sensitivität seiner Funktion erklärbar ist, findet sich für die ungleichmäßige Verteilung hoher Rst-Immunreaktivität in allen Zelltypen keine leichte Erklärung. Obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, dass die rstCCS1-5,3BX-Gal4 Linie eine leichte Expression in 1° pc und Kristallkegelzellen vermittelt, die in den rst-Reportergenstudien nicht detektiert wurde, so zeigte sie sicher keine solch deutliche Expression in 1° pc und Kristallkegelzellen, wie sie durch die Rst-Immunreaktivität im vorliegenden Experiment visualisiert ist. Besonders auffallend ist der Mangel an Rst Expression jeweils in benachbarten Zellen unterschiedlichen Typs. Findet sich eine starke Rst Expression in 1° pc, so sind die benachbarten IOC zumeist nur schwach immunreaktiv. Findet sich starke Rst Expression in IOC, so sind die benachbarten 1° pc zumeist nicht markiert. Die stark Rst-immunreaktiven Kristallkegelzellen werden von 1° pc umschlossen, die wiederum nur schwach mit Rst markiert sind. Möglicherweise deutet dies auf einen Einfluss der Rst Expression auf seine eigene Expression in Nachbarzellen. Dass dies bisher nicht entdeckt wurde, könnte daran liegen, dass Rst seine Expression in Nachbarzellen gemäß dem Muster fortschreitender Differenzierung dieser Zellen induziert. Da mit der rstCCS1-5,3BX-Gal4 Linie rst erstmals gezielt in den sich zuletzt differenzierenden Zellen der Augenscheibe exprimiert wurde, kann diese nicht zellautonome endogene Expressionsaktivierung zum ersten Mal auffallen. Ebenfalls interessant ist, dass durch Überexpression von Sns keine Umverteilung von Rst innerhalb der IOC induziert wird. Die Zellsortierung der IOC erscheint leicht verzögert, und dies könnte eine Erklärung für die beobachtete Interferenz mit der sich anschließenden Apoptose geben. Zu viele korrekt sortierte IOC finden sich in späteren pupalen Stadien. Alternativ könnte dies auch als ein weiterer Hinweis gedeutet werden, dass durch das Rst/Hbs/Sns-Modul nicht nur die Zellsortierung vor der Apoptose vermittelt wird, sondern dass ihm auch während der Apoptose weitere, direktere Funktionen zukommen. Diskussion 5. 94 Diskussion Die vorliegende Arbeit behandelt die transkriptionelle Regulation des rst Gens in Drosophila. Die Transkriptionsstartstelle des rst Gens konnte identifiziert und der Promotor von rst beschrieben werden. Neben einem Initiator-Element besitzt der rst Promotor Downstream-Promoter-Elemente, aber keine TATA-Box. In einem Enhancer-Detection-Screen wurden 4,6 kb aufwärts des rst Promotors rst cis-regulatorische Sequenzen identifiziert, die mit Hilfe von konstruierten rst-Gal4 Linien charakterisiert wurden. Hierbei konnte eine komplexe Anordnung von spezifischen Enhancermodulen in der rst cis-regulatorischen Sequenz aufgedeckt werden. In einem Screen für Aktivatoren der rst Expression wurden mit Single minded (Sim), Dmef2 und nuklearen Effektoren der Ras-MAPK und Notch Signalwege Faktoren identifiziert, die auf identifizierte rst cis-regulatorische Sequenzen wirken. Die Regulation von rst durch Sim in embryonalen und postembryonalen Stadien wurde detailliert untersucht. In den folgenden Kapiteln wird diskutiert, in welchem Zusammenhang rst durch die identifizierten Aktivatoren seiner Expression reguliert wird und ob rst hierdurch potentielle neue Funktionen zugeschrieben werden können. Neben den identifizierten Aktivatoren der rst Expression wurden weitere Faktoren untersucht, die als Regulatoren der rst Expression in Betracht kommen. In Mutantenanalysen konnten keine Hinweise auf eine Regulation der rst Expression durch Asense und Broad-Complex (BR-C) in den optischen Loben bzw. durch BR-C, Atonal und Lozenge im sich entwickelnden Komplexauge ermittelt werden. In dem oben erwähnten Screen für das Potential der ektopischen Expressionsaktivierung von rst konnten keine sicheren Hinweise auf eine potentielle Regulation von rst durch diese und weitere Faktoren ermittelt werden. Die in der vorliegenden Arbeit konstruierten rst-Gal4 Linien sind hochspezifische experimentelle Werkzeuge und wurden für eine Überexpression von Rst, Hbs und Sns in Interommatidialzellen (IOC) der pupalen Retina eingesetzt. Hierbei konnten analoge Ergebnisse zu Überexpressionsstudien dieser Gene mit der weniger spezifischen Mz1369-Gal4 Linie in Bonengel, 2002, erzielt werden. Zudem führte die Überexpression von rst in IOC zu einem Expressionsmuster von Rst in der pupalen Retina, das auf einen Einfluss von Rst auf seine Expression in Nachbarzellen deutet. Diese potentielle nichtzellautonome Autoregulation der rst Expression wird in der folgenden Diskussion ebenfalls erörtert werden. 5.1. Die Regulation von rst durch Single minded 5.1.1. rst wird durch Sim in der embryonalen Mittellinie reguliert In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass rst durch Sim in der embryonalen Mittellinie reguliert wird. In sim Mutanten findet sich keine Expression von Rst in der embryonalen Mittellinie. Sim ist in der Lage, rst ektopisch zu aktivieren. Dabei wirkt Sim auf die identifizierte rstCCS1-3'BX Sequenz, in der die rstCCS1-3BBgl Sequenz enthalten ist, die wiederum die regulatorischen Elemente für eine spezifische Expression in Zellen der embryonalen Mittellinie enthält. In der rstCCS1-3BBgl Sequenz befinden sich zwei zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura konservierte CME, die Bindungsstellen für das Sim/Tgo Heterodimer darstellen. Da die Spezifität der CME von weiteren unbekannten Faktoren vermittelt wird (Zelzer et al., 1997; siehe auch Kap.4.7.5.), muss die Funktionalität der CME in vivo getestet werden. In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, Diskussion 95 dass die durch das rstCCS1-3BBgl Fragment vermittelte Reportergenexpression in der embryonalen Mittellinie von den beiden CME abhängt. Diese Ergebnisse in Verbindung mit der bekannten Lokalisierung von ektopischem Sim an die genomische Position von rst in den Riesenchromosomen von Drosophila (Muralidhar et al., 1993) lassen auf eine direkte Regulation von rst durch Sim/Tgo Heterodimere schließen. 5.1.2. Die Expression von rst in der embryonalen Mittellinie wird durch mehrere Faktoren reguliert Da Rst nicht in frühen mesektodermalen Zellen während der Gastrulation exprimiert wird und hierfür auch keine rst Reportergenaktivität festgestellt werden kann, zeigt dies, dass rst vermutlich nicht unter direkter Kontrolle der Kontrollgene der dorsalen / ventralen Musterbildung steht. Vielmehr wirken diese Gene auf sim, das nun die Expression nachgeschalteter Gene in Zellen der ventralen Mittellinie aktiviert. Dazu gehört auch rst, wie in dieser Arbeit gezeigt werden konnte. Die späte Expression von Genen in den Zellen der Mittellinie des ZNS wird nicht nur durch Sim reguliert, sondern auch von ihm nachgeschalteten Transkriptionsfaktoren (z.B. lola, jing, Cut, ocelliless, Cf1A, Krüppel; Crowner et al., 2002; Sedaghat et al., 2002; Wharton und Crews, 1993; Wharton et al., 1994). Für die späten Expressionen von slit und sim in Zellen der ZNS-Mittellinie konnte gezeigt werden, dass sie neben sim von fish-hook (fish) und drifter (dfr) abhängen (Ma et al., 2000). Diese beiden Transkriptionsfaktoren können mit Sim einen Proteinkomplex bilden, der Zielgene in der ZNS-Mittellinie aktiviert (Ma et al., 2000). In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass für die rst Reportergenexpression in Zellen der ventralen Mittellinie zwei CME verantwortlich sind. Allerdings war mit diesen Konstrukten eine späte Reportergenexpression in den Zellen der ZNS-Mittellinie zu beobachten. Dies zeigt, dass diese späte Expression durch andere Faktoren als Sim reguliert wird. In der regulatorischen rstCCS1-3BBgl Sequenz befinden sich Konsensusbindungsstellen für Fish und Dfr. Ob diese funktional sind, müssen weitere Experimente zeigen. Während eine Rst Expression in Zellen der Mittellinie vorübergehend nicht nachweisbar ist, vermittelt die rstCCS1-3BBgl Sequenz eine anhaltende Reportergenexpression in der embryonalen Mittellinie (siehe Abb.36). Durch einen verzögerten Proteinabbau des lacZ Reportergenprodukts gegenüber Rst könnte das Zeitintervall zwischen zwei unabhängigen Expressionen von rst in der Mittellinie maskiert sein. Eine alternative Möglichkeit ist, dass die Expression von rst in der Mittellinie nach der frühen Aktivierung durch sim durch die Wirkung eines Repressors unterbunden wird. Die Bindungsstellen eines putativen Repressors wären demzufolge nicht in der rstCCS1-3BBgl Sequenz vorhanden, so dass sich eine anhaltende Expression des Reportergens in der Mittellinie zeigt. Alternativ könnte auch die potentielle vorübergehende Repression des Reportergens durch einen verzögerten Proteinabbau des Reportergens gegenüber Rst maskiert sein. Interessanterweise startet die Mittellinien-Expression zweier bekannter Transkriptionsrepressoren zu einem mit der Rst Expressionsdynamik übereinstimmenden Zeitpunkt. Die Tramtrack Isoform Ttkp69 wird ab dem Stadium 12 in Zellen der embryonalen Mittellinie exprimiert (Giesen et al., 1997). Zudem zeigt sich ab dem Stadium 11/12 die Expression von Yan in Zellen der Mittellinie (Scholz et al., 1997). Yan ist ein Antagonist von Pnt und kompetitiert mit Pnt um die gleichen Bindungsstellen (siehe Kap.2.3.3.2.). Bemerkenswerterweise wird die Repression durch Ttk wie Yan durch den RasMAPK Signalweg aufgehoben, wenn auch jeweils durch einen unterschiedlichen Mechanismus (Xiong und Montell, 1993; Lai und Li, 1999; Rebay und Rubin, 1995). Für die späte Expression von rst in Zellen der ZNS Mittellinie könnte nach diesem Modell eine Aktivierung durch den Ras-MAPK Signalweg verantwortlich ein. Der Ras-MAPK Signalweg ist für die Spezifizierung, Differenzierung und das Überleben von Zellen der späten ZNS Mittellinie nötig (Scholz et al., 1997). Auch Pnt.P2, der Diskussion 96 nukleäre Effektor des Ras-MAPK Signalwegs, zeigt eine anhaltende Expression in Zellen der ZNS Mittelline (Klämbt, 1993). Da diese putative Pnt Aktivierung von rst in der Mittellinie nur durch die rstCCS1-3BBgl Sequenz vermittelt wird und nicht durch das mutmaßliche Pnt Element in der rstCCS1-2,4BglX Sequenz (siehe Kap.4.2.5.), ist zudem mit einem spezifischen Kofaktor für diese Regulation zu rechnen, der zusammen mit Pnt nur auf die rstCCS1-3BBgl Sequenz wirkt. Es ist bekannt, dass Pnt zusammen mit Kofaktoren Zielgene aktiviert (Granderath et al., 2000; Treier et al., 1995). Implikationen aus dieser Wirkung von Pnt für die Regulation von rst in der Mittellinie werden in Kap.5.3.2. diskutiert. Da die späte Rst Expression in der Mittellinie nur sehr schwach und recht kurz ist, könnte dies ein Hinweis auf eine Regulation von rst durch den Ras-MAPK Signalweg sein, die nur bei einer bestimmten Funktion des Ras-MAPK Signalweg greift. Solch eine potentielle Funktion könnte in der Kontrolle von apoptotischen Prozessen liegen und wird in Kap.5.3.2. diskutiert. 5.1.3. In den optischen Loben aktiviert Sim andere Zielgene als in der embryonalen Mittellinie Das rstCCS1-3BBgl Fragment vermittelt Reportergenexpression in der embryonalen Mittellinie, nicht aber eine mit der Expression von Rst vergleichbare Reportergenexpression in den optischen Loben. Dies zeigt, dass bei einer Regulation von rst durch Sim in den optischen Loben diese Regulation nicht via derselben rst cis-Elemente vermittelt wird. In der vorliegenden Arbeit konnte zudem gezeigt werden, dass rst nicht über andere cis-Elemente durch Sim in den optischen Loben reguliert wird. In optischen Loben von simts Mutanten und in optischen Loben mit mutanten sim Zellklonen zeigt sich eine normale Rst Expression (siehe Kap.4.7.6.). Zudem findet sich auch Slit in den optischen Loben von simts Mutanten (nicht gezeigt), obwohl die Expression von slit in der ZNS-Mittellinie des Embryos von sim abhängt. Diese Ergebnisse sind bemerkenswert, da sie auf eine bisher nicht beschriebene differentielle gewebsspezifische Interaktion von Sim mit unterschiedlichen Kofaktoren verweisen. Die DNA-Bindungseigenschaften von Sim scheinen auch in den optischen Loben dieselben wie in der embryonalen Mittellinie zu sein, da Sim in den optischen Loben mit seinem Dimerpartner Tgo kolokalisiert (Pielage et al., 2002). Da rst in den optischen Loben exprimiert wird, scheint es wenig wahrscheinlich, dass der chromosomale Bereich des rst Genlokus während dieses Entwicklungsstadiums in irgendeiner Weise durch Chromatinmodifikationen ruhiggestellt ist. Vielmehr ist davon auszugehen, dass entweder die Bindung von Sim/Tgo Heterodimeren an die CME in der rstCCS1-3BBgl Sequenz aktiv unterbunden wird oder Sim für die Aktivierung der Transkription in den optischen Loben weitere Kofaktoren benötigt, die eine Sequenz erkennen, die in der rst cisSequenz nicht vorliegt. Auch für die Aktivierung von Zielgenen des Sim/Tgo Heterodimers in der embryonalen Mittellinie wird ein Kofaktor postuliert (Zelzer et al., 1997). Die vorliegende Arbeit unterstützt diese These und liefert zudem Evidenzen, dass eine differentielle Regulation von Zielgenen des Sim/Tgo Heterodimers durch Wechselwirkung mit unterschiedlichen Kofaktoren existiert. Die Identität dieser postembryonalen Zielgene von sim ist völlig unbekannt, denn neben der vorliegenden Arbeit gibt es bisher keine Untersuchungen zu postembryonalen Zielgenen von Sim in Drosophila. Eine äußerst interessante Hypothese in diesem Zusammenhang war, dass Sim postembryonal möglicherweise in die Regulation des gleichen funktionalen Moduls involviert ist, wobei nun allerdings die zu regulierenden Zielgene des betreffenden Moduls invertiert sind. Das für die Entwicklung des embryonalen ZNS essentielle Robo/Slit-Modul spielt auch bei der Entwicklung der optischen Loben eine wichtige Rolle (Soukup, Apitz und Fischbach, unpublizierte Ergebnisse). Da die Expression von Slit in der embryonalen Mittellinie von Sim reguliert wird, sollten dieser Hypothese gemäß somit die Robo-Rezeptoren in den optischen Loben durch Sim reguliert werden. In der Tat Diskussion 97 zeigen die Robo-Rezeptoren eine entsprechende Expression und einen mutanten Phänotyp in den optischen Loben, der auf eine potentielle Regulation durch Sim schließen lässt. Allerdings zeigt Robo eine normale Expression in den optischen Loben von simts Mutanten (nicht gezeigt), so dass diese Hypothese wohl nicht zutreffend ist. Postembryonale Zielgene von sim sind daher weiterhin unbekannt. 5.1.4. Welche potentielle Funktion besitzt Rst in der embryonalen Mittellinie? Interagiert Rst mit Hbs in der embryonalen Mittellinie? Rst bildet zusammen mit Kirre, Hibris (Hbs) und Sticks and stones (Sns) ein Modul aus Zelladhäsionsmolekülen, für das eine Funktion während der Entwicklung der Komplexaugen und der embryonalen Muskulatur beschrieben ist (Bonengel, 2002; Dworak und Sink, 2002). Von den Molekülen dieses Moduls sind nur Hibris und Rst in der embryonalen Mittellinie exprimiert (Artero et al., 2001; Dworak et al., 2001; Schneider, 1994). In S2 Zellkultur-Experimenten konnte keine Interaktion von Rst mit Hbs nachgewiesen werden (Dworak et al., 2001). Allerdings könnte dies zum einen daran liegen, dass ein die Bindung vermittelnder Faktor in diesen Zellen fehlt. S2 Zellen sind embryonale Zellen, deren Differenzierungszustand nicht bekannt ist (Schneider, 1972). Zum anderen scheinen die S2 Zellkultur-Experimente zu potentiellen Hbs Interaktionen unter sehr stringenten Bedingungen durchgeführt worden zu sein, denn in ihnen konnte keine homophile Interaktion von Rst und keine Interaktion von Rst mit Sns ermittelt werden (Dworak et al., 2001). Beide Interaktionen konnten in anderen S2 Zellkultur-Experimenten nachgewiesen werden (Galletta et al., 2003; Schneider et al., 1995). Daher scheint es durchaus möglich, dass Rst und Hbs interagieren können. Unterstützung erhält diese These durch Experimente mit ektopischer Rst Expression in der Augenimaginalscheibe, bei denen die subzelluläre Lokalisierung von Hbs zum Ort der ektopischen Rst Expression umverteilt ist (Bonengel, 2002). Auch die in der vorliegenden Arbeit präsentierte Überexpression von Hbs in Interommatidialzellen führte zu einer Umverteilung von Rst innerhalb dieser Zellen. Basierend auf diesen Experimenten wäre es somit durchaus lohnenswert, sich die Entwicklung der embryonalen Mittellinie in hbs; rst Doppelmutanten anzuschauen. Weder in hbs, noch in rst Einzelmutanten konnte bisher ein Defekt in der Mittellinie beschrieben werden. Beide Mutanten sind lebensfähig. Die Funktion einer potentiellen Interaktion von Rst und Hbs in der embryonalen Mittellinie könnte einen adhäsiven Charakter besitzen. Ist Rst in Adhäsionsprozesse während der Entwicklung der embryonalen Mittellinie involviert? In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass Rst apikal in den zytoplasmatischen Ausläufern der ins Innere des Embryos delaminierenden Zellen der ventralen Mittellinie exprimiert wird (siehe Kap.4.7.1.). Daher könnte eine Funktion von Rst eine adhäsive Wirkung sein, die verhindert, dass die Zellen der Mittellinie während des Delaminierungsprozesses den Kontakt zur Epidermis verlieren und möglicherweise an falsche Positionen wandern. Die genaue Positionierung der Zellen der Mittellinie im Inneren des Embryos stellt einen wichtigen Prozess bei der Entwicklung des ZNS dar, denn die Zellen der ZNS Mittellinie sind ein essentielles Signalzentrum für das sich differenzierende ZNS. Dass Rst durch seine adhäsiven Eigenschaften interzellulare Kontakte stabilisiert, wird durch die bekannte Expression von Rst in den Apodemen unterstützt (Strünkelnberg et al., 2001). Apodeme sind Anheftstellen der Muskelfasern an die Epidermis, die den mechanischen Kräften der Muskelkontraktion ausgesetzt sind. Diskussion 98 Spielt Rst eine Rolle bei Funktionen des EGFR Signalwegs in der embryonalen Mittellinie? sim gehört zu den Genen der spitz Gruppe. Die Einteilung dieser Gene in die gleiche Kategorie wurde aufgrund ihrer analogen embryonalen Phänotypen durchgeführt, die durch den Verlust des Zähnchenbandes (Denticle Belts) in ventralen Regionen und durch Defekte im ventralen Teil des ZNS charakterisiert sind (Mayer und Nüsslein-Volhard, 1988). Die Gene der spitz Gruppe sind in die Entwicklung des ventralen Neuroektoderms involviert. Neben sim finden sich in der spitz Gruppe hauptsächlich Gene des EGFR Signalwegs, für dessen weitere Komponenten ebenfalls gezeigt werden konnte, dass sie in die Entwicklung des ventralen Neuroektoderms involviert sind (Schweitzer und Shilo, 1997). Ein Aktivitätsgradient des EGFR Signalwegs wird in den Zellen des ventralen Neuroektoderms durch einen Mechanismus generiert, der dem EGFR Aktivitätsgradienten während der Spezifizierungsprozesse der Zellen in der Augenimaginalscheibe analog erscheint (Freeman, 1996, 1997; Kumar 2002; Schweitzer und Shilo, 1997). Hierbei kommt der ventralen Mittellinie durch die Sekretion des EGFR Liganden Spitz ein zentrale Rolle zu (Golembo et al., 1996). Es konnte gezeigt werden, dass durch die Aktivität von sim in der ventralen Mittellinie die Entwicklung des ventralen Neuroektoderms durch die Aktivität des EGFR Signalwegs induziert wird (Chang et al., 2001). Die Expression von Rst in der ventralen Mittellinie könnte auf eine Rolle von Rst während des geschilderten Entwicklungsprozesses hinweisen. Rst wird auf den apikalen zytoplasmatischen Fortsätzen der bereits delaminierten Zellen der Mittellinie exprimiert (siehe Abb.37), durch die diese Zellen weiterhin in Kontakt zu den Zellen des ventralen Neuroektoderms an der Oberfläche des Embryos bleiben. Möglicherweise ist Rst in die Etablierung des EGFR Signalwegs aus den Zellen der Mittellinie in die benachbarten Zellen involviert, entweder direkt durch eine modulierende Funktion oder indirekt durch die Aufrechterhaltung des adhäsiven Kontakts zur ventralen Oberfläche des Embryos. Oder Rst ist in das Abschalten des EGFR Signals involviert, wie das für eine mögliche Funktion von Rst während der Entwicklung des Komplexauges diskutiert wird (siehe Kap.5.3.). Interessanterweise zeigt Rst während der Induktionsprozesse der unterschiedlichen Zellspezifizierungen in der Augenimaginalscheibe ein hochdynamisches Expressionsmuster (Reiter et al., 1996). Auch hierbei ist der EGFR Signalweg ein entscheidender Effektor (Freeman, 1996, 1997) und seine mit dp-ERK visualisierte Aktivität (siehe Kap.2.3.3.2.) zeigt ein gleichsam hochdynamisches Expressionsmuster in diesem Entwicklungsstadium (Gabay et al., 1997a; Kumar et al., 1998). Somit könnte das Muster der Rst Expression dahingehend interpretiert werden, dass Rst in den Kontaktstellen der Zellen zum Zeitpunkt von interzellularen Induktionsprozessen akkumuliert. Da weder im frühen Embryo noch für die frühe Augenentwicklung mutante Phänotypen von rst erkannt wurden, scheint die Rolle von Rst während dieser Prozesse redundant abgesichert. Diese Redundanz kann im Gegensatz zur Muskelentwicklung aber nicht durch sein Paralog kirre vermittelt werden, da kirre nicht in der embryonalen Mittellinie exprimiert wird (Strünkelnberg et al., 2001). Ein potentieller Kandidat für eine redundante Funktion mit rst in der embryonalen Mittellinie wäre hbs, da hbs ebenfalls in den Zellen der embryonalen Mittellinie exprimiert wird (siehe oben; Artero et al., 2001; Dworak et al., 2001). Auch in der Entwicklung der Gliazellen der Mittellinie kommen dem RasMAPK Signalweg mehrere Funktionen zu. Er wird für die Initiierung der Entwicklung der Gliazellen der Mittellinie benötigt (Raz und Shilo, 1992). Mutationen im EGFR führen zu einem ZNS Phänotyp, der dem Phänotyp von sim entspricht. Die Zellen der Mittellinie wandern nicht ins Innere des Embryos und sind später nicht mehr nachweisbar (Hummel et al., 1999b). Durch EGFR aktiviertes Pointed kontrolliert die Differenzierung der Gliazellen der Mittellinie (Scholz et al., 1997). Neben dieser Funktion von EGFR in der Differenzierung der Gliazellen kommt dem Ras-MAPK Signalweg auch eine Überlebensfunktion für die Gliazellen der Mittellinie zu, indem er das proapoptotische Molekül Hid in diesen Zellen inhibiert (Bergmann et al., 2002; Kurada und White, 1998; siehe Kap.5.3.2.). Diskussion 99 Möglicherweise verweist die späte Expression von Rst in Zellen der ZNS-Mittellinie auf eine zu seiner möglichen Rolle während der Apoptose in der pupalen Retina analogen Funktion (siehe Kap.5.3.). Weitere potentielle Funktionen der späten Rst Expression in Zellen der ZNS Mittellinie Rst ist in späten Embryonalstadien in einzelnen Zellen der ZNS-Mittellinie exprimiert (siehe Abb.36 G-I). Neben der möglichen Funktion von Rst bei durch den EGFR Signalweg vermittelten Überlebensentscheidungen von Zellen der ZNS-Mittellinie könnte Rst weitere Funktionen in diesem späten embryonalen Entwicklungsstadium einnehmen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Prozesse der axonalen Wegfindung zur Ausbildung der Kommissuren weitgehend abgeschlossen (Hummel et al., 1999b). In einem weiteren Schritt der Formation des Strickleiternervensystems werden die beiden Kommissuren jedes Segments voneinander getrennt. Dies ist abhängig von einer Migration von zwei der 4-6 Gliazellen der Mittellinie, die auf einer Interaktion der Gliazellen mit Neuronen der Mittellinie basiert (Klämbt et al., 1991). In pnt Mutanten unterbleibt diese Migration der Gliazellen, so dass sich eine Fusion der Kommissuren zeigt (Hummel et al., 1999a; Klämbt, 1993). Allerdings findet auch dieser Prozess schon ab dem Stadium 12 der Embryogenese statt und scheint daher zu früh für die späte Expression von Rst in der ZNS Mittellinie zu sein. Ein möglicher Prozess, in dem Rst eine Rolle spielen könnte, ist aber die Ummantelung der kommissuralen Axone durch Gliazellen der Mittellinie. Es konnte gezeigt werden, dass Wrapper, ein Protein der Immunglobulin (Ig) Superfamilie mit 3 Ig Domänen, entscheidend für diesen Prozess ist (Noordermeer et al., 1998). Wrapper wird auf Gliazellen der Mittellinie exprimiert, und man nimmt an, dass Wrapper exprimierende Gliazellen den Kontakt mit kommissuralen Axonen zu maximieren versuchen. Die Gliazellen, die diesen Wettbewerb um axonalen Kontakt verlieren, werden durch Apoptose entfernt (Noordermeer et al., 1998). Obwohl die genaue Rolle von Wrapper im Prozess der Apoptose nicht klar ist, so ist eine potentielle Analogie zu der Rolle von Rst bei der Zellsortierung vor der Apoptose von Interommadialzellen (IOC) in der pupalen Retina offensichtlich. Da Rst zum betreffenden Zeitpunkt auch in Zellen der ZNS-Mittellinie exprimiert ist, könnte Rst auch in diesen Zellen eine ähnliche Funktion übernehmen wie in den pupalen IOC. 5.2. Die Regulation von rst während der Entwicklung des Mesoderms 5.2.1. Dmef2 als Regulator der mesodermalen rst Expression In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass die beiden rst-lacZ Konstrukte rstCCS1-3'BX-lacZ und rstEOR1-E-lacZ ektopisch durch Dmef2 in neuroektodermalen Zellen aktiviert werden. Im Gegensatz zu den anderen ektopischen Aktivatoren von Rst konnte mit Dmef2 allerdings keine ektopische Aktivierung der Rst-Expression in neuroektodermalen Zellen im Stadium 10 der Embryogenese beobachtet werden. Dies ist in Übereinstimmung mit anderen Studien, in denen beobachtet werden konnte, dass durch Dmef2 Zielgene erst ab dem Stadium 12 ektopisch in der Epidermis aktiviert werden können (Lin et al., 1997; Artero et al., 1998). Da Rst zu diesem Zeitpunkt bereits eine endogene Expression in diesen Zellen aufweist, konnte eine potentielle ektopische RstExpression in den Experimenten ektopischer Dmef2-Expression nicht zweifelsfrei identifiziert werden. Da die beiden verwendeten rst-lacZ Konstrukte im Wildtyp aber keine Reportergenexpression in neuroektodermalen Zellen vermitteln, ist die ektoptische lacZ-Reportergenexpression in scaGal4; rst-lacZ; UAS-Dmef2 Embryonen späterer Stadien auf ektopisches Dmef2 zurückzuführen. In den Diskussion 100 Bereich der rst cis-regulatorischen Sequenz, der in beiden rst-lacZ Konstrukten vorhanden ist, konnte ein Enhancer-Modul für eine der Dmef2-Expression sehr ähnlichen mesodermalen Reportergenexpression kartiert werden. Innerhalb dieses Enhancer-Moduls findet sich eine perfekte Dmef2-Konsensusbindungsstelle, die zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura konserviert ist. Da diese eine Länge von 10 bp aufweist (CTAAAAATAA; Lilly et al., 1994; Damm et al., 1998), ist sie ein seltenes Ereignis in einer genomischen Sequenz. Exakt die gleiche Sequenz stellt eine funktionale Dmef2-Bindungsstelle im Enhancer des β 3 tubulin Gens in Drosophila dar (Damm et al., 1998). Daher scheint eine direkte Regulation von rst durch Dmef2 sehr wahrscheinlich und Mutagenese Experimente der Dmef2-Konsensusbindungsstelle in der rst cis-regulatorischen Sequenz äußerst lohnend. Rst ist an den Fusionsprozessen der Myoblasten zur embryonalen Muskulatur beteiligt. Da Dmef2 Embryonen einen Defekt in diesen Fusionsprozessen aufweisen, liefert die in der vorliegenden Arbeit aufgedeckte Regulation von rst durch Dmef2 einen Zugang zum Verständnis des Muskeldefektes in Dmef2 Embryonen. 5.2.2. Die Expression von rst wird im Mesoderm durch mehrere Faktoren reguliert Obschon Dmef2 in der Lage ist, die Expression von rst zu aktivieren, ist Dmef2 nicht der einzige Regulator der rst Expression im Mesoderm. In Dmef2 mutanten Embryonen wird Rst weiterhin im Mesoderm exprimiert (Strünkelnberg, 2001). Auch Sns und Hbs, die beiden Interaktionspartner von Rst, können in Dmef2 mutanten Embryonen gefunden werden und werden damit zumindest nicht essentiell durch Dmef2 reguliert (Bour et al., 2000; Dworak et al., 2001). Allerdings werden Sns und Hbs nur in den fusionskompetenten Myoblasten exprimiert, während Rst wie Dmef2 in den fusionskompetenten Myoblasten und den Muskelgründerzellen exprimiert wird. Daher überrascht eine unterschiedliche Regulation von Rst und Sns bzw. Hbs nicht. Dass Rst in Dmef2 Mutanten weiterhin in mesodermalen Zellen exprimiert ist, findet anhand der rst Enhanceranalyse der vorliegenden Arbeit eine Erklärung. Hierbei konnte gezeigt werden, dass sich die mesodermale Reportergenexpression von rst in mindestens zwei Module trennen lässt. Sowohl die rstCCS1-2,4BglX als auch die rstEOR1-2,7X Sequenz vermitteln Reportergenexpression in mesodermalen Zellen. Dabei zeigen die beiden Fragmente ein klar unterscheidbares Muster der mesodermalen Reportergenexpression. Während die rstCCS1-2,4BglX Sequenz eine Reportergenexpression vermittelt, die stark an die Dmef2 Expression erinnert (siehe oben), scheint die Reportergenexpression der rstEOR1-2,7X Sequenz nur in einer mesodermalen Subpopulation vorzukommen. Die Möglichkeiten für eine experimentelle Suche nach potentiellen weiteren Regulatoren der mesodermalen rst Expression ist durch die multifaktorielle Kontrolle dieser Expression erheblich eingeschränkt. In Einzelmutanten mesodermaler Transkriptionsfaktoren (TF) wird die Expression von Rst in mesodermalen Zellen durch die Wirkung eines anderen Faktors weiterhin aufrecht erhalten sein, wie dies auch für Dmef2 Mutanten der Fall ist (siehe oben). Daher wurde in dieser Arbeit für die Identifizierung potentieller weiterer mesodermaler Regulatoren von rst der Ansatz ektopischer Expressionsaktivierung von rst gewählt, indem Muskel-TF in neuroektodermalen Zellen des Embryos ektopisch exprimiert wurden und diese Zellen auf ektopische Rst Expression untersucht wurden. In anderen Arbeiten konnte gezeigt werden, dass mesodermale TF in der Lage sind, ektopisch Zielgene in neuroektodermalen Zellen zu aktivieren (z.B. Dmef2, siehe oben; Gfl, siehe unten). Weitere potentielle Regulatoren der mesodermalen rst Expression Da durch die rstEOR1-2,7X Sequenz eine zumindest stärkere mesodermale Reportergenexpression in den abdominalen Segmenten des Embryos im Vergleich zu den thorakalen Segmenten vermittelt wird, ist Diskussion 101 es eine attraktive Möglichkeit, dass diese Reportergenexpression durch homeotische Gene aktiviert wird. Homeotische (Hox) Gene zeigen entlang der anterior-posterioren Achse eine regionspezifische Expression und tragen innerhalb des Mesoderms zur Differenzierung spezifischer Muskeln bei. Sie wirken hierbei kombinatorisch mit Genen, die die Identität eines Muskels festlegen (siehe Kap.2.3.3.4.). Besonders die Rolle von Ultrabithorax (Ubx) und abdominal-A (abd-A) in der Formation bestimmter Muskelvorläuferzellen in den anterioren abdominalen Segmenten wurde detailliert untersucht (Michelson, 1994). Zudem wurde die Regulation eines mesodermalen Zielgens von Ubx eingehend studiert: β3 tubulin wird im viszeralen Mesoderm durch Ubx reguliert (Hinz et al., 1992). Zwei Ubx-Bindungsstellen vermitteln eine hohe Expression in spezifischen Zellen des viszeralen Mesoderms (Kremser et al., 1999). Leider sind die Konsensusbindungsstellen von Hox Genen (TAAT g/t g/a; Ekker et al., 1991) recht unspezifisch, so dass sie in einer genomischen Sequenz im Durchschnitt alle 1 kb vorkommen. Daher lassen sich keine Zielgene anhand von HoxKonsensusbindungsstellen in ihren cis-Sequenzen vorhersagen. Da die durch die rstEOR1-2,7X Sequenz vermittelte mesodermale Reportergenexpression eine große Ähnlichkeit zum regionspezifischen mesodermalen Expressionsmuster von Ubx und abd-A aufweist (siehe Michelson, 1994), wurden diese beiden Hox Gene in ektopischen Expressionsstudien untersucht. Hierbei konnte keine ektopische Aktivierung der Rst Expression in neuroektodermalen Zellen beobachtet werden, wenn Ubx oder AbdA ektopisch in diesen Zellen exprimiert wurden (siehe Kap.4.3.). Allerdings ist es gut möglich, dass den Hox Genen in diesen Zellen spezifische mesodermale Kofaktoren fehlen. Neben diesen Experimenten wurde in der Literatur nach Hinweisen für eine Regulation von rst durch Ubx oder AbdA gesucht. Es konnten zwei Veröffentlichungen gefunden werden, in denen die chromosomalen Bindungsstellen von Ubx und Abd-A in vivo bestimmt wurden. In einer Studie wurden Ubx und AbdA ektopisch in Speicheldrüsenzellen des 3. Larvenstadiums exprimiert und eine cytologische Kartierung der chromosomalen Stellen vorgenommen, an die die beiden Proteine binden (Botas und Auwers, 1996). Hierbei konnten beide Proteine nicht an der chromosomalen Stelle lokalisiert werden, in der sich rst befindet (3C3-3C5). In einer anderen Studie wurden polytene Chromosomen des Fettkörpers von verschiedenen Stellen entlang der anterior-posterioren Körperachse von Larven des 3. Stadiums auf ihre endogene Verteilung von Ubx und Abd-A untersucht (Marchetti et al., 2003). Ubx konnte nicht an der chromosomalen Position von rst lokalisiert werden. Eine Bindungsstelle von AbdA wurde an die cytologische Position 3 kartiert, was allerdings eine zu ungenaue Kartierung darstellt, um eine Aussage über eine potentielle Wechselwirkung von Abd-A mit dem Enhancer von rst machen zu können. Ferner ist zu beachten, dass diese Studien mit Chromosomen aus Speicheldrüsen oder aus dem Fettkörper des 3. Larvenstadiums unternommen wurden, so dass eine mögliche Wechselwirkung der Hox Gene mit rst während der embryonalen Mesodermentwicklung möglicherweise nicht entdeckt werden kann. Es konnten somit neben ähnlicher Expressionsmuster keine weiteren Hinweise für eine Regulation der mesodermalen rst Expression durch Hox Gene gefunden werden. Eine andere attraktive Erklärung für die differentiellen mesodermalen rst Reportergenexpressionsmuster war, dass die eine Sequenz Expression in fusionskompetenten Myoblasten vermittelt, während die andere Sequenz für die rst Expression in Muskelgründerzellen zuständig ist. Zumindest rstCCS1-2,4BglX scheint in späteren Stadien eine Expression in allen Muskelfasern aufzuweisen. Dies könnte auf eine Reportergenexpression in fusionskompetenten Myoblasten schliessen lassen, da diese Zellen zur Ausbildung aller Muskeln beitragen. Allerdings konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass Dmef2 auf diese cis-Sequenz wirkt, so dass die vermittelte Reportergenexpression nicht ausschliesslich in fusionskompetenten Myoblasten vorkommt. Die Möglichkeit, dass durch die rstEOR1-2,7X Sequenz allerdings zumindest Teile der Muskelgründerzellen markiert werden, ist gegeben. Wären alle Muskelgründerzellen markiert, so müssten theoretisch durch die Stabilität des lacZ Reportergenprodukts nach den Fusionsprozessen Diskussion 102 auch alle Muskeln markiert sein, was für die rstEOR1-2,7X Sequenz nicht zutrifft. Eine experimentelle Untersuchung der potentiellen Spezifität der rstEOR1-2,7X Sequenz für Muskelgründerzellen gestaltet sich aber als ausgesprochen schwierig, da hierfür die Reportergenexpression von rstEOR1-2,7X vor den Fusionsprozessen mit einem spezifischen Marker für Muskelgründerzellen untersucht werden müsste. Ansonsten lässt sich nicht sagen, ob die Reportergenexpression von Muskelgründerzellen oder von den bereits fusionierten fusionskompetenten Myoblasten stammt. kirre ist das einzige bekannte Gen, das selektiv in allen Muskelgründerzellen exprimiert wird. Das Einbringen des rstEOR1-2,7X-Fragmentes in einen myoblast city (mbc) mutanten Hintergrund, in dem die Myoblastenfusionsprozesse blockiert sind (Rushton et al., 1995), wäre ein mögliches Experiment zur Lösung dieser Frage. Überlappende Expression von Kirre und der rstEOR1-2,7X vermittelten Reportergenexpression würde auf eine Spezifität des rstEOR1-2,7X-Fragments für Muskelgründerzellen weisen. Leider gibt es derzeit noch keinen KirreAntikörper, der in Embryonen hinreichend funktioniert. Die Expression von Dmef2 und sns in fusionskompetenten Myoblasten wird durch Gleeful reguliert. gleeful (gfl, auch bekannt als lame duck und myoblast incompetent) wird spezifisch in fusionskompetenten Myoblasten exprimiert und in gfl Mutanten bleibt die Fusion der korrekt angelegten Muskelgründerzellen mit den betroffenen fusionskompetenten Myoblasten aus (Furlong et al., 2001; Duan et al., 2001; Ruiz-Gomez et al., 2002). In der vorliegenden Arbeit konnte keine ektopische Aktivierung von Rst durch ektopische Expression von Gfl in neuroektodermalen Zellen beobachtet werden. Möglicherweise fehlen Kofaktoren in dem Gewebe der ektopischen Expression, so dass eine Regulation von rst durch Gfl in fusionskompetenten Myoblasten nicht ausgeschlossen werden kann. Allerdings ist Gfl in der Lage, Dmef2 und Sns ektopisch in neuroektodermalen Zellen zu aktivieren (Ruiz-Gomez et al., 2002). Sicher sagen lässt sich nur, dass Gfl dank seiner spezifischen Expression in fusionskompetenten Myoblasten nicht der einzige Faktor der mesodermalen Regulation von rst sein kann. Während der Ausbildung der mesodermalen Anlage im Blastodermstadium des Embryos wird rst nicht in diesen Zellen exprimiert. Auch während der Gastrulation, wenn die mesodermale Anlage in das Innere des Embryo wandert, ist kein rst in mesodermalen Zellen zu finden. Das mesodermale Selektorgen twist ist in den mesodermalen Zellen von Beginn an exprimiert, so dass es unwahrscheinlich scheint, dass rst ohne Kofaktoren durch Twist reguliert wird. Allerdings könnte zu den frühen Zeitpunkten ein mesodermaler Repressor auf rst wirken und so die Aktivierung durch Twist verhindern. Zfh-1 ist solch ein transkriptioneller Repressor (Postigo et al., 1999), dessen Expression in der mesodermalen Anlage beginnt und zu einem Zeitpunkt herunterreguliert wird (Lai et al., 1991), da die mesodermale Expression von rst beginnt. Zfh-1 verhindert durch kompetitive Bindung im Dmef2 Enhancer die Aktivierung von Dmef2 durch Twi (Postigo et al., 1999). In gleicher Weise könnte Zfh-1 auf die Expression von rst wirken. Allerdings würde das nicht die weitere mesodermale Expression von rst erklären können, da die Expression von Twi nur kurzfristig länger als die von Zfh-1 anhält. Twist selber kann als Heterodimer mit Daughterless (Da) auch repressorische Wirkung entfalten (Castanon et al., 2001). Die frühe Expression von Twist ist allerdings durch seine aktivierende Wirkung als Homodimer gekennzeichnet, wie auch seine weitere Wirkung in Zellen des somatischen Mesoderms (Castanon et al., 2001), so dass es kaum wahrscheinlich scheint, dass Twi rst in mesodermalen Zellen früher Embryonalstadien reprimiert. Reprimierende Wirkung von Twi/Da Heterodimeren wird bisher nur in den Domänen seiner niedrigen Expression im sich differenzierenden viszeralen Mesoderm angenommen (Castanon et al., 2001). Dass Rst im Mesoderm des Blastoderm-Stadiums nicht anzutreffen ist, könnte auch an einer reprimierenden Wirkung von Snail (Sna) liegen. In sna Mutanten ist die ventrale Invagination von Zellen während der Gastrulation blockiert und es bildet sich kein mesodermales Gewebe aus (Hemavathy et al., 1997). Snail wirkt als Repressor neuroektodermaler Gene in den invaginierenden Diskussion 103 mesodermalen Zellen. In sna Mutanten findet sich daher eine ektopische Expression dieser Gene in den Zellen, die das Mesoderm ausbilden würden (Nambu et al., 1990). In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass sich in sna Mutanten auch eine ektopische Expression von Rst in ventralen Zellen nachweisen lässt, die auf der Oberfläche des Embryos liegen und vermutlich die Zellen darstellen, deren mesodermale Differenzierung fehlgeschlagen ist und die unfähig sind zu invaginieren (siehe Kap.4.7.3.). Möglicherweise ist also Snail ein Repressor von rst in mesodermalen Zellen des Blastoderms und Twist kann in sna Mutanten rst nun aktivieren. Allerdings konnte gezeigt werden, dass Snail ein direkter Repressor von single-minded (sim) im Mesoderm ist (Nambu et al., 1990; Kasai et al., 1992). Daher ist es möglich, dass in sna Mutanten also sim ektopisch aktiviert wird und dieses ektopische Sim nun wiederum rst ektopisch aktivieren kann. Beide Möglichkeiten sind gegeben. Allerdings konnte in sna; sim Doppelmutanten gezeigt werden, dass die ektopische Expression von sim und nicht eine direkte Derepression durch Sna für eine ektopische Aktivierung anderer Zielgene von Sim in sna Mutanten verantwortlich ist (Nambu et al., 1990). Da Sim auch rst in neuroektodermalen Zellen ektopisch aktivieren kann (siehe Kap.4.3.), scheint es wahrscheinlich, dass auch rst durch Sim und nicht direkt durch Sna reguliert wird. Nichtsdestotrotz könnte man zwischen den beiden Möglichkeiten unterscheiden, indem man auch die Rst Expression in sna; sim Doppelmutanten untersucht. Es ist nicht bekannt, ob rst in allen Muskelgründerzellen exprimiert ist oder nur in einer spezifischen Subpopulation. Wenn Rst eine generelle Funktion bei der Fusion von Muskelzellen ausübt, so wäre eine Expression in allen Muskelgründerzellen naheliegend. Zahlreiche Gene sind für die Identität einzelner Muskelgründerzellen essentiell (z.B. Kr, nau, vg, eve, ap, S59; siehe Kap.2.3.3.4.). Dass rst durch all diese Gene jeweils in den spezifischen Muskelgründerzellen reguliert wird, scheint keine sich aufdrängende Arbeitshypothese, sollte jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die Expression von Hbs im viszeralen Mesoderm ist in bagpipe (bap) mutanten Embryonen stark reduziert (Dworak et al., 2001). bap ist ausschliesslich im viszeralen Mesoderm exprimiert, dessen Differenzierung von bap abhängt (Azpiazu und Frasch, 1993). Ob auch rst von Bap reguliert wird, konnte leider nicht ermittelt werden, da die Haltung von bap Mutanten äußerst schwierig ist und kein Stamm trotz mehrmaliger Versuche in der Lage war, genug Nachkommen für eine Analyse ihrer Rst Expression zu produzieren. Da durch rstCCS1-2,4BglX und rstEOR1-4,7E jeweils Reportergenexpressionen im somatischen Mesoderm vermittelt werden, rstEOR1-4,7E aber im Gegensatz zu rstCCS1-2,4BglX keine Reportergenexpression im viszeralen Mesoderm zeigt, konnte ein viszeraler Mesoderm-Enhancer der kurzen DNA Sequenz zugeordnet werden, die nur in der rstCCS1-2,4BglX Sequenz und nicht in der rstEOR14,7E Sequenz enthalten ist (siehe Abb.26). Dies legt die Regulation von rst durch einen für das viszerale Mesoderm spezifischen TF wie Bap nahe. Wird die mesodermale rst Expression durch den Ras-MAPK und den Notch Signalweg reguliert? Sowohl der Ras-MAPK Signalweg als auch der Notch Signalweg sind in der Lage, die Expression von Rst ektopisch zu aktivieren (siehe Kap.4.3.). Diese ektopische Aktivierung wird in beiden Fällen durch die rstCCS1-3'BX cis-Sequenz vermittelt (siehe Kap.4.4.), die eine Reportergenexpression in mesodermalen Zellen bewirkt (siehe Kap.4.2.2.). Somit könnten beide Signalwege in die Regulation von rst in mesodermalen Zellen involviert sein. Durch den Ras-MAPK Signalweg werden Muskelgründerzellen im somatischen und viszeralen Mesoderm spezifiziert (Buff et al., 1998; Carmena et al., 1998a; siehe Kap.2.3.3.4.). Rst ist in diesen Zellen exprimiert (Strünkelnberg et al., 2001), so dass eine Regulation von rst durch den Ras-MAPK Signalweg in diesen Zellen möglich erscheint. Allerdings ist dies schwer zu testen, da in Embryonen, in denen der Ras-MAPK Signalweg unterbunden ist, immer noch die fusionskompetenten Myoblasten vorliegen. Auch in diesen Zellen ist Rst exprimiert (Strünkelnberg et al., 2001), so dass nicht mit einem Verlust mesodermaler Rst Diskussion 104 Expression in Ras-MAPK defizienten Embryonen zu rechnen ist. In der Tat finden sich Rst positive mesodermale Zellcluster in Embryonen, die konstitutiv aktives Yan in mesodermalen Zellen überexprimieren (twiGal4; UAS-yanACT; nicht gezeigt). Neben fusionskompetenten Myoblasten könnten diese mesodermalen Zellen auch die Lethal-of-scute exprimierenden Zellcluster darstellen, die für den Empfang des Ras-MAPK Signals bereit sind (siehe Kap.2.3.3.4.). Zudem wird Dmef2 sowohl in Muskelgründerzellen als auch in fusionskompetenten Myoblasten exprimiert (Lilly et al., 1994; Bour et al., 1995; Taylor et al., 1995; siehe oben). Da rst von Dmef2 reguliert wird (siehe oben), lässt sich eine Regulation von rst durch den EGFR Signalweg in mesodermalen Zellen anhand einer Mutantenanalyse kaum entscheiden. Für eine Untersuchung der Regulation der rst Expression in mesodermalen Zellen durch den Notch Signalweg zeigt sich das gleiche Problem wie für die Untersuchung der Ras-MAPK Abhängigkeit. Notch wird für die Differenzierung der fusionskompetenten Myoblasten benötigt (Duan et al., 2001; Ruiz Gomez et al., 2002), so dass in Notch Mutanten immer noch die Muskelgründerzellen vorliegen würden, in denen Rst ebenfalls exprimiert ist. Mit den in dieser Arbeit erstellten rst-Gal4 Fliegen, die eine differentielle mesodermale Reportergenexpression vermitteln, ergeben sich aber Möglichkeiten für experimentelle Ansätze, um diese Fragestellungen zu untersuchen. Beispielsweise sollte die Mutagenese von Bindungsstellen für Su(H) bzw. Pnt in den betreffenden rst Reportergenfragmenten zur experimentellen Klärung einer Regulation von rst durch den Notch bzw. Ras-MAPK Signalweg während der Entwicklung des Mesoderms beitragen. Reportergenstudien verweisen auf eine komplexe mesodermale Regulation der rst Expression Zusätzlich zu den oben beschriebenen Aspekten der mesodermalen rst Regulation lässt sich anhand der rst Reportergen-Expressionsstudien (siehe Kap.4.2.5.) auf eine weitere Komplexität der mesodermalen rst Regulation schließen. Im Gegensatz zu den rstCCS1-5,3BX und rstCCS1-2,4BglX Fragmenten konnte mit dem rstEOR1-4,7E Fragment keine Reportergenexpression in Zellen des viszeralen Mesoderms beobachtet werden. Das rstCCS1-2,4BglX Fragment ist bis auf eine kurze Sequenz im rstEOR1- 4,7E Fragment enthalten, während rstCCS1-5,3BX die komplette rstCCS1-2,4BglX Sequenz beinhaltet. Eine naheliegende Erklärung ist daher, dass innerhalb dieser kurzen Sequenz Elemente vorhanden sind, die Reportergenexpression im viszeralen Mesoderm vermitteln. Daher scheint sich die mesodermale Expression von rst weiter aufteilen zu lassen. Ein abdominal regionspezifisches Modul in rstEOR1-2,7X, ein Modul für weitgehend alle somatische Muskelzellen in dem Bereich, der in rstEOR1-4,7E, rstCCS1-2,4BglX und rstCCS1-5,3BX enthalten ist, und das Modul für das viszerale Mesoderm. Alternativ könnte sich auch in der rstEOR1-2,7X Sequenz ein Repressor für die Expression im viszeralen Mesoderm befinden, der nun also in rstEOR1-4,7E aktiv wird, in rstCCS1-2,4BglX und rstCCS1-5,3BX aber nicht enthalten ist. Da aber Rst auch im viszeralen Mesoderm nachweisbar ist, ist diese Möglichkeit weniger wahrscheinlich. Dmef2 wirkt aktivierend auf das rstCCS1-3'BX-lacZ Konstrukt (siehe oben) und ist auch im viszeralen Mesoderm exprimiert. Die perfekte Dmef2 Konsensusbindungsstelle (siehe oben) befindet sich allerdings in der Sequenz, die in rstEOR1-4,7E, rstCCS1-2,4BglX und rstCCS1-5,3BX enthalten ist. Möglicherweise benötigt also Dmef2 einen Kofaktor für die Aktivierung der rst Expression im viszeralen Mesoderm, dessen Bindungsstelle in dem kurzen Bereich liegt, der nicht in rstEOR1-4,7E enthalten ist. Oder aber Dmef2 bindet selber in diesem kurzen Bereich und aktiviert die Expression von rst im viszeralen und somatischen Mesoderm. Auch in diesem Bereich finden sich zwei potentielle Dmef2 Bindungsstellen (siehe Kap.4.6.2.). Dann müsste ein dritter mesodermaler Aktivator der mesodermalen rst Expression postuliert werden, der innerhalb der rstEOR1-4,7E Sequenz bindet. Möglicherweise wird die rst Expression im viszeralen Mesoderm aber auch durch ein feines Zusammenspiel eines Enhancers in der nicht in rstEOR1-4,7E enthaltenen Sequenz, eines Inhibitors im rstEOR1-2,7X Fragment und einer durch Dmef2 über die perfekte Konsensusbindungstelle vermittelten Expression im viszeralen Mesoderm Diskussion 105 reguliert. Um dies zu eruieren, müssen Reportergen Expressionsstudien mit kleineren Subfragmenten der rst cis-Sequenz durchgeführt werden. 5.3. Die Regulation von rst durch den Ras-MAPK Signalweg 5.3.1. Die Expression von rst wird durch einen Effektor des Ras-MAPK Signalwegs ektopisch aktiviert In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Expression von rst ektopisch in neuroektodermalen Zellen durch Pnt.P1 aktiviert werden kann. Die Zellen des Neuroektoderms weisen Ähnlichkeiten mit den Zellen der Ras-MAPK Aktivität in der Augenimaginalscheibe auf. Beide sind ektodermalen Ursprungs und noch weitgehend undifferenziert. Pnt.P1 ist eine konstitutiv aktive Form von Pnt.P2, welches wiederum nur durch Phosphorylierung des Ras-MAPK Signalwegs aktiviert werden kann (O'Neill et al., 1994). Pnt.P1 und Pnt.P2 sind Isoformen des gleichen Gens, die durch alternatives Spleißen entstehen (Klämbt, 1993). Beide Isoformen besitzen die identische DNA bindende ETS-Domäne, so dass sie die gleiche DNA-Sequenz erkennen (Klämbt, 1993). In der Tat kann Pnt.P1 nach gezielter Expression in den betreffenden Zellen die Funktion von Pnt.P2 ersetzen (Scholz et al., 1997). Daher deutet eine ektopische Expressionsaktivierung durch Pnt.P1 gleichzeitig auch auf eine potentielle Regulation durch den Ras-MAPK Signalweg. Pnt.P1 wird durch den EGFR Signalweg transkriptionell aktiviert und wirkt als sekundärer Effektor des EGFR Signalwegs aktivierend auf Zielgene (Gabay et al., 1996). Möglicherweise werden alle Funktionen der Zelldifferentiation des EGFR Signalwegs duch Pnt vermittelt (Baonza et al., 2002). rst wurde nur durch Pnt.P1 ektopisch in neuroektodermalen Zellen aktiviert, nicht aber durch EGFR und Pnt.P2. Die Aktivität des weitgehend ubiquitär exprimierten EGFR ist von der Verfügbarkeit seiner Liganden abhängig (siehe Kap.2.3.3.2.). Somit überrascht eine fehlende ektopische Aktivierung von rst in EGFR überexprimierenden Embryonen nicht. Pnt.P2 muss durch Phosphorylierung aktiviert werden, so dass auch eine fehlende ektopische rst Aktivierung in Pnt.P2 überexprimierenden Embryonen zu erwarten war. Diese beiden Versuche können als Nullkontrolle gegenüber der spezifischen ektopischen Aktivierung von rst durch Pnt.P1 dienen. Ob rst ein direktes Zielgen von Pnt ist, lässt sich aufgrund der frühen und starken ektopischen Expression von Rst in den neuroektodermalen Zellen vermuten. In der rstCCS1-3'BX cis-Sequenz, auf die Pnt.P1 wirkt, finden sich Pnt Konsensusbindungsstellen, die zwischen Drosophila melanogaster und Drosophila pseudoobscura konserviert sind. Besonders eine konservierte Pnt Konsensusbindungsstelle in dem Bereich, in den ein Enhancer für Reportergenexpression in IOC zum Zeitpunkt apoptotischer Prozesse kartiert werden konnte, lässt sich hervorragend mit einer direkten Aktivierung von rst durch den Ras-MAPK Signalweg während apoptotischer Prozesse in der puaplen Retina vereinbaren (siehe unten). Somit gibt es starke Evidenzen, dass die Expression von rst durch den Ras-MAPK Signalweg aktiviert wird. Dies kann direkt durch aktiviertes Pnt.P2 oder auch sekundär durch hochreguliertes Pnt.P1 geschehen. Diskussion 106 5.3.2. Eine mögliche Funktion der rst Aktivierung durch den EGFR Signalweg: Kontrolle der Apoptose Da in dieser Arbeit gezeigt werden konnte, dass die Expression von rst durch einen Effektor des RasMAPK Signalwegs, Pnt, aktiviert wird, stellt sich die Frage, welche Funktion rst durch diese Aktivierung zukommt. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass rst ein Expressionsmuster zeigt, das viele Parallelen zu dem Aktivitätsmuster des Ras-MAPK Signalwegs aufweist. Eine potentielle Wechselwirkung von rst mit dem Ras-MAPK Signalweg während der Embryonalentwicklung wurde bei der Diskussion der rst Regulation durch Single minded dargelegt (siehe Kap.5.1.). Eine mögliche Regulation von rst durch den Ras-MAPK Signalweg in mesodermalen Zellen wird in Kap.5.2. diskutiert. Hier soll eine mögliche Funktion von Rst im Ras-MAPK Signalweg beim Prozess der Apoptose am Beispiel der Eliminierung überzähliger Interommatidialzellen (IOC) in der pupalen Retina (Übersicht in Brachmann und Cagan, 2003) diskutiert werden. Die Funktion des Ras-MAPK Signalwegs für das Überleben von Zellen Aufgrund der Schwierigkeiten, mutante Zellklone des EGFR Signalwegs zu produzieren, wurde der EGFR Signalweg seit längerem mit einer zellulären Überlebensfunktion in Verbindung gebracht (Dominguez et al., 1998; Kumar, 2002). Wird EGFR durch eine hitzeschockinduzierte, dominant negative Isoform (hs-Gal4; UAS-EGFR.DN) spezifisch zu dem Zeitpunkt ausgeschaltet, zu dem sich die sekundären und die tertiären Pigmentzellen (2° & 3° p.c.) differenzieren, so fehlen diese Zellen in adulten Fliegen (Freeman, 1996). In Experimenten mit temperatursensitiven EGFR Mutanten (EGFRts) zeigt sich zum betreffenden Zeitpunkt bei nicht permissiver Temperatur eine erhöhte Apoptoserate (Yu et al., 2002). Wird hingegen eine konstitutiv aktive Form des EGFR oder eine aktivierte Form von Ras zu dem Zeitpunkt der 2° & 3° p.c. Differenzierung in den IOC exprimiert, so werden zuviele IOC gebildet (Freeman, 1996; Miller und Cagan; 1998; Sawamoto et al., 1998). Somit dient das EGFR Signal als Überlebenssignal für die pupalen IOC, wie dies auch für larvale Zellen der Augenimaginalscheibe gezeigt werden konnte (Baker und Yu, 2001; Bergmann et al., 1998; Dominguez et al., 1998; Kurada und White, 1998). Genetische Experimente zeigen, dass EGFR das proapoptotische Gen head involution defective (hid) inaktiviert (Yu et al., 2002). Das Überlebenssignal wird durch Pnt vermittelt, so dass es zu einer transkriptionellen Regulation von Zielgenen kommt, im Falle von hid zu einer Aktivierung eines hid Repressors (Yang und Baker, 2003). Zudem kann Hid durch Phosphorylierungen der MAPK direkt inaktiviert werden (Bergmann et al., 1998, 2002). Epistatische Experimente zeigen, dass Notch (N), das ebenfalls eine Rolle bei der Apoptose spielt (siehe Kap.5.4.), in der Signalkette oberhalb von EGFR anzusiedeln ist. In N, EGFR Doppelmutanten zeigt sich eine erhöhte Apoptoserate, also der Phänotyp von EGFR Verlust (Yu et al., 2002). Wäre Notch unterhalb von EGFR anzusiedeln, so müsste durch den Verlust von Notch das Ausbleiben der Apoptose wie in Notch Einzelmutanten auftreten. Notch wirkt innerhalb der IOC (Miller und Cagan, 1998) und wirkt somit antagonistisch zum EGFR Überlebenssignal in den Zellen, die sterben werden. In Zellablationsexperimenten konnte zudem gezeigt werden, dass zum Zeitpunkt der Apoptose überzähliger IOC ein Überlebenssignal aus den 1° p.c. und / oder Kristallkegelzellen generiert wird (Miller und Cagan, 1998). Es wird angenommen, dass dieses Signal die Aktivierung von Notch inhibiert, so dass das EGFR Signal funktional bleibt (Yu et al., 2002). Die Identität dieses Signals ist unbekannt. Diskussion 107 Gibt es eine Wechselwirkung zwischen Rst und dem EGFR Signalweg bei der Apoptose? In rst Mutanten unterbleibt die Apoptose überzähliger IOC (Wolff und Ready, 1991). Eine wichtige Funktion von rst in diesem Prozess konnte mit seiner Benötigung für die vor der Apoptose notwendige Sortierung der IOC in eine einschichtige Zellreihe beschrieben werden (Reiter et al., 1996). Allerdings gibt es Evidenzen, dass rst noch weitere Funktionen bei der Eliminierung überzähliger IOC übernimmt (Miller und Cagan, 1998). Bemerkenswerterweise ist bei Überexpression einer für die äußerste Ig Domäne trunkierten Version von Rst die Zellsortierung in der pupalen Retina ungestört, während der Prozess der Apoptose nicht mehr stattfinden kann (Reiter und Fischbach, nicht publizierte Ergebnisse). Die in der vorliegenden Arbeit ermittelte Regulation von rst durch den Ras-MAPK Signalweg eröffnet einen Zugang zum Verständnis einer möglichen weiteren Funktion von Rst beim Prozess der Apoptose. Die Expression von rst im sich entwickelnden Komplexauge von Drosophila wird nicht allein durch den EGFR Signalweg bestimmt, wie in der vorliegenden Arbeit durch Überexpression einer dominant negativen Form von EGFR in allen Zellen posterior der morphogenetischen Furche gezeigt werden konnte (GMR-Gal4; UAS-EGFR.DN). In diesen Fliegen ist Rst weiterhin in Zellen der Augenimaginalscheibe nachweisbar. Daher scheint der EGFR Signalweg nur in speziellen Zellen verstärkend auf die rst Expression einzugreifen. Durch das rst Reportergenfragment, das durch ektopisches Pnt aktiviert werden kann, wird eine spezifische Reportergenexpression in IOC ab einem Zeitpunkt kurz vor der Apoptose vermittelt. Da sich das Muster der Reportergenexpression dieses durch Pnt.P1 aktivierbaren rstCCS1-3'BX-lacZ Konstrukts auch in anderen Geweben mit der spezifischen Überlebensfunktion des Ras-MAPK Signalwegs in Zusammenhang bringen lässt (siehe unten), ist dies ein starker Hinweis darauf, dass Rst in diesen Prozessen eine bisher unbekannte Funktion wahrnimmt. Welche potentielle Rolle Rst bei der Überlebensfunktion des Ras-MAPK Signalwegs spielt, soll im Folgenden diskutiert werden. Sowohl für eine positive Verstärkung wie auch für eine negative Regulation des Ras-MAPK Überlebenssignals gibt es unterstützende Argumente. Eine potentielle Funktion von Rst im Ras-MAPK Signalweg: positive Verstärkung des Überlebenssignals? Die einfachste Annahme einer möglichen Funktion der durch den EGFR Signalweg vermittelten Expression von rst lässt sich dadurch erklären, dass die Zellen, die das EGFR Signal erhalten, den Kontakt zu den signalisierenden Zellen verstärken möchten, um das Signal zu maximieren und andere Zellen vom Kontakt zum Signal zu verdrängen. Dafür verstärken sie die Expression von Zelladhäsionsmolekülen wie Rst. Rst ist diesem Modell gemäß also in eine positive Verstärkung des EGFR Signals involviert. Für Neuroglian, wie Rst ein Zelladhäsionsmolekül der Immunglobulin (Ig) Superfamilie, konnten Evidenzen für eine zellautonome aktivierende Funktion auf das Ras-MAPK Signal während axonaler Wegfindungsprozesse beschrieben werden (Garcia-Alonso et al., 2000). Auch während der Spezifizierung von Muskelgründerzellen kommt es zu einer zellautonomen positiven Rückkoppelung des EGFR Signals (Carmena et al., 2002). Allerdings lässt sich die in der vorliegenden Arbeit beobachtete Aktivierung der rst Expression durch das proapoptotische NotchSignal besser mit einer im Folgenden beschriebenen negativen Regulation des Ras-MAPK Überlebenssignals in Einklang bringen. Eine potentielle Funktion von Rst im Ras-MAPK Signalweg: negative Regulation des Überlebenssignals? Eine andere potentielle Funktion von Rst im EGFR Signalweg ist, dass Rst in eine negative Regulation des EGFR Signals involviert ist (siehe Abb.62). Eine inhibitorische Wirkung von Rst auf den EGFR Signalweg würde bedeuten, dass Rst das Überlebenssignal zellautonom abschaltet. Eine negative Regulation dieses Ras-MAPK Überlebenssignals durch Rst muss nun aber nicht Diskussion 108 zwingendermaßen bedeuten, dass die ersten Zellen, die das EGFR Signal erhalten, widersprüchlicherweise zur Apoptose bestimmt sind. Wahrscheinlicher scheint, dass in diesen Zellen die Differenzierung zu den 2° & 3° p.c. auf den Weg gebracht wurde und sie nun bereits gegen ein proapoptotisches Signal durch vermutlich den Notch Signalweg (siehe Kap.5.4.) nicht mehr empfänglich sind. Daher hat das Abschalten des EGFR Signals in diesen Zellen keine Auswirkung mehr auf ihr Überleben. Mit Hilfe des dp-ERK Antikörpers (siehe oben) konnte gezeigt werden, dass der Ras-MAPK Signalweg in allen IOC aktiviert wird (Brachmann und Cagan, unpublizierte Ergebnisse zitiert in Brachmann und Cagan, 2003). Wenn man nun annimmt, dass die Zellen in einem Wettbewerb um die schnellstmögliche Einleitung der Differenzierung stehen und die Verlierer im Gegensatz zu den Gewinnern noch empfänglich für ein proapoptotisches Signal sind, dann muss in diesen Zellen zudem das EGFR Überlebenssignal ausgeschaltet werden. Rst könnte also in allen IOC für das Abschalten des EGFR Überlebenssignals notwendig sein, was aber nur in den Verliererzellen zur Apoptose führt. In diesen Überlegungen muss allerdings die basale Expression von Rst in den IOC berücksichtigt werden. Rst ist schon lange vor dem Beginn der Differenzierung der 2° & 3° p.c. und der Apoptose überzähliger Zellen in den IOC exprimiert (Reiter et al., 1996). Hierbei wird Rst selektiv an den Grenzen der IOC zu den 1° p.c. angereichert, also dem Ort, an dem das EGFR Signal generiert werden wird. In der Tat erhält man beim Studium der Expressionsdynamik von Rst in der pupalen Retina den Eindruck, dass die IOC und Rst auf ein Signal aus den 1° p.c. warten. Dies würde eher für eine Funktion von Rst als positiven Verstärker des EGFR Signals sprechen, denn bei einer inhibitorischen Wirkung von Rst würde das EGFR Signal sofort unterbunden. Allerdings konnte gezeigt werden, dass diese Expression von Rst für die Sortierung der IOC in eine einschichtige Zellreihe notwendig ist (Reiter et al., 1996) und dass Rst hierbei mit heterophilen Liganden aus den 1° p.c., Hibris (Hbs) und Sticks and stones (Sns), interagiert (Bonengel, 2002). Daher könnten also die Bindungseigenschaften von Rst gesättigt sein, so dass Rst dank einer höheren Affinität zu Hbs und Sns nicht mit dem EGFR Signalweg interagiert. Erst eine weitere Induktion der rst Expression durch den EGFR Signalweg führt zu einer Konzentrationserhöhung von Rst in den IOC, so dass nun Rst mit dem EGFR Signalweg wechselwirken kann. Daher könnte im Falle einer inhibitorischen Wirkung von Rst auf den EGFR Signalweg diese erst nach der Aktivierung des EGFR Signalwegs aktiv werden und nicht schon zu früheren Zeitpunkten, in denen Rst auch schon an den betreffenden Stellen exprimiert ist. Eine weitere Möglichkeit der zeitspezifischen EGFR reprimierenden Wirkung von Rst stellt eine spezifische Aktivierung seiner reprimierenden Funktion zum betreffenden Zeitpunkt dar, beispielsweise durch eine heterophile Interaktion mit einem anderen Zelladhäsionsmolekül, wie dies für die EGFR repressorische Aktivität der Echinoid - Neuroglian Interaktion gezeigt werden konnte (Islam et al., 2003; siehe unten). Ein Funktion von Rst als Inhibitor des EGFR Signalwegs lässt sich hervorragend mit den mutanten Phänotypen von rst in Einklang bringen. In rst Mutanten, in denen die Lokalisierung von Rst in den IOC gestört ist, kann das EGFR Signal in den IOC nicht abgeschaltet werden, so dass EGFR weiterhin Hid reprimiert. Dadurch kann das vermutlich durch Notch vermittelte proapoptotische Signal nicht greifen, so dass sich alle IOC zu 2° bzw. 3° p.c. differenzieren. Für die rst Nullmutanten, in denen nur ein schwacher Phänotyp in den Augen auftritt, kann eine redundante Funktion des rst Paralogs kirre bei diesem Prozess postuliert werden. Alternativ kann man annehmen, dass Rst nur indirekt die Reprimierung von EGFR bewirkt, indem es die genaue Positionierung von EGFR Repressoren unterstützt. Der Ausfall von Rst in diesem Prozess ist redundant abgesichert, bei Fehllokalisation von Rst wird dieser Prozess aber erheblich gestört. Beide Möglichkeiten werden durch die Beobachtung unterstützt, dass Rst und EGFR in der apikalen Oberfläche der Zellen der Augenimaginalscheibe lokalisiert sind (Reiter et al., 1996; Zak und Shilo, 1992). Diskussion 109 1° p.c. Spitz ? Keren ? Sns / Hbs Rst ? ? EGFR Ras Apoptose Apoptose Ras MAPK Hid Hid Pnt.P2 MAPK Pnt.P2 Delta ? 2° / 3° p.c. Differenzierung Notch 2° / 3° p.c. Differenzierung Abb.62. Ein hypothetisches Modell für eine potentielle Funktion von Rst als Inhibitor des Ras-MAPK Signalwegs während apoptotischer Prozesse. In der vorliegenden Arbeit konnte eine Aktivierung der rst Expression durch den Ras-MAPK und den Notch Signalweg beschrieben werden. Diese Aktivierung wird durch eine rst cis-Sequenz vermittelt, die Reportergenexpression in Interommatidialzellen (IOC) zu einem Zeitpunkt zeigt, in dem die apoptotischen Entscheidungen in den IOC getroffen werden. Bemerkenswerterweise startet diese Reportergenexpression nicht gleichzeitig in allen IOC, sondern mit gewissen zeitlichen Verzögerungen. Das hier dargestellte Modell versucht die Aktivierung der rst Expression durch ein Überlebenssignal (RasMAPK) und ein proapoptotisches Signal (Notch) zu erklären. Hierfür wird eine zellautonome inhibitorische Wirkung von Rst auf den Ras-MAPK Signalweg postuliert. Unterstützung erhält dieses Modell durch die Wirkungen von Echinoid, dessen extrazelluläre Domäne signifikante Ähnlichkeiten mit Rst aufweist. Für Echinoid konnte eine antagonistische Wirkung auf den EGFR Signalweg und eine synergistische Wirkung mit dem Notch Signalweg während zellulärer Spezifizierungsprozesse beschrieben werden (siehe Text). Rst kommen dem hier dargestellten Modell gemäß äquivalente Funktionen während apoptotischer Prozesse in der pupalen Retina zu. Der EGFR Signalweg wird innerhalb der IOC durch die Wirkung von Spitz und/oder möglicherweise Keren aktiviert. Dies geschieht nicht in allen IOC gleichzeitig, so dass gewisse IOC einen Vorsprung gegenüber ihren Nachbarzellen haben. Der EGFR Signalweg induziert die Differenzierung der IOC zu 2°/3° pc. Gleichzeitig inhibiert er das proapoptotische Molekül Hid. Die Expression von antagonistisch wirkenden Molekülen wird aktiviert, darunter diesem Modell gemäß rst. Auch die Expression von Delta wird diesem Modell gemäß in der sich differenzierenden Zelle induziert. Solch eine Wirkung des EGFR Signalwegs konnte für die Spezifizierungsprozesse in anderen Zellen der pupalen Retina beschrieben werden. Delta aktiviert den Notch Signalweg in den Nachbarzellen. Dies führt zu einer verstärkten Expression von rst in diesen Zellen. Der zeitlich verzögert aktivierte EGFR Signalweg dieser Zellen erfährt nun in der Summe eine stärkere Inhibition als seine Nachbarzelle, so dass Hid nicht mehr reprimiert werden kann und es zur Apoptose dieser Zelle kommt. Eine den Funktionen von Echinoid entsprechende synergistische Wirkung von Rst auf den Notch Signalweg ist diesem Modell nach somit nicht direkt, sondern wird durch die Aktivierung der rst Expression durch den Notch Signalweg erzielt. Hierdurch wird das EGFR Überlebenssignal vermehrt reprimiert. Da Notch innerhalb der IOC wirkt, Rst aber nur an den Kontaktstellen zu den 1° pc akkumuliert, gibt die in der Diskussion 110 vorliegenden Arbeit beobachtete transkriptionelle Aktivierung von rst durch Notch eine Erklärung für eine mögliche Interaktion der beiden Moleküle. Unterstützung erhält dieses Modell aus beschriebenen genetischen Interaktionen von rst Mutanten mit Ras- bzw. Delta-Mutanten bei der Ausbildung des Augenphänotyps von rst (Tanenbaum et al., 2000). Auf welcher Ebene könnte Rst inhibitorisch auf den EGFR Signalweg wirken? Neben einer direkten Interaktion von Rst und EGFR sowie der gerade beschriebenen möglichen indirekten Wirkung von Rst auf die Reprimierung des EGFR Signals durch die spezifische Positionierung tatsächlicher Repressoren gibt es weitere potentielle Ebenen der Wechselwirkungen von Rst mit dem EGFR Signalweg. Generell ist bekannt, dass inhibitorische Rückkoppelungsmechanismen eine entscheidende Rolle bei der Funktion des Ras-MAPK Signalwegs spielen (Shilo, 2003; siehe Kap.2.3.3.2.). Bekannte Inhibitoren des Ras-MAPK Signalwegs werden wie rst (diese Arbeit) durch den Ras-MAPK Signalweg transkriptionell aktiviert (argos, kekkon, sprouty; Übersicht in Shilo, 2003). Interessant ist hierbei, dass Kekkon ein Transmembranprotein ist, das eine Ig Domäne besitzt. Seine inhibitorische Wirkung erreicht Kekkon durch eine Bindung mit der extrazellulären Domäne des EGFR (Ghiglione et al., 1999). Ein weiterer Inhibitor des EGFR Signalwegs konnte jüngst beschrieben werden. Echinoid (Ed) ist wie Rst ein Zelladhäsionsmolekül der Ig Superfamilie, besitzt aber 6 Ig-Domänen (Bai et al., 2001). Die extrazelluläre Domäne zeigt eine signifikante Ähnlichkeit zu Rst (Strünkelnberg et al., 2003). Es konnte gezeigt werden, dass Ed in der Augenimaginalscheibe inhibierend auf den EGFR Signalweg während der Spezifizierungsprozesse der ersten Retinulazellen einwirkt (Rawlins et al., 2003; Spencer und Cagan, 2003). Der genaue Mechanismus der inhibitorischen Wirkung ist unbekannt und umstritten. Allerdings deuten Kopräzipitationsexperimente auf eine direkte Interaktion von Ed mit EGFR hin (Spencer und Cagan, 2003). Die hierbei wechselwirkende Bindungsdomäne von Ed konnte allerdings nicht zweifelsfrei bestimmt werden (Spencer und Cagan, 2003). Zudem konnte gezeigt werden, dass die intrazelluläre Domäne von Ed essentiell für die EGFR reprimierende Wirkung von Ed ist (Bai et al., 2001; Islam et al., 2003). Es gibt Evidenzen, dass die EGFR Inhibition durch Ed durch eine direkte Interaktion mit Neuroglian (Nrg) aktiviert wird (Islam et al., 2003). Interessanterweise stellt DM-GRASP, ein heterophiler Ligand des Vertebratenhomologs von Neuroglian (DeBernardo und Chang, 1996; Hortsch, 1996), ein in Struktur und Sequenz verwandtes Molekül von Rst in Vertebraten dar (Ramos et al., 1993). In Drosophila konnte eine genetische Interaktion zwischen Nrg und Rst gefunden werden (Bader und Fischbach, nicht publizierte Ergebnisse). Neben seiner antagonistischen Wirkung auf den EGFR Signalweg konnte für Ed eine synergistische Interaktion mit dem Notch Signalweg beschrieben werden (Ahmed et al., 2003; Escudero et al., 2003). Ed besitzt ein Paralog in Drosophila, Friend of Echinoid (Fred), dem in erster Linie eine Funktion bei der Modulation des Notch Signalwegs zukommt (Chandra et al., 2003). Möglicherweise sind Rst und sein Paralog Kirre in ähnlicher Weise in die eng interagierenden Notch und EGFR Signalwege integriert. In einem Enhancer / SuppressorScreen für den Augenphänotyp von rst Mutanten konnte gezeigt werden, dass Ras eine genetische Interaktion mit rst aufweist (Tanenbaum et al., 2000). Hierbei wirken Ras Mutanten auf den rst Phänotyp in der gleichen Weise wie Mutanten des Ras-MAPK Signalwegs auf den ed Phänotyp (Bai et al., 2001; Spencer und Cagan, 2003; Tanenbaum et al., 2000). Für eine inhibitorische Funktion von Rst auf den EGFR Signalweg lassen sich somit unterstützende Evidenzen in Publikationen finden. Interessanterweise wurde für die Funktion des EGFR als Überlebenssignal im sich entwickelnden Komplexauge von Drosophila ein anderer Ligand als Spitz postuliert (Wasserman et al., 2000). Mit Keren konnte jüngst ein weiterer EGFR Ligand beschrieben werden, der diesen möglichen fehlenden Liganden darstellt (Reich et al., 2002; Urban et al., 2002). Während Spi nur aktiv ist, wenn es intrazellulär durch die Rhomboid Proteasen in seine sekretorische Form gespalten wird, ist Keren Diskussion 111 möglicherweise auch in membrangebundener Form in der Lage, den EGFR Signalweg zu aktivieren (Urban et al., 2002). Wenn man annimmt, dass Rst bei dem Signalprozess dieses Liganden eine tragendere Rolle als bei den durch die anderen EGFR Liganden vermittelten Signalprozessen spielt, könnte dies erklären, warum für rst nur bei diesem Prozess ein mutanter Phänotyp entdeckt werden konnte. Bei den anderen EGFR Signalprozessen könnte Rst somit redundant durch die anderen negativen Regulatoren des EGFR Signals abgesichert sein. Während der Spezifizierungsprozesse der 2° & 3° p.c. könnte Rst allerdings spezifisch mit Keren interagieren. Leider konnte wegen seiner schwachen Expression bisher keine Expression von Keren beschrieben werden, wie auch bisher keine keren Nullmutanten zur Verfügung stehen (Reich et al., 2002; Urban et al., 2002). Daher ist ungeklärt, ob Keren tatsächlich der Ligand des EGFR Überlebenssignals im sich entwickelnden Komplexauge von Drosophila ist. Aktiviert der Ras-MAPK Signalweg die Expression von rst nur im Zusammenhang mit seiner Überlebensfunktion? Rst zeigt während der Zeitpunkte der durch EGFR gesteuerten Induktionsprozesse in der Augenimaginalscheibe, die zu den Spezifizierungen der unterschiedlichen Zelltypen führen, ein hochdynamisches Expressionsmuster in diesen Zellen (Reiter et al., 1996). Interessanterweise ist Rst auch hierbei wie EGFR apikal in den Zellen lokalisiert (Reiter et al., 1996; Zak und Shilo, 1992). Somit könnte Rst auch in diese Prozesse direkt oder indirekt involviert sein. Allerdings vermittelt das durch Pnt aktivierte rstCCS1-3'BX-lacZ Enhancerkonstrukt keine Reportergenexpression in diesen Zellen der Augenimaginalscheibe, so dass es keinen Hinweis dafür gibt, dass diese potentielle Wechselwirkungsfunktion von Rst mit dem EGFR Signalweg unter der transkriptionellen Kontrolle des Ras-MAPK Signalwegs steht. Die durch die rstCCS1-3'BX Sequenz vermittelte Reportergenexpression kann allerdings auf eine Aktivierung von rst durch den Ras-MAPK Signalweg im Zusammenhang mit weiteren Überlebensfunktionen des EGFR schließen lassen. Eine differentielle Aktivierung von Zielgenen durch den Ras-MAPK Signalweg ist ein bekannter Prozess (siehe unten). Die durch die entsprechende rst cis-Sequenz vermittelten Reportergenexpressionen weisen ein zeitliches und räumliches Muster auf, das mit bekannten Orten apoptotischer Prozesse in Übereinstimmung zu bringen ist. Dies sind die bereits diskutierten IOC der pupalen Retina, sowie Zellen der embryonalen ZNS-Mittellinie und Zellen des embryonalen ventralen Ektoderms. Eine Funktion des Ras-MAPK Signalwegs als Überlebenssignal bei apoptotischen Prozessen innerhalb dieser Gewebe konnte bereits beobachtet werden (siehe unten). Hierbei wirkt der Ras-MAPK Signalweg wie in den IOC der pupalen Retina inhibitorisch auf das proapoptotische Molekül Hid (siehe unten). Die durch die rstCCS1-3'BX Sequenz vermittelte Reportergenexpression zeigt somit eine bemerkenswerte Korrelation mit Orten der EGFR Aktivierung, der Hid Expression und apoptotischen Prozessen, die im folgenden detailliert für die einzelnen Gewebe dargelegt werden soll. Neben den Zellen des sich entwickelnden Komplexauges konnten Gliazellen der ZNS-Mittellinie als ein weiteres Gewebe der EGFR Überlebensfunktion identifiziert werden (Dong und Jacobs, 1997; Scholz et al., 1997; Stemerdink und Jacobs, 1997). Mit Hilfe dieser Zellen konnte gezeigt werden, dass der Ras-MAPK Signalweg die transkriptionelle Expression von hid durch Pnt inhibiert (Kurada und White, 1998). Da zudem Hid von der MAPK durch Phosphorylierung auch direkt inhibiert wird (Bergmann et al., 1998, 2002), konnte ein Modell der Wirkung der Ras-MAPK Überlebensfunktion aufgestellt werden, in dem eine schnelle direkte Inaktivierung von Hid durch MAPK von einer lange anhaltenden Reprimierung der transkriptionellen hid Expression durch Pnt gefolgt wird (Kurada und White, 1998). Auch Rst zeigt eine späte embryonale Expression in Zellen der ZNS-Mittellinie (Schneider, 1994; diese Arbeit). In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass diese späte Diskussion 112 Rst Expression in Zellen der ZNS-Mittellinie von der frühen, durch Single minded vermittelten Rst Expression in der ventralen Mittellinie zu trennen ist. Die späte ZNS-Mittellinien Reportergenexpression wird also möglicherweise durch ein Ras-MAPK Signal aktiviert, und Rst ist potentiell auch hier in Zellüberlebensprozesse involviert. Dass diese Funktionen von Rst bisher nicht gefunden wurden, könnte an nur subtilen Phänotypen in den rst Mutanten liegen. Interessanterweise sind hid Mutanten lebensfähig und zeigen nur recht milde Defekte (Kurada und White, 1998). Die cisSequenz für die rst Expression in der ZNS-Mittellinie findet sich im rstCCS1-3BBgl Fragment und ist damit von den anderen potentiellen, durch Pnt induzierten Expressionen räumlich getrennt. Eine leichte, sehr transiente Reportergenexpression in Zellen der ZNS-Mittellinie wird aber auch durch das potentielle Pnt Response Element in rstCCS1-2,4BglX vermittelt. Dies wird weiter unten diskutiert. Auch im ventralen Ektoderm ist rst Reportergenexpression durch das betreffende Fragment zu finden. Wie bei der wildtypischen Rst Expression zeigen sich hierbei einzelne segmental angeordnete Zellgruppen markiert. Allerdings konnte nicht ein perfektes Abbild der sehr kurzfristigen Expression von Rst in den Zellen des ventralen Ektoderms durch die Reportergenexpression erzielt werden. Während Rst in einer relativ großen bilateralsymmetrischen segmentalen Zellgruppe kurz vor Abschluss der Gastrulation im ventralen Ektoderm exprimiert ist, zeigen sich durch das Reportergen erst nach Abschluss der Gastrulation eine kleinere Anzahl an Zellen des ventralen Ektoderms markiert. Der zeitliche Unterschied in der Expression lässt sich zum einen auf eine langsamere Synthese des Reportergenprodukts gegenüber der Rst Synthese zurückführen, da im Falle des Reportergens erst das Gal4 Protein produziert werden muss, bevor es die Transkription des Reportergens induzieren kann. Zudem ist es ein allgemein beobachtetes Phänomen, dass Gal4 Linien, die auf dem auch in dieser Arbeit benutzten pGaTB Originalvektor basieren, keine Expression in den Blastodermstadien von Drosophila bis zur Vollendung der Gastrulation vermitteln (Brand und Perrimon, 1993; Tracey et al., 2000). Dies ist eine Erklärung dafür, dass das frühe ventrale ektodermale Muster der rst Expression nicht entdeckt werden kann, sondern nur noch dieselben Zellen oder ihre Abkömmlinge zu einem späteren Zeitpunkt der Individualentwicklung. Zudem fällt auf, dass die Zellgruppe kleiner erscheint als die etwas früher durch Rst markierten Zellen. Dies lässt sich mit dem Modell der Involvierung von Rst in das Überlebenssignal des EGFR in Einklang bringen. Zum einen ist bekannt, dass Pnt in den betreffenden Zellen exprimiert ist (Klämbt, 1993) und dass der EGFR in den Zellen des ventralen Ektoderms zum betreffenden Zeitpunkt aktiv ist (Gabay et al., 1997a). Zum anderen zeigen das Muster der Apoptose (Abrams et al., 1993; Pazdera et al., 1998) und die Expression der bekannten proapoptotischen Gene hid, reaper und grim eine bemerkenswerte Übereinstimmung in segmentalen Zellgruppen des ventralen Ektoderms zum betreffenden Zeitpunkt (Chen et al., 1996; Grether et al., 1995; White et al., 1994). EGFR könnte also auch hier sein Überlebenssignal durch die Reprimierung von Hid vermitteln, und Rst könnte als negativer Regulator in diesen Prozess involviert sein. Wie lässt sich eine differentielle Aktivierung von rst durch den EGFR Signalweg nur in Überlebensfragen verwirklichen? Da in allen Zellen der Augenimaginalscheibe bis auf die IOC keine Reportergenexpression durch die durch Pnt aktivierbare rstCCS1-3'BX cis-Sequenz vermittelt wird, scheint die Aktivität des EGFR Signalwegs beim Prozess der Spezifizierung dieser Zellen nicht hinreichend für eine Induktion der rst Expression in diesen Zellen. In der Tat ist es ein faszinierendes Problem, wie die differentiellen Funktionen des EGFR durch ein und denselben Ras-MAPK Signalweg ausgeführt werden (Kurada und White, 1998). Einige Studien liefern Hinweise auf die zu Grunde liegenden Mechanismen. Zum einen konnte gezeigt werden, dass der Entwicklungszustand der Zellen, der sich durch die Expression gewisser TF auszeichnet, für die Spezifität des Ras-MAPK Signals verantwortlich ist, indem die Kombinatorik des Ras-MAPK Signals zusammen mit diesen TF und anderen Signalen in den Diskussion 113 Enhancern der Zielgene integriert wird, so dass nur diese aktiviert werden (Flores et al., 2000; Halfon et al., 2000). Neben dem Zeitpunkt des Signals wird auch ein Einfluss der Stärke des Ras-MAPK Signals für die differentielle Aktivierung diskutiert (Xu et al., 2000). Hierbei könnte die differentielle Blockierung von Zielgenen durch unterschiedliche Repressoren eine Rolle spielen, deren unterschiedlicher, durch den Ras-MAPK Signalweg induzierter Derepressionsmechanismus eine quantitative Spezifität des Ras-MAPK Signals vermittelt. Da neben Yan weitere durch den RasMAPK Signalweg modulierte Repressoren der Transkription wie Tramtrack (Ttk) bekannt sind (Xiong und Montell, 1993), die zudem jeweils einen anderen Mechanismus der durch das Ras-MAPK Signal vermittelten Derepression aufweisen (Übersicht in Xu et al., 2000), ist dies eine attraktive Möglichkeit. prospero (pros) ist ein Beispiel eines Gens, dessen Enhancer durch Ttk und Yan reprimiert wird (Xu et al., 2000). Für Ttk konnten in der rst cis-Sequenz allerdings keine Ttk Konsensusbindungsstellen gefunden werden (AGGGCGG nach Xu et al., 2000). Alternativ könnte die differentielle Sensitivität auch durch die Anzahl an ETS Bindungsstellen vermittelt werden. In vitro hat Yan eine hundertmal höhere Affinität zu den ETS Bindungsstellen als Pnt (Xu et al., 2000), so dass bei einer größeren Anzahl an ETS Bindungsstellen ein stärkeres Ras-MAPK Signal wirken muss, um alle Yan Repressoren und alle Pnt Aktivatoren zu phosphorylieren, damit es zu einer Aktivierung der Expression des Zielgens kommt. Da die durch Pnt aktivierbare rst cis-Sequenz nur in bestimmten Zellpopulationen Reportergenexpression vermittelt, die in einem Zusammenhang mit der Überlebensfunktion des EGFR Signalwegs gebracht werden können, und sich in ihr mehrere PntKonsensusbindungsstellen befinden, bietet die vorliegende Arbeit einen Zugang zu dieser interessanten Fragestellung der differentiellen Spezifität des Ras-MAPK Signals. Bemerkenswert ist, dass die ektopische Expression von Pnt allein hinreichend für die ektopische Aktivierung der betreffenden rst cis-Sequenz ist (siehe Kap.4.4.). Diese durch scaGal4 vermittelte ektopische Expression findet in ektodermalen Zellen statt, die in ihrer Herkunft und ihrem Differenzierungsgrad den undifferenzierten Zellen der Augenimaginalscheibe vergleichbar sind. Da eine starke Expression von Pnt allein also die Expression von rst induzieren kann, ist es gut möglich, dass im Falle von rst die Stärke des Ras-MAPK Signals bestimmt, ob die Expression von rst induziert wird oder nicht. Welche weiteren Hinweise gibt die Struktur des rst Enhancers auf eine Regulation durch den RasMAPK Signalweg? Beinahe alle oben beschriebenen rst Reportergenexpressionen, die in einen Zusammenhang mit der EGFR Überlebensfunktion gebracht werden können, werden durch das rstCCS1-2,4BglX Fragment vermittelt. Sie können nicht mit dem rstEOR1-4,7E Fragment beobachtet werden und sind daher einer kurzen ca. 500 bp langen Sequenz zuordbar (siehe Abb.26). Im Falle der Expression in der ZNSMittellinie ist dies allerdings problematisch. Zwar kann mit rstCCS1-2,4BglX eine leichte sehr transiente Reportergenexpression in Zellen der ZNS Mittellinie beobachtet werden, eine starke, anhaltende Expression wird aber mit der benachbarten rstCCS1-3BBgl Sequenz vermittelt (siehe Kap.4.2.5.). Da auch die Reportergenexpressionen in den IOC und in den Zellen des embryonalen ventralen Ektoderms durch rstCCS1-5,3BX, das die rstCCS1-2,4BglX und rstCCS1-3BBgl Sequenzen enthält, stärker und weitläufiger vermittelt wird als durch rstCCS1-2,4BglX allein, wird für die Aktivierung der rst Expression in diesen Zellen eventuell ein Kofaktor benötigt. Pnt.P2 wird bis zum Ende der Embryogenese in den Gliazellen der Mittellinie exprimiert und bleibt also möglicherweise in diesen Zellen aktiv (Klämbt, 1993). Damit übereinstimmend gibt es Hinweise, dass der Ras-MAPK Signalweg dauerhaft in diesen Zellen aktiv bleibt (Bergmann et al., 2002; Kurada und White, 1998). Die Expression der beiden Pnt Isoformen in der pupalen Retina wurde bisher nicht beschrieben, jedoch werden in der Augenimaginalscheibe beide Moleküle weitflächig exprimiert (O`Neill et al., 1994; Rawlins et al., 2003), so dass für beide TF eine anhaltende Expression in den IOC möglich scheint und sie auch hier als dauerhafte Aktivatoren von Diskussion 114 rst in den IOC in Frage kommen. Da gezeigt werden konnte, dass Pnt die Expression von loco zusammen mit Glial cells missing (Gcm) aktiviert, wird für die durch Pnt vermittelte, anhaltende Expression von terminalen Differenzierungsgenen ein generelles Benötigen gewebespezifischer Kofaktoren diskutiert (Granderath et al., 2000). Während der Spezifizierung der R7 Zelle in der Augenimaginalscheibe kooperiert Pnt.P2 mit D-Jun bei der Regulation von Zielgenen (Treier et al., 1995). Im Falle der ZNS Mittellinie ist dieser Kofaktor allerdings nicht mit Pnt.P2 funktional (Scholz et al., 1997), so dass die Identität eines potentiellen Kofaktors in Zellen der Mittellinie unbestimmt ist. Die für eine kooperative Aktivierung notwendige Pnt Bindungssequenz müsste in der rstCCS1-3BBgl Sequenz liegen, während in rstCCS1-2,4BglX die unmittelbar durch den Ras-MAPK Signalweg aktivierte Sequenz lokalisiert ist. Neben der Möglichkeit eines Kofaktors für die anhaltende Aktivierung von rst in den Zellen der Mittellinie und in den IOC käme auch eine synergistische Wirkung aller Pnt Bindungsstellen in Frage, die möglicherweise über den Bruchpunkt von rstCCS1-2,4BglX und rstCCS1-3BBgl verteilt liegen. Interessanterweise befindet sich in unmittelbarer Nähe des Bruchpunkts in der rstCCS12,4BglX Sequenz eine zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura konservierte PntKonsensusbindungsstelle. Weitere Pnt-Konsensusbindungsstellen sind über beide Sequenzen verteilt. Alternativ könnte die durch rstCCS1-3BBgl vermittelte Reportergenexpression in Zellen der ZNSMittellinie auch auf dem Verlust einer reprimierenden Sequenz basieren, ganz analog wie das für Ttk diskutiert wurde (siehe oben). Oder die Reportergenexpression des rstCCS1-3BBgl Fragments wird generell durch einen anderen TF aktiviert, und nur die transiente Reportergenexpression des rstCCS12,4BglX Fragments in der ZNS Mittellinie steht in einem Zusammenhang mit dem Ras-MAPK Signal. . 5.3.3. Ist der Ras-MAPK Signalweg auch in Zellsortierungsprozesse vor der Apoptose involviert? Das durch Pnt aktivierbare rstCCS1-5,3BX-Gal4 Konstrukt vermittelt Reportergenexpression in den IOC ab einem Zeitpunkt kurz vor den Prozessen, die zur Eliminierung überzähliger IOC durch Apoptose führen. Wurden mit Hilfe des rstCCS1-5,3BX-Gal4 Konstrukts Rst und Hbs in IOC überexprimiert, so zeigte sich eine Störung der Zellsortierung der IOC, die zu einem starken Phänotyp rauher Augen führte. Dieses Experiment wird in Kap.5.5. eingehend diskutiert. Hier sei darauf hingewiesen, dass diese Resultate zeigen, dass die durch das rstCCS1-5,3BX-Gal4 Konstrukt vermittelte Expression somit schon in IOC vor den Zellsortierungsprozessen vermittelt wird. Eine durch rstCCS1-5,3BX-Gal4 vermittelte Reportergenexpression ist ab P20 klar erkennbar. Durch diese frühe Überexpression von Rst bzw. Hbs in IOC wird die Zellsortierung der IOC gestört und somit der Prozess der Apoptose unterbunden. Dies kann erklären, warum Rst durch seine oben postulierte Rolle als Inhibitor des EGFR Überlebenssignalwegs bei Überexpression in IOC nicht zu einer vermehrten Apoptose führt. Sollte die durch das rstCCS1-5,3BX-Gal4 Konstrukt vermittelte Expression in IOC nur von Pnt abhängen, so würde dies zeigen, dass der EGFR auch in den Prozess der Zellsortierung vor der Apoptose involviert ist. Diese Funktion des EGFR wurde bisher nicht explizit beschrieben, so dass durch die vorliegende Arbeit ein experimenteller Zugang für eine Untersuchung dieser potentiellen neuen EGFR Funktion gegeben ist. Interessanterweise kann in den Publikationen, in denen die Überlebensfunktion des EGFR Signalwegs in der pupalen Retina durch die Überexpression einer aktivierten Ras Form in allen Zellen des sich entwickelnden Komplexauges beschrieben wird, nicht nur ein Ausbleiben der Apoptose, sondern auch ein Ausbleiben der Zellsortierung beobachtet werden (Miller und Cagan, 1998; Sawamoto et al., 1998). Diskussion 115 5.4. Die Regulation von rst durch den Notch Signalweg 5.4.1. Die Expression von rst wird durch einen Effektor des Notch Signalwegs ektopisch aktiviert In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass ektopische Expression von Su(H)-VP16, einer konstitutiv aktivierten Form von Su(H), in neuroektodermalen Zellen des Embryos zu ektopischer Expression von Rst in diesen Zellen führt. Nicht aktiviertes Su(H) konnte den Erwartungen entsprechend rst nicht ektopisch aktivieren. Die durch Su(H)-VP16 vermittelte ektopische Aktivierung wirkt auf die rstCCS1-3'BX Sequenz. Innerhalb dieser Sequenz konnte ein Enhancer kartiert werden, der Reportergenexpression in Interommatidialzellen (IOC) zu einem Zeitpunkt vermittelt, da apoptotische Entscheidungen in diesen Zellen getroffen werden. Bei diesem Prozess spielt der Notch Signalweg eine entscheidende Rolle. In dem Bereich, der die Reportergenexpression in den IOC vermittelt, findet sich eine Su(H) Konsensusbindungsstelle, die zwischen D. melanogaster und D. pseudoobscura konserviert ist. Vier weitere Su(H) Konsensusbindungsstellen finden sich in der gesamten durch Su(H)-VP16 aktivierbaren rstCCS1-3'BX Sequenz. Für eine direkte Interaktion zwischen Su(H) und dem rst Enhancer gibt es daher starke Evidenzen. In diesem Zusammenhang muss darauf verwiesen werden, dass gezeigt werden konnte, dass Su(H)-VP16 in frühen Embryonen in der Lage ist, auch sim ektopisch zu aktivieren (Morel und Schweisguth, 2000). Die in der vorliegenden Arbeit beobachtete ektopische Aktivierung von rst durch Su(H)-VP16 kann aber nicht durch eine zwischengeschaltete Aktivierung der Expression von sim ausgelöst worden sein, da Su(H)-VP16 bei den Experimenten von Morel und Schweisguth nur in der Lage war, sim zu einem deutlich früheren Zeitpunkt der Embryonalentwicklung (Stadium 5) ektopisch zu aktivieren. Zu dem Zeitpunkt der ektopischen Aktivierung, der in der vorliegenden Arbeit gewählt wurde (ab Stadium 10), konnte sim nicht mehr ektopisch durch Su(H)-VP16 aktiviert werden (Morel und Schweisguth, 2000). Dies liegt daran, dass entsprechende Kofaktoren der frühen sim Transkriptionsaktivierung nur im frühen Embryo vorliegen (Morel und Schweisguth, 2000). 5.4.2. Eine mögliche Funktion der rst Aktivierung durch den Notch Signalweg: Kontrolle der Apoptose Wie für den EGFR Signalweg, so kommen auch für den Notch Signalweg mehrere Zeitpunkte während der Entwicklung von Drosophila für eine Regulation von rst in Frage. Auf eine potentielle Regulation in mesodermalen Zellen wird in Kap.5.2. eingegangen. Hier wird eine potentielle Abhängigkeit der rst Expression von Notch während der Entwicklung des Komplexauges diskutiert. In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass Rst in der larvalen Augenimaginalscheibe auch in Abwesenheit von funktionalem Notch exprimiert wird. Zudem ist bekannt, dass Rst auch in der pupalen Retina von Notch Mutanten exprimiert wird, auch wenn es dort eine veränderte Lokalisierung aufweist (Gorski et al., 2000). Daher scheint der Notch wie der RasMAPK Signalweg nur modulierend auf die rst Expression in Zellen des sich entwickelnden Komplexauges einwirken zu können. Mit einem Modell, in dem Rst in einen negativen Rückkoppelungsmechanismus des EGFR Signalwegs bei seiner Überlebensfunktion integriert ist (siehe Kap.5.3.2. & Abb.62), ließe sich allerdings die beobachtete ektopische Aktivierung von rst durch Notch gut erklären (siehe unten). Diskussion 116 Die Funktion des Notch Signalwegs bei der Apoptose überzähliger IOC in der pupalen Retina Frühe Experimente führten zu der Annahme, dass ein Notch Signal aus den 1° p.c. für die Apoptose überzähliger IOC in der pupalen Retina verantwortlich ist, da in Notch Mutanten die Differenzierung der 1° p.c. blockiert ist und es zu keiner Apoptose der IOC kommt (Cagan und Ready, 1989). In Zellablationsexperimenten konnte allerdings gezeigt werden, dass es in wildtypischen Ommatidien nach Entfernen von 1° p.c. weiterhin zur Apoptose kommt (Miller und Cagan, 1998). Dies zeigt, dass die proapoptotische Funktion von Notch von seiner Funktion während der Differenzierung der 1° p.c. zu trennen ist und dass Notch innerhalb der IOC Zellgruppe proapoptotisch wirkt (Miller und Cagan, 1998). In Übereinstimmung mit seiner Funktion innerhalb der IOC zeigt Notch eine deutliche Expression innerhalb dieser Zellen, während es in den 1° p.c. und den Kristallkegelzellen im betreffenden Zeitraum nur schwach exprimiert ist (Fehon et al., 1991; Kooh et al., 1993; Parks et al., 2000). Delta wird dagegen zu diesem Zeitpunkt in hoher Konzentration innerhalb der Kristallkegelzellen exprimiert (Kooh et al., 1993; Parks et al., 2000) und in schwächerem Ausmaß in 1° p.c. und in einigen IOC (Parks et al., 1995). Delta ist der einzige bekannte Ligand von Notch, der in der pupalen Augenscheibe exprimiert ist. Da Delta in Mutantenanalysen bisher aber keine besondere Rolle während retinaler Apoptoseprozesse zugeschrieben werden konnte, ist es umstritten, ob Delta entscheidend in den Notch Signalweg während dieses Prozesses eingebunden ist (Brachmann und Cagan, 2003). Ein Modell der retinalen Apoptose geht davon aus, dass ein proapoptotisches Notch Signal innerhalb der IOC durch Delta generiert wird (Miller und Cagan, 1998). Interessanterweise konnte in Experimenten mit temperatursensitiven Notch und Delta Mutanten gezeigt werden, dass die spezifische Lokalisierung von Rst zwischen den IOC und den 1° p.c. in diesen Mutanten während des betreffenden Zeitraums gestört ist. Rst ist nun auf den Grenzen zwischen den IOC zu finden (Gorski et al., 2000). Zudem wurde eine genetische Interaktion von rst und Delta bei der retinalen Apoptose beschrieben (Tanenbaum et al., 2000). Eine mögliche Funktion der Aktivierung der rst Expression durch Notch bei der Apoptose Basierend auf den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit und bekannten Ereignissen innerhalb der IOC lässt sich über die Funktion einer potentiellen Aktivierung der rst Expression in den IOC während apoptotischer Prozesse spekulieren. Da die Expression von rst sowohl durch den Notch als auch den Ras-MAPK Signalweg induziert werden kann, wurde in der vorliegenden Arbeit ein mögliches Modell aufgestellt, dass die Funktionen beider Signalwege berücksichtigt (siehe Abb.62). Im Folgenden soll die mögliche Rolle des Notch Signalwegs innerhalb dieses Modells diskutiert werden. Durch den EGFR Signalweg wird die Spezifizierung der IOC zu 2° & 3° p.c. induziert. Dabei wird analog zu den Spezifizierungen der anderen Zellen in der Augenimaginalscheibe (Tsuda et al., 2002) durch den Ras-MAPK Signalweg möglicherweise auch die Expression von Delta in diesen Zellen aktiviert. Durch diese Delta Expression würde der Notch Signalweg in den Nachbar-IOC aktiviert, was nun nicht induzierend auf diese wirkt. Vielmehr würde gemäß einem der lateralen Inhibition analogen Mechanismus das Differenzierungspotential dieser Zellen reprimiert, so dass das Notch Signal hierbei in einen Wettbewerb der Zellen um die schnellste Differenzierung involviert ist. In Übereinstimmung mit einer potentiellen Funktion der lateralen Inhibition des Notch Signalwegs zeigt sich eine Expression der E(spl) Gene in den IOC zu dem betreffenden Zeitpunkt (Brachmann und Cagan, unpublizierte Ergebnisse, zitiert in Brachmann und Cagan, 2003). Die E(spl) Gene codieren für transkriptionelle Repressoren, die die laterale Inhibiton des Notch Signalwegs in anderen Geweben vermitteln (siehe Kap.2.3.3.3.). Auf die 1° p.c. kann das Notch Signal keinen Einfluss mehr nehmen, da diese schon differenziert sind. Die Verliererzellen des Differenzierungswettbewerbs unterziehen sich der Apoptose, wobei das Notch Signal möglicherweise zudem eine direktere Rolle einnimmt. Eine mögliche Funktion von Rst in diesem Prozess ist die Reprimierung des EGFR Überlebenssignals Diskussion 117 in den IOC. Die Zellen, die sich nicht zu differenzieren vermögen, werden sterben. Eine Aktivierung von rst durch Notch ließe sich sehr gut mit diesem Modell vereinbaren. Die IOC, die ein verzögertes Differenzierungspotential gegenüber ihren Nachbarzellen zeigen, erhalten mehr Notch Signal aus der Nachbarzelle und exprimieren somit mehr Rst, so dass der EGFR Signalweg in diesen Zellen stärker reprimiert wird, was die Überlebensfunktion des EGFR schneller abstellt. Unterstützung erhält dieses Modell durch eine beschriebene genetische Interaktion zwischen rst und Delta Mutanten (Tanenbaum et al., 2000). Delta Mutanten wirken hierbei als dominante Enhancer des Augenphänotyps von rst. Weitere Unterstützung für dieses Modell geben die bekannten Funktionen von Echinoid (Ed), dessen extrazelluläre Domäne signifikante Ähnlichkeit mit Rst aufweist (Strünkelnberg et al., 2003) und das antagonistisch auf den EGFR Signalweg und synergistisch mit dem Notch Signalweg wirkt (Ahmed et al., 2003; Bai et al., 2001; Escudero et al., 2003; Rawlins et al., 2003; Spencer und Cagan, 2003). Während Ed diese Funktionen bei Spezifizierungsprozessen einnimmt, würden Rst demnach äquivalente Funktionen während apoptotischer Prozesse zukommen. Gemäß diesem Modell könnte man im Idealfall ein alternierendes Muster sterbender und überlebender Zellen in der Zellreihe der IOC erwarten. Während diskutiert wird, dass der Prozess der Apoptose der IOC ein nicht zufälliges Muster aufweist (Brachmann und Cagan, unpublizierte Ergebnisse, zitiert in Brachmann und Cagan, 2003), kann in Augenscheiben, in denen der Zelltod unterbunden wurde und in denen die an der Apoptose gehinderten Zellen mit einem Antikörper gegen eine aktivierte Caspase visualisiert worden sind, kein regelmäßiges Muster sterbender Zellen erkannt werden (Yu et al., 2002). In diesem Zusammenhang ist allerdings anzumerken, dass ein potentieller Mechanismus der lateralen Inhibition durch die Tatsache kompliziert wird, dass die Zellen des Borstenkomplexes in der IOC Zellreihe zu diesem Zeitpunkt bereits spezifiziert sind (Cagan und Ready, 1989b; Wolff und Ready, 1991). Zudem besitzen die IOC über feine zytoplasmatische Ausläufer nicht nur Kontakt zu den Nachbarzellen, sondern auch zu weiter entfernten Zellen im betreffenden Zeitraum der Pupalentwicklung (Fröhlich, 2001). Daher kann nicht von einem alternierenden Muster sterbender und überlebender IOC ausgegangen werden. 5.5. Überexpressionsexperimente mit einer konstruierten rst-Gal4 Linie liefern Hinweise auf Funktionen von Rst, Hbs und Sns während apoptotischer Prozesse und auf eine mögliche nicht-zellautonome autoregulatorische Wirkung von Rst Um Nutzen aus den in der vorliegenden Arbeit konstruierten rst-Gal4 Linien zu ziehen und die Rolle der interagierenden Moleküle Rst, Hbs und Sns beim Prozess der Zellsortierung vor der Apoptose in der pupalen Retina zu untersuchen, wurden diese drei Moleküle jeweils mit Hilfe des rstCCS1-5,3BX-Gal4 Konstrukts in Interommatidialzellen (IOC) im betreffenden Zeitraum überexprimiert. Bisher gab es keine Gal4-Linie, die eine spezifische IOC Expression zu diesem Zeitpunkt vermittelt, so dass die in dieser Arbeit erstellten rst-Gal4 Linien ein wertvolles experimentelles Werkzeug darstellen. Während Rst im Wildtyp vor allem eine starke Expression in den IOC zeigt, werden Hbs und Sns in den 1° p.c. exprimiert (Bonengel, 2002; Reiter et al., 1996). Alle drei Moleküle akkumulieren an der Grenze zwischen den 1° pc und den IOC und vermitteln in trans durch ihre adhäsiven Eigenschaften den Prozess der Zellsortierung vor der Apoptose (Bonengel, 2002). Die Überexpression von Hbs bzw. Rst führte zur Ausbildung stark rauher Augen, während durch Sns dieser Phänotyp nur sehr leicht ausgebildet wurde. Diese unterschiedlich schweren Ausprägungen des gleichen Phänotyps durch Rst, Diskussion 118 Hbs und Sns stimmen mit Experimenten überein, in denen die drei Moleküle mit einer unspezifischeren Gal4-Linie überexprimiert wurden (Mz1369-Gal4; Bonengel, 2002). Eine genaue Untersuchung der durch Überexpression in IOC vermittelten Phänotypen zeigte, dass durch Überexpression von Rst bzw. Hbs die Zellsortierung gestört ist, so dass es zur Ausbildung des schweren Augenphänotyps kommt. Bei Überexpression von Hbs finden sich zudem benachbarte Ommatidien, zwischen denen keine IOC vorhanden sind. Bei Überexpression von Sns scheint die Zellsortierung möglicherweise verzögert, aber doch erfolgreich stattzufinden. Die Verteilung des endogenen Rst in den Sns überexprimierenden IOC erscheint normal. Einzelne korrekt sortierte, überzählige IOC, die nicht durch Apoptose entfernt wurden, finden sich zu späteren Entwicklungszeitpunkten in der pupalen Retina. Dies deutet auf eine mögliche direktere Rolle von Sns bei den apoptotischen Prozessen von IOC. Alternativ könnte dieser Phänotyp auch in einer verzögerten Sortierung der IOC begründet liegen. Klar ist jedoch, dass Rst und Hbs eine herausragende Rolle bei den Prozessen der Zellsortierung vor der Apoptose spielen. Durch die Überexpression von Rst bzw. Hbs ist die Verteilung von Rst im für die Sortierung kritischen Stadium in den IOC gestört, was eine Erklärung für das Ausbleiben der Zellsortierung liefert. Überraschenderweise findet sich bei Überexpression von Rst in den IOC ein sehr uneinheitliches Bild der Rst Verteilung in der Augenscheibe. Rst wird nicht in allen, sondern nur in Subpopulationen der IOC stark angereichert. Zudem kommt es zu einer starken Expression von Rst in einzelnen 1° p.c. und Kristallkegelzellen, obwohl das rstCCS1-5,3BX-Gal4 Konstrukt nur Reportergenexpression in IOC vermittelt. Interessanterweise konnte keine ektopische Rst Expression in den 1° p.c. und Kristallkegelzellen des gleichen Ommatidiums gefunden werden, wie auch die den stark Rst-immunreaktiven 1° p.c. benachbarten IOC zumeist nur schwach mit Rst markiert sind. Dies zeigt, dass Rst möglicherweise seine eigene Expression in benachbart liegenden, differentiellen Zelltypen unterdrückt. Obwohl Rst in diesen Versuchen in IOC überexprimiert wird, finden sich allerdings Kristallkegelzellen und 1° p.c. stark durch Rst markiert. Dies kann dahingehend gedeutet werden, dass Rst ausgehend von seiner Expression in einem Zelltyp (IOC) seine Expression in einem benachbart liegenden Zelltyp (1° p.c.) induziert, wodurch die Rst-Expression im signalisierenden Zelltyp (IOC) schließlich unterdrückt wird. Von den 1° p.c. ausgehend kann die Rst-Expression dann nach dem gleichen Mechanismus in den Kristallkegelzellen aktiviert und den 1° p.c. unterdrückt werden. Dies könnte erklären, warum eine Überexpression von Rst in IOC zu einem Verlust seiner Expression in diesen Zellen und zu einer ektopischen Expression in Nachbarzellen führen kann, die durch diesen autoregulatorischen Mechanismus sogar von den IOC über die 1° p.c. zu den Kristallkegelzellen gelangen kann. 5.6. Gibt es eine posttranskriptionelle Regulation der rst Expression? Die in der vorliegenden Arbeit beobachtete anhaltende lacZ-Reportergenexpression durch die rstCCS1Sequenz in der embryonalen Mittellinie, die einer zweiphasigen Expression des Rst Proteins in Zellen der embryonalen Mittellinie gegenübersteht, kann auch in einem anderen Mechanismus als einem verzögerten Proteinabbau des lacZ-Reportergenprodukts (siehe Kap.5.1.2.) eine Erklärung finden. Die Bedeutung posttranskriptioneller Regulationen der Genexpression durch microRNAs (miRNAs) findet mittlerweile große Beachtung (Ambros, 2003; Carrington und Ambros, 2003). Interessanterweise konnte rst als ein potentielles Target der Regulation durch miRNAs identifiziert werden (Stark et al., 2003; http://www.russell.embl.de/miRNAs). miRNAs sind kleine RNA3BBgl Diskussion 119 Moleküle, die die Genexpression regulieren, indem sie die Stabilität oder die Translation von mRNAs beeinflussen. Diese Wirkung erreichen sie durch eine Wechselwirkung mit einer zu ihrer Basenfolge komplementären Zielsequenz innerhalb der zu regulierenden mRNA (Brennecke und Cohen, 2003). Im Gegensatz zu small interfering RNAs (siRNA) besitzen miRNAs keine perfekte Komplementarität zur Zielsequenz, so dass diese mRNAs nicht wie bei siRNAs einem Abbaumechanismus zugeführt werden, sondern dass durch die Bindung der miRNAs die Translation der betreffenden mRNAs unterbunden wird (Brennecke und Cohen, 2003). Bisher konnten 76 von den auf 100-120 geschätzten miRNAs in Drosophila identifiziert werden (Brennecke und Cohen, 2003). Anhand der Sequenzen bekannter miRNAs lassen sich potentielle Zielgene dieser miRNAs innerhalb eines Genoms identifizieren. In solch einer computerunterstützten Analyse wurden im 3'-UTR der rst mRNASequenz potentielle Zielsequenzen für eine Regulation durch die beiden miRNAs miR-12 und miR-14 identifiziert (Stark et al., 2003; http://www.russell.embl.de/miRNAs). Besonders miR-12 scheint ein Kandidat für eine posttranskriptionelle Regulation von rst zu sein, da rst die Kriterien einer potentiellen Regulation durch miRNAs als sechstbestes Gen innerhalb des Drosophila Genoms für miR-12 erfüllt (Stark et al., 2003; http://www.russell.embl.de/miRNAs). In der Liste potentieller Zielgene von miR-14 erscheint rst an Posititon 65. Die in diesen Studien erzielten Hinweise auf eine potentielle posttranskriptionelle Regulation der rst Expression durch miRNAs müssen nun ihre experimentelle Bestätigung finden. Danksagung 6. 120 Danksagung Ein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Karl-Friedrich Fischbach, der das Thema dieser Arbeit anregte, und der das Fortschreiten dieser Arbeit mit großem Interesse verfolgte. Seine hilfreichen und kritischen Anregungen waren bei der Fertigstellung dieser Arbeit von großem Wert. Er gab mir die Möglichkeit, zahlreiche Kongresse zu besuchen und einen wertvollen Aufenthalt im Ausland zu verbringen. Bei diesem Aufenthalt an der Universität Sao Paulo, Ribeirao Preto, Brasilien, scheute Prof. Dr. Ricardo G. P. Ramos keine Mühen, mir die Integration in seinem Labor so einfach wie möglich zu gestalten. Er gab wertvolle Anregungen für diese Arbeit und unterstützte mich bei allen meinen Vorhaben. Herzlich danken möchte ich allen Mitgliedern der Arbeitsgruppe von Prof. Fischbach, die eine angenehme Atmosphäre im Labor gewährleisteten und einem stets Unterstützung gewährten. Dr. Martin Strünkelnberg ist nicht nur ein exzellenter Kollege, sondern auch ein hervorragender Freund. Sein vielfältiger Enthusiasmus zeichnet ihn besonders aus. Über Martin Höhne lässt sich gleiches sagen, nur dass er durch seinen Realismus hervorsticht. Dumme Ideen werden von ihm klar als solche erkannt und gegen immer hilfreiche Alternativvorschläge ersetzt. Dr. Bernhard Bonengel ist gleichfalls Freund und hilfreicher Kollege, dessen fränkisches Gemüt ich sehr zu schätzen lernte. Smitha Vishnu erkennt mit sicherem Gespür stets den Kern der Dinge, so dass man ihre Analysen ungeprüft als Handlungsmaxime verwenden kann. Alexander Hertenstein ist ein Fundus molekularbiologischen Wissens, das er gerne teilt. Es ist ein Vergnügen, mit ihm die Arbeitsstätte zu teilen. Margit Böhler, Weronika Brinkmann und Liliana Falla-Christ haben mir sehr bei meinen Arbeiten geholfen und sind mit ihrer zuvorkommenden Art die Integrationsfiguren der Arbeitsgruppe. Die ehemaligen Labormitglieder Brigitte Bader, Marzia Barbieri, Melanie Kambacheld, Dr. Angela Straube, Christian Reiter, Dr. Peter Robin Hiesinger, Harald Schau, Rajneesh Srivastava, Sham Prasad VR und Prof. Dr. Gert de Couet gewährten eine angenehme Zusammenarbeit und hilfreiche Unterstützungen. Meinen GroßpraktikantInnen Mahmut Yilmaz, Lars Tögel, Steffen Renner, Heike König, Frauke Focke, Florian Renner und Tonia Oberlin danke ich für teilweise hartnäckige Klonierungsarbeiten. Nach dieser Übung sind nun alle Meister. Der Arbeitsgruppe von Prof. Ramos möchte ich für ihre äußerst liebenswürdige Aufnahme danken. Besonderer Dank geht an Luciana Machado, Eneri Leite Mello und Daniel Leite Goés Gitai, die mich beharrlich zum Mittagessen mitnahmen, auch wenn dadurch die Tischgespräche etwas weniger rasant wurden. Herzlichen Dank an Mara Costa und Marcia Graeff für technische Unterstützungen, Valdir für zahlreiche Fliegengläser und die abenteuerlichen Besuche von Comercial Heimspielen. Dank an Livia M. Moda und Shirlei Octacilio da Silva für eine vergnügliche Stimmung, Giuliana für eine leider vergebliche Fliegenkreuzung während meines Urlaubs und Luizinho für Hilfsbereitschaft und Fliegen. Dank an das Hobbyfußballteam der Uni, das mich erfahren ließ, dass Brasilianer auch nur mit Wasser kochen. Äußerst dankbar bin ich Renata, Milena, Julia, Patricia, Andressa, Michi und Stefan, die mir alle den Aufenthalt jenseits der Arbeit zu einem Vergnügen machten. Dr. Regina Küper, Tatjana Sepin, Dr. Martin Strünkelnberg und Michael Pfizenmaier danke ich herzlich für das eigentlich undankbare Korrekturlesen. Neben diesen Freunden gibt es noch eine ganze Batterie weiterer Freunde, die mir hoffentlich nicht gram sind, wenn ich sie nicht explizit aufzähle. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und mir alle Freiheiten eingeräumt. Diese Arbeit ist ihnen gewidmet. Lebenslauf 7. 121 Lebenslauf Persönliche Angaben: Schulbildung: Aug. 1978 – Juni 1982 Aug. 1982 – Juni 1991 Zivildienst: Sept. 1991 – Nov. 1992 Studium: Nov. 1992 – Okt. 1994 Okt. 1994 – Jan. 1999 Name: Holger Götz Friedrich Apitz Geburtsort: Tübingen Geburtsdatum: 31.03.1972 Grundschule Tübingen-Hagelloch Uhland-Gymnasium Tübingen, Abitur (Abschlussnote: 2,2) Zivildienst an der Kinderklinik der Eberhard-Karls-Universität Tübingen Grundstudium der Biologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Vordiplom (Note: 2) Hauptstudium der Biologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Diplom (Abschlussnote:1,3) Studiumsschwerpunkte: Neurobiologie und Biophysik (Note:1,3), Genetik und Molekularbiologie (Note:1,0), Tierphysiologie (Note:1,0), Allgemeine Psychologie (Note:1,3) Diplomarbeit bei Prof. Dr. K.F. Fischbach, Institut f. Biologie III, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: "Schritte zur Charakterisierung regulatorischer Regionen von irreC-rst in Drosophila" (Note:1,6) Doktorarbeit: Jan. 1999 – Dez. 2003 Jan. 2001 – Juni 2001 Doktorarbeit bei Prof. Dr. K.F. Fischbach, Institut f. Biologie III, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: "Die transkriptionelle Regulation des roughest Gens in Drosophila melanogaster" Laboraufenthalt bei Prof. Dr. R.G.P. Ramos an der Universität Sao Paulo, Ribeirao Preto, Brasilien (gefördert durch das PROBRALProgramm des DAAD) Publikationen 8. 122 Publikationen Apitz H. 2002. pChs-Gal4, a vector for the generation of Drosophila Gal4 lines driven by identified enhancer elements. Dros Inf Serv. 85: 118-120. Apitz H, Straube A, Kambacheld M, Fischbach KF. Single minded, Dmef2, the Ras-MAPK and the Notch pathway act on identified regulatory sequences of the rst gene in Drosophila melanogaster. In Vorbereitung. Apitz H, Fischbach KF. Single minded is a regulator of rst expression in the early embryonic midline, but not in the optic lobes of Drosophila melanogaster. In Vorbereitung. Posterpräsentationen: Apitz H, Fischbach KF. 2003. The roughest gene is regulated by single-minded in the embryonic midline, but sim is not required for Rst expression in the optic lobes of Drosophila melanogaster. 18th European Drosophila Research Conference 2003, Universität Göttingen Apitz H, Fischbach KF. 2003. Regulation of roughest expression by single-minded, a CNS midline selector gene in Drosophila. Neurex Annual Meeting 2003 – Neurogenetics: from the molecule to man, Universität Basel, Schweiz Apitz H, Fischbach KF. 2003. Regulation of roughest expression by single-minded, a CNS midline selector gene in Drosophila. Internationales Symposium des SFB 505 – Exocytosis from Neurons, Universität Freiburg Apitz H, Fischbach KF. 2002. Dissection of rst expression. Neurofly2002 – 9th Symposium on Drosophila Neurobiology, Universität Dijon, Frankreich Apitz H, Ramos RGP, Fischbach KF. 2001. Dissection of the regulatory region of the rst gene. Neurex Annual Meeting 2001 - Imaging the Brain, Universität Straßburg, Frankreich Apitz H, Kambacheld M, Straube A, Fischbach KF. 2000. Regulatory regions of the irreC-rst gene. Joint Meeting of Neurex and Reunion Neurologique, Universität Freiburg Apitz H, Kambacheld M, Straube A, Fischbach KF. 2000. Regulatory regions of the irreC-rst gene. Neurofly2000 – 8th European Symposium on Drosophila Neurobiology, Universität Alicante, Spanien; Journal of Neurogenetics 15, 3-4. Apitz H, Kambacheld M, Straube A, Fischbach KF. 1999. Regulatory regions of the irreC-rst gene. Neurex Annual Meeting 1999 - Life Sciences Conference in Neuroscience, Kongresszentrum Messe Basel, Schweiz Publikationen 123 Apitz H, Kambacheld M, Straube A, Fischbach KF. 1999. 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