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Titel:
Auf dem Weg zur “Gesunden Schule”
[erschienen in: Klasse 3 (Ausgabe Dezember 2013)]
Autorin:
Kerstin Hengstermann
LiA unterrichtet die Fächer BWR, VWL, Englisch und Business
Administration am Hans-Böckler-Berufskolleg in Marl. Zudem ist sie
als ausgebildete Gesundheitsberaterin die schulweite Koordinatorin
für die „Gesunde Schule“ am HBBK.
Schornsteinfeger müssen gesund und schwindelfrei sein, sonst können sie
abstürzen. Ein depressiver Pastor kann keine Frohe Botschaft verkünden. Auch
Lehrende müssen sich wohlfühlen! Frustrierte oder ausgebrannte Lehrende sind
die beste Anti-Reklame für ihre eigenen Bildungs- und Erziehungsziele. So wie der
Chirurg ausgeschlafen arbeiten muss, sollte der Lehrer ausgeglichen an den Start
gehen. Wenn wir unter Druck handeln müssen, was ja nicht selten geschieht,
beeinflussen unsere Gefühle unser pädagogisches Handeln viel stärker als unser
Wissen. Die Notwendigkeit einer „Gesunden Schule“ liegt auf der Hand.
Die Bedeutung dieser Feststellung wird untermauert durch die Tatsache, dass für Kinder
und Jugendliche im Schulalter die Schule nach der Familie das zweitwichtigste „Setting"
darstellt. Hier verbringen die jungen Menschen mindestens 15.000 Stunden ihres
Lebens in einer Gemeinschaft mit Gleichaltrigen und Erwachsenen, sie sind während
dieser Zeit vielfältigen positiven und negativen Einflüssen ausgesetzt und lernen - jeder
auf seine Art - sich mit diesen Einflüssen auseinander zu setzen. Es liegt auf der Hand,
dass die Atmosphäre, die in dieser Gemeinschaft, also an der Schule, herrscht, für die
Gesundheit der Heranwachsenden von großer Bedeutung ist. Zudem ist jede einzelne
Schule auch noch eingebunden in ein Beziehungsgeflecht unterschiedlicher Personen
und Institutionen. Keiner der Akteure, vom Lernenden bis zur Elternpflegschaft, von der
Feuerwehr bis zum Grünflächenamt, von der Schulleitung bis zur Politik wird die Gründe
für die gesunde Gestaltung der Schule in Abrede stellen. Jedoch haben alle einen
eigenen Blickwinkel und eine eigene Auffassung über räumliche Bedingungen,
Haushaltssituation, Brandschutz, subjektives Sicherheitsempfinden, pädagogische
Zielsetzungen u.ä. Wie kann eine Bildungseinrichtung wie das Hans-BöcklerBerufskolleg in diesem Spannungsfeld „gesünder“ werden?
Hierbei gibt das Landesprogramm „Gesunde Schule“
Hilfestellung. Im Mittelpunkt steht dabei die
Unterstützung von Schulen bei ihrem Vorhaben, sich
zu guten gesunden Bildungseinrichtungen zu
entwickeln.
Unter einer guten gesunden Bildungseinrichtung
verstehen die Träger Schulen und
Kindertageseinrichtungen, in denen die Entwicklung und Gestaltung der Einrichtung
wesentlich durch Aspekte der Gesundheit, Gesundheitsförderung und gesundheitlichen
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Prävention bestimmt werden und die ein hohes Gesundheitsniveau aufweisen. Gute
gesunde Bildungseinrichtungen sind somit Einrichtungen, deren Kultur, Klima, Führung,
Strukturen und Prozesse Bedingungen schaffen, die die Gesundheit und Sicherheit der
Akteure ebenso fördern wie die Effizienz dieser Einrichtungen. Auf der Ebene der
Bildungseinrichtungen werden folgende Ziele angestrebt:
•
•
•
Verbesserung der Bildungsqualität der Einrichtungen
Verbesserung der gesundheitlichen Situation aller Personen in den Einrichtungen
Förderung des Gesundheitsverhaltens und -erlebens sowie der
Gesundheitseinstellungen und des Gesundheitsbewusstsein der Personen
insbesondere in den gesundheitlichen Problembereichen Bewegung, psychische
und soziale Gesundheit, Ernährung und Sicherheit.
Gemüse und Obst aus dem eigenen
Schulgarten und alles frisch zubereitet
Foto: R. Afflerbeck
Hans-Böckler-Berufskolleg als Teilnehmer an diesem Landesprogramm
In seinem Bestreben, sich immer weiter zu verbessern, nimmt das HBBK nun an diesem
Landesprogramm teil. Dazu musste und muss das HBBK eine Reihe von Bedingungen
erfüllen, u.a.:
•
Die schriftliche Verpflichtung, nach dem Leitmotiv der guten gesunden Schule zu
arbeiten, was auf der Schulkonferenz mit breiter Mehrheit vom Kollegium
beschlossen wurde
•
Durchführen einer Standortbestimmung und Verpflichtung zur regelmäßigen
Selbstevaluation der Maßnahmen und der Prozesse am HBBK
•
Integration der Gesundheitsförderung und gesundheitliche Prävention in das
Schulprogramm des HBBK
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•
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•
Kontinuierliche Mitarbeit in einem lokalen Netzwerk mit anderen Schulen
(Berufskollegs, aber auch anderen Formen) aus der Region
Namentliche Benennung einer Schulkoordinatorin oder eines Schulkoordinators
für Gesundheitsförderung und gesundheitliche Prävention
Einrichtung einer Arbeitsgemeinschaft „Gesunde Schule“. Diese ist am HBBK
paritätisch besetzt mit drei Mitgliedern des Lehrerrates und drei Mitgliedern der
erweiterten Schulleitung. Vorsitz führt eine neutrale Koordinatorin. Damit spiegelt
die Arbeitsgemeinschaft den demokratischen Gedanken der „Gesunden Schule“
wider
Erstellen eines jährlichen Berichts
Wie ist der Stand der Dinge am HBBK?
Im Frühjahr dieses Jahres wurde mit beeindruckender Beteiligung ein schulweites
Screening zum Thema „Gesunde Schule“ durchgeführt. Dabei wurden vom Kollegium
insbesondere die Bereiche
• Schule als Lebens- und Erfahrungsraum
• Unterricht
• Bildungs- und Lernprozesse
• Schulkultur und Schulklima
• Schulleitung
• Professionalität und Personalentwicklung
• Qualitätsmanagement
• Wirkungen und Ergebnisse der Schule
beurteilt und so individuelle Stärken und Entwicklungspotentiale des HBBK gesamt, aber
auch bereichsspezifisch identifiziert.
Im nächsten Schritt erarbeiteten und erarbeiten die Lehrerräte der einzelnen Bereiche in
einem gemeinsamen und von der Mehrheit getragenen Prozess zusammen mit dem
Kollegium und den jeweiligen Bereichsleitungen konkrete Maßnahmen, die zur
Verbesserung der Lehrergesundheit am HBBK beitragen werden. Diese Maßnahmen
wurden und werden der Arbeitsgruppe der Gesunden Schule vorgelegt und durch die
Schulkoordinatorin als Antrag an das Landesprogramm eingereicht. Dieser Prozess wird
nun sukzessive fortgeführt, damit sich das HBBK weiterbewegt - auf dem Weg zur
„Gesunden Schule“. Wir haben uns auf gemacht!
Weitere Informationen: www.bug-nrw.de
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