Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen Biodiversität, Klimawandel und Tourismus – Herausforderungen aus Sicht des Bundesamts für Naturschutz Barbara Engels FG I 2.2 Gesellschaft, Nachhaltigkeit, Tourismus und Sport Was bedeutet Natur für den Besucher? Andere Antworten 21 % Sehr wichtig 37 % „Natur erleben“ ist für viele Urlauber ein wichtiges Reisemotiv Wichtig Quelle: f.u.r. Reiseanalyse 42 % Die Vielfalt von Natur und Landschaft ist zentraler Bestandteil des touristischen Angebotes … 2 Was bedeutet Naturtourismus für die Tourismus in Schutzgebieten Wirtschaft der Region? z.B. Nationalpark Bayerischer Wald Bruttoumsatz (2007/08) 13,5 Mio. € Das sind z.B. Nationalpark Eifel Bruttoumsatz (2007/08): Das sind 456 Arbeitsplätze 2,8 Mio. € 82 Arbeitsplätze Hochrechnung für alle 14 deutschen Nationalparke: Nettoumsatz (pro Jahr): 51 Mio. € Das entspricht 69.000 Arbeitsplätzen FAZIT: Tourismus als motivierender und finanzierender Faktor zur Natur- und Landschaftserhaltung 3 Warum engagiert sich BfN für nachhaltigen Tourismus? Basis für unsere Arbeit sind: Guidelines der CBD „Tourismus und Biodiversität“ Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt Strategie der Bundesregierung „Umwelt & Tourismus“ 4 Tourismus in der Nationalen Strategie KLIMAWANDEL Vermehrte Berücksichtigung der Wechselwirkungen zwischen Biodiversitätsverlust und Klimawandel in allen Bereichen gesellschaftlichen Handelns. GEWÄSSER Naturverträgliche Erholungsnutzung in Still- und Fließgewässern NATURVERTRÄGLICHES WIRTSCHAFTEN Verbesserung der zielgruppenspezifischen Aufklärung der Verbraucherinnen und Verbraucher und Erhöhung ihres Bewusstseins für einen naturverträglichen und nachhaltigen Konsum. Tourismus und Sport NATURNAHE ERHOLUNG UND TOURISMUS GESELLSCHAFTL. BEWUSSTSEIN Im Jahre 2015 zählt für mindestens 75 % der Bevölkerung die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu den prioritären gesellschaftlichen Aufgaben. Die Bedeutung der biologischen Vielfalt ist fest im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert. GEBIRGE Reduzierung des Flächenverbrauchs Tourismuszwecke in den Alpen und in den Hochlagen der Mittelgebirge. KULTURLANDSCHAFTEN Unterstützung von regionaltypischen Bewirtschaftungsformen, die zur Erhaltung und Entwicklung von Kulturlandschaften und ihren Elementen beitragen. 5 Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt Naturnahe Erholung und Tourismus Unsere Vision für die Zukunft ist: Natur und Landschaft in ihrer Vielfalt und Schönheit ermöglichen Sport, Erholung, Naturerfahrung und – erlebnis und prägen die regionale Identität. Tourismus, Sport und Erholung beeinträchtigen Natur und Landschaft nicht wesentlich. Sie setzen sich gemeinsam mit dem Naturschutz für die Erhaltung der Kultur- und Naturlandschaften ein. 6 Handlungsziele und Maßnahmen Entwicklung von Konzepten • für eine naturverträgliche, attraktive Freizeit- und Tourismusnutzung in Schutzgebieten • zur naturverträglichen Sportausübung in Zusammenarbeit von Sportverbänden und Naturschutzverbänden © B. Engels für Regionen, Destinationen, Schutzgebiete, Gebietsentwicklung … Sicherung und Schaffung siedlungsnaher Flächen für Tourismus, Erholung und Sport © B. Engels Förderung der naturverträglichen Erholungsnutzung und Besucherlenkung in ökologisch sensiblen Bereichen von Still- und Fließgewässern 7 Was bedeutet Klimawandel für die biologische Vielfalt? Weitere Erwärmung Änderung der Niederschlagsmengen Änderung in Häufigkeit von extremen Wetterereignissen Direkte Auswirkungen auf Arten, Lebensräume und deren Funktionsbeziehungen: Phänologische Änderungen Genetische Anpassungen Änderungen von biologischen Interaktionen (z.B. Konkurrenz, Bestäubung, …) Entkoppelung biozönotischer Beziehungen Änderungen von Verbreitungsmustern/ Ausbreitung von Arten Änderungen der Häufigkeit (z.B. regionaler Artenverlust) Veränderungen im Artenspektrum Auswirkungen auf Ökosystemdienstleistungen 8 Artenverlust und –gewinne in Deutschland Quelle: Pompe et al, 2008) Verluste + 2°: 15 5% + 3 : 20 6% + 4 : 35 10% Gewinne + 2°: 14 6% + 3 : 17 7% + 4 : 21 8% Erläuterung: Veränderungen bei einem Szenario von +4°C Erwärmung; je dunkler, desto höher die Gewinne/Verluste Linke Seite: Schwarz = 70 %, Mittelgrau = 40 %; rechte Seite: Schwarz = 40 % Mittelgrau = 25 %) 9 Artenwandel in Deutschland bis 2080 ++ 2°2° C ++ 3°3° C ++4°4° C % bedeutet zugleich Wandel des Landschaftsbildes Quelle: Dr. I. Kühn, UFZ Leipzig 10 Sind Schutzgebiete vom Klimawandel besonders betroffen? Die brandenburgischen Großschutzgebiete (Quelle: LUA Brandenburg) 11 Was bedeutet Klimawandel für die biologische Vielfalt? Direkte Auswirkungen auf Arten, Lebensräume und deren Funktionsbeziehungen Weitere Erwärmung Änderung der Niederschlagsmengen Änderung in Häufigkeit von extremen Wetterereignissen Indirekte Auswirkungen durch Anpassungsmaßnahmen in anderen Sektoren: z.B. durch Anpassungen in der Land- und Forstwirtschaft Maßnahmen zum Schutz vor Extremereignissen (Hochwasser) Substitution von Energieträgern durch erneuerbare Energien Absehbar erhöhter Raumbedarf und erhöhte Flächenkonkurrenzen 12 Klimawandel in der Strategie Unsere Vision für die Zukunft ist: Der Anstieg der mittleren globalen Erwärmung ist auf maximal 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten begrenzt. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt in Deutschland (z.B. Verschiebung der Vegetationszonen, Veränderung des Vogelzugverhaltens, Gefährdung kälteliebender Arten) sind abgepuffert bzw. minimiert. Empfindliche Arten und Lebensgemeinschaften können auf klimabedingte Veränderungen durch räumliche Wanderungen reagieren. Unsere Ziele sind: Reduktion der Emissionen über 20 % hinaus gegenüber 1990 Begrenzung des Temperaturanstiegs auf max. 2 Grad bis 2020 Netz verbundener Biotope Erhöhung der Speicherkapazität für CO2 um 10 % bis 2020 13 Anpassungen des Naturschutz an den Klimawandel Zukünftige Herausforderungen für den Naturschutz (nach Boye und Klingenstein 2006, ergänzt) Anpassung/Dynamisierung von Schutzbemühungen Dynamisierung von Zielstellungen (von statischen Leitbildern zu dynamischen Entwicklungen; Sicherung weniger von aktuellen Zuständen, sondern von Entwicklungspotenzialen) Zunehmender Manipulationsbedarf (Höherer Bedarf an aufwändigen Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen für Lebensräume) Erhöhtes Frustrationspotenzial (das Risiko von Störungen und katastrophalen Einflüssen auf Arten und Lebensräume nimmt zu) Verschärfung der Segregation (Die Landnutzungenrichten sich neu aus und verändern hierdurch das Flächenangebot für den Naturschutz) Wandel der Betrachtungsräume (von lokalen hin zu mehr großräumigen Bezugsräumen) 14 Mögliche Wirkungen von Anpassungsreaktionen des Tourismus an den Klimawandel… … mit Auswirkung auf Natur und Landschaft Verlagerung in bisher weniger erschlossene Gebiete verbunden mit erhöhtem Flächenverbrauch und verstärkter Zerschneidung von Gebieten (z.B. durch neue Verkehrswege) Verlagerung von Aktivitäten und saisonale Anpassung (z.B. Nord- und Ostseeküste profitieren touristisch von längerer Sommersaison -> Ruhezeiten für sensible Arten verkürzen sich) Verlagerung von Tourismusströmen in sensible Gebiete (erhöhter Nutzungsdruck) Notwendigkeit zur Entwicklung sektorübergreifender Konzepte 15 Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen Biodiversität, Klimawandel und Tourismus – Herausforderungen aus Sicht des Bundesamts für Naturschutz Barbara Engels FG I 2.2 Gesellschaft, Nachhaltigkeit, Tourismus und Sport