Seite 1 von 6 1 1 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 2 7 . 0 3 . 2 0 1 4 Wie Sonnenlicht, Musik und Kräuter den Blutdruck senken Ein internationales Forscherteam hat Gesundheitsdaten aus 180 Ländern ausgewertet. Die Untersuchung (Global Burden of Disease Study 2010) ergab, dass Bluthochdruck weltweit die größte Gesundheitsgefahr, gefolgt von Rauchen und Alkohol, darstellt. In Deutschland gehen 26 Prozent aller Todesfälle auf das Konto des stillen Killers. Denn Bluthochdruck entwickelt sich lange Zeit im Verborgenen. Er sendet keine Signale. Im Gegenteil, anfangs fühlen sich Menschen sogar leistungsfähiger. Erst in einem sehr späten Stadium, wenn die Gefäße schon stark durch den andauernd hohen Druck beschädigt sind, spüren Betroffene, dass etwas nicht stimmt. Jeder dritte Bundesbürger hat Bluthochdruck. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln. Bei den über 65-Jährigen ist mehr als die Hälfte betroffen. Das Fatale daran: Nur jeder Zweite weiß überhaupt von seiner Krankheit. Das A und O – regelmäßige Blutdruckkontrolle Bei der Messung des Blutdrucks werden zwei Werte bestimmt: der systolische und der diastolische Druck. Dabei entspricht der erste Wert der Auswurf- oder Pumpleistung des Herzens. Diese Zahl gibt den Druck in der linken Herzkammer im Moment der stärksten Herzmuskelkontraktion an. Der zweite Wert wird gemessen, wenn sich das Herz wieder mit Blut füllt und sagt so etwas über die Elastizität der Gefäße aus. Ideale Blutdruckwerte liegen im Bereich um 120/80 mmHg. Von Bluthochdruck spricht man, wenn die Werte 140 mmHg/90 mmHg übersteigen. Allerdings muss man andere Erkrankungen berücksichtigen und das allgemeine Gesamtrisiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall einschätzen. Das heißt, Zahlen allein sagen wenig. Liegen weitere Risikofaktoren vor, kann ein "relativ normaler" Blutdruck mit Werten zwischen 130 bis 139 mmHg für den systolischen Druck und 85 bis 89 mmHg für den diastolischen Druck auch schon behandlungsbedürftig sein. Das hängt vom individuellen Krankheitsbild des Patienten ab. Allerdings hat man zum Beispiel in mehreren großen Studien festgestellt, dass die drastische Senkung des Blutdrucks bei Diabetikern in den Idealbereich die Sterblichkeit nicht senken konnte und Werte um die 110 mmHG sogar gefährlich sind. Ein einmalig gemessener Wert sagt noch nichts über den tatsächlichen Blutdruck aus. Erst eine 24-Stunden-Messung beziehungsweise die regelmäßige Messung des Blutdrucks zu Hause ergibt eine verlässliche Aussage. Doch wie verlässlich sind die Heimmessgeräte? 1 Seite 2 von 6 Die fünf wichtigsten Regeln beim Blutdruck messen 1. Setzen Sie sich hin. 2. Warten Sie fünf Minuten bis sich der Kreislauf beruhigt hat. 3. Führen Sie in der Zeit auch keine Gespräche 4. Messen Sie immer in Herzhöhe. 5. Messen Sie immer zur gleichen Tageszeit. Sicher messen mit geprüften Geräten In unterschiedlichen Geschäften – vom Discounter bis zum Sanitätshaus kann man Blutdruckmessgeräte erwerben. Doch Vorsicht beim Kauf. Nicht jedes Gerät ist geeicht und liefert eindeutige Werte. Auch die Manschettengröße variiert von Gerät zu Gerät. Die Manschette sollte locker um den Oberarm passen und nicht zu eng sein. Die Hochdruckliga testet regelmäßig Geräte, die neu auf den Markt kommen und vergibt ein Prüfsiegel. Unter folgender Internetadresse kann man die Testergebnisse nachlesen: http://www.hochdruckliga.de/messgerae te-mit-pruefsiegel.html Wird keine körperliche Ursache für den Bluthochdruck gefunden (zum Beispiel Schilddrüse und Cushingsyndrom ), die dann ursächlich behandelt werden, verschreiben Ärzte in der Regel blutdrucksenkende Medikamente. Doch nicht immer sind sie sofort notwendig und nicht bei allen schlagen sie überhaupt an. Das Health Watchers Programm Der Leipziger Hausarzt und Internist Dr. Dr. med. Detlev Stahl hat ein Konzept entwickelt, das an der Wurzel des Problems ansetzt: Primärem Bluthochdruck ist vor allem durch eine Lebensstilveränderung beizukommen. Dafür durchlaufen die Teilnehmer ein Jahr lang ein betreutes Bewegungs- und Ernährungsprogramm. Tägliche Blutdruck-und Gewichtskontrollen gehören ebenfalls dazu. Die Werte werden elektronisch an den Hausarzt übermittelt. Das Ganze geschieht in Zusammenarbeit mit der AOKplus und wurde 2013 mit einem Innovationspreis ausgezeichnet. Bewegung trainiert nicht nur die große Muskulatur, sondern auch die Muskulatur der Gefäße. Das macht sie elastischer, was sich positiv auf den Blutdruck auswirkt. Zu empfehlen sind Ausdauersportarten wie Joggen, Walken, Radfahren, Schwimmen oder Tanzen. Kraftsport hat dagegen keinen Einfluss auf den Blutdruck. Zwei bis dreimal pro Woche trainieren die Teilnehmer des Programms mit einer Trainerin eine dreiviertel Stunde lang. Parallel dazu stellen sie ihre Ernährung mit dem Ziel einer Gewichtsreduktion um. Keine Zwischenmahlzeiten mehr, keine schnell aufschließbaren Einfachzucker (einfache Kohlenhydrate) am Abend. Nur komplexe Kohlenhydrate (vor allem in Gemüse) sind erlaubt. Mit diesem Programm haben etliche Teilnehmer unterdessen ganz auf Medikamente verzichten oder deren Menge reduzieren können. Familiäre Veranlagung Wenn bei den Eltern beziehungsweise Geschwistern Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, ein Herzinfarkt oder Schlaganfall auftreten, sollte der Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden. Selbst wenn der Bluthochdruck familiär bedingt ist, also eine erbliche Komponente im Spiel ist, kann man mit diesem Programm ohne Medikamente auskommen oder die Dosierung auf das Nötigste beschränken. 2 Seite 3 von 6 Auch in der Familie des Entwicklers von Health Watchers gibt es eine Veranlagung zu Bluthochdruck und zu plötzlichem Herztod. Vor elf Jahren litt Stahl selbst an schlecht einstellbarem Blutdruck trotz der Einnahme von drei Medikamenten. Er fing an, dreimal wöchentlich zu joggen. Dabei normalisierte sich der Blutdruck und er konnte innerhalb von sechs Monaten alle Medikamente absetzen. Zusätzlich hat er zehn Kilogramm an Gewicht verloren. Diese persönlichen Erfahrungen hat Dr. Stahl in das Health Watchers Programm einfließen lassen. Das Programm wird durch die AOKplus bezuschusst. Es kostet 75 Euro im Monat, beziehungsweise 900 Euro insgesamt für ein Jahr. 325 Euro davon bezahlt die AOKplus für ihre Mitglieder. Himmlisches Medikament Wir sind moderne Höhlenmenschen. Viele Tage gibt es, an denen wir kaum mal draußen sind. Wir stehen auf, machen uns fertig, fahren mit dem Auto zur Arbeit und dort gehen wir acht Stunden und mehr unserer Arbeit nach. Dabei merken wir gar nicht, dass uns etwas Wichtiges fehlt: Tageslicht. Das Wenige, was Fensterscheiben an UVAStrahlen durchlassen, ist unter gesundheitlichem Aspekt viel zu wenig. Dieser Mangel könnte auch für manche Blutdruckprobleme verantwortlich sein. Das ist das Ergebnis einer Studie an der britischen Universität Southampton. Dort hat der deutsche Professor Martin Feelisch zusammen mit Kollegen gesunde Probanden mit UVA-Licht bestrahlt. Das Resultat: Ihr Blutdruck ging nach unten. Dazu Professor Feelisch: „Es ist eine milde Blutdrucksenkung, aber es ist eine, die gut messbar ist und die schon nach einer kurzen Lichtbestrahlung messbare Ergebnisse zeigt.“ Wenn Sonnenlicht auf die Haut trifft, zerfallen vorhandene Stickstoffverbin- dungen in Stickoxid. Das dringt in unseren Blutkreislauf ein und weitet die Gefäße. Dadurch wird der Fließ-Widerstand des Blutes geringer. Resultat: Der Blutdruck sinkt Professor Feelisch beschreibt das Ergebnis so: „Die Blutdrucksenkung hält für 30 bis 45 Minuten an. Sie ist am intensivsten während der Bestrahlung. Das heißt aber nicht, dass kleinere Mengen an Lichtintensität über einen längeren Zeitraum nicht auch positive Effekte haben können.“ Für unseren Alltag bedeutet das: Wir sollten so viele Gelegenheiten wie möglich schaffen, um Licht zu tanken. Bach gegen ABBA – wer hat mehr Einfluss auf den Blutdruck? Zwar weiß man schon lange, dass man mit Musik Emotionen auslösen oder verstärken kann, dass sie aber auch einen messbaren Einfluss auf den Blutdruck hat, ist neu. Herausgefunden hat das Professor Hans-Joachim Trappe, Direktor der kardiologischen Klinik am Marienhospital Herne. 120 Freiwillige mit normalem Blutdruck wurden für die Studie ausgewählt, sagt Trappe: „Wir haben sie in fünf Gruppen mit folgenden Stücken beschallt: Johann Sebastian Bachs Orchestersuite 3 mit dem berühmten Air, Mozarts 40. Symphonie, Johann Strauss' "An der schönen blauen Donau", Metal von der Gruppe Disturbed und die Greatest Hits von ABBA. Alle haben mit Kopfhörern auf einer Liege gelegen. Neben den fünf Gruppen mit Musik, gab es eine sechste ohne Musik, nur umhüllt von Stille.“ Das Studienergebnis bringt ziemlich Erstaunliches zutage: Neben Bach, der den günstigsten Einfluss auf den Blutdruck hat, wirken auch Mozart, Strauss, ja selbst Heavy-Metal-Musik blutdrucksenkend. Keinen Einfluss hat dagegen ABBA. Das mag verwundern. Eine Erklärung: die schwedische Popband arbeitet vorwiegend mit synthetischen Klängen. 3 Seite 4 von 6 Noch stehen die Studien ganz am Anfang und es lassen sich keine endgültigen Ergebnisse formulieren. Neben der Musikrichtung spielen auch persönliche Vorlieben und Abneigungen des Zuhörers eine Rolle oder aber das Alter. Professor Trappe weitet seine Studien derzeit aus und untersucht den Einfluss der Musik an HochdruckPatienten. Salz – Pro und Contra? Seit Jahren streiten sich Wissenschaftler um die Frage, ob ein zu hoher Salzkonsum zu Bluthochdruck führt. Vier Gramm pro Tag empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Das entspricht einem glatt gestrichenen Teelöffel voll. In Deutschland beträgt der geschätzte Konsum acht bis zehn Gramm pro Tag. Also mehr als das Doppelte. Mehrere Studien haben gezeigt: Je höher der Salzkonsum einer Gesellschaft, desto höher deren Blutdruckpegel. Auch Dr. Holger Palisch, Regionalbeauftragter der Deutschen Hochdruckliga für Sachsen, gehört zu denjenigen, die vor einem hohen Salzkonsum warnen. Denn Salz versteckt sich auch dort, wo wir es gar nicht vermuten. In Schokolade beispielsweise, in Cornflakes oder in fettarmen Produkten. Denn dort ersetzt das Salz den Geschmacksträger Fett. Nicht immer ist der Salzgehalt im Kleingedruckten zu erkennen. Oft geben Firmen den Natriumgehalt an. Doch das gefährliche Speisesalz ist Natriumchlorid. Eine Faustregel lautet: Die Angabe für Natrium mit 2,5 zu multiplizieren – damit weiß man die entsprechende Natriumchloridmenge. Deshalb heißt die Empfehlung von Dr. Holger Palisch: Kochen Sie so oft wie möglich selbst, dann können Sie den Salzgehalt am besten kontrollieren. Würzen Sie mit Kräutern, statt mit Salz. Doch verzichten Sie nicht völlig darauf, denn Salz braucht der Körper – Salz in Maßen ist Lebenselixier. Salz in Massen ein stiller Killer. Salzige Lebensmittel und salzärmere Alternativen Lebensmittel/Produkt Salzanteil Salzärmere Alternative pro 100 Gramm Geräucherter Schinken Deutsche Salami Fleischwurst Bierschinken Lachsschinken Gouda, 40 Prozent Fett in der Trockenmasse Greyerzer, 45 % Fett in der Trockenmasse Gorgonzola, 55 % Fett in der Trockenmasse Feta Cracker Erdnussflips Salzstangen 5,3 g 5,4 g 2,5 g 2,8 g 6,1 g 2,8 g 1,5 g 3,6 g 2,4 g 2,4 g 1,9 g 4,5 g Gekochter Schinken Putensalami Mortadella Leberwurst, fein Putenbrust Frischkäse, Doppelrahmstufe Emmentaler, 45 % Fett in der Trockenmasse Camembert, 45 % Fett in der Trockenmasse Mozzarella Käsegebäck, Blätterteig Kartoffelchips Sesamstangen Salzanteil pro 100 Gramm 2,5 g 3,2 g 1,7 g 1,7 g 3,1 g 1,0 g 0,9 g 1,7 g 0,5 g 0,5 g 1,1g 0,8 g 4 Seite 5 von 6 Maultaschen, gebraten 1,4 g Tortellini, italienisch 0,6 g Pizza Salami 1,4 g Flammkuchen 0,5 g Käsespätzle 1,4 g Spaghetti mit Tomatensoße 0,3 g Quelle: DGE (Hrsg.; 2012): Die Nährwerttabelle. 2. Auflage, Neustadt 2012. Zusammengestellt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V. Das Geheimnis der Roten Bete Es waren die Römer, welche die rote Knolle einst nach Deutschland brachten. Ihr Name kommt von Beta – so heißt das lateinische Wort für Rübe. Sie ist rot, ihr Saft ebenfalls – genauso wie das Blut. Deshalb galt die rote Bete im Mittelalter als Heilpflanze für Blutleiden. Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, dass im mittelalterlichen Aberglauben tatsächlich ein großer Funken Wahrheit steckt. Seit jeher gilt das Knollengemüse als guter Nitratspeicher. „Das wurde bisher eher kritisch gesehen“, meint Katrin Liemann-Lorenz, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg, „es kommt ja über die Düngung in die Pflanze, wird dort angereichert und kann im Körper in Nitrit – und möglich- erweise auch in krebserregende Nitrosamine umgewandelt werden.“ Doch eben dieses Nitrat birgt auch positive Überraschungen. Besonders viel steckt im Saft der Knolle. Eine englische Studie hat gezeigt: Wer täglich einen halben Liter davon trinkt, tut seinen Gefäßen Gutes, denn Nitrat kann die Blutgefäße weiten und damit auch den Blutdruck senken. Wie immer ist es vermutlich eine Frage der richtigen Dosis, die man aber bislang noch nicht kennt. Bis dahin gilt: Ob Rote Bete Saft, Salat oder Suppe – das Knollengemüse sollte regelmäßig auf den Speiseplan. Denn es reichert nicht nur das Blut mit Sauerstoff an, es ist nebenbei auch äußerst kalorienarm und schmackhaft. Rote-Bete-Salat mit gerösteten Walnusskernen und Ziegenfrischkäse Zutaten für 4 Portionen 4 1 1/8 l 50 ml 1 EL ½ Bund 200 g 100 g Rote Bete, gekocht, klein Schalotte Brühe Olivenöl weißer Balsamico, Salz, Cayennepfeffer Schnittlauch Ziegenfrischkäse Walnusskerne Die Rote Bete mit einem scharfen Messer in hauchdünne Scheiben schneiden, auf Tellern fächerförmig auslegen. Die Schalotte schälen, in Würfel schneiden, mit Brühe, Olivenöl, Balsamico, Salz, Cayennepfeffer und der Hälfte des fein geschnittenen Schnittlauchs verrühren. Walnusskerne in einer Pfanne rösten. Die Marinade auf die Rote Bete streichen. Ziegenfrischkäse auf der Roten Bete verteilen. Nun mit Walnusskernen und restlichem Schnittlauch garnieren. 5 Seite 6 von 6 Gäste im Studio Dr. med. Holger Palisch, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologe, Hypertensiologe, Regionalbeauftragter der Deutschen Hochdruckliga, Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt Dr. Dr. med. Hans-Detlev Stahl, Facharzt für Innere Medizin, Leipzig Buchtipps DRUCKPUNKT heißt das Magazin der Deutschen Hochdruckliga. Es erscheint viermal pro Jahr und ist für Mitglieder kostenlos. Nähere Informationen: www.hochdruckliga.de Bluthochdruck senken für Dummies von Alan L. Rubin, Wiley-VCH-Verlag Bluthochdruck senken: Das 3-Typen-Konzept von Annette Bopp und Thomas Breitkreuz, Gräfe und Unzer Verlag GmbH Wertvolle Tipps, wie Sie dank einfacher Hausmittel Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren und Ihren Körper wieder ins Gleichgewicht bringen können, finden Sie auch im neuen Hauptsache Gesund-Buch „Meine besten Hausmittel“. ISBN: 978-3-89883-272-4; 19,95 Euro Erhältlich im Buchhandel und im MDR-Shop. Anschrift/ Thema der nächsten Sendung MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“ Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund E-Mail:[email protected] Thema der Sendung vom 03.04.2014: „Das Geheimnis der 100-Jährigen“ 6