Ernährung im Alter Allgemeines Was ist das Alter? Allgemein beschreibt das Alter den Lebensabschnitt zwischen dem mittleren Erwachsenen alter und dem Tod. - meist mit nachlassender Aktivität und einem allgemeinen körperlichen Niedergang (Seneszenz) verbunden. - fortschreitender und nicht rückgängig machender biologischer Prozess der mit dem Tod endet. Das Altern ist ein elementarer Bestandteil des Lebens und eines der am wenigsten verstandenen Phänomene der Biologie. - kein plötzliches Ereignis, sondern ein allmählicher biologischer Vorgang - zuerst nimmt allgemeine Leistungsfähigkeit nach Geburt zu - Laufen - Essen - Sprechen lernen - geistige und körperliche Aktivität und lässt nach Ablauf der Jugend kontinuierlich wieder nach Warum altern wir? Bis heute gibt es keine wissenschaftlich akzeptierte Antwort warum Menschen bzw. Organismen altern. Einige Theorien: - Alter wird bestimmt durch die Summe der auf den Körper einwirkenden äußeren Einflüsse, die zu Verschleiß- und Vergiftungserscheinungen führt. - angenommen wird, dass die einzelnen Zell- und Gewebsbestandteile im Laufe der Zeit an Funktionsfähigkeit abnehmen, es deshalb zur verringerten Belastbarkeit einzelnder Gewebe und zur Beeinträchtigung der Zellfunktionen kommt. - ungeklärt ist jedoch bis heute ob die Veränderung der DNA die Ursache oder die Folge des Altern ist - einige Annahmen gehen davon aus, dass das „Programm des Alterns“ und damit letztendlich der Tod in jeder Zelle fest verankert ist und in festgelegter Reihenfolge abläuft. Definition des Alters nach WHO Alternde Menschen Ältere Menschen Alte Menschen Sehr alte Menschen Langlebige Menschen 50 – 60 Jahre 61 – 75 Jahre 76 – 90 Jahre 91 – 100 Jahre ab 100 Jahre Was verändert sich im Alter? Körperliche Veränderungen Haut - Verliert schon ca. ab dem 30. Lebensjahr an Elastiziät - Wassergehalt des Körpers nimmt ab - Zellen erneuern sich langsamer - Sichtbar werden Falten und Altersflecken Muskulatur - Muskelmasse und Muskelfasern nehmen ab - Muskulatur wird schwächer - Mehr Fett und Bindegewebe wird in den Muskeln eingelagert Knochen, Knorpel, Sehnen - Festigkeit der Knochen wird geringer - Knochendichte nimmt ab - Knochen werden spröder und brüchiger – sind dadurch weniger belastbar – Osteoporose - Knorpelgewebe verliert an Elastizität und Substanz - Vermehrte Verknöcherungen und Gelenksveränderungen – bspw. Arthrose - Sehnen verlieren an Elastizität Herz-Kreislauf-System - Vermehrte Einlagerung von Fett und Bindegewebe im Herzmuskel - Leistungsfähigkeit des Herzens wird geringer - Herzfrequenz sinkt, Transport an Sauerstoff nimmt ab - Blutdruck steigt Atmung - Lunge verliert an Elastizität - Fläche der Verzweigungen der Bronchien nimmt ab – weniger Sauerstoff kann transportiert werden Immunsystem - Aktivität sinkt - Es kann schneller zu Infektionen, Tumoren und Autoimmunerkrankungen kommen - Wundheilung verzögert sich Energiestoffwechsel - Nimmt ab dem 30. Lebensjahr pro Jahrzehnt etwa um 3 % ab Augen - In der Linse lagern sich von Geburt an Substanzen ab – führen im zunehmenden Alter zu einer Verdickung und Trübung, bspw. Grauer Star oder sog. Altersweitsichtigkeit - Senioren nehmen das Essen deutlich weniger wahr - empfinden das Essen als weniger appetitlich, - Zurückhaltung gegenüber neuen unbekannten Speisen - greifen durchaus unabsichtlich zu verdorbenen Lebensmitteln Gehör - Schlechtes hören – häufig eine Folge von Überlastung des Hörorgans durch Lärm Geruchs-, Geschmackssinn - Lassen nach – Sinneszellen auf Zunge und in der Nase nehmen ab - Geschmacksknospen im Mund gehen zurück, allerdings nicht für alle Geschmacksrichtungen (süß, salzig, sauer, bitter) gleichermaßen - süß, salzig werden häufig weniger geschmeckt - sauer, bitter werden umso mehr geschmeckt Magen-Darm-Trakt - Geringerer Speichelfluss, Muskelkraft der Speiseröhre lässt nach – häufigeres Verschlucken - Magen produziert weniger Magensäure – Appetitlosigkeit, vorzeitiges Sättigungsgefühl - Schutzfunktion der Magenschleimhaut nimmt ab – Gifte wie Alkohol, Nikotin, Medikamente werden schlechter vertragen, vom Magen langsamer entleert - Dünndarm nimmt weniger Nährstoffe auf – evtl. Mangelerscheinungen - Muskeln des Dickdarms, die für Fortbewegung des Nahrungsbreis zuständig sind, gehen zurück – Transportzeit der Speisereste verlängert sich - häufiges Leiden an Verstopfungen - Nachlassende Leistungsfähigkeit von Magen und Darm wird durch verändertes Geschmacks- und Durstempfinden, durch schlechte Zähne und schlechtsitzende Zahnprothese zusätzlich verstärkt! - Koordination der Schließmuskeln ist häufig beeinträchtigt – Störung des Ausscheidungsablaufes Psychische Veränderungen - Demenz - „Altersdepression“ - Somatoforme Störungen – bspw. Chronische Rückenschmerzen, Magen-Darm-Störungen - Substanzmissbrauch - Wahnhafte Störungen - Bishin zu Suizidversuchen Die Ernährung Im Alter drosselt der Körper den Stoffwechsel und senkt somit den Energieverbrauch, die Muskelmasse verringert sich und der Körperfettanteil steigt. Außerdem nimmt der Wasseranteil des Körpers ab. Ein älterer oder alter Mensch darf durchaus „etwas“ mehr wiegen als ein jüngerer. Die zusätzlichen Kilos sollten sich dennoch in Grenzen halten, um gefährliche Folgen von zu starkem Übergewicht zu vermeiden. Gewöhnlich zählt bei Erwachsenen ein BMI von 20 – 25 als Normalgewichtig. Der BMI hat aber im Alter nur noch eine begrenzte Aussagekraft, da das Alter eine Umverteilung von Muskeln und Fett zur Folge hat. Genauso gefährlich das Übergewicht im Alter sein kann, ist auch das Untergewicht. Untergewicht kann bei geistigen, seelischen und sozialen Beeinträchtigungen auftreten, sowohl auch bei häufigen Erkrankungen wie Infektionen Mangel- und Unterernährung zählen zu den häufigsten übersehenen Diagnosen bei alten Menschen. Sowohl bei alten Menschen die in Heimen leben, als auch bei Menschen die sich noch zu Hause alleine versorgen. Die Nährstoffzufuhr im Alter Der Energie- bzw. Nährstoffbedarf nimmt mit zunehmendem Alter stetig ab. Altersgruppe Kalorienbedarf Bis 33 Jahre 33 – 55 Jahre 55 – 75 Jahre Ab 75 Jahre 100 % -10 % -15 % (oder 100 % - 25 %) -10 % (oder 100 % - 35 %) Auch im Alter ist das Normalgewicht anzustreben. Bzw. sollte es gehalten oder erreicht werden. Normales Körpergewicht schont die Gelenke, entlastet den Stoffwechsel und wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. Für ältere Menschen gelten die gleichen Empfehlungen wie für junge Menschen!! Eiweiß - Ältere Menschen benötigen hochwertiges Eiweiß - Laut DGE 0,9 – 1,1 g Eiweiß pro kg Körpergewicht - Etwa 50 – 70 g Eiweiß pro Tag Gute Eiweißquellen - Mageres Fleisch - Magerer Fisch - Milch und Milchprodukte - bspw. Fettarme Milch, fettarmer Jogurt, Dickmilch, Kefir, Molke, Quark, Hüttenkäse, magere Käsesorten - Sojaprodukte wie Tofu - Hülsenfrüchte Fleisch und Wurst sollten nicht täglich auf dem Speiseplan stehen. Von Vorteil ist eine Kombination aus pflanzlichem und tierischem Eiweiß. Beispielkombinationen Kartoffeln + Milchprodukte Pellkartoffeln mit Kräuterquark Kartoffelpüree Kartoffelauflauf mit Gemüse und Käse Kartoffeln + Ei Kartoffeln mit Rührei und Spinat Kartoffelauflauf Getreide + Milchprodukte Müsli Brei aus Haferflocken Milchreis Käsebrot Hirseauflauf Hülsenfrüchte + Milchprodukte Linsensuppe + Joghurt- oder Quarkspeise als Dessert Bohneneintopf + Joghurt und Quarkspeise als Dessert Bei eiweißreichen Lebens Lebensmitteln wie Milch, Milchprodukten und Fleisch sollte man darauf achten, dass die Lebensmittel fettarm sind! Fett Viele Menschen im Alter vertragen Fett und fettreiche Nahrungsmittel nicht mehr so gut, deshalb sollte die Gesamtfettzufuhr am Tag 80 g nicht überschreiten. Es sollten vorwiegend kaltgepresste Öle wie Olivenöl, Rapsöl, Distelöl, etc. zum Kochen, Backen, für Salate und Desserts verwendet werden. Diese wirken sich auch zusätzlich positiv auf den Cholesterinspiegel aus. Butter und Margarine sollte nur zum Einsatz als Streichfett kommen. Es sollten keine in zu viel Fett angebratenen oder frittierten Speisen oder Gebäcke auf den Tisch kommen. Bevorzugt werden sollten bspw. - gedünstetes Gemüse - gedünsteter Fisch - nur in wenig Fett angebratenes Fleisch, zb. Hähnchen- oder Putenfilet, - mageres Schweinefleisch - leichtes Gebäck wie Hefezopf oder Hefekuchen mit Obst statt in Fett frittierten Krapfen oder Torten mit viel Butter und Sahne. Folgen bei einer zu hohen oder zu niedrigen Fettzufuhr Zu viel - es kommt leichter zu Übergewicht - wirkt sich ungünstig auf den Blutcholesterinspiegel aus - Arteriosklerose - schlecht für Herz-Kreislauf-System - kann zu Übelkeit, Durchfall oder Fettstühlen führen Zu wenig - Evtl. Untergewicht - schwächt die Immunabwehr - wichtig für die fettlöslichen Vitamine Kohlenhydrate - Kohlenhydrate sollten, wie auch bei jungen Menschen, den größten Teil in der Ernährung ausmachen - Gemüse, Vollkorn und Vollkornprodukte enthalten die besten Kohlenhydrate - Empfehlungen für eine gute Auswahl der Kohlenhydrate sind bspw. - Vollkornbrot oder Graubrot - eingeweichtes Schrot - Naturreis - Kartoffeln und Nudeln - Buttermilch, Joghurt oder Quark mit Leinsamen oder Kleie - Vollkornmüsli - frisches Obst und Gemüse - Süßigkeiten, gezuckerte Getränke oder süße Backwaren sollten nur ab und zu und in kleinen Mengen zu sich genommen werden Vitamine und Mineralstoffe Ältere Menschen leiden oft unter einem Mangel an Mineralstoffen, Spurenelementen und / oder Vitaminen - zurückzuführen auf eine verminderte Zufuhr - erhöhten Bedarf - verminderte Resorptionsfähigkeit - Verlust über die Niere - soziale Situationen Folsäure - Risiko der Arteriosklerose - kann zu Gedächtnisstörungen führen - enthalten in Blattgemüse, verschiedenen Kohlarten, Spargel, Tomaten, Erbsen und Bohnen, Vollkornprodukten Vitamin B12 - bei chronischen Magenschleimhaut Entzündungen kann Intrinsic-Faktor nicht mehr gebildet werden - Vitamin B12 kann nicht mehr vom Magen in den Körper aufgenommen werden - B12-Substitution Vitamin D - Osteoporosegefahr - Eigenproduktion des Körpers an Vitamin D geht zurück - Vitamin D nur in wenigen Lebensmitteln in ausreichender Menge vorhanden, bpsw. In - Hering oder Makrele - Leber - Margarine - Eigelb - kann als Nahrungsergänzungsmittel in manchen Fällen sinnvoll sein Calcium - 1000 mg täglich können oft nicht erreicht werden - gute Quellen - fettarme Milch und Milchprodukte wie Joghurt und Quark - Käse - calciumreiches Minderalwasser Mahlzeitenverteilung Ältere Menschen können lange Mahlzeitenpausen schlechter überbrücken, da sie sich dann häufig geschwächt fühlen – Kreislaufbeschwerden und Unfälle Aufgrund der schnellen Sättigung können sie oft nur noch kleine Portionen zu sich nehmen Optimal sind 5 – 6 kleinere Mahlzeiten am Tag Mahlzeitenpause in der Nacht sollte 10 – 12 Stunden nicht überschreiten – Unterzuckerung Tägliche Mahlzeiten - Frühstück - Zwischenmahlzeit am Vormittag - Mittagessen - Zwischenmahlzeit am Nachmittag - Abendessen - Spätmahlzeit Wichtig!! Den ganzen Tag über genügend Flüssigkeit zu sich nehmen! Ernährungsprobleme und Lösungen Empfohlene Trinkmenge wir oft nicht erreicht - Durstgefühl lässt nach - Vergesslichkeit - Demenz - schwierigkeiten beim Halten einer Flasche oder eines Glases - schwierigkeiten beim Trinken - Schluckreflex, Verschluckungsgefahr - Trinken ohne Durst sollte trainiert werden - Getränke dort hinstellen, wo sie auch gesehen werden - Sinnvoll ist ein Trinkplan, dieser sollte jeden Tag im gleichen Rhythmus ablaufen - nach dem Aufstehen - nach jeder körperlichen Aktivität - zu jeder Mahlzeit - am Abend - vorm Schlafengehen - Hilfeleistung durch Becher mit Henkel, Schnabelbecher oder Andickungsmittel Verstopfungen - Ausreichend Trinken - Regelmäßige Bewegung - Spazierengehen - Gymnastik - Bewegung am Bett - ausreichend Obst und Gemüse - Trockenfrüchte wie Pflaumen, Aprikosen, Datteln oder Feigen - Milchzucker - Movicol Kau- und Schluckbeschwerden - aufgrund schmerzender oder schlechtsitzender Zähne, schlechtsitzende Zahnprothese - Schluckbeschwerden evtl. durch Schlaganfall oder Demenz - Leicht zu kauende Speisen und Lebensmittel servieren - Brot ohne Rinde - Streichwurst statt Schinken - Kartoffelpüree - gekochtes Gemüse - Getreidebreie - Milchspeisen - zu flüssige Speisen bzw. Getränke andicken - aufrechtes Sitzen beim Essen - nach dem Essen noch etwa 30 Minuten sitzen bleiben - Hilfe bei Logopäden suchen Appetitlosigkeit und Mangelernährung - Bewegung an der frischen Luft - soweit wie möglich Wunschgerichte - Abwechslung in Farbe und Form - freundliche Atmosphäre beim essen, bspw. hübsche Deko - Mundgerechte Häppchen - angereicherte Zusatzprodukte Beispiele zur Hilfestellung bei der Nahrungsaufnahme