BerufsBildungsZentrum 22.12.2010 Mathematische Weihnachtsknobeleien 2010 Heute gibt es kein Rätsel. Die vollkommene Zahl Die Griechen suchten Vollkommenheit in moralischen und ästhetischen Belangen, aber auch in den Zahlen. Zählt man alle echten Teiler einer Zahl zusammen, ergibt sich in ganz wenigen Fällen eine Summe, die genau der Zahl selber entspricht. Solche Zahlen nannten die Griechen «vollkommen». Die erste vollkommene Zahl ist 6, denn deren Teiler 1, 2 und 3 ergeben als Summe wiederum 6. Als weitere Beispiele fand man in der Antike noch 28, 496 und 8128. Die Mathematiker fragten sich, ob es unendlich viele vollkommene Zahlen gibt und ob darunter auch ungerade sind. Euklid fand eine Formel: Ist n eine Primzahl (also nur durch eins und sich selber teilbar) und (2 hoch n) -1 ebenfalls, liefert die Formel ((2 hoch n)-1)·2 hoch (n-1) eine vollkommene Zahl. Für die Primzahl 5 beispielsweise kommt man für (2 hoch 5)-1 auf 31, also eine Primzahl. Und 31·(2 hoch 4) ist just 496 - eine der vollkommenen Zahlen der alten Griechen. Trotz der schönen Formel fand man mit 33 550 336 erst im 15. Jahrhundert eine fünfte vollkommene Zahl. Im Computerzeitalter ging die Jagd dann richtig los. Immer grössere Primzahlen der Form (2 hoch n)-1 (Mersennesche Primzahlen) zu finden, wurde zum Qualitätstest für Supercomputer. 1996 verfiel George Woltman gar auf die Idee, auf der Suche nach neuen Mersenneschen Primzahlen die Kräfte der PCs vieler Surfer via Internet zusammenzulegen. 8000 Zahlenfreaks sind unterdessen am GIMPS (Great Internet Mersenne Prime Search - www.mersenne.org/prime.htm) beteiligt, wobei raffinierte Software dafür sorgt, dass automatisch Berechnungen ausgeführt werden, sobald ein Computerbenutzer eine Pause einlegt. So wurde 1999 die bisher grösste Primzahl gefunden: (2 hoch 6972593)-1, eine Zahl mit über zwei Millionen Stellen. Daraus machten die hurtigen Maschinen mit Euklids Formel umgehend auch die jüngste vollkommene Zahl, ein 4 197 919stelliger Zahlenwurm, der ausgeschrieben ein Buch mit 2000 Seiten füllen würde. Dies ist jetzt die 38. bekannte vollkommene Zahl. Niemand kann heute sagen, wie viele vollkommene Zahlen es noch zu entdecken gibt. Und ob eines Tages doch eine vollkommene Zahl auftaucht, die ungerade ist. Für ungebrochene Jagdlust sorgen die 100 000 Dollar, die dem Entdecker der ersten Primzahl mit zehn Millionen Stellen von der Electronic Frontier Foundation versprochen sind.