$ ' 1. Mengentheoretische Grundbegriffe Cantors (1845 – 1918) naiver Mengenbegriff“: ” Slide 1 Eine Menge ist eine Zusammenfassung M von bestimmten, wohl” unterschiedenen Objekten unserer Anschauung oder unseres Denkens zu einem Ganzen.“ Schreibweise: M := {x | ϕ(x)}, wobei ϕ eine Eigenschaft von Mengen ist. Ferner: x ∈ M für x ist Element von M“ ” & % ' $ Antinomie-Dilemma und Ausweg ; Russelsche Antinomie: R := {x | x ∈ / x} = Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten Slide 2 Es gilt: R ∈ R ⇐⇒ R 6∈ R. ; Axiomatische Mengenlehre ZF von Zermelo (1908) und Fraenkel (1927): Nur solche Objekte werden als Mengen zugelassen, die aufgrund der Axiome der Mengenlehre existieren. Intuition: Das Aussonderungsprinzip M := {x | ϕ(x)} ist nur dann zugelassen, falls M in einer bereits definierten Menge enthalten ist. & % $ ' Teilmenge, leere Menge, Vereinigung und Durchschnitt Def. Seien A, B, C, D, A0 , A1 , A2 , . . . Mengen. • A ⊆ B : ⇐⇒ ∀a ∈ A : a ∈ B Slide 3 • A = B : ⇐⇒ A ⊆ B ∧ B ⊆ A • {A1 , . . . , An } := {x | x = A1 ∨. . .∨ x = An } • ∅ ist die Menge mit ∅ ⊆ A für alle A. • A ∪ B := {x | x ∈ A ∨ x ∈ B} • A ∩ B := {x | x ∈ A ∧ x ∈ B} Teilmenge“ ” Gleichheit“ ” Endliche Mengen“ ” die leere Menge“ ” Vereinigung“ ” Durchschnitt“ ” & % ' $ natürliche Zahlen und geordnete Mengen Def. fortges. • 0, 1, 2, . . . induktiv definiert“: die natürlichen Zahlen“ ” ” 0 := ∅, n + 1 := n ∪ {n} Bsp. 1 = {∅}, 2 = {∅, {∅}}, 3 = {∅, {∅}, {∅, {∅}}}, u.s.w. Slide 4 • (A, B) := {{A}, {A, B}} Bem. (A, B) = (C, D) =⇒ A = C ∧ B = D geordnete Paare“ ” • n-Tupel induktiv definiert“: ” ∅ n=0 (A0 , . . . , An−1 ) := ((A0 , . . . , An−2 ), An−1 ) sonst Bem. Das 0-Tupel () ist ∅, 1-Tupel (A0 ) haben die Gestalt {{∅}, {∅, A0}}. & % ' Verallgemeinerung von Vereinigung und Durchschnitt $ Def. Seien A, B und I Mengen und Ai für i ∈ I Mengen. S Ai := {x | ∃i ∈ I : x ∈ Ai } • Vereinigung“ ” i∈I • T Ai := {x | ∀i ∈ I : x ∈ Ai }, I 6= ∅ Durchschnitt“ ” i∈I Slide 5 • S A := {x | ∃y ∈ A : x ∈ y} • T A := {x | ∀y ∈ A : x ∈ y}, A 6= ∅ Vereinigung“ ” Durchschnitt“ ” Bsp. Führt man die natürlichen Zahlen wir oben ein, so gilt für S T A := {0, {1, 3}, {3, 4}}: A = {1, 3, 4} und A = ∅, aber T {4, {1, 3}, {3, 4}} = {3}. & % ' $ Kartesisches Produkt und endliche Folgen Def. fortges. • A1 ×. . .×An := {(x1 , . . . , xn ) | x1 ∈ A1 , . . . , xn ∈ An } Kartesisches Produkt“ ” Bsp. A1 := {1, 2} und A2 := {3, 1}. Slide 6 A1 × A2 = {(1, 3), (1, 1), (2, 3), (2, 1)} • An := {(x1 , . . . , xn ) | x1 , . . . , xn ∈ A} n-Tupel über A“ ” • Seq(A) := {(a1 , . . . , an ) | n ∈ N, a1 , . . . , an ∈ A} S n = A Endliche Folgen über A“ ” n∈N & % $ ' endliche Folgen über einem Alphabet Spezialfall: A ist ein Alphabet {a0 , . . . , an } mit Buchstaben a0 , . . . , an . Dann schreibt man: Slide 7 • A∗ für Seq(A) • b1 . . . bl für (b1 , . . . , bl ) in A∗ • ε für () Wörter über A“ ” Wort über A“ ” leeres Wort“ ” Bsp. {0, 1}∗ ist die Menge der Binärstrings. & % ' $ Komplement und Mächtigkeit Def. Seien A, B, A1 , . . . , An Mengen. • A\B := A−B := {x | x ∈ A ∧ x ∈ / B} Slide 8 Komplement“ ” Spezialfall: Ist B ⊆ A und A (aus dem Kontext heraus) bekannt, so schreibt man B für A\B. Bsp. B := {u0v | u, v ∈ {0, 1}∗}. Dann ist B = {1}∗ . n falls A = {a , . . . , a } 1 n • |A| := ∞ sonst Bem. |A| , |B| < ∞ =⇒ |A×B|= |A|·|B| & Mächtigkeit“ ” % $ ' Relationen Def. Seien A, A1 , . . . , An Mengen. • R ⊆ A1 ×. . .×An heißt n-stellige Relation. Slide 9 • R ⊆ An heißt n-stellige Relation über A. Bsp. R := {(i, j) | i, j ∈ N, ∃k ∈ N : i = k·j} ⊆ N2 Schreibweise: R(x1 , . . . , xn ) für (x1 , . . . , xn ) ∈ R R trifft auf (x1 , . . . , xn ) zu“ ” In obigem Bsp steht R(i, j) für i ist Vielfaches von j“. ” & % ' $ Abbildungen Def. Seien A und B Mengen. Slide 10 • Eine Abbildung von A nach B, in Zeichen f : A → B, ist eine links-totale, rechtseindeutige Relation R ⊆ A×B, d.h. ∀a ∈ A ∃b ∈ B : R(a, b) ∀a ∈ A ∀b, b0 ∈ B : R(a, b) ∧ R(a, b0 ) =⇒ b = b0 . Jedes a ∈ A besitzt genau ein Bild f (a) ∈ B unter f , ” d.h. R(a, f (a))“. & % ' Injektivität, Surjektivität und Bijektivität $ Def. Seien A, B, X Mengen und f : A → B eine Abbildung. • f ist surjektiv : ⇐⇒ ∀b ∈ B ∃a ∈ A : b = f (a) jedes b ∈ B ist Bild eines a ∈ A unter f“ ” • f ist injektiv : ⇐⇒ ∀a, a0 ∈ A : f (a) = f (a0 ) =⇒ a = a0 Slide 11 gleiche Bilder unter f haben gleiche Urbilder“ ” • f ist bijektiv : ⇐⇒ f ist surjektiv und injektiv. Bsp. f : N → N, g : N → N, π : N×N → N. surjektiv, nicht injektiv: f (x) := x DIV (k+2) injektiv, nicht surjektiv: g(x) := 2x+1 P i) + y bijektiv: π(x, y) := ( i≤x+y & ' Funktionenräume und Potenzmengen % $ Def. Seien A, B und X Mengen. • B A := {f | f : A → B ist Abb.} Abbn von A nach B“ ” |A| Lemma (A). A, B endlich =⇒ B A = |B| Slide 12 • P(X) := {A | A ⊆ X} Potenzmenge von X“ ” Bsp. X := {a, b}. P(X) = {∅, {a}, {b}, {a, b}}. Lemma (B). X endlich =⇒ ∃ Bijektion f : P(X) → {0, 1}X Also: |P(X)|= 2|X| Folg (B). Es gibt genau 2k Binärstrings der Länge k. & % $ ' 2. Beweise mittels Induktion Def. Sei ϕ(n) eine Eigenschaft von natürlichen Zahlen n Ziel: Beweis von ∀n ∈ N : ϕ(n) Slide 13 Genügt: Beweis durch vollständige Induktion, d.h. zeige Induktionsanfang ( n = 0 ): ϕ(0) Induktionsschritt ( n → n+1 ): Für beliebiges n ∈ N gilt: ϕ(n) =⇒ ϕ(n + 1) ϕ(n) im I.S. heißt Induktionsvoraussetzung (I.V.). & % ' $ Variante der vollständigen Induktion Def. Häufige Variante der vollständigen Induktion im Alltag“: ” Ziel: Beweis von ∀n ≥ k : ϕ(n), k ∈ N Konstante. Slide 14 Genügt: Zeige n = k : ϕ(k) n ≥ k → n+1 : Für beliebiges n ≥ k gilt: ϕ(n) =⇒ ϕ(n + 1) & % $ ' Wertverlaufsinduktion Ziel: Beweis von ∀n ∈ N : ϕ(n) Slide 15 Genügt: Beweis mittels Wertverlaufsinduktion, d.h. zeige Induktionsschritt (I.S.): Für beliebiges n ∈ N gilt: (∀i < n : ϕ(i)) =⇒ ϕ(n) ∀i < n : ϕ(i) im I.S. heißt Induktionsvoraussetzung (I.V.). & % ' $ Korrektheit der Wertverlaufsinduktion – 1 Voraussetzung: ∀n ∈ N : (∀i < n : ϕ(i)) =⇒ ϕ(n) Beh. Dann gilt ∀n ∈ N : ϕ(n) Slide 16 Beweis: Zeige ∀m ∈ N : ∀i < m : ϕ(i) mittels vollst. Induktion. | {z } φ(m) m = 0 . Beachte: ∀i < 0: ϕ(i) Def ≡ ∀i ∈ N : (i < 0 =⇒ ϕ(i)) ⇐⇒ ∀i ∈ N : ( ¬(i < 0) ∨ ϕ(i)) | {z } wahr Also gilt φ(0) ≡ ∀i < 0: ϕ(i). & % $ ' Korrektheit der Wertverlaufsinduktion – 2 m → m + 1 . Es gilt: Slide 17 (a) φ(m) nach I.V. (b) φ(m) =⇒ ϕ(m) nach Voraussetzung für n := m Aus (a) und (b) folgt ϕ(m). Wegen (a) gilt damit wie gewünscht: φ(m + 1) ≡ ∀i < m + 1: ϕ(i) & %