UNIVERSITÄT ULM Institut für Zahlentheorie und Wahrscheinlichkeitstheorie Übungen zur Kombinatorik Prof. Dr. Helmut Maier, Hans- Peter Reck Gesamtpunktzahl: 24 Punkte Musterlösung zu Übungsblatt 5 Abgabe: Freitag, 20. November 2009, vor den Übungen 1. (a) Es seien p1 , . . . , pj Primzahlen und N ∈ N. Zeige, daß dann für die Anzahl A(N ) der Zahlen ≤ N , die durch keine der Primzahlen p1 , . . . , pj teilbar sind, gilt: A(N ) = N + j X (−1) k=1 k X 1≤r1 <...<rk ≤j N . pr1 · · · prk Dabei bedeutet [x] die größte ganze Zahl ≤ x (Gaußklammer). Um die Anzahl der zu p1 , . . . , pj teilerfremden Zahlen ≤ N er erhalten, müssen im ersten Schritt alle Vielfachen der h zu i Grunde liegenden Primzahlen von N abgezogen werden. Es gibt unterhalb von N genau pNi Vielfache von pi (pi selbst eingeschlossen). Somit ergibt sich der Ausdruck N N N− − ... − . p1 pj Nun wurde aber ein Vielfaches von pi und pj , für das gilt pi · pj ≤ N doppelt gezählt. Diese müssen wieder dazuaddiert werden, und es ergibt sich N N N N N− − ... − + + ... + p1 pj p1 · p2 pj−1 · pj Dies wird nun alternierend fortgesetzt bis zum j- ten Schritt, in dem alle Primzahlen der Auswahl vorkommen. Dies hat dann schließlich folgende Gestalt: N N N N N N N− −...− + +...+ − − . . . + (−1)j . p1 pj p1 · p2 pj−1 · pj p1 · p2 · p3 p1 · · · pj Um dies in eine geschlossene Form zu bringen, macht man sich klar, daß man hier über zwei Anzahlen summiert: zum einen über die Anzahl der Primzahlen und zum anderen über die Primzahlen der Auswahl (mit einer jeweils festen Anzahl): j X X k A(N ) = N + (−1) 1≤r1 <...<rk ≤j k=1 N . pr1 · · · prk Die äußere Summe steht für die Anzahl der Primzahlen, die betrachtet werden und die innere steht dann (bei fester Primzahlauswahl) für die einzelnen Primzahlen der Auswahl. Der Ausdruck (−1)k berücksichtigt die verschiedene Art der Summierung. Die Zahl N ist klar. Anmerkung: Auf dem gedruckten Übungsblatt und einige Zeit auch in der online verfügbar gestellten Version stand anstelle des Wortes Zahlen“ in der Aufgabenstellung in der ersten Zeile das Wort ” Primzahlen“. Primzahlen sind aber immer teilerfremd zu anderen Primzahlen; die gesuchten ” Primzahlen wären dann schließlich alle Primzahlen, die kleiner als N sind und die nicht in der ursprünglichen Auswahl enthalten sind. Diese Anzahl wäre schlichtweg A(N, P) = π(N ) − j mit der Primzahlzählfunktion π(x) := |{p ∈ P| p ≤ x}|. (b) Es sei n ∈ N. Zeige, daß dann die Anzahl der natürlichen Zahlen ≤ n, die zu n teilerfremd sind, durch Y 1 ϕ(n) = n · 1− p p|n gegeben ist. Wir wenden die Aufagbe a) an, um diese Darstellung zu zeigen. Wir setzen N := n und als αj 1 Primfaktoren verwenden wir genau die Primfaktoren, die n besitzt, also sei n = pα 1 · · · pj mit den Primfaktoren p1 , . . . , pj und α1 , . . . , αj ∈ N. Die Anzahl der Zahlen kleiner gleich n, die zu allen Primzahlen p1 , . . . , pj (und damit zu n) teilerfremd sind, beträgt damit nach der Aufgabe a) genau j X X N ϕ(n) = A(n) = n + (−1)k pr1 · · · prk 1≤r1 <...<rk ≤j k=1 " # αj j 1 X X pα αj 1 · · · pj α1 k = p1 · · · pj + (−1) pr1 · · · prk 1≤r1 <...<rk ≤j k=1 αj αj αj αj −1 α1 −1 α1 α2 −1 α1 1 = pα · · · p − p · · · p + p · p · · · p + . . . + p · · · p 1 1 1 2 1 j j j j αj αj−2 αj−1 −1 αj −1 α1 −1 α2 −1 α3 α1 + p1 · p2 · p3 · · · pj + . . . + p1 · · · pj−2 · pj−1 · pj α −1 1 −1 + . . . + (−1)j · pα · · · pj j 1 . α j 1 Wir klammern nun n = pα 1 · · · pj aus und erhalten 1 1 1 1 1 1 αj j 1 + + . . . + + + . . . + ± . . . (−1) . ϕ(n) = pα · · · p 1 − 1 j p1 p2 pj p1 · p2 pj−1 · pj p1 · · · pj Dies ist natürlich gerade 1 1 1 1 1 1 ϕ(n) = n · 1 − + + ... + + + ... + ± . . . (−1)j . p1 p2 pj p1 · p2 pj−1 · pj p1 · · · pj 2 Die Behauptung ist schließlich noch, daß der Ausdruck innerhalb der großen Klammer gerade Y 1 1− p p|n ist. Dies zeigen wir mittels vollständiger Induktion nach der Anzahl der Primfaktoren von n: Falls n einen Primfaktor p1 besitzt ist Y 1 1 1− =1− , p p1 p|n und dies ist die obige Darstellung für j = 1. Falls die Behauptung für ein j ∈ N gelte, so bedeute dies für j + 1, daß Y Y 1 1 1 = 1− · 1− 1− p p pj+1 p1 ,...,pj |n p1 ,...,pj+1 |n 1 1 1 1 1 1 1 j = 1− + + ... + + + ... + ± . . . (−1) · 1− p1 p2 pj p1 · p2 pj−1 · pj p1 · · · pj pj+1 1 1 1 1 1 1 + + ... + + + ... + ± . . . (−1)j = 1− p1 p2 pj p1 · p2 pj−1 · pj p1 · · · pj 1 1 1 1 1 − + + ... + − + ... + pj+1 p1 · pj+1 pj · pj+1 p1 · p2 · pj+1 pj−1 · pj · pj+1 1 ± . . . (−1)j p1 · · · pj · pj+1 1 1 1 1 1 1 1 + + ... + + + ... + , = 1− + ± . . . (−1)j p1 p2 pj pj+1 p1 · p2 pj · pj+1 p1 · · · pj+1 was zu zeigen war. Damit gilt ϕ(n) = n · Y 1− p|n 1 p . Diese Funktion heißt Eulersche ϕ- Funktion. (10 Punkte) 2. Es sei cn die Anzahl der Möglichkeiten, einen Betrag von n Euro aus 1 Euro- und 2 Euro- Münzen, sowie 5 Euro- und 10 Euro- Scheinen zusammenzustellen. Gib die erzeugende Reihe von (cn ) an. Es sei nun A die Menge der Ein- Euro- Münzen, B die der Zwei- Euro- Münzen, C die Menge der Fünf- Euro- Scheine und D diejenige der Zehn- Euro Scheine. Dann haben wir A(x) B(x) C(x) D(x) = = = = 1 + x + x2 + . . . = ∞ X xk = k=0 ∞ X 1 + x2 + x4 + . . . = x2k = k=0 ∞ X 1 + x5 + x10 + . . . = 1 1 − x2 x5k = k=0 ∞ X 1 + x10 + x20 + . . . = k=0 3 1 1−x 1 1 − x5 x10k = 1 1 − x10 Die erzeugende Reihe ist damit E(x) = ∞ X en xn = A(x)B(x)C(x)D(x) = k=0 = (1 − x) · (1 − x2 ) 1 · (1 − x5 ) · (1 − x10 ) 1 . (1 − x)4 · (1 + x)2 · (1 + x + x2 + x3 + x4 )2 · (1 − x + x2 − x3 + x4 ) Eine explizite Darstellung von en war nicht verlangt. (6 Punkte) 3. Gib für die Anzahl der n- tupel (i1 , . . . , in ) mit n ≥ 1 und i ∈ {0, 1, 2}, in denen weder zwei Einsen noch zwei Zweien aufeinanderfolgen dürfen, Rekursionsformeln an. Hinweis: Es sei an bzw. bn bzw. cn die Anzahl der Folgen der gegebenen Art, die auf 0 bzw. auf 1 bzw. auf 2 enden. an Der Vektor ~vn sei gegeben durch ~vn = bn . Finde eine Matrix A, so daß ~vn+1 = A~vn gilt. cn Wir betrachten die Folgen der Länge n und bestimmen daraus eine Ausage für die Länge n + 1. Folgen, die auf 0 enden, können beliebig fortgesetzt werden, Folgen, die auf 1 enden, nur mit 0 oder 2 und Folgen, die auf 2 enden, entsprechend nur mit 0 oder 1. Somit ergibt sich folgende Matrix als Funktion für diese Rekursion 1 1 1 A = 1 0 1 , 1 1 0 für die dann A~vn = ~vn+1 gilt. (8 Punkte) 4