Stand: Januar 2014 Gesundheitsamt Düren Informationsblatt Escherichia coli (E. coli, Kolibakterien) Bakterien der Art Escherichia coli (E. coli, Kolibakterien) sind normaler Bestandteil des menschlichen und tierischen Darmtrakts, können aber auch Krankheitserreger sein. Im Verhältnis zu den anderen Bakterien der Darmflora macht Escherichia coli mit unter einem Prozent einen eher geringen Anteil aus. In der Trinkwasser- und Lebensmittelkontrolle dient die Anzahl von E.-coli-Bakterien als Hinweis auf fäkale Verunreinigungen. Man spricht bei Escherichia coli deshalb auch von einem Indikatorkeim. Gelangen E.-coli-Bakterien aus dem eigenen Darm in andere Körperbereiche, kann es zu Infektionen kommen: Eine falsche Toilettenhygiene etwa kann zu einer Harnwegsinfektion führen. Bestimmte E.-coli-Stämme produzieren zudem Giftstoffe (z.B. Shigatoxine, Enterotoxine) die beim Menschen zu Durchfallerkrankungen führen, wenn sie produzierende E. coli oral (z.B. durch fäkal kontaminierte Nahrung) aufgenommen werden. Zu diesen Stämmen gehören: EPEC (enteropathogene Escherichia coli) ETEC (enterotoxische Escherichia coli) EIEC (enteroinvasive Escherichia coli) EHEC (enterohämorrhagische Escherichia coli) EAEC (enteroaggregative Escherichia coli) Außerdem ist die Oberfläche der E.-coli-Bakterien rundum mit einer Art Fasern besetzt, den sogenannten Fimbrien (Pili), mit deren Hilfe sie sich leichter an Schleimhautzellen des Darms und der Harnwege anheften können. Krankheiten Infektionen mit Kolibakterien entstehen zum einen außerhalb des Darms (extraintestinal), wenn Bakterien aus der eigenen Darmflora in Körperbereiche gelangen, wo sie normalerweise nicht vorkommen. Zum Beispiel können Harnwegsinfektionen (wie eine Blasenentzündung) auftreten, wenn Escherichia coli in den Harnleiter gelangt, etwa durch Schmierinfektionen bei falscher Toilettenhygiene. Ebenso können Kolibakterien unter anderem folgende Erkrankungen verursachen: Blutvergiftung (Sepsis) Bauchfellentzündung (Peritonitis) Gallengangentzündung (Cholangitis) Blinddarmentzündung (Appendizitis) Wundinfektionen Zum anderen können Kolibakterien verschiedene Infektionen im Darm selbst (intestinal) hervorrufen und zu Durchfallerkrankungen führen. Ursache für solche intestinalen Infektionen sind bestimmte Stämme der Kolibakterien (sog. EPEC, EIEC, ETEC, EHEC und EAEC). Sie werden vor allem durch Schmierinfektionen oder fäkal verunreinigte Lebensmittel beziehungsweise kontaminiertes Trinkwasser übertragen. Im Unterschied zu "normalen" Kolibakterien haben diese Stämme spezielle Eigenschaften (sog. Pathogenitätsfaktoren), die zu den Krankheitsbeschwerden führen. Stand: Januar 2014 Dazu zählen zum Beispiel Giftstoffe oder Stoffe, mit denen es den Bakterien gelingt, an andere Zellen anzudocken und dort haften zu bleiben, in Zellen einzudringen oder diese zu zerstören. Stämme, die zu Darmerkrankungen führen Beschreibung EPEC-Bakterien können bei Säuglingen zur sog. Säuglingsdiarrhö (Durchfall) führen, welche vor allem in Entwicklungsländern immer EPEC noch einen großen Teil zur Säuglingssterblichkeit beiträgt. In (enteropathogene Esche- Deutschland tritt sie selten auf. EPEC-Bakterien besitzen auf ihrer richia coli) Oberfläche den "EPEC-adhesion-factor", der es ihnen ermöglicht, sich an Zellen im Darm anzuheften und Giftstoffe förmlich in die Zellen zu injizieren. EIEC-Bakterien rufen wässrige bis blutig-schleimige Durchfälle mit EIEC begleitendem Fieber hervor. Die Bakterien können die Darmschleim(enteroinvasive Escherihaut durchdringen und zu geschwürartigen Darmentzündungen fühchia coli) ren. ETEC-Bakterien produzieren im Darm verschiedene Giftstoffe und bewirken dadurch massive wässrige Durchfälle. Zudem tragen sie ETEC sog. Kolonisationsfaktoren (CFA), mit denen sie sich an spezielle (enterotoxische Escheri- Zellen des Dünndarms (Enterozyten) anheften können und die sie so chia coli) davor schützen, durch die bei Durchfall stärkeren Darmbewegungen (Darmperistaltik) schnell entfernt zu werden. ETEC-Bakterien sind oft die Ursache von Reisedurchfall (Reisediarrhö). EHEC-Bakterien führen zu wässrigen bis blutigen Durchfällen (hämorrhagische Kolitis) und vor allem bei Kleinkindern häufig zum hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), einer lebensbedrohlichen Komplikation, die mit einer Blutarmut, einer Blutgerinnungsstörung EHEC und akutem Nierenversagen einhergeht. EHEC-Bakterien geben Gift(enterohämorrhagische stoffe ab (sog. Shigatoxine), welche zu den eigentlichen BeschwerEscherichia coli) den führen. Um sich davor zu schützen, dass sie durch die Durchfälle ausgeschieden werden, "bauen" die Bakterien die Schleimhautzellen des Darms zu ihren Zwecken um: Durch verschiedene Signalmoleküle bewirken EHEC-Bakterien, dass die Schleimhautzellen regelrechte Podeste für sie ausbilden, an denen sie sich fest verankern können. EAEC (enteroaggregative Escherichia coli) EAEC-Bakterien führen häufig zu akuten und chronischen schleimigen Durchfällen. Über einen speziellen Mechanismus heften sich die Bakterien an die Dünndarmwand an und bewirken, dass die Schleimhaut des Darms mehr Schleim produziert. Diesen nutzen die EAECBakterien, um sich zusammenzulagern und schützen sich so davor, zu schnell ausgeschieden zu werden. Sie geben gleichzeitig einen Giftstoff ab, der die Durchfälle bewirkt. Stand: Januar 2014 Vorbeugen Kolibakterien kommen normalerweise nur im Darm vor. Eine Übertragung erfolgt daher entweder über Schmierinfektionen durch falsche oder ungenügende Toilettenhygiene oder über verunreinigte rohe (also ungekochte) Lebensmittel sowie fäkal-verunreinigtes Trinkwasser oder Oberflächengewässer. Wenn Sie Infektionen durch Escherichia coli vorbeugen möchten, sollten Sie auf folgende Maßnahmen achten: Frauen sollten auf die richtige Toilettenhygiene achten (immer von vorne nach hinten abwischen). Waschen Sie sich die Hände o nach dem Toilettengang. o bevor Sie Mahlzeiten zubereiten. o vor dem Essen. o wenn Sie Kontakt zu Tieren hatten (z.B. Nutztiere, Streichelzoo, ...). Kochen Sie rohes Fleisch durch, es sollte wenigstens zehn Minuten auf 70 °C erhitzt werden. Verzichten Sie auf Rohmilch. Ultrahocherhitzte oder pasteurisierte Milch sind dagegen unbedenklich. Achten Sie beim Zubereiten von Mahlzeiten darauf, dass Küchenutensilien (z.B. Messer, Schneidebrettchen, ...) oder auch Hände, die mit rohem Fleisch in Kontakt gekommen sind, nicht mit anderen Lebensmitteln oder Küchenutensilien in Kontakt kommen. So vermeiden Sie eine Kreuzkontamination. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an ihr Gesundheitsamt Düren: 02421 222410