alternative anlagen LONG/SHORT-ANSATZ BIETET AKTUELL GROSSE CHANCEN Pierre-Olivier Pourcelot RAM Active Investments ist eine erfolg­ reiche Investment-Boutique aus Genf. Vor elf Jahren begann das Team mit ei­ nem klassischen Fonds für europäische Aktienwerte, dem 2009 schliesslich ein Market Neutral Fund mit Long/Short-An­ satz folgte. Im gleichen Zeitraum startete das Unternehmen mit einem klassischen Fonds für Schwellenländer und ergänzte diesen nach Anfangserfolgen 2011 eben­ falls mit einer Long/Short-Strategie. Die B2B-Redaktion interessierte sich für die Produkte sowie die Einschätzung der ak­ tuellen Lage und sprach hierzu mit ­PierreOlivier Pourcelot, dem Head of Sales & Marketing des Unternehmens. Pierre-Olivier Pourcelot, in den hetero­ genen Schwellenländern ist die Vola­ tilität oftmals hoch und schwer bere­ chenbar – so auch 2015. Ein Paradies für Long/Short-Fondsmanager? Es ist sicher von Vorteil für Hedge Fund Manager, wenn im Markt Bewegung herrscht. Da Volatilität aber heisst, dass Kurse auch rasch nach unten rauschen können und man sich zu wenig schnell optimal positionieren kann, würde ich nicht gerade von einem Paradies sprechen. Unser Long/Short Fund für Schwellenländer hat am Anfang des zweiten Quartals nachgegeben, sich aber durch Umschichtungen in den Folgewochen stabilisiert und weist nun wieder Potenzial nach 54 oben auf. Shortpositionen haben wir insbesondere in China und relativ gering in In­ dien, Südkorea und Indonesien. Netto Long-­ Positionen haben wir trotz der Korrektur mit Malaysia und Taiwan auch in Asien. Welche Anlageziele verfolgen Sie denn mit Ihren Long/Short Funds? Unser Ziel besteht darin, auf mittlere bis längere Frist Kapitalgewinne zu erzielen. Dabei folgen wir systematisch Selektionsstrate­gien, die auf Fundamentalresearch basieren. Ein eigenes Modell soll die risikoadjustierten Erträge maximieren, indem sowohl Käufe als auch Verkäufe von Wertschriften und Index-Futures getätigt werden. Das optimierte Portfolio ist dann ein Resultat aus Multi-Faktor-Strategien, die Anlagechancen aus einer Mischung verschiedener Ansätze generieren – etwa Value, Defensive und Momentum. Mit unseren Fonds sind wir beispielsweise Leader über 1 und 3 Jahre bei den Peergroups «Market Neutral» und «Long/Short». Sie führen UCITS-Produkte? Richtig. Unsere Long/Short Funds sind normale UCITS und für Kundenmandate bestens geeignet. Eine Anteilsklasse «CHF hedged» des RAM L/S European Equities Fund existiert und bringt etwa 9 % pro Jahr in CHF mit einer Volatilität von 6 im aktuellen Umfeld. Welche andere liquide Anlageklasse hat dies in den letzten Jahren geschafft? Die Konstruktion ist auch viel günstiger als Funds of Hedge Funds – es besteht nur eine einzige Gebührenebene – und trotzdem erreicht man damit eine riesige Diversifikation mit Hunderten von Titeln. Und wie gehen Sie vor bei der Titel­ selektion? In Europa nehmen wir EU15 plus Norwegen und die Schweiz als Anlageuniversum. Von den rund 6000 Titeln nehmen wir nur jene mit guten Liquiditäts-Profilen und einer Kapitalisierung über 150 Mio. EUR, was das Angebot auf 1500 Titel reduziert. Dann kommt das vorhin angesprochene Modell zum Einsatz, wobei wir keine Stil-Arbitrage vornehmen. Aktuell kommen so 300 Long-, 150 Short-Positionen und fünf Short-Futures heraus. Vielleicht noch ein Wort zum Shortsel­ ling. Welche Philosophie verfolgen Sie diesbezüglich? Das Short Book besteht einerseits aus einem Korb von Index-Futures, um das Beta des Portefeuilles zu neutralisieren. Anderseits sind natürlich Shortpositionen von Wertschriften darin enthalten, um bei Erfolg Alpha zu generieren. Zu Letzteren zählen überbewertete Aktien mit einem negativen Ertrags-Momentum oder Firmen, die im Vergleich zu ihrer Branche viel Cash vernichten sowie Unternehmen mit hohen Wachstumsausgaben bei geringer Dynamik. Zusammen machen sie rund 45 % des Netto-Exposures B2B DEZEMBER 2015 alternative anlagen aus. Der Rest entfällt auf Futures, um Leerverkäufe auf gewissen Indizes wie CAC40 und FTSE vorzunehmen. Beim Schwellenländer-Fonds applizieren wir noch Shortselling auf Aktien, die im jeweiligen Sektor hoch bewertet sind und deren Gewinne im Vergleich zu den Cashflows viel zu gut ausschauen. Wer mehr Freiheiten hat, muss h ­ eute einen starken Fokus auf das Risikoma­ nagement legen. Wie wird dieses bei RAM Active Investments gehandhabt? Im Europa-Fonds haben wir folgende Risikolimiten festgelegt: Das maximale Netto-Exposure für Länder und Sektoren darf 25 % nicht überschreiten – egal ob Long oder Short. Ein Einzeltitel darf nicht über 3 % an Gewicht aufweisen. Dann gelten noch eine Value-at-Risk-Limite von 15 % und eine maximale Leverage Ratio mittels Derivaten von 170 %. Neben den Vorgaben für UCITS werden natürlich auch Stresstests durchgeführt, um die maximalen Verluste zu begrenzen. Die vergleichbaren Zahlen beim Schwellenländerfonds lauten 20 % bzw. 2.5 % für maximale Exposures und beim Leverage liegt B2B DEZEMBER 2015 die Limite bei 100 %. Das Optimierungs-Modell schaut natürlich auch darauf, dass die Handelskosten nicht zu hoch ausfallen und wir mit den Transaktionen keine Märkte selber beeinflussen. Lassen Sie die Leser noch kurz wissen, wie sich die Produkte optimal in einem Portfolio kombinieren lassen? Weil die beiden Fonds untereinander praktisch nicht korreliert sind, verbessert ein Kundendepot, das beide Produkte gleichgewichtet integriert, sein Rendite-Risiko-Profil. Blicken wir am Schluss noch etwas in die Zukunft. In jüngerer Vergangenheit hat es sich gelohnt, Industrienationen ge­ genüber Schwellenländern vorzuziehen. Ist diese Idee Ihres Erachtens noch im­ mer verheissungsvoll? Dies lässt sich nicht generell mit Ja beantworten. Zwar hat sich der Bewertungsunterschied zwischen Industrienationen und Emerging Markets zugunsten der Schwellenländer bewegt, womit sich ein Investment in diesem Marktsegment empfiehlt. Allerdings gilt es hierbei sehr selektiv vorzugehen – dies sowohl bezüglich der Titelselektion als auch der Länderauswahl – denn strukturelle und wirtschaftliche Unterschiede haben über die letzten Jahre deutlich zugenommen. Einige der Schwellenländer haben grosse Herausforderungen zu bewältigen; die Ländergruppe bleibt also heterogen und stark fragmentiert, was jenen Markt­ akteuren Chancen eröffnet, die gezielt Ineffizienzen ausnutzen wollen. Pierre-Olivier Pourcelot Head of ­Sales & Marketing RAM Active ­Investments SA, Genf. 55