Mit dem Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen Sehr

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Mit dem Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen
Sehr verehrter Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Herr Dr. Fuat
Sanac,
verehrter Minister für Europa, Integration und Äußeres, Herr Sebastian Kurz,
sehr verehrter Rektor der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule, Herr Dr. Christoph Berger,
sehr geehrter Präsident der Vorsitzendenkonferenz der österreichischen Pädagogischen
Hochschulen, Herr Prof. Dr. Karl Klement,
sehr verehrter Rektor der Evangelischen Hochschule Moritzburg, Herr Prof. Dr. Kahrs, und
liebe Studierende aus Moritzburg,
sehr verehrte Damen und Herren,
liebe Professorinnen und Professoren,
und natürlich liebe Studentinnen und Studenten.
Ich begrüße Sie sehr herzlich mit dem Islamischen Friedensgruß: assalamu alaikum wa
rahmatullah wa barakatuh. Der Friede sei mit Ihnen
Es ist mir eine große Freude, Herrn Minister Kurz hier und heute bei uns begrüßen zu dürfen.
Seine Initiative, die IRPA zu besuchen, ehrt uns und drückt seine Anerkennung für unsere
Bemühungen und unser Engagement in der Ausbildung junger österreichischer Muslime
sowie Lehramtsanwärterinnen aus.
Sein erster Besuch der IRPA, damals als Staatssekretär für Integration, fand im Jahre 2011
anlässlich unserer Fachtagung zum Thema: Religionsunterricht und säkularer Staat statt.
Schon damals standen im Zentrum der Tagung Fragen rund um das Verhältnis von Religion
und säkularer Staat, die an Aktualität nichts eingebüßt haben. Die Ergebnisse dieser
Fachtagung, an der internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mitgewirkt
haben, wurden dann in einem gleichnamigen Buch publiziert.
Die IRPA ist ein einzigartiger Ort in Westeuropa: seit über 15 Jahren werden in
Verantwortung der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und in Kooperation mit
dem zuständigen Bundesministerium Religionslehrerinnen und Religionslehrer ausgebildet,
die ebenso theologische Studien wie humanwissenschaftliche absolvieren und vom ersten
Semester an auch die Schulpraxis kennen- und reflektieren lernen. Sie werden in Zukunft
wichtige Brückenbauer in der Schule sein – sowohl aus der religiösen, wie auch aus der
kulturellen und der pädagogischen Perspektive. Und Brückenbauer brauchen wir in solch
schwierigen Zeiten wie heute mehr denn je.
Es ist kein Zufall, dass eine Einrichtung wie die IRPA in Wien besteht, in einem – wie es der
deutsche Historiker Paul Nolte ausgedrückt hat – religionsfreundlichen säkularen Staat.
Vielen Österreicherinnen und Österreichern, seien sie nun Muslime oder nicht, ist –
angesichts der in weiten Teilen sehr scharf geführten Debatte – oftmals offensichtlich nicht
wirklich bewusst, wie gut die Beziehungen der Muslime zum Staat und zu allen anderen
Religionsgemeinschaften in Österreich sind. Der gesellschaftliche Frieden, den wir hier und
heute miteinander genießen können, ist das Ergebnis gegenseitigen Kennenlernens,
jahrzehntelanger Zusammenarbeit und eines anerkennenden, respektvollen Miteinanders
auf gleicher Augenhöhe.
Alle Stimmen, die anderes behaupten, schauen nicht genau hin: dass eine erhöhte
Bedrohung von in Österreich sozialisierten Musliminnen und Muslimen ausgeht, stimmt
nicht mit den Zahlen des BVT überein, die deutlich gezeigt haben, dass
1. die Mehrheit der sich radikalisierenden Menschen nicht in Österreich sozialisiert sind
2. die Mehrheit der sich radikalisierenden Menschen religiöse Analphabeten sind, die nicht
einmal über religiöse Grundkenntnisse verfügen.
Es zeigt sich damit, wie wirkungsvoll ein Religionsunterricht sein kann, der in der öffentlichen
Schule stattfindet, in welchem junge Musliminnen und Muslime Grundkenntnisse in ihrer
eigenen Religion erwerben können und lernen, dass Muslimsein und Österreicher sein kein
Unterschied ist.
Die IRPA bildet seit langen Jahren Religionslehrerinnen und Religionslehrer für die
öffentlichen Schulen aus und nimmt in diesem Bereich eine Pionierstellung ein. Das Modell
der IRPA wurde schon damals auch in Deutschland mit großem Interesse zur Kenntnis
genommen, und mindestens eine der neuen religionspädagogischen und theologischen
Fakultäten in Deutschland ist in enger Kooperation mit der IRPA gegründet worden. Noch
immer besteht ein Austausch mit deutschen Universitäten – und wir können heute
Augenzeugen einer Vertiefung dieses Austauschs werden – denn es befinden sich erstmals
unter uns Studierende der evangelischen Hochschule Moritzburg. Sie sind zu einem
mehrtätigen Besuch an der IRPA und werden auch an unseren Lehrveranstaltungen
teilnehmen. Ein herzliches Grüß Gott an dieser Stelle an diese Studierenden und ihren
Rektor, Herrn Prof. Kahrs, den ich vor zwei Jahren im Rahmen eines Kongresses an der
Universität Wien, an dem die IRPA mitgewirkt hat, kennengelernt habe. Der Titel des
Kongresses lautete: Lebens.Werte.Schule – und befasste sich mit Schulentwicklung, welche
eine wertorientierte Ausrichtung an der Würde der Einzelnen, einen wertschätzenden
Umgang mit Diversität, wertvollen Strukturen demokratischer Beteiligung und
menschengerechter Bildung fördert und ermöglicht. Schule muss heute im Kontext der
allgemeinen gesellschaftlichen Herausforderungen mehr leisten als je zuvor.
Ein Konzept, wie dies umgesetzt werden kann, bietet die sog. Lebenswerte Schule, in
welcher eine Schulkultur der Anerkennung gelebt wird, die alle im schulischen Kontext
tätigen Personen vor jeder Leistung, in den Unterschieden von Vielfalt und durch alle
Beteiligten würdigt.“
Auf dem Kongress dabei waren auch unsere Wiener Kooperationspartner, die Kirchliche
Pädagogische Hochschule, mit der wir seit inzwischen 7 Jahren einen intensiven auch
institutionalisierten Austausch führen. Neben wissenschaftlich evaluierten
Studierendenbegegnungen findet ein Lehrendenaustausch statt, so dass unsere Studierende
von christlichen Lehrenden in das Christentum eingeführt werden und Studierende an der
KPH mit muslimischen Lehrenden reflektieren, wie mit religiöser Vielfalt im Klassenzimmer
umgegangen werden kann. Unsere Absolventen haben die Möglichkeit, an der KPH ein
weiteres Fach zu erwerben, so dass sie nicht mehr nur Religion lehren, sondern auch andere
Fächer. So können sie tatsächlich Teil einer Schule werden, Vorurteile abbauen und Brücken
bauen und damit der allgemeinbildenden Schule bei der wesentlichen Aufgabe, junge
Menschen für das Leben auszubilden, behilflich sein. Wie sehr viele Studien belegen wächst
Radikalisierung immer auf einem Boden der Ignoranz, und Bildung stellt das beste Rezept
dagegen dar. Unser neuestes Baby ist ein Master in interreligiöser Mediation und
Kompetenz, der einzigartig in Europa sein wird, da hier in Form von Teamteaching aus
verschiedenen religiösen Perspektiven eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit
grundlegenden Themen des gesellschaftlichen Zusammenlebens stattfinden wird.
Mit diesem Master möchten wir als zentrale Bildungs-Einrichtung der Islamischen
Glaubensgemeinschaft in Österreich in diesen sehr herausfordernden Zeiten Zeichen setzen,
dass ein friedliches und produktives Miteinander in einer auf gegenseitiger Anerkennung
und Akzeptanz gegründeten, demokratischen Gesellschaft möglich und erlernbar ist.
Die Unterschiede zwischen den Menschen - seien sie kultureller, ethnischer, ideologischer
oder religiöser Natur - sind, wie unsere Studierende Even Güren in der Koranrezitation
gelesen hat, von Gott absichtsvoll geschaffen worden. In seinem Korankommentar schreibt
der österreichische Koranübersetzer und Exeget Muhammad Asad: „So betont der Qur´an
wiederum, dass die unaufhörliche Differenzierung in den Ansichten und Ideen der Menschen
nicht zufällig ist, sondern einen gottgewollten, grundlegenden Faktor der menschlichen
Existenz darstellt.
Es ist demnach kein Unfall und auch kein Unglück, dass Menschen unterschiedlich sind – im
Gegenteil, Gott hat genau diesen Pluralismus, die Vielfalt und Diversität der Menschen als
Wunder bezeichnet, über das der Mensch nachdenken sollte.
Überhaupt ist Nachdenken auch in Zeiten der Krise ein wirkungsvolles Instrument der
Deeskalation. Nachdenken, Reflektieren und Analysieren erfordert eine gewisse Ruhe, von
der man oftmals denkt, dass man sich diese nicht leisten kann. Wollen wir aber ernsthafte
Wege einschlagen, die das konstruktive und wertschätzende Miteinander dauerhaft in der
Gesellschaft fördern, dann müssen wir uns diese Zeit nehmen und dürfen nicht übereilt
Schritte gehen, die vielleicht in eine falsche Richtung führen können.
Als eine der ersten deutschsprachigen, staatlich anerkannten akademischen Einrichtung, in
welcher islamische Theologie gelehrt wird, haben wir vor einigen Jahren das Zentrum für
kontext- und konsensorientierte islamische Theologie gegründet, welches sich mit den
Fragestellungen des Islams in Österreich und im europäischen Kontext auseinandersetzt. Wir
bieten in diesem Sommersemester zum Beispiel eine Ringvorlesung zum Verständnis
religiöser Texte – auch des Korans – an. Was im öffentlichen Diskurs oftmals untergeht ist
die Tatsache, dass sich muslimische Theologinnen und Theologen schon seit langer Zeit mit
der Entwicklung von Instrumenten der Koranhermeneutik befasst haben. Unsere
Studierenden erhalten ein fundiertes islamtheologisches und religionspädagogisches
Studium, in welchem aufbauend auf den jahrhundertelangen Studien und in Anerkennung
der eigenen Wurzeln geforscht und gelehrt wird. Nimmt man die Herausforderungen der
Zeit ernst, dann muss die Nachhaltigkeit jeder Handlung überdacht und unüberlegter
Aktionismus vermieden werden.
Das Kompetenzzentrum für kontext-und konsensorientierte Theologie hat übrigens für
dieses Jahr eine Tagung zum Thema: Strategien gegen Extremismen geplant, bei deren
Durchsetzung wir auf ihre geschätzte Unterstützung hoffen, sehr geehrter Herr Minister.
Ein weiteres Kompetenzzentrum der IRPA betrifft die interreligiöse und interkulturelle
Forschung. Hier wurde für Mai diesen Jahres ein Symposium im Gedenken an den jüdischen
Religionsphilosophen Martin Buber organisiert, welches sich u.a. mit seiner DialogPhilosophie auseinandersetzt. Hierfür lade ich Sie alle schon jetzt herzlich ein.
Weiterhin hat sich ein Zentrum für die Entwicklung von Lehrmaterialien für den islamischen
Religionsunterricht aus der Perspektive der Aneignungsdidaktik herausgebildet –
Materialien, die alle Sinne ansprechen und die Schülerin bzw. den Schüler dazu befähigen,
selbstständig eine eigene, begründete Position zu entwickeln. In diesem Rahmen sind in den
letzten Jahren schon vier Bände für den Religionsunterricht an der Volkschule entstanden,
die einerseits von Audio-CDs begleitet werden und andererseits in Lehrerhandbüchern
wissenschaftlich begründet sind. Wir überreichen Ihnen, sehr geehrter Herr Minister Kurz,
hier gerne unsere neueste Erscheinung, die Islamstunde 5.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wie Sie sehen, haben wir uns für dieses Semester
ein sehr ambitioniertes Programm vorgenommen. Ich könnte jetzt noch lange weiter
berichten, welche Schritte in der IRPA seit nunmehr über 17 Jahren gegangen werden, aber
die Zeit ist begrenzt und ich bin nur die erste Rednerin
Wichtig ist für mich festzuhalten, wie wertvoll die oftmals unsichtbare Arbeit von
Bildungseinrichtungen für den gesellschaftlichen Frieden ist. Umso wichtiger, dass es in
Zeiten wie diesen mutige Stimmen gibt, die klarstellen, dass der Islam selbstverständlich zu
Österreich gehört. Und wie wir in den letzten Woche hören konnten, werden solche
Aussagen inzwischen auch von hochrangigen deutschen Politikerinnen und Politikern
geäußert, was uns sehr freut.
Sie Herr Minister Kurz, waren der erste Minister in Österreich, der immer wieder betont hat,
dass der Islam Teil der Lösung und nicht Teil des Problems ist – ja, dass überhaupt Religionen
Teil der Lösung und nicht des Problems sind.
Ich möchte mich deshalb nochmals herzlich bei unserem Kooperationspartner, der
Kirchlichen Pädagogischen Hochschule, hier in Vertretung ihres Rektors Dr. Berger,
für die ausgezeichnete Zusammenarbeit bedanken. Unsere beiden Institutionen leben den
religiösen und kulturellen Dialog und nehmen hier eine richtungsweisende Rolle ein.
Auch bei unseren Gästen aus Deutschland möchte ich mich herzlich bedanken, Herr Rektor
Prof. Kahrs von der Evangelischen Hochschule Moritzburg hat sich immer für den Dialog mit
den Religionen eingesetzt und ist sogar bis nach Wien gekommen, um seine Studierenden
mit dem österreichischen Modells der Gleichstellung und Anerkennung aller Religionen –
und damit auch mit dem Modell der IRPA bekannt zu machen. Ihm danke ich auch für seine
klare Positionierung zu PEGIDA, welche sicherlich eine große gesellschaftliche
Herausforderung in Deutschland darstellt.
Wir dürfen uns als gebildete und bewusste Menschen niemals dazu verleiten lassen, Gräben
zwischen den verschiedenen Teilen der Gesellschaft aufzureißen, sondern sollten so viele
Brücken wie möglich bauen, denn die Zukunft ist unsere gemeinsame Zukunft – und die
Grundsteine für den gesellschaftlichen Friede, den wir auch in Zukunft genießen möchten,
die werden heute gelegt.
In diesem Sinne bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche uns allen noch
einen angenehmen Tag.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen schönen Tag.
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