Inhalt Vorwort Einführung Von Mann zu Mann Wissenswertes aus der Anatomie Die Prostata – eine Drüse mit »Eigenleben« Harn- und Geschlechtsorgane des Mannes Nieren Harnleiter Harnblase Hoden und Nebenhoden Samenstrang Samenbläschen Penis und männliche Harnröhre Prostata (Vorsteherdrüse) Die gutartige Prostatavergrößerung Wie kommt es zur Wucherung der Prostata? Wie äußert sich eine gutartige Prostatavergrößerung? Anzeichen für Entleerungsstörungen (obstruktive Symptome) Reizerscheinungen (irritative Symptome) 9 10 10 13 14 16 17 19 20 23 23 24 25 25 29 30 32 34 36 5 Inhalt Entwicklungsstadien und Krankheitsbilder Welche Fragen stellt der Arzt? Was passiert bei der ärztlichen Untersuchung? Körperliche Untersuchung Laborbefunde Ultraschalluntersuchung Röntgenaufnahmen Untersuchungen mit Hilfe von Instrumenten Welche Folgen hat die Diagnose »BPH«? Was Sie selbst tun können Wie wird eine gutartige Prostatavergrößerung behandelt? Wann ist eine Operation vermeidbar, und wann muss sie sein? Die Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel Die Behandlung mit synthetischen Medikamenten Welche Operationsverfahren gibt es, und wie geht der Arzt dabei vor? Das Wichtigste auf einen Blick Tipps für den Alltag Die Entzündung der Prostata (Prostatitis) Akute Entzündung durch Bakterien Prostata-Abszess 6 38 44 46 46 50 51 55 56 59 59 61 61 66 68 74 100 101 105 106 108 Inhalt Chronische Entzündung Die Prostata »im Stress«: Prostatodynie Das Wichtigste auf einen Blick Tipps für den Alltag Die bösartige Erkrankung der Prostata (Krebs) Bösartiger Tumor – was bedeutet das? Wie kommt es zu einer bösartigen Prostatavergrößerung? Risikofaktoren Was Sie selbst zur Vorbeugung tun können Welche Beschwerden lassen einen Prostatakrebs vermuten? Wie kann der Arzt Prostatakrebs erkennen? Abtasten der Prostata Laboruntersuchungen Gewebeentnahme aus der Prostata Weitere Untersuchungen Die Behandlung des Prostatakrebses Kontrolliertes Abwarten Vollständige Entfernung der Prostata Strahlentherapie Hormontherapie Chemotherapie 109 111 112 114 115 116 118 119 122 128 130 130 131 135 139 143 144 145 152 160 174 7 Inhalt Was Sie selbst tun können 176 177 177 179 180 182 Anhang 183 Beckenbodengymnastik: Hilfe bei Inkontinenz nach einer Radikaloperation 184 Schmerzen müssen nicht sein »Zufallsbefund« Prostatakrebs Tumornachsorge Zertifizierte Prostatakarzinomzentren Das Wichtigste auf einen Blick Warum die Blase nach der Prostata-Entfernung »undicht« werden kann So stärken Sie den Beckenboden Kleines Lexikon der Fachbegriffe Wichtige Anschriften Stichwortverzeichnis Abbildungsnachweis 8 184 185 189 194 196 203 Die bösartige Erkrankung der Prostata (Krebs) Eine Vergrößerung der Prostata ist – leider – nicht immer durch eine gutartige Wucherung bedingt. Aber selbst wenn Sie mit der Diagnose »Prostatakrebs« konfrontiert werden, ist das nicht zwangsläufig ein Todesurteil. Dieses Kapitel sagt Ihnen, bei welchen Symptomen Sie den Arzt aufsuchen sollten und woran er Krebs erkennt. Es erläutert Behandlungsmethoden und Heilungschancen. Und es macht noch einmal klar, wie wichtig es für jeden Mann über 45 ist, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen! 115 Die bösartige Erkrankung der Prostata (Krebs) Bösartiger Tumor – was bedeutet das? Achtung In diesem Kapitel geht es vor allem um die schweren Verläufe von Prostatakrebs. Sie sollten beim Lesen, wenn es Sie selbst betrifft, stets daran denken, dass das der kleinere Teil der Fälle ist und Ihre eigene Erkrankung sich nicht zwangsläufig so entwickeln muss! Um es gleich vorab zu sagen: Der Prostatakrebs zählt überwiegend nicht zu den rasch wachsenden Tumoren. Es wird Sie vielleicht überraschen, aber es gibt viele Tausende von Männern, die über Jahre an einem Prostatakrebs litten, ohne je etwas davon gespürt oder überhaupt davon gewusst zu haben. Sie sollten also nicht in Panik verfallen und resignieren, wenn Sie von der Erkrankung erfahren. Denn oft ist diese Krebsart aufgrund ihrer Eigenschaft, langsam zu wachsen, sozusagen eher »gutartig«. Falsch wäre es aber auch, die Möglichkeiten zur Früherkennung und zur Behandlung deswegen auszuschlagen. Sie müssen die Diagnose auf jeden Fall ernst nehmen, aber Sie dürfen sich nicht von ihr beherrschen lassen. Eine bösartige Veränderung des Prostatadrüsengewebes ist, ähnlich wie die Prostatahyperplasie, eine Erkrankung des älteren Mannes (mehr dazu ab Seite 14 bzw. 30). Tumoren bei Männern unter 50 sind die Ausnahme. Da das Wachstum der bösartigen Veränderung nicht gleichmäßig verläuft, gibt es Prostatatumoren, die für den Betroffenen nicht erkennbar werden und ihm auch keine Beschwerden verursachen. Die Zahl der diagnostizierten bösartigen Prostatatumoren nimmt derzeit weltweit zu. Dafür sind vor allem zwei Gründe anzuführen. Erstens werden durch intensive medizinische Betreuung und verfeinerte Untersuchungsmethoden heute mehr Zellveränderungen rechtzeitig erkannt. Zweitens kommen mehr Männer in das gefährdete Alter, weil sich die Zahl der älteren Menschen durch die gestiegene Lebenserwartung deutlich erhöht hat. Dass die Häufigkeit bösartiger Veränderungen tatsächlich zugenommen hat, steht daher zu vermuten, zu beweisen ist es nicht. Unbestritten ist, 116 Die bösartige Erkrankung der Prostata (Krebs) dass gegenwärtig immer mehr Männer wegen eines Prostatakrebses den Arzt aufsuchen und behandelt werden müssen. Die unauffällig bleibenden bösartigen Veränderungen kommen jedoch drei- bis viermal so häufig vor wie die entdeckten Tumoren. Diese so genannten latenten (verborgenen) Tumoren sind lebensbegleitend, machen sich aber wegen ihrer geringen Bösartigkeit nicht bemerkbar oder benötigen sehr lange Zeit, bis sie das tun. Wie kaum eine andere bösartige Erkrankung weist der Prostatatumor ein breites Spektrum an biologischem Verhalten auf. Auf der einen Seite gibt es den Tumor, der sehr langsam wächst und dem Betroffenen keinerlei Beschwerden verursacht. Er kann mit dem Tumor leben, ohne dass dies seine Lebenserwartung verringert. Auf der anderen Seite hingegen gibt es, wenn auch seltener, Geschwülste, die schnell und aggressiv wachsen und dadurch gefährlich werden können. Im Allgemeinen sind die Tumoren, die im höheren Lebensalter (über 70 Jahre) entdeckt und auffällig werden, eher als langsam wachsend und daher nicht unmittelbar lebensbedrohlich zu bewerten. Jüngere Männer haben häufiger aggressiv wachsende Geschwülste, die auch aufgrund der längeren Lebenserwartung eines jungen Menschen lebensbegrenzend werden können. Mit anderen Worten: Im jüngeren Alter kann der rasch wachsende Prostatakrebs, bleibt er unbehandelt, zur Todesursache werden. Info Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes starben im Jahr 2008 12 134 Männer in Deutschland an Prostatakrebs. Bei Männern ist er die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache nach Lungen- und vor Darmkrebs. Aktuellen Schätzungen des Robert-KochInstituts zufolge erkranken jährlich fast 50 000 Männer an Prostatakrebs. Damit hat der Prostatakrebs den Lungenkrebs in der Rangfolge der häufigsten Krebskrankheiten auf Platz 2 verdrängt. Die bösartige Geschwulst entsteht in den äußeren Randbereichen der Prostata. Wie schon erwähnt, wachsen dagegen bei der gutartigen Vergrößerung meist die um die Harnröhre liegenden Drüsenanteile (s. Seite 30–31). Das ist auch der Grund, warum sich ein 117 Die bösartige Erkrankung der Prostata (Krebs) Prostata-Adenom schon relativ frühzeitig durch Beschwerden bemerkbar macht. Ein Prostatakrebs dagegen drückt erst sehr spät, also bei äußerst starker Wucherung, derart auf andere Organe, dass er Schmerzen bereitet. Im Einzelfall kann z. B. die gutartige Prostatawucherung durch ihr Wachstum um die Harnröhre herum (hellblaue Zone) relativ schnell zu Harnstau und Harnsperre führen – unbehandelt eine akute Gefahr (vgl. Seite 34 f.). Dagegen bleibt der kapselnah (rote Zone) sitzende Prostatakrebs trotz seiner biologischen Bösartigkeit unter Umständen lange Zeit ohne bedrohliche Folgen, solange er nicht umgebendes Gewebe zerstört oder Tochtergeschwülste bildet. Auch durch die Lage im Prostatagewebe unterscheiden sich folglich gutartige und bösartige Tumoren. An dieser Stelle ist aber eine Erklärung notwendig. Gutartig und bösartig – das sind in diesem Zusammenhang medizinische Begriffe, die nicht immer mit der üblichen Bedeutung der beiden Wörter übereinstimmen. Ein bösartiger Tumor ist stets Krebs. Er durchdringt das Wirtsgewebe, zerstört es und infiltriert die Umgebung. Er kann über die Lymphbahnen und das Blut zu anderen Körperstellen wandern und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Gutartige Tumoren wachsen zwar auch unkontrolliert, aber sie verdrängen das umliegende Gewebe nur, ohne es zu zerstören, und sie bilden keine Metastasen. Es sind also biologische Charakteristika, die zur Unterscheidung dienen. Letztlich kommt es auf das spezielle Verhalten und die Entwicklung des Tumors bei jedem einzelnen Erkrankten an – »gutartig« heißt nicht gleich »harmlos«, und »bösartig« bedeutet noch lange kein »Todesurteil«. Wie kommt es zu einer bösartigen Prostatavergrößerung? Die genauen Ursachen des Prostatakrebses sind, wie bei den meisten Tumoren des Menschen, nicht bekannt. Studien an verschiedenen Bevölkerungsgruppen erlauben jedoch einige Hinweise auf die Entstehung und auf ursächliche Einflüsse. 118 Die bösartige Erkrankung der Prostata (Krebs) Risikofaktoren Sie scheinen von Beginn der Pubertät an auf die Prostata einzuwirken, um nach einer langen »Latenzzeit« schließlich bösartig veränderte Zellen wachsen zu lassen. Wichtig sind also die Dauer dieser Einflüsse und die Intensität oder Stärke, mit der sie auf die Prostata einwirken. Mögliche Gründe für die Entstehung von Prostatakrebs Æ Æ Æ Æ Erbliche Vorbelastung Hormonelle Faktoren Ungesunde Lebensweise Umwelteinflüsse Erbliche Vorbelastung scheint eine Rolle zu spielen: In manchen Familien kommen gehäuft Tumoren der Prostata vor. Für Männer aus einer Familie, in der bereits der Vater oder weitere Verwandte ersten und zweiten Grades (also Bruder, Großvater, Onkel, und zwar väterlicher- wie auch mütterlicherseits) an einer bösartigen Prostatavergrößerung erkrankt waren, besteht ein erhöhtes Risiko, ebenfalls Prostatakrebs zu entwickeln. Neueste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Genveränderungen auf mehreren Chromosomen das Entstehen eines Tumors begünstigen können. Der Anteil aller Krebserkrankungen – und somit auch der Prostatakrebsfälle –, die ausschließlich aufgrund einer genetischen Veranlagung entstehen, wird auf bis zu zehn Prozent geschätzt. Schwarze Amerikaner erkranken etwa doppelt so häufig an Prostatatumoren wie die weiße Bevölkerung der USA. Diese Tatsache lässt ebenfalls genetische Voraussetzungen vermuten, da beide Bevölkerungsgruppen ähnlichen Umweltbedingungen ausgesetzt sind. Statistisch gesehen liegt das Risiko für einen Mann, irgendwann in seinem Leben eine bösartige Erkrankung der Prostata zu bekommen, die behandelt werden muss, bei etwa 17 Prozent. Bestimmte Faktoren können dieses Risiko erhöhen. Achtung Auch für Männer, bei deren weiblichen Familienmitgliedern vermehrt Brustkrebs aufgetreten ist, steigt das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. 119