Depressionen im Alter 2 100901
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Depressionen im Alter • Klassifikation: • Die Klassifikation der Depressionen im Alter unterscheidet sich nicht von der in anderen Altersgruppen. • In Bezug auf Diagnostik, Verlauf und Therapie gibt es aber einige Besonderheiten Depressionen im Alter • Epidemiologie: • Prävalenz depressiver Erkrankungen: • 1-7% der Bevölkerung leiden an einer sog. „major depression“. Dieser Anteil ist auch in der Altenbevölkerung nicht höher. 2 Depressionen im Alter • Bei 11-30%der Altenbevölkerung werden vielfältige depressive Symptome gefunden. • Risikofaktoren: Alter, Multimorbidität, Hilfebedürftigkeit Depressionen im Alter • Ältere Patienten dissimulieren depressive Symptome oder verbergen sie hinter multiplen Körperbeschwerden • Folge: Depressionen im Alter werden oft nicht diagnostiziert. Ein erheblicher Teil der alten Patienten im Krankenhaus an einer Depression leidet, ohne dass eine solche diagnostiziert wird. Depressionen im Alter • F32 Depressive Episoden: • Depressive Symptomatiken unterschiedlicher Schweregrade einschl. • psychogener Depressionen und • Reaktiver Depression Depressionen und Somatisierungsstörungen • • • • F32.0 Leichte depressive Episode F32.1 Mittelschwere depressive Episode F32.2 Schwere depressive Episode F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen. • F32.8 Atypische depressive Episode Depressionen im Alter • Klinik: • A Diagnose einer Depression anhand des Verlaufes: • 1 In der Anamnese keine manischen oder hypomanischen Symptome, die den Kriterien einer manischen Störung entsprechen Depressionen im Alter • 2. Dauer mindestens 2 Wochen • 3. Die Episode ist nicht auf Substanzmissbrauch oder eine körperliche Erkrankung zurückzuführen Depressionen im Alter • B Diagnostische Kriterien einer Depression • Depressive Stimmung in einem für den Betroffenen ungewöhnlichen Ausmaß, die meiste Zeit des Tages, fast jeden Tag, unabhängig von äußeren Umständen Depressionen im Alter • Verlust von Interesse und Freude an Aktivitäten, die normalerweise angenehm waren • Verminderter Antrieb oder gesteigerte Müdigkeit Depressionen im Alter • Schwere Symptome der Depression • Verlust des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls • Unbegründete Selbstvorwürfe und unangemessene Schuldgefühle • Wiederkehrende Gedanken an den Tod, Suizidideen oder suizidale Handlungen Depressionen im Alter • Klagen und/oder Nachweis eines verminderten Denk-und Konzentrationvermögens , Ambivalenz und Ambitendenz • Psychomotorische Unruhe oder Gehemmtheit • Schlafstörungen • Appetitverlust oder-steigerung Depressionen im Alter • Somatisches Syndrom der Depression • Deutlicher Interessenverlust • Mangelnde Fähigkeit emotional zu reagieren Depressionen im Alter • Somatisches Syndrom: • Früherwachen (2 Stunden oder mehr vor der üblichen Zeit) • Morgentief, die Stimmung und der Antrieb sind morgens herabgesetzt, verbessern sich im Laufe des Tages Depressionen im Alter • Objektivierter Befund einer ausgeprägten psychomotorischen Hemmung oder Agitiertheit • Deutlicher Appetitverlust • Gewichtsverlust(5% oder mehr des Körpergewichts) • Deutlicher Libidoverlust Depressionen im Alter • Häufige Symptome einer Depression im Alter: • • • • • • Depressive Verstimmung Gefühl der Gefühllosigkeit Schlafstörungen, morgendliches Früherwachen Morgentief Deutlicher Interessenverlust Sozialer Rückzug Depressionen im Alter • Persönlichkeitsveränderungen sind oft als Ausdruck einer Depression zu verstehen. • Zwangsgedanken und Zwangshandlungen • Histrionisch anmutende Züge mit panischer Angst und hypochondrischen Befürchtungen sind im Alter oft Ausdruck einer zugrunde liegenden Depression Depressionen im Alter • Differentialdiagnose: • Eine beginnende Demenz gegenüber einer Depression in diesem Stadion abzugrenzen, ist sehr schwierig, da auch der Depressive häufig einen Gedächtnisverlust beklagt und in den Tests oft sehr schlechte Ergebnisse erzielt. Depressionen im Alter • Der depressive Wahn: • Der depressive Wahn ist immer ein synthymer Wahn, d.h. Wahninhalt passt zur depressiven Verstimmung und den damit verbundenen Ängsten • Schuld- und Versündigungswahn: man hat Schuld auf sich geladen und muss zu Recht jetzt leiden Depressionen im Alter • Verarmungswahn, z.B. Angst, der Krankenhausaufenthalt werde nicht bezahlt, man werde verarmen und Verpflichtungen nicht nachkommen können • Wahnhafte Überzeugung, an einer schweren Erkrankung zu leiden, die die Ärzte nur noch nicht entdeckt haben. Depressionen im Alter • Alte Menschen tendieren dazu, psychische Symptome nicht anzugeben, und stattdessen viele verschiedene körperliche Symptome anzubieten und zu beklagen. Depressionen im Alter • Folge sind Fehlbehandlungen scheinbar somatischer Symptome, Fehleinweisungen in somatische Kliniken mit belastender Diagnostik. Beides führt nicht zur Lösung des Problems, sondern verhindert eine rechtzeitige Behandlung der Depression Depressionen im Alter • Diagnostik: • 1. Anamnese: Eigen- und möglichst auch Fremdanamnese. • 2.Gründliche körperliche Untersuchung • 3.Labor • 4.Radiologische Diagnostik Depressionen im Alter • Risikofaktoren, an einer Depression zu erkranken • Weibliches Geschlecht: Frauen erkranken ca.3 mal häufiger an einer Depression • Persönlichkeitstyp: ängstlich- vermeidend, zwanghaft, kontaktarm Depressionen im Alter • Frühere Depression • Schwere körperliche Erkrankung • Verwitwung und Scheidung Depressionen im Alter • Verlauf: • Ohne Behandlung bessern sich 50% der schweren Erkrankungen mit einer mittleren Erkrankungsdauer von 18 Monaten! Depressionen im Alter • Behandlung: • • • • • Nichtmedikamentöse Behandlung: Stützende Gespräche Gesprächsgruppen Tagesangebote Lichttherapie Depressionen im Alter • Medikamentöse Therapie von Depressionen: • Verträglichkeit von Medikamenten im Alter oft verändert: • Einschleichende Dosierung • Niedrigere Dosis • Potentielle Nebenwirkungen berücksichtigen Depressionen im Alter • Antidepressiva: • 1.Auswahl nach der depressiven Symptomatik • Eine psychomotorisch eher unruhigagitierte Depression wird mit sedierend wirkenden AD behandelt, eine antriebsgehemmte Depression eher mit antriebssteigernden AD behandelt Depressionen im Alter • Cave: Steigerung des Antriebes vor der Besserung der depressiven Verstimmung kann das Risiko des Suizides erhöhen! • 2.Auswahl nach dem Nebenwirkungsprofil • Zu 2. Nebenwirkungen sind im Alter besonders zu beachten, insbesondere anticholinerge NW, kardiotoxische NW Depressionen im Alter • Alte Patienten nehmen häufig viele Medikamente ein, 16 verschiedene Pharmaka sind keine Ausnahme! • Interaktionen beachten, und möglichst monotherapeutisch behandeln, um Komplikationen zu vermeiden. (cave Johanniskraut) Depressionen im Alter • Rezidive (Rückfälle): • • • • • Risikofaktoren Über drei vorausgehende Episoden Somatische Erkrankungen Belastende Lebensereignisse Störung exekutiver Funktionen Depressionen im Alter • Chronizität (Andauern derSymptome): • • • • • • Wichtige prognostische Faktoren: Dauer der jetzigen Episode Vorbestehende Dysthymie Abhängige Persönlichkeit Somatische Erkrankungen Neuroradiologische Veränderungen Depressionen im Alter Eine depressive Symptomatik wirkt sich negativ auf den Heilungsprozess körperlicher Erkrankungen aus. Auch der primäre Verlauf einer körperlichen Erkrankung wird durch eine Depression ungünstig beeinflusst. Depressionen im Alter • Wichtig bei alten Patienten: • Depression erkennen und einer adäquaten Diagnostik und Therapie zuzuleiten. • Je länger eine Phase dauert, desto größer ist die Gefahr der Chronifizierung • Folge: Immobilisation, größeres Risiko einer Demenzentwicklung, eher Pflegebedürftigkeit Depression im Alter • Ich hoffe, es ist mir gelungen, Ihnen nahe zu bringen, wie wichtig auch bei psychischen Erkrankungen eine frühe Diagnose und eine zeitnahe Behandlung sind , um einer Verschlechterung der Lebensqualität und einer Chronifizierung vorzubeugen. Depressionen im Alter • Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit
