Keine Macht der Ohnmacht Plötzliche Bewusstlosigkeit – Was Sie als Patient wissen sollten Inhalt Vorwort Plötzliche Bewusstlosigkeit – Synkope 2 Die Ursachen einer plötzlichen Bewusstlosigkeit 4 Die Diagnose – Untersuchungsmethoden 5 Die Therapie – Behandlung von Synkopen 10 Was tun, wenn die Ohnmacht naht? 12 Was tun, wenn die Ohnmacht eingetreten ist? 13 Wiederbelebung bei Herz-Kreislauf-Stillstand 14 Checkliste zur Vorbereitung auf das Arztgespräch 16 Weitere Informationen – Internetseiten 17 Eine halbe Million Mal pro Jahr erlebt in Deutschland ein Mensch eine plötzliche Ohnmacht. Nicht selten kommt es dabei zu Verletzungen. Die Ursachen sind vielfältig und auch für Ärzte nicht einfach zu ermitteln. Häufig sind solche Erlebnisse situationsbedingt. Auslöser können z.B. langes Stehen, ein leerer Magen, Angst, Schmerz oder psychischer Stress sein. Dabei kann es sich um harmlose Ursachen handeln, die keine aufwändigeren Untersuchungen erforderlich machen. Möglicherweise steckt hinter den Ohnmachten aber auch ein schwerwiegendes gesundheitliches Problem – und die Ohnmacht ist Vorbote eines plötzlichen Herztodes. Suchen Sie also unbedingt einen Arzt auf, wenn es bei Ihnen zu einer Bewusstlosigkeit kommt. Anhand Ihrer Vorgeschichte und den Umständen der Bewusstlosigkeit wird er sich ein erstes Bild machen. Darüber hinaus stehen ihm eine Reihe verschiedener Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Mit „Keine Macht der Ohnmacht“ können Sie sich über diese Untersuchungsmethoden, die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten informieren. Sie finden außerdem Ratschläge, was im Ernstfall zu tun ist. Geben Sie diese Informationen auch an Ihre Familie und Ihre Freunde weiter. Mit der Checkliste am Ende der Broschüre können Sie sich auf den Arztbesuch vorbereiten. Lassen Sie sich von ihm beraten und unterstützen Sie ihn bei der Aufklärung. Gegebenenfalls überweist er Sie in eine Klinik oder zu einem Facharzt, der spezielle Erfahrung im Umgang mit plötzlicher Bewusstlosigkeit hat. Es gibt in Deutschland auch Kliniken, die über Spezialeinrichtungen (so genannte Synkopen-Ambulanzen) verfügen. Und bedenken Sie: Die Ursache zu kennen, ist die notwendige Voraussetzung für eine gezielte und erfolgreiche Behandlung. Ich wünsche Ihnen einen großen Erkenntnisgewinn beim Lesen dieser Broschüre Prof. Dr. Dietrich Andresen 1 Plötzliche Bewusstlosigkeit Synkope Ohnmacht, Bewusstlosigkeit, Kreislaufkollaps, Blackout: für einen „plötzlichen, kurz dauernden und selbst endenden Bewusstseinsverlust”, der durch eine kurzzeitige Blutleere im Gehirn zustande kommt, gibt es viele Begriffe. Ist die Durchblutung des Gehirns komplett unterbrochen, tritt schon nach wenigen Sekunden eine Ohnmacht ein. Ärzte sprechen hier auch von einer „Synkope“. Solch eine Synkope ist in der Regel nur von kurzer Dauer (weniger als 20 Sekunden) und endet von selbst. Sie kann sich durch Vorboten (wie z.B. Übelkeit, Hitzegefühl, weiche Knie, flaues Gefühl im Bauch) ankündigen oder ohne Vorwarnung einfach da sein. Häufig führen Synkopen zu Stürzen, unter Umständen mit Verletzungen. 2 Rund 40% aller Menschen erleben mindestens einmal eine solche Situation. Eine Ohnmacht kann immer und überall eintreten, bei Männern, Frauen und Kindern gleichermaßen. In vielen Fällen bleibt es bei einem einmaligen Ereignis – einem „Blackout“, der bald wieder vergessen ist. Häufen sich jedoch solche Ohnmachten, werden sie für die Betroffenen zum ernsten Problem. Sie belasten, gefährden, beeinträchtigen – ein unbeschwerter Alltag ist nicht mehr möglich. Wie stark Synkopen die Lebensqualität von Menschen beeinträchtigen und wie gefährlich sie sind, zeigen folgende Zahlen: - Etwa ein Drittel der Betroffenen leiden unter Ängsten und Depressionen. Bis zu 50% verändern ihren Tagesablauf aus Angst vor weiteren Stürzen. Viele fahren kein Auto mehr oder wechseln sogar ihren Arbeitsplatz. - In etwa 20% der Fälle führen Synkopen zu Verletzungen (z.B. durch Stürze oder Verkehrsunfälle) - Synkopen, verursacht durch Herzrhythmusstörungen, sind besonders gefährlich. Bis zu 20% der Patienten versterben noch im ersten Jahr am plötzlichen Herztod. Wir möchten Sie ermuntern, Ihren Beschwerden auf den Grund zu gehen. Was kann hinter einer plötzlichen Ohnmacht stecken? Was schildern Sie Ihrem Arzt? Welche Untersuchungsmethoden gibt es? Selbstverständlich ersetzen diese kurzen Erläuterungen nicht das Gespräch mit Ihrem Arzt. Sie verschaffen Ihnen jedoch einen Überblick, so dass Sie Ihren Arzt auf der Suche nach den Gründen für Ihre Ohnmacht unterstützen können. Denn nur wenn Sie und Ihr Arzt die Ursache kennen, ist eine eventuelle Behandlung möglich. 3 Die Ursachen einer plötzlichen Bewusstlosigkeit Die Diagnose Untersuchungsmethoden So unterschiedlich der Verlauf von Ohnmachten ist, so verschieden können auch die Auslöser sein. Zunächst wird Ihr Arzt klären, ob es sich bei Ihrer Ohnmacht um eine Synkope (also Blutleere im Gehirn) gehandelt hat oder ob Sie z.B. durch einen epileptischen Anfall gestürzt sind. Selten sind eine Gehirnerschütterung oder eine Unterzuckerung Ursache für einen vorübergehenden Bewusstseinsverlust. Wichtig ist für Ihren Arzt die genaue Schilderung der Umstände, am besten auch durch einen Augenzeugen. Anhand Ihrer Beschreibung wird er versuchen, die Ursache einzugrenzen. Auslöser von Synkopen lassen sich in drei Hauptgruppen einteilen. Um weitere gezielte Untersuchungen vornehmen zu können, wird Ihr Arzt die Gründe einer dieser Gruppen zuordnen: - Reflexvermittelte Synkopen Ein Nervenreflex löst einen plötzlichen Abfall des Blutdrucks und eine Verlangsamung des Herzschlags aus. Das Blut sinkt aus dem Kopf in die Beine. Es kommt zu Schwindel, und nach wenigen Sekunden stürzt der Patient bewusstlos zu Boden. Auslöser können optische Reize, Schmerzen, unangenehme Gerüche oder andere psychoemotionale Reize wie z.B. freudige Erregung oder schlechte Nachrichten sein. 4 - Orthostatische Synkopen Zu schnelles Aufstehen verursacht das Absinken des Blutes aus dem Kopf in die Beine. Dem Patienten wird schwarz vor den Augen. Sofortiges Hinsetzen oder besser noch Hinlegen kann die Ohnmacht verhindern. Auslöser sind eine zu niedrige Spannung in den Beingefäßen sowie ein niedriges Blutvolumen. Dies wiederum kann durch großen Flüssigkeitsverlust (z.B. durch eine Krankheit) oder Medikamente verursacht werden. - Kardiale Synkopen Ist das Herz für die Ohnmacht verantwortlich, verbergen sich meist plötzlich auftretende Herzrhythmusstörungen dahinter, die den Blutkreislauf beeinträchtigen. Der Herzschlag setzt kurzzeitig aus oder das Herz schlägt so schnell, dass das Blut nicht mehr ausreichend fließen kann. Nach wenigen Sekunden tritt die Bewusstlosigkeit ein. Die Dauer der Ohnmacht hängt von der Dauer der Rhythmusstörung ab. In der Regel ist kein längerer Krankenhausaufenthalt notwendig, um die Ursache für Ohnmachtsanfälle zu ermitteln. Neben Ihrer Krankenvorgeschichte und Ihrem Bericht über den Hergang der Ohnmacht stehen Ihrem Arzt eine Vielzahl von Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung. Um gefährliche Ursachen auszuschließen, genügen häufig schon wenige Untersuchungen. 1. ANAMNESE Das wichtigste „diagnostische Werkzeug“ zur Abklärung von Synkopen ist die Frage nach der Krankengeschichte (Anamnese). Ärzte mit der entsprechenden Erfahrung können bei vielen Patienten allein über die Anamnese eine genaue Diagnose stellen. Die folgende Übersicht zeigt die besonderen Merkmale der drei wichtigsten Synkopen-Ursachen. Angaben, die auf eine reflexvermittelte Synkope hinweisen: - Eine Herzerkrankung ist nicht bekannt - Es gab Anzeichen unmittelbar vor der Synkope (z.B. komisches Gefühl im Bauch, weiche Knie) - Der Patient hörte unangenehme Geräusche, hatte Schmerzen, Angst oder anderen psychoemotionalen Stress 5 einer EKG-Aufzeichnung während einer Ohnmacht kann zum Beispiel eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung erkannt werden. - Der Patient stand lange in einem warmen Raum oder auf einem heißen Platz - Die Ohnmacht trat während des Essens oder unmittelbar danach auf - Der Patient wurde nach körperlicher Belastung bewusstlos - Synkopen treten seit vielen Jahren auf Angaben, die auf eine orthostatische Synkope hinweisen: - Die Ohnmacht geschah unmittelbar nach dem Aufstehen - Blutdrucksenkende Medikamente oder eine Erhöhung der Dosis wurden vorher verordnet - Der Patient leidet unter einer bekannten Nervenerkrankung (z.B. Parkinsonerkrankung) Angaben, die auf eine kardiale Synkope hinweisen: - Eine Herzerkrankung ist bekannt (z.B. Zustand nach Infarkt) 6 Bitte suchen Sie in jedem Fall einen Arzt auf und schildern ihm Ihre Erfahrungen. 2.1 EKG (Elektrokardiogramm) Mit aufgeklebten Elektroden und einem EKG-Gerät werden die elektrischen Signale Ihres Herzens aufgezeichnet. Dies geschieht im Ruhezustand. So kann der Arzt Veränderungen erkennen, die für eine Herzerkrankung sprechen. Auch können bereits im Ruhe-EKG Hinweise auf Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus deuten. Falls erforderlich (z.B. wenn eine Synkope unter Belastung aufgetreten ist), kann ein solches EKG bei Ihrem Arzt auch unter Belastung (Belastungs-EKG, Stress-Echokardiogramm) aufgezeichnet werden. 2. UNTERSUCHUNGEN DES HERZ- UND KREISLAUFSYSTEMS Es ist wichtig zu wissen, ob das Herz infolge von Rhythmusstörungen für Ihre Ohnmachten verantwortlich ist. Verschiedene Untersuchungsmethoden stehen Ihrem Arzt zur Verfügung. Für welches Verfahren sich Ihr Arzt entscheidet, hängt in erster Linie von Ihren Beschwerden und deren Häufigkeit ab. Die Messung Ihrer Herzaktivitäten ist dabei ein wesentlicher Bestandteil der Diagnostik. Mit Hilfe Langzeit-EKG Um zu sehen, wie sich Ihr Herzrhythmus bei Ihren alltäglichen Aktivitäten verhält, kann Ihr Arzt bei Ihnen ein Langzeit-EKG durchführen. Dabei werden Sie wie beim EKG in der Arztpraxis mit einem Aufzeichnungsgerät verbunden. Sie führen das Gerät ein bis sieben Tage ununterbrochen mit sich. Während der gesamten Zeit zeichnet das Gerät automatisch Ihren Herzrhythmus auf. Versuchen Sie dabei, Ihre normalen täglichen Aktivitäten - Die Synkope trat während einer Belastung auf - Der Patient hatte plötzliches Herzrasen unmittelbar vor der Synkope - Plötzliche Todesfälle in der Familie sind bekannt beizubehalten. Die Aufzeichnung wird vom Arzt später ausgewertet. 2.2 EREIGNISREKORDER In den meisten Fällen treten Ohnmachten unregelmäßig und in sehr großen Abständen auf, so dass auch bei einer Aufzeichnung über sieben Tage keine Auffälligkeiten im EKG festgestellt werden können. Um dennoch Rhythmusstörungen zu erfassen, ist eine EKG-Überwachung über einen deutlich längeren Zeitraum erforderlich. Für die Auswahl der richtigen GeräteVariante legt Ihr Arzt daher neben der Gerätehandhabung vor allem die zeitlichen Abstände Ihrer Ohnmachten zugrunde. Externe Geräte Der externe Ereignisrekorder ist ein Aufzeichnungsgerät, das Sie bis zu vier Wochen lang ständig mit sich tragen. Treten Symptome auf, schalten Sie den Rekorder ein, um das EKG dauerhaft zu speichern. Nur so kann Ihr Arzt die aufgezeichneten Daten später auswerten. Implantierbare Geräte Treten die Ohnmachten noch seltener auf (Abstände größer als ein Monat), kann ein kleiner implantierbarer Herzmonitor Ihre Herzaktivitäten bis zu drei Jahre lang überwachen. 7 wird kein weiteres Problem vermutet, kann der Herzmonitor wieder entfernt werden. 2.3 ECHOKARDIOGRAPHIE Die Echokardiographie ist heute eine Routinemethode bei der Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Durch Ultraschall kann unter anderem die Struktur der Herzklappen und des Herzens sowie seine Auswurfleistung und Größe bestimmt werden. Die Untersuchung erfolgt von außen oder, in seltenen Fällen, von innen über die Speiseröhre. Das 17g leichte Gerät, in Größe und Form einem USB-Stick ähnlich, wird bei örtlicher Betäubung über einen etwa 3 cm langen Schnitt unter die Haut geschoben. Dies dauert maximal 15 bis 20 Minuten. Der Herzmonitor beobachtet von nun an permanent Ihre Herztätigkeit und speichert Unregelmäßigkeiten automatisch ab. Er liefert ohne Kabel und Elektroden wichtige Diagnosedaten, während Sie Ihren Lebensgewohnheiten wie gewohnt und ohne Einschränkungen nachgehen. Auch können Sie selbst nach einer Ohnmacht oder wenn Sie etwas Ungewöhnliches spüren, das EKG geson- 8 dert abspeichern: Dazu betätigen Sie ein kleines Aktivierungsgerät, das Ihnen Ihr Arzt aushändigt. Nach einem solchen Ereignis kann Ihr Arzt die im Herzmonitor gespeicherten Daten mit einem externen Abfragegerät auswerten und eine geeignete Behandlungsmethode auswählen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch eine Überprüfung der Daten per „Fernabfrage“ möglich. Mit einem kleinen Zusatzgerät lassen sich die Daten von Zuhause über eine Telefonleitung an einen Computer Ihres Arztes übertragen. Ist die Ursache erkannt und 2.4 KIPPTISCHUNTERSUCHUNG Mit diesem Verfahren kann Ihr Arzt die Reaktion Ihres Blutdrucks und Ihres Herzrhythmus auf eine Änderung der Körperhaltung untersuchen. Sie werden dazu auf eine verstellbare Liege gelegt. Nach einer Weile wird die Liege bis fast in die Senkrechte aufgerichtet. Während dieser Zeit wird Ihr Blutdruck und Ihre Herzfrequenz gemessen. 2.5 ELEKTROPHYSIOLOGISCHE UNTERSUCHUNG Eine elektrophysiologische Untersuchung (auch EPU genannt) kann bei Verdacht auf spezielle Herzrhythmusstörungen durchgeführt werden. Unter örtlicher Betäubung wird in der Leistengegend ein Katheter in die Vene eingeführt und ins Herz geschoben. Über den Katheter können die elektrischen Impulse des Herzens aufgezeichnet und ausgewertet werden. Der Arzt kann außerdem von außen prüfen, ob sich Herzrhythmusstörungen auslösen lassen und zum Schutz vor weiteren Synkopen ein Herzschrittmacher oder Defibrillator eingesetzt werden sollte. 3. NEUROLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN Bei Hinweisen auf eine Erkrankung des Gehirns zeichnet ein Neurologe durch ein EEG (Elektroenzaphalogramm) die Hirnströme auf. Wie beim EKG, das zur Untersuchung des Herzens eingesetzt wird, erfolgt die Messung über Elektroden außerhalb des Körpers. Ein sehr aussagekräftiges Bild des Kopfinneren liefert die Computertomographie. Dazu legt sich der Patient mit dem Kopf in ein röhrenartiges Gerät. Die Durchblutung des Gehirns kann durch eine Ultraschalluntersuchung geprüft werden. Diese Untersuchungen sind jedoch nur in sehr seltenen Fällen notwendig. 9 Die Therapie Behandlung von Synkopen Die Behandlung von orthostatischen Synkopen: Ist bekannt, dass Ohnmachten durch zu schnelles Aufstehen ausgelöst werden, können folgende Maßnahmen helfen: Vermeiden Sie abrupte Bewegungen und bleiben Sie gegebenenfalls einige Zeit auf der Bettkante sitzen, atmen Sie tief ein und lassen Sie die Beine langsam kreisen. Dies erhöht den Blutdruck und stabilisiert den Kreislauf. Für eine optimale und gezielte Behandlung ist eine eindeutige Diagnose unabdingbar. Denn werden zum Beispiel herzbedingte Ursachen für die Ohnmacht nicht erkannt, kann dies für den Patienten tödliche Folgen haben. Die Behandlung von reflexvermittelten Synkopen: Im Vordergrund der Therapie steht die Vermeidung von Situationen, die zu einer Ohnmacht führen können. Wenn Sie zum Beispiel wissen, dass Sie bei einer Blutentnahme „schnell umfallen“, lassen Sie sich das Blut im Liegen abnehmen. Jugendliche, die auf Rockkonzerten in den vorderen Reihen vor 10 Aufregung ohnmächtig werden, empfiehlt man alles etwas gelassener zu nehmen oder auch ein solches Konzert zu meiden. Bei vielen Patienten kündigt sich eine Bewusstlosigkeit einige Sekunden vorher an (Leere im Kopf, weiche Knie, „komisches“ Gefühl im Bauch). Die Betroffenen sollten sich bei diesen Anzeichen sofort hinsetzen oder besser noch hinlegen. Können Medikamente wie zum Beispiel Blutdruck-Tabletten für die Synkopen verantwortlich sein, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie die Tabletten absetzen oder die Einnahme reduzieren können. Bei älteren Menschen können elastische Strümpfe die Spannung der Blutgefäße in den Beinen verbessern. Sie sollten außerdem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Auch eine Anreicherung der Speisen mit Salz kann das Auftreten von orthostatischen Synkopen verhindern. Die Behandlung kardialer Synkopen: Bei herzbedingten Synkopen können ein plötzlicher Herzstillstand oder Herzrasen für die Bewusstlosigkeit verantwortlich sein. Setzt der Herzschlag aus, ist ein Herzschrittmacher die Therapie der Wahl. Führt dagegen ein zu schneller Herzrhythmus zur Ohnmacht, wird dem Patienten ein Defibrillator (kurz „Defi“ genannt) eingesetzt. Dieses Gerät ist etwas größer als ein Herzschrittmacher und wird mit der gleichen Operationstechnik eingesetzt. Wenn es dann zu einem plötzlichen Herzrasen kommt, hat der Defibrillator verschiedene automatische Funktionen, um das Herzrasen zu beenden. In einigen Fällen wird heute das Herzrasen auch mit einer Katheterablation behandelt. Dazu führt man einen Katheter (dünnes biegsames Kabel) über ein Blutgefäß in der Leiste in das Herz ein. Dann sucht der Arzt den Ort im Herzen auf, von dem das Herzrasen ausgeht. Diese Stelle wird mit einem Katheter verödet. 11 Was tun, wenn die Ohnmacht naht? Häufig bleibt keine Zeit zu reagieren – die Ohnmacht kündigt sich nur manchmal an. Gibt es jedoch Vorboten (z.B. Schwindelgefühl, weiche Knie, komisches Gefühl im Bauch), können Sie mit einer einfachen Maßnahme viel erreichen: Legen Sie sich hin und halten oder legen Sie die Beine hoch. Dies bewirkt zwei Dinge: 1. Kreislauf-Stabilisierung Das Blut fließt aus den Beinen zum Herzen und steht so zur Verbesserung des Blutdrucks zur Verfügung. Die Bewusstlosigkeit wird eventuell vermieden oder zumindest verkürzt. 2. Sturz-Vermeidung Das sofortige Hinlegen, bevor Sie die Kontrolle über sich verlieren, bewahrt Sie vor möglichen Verletzungen durch einen Sturz. Zögern Sie nicht, zum Beispiel weil es Ihnen peinlich ist, sofort auf eine drohende Ohnmacht zu reagieren. Ist dies in der Situation (z.B. beim Stehen in einer dichten Menge) nicht möglich, kann die Bewusstlosigkeit durch kräftige Muskelanspannung vermieden werden. Dazu werden die Beine übereinander gekreuzt und die Finger beider Hände ineinander verhakt. Dann werden mit großer Kraft die Arme auseinander gezogen und gleichzeitig die Bein- und Beckenmuskulatur kräftig angespannt. Mit dieser Maßnahme 12 wird der Blutdruck kurzzeitig angehoben und damit die Durchblutung des Gehirns schlagartig verbessert. Was tun, wenn die Ohnmacht eingetreten ist? Ist eine Ohnmacht eingetreten, sollten die Helfer umgehend folgende Sofortmaßnahmen ergreifen: 1 Den Betroffenen ansprechen bzw. vorsichtig an der Schulter schütteln. Reagiert er nicht, nach Hilfe rufen. 2 Feststellen, ob der Ohnmächtige noch atmet (Brustkorbbewegung?). 3 Feststellen, ob ein Puls vorhanden ist. 4 Bei normaler Atmung den Ohnmächtigen in die stabile Seitenlage bringen. 5 Spätestens jetzt den Notarzt alarmieren. 6 Sofortiger Beginn der Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Atem- und/oder Herzstillstand. Wenn der Patient nicht wach wird In aller Regel ist eine Synkope nur von kurzer Dauer (bis zu einer Minute). Danach ist der Patient wieder ansprechbar und öffnet die Augen. Wenn er jedoch nicht wieder wach wird, ist es höchstwahrscheinlich zu einem dauerhaften Herz-Kreislauf-Stillstand gekommen. Setzt jetzt nicht sofort die Herz-Lungen-Wiederbelebung ein, kommt es zum Tod. Im Anhang finden Sie die ausführlichen Informationen zur Wiederbelebung bei Atem- und/ oder Pulsstillstand. 13 Wiederbelebung bei Herz-Kreislauf-Stillstand 1 Hilfe herbeirufen - Patient schütteln und ansprechen - Notruf verständigen (112) - Wenn der Patient reagiert, ihn in seiner Körperlage belassen 2 Atmet der Patient normal? - Kopf überstrecken und Kinn anheben - auf Brustkorbbewegungen schauen - auf Atemgeräusche hören - nach Luftströmen fühlen - Schnappatmung ist keine normale Atmung! 3 Beginn der Herzdruckmassage Wenn der Patient nicht reagiert oder keine normale Atmung hat, beginnen Sie sofort mit der Wiederbelebung, nachdem Sie den Notruf verständigt haben. - Oberkörper des Patienten freimachen - an der Seite des Patienten niederknien - den Handballen auf die Mitte des Brustbeins des Patienten aufsetzen - zweite Hand auf den Handrücken der ersten Hand platzieren - senkrecht über die Brust des Patienten beugen und mit gestreckten Armen das Brustbein - mindestens 5 cm in Richtung Wirbelsäule - mit einer Frequenz von etwa 100 Mal pro Minute niederdrücken - nach jedem Drücken das Brustbein vollständig entlasten, ohne den Kontakt zwischen Hand und Brustbein zu verlieren. 14 4 Beatmung Nach 30maligem Drücken des Brustbeins mit der Beatmung beginnen. - Kopf überstrecken und Kinn anheben (öffnet die Atemwege) - mit der die Stirn haltenden Hand die Nase verschließen - mit den Lippen den Mund des Patienten umschließen und - über 1 Sekunde Luft in den Patienten pusten, so dass der Brustkorb sich eben erkennbar hebt - Patienten ausatmen lassen (Brustkorb sinkt) - Beatmung noch einmal wiederholen Nach den beiden Beatmungen folgt erneut 30maliges kräftiges Drücken des Brustbeins und wiederum zwei Beatmungen usw. (30:2-Regel). Dies soll bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes fortgesetzt werden. Sind zwei Helfer vorhanden, können sich beide die Aufgabe teilen. Wichtig: Sollte ein Helfer in der Durchführung der Beatmung nicht geübt sein oder sich aus ästhetischen oder hygienischen Gründen nicht in der Lage sehen, eine Mund-Zu-Mund-Beatmung durchzuführen, sollte allein die Herzdruckmassage ohne Unterbrechung durchgeführt werden. 15 Checkliste Weitere Informationen: zur Vorbereitung auf das Arztgespräch nach einer Ohnmacht Auf diesen Internetseiten finden Sie weitere Informationen zum Thema Ohnmacht und ihrer Behandlung: Schildern Sie so ausführlich wie möglich den Hergang der Ohnmacht. - Gab es einen Auslöser? - Hat sich die Ohnmacht angekündigt? - Haben Sie vorher etwas Ungewöhnliches gefühlt? - Wann sind Sie wieder zu sich gekommen? - Wie lange hat die Ohnmacht gedauert? - Woran können Sie sich erinnern? - Haben Sie sich dabei verletzt? - Sind Sie gleich nach der Ohnmacht wieder vollkommen wach gewesen, oder waren Sie für einige Zeit noch schläfrig? www.bewusstlosigkeit.de www.medtronic.de www.herzstiftung.de www.vivantes.de/kau/kardio/informationen-fuer-patienten www.patienten-erfahrungen.com Bitten Sie Augenzeugen um einen Bericht. - Was hat der Augenzeuge beobachtet? - Wie sah die Gesichtsfarbe des Patienten während der Ohnmacht aus? - Kam es dabei zu Muskelzuckungen? www.stars.org.uk (englisch) Wenn es nicht das erste Mal war: - Wie häufig hatten Sie solche Ohnmachten und in welchen Abständen? - Waren Sie deshalb bereits in ärztlicher Behandlung? - Welche Untersuchungen wurden durchgeführt? Nehmen Sie rezeptpflichtige Medikamente ein? - Erstellen Sie eine Liste für Ihren Arzt. Leiden Sie an weiteren Erkrankungen? Ihr Arzt wird sich auch dafür interessieren, ob es in Ihrer Familie bereits Fälle von Ohnmachten oder plötzliche Todesfälle gegeben hat. Notieren Sie sich den Hergang der Ohnmacht so bald wie möglich. Schreiben Sie alles auf, an das Sie sich erinnern können. 16 17 Ihr Arzt: www.medtronic.com DEUTSCHLAND Medtronic GmbH Earl-Bakken-Platz 1 40670 Meerbusch Telefon:+49-2159-81 49-0 Telefax: +49-2159-81 49-100 [email protected] www.medtronic.de ÖSTERREICH Medtronic Österreich GmbH Millennium Tower Handelskai 94-96 A-1200 Wien Telefon:+43-1-240 44-0 Telefax: +43-1-240 44-100 [email protected] www.medtronic.at SCHWEIZ Medtronic Schweiz AG Talstrasse 9 CH-3053 Münchenbuchsee Telefon:+41-31-868-0100 Telefax: +41-31-868-0198 [email protected] www.medtronic.ch EUROPA Medtronic Europe Sàrl Case Postale Route du Molliau 31 CH-1131 Tolochenaz Telefon:+41-21-86 8000 Telefax: +41-21-802 7000 www.medtronic.eu