Die generalisierte Heiterkeitsstörung – Neue Daten und Forschungsergebnisse1 Ulrich Streeck Ich freue mich, dass Sie mir Gelegenheit geben, in diesem Kreis über das Störungsbild der generalisierten Heiterkeitsstörung zu berichten und Ihnen einige neue, erst kürzlich veröffentlichte Forschungsergebnisse vorzustellen. Seit Veröffentlichung der ersten klinischen und epidemiologischen Arbeiten in den USA zur serene-calmness-disorder (z.B. Berman et al. 1998; Smith et al. 1996) und unserer eigenen zusammenfassenden Darstellung des Krankheitsbildes, publiziert 2000 im „Forum der Psychoanalyse“, wurden die Forschungsbemühungen zur generalisierten Heiterkeitsstörung – diese Bezeichnung hat sich im deutschsprachigen Raum mittlerweile durchgesetzt – erheblich verstärkt. Inzwischen liegen zahlreiche neurobiologische, psychologische und medizinische Studien zum Krankheitsbild der generalisierten Heiterkeitsstörung vor. Bevor ich darüber berichte, darf ich kurz an einige der bis 2000 vorgelegten Arbeiten erinnern: Der Überlieferung nach beschäftigte ‚Heiterkeit’ schon die Vorsokratiker, so Demokrit in der Abhandlung „Über die Heiterkeit“ (2). Später taucht das Thema in Senecas „De tranquillitate animi“ auf, in der Neuzeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bei Vertretern des Hainbundes, in der Romantik auch musikalisch dokumentiert, beispielsweise in Schumanns ‚Fröhlichem Landmann’. In der Gegenwart hat der Philosoph Wilhelm Schmid das Thema wieder aufgegriffen. Allerdings finden dort durchweg nur die vermeintlich positiven Seiten der Haltung der Heiterkeit Erwähnung, die erstrebenswert erscheinen, unter Umständen auch mit Hilfsmitteln, so bei Seneca mit Hilfe eines „Umtrunks“ als Zustand des Angeheitert-Seins. Das mag dazu beigetra- 1 Vortrag beim ‚Interdisziplinären Psychoanalytischen Forum (IPF)’ »Vergängliche Heiterkeit – Heitere Vergänglichkeit« in Zürich am 20. Dezember 2012 1 gen haben, dass die Pathologie chronischer Heiterkeit im Sinne der Heiterkeitsstörung so lange unerkannt geblieben ist. Heiterkeit ist bekanntlich ein sich meist schleichend entwickelnder Gemütszustand, der Stunden oder Tage, manchmal auch Monate anhalten kann. In ausgeprägten Fällen ist Heiterkeit die vorherrschende seelische Verfassung des Betroffenen; in diesem Fall spricht man auch von Heiterkeit als Haltung. Charakteristisch ist eine gewisse Gleichförmigkeit des seelischen Erlebens, euphemisierend und pleonastisch bisweilen auch ‚gelassene Heiterkeit’ genannt. Dabei sind sich die Betroffenen des Schwerwiegenden entsprechender Umstände und Ereignisse und letztlich des Abgründigen unserer Existenz durchaus bewusst, verharren aber dennoch in einer Haltung von Heiterkeit (3, 4). Selbst angesichts der stetig fortschreitenden Beherrschung der Natur durch Errungenschaften des technisch-wissenschaftlichen Fortschritts und der kontinuierlichen Überwindung selbst verschuldeter Unmündigkeit mittels Verlagerung staatlicher Autorität an die selbstregulatorischen Kräfte der Märkte - gewöhnlich Anlass zu zuversichtlicher Selbstverwirklichung und Fröhlichkeit – ändert sich ihr Zustand nicht merklich. Hier nun in einem kurzen Überblick zur Erinnerung die wichtigsten Daten zur Heiterkeitsstörung: Diagnostik (Generalisierte Heiterkeitsstörung (GHKS) – Definition nach ICD 10/Q, Version II b) (5) Wiederholte, mindestens über zwei Tage meist schleichend, seltener akut einsetzende (akut rezidivierende Verlaufsform) oder chronisch gleichbleibende Heiterkeitszustände (chronische Verlaufsform), die im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung situationsunangemessen und schwer einfühlbar erscheinen, ohne dass der Betroffene jedoch die Unangemessenheit seines Zustandes und/oder seines Verhaltens erkennt. Um die Diagnose stellen zu können, müssen mindestens drei der im Folgenden genannten Kriterien gleichzeitig erfüllt sein (Tab. 1): 2 (6) Psychische Symptome: Ausgeglichene Stimmungslage selbst angesichts von belastenden und schwer wiegenden Umständen Gefühle des Getröstetseins, ohne dass die betreffende Person Trost von Anderen erhält Auffälliger Mangel an ängstlich-unruhiger Besorgtheit Inadäquat erscheinende Haltung von Vertrauen angesichts der Erfahrung des Abgründigen menschlicher Existenz Verhaltenssymptome Gelassenheit angesichts von gravierenden Ereignissen Relativer Mangel an Anspannung unter alltäglichen Belastungen Mangel an fröhlich-optimistischem Fortschrittsglauben Körperliche Symptome Häufiges, unter Umständen kaum sichtbares Lächeln Motorik kann im Vergleich zum Durchschnitt verlangsamt sein (nicht obligat) Tab.1: Symptome der generalisierten Heiterkeitsstörung nach ICD 10/Q Version II b Als Screening-Instrument hat sich die SCS (7), die Serene-Calmness-Scale von Berman et al. 1998 (deutsche Übersetzung: Dupe 2004) bewährt. Differentialdiagnostik (8) Leichtere akute oder chronische Alkoholintoxikation (alkoholtoxisches Heiterkeitssyndrom) Drogeninduzierte Veränderungen der Stimmungslage 3 Cannabis-Intoxikation (bei Heiterkeitsstörung fehlen vegetative Symptome wie Tachykardie, Mundtrockenheit, psychomotorische Unruhe) Manische Episode (bei GHKS fehlen Gereiztheit, übersteigertes Selbstwertgefühl, Größenideen, übermäßige Betriebsamkeit oder Rededrang) Zur Epidemiologie (9) Manifestation bevorzugt jenseits des 50. Lebensjahres (Erstmanifestieren im dritten und vierten Lebensjahrzehnt selten) Häufigkeit gleich bei Männern und Frauen Häufiger in hochtechnisierten Ländern und dicht besiedelten Gebieten als in Agrarländern und dünn besiedelten, ländlichen Gegenden Inzidenz in westlichen Ländern zwischen 2% bis 3% (z.B. Leskamp, Scholl 1995; Verschooren et al. 1998) Häufiger bei Angehörigen von akademischen und künstlerischen Berufen (Dommerik 1997; aber: hohe Dunkelziffer!) Neurobiologische Grundlagen Aktivierung spezifischer Kern- und Projektionssysteme im Gehirn beteiligt (10) Störung betrifft die subcorticalen Regelsysteme (Beteiligung von Amygdala, ventralem Striatum, Septum, Hypothalamus und – fakultativ - orbitofrontalem Cortex) Weitere neurobiologische Befunde: Van der Gilb et al. (1997): Umschriebene hyperämische Bezirke in medialer Amygdalaregion (acht Patienten mit GHKS; fMRT-Studie) Gerdchen, Meyer und Blasius (2000): Erniedrigtes NE-turnover (noradrenerge Neurone ) im Bereich des locus coeruleus Hambacher et al. (1999): Konzentration von 5-Hydroxyindolessigsäure (5HIAA, Hauptmetabolit von Serotonin 5-HAT) im Liquor von GHKS-Patienten erniedrigt (Unterstimulation der Amygdala? Imbalance noradrenerger/serotonerger Neurone?) 4 Bliston et al. (1998) GABA (Gamma-Aminobuttersäure, inhibitorischer Transmitter) an der Entstehung von übermäßiger Heiterkeit beteiligt Therapie (vgl. ‚Leitlinie GHKS’ der AWMF) (11) Ziel von Therapie: Senkung des Heiterkeitsniveaus; Wiedergewinnung von Fähigkeit zur Realitätsprüfung Randomisierte Studien: Kombinationsbehandlung von Benzodiazepinen und Verhaltenstherapie wirksam (Hermann 1996; Klabunde, Tucher 1996; Sartini 1998; Wasilowski, Sheesum 1999) Katamnestische Studien: Diazepam morgens und abends je 10 mg plus verhaltensmedizinisches, heiterkeitsinhibitorisches Trainingsprogramm (N=178; N=96) über einen Zeitraum von drei Monaten noch nach 5 Jahren bei 67% deutliche Senkung der SCS-Werte (Whing 1998; Petzold et al. 1998). Katamnestische Einzelfallstudien: Psychoanalytische Langzeitbehandlungen nicht indiziert, da Heiterkeit eher noch fixiert wird (z.B. Gaston 1997; Burkard 1999). Neue Befunde (seit 2001) Die seit 2001 veröffentlichten Studien decken im Wesentlichen drei Schwerpunkte ab: die psychologische Erzählforschung, die Neurobiologie chronischer Heiterkeit und die Therapie der Heiterkeitsstörung. Zu jedem Schwerpunkt sei hier in der gebotenen Kürze eine exemplarische Untersuchung erwähnt. Alle drei Studien wurden erst kürzlich publiziert, alle drei hochrangig. Die Studie aus dem Bereich der Erzählforschung von Carsten et al. (2011), im vergangenen Jahr erschienen in ‚Affect’, galt der klinisch relevanten Frage, ob sich in den Erzählungen von Patienten mit einer generalisierten Heiterkeitsstörung Hinweise finden lassen, die es erlauben, die Diagnose zu stellen. Die Arbeitsgruppe war von der Hypothese ausgegangen, dass sich die Gefühlswörter, die die Patienten verwenden, über unterschiedliche erzählte Inhalte hinweg wenig verändern und somit einen 5 gleichbleibenden Gefühlszustand indizieren. Zu diesem Zweck wurden die Erzählungen von 40 Patienten aus 11 aufeinander folgenden Therapiesitzungen verglichen mit den Erzählungen von je 40 nach Alter und Geschlecht parallelisierten Probanden einer gesunden Kontrollgruppe (Lehrtherapien) und einer Gruppe von Patienten mit einer Cluster B-Persönlichkeitsstörung. Die Erzählungen wurden in den Computer eingegeben und im Hinblick auf die Häufigkeit von Gefühlswörtern unter Zugrundelegung des Bostoner Gefühlswörterbuches von Surok und Mitarbeitern (2004), das insgesamt 32.000 Begriffe mit affektiven Konnotationen umfasst, einer Analyse unterzogen. Es zeigte sich, dass die Anzahl der verwendeten Gefühlswörter in jeder der elf Behandlungsstunden bei den Patienten unter der der normalen Probanden und deutlich unter der der Borderline-Patienten lag (12). Selbst wenn man die Menge von Gefühlswörtern nur für die ersten zwanzig Minuten jeder Behandlungsstunde ermittelte, zeigte sich dieser Unterschied – wenn angesichts des vergleichsweise kurzen Abschnittes, der untersucht wurde, auch weniger eindrucksvoll (13). Auf die Darstellung der Varianzanalyse, mit der bestätigt werden konnte, dass die Variabilität der Gefühlswörter von GHKS-Patienten weniger Ausschläge zeigten, muss ich hier verzichten. Man kann nach der Arbeit von Carsten et al. somit davon ausgehen, dass mit der quantitativen Ermittlung der Anzahl von eingesetzten Gefühlswörtern in Erzählungen ein zuverlässiger diagnostischer Indikator für das Vorliegen einer generalisierten Heiterkeitsstörung verfügbar ist. Damit erübrigen sich die zeit- und arbeitsaufwändigen konversationsanalytischen Untersuchungen, wie sie beispielsweise auch für die Analyse von Anfallserzählungen zu differentialdiagnostischen Zwecken entwickelt wurden. Damit komme ich zu der exemplarischen neurobiologischen Untersuchung. Die internationale Arbeitsgruppe um Amenita (2012) suchte nach einer Antwort auf die Frage, warum Patienten mit einer generalisierten Heiterkeitsstörung angesichts von Ereignissen, die gewöhnlich affektiv erregend sind, nicht adäquat reagieren können und in einem Zustand von Gleichmut und Gelassenheit verharren (14). Die Ergebnisse der Studie können Sie in der Ausgabe von ‚Nurture’ vom Mai dieses Jahres nachlesen. 6 Die folgende Abbildung zeigt Ihnen eine schematische Darstellung des Gehirns mit der Lokalisierung des affektiven Systems (15). Untersucht wurden sechs Patienten mit einer GHKS und sechs gesunde Probanden mit dem fMRT. Um Vergleichbarkeit zu gewährleisten, waren auch hier die Probanden nach Alter und Geschlecht parallelisiert, außerdem alle ausnahmslos entweder noch oder ehemals in akademischen Berufen tätig. Als affektive Stimuli wurden mit Blick auf den soziokulturellen Hintergrund der Probanden sprachliche Reize ausgewählt, und zwar Äußerungen, mit denen namhafte Hirnforscher in Interviews mit Wochenzeitungen und Wochenmagazinen die zum Zeitpunkt der Studie bahnbrechende Erkenntnis allgemeinverständlich kurz zuvor publik gemacht hatten, dass der freie Wille des Menschen ein Ausdruck einer Selbsttäuschung sei und in Wirklichkeit nicht die Menschen, sondern ihre Gehirne es seien, die Entscheidungen treffen. Die Äußerungen wurden den Patienten bzw. Probanden unter dem fMRT über Kopfhörer dargeboten. Gleichzeitig mit der akustischen Darbietung wurden die Gesichter der Probanden über die eingebaute Kamera gefilmt und ihre mimischen Muster später mit dem Emfacs ausgewertet. Die folgende Folie (16) zeigt oben die neuronalen Aktivitäten bei Patienten mit generalisierter Heiterkeitsstörung, unten im Vergleich die der gesunden Probanden. Wie unschwer zu erkennen ist, ist die Streubreite von Gefühlen bei den gesunden Probanden (unten) deutlich größer als bei den Patienten mit GHKS (oben). Zwar ist das affektive System nicht inaktiv, weist jedoch ein höheres Maß an Gleichförmigkeit emotionaler Reaktionsbereitschaften auf (17). Wie in der Bildgebung zu erkennen (18), ist die neuronale Aktivität in Reaktion auf die affektiven Stimuli bei den Patienten (oben) im Vergleich zu den gesunden Probanden (unten) deutlich geringer. Dem korrespondieren auch die mimischen Muster: Während die gesunden Probanden unter der akustischen Darbietung der Interviewäußerungen der Hirnforscher unter anderem deutliche Innervationen im Bereich des Musculus orbitofrontalis (Stirnrunzeln) zeigten (19), überwogen bei den Patienten Innervationen im Bereich des Musculus orbicularis oris, des Musculus risorius und des Musculus orbicularis oculi (20). 7 Damit komme ich, wie angekündigt, zu der dritten Studie, die treatment-outcome Studie von Tonterias und Mitarbeitern (2012). Die Untersuchung bezieht sich auf das kommunikative Verhalten von Psychotherapeuten (21). Tonterias et al. haben zunächst geprüft, ob die Verwendung von sprachlichen und nichtsprachlichen Bestätigungssignalen einen Einfluss auf die therapeutische Beziehung und darauf hat, wie empathisch der Therapeut wahrgenommen wird. Im zweiten Schritt wurde dann untersucht, ob die Reduzierung von Bestätigungssignalen in therapeutischen Gesprächen einen Einfluss auf die Symptome der generalisierten Heiterkeitsstörung hat. Zu diesem Zweck wurden fünf Gruppen mit jeweils 12 Patienten gebildet. Beteiligt waren vier langjährig erfahrene und für die Zwecke der Untersuchung zusätzlich geschulte Therapeuten, die auf die fünf Patientengruppen verteilt wurden, so dass jeder Therapeut für die Behandlung von insgesamt 15 Patienten zuständig war. In der Bedingung A (22) setzten die Psychotherapeuten bei jedem Patienten pro Behandlungsstunde mindestens zwanzig sprachliche Bestätigungssignale in Form von sog. continuern (vorwiegend ‚hmm’) ein, außerdem mindestens zwanzig noddings, also nichtsprachliche Signale. In der Bedingung B verwendeten die Therapeuten bei jedem Patienten wenigstens zwanzig sprachliche Bestätigungssignale pro Behandlungsstunde, aber keine nichtsprachlichen. In der Bedingung C setzten die Therapeuten im Zuge der Äußerungen der Patienten wenigstens zwanzig Mal nichtsprachliche Bestätigungssignale ein, dafür keine sprachlichen. Für die Behandlung der Patienten in der Bedingung D waren die Psychotherapeuten darauf trainiert, weniger als fünf verbale, aber keine nichtsprachlichen Bestätigungssignale zu verwenden. Und in der Bedingung E schließlich setzten die Psychotherapeuten weniger als fünf noddings bzw. nichtsprachliche Bestätigungssignale pro Behandlungsstunde ein und keine sprachlichen. Leider muss ich wegen der fortgeschrittenen Zeit auf die detaillierte Darstellung der Ergebnisse verzichten, möchte aber mit der folgenden Darstellung (23) wenigstens noch den globalen Zusammenhang der Häufigkeit von sprachlichen und nichtsprach8 lichen Bestätigungssignalen mit der eingeschätzten Empathie des Therapeuten und der Qualität der therapeutischen Beziehung bzw. Arbeitsbeziehung erwähnen. Insgesamt wurden die Therapeuten der Bedingung A, die mehr verbale und nichtsprachliche Bestätigungssignale einsetzten, von den Patienten als empathischer beurteilt (M = 7.2, SD 0 1.1; M = 7.0, SD = 1.2). Das gilt – wenn auch etwas geringer auch noch für die Therapeuten der Bedingung B, die zwar keine nichtsprachlichen Bestätigungssignale verwendeten, aber relativ viele bestätigende sprachliche Signale. Allerdings war die Therapie in beiden Bedingungen hinsichtlich der Reduktion der Symptome der Heiterkeitsstörung am wenigsten erfolgreich. Zwischen der Gruppe der Patienten, bei denen nur verbale, aber keine nicht-verbalen Bestätigungssignale verwendet wurden und der Gruppe, die mit nichtsprachlichen Bestätigungssignalen unter Verzicht auf sprachliche behandelt wurde, zeigten sich hinsichtlich des Therapieerfolges, also der Symptomreduktion, geringfügige und nicht signifikante Unterschiede zugunsten des Verzichts auf verbale Bestätigung. Die deutlichste Besserung von chronischer Heiterkeit zeigte sich in der Bedingung D, also der Gruppe, in der die Therapeuten kaum sprachliche und keine nichtsprachlichen Bestätigungssignale einsetzten. Warum sich die Symptome der Heiterkeitsstörung bei den Patienten in dieser Gruppe signifikant weiter zurückbildeten als in der Bedingung E, konnte in der Untersuchung nicht aufgeklärt werden. Ich weise auf diese Studie hier wegen der nahe liegenden erheblichen Konsequenzen für die Behandlungstechnik hin. Der Wirkmechanismus dürfte sich aus der Amygdala stimulierenden Wirkung von Bestätigungssignalen erklären, deren Reduktion sich umgekehrt Amygdala inhibitorisch auswirkt. Fazit: Die chronische Haltung der Heiterkeit im Sinne der generalisierten Heiterkeitsstörung (GHKS) ist eine ernst zu nehmende, häufig erst spät erkannte seelische Erkrankung. Die Störung stellt für die Betroffenen, vor aber für die Umgebung ein erhebliches Problem dar, sind Patienten mit einer generalisierten Heiterkeitsstörung doch nicht in der Lage, affektiv adäquat zu reagieren und die fortschreitenden Errungenschaften des technisch-wissenschaftlichen Fortschritts und der frei expandierenden Märkte zu nutzen. Eine genaue und frühzeitige Diagnose und Differentialdiagnose und eine ge9 zielte, an den dafür formulierten Leitlinien ausgerichtete Behandlung kann die Lebensqualität des Betroffenen wirksam verbessern und nachteilige individuelle und gesellschaftliche Langzeitfolgen verhindern. (24) Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. Ulrich Streeck Herzberger Landstr. 53 37085 Göttingen Literatur kann beim Verfasser angefordert werden. 10