Prof. A. Grigorian, Funktionen SS2017 Blatt 8 - Präsenzübungen 40. Sei S eine nicht-leere Teilmenge von R. Beweisen Sie die folgenden Aussagen. (a) Ist S nach oben beschränkt, so gibt es die kleinste obere Schranke von S (d.h. die Menge von allen oberen Schranken von S ein Minimum hat). (b) Ist S nach unten beschränkt, so gibt es die größ te untere Schranke von S (d.h. die Menge von allen unteren Schranken von S ein Maximum hat). Bemerkung. Die kleinste obere Schranke von S heiß t das Supremum von S und wird mit sup S bezeichnet. Die größ te untere Schranke von S heiß t das In…mum von S und wird mit inf S bezeichnet. Hinweis. Benutzen Sie das Vollständigkeitsaxiom. (c) Existiert max S, so gilt sup S = max S. Existiert min S, so gilt inf S = min S: Solution. (a) Bezeichnen wir mit B die Menge von allen oberen Schranken von S. Da S nach oben beschränkt ist, so ist B nicht leer. Für alle a 2 S und b 2 B gilt a b nach De…nition der oberen Schranke. Das Vollständigkeitsaxiom ergibt: es existiert die Zahl c 2 R, die S und B trennt, d.h. a c b 8a 2 S 8b 2 B: Da a c für alle a 2 S, ist c eine obere Schranke von S und deshalb c 2 B. Da c b für alle b 2 B, so ist c das kleinste Element von B. Nach De…nition gilt sup S = c: (b) Die Existenz des In…mums wird analog bewiesen. (c) Ist m = max S, so gilt a m für alle a 2 S und somit ist m eine obere Schranke. Ist b eine andere obere Schranke, so gilt m b da m 2 S. Somit ist m die kleinste obere Schranke, d.h. m = sup S. Der Fall min S wird analog bewiesen. 41. Beweisen Sie die folgenden Identitäten für beliebige endliche Mengen A; B; C : card (A [ B [ C) = card A + card B + card C card (A \ B) card (A \ C) + card (A \ B \ C) : card (B \ C) Solution. Nach Aufgabe 38 gilt card (X [ Y ) = card X + card Y card (X \ Y ) : Mit Hilfe von (23) erhalten wir card (A [ B [ C) = card ((A [ B) [ C) = card (A [ B) + card (C) = card A + card B + card C card ((A [ B) \ C) card (A \ B) card ((A [ B) \ C) : Nach dem Distributivgesetz gilt (A [ B) \ C = (A \ C) [ (B \ C) : 29 (23) Identität (23) mit X = A \ C und Y = B \ C ergibt card ((A [ B) \ C) = card (A \ C) + card (B \ C) card (A \ B \ C) ; woraus folgt card (A [ B [ C) = card A + card B card (A \ B) + card C card (A \ C) card (B \ C) + card (A \ B \ C) ; was zu beweisen war. 42. Für ganze Zahlen n k 0 de…nieren wir den Binomialkoe¢ zient n k = n k durch n! ; (n k)!k! wobei m! wie folgt de…niert wird: m! = m Y k = 1 2 ::: m k=1 für m 2 N und 0! = 1. Beweisen Sie die folgende Identität für alle n n n + k k 1 = k 1: n+1 : k Solution. Es folgt aus der De…nition von m!, dass für alle m 2 N m! = m (m 1)!: Dann erhalten wir n n + k k 1 = = = = n! n! + k! (n k)! (k 1)! (n k + 1)! n! 1 1 + (k 1)! (n k)! k n k + 1 n+1 n! (k 1)! (n k)! k (n k + 1) (n + 1)! n+1 = : k! (n k + 1)! k 43. Eine ganze Zahl n heiß t gerade falls n=2 ganz ist, und ungerade falls (n ist. 1) =2 ganz (a) Beweisen Sie, dass jede ganze Zahl n entweder gerade oder ungerade ist. (b) Beweisen Sie, dass für jedes n 2 Z n ist gerade , n2 ist gerade. 30 Solution. (a) Bemerken wir: die beiden Zahlen n=2 und (n 1) =2 können gleichzeitig nicht ganz sein, da deren Di¤erenz = 12 nicht ganz ist. Beweisen wir, dass mindestens eine von n=2 und (n 1) 2 ganz ist. Es reicht diese Aussage für n 2 N zu beweisen. Induktion nach n. Für n = 1 gilt (n 1) =2 = 0; d.h. (n 1) =2 ist ganz. Induktionsschritt von n nach n + 1. Ist n=2 ganz so ist auch ((n + 1) 1) =2 = n=2 ganz. Ist (n 1) =2 ganz, so its auch (n + 1) =2 = (n 1) =2 + 1 ganz. (b) Ist n gerade, so gilt n = 2k für ein k 2 Z, woraus folgt, dass n2 = 4k = 2 (2k) gerade ist. Ist n ungerade, so gilt n 2 1 = k 2 Z und somit n = 2k + 1, woraus folgt, dass n2 = 4k 2 + 4k + 1 = 2 2k 2 + 2k + 1 ungerade ist. p 44. Beweisen Sie, dass 2 nicht rational ist. p Solution. Sei 2 = pq wobei p; q natürliche Zahlen sind und q ist die kleinste mögliche Zahl in diese Darstellung (erinnern wir uns: jede nicht leere Teilmenge von 2 N eine kleinste Zahl enthält). Daraus folgt 2 = pq2 und somit p2 = 2q 2 : Insbesondere ist p2 gerade, und somit p ist auch gerade. So gilt p = 2n für ein n 2 N und p2 = 4n2 , woraus folgt 4n2 = 2q 2 2n und q 2 = 2n2 : Ebenso muss q gerade sein, q = 2m für ein m 2 N. Dann pq = 2m = p n 1 und 2 = m mit m = 2 q < q was ein Widerspruch zur Minimalität von q ist. 31 n m Prof. A. Grigorian, Funktionen SS2017 Blatt 9 - Abgabe bis 26.05.17 Zusätzliche Aufgaben sind mit * markiert 45. Sei S eine nicht-leere Teilmenge von Z derart, dass max S und min S existieren. Beweisen Sie, dass S endlich ist. Solution. Setzen wir a = min S und b = max S. Dann gilt S [a; b] \ Z: Wählen wir ein n 2 N mit n > jaj und n > jbj, z.B. n = jaj + jbj + 1. Dann gilt [a; b] [ n; n] ; und somit S [ n; n] \ Z: Die Menge [ n; n] \ Z ist endlich, da sie die Vereinigung von endlichen Mengen En = f1; :::; ng, En = f n; :::; 1g und f0g ist. Da S eine Teilmenge einer endlichen Menge ist, so ist S endlich. 46. Für jede reelle Zahl a 6= 0 und jedes n 2 Z de…nieren wir die Potenz an wie folgt. Für n 2 N wurde an in Aufgabe 29 schon de…niert. Für n = 0 setzen wir a0 = 1, für n = 1 ist a 1 das Inverse von a, und für beliebiges ganzes n < 0 de…nieren wir an mit n an = a 1 ; da n 2 N. Beweisen Sie die folgenden Identitäten: (a) 1n = 1 für alle n 2 Z; (b) (an ) (c) 1 (an )m = a = 1 n an m für alle n 2 N; für alle n; m 2 Z. Hinweis. Benutzen Sie Aufgabe 29. Solution. (a) Für n > 0 beweisen wir 1n = 1 per Induktion nach n. Für n = 1 gilt 11 = 1 nach De…nition. Gilt 1n = 1, so erhalten wir 1n+1 = 1n 1 = 1 1 = 1: Für n = 0 gilt 10 = 1 nach De…nition. Für n < 0 setzen wir k = erhalten k 1n = 1 1 = 1k = 1: (b) Da an a 1 n = a a so erhalten wir (an ) 1 = a 1 n = 1n = 1; 1 n : Hier haben wir die Identität (ab)n = an bn aus der Aufgabe 29 benutzt. (c) Ist n = 0 oder m = 0, so gilt (an )m = 1 = anm ; 32 n 2 N und da a0 = 1 und 1k = 1 für alle k 2 Z nach (a). Für positive n; m gilt die Identität (an )m = anm nach Aufgabe 29. Seien n; m negativ, so dass k = n und l = von negativen Potenzen haben wir m in N liegen. Nach der De…nition 1 k an = a und (an )m = a m 1 k = a l 1 1 k : Da k 2 N, so gilt es nach (b) a 1 k 1 ak = 1 1 = ak ; woraus folgt (an )m = ak l : Da k; l 2 N, so erhalten wir nach Aufgabe 29 l ak = ak l : Somit erhalten wir (an )m = ak l = an m ; da k l = ( n) ( m) = n m: Sei n > 0 und m < 0. Setzen wir l = (an )m = (an ) 1 l = m 2 N. Dann gilt nach (b) 1 n l a Im Fall n < 0 und m > 0 setzen wir k = (an )m = a m 1 k = a 1 nl (n l) =a = an m : n 2 N und erhalten analog = a 1 km km =a = anm : 47. Beweisen Sie die folgenden Identitäten für alle n; m 2 Z und a; b 2 R n f0g: (a) (a b)n = an bn (b) an+m = an am : Hinweis. Benutzen Sie die Aufgaben 17(b), 29 und 46. Solution. (a) Für n = 0 gilt die Identität trivialerweise, da die beiden Seiten gleich 1 sind. Für n > 0 gilt die Identität (a b)n = an bn nach Aufgabe 29. Sei n < 0. Dann k = (a b)n = (a b) 1 k = a n 2 N und wir erhalten 1 33 b 1 k = a 1 k b 1 k = an bn : (b) Ist n oder m gleich 0, so gilt an+m = an am (24) trivial, da a0 = 1. Sind n; m positiv so ist die Identität (24) schon bekannt von Aufgabe 29. Sind n; m negativ, so sind k = an+m = a (k+l) n und l = = a 1 k+l m positiv und es gilt 1 k = a a 1 l = an am : Sei n positive und m negativ (der Fall n negativ und m positiv ist analog). Da nach Aufgabe 46 1 am = a m ; so ist (24) äquivalent zu an+m = an a 1 m ; d.h. zu an+m a m = an : Im Fall n + m > 0 gilt diese Identität, da auch (25) m und n positiv sind und (n + m) + ( m) = n: If Fall n + m < 0 haben wir an+m = a 1 (n+m) und (25) ist äquivalent zu (n+m) a 1 a m = an ; d.h. zu a Diese Identität gilt, da m; n; m = an a (n+m) : (n + m) positiv sind und m=n (n + m). If Fall n + m = 0 gilt (25) trivialerweise. 48. Beweisen Sie die folgenden Identitäten für alle n 2 N : n X k n+2 (a) =2 : k 2n 2 k=1 (b) (x y) n X xn k yk = xn+1 k=0 y n+1 für alle x; y 2 R (wobei x0 Solution. (a) Induktion nach n. Induktionsanfang für n = 1: n 1 X X k k 1 = = k k 2 2 2 k=1 und 2 k=1 n+2 =2 2n 1+2 =2 2 34 3 1 = : 2 2 y0 1). Induktionsschritt von n nach n + 1: n+1 X k=1 k 2k n X n+1 k = + n+1 = 2 2 2k n+2 n+1 + n+1 2n 2 k=1 = 2 = 2 2n + 4 n + 1 + n+1 2n+1 2 (n + 1) + 2 ; 2n+1 was zu beweisen war. (b) Induktionsanfang: für n = 1 ist die Identität äquivalent zu (x y) (x + y) = x2 y2: Induktionsschritt von n nach n + 1. Wir haben (x y) n+1 X (n+1) k k x y = (x n X y) k=0 (n+1) k k x y +y n+1 k=0 = (x y) x = x xn+1 n X xn k=0 n+1 y k k y) y n+1 y + (x + (x = xn+2 xy n+1 + xy n+1 = xn+2 y n+2 ; ! y) y n+1 y n+2 was zu beweisen war. 49. Für reelle Zahlen a; b de…nieren wir die Operationen ^ und _ durch a ^ b = min fa; bg a _ b = max fa; bg : (a) Formulieren und beweisen Sie die Kommutativ- und Assoziativgesetze für ^ und _: (b) Beweisen Sie zwei Distributivgesetze: a ^ (b _ c) = (a ^ b) _ (a ^ c) a _ (b ^ c) = (a _ b) ^ (a _ c) Solution. (a) The commutative laws a ^ b = b ^ a und a_b=b_a are true because the sets fa; bg und fb; ag are the same. The associative laws say a ^ (b ^ c) = (a ^ b) ^ c a _ (b _ c) = (a _ b) _ c Let us prove the …rst one. Denote m = a ^ (b ^ c) und show that m = min fa; b; cg : 35 By de…nition, z = min S is one of the elements of S such that z x for all x 2 S. It follows that m is one of the numbers a; b; c und m a, m b, m c; woraus m = min fa; b; cg follows. (b) Let us prove the …rst distributive law: a ^ (b _ c) = (a ^ b) _ (a ^ c) : (26) Note that all the terms a ^ b; a ^ c; a ^ (b _ c) are a. Hence, the both sides of (26) are Let a be bounded by b or by c, say, a a. Consider two cases. c. Dann a ^ c = a und a ^ (b _ c) = a which implies that the both sides of (26) are equal to a. Let a b und a c. Dann a ^ b = b; a ^ c = c; a ^ (b _ c) = b _ c so that the both sides of (26) are equal to b _ c: Hence, in the both cases we have the identity in (26). Second solution. Consider the following mapping a 7! ( 1; a]; so that the image of a 2 R is the interval ( 1; a] =: Ia . Observe that a ^ b 7! Ia \ Ib und a _ b 7! Ia [ Ib : Since the above laws hold for \ und [, they follow also for the operations ^ und _. 50. Sei fak g1 k=1 eine Folge von ganzen Zahlen mit a1 = 0 und ak+1 > ak für alle k 2 N. Beweisen Sie, dass die Vereinigung von allen Intervallen [ak ; ak+1 ) gleich [0; +1) ist (d.h. jedes x 2 [0; +1) gehört zu einem von Intervallen [ak ; ak+1 )). Hinweis. Zeigen Sie zunächst, dass ak k 1. Solution. Let us …rst show that ak k 1: Indeed, for k = 0 it is given. If it is true for some k, then ak+1 > ak implies ak+1 ak + 1 k; which proves the claim. Given x 2 [0; +1), let us prove that x 2 [ak ; ak+1 ) for some k. For that consider the set S = fn 2 N : an xg : This set is non-empty as a1 = 0 because for any n 2 S we have n x and, hence, 1 2 S. The set S is bounded, an + 1 x + 1; that is, n x + 1, so that x + 1 is an upper bound for S. Hence, S is a non-empty bounded subset of Z; therefore, there exists the maximum of S. Set k = max S: Dann k 2 S und, hence, ak x, while k + 1 2 = S und, hence, ak+1 > x. It follows that x 2 [ak ; ak+1 ), which was to be proved. 36