TECHNISCHE UNIVERSITÄT CHEMNITZ Seminar: Partielle Differentialgleichungen Sommersemester 2008 Tino Gehlert Halbleiter Modellierung Einleitung Die Leitfähigkeit von Halbleitern wird durch Einpflanzung von unreinen Atomen modifiziert. Dabei werden je nach Eigenschaften der eingepflanzten Atome entweder Elektronen („LeiterElektronen“) frei (negative Ladung) oder absorbiert (positive Ladung, ein so genanntes (Elektronen-) „Loch“). Dieser Prozess heißt Dotierung. Es existieren 3 Ebenen der Modellierung von Halbleiter-Strukturen: 1. Modellierung des Dotierungsprozesses 2. Modellierung der elektrischen Funktionen in einem individuellen (in der Regel bereits dotierten) Halbleiter-Produktes 3. Modellierung des VLSI (Very Large Scale Integration) Schaltkreises (z.B. ein Prozessorchip, der aus Millionen Halbleiter-Produkten besteht) Im Vortrag betrachten wir die zweite Ebene. Die Grundlage für die Modellierung liefern die Quanten-Physik und die Festkörper-Physik. Aus unterschiedlichen Maßstäben und Genauigkeiten der Beschreibung der im Halbleiter vorkommenden Effekte resultiert eine Modellierungs-Hierarchie: 1. Quanten-Mechanische Modellierung 2. Semiklassische Modellierung 3. Makroskopische Modellierung Nun betrachten wir das älteste aber noch immer bedeutendste Halbleiter-Produkt-Modell, das Drift-Diffusion-Poisson (DDP) System. Das DDP-System Hauptfaktoren für den elektrischen Fluss innerhalb eines Halbleiters sind Diffusion von Leiter-Elektronen und Löchern, genauso wie Konvektion von geladenen Teilchen durch das angelegte elektrische Feld. Sei n = n(x,t) die Dichte der Leiter-Elektronen an der Stelle x zur Zeit t, p = p(x,t) die Dichte der Löcher, V = V(x,t) das elektrische Potential und Jn (Jp) die das Elektronen- (Loch-) Flussdichte-Vektorfeld. Nach passender Skalierung sehen der Elektronen- und Loch-Flussdichten im DD-Modell wie folgt aus: J n = D n grad n − µ n n grad V J p = −( D p grad p + µ p p grad V ) Hierbei stellen Dn und Dp die Diffusionskoeffizienten und µ n und µ p die Beweglichkeit dar. Der erste Term der jeweiligen Gleichung repräsentiert die Diffusionsströme, der zweite die Driftströme, generiert durch das elektrische Feld E = -grad V. Die totale Flussdichte lautet: J = Jn + J p Die Fortsetzungsgleichungen für beide Trägertypen müssen dabei einhalten: nt = div J n + R p t = div J p + R wobei R die so genannte Rekombination – Generiergungs - Rate darstellt, welche die gleichzeitige Generierung / Auslöschung von Elektronen – Loch Paaren erklärt und meistens als Funktion von n und p realisiert wird. Für ein geschlossenes System gilt folgende Poisson-Gleichung für das elektrische Potential: λ2 ∆V = n − p − C ( x ) Diese Gleichung folgt aus den Maxwell-Gleichungen, wenn magnetische und relativistische Effekte vernachlässigt werden. Die rechte Seite repräsentiert die Raum-Ladungsdichte. Der Parameter λ ist der Radius des elektrischen Einflusses auf ein unreines Ion im HalbleiterKristall. C(x) stellt das Dotierungs-Profil und damit die elektrischen Eigenschaften des Halbleiters dar. Oft sind Diffusion und Beweglichkeit proportional und man setzt sie nach geeigneter Skalierung gleich. Setzt man die Fluss-Beziehung in die Fortsetzungsgleichung ein, so erhält man: nt = div ( D n ( grad n − n grad V )) + R ( n , p ) p t = div ( D p ( grad p + p grad V )) + R ( n , p ) λ2 ∆V = n − p − C ( x) Gleichgewichtszustände (also sich aufhebende Flussdichten) sind Maxwell-verteilt: nl = δ 2 exp(Vl ) , p l = δ 2 exp( −Vl ) wobei δ ein positiver Produkt-abhängiger Parameter ist. R verschwindet im Gleichgewicht. Die Gleichgewichts Poisson-Gleichung wird dann halblinear: λ2 ∆Vl = δ 2 exp(Vl ) − δ 2 exp(−Vl ) − C ( x ) Das DDP-System besitzt Anfangsbedingungen für n und p, sowie Randbedingungen für n, p und V. Der Rand teilt sich in 2 Teile, einen Kontakt-Rand mit Dirichlet-Bedingungen und einen Isolations-Rand mit homogenen Neumann-Bedingungen. So gelten für das Gesamtsystem gemischte Dirichlet-Neumann-Bedingungen. Das Gleichgewicht herrscht zum Zeitpunkt t = 0 und wird sofort zerstört, wenn eine Spannung angelegt wird. Im Inneren des Halbleiter-Gebietes existieren Grenzflächen zwischen positiven und negativen dotierten Teilgebieten, so genannte np-Verbindung. An diesen Grenzflächen sind n und p unstetige Funktionen. Im Inneren der Teilgebiete sind n, p und V stetig. Die dünne Schicht (mit Dicke von O(λ)) um die np-Verbindung muss bei der Diskretisierung berücksichtigt werden!