Institut für Mathematik Prof. Dr. Helge Glöckner Dr. Elke Wolf WS 09/10 02.11.2009 4. Übungsblatt zur Vorlesung Hilbertraummethoden“ ” Gruppenübung Aufgabe G13 (Distanz-Funktion) Sei (X, d) ein metrischer Raum, ∅ = 6 A ⊆ X abgeschlossen. Betrachten Sie distA : X → [0, ∞[, x 7→ inf{d(x, a); a ∈ A}. Zeigen Sie: (a) distA ist Lipschitz-stetig mit Lipschitz-Konstante 1. (b) distA (x) = 0 gilt genau dann, wenn x ∈ A. Lösung: (a) Seien x1 , x2 ∈ X mit d(x1 , x2 ) > 0 und ε > 0. Wähle a ∈ A mit d(x1 , a) ≤ dA (x1 ) + εd(x1 , x2 ) und erhalte dA (x2 ) ≤ d(x2 , a) ≤ d(x1 , x2 ) + d(x1 , a) ≤ dA (x1 ) + (1 + ε)d(x1 , x2 ). Damit folgt dA (x2 ) − dA (x1 ) ≤ (1 + ε)d(x1 , x2 ). Vertausche die Rollen von x1 und x2 , so ergibt sich mit ε → 0 |dA (x1 ) − dA (x2 )| ≤ d(x1 , x2 ). (b) Es gelte distA (x) = inf{d(x, a); a ∈ A} = 0, d.h. es gibt eine Folge (an )n ⊂ A mit an → x in X. Da A abgeschlossen ist, muß x in A liegen. Die andere Richtung folgt unmittelbar aus der Definition. Aufgabe G14 (Satz von Stone-Weierstraß) (a) Zeigen Sie, dass span{x3k ; k ∈ N0 } dicht in C[a, b] ist. (b) Ist auch span{x2k ; k ∈ N0 } dicht in C[a, b]? Lösung: (a) Man kann leicht nachrechnen, daß span{x3k ; k ∈ N0 } eine Funktionenalgebra ist. Rechne jetzt noch die Eigenschaften (1)-(3) aus dem Satz von Stone-Weierstraß nach: (1) Wähle k = 0. 4. Übung Vorlesung Hilbertraummethoden (2) Klar, da reell. (3) Seien x, y ∈ [a, b] mit x 6= y. Dann folgt offensichtlich auch x3k 6= y 3k für alle k ≥ 1, da dies eine injektive Funktion ist. Eine Anwendung des Satzes von Stone-Weierstraß liefert dann das Gewünschte. (b) Hier ist die folgende Fallunterscheidung durchzuführen: 1. Fall: b < 0: Man kann analog zu (a) sehen, daß {x2k ; k ∈ N0 } alle Voraussetzungen zur Anwendung des Satzes von Stone-Weierstraß erfüllt. 2. Fall: a < 0, b > 0: {x2k ; k ∈ N0 } trennt die Punkte nicht. Beispielsweise gilt für das Intervall [−1, 1] für x = −1 6= 1 = y nun x2k = 1 = y 2k für alle k ∈ N0 . 3. Fall: a > 0: Siehe Fall 1. Aufgabe G15 (Maße) Sei X eine überabzählbare Menge, versehen mit der diskreten Metrik. Betrachten Sie das auf der Potenzmenge P (X) von X definierte Maß ( 0, falls A abzählbar . µ(A) = ∞, sonst Zeigen Sie: (a) µ ist ein Borel-Maß. (b) µ is von außen regulär, aber nicht von innen regulär. Lösung: (a) Zeige zunächst, daß µ ein Maß auf P (X) ist. Nach Definition ist klar, daß µ(∅) = 0 ist. Um einzusehen, daß µ auch σ-additiv ist, führen wir folgende Fallunterscheidung durch: disjunkt und alle abzählbar. Dann gilt 1. Fall: Seien A1 , A2 , ... ∈ P (X) paarweise P∞ µ(Ai ) = 0 für alle i und damit µ(A i ) = 0. Eine abzählbare Vereinigung i=1 abzählbarer Mengen ist aber abzählbar. Daher gilt auch µ(∪∞ i=1 Ai ) = 0. 2. Fall: Seien A1 , A2 , ... ∈ P (X) paarweise P∞ disjunkt und mindestens ein Ai0 überabzählbar. Dann gilt µ(Ai0 ) = ∞ und damit i=1 µ(Ai ) = ∞. Außerdem ist mit Ai0 auch ∞ ∪∞ i=1 Ai überabzählbar, und es folgt nach Definition µ(∪i=1 Ai ) = ∞. Folglich ist µ ein Maß. Zu zeigen bleibt, daß µ ein Borel-Maß ist. Dazu zeigen wir zunächst, daß unter den gegebenen Bedingungen die Kompaktheit der Menge A impliziert, daß A endlich ist. In der diskreten Topologie sind alle Punkte offen, d.h. eine offene Überdeckung von A ist gegeben durch ∪x∈A {x}. Da A aber kompakt ist, existiert eine endliche Teilüberdeckung A = ∪ni=1 {xi }. Folglich 2 4. Übung Vorlesung Hilbertraummethoden ist A endlich. Dies bedeutet aber insbesondere, daß A abzählbar ist. Also µ(A) = 0, und µ ist ein Borel-Maß. (b) Wir zeigen zunächst, daß µ von außen regulär ist. Zu beweisen ist also µ(A) = inf A⊆U,U offen in X µ(U ). Dazu führen wir folgende Fallunterscheidung durch: 1. Fall: A sei überabzählbar. Dann ist jedes U ⊆ X offen mit A ⊆ U ebenfalls überabzählbar. Also µ(A) = ∞ und µ(U ) = ∞ für alle U ⊆ X offen mit A ⊆ U . Folglich µ(A) = ∞ = inf A⊆U,U offen in X µ(U ). 2. Fall: Sei A abzählbar. Dann kann man offensichtlich auch ein offenes, abzählbares U finden mit A ⊆ U . Es gilt dann µ(A) = 0 = µ(U ) = inf A⊆U,U offen in X µ(U ). Also ist µ von außen regulär. Zu zeigen bleibt, daß µ nicht von innen regulär ist. Zu finden ist dazu ein A mit µ(A) 6= supK⊆A kompakt µ(K). Sei nun A überabzählbar. Dann µ(A) = ∞. Aber K kompakt bedeutet, daß K endlich ist, wie wir weiter oben gezeigt haben. Also µ(K) = 0 für jede kompakte Menge K. Demnach supK⊆A kompakt µ(K) = 0 6= ∞ = µ(A). Also kann µ nicht von innen regulär sein. Aufgabe G16 (Satz von Weierstraß) Seien t1 , t2 , ..., tn ∈ [a, b] mit a < b. Seien ferner ε > 0 und f ∈ C[a, b] beliebig vorgegeben. Zeigen Sie: Es gibt ein Polynom p über [a, b], so dass kf − pk∞ < ε auf [a, b] und f (tk ) = p(tk ) für jedes 1 ≤ k ≤ n ist. Lösung: Nach dem Satz von Weierstraß liegen die Polynome dicht in C[a, b], d.h. man kann ein Polynom p1 finden mit der Eigenschaft, daß ε ε , . (1) kf − p1 k∞ < min 2 2n(b − a)n−1 Setze jetzt p2 (x) = n X (f (tj ) − p1 (tj )) j=1 n Y x − tk . tj − tk k=1,k6j Dies ist offensichtlich ein Polynom. Behauptung: p = p1 + p2 ist das gesuchte Polynom. Zeige dazu: p hat die gewünschten Eigenschaften. 3 4. Übung Vorlesung Hilbertraummethoden (1) kf − pk∞ < ε: Wir haben kf − pk∞ = kf − (p1 + p2 )k∞ ≤ kf − p1 k∞ + kp2 k∞ ε ε ε ε , ,ε − + min . < min 2 2n(b − a)n−1 2 2n(b − a)n−1 (2) p(tl ) = f (tl ) für alle 1 ≤ l ≤ n: Es gilt p(tl ) = p1 (tl ) + n X (f (tj ) − p1 (tj )) j=1 k=1,k6=j = p1 (tl ) + f (tl ) − p1 (tl ) = f (tl ) für alle 1 ≤ l ≤ n. 4 n Y tl − tk tj − tk 4. Übung Vorlesung Hilbertraummethoden Hausübung Aufgabe H9 (Bernstein-Polynome) Für jede stetige Funktion f : [0, 1] → C und n ∈ N0 definiert man das n-te BernsteinPolynom Bn f von f durch n X k n Bn f (x) = f · · xk (1 − x)n−k für alle x ∈ R. k n k=0 (a) Zeigen Sie: Falls f = 1 oder f = id, so gilt Bn f = f auf [0,1]. (b) Berechnen Sie für f = id(1 − id) die Folge Bn f und zeigen Sie, dass in diesem Fall gilt Bn f → f gleichmäßig auf [0, 1]. (c) Zeigen Sie die Ungleichung 0≤ n X k=0 k x− n 2 1 n · · xk (1 − x)n−k ≤ für alle x ∈ [0, 1], k 4n indem Sie die Summe durch Bestimmung von Bn f für ein geeignetes f ausrechnen. Lösung: (a) Es gilt n X n · xk (1 − x)n−k = (x + 1 − x)n = 1. Bn 1(x) = k k=0 Weiterhin n X k · n! · xk (1 − x)n−k n · (n − k)! · k! k=1 n−1 X n −1 = · xk+1 (1 − x)n−k−1 = x(x + 1 − x)n−1 = x k Bn id(x) = k=0 (b) Es gilt Bn [id(1 − id)](x) = n−1 X k=1 n−1 X k · (n − k) · n! · xk (1 − x)n−k n2 · (n − k)! · k! (n − 1)! xk (1 − x)n−k n · (n − k − 1)!(k − 1)! k=1 n−2 n−1 X n−2 1 k+1 n−k−1 = · · x(1 − x). · x (1 − x) = 1− k n n = k=0 5 4. Übung Vorlesung Hilbertraummethoden Insbesondere gilt |f (x) − Bn f (x)| = 1 1 · |x(1 − x)| ≤ → 0, n 4n also die Behauptung. (c) Da Bn linear ist, folgt mit fy (x) = (y − x)2 = y 2 − 2yx + x2 = y 2 − 2yx + x − x(1 − x), daß Bn fy (x) = y 2 − 2yBn id(x) + Bn id(x) − Bn id(1 − id)(x) 1 2 = y − 2yx + x − 1 − · x(1 − x), n also n X 2 n · · xk (1 − x)n−k = Bn fx (x) 0 ≤ k k=0 1 1 1 2 2 . = x − 2x + x − 1 − · x(1 − x) = · x(x − 1) ≤ n n 4n k x− n Aufgabe H10 (Satz von Bernstein) Es sei f ∈ C[0, 1]. Betrachten Sie zu x ∈ [0, 1], n ∈ N und δ > 0 die Mengen k An (δ) = 0 ≤ k ≤ n; x − ≤ δ und n k Bn (δ) = 0 ≤ k ≤ n; x − > δ . n (a) Zeigen Sie: Es existiert eine von x unabhängige Zahl C < ∞, so dass für alle δ > 0 2 f (x) − f k ≤ 2C x − k für alle k ∈ Bn (δ). n δ2 n (b) Folgern Sie mit Hilfe von Aufgabe H9: Es gilt Bn f → f gleichmäßig auf [0, 1]. (c) Finden Sie mit (b) einen neuen Beweis für den Satz von Weierstraß: Für jedes kompakte Intervall [a, b] ⊂ R ist die Menge der Polynomfunktionen dicht in C[a, b]. Lösung: (a) Wähle C = kf k∞ . Dann gilt 2 f (x) − f k ≤ 2C ≤ 2C · x − k für alle k ∈ Bn (δ). n δ2 n 6 4. Übung Vorlesung Hilbertraummethoden (b) Sei ε > 0. Wähle δ > 0 derart, daß |f (u) − f (v)| ≤ ε falls |u − v| ≤ δ. 2 Dies ist möglich, da f auf [0, 1] gleichmäßig stetig ist. Sei n0 ∈ N, so daß C 1 ε · ≤ . 2δ2 n0 2 Wähle x ∈ [0, 1]. Es gilt für alle n ≥ n0 , wobei An (δ) und Bn (δ) für x wie in der Aufgabe definiert sind, ≤ X ε · 2 k∈An (δ) n X f (x) − f k · n · xk (1 − x)n−k |f (x) − Bn f (x)| ≤ n k k=0 X k 2 n 2C n k n−k x− · · xk (1 − x)n−k · x (1 − x) + 2 · k k δ n k∈Bn (δ) C ε ≤ Bn 1(x) + 2 ≤ ε. 2 2δ n Da x ∈ [0, 1] beliebig war, folgt die Behauptung. (c) Die Abbildung x−a b−a ist offensichtlich eine affine Bijektion, also ein Homöomorphismus. Damit ist γ : [a, b] → [0, 1], x 7→ C[0, 1] → C[a, b], f 7→ f ◦ γ auch eine Bijektion und kf ◦ γk∞,[a,b] = kf k∞,[0,1] . Da P([0, 1]) ◦ γ = P([a, b]) und P([0, 1]) dicht in C[0, 1], ist P([a, b]) dicht in C[a, b]. 7