Universität Basel Prof. Dr. Enno Lenzmann Infinitesimalrechnung I 19.10.2012 Übungsblatt 5 Abgabe: Am Freitag den 26.10. in der Vorlesung oder bis 12:00 Uhr im Mathematischen Institut (in das jeweilige Assistentenfach beim Eingang). Bemerkung: Wie in der Vorlesung setzen wir ex := exp(x) für x ∈ R. Aufgabe 1. Für x, y ∈ R und n ∈ N zeige die folgenden Aussagen: √ a) ex = ex/2 , b) ex 6= ey für x 6= y, ex + ey für x 6= y, d) lim nk e−n = 0 mit k ∈ N fest. n→∞ 2 Hinweis zu c): Eine der Ungleichungen aus Aufgabe 4 b) von Blatt 2 ist hilfreich. c) e(x+y)/2 < Aufgabe 2. Sei x ∈ R mit |x| < 1. Beweise die Identität ∞ X 1 = (n + 1)xn . (1 − x)2 n=0 Hinweis: Schreibe 1 1−x2 als Cauchy–Produkt zweier absolut konvergenter Reihen. Aufgabe 3. Bestimme Infimum und Supremum der folgenden Mengen. Welche dieser Mengen besitzen ein minimales oder ein maximales Element? |x| x a) : x ∈ R , b) : x > −1 , 1 + |x| 1+x 1 1 c) x + : < x < 2 , d) x ∈ R : ∃y ∈ R mit (x + 1)2 + 5y 2 < 4 . x 2 Aufgabe 4. Finde eine bijektive Abbildung φ : R → R∗ . Hierbei bezeichnet R∗ = R \ {0}, d. h., die Menge der reellen Zahlen ohne die Null. Hinweis: Finde zunächst eine bijektive Abbildung φ : N → N∗ , wobei N∗ = N \ {0}. P∞ *Aufgabe 5. Finde ein Beispiel zweier nicht-konvergenter Reihen n=0 an und P∞ P∞ bn , so dass ihr Cauchy–Produkt n=0 cn konvergiert, wobei wie üblich cn = Pn=0 n k=0 ak bn−k gilt. *Aufgabe 6. Eine Zahl x ∈ R heisst algebraisch, wenn es eine natürliche Zahl n ≥ 1 und rationale Zahlen a1 , . . . , an ∈ Q gibt, so dass xn + a1 xn−1 + · · · + an−1 x + an = 0. D. h. eine reelle Zahl ist definitionsgemäss eine algebraische Zahl, falls sie Lösung eines Polynomes vom Grad n ≥ 1 mit rationalen Koeffizienten ist. Beweise die folgenden Aussagen: a) Es gilt Q ( A. D. h. jede rationale Zahl ist algebraisch, aber es gibt auch x ∈ A mit x 6∈ Q. b) Die Menge A ⊂ R der algebraischen Zahlen ist abzählbar. 1 2 Hinweis zu b): Begründe, dass die Menge aller Polynome mit rationalen Koeffizienten abzählbar ist und benutze (ohne Beweis), dass ein Polynom vom Grad n höchstens n Nullstellen hat. Bemerkung: Eine Zahl x ∈ R heisst transzendent, wenn x keine algebraische Zahl ist. Da die Menge der algebraischen Zahlen abzählbar ist und R überabzählbar, muss die Menge der transzendenten Zahl T ⊂ R ebenfalls überabzählbar sein. Die Menge T ist also mächtiger als A, d. h., es gibt “viel mehr” transzendente als algebraische Zahlen. Im Allgemeinen ist es jedoch schwierig zu entscheiden, ob eine konkret gegebene Zahl x ∈ R entweder algebraisch oder transzendent ist. Bekannte Beispiele transzendenter Zahl sind e (Beweis von Hermite 1873) und π (Beweis von Lindemann 1882).