Magen Teil 2 (Sendung im MDR vom 11. Okt. 2001, 18. März 2004 und 29. März 2007) INHALTSVERZEICHNIS: Sodbrennen (HR 29.7.2010) Wenn Magen und Darm Probleme machen (HR 29.7.2010) Gastitis (BR 19.10.2010) 1 2 6 Nicht harmlos: Sodbrennen: Autorin: Gabi Delingat Links im WWW Ernährungstipps vom Deutschen Ernährungsberatungs- und -informationsnetz DEBInet Alles rund um das Thema Laktoseintoleranz, Nahrungsmittelallergien und unverträglichkeiten und Reizdarmsyndrom vom Informationsportal für Betroffene libase.de Gefahr droht, wenn vorübergehende Beschwerden zum Dauerzustand werden, wenn die Gesundheit durch chronische Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüre Schritt für Schritt ruiniert wird. Süße Kuchen oder eine Tasse Kaffee - für Volker K. aus Kronberg ist das wie Gift. Denn wenn der 36Jährige mal sündigt, setzt sofort ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein ein, dazu kommt andauernd muss er sauer aufstoßen. Unter Sodbrennen leidet er schon seit 15 Jahren, lange hat er versucht, seine Beschwerden selbst in den Griff zu bekommen. Hat auf Süßes und scharf gewürzte Speisen verzichtet, es mit frei verkäuflichen Arzneimitteln aus der Apotheke versucht. Doch nichts half. Nach Jahren schließlich sucht er Hilfe beim Gastroenterologen (Magenspezialisten). Beinahe zu spät, denn über Jahre hat die Salzsäure aus dem Magen den unteren Teil seiner Speiseröhre verätzt. Die ist deshalb chronisch entzündet und die Entzündung hat zu Zellveränderungen geführt. Diese Zellveränderungen sind Vorboten eines drohenden Speiseröhrenkrebs, der 36-Jährige muss dringend behandelt werden! Weil bei ihm der Muskelring am Übergang von Speiseröhre und Magen ziemlich ausgeleiert ist, rutscht der Magen immer wieder nach oben in den Brustkorb. So gelangt dann immer auch die Magensäure in die Speiseröhre und verursacht das unangenehme Sodbrennen. Dagegen muss Volker K. jetzt regelmäßig Medikamente, so genannte Protonenpumpenhemmer einnehmen, die in seinem Magen die Bildung der Magensäure verringern. Weglassen darf er sie nicht, die Folgen hat er bereits schmerzhaft gespürt. Denn wenn er die Tabletten nicht einnimmt, kommt das Sodbrennen wieder. Außerdem müssen die Zellveränderungen in seiner Speiseröhre regelmäßig kontrolliert werden, damit sich dort nicht doch ein Speiseröhrenkrebs bildet. Mindestens einmal im Jahr ist deshalb eine Magenspiegelung fällig. Auch bei der Ernährung passt er auf, Süßes, Scharfes oder stark Gewürztes meidet er, auch beim Alkohol und Kaffee ist er inzwischen vorsichtig. Zusammen mit den so genannte Protonenpumpenhemmer, die er sich regelmäßig von seinem Arzt verschreiben lassen muss, hat er so aber sein Sodbrennen ganz gut im Griff. Wenn Magen und Darm Probleme machen Autorin: Eva Maria Siefert Gut gekaut ist halb verdaut - dieses Sprichwort wird jedem geläufig sein. Viel Wahres ist dran, aber nur mit dem Kauen ist es nicht getan. Die Verdauung ist ein hoch komplizierter Prozess an dem viele Seite 1 von 9 Organe beteiligt sind. Lebenswichtig ist unsere Nahrungsaufnahme und deren anschließende Zersetzung in Nährstoffe: Ohne Nahrung kein Wachstum, keine Energie und kein Leben. Umso schlimmer, wenn es hierbei zu Störungen kommt. Der obere Verdauungstrakt: Mundraum, Speiseröhre und Magen Direkt beteiligt an der Verdauung sind der Mundraum, die Speiseröhre, der Magen, der Zwölffingerdarm, der Dünndarm, der Dickdarm mit Blinddarm und Wurmfortsatz, der Mastdarm und der After. Die Verdauungssäfte werden von Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse geliefert. Beim Kauen wird die Nahrung zerkleinert und gleichzeitig eingespeichelt. Speichel besteht hauptsächlich aus Wasser, enthält aber auch die ersten zersetzenden Enzyme. Über die Speiseröhre gelangt der zähflüssige Nahrungsbrei dann in den Magen. Dort wird er vom Magensaft, der neben Salzsäure auch weitere spaltende Stoffe enthält, desinfiziert, zerkleinert und geknetet. Die Abtötung von Bakterien ist eine sehr wichtige Aufgabe des Magens. Der Magen - Säurebarriere gegen Schädlinge Eigentlich ist unsere Magenschleimhaut ziemlich widerstandsfähig, bestimmte Zellen im Magen produzieren eine schützende Schleimschicht, damit die ätzende Magensäure mit einem pH-Wert von 2,0 die Zellen nicht schädigen kann. Die Säure ist wichtig, um mit der Nahrung aufgenommene Krankheitserreger abzutöten. Verschiedene Faktoren aber können Magenerkrankungen begünstigen. Kontakt Adressen: Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten Olivaer Platz 7 10707 Berlin Tel.: 030/ 887 747 84 E-Mail: [email protected] Internet: www.dgvs.de Bundesverband Gastroenterologie Deutschland e.V. Olivaer Platz 7 10707 Berlin Tel.: 030/ 887 295 23 E-Mail: [email protected] Internet: www.bvgd-online.de Gastro-Liga (Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leben sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung e.V.) Friedrich-List-Str 13 35398 Gießen Tel.: 0641/ 97481-0 Fax: 0641/ 97481-18 E-Mail: [email protected] Internet: www.gastro-liga.de Deutsche Reizdarmselbsthilfe e.V. Mörikeweg 2 31303 Burgdorf Tel.: 05136/ 896 106 Fax: 05136/ 873 662 E-Mail: [email protected] Internet: www.reizdarmselbsthilfe.de Bei der Magenschleimhautentzündung unterscheidet man anhand der Ursachen drei unterschiedliche Typen: Die Typ A-Gastritis (Häufigkeit 5%) zählt zu den Autoimmunkrankheiten, das Abwehrsystem richtet sich gegen jene Magenzellen, die für die Säureproduktion zuständig sind, und zerstört sie. Dadurch kommt es zu einem Anstieg des pH-Wertes, zu einem übermäßigen Wachstum Hormon(Gastrin) produzierender Schleimhautzellen im Magen, was Entartungen begünstigt. Da durch diese Seite 2 von 9 Milieuveränderungen auch die Aufnahme des Vitamin B 12 aus der Nahrung maßgeblich gestört wird, resultiert häufig ein Vitamin-B-12-Mangel. Beim Typ B-Gastritis (Häufigkeit 85 %) liegt eine bakterielle Infektion durch HelicobakterBakterien zugrunde. Das Bakterium verursacht chronische Magengeschwüre und begünstigt die Entstehung von Magenkrebs. Als Typ C-Gastritis (10 %) wird eine durch chemische Substanzen ausgelöste Gastritis bezeichnet. Verursacher können Bestandteile der Gallensäuren sein, z. B. bei Gallereflux, bei Zwerchfellbrüchen oder nach Magenoperationen. Aber auch Medikamente wie Antibiotika, Mittel gegen Osteoporose, oder, und zwar weitaus am häufigsten - eine bestimmte Gruppe an Schmerzmitteln, die so genannten "nicht-steroidalen-Antiphlogistika" (NSAR) mit Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäuren, Ibubrofen, Diclofenac u.v.m. Magenschleimhautentzündungen - nicht immer harmlos Bleibt eine Magenschleimhautentzündung unentdeckt oder wird die Ursache nicht beseitigt, kann es zu einer chronischen Entzündungsreaktion kommen, die beispielsweise durch die ätzende Magensäure oder Medikamente unterhalten wird und die ein Geschwür zu Folge haben kann. Das Geschwür kann bluten, das verdaute Blut färbt dann den Stuhlgang schwarz (so genannter Teerstuhl). Erreicht ein solches Geschwür ein größeres Blutgefäß, kann es zu einer massiven und lebensbedrohlichen Blutung im Magen kommen. Der chronische Entzündungsreiz begünstigt aber auch Zellveränderungen, die Zellen können entarten. Langjährige Entzündungen können so die Entstehung von Magen- oder Speiseröhrenkrebs begünstigen. Sodbrennen nicht auf die leichte Schulter nehmen Die Magensäure erfüllt eine wichtige Schutzfunktion, ist aber ziemlich ätzend. Damit die ätzende Säure die Schleimhaut des Magens nicht angreifen kann, ist der gesamte Magen mit einer schützenden Schleimschicht ausgekleidet. Gelangt die Magensäure aber beispielsweise in die Speiseröhre, der diese schützende Schicht fehlt, dann schädigt sie die Zellen der Speiseröhre. Es entsteht eine chronische Entzündungsreaktion, die durch die ätzende Magensäure unterhalten wird und die beispielsweise ähnlich wie im Magen oder Zwölffingerdarm ein Geschwür zu Folge haben kann. Das Geschwür kann sogar bluten. Der chronische Entzündungsreiz begünstigt aber vor allem auch Zellveränderungen in der Speiseröhrenschleimhaut und die Zellen können entarten. Langjährige Entzündungen können so die Entstehung von Speiseröhrenkrebs begünstigen. Information Literatur zum Thema: Thilo Schleip u.a. "Reizdarm" 128 Seiten, 12,90 Euro ISBN: 103-7742-7417-7 Verlag Gräfe & Unzer Februar 2009 Katrin Kölle "Das tut dem Magen gut: Natürlich vorbeugen - sanft behandeln" 96 Seiten, 12,95 Euro ISBN: 978-3835403888 BLV Buchverlag August 2008 Wolfgang Kruis "Köstlich essen bei Reizdarm: Endlich Ruhe im Bauch" 155 Seiten, 17,90 Euro ISBN: 103-8304-3371-9 Verlag Trias Februar 2008 Oliver Schad u.a. "Gesunde Verdauung: Beschwerden und Erkrankungen vorbeugen und richtig behandeln " 144 Seiten, 9,80 Euro ISBN: 978-3817462797 Compact Verlag September 2007 Seite 3 von 9 Volkskrankheit Säurereflux Jeder dritte Bundesbürger klagt öfters oder gar fortwährend über Sodbrennen. Typisch für diese Erkrankung ist ein brennender Schmerz hinter dem unteren Brustbein, der besonders durch bestimmte Nahrungsmittel ausgelöst wird und häufig nachts auftritt. Ausgelöst werden die Beschwerden durch das Zurückfließen der Magensäure in die Speiseröhre, bei länger bestehendem Sodbrennen kann die ätzende Säure nachts beim Schlafen sogar bis in die Lunge gelangen (typisch: nächtlicher Hustenanfall mit dem Gefühl, sich verschluckt zu haben) und dort eine chronische Bronchitis verursachen. Neben Übergewicht, fettem Essen, Rauchen und Alkohol liegt dem Sodbrennen häufig eine Muskelschwäche im Zwerchfell mit der Entstehung eines so genannten Zwerchfellbruchs zugrunde. Das Zwerchfell trennt Brustraum und Bauchhöhle voneinander, und besitzt nur drei kleine Öffnungen, durch die Speiseröhre, die große Hohlvene und die Brustschlagader ziehen. Durch Aufweitung dieser Durchtrittspforte rutscht der Magen immer wieder nach oben in den Brustkorb, die ätzende Magensäure gelangt in die Speiseröhre. Primär wird Sodbrennen neben Verzicht auf auslösende Stoffe und Lebensmittel medikamentös behandelt. Mit so genannten Protonenpumpenhemmern, die im Magen die Bildung der Magensäure verringern. Seit August 2009 gibt es diese Medikamente auch rezeptfrei in der Apotheke, allerdings darf nur eine 14-Tagespackung ohne Rezept abgegeben werden. Besteht das Sodbrennen dann immer noch, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Durch die Medikamente verschwindet das Sodbrennen in der Regel, kehrt allerdings nach Absetzen der Medikamente oft wieder. Bei jedem zehnten Betroffenen liegt zudem ein Zwerchfellbruch vor, der mittels Schlüssellochchirurgie operiert und so verengt wird, dass der obere Magenanteil nicht mehr in den Brustraum verrutschen kann. Sodbrennen - was hilft? 1. gelegentliches Sodbrennen: Wirkstoffgruppe: Antazida Wirkung: bindet bereits gebildete Magensäure, meist verschwindet das Sodbrennen dann sehr rasch. Einnahme: bei Bedarf 2. häufiges Sodbrennen: Wirkstoffgruppe: H2-(Rezeptoren-)Blocker. Wirkung: blockieren die Magensäuresekretion, allerdings nicht vollständig. Einnahme: regelmäßig über befristeten Zeitraum 3. ständiges Sodbrennen: Wirkstoffgruppe: Protonenpumpenhemmer (erst in Kürze rezeptfrei zu haben) Wirkung: blockieren die Magensäuresekretion, es wird deutlich weniger Magensäure produziert Einnahme: regelmäßig über befristeten Zeitraum. Aber: dauern die Beschwerden länger als vier Wochen, sollten sie unbedingt ärztlich abgeklärt werden! Salmonellen - Wenn Magen und Darm Alarm schlagen! Selbst in verführerischen Leckereien wie Schokolade kann Gefahr lauern: Salmonellen. Der Grund: Hygienemängel oder Kontaminationen die von außen herangetragen werden. Die Bakterien gelangen über die Nahrung in unseren Körper und dort kann es zu einer Salmonellen-Infektion kommen - eine schwere Magen- und Darmerkrankung. Was passiert eigentlich im Körper bei einer Salmonellen-Infektion? Kommt es zu einer Salmonellen- Infektion, sind schon sehr viele Keime in unseren Organismus vorgedrungen. Unser Magensaft stellt für die säureempfindlichen Erreger ein erstes Hindernis dar, doch nicht alle Menschen besitzen ausreichend Magensäure. Ältere Menschen und kleine Kinder - die wenig Magensäure besitzen - infizieren sich deshalb leichter mit Salmonellen. Sind genügend gefährliche Bakterien bis zum Darm vorgedrungen, nisten sie sich in den Zellen der Darmschleimhaut ein und setzen Zellgifte frei. Das Darmgewebe reagiert stark entzündlich, was zu Beschwerden wie Durchfall führt. Hygiene Tipps - damit es erst gar nicht zu einer Salmonellen-Infektion kommt Lebensmittel können durch schlechte hygienische Bedingungen mit Salmonellen infiziert sein. Die Nahrungsmittel stellen einen besonders guten Nährboden für das weit verbreitete Bakterium dar. Unser Experte Dr. Arthur Schiffmann ist Fachmann für Lebensmittelhygiene im Hessischen Landeslabor in Gießen und rät, dass besonders im Haushalt bei der Zubereitung von Lebensmitteln immer strikte Hygiene herrschen sollte: Seite 4 von 9 Ganz wichtig ist das gründliche Hände waschen vor, zwischen und nach der Zubereitung von Speisen. Und vor allem nach dem Besuch der Toilette - Hände waschen nicht vergessen! Prinzipiell gilt: Holzbretter stellen eine Gefahr für eine Salmonellen-Infektion dar. Der Grund: Beim Schneiden entstehen Kerben im Holz. Wenn man nun mit einem Lappen das Brett abwischt setzt sich in den Kerben das Eiweiß fest. Bei den Plastikbrettern entstehen zwar auch Kerben aber diese nehmen die Feuchtigkeit nicht so sehr an wie Holz und somit ist hier das Risiko einer Salmonellen-Infektion geringer. Zu beachten ist außerdem, dass Fleisch und Gemüse auf verschiedenen Schneidebrettern zubereitet werden sollte. Das gefrorene Hühnchen auf einem Teller abtauen und die anfallende Tauflüssigkeit entsorgen. Den Teller heiß auswaschen. Zur Weiterverarbeitung des Hühnchens einen weiteren sauberen Teller nehmen. Dadurch kommt keine Kontamination mit Salmonellen zustande. Rohe Hühnereier sind die größte Gefahr, denn hier lauern die Salmonellen auf der Schale und im Dotter. Kaufen Sie deshalb nur Eier, die ausreichend gekennzeichnet sind. Das Mindesthaltbarkeitsdatum darf höchstens 28 Tage betragen und muss auf der Verpackung deutlich lesbar sein. Ebenso wichtig der Verbraucherhinweis: "Bei Kühlschranktemperatur aufbewahren nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums durch erhitzen". Um die Salmonellengefahr bei gekochten Eiern zu reduzieren, sollten Sie das Ei mindestens 6 Minuten kochen. Große Eier können ruhig 8 Minuten gekocht werden. Höchste Salmonellengefahr besteht bei der Zubereitung von frischen Produkten die nicht erhitzt werden, beispielsweise bei Dessertspeisen wie Weinschaum, Orangen- und Zitronencremes, Tiramisu oder auch Zabaione und Mousse au Chocolat. Speisen, die nicht erhitzt verzehrt werden (also roheihaltige Speisen), sollte deshalb sofort verzehrt werden. Und auf jeden Fall für die Zubereitung frische Eier benutzen. Ansonsten besteht Gefahr einer Salmonellen- Infektion. Natürlich nur, wenn es ein infiziertes Ei ist. Außerdem: Arbeitsgeräte nach dem Gebrauch immer sofort reinigen oder im Geschirrspüler spülen. Die Erreger werden dadurch abgetötet. Auch das häufige Wechseln der Geschirrtücher und Spüllappen ist ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor zur Eindämmung der Salmonellen. Wichtig ist, dass Sie stets auf ausreichende Hygiene achten, denn nur so vermindern Sie die Salmonellen-Gefahr. Hektik, Zeitdruck - Stressmagen! Mal entspannt ein Buch zu lesen - für Margarethe M. auch heute noch ein unbezahlbarer Luxus. Aber an so entspannte Augenblicke konnte sie vor einigen Jahren noch nicht einmal denken. Ihr Job als Geburtshelferin machte ihr zwar Spaß, aber Kinder kennen keine festen Zeiten. Sie musste zu jeder Tages- und Nachtzeit raus, aß unregelmäßig, litt unter Schlafmangel, hatte nie mal eine Pause für sich und ihre Bedürfnisse. Auf diesen Stress reagierte ihr Magen mit bohrenden Schmerzen und Blähungen. Die 57-Jährige suchte Rat bei verschiedenen Ärzten, die verordneten Tabletten, Tropfen, Rollkuren und vieles mehr. Doch all dies half nichts, die Schmerzen von Margarethe M. wurden immer schlimmer. Bis sie schließlich einen Termin bei Dr. Dagmar Wenz in Wiesbaden vereinbarte. Die naturheilkundlich ausgebildete Ärztin wollte zunächst ernsthafte Erkrankungen ausschließen und machte eine Magenspiegelung. Dabei fand sie eine entzündete Schleimhaut, jedoch keine Bakterien, die häufig eine solche Entzündung verursachen. Damit war klar: Stress ist der Auslöser für Margarethe M.´s Beschwerden. Denn durch die in Stresssituationen ausgeschütteten Botenstoffe und Hormone wird vermehrt Magensäure gebildet und ausgeschüttet. Die ätzende Säure aber greift die Magenwände an - im schlimmsten Fall hat das die Entstehung eines Magengeschwürs zur Folge, das zudem eine lebensgefährliche Magenblutung verursachen kann. Nachdem die Diagnose klar ist, führt die Ärztin mit der 57-Jährigen ein ausführliches Gespräch. Sie will sich beispielsweise über die Essgewohnheiten ihrer Patientin ein besseres Bild machen. Margarethe M. verträgt vor allem fettes Essen und Milchprodukte nicht so gut, Dr. Wenz kennt das. Denn solche Lebensmittel begünstigen bei Stress die Magenschmerzen. Also stellte Margarethe M. ihr Leben komplett um: sie isst drei Mal am Tag regelmäßig zu festen Zeiten, dabei kommen keine fetten Sachen mehr auf den Tisch, sondern Fisch, mageres Fleisch und vor allem viel Gemüse. Und für ihre eigene Entspannung treibt sie inzwischen regelmäßig Sport. All das hat den Stress aus ihrem Leben genommen - und die Blähungen und Magenschmerzen sind verschwunden. Magenbeschwerden? - Wir geben Ihnen hilfreiche Tipps zur Linderung Übelkeit, Aufstoßen und Bauchkrämpfe: Das sind typische Magenleiden, mit denen wir fast alle mal zu kämpfen haben. Nicht immer muss man da gleich in den Medikamentenschrank greifen. Bei leichten Seite 5 von 9 Beschwerden können schon alte Hausmittel Linderung schaffen. Wir haben mit unserer Ernährungsmedizinerin Dr. Stephanie Grabhorn gesprochen: Was hilft bei ... ... Übelkeit: Ernährungsmedizinerin Dr. Stephanie Grabhorn hat ein Rezept dagegen. Sie schwört bei Übelkeit auf Ingwer. Die dicke Wurzelknolle mit dem süßlich-scharfen Geschmack kommt ursprünglich aus Asien. Es gibt sie aber auch bei uns in jedem gut sortierten Supermarkt. Ingwer schmeckt nicht nur gut, sondern ist längst eine anerkannte Heilpflanze und lässt sich leicht zubereiten. Einfach den Ingwer grob schälen, in fingerdicke Stücke schneiden, mit heißem Wasser aufbrühen, anschließend als warmen Tee oder auch gekühlt als Ingwerwasser trinken. Ingwer hilft übrigens auch bei Reiseübelkeit. ... Aufstoßen: Hier hilft die Muskatnuss. Sie verfeinert viele unserer Speisen und leistet dabei als Hausmittel ganze Arbeit. Besonders gut hilft Muskatnuss bei Luft in Magen oder Darm. So lässt sich auch das lästige Aufstoßen gut in den Griff kriegen. Unser Tipp: Heiße Brühe mit Muskatnuss. Die darf übrigens auch mal ein Fertigprodukt sein. Heißes Wasser in einer Tasse aufgießen und anschließend eine Brise Muskatnuss dazu. Aber Vorsicht: Muskatnuss ist ein sehr intensives Gewürz, deshalb immer nur sparsam verwenden. Umrühren - Fertig. ... Magenkrämpfen: Wenn es im Bauch grummelt, greifen Sie doch einfach mal zum Kümmel. Ob zerstoßen oder ganz: Kümmel entspannt den Magen. Ernährungs-Tipps - Damit Ihr Magen gesund bleibt! Essen Sie im Sitzen, damit vermeiden Sie, dass der magensäurehaltige Speisebrei wieder in die Speiseröhre zurück läuft (deshalb sollten Refluxkranke auch mit erhöhtem Oberkörper schlafen). Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und kauen Sie sorgfältig (Kauen ist die erste Stufe der Verdauung). Meiden Sie Alkohol, Nikotin, übermäßigen Kaffeekonsum, aber auch scharfe, zitrushaltige oder sehr fette Speisen. Essen Sie gesalzene, gepökelte und geräucherte Lebensmittel nur in Maßen, denn die darin enthaltenen Salze und Rauchbestandteile können die Entstehung von Magenkrebs begünstigen. Was Sie essen, sollte weder zu heiß, noch zu kalt sein. Essen Sie lieber mehrmals am Tag kleine Portionen, vor allem Abends sollten Sie Ihrem Magen kein üppiges Essen zumuten. Übergewicht begünstigt eine Refluxkrankheit. Meiden Sie beengende Kleidung, bewegen Sie sich regelmäßig, denn auch Bewegung oder Sport hilft Ihrem Magen bei seiner Verdauungsarbeit. Magenfreundlich sind Milchprodukte, Getreide, gekochtes Gemüse oder Obst, kohlensäurehaltige Getränke regen die Gasbildung an und verursachen so Magendrücken oder Blähungen. Frittiertes ist ebenso schwer verdaulich wie Hülsenfrüchte, alle Kohlsorten, hart gekochte Eier, frisches Brot oder Zwiebeln. Die Vitamine C und E, sowie Beta-Carotin (Vitamin A) schützen den Magen vor Alterungsprozessen und beugen so auch der Krebsentstehung vor. Allerdings sollten Sie diese Vitamine mit der normalen Nahrung (vor allem Obst und Gemüse) zu sich nehmen, und nicht in Form von Nahrungsergänzungsmitteln durch zusätzliche Pillen. Gastritis – wenn der Magen rebelliert Von Julia Richter Stand: 18.10.2010 Wer unter Magenschleimhautentzündung leidet, hat die Ursachen dafür meist schnell ausgemacht: zu viel Stress, zu viel Kaffee oder fettiges Essen. Doch stimmt das auch? Auslöser einer sogenannten Gastritis ist in den meisten Fällen etwas ganz anderes: nämlich Tabletten. Die Wände unseres Magens sind mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Diese schützt den Magen vor dem sauren Magensaft. Ohne die Schleimschicht würde der Magensaft nicht nur die Nahrung, sondern den Magen gleich mit verdauen. Bei einer Gastritis ist diese Magenschleimhaut entzündet. Ärzte unterscheiden mehrere Typen einer Gastritis, je nachdem, wodurch sie ausgelöst wird: Seite 6 von 9 Typ A - Autoimmunkrankheit: Hierbei greift der Körper seine eigene Magenschleimhaut selbst an (eine äußerst seltene Form). Typ B - Bakterien, meistens in Form des Helicobacter-pylori. Typ C - chemische Stoffe: Schmerz - oder Rheumamittel Gefährliche Komplikationen einer Gastritis Bei einer Gastritis kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen: Geht die Schädigung bis in die tieferen Schichten der Magenschleimhaut, bildet sich oftmals ein Geschwür. Magengeschwüre können lebensgefährlich werden, wenn sie zu einer Blutung oder gar einem Magendurchbruch führen. Bei Verdacht auf ein Geschwür muss der Magen sofort gespiegelt werden. Dies geschieht mit dem Endoskop - meist mit Sedierung. Die Patienten schlafen und merken nichts. Während der Endoskopie kann der Gastroenterologe nicht nur in den Magen schauen. Er kann das Magengeschwür durch sein Instrument auch sofort behandeln und so die Blutung stillen. Eine zunehmende Gefahr geht von Tabletten aus Anfang der 80-er Jahre machten zwei australische Forscher eine spektakuläre Entdeckung. Die Behauptung von Dr. Warren und Dr. Marshall war ungeheuerlich: Ein Bakterium sollte der Hauptauslöser von Gastritis sein. Für diese Entdeckung wurden die beiden Forscher später mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt. Unerhört war die Behauptung deshalb, weil man sich damals überhaupt nicht vorstellen konnte, dass ein Keim in dem sauren Magensaft überleben kann. Inzwischen bestreitet das keiner mehr. Man weiß: Weltweit trägt die Hälfte der Menschheit das Bakterium in sich. In Deutschland ist es jeder Dritte. Allerdings wird nicht jeder automatisch krank: Bei rund 20 Prozent aller Infizierten entzündet sich der Magen tatsächlich, davon bildet sich bei einigen ein Magengeschwür und in selteneren Fällen sogar Magenkrebs. Angesichts der guten Behandlungsmöglichkeiten mit Antibiotika und besserer hygienischer Verhältnisse lässt sich eine Infektion mit Helicobacter pylori inzwischen gut in den Griff bekommen. Der Auslöser von Gastritis ist deshalb nicht mehr Helicobacter-pylori, sondern etwas anderes: Zitat Prof. Dr. med. Wolfgang Schepp, Gastroenterologe, Chefarzt, Klinikum MünchenBogenhausen: "Wir erleben eine deutliche Verschiebung: Die Helicobacter-Gastritis ist in Deutschland inzwischen auf dem Rückzug. Auf dem Vormarsch ist dagegen die chemische Gastritis, verursacht vor allem durch Medikamente. Ursache ist der weitverbreitete Gebrauch von Aspirin und sogenannten nichtsteroidalen Medikamenten wie Voltaren oder Ibuprofen." Vorsicht bei Schmerzmitteln Anlässe, um Schmerztabletten einzunehmen, gibt es genug: Sie sollen gegen Fieber, grippale Infekte, Kopfweh, Rücken- und Gelenkbeschwerden helfen. Aber auch bei Bandscheibenvorfällen, Regelschmerzen oder prophylaktisch gegen einen Kater werden sie gerne geschluckt. Mit teilweise fatalen Folgen: Die Wirkstoffe von Schmerztabletten und Entzündungshemmern reizen den Magen und können zu einer schweren Magenschleimhautentzündung führen. Seite 7 von 9 Das Problem: Viele Patienten sind zu unkritisch: Sie nehmen zu häufig und zu viele Tabletten ein. Viele Schmerzmittel gibt es rezeptfrei in den Apotheken zu kaufen. Weniger gefährlich für den Magen sind die deswegen aber nicht: Zitat Dr. Monther Bajbouj, Gastroenterologe, Klinikum rechts der Isar: "Voltaren, Aspirin und Ibuprofen sind frei verkäufliche Medikamente, die nicht rezeptpflichtig sind. Dadurch besteht natürlich die Gefahr, dass die Patienten denken, dass dies völlig ungefährlich ist. Das Gegenteil ist der Fall, das sehen wir in der Praxis jeden Tag, wenn die Menschen hier mit schweren Nebenwirkungen eingeliefert werden." Wie erkennt man eine Gastritis oder ein Magengeschwür? Starke oder stechende Schmerzen, schwarzer Stuhl, Blutabgang anal oder oral, Gewichtsverlust und Schluckstörungen können Anzeichen für eine schwere Gastritis und ein Geschwür sein. Bei diesen Symptomen sollte man dringend einen Arzt aufsuchen. Erkältungstabletten schlagen besonders auf den Magen … Besonders jetzt in der Erkältungszeit haben sogenannte Kombi-Präparate gegen Schnupfen, Halsweh und Husten wieder Hochkonjunktur. Ärzte wie Prof. Dr. Wolfgang Schepp warnen: Zitat Prof. Dr. med. Wolfgang Schepp, Gastroenterologe, Chefarzt, Klinikum MünchenBogenhausen: "Die Meisten, die solche Mittel einnehmen, begreifen nicht, dass sie sich ein Mischpräparat kaufen, in dem andere Entzündungshemmer zusammen mit Aspirin enthalten sind. Diese Mittel greifen die Magenschleimhaut dann aus verschiedenen Mechanismen heraus an, die sich potenzieren. Das heißt, hier ist das Risiko von Entzündung, Geschwür und Blutung besonders hoch." Es gibt aber noch einen anderen Grund dafür, dass die Hauptursachen von Gastritis heute woanders liegen: Nicht bei jedem geschieht die Tabletteneinnahme aus Unvernunft: Besonders ältere Patienten müssen aus medizinischen Gründen Schmerz- und Entzündungshemmer einnehmen - zum Beispiel gegen Rheuma, nach Herzoperationen oder zur Vorbeugung gegen Krankheiten wie Arteriosklerose. Die Menschen werden durchschnittlich immer älter, das bedeutet, sie müssen länger und häufiger Tabletten einnehmen. Bei denen, die dauerhaft Tabletten schlucken müssen, ist die Gefahr einer schweren Gastritis besonders hoch. Weitere Risikofaktoren Neben Tabletten gehören auch Nikotin und Alkohol zu den Risikofaktoren für eine chemisch verursachte Magenschleimhautentzündung. Manche Ärzte zählen auch scharfe Gewürze dazu. Wie wird die Gastritis behandelt? Eine schwere Gastritis wird mit Medikamenten behandelt, die die Magensäureproduktion hemmen. Das sind in erster Linie sogenannte Protonenpumpenhemmer. Diese müssen über einen längeren Zeitraum genommen werden, damit sich die angegriffene Magenschleimhaut wieder regenerieren kann. Eine spezielle Diät ist meist nicht erforderlich. Es kann aber helfen, kleine und leicht verdauliche Portionen zu essen, damit sich der kranke Magen nicht zu sehr ausdehnt. Wie kann ich vorbeugen? Wer von seinem Arzt Schmerztabletten verordnet bekommt, sollte sich gegebenenfalls gleich ein magenschützendes Mittel dazu verschreiben lassen. Generell gilt: Jede Tabletteneinnahme muss Seite 8 von 9 sorgfältig abgewogen werden. Von einer Selbstbehandlung mit Tabletten sollte man sowieso die Finger lassen. Und bei einer Erkältung ist Auskurieren oberstes Gebot - wenn es geht, ohne Tabletten. Seite 9 von 9