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PRESSEMITTEILUNG
Pressestelle
Neue Studie bestätigt Krebsrisiko
Professor Dr. med. Dr. h. c.
Helmut Schatz
(Mediensprecher)
Anna Julia Voormann
Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
D-70451 Stuttgart
Telefon: 0711 89 31-380
Telefax: 0711 89 31-167
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www.endokrinologie.net
Selen und Vitamin E nur bei Mangelzuständen einnehmen
Bochum, April 2014 – Vitamine und Spurenelemente sind für den menschlichen Körper unerlässlich, doch eine Überversorgung kann der Gesundheit schaden und sogar das Risiko für eine Krebserkrankung erhöhen.
Eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist nur bei Mangelzuständen sinnvoll und soll nur auf medizinischen Rat hin erfolgen, rät die
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) anlässlich einer neu erschienenen Studie zu Selen und Vitamin E.
Vitamin E ist ein Zellschutzvitamin und spielt eine Rolle beim Verhindern von
Ablagerungen in den Gefäßen. Es kommt gehäuft in pflanzlichen Ölen wie
Weizenkeim- oder Olivenöl vor. Von Selen ist bekannt, dass es im Körper verschiedene wichtige Aufgaben erfüllt. Beispielsweise ist es am Stoffwechsel der
Schilddrüsenhormone beteiligt. Viel Selen findet sich in Fisch, Meeresfrüchten,
Milch und Gemüse. Beiden Substanzen sagte man eine schützende Wirkung in
Bezug auf Krebserkrankungen nach. Das vom US-National Cancer Institute finanzierte „Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial“ (SELECT), ging
dieser Vermutung nach. Es war die größte jemals zur Vorbeugung von Prostatakrebs durchgeführte Studie. Professor Dr. med. Axel Heidenreich, Direktor
der Urologischen Klinik am Universitätsklinikum Aachen erläutert: „Vor sechs
Jahren wurde sie abgebrochen, als eine Zwischenauswertung ergab, dass Vitamin E nicht vor Krebs schützt, sondern das Krebsrisiko sogar erhöht.“
Kürzlich zeigte sich in einer weiteren Auswertung, dass auch Selen das Krebsrisiko steigert. Es kam zu einem Anstieg von „high-grade“ Prostatakarzinomen.
„Diese aggressive Krebsvariante kann bereits nach wenigen Jahren zu Metastasen und zum Tod führen“, erläutert Prof. Dr. med. Dr. h.c. Herbert Rübben,
Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Essen. Betroffen
waren nur Männer, die zu Beginn der Studie ausreichend mit dem Spurenelement versorgt waren, wie die Bestimmung der Selenkonzentration in ZehnagelProben ergab. „Dies bedeutet, dass das Spurenelement Selen, das der Körper in
geringen Mengen benötigt, in höheren Dosierungen schadet“, bilanziert Professor Rübben. „Vitamine und Spurenelemente kann man analog zu Arzneimitteln
betrachten, die nur in der richtigen Dosis von Nutzen sein können, in zu großer
Menge aber auch zum Gift werden können.“
Wie bei anderen Arzneimitteln kann es zu überraschenden Wechselwirkungen
zwischen zwei Substanzen kommen. In der neuen Auswertung der SELECTStudie kam beispielsweise heraus, dass die Vitamin-E-Kapseln das Krebsrisiko
von Männern nur dann erhöhen, wenn diese einen Selenmangel hatten. „Eine
ausreichende Versorgung mit Selen scheint vor einer schädlichen Wirkung von
Vitamin E zu schützen“, ergänzt Professor Heidenreich. Bei einer Überversorgung habe sie nach den Ergebnissen der SELECT-Studie jedoch den gegenteiligen Effekt.
Den Verbrauchern, die im Supermarktregal nach Multivitaminen und Spurenelementen greifen, sind diese Zusammenhänge wohl kaum bewusst. Packungsbeilagen, die wie bei Arzneimitteln auf Risiken und Nebenwirkungen hinweisen, gibt es nicht. „Wir raten aufgrund der Ergebnisse allen Männern davon ab,
Präparate mit Selen oder Vitamin E einzunehmen, solange kein Mangel nachgewiesen ist“, sagt Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher
der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) aus Bochum und ergänzt: „Eine ausgewogene Ernährung versorgt den Körper ausreichend mit
Vitamin E und Selen. Wer das Gefühl hat, unterversorgt zu sein, sollte, bevor
er zu Supplementen greift, mit seinem Arzt besprechen, ob er diese wirklich benötigt oder nicht.“
Literatur:
A. R. Kristal et al.: Baseline Selenium Status and Effects of Selenium and Vitamin E
Supplementation on Prostate Cancer Risk. Journal of the National Cancer Institute
2014; doi: 10.1093/jnci/djt456.
http://jnci.oxfordjournals.org/content/early/2014/02/21/jnci.djt456.abstract
V. A. Moyer et al. Vitamin, Mineral, and Multivitamin Supplements for the Primary
Prevention of Cardiovascular Disease and Cancer: U.S. Preventive Services Task Force
Recommendation Statement. Annals of Internal Medicine 2014; doi: 10.7326/M140198. http://annals.org/article.aspx?articleid=1832969
Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem
Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse,
aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach
„innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder
Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.
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