S e r v i c e MEDIZIN & FITNESS Heilende Kräuter – Balsam für Körper, Geist und Seele Beim Bergwandern die Seele baumeln lassen, das klappt in der Freizeit nur bei wenigen Erholungssuchenden auf Anhieb. Körperliche Beschwerden sind dabei oftmals hartnäckige Begleiter. Zum Glück ist dagegen Bei körperlicher Angeschlagenheit finden Sie in der Bergwelt beste Möglichkeiten zur Entspannung. Eine Bergtour an frischer Luft wirkt oftmals Wunder für die Regeneration von Körper und Seele. Hilft eine ausgiebige Wanderung nicht weiter, können Sie auf gut verträgliche Entspannungshelfer aus der Natur zurückgreifen.Die alpine Flora ist dabei eine Quelle für Heilpflanzen, die bei der Herstellung von Fertigpräparaten überwiegend aus kontrolliertem Feldanbau stammen, ein Schutz wild wachsender Sorten wird damit gewährleistet. Die Einsatzmöglichkeiten von Heilpflanzen oder Kräutern sind vielseitig.Neben Kräuter- oder Früchtetees als Durstlöscher können Sie Arnika, Baldrian und Co. zur Organstärkung, Leistungssteigerung oder zur Behandlung von Verletzungen einsetzen. Leiden Sie an Erkältungskrankheiten der Luftwege, helfen Pflanzen mit schleimlösender, hustenreizdämpfender, auswurffördernder,krampflösender sowie leicht antibiotischer Wirkung.Wegen der wohltuenden Wärme des heißen Getränks eignet sich die Darreichungsform Tee vorzüglich. Zudem können Sie die aufsteigenden Dämpfe inhalieren. Thymian ist vor allem bei Reizhusten empfehlenswert.Die Blätter der Heilpflanze enthalten ein kräftig riechendes ätherisches Öl, das neben einer sekretlösenden und auswurffördernden Wirkung auch antibiotische Eigenschaften hat. Ebenfalls schleimlösend wirkt das ätherische Öl von Anis oder Fenchel.Verwenden Sie bei trockenem Husten mit starker Schleimhautreizung am besten Heilpflanzentees mit reizlindernden Stoffen, wie zum Beispiel die Eibischwurzel mit einem hohen Gehalt an Schleimstoffen oder das Spitzwegerichkraut, das auch antibiotische Inhaltsstoffe enthält. Zähflüssiges Sekret wird durch Arzneitees mit oberflächenaktiven Substanzen, sogenannten Saponinen, gelockert, die damit das Abhusten erleichtern.Vertreter dieser Wirkstoffgruppe sind Primelwurzel, Wollblumenblüten sowie Efeublätter. Eine Sonderstellung nimmt die Süßholzwurzel ein, die mit der süß schmekkenden Glycyrrhizinsäure zusätzlich stark entzündungshemmend wirkt. Für Magen- und Darmbeschwerden sowie Verdauungsbeschwerden infolge verminderter Gallesaftsekretion oder verminderter Gallebildung gibt es zahlreiche Heilkräuter,die durch Bitterstoffe die Verdauungssäfte anregen oder durch besondere ätherische Öle entzündungshemmend wirken. Wenn Ihr Kind an Blähungen leidet, greifen Sie zu Fencheltee. Eine ähnliche Wirkung entfalten Anis und Kümmel. Bei entzündlichen Erkrankungen der Magenschleimhaut mit krampfartigen Beschwerden ist Kamillentee ein hervorragendes Mittel. Die darin enthaltenen ätherischen Öle Azulen und Bisabolol haben eine stark entzündungshemmende Wirkung. Durch die Einnahme als Teeaufguß werden die wirksamen Inhaltsstoffe in idealer Weise über die gesamte Magenschleimhaut verteilt.Behandeln Sie Verdauungsstörungen mit Krämpfen im Magen-Darmbereich am besten mit Pfefferminztee, der die Gallesekretion steigert und gegen 54 DAV Panorama Fotos: Georg Hofmann so manches Kraut gewachsen. Von Dr. Heinz Dittrich Arnika, Bergbaldrian (o.r.), Kamille (l.u.) und Johanniskraut (r.u.) sind bewährte Heilpflanzen. Blähungen hilft.Bei Appetitlosigkeit und bei Störungen der Sekretion von Verdauungssäften erzielen Arzneipflanzen mit Bitterstoffen wie Angelikawurzel, Enzianwurzel, Schafgarbenkraut und Wermut erstaunliche Wirkung. Leiden Sie an nervösen Störungen, Angst- oder Unruhezuständen sind Heilkräutertees aus Baldrianwurzel,Hopfenzapfen,Melisse, Passionsblumenkraut und Johanniskraut eine echte Alternative zu synthetisch-chemischen Medikamenten, da sie fast keine Nebenwirkungen haben und langfristig eingenommen werden können. Hopfen enthält Bitterstoffe, die erst im Körper zur beruhigend wirkenden Verbindung umgewandelt werden. In der Melisse ist ein ätherisches Öl beteiligt. Johanniskraut enthält stark rot gefärbte Verbindungen,die leicht antidepressiv wirken.Bei der traditionellen Anwendung als Tee sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Bei Herz- und Kreislaufbeschwerden ist das bedeutendste freiverkäufliche Pflanzenheilmittel der Weißdorn in verschiedenen Zubereitungen. Vor einer Selbstmedikation ist es wichtig, die Ur- So wirkt Tee am besten Bei der Zubereitung von Tees mit ätherischen Ölen ist es wichtig, das Gefäß beim Ziehenlassen abzudecken, damit die leicht flüchtigen Stoffe in möglichst hoher Konzentration im Aufguß erhalten bleiben. Nehmen Sie für unterwegs eine Thermoskanne mit heißem Wasser mit und bereiten Sie den Tee mit Filterbeutel oder Instantpulver grundsätzlich frisch zu. sachen für Herz-Kreislauf-Beschwerden vom Arzt untersuchen zu lassen, um schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen. Die Wirkstoffe von Weißdornblättern mit Blüten stärken die Schlagkraft des Herzens und erhöhen die Durchblutung der Herzkranzgefäße. Dr.Karl Herrligkoffer setzte Weißdorn bereits in den 50er Jahren bei seinen Himalaja-Exkursionen ein und stellte fest, daß die Einnahme von Weißdornextrakt die Sauerstoffausnutzung vor allem in großer Höhe verbesserte. Blutergüsse und Prellungen sind häufige Verletzungen im Bergsport. In diesem Fall hilft die klassische Alpenpflanze Arnika in der Zubereitung als Salbe oder Tinktur.Aus dem breiten Spektrum an Inhaltsstoffen wurden bestimmte Verbindungen identifiziert, die antibakteriell, entzündungs- und schmerzhemmend wirken. Bei schlecht heilenden Wunden sind Zubereitungen aus Ringelblumenblüten empfehlenswert, wobei Salbe und Öl die bekanntesten Darreichungsformen sind. Die starke Gelbfärbung stammt von Carotinoiden (Provitamin A) in den Blüten. Diese Vitamin-AVerbindungen werden zusammen mit ätherischen Ölen für die Wirksamkeit verantwortlich gemacht. Greifen Sie bei stumpfen Verletzungen, wie Prellungen, Quetschungen oder Stauchungen zu Johanniskrautöl, einem bekannten Einreibemittel, das aufgrund entzündungshemmender Eigenschaften auch bei Verbrennungen ersten Grades, wie zum Beispiel Sonnenbrand, eingesetzt werden kann. Tee- und Vitamintips für Bergsportler Wenn Sie keine gesundheitlichen Probleme haben und die Verwendung von Heilpflanzen für therapeutische Zwecke nicht zwingend erforderlich ist, sollten Sie zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs vorzugsweise aromatische Kräuter- oder Früchtetees trinken. Bergsportler mit mittlerer bis schwerer körperlicher Anstrengung haben einen deutlich erhöhten Flüssigkeits-, Mineralstoff- und Vitaminbedarf. Für diese Personengruppe ist der traditionelle südamerikanische Mate Tee als kaltes oder heißes Getränk hervorragend geeignet. Mate hat einen rauchig-kräftigen Geschmack und einen leichten Coffeingehalt. Das Coffein ist an pflanzliche Begleitstoffe gebunden und wird nur langsam im Körper resorbiert, wodurch eine milde, aber anhaltende Anregung resultiert. Gleichzeitig aktiviert das Coffein die Freisetzung von körpereigenen Reservestoffen. Diese Effekte nutzen die Indios bei schwerer Feldarbeit, um auch bei geringer Nährstoffaufnahme längerfristig leistungsfähig zu sein. Für Bergsportler ist die Wirkung ebenfalls vorteilhaft, wobei die Leistung durch zusätzliche Ergänzung von Mineralstoffen und Vitaminen optimiert werden sollte. Besonders hoch ist der Bedarf an Magnesium (Muskelfunktion) und Vitamin E (Sauerstoffverwertung). Führen Sie dem Körper Magnesium während der sportlichen Aktivität zu.Vitamin E wird nur zusammen mit Fett resorbiert, weshalb eine Einnahme zu den Hauptmahlzeiten erfolgen sollte. Nehmen Sie Vitamin E mehrere Tage vor sportlichen Ereignissen zur Auffüllung der Reserven,da es im Körper gespeichert wird.Der Bedarf an weiteren Vitaminen und Mineralstoffen kann mit steigender Körperbelastung steigen, wovon auch Spurenelemente wie Zink, Kupfer und Eisen betroffen sind. Egal, ob Sie Ihre Wanderstiefel schnüren oder Ihr Mountainbike satteln, auf einem sportiven Tagestrip sollten Sie auf jeden Fall ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Optimal ist eine Mischung aus Mineralwasser und Fruchtsaft oder Früchtetee, denn dieser schmeckt warm und kalt. Und lassen Sie Ihre Berg- oder Radltour ruhig ausklingen, zum Beispiel mit einer Tasse Kräutertee. Dr. Heinz Dittrich ist Apotheker und wissenschaftlicher Leiter bei der Bad Heilbrunner Reform-Diät-Arznei GmbH & Co. Nr. 5/1999 DAV Panorama 55