Naturheilkunde GESUNDHEIT Heilpflanzen richtig anwenden Wer Beschwerden mit Kräutern lindern will, muss die richtige Anwendungsform kennen – und wissen, wie es gemacht wird. Text: Stella Cornelius O bschon Heilpflanzen als natürliche Hilfe beliebt sind, ist viel Wissen um die richtige Anwendung im Alltag verloren gegangen. Das hat Auswirkungen auf die Behandlungen mit Heilpflanzen, denn die Darreichungsformen unterscheiden sich oft in ihrer Wirksamkeit. So sind zum Beispiel getrocknete Heilkräuter deutlich konzentrierter an Wirkstoffen als frische Pflanzenbestandteile. Ähnliches gilt für Trocken- im Vergleich zu Flüssig-Extrakten. In manchen Fällen ist es aber auch Geschmackssache, ob man lieber bittere Tropfen einnimmt oder fertige Pillen schluckt. Das sind die wichtigsten Zubereitungsarten: • Teezubereitungen: Ein Aufguss (Infus) ist die gebräuchlichste Zubereitungsart und eignet sich für Samen, Blätter und Blüten, wie zum Beispiel Kamillenblüten. Die Pflanzenteile mit siedendem Wasser übergiessen, 5 bis 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Für eine Abkochung (Dekokt) werden harte Pflanzenteile wie Wurzeln, Hölzer und Rinden in einem Topf 5 bis 10 Minuten bei schwacher Hitze gekocht, 5 Minuten ziehen gelassen und abgeseiht. Für einen Kalt-Auszug (Mazerat) die empfohlene Menge mit kaltem Wasser ansetzen, am besten über Nacht stehen lassen und abseihen. Zum Abtöten von Keimen den so gewonnenen Tee kurz erhitzen. Besonders geeignet ist der Kaltauszug bei Pflanzen mit viel Schleimstoffen (siehe Seite 28) oder Gerbstoffen (Bärentraubenblätter, Baldrian). • Fertigarzneimittel: Pflanzliche Fertigarzneimittel sind meist Extrakte aus Heilpflanzen. Sie werden mit speziellen Lösungsmitteln aus der Pflanze gewonnen. Hierfür wird entweder der rohe FlüssigAuszug (Fluidextrakt), ein teilweise getrockneter Auszug (Spissumextrakt) oder ein völlig getrockneter Auszug (Trockenextrakt) verwendet, der durch bestimmte Aufbereitung noch mit Wirkstoffen angereichert oder von anderen Inhaltsstoffen befreit werden kann. Fertigarzneimittel werden als Tabletten, Dragees, Ampullen, Tropfen, Sirup oder Salben angeboten. Vorteile: Bei pflanzlichen Fertigarzneimitteln ist der Wirkstoffgehalt standardisiert, das heisst, ein Mindestgehalt an Inhaltsstoffen ist genau festgelegt. • Tinkturen: Hierbei handelt es sich um einen dünnflüssigen Drogenauszug. Für die Herstellung werden die frischen oder getrockneten Pflanzen in Alkohol, Glycerin oder Essig gelöst. Tinkturen werden äusserlich verdünnt für Kompressen oder als Badezusatz verwendet, oder in Tee, Wasser, mit Würfelzucker oder Honig eingenommen, so zum Beispiel BrennnesselTinktur bei Prostatavergrösserung. • Frischpflanzensäfte: Wie der Name andeutet, werden sie aus frischen Pflanzenteilen (Stängel, Blüten, Blätter) gewonnen («Natürlich» 2-2005). Alle bioaktiven Substanzen bleiben so weitgehend gut erhalten. Frischpflanzensäfte werden häufig im Rahmen einer Frühjahrskur angeboten. • Äussere Anwendungen: Weitere Anwendungsmöglichkeiten für Heilpflanzen sind Bäder, beispielsweise Lavendelblüten bei nervöser Unruhe, Inhalationen mit ätherischen Pflanzen bei Erkältungsbeschwerden oder Wickel und Kompressen mit Kräutern wie Augentrost bei überanstrengten Augen. ■ Natürlich | 5-2006 41