dr. med. sigrid steeb Lebensmittelunverträglichkeiten So testen Sie sich selbst Schritt für Schritt zur richtigen Diagnose neue 0 6 r Übe auch – e t p Reze hrfach­ e für M anzen er intol 2 Inhalt 4 Vorwort 7 L ebensmittelunverträglichkeit – so testen Sie sich selbst 8 Wichtige Infos vorweg 8 Wann soll ich mich selbst testen? 9 Darf ich mich vorstellen: der Testpfad 10 Lebensmittelunverträglichkeiten – die Symptome sind bei jedem anders 13 Warnsymptome, die Sie ernst nehmen sollten 14 Wann die Selbsttestung nicht für Sie geeignet ist 16 Steebsche Stärketage – so bereiten Sie sich vor 24 Steebsche Stärkerezepte 35 Ihr Pfad aus der LebensmittelIntoleranz 36 Kohlenhydratintoleranzen 44 Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) 52 Fruchtzuckerunverträglichkeit (Fruktoseintoleranz) 62 Stärkeintoleranz (Saccharose-Maltose-Intoleranz) 67 Glukose-Galaktose-Intoleranz 70 Weitere Intoleranzen 70 Sorbitintoleranz 75 Histaminintoleranz 84 Salicylatintoleranz 87 Allergie- und Autoimmungeschehen 87 Lebensmittelallergie 96 Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) 102 Eosinophiles gastrointestinales Syndrom Inhalt 103 Syndrome 103 Reizdarmsyndrom 107 Reizmagensyndrom 108 Leaky-Gut-Syndrom 114 Weitere Syndrome 114 Bakterielle Überwucherung des Dünndarms 115 Intestinale Candidose 117 Mehrfachintoleranzen 120 Depressive Störungen 123 Rezepttteil 124 Anmerkungen zu den Rezepten 126 Brot, Teig & Co 131 Vorspeisen und Suppen 135 Salate und Soßen 139 Gebackenes und Gebratenes 142 Gemüse und Kartoffeln 146 Reis und Nudeln 150 Desserts und Kuchen 156 Anhang 156 Internetadressen und Lesetipps 158 Register 159 Rezeptregister 3 70 Ihr Pfad aus der Lebensmittel­intoleranz Weitere Intoleranzen Sorbitintoleranz Das kennen Sie bestimmt: Nach übermäßigem Genuss von Süß­ kirschen oder Pflaumen bekommen Sie Bauschmerzen. Diese Be­ schwerden beruhen auf dem recht hohen Sorbitgehalt dieser Früchte und gehören manchmal einfach zum Genuss dazu. Re­ agiert man jedoch schon auf kleinere Mengen Sorbit, dann wird es lästig. Das Wichtigste in Kürze Sorbit gehört zu den Zuckeraustauschstoffen. Aufgepasst bei Light-Produkten: Viele Lebensmittel enthalten kalorienarme Süßungsmittel, die nicht für jeden verträglich sind. Wo kommt Sorbit vor? Sorbit (richtiger: Sorbitol) gehört zu den Zuckeralkoholen und damit zu den Zuckeraustauschstoffen. Die verursachen zwar we­ niger Karies, da sie in der Mundhöhle kaum bakteriell zerlegt werden, werden aber im Dünndarm resorbiert und in den Kör­ perzellen zu Fruktose dehydriert. Das bedeutet, dass sie sehr wohl Kalorien liefern, wenn auch in geringerem Maße als Haushaltszu­ cker. Da Sorbitol zum Abbau kein Insulin benötigt und sein Abbau­ produkt Fruktose den Blutzuckerspiegel kaum erhöht, wird Sorbi­ tol gerne Diabetikerprodukten zugesetzt (z. B. Marmelade). Des Weiteren ist Sorbit in vielen anderen Diät- und Light-Produkten zu finden wie Süßigkeiten, Kaugummi, Getränken, Eis. Als Feucht­ haltemittel schützt Sorbitol Produkte wie Senf, Mayonnaise, Pra­ linen u. v. a. vor dem Austrocknen. Sorbitintoleranz 71 Natürlicherweise kommt Sorbitol in nennenswerter Menge in Früchten vor, z. B. in Aprikosen, Birnen, Datteln, Feigen, Hage­ butten, Nektarinen, Pfirsichen, Pflaumen, Rosinen und deren Produkten – besonders konzentriert in Saft und Trockenobst. Häufigkeit Die meisten Menschen vertragen eine Tagesdosis von 5 bis 10 g Sorbitol ohne Beschwerden. Darüber hinaus kann es zu Blähun­ gen, Bauchkrämpfen und Völlegefühl kommen. Ab einer Tages­ zufuhr von 20 g Sorbitol tritt bei 50 Prozent der Bevölkerung Durchfall auf. Was im Körper passiert Sorbitol nutzt im Dünndarm dasselbe Transportprotein wie Fruk­ tose (GLUT5). Deshalb kommen beide Intoleranzen öfter in Kombination vor und verstärken sich sogar gegenseitig. Das heißt, dass sorbitreiche Lebensmittel die Resorption von Fruktose vermindern und umgekehrt. Sorbitol kann auch ein Reizdarm­ syndrom verstärken oder überhaupt erst symptomatisch werden lassen. Die Symptome Das Leitsymptom der Sorbitintoleranz ist Durchfall. Obwohl auf den Verpackungen von Lebensmitteln, denen Sorbit zugesetzt ist, der Zusatz „kann bei übermäßigem Verzehr abführend wir­ ken“ steht, ist vielen Menschen nicht bekannt, dass Sorbitol den Stuhlgang fördert. So kommt es immer wieder einmal zu langjäh­ rigen Verläufen, unter Umständen sogar mit Gewichtsabnahme. Eine Sorbitintoleranz ist häufig mit einer Fruktose­ malabsorption vergesellschaftet. 72 Ihr Pfad aus der Lebensmittel­intoleranz Fallbeispiel In meiner Ausbildung zur Ernährungsmedizinerin berichtete ein Dozent über folgenden Fall: Frau A. litt schon seit vielen Jahren unter häufiger wässriger Diarrhö (etwa zehnmal täglich) und hatte bereits eine aufwendige Arztodyssee hinter sich. Sowohl eine Laktose- als auch eine Fruktosemalabsorption waren bereits ausgeschlossen worden. Er befragte sie noch einmal ausführlich zu ihren Ernährungsgewohnheiten, jedoch wollte sich kein Hinweis ergeben. Der Verzehr von Süßigkeiten wurde von Frau A. verneint. Zu guter Letzt bat der Dozent die Patientin, den Inhalt ihrer Handtasche auf den Tisch zu entleeren. Unter den Utensilien fand sich auch eine größere Packung mit Kaugummis. Auf Nachfrage gab Frau A. an, jeden Tag mehrere dieser sorbitolhaltigen Kaugummis zu kauen. Der Verzicht auf Sorbitol brachte der Patientin sofortige Symptomfreiheit. So testen Sie selbst Sie könnten natürlich einfach eine größere Menge sorbitolhaltige Ziehen Sie einen definierten Selbsttest vor! Süßigkeit verzehren und die Wirkung beobachten. Das Problem: Sie kennen dann nicht den Sorbitolgehalt der verzehrten Menge und führen sich gleichzeitig viele andere Stoffe, die beispielswei­ se in einem sorbithaltigen Kaugummi enthalten sind, zu. Sie können auch vollständig auf Produkte mit Sorbitol verzichten – nach dem Motto „Weniger ist mehr!“ – und beobachten, ob sich Ihre Darmbeschwerden legen. Wer aber gerne einen definierten Selbsttest durchführen möchte, geht folgendermaßen vor: Sorbitintoleranz 73 testpfad Sorbit † Bestellen Sie in der Apotheke Sorbitol (die kleinste bestellbare Größe sind 250 g) und lassen Sie sich davon 5 g abwiegen oder wiegen Sie selbst mithilfe einer Digitalwaage ab. Lösen Sie diese Menge an Ihrem Testtag in 200 ml Leitungswasser auf und folgen Sie dem Selbsttest auf S. 42. Testergebnis Keine Symptome: Bleiben Symptome aus, so liegt keine Sorbitintoleranz vor. Geringe Symptome (z. B. leichte Übelkeit, leichte Blähungen, einmal breiiger Stuhl): Wahrscheinlich vertragen Sie eine kleinere Menge Sorbitol (ein „zuckerfreier“ Kaugummi enthält etwa 1 bis 2 g Sorbitol). Besteht bei Ihnen allerdings eine Fruktosemalabsorption, dann sollten Sie Sorbitol vollständig meiden. Deutliche Symptome: Tritt mehrmaliger Durchfall auf, dann liegt eine Sorbitintoleranz vor. Halten Sie eine Sorbitol-Eliminationskost ein. So testet der Facharzt Beim Facharzt kann ein H2-Sorbitol-Atemtest durchgeführt wer­ den. So werden Sie beschwerdefrei Vermeiden Sie den Verzehr sorbitreicher Produkte. Hilfreich ist, dass Lebensmittel, die mehr als zehn Prozent Sorbit (oder einen anderen Zuckeraustauschstoff wie Xylit oder Mannit) enthalten, auf der Verpackung den Hinweis „kann bei übermäßigem Ver­ zehr abführend wirken“ enthalten müssen. Sorbitol für den Selbsttest ist in der Apotheke erhältlich. 74 Ihr Pfad aus der Lebensmittel­intoleranz Vorsicht Falle Sorbitol ist nicht nur in den oben genannten Früchten und industriellen Produkten, sondern auch als Füllstoff bzw. zur Geschmacksverbesserung in Medikamenten und Kosmetika enthalten. Achten Sie deshalb auf das Kleingedruckte – Sorbitol versteckt sich hinter der E-Nummer 420. Schauen Sie wirklich auf alle Verpackungen, denn es gibt fast nichts, wo die Industrie Sorbitol nicht unterbringen kann: Abführmittel, Mundspülungen, Zahnpasta, Hustensaft, Müsli, Schaumwein, Kakaozubereitung, Brotaufstrich, Backwaren, Senf, Mayonnaise, Salatdressing – die Liste ist lang. Auch der Süßstoff Isomalt (E 965) enthält den Baustein Sorbitol. Zuckeralkohole finden sich auch dort, wo man sie nicht vermuten würde. Natürlicherweise ist Sorbitol in Früchten enthalten – vor allem in Trockenobst. Xylitintoleranz Xylitol (E 967), ebenfalls ein Zuckeralkohol, wird zum Süßen von Kaugummis und Süßigkeiten verwendet. Natürlicherweise kommt es in Obst, Gemüse und Getreide (Hafer, Mais) vor. Eine Mehrfachintoleranz gegenüber Fruktose, Sorbitol und Xylitol kann vorkommen.