Leben mit Lungenkrebs

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Lungenkrebs
Informationen für Patienten
und Angehörige
Lungenkrebs
Informationen für Patienten
und Angehörige
04
Dr. med. Ulrich Gatzemeier
Ein Vorwort
05
Dieter Kürten
Ein Grußwort
Diagnose: Lungenkrebs 06
Die Lunge
Aufbau und Funktion
08
Therapie: Welche Behandlungs­
möglichkeiten gibt es? Wie entsteht Krebs?
26
Beurteilung des Tumorwachstums
Therapien für
Lungenkrebspatienten
Auftreten und Ausbreitung
27
11
Was löst Krebs aus?
Die Behandlungsziele sind
entscheidend
Risikofaktoren und Symptome
14
Lungenkrebs 30
Diagnose und Stadieneinteilung
18
„Es gibt nie das Eine, das allen hilft“
Operation
Entfernung des Tumors
31
Interview mit der Psycho-Onkologin
Dr. med. Andrea Petermann-Meyer
Bestrahlung
Ablauf der Strahlentherapie
32
22
Kurative oder palliative Therapie?
Chemotherapie
Ablauf der medikamentösen
Behandlung
Untersuchungen bei Lungenkrebs
Verschiedene Diagnoseverfahren
34
Zielgerichtete Therapie I
Den Tumor aushungern –
Angiogenese-Hemmer
38
„Großer Fortschritt in der
Behandlung von Lungenkrebs“
Interview mit dem Privatdozenten
Dr. med. Wolfgang Schütte
40
Zielgerichtete Therapie II
Das Tumorwachstum blockieren –
Tyrosinkinase-Hemmer
2
Inhalt
Leben mit der Erkrankung
44
„Übungen müssen fester Bestandteil
des Alltags werden“
Interview mit der Fachärztin
Dr. med. Anett Reißhauer
46
Die Lunge trainieren
Übungen zur Stärkung der Atmung
48
Was kommt nach der Therapie?
Nachsorge und Rehabilitation
50
Zeit zum Leben
Umgang mit Trauer und Angst
54
Hilfreiche Adressen
58
Glossar
64
Unsere Experten
65
Impressum
Inhalt
3
Liebe Leserinnen und Leser,
diese Broschüre richtet sich ausdrücklich an Lungenkrebspatienten und ihre Angehörigen. Daher finden Sie an vielen Stellen nicht nur medizinische Erläuterungen, sondern
auch Hilfestellungen, die Verwandte und Freunde von Patienten unterstützen sollen.
Die Autoren der Broschüre haben sehr viel Zeit darauf verwendet, medizinische Informationen so aufzubereiten, dass sie für Laien verständlich sind. Dennoch kann bei diesem Thema nicht gänzlich auf Fachbegriffe verzichtet werden. Auch deshalb nicht, damit
Sie im Gespräch mit Ärzten und Therapeuten wissen, wovon die Experten sprechen.
Mit den Themenschwerpunkten Diagnose, Therapien und Leben mit Lungenkrebs versuchen wir, Ihnen eine Handreichung zu geben, die viele Fragen zum Lungenkrebs beantwortet: Wie entsteht Krebs? Wie sollen Erkrankte und Angehörige mit der Diagnose
umgehen? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Welche Nebenwirkungen haben
die unterschiedlichen Therapien? Was folgt auf eine mögliche Operation? Kann ich meine Lunge trainieren? Wo finde ich Rat und Unterstützung?
Sicher wird diese Broschüre nicht alle Fragen, die Sie beschäftigen, beantworten oder gar
das Gespräch mit Ihrem Arzt ersetzen können. Sie soll aber helfen, Gespräche über Lungenkrebs vorzubereiten und zu erleichtern – egal, ob Sie mit Ihrem Arzt, mit Freunden
oder Angehörigen sprechen.
Nicht jeder möchte alles wissen. Dennoch empfehle ich Ihnen, bei Unklarheiten nachzufragen – und zwar so lange, bis Sie es verstanden haben. Nutzen Sie die Möglichkeit
des direkten Austausches, am besten immer im Gespräch zu dritt, das heißt: Patient,
Angehöriger und Arzt.
Diese Broschüre gibt Ihnen hoffentlich eine kleine Hilfestellung. Wenn Sie weitere Fragen haben, können Sie sich auch an die beratenden Organisationen wenden, deren
Adressen Sie im Anhang finden.
Ich wünsche Ihnen persönlich alles Gute.
Dr. med. Ulrich Gatzemeier
Chefarzt des onkologischen Schwerpunkts
am Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie,
Krankenhaus Großhansdorf
4
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn Sie diese Broschüre in Händen halten, nimmt die Erkrankung Lungenkrebs in
Ihrem Leben wahrscheinlich gerade großen Raum ein. Vielleicht sind Sie selbst, Ihre
Partnerin oder Ihr Partner oder auch ein anderer, Ihnen nahestehender Mensch an Lungenkrebs erkrankt. Die Diagnose ist sicherlich ein Schock und stellt alles auf den Kopf
– ähnlich wie bei den rund 47.000 weiteren Menschen, die in Deutschland jährlich von
dieser Krankheit betroffen sind.
Seit mehreren Jahren begleite ich die Kampagne „Der zweite Atem – Leben mit Lungenkrebs“. Dabei habe ich in vielen Gesprächen mit Patienten, ihren Familien und Freunden erfahren, wie sehr diese Diagnose ins Mark trifft. Die Betroffenen beschreiben ihre
Gefühlswelt als ein ständiges Auf und Ab zwischen Angst und Hoffnung, Verzweiflung
und Zuversicht, Resignation und Kampfeswillen. Und auch wenn der Vergleich auf den
ersten Blick nicht ganz passend erscheint, so denke ich in dieser Situation oft an Momente zurück, bei denen ich als Sportjournalist live dabei sein durfte: Wenn ein Schwimmer
nach Atem schnappt, um die letzte Bahn zu schaffen, wenn der Fußballspieler am Elfmeterpunkt steht und seine Wangen aufbläst, um sich auf den entscheidenden Schuss
zu konzentrieren, oder aber wenn der 10.000-Meter-Läufer auf der letzten Runde zum
Sprint ansetzt – sie alle brauchen den zweiten Atem. Dieser zweite Atem, den Sportler in
Extremsituationen aufbringen müssen, soll Ihnen Mut machen, es mit der Erkrankung
Lungenkrebs aufzunehmen.
Verstehen Sie diese Broschüre daher als Orientierungshilfe. Sie finden hier Informationen zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten, erhalten verständliche Erklärungen
zur Diagnose Lungenkrebs und zu den Stadien der Erkrankung. Sie finden aber auch
nützliche Hinweise, wie Sie und Ihre Angehörigen mit der Diagnose und der Krankheit
umgehen können. Nutzen Sie die Broschüre darüber hinaus als Grundlage, um Ihrem
Arzt Fragen zu stellen – wie tief Sie dabei in ein Thema einsteigen möchten, entscheiden
Sie selbst.
An dieser Stelle kann ich Ihnen nur Mut machen, sich aktiv mit der Diagnose Lungenkrebs auseinanderzusetzen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen viel Kraft und
Ausdauer bei der Bewältigung der Krankheit.
Herzlichst
Ihr Dieter Kürten
Sportjournalist und ehemaliger „Sportstudio“-Moderator
Grußwort
5
Luftröhre
Lymphknoten
Lymphgänge
oberer Lungenlappen
oberer Lungenlappen
Bronchus
Bronchiolen
Bronchus
Bronchiolen
Alveolen
mittlerer Lungenlappen
unterer Lungenlappen
unterer Lungenlappen
Die menschliche Lunge besteht aus einem rechten und einem linken Lungenflügel. Der linke Lungenflügel ist
etwas kleiner als der rechte, da auf der linken Seite das Herz liegt. Jeder Lungenflügel unterteilt sich wiederum durch Furchen in so genannte Lungenlappen. Der rechte Lungenflügel besteht aus drei Lappen, der linke
Lungenflügel lediglich aus zwei.
Die Lunge
Aufbau und Funktion
Luft ist die Grundlage allen Lebens. Kaum ein Vorgang im menschlichen Körper funktioniert ohne Sauerstoff. Weil das Gas über die Lunge aufgenommen wird und von dort
aus über die Blutbahnen in die Zellen gelangt, zählt sie zu den wichtigsten Organen des
Welche Aufgabe
Menschen. Neben der Sauerstoffzufuhr sorgt sie auch dafür, den verbrauchten Sauerstoff
hat die Lunge?
in Form von Kohlendioxid (CO2) wieder aus dem Blut zu entfernen. Bis zu 15 Atemzüge
benötigt ein Erwachsener pro Minute, um den Körper mit einer ausreichenden Menge
Sauerstoff zu versorgen. Pro Atemzug wird in etwa ein halber Liter Luft ein- und ausgeatmet – auf eine Stunde hochgerechnet sind das circa 450 Liter Luft. Atemfrequenz und
Atemzugvolumen steigen je nach körperlicher Betätigung (z. B. beim Sport) allerdings
deutlich an.
Bei der Atmung strömt die Luft über Mund und Nase in die Luftröhre, die sich im Brustkorb oberhalb des Herzens in zwei Hauptbronchien teilt. Ab dieser Gabelung gehört
sämtliches Gewebe – medizinisch betrachtet – zur Lunge. Die Bronchien leiten die Luft
weiter in die beiden Lungenflügel, die wiederum in mehrere Lungenlappen unterteilt
6
Diagnose: Lungenkrebs
sind. Aufgrund der Lage des Herzens ist der linke Flügel, der aus zwei Lungenlappen
besteht, kleiner als der rechte Flügel mit drei Lungenlappen. Diese Einteilung ist bei Operationen an der Lunge von großer Bedeutung, da die Lappengrenzen natürliche Gewe-
Die Lungenbläschen
begrenzen darstellen. Baumartig verzweigen sich die Bronchien in den Lungenflügeln in
funktionieren wie eine
immer feinere Verästelungen (Bronchien und Bronchiolen), bis sie schließlich in unge-
„Recycling-Station“.
fähr 300 Millionen Lungenbläschen (Alveolen) enden. Diese Lungenbläschen funktionieren wie eine „Recycling-Station“, denn hier findet der Gasaustausch von Sauerstoff
und Kohlendioxid zwischen der Atemluft und dem Blut statt.
Die Atemluft trifft auf die hauchdünnen Wände der Lungenbläschen (Membranen), die
von einem Netz feinster Blutgefäße umgeben sind. Da diese Membrane nur für Sauerstoff und Kohlendioxid durchlässig sind, nimmt das Blut den Sauerstoff aus den Lungenbläschen auf und gibt im Austausch das Kohlendioxid – das als Abfallprodukt bei vielen
Stoffwechselvorgängen anfällt – an die Atemluft ab.
Arterie
Vene
Bronchiole
Alveole
In den Alveolen, den kleinen Lungenbläschen, findet der Austausch der Atemgase statt. Verbrauchtes Kohlendioxid wird durch frischen Sauerstoff ersetzt.
Beim Ausatmen bewegt sich die Luft von den Lungenbläschen über die Bronchien weiter
Warum können
zur Luftröhre und schließlich über Mund und Nase aus dem Körper hinaus. Die Ge-
Menschen mit nur
samtoberfläche aller Lungenbläschen beträgt im Durchschnitt 160 Quadratmeter. Das
einem Lungenflügel
entspricht ungefähr der Fläche eines Volleyballfeldes und ist weit mehr, als zum Überle-
leben?
ben nötig ist. Darum kann ein Mensch auch mit einem einzelnen Lungenflügel leben.
Diagnose: Lungenkrebs
7
Wie entsteht Krebs?
Auftreten und Ausbreitung
Der menschliche Körper besteht aus Milliarden von Zellen, die sich in verschiedene
Zelltypen unterteilen. Wie schnell eine Zelle wächst, sich teilt oder abstirbt, hängt von
der Herkunft der Zelle ab. Darmzellen sind beispielsweise sehr kurzlebig. Sie werden
über den Stuhl ausgeschieden und müssen ständig neu gebildet werden. Auch Zellen des
Was unterscheidet
Knochenmarks teilen sich schnell, denn aus ihnen entstehen Blut- und Immunzellen,
Krebszellen von
die der Körper ständig neu benötigt. Dagegen wachsen andere Zelltypen – wie etwa die
gesunden Zellen?
Nervenzellen – nur sehr langsam. Zwischen der Neubildung und dem Absterben von
Zellen herrscht ein streng kontrolliertes Gleichgewicht. Denn gesunde Zellen teilen sich
nur dann, wenn es für den Körper sinnvoll ist.
Bei Krebszellen ist das natürliche Gleichgewicht von Wachstum, Teilung und Zelltod gestört, da sich die Erbsubstanz, der genetische Code (DNS), verändert hat ( siehe Grafik
Zellteilung). So kann eine Veränderung von Teilen der DNS (Mutation) bereits zur Folge
haben, dass eine Zelle keine Tumor-Suppressor-Proteine mehr bildet. Das sind Proteine,
die den Zellzyklus – also das Wachstum, die Teilung und den Zelltod – steuern. Außerdem fördern Mutationen die Entstehung von Krebsgenen (Onkogenen). Diese Gene
sind vor ihrer Mutation natürliche Bestandteile der Erbsubstanz, können aber bei einem
Defekt dazu führen, dass die Zelle sich auch dann teilt, wenn sie eigentlich ruhen sollte.
Der gesunde Ablauf der Zellteilung wird also außer Kraft gesetzt, sodass die Zelle Signale
und Informationen nicht mehr korrekt verarbeiten kann. Solche Fehler werden normalerweise repariert, indem Wächtergene dafür sorgen, dass die defekte Zelle abstirbt.
Geschieht dies aber nicht und setzt sich stattdessen die Zellteilung fort – obwohl keine
Häufigkeit von Lungenkrebs
DieZahlderLungenkrebserkrankungenhatindenletzten50Jahrendrastischzugenommen.
LungenkrebsgehörtmitBrust-,Prostata-undDarmkrebszudenhäufigstenTumorleidenin
den westlichen Industrienationen. In Deutschland erkranken jährlich 47.000 Menschen an
Lungenkrebs (Robert Koch-Institut 2010). Mit rund 33.000 Neuerkrankungen sind Männer
davondeutlichhäufigerbetroffenalsFrauen.
AllerdingssteigtdieZahlderneuerkranktenFrauenebenfallskontinuierlichan.NachvorliegendenSchätzungenistbeiMännernjedervierteKrebstodaufLungenkrebszurückzuführen,
beiFrauenjederzehnte.DamitistLungenkrebsinDeutschlanddiehäufigstetumorbedingte
TodesursachebeiMännernunddiedritthäufigste(nachBrust-undDarmkrebs)beiFrauen.
8
Diagnose:Lungenkrebs
Zellteilung bei gesunden Zellen und bei Krebszellen
EinegesundeZelledurchläuftvonihrerEntstehungbiszuihrerTeilungeineArtZyklus.Das
giltfüralleZellarten,auchwennderZyklusjenachZellartunterschiedlichschnellverläuft.
VorderZellteilungwirddiegenetischeInformation,diesichindenChromosomenbefindet,
verdoppelt.SohatjedederneugebildetenZellenwiederdenvollständigenChromosomensatz.BeiderTeilungeinerZellewerdendieverschiedenenBestandteilederMutterzelleaufdie
Tochterzellenaufgeteilt,indemzwischenihnen„Zellgrenzen“,dieZellmembranen,ausgebildet
werden.DabeientstehenzweiTochterzellen.
Zellteilung
gesunde Zelle
Zellteilung
irreparabler
Zellschaden
irreparabler
Zellschaden
keine kontrollierte Selbstzerstörung Krebszelle
kontrollierte Selbstzerstörung
Tumorwachstum
weiteren Zellen benötigt werden –, kommt es zu einer übermäßigen Gewebeneubildung.
Der Überschuss an Gewebe bildet eine Geschwulst, die man Tumor nennt.
Von einem bösartigen Tumor spricht man erst, wenn die Zellen unkontrolliert weiterwachsen, in benachbartes gesundes Gewebe eindringen und es zerstören. Dabei können
Ein Tumor
sie mit dem Blut- und Lymphstrom in andere Körperregionen vordringen, sich dort
kann gut- oder
ansiedeln und vermehren. Es bilden sich Tochtergeschwülste, so genannte Metastasen.
bösartig sein.
Gutartige Tumore hingegen wachsen nur am Ort ihrer Entstehung. Sie können angrenzendes Gewebe verdrängen, aber nicht zerstören. Auch in der Lunge können gutartige
und bösartige Tumore entstehen. Gutartige Tumore sind eher selten. Um welche Tumorart es sich handelt und wie weit fortgeschritten die Krankheit ist, können Mediziner
erst feststellen, wenn sie eine Gewebeprobe entnehmen und untersuchen.
Gutartige Tumore machen weniger als zehn Prozent aller Lungentumore aus, wachsen
sehr langsam und verursachen nur selten Beschwerden. Dennoch werden sie in den
Diagnose:Lungenkrebs
9
Eigenschaften von Krebszellen
• Ursprünglich normale Gewebezellen vermehren sich unkontrolliert und entwickeln sich
entgegenihrereigentlichenBestimmungundFunktion.SowerdensiezuKrebszellen.
• GesundeZellenwartenaufexterneBefehle,bevorsiesichteilen.VieleKrebszellenkönnen
dieseWachstumssignalejedochnachahmenundleitensoselbstdieZellteilungein.
• KrebszellenwachseningesundesGewebeein,obwohldessenZellenBotenstoffeabgeben,dieeineweitereVermehrungverhindernsollen.ZelleneinesbösartigenTumorsignorierendieseSignale.
• AuchwennschwereSchädenamErbgutvorliegen,umgehenKrebszellendasSelbstzerstörungsprogramm.DerprogrammierteZelltodbleibtaus,sodassdieKrebszellennurnoch
vomImmunsystemgezwungenwerdenkönnen,sichselbstzuzerstören.
• KrebszellenregennahegelegeneBlutgefäßedazuan,neueVerzweigungenzubilden,die
diewachsendeGewebemassemitSauerstoffundNährstoffenversorgen(Angiogenese).
• KrebszellenkönnensichvonihremEntstehungsortlösenundananderenStellenimKörper
Ablegerbilden(Metastasierung).
Krebszellen
meisten Fällen entfernt, um die Gutartigkeit sicherzustellen und einer Entwicklung zum
können bei einer
bösartigen Tumor vorzubeugen. Zu über 90 Prozent sind Geschwülste in der Lunge bös-
Ausbreitung auch
artig. Der Ausbruch von Lungenkrebs, in der Fachsprache auch Lungenkarzinom oder
andere Organe
Bronchialkarzinom genannt, ist in allen Lungenabschnitten möglich. Mehr als 50 Pro-
befallen.
zent der Tumore entwickeln sich in den oberen Teilen der Lungenflügel, insbesondere in
den Bronchien. Der Hintergrund: Diese Lungenbereiche werden bei der Atmung stärker
belüftet und sind somit schädlichen Substanzen, die zu einer Tumorentstehung entscheidend beitragen können ( siehe nächstes Kapitel), in höherem Maße ausgesetzt.
10
Diagnose:Lungenkrebs
Was löst Krebs aus?
Risikofaktoren und Symptome
Warum bei einem Menschen eine Tumorerkrankung ausbricht und beim anderen nicht,
kann die Forschung bis heute nicht erklären. Sicher ist allerdings: Es gibt nicht nur eine
Ursache. Seit geraumer Zeit wissen die Krebsforscher, dass verschiedene Faktoren die
Entstehung der Krankheit begünstigen. Auch bei Lungenkrebs können die Experten lediglich unterschiedliche Risikofaktoren nennen, die die Wahrscheinlichkeit, dass jemand
an dieser Krebsart erkrankt, erhöhen.
Bei 90 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen, die in Deutschland an Lun-
Rauchen ist für
genkrebs leiden, führen Mediziner die Erkrankung auf das Tabakrauchen zurück. Ent-
die meisten Lungen-
gegen der landläufigen Meinung wirkt jedoch nicht das Nikotin aus der Tabakpflanze
krebserkrankungen
krebserregend, es sind vielmehr über 50 der 2.000 im Tabakrauch enthaltenen Stoffe.
verantwortlich.
So kann beispielsweise Benzpyren, eine chemische Substanz im Zigarettenrauch, die
Schleimhautzellen der Lunge nachhaltig schädigen und dafür sorgen, dass die natürliche Zellteilung außer Kontrolle gerät ( S. 8: Wie entsteht Krebs?). Man schätzt, dass
in Deutschland pro Jahr etwa 400 Nichtraucher durch Passivrauchen an Lungenkrebs
sterben. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Nichtraucher, die in einem ge-
Radon – ein Auslöser von Lungenkrebs
Radon ist ein radioaktives Edelgas, das als natürliches Abbauprodukt von Uran in die Atmosphäre entweicht. Über die Atemluft erreichen das Radon und seine radioaktiven Zerfallsprodukte dann die Lunge. Dort geben sie Strahlung ab, die das Lungengewebe schädigt und
die Bildung von Krebszellen fördert. Die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Schädigung
des Lungengewebes nimmt zu, je nachdem wie oft und wie viel Radon eingeatmet wurde.
Radon kommt in Böden, in der Luft, in Gesteinen und Gewässern in unterschiedlichen Konzentrationen vor. Besonders viel Uran enthält der Boden in ehemaligen Bergbaugebieten, dennoch sind die Belastungen nicht nur auf diese Gebiete beschränkt. Durch Risse und undichte
Stellen in der Bausubstanz oder über Rohre kann das Radon aus der Erde in Gebäude gelangen und sich dort anreichern. Die zunehmende Radioaktivität kann das Lungenkrebsrisiko der
Bewohner erhöhen. Nach dem Rauchen ist das Einatmen von Radon und seinen radioaktiven
Folgeprodukten eine der wichtigsten Ursachen für Lungenkrebs. Ein weiterer Risikofaktor für
Lungenkrebserkrankungen sind Kfz-Abgase aus Dieselfahrzeugen (Feinstaub). Zu welchem
Anteil Feinstaub Lungenkrebserkrankungen verursacht, ist allerdings noch unklar.
Diagnose: Lungenkrebs
11
schlossenen Raum von Rauchern umgeben sind, innerhalb einer Stunde so viel BenzpyDie Gefahr des
ren einatmen, als hätten sie in dieser Zeit selbst vier Zigaretten geraucht. Neuere Studien
Passivrauchens wird
zeigten darüber hinaus, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Rückfall zu erleiden, sowie
unterschätzt.
die Lebenserwartung geheilter Lungenkrebspatienten stark davon abhängen, ob in ihrer
Gegenwart geraucht wird oder nicht. Demnach muss die Frage, ob Passivrauchen gefährlich ist, mit einem klaren Ja beantwortet werden.
Verdoppelt sich die täglich gerauchte Zigarettenzahl, verdoppelt sich auch das Risiko,
später an Lungenkrebs zu leiden. Das bedeutet: Je intensiver geraucht wird, desto höher
ist das Risiko. Gemessen wird die Intensität an der Inhalationstiefe, am Teer- und Niko-
Mit der Anzahl der
tingehalt und an der Anzahl der konsumierten Zigaretten. Das Erkrankungsrisiko ist zu-
gerauchten Zigaretten
dem auch davon abhängig, wie lange der Tabakkonsum andauert. Dies ist vermutlich ein
steigt die Wahrschein-
Grund dafür, warum Lungenkrebs meistens erst in einem höheren Lebensalter auftritt.
lichkeit, an Krebs zu
Das Krebsrisiko derjenigen, die mit dem Rauchen aufgehört haben, nimmt kontinuier-
erkranken.
lich wieder ab. Beim Lungenkrebs verringert es sich nach fünf Jahren um fast 50 Prozent
und nach zehn Jahren sogar so weit, dass das Risiko wieder genauso niedrig ist wie bei
einem Nichtraucher.
Die übrigen Faktoren, die neben Tabakrauch die Lungenkrebswahrscheinlichkeit erhöhen, machen zehn bis 20 Prozent aus. Hierzu zählen insbesondere Schadstoffe am Arbeitsplatz wie Quarzstaub, Asbest, Benzol, Ruß, Teer, Chrom, Nickel und Arsen. Berufsgruppen, die mit diesen Stoffen in Kontakt kommen, sind darum besonders gefährdet.
Auch eine hohe Luftverschmutzung – insbesondere durch Dieselabgase oder Feinstaub
Bei folgenden Beschwerden sollten Sie einen Arzt aufsuchen, der die
Ursache abklärt:
• erstmaligauftretenderundwochenlanganhaltenderHusten(mehralsvierWochen)
• plötzlicheVeränderungeinesschonbestehendenRaucherhustens
• AushustenvonBlutoderblutigemSchleim
• unklareSchmerzeninderBrust/imOberkörper
• Luftnot,vorallembeikörperlicherAnstrengung
• Schluckbeschwerden
• einandauerndesMüdigkeits-oderSchwächegefühl
• Fieberschübe
• Gewichtsverlust
• pfeifendeAtemgeräusche
12
Diagnose:Lungenkrebs
Lungenkrebs spürt man nicht
DainderLungeselbstkeineSchmerzfasernvorhandensind,zeichnetsichderKrebsinfrühen
StadiennichtdurchSchmerzenaus.ÄrzteentdeckenFrühformenfastimmernurzufällig,zum
BeispielaufRöntgenbildern,dievoreinerOperationerstelltwerden,oderbeiallgemeinenmedizinischenUntersuchungen.AufgrundderspätenBeschwerdenwirdbeimehralsderHälfte
derPatientendieDiagnoseineinemörtlichfortgeschrittenenStadiumgestelltodererstdann,
wennderTumorbereitsMetastasengebildethat.BetroffenespürenihreErkrankungnicht–
dasmachtdieFrüherkennungsoschwierig.
– und eine erhöhte Strahlenbelastung durch Radon (
S. 11), Röntgen- und Gamma-
strahlen können die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu erkranken, erhöhen. Die berufsbedingten Krebsrisiken konnten durch gesetzliche Bestimmungen des Arbeitsschut-
Eindeutige
zes aber bereits deutlich reduziert werden. Neben Schadstoffen am Arbeitsplatz scheinen
Frühwarnzeichen
auch erbliche Faktoren bei der Entstehung von Lungenkrebs eine Rolle zu spielen. Bluts-
gibt es nicht.
verwandte von Lungenkrebspatienten haben beispielsweise ein bis zu vierfach erhöhtes
Risiko, selbst zu erkranken. Die Bedeutung der genetischen Faktoren, also wie häufig sie
tatsächlich an der Entwicklung von Lungenkrebs beteiligt sind, ist bis heute allerdings
weitgehend ungeklärt.
Je früher Lungenkrebs erkannt wird, desto besser sind seine Behandlungsmöglichkeiten
und damit die Heilungsaussichten. Leider gibt es bei Lungenkrebs jedoch keine eindeutigen Frühwarnsignale. Anders als bei Darm- oder Brustkrebs existiert auch kein ver-
Wichtig: der
lässliches Verfahren zur Früherkennung. Vorsorgeuntersuchungen in Form von Blutun-
Gang zum Arzt
tersuchungen (Tumormarker), Röntgenreihen- und Schirmbilduntersuchungen sowie
routinemäßige Untersuchungen des Hustenauswurfs (Sputumzytologie) sind für die
Früherkennung nicht geeignet. Es gibt jedoch einige Symptome, die auf eine Lungenkrebserkrankung hindeuten können.
Viele der auf Seite 12 aufgelisteten Symptome können ebenso bei nicht lebensbedrohlichen Krankheiten wie Grippe oder einer hartnäckigen Erkältung auftreten. Aus diesem
Grund verkennen die Betroffenen oft die ersten Anzeichen. Außerdem unterscheiden
sich die Beschwerden je nach Größe, Ausdehnung, Wachstumsgeschwindigkeit und Lage
des Tumors. Deshalb gilt, insbesondere für Raucher: Gehen Sie lieber einmal öfter zum
Arzt, denn in frühen Stadien ist Lungenkrebs mit ärztlicher Hilfe heilbar. In einem fortgeschrittenen Stadium hilft die moderne Medizin dann, die verbleibende Zeit lebenswert
zu gestalten und oftmals sogar zu verlängern.
Diagnose:Lungenkrebs
13
Lungenkrebs
Diagnose und Stadieneinteilung
Eine gründliche
Diagnostizieren bedeutet, Antworten auf Fragen zu suchen: Wo genau sitzt der Tumor?
Diagnose ist die
Um welche Krebsart handelt es sich? Und wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten?
Ausgangsbasis.
Auf Grundlage der Diagnose legen die Mediziner dann die für den jeweiligen Patienten
beste Behandlungsmöglichkeit fest. Dafür nutzen sie verschiedene Diagnoseverfahren.
Zunächst verschafft sich der Arzt im Gespräch mit dem Patienten ein Bild über die
Krankheitsgeschichte und den bisherigen Verlauf (Anamnese). So fragt er beispielsweise auch nach Herzproblemen oder der Zuckerkrankheit (Diabetes), nach den Lebensgewohnheiten, möglichen Schadstoffen am Arbeitsplatz oder danach, ob der Patient
raucht. Anschließend führt er körperliche Untersuchungen durch.
Die Abbildung zeigt einen Tumor im linken oberen Lungenlappen.
14
Diagnose: Lungenkrebs
Tumormarker
DasBlutvonKrebspatientenweistStoffeauf,dievondenTumorzellenselbstodervomgesundenGewebealsReaktionaufdieAusbreitungdesTumorsgebildetwerden.DurcheineBlutuntersuchungkönnendieÄrztedieKonzentrationdiesersogenanntenTumormarkerermitteln.EinenRückschlussaufeinebestimmteKrebserkrankunglassendierund50bekannten
Tumormarkerabernichtzu.DasieauchbeieinerharmlosenEntzündungoderausanderen
Gründenerhöhtseinkönnen,isteineBestimmungihresWertesimRahmenderFrüherkennungebenfallsunbrauchbar.DeshalbnutzenÄrztedieTumormarkerkontrollevorallem,um
denVerlaufderKrankheitunddenTherapieerfolgzuüberprüfen.SinktderTumormarkerwährendeinerBehandlung,istdasindenmeistenFälleneinIndizfürihrepositiveWirkung.Dennoch:DieAbwesenheiteinesTumormarkersimBlutschließteineWiedererkrankungnichtaus.
NichtalleTumoreproduzierenTumormarker.Beimnicht-kleinzelligenLungenkrebsspielensie
beispielsweiseeineuntergeordneteRolle.
Welche Diagnose- und Untersuchungsmethoden den Medizinern hier zur Verfügung
Für eine exakte
stehen, können Sie der Tabelle ab Seite 22 entnehmen. Neben diesen Verfahren existiert
Stadieneinteilung
eine Reihe weiterer Untersuchungen, die je nach Krankheitsbild des Patienten vor einer
ist eine Gewebe-
geplanten Operation zum Einsatz kommen. Allgemein gilt: Erst die durch eine Lungen-
untersuchung der
spiegelung (Bronchoskopie) oder Feinnadelbiopsie gewonnenen Proben zeigen, ob das
Lymphknoten nötig.
Gewebe gut- oder bösartig ist. Anhand dieser Proben kann der Arzt auch klären, um
welchen Tumortyp es sich handelt.
Da Lungenkrebs in allen Abschnitten der Lunge entstehen kann, gibt es sehr viele Tumorarten: Einige Tumore befallen bevorzugt das Brustfell (Mesotheliom), manche die
Bronchien oder das Drüsengewebe der Lunge (Adenokarzinom). Wiederum andere
wachsen auf den Lungenbläschen (Alveolarzellenkarzinom). Diese Aufzählung zeigt:
Die Bezeichnung „Lungentumor“ ist sehr weitläufig und schließt Tumore unterschiedlicher Herkunft ein. So wie Tumorpatienten sich nicht gleichen, weisen auch die einzelnen Tumorarten abweichende Merkmale auf. Innerhalb der diversen Lungenkrebsarten
klassifizieren Forscher und Ärzte die Tumore nicht nur nach ihrer Gut- oder Bösartigkeit und dem jeweiligen Ursprung des Gewebes, sondern auch danach, ob es sich um
nicht-kleinzelligen oder kleinzelligen Lungenkrebs handelt. Die Einstufung lässt sich von
der Größe der gefundenen Krebszellen ableiten. Eine Charakterisierung dieser beiden
Krebstypen ist deshalb wichtig, weil Krankheitsverlauf und -prognose je nach Tumor
unterschiedlich sind.
Diagnose:Lungenkrebs
15
Vom nicht-kleinzelligen Lungenkrebs sind weitaus mehr Menschen betroffen. Ärzte
diagnostizieren ihn bei etwa 85 von 100 Lungenkrebspatienten. Nicht-kleinzelliger Lungenkrebs wächst meist begrenzt und bildet weniger Metastasen als der kleinzellige Lungenkrebs. Daher sind seine Heilungschancen in frühen Stadien häufig besser.
Die Stadieneinteilung ist eine wesentliche Grundlage der Therapieplanung.
Sie hängt von folgenden Faktoren ab:
• Tumortyp(kleinzelligeodernicht-kleinzelligeForm)
• Ausbreitung(Stadium)derErkrankung
• AllgemeinzustanddesPatienten
• Lungenfunktion
• Begleiterkrankungen
Der kleinzellige Lungenkrebs hingegen wächst oft besonders schnell und streut Metastasen in andere Organe. Wie bei der Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen
Tumoren gilt auch hier: Nur durch eine mikroskopische Untersuchung des Gewebes
können die Ärzte feststellen, um welche Art von Tumor es sich im Einzelfall handelt.
Die Entscheidung darüber, welche Therapie für den Patienten die beste ist, richtet sich
sowohl nach dem Tumortyp (kleinzellig/nicht-kleinzellig) als auch nach dem Erkrankungsstadium. Aus diesem Grund bestimmen die Mediziner die Größe des Tumors und
untersuchen die Lymphknoten im Brustraum auf einen möglichen Befall. Außerdem
überprüfen sie, ob der Lungenkrebs bereits Tumorabsiedlungen (Metastasen) in weiteren Organen oder Körperbereichen gebildet hat. Eine exakte Stadieneinteilung ist in der
Regel erst nach einer Gewebeuntersuchung der Lymphknoten möglich.
Beim kleinzelligen Lungenkrebs unterscheiden die Experten zwei Stadien:
Kleinzelliger
• Das begrenzte Stadium: Hier befindet sich der Tumor in nur einem Lungenflügel.
Lungenkrebs
• Das fortgeschrittene Stadium: In diesem Fall hat der Tumor bereits in den zweiten
Lungenflügel, außerhalb des Lungenflügels, zum Beispiel in die Brustwand, oder in
andere Organe gestreut.
Bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs ist die Stadieneinteilung komplizierter. Sie erfolgt
nach der internationalen TNM-Klassifikation und gibt Auskunft über:
16
Diagnose:Lungenkrebs
• T (Tumor): Ausdehnung und Verhalten des Primärtumors
• N (lat. Nodus, Knoten): Fehlen bzw. Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen
• M (Metastase): Fehlen bzw. Vorhandensein von Fernmetastasen
Nicht-kleinzelliger
Für Chirurgen und nachsorgende Ärzte ist die TNM-Klassifizierung deshalb wichtig,
Lungenkrebs
weil sie auf dieser Grundlage ihr Vorgehen bei Therapie und Nachsorge ausrichten. Darüber hinaus können sie mithilfe der Klassifizierung den weiteren Verlauf der Krankheit
und die Heilungschancen besser einschätzen.
Stadieneinteilung beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs
frühes Stadium
Stadien
Der Tumor ist auf einen Lungenflügel begrenzt.
IA
T1
N0
M0
IB
T2
N0
M0
IIA
T1
N1
M0
IIB
T2
N1
M0
T3
N0
M0
T1
N2
M0
T2
N2
M0
T3
N1, N2
M0
T4
Jedes N
M0
Jedes T
N3
M0
Jedes T
Jedes N
M1
Der Lungenkrebs hat Metastasen gebildet.
M1a
Der Tumor verursacht eine Wasseransammlung im Herzbeutel oder zwischen Lungenfell und Rippenfell.
M1b
Der Tumor hat Fernmetastasen in einem oder mehreren
anderen Organen gebildet (Leber, Knochen, Gehirn).
IIIA
fortgeschrittenes Stadium
Erläuterungen
IIIB
IV
Der Krebs hat zusätzlich mindestens einen Lymphknoten
an der Wurzel des gleichen Lungenflügels befallen. Es
gibt jedoch noch keinen Hinweis auf Fernmetastasen in
anderen Organen.
Die Ausdehnung des Tumors ist in einem Lungenflügel
bereits sehr groß. Der Krebs hat den zweiten Lungenflügel oder dessen Lymphknoten befallen.
T = Tumor N = Lymphknoten M = Metastase
Diagnose: Lungenkrebs
17
„Es gibt nie das Eine,
das allen hilft“
Psycho-Onkologin Dr. med. Andrea
Petermann-Meyer unterstützt Krebspatienten
und ihre Angehörigen
Welche Gefühle ruft die Diagnose
Moment nicht ermessen. Wir wissen, dass
Krebs bei Patienten hervor?
die Patienten ab dem Moment, in dem der
Fast immer löst sie einen großen Schre-
Schock ausgelöst wird, nur noch maximal
cken aus. Wenn Patienten schon eine Ah-
20 Prozent des weiteren Gesprächs auf-
nung hatten, dann gab es zumindest so et-
nehmen. Wenn der Arzt dann versucht,
was wie eine innere Vorbereitung. Kommt
Informationen über die Schwere der Er-
die Diagnose aus heiterem Himmel, zum
krankung und die Behandlung zu geben,
Beispiel bei einer Routineuntersuchung,
registrieren die Patienten das kaum noch.
ist es noch viel unfassbarer. Manche Pa-
Sie suchen nach einem Rettungsanker,
tienten beschreiben, sie hätten nach der
nach Worten wie „Sie haben zwar Krebs,
Die Betroffenen
Diagnose das Gefühl gehabt, ohne Halt
aber Sie können geheilt werden“. Nun ist
nehmen maximal
zu fallen. Andere berichten, sie hätten sich
aber gerade das der Satz, den Ärzte in die-
noch 20 Prozent des
komplett leer gefühlt – als wäre alles aus-
ser Situation oft überhaupt nicht sagen
Gesprächs auf.
radiert aus ihrem Kopf. Und es gibt eine
können, weil sie selbst noch nicht wissen,
ganze Reihe von Menschen, die in den ers-
wie die Chancen stehen.
ten Sekunden denken: „Was mir hier gerade passiert, kann nicht wirklich wahr sein.
Eine Ursache für Lungenkrebs ist be­
Das bin nicht wirklich ich.“ Das ist ein
kanntermaßen Rauchen. Machen sich
Notfallmechanismus, mit dem sie aus der
Raucher nach der Diagnose mehr
Situation aussteigen und sich dann dabei
Vorwürfe als Nichtraucher?
beobachten, wie sie weiter funktionieren.
Grundsätzlich gehen Menschen mit der
Schuldfrage unterschiedlich um. Die Ant-
18
Können die Patienten in dem Moment
worten der Patienten reichen von „Ich
begreifen, was der Arzt sagt?
habe geraucht, ich bin schuldig und ste-
Dass es sich um eine schlimme Diagnose
he dazu“ bis zu Patienten, die sagen „Ich
handelt, erfassen Patienten, wenn es um
habe zwar geraucht, aber davon ist der
Krebs geht und das Wort „bösartig“ fällt.
Krebs nicht gekommen“. Genauso gibt es
Was das letztendlich für ihr Leben be-
Patienten, die nicht geraucht haben und
deutet, können sie in der Regel im ersten
sich dennoch schuldig fühlen. Schuld ist
Diagnose: Lungenkrebs
ein hochkomplexes Problem. Ich vermute,
weil sie oft lange dauern, zu großen Belas-
es hängt vor allem von der Persönlichkeit
tungen führen. Wichtig ist aber auch, dass
Angehörige und
des Einzelnen ab, ob man sich schuldig
Angehörige offen und ehrlich sind, wenn
Freunde sollten
fühlt oder nicht. Manchmal kann es hilf-
es ihnen zu viel wird, wenn mehr Hilfe
dem Patienten
reich sein – wenn Schuldgefühle vorhan-
von außen benötigt wird. Es geht weniger
versichern, für
den sind – diesen nachzugehen, letztend-
darum, therapeutisch tätig zu sein, als da-
ihn da zu sein.
lich aber mit dem Ziel, sie zu überwinden,
rum, zu versichern, dass man den Patien-
zum Beispiel durch Akzeptieren und Ver-
ten in dieser Situation nicht allein lässt.
geben. Denn Schuldempfinden ist bei der
Krankheitsbewältigung hinderlich und
Kann ich zeigen, dass ich traurig bin,
für die Patienten schwer zu ertragen.
oder belaste ich den Krebspatienten
dadurch noch mehr?
Was hilft Angehörigen und Patienten
Das ist tatsächlich eine Gratwanderung.
aus psychologischer Sicht?
Patienten finden es grundsätzlich gut,
Ganz wichtig: Es gibt nie das Eine, das
wenn sie das Gefühl haben, dass jemand
allen hilft. Dafür sind Menschen einfach
nachvollziehen kann, was sie gerade
zu verschieden und dafür reagieren sie zu
durchmachen. Sie finden es aber nicht
unterschiedlich auf die Situation. Je nach-
gut, wenn sie auf Dauer ihre gesamte Um-
dem, welche Vorerfahrungen jemand mit
gebung trösten müssen. Angehörige und
Krebs hat und was er in seinem Freundes-
Freunde sind oft sehr erschüttert, weil
Vielen Menschen
oder Bekanntenkreis erlebt hat, macht er
sie sich bis dahin noch nicht mit einer
hilft es, wenn sie
sich andere Bilder von der Erkrankung.
Krebserkrankung auseinandergesetzt ha-
umfassend
Vielen Menschen hilft es, wenn sie um-
ben und verunsichert sind, wie sie reagie-
informiert sind.
fassend informiert sind und ausreichend
ren sollen. Außerdem sind sie selbst oft
seelischen Beistand und soziale Unter-
ängstlich, traurig oder wütend. Sie dürfen
stützung erhalten. Gleichzeitig wünschen
durchaus ihre eigenen Gefühle und auch
sich die Betroffenen einen Arzt, der sich
ihr Mitempfinden für den Patienten zei-
menschlich und verständnisvoll zeigt, der
gen – das kann für alle hilfreich sein im
so etwas sagt wie „Ich weiß, dass das eine
Sinne von „Geteiltes Leid ist halbes Leid“.
schwierige Situation für Sie ist. Ich bin an
Darüber hinaus sollten sie aber den eige-
Ihrer Seite und werde Sie begleiten“.
nen Kummer auch selbst, eventuell mithilfe anderer, bewältigen.
Wie können Angehörige und Freunde
den Patienten unterstützen?
Welche Rolle spielt die Psycho-
Das Wichtigste ist, dem Patienten zu ver-
Onkologie dabei?
sichern, für ihn da zu sein und da zu blei-
Psycho-Onkologen beschäftigen sich mit
ben. Es ist nämlich gar nicht so selten, dass
den Zusammenhängen zwischen Krebser-
auch für Angehörige oder Freunde die
krankung und seelischen Befindlichkeiten.
Erkrankung und deren Therapie, gerade
Wir therapieren nicht den Krebs, sonDiagnose: Lungenkrebs
19
dern glauben, dass eine Krebserkrankung
nicht darüber sprechen, ich mache jetzt
und ihre Behandlung für den Betroffenen
etwas Schönes. Zwischen der Konfronta-
und die Familie eine erhebliche Belastung
tion und dem Ablenken gibt es ein breites
Psycho-Onkologen
darstellen. Deshalb unterstützen wir Pa-
Spektrum. Eine Erkenntnis aus Studien
therapieren nicht
tienten und ihre Angehörigen, mit dieser
ist: Je mehr Möglichkeiten ein Patient hat,
den Krebs.
Belastung so gut wie möglich zurechtzu-
je eher er seine Strategie an eine bestimm-
kommen. Psycho-Onkologen helfen Pa-
te Situation anpassen kann, desto besser.
tienten, die Diagnose zu bewältigen und
Menschen, die nur eine einzige Strategie
die Therapie durchzustehen. Wir schauen,
haben, kommen schlechter zurecht als sol-
welche Bedeutung die Krankheit für das
che, die zehn verschiedene Strategien ken-
weitere Leben hat und wie die Patienten
nen und je nach Situation unterschiedlich
damit umgehen können. Für die Angehö-
mit der Angst umgehen können.
rigen ist die Aufgabe komplexer: Für sie
geht es um die Gratwanderung zwischen
Angehörige möchten Patienten am
Helfer- und Betroffenenrolle. Und es geht
liebsten alles abnehmen. Wie können
um Grenzen der Belastbarkeit: Was hilft
sie ihrer Hilflosigkeit entgegentreten?
Angehörigen, eine solche Situation durch-
Am besten, indem sie es klären. Ein gu-
zustehen? Und was hilft ihnen, die Betrof-
ter Gesprächsauftakt mit dem Patienten
fenen zu unterstützen?
könnte sein: „Ich sehe dich leiden und
ich würde dir das am liebsten abnehmen.
Wie sollen die Patienten ihren Ängs­
Aber ich weiß gar nicht, was ich für dich
ten begegnen, die während der The­
tun kann.“ Das eröffnet ein Gespräch da-
rapie wahrscheinlich immer wieder
rüber, wie der Angehörige dem Betroffe-
auftreten werden?
nen wirklich helfen kann, und macht die
Die Bewältigungsstrategien, die man ge-
Situation transparent. Angehörige haben
Je mehr man spricht,
gen die Angst entwickeln kann, sind ganz
das Gefühl, sie müssten dem Patienten
desto unwahr-
vielfältig. Ein Beispiel: Viele Patienten ha-
jeden Wunsch von den Augen ablesen, sie
scheinlicher sind
ben Angst vor dem Tod. Wenn wir genau-
dürften gar nicht fragen. Sie denken, sie
Missverständnisse.
er hinsehen, ist es aber die Angst davor,
müssten das ja alles wissen, weil sie schon
dass sie irgendwo allein sterben. Über den
seit zwanzig Jahren verheiratet sind. Ich
Tod zu sprechen hilft in dieser Situation.
kann da nur immer wieder sagen: Fragen
Es geht in den Gesprächen dann ganz
Sie das, was Sie beschäftigt. Bringen Sie es
konkret darum, sich die angstvollen oder
auf den Tisch, denn das ist eine komplett
die Angst auslösenden Situationen anzu-
neue Situation für alle Beteiligten. Je mehr
schauen und Lösungen dafür zu entwi-
man spricht, desto unwahrscheinlicher
ckeln. Es gibt aber auch die andere Seite,
sind Missverständnisse.
das Ablenken und Verdrängen. Ablenken
heißt: Ich möchte nicht darüber nachdenken, sterben müssen wir alle. Ich möchte
20
Diagnose: Lungenkrebs
Was ist, wenn Patienten alles verdrän­
Damit sie Herr des Prozesses bleiben?
gen und nicht über die Krankheit, ihre
Richtig. Körperlich sind sie es sowieso
Gefühle und Ängste sprechen wollen?
nicht. Umso wichtiger ist daher, dass sie es
Oft kommen Paare, bei denen die Partner
psychisch werden – dieses Grundprinzip
sehr unterschiedliche Strategien haben.
steht dahinter. Wenn ich schon den Tod
Das ist manchmal hart. Grundsätzlich ist
nicht vermeiden kann, dann möchte ich
es für den Partner, der sich mehr Offen-
zumindest das Sterben bestimmen. Mit
heit wünscht, der schwierigere Part. Denn
Sterben meine ich: wie, wo, unter welchen
dann beschreiten zwei Menschen zwei
Umständen, nach welchen Prozessen und
verschiedene Wege, obwohl sie sich in der-
nach welchen Gesprächen?
selben Situation befinden. Wer Dinge genauer wissen will und wer mehr Offenheit
Wie verändert die Krebserkrankung
fordert, hat übrigens weniger etwas damit
einen Menschen?
zu tun, ob jemand Betroffener oder Ange-
Aus meiner Erfahrung verändert sie die
Die Erkrankung führt
höriger ist: Es hängt mehr von Persönlich-
allermeisten. Die Erkrankung führt bei
zu einer Bilanz des
keitsstrukturen und Vorerfahrungen ab.
vielen zu einer Bilanz ihres bisherigen und
bisherigen Lebens.
einer Neuausrichtung des weiteren LeWie wichtig ist Ihrer Meinung nach
bens. Das ist so etwas wie ein Stoppschild,
die eigene Willenskraft für den
an dem man einmal zurück-, einmal nach
Therapieerfolg?
vorne blickt und überlegt: Was ist wirklich
Die eigene Willenskraft ist dann gefragt,
wichtig in meinem Leben? Dieser Prozess
wenn es darum geht, Erfolg versprechen-
greift unterschiedlich tief. Bei manchen
de Therapien durchzuhalten, aber auch,
Menschen hält er ein paar Tage an und
wenn es darum geht, eine erfolglose The-
geht dann wieder vorüber. Bei anderen
rapie abzubrechen. Eigene Willenskraft ist
führt er zu großen Umbrüchen – ob es Be-
dabei ganz wichtig. Wir nennen das Ich-
ziehungen in ihrer Umgebung, berufliche
Stärke. Ich ermutige die Patienten immer,
Dinge oder die Prioritäten in ihrem Leben
ganz offen mit ihrem Arzt zu sprechen.
betrifft. Es gibt eine ganze Reihe von Men-
Dafür brauchen sie Ich-Stärke. Es gibt
schen, die verändern durch eine Krebser-
Patienten, die lassen ein bestimmtes Be-
krankung eine Menge. Was sich aber auf
handlungsschema bis zum Tod über sich
jeden Fall verändert, ist die Sensibilität
ergehen, ohne das zu hinterfragen. Wenn
für Leid. Fast alle Menschen erleben Leid
Psycho-Onkologie eines ist, dann Ich-Stär-
bei sich und ihren Mitmenschen nach ei-
kung. Wir bemühen uns, den Patienten
ner Krebserkrankung anders. Sie sind viel
Raum und Unterstützung zu geben, damit
mitfühlender, wenn es um schmerzvolle
sie sich darüber klar werden, was sie in
Erlebnisse geht.
dieser außergewöhnlichen Situation persönlich und auch medizinisch möchten.
Diagnose: Lungenkrebs
21
Diagnoseverfahren
Bezeichnung
Untersuchungstechnik
Röntgenaufnahme
Mithilfe von Röntgenstrahlen werden Aufnahmen des Brustkorbs erstellt.
des Brustkorbs
Ultraschall-
Eine Ultraschalluntersuchung führen die Mediziner durch, um festzustellen, wo der Tumor
Untersuchung
sich befindet, wie weit er sich ausgebreitet und ob er benachbarte Lymphknoten befallen
Sonografie
hat. Der Ultraschallkopf sendet Wellen in den Körper. Sie werden von verschiedenen
Geweben in unterschiedlichem Umfang „verschluckt“ oder zurückgeworfen. Aus den
zurückgeworfenen Schallwellen, die wieder im Ultraschallkopf ankommen, errechnet ein
Computer Bilder, die das geschallte Gewebe darstellen.
Computertomografie
Die Computertomografie wird ergänzend zur Ultraschalluntersuchung eingesetzt. Mithilfe
CT
der CT bestimmen die Ärzte die exakte Ausbreitung des Tumors. Sie können auf den
Untersuchungsbildern erkennen, ob der Tumor bereits andere Organe befallen oder
Metastasen gebildet hat. Vor der Computertomografie erhält der Patient ein Kontrastmittel. Während der Untersuchung kreisen eine Röntgenröhre und Detektoren um den auf
dem CT-Untersuchungstisch liegenden Patienten. Aus den gewonnenen Daten errechnet
ein Computer in kürzester Zeit Querschnittsbilder, die über das Körperinnere und über
krankhafte Prozesse detailgetreu informieren.
Magnetresonanz­
Das Verfahren nutzt starke Magnetfelder, um dreidimensionale Abbildungen des Körpers
tomografie
zu erstellen. Bei der Diagnose von Lungenkrebs wird die MRT hauptsächlich für die Su-
MRT, Kernspintomografie
che nach Tumorabsiedlungen im Gehirn genutzt. Ähnlich wie bei der Computertomografie
liegt der Patient auch hier auf einer Liege und wird langsam in einen röhrenförmigen oder
– beim offenen Kernspintomografen – in einen hufeisenförmigen Magneten hineinbewegt.
Dieses Verfahren setzen Ärzte auch vor einer Operation ein, um den Tumor gegenüber
anderen Körperregionen (z. B. Herzbeutel, Gefäße, Rückenmarkskanal) abzugrenzen.
Positronen-Emissions-
Mithilfe der PET wird die Verteilung des Tracers im menschlichen Körper aufgezeich-
Tomografie
net. Bei einem Tracer (engl. Trace = Spur) handelt es sich um ein radioaktiv markiertes
PET
Zuckermolekül. Da Krebszellen einen deutlich erhöhten Zuckerbedarf haben, reichert sich
der Tracer vor allem in den Tumorzellen an. Der Krebs hebt sich so im späteren PET-Bild
farblich vom gesunden Gewebe ab. Dem Patienten wird der Tracer in Form einer Zuckerlösung zugeführt. Die Zuckermoleküle verteilen sich innerhalb einer Stunde im Körper
und erreichen das Zielgewebe. Während der Untersuchung wird der Patient schrittweise
durch den Scanner-Ring gefahren und sein gesamter Körper aufgenommen. Anhand der
Anreicherung des Tracers errechnet ein Computer anschließend ein komplexes Bild der Tracerverteilung.
22
Diagnose: Lungenkrebs
Vorteile
Nachteile
Das Verfahren bietet einen ersten Überblick über das
Auf Röntgenbildern sind nur Tumore ab etwa einem
Krankheitsgeschehen. Die Strahlenbelastung ist gering.
Zentimeter Durchmesser als runde Herde erkennbar.
Die Sonografie ist allgemein frei von Neben­wirkungen Eine Voraussetzung für diese Untersuchung ist, dass im
und Risiken.
untersuchten Gewebe Flüssigkeit enthalten sein muss.
Luftgefüllte Hohlräume wie die Lunge können daher
mit dem Ultraschallkopf nur in begrenztem Maße
untersucht und beurteilt werden.
Die CT-Untersuchung ist schmerzfrei und besitzt große
Das Verfahren weist eine höhere Strahlenbelastung als
Aussagekraft, da das dreidimensionale Bild die exakte
das Röntgen auf. In seltenen Fällen reagieren Patienten
Lage, Größe und Absiedlungen des Tumors in benachbar-
überempfindlich auf das Kontrastmittel, das bei der
ten Körperregionen (Lymphknoten) zeigt. Verschiedene
Untersuchung eingesetzt wird.
Gewebearten wie Knochen, Muskeln oder Fett stellt das
Verfahren gut dar. Im Gegensatz zum Röntgen kommt es
dabei nicht zu einer Überlagerung von Gewebe.
Die MRT bietet gegenüber anderen bildgebenden Verfah-
In luftgefüllten Bereichen wie der Lunge oder auch
ren eine bessere Darstellbarkeit der Organe und ist nach
in Strukturen mit geringem Wassergehalt (Knochen)
dem heutigen Stand der Wissenschaft ohne Risiko für
erzielt das Verfahren keine gute Darstellung.
den Patienten.
Für Patienten mit einem Herzschrittmacher oder Metall­
implantaten ist eine Magnetresonanztomografie nicht
geeignet, da das magnetische Strahlungsfeld einen
ungünstigen Einfluss darauf haben kann.
Die Positronen-Emissions-Tomografie gilt als die moderns-
Im Gegensatz zur Computer- oder Magnetresonanz-
te und sicherste Methode, um Tumore und Metastasen
tomografie ist eine Darstellung von Strukturen bei der
aufzuspüren. Die Strahlenbelastung ist nur halb so hoch
Positronen-Emissions-Tomografie nicht möglich.
wie bei der CT und bereits nach wenigen Stunden nicht
Kombiniert mit der Computertomografie ist die
mehr nachweisbar. Der radioaktive Zucker (Tracer) besitzt
Positronen-Emissions-Tomografie jedoch wesentlich
eine kurze Halbwertszeit (zwischen wenigen Minuten und
präziser. Das Verfahren dauert insgesamt zwischen 30
zwei Stunden), hat keine medikamentöse Wirkung und löst
und 90 Minuten.
keine Nebenwirkungen aus. Ein Großteil der Radioaktivität
wird später über den Urin ausgeschieden.
Diagnose: Lungenkrebs
23
Diagnoseverfahren
Bezeichnung
Untersuchungstechnik
Mikroskopische Unter­
Auswurf (Sputum), der beim Husten abgegeben wird, enthält Zellen, die sich von der
suchung des Auswurfs
Schleimhaut der Bronchien oder anderen Bereichen der Lunge abgelöst haben. Liegt Lun-
Sputum
genkrebs vor, befinden sich möglicherweise Tumorzellen im Auswurf. Um eine Diagnose
zu stellen, werden Proben von mindestens drei verschiedenen Tagen im Labor untersucht.
Spiegelung der Atem­
Damit die Untersuchung schmerzfrei ist, erhält der Patient vor der Bronchoskopie ein Be-
wege mit Entnahme
täubungsmittel: Er inhaliert ein lokales Narkosemedikament, alternativ wird es ihm in den
von Gewebe
Rachen gesprüht. Während des Verfahrens schiebt der Arzt dem Patienten das Bronchos-
Bronchoskopie mit
kop, einen biegsamen, bleistiftdicken Schlauch, in Rückenlage durch Nase oder Mund in
Biopsie
den Kehlkopf, die Luftröhre und schließlich in die großen und mittleren Bronchien. Ziel ist
es, Gewebeproben aus dem verdächtigen Bereich zu entnehmen.
Gewebeentnahme
Bei der Feinnadelbiopsie handelt es sich um ein Diagnoseverfahren, bei dem für eine
durch die Brustwand
mikroskopische Untersuchung Zellen aus der Lunge entnommen werden. Der Mediziner
Feinnadelbiopsie
schiebt dabei eine feine Nadel durch die Brustwand in den verdächtigen Bereich. Durch
Unterdruck wird dann Gewebe angesaugt. Die Untersuchung erfolgt unter örtlicher Betäubung und computertomografischer Kontrolle.
Mediastinoskopie
Unter Vollnarkose wird bei einer Mediastinoskopie der zwischen beiden Lungenflügeln
MSK
gelegene Mittelfellraum (Mediastinum) untersucht. Dabei legt der Arzt einen kleinen
Hautschnitt oberhalb des Brustbeins an und führt ein spezielles optisches Instrument
(Mediastinoskop) hinter dem Brustbein und vor der Luftröhre ein. Mithilfe des Instruments entnimmt er Gewebeproben von Lymphknoten, aber auch von anderem Gewebe.
Bei bereits nachgewiesenem Lungenkrebs erfolgt die Mediastinoskopie ohne Hinweis auf
Fernmetastasen. Mit der Untersuchung überprüfen die Mediziner, ob die angrenzenden
Lymphknoten tumorfrei sind und eine Operation möglich ist.
24
Diagnose: Lungenkrebs
Vorteile
Nachteile
Die mikroskopische Untersuchung ist wenig aufwändig
Das Verfahren ist nur wenig aussagekräftig: Finden
und erlaubt unter Umständen, den Typ des Lungenkrebses
sich keine Krebszellen im Auswurf, ist Lungenkrebs
genauer zu bestimmen.
damit noch nicht ausgeschlossen.
Um Lungenkrebs zu diagnostizieren, ist die Bronchoskopie
Bei der Bronchoskopie haben die Ärzte lediglich die
in Verbindung mit der Gewebeprobe (Biopsie) eine der
Möglichkeit, die beiden Bronchialäste, nicht aber die
wichtigsten Untersuchungsmethoden.
komplette Lunge zu untersuchen. Kleine Verästelungen
Mit diesem Verfahren können Ärzte feststellen, ob das
können sie ebenso wenig einsehen wie die oberen
Gewebe gut- oder bösartig ist und um welchen Typ von
Lungenspitzen.
Lungenkrebs es sich handelt.
Anhand der Gewebeproben (Biopsie) können die Medizi-
Wie bei jedem Eingriff besteht die Gefahr einer Infek-
ner feststellen, ob das Gewebe gut- oder bösartig ist und
tion. Das Risiko ist aufgrund der sehr dünnen Nadel
um welchen Typ von Lungenkrebs es sich handelt.
aber gering.
Da der Lymphknotenbefall entscheidenden Einfluss auf die
Bei diesem Verfahren handelt es sich um eine Schlüs-
Therapie hat – insbesondere beim nicht-kleinzelligen Bron-
sellochuntersuchung, die unter Vollnarkose stattfindet.
chialkarzinom –, wird in den meisten Kliniken vor der ei-
Wie bei jedem derartigen Eingriff besteht die Gefahr
gentlichen Tumorentfernung eine Mediastinoskopie durch-
einer Infektion.
geführt. Denn nur mittels dieser Untersuchung lässt sich
ein Befall der Lymphknoten verlässlich diagnostizieren.
Diagnose: Lungenkrebs
25
Beurteilung des
Tumorwachstums
Therapien für Lungenkrebspatienten
Zahlreiche Details bestimmen die Therapieform, die bei der Krebsbehandlung zur
Anwendung kommt. Sie hängt vom Krebstyp, dem Krankheitsstadium und der allgemeinen Verfassung des Patienten ab. Da Lungenkrebs in verschiedenen bösartigen Formen mit unterschiedlichem Rückfallrisiko auftreten kann, benötigt jeder Tumor eine
spezifische Therapie.
Von der Größe des Tumors hängt ab, ob und wie viel Gewebe im Rahmen einer Operation entfernt werden kann, ob kombinierte Behandlungen das Mittel der Wahl sind
und mit welchen Nebenwirkungen im Rahmen einer Therapie zu rechnen ist. Dabei ist
Jeder Tumor
ausschlaggebend, wo sich der Tumor in der Lunge befindet: Wächst er in einem oder
benötigt eine
mehreren Lungenlappen? Oder tritt er in einem ganzen Lungenflügel auf? Darüber hi-
spezifische
naus klären die Ärzte ab, ob der Tumor bereits Lymphknoten angegriffen oder in ande-
Therapie.
ren Organen Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat. Neben diesen Fragen ist die
Entscheidung für oder gegen eine Therapie auch vom Alter und vom Allgemeinzustand
des Patienten abhängig. Daher untersuchen die Mediziner immer den gesamten Körper,
bevor sie sich festlegen. Mit Bluttests prüfen sie die Nieren- und Leberfunktion, die Gerinnung und die Blutbildung. Darüber hinaus suchen sie im Körper mithilfe bildgebender Verfahren nach Metastasen. Mit speziellen, sehr schwach radioaktiven Substanzen
überprüfen die Ärzte zusätzlich, ob in den Knochen Tochtergeschwülste vorhanden sind
(Szintigrafie). Außerdem wird die Herz- und Lungenfunktion des Betroffenen gemessen.
Bei der Untersuchung kommt es vor allem auf die Lungenfunktion des gesunden Teils
der Lunge an – also auf den Abschnitt, der bei der Behandlung geschont werden soll.
Denn dieser Teil muss später die komplette Atmung übernehmen können. Eine weitere übliche Untersuchung ist der Endobronchiale Ultraschall (EBUS). Bei dieser Untersuchung kombinieren die Mediziner die Bronchoskopie mit dem Ultraschall, indem
am Ende des verwendeten Bronchoskops ein Ultraschallkopf eingeführt wird. Auf diese
Weise können Lymphknoten im Mediastinum sichtbar gemacht und punktiert werden.
Für die Behandlung
Grundsätzlich stehen bei Lungenkrebs die gleichen Therapien zur Auswahl wie bei ande-
von Lungenkrebs
ren Krebserkrankungen: Operation, Bestrahlung und medikamentöse Therapie bilden
gibt es verschiedene
dabei die wichtigsten Säulen der Behandlung. Bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs ver-
Therapieansätze.
spricht die Operation nach wie vor den bestmöglichen Erfolg. Leider können nur etwa
20 Prozent der Patienten operiert werden, da bei den anderen 80 Prozent die Erkrankung
entweder zu weit fortgeschritten ist oder der allgemeine Gesundheitszustand des Patien-
26
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
ten eine Operation nicht erlaubt. In diesem Fall greifen die Ärzte auf die Strahlentherapie zurück. Neue Hoffnungen bei der Behandlung des nicht-kleinzelligen Lungenkrebses
geben moderne Therapien, die gezielt in die Wachstumssteuerung von Krebszellen eingreifen ( ab S. 34).
Sobald die Untersuchungsergebnisse vorliegen, bespricht der Mediziner mit Ihnen die
Die Lebensqualität ist
infrage kommenden Therapien. Für welche Behandlung Sie sich dann gemeinsam ent-
für die Planung der
scheiden, hängt auch davon ab, ob eine Heilung möglich ist. Informieren Sie sich deshalb
Therapie entscheidend.
genau über den Befund, die verschiedenen Therapieformen einschließlich ihrer Nebenwirkungen sowie über die Heilungschancen. Versuchen Sie möglichst offen mit Ihrem
Arzt zu sprechen, damit er die Maßnahmen auf Ihre Bedürfnisse abstimmen kann. Vielen Betroffenen hilft es, dabei einen vertrauten Menschen an ihrer Seite zu wissen und
die umfangreichen Informationen der Ärzte zu zweit aufzunehmen, um sie später besprechen zu können.
Kurative oder
palliative Therapie?
Die Behandlungsziele sind entscheidend
Die Entscheidung für eine bestimmte Behandlung hängt vor allem von den Therapiezielen ab: Besteht grundsätzlich die Chance auf Heilung oder soll die Therapie für ein
möglichst langes und weitgehend beschwerdefreies Leben sorgen? Die Mediziner spre-
Besteht die Chance
chen hier auch von kurativen und palliativen Behandlungszielen. Kurative Behandlung
auf Heilung?
bedeutet, dass die Therapie zum Ziel hat, den Patienten zu heilen. Diese Aussicht besteht
häufig dann, wenn der Tumor vollständig entfernt oder zerstört werden kann.
Unter palliativer Behandlung versteht man die ganzheitliche und umfassende Therapie
von Menschen, die aufgrund einer Krankheit eine begrenzte Lebenserwartung haben. In
diesem Fall versuchen die Ärzte das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und
die Auswirkungen der Krankheit zu lindern. So kann zum Beispiel ein Tumor, der auf ein
anderes Organ drückt und Schmerzen verursacht, durch eine Operation, Chemo- oder
Strahlentherapie verkleinert und somit der Druck vermindert werden.
Mit Bestrahlungen lassen sich Knochenmetastasen zurückdrängen, um das Risiko eines Knochenbruchs zu senken und Schmerzen zu verringern. Auch bei Hirnmetastasen
wenden Mediziner beim kleinzelligen Lungenkrebs die Strahlentherapie an, da die
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
27
Chemotherapie in der Regel die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann und somit
wirkungslos bleibt.
Häufig wird die Palliativmedizin fälschlicherweise als Sterbehilfe verstanden. Doch das
Gegenteil ist der Fall. Bei der palliativen Behandlung geht es darum, dem Patienten die
Palliativmedizin ist
verbleibende Lebenszeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Dabei nutzt die pallia­
keine Sterbehilfe.
tive Therapie medizinische, pflegerische, psychologische und seelsorgerische Möglichkeiten, um Beschwerden zu verringern. Zum palliativen Spektrum gehören deshalb:
• die Behandlung tumorbedingter Komplikationen und Beschwerden,
• die Schmerztherapie,
• die psychosoziale Beratung oder Betreuung des Patienten, beispielsweise im Rahmen
von Selbsthilfegruppen oder speziellen psychosozialen Einrichtungen.
„Keine unnötige Angst vor Schmerzmitteln“
Man unterscheidet zwischen kurativen und palliativen Behandlungszielen.
Was bedeutet das konkret für die Erkrankung Lungenkrebs?
Bei der Mehrheit der Patienten, die an Lungenkrebs erkrankt sind, hat der Tumor zum Zeitpunkt der
Diagnose bereits ein Stadium erreicht, in dem nur noch ein palliativer Therapieansatz infrage kommt.
Dr. med. Sylvia Gütz
ist kommissarische
Chefärztin der
Robert-Koch-Klinik
in Leipzig.
Das heißt, nicht die Heilung des Patienten ist das Therapieziel, sondern die Linderung von Beschwerden steht dann im Vordergrund. Eher bei dem kleineren Anteil der Patienten wird der Tumor in einem
so frühen Stadium diagnostiziert, dass er kurativ, also mit dem Ziel der Heilung, zu behandeln ist.
Viele Krebspatienten haben Angst vor starken Schmerzen und anderen Beschwerden. Was
gibt es für Möglichkeiten der Vorbeugung bzw. der Behandlung?
Die Behandlung von Schmerzen ist eines der wesentlichen palliativen Therapieziele – neben der
Lebensverlängerung. Bei Lungenkrebs treten neben den tumorbedingten Schmerzen häufig auch
Luftnot und ein schmerzhafter Husten auf. Hier sind beispielsweise die Chemotherapie oder eine
Strahlentherapie geeignet, die Schmerzen zu lindern. Außerdem kommen immer auch allgemeine
unterstützende, so genannte supportive Maßnahmen wie Schmerzmittelgaben, Sauerstofftherapie oder Zusatznahrung zur Anwendung – und nicht zuletzt besteht das Angebot einer psycho-
onkologischen Betreuung.
28
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Schmerztherapie spielt in der Palliativmedizin eine große Rolle. Denn gerade bei
Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium sind Schmerzen und Atemnot häufig beson-
Die Therapie wird auf
ders belastend und erschweren das Leben der Betroffenen. Falls die Ärzte die Schmerzur-
die Schmerzen des
sache – den Tumor oder seine Metastasen – nicht entfernen können, ist eine schmerzlin-
Patienten abgestimmt.
dernde Therapie (analgetische Therapie) die beste Behandlung. Die Mediziner stimmen
die Therapie dann auf die Schmerzen des Patienten ab.
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Krebspatienten ihre Medikamente nicht erst einnehmen, wenn die Schmerzen wieder auftreten. Das heißt, ein bestimmter „Medikamenten-Pegel“ sollte konstant aufrechterhalten werden, damit die Betroffenen nicht unnötig
Schmerzen erleiden. Aus diesem Grund sollten Patienten die Medikamente regelmäßig
und der jeweiligen Stärke ihrer Schmerzen entsprechend einnehmen. Dabei haben die
Ärzte heute verschiedene Möglichkeiten, Schmerzmedikamente zu verabreichen: Pflaster, Tabletten, Pumpen, Spritzen, Infusionen etc.
Wann setzen Sie die Schmerztherapie ein?
Möglichst frühzeitig. Denn die Linderung tumorbedingter Schmerzen ist entscheidend für eine gute
Lebensqualität. Wenn die Ärzte den Tumor beispielsweise durch eine Chemotherapie, Strahlentherapie
oder durch eine Operation verkleinern oder sein Wachstum stoppen können, ist es immer möglich, die
Medikamente anders zu dosieren oder – wenn die Schmerzen nicht mehr vorhanden sind – abzusetzen. Außerdem macht eine Schmerztherapie andere Behandlungen wie beispielsweise eine effektive
Atem- oder Physiotherapie überhaupt erst möglich.
Oft befürchten Patienten, von starken Schmerzmedikamenten abhängig zu werden.
Ist diese Angst begründet?
Nein. Moderne Schmerzmittel, selbst Opioide, verursachen keine Abhängigkeit, sofern sie richtig eingesetzt werden. Auch die Sorge, dass durch eine zunehmende Gewöhnung bei fortschreitender Erkrankung keine ausreichende Wirkung mehr erzielt werden könne, ist unberechtigt.
Viele Patienten versuchen, die Schmerzen so lange wie möglich auszuhalten.
Was raten Sie den Betroffenen in diesem Fall?
Das ist der absolut falsche Weg. Über längere Zeit nicht ausreichend behandelte Schmerzen prägen
sich im Gedächtnis ein, machen den Betroffenen empfindlicher und lassen sich schwerer behandeln.
Eine gute analgetische Therapie wirkt zu einem früheren Zeitpunkt nämlich wesentlich besser als
dann, wenn der Schmerz bereits überhandnimmt.
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
29
Operation
Entfernung des Tumors
Den Tumor durch eine Operation zu entfernen, ist eine der wirkungsvollsten Therapien
– vor allem beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass
der Tumor noch nicht zu groß ist und keine Tochtergeschwülste in anderen Organen gebildet hat. In frühen Krankheitsstadien besteht das Ziel der Operation darin, den Tumor
Ziel der Operation:
vollständig zu entfernen. Hat er sich bereits in mehreren Lungenlappen ausgebreitet,
Eine ausreichende
entfernen die Chirurgen manchmal – unter sorgfältiger Abwägung der Risiken – auch
Atemfunktion muss
einen ganzen Lungenflügel. Dabei schneiden sie rund um den Tumor immer auch ei-
erhalten bleiben.
nen Teil des gesunden Gewebes heraus: Die Ärzte wollen sichergehen, dass sich keine
Krebszellen mehr in der Lunge befinden. Um die Funktionsfähigkeit der Lunge zu erhalten, sollte der Verlust des gesunden Lungengewebes dabei so gering wie möglich sein.
Die Chirurgen können den Lungentumor jedoch nur dann operativ entfernen, wenn
die verbleibende Lunge einen ausreichenden Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid gewährleistet. Das heißt, eine ausreichende Atemfunktion des Patienten muss
erhalten bleiben.
Auch das Allgemeinbefinden und Alter des Patienten spielen bei der Entscheidung für
oder gegen eine Operation eine wichtige Rolle. So sind im Vorfeld auch die Folgen für
andere Organe wie Nieren und Herz sowie die Atemfähigkeit zu bedenken. Ein bereits
geschwächtes Herz oder bestimmte Vorerkrankungen können einem operativen Eingriff
entgegenstehen. In diesem Fall sind die Ärzte gezwungen, auf alternative Therapien zurückzugreifen, vorrangig auf die Strahlentherapie.
Beschwerden nach
Die chirurgische Entfernung eines Lungentumors ist ein großer Eingriff, dessen Folgen
der Operation
von seinem Ausmaß abhängen. Nach der Operation können dem Betroffenen Bewegungen des Oberkörpers, Husten und tiefes Atmen schwerfallen. Einige Patienten verspüren
nach dem Eingriff auch Schmerzen oder Schwäche in Brust und Armen sowie Atemnot.
In der Regel erholen sie sich jedoch bald weitestgehend.
Entnehmen die Ärzte einen ganzen Lungenflügel, ist die allgemeine Leistungsfähigkeit
des Körpers zunächst eingeschränkt. Im Laufe der Zeit verbessert sie sich aber wieder, da
der verbliebene Lungenflügel die Funktion von ehemals zweien zum großen Teil übernehmen kann. Inwieweit die Betroffenen in der Lage sind, ihre körperliche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen, hängt von ihrem Alter und der erhaltenen Atemfunktion ab.
Regelmäßige Atemübungen sind dabei eine wirkungsvolle Unterstützung ( S. 46).
30
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Bestrahlung
Ablauf der Strahlentherapie
Die Strahlentherapie ist Bestandteil sowohl der kurativen als auch der palliativen Therapie. Kann ein Lungentumor durch eine Operation gar nicht oder nur unvollständig
entfernt werden oder lässt der schlechte Allgemeinzustand des Patienten eine Chemo-
Wann hilft eine
therapie nicht zu, setzen die Mediziner in der Regel die Strahlentherapie ein. Aber auch
Strahlenbehandlung?
dann, wenn die Gefahr besteht, dass bei einem Eingriff lebenswichtige Organe verletzt
werden oder ein zu großer Teil der Lunge entfernt werden müsste, greifen die Ärzte auf
die Strahlentherapie zurück. Daneben wird die Strahlentherapie auch präventiv angewendet. Beim kleinzelligen Bronchialkarzinom beispielsweise wird nach wirkungsvoller
Chemotherapie häufig auch der Kopf bestrahlt, um Metastasen im Gehirn vorzubeugen.
Während der Strahlentherapie werden die Tumorzellen mit energiereichen elektromagnetischen Wellen zielgenau von außen bestrahlt, um sie abzutöten. Dabei schädigen die Strahlen die Erbsubstanz der Krebszellen, sodass sie sich nicht mehr teilen
Was passiert bei
können und absterben. Sitzt der Tumor besonders tief im Körper, führt der Weg der
der Bestrahlung?
Strahlen zwangsläufig auch durch gesundes Gewebe. Anders jedoch als Krebszellen erholen sich die gesunden Zellen größtenteils wieder. Um das gesunde Gewebe
nicht zu überlasten, findet die Bestrahlung in vielen Abschnitten statt. Dabei ist die
Dosis jeweils sehr gering und die einzelnen Sitzungen dauern nur wenige Minuten.
Im Gegensatz zur Chemotherapie handelt es sich bei der Bestrahlung, ähnlich wie bei
einer Operation, um eine lokale Behandlung. Genau darin sehen einige Mediziner allerdings auch einen Nachteil, denn entfernt gelegene Tumorzellen und Metastasen erfasst
sie nicht.
Dank verbesserter Methoden können die Ärzte die Strahlentherapie heute sehr gezielt dosieren und einsetzen. Damit ist sie für Patienten deutlich verträglicher als früher. Dennoch sind Nebenwirkungen möglich. So entsteht in der Bestrahlungsregion
oft eine Hautreizung, die einem Sonnenbrand ähnelt. Manche Patienten reagieren
auf die Bestrahlung auch mit Müdigkeit, einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen – man bezeichnet diese Nebenwirkungen als „Strahlenkater“. Liegt die Speiseröhre im Bestrahlungsfeld, kann
sie sich entzünden. Dies kann zur Folge haben, dass der Patient Schluckbeschwerden
verspürt. Schwere und bleibende Nebenwirkungen treten jedoch nur selten auf.
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
31
Chemotherapie
Ablauf der medikamentösen Behandlung
Chemotherapien behandeln bösartige Tumore mithilfe von Medikamenten: Sie hemmen die Vermehrung von Krebszellen. Diese Medikamente heißen Zytostatika und wirken vor allem auf Zellen, die sich häufig teilen. Daher ist ihr Einsatz bei Krebszellen
sehr effektiv, insbesondere beim kleinzelligen Lungenkrebs. Eine Chemotherapie wirkt
im ganzen Körper (systemisch) und wird dem Patienten entweder als Tablette oder Infusion verabreicht. Die Wirkstoffe verteilen sich und können so nicht nur den Krebs
in der Lunge selbst, sondern auch bereits gestreute Metastasen in anderen Organen erreichen und zerstören. Mediziner wissen, dass im ersten Zyklus nicht alle Krebszellen
zerstört werden. Aus diesem Grund wird die Therapie in bestimmten Abständen wiederholt. Zwischen den einzelnen Zyklen liegen Therapie-Pausen, in denen sich die gesunden Zellen erholen können. Häufig kombinieren die Ärzte auch verschiedene Zytostatika mit dem Ziel, den Tumor sowie eventuell vorhandene Metastasen so effektiv wie
möglich zurückzudrängen.
Die Chemotherapie spielt bei der Behandlung von Lungenkrebs nach wie vor eine sehr
große Rolle. Beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs setzen die Ärzte in frühen Krankheitsstadien im Anschluss an eine Operation auf die Chemotherapie (adjuvante ChemoDie Chemotherapie hat
therapie). Sie soll die verbliebenen Tumorzellen zerstören, Fernmetastasen verhindern
eine große Bedeutung
und damit Rückfällen vorbeugen. In späteren Stadien – wenn der Tumor bereits andere
im Rahmen der Lungen­
Organe befallen hat – erfolgt die Chemotherapie häufig in Kombination mit einer Strah-
krebsbehandlung.
lentherapie oder auch einer zielgerichteten Therapie. Ist die Erkrankung bereits so weit
fortgeschritten, dass sie nicht mehr heilbar ist, kann eine palliative Chemotherapie das
Tumorwachstum verlangsamen und Metastasen zurückdrängen.
Da Chemotherapien vor allem bei Zellen wirken, die sich häufig teilen, reagieren Tumorzellen extrem empfindlich darauf. Gleichzeitig schädigen die Medikamente aber auch gesunde Körperzellen. Besonders betroffen sind die Zellen, die sich ebenfalls schnell teilen.
Dazu gehören beispielsweise Schleimhautzellen des Mundes, des Magens und Darms,
Eine Chemo­
die blutbildenden Zellen des Knochenmarks und die Haarwurzelzellen. Als Nebenwir-
therapie wirkt vor
kungen der Chemotherapie können sich daher Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Appetit-
allem auf Zellen,
losigkeit, Haarausfall sowie Entzündungen der Mund- und Darmschleimhaut einstellen.
die sich schnell
Außerdem sind viele Patienten während der Behandlung sehr anfällig für ansteckende
teilen.
Krankheiten wie Erkältungen. Denn die chemischen Substanzen können auch die für
die körpereigene Abwehr zuständigen weißen Blutkörperchen zerstören. Man spricht in
diesem Fall von einer so genannten Neutropenie. Diese Nebenwirkungen lassen sich jedoch mit Medikamenten wirkungsvoll lindern. Es stehen verschiedene Medikamente zur
32
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Verfügung, die die Nebenwirkungen der Chemotherapie erträglicher machen oder ihnen
sogar vorbeugen. Gegen Übelkeit helfen Antiemetika, deren Wirkstoffe das Übelkeits-
Was kann man
empfinden im Gehirn blockieren. Mithilfe des Medikaments Erythropoetin lassen sich
bei Nebenwir-
Blutarmut (Anämie), Müdigkeit und Erschöpfung bekämpfen. Der Wirkstoff fördert die
kungen tun?
Bildung von Blutzellen und damit auch den Sauerstofftransport im Blut.
Häufig führt eine Chemotherapie auch zu einer körperlichen Erschöpfung, der Fatigue.
Typische Merkmale sind: anhaltende Schwäche und Abgeschlagenheit trotz ausreichender Schlafphasen, Überforderung bereits bei geringen Belastungen und eine deutliche
Aktivitätsabnahme im privaten und beruflichen Umfeld. Der behandelnde Arzt hat verschiedene Möglichkeiten, je nach Stärke und Ausprägung der Fatigue begleitende Medikamente zu verschreiben und gegebenenfalls eine unterstützende Ernährungs- und/oder
Bewegungstherapie zu empfehlen.
Auch eine psycho-onkologische Begleitung kann eine Möglichkeit für Patienten sein, mit
den Begleiterscheinungen der Krebserkrankung und der Therapie besser umzugehen.
Die Erfahrungen der Mediziner zeigen, dass es oft sinnvoll ist, verschiedene Therapien
zu kombinieren.
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
33
Zielgerichtete Therapie
Den Tumor aushungern – Angiogenese-Hemmer
Die Entstehung von Blutgefäßen im Körper heißt Angiogenese. Der Begriff leitet sich
Angiogenese:
aus den altgriechischen Bezeichnungen für Gefäß (Angio) und Entstehung (Genese)
die Entstehung
ab. Es handelt sich dabei um einen natürlichen Vorgang, der beispielsweise dafür sorgt,
von Blutgefäßen
dass sich neben Muskeln, Organen und anderem Gewebe auch die Blutgefäße eines noch
ungeborenen Kindes entwickeln. Für den erwachsenen Menschen ist die Angiogenese
ebenfalls relevant: Sie ist dafür verantwortlich, bei der Wundheilung neue Blutgefäße zu
bilden, über die Reparaturzellen zum Gewebe transportiert werden können.
Die Angiogenese hat auch für die Tumore eine wichtige Bedeutung. Sie bestehen aus
Zellen, die wie alle anderen Zellen im Körper auf die Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen angewiesen sind. Damit der Tumor wachsen kann, teilen sich seine Krebszellen
unablässig. Aus diesem Grund haben sie einen besonders hohen Energiebedarf. Ab einer
Größe von zwei Millimetern benötigt das Krebsgeschwür eigene Blutgefäße, um seine
Versorgung sicherzustellen.
Ausgangspunkt für
Schon vor mehr als 30 Jahren entstand die Idee, die Angiogenese als Ausgangspunkt für
eine zielgerichtete
eine wirkungsvolle Krebsbehandlung zu nutzen. In aufwändigen Forschungsprojekten
Krebstherapie
mussten die Wissenschaftler allerdings zunächst das Prinzip der Tumor-Angiogenese –
so nennt man diesen Vorgang – verstehen und die Frage beantworten: Wie gelingt es
dem Krebsgeschwür, die Neubildung von Blutgefäßen zu veranlassen? Das Ergebnis: Mit
zunehmender Größe beansprucht der Tumor immer mehr Sauerstoff und Nährstoffe.
Daraufhin sendet er Wachstumsfaktoren aus, deren Adressaten die Blutgefäße sind. An
der Oberfläche der Blutgefäße befinden sich spezielle Antennen, die Signale empfan-
Wachstumsfaktoren
setzen sich auf die
Rezeptoren der Blutgefäße.
durchbluteter Tumor
vergrößerter
Wachstumsfaktor
Blutgefäße
34
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Der AngiogeneseHemmer fängt die
Wachstumsfaktoren ab.
Die Produktion neuer
Blutgefäße wird gestoppt und
vorhandene Blutgefäße bilden
sich zurück.
S3­Leitline Lungenkrebs
InderS3-Leitliniefürdasnicht-kleinzelligeLungenkarzinomempfehlendieDeutscheGesellschaftfürPneumologieundBeatmungsmedizinunddieDeutscheKrebsgesellschaftgemeinsam mit weiteren medizinischen Fachgesellschaften zur Behandlung des Adenokarzinoms
( S.58:Glossar)dieGabeeinesAngiogenese-HemmersinKombinationmiteinerplatinbasierten Chemotherapie als Erstlinien-Therapie. Die Patienten erhalten den Wirkstoff parallel
zur Chemotherapie als Infusion. Nach Beendigung der Chemotherapie wird die zielgerichteteTherapiebiszueinemRückfallbzw.biszumerneutenFortschreitenderKrankheitweiter
durchgeführt.
gen. Infolgedessen bilden sie neue Verästelungen in Richtung des Signalabsenders, dem
Krebsgeschwür. Innerhalb kurzer Zeit entsteht auf diese Weise ein enges Gefäßnetz rund
um den Tumor. Im Verlauf der Erkrankung ist die Tumor-Angiogenese ein kontinuierlicher Prozess.
Ziel einer möglichen Therapie musste es also sein, ein Medikament zu entwickeln, dass
die Signale des Tumors abfängt, damit sie von den Antennen der Blutgefäße nicht mehr
Der Angiogenese-
aufgenommen werden können. Resultat der Forschung war letztendlich die Entwick-
Hemmer fängt Wachs-
lung eines Angiogenese-Hemmers. Er fängt den Wachstumsfaktor ab, daraufhin wird
tumsfaktoren ab.
die Produktion neuer Blutgefäße gestoppt. Bereits vorhandene Blutgefäße bilden sich
zurück und der Tumor „verhungert“. Dieses Wirkprinzip nennen die Wissenschaftler
Anti-Angiogenese.
Bei der Behandlung von nicht-kleinzelligem Lungenkrebs ist die Anti-Angiogenese
Therapie:WelcheBehandlungsmöglichkeitengibtes?
35
Chemotherapie
heute Grundlage einer modernen Therapie. Denn gerade die Zellen dieser Krebsart er-
und Angiogenese-
zeugen zahlreiche Wachstumsfaktoren. Im Rahmen einer Studie wurde zudem ermittelt,
Hemmer werden
dass eine Kombination von Chemotherapie und Angiogenese-Hemmer den Fortschritt
in Kombination
der Erkrankung deutlich verzögern und die Lebenszeit der Patienten im Durchschnitt
verabreicht.
verlängern kann. Der Angiogenese-Hemmer ist für die Therapie des fortgeschrittenen
nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms zugelassen, also für Patienten, bei denen sich in
der Lunge erneut ein Tumor gebildet hat oder bei denen Metastasen in anderen Körperregionen nachzuweisen sind. Der Antikörper soll unmittelbar nach Feststellung eines
Rückfalls oder beim Nachweis von Metastasen als Erstbehandlung eingesetzt werden.
Alle drei Wochen wird der Angiogenese-Hemmer den Patienten per Infusion verabreicht. Bei der kombinierten Behandlung mit einer Chemotherapie können die Krebspatienten beide Infusionen an einem Tag erhalten. Die Chemotherapie zerstört dabei die
sich teilenden Tumorzellen, während der Angiogenese-Hemmer das Versorgungsnetz
des Tumors kappt. Darüber hinaus sorgt der Wirkstoff dafür, dass die Chemotherapie
Tumorzellen schütten Wachstumsfaktoren aus, die bestimmte Zelltypen anlocken, aus denen sich Blutgefäße
bilden können. Diese Neubildung von Blutgefäßen nennt sich Angiogenese. Dabei setzen sich die Wachstumsfaktoren auf die Wachstumsrezeptoren, die wie kleine Antennen auf der Außenwand der Blutgefäße
sitzen und das Signal erhalten, neue Blutgefäße in Richtung Tumor zu bilden.
Signalübermittlung
Wachstumsfaktoren
Wachstumsrezeptoren
Produktion
Zellmembran
Zellinneres
Signalübermittlung: Zellwachstum,
Zelltodresistenz, Gefäßneubildung,
Metastasierung
den Tumor besser erreicht und effektiver wirken kann. Auch nach Abschluss der Chemotherapie nehmen die Betroffenen das Medikament weiter ein. Es bewirkt, dass die
Blutversorgung des Tumors weiterhin gehemmt wird. Das Ergebnis: Der AngiogeneseHemmer hungert den Tumor aus.
Wie jedes wirksame Medikament ruft auch der Angiogenese-Hemmer Begleiter-
Geringere Neben-
scheinungen hervor, die jedoch behandelbar sind. Denn der Wirkstoff wird zielge-
wirkungen als bei
richtet gegen den Tumor eingesetzt und richtet sich nicht gegen den ganzen Körper
der Chemotherapie
wie eine Chemotherapie. Manche Patienten klagen beispielsweise über Nasenbluten
(Epistaxis). Normalerweise klingt die Blutung aber von allein ab. Es hilft, die Nasenflügel
für eine Weile zusammenzudrücken und den Kopf dabei nach vorne zu beugen. Kalte
Umschläge im Nacken und auf dem Nasenrücken haben eine unterstützende Wirkung.
Eine andere mögliche Nebenwirkung ist steigender Blutdruck (Hypertonie). Der Arzt
muss ihn daher regelmäßig kontrollieren und verordnet gegebenenfalls ein blutdrucksenkendes Medikament.
Der Angiogenese-Hemmer bindet Wachstumsfaktoren, die für die Entstehung neuer Blutgefäße verantwortlich sind. Durch diese gezielte Blockade bilden sich neue, aber noch unreife Blutgefäße zurück und die
Entstehung weiterer Gefäße wird unterbunden. So erhält der Tumor keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe
mehr: Er wird regelrecht ausgehungert und die Durchlässigkeit bereits ausgereifter Blutgefäße normalisiert
sich. Die in Kombination mit dem Angiogenese-Hemmer eingesetzten Chemotherapeutika können den
Tumor daher besser erreichen und effektiver wirken.
Angiogenese-Hemmer
Wachstumsfaktoren
Signalübermittlung
gestoppt
Wachstumsrezeptoren
Zellmembran
Zellinneres
Privatdozent Dr. med. Wolfgang Schütte,
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II
des Krankenhauses Martha-Maria in
Halle-Dölau
„Großer Fortschritt in der
Behandlung von Lungenkrebs“
Zielgerichtete Therapien eröffnen neue Möglichkeiten
Seit einigen Jahren gibt es moderne
Tumorzellen senden über Rezeptoren
Medikamente, die den Tumor noch
Signale an den Zellkern, damit sich die
gezielter bekämpfen. Was ist der Un­
Zelle ungehemmt teilt. Die Tyrosinkina-
terschied zu den klassischen Therapi­
se im Inneren der Zelle übernimmt eine
en wie Strahlen- und Chemotherapie?
zentrale Funktion bei der Übertragung
Die neuen
Klassische Therapien bekämpfen den
dieses Signals. Tyrosinkinase-Hemmer
Therapien sind
Tumor relativ ungezielt und greifen den
wiederum – so genannte Small Molecules
gut verträglich.
ganzen Körper an. Man spricht deshalb
– setzen genau dort an und stoppen die
auch von einem systemischen Ansatz. Die
Signalübertragung. So hemmen sie das
neuen Therapien hingegen wirken gezielt
Tumorwachstum und fördern den kont-
auf die Informationswege im Tumor. Aus
rollierten Zelltod. Das Medikament eignet
diesem Grund sind sie auch gut verträg-
sich für Patienten mit nicht-kleinzelligem
lich, denn gesunde Körperzellen greifen
Lungenkarzinom.
sie nicht an.
Welche Nebenwirkungen können bei
38
Tyrosinkinase-Hemmer werden seit
dieser Therapie auftreten?
längerer Zeit erfolgreich bei der Be­
Die
handlung von Krebspatienten einge­
Durchfall und ein Hautausschlag, den wir
setzt. Nach welchem Prinzip funkti­
Rash nennen. Auch wenn der Ausschlag
onieren diese Medikamente und für
als unangenehm empfunden wird, ist
welche Patienten sind sie gedacht?
sein Auftreten ein Zeichen für die positive
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
üblichen
Nebenwirkungen
sind
Wirkung des Medikaments. Die Patienten
Wie schätzen Sie die Wirkung der bei­
haben sogar eine etwas bessere Prognose.
den Medikamente im Hinblick auf die
Dazu muss man allerdings ergänzen, dass
Lebenserwartung der Patienten ein?
dies zwar häufig, aber nicht in hundert
Diese neuen Medikamente haben die Pro-
Prozent der Fälle so ist. Generell sind die
gnose der Patienten deutlich verbessert.
Der Hautausschlag
Nebenwirkungen gut zu behandeln. Bei
Man kann sagen, dass sowohl die Angioge-
zeigt, dass die
milden Formen des Ausschlags helfen
nese- als auch die Tyrosinkinase-Hemmer
Therapie wirkt.
Cremes, Salben und Sonnenschutz. Zeigt
einen großen Fortschritt in der Behand-
sich stärkerer Ausschlag, wird die Behand-
lung von Lungenkrebs darstellen. Denn
lung kurzzeitig unterbrochen und mit ei-
sie eröffnen zum einen ganz neue Thera-
ner niedrigeren Dosierung fortgesetzt.
pieoptionen, zum anderen ermöglichen
sie uns Ärzten, den Tumor bei einzelnen
Seit 2007 sind auch Angiogenese-
Patienten extrem lang zu kontrollieren.
Hemmer zugelassen. Wie wirken
diese Medikamente?
Angiogenese-Hemmer
Wie beurteilen Sie die künftige Ent­
blockieren
die
wicklung neuer Krebstherapien?
Ausbildung und das Wachstum neuer
Ich sehe in der zielgerichteten Behand-
Blutgefäße, indem sie die vom Tumor
lung eine gute Perspektive. Und ich glau-
ausgesendeten Wachstumsfaktoren abfan-
be, dass es hier viele neue Möglichkeiten
gen und binden. Auf diese Weise wird die
mit zahlreichen Fragestellungen gibt, die
Blutversorgung unterbrochen und der Tu-
alle geprüft werden müssen. Eine Frage
mor „verhungert“.
beispielsweise ist, in welcher Reihenfolge die Medikamente oder Therapien am
Für welche Patienten eignet sich
besten wirken, die zweite ist die nach der
diese Therapie?
Kombination von Medikamenten. Es wird
Ziel ist es, das
Patienten mit einem Adenokarzinom
nicht immer das Ziel sein, den Tumor zu
Wachstum des
sprechen auf die Therapie sehr gut an.
beseitigen, sondern die Tumorerkran-
Tumors zu stoppen.
Generell eignen sich die Angiogenese-
kung in eine Art chronische Krankheit
Hemmer insbesondere bei großzelligen
zu überführen. Im Fokus steht dann, das
Tumoren.
Wachstum des Tumors zu stoppen oder
zumindest zu hemmen. Gelingt das,
In welchem Stadium werden die mo­
können Patienten für eine längere Zeit
dernen Therapien angewendet?
gut mit einem Tumor leben, der nicht
Normalerweise wird die Tyrosinkinase-
weiter wächst.
Therapie nicht in einem frühen Stadium
eingesetzt – wobei es Ausnahmen gibt. Den
Angiogenese-Hemmer hingegen erhalten
die Patienten parallel zur Chemotherapie.
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
39
Zielgerichtete Therapie
Das Tumorwachstum blockieren – Tyrosinkinase-Hemmer
Die Krebsforschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Es sind zwar
immer noch nicht alle Auslöser bekannt, die zu einer unkontrollierten Zellteilung führen, aber mehr und mehr werden entschlüsselt. So haben Wissenschaftler Reizempfänger
(Wachstumsrezeptoren) entdeckt, die in die Zelle hineinragen. Diese Wachstumsrezeptoren empfangen außerhalb der Zelle das Signal zum Wachsen und leiten es in die Zelle.
Hierdurch werden bestimmte Eiweiße – die Tyrosinkinasen –, die am unteren Teil des
Rezeptors sitzen, aktiviert. Der Rezeptor selbst fungiert als Bote, der das Signal „Teile
dich“ von außen in die Zelle hineinleitet. Bei einigen Krebszellen sitzen sehr viele dieser
Wie wird das
Wachstumsrezeptoren auf der Zellmembran und in Tumorzellen ist die Tyrosinkinase
Signal in die
oft dauerhaft aktiv. Die Zelle erhält so ununterbrochen das Signal zur Teilung. Um die
Zelle geleitet?
Zellteilung zu verhindern, haben Forscher einen Tyrosinkinase-Hemmer entwickelt. Dabei handelt es sich um ein kleines Molekül (Small Molecule), das so winzig ist, dass es
von außen durch die Zellwand in die Zelle dringt. Dort besetzt es den innen liegenden Teil des Rezeptors und unterbricht so die Signalkette, die zur Zellteilung führt. Das
Zellwachstum wird dadurch stark verlangsamt. Seit 2005 gehören Wachstumshemmer,
sogenannte Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI), zur Therapie des nicht-kleinzelligen Lun-
Krebszellen können ihr Wachstum selbst anregen und beschleunigen. Sie besitzen mehr Wachstumsrezeptoren auf der Zellmembran als gesunde Zellen und stellen gleichzeitig die notwendigen Wachstumsfaktoren
her, die die Zellteilung und somit das Wachstum des Tumors stimulieren. Auf diese Weise entziehen sie sich
der übergeordneten Kontrolle des Organismus. Sobald die Wachstumsfaktoren an den Rezeptor andocken,
erhält die Zelle den Befehl, sich zu teilen.
Signalübermittlung
Produktion
Wachstumsrezeptoren
Zellmembran
Zellinneres
Phosphat-Rest
Signalübermittlung:
Zellwachstum, Zelltodresistenz, Gefäßneubildung,
Metastasierung
Was sind Leitlinien?
Leitlinien verfolgen das Ziel, Ärzte und Patienten bei der Entscheidung über angemessene
Vorsorge,Diagnose,TherapieundNachsorgezuunterstützen.SiewerdenindiedreiStufen
S1,S2undS3unterteilt.DabeiistS3diehöchsteStufe.IndieseLeitliniefließendiedurch
kontrollierteklinischeStudiengewonnenenErkenntnissesowiedasWissenvonzahlreichen
Expertenein.LeitlinienwerdenregelmäßigüberarbeitetundgebensodenaktuellenStand
desWissensübereineeffektiveundangemesseneKrankenversorgungzumZeitpunktihrer
Veröffentlichungwieder.Dasheißt,ineinerS3-LeitliniewerdendieTherapienempfohlen,die
unterdenjeweiligenmedizinischenUmständenangemessensind:dieStandardtherapien.
genkrebs. Patienten erhalten sie, wenn der Tumor nicht mehr operiert werden kann. Das
Alle Patienten können
Ziel der Therapie lautet: die Lebenszeit der Betroffenen zu verlängern und ihre Lebens-
mit Tyrosinkinase-
qualität zu verbessern oder zu erhalten, die Krankheitssymptome zu verringern sowie
Hemmern behandelt
das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen.
werden.
Alle Patienten im Stadium IIIB/IV können mit einem Tyrosinkinase-Hemmer behandelt werden. Wann die Ärzte einen TKI einsetzen, hängt davon ab, ob der Wachs-
Wirkweise des Tyrosinkinase-Hemmers: Das Small Molecule blockiert die Signalweiterleitung ins Innere der
Zelle, indem es den innen liegenden Teil des Rezeptors besetzt und so verhindert, dass der Phosphat-Rest
andocken kann. Auf diese Weise unterbindet der Tyrosinkinase-Hemmer die Zellteilung. Das Wachstum des
Tumors wird verlangsamt.
Wachstumsfaktoren
Wachstumsrezeptoren
Zellmembran
Tyrosinkinase-Hemmer
Zellinneres
Signalübermittlung
gestoppt
Phosphat-Rest
tumsrezeptor in den Tumorzellen genetisch verändert (mutiert) ist oder nicht. Mithilfe
eines Gentests werden die Tumoren auf eine solche Mutation geprüft. Ist das Ergebnis
positiv, – das bedeutet, der Wachstumsrezeptor ist mutiert – können die Ärzte direkt
nach der Diagnose mit der TKI-Therapie beginnen. Denn die Wachstumshemmer wirken in diesem Stadium der Krankheit besser als eine Chemotherapie.
Der Gentest
entscheidet über die
Abfolge der Therapie.
Fällt der Gentest negativ aus, ist eine TKI-Therapie auch wirksam – allerdings erst nach
einer Chemotherapie. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
• Wenn die Zytostatika beim Patienten nicht den gewünschten Erfolg erzielen, der
Tumor also nicht schrumpft, erhalten Patienten direkt im Anschluss an die Chemotherapie, – ohne Therapiepause – einen TKI.
• Die erste Chemotherapie hat Erfolg gezeigt und der Tumor ist geschrumpft. Dann
pausiert die Therapie, bis der Tumor wieder zu wachsen beginnt. In diesem Fall behandeln die Ärzte die Patienten mit einem TKI oder einer anderen Chemotherapie
weiter. Studien haben gezeigt, dass zu diesem Zeitpunkt eine TKI-Therapie genauso
wirksam ist wie eine Chemotherapie, allerdings besser verträglich.
Das Medikament wird einmal täglich als Tablette eingenommen und ist gut verträg-
Die Hautreaktion
lich, aber nicht gänzlich ohne Nebenwirkungen. Eine häufige Begleiterscheinung ist das
(Rash) ist ein
Auftreten einer Hautreaktion, auch Rash genannt. Dies ist sogar ein positives Zeichen.
positives Zeichen.
Neuere Studien belegen, dass hier die Lebenserwartung von Patienten mit Rash gegenüber Patienten ohne Rash höher liegt.
Bei den meisten Patienten tritt die Hautreaktion in leichter bis mittelschwerer Form auf.
Die rötlichen Pusteln bilden sich in der Regel nach ein bis zwei Wochen zurück. Es hilft,
wenn die Betroffenen ihre Haut, vor allem Hände und Füße, mit milden, ph-neutralen Produkten intensiv pflegen. Sobald der Rash auftritt, lässt er sich mit Antibiotika in
Tablettenform behandeln und lindern. Bevor Sie aber selbst zur Creme greifen, sollten
Gentest und Mutation
Bei ungefähr jedem zehnten Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs
ist der Wachstumsrezeptor mutiert, also genetisch verändert. Ist dies der Fall, profitieren die
Patienten sogar besonders von einer Therapie mit Tyrosinkinase-Hemmern. Die Mutation wird
mit einem Gentest nachgewiesen. Gleichgültig ob das Ergebnis positiv oder negativ ausfällt:
Alle Patienten können mit einem TKI behandelt werden. Der Gentest entscheidet lediglich
darüber, wann die Therapie eingesetzt wird.
m
gte
iebedin
therap
i
e
b
s
pp
lag
Pflegeti Hautaussch
Die Karte „Hauttipps für die tägliche Pflege“ können
Sie unter www.roche-onkologie.de herunterladen.
ützen
ne sch
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Vor So
Sie Ihren behandelnden Arzt oder einen mit dieser Nebenwirkung
vertrauten Hautarzt ansprechen. Ein weiterer relativ häufiger Effekt
der Therapie mit Wachstumshemmern ist Durchfall und eine damit
einhergehende Gewichtsabnahme. Leichten Formen können Sie begegnen, indem Sie die Nahrung umstellen und ausreichend trinken. Sollte
das nicht helfen, sprechen Sie auch in diesem Fall mit Ihrem Arzt, der
Ihnen die notwendigen Medikamente verschreibt.
Seife
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nde Was hr trockener
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milde, rü ampoos, bei
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Milde
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Cremen rückfettenden n/ Duschen ein
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Welche Therapien kommen wann infrage?
Stadium
Operation
Bestrahlung
Chemotherapie
AntiTKI-Therapie Angiogenese
I
II
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IV
empfohlenkommtinfrage
nachDiagnosebeipositivemGentest
direktimAnschlussanersteChemotherapie
nacheinerChemotherapie,wennderTumorwiederwächst
nachDiagnosekombiniertmiteinerChemotherapie
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Bartras
(B
Dr. med. Anett Reißhauer ist Leiterin
des Arbeitsbereiches für Physikalische
Medizin und Rehabilitation an der
Charité-Universitätsmedizin Berlin.
„Übungen müssen fester
Bestandteil des Alltags werden“
Die Atemtherapie entspannt und stärkt die Lunge
Inwieweit funktioniert die Atmung
den auch eine zusätzliche Sauerstoffgabe
eines Lungenkrebspatienten nach der
notwendig.
Operation anders als vorher?
Zum einen ist unter Umständen weniger
Der verbleibende Lungenflügel über­
Lungengewebe vorhanden – also weni-
nimmt in der Regel die Arbeit des
Die Leistungs-
ger Fläche, die in die Atmung einbezogen
entfernten Teils. Wie wirkt sich das
fähigkeit des Patienten
werden kann. Andererseits verspüren die
auf die Lebensqualität des Betroffe­
ist eingeschränkt.
Patienten Schmerzen, da sie eine Wunde
nen aus?
und Narben haben, was das Atmen eben-
Ein Patient mit einem Lungenflügel be-
falls erschwert. Aus diesem Grund ist eine
sitzt nur noch fünfzig Prozent seiner bis-
Atemtherapie gerade nach der Operation
herigen Atemkapazität. Diese Tatsache
von großer Bedeutung.
macht sich im Alltag immer dann bemerkbar, wenn der Körper belastet wird.
Wie viel Atemkapazität kann infolge
Auch bei geringen Anstrengungen wird
einer Operation verloren gehen und
der Patient schnell kurzatmig: beim Trep-
wie wird die Sauerstoffversorgung
pensteigen oder zügigen Laufen zum Bei-
trotzdem sichergestellt?
spiel. Seine Leistungsfähigkeit ist einfach
Es ist durchaus möglich, dass die Hälfte
eingeschränkt.
des Lungengewebes – also ein ganzer Lun-
44
genflügel – entnommen wird. Kann mit
Mit gezielten Übungen wirkt die
dem restlichen Lungengewebe keine aus-
Atemtherapie einem Leistungsverlust
reichende Sauerstoffversorgung des Kör-
entgegen. Wann sollten die Patienten
pers gesichert werden, ist unter Umstän-
damit beginnen?
Leben mit der Erkrankung
Idealerweise sollte bei geplanten operati-
gut aufgehoben. Er legt die Atemtherapie
Idealerweise wird die
ven Eingriffen bereits vorab mit der Atem-
fest und kann Rücksprache mit den Phy-
Therapie schon vor der
therapie begonnen werden. In jedem Falle
siotherapeuten halten und auf diese Weise
Operation eingesetzt.
aber setzt die Atemtherapie unmittelbar
die Atemtherapie begleiten.
nach einer Operation ein. Bei einem beatmeten Patienten kann durch warme oder
Erlangt ein Patient mithilfe der Atem­
kalte Hautstimulationen bzw. auch durch
therapie die ursprüngliche Leistungs­
mechanische Reize wie Vibration ein
fähigkeit seiner Lunge wieder?
Atemreiz gesetzt und so bereits zu diesem
In vollem Maße nicht. Wenn die Betrof-
Zeitpunkt die Atmung unterstützt wer-
fenen aber ihre Atemhilfsmuskulatur nut-
den. Ist der Patient wieder ansprechbar,
zen und das Zwerchfell optimal arbeitet,
arbeitet man gemeinsam weiter. Dabei
verbessert sich ihr Zustand. Eine Leis-
werden unter anderem auch Techniken
tungssteigerung ist realistisch. Wichtig ist
des Abhustens trainiert.
vor allem, dass die Patienten ihre Lunge
regelmäßig – und das heißt täglich – trai-
Wie ist der zeitliche Verlauf der
nieren. Dabei sind die Übungen nicht auf
Atemtherapie?
die Zeit nach der Operation beschränkt,
Als Faustregel gilt: In der ersten postope-
sondern sollten fester Bestandteil ihres
Wichtig:
rativen Phase, die in der Regel im inten-
Alltags werden. Nur dann ist eine lang-
tägliches Training
sivmedizinischen Bereich stattfindet, ist
fristige und nachhaltige Verbesserung der
es optimal, wenn die Therapie zwei- bis
Atemfunktion möglich.
dreimal täglich durchgeführt wird. Im Bereich der Normalstation sollte die Atem-
Wird die Atemtherapie ausschließlich
therapie mindestens einmal täglich auf
in Zusammenhang mit einer
dem Programm stehen, sodass der Patient
Opera­tion eingesetzt?
bei seiner Entlassung in der Lage ist, wei-
Nein, die Atemtherapie ist generell für
ter selbstständig zu üben. Wir empfehlen
Patienten mit Lungenkrebs sehr wichtig
dann für zu Hause drei Mal täglich 20
und hat viele positive Effekte. Sie beugt
Minuten Training.
Lungenentzündungen vor und dient zugleich der Entspannung im Rahmen einer
An wen können sich Betroffene wen­
Schmerztherapie. Fließt der Atem wie-
den, um nach einem Eingriff Unter­
der harmonischer, hilft dies auch Patien-
stützung zu erhalten?
ten, die unter chronischen Beschwerden
Grundsätzlich verschreiben Internisten
leiden.
oder Pneumologen eine Atemtherapie,
der Hausarzt aber auch. Wenn es darüber hinaus speziellere Fragen zu klären
gilt, sind Patienten bei einem Facharzt für
Physikalische und Rehabilitative Medizin
Leben mit der Erkrankung
45
Die Lunge trainieren
Übungen zur Stärkung der Atmung
Etwa zwölf- bis 15-mal atmet ein Erwachsener pro Minute ein und aus, damit der Körper mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Nach einer Lungenkrebserkrankung verfügen viele Patienten jedoch nicht mehr über ihre volle Atemkapazität. Sei es infolge einer
Operation, bei der Teile der Lunge entfernt werden mussten, oder durch eine Strahlentherapie, die das Lungengewebe vernarbt hat: Die Lunge funktioniert nur noch eingeschränkt. Aufgrund der mangelnden Sauerstoffversorgung fühlen sich die Betroffenen
schnell müde und schnappen auch bei geringen körperlichen Anstrengungen wie beispielsweise Treppensteigen nach Luft. Abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild können
Patienten mit verschiedenen Techniken der Atemtherapie ihre Lunge trainieren. Üben
Die Atembewegung wahrnehmen
Die Wirbelsäule aufrichten
Mithilfe dieser Übung lenken Sie Ihren Atem gezielt in die
• Setzen Sie sich auf einen Hocker oder Stuhl. Die Arme
unteren Lungenabschnitte.
• Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl.
• Legen Sie Ihre Hände auf die unteren Rippenbögen und
erspüren Sie die Bewegungen, die Ihr Atem auslöst.
• Entspannen Sie nun Ihre Schultern und atmen Sie während der Einatmung bewusst gegen die Hände.
• Atmen Sie in dieser aufrechten Position mehrmals in
Ihre Rippenbögen.
sind nach innen gedreht und hängen locker neben Ihrem Körper.
• Neigen Sie sich nach vorn, sodass Ihr Rücken ganz
rund wird. Verharren Sie für zwei bis drei Atemzüge in
dieser Position.
• Dann drehen Sie Ihre Arme nach außen, richten sich
auf und ziehen die Schultern bewusst nach unten.
• Bei den nächsten zwei bis drei Atemzügen streben Ihre
Arme in Richtung der Füße.
• Atmen Sie in Ruhe weiter und führen Sie die Übungen
mehrfach in beide Richtungen aus.
46
Leben mit der Erkrankung
sie regelmäßig, lässt die Atemnot bei Belastungen dann deutlich nach: Die Lunge wird
besser durchlüftet, die Beweglichkeit der Brustmuskulatur gestärkt, alltägliche Bewegungsabläufe wie Gehen, Bücken oder Treppensteigen fallen deutlich leichter. Durch die
Atemtechniken erhöhen die Betroffenen den Sauerstoffgehalt ihres Blutes und erreichen
einen ruhigen, gleichmäßigen Atem. Auf Dauer verbessert die Atemtherapie aber nicht
nur das körperliche, sondern auch das emotionale Wohlbefinden.
Deshalb sollten Sie Ihre Lunge regelmäßig trainieren: Schon wenige Minuten täglich genügen, um eine Leistungssteigerung zu verspüren. Im Folgenden stellen wir Ihnen exemplarisch drei Übungen vor, die sich an Patienten richten, denen ein Teil der Lunge
entfernt wurde.
Positionen, die das Atmen erleichtern
• Bestimmte Körperhaltungen können Ihnen Entlastung verschaffen, wenn Sie in Belastungssituationen unter Atemnot leiden. Besonders wichtig ist es, dass Sie Ihre Arme und
Schultern gut abstützen: Dann ist es Ihrer Atemhilfsmuskulatur besser möglich, die erschwerte Atmung zu unterstützen.
• Je nachdem, wie es Ihnen lieber ist, können Sie in sitzender oder stehender Position versuchen, wieder in einen ruhigeren Atemrhythmus zu finden.
• Dabei liegen Ihre Arme auf den Knien oder einem Stuhl auf, die Knie sind gebeugt, der
Rücken ist gerundet und Ihr Kopf hängt leicht nach unten.
Leben mit der Erkrankung
47
Was kommt nach der Therapie?
Nachsorge und Rehabilitation
Welche Untersu-
Während der Krebstherapie erleben Sie eine körperlich und seelisch sehr belastende Zeit.
chungen werden
Leider halten die Strapazen auch nach Abschluss der medizinischen Behandlung weiter-
durchgeführt?
hin an. Der Körper ist geschwächt, die große Belastung noch spürbar und für die Verarbeitung der Krebserkrankung blieb bislang wenig Zeit. Gerade deshalb ist es wichtig,
dass Sie nach Beendigung der Therapie professionelle Betreuung in Anspruch nehmen.
Innerhalb der ersten fünf Jahre finden die Nachsorgeuntersuchungen sehr engmaschig
statt. Art und Umfang orientieren sich dabei an der individuellen Situation des Betroffenen und dem Krankheitsverlauf. Vor allem das Stadium zum Zeitpunkt der Diagnose
und die Behandlung des Tumors sind hier entscheidend. So findet die erste Kontrolluntersuchung in der Regel sechs Wochen nach Therapieende statt. Die zweite Kontrolle erfolgt sechs Wochen später. Innerhalb der ersten beiden Jahre werden die Untersu-
Die Nachsorge dient
chungen dann im Abstand von drei Monaten wiederholt. Ab dem dritten Jahr finden
als Kontroll- und
sie alle sechs Monate statt. Zu den regelmäßigen Untersuchungen gehört – neben dem
Frühwarnsystem.
ausführlichen Gespräch über das aktuelle Befinden oder mögliche Beschwerden – auch
die körperliche Untersuchung. Eine Röntgenaufnahme oder Computertomografie der
Lunge kann ebenso wie die Bestimmung von Tumormarkern im Blut Bestandteil der
Untersuchung sein.
48
Leben mit der Erkrankung
Die Nachsorgeuntersuchungen sind wichtig, damit Ihr Arzt Begleit- und Folgeerkrankungen erkennen und entsprechend behandeln kann. Nur so ist er in der Lage, ein Wiederauftreten des Tumors (Rezidiv), einen Zweittumor oder Metastasen rechtzeitig festzustellen
sowie tumor- und therapiebedingte Folgewirkungen frühzeitig wahrzunehmen und zu
lindern. Die Untersuchungen führt in der Regel ein niedergelassener Facharzt durch. Er
sollte sich zugleich regelmäßig mit Ihrem Hausarzt und den Fachärzten, die Sie behandelt
haben, absprechen. Bedeutsam ist auch, dass Sie beim Auftreten von Beschwerden sofort
ärztliche Hilfe suchen, unabhängig davon, ob ein Kontrolltermin fällig ist oder nicht.
Um nach der langen Therapie wieder Kraft zu gewinnen und neue Lebensenergie zu
schöpfen, sollten Patienten Angebote zur Rehabilitation nutzen. Das können Kuren in
spezialisierten Rehakliniken sein oder auch ambulante Maßnahmen wie Krankengymnastik, Massagen, Entspannungsübungen, Einzel- und Gruppengespräche sowie eine
Kernziele der
umfassende Ernährungsberatung. Ziel der Rehabilitation ist es, die akuten Auswirkun-
Rehabilitation:
gen der Behandlung zu mildern, die körperliche Leistungsfähigkeit so weit wie möglich
seelisch und körper-
wiederherzustellen und Langzeitfolgen vorzubeugen. Zusätzlich erhalten die Patienten
lich wieder zu Kräften
individuelle Hilfestellungen, um die Krankheit auch seelisch zu bewältigen. Sehr emp-
kommen
fehlenswert ist die Anschlussheilbehandlung. Sie findet unmittelbar nach der Krebsbehandlung in einer speziellen Rehabilitationsklinik statt und dauert etwa vier Wochen.
Darüber hinaus können Patienten im Rahmen einer Rehabilitation auch zu einem späteren Zeitpunkt Kuren wahrnehmen, man spricht dann von Nach- bzw. Festigungskuren.
Sie sollen das Allgemeinbefinden der Betroffenen verbessern sowie Psyche und Körper
stärken. Bei diesen Kuren müssen Sie allerdings damit rechnen, einen Teil der Kosten
selbst zu tragen. Da die Folgen einer Krebsoperation von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind, ist es ratsam, in einem Gespräch mit Ihrem Arzt zunächst die Ziele der
Rehabilitation festzulegen, um sich dann für ein geeignetes Angebot zu entscheiden.
Wie beantrage ich eine Rehabilitation und wer bezahlt die Maßnahmen?
In der Regel haben Patienten im Anschluss an die Krebsbehandlung Anspruch auf Leistungen
im Rahmen der Rehabilitation. Als Betroffener können Sie die Rehabilitation bei Ihrer Krankenkasse, der Rentenversicherung oder beim Sozialamt beantragen. Die Reha-Maßnahmen
erfolgen stationär, teilstationär oder ambulant und werden grundsätzlich für drei Wochen genehmigt. Gesetzlich versicherte Patienten können sich auch von den zentralen Reha-Servicestellen über mögliche Rehabilitationsmaßnahmen beraten lassen. Ihre Krankenkasse gibt
Ihnen Auskunft. Außerdem finden Sie im Internet ein Verzeichnis der bisher im gesamten
Bundesgebiet eröffneten Reha-Servicestellen unter: www.reha-servicestellen.de
Leben mit der Erkrankung
49
Zeit zum Leben
Umgang mit Trauer und Angst
Wenn Menschen wissen, dass sie sterben werden, geraten sie in eine extreme Lebenssituation. Sie sind zutiefst verunsichert und beschäftigen sich mit Fragen wie: Wie viel
Zeit bleibt mir? Werde ich Schmerzen haben? Mit was möchte ich abschließen? Was geschieht nach dem Tod? Und obgleich Medizin und Forschung immer wieder Fortschritte erzielen, müssen viele Krebspatienten erfahren, dass sie trotzdem unheilbar krank
sind und nicht mehr lange leben werden. In dieser Situation bekommt Zeit eine ganz
neue Bedeutung.
Wie können Patienten und Angehörige dem Thema Tod begegnen?
Empfehlen Sie eine offene Auseinandersetzung mit den Themen Sterben und Tod oder
behindert dies die Krankheitsbewältigung?
Verdrängung ist eine reife Persönlichkeitsleistung. Das ist etwas durchaus Positives – oder umgekehrt:
Es ist nicht unbedingt negativ. Aber Patienten und Angehörige schonen sich oft gegenseitig. Meistens
Dr. med. Andrea
Petermann-Meyer,
Psycho-Onkologin
denkt der Betroffene selbst über Sterben und Tod nach, die Angehörigen tun es auch. Aus dem Gefühl
einer gegenseitigen Schonung spricht man aber nicht darüber. Das führt zu einer merkwürdigen Aussparung der Kommunikation, die oft nicht hilfreich ist und manchmal sogar die Beziehung zwischen
beiden stört. Es wird einfach deutlich: Zwischen uns gibt es etwas, worüber wir nicht sprechen. Ich
möchte Betroffene und Angehörige dazu ermutigen, diesen Schritt zu wagen. In drei Viertel der Fälle
sagen beide Seiten später, dass es richtig war. Manchmal gibt es aber auch die Konstellation, dass
einer der beiden nicht darüber sprechen möchte oder es schon versucht hat und jetzt sagt: „Es tut mir
nicht gut, ich möchte das nicht mehr.“ Das ist dann auch in Ordnung. Allerdings plädiere ich dafür,
insgesamt einen offeneren Umgang mit den Themen Tod und Sterben einzuüben, gerade auch seitens
Nichtbetroffener. Das würde für Menschen, die sich dem Tode nahe fühlen, weniger Einsamkeit bedeuten und für alle anderen eine intensivere Hinwendung zum Leben.
Gibt es geeignete Einstiege, um über Sterben und Tod zu sprechen?
Ja. Wenn der Betroffene zum Beispiel sagt: „Ich denke oft darüber nach, wie es wohl weitergehen
mag“, dann kommt häufig von der anderen Seite: „Wir schaffen das.“ Da sollte man dann einmal den
Mut haben, zu sagen: „Ja, ich hoffe, wir schaffen das. Aber ich mache mir auch manchmal Gedanken,
was passiert, wenn es nicht so ist.“ Wichtig ist es, an dieser Stelle noch ein zweites Angebot zu machen
und Redebereitschaft zu signalisieren. Was wäre, wenn die Gesundheit nicht zurückkommt? Wenn
nicht Heilung am Ende steht, sondern wiederkehrende Krankheit oder auch der Tod?
50
Leben mit der Erkrankung
Die Gefühle, die zunächst vorherrschen, sind Angst, Wut, Ohnmacht und Trauer.
Diese Gefühle auch zuzulassen und anzunehmen gibt den Betroffenen die Möglichkeit,
sich mit dem Leben zu befassen, das sie zurücklassen werden, und mit der Zeit, die ihnen
noch bleibt.
So kann diese letzte Phase des Lebens auch ein Lebensrückblick sein, der von großer
Nehmen Sie sich bei
Ehrlichkeit und Intensität geprägt ist. Eine Zeit, in der Sie möglichst viele Dinge klären
Ihren Gedanken und
können, die für Sie wichtig sind. Unabhängig davon, ob es sich um eine Reise handelt, die
Gefühlen nicht zurück.
Sie unbedingt noch unternehmen wollen, oder ob Sie offene Konflikte klären möchten.
Wichtig ist, dass Sie versuchen, mit sich selbst und den Menschen, die Ihnen nahe-
Sollte man bis zuletzt hoffen oder sich frühzeitig mit dem Tod beschäftigen?
Wenn ich Ihnen jetzt sage, haben Sie doch bitte Hoffnung, dass morgen die Sonne scheint, dann haben Sie nicht einen Deut mehr davon. Dann denken Sie als Erstes an Regen. So ist es bei einer Krebserkrankung auch. Angst und Hoffnung sind immer dabei, bei den Erkrankten und den Angehörigen.
Wenn ich auf die Seite der Hoffnung gehe und versuche, ihnen Mut zu machen, werden sie automatisch auf die Seite der Angst gehen. Wenn Betroffene und Angehörige gemeinsam auf die Seite der
Angst gehen, auf die Seite von Trauer und Kummer, dann entsteht die Hoffnung von selbst. Spreche
ich mit den Patienten über ihre Angst und den Tod, kehren sie nach fünf bis zehn Minuten automatisch
auf die Seite der Hoffnung zurück. Je mehr wir über Tod und Sterben reden, umso mehr Mut fassen
sie. Wenn ich dagegen nur die Hoffnung thematisiere, lasse ich den Patienten mit seiner Angst allein.
Hoffnung verändert das Gesicht schwer kranker Menschen. Zunächst ist es die Hoffnung auf Heilung,
dann auf ein zwar von Krankheit begleitetes, aber doch möglichst langes Leben. Dann folgt die Hoffnung, möglichst schmerzfrei, symptomfrei zu sein, und als Letztes bleibt die Hoffnung auf ein gutes
Sterben in Geborgenheit. Auf diese Weise gelingt es vielen Menschen, sich Hoffnung zu bewahren.
Wie gestaltet man die verbleibende Zeit am besten?
In Gesprächen mit Paaren und Familien nähere ich mich dem Tod im Konjunktiv und frage: „Wenn Sie
nur noch drei Wochen Zeit hätten, was wäre Ihnen dann wichtig?“ Die Antworten der Familien sind
sehr unterschiedlich. Da gibt es Menschen, die suchen ein Abschiedsritual. Ich habe eine Familie
begleitet, die in den Baum im Garten ein Herz und alle Namen hineingeritzt hat. Bei einer anderen
Familie haben alle noch einmal ihre Fußabdrücke auf ein Plakat gesetzt. Und ich kenne zwei Familien,
in denen die beiden betroffenen Frauen gesagt haben, dass sie bis zu ihrem Tod nicht über den Tod
sprechen wollen – und dann wurde auch nicht darüber gesprochen.
Leben mit der Erkrankung
51
stehen, ins Reine zu kommen. Nehmen Sie sich dabei in Ihren Gedanken und Gefühlen
nicht zurück, teilen Sie sich Ihrer Familie und Ihren Freunden mit. Auf diese Weise räumen Sie Missverständnisse aus und vermeiden falsche Rücksichtnahme – nur so kann
Nähe entstehen.
Teilen Sie Ihren
Den eigenen Tod zu akzeptieren und ihm ruhig entgegenzusehen, ist wohl die schwerste
Angehörigen mit, was
Aufgabe im Leben eines Menschen. Darum findet jeder seine eigenen Antworten auf
Sie möchten und
die letzten Fragen. Die Vorstellung davon, wie man sterben möchte, hängt stark mit den
was nicht.
eigenen Werten, der Weltanschauung und mit dem eigenen Glauben zusammen. Aus
diesem Grund ist es wichtig, dass Sie auch die Frage, wie Sie sterben möchten, mit vertrauten Menschen besprechen. Scheuen Sie nicht davor zurück, Ihren Angehörigen und
Freunden ehrlich zu sagen, was Sie sich wünschen und was Sie auf keinen Fall möchten.
Sie helfen so nicht nur sich selbst, sondern auch den Menschen, die Ihnen nahestehen.
Familie und Freunde können das Ausmaß und die Eindringlichkeit, in der sich Krebspatienten mit dem eigenen Tod auseinandersetzen, nur selten teilen. Angehörige versuchen
in dieser Situation häufig alles Erdenkliche, um Gedanken oder Gespräche über den Tod
vom geliebten Menschen fernzuhalten. Wenn Sie jedoch den Tod verdrängen und den
Gesprächen über dieses Thema aus dem Weg gehen, vernachlässigen Sie die Bedürfnisse des Betroffenen. Denn oft ist es die Sorge, anderen Menschen zur Last zu fallen, die
Krebspatienten davon abhält, über ihre Wünsche und Vorstellungen im Hinblick auf den
eigenen Tod zu sprechen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie für diese wesentlichen Fragen
zu einem geeigneten, vielleicht auch schon frühen Zeitpunkt erreichbar sind. So können
Sie miteinander lernen, den Abschied zu leben, und auf diese Weise auch die Angst vor
dem Sterben verringern.
In dieser Situation sind Gefühle wie Ohnmacht, Zorn, Trauer und Angst ganz normal.
Nichts schadet
Sie dürfen diese Empfindungen auch dem Betroffenen gegenüber zeigen. Nichts scha-
mehr als falsche
det mehr, als aus falscher Rücksichtnahme Gefühle voreinander zu verbergen. Denn
Rücksichtnahme.
nur ehrliche Gespräche und die gemeinsame Trauer lassen die letzte Lebensphase des
Kranken zu einem verbindenden Erlebnis werden, das Ihnen helfen wird, den Tod des
geliebten Menschen zu verarbeiten.
52
Leben mit der Erkrankung
Anhang
Diagnose: Lungenkrebs
53
Hilfreiche Adressen
Allgemein
Der zweite Atem
Internet-Krebs-Kompass der Volker Karl
Postfach 511170
Oehlrich-Gesellschaft e. V.
50947 Köln
Eisenacher Straße 8
Telefon: 0221 / 27 23 59 30
64560 Riedstadt
E-Mail: [email protected]
Telefon/Fax: 0721 / 151 - 45 47 78
www.der-zweite-atem.de
www.krebs-kompass.de
Deutsche Krebshilfe e. V.
Deutsche Tumorzentren im Internet
Buschstraße 32
www.tumorzentrum-freiburg.de/
53113 Bonn
krebs-webweiser.html
Telefon: 0228 / 7 29 90 - 0
Fax: 0228 / 7 29 90 - 11
Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer
E-Mail: [email protected]
Universitätsklinikum Freiburg
www.krebshilfe.de
Krebshotline: 0761 / 270 60 60
(Mo-Fr von 9-16 Uhr)
Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Telefon Psychologischer Dienst:
Tiergarten Tower – Straße des 17. Juni 106-108
0761 / 270 - 73 90 oder - 72 84
10623 Berlin
Ansprechpartnerinnen:
Telefon: 030 / 32 29 329 - 0
Dipl.-Psych. Elke Reinert, Dipl.-Psych. Heike Butzke,
Fax: 030 / 32 29 329 - 66
Dipl.-Psych. Claudia Liebelt
E-Mail: [email protected]
www.tumorzentrum-freiburg.de
www.krebsgesellschaft.de
Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie
Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen
(PSO) in der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.
Krebsforschungszentrum Heidelberg
Sprecher: Prof. Dr. phil. Joachim Weis
Im Neuenheimer Feld 280
Klinik für Tumorbiologie
69120 Heidelberg
Breisacher Straße 117
Krebstelefon: 0800 / 420 30 40
79106 Freiburg
(täglich von 8-20 Uhr)
Telefon: 0761 / 206 - 22 20 oder - 22 18
Rauchertelefon Krebspatienten: 06221 / 42 42 24
Fax: 0761 / 206 - 22 58
(Mo-Fr von 14-17 Uhr; bietet auch eine Liste mit
E-Mail: [email protected]
psychosozialen Beratungsstellen)
www.pso-ag.de
E-Mail: [email protected]
www.krebsinformation.de
54
Hilfreiche Adressen
Selbsthilfe
Sport
Selbsthilfe Lungenkrebs
Deutscher Olympischer Sportbund
Charité-Universitätsmedizin Berlin
Adressen der jeweiligen Landessportbünde mit
Campus Virchow-Klinikum
weiterführenden Informationen zum Thema Sport
Augustenburger Platz 1
nach Krebs sowie Anlaufstellen
13353 Berlin
Otto-Fleck-Schneise 12
Ansprechpartnerin (bundesweit): Barbara Baysal
60528 Frankfurt am Main
Telefon: 030 / 66 62 00 69
Telefon: 069 / 67 000
E-Mail: [email protected]
Fax: 069 / 67 49 06
oder Heidi Jäger
E-Mail: [email protected]
Telefon: 030 / 72 32 49 05 (ab 18 Uhr)
www.dosb.de
E-Mail: [email protected]
www.selbsthilfe-lungenkrebs.de
Finanzielle Hilfen
Online-Forum der Selbsthilfe Lungenkrebs
www.selbsthilfe-lungenkrebs.net/apboard/portal.php
Härtefonds der Deutschen Krebshilfe e. V.
Buschstraße 32
INKA – Informationsnetz für Krebspatienten
53113 Bonn
und Angehörige
Telefon: 0228 / 72 990 - 94
Reuchlinstraße 10-11
E-Mail: [email protected]
10553 Berlin
www.krebshilfe.de
Telefon: 030 / 32 51 36 30
E-Mail: [email protected]
Hans Rosenthal-Stiftung
www.inkanet.de
Schnelle Hilfe in akuter Not e. V.
Postfach 450404
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur
12174 Berlin
Anregung und Unterstützung
Telefon: 030 / 77 24 355
von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Fax: 030 / 77 24 451
Datenbank von Selbsthilfegruppen in
E-Mail: [email protected]
ganz Deutschland
www.hans-rosenthal-stiftung.de
Wilmersdorfer Straße 39
10627 Berlin
Marianne Strauß Stiftung
Telefon: 030 / 31 01 89 - 60
Oettingenstraße 22
Fax: 030 / 31 01 89 - 70
80538 München
E-Mail: [email protected]
Telefon: 089 / 29 49 67
www.nakos.de
E-Mail: [email protected]
www.msshilft.de
Hilfreiche Adressen
55
Hilfreiche Adressen
Soziale Fragen
Schmerzen
Deutsche Rentenversicherung Bund
Bundesverband Deutsche Schmerzhilfe e. V.
vormals Bundesversicherungsanstalt für
Sietwende 20
Angestellte (BfA)
21720 Grünendeich
Informationen zu Rente, Rentenrecht und
Telefon: 04142 / 81 04 - 34
Rehabilitation
Fax: 04142 / 81 04 - 35
10704 Berlin
E-Mail: [email protected]
Servicetelefon: 0800 / 10 00 480 70
www.schmerzhilfe.org
Fax: 030 / 865 - 27 240
E-Mail: [email protected]
FORUM SCHMERZ
www.drv-bund.de
im Deutschen Grünen Kreuz e. V.
Schuhmarkt 4
Theodor Springmann Stiftung
35037 Marburg
Datenbank mit Informationen und Links zu
Telefon: 06421 / 29 30
sozialrechtlichen und sozialen Fragen sowie
Fax: 06421 / 293 - 724
Patiententelefon
E-Mail: [email protected]
Reuchlinstraße 10-11
www.schmerzliga.de
10553 Berlin
Telefon: 030 / 44 02 40 - 79
Deutsche Schmerzliga e. V.
Fax: 030 / 44 02 40 - 99
Adenauerallee 18
E-Mail: [email protected]
61440 Oberursel
www.patiententelefon.de
Telefon: 0700 / 375 375 - 375
Fax: 0700 / 375 375 - 38
(Mo-Fr von 9-12 Uhr)
E-Mail: [email protected]
www.schmerzliga.de
Deutsche Gesellschaft zum Studium
des Schmerzes e. V. (DGSS)
Obere Rheingasse 3
56154 Boppard
Telefon: 06742 / 80 01 - 21
Fax: 06742 / 80 01 - 22
E-Mail: [email protected]
www.dgss.org
56
Hilfreiche Adressen
Hospiz
Palliativmedizin
Deutsche Hospiz Stiftung
Deutsche Gesellschaft für
Europaplatz 7
Palliativmedizin e. V.
44269 Dortmund
Aachener Straße 5
Telefon: 0231 / 73 80 73 - 0
10713 Berlin
Fax: 0231 / 73 80 73 - 1
Telefon: 030 / 81 82 68 85
www.hospize.de
Fax: 030 / 81 82 67 76
E-Mail: [email protected]
Deutscher Hospiz- und PalliativVerband
www.dgpalliativmedizin.de
Aachener Straße 5
10713 Berlin
Telefon: 030 / 82 00 758 - 0
Fax: 030 / 82 00 758 - 13
E-Mail: [email protected]
www.hospiz.net
Hilfreiche Adressen
57
Glossar
A
Adenokarzinom
Anti-Angiogenese
bösartiger Tumor, der im Drüsengewebe wie zum
verhindert die Neubildung von Blutgefäßen
Beispiel den Bronchien entsteht
Antiemetika
adjuvante Therapie
Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen
Behandlung, die eine zuvor durchgeführte Operation unterstützt – in der Regel ohne Therapie-Pause.
Atemtherapie
Beispielsweise verordnen Ärzte nach der operativen
Behandlungsmethode, die den Lungenkrebspatienten
Entfernung des Tumors eine adjuvante Chemo- oder
hilft, die Leistungsfähigkeit ihrer Lunge zu steigern
Strahlentherapie, um eventuell verbliebene Tumorzellen zu vernichten.
B
Alveolen
Lungenbläschen
benigne
gutartig
analgetische Therapie
medikamentöse Behandlung, die darauf abzielt, die
bildgebendes Verfahren
Schmerzen des Patienten zu lindern
Methode, um ein Abbild des Körperinneren zu erstellen, z. B. Röntgen oder Computertomografie (CT)
Anamnese
Gespräch über die gesundheitliche Vorgeschichte des
Biopsie
Patienten und den bisherigen Verlauf seiner aktuellen
Entnahme von Gewebe
Erkrankung
Bronchialkarzinom
Angiogenese
Lungenkrebs
Wachstum von Blutgefäßen
Bronchien
Angiogenese-Hemmer
Ähnlich der Struktur eines Baumes fächert sich die
Antikörper, der verhindert, dass die vom Tumor
Luftröhre in einen rechten und in einen linken Ast
ausgesendeten Wachstumsfaktoren an die Rezeptoren
auf. Von dort aus spalten sich die Bronchien ab – eine
der Blutgefäße andocken können
Vielzahl kleinerer Äste, die sich in die Lungenflügel
verzweigen. Die Bronchien sind dafür zuständig, die
Anschlussheilbehandlung
Atemluft zu den Alveolen zu transportieren.
Sie findet unmittelbar nach der Krebstherapie in
einer speziellen Rehabilitationsklinik statt und richtet
Bronchiolen
sich vor allem an Betroffene, die ins Berufsleben
winzige Verzweigungen der Bronchien
zurückkehren möchten.
58
Glossar
E, H, I
Bronchoskopie
Epistaxis
Spiegelung der Atemwege. Mit diesem Verfahren
Nasenbluten
untersuchen die Ärzte die Luftröhre und die Bronchien, um eventuelle Krankheiten festzustellen. Bei der
Hypertonie
Diagnose von Lungenkrebs ist die Bronchoskopie in
Bluthochdruck
Verbindung mit der Biopsie (Gewebeprobe) eine der
wichtigsten Untersuchungsmethoden.
Infusion
Verabreichung einer Flüssigkeitsmenge in den Körper; in der Regel intravenös, das heißt über eine Vene
C
Chemotherapie
K
medikamentöse Behandlungsmethode, die die Vermehrung von Krebszellen hemmen soll. Sie wirkt im
Karzinom
gesamten Körper (systemisch) und wird dem Patien-
bösartiger Tumor
ten per Infusion oder Tablette verabreicht.
Kernspintomografie (MRT)
Computertomografie (CT)
bildgebendes Verfahren, mittels starker Magnetfelder
Röntgenuntersuchung, die Querschnittsbilder des
dreidimensionale Abbildungen des Körperinneren zu
Körperinneren liefert
erstellen
kleinzelliges Bronchialkarzinom
D
Im Unterschied zum nicht-kleinzelligen Lungenkrebs
wächst ein kleinzelliges Bronchialkarzinom sehr
Diagnose
schnell und streut schon früh Metastasen in andere
Feststellung einer Krankheit und ggf. ihrer Ursache
Organe. Eine vollständige operative Entfernung ist
nur bei kleinen, örtlich begrenzten Tumoren möglich.
Diagnostik
Untersuchungen, die zu einer Diagnose führen
kombinierte Therapie/Kombinationstherapie
bezeichnet die Verknüpfung verschiedener Therapie-
Diarrhö
arten. Oft werden beispielsweise eine Chemo- und
Durchfall
Strahlentherapie oder eine Chemo- und zielgerichtete
Therapie miteinander kombiniert.
kurative Therapie
Behandlung mit dem Ziel, den Patienten zu heilen
Glossar
59
Glossar
L, M
N, O, P
Lymphknoten
nicht-kleinzelliger Lungenkrebs
Aufgabe des Lymphsystems ist die körpereigene
Nicht-kleinzelliger Lungenkrebs wächst meist be-
Abwehr. Wie das Blutgefäßsystem durchziehen die
grenzt und bildet erst im fortgeschrittenen Krank-
Lymphbahnen den ganzen Körper. Die Lymphknoten
heitsstadium Metastasen. Von dieser Lungenkrebsart
sind dafür zuständig, Erreger und Fremdstoffe zu
sind weitaus mehr Menschen betroffen als vom
vernichten. In ihnen können auch Tumore entstehen.
kleinzelligen Lungenkrebs.
maligne
Opioide
bösartig
sehr starke Schmerzmittel, z. B. Morphin
Mediastinoskopie (MSK)
palliative Therapie
Bei einer Mediastinoskopie wird der zwischen beiden
Unter einer palliativen Therapie versteht man jede
Lungenflügeln gelegene Mittelfellraum (Mediasti-
Behandlung – von der Operation über Chemo- oder
num) untersucht.
Strahlentherapie bis hin zur Schmerztherapie –, die
die Beschwerden des Betroffenen lindern soll. Dieser
Mediastinum (Mittelfellraum)
Therapieansatz verfolgt nicht das Ziel, Patienten zu
Raum zwischen Brustbein und Brustwirbelsäule. Das
heilen, sondern die verbleibende Lebenszeit so ange-
Mediastinum wird seitlich von den beiden Lungen-
nehm wie möglich zu gestalten.
flügeln eingerahmt.
Plattenepithelkarzinom
Metastase
Karzinom, das von den oberen Zellen der Bronchien,
Tochtergeschwulst, die dadurch entsteht, dass sich
den Schleimhautzellen, ausgeht
Krebszellen vom ursprünglichen Tumor lösen und
über die Blut- und Lymphbahnen verbreiten
Positronen-Emissions-Tomografie (PET)
Tumore haben einen sehr hohen Energiebedarf und
Molekül
nehmen beispielsweise Traubenzucker schneller auf
zwei oder mehr Atome, die chemisch miteinander
als andere Zellen. Diese Eigenschaft macht sich das
verbunden sind
Verfahren zunutze: Im Rahmen der PositronenEmissions-Tomografie werden radioaktiv markierte
Mutation
Zuckermoleküle (Tracer) in den Körper geschleust,
Veränderung in der Struktur des Erbgutes
die sich vor allem dort anreichern, wo der Stoffwechsel besonders aktiv ist, also am Tumorgewebe. Auf
einem PET-Bild hebt sich dieses dann auffällig vom
gesunden Gewebe ab.
60
Glossar
S
Primärtumor
Sonografie
Ursprungstumor, der in der Lage ist, in andere Orga-
Ultraschalluntersuchung
ne Metastasen abzusiedeln
Sputum
Prognose
aus den Atemwegen abgehusteter Auswurf/Schleim
Vorhersage über den möglichen Verlauf einer
Krankheit
Strahlenkater
Nebenwirkungen der Strahlentherapie
R
Strahlentherapie/Bestrahlung
Die Bestrahlung schädigt die Erbsubstanz der
Rash
Krebszellen, sodass sie absterben. Die Tumorzellen
Hautausschlag, der als Nebenwirkung während der
werden dafür von außen zielgenau mit energiereichen
Behandlung mit einem Tyrosinkinase-Hemmer
elektromagnetischen Wellen bestrahlt.
auftreten kann. Der Ausschlag ist meist ein Zeichen
dafür, dass die Therapie anschlägt.
Supportivtherapie
Maßnahmen, mit denen die Ärzte nicht direkt
Rehabilitation
die Krankheit, sondern ihre Begleiterscheinungen
Maßnahmen nach der Therapie. Sie sollen die
bekämpfen, beispielsweise die Nebenwirkungen der
Auswirkungen der Behandlung verbessern, die
Chemotherapie
körperliche Leistungsfähigkeit steigern, Langzeitfolgen vorbeugen und zudem dabei helfen, das Erlebte
Symptome
seelisch zu verabeiten.
Anzeichen einer Erkrankung
Rezeptor
systemische Therapie
Der Rezeptor sitzt wie eine Antenne am äußeren
Die Behandlung erstreckt sich auf den gesamten
Rand einer Zelle und sorgt dafür, dass Signale emp-
Körper, z. B. Chemotherapie.
fangen und in die Zelle geleitet werden.
Szintigrafie
Rezidiv
radiologische Untersuchung, in der mit speziellen,
Rückfall; Wiederauftreten eines Tumors
sehr schwach radioaktiven Substanzen überprüft
wird, ob in den Knochen Tochtergeschwülste vorhanden sind
Glossar
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Glossar
T
W, Z
TNM-Klassifikation/Staging
Wachstumsfaktoren
Die Einteilung der Tumorstadien erfolgt nach der in-
hormonähnliche, körpereigene Botenstoffe, die ein
ternationalen TNM-Klassifikation. Sie gibt Aufschluss
vermehrtes Zellwachstum bewirken
darüber, wie groß ein Tumor ist und inwieweit er sich
innerhalb eines Organs, in die Lymphknoten und in
zielgerichtete Therapie
weitere Organe ausgebreitet hat. Die exakte Bestim-
Neue Therapiekonzepte in der Onkologie wer-
mung ist wichtig für die Prognose des Krankheitsver-
den unter dem Begriff „zielgerichtete Therapien“
laufs und die Therapieplanung.
(targeted therapies) zusammengefasst. Im Gegensatz
T = Tumorgröße
zur Chemotherapie (systemische Therapie) wirken
N = Lymphknotenbefall
die zielgerichteten Therapien direkt am Tumor und
M = Metastasierung
greifen nicht den ganzen Körper an. Sie haben die Behandlungsmöglichkeiten verschiedener Krebserkran-
toxisch
kungen in den letzten Jahren entscheidend erweitert,
giftig. Wenn Medikamente – beispielsweise Zytosta-
Eingang in die klinische Praxis gefunden und sind
tika (Chemotherapie) – schwere Nebenwirkungen
heute Standard im medizinischen Alltag.
haben, spricht man von einer toxischen Wirkung.
Zyklen
Tumor
Therapien, die in regelmäßig wiederkehrenden Ab-
Gewebsgeschwulst, die durch vermehrtes Zellwachs-
ständen (Zyklen) erfolgen
tum entsteht und gut- oder bösartig sein kann
Zytostatika
Tumormarker
Medikamente, die im Rahmen einer Chemotherapie
Das Blut von Krebspatienten weist Stoffe auf, die von
eingesetzt werden, um die Vermehrung von Krebszel-
den Tumorzellen selbst produziert werden oder deren
len zu stoppen
Bildung von ihnen angeregt wird. Diese so genannten
Tumormarker lassen jedoch keine Früherkennung zu
und sind auch kein Indiz für eine bestimmte Krebserkrankung. Im Verlauf der Krankheit können die
Tumormarker aber in Einzelfällen Hinweise darauf
geben, ob eine Behandlung wie die Chemotherapie
anschlägt.
Tyrosinkinase-Hemmer
Wirkstoffe, die die Signalübertragung in das Zellinnere verhindern und so das Tumorwachstum hemmen
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Glossar
Unsere Experten
Dr. med. Ulrich Gatzemeier ist Facharzt für Lungen- und Bronchialheil-
Krankenhaus Großhansdorf
kunde mit dem Zusatz Allergologie. Seit 1985 arbeitet er als Chefarzt des
Zentrum für Pneumologie und
onkologischen Schwerpunkts am Krankenhaus Großhansdorf, Zentrum für
Thoraxchirurgie
Pneumologie und Thoraxchirurgie. Dr. Ulrich Gatzemeier leitet verschie-
Wöhrendamm 80
dene nationale und internationale Studien im Bereich der Diagnostik und
22927 Großhansdorf
Therapie des Lungenkarzinoms.
Dr. med. Sylvia Gütz, Fachärztin für Innere Medizin mit der Spezialisierung
Robert-Koch-Klinik Leipzig
Pneumologie, ist seit Anfang 2010 kommissarische Chefärztin der Leipziger
Medizinische Klinik und
Robert-Koch-Klinik. Zuvor leitete sie hier die Abteilung Pneumologische
Thoraxzentrum des Klinikums
Onkologie. Sie betreut die onkologischen Studien des Hauses und betreibt
St. Georg gGmbH
ein zytologisches Labor. Darüber hinaus ist Dr. Sylvia Gütz stellvertreten-
Nikolai-Rumjanzew-Straße 100
de Sprecherin der Sektion Onkologie der Mitteldeutschen Gesellschaft für
04207 Leipzig
Pneumologie (MDGP) und hat an der S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Lungenkarzinoms mitgewirkt.
Dr. med. Andrea Petermann-Meyer ist Fachärztin für Allgemeinmedizin
Schwerpunktpraxis für
und Psychotherapeutin mit dem Zertifikat „psychosoziale Onkologie“. Sie
Psychoonkologie
leitet die Schwerpunktpraxis für Psychoonkologie in Aachen, führt Work-
Annastr. 58-60
shops rund um die „Kommunikation mit onkologischen Patienten“ durch
52062 Aachen
und veröffentlichte bereits diverse Artikel zum Thema Psycho-Onkologie.
Dr. med. Anett Reißhauer, Fachärztin für Physikalische und Rehabilitati-
Charité-Universitätsmedizin Berlin
ve Medizin, hat die Leitung des gleichnamigen Arbeitsbereiches inklusive
Klinik für Physikalische Medizin
Frührehabilitation an der Charité-Universitätsmedizin Berlin inne. Sie
und Rehabilitation
führt die Zusatzbezeichnung Chirotherapie sowie Naturheilverfahren und
Charitéplatz 1
ist Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin
10117 Berlin
und Rehabilitation e. V. (DGPMR).
Privatdozent Dr. med. Wolfgang Schütte, Facharzt für Lungen- und Bron-
Krankenhaus Martha-Maria
chialheilkunde mit dem Zusatz Allergologie, ist Chefarzt der Klinik für
Halle-Dölau gGmbH Innere Medizin II des Krankenhauses Martha-Maria in Halle-Dölau. Dr.
Klinik für Innere Medizin II Wolfgang Schütte hat bereits an zahlreichen klinischen Studien zur Thera-
Röntgenstraße 1
pie des Bronchialkarzinoms teilgenommen und war zwei Jahre lang Präsi-
06120 Halle (Saale)
dent der Mitteldeutschen Gesellschaft für Pneumologie (MDGP).
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Unsere Experten
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