Fakultät für Sozialwissenschaft – Ruhr-Universität Bochum Bürgerbeteiligung in benachteiligten Stadtteilen Eine Analyse ausgewählter Quartiere des Landesförderungsprogramms „Soziale Stadt NRW“ Nicole Steckel Diskussionspapiere aus der Fakultät für Sozialwissenschaft – 08-1 Ruhr-Universität Bochum 2008 ISSN 0943 - 6790 DISKUSSIONSPAPIERE AUS DER FAKULTÄT FÜR SOZIALWISSENSCHAFT RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM BÜRGERBETEILIGUNG IN BENACHTEILIGTEN STADTTEILEN – EINE ANALYSE AUSGEWÄHLTER QUARTIERE DES LANDESFÖRDERUNGSPROGRAMMS „SOZIALE STADT NRW“ von Nicole Steckel Diskussionspapier Nr. 08 – 1 Januar 2008 Korrespondenzanschrift: Nicole Steckel Ruhr-Universität Bochum Fakultät für Sozialwissenschaft Lehrstuhl für Soziologie - insb. Stadt- und Regionalsoziologie Universitätsstr. 150 Gebäude GC 05/709 D-44780 Bochum Telefon 0234 - 32 -23706 / 25413 [email protected] Die Diskussionspapiere aus der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum werden von der Fakultät für Sozialwissenschaft herausgegeben. Die inhaltliche Verantwortung für die Beiträge liegt bei den Autoren und nicht bei der Fakultät. Die Papiere können bei den jeweiligen Autoren angefordert werden. Die Liste aller Papiere finden Sie auf den Internet Seiten der Fakultät unter http://www.ruhr-uni-bochum.de/sowi/ Rubrik „Forschung“ ISSN 0943 - 6790 Bürgerbeteiligung in benachteiligten Stadtteilen – Eine Analyse ausgewählter Quartiere des Landesförderungsprogramms „Soziale Stadt NRW“ Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund des Beitrags ............................................................................................................... 2 2 Soziale Stadtentwicklung durch Beteiligung der Bürger............................................................... 2 3 Bürgerbeteiligung im Programm „Soziale Stadt NRW“................................................................ 5 3.1 Gründe für die Beteiligung..................................................................................................................8 3.2 Motive von Beteiligung.......................................................................................................................9 3.3 Akteure der Beteiligung ....................................................................................................................10 3.4 Kooperative Formen und die Rolle des Bürgers ...............................................................................11 3.5 Formen und Instrumente in der kommunalen Praxis ........................................................................14 4 Probleme und Erfolgsfaktoren der Beteiligung ........................................................................... 16 4.1 Probleme der Beteiligung..................................................................................................................16 4.2 Erfolgsfaktoren der Beteiligung ........................................................................................................20 5 Ergebnisse aus vier Fallbeispielen ............................................................................................... 21 5.1 Butendorf - Fazit nach acht Jahren Programmlaufzeit......................................................................23 5.2 Hagen - Fazit nach acht Jahren Programmlaufzeit............................................................................24 5.3 Hamm-Norden - Fazit nach 11 Jahren Programmlaufzeit ................................................................26 5.4 Bergheim Süd-West - Fazit nach fünf Jahren Programmlaufzeit .....................................................28 6 Bürgerbeteiligung als Element integrativer Stadterneuerung ...................................................... 30 6.1 Input und Output- Legitimität in der integrierten Stadtteilerneuerung .............................................31 6.2 Punktuelle Beteiligung versus Kontinuität........................................................................................33 6.3 Bedeutende Einflussfaktoren auf die Beteiligung und Aktivierung..................................................34 6.4 Politische oder soziale Beteiligung ...................................................................................................35 7 Fazit........................................................................................................................... 36 „Wir wollen mehr Demokratie wagen. Wir werden darauf hinwirken, daß jeder Bürger die Möglichkeit erhält, an der Reform von Staat und Gesellschaft mitzuwirken.“ (Willy Brandt in seiner Regierungserklärung am 28.10.1969) 1 Hintergrund des Beitrags Die Relevanz dieses Themas ergibt sich aus der aktuellen wissenschaftlichen und stadtteilorientierten Diskussion über das Programm „Soziale Stadt NRW“. Nach dreizehnjähriger Laufzeit scheint es, dass es gerade bezüglich der kommunalen Möglichkeiten durch direkte Bürgerbeteiligung weiteren Untersuchungsbedarf gibt. Beteiligungsrechte werden zunehmend eingerichtet oder ausgebaut, doch eine Wirkungsanalyse der Probleme und Potenziale der Bürgerbeteiligung, speziell in benachteiligten Quartieren steckt noch in den Anfängen. Einige Stadtteile scheinen die Ausgestaltung von Beteiligungsverfahren hinauszuzögern und konzentrieren sich auf die schnelle Umsetzung von baulich-investiven Projekten, um die vernachlässigten Stadtentwicklungsmaßnahmen durch Landesmittel umsetzen zu können. Zwischenbilanzen der wissenschaftlichen Begleitforschung ergeben zunehmend, dass in dem Feld der Beteiligung von Bürgern noch Forschungsbedarf besteht, konzentrieren sich aber hauptsächlich auf eine begleitende Prozessanalyse. Ungeschöntes und kritisches Material ist selten, fast gar nicht zu finden. Wenn benachteiligte Stadtteile schrittweise wieder als selbständige Gemeinwesen agieren sollen, muss auf das Thema Beteiligung stärker eingegangen werden. Da Nordrhein-Westfalen bereits auf 13 Jahre Erfahrungen in der integrativen Stadtentwicklung zurück blickt und als einwohnerstärkstes Bundesland die meisten geförderten Quartiere in diesem Strukturprogramm hat, ergibt sich hier ein großes Potenzial an Erfahrungen mit kommunaler direkter Bürgerbeteiligung in benachteiligten Quartieren. Es bietet sich demnach an, anhand vier ausgewählter NRW-Quartiere der Frage nachzugehen, ob die Beteiligungsverfahren in benachteiligten Stadtteilen die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen? Welche Probleme sich zeigen und welche Potenziale sichtbar sind? Im Folgenden soll für alle Aktivitäten aus dem Bereich der Teilnahme der Begriff der Bürger- und Bewohnerbeteiligung verwendet werden. Im Vordergrund steht nicht die Frage nach den „besten“ Aktivierungs- oder Beteiligungsformen, sondern die funktionale Bedeutung der Bürgerbeteiligung im Rahmen des integrierten Handlungsprogramms „Soziale Stadt NRW“. Eine Unterfütterung der folgenden These soll dabei zum weiteren Diskurs anregen: die Probleme und Potenziale der Bürgerbeteiligung sind meistens in der Wahl der Instrumente begründet und sowohl auf der Input-Seite, als auch auf der Output-Seite des Systems erkennbar. 2 Soziale Stadtentwicklung durch Beteiligung der Bürger Die fortschreitende Ausdifferenzierung unserer Gesellschaft und der Abbau von Arbeitsplätzen werden in Zukunft die Kluft zwischen benachteiligten, armen und wohlhabenden Bevölkerungsgruppen weiter verstärken. Diese Entwicklungen stellen nicht nur die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik vor neue Herausforderungen, sondern werden auch die kommunale Stadtentwicklung erheblich beeinflussen. Innerstädtische Differenzierungen und Segregationswanderungen sind kein Phänomen unseres Jahrhunderts, die Konzentration von benachteiligten Bewohnergruppen in einigen Stadtquartieren gab es schon immer (vgl. von Kietzel 2003). Die Stadtentwicklung der 2 Zukunft muss durch flexible neue Maßnahmen und Konzepte auf die Auswirkungen der räumlichen Kumulation von benachteiligten Menschen reagieren. Anders als in anderen Ländern hatte sich die deutsche Demokratie für den Weg einer sozialen Stadt entschieden, einem Konzept mit dem Anspruch auf Solidarität, zivilgesellschaftlichen Handelns und sozialen Ausgleich. Diese steht nun durch die Auswirkungen des Strukturwandels, des sozialen und gesellschaftlichen Wandels sowie der finanzschwachen kommunalen Haushalte vor ihrer größten «Krise» (Hanesch 1997, Häußermann 2000a). Die anhaltenden negativen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, der Sozialpolitik, im Wohnungswesen und im Bildungssektor zwangen die Landesregierung NRW neue Wege in der Stadterneuerung und der Sozialpolitik zu gehen. Sektorale Konzepte zeigten nur sehr kurzfristige Erfolge, so dass ressort- und ebenenübergreifende Maßnahmen zu einem integrierten Handlungsprogramm für entwicklungsbedürftige Stadtteile führten. Besonders das RheinRuhr Gebiet, das Ruhrgebiet und der Bergische Kreis sind von den strukturellen Problemlagen überdurchschnittlich stark betroffen, da diese Gebiete beliebte Orte der Zuwanderung waren und heute schrumpfende Industriezweige die Arbeitslosigkeit erheblich verstärken. (vgl. Kurth 2004, Schmals/Kemper 2000) Speziell in den 1980er Jahren wurde innerhalb der Stadtentwicklung das Aufgabenfeld der Stadterneuerung und Sanierung als ein Zusammenspiel städtebaulicher, sozial- und arbeitsmarktpolitischer sowie ökologischer und kulturpolitischer Maßnahmen verstanden. Schon mit der Novelle des Bundesbaugesetzes (1979) wurde diese Neuerung festgeschrieben und mit dem Instrument einer behutsamen Stadterneuerung verbunden. Besonders bei kleinteiligen Erneuerungen in Wohngebieten und Quartieren wurde die Abstimmung des Planvorhabens mit den Bewohnern festgeschrieben (vgl. Pfotenhauer 2000: 251f), Beratungsstellen vor Ort als Strategie der „aufsuchenden Beteiligung“ eingerichtet und eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit initiiert (vgl. Bischoff 2001: 9). Verfasste Beteiligungsverfahren wurden in zunehmendem Maße durch nicht verfasste Maßnahmen ergänzt, da die Umsetzung von Stadterneuerungsprojekten und Sanierungen häufig durch Klagen von Bewohnern verhindert oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden mussten. «Mit den Bewohnern und für die Bewohner» wurde eine planungsrechtliche Zielvorgabe der Stadterneuerung der 1980er Jahre, um Projekte durch gezielte Informationen, Bürgerversammlungen und Auslegungen des Vorhabens zeitnah umzusetzen (vgl. Bischoff 2001, Selle 2006). Seit den 1990er Jahren werden unter dem Begriff der „sozialen Stadtentwicklung“ kommunale Handlungsansätze und ressortübergreifende Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Im Mittelpunkt stehen die Benachteiligungen der Menschen in den städtischen Quartieren und die Aufwertung der entwicklungsbedürftigen Stadtteile und Wohngebiete durch investive Stadterneuerungsmaßnahmen. „Die Strategie «Soziale Stadtentwicklung» versteht sich als integrierte Stadtteilentwicklung und hat – mit einigen regionalen Unterschieden – ihre Wurzeln vorwiegend in der städtebaulichen Stadterneuerung sowie der stadtteilbezogenen Sozialarbeit“ (Alisch 2003: 1). Ausgehend von den Entwicklungen und Erfahrungen der 1980er Jahre, Bewohner in die Stadterneuerung einzubeziehen, wird dies in der Strategie der sozialen Stadtentwicklung wieder aufgegriffen. So stehen im Zentrum der sozialen Stadtentwicklung die ganzheitliche Betrachtung des Quartiers, seiner Problemlagen und Bedürfnisse der Bewohner. Durch eine Vernetzung und Kooperation der administrativen Instanzen, 3 Akteure vor Ort und Bewohner sollen insbesondere entwicklungsbedürftige Quartiere stabilisiert und aufgewertet werden. Die soziale Stadtentwicklung wird dadurch zur integrativen Stadtentwicklung und verbindet durch kurz-, mittel- und langfristige Projektförderungen die städtebauliche Aufwertung der Gebiete. Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen, ressortübergreifende Problemlösungen und Projektfinanzierungen und die Verknüpfung politisch-administrativer Verantwortungsebenen. Die Mitwirkung der Bewohner ist dabei nicht nur politisch gewollt, sondern in den stadtentwicklungspolitischen Maßnahmen der Politik und ihren Förderprogrammen als elementarer Bestandteil festgeschrieben. Durch die Einbeziehung der Bürger und ihrer Kompetenzen, bezüglich der Gestaltung ihres städtischen Lebensraums, können politische Entscheidungen die Präferenzen der Bürger nicht nur besser widerspiegeln, sondern den Entscheidungs- und Planungsprozess wechselseitig befruchten (vgl. ILS NRW 2000, Bogumil 2001, MASSKS 1998, Renn 2003, Häußermann 2003). Die Erweiterung von nicht verfassten Beteiligungsangeboten wird durch neue Problemlagen in den Städten immer notwendiger. Mit Blick auf die lokale Politik darf aber auch nicht außer Acht gelassen werden, dass gerade die knappe Haushaltslage viele Kommunen zwingt, den Ersatz für staatliche Leistungen in der Förderung und Einforderung bürgerschaftlichem Engagements und des Ausbaus von Beteiligungsformen zu suchen (vgl. Bogumil 2001: 215). Der Staat zieht sich mit dem Modell des „aktivierenden Staates“ weitgehend in die Rolle des Moderators und Initiators für neue Aufgaben zurück (vgl. AFK 2000: 251). Durch eine neue Aufgaben- und Verantwortungsteilung zwischen Politik, Verwaltung und Bürgern sollen „(...) die Selbsthilfepotenziale der Gesellschaft (...) gefördert und hierfür notwendige Freiräume geschaffen werden durch die Bestimmung gemeinsamer Ziele und ein entsprechendes Zusammenwirken staatlicher, halbstaatlicher und privater Akteure zur Erreichung der Ziele, aber auch durch Abgabe von Entscheidungsgewalt und damit von Macht“ (AFK 2000: 251). Daran gekoppelt ist erstens, eine transparente Informationsstruktur, z. B. durch Medien, Zeitungen, öffentliche Auslegungen oder Versammlungen. Zweitens muss die Verwaltung ein ressort- und ebenenübergreifendes Handeln bei der Umsetzung von Maßnahmen, z. B. im Bereich Soziales, Wohnungswesen oder Städtebau verfolgen. Drittens muss dem Bürger die Möglichkeit gegeben werden sich stärker am Entscheidungsfindungsprozess und der Umsetzung zu beteiligen (vgl. AFK 2000: 252). Dieser staatliche Rückzug und die neue Verantwortungsteilung bedeuten auf allen föderalen Ebenen die Abgabe von Macht, eine weitere Dezentralisierung von Befugnissen und mehr Eigeninitiative der Bürger. Aufgabe von Fachleuten und Planern wird dabei in Zukunft immer öfter auch die Rolle des Moderators sein, welcher zwischen den beteiligten konträren Parteien vermitteln muss. (vgl. Bischoff 2001) Ein Schlüsselbegriff in der Beteiligung von Bürgern ist die Aktivierung endogener Potenziale, durch Verfahren der politischen Teilnahme. Vorhandene Potenziale im Stadtteil, wie die Erfahrungen und das Wissen der Bürger und die bereits existierenden Vereinsstrukturen, können helfen positive Synergien zu erzeugen und einen sozialen Austausch zu intensivieren, sowie Ortskenntnisse und Betroffenheiten einzubeziehen. In diesem Zuge muss die Rolle der Bürger in der Problembearbeitung klar entwickelt werden. Sind sie Auftraggeber und/oder auch Mitgestalter im Erneuerungsprozess? Hier ist es wichtig ein kompetentes Partizipationsmanagement aufzubauen. Für eine kooperative Problembearbeitung ist es demnach erforderlich, geeignete Formen der Beteiligung und 4 Kooperation für die Lösung konkreter ortsbezogener Probleme zu finden. (vgl. Bischoff 2001, Bogumil 2001) Durch den Quartiersansatz kann die soziale Stadtentwicklung somit erstmals eine bewohnergetragene kommunale Sozialpolitik mit einer raumbezogenen Stadtentwicklungspolitik in ihren Programmen und Maßnahmenpaketen1 effektiv verbinden. Diese Verknüpfung kommunaler Handlungsfelder, sozial-integrativer Gemeinwesenarbeit und Beteiligung der Bewohner ist Ziel des nordrhein-westfälischen Strukturprogramms mit dem Titel „Integriertes Handlungsprogramm der Landesregierung Nordrhein-Westfalen für Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“, welches 2003 in Anlehnung an das Bund-Länder Programm „Soziale Stadt“ zu „Soziale Stadt NRW“ umbenannt wurde. (vgl. ILS NRW 2000) 3 Bürgerbeteiligung im Programm „Soziale Stadt NRW“ Die Programmgebiete der „Sozialen Stadt NRW“ sind klar definierte Stadtteile oder speziell umrissene Fördergebiete und werden grob in zwei Gebietstypen unterteilt: z gemischt-strukturierte Wohn- und Arbeitsquartiere (innerstädtische Altbauquartiere) z monofunktionale (Groß-) Wohnsiedlungen. Sie unterscheiden sich oftmals von den politisch-administrativen Gebietsabgrenzungen einer Kommune und umfassen besonders benachteiligte (Klein-)Quartiere. Diese Gebiete unterscheiden sich aufgrund ihrer Problemdichte und Problemintensität von anderen Quartieren einer Kommune und weichen in vielen Statistiken vom Durchschnittswert ab (vgl. Häußermann 2002, 2004). In den benachteiligten Gebieten der „Sozialen Stadt NRW“ verdichten sich die Faktoren der residentiellen Segregation und lokaler Disparität benachteiligter Bevölkerungsgruppen. Die folgende Tabelle von Fries (2006) fasst die quartiersspezifischen Benachteiligungen systematisch in einem Überblick zusammen: 1 Es ist nicht die Aufgabe individuelle Lebenslagen zu verbessern, sondern die soziale und demografische Zusammensetzung der Quartiersbewohner zu stabilisieren (vgl. Alisch 2003: 2) 5 Tabelle 1: Faktoren für die Beschreibung der Gebiete der „Sozialen Stadt“ Problematische Gebietsimage räumliche Bedingungen Probleme der individuellen Lebenslage Psychische Probleme z Wohnungs- und z Verfall z Einkommensarmut z Vereinsamung z Deinvestition z Arbeitslosigkeit z Resignation und Wohnumfeldmängel z defizitäre und desolate öffentliche Räume z Soziale Konflikte z Abhängigkeit von Infrastruktureinrichtungen z z Fehlen von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen z z Hohe Umweltbelast- z ungen z starke Segregation Transfereinkommen z Rückzugstendenzen z Negative Innen- z Mangel an z Gleichgültigkeit und Außenwahr- z Mangelnde nehmung Bildungs-, Ausbildungs- und Keine politische QualifizierungsLobby maßnahmen Schwere z Niedrige Kaufkraft Erreichbarkeit z Hoher Anteil an Hohe Fluktuation Alleinerziehenden Subjektive und und Migranten objektive z Netzwerkarmut Unsicherheit z Hoffnungs- und Perspektivenlosigkei t z Unsicherheitsgefühle z Drogen- und Alkoholmissbrauch Quelle: verändert nach Fries, Sven (2006): 25 In den Programmen der Sozialen Stadt sollen die endogenen Potenziale der Quartiersbevölkerung durch Aktivierung, Beteiligung und Empowerment für den Stadtteil genutzt werden und in eine gemeinsame Projektentwicklung einfließen. In Kooperation mit den lokalen Akteuren der Wirtschaft, intermediären Organisationen, Politik und Verwaltung sowie einem Quartiersmanagement werden bewohnergetragene städtebauliche und sozialflankierende Maßnahmen entwickelt und realisiert. Ziel der Bürgerbeteiligung ist es, sowohl den Input als auch den Output durch integrierte Stadtteilentwicklungen nachhaltig zu verbessern und stabilisierende Effekte zu erzeugen. Dabei beeinflussen die Auftraggeber- und Mitgestalterrolle der Bewohner die Formen und die Intensität der Beteiligungsstrukturen. In dem Förderprogramm „Soziale Stadt NRW“ wird der Beteiligung von Bewohnern eine Schlüsselrolle zugesprochen. Aktivierung, Beteiligung und Empowerment soll nicht nur als symbolische Beteiligung und Mitsprache verstanden werden, sondern sich durch Mobilisierungs- und Motivierungshilfen zu einer Aktivierung von Selbsthilfepotenzialen, einer Mitgestaltung an Planungsprozessen, einem Aufbau von nachbarschaftlichen Netzwerken und einem Stadtteilbewusstsein entwickeln. (vgl. MASSKS 1996, 1998) Die Kommune ist der Ort an dem neue Konzeptionen und Ideen sichtbar werden und den Bürger in seiner direkten Lebenswelt betreffen. Hier besteht die Möglichkeit eines direkten Austauschs zwischen den Mandatsträgern, Experten und den Bürgern über Entscheidungen, Planungen und Umsetzungen (vgl. Häußermann 2002, Sauter 2004). Speziell durch das Prinzip der Mitverantwortlichkeit in eingeleiteten Projekten kann Verantwortungsbewusstsein für städtische Entwicklungen und Entscheidungen gelernt 6 werden. Die Gelegenheit sich als Bürger aktiv einzubringen, ernst genommen zu werden und mitentscheiden zu können, stärkt das Selbstwertgefühl, die kommunikativen Fähigkeiten und das Bewusstsein zu solidarischem Handeln. (vgl. Breuer 1997, Häußermann 2002) In einem Programmauszug des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes NRW (MASSKS) aus dem Jahr 1998 wird die Rolle des Quartiersbewohners in der sozialen Stadtteilentwicklung deutlich: „Die Erhaltung und Erneuerung benachteiligter Stadtteile soll «Selbsterneuerung von unten» sein. Die Umsetzung integrierter Handlungskonzepte ist auf die Mitwirkung derer angelegt, die in den Stadtteilen wohnen und arbeiten: Vereine, Organisationen und Institutionen, Einzelpersonen, Nachbarschaften und Firmen. Möglichst der gesamte Stadtteil soll an Ideenfindung, Konzeptentwicklung, Planung und praktischer Durchführung beteiligt sein. So werden untereinander Informationen ausgetauscht, persönliche Kontakte hergestellt und gegenseitige Hilfe vermittelt. Die Organisation von Beteiligung (...) ist verbindendes Element und Voraussetzung für die Chance, privates Engagement zu fördern und einzubinden“. (MASSKS 1998: 7f) Bezugsebenen für die Formen und Verfahren der Bürgerbeteiligung sind dabei (vgl. ILS NRW 2000: 46): z projekt- und themenspezifisch, z zielgruppenspezifisch zur Stärkung marginalisierter Gruppen, z zielgruppenübergreifend zur Schaffung nachbarschaftlicher Netze, z quartiersbezogen. Die Bezugsebenen der Beteiligung legen hierbei die gewählten Beteiligungsformen und verfahren offen, die zur Einbindung der Bürger gewählt wurden. Die sozialen Potenziale der Bewohner sollen für den Stadtteil aktiviert und genutzt werden und in eine gemeinsame Projektentwicklung einfließen. In Kooperation mit den lokalpolitischen und wirtschaftlichen Akteuren, non-profit Organisationen, Verwaltungsebenen, sowie einem eingerichteten Stadtteilmanagement sollen bewohnergetragene Projekte erarbeitet und realisiert werden. (vgl. ILS NRW 2000, DIFU 2000 & 2002) Diese Auftraggeber- und Mitgestalterrolle der Bürger kann in der praktischen Umsetzung in den verschiedenen Städten und Stadtteilen zu unterschiedlich stark ausgeprägten Formen der Beteiligung führen. Hier spielen die Ausgangssituationen und spezifischen Problemlagen der Stadtteile sowie die Bewohnerstrukturen eine bedeutende Rolle. Da die Ausgangslage für eine Aktivierung und Beteiligung von Stadtteil zu Stadtteil divergiert, haben das Stadtteilmanagement und die Lenkungsgruppe des Stadtrates und der Fachämter die Aufgabe, in Zusammenarbeit mit den aktiven Bewohnern, die Ziele des kommunalen Handlungskonzepts und des ARGEBAU-Leitfadens auszulegen und umzusetzen. Hierbei enthalten der Leitfaden zur Ausgestaltung der Gemeinschaftsinitiative „Soziale Stadt“ und das Landesprogramm „Soziale Stadt NRW“ nur Zielvorgaben, gehen aber keineswegs ins Detail, um den Städten den größtmöglichen Handlungsspielraum zu lassen: „Die Länder sollten den Nachweis dafür fordern, dass die notwendigen Vorkehrungen für eine (…) angemessene Bürgerbeteiligung getroffen werden. (...) Den Gemeinden obliegt es, eine umfassende Bürgermitwirkung sicherzustellen“ (ARGEBAU – Leitfaden). Die Umsetzung und Ausprägung der Beteiligung in die kommunalen integrierten Handlungskonzepte obliegt somit den einzelnen Kommunen. Die Folge davon hat Heide Becker 2002 in ihrer Zwischenbilanz des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ wie 7 folgt beschrieben: „Bei der Umsetzung des Programms Soziale Stadt zeigt sich, dass ein von Kommune zu Kommune teilweise sehr unterschiedliches Verständnis von Aktivierung und Beteiligung vorherrscht“ (Becker u. a., 2002: 43). Da es in den Programmgebieten der „Sozialen Stadt NRW“ zu einer Kumulation unterrepräsentierter und benachteiligter Bevölkerungsgruppen kommt, müssen quartiersbezogene Beteiligungsstrukturen gesucht und sehr niederschwellig aufgebaut werden. Zielgruppen in den entwicklungsbedürftigen Quartieren sind dabei vor allem Kinder und Jugendliche, Menschen mit Migrationshintergrund, Frauen und Mädchen und ältere Bewohner. (vgl. ILS NRW 2000: 47f, Alisch 2003) Zu beachten ist, seitens des Stadtteilmanagements und weiterer beteiligungsinitiierender Gruppen, dass die Bewohner durch multiple individuelle Problemlagen gekennzeichnet und nur schwer für Angelegenheiten außerhalb ihres Lebensraumes zu motivieren sind. Diese Erkenntnis geht einher mit einer verbreiteten Resignation gegenüber kommunalpolitisch Handelnden und bewirkt einen Rückzug aus gesellschaftlich-öffentlichen Themenfeldern (vgl. Holtkamp 2000: 60, Fritz/Thies 1997: 335), welche in der Planung der Beteiligungsmaßnahmen berücksichtigt werden müssen. Aus diesem Grund sollen neben den zielgruppenspezifischen Beteiligungsformen auch zielgruppenübergreifende Instrumente entwickelt werden, welche in kleinen überschaubaren Maßnahmenpaketen den unmittelbaren Lebensraum der Menschen betreffen. Kurzfristig erlebbare Erfolge durch aktive Bewohnerbeteiligung können helfen, engagierte Personen für weitere Projekte zu gewinnen, neue Bewohner ermutigen teilzunehmen und die Identifikation mit dem Stadtteil stärken. (vgl. MASSKS 1998) Mit Blick auf die lokale Dimension unter dem Fokus der Beteiligung in benachteiligten Stadtquartieren wird keine Unterscheidung zwischen den Begrifflichkeiten „Partizipation“, „Bürgerbeteiligung“ und „Bewohnerbeteiligung“ vorgenommen. Ebenso werden die Begriffe Akteursbeteiligung und Bewohnerbeteiligung synonym verwendet, da in den Programmgebieten mit den Akteuren auch meistens die ansässigen Bewohner gemeint sind. 3.1 Gründe für die Beteiligung Die grundlegenden Ziele von Beteiligung beinhalten erstens die Legitimationsgrundlage für politische Entscheidungen und beleuchten den demokratischen Aspekt von Partizipation seitens der Input-Seite demokratischer Verfahren. Zweitens sollte Beteiligung bezüglich des Outputs eine Effizienzsteigerung leisten und den größtmöglichen Nutzen durch einen niedrigen Aufwand erzielen (ökonomischer Aspekt) und drittens bei den Bürgern Solidarität, Eigenverantwortlichkeit und eine Identifikation mit dem Stadtteil bewirken (emanzipatorischer Aspekt). (vgl. Bischoff 2001: 18) Diese zentralen Funktionen werden in späteren Publikationen durch folgende Punkte ergänzt und differenzierter dargestellt (vgl. Schiller 2002, Weber 1997, Renn 2003, Sauter 2004): z Transparenz und Rationalität durch Informationen über das Vorgehen, die Ziele und die Kosten, z Responsivität, z Kompetenz der Bürger wird stimmberechtigt und entscheidungsbefugt einbezogen, z politische Effektivität, z politische Integration und z Bürgernähe. 8 Somit kann eine frühzeitige Einbindung und Beteiligung in der Kommune nicht nur zur Verbesserung der Input-Seite der Demokratie beitragen, sondern auch ein Mittel sein (vgl. Bogumil/Holtkamp/Schwarz 2003, Holtkamp/Bogumil/Kißler 2004): z gegen Politikverdrossenheit, z zur Förderung der aktiven Teilnahme, Dialogfähigkeit und Artikulationsfähigkeit, z zur Senkung der Barrieren zwischen Politik, Verwaltung und Bürgerschaft, z zur Förderung der Selbsthilfekräfte, z zur Förderung von Gemeinsinn und Identifikation mit der Kommune, z zur Erleichterung der Entscheidungsfindung in den zuständigen Gremien (vgl. Weber 1997: 60), z zur Stärkung des „Wir-Gefühls“ und des Zusammenhalts als Nachbarn in dem Quartier und z zur Stärkung der bürgerlichen Auftraggeber und Mitgestalterrolle im Stadtteil. Dieser Prozess der Rückkopplung durch Beteiligung der Bürger stärkt somit zusammenfassend nicht nur das repräsentative System in ihren Strukturen, sondern ist gleichzeitig ein Schritt zur Demokratisierung und zur Ausbildung der Mitverantwortung der Bürger. 3.2 Motive von Beteiligung Die Motive der Bevölkerung sich an politischen Entscheidungen beteiligen zu wollen, liegen vor allem im Beteiligungsinteresse. Auslösendes Moment ist, besonders auf kommunaler Ebene, in vielen Fällen die persönliche Betroffenheit durch Planungsmaßnahmen. Der direkte Eingriff in den Lebensraum der Bürger durch den Bau einer Straße, Gewerbepark, Wohnsiedlung oder Mülldeponie, führt schnell zu bürgerschaftlicher Gegenwehr in Form von Klagen, Protesten und Betroffenenorganisationen. Des Weiteren ist das politische Interesse einer Person von zentraler Bedeutung, sowie die Teilnahmekompetenz (Sachwissen, Erfahrungen, Kommunikationsfähigkeiten und -fertigkeiten, Artikulationsfähigkeiten) und die mitgebrachten Teilnahmeressourcen (freie Zeit, Status) (vgl. Schiller 2002). Ebenso sind moralische und soziale Anreize starke Motive sich zu beteiligen. Zu den moralischen Anreizen zählt insbesondere das Gefühl der Pflichterfüllung, welches speziell bei Wahlen in den Vordergrund tritt. Die sozialen Anreize weisen auf das politisch-interessierte Umfeld einer Person und den Freundes- und Familienkreis hin. (vgl. Lüdemann 2001) Neben diesen Motiven hat Karl-Dieter Opp zur Erklärung politischer Partizipation von Bürgern ein Rational-Choice Modell politischer Partizipation entworfen, in dem er die Relevanz der Unzufriedenheit mit politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten, Veränderungen und Gesetzen als eine weitere wichtige Komponente in den Vordergrund stellt (vgl. Opp 1992 in Lüdemann 2001: 47): „D.h. Bürger, die mit den gesellschaftlichen Verhältnissen zufrieden sind und gleichzeitig der Meinung sind, sie könnten das politische System durch ihr Handeln beeinflussen, werden ebenso wenig politisch aktiv wie Bürger, die sehr unzufrieden mit den gesellschaftlichen Verhältnissen sind, sich jedoch als einflußlos wahrnehmen. Nur solche Bürger, die mit den Verhältnissen unzufrieden sind und gleichzeitig der Auffassung sind, sie könnten das politische System durch ihr 9 Handeln beeinflussen, werden eine Motivation entwickeln, politische Aktivitäten auszuführen“ (Lüdemann 2001: 47). Diese These aus dem Rational-Choice Modell politischer Partizipation basiert hauptsächlich auf der Annahme einer Kollektivgut-Motivation, einer Motivation, politische Ziele zu erreichen, die bei der Umsetzung in Verordnungen und Gesetze alle Staatsbürger erreichen. Dabei müssen weder alle Mitglieder der Gesellschaft zustimmen noch einen Beitrag zur Erreichung eines öffentlichen Gutes geleistet haben. Beispiele dafür sind städtische Planungsvorhaben in den Bereichen Verkehr, Infrastruktur und Freizeitgestaltung. Da solche Planungsvorhaben im Planfeststellungsverfahren für einen bestimmten Zeitraum öffentlich ausgelegt werden und die Bürger sich informieren und ggf. Einspruch erheben können, haben auch sie einen Kollektivcharakter. Entscheidungen in diesen Bereichen treffen somit immer auch solche Bewohner, die von diesem Planungsvorhaben betroffen sind, sich aber weder informiert noch beteiligt haben. (vgl. Lüdemann 2001) Die Motivlage der Kommune basiert einerseits auf der Steuerungsproblematik und ihren finanziellen Grenzen sozialstaatlicher Leistungserbringung, andererseits auf der Erkenntnis, dass mit Hilfe einer frühzeitigen Information und Beteiligung der Bürger eine Effizienzsteigerung möglich ist (vgl. Bogumil 2001). Hier steht vor allem eine Verbesserung des Outputs im Vordergrund. 3.3 Akteure der Beteiligung Die starken Individualisierungsprozesse und Standortentscheidungen unserer Gesellschaft erschweren zunehmend eine längerfristige Bindung an eine Stadt. Solidarität und das Bewusstsein für die Schaffung einer gemeinsamen Identität ist in den Städten nur noch selten zu finden. Meistens findet man eine lokale Gemeinschaft oder eine gemeinsame Identität in nur wenigen Stadtteilquartieren mit hohem Privateigentümeranteil. (vgl. Reinert 2003: 33) „Die räumliche Umgebung verliert an sozialer Bedeutung. Die neuen Medien und Informationstechnologien führen einerseits zu einer überlokalen Orientierung. Andererseits erfolgt ein Rückzug in den unmittelbaren Privatbereich (Cocooning)“ (Reinert 2003: 33). Diese Entwicklungen sind Gründe dafür, dass sich der Kreis der Privatpersonen bei Beteiligungsverfahren meistens auf die «üblichen Aktivbürger» (Holtkamp 2002) begrenzt. Diese Personen beschränken ihr Engagement häufig nicht nur auf einen sozialen, politischen oder ökologischen Bereich, sondern sind in mehreren Arbeitskreisen, Gruppen oder Organisationen tätig (aktive Öffentlichkeit). Zu diesem Personenkreis zählt vor allem die gut ausgebildete männliche Mittelschicht. (vgl. Lüdemann 2001, Sauter 2004, Bertelsmann Stiftung 2004, Windhoff-Heritier/Gabriel 1983) Frauen, Personen mit Migrationshintergrund oder einkommensschwache benachteiligte Haushalte sind weitaus seltener vertreten (passive Öffentlichkeit) (vgl. Reinert 2003). Personen mit formal höherer Schulbildung und Großstadtbewohner sind im Gegensatz zum Rest der Bevölkerung überdurchschnittlich politisch interessiert und eher motiviert sich auch aktiv am politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozess zu beteiligen. Sie besitzen die nötigen Artikulations- und Kommunikationsfähigkeiten, um in der Diskussion ihren Standpunkt verständlich zu benennen und zu vertreten (vgl. Selle 2006, Windhoff-Heritier/Gabriel 10 1983). So wurde durch die Forschungsgruppe Wahlen nicht nur die beschriebene Abstufung zwischen Bildung, Einkommen, Wohnort und Geschlecht festgestellt, sondern auch eine erhebliche Differenzierung zwischen den Altersklassen. Mit zunehmendem Alter wachsen nicht nur das allgemeine politische Interesse, sondern speziell das kommunalpolitische Interesse und die Beteiligungsbereitschaft. (vgl. Bertelsmann Stiftung 2004) Darüber hinaus gehören viele Akteure, die Einfluss auf lokale Entscheidungsprozesse nehmen, zu den intermediären Organisationen. Dies sind Organisationen oder Instanzen, die sich an der Schnittstelle zwischen privaten Haushalten, Kommune und Wirtschaft angesiedelt haben. Zu den intermediären Organisationen zählen z. B. Vereine und Verbände, religiöse Einrichtungen, Netzwerke, lokale Partnerschaften oder Bewohnerorganisationen (vgl. Bischoff 2001, Selle 2006) und zählen von ihrer Definition her auch zu den korporativen Akteuren einer Gesellschaft. Im intermediären Bereich finden politisch interessierte Personen Gleichgesinnte und eine bessere Ausgangsposition ihre Belange an die Öffentlichkeit oder das zuständige Gremium zu tragen. Der intermediäre Bereich wird dadurch zu einem Ort des Zusammenkommens, der Kommunikation und der Zusammenarbeit (vgl. Selle 2006, Kurth 2004) mit dem Ziel der Planung und Verbesserung von Infrastrukturleistungen. 3.4 Kooperative Formen und die Rolle des Bürgers Der Blickwinkel der kommunalen Beteiligung bei Stadtentwicklungsprozessen richtet sich vor allem auf eine kooperative Problembearbeitung und den Aufbau von Kooperationsnetzwerken. Die Notwendigkeit diskursiver Verfahren in der Entscheidungsfindung wurde durch neue Politikfelder und einen veränderten Umgang mit vorhandenen Problemlagen immer deutlicher. Speziell in der Stadtentwicklung hat man gelernt, dass kooperatives Verhalten zielführender und konfliktärmer ist, als Entscheidungen den betroffenen Akteuren aufzuerlegen. Vereinbarungen zwischen betroffenen Akteuren aus der Bevölkerung und der lokalen Wirtschaft werden mit dem politisch-administrativen System in diskursiven Gesprächsrunden und Arbeitskreisen entworfen, mit dem Ziel, Projekte in Kooperation einvernehmlich und effektiv zu realisieren. (vgl. Bischoff/Selle/Sinning 2001) Eine zentrale Unterscheidung zwischen einer aktivierenden Beteiligung und einer Kooperation liegt für Bischoff, Selle und Sinning in dem nach außen gewandten Entscheidungsprozess: „Beteiligung unterstellt einen zentralen Entscheidungsprozeß innerhalb des politischen-administrativen Systems, an dem Dritte teilhaben. Mit der Kooperation wird dieser Entscheidungsprozeß nach außen verlagert – zwischen zahlreichen Akteuren aus den Sphären von Markt, Staat und privaten Haushalten. Sie gemeinsam gestalten (...) den kooperativen Prozeß“ (Bischoff/Selle/Sinning 2001: 11). Konsensorientierte Kommunikation und Kooperation ist folglich eine Verbesserung bezüglich der Output-Leistungen eines politischen Systems und erreicht durch ihren Zugewinn auf der Input-Seite einen Ausbau beteiligungsorientierter Formen in der Legitimation. Idealtypisch lassen sich in der lokalen Kooperation des Weiteren drei unterschiedliche Rollen des Bürgers für das Gemeinwesen unterscheiden (vgl. Bogumil 2001, Bogumil 2002, Holtkamp 2000, Holtkamp 2002, Holtkamp/Bogumil/Kißler 2004): 11 z z z Bürger als politischer Auftraggeber (Auftraggeberrolle) Bürger als Adressat der Leistungserbringung (Kundenrolle) Bürger als Mitgestalter, Koproduzent der Leistungserstellung (Mitgestalterrolle) Im zeitlichen Verlauf des Entscheidungsprozesses übernimmt der Bürger anfangs die Rolle des Auftraggebers, um die Zielsetzungen und die Planung der Maßnahme in die entsprechenden Gremien zu tragen. Im weiteren Prozess wechselt der engagierte Bürger von der Aufttraggeberrolle zu einem Koproduzenten der Leistungserstellung und gestaltet aktiv die Prozesse mit (mehr Bürgerarbeit). Des Weiteren kann sein Einfluss enden durch eine erfolgreiche Bürgerinitiative, so dass sich im Verlauf der Umsetzung der Bürger nur noch als Adressat der Leistungserbringung wieder finden kann (mehr Verwaltungsarbeit). (vgl. Bogumil 2001: 219) Die Auftraggeberrolle zeichnet sich besonders durch ihren Einfluss auf die Zielsetzungen und Planungen im politischen Entscheidungsprozess aus. Eine engagierte Teilnahme seitens der Bürger kann den politischen Willensbildungsprozess nicht nur fördern sondern auch aktiv beeinflussen. Dies bedeutet für die Beteiligung in der Auftraggeber- und Kundenrolle, dass sich folgende wechselseitig beeinflussende Ziele herauskristallisieren (vgl. Holtkamp 2000: 82): z eine höhere Analysekapazität, durch die eingebrachten relevanten Informationen und Bürgerbedürfnisse (Effektivität), z legitimierte Politikergebnisse, z eine höhere Akzeptanz der Planung und Umsetzung. Die Mitgestalterrolle unterscheidet sich von der Auftraggeber- und Kundenrolle durch ihre Nähe zum traditionellen und neuen Ehrenamt. Es sind die freiwilligen Tätigkeiten zur Selbsthilfe, zur Hilfe für Andere (traditionelles Ehrenamt) und zur Hilfe für Andere, damit man sich selber gut fühlt (neues Ehrenamt). In der Förderung der Mitgestalterrolle stehen vor allem die Ziele der: z Haushaltskonsolidierung durch Nutzung und Einbringung der Bürgerressourcen (Effizienz), z Stärkung und Förderung persönlicher Unterstützungsnetzwerke und z Erhöhung der Akzeptanz öffentlicher Leistungen im Vordergrund (vgl. Holtkamp 2000: 124). Durch die Vielfältigkeit der Beziehungen zwischen dem politisch-administrativen System und dem Bürger möchte ich im Folgenden die Formen der kooperativen Demokratie auf die Auftraggeber- und die Mitgestalterrolle der Bürger übertragen und deren Wichtigkeit an der Dienstleistungsproduktion und den Planungs- und Entscheidungsprozessen hervorheben: 12 Tabelle 2: Formen kooperativer Demokratie Auftraggeberrolle Formen Ziele Zeitpunkt der Partizipation Mitgestalterrolle Kooperative Planungsobjekte und Koplanungen durch: z Bürgerforen z Mediationsverfahren z Beiräte u. ä. Mitgestaltung der Dienstleistungsproduktion durch: z Selbstverwaltung z Selbstorganisation und Selbsthilfe z Förderung individuellen Engagements z Verfahrensbeschleunigung besseres Steuerungswissen z Abbau von Entscheidungsblockaden z höhere Akzeptanz z z z Planungsphase Überwiegend Implementationsphase Förderung der Selbststeuerung Haushaltskonsolidierung durch Einbringung eigener Ressourcen z höhere Akzeptanz Quelle: Auszug aus Bogumil 2002: 157 In Anlehnung an die vorangestellte Abbildung handelt es sich bei der Auftraggeberrolle um dialogorientierte punktuelle Beteiligungsformen an politischen Planungs- und Entscheidungsprozessen. In diesem Bereich können kooperative Formen der Beteiligung zum einen durch Bürgerforen, Zukunftswerkstätten oder Workshops initiiert werden. Zum anderen durch Mediations- und Moderationsverfahren zur Konfliktbeilegung. Partizipation beginnt hier schon in der Planungsphase. In der praktischen Umsetzung der Mitgestalterrolle können die Bürger, im Bereich der Selbstverwaltung, z. B. Clubhäuser, Sport- und Freizeitanlagen, Senioreneinrichtungen oder Kulturveranstaltungen leiten. Die Selbstorganisation und Selbsthilfe umfasst alle gesellschaftlichen Bereiche von Selbsthilfegruppen, Initiativen zur Verbesserung des Wohnumfeldes bis zur Durchführung von Sanierungsarbeiten. Das individuelle Engagement kann speziell durch Tauschbörsen, soziale Dienstleistungen, Freiwilligenzentren, Spielplatzpatenschaften oder Tätigkeiten in den Bereichen der öffentlichen Grünflächenpflege gefördert werden. Die Beteiligung und Teilnahme der Bürger wird in der Mitgestalterrolle weitestgehend in der Implementationsphase in Anspruch genommen. (vgl. Bogumil 2001: 220f) Bei allen Beteiligungsrollen ist auf die soziale Ausgewogenheit zu achten, da die Instrumente ihre anwendungsspezifischen Probleme aufweisen und eine Repräsentativität nicht gewährleisten können2. In den Bereichen der Mitgestaltung von Kollektivgütern für das Gemeinwesen, sollte eine Ausgewogenheit zwischen den Quartieren der Mittel- und Oberschicht zu den benachteiligten Quartieren angestrebt werden. Gerade in benachteiligten Quartieren ist die Mitgestaltung am Gemeinwesen durchaus schwieriger als in anderen Stadtquartieren. Ähnliches gilt für den Ausbau der Beteiligung in der Auftraggeberrolle. Hier werden die Partizipations- und Einflussmöglichkeiten überwiegend von Bürgern der Mittelschicht genutzt. (vgl. Holtkamp 2000: 78) Des Weiteren haben alle kooperativen Verfahren der Beteiligung ihre Stärken und Schwächen, so dass in der 2 Ausgenommen die Planungszelle, in der durch ein Zufallsverfahren eine Gruppe von Bürgern für einen begrenzten Zeitraum Lösungsvorschläge zu aktuellen Planungen erarbeitet. Die Ergebnisse werden in einem Bürgergutachten dargestellt. 13 kommunalen Praxis ausgewählte Instrumente gleichzeitig angewendet werden. (vgl. Bogumil 2001: 221, Holtkamp 2000:117f) 3.5 Formen und Instrumente in der kommunalen Praxis Die Entscheidung an Projekten oder Maßnahmen teilzunehmen, sei es durch Betroffenheit, Interesse oder Unzufriedenheit, prägt die Auswahl des Beteiligungsfeldes. Dass der Einsatz dialogorientierter kooperativer Verfahren die Bereitschaft zur Partizipation am Gemeinwesen erhöht, präzisieren Klein und Schmals-Bruns: „Die nichtinstitutionalisierten Formen der Bürgerbeteiligung stellen – nicht nur auf kommunaler Ebene – den eigentlichen Wachstumsbereich politischer Beteiligung dar“ (Klein/SchmalsBruns 1997: 33). Die Formen der Mitentscheidung können generell in dialogorientierte und nicht dialogorientierte Formen, punktuelle oder dauerhafte Beteiligung eingeteilt werden. Beispiele dafür wurden von Lars Holtkamp in einer Tabelle zusammengefasst, die hier in einer weiterentwickelten Auswahl wiedergegeben wird: Tabelle 3: Einordnung der Beteiligungsinstrumente Punktuelle Beteiligung Dauerhafte Beteiligung z z z Dialogorientiert z z z Nicht-Dialogorientiert Bürgerforen Bürgerhaushalt Mediationsverfahren Perspektivenwerkstatt / Zukunftswerkstatt Runder Tisch Kooperativer Workshop / Arbeitskreise z Bürgerversammlungen z Bürgerbefragungen z z z z z Einwohnerbeiräte Ausländerbeiräte Kinder- und Jugendparlamente institutionalisierte Verbändebeteiligung Vertreter von gesamtstädtischen Interessenorganisationen in Fachausschüssen (Stadtsportbund, Stadtjugendring) z Turnusmäßig wiederholte Bürgerbefragungen z aktives Beschwerdemanagement Quelle: verändert nach Holtkamp 2000: 85 Soziale Stadtentwicklungsprogramme richten ihr Augenmerk für benachteiligte Stadtteile auf die zeitlich begrenzten Verfahren, so dass einige spezielle Beteiligungsverfahren bevorzugt in diesen Quartieren angewendet werden. Auch Bürgerbefragungen sind keine Seltenheit, dienen aber weniger der aktiven Beteiligung, sondern eher zur Analyse der IstSituation und der Erfassung der Stimmung vor oder nach Initiierung einer Maßnahme. Dauerhafte Beteiligungsformen oder auch institutionalisierte Formen nach dem BauGB und dem Städtebauförderungsgesetz, wie z.B. Bürgerfragestunden, Anhörungen und Beiräte, werden von den Bewohnern Sozialer Stadt Quartiere nur unzureichend angenommen. In sozial benachteiligten Stadtteilen dominiert weitgehend die Auftraggeberrolle. (vgl. Holtkamp 2000, Bogumil 2001) Im Folgenden möchte ich einige wichtige Beteiligungsformen kurz anreißen, da sie eine tragende Rolle in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf einnehmen. 14 Bürgerversammlungen Die Bürgerversammlung ist eine verbindlich festgelegte Einrichtung in der Bauleitplanung. Sie findet häufig als Plenumsveranstaltung statt, in der die Verwaltung interessierte Bewohner über Planvorhaben informiert. Bürgerversammlungen sind öffentlich und dienen der Information bei einer speziellen Planungsmaßnahme. Je nach Thema haben Bürgerversammlungen eine sehr hohe Teilnehmerzahl und werden von vielen Gemeinden auch außerhalb der Bauleitplanung angeboten. In Abgrenzung zu anderen Beteiligungsinstrumenten haben Bürgerversammlungen keine externe Moderation. (vgl. Holtkamp 2000: 102f) Bürgerforen Bürgerforen geben die Möglichkeit, frühzeitig über kommunalpolitische Infrastrukturmaßnahmen und Aufgaben zu informieren und den Planungs- und Implementationsprozess kritisch zu begleiten. Sie sind öffentlich für alle Interessierten, werden aber im Unterschied zu Bürgerversammlungen häufig mit einer Teilnehmerbegrenzung durchgeführt. Bürgerforen können themenspezifische Einzelveranstaltungen oder eine Veranstaltungsreihe sein oder dauerhaft durch Institutionen oder Vereine getragen werden. Des Weiteren sind sie offen für alle Themenbereiche, und ihre Arbeitsweise kann in Beratungstätigkeiten, Öffentlichkeitsarbeiten, Vorträgen oder Arbeitsgruppen durchgeführt werden. Foren geben ebenfalls Raum zur kooperativen Problemlösung und Konfliktbearbeitung. (vgl. Bischoff/Selle/Sinning 2001: 79ff, Holtkamp 2000: 91f) Perspektivenwerkstatt/Zukunftswerkstatt Das Beteiligungsinstrument der Perspektivenwerkstatt -oder auch Zukunftswerkstatt genannt - ist eine verbreitete Form des Bürgerforums, zu der sich alle interessierten Bürger anmelden können. Die Teilnehmerzahl ist meistens auf eine kleine arbeitsfähige Gruppe beschränkt. Zukunftswerkstätten finden unter externer Moderation statt. Unter einem bestimmten Themenkomplex und Fragestellung werden Argumente und Vorschläge zusammengetragen, weiterentwickelt und in ein praktikables und realisierbares Konzept eingebettet. Ziel einer Perspektivenwerkstatt ist es, für eine Kommune oder ein Stadtquartier Zukunftsideen und Maßnahmenpläne zu entwickeln. (vgl. Holtkamp 2000: 92f) Stadtteilkonferenzen Stadtteilkonferenzen können als Plenumsveranstaltung oder in Form Runder Tische angeboten werden. Sie dienen der Information über Tätigkeiten und Planungen des politisch-administrativen Systems und ermöglichen mit einer Vielzahl von Bürgern, mit der Verwaltung oder politischen Mandatsträgern in einen Dialog zu treten oder Fragen zu beantworten. Der Austausch von Meinungen, Bedürfnissen und Einstellungen steht bei Stadtteilkonferenzen im Vordergrund. Des Weiteren haben die Experten aus Politik und Verwaltung ein Forum, um ihre Vorstellungen und Lösungswege bezüglich einer Maßnahme aufzuzeigen und zur Diskussion zu stellen. Stadtteilkonferenzen sind öffentliche Veranstaltungen und haben keine Teilnehmerbegrenzung. (vgl. Holtkamp 2000: 92f) 15 Runder Tisch Der Runde Tisch ist eine Art der Zusammenkunft, in der Probleme und Sachfragen in einer Gesprächsrunde ohne Kopfende stattfinden. In einem Dialog über städtische oder quartiersbezogene Sachprobleme können betroffene Akteure in politischen, planerischen und gesellschaftlichen Fragen gemeinsam beraten und nach Lösungen suchen. Runde Tische werden speziell in Planungsprozessen, bei Konflikten oder zur Problemlösung angewendet. Ziel ist der Austausch der betroffenen Akteure, Empfehlungen abzugeben und Entscheidungen vorzubereiten. Runde Tische können in der Form von Foren stattfinden, eine befristete Beteiligung darstellen oder zu einer dauerhaften Einrichtung in einem Quartier werden. (vgl. Bischoff/Selle/Sinning 2001: 73) Kooperativer Workshop/Arbeitskreise In kooperativen Workshops oder Arbeitskreisen werden themenbezogene fachliche Fragestellungen und Planungsaufgaben erarbeitet. Probleme sollen durch die Erarbeitung eines gemeinsamen umsetzungsorientierten Ergebnisses gelöst werden. Sie dienen ebenso der Ideenfindung und Prozesstransparenz. Durch die klare Themeneingrenzung und zeitliche Begrenzung der Beteiligung hat diese Beteiligungsform das Potenzial, auch andere als die üblichen «Aktivbürger» zu aktivieren. (vgl. Bischoff/Selle/Sinning 2001: 77ff) Stadtteilmediation Zweck einer Stadtteilmediation ist es, durch einen unparteiischen externen Vermittler alle Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. Die Konflikte sollen durch die Teilnehmer aufgearbeitet und benannt werden mit dem Ziel, eine gemeinsame Lösungsstrategie zu entwickeln und eine Schlichtung des Problems zu erreichen. Mediationsverfahren können in Form von Runden Tischen, Foren, Arbeitskreisen oder Workshops eingesetzt werden. Da die erarbeitete Einigung informell ist und wenig Verpflichtungspotenzial in sich birgt, können Unsicherheiten bei den teilnehmenden Parteien entstehen. (vgl. Holtkamp 2000, Holtkamp 2002: 137, Bischoff/Selle/Sinning 2001: 75ff) Viele der angesprochenen Formen werden in der Praxis nicht so streng unterschieden, und zahlreiche Kombinationen haben sich herauskristallisiert. So werden z.B. Bürgerversammlungen oft mit Bürgerforen verbunden oder Bürgerforen mit Perspektivenwerkstätten. (vgl. Holtkamp 2000: 119) 4 Probleme und Erfolgsfaktoren der Beteiligung 4.1 Probleme der Beteiligung Auch wenn Beteiligung als Schlüsselfunktion einer erfolgreichen legitimierten Politik angesehen wird, setzen Argumente gegen den Einsatz von Beteiligungsformen vor allem auf der Output-Seite des Systems an (vgl. Bogumil 2001: 205). Mit zunehmender Anzahl von Betroffenen wächst auch die Komplexität der Beteiligung und ihrer Formen. Die Probleme bei dialogorientierten Verfahren überschneiden sich weitgehend mit denen der kooperativen Verfahren. So werden in vielen wissenschaftlichen Publikationen die folgenden Problematiken der Bürgerbeteiligung herausgestellt: 16 Informationsdefizite Die klassischen planungsrechtlichen Instrumente der Anhörung und Auslegung von Planvorhaben erreichen nicht ihre gewünschten Ziele und bewegen sich bezüglich ihres Informationsgehaltes häufig an der Oberfläche des Themas. Da nur wenige Bürger die Auslegungsfristen, den Ort und die Termine oder ihre Möglichkeiten der Einflussnahme kennen, beteiligt sich nur eine Minderheit. (vgl. Reinert 2003: 37) „Eine Bürger(innen)versammlung mit 100 Teilnehmern müsste länger als acht Stunden dauern, wenn alle Teilnehmer nur fünf Minuten zu Wort kommen wollten. Tatsächlich werden nur die Wenigsten, die Artikulationsstärkeren, etwas sagen“ (Reinert 2003: 37). Fehlende Transparenz über Fristen, Themenkomplexität, Probleme oder Öffnungszeiten führen dazu, dass bestimmte Bewohnergruppen und politisch aktive Bürger einen Wissensvorsprung haben. Eine mangelnde Informationsbeschaffung verstärkt zudem vorhandene Informationsdefizite und fördert zum einen das Unverständnis, zum anderen aber auch, dass die Bürger die Komplexität der Maßnahme nicht in ihrer Fülle verstehen und sich überfordert fühlen. (vgl. Reinert 2003: 37) Dominanz organisierter Interessen Vielfach dominieren bei Beteiligungsmaßnahmen organisierte und konfliktstarke Interessensverbände. In ihren Reihen befinden sich häufig die „Aktivbürger“, die Artikulationsstarken eines Stadtteils, die gelernt haben ihre Meinung zu vertreten und gleichzeitig nicht nur sich als Einzelperson darzustellen, sondern ihren Verband zu repräsentieren. Die daraus entstehende Position gegenüber den Mandatsträgern und Fachleuten wird stärker beachtet und bewirkt eine deutliche Vetoposition sowie eine größere Einflussnahme durch konkrete Forderungen an den Planungsprozess (vgl. Holtkamp 2000). In vielen Bürger- oder Stadtteilforen dominieren organisierte Interessengruppen, die auf der einen Seite eine Klientelpolitik betreiben und somit Partikularinteressen vertreten, auf der anderen Seite aber durch ihre Teilnahme an solchen Beteiligungsstrukturen auch gemeinwohlorientierte, konstruktive und kompromissfähige Beiträge leisten sollen. So werden Beteiligungsformen oftmals zur Durchsetzung mächtiger Interessen benutzt, ohne eine breitere Legitimation der Bürger, Effektivität oder Responsivität zu diskutieren (vgl. Bischoff/Selle/Sinning 2001). Da die Interessen und die Berücksichtigung des Gemeinwohls oftmals nicht konform gehen, liegt die Lösung der Problematik stets an den einzelnen Organisationsvertretern, wie sie sich thematisch genau positionieren und mit welcher Kompromissbereitschaft sie an Lösungswegen für einen Themenkomplex mitarbeiten wollen (vgl. Renn 2003). Soziale Selektivität der Teilnehmer Die aktiv mitwirkenden Bürger repräsentieren nie den gesamten Stadtteil. So genannte «Beteiligungsprofis» (Holtkamp 2000) melden sich häufig zu Wort, da sie wortgewandt und geübt in dialogischen Verfahren sind und ihre Ansichten differenziert und verständlich artikulieren können (Selle 2006, Holtkamp 2000, Bogumil 2001). Diese Personen sind meistens Mitglied intermediärer Organisationen der Stadt oder eines Stadtteils oder engagieren sich in gesellschaftlichen Teilbereichen (vgl. Selle 2006: 52). Überrepräsentiert sind dadurch neben den Interessensorganisationen vor allem die gut ausgebildeten Bürger, Angestellte in höheren beruflichen Positionen oder im öffentlichen Dienst und Männer mittleren Alters (vgl. Reinert 2003). Durch ihre berufliche Position, ihren Zugang zu Informationen und ihr politisches Interesse sind sie diejenigen Bürger, die am stärksten vertreten sind. Dadurch erhalten die bereits aktiven Bürger erweiterte Mitwirkungschancen und neue Zugangsmöglichkeiten zum politischen Handlungs- und Entscheidungsprozess (vgl. Bogumil 2001: 207). Sind die Bewohner eines Stadtteils direkt betroffen, ist ihre 17 Motivation sich zu beteiligen durch das konkrete Anliegen stark ausgeprägt. Die Aktivierung neuer Teilnehmer, über bestimmte Straßenzüge hinaus, bleibt oft erfolglos (Sankt-Florians-Prinzip der Bewohner) (vgl. Holtkamp 2000, 2002). Wechselnde und unterschiedliche Interessenlagen Bei stadtteilbezogenen Beteiligungsstrukturen spielt die Bewohnerstruktur eine wichtige Rolle. In Stadtteilen mit einer hohen Bevölkerungsfluktuation, wodurch besonders benachteiligte Stadtteile gekennzeichnet sind, entstehen andere Problematiken als in Quartieren mit einer geringen Fluktuation. Durch die starke Begrenzung auf das persönliche und nähere Umfeld verliert nicht nur der nachbarschaftliche Zusammenhalt an Bedeutung, sondern ebenso die soziale Identität für den gemeinsamen Raum, in dem sie leben. Dieser Rückzug aus der lokalen Gemeinschaft bewirkt viele einzelne und kleingruppenspezifische Interessenlagen, die gleichzeitig durch die hohe Bevölkerungsfluktuation nicht zu langfristigen Beteiligungsprojekten zu motivieren sind. Nach Klages ist in solchen Prozessen auch der «schwierige Bürger» der heutigen Gesellschaft zu berücksichtigen: Ausgelöst durch den Wertewandel streben die Menschen nach individuellen Freiheiten und wünschen bei optimaler Transparenz eines politischen Verfahrens, spontan und flexibel Entscheidungen zu treffen. Ebenso möchten sie jederzeit ihr persönliches Engagement ohne Restriktionen ändern, widerrufen und beenden können. (vgl. Bogumil 2001, Holtkamp 2000) Kurz- und mittelfristige Projekte zeigen schnelle Resultate in der Verbesserung und Gestaltung des Wohnumfeldes (vgl. Reinert 2003) und sind speziell in benachteiligten Stadtteilen sinnvoller, da die ohnehin geringen Teilnehmerzahlen durch Stimmungsschwankungen, Zeitmangel und eine eingeschränkte Fähigkeit zukunftsorientiert zu denken (existentielle persönliche Problemlagen) beeinflusst werden (vgl. Bogumil 2001). Ebenso ist zu berücksichtigen, dass die Betroffenheit durch eine Maßnahme auch fehlende Kompromissbereitschaft hervorruft. „Normativ angemessener und letztlich auch wirkungsvoller dürfte es sein, den «schwieriger werdenden Bürger» (Münkler) durch gezielte, räumlich, sachlich und zeitlich begrenzte (aber effektive) Partizipationsangebote so anzusprechen, daß eine durchaus vorhandene Partizipationsbereitschaft aktiviert und entsprechende Kompetenzen provoziert und gestützt werden können“ (Klein/Schmals-Bruns 1997: 36). Ein weiteres Problem kann auch von Seiten der Fachleute ausgehen. Klaus Selle stellt diesbezüglich heraus, dass eine uneindeutige Perspektivengebung ebenfalls zu Problemen führt und eine klare Positionierung seitens der Fachleute wichtig ist. So ergibt sich schließlich oftmals eine Diskrepanz zwischen dem was die Bürger wollen (kurz-, mittel und langfristige Bedürfnisse) und dem was die Fachleute glauben, was die Bürger brauchen. (vgl. Selle 2006) Hohe Opportunitätskosten Durch die Teilnahme an Beteiligungsverfahren entstehen hohe Opportunitätskosten. Nicht nur bei dauerhafter Beteiligung, sondern auch bei punktuellen Verfahren müssen gewohnte Verpflichtungen an einigen Abenden oder Wochenenden eingeschränkt werden. Zeitmangel ist für viele Bürger eine Teilnahmebarriere, da sie z. B. durch Wechselschichten oder Betreuung der Kinder, die Zeit für politisches Engagement nicht aufbringen können. Ebenso müssen die Entscheidungsfindungskosten durch eine längere Verfahrensdauer im Beteiligungsprozess berücksichtigt werden. Des Weiteren sind die 18 Konsensbildungskosten durch die Wahl und Anzahl der Teilnehmer zu prüfen, um optimale Verfahrensvoraussetzungen zu schaffen oder Schwierigkeiten während des Prozesses gering zu halten. (vgl. Holtkamp 2000, Reinert 2003) Hohe Erwartungshaltung der Teilnehmer Bürgerbeteiligung führt bei den Teilnehmern zu hohen Erwartungshaltungen. Durch das starke Engagement erhoffen sich die Beteiligten auch eine Einflussnahme auf den Entscheidungsprozess und eine Berücksichtigung ihrer Position in den Ergebnissen. „Hier werden Erwartungen geweckt, die sich schließlich als kaum einlösbar erweisen dürften; und ein solcher Stau an uneinlösbaren Erwartungen könnte seinerseits Frustrationen auslösen, die für das ohnehin schon angeschlagene bürgerschaftliche Selbstvertrauen und in der Folge für die politische Kultur nicht ohne gravierende Folgen bleiben dürften“ (Klein/Schmals-Bruns 1997: 34). Die Transparenz der Argumente, die Einbeziehung in den Entscheidungsverlauf und in die Kompromissfindung kann helfen, die Erwartungshaltungen zu relativieren und Enttäuschungen zu minimieren. Eine zu hohe Erwartungshaltung der Teilnehmer könnte sonst Frustrationen und Gegenwehr auslösen und eine kooperative Problemlösung verhindern. (vgl. Holtkamp 2000, Selle 2006) Kooperatives Verhalten der Teilnehmer Eine weitere wichtige Problematik stellt sich vor allem bei den kooperativen Verfahren der Beteiligung. Anders als in reinen dialogorientierten Verfahren müssen die Teilnehmer eine kooperative Problementwicklung erarbeiten, Vereinbarungen treffen und in Form einer Partnerschaft gleichberechtigt agieren. Die beteiligten Bürger müssen von allen anderen Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung „(...) in ihrer Differenziertheit als städtische Akteure (...)“ (Fassbinder 1997: 205) angesehen werden. Klaus Selle stellt in diesem Zusammenhang die Frage: „Wer gewährleistet eine faire Kooperation?“ (Selle 2006: 53). Viele Beteiligungsstrukturen sind gekennzeichnet von ungleichen Kooperationspartnern. So treffen politische Durchsetzungsfähigkeit, Artikulationsstärke und wirtschaftliche Macht auf Bürger-/Bewohnerinteressen (vgl. Selle 2006: 53, Bischoff 2001). Die Verfahrensregeln einer Kooperation sind von entscheidender Bedeutung, um einerseits Konflikte und Instabilitäten von der Zusammenarbeit abzuwenden und andererseits Funktionsprobleme durch inhaltliche Stagnationen zu verhindern, dazu gehört auch Verfestigungen durch entstandene kleine Verbünde aufzudecken (vgl. Selle 2006). Diese Verfestigungen führen oftmals dazu, dass bei den übrigen Teilnehmern und der Außenwahrnehmung inhaltliche Selektivitäten stattfinden: „(...) Probleme, von denen unterstellt wird, daß sie nicht angegangen werden können, werden nicht bearbeitet“(Selle 2006: 53). Ariane Bischoff hat dafür den Begriff der «Schönwetter-Beteiligung» geprägt (vgl. Bischoff 2001: 5). Ebenso kristallisiert sich bei der Betrachtung der Probleme im Zusammenhang mit kooperativen Beteiligungsformen heraus, dass neben den bereits genannten Problemen auch weitere kritische Argumente auf der Output-Seite des politischen Systems zu nennen sind. Einer speziellen Betrachtung und weiteren Analyse bedürfen insbesondere die Fragen, ob bei zunehmender Partizipation eine Abnahme der Wahlbeteiligung zu befürchten ist und damit eine Legitimationsschwäche gewählter Repräsentanten einhergeht. Wie auch die kritische Anmerkung, dass durch zu viel Partizipation eine 19 Nachlässigkeit in übergreifenden Stadt- und Regionalentwicklungsmaßnahmen stattfindet (vgl. Bogumil 2001: 205). Die Analyse dieser Gesichtspunkte liegt nicht im Fokus dieses Beitrags. 4.2 Erfolgsfaktoren der Beteiligung Eine adäquate Beteiligung der Betroffenen und Bürger kann aufbauend auf die bisherigen Erkenntnisse nur erfolgen, wenn im Vorfeld der Entscheidungsprozesse der Grad der Teilnahme und Mitbestimmung festgelegt wurde. Ebenso sollte eine Themenbegrenzung vollzogen werden, damit die beteiligten Akteure wissen, in welchem Sachkomplex sie sich beteiligen können. Eine zielführende Beteiligung verlangt genaue Vorstellungen darüber, ob die zu beteiligenden Bewohner und Organisationen nur „Ideengeber“ für mögliche Lösungswege sind oder auch in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Sind diese wichtigen Fragen im Vorfeld nicht eindeutig beantwortet, ist eine entsprechende Beteiligung nicht möglich und führt auf allen beteiligten Seiten zu Frustrationen. (vgl. Selle 2006) Die Beteiligung der Bürger wird von der Verwaltung und der betroffenen Bevölkerung verschieden empfunden, so dass nicht selten divergierende Vorstellungen vorherrschen. Um die unterschiedlichen Sichtweisen zu einem kooperativen und konstruktiven Prozess zu vereinen, muss eine Instanz den Beteiligungsprozess organisieren und begleiten. Diese Instanz wird in der wissenschaftlichen Literatur mit dem Begriff des Partizipationsmanagements beschrieben (vgl. Holtkamp 2000: 77ff). Damit die Bürger nicht an Allem und Jedem beteiligt werden müssen, ist es wichtig, ein gezieltes Management für die richtige Beteiligung einzurichten. Eine präzise Einbindung in den Entscheidungsprozess (wie), der exakte Zeitpunkt der Beteiligung (wann), die Anzahl der Teilnehmer (wer & wie viele) und die Wahl der Mittel zur Berücksichtigung der Ergebnisse und Forderungen der beteiligten Bürger (womit) müssen durch ein Partizipationsmanagement im Voraus bedacht werden (transparente Konzeptentwicklung). Unterstellt wird hier, dass Partizipation nicht generell bei allen politischen Entscheidungen sinnvoll ist, sondern als Ergänzung zum repräsentativen System gesehen wird. (vgl. Bischoff/Selle/Sinning 2001: 12-18) Eine frühzeitige Einbindung der Akteure und Betroffenen ist für den Erfolg einer Maßnahme unumgänglich. Dabei ist seitens der Betroffenen das Eigeninteresse eine starke Motivation und impliziert somit einen hohen Erfolgsfaktor. Diese Dynamik sollte durch das Partizipationsmanagement gefördert und für andere Projekte genutzt werden. Die Wahrung der Interessen artikulationsschwacher Gruppen sollte ebenfalls durch das Partizipationsmanagement sichergestellt werden. Ein neutraler Moderator sollte bei starken Konfliktparteien unterstützend eingreifen. Grundsätzlich ist es bei allen Formen der Beteiligung wichtig, dass die Kooperation von den teilnehmenden Akteuren gewollt ist und Sach- sowie Prozesskompetenzen eingebunden sind, nur so können eine zielführende Diskussionskultur entstehen und Konsensfähigkeit (Win-Win-Situation) bewiesen werden. (vgl. Bogumil 2001: 211ff, Holtkamp 2000: 77ff, Selle 2006: 53) Darüber hinaus ist es wichtig, verbindliche Verfahrensregeln für den Beteiligungsprozess zu entwickeln. Dabei sollten die Fähigkeiten der Bürger nicht unterschätzt oder überschätzt werden. Motivierten Bürgern kann durch unkomplizierte Erklärungen und exakter Einarbeitung in das Thema dazu verholfen werden, qualifizierte Stellungnahmen in den 20 Entscheidungsprozess einzubringen. Kleine überschaubare Gruppen helfen ebenso die Konsensbildungs- und die Entscheidungsfindungskosten gering zu halten sowie die Verfahrensdauer zu beschränken. Eine projektorientierte, themenspezifische und temporär angelegte Beteiligung ist somit unumgänglich. (vgl. Holtkamp 2000; Selle 2006, Bischoff/Selle/Sinning 2001: 12-18, Bogumil 2001) Kooperative Beteiligungsformen müssen zusammenfassend folgenden Anforderungen gerecht werden (vgl. Reinert 2003: 39): z Ergebnisoffenheit, z Frühzeitigkeit, z Transparenz des Verfahrens, z politischer, planerischer und gesellschaftlicher Stellenwert der Beteiligung, z Verdeutlichung der zeitlichen Befristung, z Vermeidung sozialer Schieflagen. Abschließend ist herauszustellen, dass kein Verfahren oder Partizipationsform eine Erfolgsgarantie verspricht (vgl. Reinert 2003). Trotzdem bewirkt eine Verfahrensöffnung unter Einbeziehung der Öffentlichkeit eine schnelle und durch die Öffentlichkeit legitimierte Maßnahmenumsetzung, die durch gezielte Beteiligungsmethoden gestützt werden kann (vgl. Bischoff/Selle/Sinning 2001: 12). „Insgesamt haben die nicht-institutionalisierten Formen der Bürgerbeteiligung den lokalpolitischen Raum erweitert, eine Demokratisierung kommunalpolitischer Beteiligungsverfahren «von unten» angestoßen und inhaltliche Alternativen in den klassischen kommunalpolitischen Politikfeldern (Verkehr, Umwelt, Stadtentwicklung) formuliert“ (Klein/Schmals-Bruns 1997: 33). 5 Ergebnisse aus vier Fallbeispielen Wichtig ist zu betonen, dass das gewählte Forschungsdesign für eine empirische Analyse der anfangs gestellten Frage keinen Anspruch auf Repräsentativität stellte. Die Grundlage der Datenerhebung war das Verfahren des qualitativen leitfadengestützten Experteninterviews. Der Untersuchungsgegenstand der Arbeit war die Bürgerbeteiligung in erneuerungsbedürftigen Quartieren, ihre Rahmenbedingungen, Zielentwicklungen, Verfahren und Erfahrungen. Eine Bewertung der gesamten Beteiligungsprojekte innerhalb der Fallkommunen wurde durch Analysen lokaler Experten, der Resonanzen, Probleme, Potenziale und Perspektiven vorgenommen. Ebenso wurden zur wissenschaftlichen Untermauerung der Relevanz des Untersuchungsgegenstandes statistisches Datenmaterial, wissenschaftliche, ministerielle und kommunale Studien ausgewertet. Vier Erneuerungsgebiete aus dem Landesprogramm „Soziale Stadt NRW“ wurden als Fallbeispiele ausgesucht: Gladbeck-Butendorf, Hagen-Altenhagen, Hamm-Norden und Bergheim Süd-West. Die ausgewählten Fallkommunen geben durch ihre Unterschiedlichkeit in bedeutenden Merkmalsausprägungen nicht nur einen Einblick in die quartiersspezifischen Bedingungen und Prozesse, sondern liefern gleichzeitig einen übergeordneten Einblick in die Praxis der Bürgerbeteiligung in erneuerungsbedürftigen Quartieren, geprägt von einem hohen Anteil an benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Die folgende Zusammenschau verdeutlicht relevante Differenzierungsmerkmale der gewählten Programmgebiete: 21 Tabelle 4: Zusammenschau der Untersuchungsgebiete (Stand: November 2006): Programmgebiet GladbeckButendorf HagenAltenhagen HammNorden Quartierstyp gemischtstrukturiertes Wohn- und Arbeitsquartier gemischtstrukturiertes Wohn- und Arbeitsquartier monostrukturmonostrukturierte (Groß-) ierte Wohnsiedlungen Wohnsiedlungen Einwohnerdichte (2005) 40,3 EW/ha 138,7 EW/ha 34,9 EW/ha ca. 53,6 EW/ha Programmlaufzeit Jan. 1996 – Dez. 2004 Seit Jan. 1999 Ende 1993 – Dez. 2004 Seit Jan. 2002 Förderzeitraum Jan. 1996 – Dez. 2005 Seit Jan. 1999 Ende 1993 – Dez. 2005 Seit Jan. 2002 Programmstatus in der Verstetigung laufend in der Verstetigung laufend Förderungsvolumen seit Aufnahme 7,0 Mio. Euro 7,6 Mio. Euro 2,8 Mio. Euro 4,1 Mio. Euro Bergheim Süd-West Die Motivation einer Kommune in das Länderprogramm „Soziale Stadt NRW“ aufgenommen zu werden, spiegelt zwei Zielebenen wider: Die Finanzierung von Stadtteilerneuerungsmaßnahmen und den ganzheitlichen integrativen Ansatz zur Stabilisierung und Modernisierung schwieriger Quartiere. Die Finanzierung von Stadtteilerneuerungsmaßnahmen kann dabei als prioritär angesehen werden. Die Aufhebung oder Abmilderung der Stigmatisierung des Programmgebietes und seiner Bevölkerung sowie des benachteiligenden Status in der Innen- und Außenwahrnehmung, sind grundlegende Ziele in allen Fallbeispielen. Die Lebenssituation der Bewohner und der bauliche und infrastrukturelle Sanierungsbedarf prägen in allen Programmgebieten der „Sozialen Stadt NRW“ die Arbeitsbedingungen der Akteure und Experten und fließen ohne konkrete Hervorhebung in die folgenden Analysen zur Beteiligung ein. Ein zwingendes Aufnahmekriterium ist die Erstellung und Einreichung eines integrierten Handlungskonzeptes, welches die Situation im Quartier in Abgrenzung zu den anderen Quartieren der Kommune darstellt. Die Bevölkerungsstruktur und deren Lebenslagen werden nachgezeichnet und der Handlungsbedarf, verbunden mit einem Maßnahmenkatalog, in den Vordergrund gestellt. Die bewusst offene Zielformulierung des Förderprogramms bietet die Möglichkeit einer flexiblen Auslegung des integrierten Handlungskonzepts und seiner Schwerpunkte. Dieser Tatbestand bedeutet in der Praxis eine relativ freie Implementation in der Umsetzung ohne konkrete Erläuterungen über die Formen und Instrumente des Beteiligungsprozesses. Ob sich die Entwicklung quartiersspezifischer Projekte und Formen der Beteiligung stark von denen anderer Kommunen unterscheidet soll im Folgenden berücksichtigt werden. 22 5.1 Butendorf - Fazit nach acht Jahren Programmlaufzeit Der Erneuerungsprozess für Butendorf war anfangs mit viel Skepsis vor allem seitens der älteren Bewohnerschaft verbunden. Das Stadtteilbüro musste um Glaubwürdigkeit und Vertrauen kämpfen und dem Ruf entgegenwirken, dass eine direkte Beteiligung der Bewohner keinen Einfluss auf die politisch-administrativen Entscheidungen hat. Eine allgemeine Bereitschaft zur Beteiligung an Planungsprozessen musste aktiviert und gefördert werden. Das Stadtteilmanagement war nach eigener Aussage bemüht, gute Voraussetzungen zur Bürgerbeteiligung zu schaffen. Man erhoffte sich durch dieses Vorgehen, passive Bewohnergruppen zu erreichen. So wünschte man sich einen großen Anteil aktiver Frauen für Wohnumfeldverbesserungen und öffentliche Platzgestaltungen. Die Projektleitung und das Stadtteilmanagement mussten jedoch feststellen, dass Frauen – speziell Migrantinnen – kein Interesse an öffentlicher Platzgestaltung als neuem Aufenthaltsraum hatten. Viele hatten selber große Gärten und trafen sich mit ihren Freunden und Kindern lieber im geschützten Hinterhofbereich. Zu den geplanten Veranstaltungen kamen daraufhin nur Männer. Nach achtjähriger Programmlaufzeit „Soziale Stadt NRW“ konnte die Bereitschaft zur Beteiligung bei den Anwohnern projektbezogen und themenspezifisch erhöht werden. Bereits zu Beginn stellte sich heraus, dass sich die Bewohner in Butendorf fast ausschließlich für ihr direktes Lebensumfeld und ihren Lebensalltag interessieren. Nach anfänglichem Scheitern des projektübergreifenden Runden Tisches für Butendorf entschloss sich das Stadtteilmanagement, hauptsächlich punktuelle, niederschwellige, zielgruppenspezifische und projektbezogene Beteiligungsformen und -maßnahmen zu entwickeln. So war man speziell seitens der Stadt Gladbeck erstaunt darüber, dass sich in einer bereits zum Abriss beschlossenen alten Butendorfer Bergarbeitersiedlung, mit unterdurchschnittlichem Wohnstandard, hohem Leerstand und hohem türkischstämmigen Ausländeranteil (90%), eine Bürgerinitiative organisierte und den Abriss verhinderte. Ebenso erreichte das Stadtteilmanagement eine verstärkte Beteiligung und Netzwerkarbeit bei den intermediären Organisationen, welche sich heute in unregelmäßigen Abständen mit diversen Akteursvertretern (Multiplikatoren) und interessierten Bewohnern in Form eines Runden Tisches treffen. Sowohl das Stadtteilbüro als auch die Projektleitung sind zufrieden mit den erreichten Ergebnissen in Butendorf. Ebenso gab es während der Programmlaufzeit nur positive Resonanzen der verantwortlichen kommunalen Akteure. Die vorhandenen Strukturen aus dem Stadtteil wurden aufgegriffen und in die Umsetzung einbezogen. Aus diesem Grund konnten die neu eingeführten Beteiligungsinstrumente nur mit Rücksicht auf die Strukturen und Traditionen des Quartiers entwickelten werden. In den Interviews mit der Verwaltung und dem Stadtteilbüro stellte sich heraus, dass die Mehrheit der Bewohner in Butendorf Interesse für den Erneuerungsprozess zeigte, aber nicht in längerfristige Projekte einbezogen werden wollte. Vorhandenes Engagement war themenspezifisch, unverbindlich und geprägt von eigener Betroffenheit. Diese Haltung war speziell bei der Initiierung des Runden Tisches deutlich. Ein regelmäßig organisierter Runder Tisch mit projektübergreifenden Themenstellungen scheiterte an der individuellen Zeitplanung und dem Gefühl, zu viel Verantwortung zu tragen. Soziale Beteiligung war gewünscht, zu viel politisches Engagement und Verantwortung für das gesamte Quartier wurde abgelehnt. 23 Im Laufe des Umsetzungsprozesses reduzierte sich in den Arbeitsgruppen ebenfalls die Teilnehmerzahl, da sowohl der Informationsbedarf als auch der Beteiligungsbedarf als abgeschlossen empfunden wurde. Rückwirkend betrachtet gab es nur wenige Menschen aus dem Quartier, die ihre Interessen langfristig aktiv in die Stadtteilarbeit einbringen wollten. Die Mehrheit der Bewohner ist mit der Gestaltung ihres Alltagslebens beschäftigt. Mit Abschluss der letzten Projekte wird auch die Beteiligung beendet sein. Die große Masse ist nach ihrer Beteiligung wieder passiv, da eine starke Anleitung nach Schließung des Stadtteilbüros Butendorf nicht mehr vorhanden ist. Einige Patenschaften (Spielplätze und Skateanlage) bestehen bisher noch weiter, und die Netzwerktätigkeiten und Kooperationen durch den halbjährlich stattfindenden Runden Tisch können zurzeit noch aus dem Stadtteilbüro Gladbeck-Brauck mitbetreut werden, aber wie lange noch? Zusammenfassend ergibt sich für Butendorf, dass die Entwicklung neuer Beteiligungsstrukturen mit einer Verlagerung der Entscheidungsbefugnisse auf die Bürger das Verantwortungsbewusstsein und die Nachbarschaftshilfe maßgeblich gestärkt haben. Die angestrebten Projekte mit Beteiligung der Bürger aus dem Handlungskonzept wurden erfolgreich umgesetzt. Die Bewohner wurden durch die Teilnahme nicht nur mit neuen Kompetenzen ausgestattet, sondern bewiesen in den Beteiligungsprozessen die Fähigkeit zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit den Schwierigkeiten der Teamarbeit und der Kompromissfindung. Die starke soziale Durchmischung führte bei den großen Bauprojekten zu divergierenden Meinungen und bargen ein gewisses Konfliktpotenzial zwischen den Kulturen wie auch zwischen den Altersgruppen, welches sich durch die Arbeit von Moderatoren und des Stadtteilmanagements auflösen ließ. In der Zwischenevaluation des ILS NRW wurde die Bürgerbeteiligung im Quartier Butendorf als „(...) Klebstoff des Erneuerungsprozesses (...)“ (ILS NRW 2000: 177) bezeichnet, durch den die Modernisierungsmaßnahmen zu einer hohen Akzeptanz unter der Bewohnerschaft führten (vgl. ILS NRW 2000: 180). Die entstandenen Beteiligungsprozesse zeigten, dass sich die Maßnahmen nicht so fein steuern ließen, wie in einer traditionellen „top-down Situation“. So wurden die 1994 entwickelten städtebaulichen Zielvorstellungen für den Stadtteilpark durch die Beteiligungsprozesse stark verändert. Herausgestellt wurde in den Interviews auch, dass die ebenen- und fachübergreifende Arbeit wichtig ist und auch die baulichen und sozialintegrativen Maßnahmen in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf nicht voneinander zu trennen sind. Eine verbesserte Integration von benachteiligten Personen konnte durch die noch bestehenden Netzwerkstrukturen der intermediären Organisationen festgestellt werden. Eine langfristige Stabilisierung kann bisher nicht abgeschätzt werden, da die aufgebauten Strukturen ohne weitere Betreuung wegbrechen. Eine wichtige Instanz zur Stabilisierung und Verstetigung dieser aufgebauten Strukturen wäre eine feste Person zur Entwicklung und Begleitung sozialer Netzwerktätigkeiten. Die bisherige Mitbetreuung aus dem Stadtteilbüro Brauck ist sporadisch und wird nicht dauerhaft möglich sein. 5.2 Hagen - Fazit nach acht Jahren Programmlaufzeit Der bisherige Erneuerungsprozess in Hagen-Altenhagen ist geprägt von einer engagierten Beteiligung der Teilnehmer des Forums und des Stadtteilmanagements vor Ort. Alle baulichen Maßnahmen wurden nach achtjähriger Programmlaufzeit abgeschlossen, so dass für den weiteren Verlauf der Förderdauer das Augenmerk speziell auf die sozial- 24 integrativen Projekte und den Eintritt in die Verstetigung gerichtet sein wird. Eine Betroffenenbeteiligung wird noch durch einige Workshops und Befragungen aufrechterhalten, und die tragende Rolle des Stadtteilforums wird weiter ausgebaut. Die Erreichbarkeit der Bewohner und die Informationsverbreitung über die Multiplikatoren des Stadtteilforums sind nach Ansicht der Interviewpartner geglückt, da viele unterschiedliche Organisationen und Institutionen aus allen Lebensbereichen involviert sind und somit ein breites Spektrum an Bewohnergruppen vertreten ist. Die anfängliche Euphorie der Bürger sich beteiligen zu wollen, spielte sich besonders nach Beendigung der Leitprojekte auf ein durchschnittliches Niveau ein. Festzuhalten ist, dass sich durch die zielgruppenspezifischen kurzfristigen Maßnahmen auch Bürger beteiligt haben, die sich sonst nicht beteiligen. Das Instrument der aufsuchenden Beteiligung und der Aktivierung von benachteiligten Gruppen zeigte Erfolge bei den Seniorinnen und den Migrantinnen, welche speziell an Markttagen erreicht und befragt werden konnten. Eine projektbezogene und themenspezifische Erhöhung der niederschwelligen Beteiligung konnte bisher durch kleinräumige lebensweltnahe Beteiligungsprojekte erreicht werden. Der direkte Bezug durch Betroffenheit führte zu einer starken Motivation, an bestimmten Projekten teilzunehmen. Dies wurde zudem besonders deutlich bei kurzfristigen, ungebundenen Aktionen, welche sich über einen Tag oder Nachmittag erstreckten. Themenübergreifende Veranstaltungen und wiederkehrende feststehende Termine wurden nicht so gut angenommen. Darüber hinaus konnten durch die schnelle Umsetzung der Starterprojekte einige „bottom-up“ Prozesse – neben den Tätigkeiten im Forum - initiiert werden. Auch die sog. „open-space“ Veranstaltung brachte viele neue Ideen für den Erneuerungsprozess und das Zusammenleben im Quartier, so dass der bisherige Erneuerungsprozess zusammenfassend positiv von den Bewohnern wahrgenommen wird und alle Veränderungen in den Alltag integriert werden konnten. Als eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine nachhaltige Stabilisierung des Quartiers und der Stadtteilentwicklung bleiben das Engagement der aktiven Bürger in Altenhagen und die Unterstützung der bestehenden Beteiligungs- und Netzwerkstrukturen (Stadtteilforum, Vereine). Die Stadtteilarbeit und die Zusammenarbeit der zuständigen Entscheidungsträger wurden von allen Interviewpartnern als geglückt oder zufriedenstellend bewertet. Die Erfahrungen aus Hagen-Vorhalle und die nicht zu hoch gesteckten Erwartungen halfen, mit der Beteiligung im Rahmen der verfügbaren Möglichkeiten und Mittel einen guten Mittelweg zu finden. Die Resonanz der Bewohner war anfangs geprägt von Skepsis, welche sich aber im Verlauf des Erneuerungsprozesses wandelte. Seitens der politisch Verantwortlichen fiel die Resonanz durchweg positiv aus, da einige Gründungsmitglieder des Forums auch politisch aktiv sind. So konnte häufig ein Parteimitglied die Anliegen Altenhagens in die politischen Gremien bringen. Die Zusammenarbeit der zuständigen Fachämter hat sich durch die langjährige Kooperation und Vernetzung ebenfalls gut entwickelt. Dennoch führten einige Umstrukturierungsprozesse und Neuzusammensetzungen in den Fachämtern zu Schwierigkeiten bezüglich einiger Zuständigkeitsfragen im Rahmen der „Sozialen Stadt NRW“. Nach den bisherigen acht Jahren Programmlaufzeit blickt Altenhagen nach Ansicht der Interviewpartner auf eine geglückte Stadtteilentwicklung und Bürgerbeteiligung zurück, welche ohne das Engagement des Stadtteilforums nicht zustande gekommen wäre. Die Beteiligung in Altenhagen über das Stadtteilforum und vorhandene stabile Netzwerke spielt eine wichtige Rolle im jetzigen Stadtteilerneuerungsprozess und für die sich 25 anschließende Verstetigungsphase. Langjährig etablierte Institutionen und Vereine sowie aufgebaute Beteiligungsstrukturen sind wichtig, um die Teilnahme im Quartier Altenhagen aufrecht zu erhalten. Das Stadtteilforum als Institution und Sprachrohr einzelner Bewohnerinteressen konnte seit Programmbeginn zwar neue Mitglieder wie die beiden islamischen Gemeinschaften gewinnen, trotzdem bleibt kritisch anzumerken, dass dieses Forum sich aus vielen etablierten, gut situierten und einkommensstärkeren Bevölkerungsgruppen und Multiplikatoren zusammensetzt. Mit Blick auf die Erfahrungen mit der Beteiligungsmotivation von benachteiligten Gruppen stellt sich die Frage nach der langfristigen Erreichbarkeit der breiten Masse und der Gestaltung des Stabilisierungsprozesses in der Verstetigung, speziell wenn sich Einzelbürger und Anwohner lieber kurzfristig und ungebunden beteiligen wollen. Die aufgebauten Beteiligungsstrukturen durch das Forum und über den Weg der Institutionen haben sich gefestigt und etabliert, so dass auch über die Institutionen im Verstetigungsprozess eine kleinteilige Beteiligung im unmittelbaren Umfeld der Bewohner zielführender ist. Für die Verstetigung von Altenhagen bleibt dennoch zu erwähnen, dass viele aufgebaute Strukturen wie das „BÜrgerBÜro“ wegfallen werden. In Zukunft müssen die entwickelten Beteiligungsstrukturen und eingeführten Projekte verstärkt durch eine organisatorische Begleitung innerhalb der existierenden Verwaltungsstrukturen und durch soziale Träger organisiert und weiterentwickelt werden. Ebenso müssen durch das Ausscheiden aus dem Landesförderungsprogramm und den Wiedereintritt in die alleinige kommunale Regelförderung Projektschwerpunkte gesetzt werden. 5.3 Hamm-Norden - Fazit nach 11 Jahren Programmlaufzeit Der Hammer Norden gehörte zu den ersten fünf Stadtteilen, die Ende 1993 in das NRWLandesprogramm „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ aufgenommen wurden. Nach elf Jahren Programmlaufzeit befindet sich das Quartier nun seit zwei Jahren in der Verstetigung. Innerhalb dieses Zeitraums konnten viele Projekte und sozialflankierende Maßnahmen umgesetzt werden (Verbessertes Dienstleistungsangebot für Mieter, Integrationsprojekte, Offene Jugendarbeit, Stadtteilfeste, bauliche Maßnahmen). Voraussetzung für diese Ergebnisse war, von Beginn an eine bürgernahe und beteiligende Stadtteilerneuerungsstruktur der verantwortlichen politisch-administrativen Systeme zu entwickeln. Den Verantwortlichen aus dem Stadtteilbüro und der Verwaltung war bewusst, dass solche Veränderungen mit den Bürgern nur im lebensweltnahen Umfeld der Bewohner ansetzen können, dort wo die eigene Betroffenheit am größten ist. Die Querschnittaufgabe der zielgruppenspezifischen Bewohnerbeteiligung wurde somit maßgeblich in der niederschwelligen aktivierenden Beteiligung wahrgenommen, um die endogenen Potenziale zu finden und betroffene Bürger zu motivieren sich projektbezogen zu beteiligen. Oft regten die umgesetzten Projekte zu neuer Beteiligung an, da man die Verbesserungen vor Ort wahrnehmen konnte. So konnten viele Skeptiker von einer unmittelbaren Bürgerbeteiligung - von der Planung bis zur Umsetzung - überzeugt werden. Ebenso konnten die hohe Schwellenangst der Bewohner und die Verständigungsprobleme zwischen den Bewohnergruppen durch die persönlichen Kontakte mit dem Stadtteilbüro, den regelmäßigen Treffen und den diversen Informationsmöglichkeiten reduziert werden. Die Nutzung von Synergieeffekten, durch die Kooperation und Vernetzung relevanter Stadtteilakteure, zeigte nicht nur Erfolge im städtebaulichen Erneuerungsprozess und bei 26 der Effektivierung des Hilfeangebots, sondern ebenso bei den finanziellen Kosteneinsparungen im sozialen Sektor sowie der Einstellung der Bewohner und ihrer Wahrnehmung des Stadtteils. Die Bestätigung für die richtige Wahl der Beteiligungsformen und -strukturen fanden sich in den hohen Teilnehmerzahlen der Beteiligungsangebote. Eigene Betroffenheit und Alltagserfahrungen kristallisierten sich als der beste Motor der Bürgerbeteiligung heraus. Die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen während des gesamten integrierten Erneuerungsprozesses war nicht nur Voraussetzung, sondern stellte sich als Gewinn für den Stabilisierungs- und Verstetigungsprozess dar. Stadtteilfeste haben sich als Selbstläufer der intermediären Organisationen und Multiplikatoren des Quartiers verstetigt. Ebenso ist die Motivation durch engagierte Bürger im Präventivkreis Hammer Norden ungebrochen. Auch wenn ein starker Rückgang der Beteiligung nach Beendigung der Projekte zu verzeichnen war, konnten bis heute viele Patenschaften und selbstverwaltete Treffpunkte (Stadtteilcafe, Jugendtreff) erhalten bleiben. Des Weiteren gelang es im Rahmen eines Sinti- Projektes, die Selbsthilfekräfte dieser Bewohner durch die Gestaltung eines Wohnwagenplatzes und der Gründung eines Vereins zu stärken. Für den Hammer Norden war es besonders wichtig, dass die vorhandenen organisierten Strukturen und engagierten Multiplikatoren in den Entwicklungsprozess einbezogen wurden, da viele Kontakte und Kooperationen über den persönlichen Bekanntheitsgrad einzelner Menschen aufgebaut werden konnten. Die Rückführung in die kommunale Finanzierung nach Programmende bewirkte, dass ca. ein Drittel der Stellen innerhalb des gesamten integrierten Stadtteilerneuerungsprozesses nicht gehalten werden konnten. Ein früh einsetzender Aushandlungsprozess über die Schwerpunktsetzungen und Zielentwicklungen nach Programmende wurde daraufhin notwendig, da das erreichte hohe Niveau in der kommunalen Finnanzierung nicht zu halten war. Zusammenfassend ist herauszustellen, dass die beteiligten Akteure im Rahmen der ihnen gegebenen Möglichkeiten zufrieden sind. Die politische Resonanz hatte sich während des Programmverlaufs nicht verändert und zeugte von hohem Interesse. Die politisch Verantwortlichen waren seit Beginn ein fester Bestandteil in den Arbeitsgruppen und engagierten sich für den Erneuerungsprozess. Ebenso konnte aus der Verwaltung rückblickend eine positive Bilanz der Umstrukturierungen und Erneuerungen vermerkt werden. Kritiken einzelner Mitarbeiter sind weiterhin vorhanden, bilden aber die Ausnahme. Bezüglich der Bewohnerresonanz ist festzuhalten, dass die Veränderungen wahrgenommen und angenommen wurden. Eine wesentliche Voraussetzung für den langfristigen Stabilisierungsprozess ist der Rückgriff auf bestehende aktive Strukturen und Organisationen. Speziell die Multiplikatoren und aufgebauten Netzwerkstrukturen übernehmen eine wichtige Funktion im Quartier, da die Selbsthilfe und Eigeninitiative der Bürger sich größtenteils durch Betroffenenbeteiligung äußerte und auf das direkte Wohnumfeld oder die eigenen Lebensbereiche bezog. Das Interesse an allgemeinen stadtteilpolitischen Problemen und Fragestellungen bildete eher die Ausnahme. Durch das integrierte Stadtteilerneuerungskonzept gelang es, die Nachbarschaftshilfe, den Gemeinschaftssinn und die Integration sowie die generationsübergreifende Verständigung und Hilfsangebote zu verbessern. Die ebenen- und fachübergreifende Arbeit für den Hammer Norden ist weiterhin ein zentraler Bestandteil für den nachhaltigen Stabilisierungsprozess. Die Bürger brauchen nach Beendigung des Programms weiterhin Hilfen und Beratungen, so dass die Funktion 27 des Stadtteilbüros unter Trägerschaft des Katholischen Sozialdienstes und der Arbeiterwohlfahrt als ein wichtiger Baustein erhalten bleibt. Aufgebaute Routinen und Netzwerke müssen durch eine ständige Präsenz und Kontinuität von Ansprechpartnern im Stadtteil gepflegt werden, damit Kontakte erhalten bleiben. 5.4 Bergheim Süd-West - Fazit nach fünf Jahren Programmlaufzeit Durch die recht kurze Programmlaufzeit in Bergheim befinden sich die meisten baulichen Projekte noch in der Realisierungsphase. Die Zusammenarbeit des Stadtteilbüros, den politisch-administrativen Entscheidungsträgern und den Bürgern konnte vor allem mit den kurzfristig angelegten Starterprojekten und der verknüpfenden sozial-integrativen Arbeit eingeleitet werden. In der bisherigen integrativen Arbeit wurde schnell deutlich, dass benachteiligte Menschen über die klassischen Angebote der Beteiligung nicht zu erreichen sind. Sie brauchen direktere lebensweltnahe Beteiligungsangebote und -instrumente. Es ist wichtig, benachteiligte Personen und die Migranten stärker in den Erneuerungsprozess einzubeziehen, da sie eine entscheidende Rolle für die Stabilität im Stadtteil tragen. Speziell diese Menschen brauchen in erster Linie lebenspraktische Unterstützung und Beratung (Elemente der klassischen Sozialarbeit), bevor sie für ihr Wohnumfeld und ihre Nachbarschaft Aufmerksamkeit aufbringen können. Festgestellt wurde des Weiteren, dass sich junge Familien nur sehr schwer motivieren lassen und leichter über lebensweltnahe kurze Projekte und Bildungseinrichtungen erreichbar sind. So ergibt sich ein Verbesserungspotenzial oftmals aus den Problemlagen im Quartier. Für das Quartier SüdWest bedeutet dies speziell die Einstellung von mehr Personal für die Themenbereiche Integration und Beteiligung. Für 2007 ist deshalb die Einstellung eines „Nationworkers“ mit Fremdsprachenkenntnissen geplant, um die Integration von Migranten zu verbessern. Die Aktivierung neuer Bewohner konnte durch die angewendeten Beteiligungsformen insoweit erreicht werden, da es in diesem Quartier vorher keine Beteiligungsstrukturen oder gesellschaftliches Leben gab und die Beteiligung mit dem Bekanntheitsgrad des Stadtteilbüros und des Programms zunimmt. Interessierte Bürger engagieren sich seit Beginn des Erneuerungsprozesses in den Arbeitskreisen, im Budgetbeirat und in kurzfristigen Projekten mit Teilnehmerzahlen von bis zu 30 Personen. Einige soziale zielgruppenspezifische Angebote, wie die begonnene Seniorenarbeit, wurden bereits zu einem Selbstläufer. Ebenso wird der Budgetbeirat durch die Stadtteilakteure positiv bewertet und verfolgt seine Arbeit mit der nötigen Ernsthaftigkeit, so dass sich anfängliche Bedenken der Verwaltung nicht bestätigt haben. Die Bedeutung der Beteiligung für den Stadtteilerneuerungsprozess ist sehr hoch, da die Leute sich nur begeistern lassen, wenn sie merken, dass ihr Engagement etwas bewirkt. So entwickelten sich durch die Arbeit vor Ort neue Themenfelder in Zusammenarbeit mit den Bürgern, die durch das Handlungskonzept nicht berücksichtigt waren. Die Dringlichkeit einzelner Maßnahmen und die Wünsche der Bewohner veränderten somit die Ausgestaltung der allgemeinen Zielvorstellungen. In Bezug auf die Zufriedenheit mit dem bisherigen Erneuerungsprozess sind die Befragten unterschiedlicher Meinung. Einerseits wurde nicht mit so vielen aktiven Bewohnern gerechnet, andererseits muss das Verbesserungspotenzial in der Querschnittsaufgabe der Beteiligung und Integration ausgeschöpft und der Handlungsbedarf prioritär behandelt werden. „Klar könnte man mehr machen. Man könnte wirklich jeden einzelnen Schritt mit 28 Bürgern besprechen. Ich weiß aber nicht, ob das richtig wäre und ob das gut wäre. Ich bezweifle das auch, dass das gut wäre, wenn man zu stark in die Beteiligung einsteigt und sagt, jeden Schritt den wir machen, wollen wir diskutieren und besprechen (...) ich glaube dann würde das Interesse nachlassen“ (Interviewauszug). Zusammenfassend ist herauszustellen, dass alle interessierten Akteure eine positive Resonanz bezüglich des Erneuerungsprozesses in ihren Quartieren geben. So ist seitens der Bewohner festzuhalten, dass besonders kurzfristige identifikationsstiftende Maßnahmen sehr erfolgreich sind und viele teilnehmende Bewohner motiviert sind, auch bei anderen Projekten mitzumachen. Die politischen Entscheidungsträger konnten durch die transparente Information alle Beschlüsse einstimmig verabschieden. Ebenso sind Vertreter der politischen Parteien in einigen Arbeitskreisen aktiv am Erneuerungsprozess beteiligt. Im Hinblick auf die Gründung eines Budgetbeirates wurde allerdings angemerkt: „Warum baut ihr eigene Strukturen auf? Wir entscheiden doch über Gelder und Nicht-Gelder und Vergabe von ..., das ist doch gar nicht legitimiert. Warum sitzen da Leute zusammen und entscheiden über 40-, 50-, 60.000 Euro für soziale Belange?“ (Interviewauszug). Die Resonanz aus der Verwaltung ist ebenfalls positiv und der initiierte Erneuerungsprozess das Aushängeschild der Verwaltungsspitze. Allerdings kommt auch in den anderen Fachressorts viel Neid auf, da das federführende Ressort für das Programm „Soziale Stadt NRW“ das einzige war, welches im Jahr 2005 keine Kürzungen bekam. Durch die Konzeptionierung als reine Wohnstätte haben sich keine quartiersbezogenen Vereinsstrukturen entwickeln können, welche unterstützend durch ihre Multiplikatorenfunktion auf den Erneuerungsprozess einwirken können. Die Teilnahme an zielgruppenspezifischen Projekten und themenspezifischen Prozessverläufen, musste in einem ständigen Lernprozess erarbeitet werden. Ebenso war es nötig eine gezielte Ausarbeitung der (Freizeit-)Angebote und Beteiligungsformen mit den Bürgern zu entwickeln und die Bedarfe, welche sich stark auf den sozialflankierenden Bereich richten, zu ermöglichen. Dieses Vorgehen ist nötig, um eine Vertrauensbasis und Kontaktaufnahme zu den benachteiligten Bevölkerungsgruppen aufzubauen, die keine Beteiligungsstrukturen vorher kannten. Die allgemeinen Zielvorstellungen aus dem Handlungskonzept waren ein hilfreicher Baustein, den es in der praktischen Stadtteilarbeit zu vertiefen gilt. Vorteilhaft war dabei die gewollte Ausarbeitung und Weiterentwicklung der Details im Verlauf des Erneuerungsprozesses. Der Schwerpunkt innerhalb der Querschnittsaufgabe der Bürgerbeteiligung liegt während des gesamten Erneuerungsprozesses auf der zielgruppenspezifischen Projektarbeit. Es gibt kaum sozial durchmischte, sozialflankierende Projekte, welche größere Konfliktpotenziale in sich bergen. Ebenso wurde seitens der Verwaltung kein Handlungsbedarf für weitere Verbesserungen oder Ausdifferenzierung der direkten Beteiligung gesehen. Die Ergebnisse zeigen, dass Beteiligung sehr niederschwellig angesetzt werden muss und die praktische Arbeit in der Stadtteilerneuerung stark von den anfänglichen Vorstellungen über direkte, nicht-verfasste Bürgerbeteiligungsverfahren abweichen kann. Für den weiteren Verlauf der Stadtteilerneuerung und Verstetigung bleibt der Aufbau nachhaltiger Strukturen mit Schlüsselpersonen, die die entwickelten Strukturen tragen können, ein wichtiges Handlungsfeld. Dazu ist es nötig, Eigeninitiative und Verantwortungsübernahme stärker zu fördern und „(...) Strukturen auf[zu]bauen, die es der Stadtverwaltung unmöglich machen, uns hier wegzudiskutieren (...)“ (Interviewauszug). Des Weiteren müssen die Räumlichkeiten des Stadtteilbüros für die sozial-integrativen Freizeit- und Beratungsangebote erhalten bleiben und eine dauerhafte personelle Stelle für das 29 Stadtteilbüro zur nachhaltigen Stabilität geschaffen werden. Erste Schritte sind bereits durch die Einstellung eines „Nationworkers“ für die Arbeit und die Integration der Migranten und der Entwicklung eines neuen Bürger- und Familienzentrums unternommen worden, weitere Schritte zur Gründung eines Bürgervereins sind geplant. Ziel ist es, durch die Gründung eines selbsttragenden Bürgervereins die geschaffenen Wohnumfeldverbesserungen und Angebotsformen zu stabilisieren und das Stadtteilbüro über diese Vereinsstruktur zu tragen. Den befragten Interviewpartnern ist es durchaus bewusst, dass ohne das Stadtteilprojekt auch die Bürgerbeteiligung schnell zum erliegen kommt. So ist es besonders für die Verwaltung schwierig, weitere Beteiligungsverfahren zu etablieren und zu dulden, ohne ihre wahrgenommene Handlungsfähigkeit zu beschneiden. Wollte man mehr Beteiligung einführen, „(...) dann müsste man in einer Stadtverwaltung ganz erheblich umdenken“ (Interviewauszug). 6 Bürgerbeteiligung als Element integrativer Stadterneuerung Die Notwendigkeit einer stärkeren Bürgerorientierung in den Kommunen wird seit Anfang der 1990er Jahre zunehmend erkannt. Angestrebt wird dabei eine Verbesserung der Verbindung zwischen der Input-Seite und der Output-Seite des politischen Systems unter Einbeziehung aktiver Bürger in die politischen Handlungs- und Entscheidungsprozesse. Dieser Kooperationsbedarf erschließt sich vorrangig aus den (vgl. Bogumil 2001: 211): z Rationalitätsgrenzen repräsentativer Demokratie, z Grenzen rechtsstaatlicher Steuerung, z Grenzen sozialstaatlicher Leistungserbringung. Die Bürgerbeteiligung erleichtert die Funktionserfüllung kommunaler Staatstätigkeit mit Hilfe neuer kooperativer Wege an staatlichen Prozessen. Hierzu zählen insbesondere eine bessere Umsetzung der Integrationsfunktion und eine verstärkte Auseinandersetzung mit den Geschehnissen und Problemlagen eines Quartiers und der Menschen die dort leben. Ebenso ist eine Verbesserung der Innovationsfunktion durch die gezielte Nutzung der Wissensressourcen der Bürger ersichtlich sowie ihrer Optimierungsfunktion mit Hilfe einer frühzeitigen Einbindung dieser Wissensressourcen in die gezielten politischen Kooperationsprozesse. (vgl. Holtkamp 2000: 15f) Anzufügen ist auch die Sozialisationsfunktion durch das Erlernen demokratischer Regeln und Prozesse. Gerade diese Funktionen können auf der kommunaler Ebene am besten erprobt und gestärkt werden. Kooperative Formen im demokratischen Prozess dienen folglich: der Überwindung einer Dominanz zu starker Einzelinteressen, z der besseren Konsensfindung zwischen den betroffenen Parteien, z der Informationssicherung und Verbreitung von Informationen (Transparenz), z der Reduzierung von Widerständen und Blockadehaltungen aus der Bevölkerung durch Klagen etc., z der Reduzierung von Kosten für Dienstleistungen, z der Erweiterung der Handlungskorridore zwischen den Akteuren, z der Kooperation und Beteiligung zur Machtkontrolle. z 30 Beteiligung und Kooperation sind demnach wichtige Elemente, um mit den Bürgern zusammen zukunftsfähige Lösungen zu finden. Im Vordergrund muss die Revitalisierung der Quartiersgemeinschaft, unter Einbeziehung benachteiligter Bevölkerungsgruppen in demokratische Verfahrensweisen und Strukturen stehen sowie die Entwicklung einer hohen Verbindlichkeit der Ergebnisse durch die Beteiligung der Bürger an kommunalpolitischen Entscheidungsprozessen. Durch die erweiterten direkten Partizipationstrukturen wird versucht, die gesellschaftliche Abwärtsspirale zu unterbrechen, Wohnumfeldverbesserungen einzuleiten und Selbsthilfepotenziale zu fördern. Zusammenarbeit und Kommunikation sind dabei Verfahren, die als Idealbild den bestehenden Strukturen nicht immer entsprechen. So entstehen praxisorientierte Abwandlungen und eine verringerte Erwartungshaltung an die Mitwirkung und die Verhandlungsergebnisse. Top-down Prozesse als Führungsentscheidungen mit angebotsorientierten Beteiligungsformen (Runder Tisch, Stadtteilforum, sozial-integrative Angebote) verbinden sich mit bottom-up Prozessen durch die Mitbestimmung der Bürger in Planungs- und Entscheidungsprozessen, in vorgelagerter oder nachgelagerter Teilnahme, um ihre Wünsche und Belange einzubringen. Das Programm „Soziale Stadt NRW“ verbindet diese beiden Strömungen zu einem Gegenstromprinzip, so dass Grundsatz- und Richtlinienentscheidungen als top-down Prozesse durchgeführt werden sowie Projektoptimierungen und Spezifizierungen durch das bottom-up Prinzip sichtbar sind (down-up Prinzip). Klaus Selle geht in dieser Begriffsdebatte noch einen Schritt weiter und plädiert für differenzierte, multilaterale und horizontale Zugangs- und Kommunikationsformen, da vermehrt Kooperationen und Netzwerke in der lokalen Demokratie und in Strukturprogrammen, wie der „Sozialen Stadt NRW“, eine bedeutende Funktion einnehmen (vgl. Mitarbeiten 4/2004). Ebenfalls muss darauf hingewiesen werden, dass die aufgeführten Probleme der Partizipation nicht beschönigt werden dürfen und die traditionelle Angebotsbeteiligung über die top-down Prozesse in der kommunalen Beteiligungspraxis erheblich ausgeprägt ist. (vgl. Bischoff/Selle/Sinning 2001: 11) Deswegen sollten in Zukunft verstärkt Wege und Mittel gefunden werden, auf die Chancen von Formen der kooperativen Demokratie als funktionales, ergänzendes Element integrierter Stadterneuerung hinzuweisen. 6.1 Input und Output- Legitimität in der integrierten Stadtteilerneuerung Ziel der Nutzung dieser unterschiedlichen Zugangs- und Kommunikationsformen ist eine Verbesserung der Input- und Output-Legitimität des Systems und seiner Stadterneuerungsmaßnahmen. Die Umsetzung des Programms „Soziale Stadt NRW“ in den ausgewählten Fallkommunen Bergheim Süd-West, Hagen-Altenhagen, Hamm-Norden und Gladbeck-Butendorf hat gezeigt, dass eine Steigerung der Input-Legitimität durch Bürgerbeteiligung in allen Quartieren erkennbar ist. Die beteiligten Akteure sind zufrieden, stolz und geben durchweg eine positive Resonanz über den Erneuerungsprozesses mit direkten Beteiligungsformen. Erfolge durch eine aktive Teilnahme sind in den zielgruppenübergreifenden baulichinvestiven Projekten und zielgruppenspezifischen sozialflankierenden Maßnahmen zu erkennen, wodurch eine Aktivierung örtlicher Potenziale möglich war. Speziell die sozial- 31 integrativen Projekte, ohne jegliche Verbindlichkeiten, werden in den untersuchten Kommunen eingesetzt, um Teile der passiven Öffentlichkeit unter den benachteiligten marginalisierten Bevölkerungsgruppen zu aktivieren. Projekte mit wiederkehrenden Treffen, in denen Planungs- und Entscheidungskompetenzen eingebracht werden müssen, werden hingegen bevorzugt von dem kleinen Teil der aktiven Öffentlichkeit besucht. Des Weiteren fließt das Wertberücksichtigungspotenzial der Entscheidungsträger, unterrepräsentierte marginalisierte Gesellschaftsschichten zu schützen und zu vertreten, ebenfalls in das Landesprogramm „Soziale Stadt NRW“ ein. So werden die meisten Entscheidungsgremien und Projekte durch das Stadtteilmanagement begleitet und die politisch-administrativen Entscheidungsträger nehmen an den gegründeten Arbeitskreisen und Quartiersforen teil. Hierdurch können das Stadtteilmanagement und die politischadministrativen Entscheidungsträger eine Anwaltsfunktion für die passive Öffentlichkeit übernehmen, die soziale Schieflage korrigieren und das Gemeinwohl wahren. Eine stärkere Einbeziehung der aktiven Öffentlichkeit und die Formen direkter Beteiligung in den initiierten Gremien zeigten ebenfalls Erfolge auf der Output-Seite der untersuchten Quartiere. Die aktive Öffentlichkeit vertritt dabei einerseits die Betroffenen und ist andererseits der Repräsentant von Individualinteressen. Die Entscheidungsträger aus Politik, Verwaltung und Stadtteilmanagement geben Grundsatzund Richtlinienentscheidungen durch top-down-Prozesse vor, so dass die Beteiligung und Mitsprache der Bürger im Rahmen der themenspezifischen Detailarbeit innerhalb der Stadterneuerung abgedeckt wird. Dadurch werden die Steuerungsfähigkeit des Landesprogramms und die Zielsetzungen des integrierten Handlungskonzepts gewahrt. Einzelne sehr engagierte Bewohner und starke Organisationen können eine OutputSteigerung durch Interessensdruck bewirken, welcher sich positiv auf die Effizienz auswirkt. Wichtig ist, dass die Qualität der Ergebnisse und die angestrebte bewohnergetragene Nachhaltigkeit die Effizienz und Effektivität fördern und das Augenmerk nicht nur auf eine kurzfristige kostengünstige Umsetzung der Maßnahmen gerichtet ist. Ist dies der Fall, können die Bewohner als aktive Öffentlichkeit helfen, die Effizienz und Effektivität zu steigern. Im Vordergrund stehen hier besonders die Arbeiten aus der Dienstleistungsproduktion, z. B. durch „Spielplatzbau in Eigenregie“ und die Mitwirkung an Entscheidungsfindungsprozessen für längerfristig motivierte Bürger (Forum, Runder Tisch, Budgetbeirat). Effizienzsteigerung und Bürgerbeteiligung bleiben weiterhin beherrschende kommunale Themen. Dieses schwer aufzulösende Spannungsfeld kann vor allem auf den höheren föderalen Ebenen zu einem Legitimitäts-Effektivitäts-Dilemma führen. Auf der Stadtteilebene bieten der kleine Akteurskreis unter den Entscheidungsträgern und die kleinteilige Gebietsabgrenzung die Möglichkeit, dieses Dilemma zu minimieren. In den untersuchten Quartieren führt es sogar zu einer funktionierenden Mischung. Die von Roland Roth kritische Anmerkung: „Zeit- und ressourcenaufwendige Bürgerbeteiligung mit offenem Ausgang dürfte aus betriebswirtschaftlicher Sicht allemal eher zu erhöhten Kosten und zusätzlichen Effizienzproblemen als zu deren Lösung beitragen“ (Roth 1997: 419) trifft deshalb nicht zwangsläufig auf die Bürgerbeteiligung in Kleinquartieren zu. Input-Legitimität kann in den Kleinquartieren trotzdem die Effektivität einschränken, wenn die Zeitspanne zwischen Planung und Realisierung durch die Beteiligung der Bürger hinausgezögert wird, ohne dadurch eine Produktivitätssteigerung zu bewirken (Kostenfaktor). Hier muss man sich mit der Frage des Stellenwerts der Input-Legitimität beschäftigen. Eine zeit- und ressourcenaufwendige Beteiligung steigert die InputLegitimität, kann aber bei einer besonders heterogenen Gruppe zu einer Disproportionalität 32 und einem verstärkten Legitimitäts-Effektivitäts-Dilemma führen. In diesem Fall müssen Effizienz und Legitimation gegeneinander abgewogen werden. Ebenso die Frage nach der Intensität und dem Zeitpunkt der Beteiligung. Bürgerbeteiligung kann also effektiv und kostengünstig sein, wenn Bürgermitwirkung z. B. teure Fachkräfte ersetzt. Folglich ist es möglich, das beschriebene Dilemma bei nachgelagerten Verfahren durch die Bildung von Arbeitsgruppen aufzulösen. Wichtig ist nicht eine kurze Umsetzungsdauer, sondern ein bewohnergetragenes nachhaltiges Ergebnis für das Quartier. Darüber hinaus konnte in den Programmgebieten durch Umstrukturierungsprozesse innerhalb der Verwaltung und enger politischer Zusammenarbeit der Zugang zu den Ressourcen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen verbessert werden. Die Beteiligungsziele, wie die Ausbildung demokratischer Verhaltensweisen und kommunikativer Fähigkeiten sind für den Großteil der benachteiligten Bewohner nötig und können helfen, Schwellenängste zu reduzieren. Sie können aber keine Behebung der sozialen Schieflage in den Kleinquartieren bewirken, allenfalls sie ein wenig korrigieren. 6.2 Punktuelle Beteiligung versus Kontinuität Es zeigt sich aber, dass in der praktischen Umsetzung die Probleme vor allem in den Bereichen einer längerfristigen und nachhaltigen Beteiligungsstruktur auftreten, hier im Speziellen bei den marginalisierten Bürgern und Migranten. Dieser Personenkreis ist weiterhin unterrepräsentiert. Ihre Interessen müssen durch die Anwaltsfunktion des Stadtteilmanagements stärker vertreten und gespiegelt werden. Mit Blick auf die Verstetigung muss speziell für diese Bewohner eine Lobby geschaffen werden, da die Untersuchung in den Quartieren gezeigt hat, dass ihre punktuelle Aktivierung notwendig aber für die Verstetigung (Eigeninitiative, Selbstverantwortung, langfristige Beteiligung, Nachbarschaftsnetzwerke) nur geringe, fast gar keine Bedeutung hat. Des Weiteren muss der begrenzten Innovationsfähigkeit der Bürger (vgl. Gabriel 1983: 320ff) über Strukturen der aktiven Öffentlichkeit und über Vertreter aus Politik und Verwaltung Rechnung getragen werden. Es obliegt damit der aktiven Öffentlichkeit, den Funktionsträgern und den Repräsentativorganen der Kommune über das Gemeinwohl des Quartiers zu entscheiden. Wie und in welcher Intensität sie dieser Aufgabe gerecht werden und in welchem Umfang sie für gleiche Chancen während der Beteiligungs- und Kooperationsprozesse sorgen können, bleibt abzuwarten. Potenziale für eine punktuelle Bürgerbeteiligung liegen vor allem im Engagement der Teilnehmer, ebenso ist die Schwellenangst für neue Teilnehmer geringer, wenn sie sich kurzfristig ohne Verbindlichkeiten engagieren. Die zeitnahe Realisierung fördert die Motivation und bietet die Gelegenheit zur Aktivierung und weiteren Beteiligung. Die punktuelle Beteiligung wird überwiegend zur Aktivierung der marginalisierten Bürger angewendet und beschränkt sich häufig auf eine reine Angebotsbeteiligung. Die geringe Analysekapazität und die schnelle Umsetzbarkeit beeinflussen die Themenwahl, so dass sich speziell die kurzfristigen Einzelmaßnahmen auf Befragungen und sozial-integrative Projekte beschränken. Eine dauerhafte dialogorientierte Beteiligung führt hingegen zu einer höheren Analysekapazität und bewirkt eine intensive Begleitung bis zur Umsetzung einer Maßnahme, dies findet häufig bei baulichen und themenübergreifenden Projekten statt. Sie setzt allerdings einen differenzierten Meinungsaustausch, Kompromissfindung und relativ kommunikations- und/oder politikerfahrene Teilnehmer voraus. Für die Ausbildung demokratischer Spielregeln muss in diesen Bereichen oftmals schon 33 Vorwissen, Erfahrung oder eine gewisse Fähigkeit zur Abstraktion erkennbar sein. Politische Beteiligung und Planungsbeteiligung benötigen demnach immer einen gewissen Bildungsstand und geübte Kommunikationsstrukturen. Der Grundsatz «die Bürger sind die Experten vor Ort» ist vorteilhaft für vorgelagerte Beteiligungsstrukturen, wie Befragungen zur Bedarfsermittlung, reicht aber für die meisten nachgelagerten Beteiligungsinstrumente im Umsetzungsprozess nicht aus. Kontinuierliche Veranstaltungen und Projekte führen nach einer Etablierungsphase oftmals zu einer „Organisationsmüdigkeit“ und entwickeln Motivationsprobleme unter den Teilnehmern, so dass vielfach nur (politisch) hoch motivierte Bürger dabei bleiben. Hohe Kosten, eine sozial selektive Zusammensetzung und der Sprachstil fördern in längerfristigen und kontinuierlichen Beteiligungsformen einen Zusammenschluss der Vertreter von starken Einzelinteressen und Funktionsträgern. Darüber hinaus erschwert die hohe Bevölkerungsfluktuation in den entwicklungsbedürftigen Quartieren die Etablierung dauerhafter Beteiligungsstrukturen. 6.3 Bedeutende Einflussfaktoren auf die Beteiligung und Aktivierung Bei der Betrachtung der Fallbeispiele fällt auf, dass sich besonders zwei Einflussfaktoren auf den Umgang mit Bürgerbeteiligung auswirken und diese sich gegenseitig beeinflussen. So setzt nicht der Quartierstyp lokalspezifische Beteiligungsinstrumente voraus, sondern die unterschiedliche Ausgangssituationen in den Quartieren. Die Rahmenbedingungen sind besonders geprägt von den bereits vorhandenen Potenzialen im Stadtteil und spielen eine entscheidende Rolle für den Verstetigungsprozess. So können bereits bestehende Netzwerkstrukturen und Vereinskulturen helfen, Beteiligung und Engagement zu fördern und durch ihre Multiplikatorenfunktion Teile der passiven Öffentlichkeit zu erreichen (Hamm, Hagen). Sind solche Strukturen und Netzwerke nicht vorhanden, bedarf es eines großen Aufwandes, Schlüsselpersonen zusammenzubringen und Netzwerkstrukturen aufzubauen (Gladbeck, Bergheim). Folglich übernimmt die Struktur der Quartiersbevölkerung eine tragende Funktion im Erneuerungsprozess. Durch die starke residentielle Segregation und die lokale Disparität der benachteiligten Bevölkerung können nur schwer nachbarschaftliche Strukturen aufgebaut werden. Ferner ist eine „(...) geringe politische Partizipation (...) das milieutypische Verhalten der zunehmend marginalisierten und sozial desintegrierten großstädtischen Unterschichten“ (Strohmeier 1997: 129). In den Stadtteilen der Programmgebiete liegt die geringe politische Partizipation in dem hohen Anteil an Nichtwählern und ausländischen Bevölkerungsgruppen begründet, da die Bevölkerung sich nicht durch die angewendeten mittelschichtsorientierten Beteiligungsstrukturen angesprochen fühlt. Vorgelagerte Aktivierungsmaßnahmen und weitere Zugangsmöglichkeiten, speziell für Migranten, müssen eine Alternative zu den mittelschichtsorientierten Beteiligungsformen bilden. Viele Beteiligungsbarrieren entstehen durch mangelndes Wissen oder Demokratieverständnis. Ferner sind Sprachbarrieren, Diskriminierungserfahrungen und ungenutzte Informationskanäle über die Beteiligungsmöglichkeiten Gründe einem Beteiligungsverfahren fern zu bleiben. Die Erfahrungen in den Stadtteilen haben gezeigt, dass benachteiligte Bürger und Migranten einen direkten Lebensweltbezug und niederschwellige kurzfristige Projektangebote zur Vertrauensbildung brauchen. Fachkräfte nichtdeutscher Herkunft (Bergheim) und der Einsatz von Sozialarbeitern können helfen, einen Zugang zu diesen Personen zu finden und weitere Beteiligungsangebote in Richtung 34 sozialer Teilnahme oder einer Betroffenenvertretung durch ihre ethnischen Organisationen zu fördern. 6.4 Politische oder soziale Beteiligung Der Begriff der Bürgerbeteiligung wird in einigen untersuchten Stadtteilen sehr weit definiert. So kann alles Beteiligung sein, sobald einige Bewohner sich politisch oder sozial für ihren Stadtteil engagieren. Ebenfalls kann Beteiligung sich nur auf konkrete entscheidungs- und planungsrelevante Bereiche beziehen. Die geringen allgemeinen Vorgaben durch das Landesprogramm führen zu einem differenzierten Umgang mit Bürgerbeteiligung und deren Einsatzmöglichkeiten, zeigen aber mehrheitlich die gleichen Partizipationsformen. Folglich entstehen in der praktischen Stadtteilarbeit viele Gemeinsamkeiten in der Instrumentenwahl, hinsichtlich der längerfristigen politischen Beteiligungsstrukturen werden aber andere Schwerpunkte gesetzt. Politische Beteiligung findet sich vor allem in politischen Planungs- und Entscheidungsprozessen oder der Gründung von Entscheidungsfindungsgremien, wie Stadtteilforen und Arbeitsgruppen. Ebenso zählt zu dieser Beteiligungsform die Teilnahme an sog. Budgetbeiräten zur Vergabe von Pauschalmitteln aus dem Verfügungsfond der „Sozialen Stadt NRW“. Die politische Partizipation der Bewohner im Landesprogramm lebt von einem ausgeprägten freiwilligen Engagement und den interpersonellen Netzwerken des Quartiers. Die Beteiligung an der Produktion öffentlicher Güter und kommunaler Leistungen zur Schaffung eines sozialen Klimas und zur Förderung des Austausches zwischen den Bürgern wird eher durch den Begriff der sozialen Beteiligung beschrieben. Da die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements nur auf einen kleinen Teil der Bewohner zutrifft, sollen unter dem Begriff der sozialen Beteiligung die lebensweltnahen, zeitlich begrenzten Projekte oder Angebote zusammengefasst werden. „Die größten Chancen haben „Selbermacher“-Projekte, in denen Bürger an der Produktion kommunaler Leistungen bzw. der Verbesserung der kommunalen Infrastruktur aktiv beteiligt werden und die zugleich einen unmittelbaren, kurzfristig eintretenden Nutzen für die Beteiligten haben“ (Strohmeier 1997: 129). Diese Maßnahmen lösen Aktivierungs- und Sozialisationseffekte aus und fördern das Selbstvertrauen und die Kommunikation zwischen den benachteiligten Bewohnern, so dass soziale Beteiligung kontinuierliche Treffpunkte für ein Gemeinschaftsleben schaffen kann. Themenbezogene soziale Beteiligung und Aktivierungsmaßnahmen bilden in allen analysierten Fallkommunen einen Schwerpunkt. Besonders die Aktivierung hat in den untersuchten Quartieren eine tragende Funktion. Bestandteil der Aktivierung örtlicher Bewohnerpotenziale ist die Information und die Förderung der Motivation, sich an gemeinwesenorientierten Projekten zu beteiligen. Auch Angebote einer lebensweltnahen Beratung gehören zur Aktivierung, da viele Bewohner erst einmal Hilfe bei der Bewältigung ihrer eigenen unmittelbaren Probleme benötigen, bevor sie sich für die Belange des Stadtteils öffnen können. Die Förderung der sozialen Beteiligung wird in allen untersuchten Stadtteilen verfolgt, in der Hoffnung, dass Partizipation weitere partizipative Handlungen erzeugt. Aktivierung kann als Vorstufe zu weiterer Beteiligung funktionieren, um Interesse, Vertrauen und Teamstrukturen auszubilden sowie das soziale Leben und Kommunikationswege zwischen den Bewohnern zu fördern. Soziale und politische Beteiligung können als wechselseitige 35 Ergänzungen (vgl. Van Deth 2001) betrachtet werden, da politisch engagierte Bürger sich in anderen Formen der partizipativen Mitgestaltung engagieren als sozial und kulturell engagierte Bürger. Potenziale für dauerhafte Beteiligungen liegen einerseits in den Patenschaften und ehrenamtlichen Tätigkeiten und andererseits in der politischen Gremienarbeit. Ausschlaggebend hierfür sind vor allem die heterogenen sozialstrukturellen und sozial-kulturellen Einflüsse und die Motivlagen. Wichtig im Umgang mit Bürgerbeteiligung demnach sind folgende Aspekte: z die Wahl des richtigen Beteiligungsinstruments, z der richtige Zeitpunkt für die Bürgerbeteiligung, z Klärung der notwendigen/gewollten Intensität, z Zielgruppenspezifisch und/oder akteursübergreifend, z Zweck der Beteiligung, z Vorbereitung der Beteiligungsverfahren durch professionelle Mitarbeiter. Zusammenfassend darf dennoch nicht vergessen werden, dass Aktivierung und Beteiligung Instrumente zur Förderung der Eigenverantwortung und Selbstorganisation sein sollen. Trotzdem halten die Stadtteile an den Instrumenten fest, die sie anfangs für richtig hielten obwohl sie nur wenig Potenzial für eine Verselbstständigung haben. Schritte zur Zielerreichung (stabile tragfähige Initiativen aufbauen, Förderung bürgerschaftlichen Engagements und politischer Beteiligung) sind in den meisten untersuchten Stadtteilen – egal ob bereits in der Verstetigung oder in der Förderung – sichtbar, ob sie auf Dauer Bestand haben kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht festgestellt werden. Um eine Stärkung selbsttragender Strukturen zu erreichen, müssten viele Maßnahmen stärker in die Eigenverantwortung der Bewohner gelegt werden. Ferner muss eine Verknüpfung zwischen politischer Beteiligung und sozialer Beteiligung aufgebaut werden. Eine politische Beteiligung der aktiven Bewohner ist ebenso unerlässlich für die Schaffung selbsttragender nachhaltiger Stadtteilstrukturen, wie die soziale Beteiligung zur Stärkung nachbarschaftlicher sozialer Netze. Nur eine Verknüpfung dieser Beteiligungsarten kann den Aufbau eines selbstständigen Gemeinwesens auslösen. 7 Fazit Mittels einer empirischen Analyse konnte festgestellt werden, dass Entscheidungsfindungsprozesse und deren Problembearbeitung mit der Partizipation der Bürger durchaus auf untere föderale Ebenen delegiert werden können, da dort Partizipationspotenzial vorhanden ist. Möglichkeiten auf der Stadtteilebene zur Umsetzung von Beteiligungsstrukturen können geschaffen werden und sind nach einer Etablierungsphase erfolgreich (Angebotsbeteiligung durch top-down Prozesse und Netzwerkaktivitäten). Bürgerbeteiligung in erneuerungsbedürftigen Quartieren hat demnach durchaus Potenzial, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind (vgl. ILS NRW 2000: 48f): z niederschwellige aufsuchende Angebote, z themenspezifische, konkrete Projekte, z kurzfristige lebensweltnahe Projekte für die temporär interessierten Bewohner, z Kontinuität und Begleitung im Beteiligungsprozess, z dauerhafte Erreichbarkeit von Ansprechpartnern für den Beteiligungsprozess, z frühzeitige Einbindung der Bevölkerung in die Planungs- und Entscheidungsprozesse, 36 z z z z sinnvoller Einsatz der Beteiligung durch vorhandenes Veränderungspotenzial im Quartier, transparente Rahmenbedingungen (vorherrschen) (Intensität, Umfang und Zielsetzung der Beteiligung), zeitnahe Realisierung der Maßnahmen und ein angemessener Mitteleinsatz als Voraussetzung für die Aktivierungs- und Beteiligungsmaßnahmen. Die Untersuchungen in den Fallquartieren haben ebenfalls gezeigt, dass speziell bei den Teilnehmern von Projekten die Identifikation mit dem Quartier (Innenimage) zunehmend erfolgreich ist und sich die breite Öffentlichkeitsarbeit durch Beteiligungskampagnen, Stadtteilzeitungen und Veränderungen im Stadtteil positiv auf das Außenimage auswirkt. Das Zusammenspiel der politischen und sozialen Beteiligung ist wichtig, um unterschiedliche Teilnehmer und Akteurskonstellationen für den Erneuerungsprozess und dessen Verstetigung zu gewinnen. Die bisher aufgebauten politischen Arenen der Beteiligung (Stadtteilforen, etc.) werden nicht von den benachteiligten unterrepräsentierten Bürgern aufgesucht, sie bevorzugen eher die Teilnahme an sozial-integrativen und lebensweltnahen aktivierenden (Freizeit-)projekten (kurzfristige Mitgestalterrolle). Die oftmals mittelschichtsorientierten Beteiligungsstrukturen setzen Bildung, Kommunikationsund Artikulationsfähigkeiten voraus, um zielführende kompromissfähige Ergebnisse zu produzieren. Sie müssen darüber hinaus dem Effizienzkriterium gerecht werden. Die Kooperationen und Netzwerkstrukturen zwischen den einkommensstärkeren, gut situierten und artikulationsstarken Bürgern, welche innerhalb des Erneuerungsprozesses und aufgrund ihrer Erfahrungen als Bürgerprofis angesehen werden können (sie repräsentieren die aktive Öffentlichkeit und müssen als Multiplikatoren die Belange in den Stadtteil tragen), sind wichtige Schlüsselpersonen und nehmen die Auftraggeberrolle für die soziale Stadtteilerneuerung und die spätere Verstetigung wahr. Die Analyse in den untersuchten Quartieren zeigte, dass nur engagierte, politisch aktive Bürger und Netzwerke sich bereit erklären, Lösungen für gemeinwohlorientierte Fragestellungen zu suchen. Durch die Aktivierungs- und Beteiligungsangebote wurden vor allem Multiplikatoren, intermediäre Organisationen, Kinder und Jugendliche sowie Geschäftsleute erreicht. Kooperationen und horizontale Netzwerke haben sich über Schlüsselpersonen und Funktionsträger in den untersuchten Quartieren etabliert. In welchem Ausmaß sich eine Verbindlichkeit einstellt, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht abzuschätzen, da nur ein kleiner Teil der Quartiersbewohner zu langfristigem Engagement bereit ist und sich die angewendeten aktivierenden Strukturen hauptsächlich auf eine punktuelle angebotsorientierte Betroffenenbeteiligung beschränken. Die Teilnahme am Entscheidungsprozess bleibt somit größtenteils auf die Funktionsträger beschränkt. Es müssen Wege gefunden werden, die Beteiligungsformen vor einer dominanten Klientenpolitik zu bewahren, da sie einen Zugang und die Kontrolle über gewisse Ressourcen ermöglichen. Eine Anwendung vielfältiger Instrumente mit bewährten Standardformen ist in allen untersuchten Quartieren erkennbar. Etablierte Instrumente sind nicht lokalspezifisch und finden sich sowohl als Aktivierungsmaßnahmen für den hohen Anteil der passiven Öffentlichkeit als auch intensive Beteiligungsformen für aktive Einzelbürger und Multiplikatoren. Erkennbar ist ferner, dass eine starke Konzentration auf projektbezogene 37 aktivierende Instrumente und Formen, weniger auf eine quartiersweite Bürgerbeteiligung erfolgt. Die Analyse hat gezeigt, dass die unterschiedlichen Beteiligungsgruppen bevorzugt in den von ihnen gewählten Beteiligungsformen verharren und nur gezielte Projekte, wie das Stadtteilfest, die Bewohner ermutigt zusammenzukommen. Festzuhalten ist, dass die Wahl der Beteiligungsinstrumente hinsichtlich einer politischen Beteiligung für die marginalisierten, sozial benachteiligten Bewohner in den untersuchten Programmgebieten zu sehr mittelschichtsorientiert sind. Dadurch wird die anfangs aufgestellte These belegt, dass die Probleme der Bürgerbeteiligung vielfach in der Wahl der Instrumente begründet und sowohl auf der Inputseite als auch auf der Outputseite des Systems erkennbar sind. In allen Fallkommunen wurde gewünscht, die passive Öffentlichkeit noch stärker in den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen. Hier ist Nachbesserungsbedarf in der Wahl der Beteiligungsinstrumente und -strukturen nötig, um vor allem Migranten und Arbeitslose stärker in den Erneuerungsprozess einzubeziehen. Zu beachten ist dabei allerdings, dass eine ständige oder stärkere Beteiligung der marginalisierten Gruppen schnell eine Überforderung und Desinteresse hervorrufen kann. Ihre Beteiligung darf nicht vorausgesetzt werden, auch wenn die Stabilität des Quartiers primär von den unterrepräsentierten passiven Bevölkerungsgruppen abhängt. Finanzielle und personelle Mittel sind wichtige Säulen eines nachhaltigen Erneuerungsprozesses, um aufgebaute Strukturen zu erhalten und ein stabiles Umfeld zu garantieren. So müssen der Mitteleinsatz und die Mittelbündelung über tragfähige Bewohner- und Vereinsstrukturen in der Verstetigung erfolgen. Auch wenn dafür bereits in einigen Quartieren Strukturen entwickelt und gestärkt wurden, sind alle befragten Akteure der Meinung, dass sie in der späteren kommunalen Finanzierung die jetzigen Standards nicht aufrechterhalten können. So ist es durchaus plausibel, dass fast nur entstandene Multiplikatorennetzwerke bestehen bleiben. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass auch das Thema Bürgerbeteiligung Modewellen ausgesetzt ist, die Fachöffentlichkeit zunehmend einer Beteiligungseuphorie unterliegt und gerne Beteiligungsstrukturen für alle Bürger und Bewohnergruppen entwickeln möchte, dürfen die Grenzen einer gesellschaftlichen Demokratisierung nicht unterschätzt werden. Es ist zu beachten, dass die Lernfähigkeit der Bürger nie so weit geht, dass sie keine Interessensvertretung und Beratung bei gesamtstädtischen Belangen und Prozessen brauchen. Der Motor des Beteiligungsprozesses ist das Stadtteilmanagement mit seinen Anlaufstellen vor Ort und die entstandenen Netzwerkstrukturen. Deswegen ist zur Zielerreichung der Selbstregulierung, Selbsthilfe und Eigenverantwortung konsequenterweise ein dauerhaft begleitender Prozess von Fachkräften unumgänglich. Trotzdem muss bedacht werden, dass das Ziel der „Sozialen Stadt NRW“, ein selbstständiges Gemeinwesen mit selbsttragenden Bewohnerstrukturen und stabilen nachbarschaftlichen Netzwerken aufzubauen, nicht in einer Überforderung oder Verdrossenheit der Quartiersbewohner mündet. Grenzen der Beteiligung sind außerdem nicht nur dort, wo die Menschen sich überfordert fühlen, sondern ebenfalls an Stellen, wo dem Bürger durch das föderale System ein Recht auf Nicht-Beteiligung zusteht. Die Wahl von Repräsentanten und Vertretern sowie die Ausbildung von Fachkräften und Experten sind sinnvoll für die gemeinwesenorientierten Entscheidungen und sollten nicht aus Einsparungsnotwendigkeiten und falschen Hoffnungen seitens der Kommune auf die Bürger abgewälzt werden. Nicht-Beteiligung, Passivität und Desintegration haben Ursachen, die nicht nur in den Lebensumständen, sondern auch in den (politischen) Einstellungen zu suchen sind. Beteiligung setzt Integration und Interesse voraus, so dass 38 nur auf ausgeprägten Integrationsbemühungen und einer Interessensgrundlage Beteiligungsstrukturen zielführend und effektiv aufgebaut werden können. Nicht alle Bewohner sind durch direkte Demokratisierungsbemühungen oder Stadterneuerungsprogramme zu erreichen. Es ist sicherzustellen, dass die entwickelten Beteiligungsstrukturen nicht als reine Legitimation zur Förderzustimmung des Landes und der Aufnahme in das Programm benutzt werden. Auch die Mitgestalterrolle des Bürgers darf unter dem Blickwinkel der Haushaltskonsolidierung nicht missbraucht werden und ihr Einsatz ausschließlich die notwendigen Dienstleitungen und Modernisierungen einer Kommune ersetzen. Das Landesprogramm „Soziale Stadt NRW“ bleibt darüber hinaus nur ein Strukturprogramm, in das viele Hoffnungen gesetzt werden und das hohe Ansprüche an die Bürger und kommunalen Entscheidungsträger stellt. In der quartiersspezifischen Umsetzung dürfen die Zielsetzungen des Landesprogramms nicht aus den Augen verloren werden. Der Weg zur Selbsthilfe, Eigeninitiative und zum Aufbau eines eigenständigen Gemeinwesens sollte weiter gegangen werden. Eine langfristige Stabilisierung des Quartiers mit Hilfe der Bürger ist, wenn überhaupt, nur mit einem geringen Teil der Bewohner machbar, und es bleibt nach Auslaufen der Landesförderung die Frage, wie viel der aufgebauten Beteiligungsstrukturen langfristig erhalten bleiben können. Auch wenn selbsttragende Bürger- oder Gewerbevereine oder zuständige Multiplikatorennetzwerke geplant sind oder bereits existieren, ist in den verstetigten Stadtteilen, auch nach mehr als 10 Jahren Programmlaufzeit und Beteiligungserfahrung, keine völlige Stabilisierung gelungen. Die hohe Wertschätzung der Beteiligung im Landesprogramm und im integrierten Handlungskonzept nimmt in den Stadtteilen nur einen begrenzten Raum ein. Zur Erfüllung der Landesziele ist es aber nötig, gerade die Aufgabe der langfristigen Stabilisierung mit Hilfe der Bürger zu konkretisieren und ihr einen höheren Stellenwert einzuräumen, da sonst die Zielvorgaben utopisch wirken. Die auf längere Sicht erhofften Erfolge und Wirkungen des Landesprogramms und seiner Umsetzung in den Stadtteilen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht feststellbar. Inwieweit sich eine stärkere Identifikation durch die Maßnahmen entwickeln konnte oder ein eigenständiges Stadtteilleben angeregt wurde, bleibt weiterhin abzuwarten. Trotzdem ist es wichtig, den beschrittenen Weg weiter zu gehen und entwicklungsbedürftige Quartiere in eine soziale Stadtteilerneuerung einzubeziehen. Demokratie baut auf dem Engagement der Gesellschaft auf. 39 Literaturverzeichnis Alisch, Monika (2003, 19. Mai): Soziale Stadtentwicklung in Deutschland Implementationshürden und Lösungswege (ausgewählte Untersuchungsergebnisse). URL: http://www.stadtteilarbeit.de/seiten/theorien/alisch/soziale_stadtentwicklung.htm Recherche: 04.01.2006 Bertelsmann Stiftung [Hrsg.] (2004): Politische Partizipation in Deutschland – Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage. Bundeszentrale für politische Bildung. Schriftenreihe Band 471. Bonn Bischoff, Adriane / Selle, Klaus / Sinning, Heidi (2001): Informieren, Beteiligen, Kooperieren: Eine Übersicht zu Formen, Verfahren, Methoden und Techniken. Dortmund Bogumil, Jörg (2001): Modernisierung lokaler Politik. 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