Kapitel 3: Klassifikation und Diagnostik

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Kapitel 3: Klassifikation und Diagnostik
1. Was bedeuten die Abkürzungen DSM-IV/ICD-10 und welche Organisationen
veröffentlichen diese diagnostischen Systeme?
-Das „Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen in der 4.Auflage“
wurde 1994 von der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung veröffentlicht.
-Die „International Classification of Diseases“ (10.Revision) wurde 1991 von der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht.
2. Was erfassen die fünf Achsen des DSM-IV?
-Achse 1 erfaßt alle psychischen Störungen mit Ausnahme von Persönlichkeitsstörungen
und spezifischen Entwicklungsstörungen (werden von Achse 2 erfaßt).
-Achse 3 erfaßt alle körperlichen Störungen, die in Zusammenhang mit der psychischen
Störung von Bedeutung sein könnten (z.B. Diabetes).
-Achse 4 erfaßt die Schwere der psychosozialen und umweltbedingten
Belastungsfaktoren, die die Person erfahren hat (z.B. Tod eines Kindes).
-Auf Achse 5 wird eine globale Beurteilung der sozialen und beruflichen Anpassung
vorgenommen.
3. Wie lauten die wichtigsten diagnostischen Kategorien der Achsen I und II?
1. Störungen, die gewöhnlich zuerst im Kleinkindalter, in der Kindheit oder Adoleszenz
auftreten (z.B. Autismus)
2. Substanzinduzierte Störungen
3. Schizophrene Störungen und andere psychotische Störungen
4. Affektive Störungen (z.B. Manie)
5. Angststörungen
6. Somatoforme Störungen (z.B. Hypochondrie)
7. Dissoziative Störungen (z.B. psychogene Amnesie)
8. Psychosexuelle Störungen (z.B. Störung der Geschlechtsidentität)
9. Schlafstörungen
10. Eßstörungen
11. Vorgetäuschte Störungen
12. Anpassungsstörungen (z.B. emotionale Symptome, die einer starken Belastung durch
ein Lebensereignis folgen)
13. Störungen der Impulskontrolle (z.B. Kleptomanie)
14. Persönlichkeitsstörungen (z.B. antisoziale Persönlichkeit)
15. Andere Zustände, die von klinischem Interesse sein können
16. Delir, Demenz, amnestische und andere kognitive Störungen
4. Wie lauten die wichtigsten diagnostischen Kategorien der ICD-10?
1. Organische und symptomatische psychische Störungen (z.B. Demenz)
2. Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen
3. Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
4. Affektive Störungen
5. Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen (z.B. Phobie, Panikstörung)
6. Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen (z.B. Bulimie)
7. Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (z.B. paranoide Persönlichkeitsstörung)
8. Intelligenzminderung
9. Entwicklungsstörungen
10. Verhaltens- und emotionale Störungen der Kindheit (z.B.Stottern)
5. Was kann man Kritikern entgegnen, die jegliche Klassifikation im Bereich abweichenden
Verhaltens für irrelevant halten?
-Klassifikation ist relevant, denn erst wenn eine diagnostische Klasse gebildet ist, können
die dazugehörigen Menschen untersucht und die für die Schwierigkeiten verantwortlichen
Faktoren entdeckt bzw. Behandlungsformen entwickelt werden.
6. Welche Arten der Validität kann eine Diagnose aufweisen?
1. ätiologische Validität, wenn für die Störung von Patienten mit gleicher Diagnose die
gleichen lebensgeschichtlichen Umstände verantwortlich sind.
2. Übereinstimmungsvalidität, wenn sich zeigt, daß weitere Symptome, die nicht zur
eigentlichen Diagnose zählen, für die betreffenden Patienten charakteristisch sind.
3. Die Vorhersagevalidität bezieht sich auf die zukünftige Entwicklung der Störung oder
der an ihr leidenden Patienten.
7. Welche Aussagen lassen sich treffen, wenn man die Reliabilität bzw. die Validität des
DSM-IV und des DSM-II miteinander vergleicht?
-Das DSM-IV ist diagnostisch reliabler als das DSM-II, weil es sehr viel konkreter und
deskriptiver ist. Im DSM-IV sind sowohl die „Haupt-“ und „Nebenmerkmale“ der
diagnostischen Kategorien detaillierter beschrieben als auch die spezifischen
diagnostischen Kriterien für die jeweilige Kategorie.
- Die höhere Reliabilität des DSM-IV kann sich positiv auf die Validität auswirken, aber
es ist nicht garantiert, daß sie das auch tut. Auch eine Diagnose nach dem DSM-IV muß
nicht notwendigerweise zu sinnvollen Informationen über den Patienten führen.
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