PowerPoint-Präsentation

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Vortrag: Histrionische Störungen
Berlin 4.11.2006
Dr. med. Dipl.-Psych. R. D. Trautmann
Praxis für Psychotherapeutische
Medizin Landsberg
Tel. 08191/6574070
1
2
Gliederung
I.
Verhaltenstheoretische Sichtweisen
von Persönlichkeit
1.
2.
II.
Das transaktionale Modell von Lazarus
Die biosoziale Lerntheorie von Millon
Was ist Verhaltenstherapie?
III. Verhaltenstherapeutisches Vorgehen
bei histrionischen und passivaggressiven Persönlichkeitsstörungen
3
Was antworten „Psycho“- Professoren auf die Frage:
Was ist eine Persönlichkeitsstörung?
4
Der Paranoide:
Das ist eine Fangfrage.
Der Schizoide:
Damit will ich nichts zu tun haben.
Der Schizotype:
Die wurden von einem UFO eingeschleppt.
Der Antisoziale:
Was zahlen Sie für die Antwort?
Der Narzisstische:
Haben Sie meine Veröffentlichungen darüber nicht gelesen?
Der Histrionische:
Darüber könnte ich Ihnen einen langen Vortrag halten.
Der Borderliner:
Die DBT sagt, das kann man so oder so sehen.
Der Ängstlich-vermeidende
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich die 100 % korrekte
Definition weiß
Der Dependente:
Also, DSM-IV definiert sie so...
Der Zwanghafte:
DSM-IV interessiert überhaupt nicht, bei uns gilt nur ICD-10
Der Passiv-aggressive:
Das ist eine gute Frage.
Der Depressive:
Was soll man sich mit Definitionen aufhalten, ändern kann
man sie sowieso nicht.
Grundsätzliche Kriterien für die Diagnose
einer Persönlichkeitsstörung
DSM IV
5
ICD 10
Merkliche Abweichung in Denken,
Affektivität, Beziehungsgestaltung
oder Impulskontrolle von der
Umgebung
Deutliche Unausgeglichenheit in den
Einstellungen und im Verhalten in
mehreren Funktionsbereichen wie
Affektivität, Antrieb, Impulskontrolle,
Wahrnehmen und Denken sowie in
den Beziehungen zu anderen
Dieses Muster ist in einem weiten
Bereich persönlicher und sozialer
Situationen unflexibel und
tiefgreifend
Das abnorme Verhaltensmuster ist
tiefgreifend und in vielen persönlichen
und sozialen Situationen eindeutig
unpassend
Es führt in klinisch bedeutsamer
Weise zu Leiden oder zu Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen
Funktionsbereichen
Die Störung führt zu deutlichen
subjektiven Leiden, manchmal erst
im späteren Verlauf. Die Störung ist
meistens mit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und
sozialen Leistungsfähigkeit verbunden
Grundsätzliche Kriterien für die Diagnose
einer Persönlichkeitsstörung
DSM IV
Das Muster ist stabil und
langdauernd und sein Beginn kann
zumindest bis zur Adoleszenz oder
bis zum frühen Erwachsenenalter
zurückverfolgt werden
ICD 10
Die Störungen beginnen immer in der
Kindheit oder Jugend und
manifestieren sich auf Dauer im
Erwachsenenalter
Das Muster kann nicht besser als
Das abnorme Verhaltensmuster ist
Manifestation oder Folgeerscheinung andauernd und nicht auf Episoden
einer anderen psychischen Störung
psychischer Krankheiten begrenzt
erklärt werden
6
Der Weg zur Diagnose
Symptome
Beobachtung, Psychopathologie
Anamnese
Klinische Erfahrung
Verdachtsdiagnose
„aus dem Bauch raus“
Überprüfung mit ICD-10 und/oder DSM-IV
Objektivität, Reliabilität
Therapieschulenspezifische Erklärungs(Ätiologie)modelle
(Konstrukt-) Validität
Behandlungsdiagnose
Spezifische Therapie
7
Therapieerfolg
+
Therapieerfolg
-
Vorhersage- Validität
Taxonomie und die latent-manifest
Unterscheidung
(nach Millon, 1996)
Ähnlich auf der manifester Ebene?
Ja
Präsentationen, die ähnlich
aussehen, sind wirklich ähnlich
Ja
Ähnlich auf der
latenten Ebene? Präsentationen, die ähnlich
aussehen, sind in Wirklichkeit
verschieden
Nein
(problematisch für empirische
Taxonomien)
8
Nein
Präsentationen, die verschieden
aussehen, sind in Wirklichkeit ähnlich
(problematisch für empirische
Taxonomien)
Präsentationen, die verschieden
aussehen, sind tatsächlich
verschieden
Situationsdeterminiertes Verhalten
Gewohnheiten
Verhaltensstil (act-frequency-Perspektive von
Persönlichkeit)
Persönlichkeitsstil
Persönlichkeitsstörung
9
Verlustängste
andauernde Beziehungssuche
negative oder wechselnde Selbsteinschätzung
Borderline-PS
histrionische PS
dependente PS
selbstunsichere
PS
Motivationshintergrund
Angst vor Verlassenwerden, Befürchtung
inakzeptabel zu sein.
Angst vor Verlust
der Anerkennung,
Beziehung wird
eingefordert
Nähe wird bedingungslos gesucht,
hilfeinduzierendes
Suchverhalten
die ersehnte Beziehung wird aus Angst
vor Demütigung
gemieden
weitere
Merkmale der
Beziehungsgestaltung
instabile Beziehungsgestaltung mit
Wechseln zwischen
Idealisierung und
Entwertung
dramatische,
verführerische
Attitüde, können
andere Menschen
für sich begeistern
es wird Versorgung
und Schutz
gesucht,
Idealisierung von
Stärke und
Überlegenheit
Minderwertigkeitsgefühle, nagende
Selbstzweifel,
Gefühl unattraktiv
und uninteressant
zu sein
(Herpertz/Saß 2003)
10
Situation
11
Persönlichkeitsstörung
Person
Person
Ein Modell von Persönlichkeit in Anlehnung
an Lazarus & Folkman (1984)
Situationsbedingungen
primäre
Einschätzung
sekundäre
Einschätzung
Bedürfnisse
Motive
commitments
self-efficacy
Werthaltungen
Glaubenssätze
Schemata
Attributionsstile
Kontrollerwartung
12
Selbstkonzept
Verhalten
Bewältigungsressourcen
emotional
motorisch
physiologisch
13
Die biosoziale Lerntheorie von Theodore Millon
Grunddimensionen, anhand derer man Persönlichkeit charakterisieren kann:
aktiv vs. passiv
Wohlbefinden vs. Schmerzvermeidung
Selbst vs. Andere
Aus diesen drei Grunddimensionen entwickelt Millon acht grundlegende
Bewältigungsmuster, aus der Kombination der Art (positiv oder Lust vs. negativ
oder Schmerz), der Quelle (Selbst vs. Andere) und dem instrumentellen
Verhalten (aktiv vs. passiv), die benutzt werden, um Verstärkungen zu erhalten.
Aus der Frage, ob die Person Verstärkung eher aus sich selbst oder von anderen
bezieht, ergibt sich die Bewältigungsdimension dependent vs. unabhängig.
14
1.
Das passiv-dependente Muster (dependente PS)
2.
Das aktiv-dependente Muster (histrionische PS)
3.
Das passiv-unabhängige Muster (narzißtische PS)
4.
Das aktiv-unabhängige Muster (antisoziale PS)
5.
Das passiv-ambivalente Muster (zwanghafte PS)
6.
Das aktiv-ambivalente Muster (Passiv-aggressive PS)
7.
Das passiv-zurückgezogene Muster (Schizoide PS)
8.
Das aktiv-zurückgezogene Muster (Ängstlich-vermeidende PS)
Aus Aus der klinischen Erfahrung fügt Millon noch drei weitere Muster
hinzu:
9.
Cykloide Persönlichkeit (Borderline PS)
10. Paranoide Persönlichkeit
15
11.
Schizoide Persönlichkeit (entspricht im DSM-IV der
Biosozial-evolutionäres Modell von Millon
1. Dimension: Ziele der Existenz
„Life Enhancement“ vs. „Life Preservation“
2. Dimension: Formen der Anpassung
Ökologische Akkomodation vs. Ökologische Modifikation
3. Dimension: Strategien der Vermehrung
Reproductive Individuation and Reproductive Nurturance
4. Dimension: Abstraktion
16
Entwicklungsphasen, in denen unterschiedliche Polaritäten jeweils im
Vordergrund stehen:
Phase 1:
“sensory-attachment“. Dimension Lust vs. Schmerz
Phase 2:
„sensorimotor-autonomy“. Polarität „passiv vs. aktiv“
Phase 3
„pubertal-gender identity“. Polarität „Andere vs. Selbst“
Phase 4:
„Intracortical-Integration“. Dimension „Intellective Reasoning
vs. Affective Resonance
Jeder dieser Entwicklungsphasen werden bestimmte
Entwicklungsaufgaben zugeordnet:
17
Aufgabe 1:
Die Entwicklung von Vertrauen in andere (Schmerz-LustPolarität)
Aufgabe 2:
Der Erwerb von adaptiver Zuversicht (aktiv-passiv-Polarität)
Aufgabe 3:
Der Erwerb von sexuellem Rollenverhalten (Selbst-AnderePolarität)
Aufgabe 4:
Balancing Reason and Emotion (Denken-Fühlen-Polarität)
Kindheit
Sicherheit
von außen
Erwachsener
Vertrauen
von innen
„Mut“
Angst
Panik
Hilflosigkeit
18
1. Dimension: Existenz
Schmerzvermeidung
Persönlichkeitsstörung
(Ich muss ..., sonst ist meine
Existenz bedroht)
Wohlbefinden
Persönlichkeitsstil
(Ich möchte)
negative Verstärkung
(ständige Angstvermeidung)
19
positive Verstärkung
Gliederung
I.
Verhaltenstheoretische Sichtweisen von
Persönlichkeit
1.
2.
20
Das transaktionale Modell von Lazarus
Die biosoziale Lerntheorie von Millon
II.
Was ist Verhaltenstherapie?
III.
Verhaltenstherapeutisches Vorgehen bei
Borderline-Störungen, narzisstischen,
histrionischen und passiv-aggressiven
Persönlichkeitsstörungen
Was ist VT ?
„Charakteristisch für die Verhaltenstherapie ist mehr ihr prinzipieller
methodischer Standpunkt als der Rückgriff auf spezielle theoretische
Konzepte oder Techniken. Ihre Basis ist heute die gesamte experimentelle/
empirische Psychologie mit ihren Nachbardisziplinen.“ (DGVT, 1986)
• Transparent
•
Bewältigungsorientiert
•
Zielorientiert
•
Zeitlich begrenzt
•
Orientiert an empirischen Befunden
Definition Verstärker
„Unter einem Verstärker versteht man einen verhaltenskontingenten
Stimulus, der die zukünftige Auftrittswahrscheinlichkeit der ihm
vorausgehenden Reaktionsklasse erhöht.“
(Reinecker, 1986)
21
Angst
Zwang
Depression
Essstörung
Sucht
Arbeit
Wohnung
BPS
CSA
(PTSD)
social support
dependent
22
histrionisch
narzisstisch
negativistisch
23
Verbesserung
der BPSSymptomatik
1993
24
Therapieverlauf
2005
Was ist empirisch gesichert in der
VT der Borderline-Störung?
• Nach 1 Jahr Behandlung mit DBT im Vergleich zu
TAU:
• 1. Der Prozentsatz derjenigen Patienten, die die
Therapie abbrechen ist geringer
• 2. Sie müssen weniger häufig stationär zur
Krisenintervention aufgenommen werden
• 3. Weniger Suizidversuche
• 4. Weniger Selbstverletzungen
• Aber:
• Keine Verringerung der Depressivität
• Keine Verbesserung im sozial-beruflichen
Funktionieren
25
Die histrionische Störung
26
Was ist empirisch gesichert in der
Therapie der histrionischen
Störung?
• ??????????????????????
27
IDCL-Kriterien für die histrionische
Persönlichkeitsstörung
(1) Dramatische Selbstdarstellung, theatralisches Auftreten oder übertriebener Ausdruck von Gefühlen
(2) Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch andere oder durch
Ereignisse (Umstände)
(3) Oberflächliche und labile Affekte
(4) Sucht ständig nach aufregenden Erlebnissen und Aktivitäten, in denen
die Betroffenen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen
(5) Unangemessen verführerisch in Erscheinung oder Verhalten
(6) Ist übermäßig damit beschäftigt, äußerlich attraktiv zu erscheinen
Beachten Sie: Egozentrik, Selbstbezogenheit, dauerndes Verlangen nach
Anerkennung, fehlende Bezugnahme auf andere, leichte Verletzbarkeit der
Gefühle und andauerndes manipulatives Verhalten vervollständigen das
klinische Bild, sind aber für eine Diagnose nicht erforderlich
28
IDCL-Kriterien für die emotional instabile
Persönlichkeitsstörung
(1) Deutliche Toleranz zu unerwarteten Handlungen und ohne Berücksichtigung
der Konsequenzen
(2) Deutliche Tendenz zu Streitereien und zu Konflikten mit anderen, vor allem
dann, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden.
(3) Neigung zu Ausbrüchen von Wut oder Gewalt mit Unfähigkeit zur Kontrolle
explosiven Verhaltens
(4) Schwierigkeiten in der Beibehaltung von Handlungen, die nicht unmittelbar
belohnt werden.
(5) Unbeständige und unberechenbare Stimmung
(6) Störungen in und Unsicherheit über Selbstbild, Ziele und „innere Präferenzen“
(einschließlich sexueller)
(7) Neigung, sich in intensive aber instabile Beziehungen einzulassen, oft mit der
Folge von emotionalen Krisen
(8) Übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden
(9) Wiederholt Drohungen oder Handlungen mit Selbstbeschädigung
(10) Anhaltende Gefühle von Leere
29
Verhaltenstherapeutisches Vorgehen in der
Therapie der histrionischen Störung
- Frühe begründete Verdachtsdiagnose
- Aufklärung über die Diagnose und Vermittlung
eines plausiblen Erklärungsmodells
- Klärung der Behandlungsbedingungen (Verträge)






30
Umgang mit evt. Suizidalität
Umgang mit der Symptomatik (z.B. Panikattacken)
Umgang mit therapiegefährdendem Verhalten
Umgang mit therapiestörendem Verhalten
Umgang mit Konfrontationen
Vereinbarungen zur Beendigung der (stationären) Therapie und
Organisation der ambulanten Nachbehandlung
„Wer das erste Knopfloch verfehlt,
kommt mit dem Zuknöpfen
nicht zu Rande.“
(Goethe)
31
32
„it“
Patient
33
Therapeut
Der Weg zur Diagnose
Symptome
Beobachtung, Psychopathologie
Anamnese
Klinische Erfahrung
Verdachtsdiagnose
„aus dem Bauch raus“
Überprüfung mit ICD-10 und/oder DSM-IV
Objektivität, Reliabilität
Therapieschulenspezifische Erklärungs(Ätiologie)modelle
(Konstrukt-) Validität
Behandlungsdiagnose
Spezifische Therapie
34
Therapieerfolg
+
Therapieerfolg
-
Vorhersage- Validität
„aus dem Bauch heraus“
Welche „Interaktionsgefühle“ löst der Patient beim Team aus?
Typische interaktionelle Gefühle, die durch bestimmte
Persönlichkeitsstörungen ausgelöst werden
35
Persönlichkeitsstörung
Interaktionsgefühl
Paranoide
Vorsicht
Schizoide
keins
Schizotypische
„komisch“
Antisoziale
Aggression
Narzisstische
angegriffen (z.T. Mitleid)
Histrionische
gelangweilt
Borderline
helfen wollen
Zwanghafte
mühsam
Dependente
sagen, wo´s lang geht
Vermeidende
„Vertrau mir“
Passiv-aggressive
hilflos
Depressive
„Ich kann dir helfen“
Argumente für eine Behandlung der
Persönlichkeitsproblematik
Argumente, die eher dagegen sprechen,
die Persönlichkeitsproblematik zu
behandeln
Der Patient erlebt sich mit seinem bisherigen
Interaktionsstil als gescheitert in
verschiedenen Bereichen (v.a. Partnerschaft,
Beruf).
Der Patient hat – zumindest aus seiner
subjektiven Sicht – weder in
partnerschaftlichen Beziehungen noch im
Beruf Schwierigkeiten.
Er hat zumindest erste Einsichten, dass diese Wenn er Schwierigkeiten hat, attribuiert er
Schwierigkeiten (auch) mit seinem eigenen
ausschließlich auf die anderen (z.B. Mobbing).
Verhalten zu tun haben könnten.
36
Jüngeres bis mittleres Alter.
Höheres Alter.
Eine längerfristige koordinierte Behandlung
zwischen ambulantem und stationärem
Setting ist möglich und der Patient hierfür
motiviert.
Eine sinnvolle Behandlung ist aus
verschiedenen Gründen nicht möglich.
Der Patient verfügt in verschiedenen
Lebensbereichen (z.B. Finanzen, Wohnung)
über eine gewisse Stabilität
Instabilität in allen (oder den meisten)
Lebensbereichen.
Leitlinien zum besseren Verständnis der histrionischen Persönlichkeit (1)
Menschen mit einer Persönlichkeitsproblematik begeben sich üblicherweise erst dann in Therapie, wenn
„alles zusammengebrochen ist“:
Der Partner hat sich (manchmal völlig überraschend) getrennt, man hat den Arbeitsplatz verloren, es
bestehen finanzielle Probleme, der Freundeskreis hat sich abgewendet und Ähnliches.
Danach kommt es meistens zu Symptomen wie Angstzuständen und auch Depressionen. Diese
Symptome sind zwar belastend, aber nicht das eigentliche Problem!
Das eigentliche Problem ist die zugrundeliegende Persönlichkeit des Betroffenen!
Die erste Frage in der Therapie ist häufig: „Woher kommt das, dass ich mich immer wieder so verhalte,
obwohl ich es dann im nachhinein bereue?“
Langjährige Forschung hat gezeigt, dass die Frage nach dem „woher“ selten zum Erfolg führt!
Sinnvoller und erfolgversprechender ist die Frage: „Wie funktioniere ich typischerweise? Was sind
meine immer wiederkehrenden Verhaltensmuster?“
Denn wenn es Ihnen gelingt, Ihre problematischen Verhaltensmuster wirklich gut kennenzulernen, dann
werden Sie auch in der Lage sein, diese zu verändern.
Nachfolgend sind einige typische Muster aufgeführt, wie Menschen mit einer histrionischen
Persönlichkeit denken, fühlen und mit anderen Menschen umgehen.
37
-
Ständige Suche nach Erlebnissen und intensiven Gefühlen
-
Sich mit sich selber zu beschäftigen bzw. nichts zu tun fällt schwer und macht unruhig
-
Enttäuschungen der Vergangenheit werden nicht überwunden, sondern geistern immer wieder
durch den Kopf
Leitlinien zum besseren Verständnis der histrionischen Persönlichkeit (2)
38
-
Starke Sehnsucht nach einer harmonischen Partnerschaft, in der sich der Partner genau so verhält,
wie man es sich vorstellt
-
Sich immer wieder seine Wünsche kurzfristig erfüllen müssen ohne Aufschub zu ertragen
-
Entscheidungen werden „aus dem Bauch heraus“ getroffen, ohne die Konsequenzen zu
berücksichtigen (z.B. Schulden, Ärger mit dem Partner, Kündigung des Arbeitsplatzes etc.)
-
Häufiges sich vorstellen „wie schön es doch sein könnte“, anstelle die Realität zu akzeptieren
-
Schwierigkeiten, sich im Gespräch auf das Wesentliche zu beschränken. Über den Gesprächspartner
„hinweg reden“.
-
Angst vor Kritik, auch wenn diese berechtigt ist
-
Fehlen von engen Freundschaften und träumen von der idealen Partnerschaft
-
Schwierigkeiten sich auf einen Beruf / einen Partner festzulegen
-
Bei Ehekonflikten Flucht in Nebenbeziehungen um Trost und Verständnis zu finden
-
Sich Hineinsteigern in schwierige Gefühle bis hin zu Selbstmordgedanken
-
Leichte Beeinflussbarkeit durch andere, schneller Meinungswechsel
-
Starkes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Zuwendung, gleichzeitig aber geringe Bereitschaft dies
anderen zu geben
-
Konflikthafte Partnerbeziehungen mit dem Gefühl „zu wenig“ vom Partner zu bekommen
-
Vermeidung der Übernahme von Verantwortung für eigene Entscheidungen mit der Begründung „ich
kann nicht“, anstelle „ich will nicht“
-
Überrascht sein, wenn andere nicht ähnlich oder gleich empfinden
Leitlinien zum besseren Verständnis der histrionischen Persönlichkeit (3)
-
Auffällig schnelle Stimmungsschwankungen, abhängig von äußeren
-
Schwarz-Weiß-Denken, Graustufen gibt es nicht
-
Ungeduldigkeit, wenn man sich etwas in den Kopf gesetzt hat
Umständen
Wenn Sie sich bei vielen der oben beschriebenen Muster wiedererkennen, dann fällt es Ihnen
wahrscheinlich schon seit Jahren schwer „erwachsen“ bzw. „verantwortungsbewusst“ zu handeln, weil
Sie sich häufig „wie ein Kind“ fühlen.
Ein Kind will Liebe und Aufmerksamkeit, ist nicht bereit zu warten, ist schnell enttäuscht, will immer gelobt
werden, ist „emotional und spontan“, denkt nicht über Konsequenzen nach, kennt nur Freunde oder
Feinde.
Nun sind Sie aber kein Kind mehr, sondern ein Erwachsener! Deswegen erwarten Ihre Mitmenschen von
Ihnen erwachsenes Verhalten!
Erwachsenes Verhalten bedeutet, dass Sie Ihre Vernunft einsetzen und dann gegen Ihr Bedürfnis
handeln, wenn die Umstände es erfordern:
Z.B. -
39
Unangenehme Gefühle wie Ärger, Langeweile, Frust, Widerwillen^aushalten
-
Sich Ziele setzen und diese nicht zu schnell aufgeben
-
Akzeptieren, dass andere Menschen andere Bedürfnisse haben
-
Akzeptieren, dass kein Mensch immer ein „idealer Partner“ sein kann
-
Nicht darauf hoffen, dass „es schon gut gehen wird“
-
Sich nicht als den Nabel der Welt betrachten
-
Bereit zu Kompromissen sein, da es selten ideale Lösungen gibt
40
Situation 1
D
Situation 2
41
Das „Schlimmheits-Meter“
emotional
42
real
rational
100 %
100 %
100 %
50 %
50 %
50 %
0%
0%
0%
Ich werde als Person nicht ernst (wahr-)genommen
Hilflosigkeit
keine Bedürfnisse
spüren
43
Resignation
lauter „schreien“
Notwendigkeit
von Hilfe
brauche unbedingt
Hilfe
nicht
nötig
Hilfe wäre gut, aber
nicht unbedingt
notwendig
Hilfe holen
44
Aus der Stellungnahme des MDK zum stationären Aufenthalt von Frau J. vom
5.8. bis 4.11.04
Frau J. wurde am 22.3.04 von der Nervenärztin in der Klinik angemeldet. Damals
lautete die Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung. In einem ausführlichen
Bericht bat die Nervenärztin um Aufnahme zur differentialdiagnostischen Abklärung
des psychischen Krankheitsbildes und Behandlung einer erheblichen
Begleitdepression.
Aus den vorliegenden Unterlagen ist ersichtlich, dass Frau J. seit 1991 immer wieder
in ambulanter psychiatrischer Behandlung war. Erstmalig wurde sie von 29.7.18.11.1993 in einem psychiatrischen Krankenhaus behandelt. Damals wurde die
Diagnose einer angstneurotischen Entwicklung gestellt. 1994 war sie zweimalig
kurzfristig im Christoph Dornier Zentrum. Dort wurde die Diagnose einer
Zwangsstörung und dysthymen Störung gestellt.
1996 anlässlich eines dreimonatigen stationären psychosomatischen Aufenthaltes in
der Klinik Bad Pyrmont wurde die Diagnose einer neurotischen Depression mit
Somatisierung gestellt und einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Ambulante
Psychotherapie wurde von 1992 bis 1993 durchgeführt, von 1993 bis 1996 und auch
wieder in den letzten Jahren.
Insgesamt hat Frau J. ca. 250 Sitzungen psychoanalytische Therapie hinter sich
gebracht und 105 Sitzungen ambulante Verhaltenstherapie.
Es wurde jetzt die Diagnose einer histrionischen Persönlichkeitsstörung mit
erheblichen passiv-aggressiven Anteilen gestellt.
45
Aus einer e-mail der Pat. Vom 12.10.05
„Da waren Sie für mich im vergangenen Jahr schon sehr hilfreich, denn bisher hat
kein Psychologe meine Situation und auch meine Vergangenheit so auf den Punkt
gebracht und für mich so plausibel dargestellt wie Sie es getan haben.
Mir hat das wirklich sehr geholfen.“
(„Na ja, ich habe leider auch bereits eine Psycho-Odysee durch Kliniken und bei
niedergelassenen Therapeuten hinter mir.“)
46
Das Kontinuum der Dissoziation
tagträumen
Auto fahren
Musik hören
Texte tippen
einen Film
anschauen
kreativer/
künstlerischer
Prozess
normale
Reaktionen
auf Traumata
und
Katastrophen
der
"zerstreute
Professor"
hysterische
Blindheit oder
Lähmung
Amnesie
nach
Hirntrauma
(abnorme
organische
Dissoziation)
dissoziative
Störung "nicht
näher
benannte DS"
Depression
Essstörung
Zwangsstörung
nachts zur
Toilette
gehen, ohne
es zu merken
(normale
organische
Dissoziation)
normale Dissoziation
47
exzessives
Tagträumen
Panikstörung
pathologische Dissoziation
MPS/
DIS
Das Differenzierungs-Dissoziations-Kontinuum
Ich-Zustände
A
C
A
B
C
normal
gut aufgepasst
adaptive Differenzierung
48
A
B
C
A
B
C
A
B
C
B
multiple
Borderline-Persönlichkeit
Persönlichkeit
an der Grenze zur
multiplen Persönlichkeit
neurotisch
Abwehr
pathologische Dissoziation
Übung
Welche ego-states nehmen Sie jetzt bei sich wahr?
Wie kommt es zur Entscheidung, dass Sie jetzt in diesem
Seminar sitzen, anstatt irgendetwas anderes zu tun?
49
50
Die passiv-aggressive
(negativistische) Störung
51
IDCL-Kriterien für die passiv-aggressive
Persönlichkeitsstörung
(1) Verzögerung und Verschleppung bei der Beendigung grundlegender
Routineaufgaben, vor allem, wenn andere darum bitten
(2) Ungerechtfertigter Protest gegen gerechtfertigte Forderungen anderer
(3) Trotz, Reizbarkeit oder Streitlust, wenn die Betroffenen gebeten werden,
etwas zu tun, was sie nicht wollen
(4) Ungerechtfertigte Kritik an oder Verachtung für Autoritätspersonen
(5) Absichtlich langsame oder schlechte Arbeit an wirklich unliebsamen
Aufgaben
(6) Behinderung von Bemühungen anderer dadurch, dass der eigene Anteil
an der Arbeit nicht geleistet wird
(7) Vermeidung von Verpflichtungen durch die Behauptung, sie vergessen zu
haben
52
Was ich brauch, das krieg ich nicht,
was ich krieg, das brauch ich nicht.
53
Ich will doch nur dein Bestes.
Vermischung von Motiven
54
Meine Eltern lieben mich nicht
existentielle
Hilflosigkeit
Ich werde geliebt, wenn.......
55
Attraktivität
Leistung
(histrionisches Muster)
(narzisstisches Muster)
kindliche Hilflosigkeit:
verstehe die Situation nicht
existentiell, zeitlich unbegrenzt (ewig),
völlig ausgeliefert
Situation
Hilflosigkeit
erwachsene Hilflosigkeit:
verstehe die Situation
nicht existentiell, zeitlich begrenzt,
kann Hilfe holen
56
Patient hilflos
57
Therapeut hilflos
Zusammenfassung
58
1.
Frühe Verdachtsdiagnose
2.
Therapeutische Beziehung darauf ausrichten
3.
Gemeinsames Problemverständnis entwickeln
4.
Behandlungsbedingungen klären (Verträge)
5.
Beiderseitige Entscheidung zur Behandlung
6.
Störungsspezifische Behandlung
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