affektive Störungen

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Affektive Störungen (F3)
-
= Störungen der Stimmungslage, die die Betroffenen stark beeinträchtigen
DSM-IV & ICD-10: Unterscheidung von 2 Klassen affektiver Störungen
o Major Depression bzw. depressive Episode (unipolare Störung)
o bipolare affektive Störung
Depression
- starke Traurigkeit & Niedergeschlagenheit
- Gefühle der Wertlosigkeit & Schuld
- sozialer Rückzug
- Schlafstörungen
- Verlust von Appetit & sexuellem Verlangen
- Verlust von Interesse & Freude an alltäglichen Aktivitäten
- unterschiedliche Symptome je nach Lebensalter
o Kinder: somatische Beschwerden (Kopf-/ Bauchschmerzen)
o Ältere: Ablenkbarkeit & Gedächtnisprobleme
1
Major Depression
Kategorien der Major Depression nach DSM- IV vs. ICD-10
ICD 10
(min. 2 der ersten 3 Symptome + 4 (leichte
Episode) -7 Symptome (schwere Episode)
ab Zeile 5)
DSM IV
Vorhandensein einer depressiven Episode,
die mind. 5 der folgenden Symptome min. 2
Wochen lang erfüllt
- entweder depressive Verstimmung
oder Verlust an Interesse & Freude
muss dazugehören
Depressive Stimmung über die meiste Zeit
des Tages
Interessensverlust oder Verlust der Freude an
normalerweise angenehmen Aktivitäten
Verminderter Antrieb, erhöhte Ermüdbarkeit
Schlafstörungen jeder Art
Depressive Verstimmung an fast allen
Tagen, die meiste Zeit des Tages
Deutl. vermindertes Interesse / Freude an
allen oder fast allen Aktivitäten
Energieverlust, große Müdigkeit
Schlafschwierigkeiten (Schlaflosigkeit,
Einschlafschwierigkeiten, kein erneutes
Einschlafen nach Aufwachen in Nacht,
frühmorgendliches Aufwachen, Bedürfnis,
viel Zeit mit Schlafen zu verbringen
Verändertes Aktivitätsniveau
- Verlangsamung (psychomotorische
Hemmung)
- Unruhe
Psychomotorische Hemmung/ Agitiertheit
-
Appetitverlust/ Appetitsteigerung 
Gewichtsabnahme/-zunahme
Verminderter/erhöhter Appetit 
Gewichtsabnahme/-zunahme
Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder
Suizid
Verlust des Selbstvertrauens /
Selbstwertgefühls
Unbegründete Selbstvorwürfe/ ausgeprägte,
unangemessene Schuldgefühle
Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder
Selbstmord
Negatives Selbstbild, Selbstvorwürfe,
Schuldgefühle, Gefühl der Wertlosigkeit
Klagen über vermindertes Denk-/
Konzentrationsvermögen,
Unentschlossenheit
verminderte Konzentrationsfähigkeit,
verminderte Denkfähigkeit, verringerte
Entscheidungsfähigkeit
Schweregrad der Depression folgt einem Kontinuum
diagnostische Kriterien beschreiben Zustand am relativ ernsten Ende des Kontinuums
2
Formen
-
depressive Episode
o leichte depressive Episode
o mittelgradige depressive Episode
o schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
o schwere depressive Episode mit psychotische Symptome
-
rezidivierende depressive Störungen
o gegenwärtig leichte Episode
o gegenwärtig mittelgradig Episode
o gegenwärtig schwere Episode ohne psychotische Symptome
o gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen
o gegenwärtig remittiert
Epidemiologie der Major Depression (bzw. der depressiven Episode)
-
eine der am meisten verbreiteten affektiven Störungen
Lebenszeitprävalenz: 5,2-17,1%
Verhältnis Männer und Frauen: 1:2-3
Dispositionierende Faktoren: Unterschicht, frühes Erwachsenenalter
-
Prognose
o rezidivierende Störung
o ca. 80% der Pat. erleiden weitere (durchschnittl. 4) Episoden von 3 -5 Monaten
Dauer
o bei 12% der Pat. wird Depression mit Dauer von mehr als 2 Jahren chronisch
-
Komorbidität
o Körperliche Erkrankungen
o Panikattacken
o Substanzmissbrauch
o sexuelle Dysfunktion
o PS
3
Manie
- intensive, aber unbegründete gehobene Stimmung
- Hyperaktivität
- Geschwätzigkeit
- Ideenflucht
- Ablenkbarkeit
- nicht durchführbare großartige Pläne
-
während manischer Episode, die mehrere Tage bis Monate dauern kann:
o Redefluss ist laut & kaum zu unterbrechen
o Witze, Wortspiele, Reime
o penetrante Geselligkeit & Aufdringlichkeit
o Pat. sind sich der Gefährlichkeit ihres Tuns nicht bewusst
o bei Einhalt  Zorn oder Wutanfall
-
Manie entwickelt sich meistens innerhalb von 1-2 Tagen
Manie ohne Depression ist SEHR selten
-
Diagnose einer manischen Episode
o euphorische oder gereizte Stimmung & mind. 3 (bei gereizter Stimmung 4)
weitere dieser Symptome
 Erhöhung des Aktivitätsniveaus in beruflichen, sozialen & sexuellen
Bereichen
 ungewöhnliche Geschwätzigkeit, schnelle Rede
 Ideenflucht (abrupter Wechsel zw. den Themen), subjektiver Eindruck
des Gedankenrasens
 weniger Schlafbedarf als üblich
 übertriebenes Selbstwertgefühl, Überzeugung über besondere Talente,
Fähigkeiten, Kräfte zu verfügen
 Ablenkbarkeit, leicht abgleitende Aufmerksamkeit
 übermäßige Beteiligung an angenehmen Aktivitäten, die mit hoher
Wahrscheinlichkeit unerwünschte Konsequenzen haben
 bspw. leichtsinnige Ausgaben)
o Symptome müssen zu Beeinträchtigungen in sozialen oder beruflichen
Funktionsbereichen führen
Formen der manischen Episode
-
Hypomanie
o leichtere Ausprägung der Manie
o Differentialdiagnose
 ≠ Zyklothymia
 Störungen der Stimmung & des Verhaltens sind bei
Hypomaniezu anhaltend & auffallend
 ≠ Hyperthyreose
 ≠ Anorexia nervosa
 ≠ Anfangsstadium einer agitierten Depression
 ≠ Zwangsstörung (nachts stundenlanges Reinigen)
-
Manie mit und ohne psychotische Symptome
4
Biolare Störung (Bipolar I)
-
manische oder gemischte Episoden, die Symptome der Manie & der Depression
umfassen
Pat. haben entweder nur manische, manische & depressive oder gemischte Episoden
Epidemiologie
o seltener als (unipolare) Depression
o Lebenszeitprävalenz: 1%
o Beginn: zweites Lebensjahrzehnt
o Verhältnis Männer und Frauen: 1:1 (aber Frauen mehr depressive, weniger
manische Episoden als Männer)
o Prognose: rezidivierend
Formen der bipolaren Störung
- bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig hypomanischer Episode
- bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig manischer Episode ohne psychotische
Symptome
- bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig manischer Episode mit psychotischen
Symptomen
- bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig leichter oder mittelgradiger depressiver
Episode
- bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig schwerer depressiver Episode ohne
psychotische Symptome
- bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig schwerer depressiver Episode mit
psychotischen Symptomen
- bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig gemischter Episode
- bipolare affektive Störung, gegenwärtig remittiert
Heterogenität innerhalb der Kategorie
-
Problem: Zw. Patienten mit gleicher Diagnose gibt es große Unterschiede
gemischte Episode = bei bipolarer Störung manische & depressive Symptome fast
gleichzeitig oder innerhalb weniger Tage in schnellem Wechsel
manische & depressive Episoden können motorische Immobilität (Katatonie) oder
übermäßige, ziellose Aktivität (Agitiertheit) beinhalten
Bipolar-II-Patienten: Phasen einer Major Depression & Hypomanie
Psychotische Depression
- depressive Pat. mit Wahnideen & Halluzinationen
- größere soziale Beeinträchtigung und kürzere Pause zwischen Episoden als bei
Depression ohne Wahnvorstellungen
- Antidepressiva alleine wirken nicht  Neuroleptika
Melancholie bzw. somatische Depression
- melancholische Merkmale (DSM-IV) bzw. somatische Symptome (ICD-10)
- früher endogene Depression
- keine Freude, kein Wohlgefühl bei Eintritt von Erfreulichem
- depressive Verstimmung morgens schlimmer, wachen 2 Stunden früher auf als normal
- Appetitverlust  Gewichtsabnahme
- entweder extreme Lethargie oder Erregtheit
- sprechen gut auf Medikation an
- mehr Komorbiditäten (Angststörungen), häufigere Episoden und stärkere
Beeinträchtigungen
5
Saisonabhängigkeit
- bipolare & unipolare Störungen können saisonabhängig sein
- Episoden treten in best. Jahreszeiten auf
- bspw. depressive Episoden im Winter (Winterdepression)
o kürzere Tageslichtphasen  sinkende Aktivität der Serotoninneuronen im
Hypothalamus  Lichttherapie
o
Chronische affektive Störungen
-
2 lang anhaltende (chronische) Erkrankungen, bei denen symptomatisch affektive
Verstimmungen vorherrschend sind
Symptome bestehen sei Jahren (mind. 2), sind aber nicht stark genug, um Kriterien
einer depressiven oder manischen Episode zu erfüllen
Zyklothymie
-
-
häufiger Wechsel depressiver und hypomaner Phasen
Phasen können gemischt, im Wechsel oder mit Unterbrechung durch Phasen (z.T.
mehrere Wochen anhaltende) normaler Stimmung auftreten
in depressiven & hypomanen Phasen einander zugeordnete Symptome
o Depression (unterlegen) – Hypomanie (übersteigertes Selbstwertgefühl)
o Depression (Rückzug) – Hypomanie (kontaktfreudig)
auch ausgeprägte manische und depressive Episoden möglich
Dysthymie
-
chronische Depression
lang andauernde, depressive Verstimmung
erfüllt fast NIE die Kriterien einer leichten oder mittelgradigen rezidivierenden
depressiven Störung
manche Pat. erleiden dabei auch Episoden mit Vollbild einer Major Depression
o  „Doppelte Depression“
6
Psychologische Theorien der affektiven Störungen
Psychodynamische Theorie der Depression
- Fokus auf die mit Trauer & Verlust zusammenhängenden unbewussten Konflikte
- Entstehung der Depression in 3 Schritten (Freud)
o 1.) Orale Fixierung
 Grundlage der Depression in oraler Phase
 Bedürfnisse werden unzureichend oder übermäßig befriedigt
  Stagnierung der psychosexuellen Reifung, sodass spätere
Abhängigkeit von der für die orale Phase typischen Triebbefriedigung
  Fixierung auf oraler Stufe
 mögliche Konsequenz: zur Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls ist
er von anderen übermäßig abhängig
o 2.) Introjektion
 Trauernder introjiziert nach Verlust eines geliebten Menschen (Tod,
Trennung, Entzug der Zuneigung) den Verlorenen
 Identifikation des Trauernden mit dem Objekt
 gg. Menschen, die wir lieben, haben wir auch negative Gefühle
 durch Introjektion wird Trauernder zum Objekt seines
eigenen Hasses/ Wut
  übel nehmen wg. Verlassen & Schuld beim Gedanken an das
wirkliche oder eingebildete Böse, das der Trauernde dem
verlorenen Menschen angetan hat
o 3.) missglückte Trauerarbeit
 Trauernder lässt Erinnerungen an Verlorenen lebendig werden 
Loslösung  Lockerung der durch Introjektion geknüpften Bande
 missglückte Trauerarbeit bei übermäßig abhängigen Menschen
  emotionale Bindung an Verlorenen wird nicht verloren
  Selbstkasteiung für jeden am geliebten, introjizierten
Menschen wahrgenommenen Fehler
  Ärger & Wut des Trauernden bleibt nach innen gerichtet
  andauernder Prozess der Selbstverachtung,
Selbstbeschuldigung
  Depression
-
 keine empirische Bestätigung
 einige Grundannahmen haben immer noch Einfluss
o kognitive Psychologie: Depressive zeigen irrationale Überzeugungen („ich
muss unbedingt von allen geliebt werden“)  Auffassung, dass „orale
Persönlichkeit“ nach Verlust eines geliebten Menschen eine Depression
entwickelt
7
Kognitive Theorien der Depression
- Beschäftigung mit selbstschädigenden Einstellungen der Betroffenen
- Gedanken & Überzeugungen sind die Ursache von emotionalen Zuständen
Die Schematheorie von Beck
- Interpretation der Umwelt beeinflusst emotionale Reaktionen
- Depressive sind Opfer ihrer eigenen unlogischen Selbstbeurteilung
- Depressionen, da Gedankengänge & Schlussfolgerungen negativ verzerrt sind
- negative Schemata
o Erwerb negativer Schemata in Kindheit & Jugend durch
 Verlust eines Elternteils
 unbarmherzige Schicksalsschläge
 Zurückweisung durch Gleichaltrige
 Kritik in Schule
 depressive Haltung eines Elternteils oder einer Bezugsperson
o Aktivierung von negativen Schemata, wenn neue Situationen irgendwie den
Bedingungen ähneln, unter denen Schemata gelernt wurden
o negative Schemata  Fehlschlüsse des Depressiven  Bestätigung der
negativen Schemata  Verzerrung der Realität
o  Erwartung, fast immer zu versagen
- kognitive Triade
o wird durch negative Schemata & kognitive Verzerrungen aufrechterhalten
o = negative Ansichten über sich selbst, die Umwelt (Bewältigungsfähigkeiten),
die Zukunft
-
Denkfehler depressiver Menschen
o willkürliche Schlüsse: Bsp. Ich tauge zu nichts, weil es an dem Tag, an dem
ich zum Fest geladen habe, regnet
o selektive Abstraktion: Bsp. Handballspiel verloren  liegt nur an mir
o Übergeneralisierung: Bsp. schlechte Leistung in einer Schulstunde 
endgültiger Beweis für Dummheit
o Über- /Untertreibung: Bsp. kleiner Kratzer im Auto  Wagen ist völlig
ruiniert
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Theorie der gelernten Hilflosigkeit durch Nichtkontrolle
-
-
-
Annahme: Individuum hat seine Passivität & das Gefühl, nicht handeln & sein eigenes
Leben nicht steuern zu können, durch unangenehme Erfahrungen & Traumata gelernt,
die es erfolglos zu überwinden versuchte
 Gefühl der Hilflosigkeit  Depression
ABER: Depressive machen sich teilweise selbst für den Misserfolg verantwortlich 
Theorieerweiterung
Attributionstheorie der Hilflosigkeit
-
-
-
Theoriekern: Attribution: Zuschreibung des Verhaltens auf innere/äußere Ursachen
Möglichkeiten, mit dem Versagen umzugehen
o Hat das Versagen internale oder externale Gründe?
o Ist das Versagen ein dauerhaftes oder vorübergehendes Problem?
o Wie umfassend oder spezifisch ist die Unfähigkeit, erfolgreich zu sein?
Attributionsstil bestimmt die Auswirkung
o globale Attributionen  Verallgemeinerung der Auswirkungen des Versagens
o Attribution auf stabile Faktoren  Versagensgefühle werden dauerhaft
o Attribution des Misserfolgs auf innere Eigenschaften  sinkendes
Selbstwertgefühl
 Depressionen, wenn erwünschte Ziele für unerreichbar oder negative Ereignisse für
unvermeidbar gehalten werden
Ursache des depressiven Attributionsstils noch ungeklärt
o Hinweise auf Kindheitserfahrungen
 sex. Missbrauch
 überbesorgte Eltern etc
 strenge Disziplin
 perfektionistische Normen
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Theorie der Hoffnungslosigkeit
-
-
-
Hoffnungslosigkeit = Erwartung, dass wünschenswerte Ereignisse nicht eintreten oder
unerwünschte eintreten werden und dass Individuum keine Möglichkeit hat, die
Situation zu verändern
negative Lebensereignisse (Stressoren) interagieren mit Diathesen  Zustand der
Hilflosigkeit
o mögliche Diathesen
 Attributionsstil, bei dem negative Ereignisse auf stabile & globale
internale Faktoren zurückgeführt werden
 geringes oder instabiles Selbstwertgefühl
 Neigung, aus negativen Lebensereignissen schwerwiegende
Konsequenzen abzuleiten
Befund: depressiver Attributionsstil & geringes Selbstwertgefühl sind Prädiktoren für
Depressionen im Jugendalter
Erklärung der Komorbidität von Depression & Angststörungen
o Erwartung von Hilflosigkeit  Angst
o Hilflosigkeit wird zur Gewissheit  Angst und Depression
o befürchtete negative Ereignisse treten ein  Hoffnungslosigkeit
Probleme bei der Theorien der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit
- Für welche Art von Depression gilt das Modell?
o Entwicklung für reaktive Depression
- Wie repräsentativ ist die Stichprobe (nur Studenten)?
- Sind Forschungsergebnisse depressionsspezifisch?
o hohe Korrelation zw. Angst & Depression  erklärt Theorie evtl. allgemein
negative Affekte?
- Wie relevant sind Attributionen?
- Ist depressiver Attributionsstil tatsächlich ein Wesensmerkmal depressiver Menschen?
o er verschwindet aber nach depressiver Episode
10
Interpersonale Theorien der Depression
- Beschäftigung mit zwischenmenschlichen Faktoren & deren Einfluss darauf, wie
Depressive mit anderen umgehen
-
Verstärkerverlust
o Depressive treiben andere von sich weg  Mangel an positiver Verstärkung
wird stärker
-
mangelnde soziale Unterstützung
o Depressive haben weitmaschiges, wenig unterstützendes soziales Netzwerk 
mangelnde soziale Unterstützung  eingeschränkte Fähigkeit, negative
Lebensereignisse zu bewältigen
-
Ablehnung depressiver Menschen
o Depressive lösen negative Reaktionen bei anderen aus  Ablehnung
o mögl. Ursache: mangelnde soziale Fertigkeiten
 kürzerer Augenkontakt
 Sprachstil (langsam, mehr negative Bemerkungen und Pausen)
-
Depressivität & Partnerschaft
o Zusammenhang zw. Ehekonflikt & Depression
-
ständige Suche nach Bestätigung
o Ziel: Erfahrung wirklich wichtig zu sein, da Aufwachsen in kalter &
abweisender Umgebung
o ABER: positives Feedback wird aufgrund des negativen Selbstbildes
angezweifelt  müssen immer wieder erneut bestätigt werden  Irritation
beim Gegenüber  negatives Feedback
-
 FAZIT: Interpersonales Verhalten eher Risikofaktor oder Folge der Depression?
o  noch unklar, aber es spielt auf jeden Fall eine wichtige Rolle
Biologische Theorien der affektiven Störungen
Genetische Faktoren
-
-
bipolare Störungen sind erblich
o ABER: bei Verwandten 1. Grades von Pat. mit bipolarer Störung sind
unipolare Depression häufiger als bipolare Störung
unipolare Störungen sind erblich
o ABER: deutlich geringeres Vererbungsrisiko als bei den bipolaren
o genetische Faktoren scheinen bei Frauen eine größere Rolle zu spielen als bei
Männern
11
Neurochemie & affektive Störungen
-
Noradrenalin- & Serotonintheorie
o Noradrenalintheorie:
 niedriger Noradrenalispiegel  Depression
 hoher Noradrenalinspiegel  Manie
o Serotonintheorie
 niedriger Serotoninspiegel  Depression
-
Belege beider Theorien durch Medikamente
o Trizyklika (Imipramin  Tofranil ®)
 verhindert Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin durch
präsynaptisches Neuron
  mehr Neurotransmitter bleiben in der Synapse zurück
  Transmission des nächsten Nervenimpulses wird erleichtert
o Monoaminoxidasehemmer: MAO-Hemmer (Tranylcypromin  Parnat ®)
 hemmen das Enzym Monoaminoxidase, Neurotransmitter zu
deaktivieren
  Erhöhung der Serotonin- und Noradrenalinspiegel
-
neuere Medikamente: selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Fluoxetin,
Fluctin ®)
o  verhindern die Wiederaufnahme von Serotonin
o  wirksam bei unipolarer Depression  stärkerer Zusammenhang zw.
Depression & niedrigem Serotoninspiegel
-
 Probleme der Theorie
o Trizyklika & MAO-Hemmer
  nur kurzfristiger Anstieg der Neurotransmitterkonzentration,
danach pendeln sie sich auf altem Niveau wieder ein
  Wirkungslatenz der Medikamente: 7-14 Tage
  Neurotransmitterkonzentration hat das ursprüngliche Niveau
wieder erreicht
o  Anstieg/Abfall der Neurotransmitter kann Wirkung der Medikamente auf
Depression/Manie nicht erklären
-
Lithium und G – Proteine
o Lithium bei Behandlung bipolarer Störungen  steigert bzw. mindert die
Nervenaktivität
o Lithium reguliert G-Proteine
 G-Proteine sind in postsynaptischer Zellmembran & wichtig bei
Regulierung der Aktivität in postsynaptischer Zelle
 Manie: viele G – Proteine
 Depression wenige G – Proteine
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Das neuroendokrine System
-
Hypothalamus – Hypophysen – Nebennierenrinden Achse & Depression
o limbisches System  Emotionen  Hypothalamus  endokrine Drüsen &
den Spiegel der von ihnen ausgeschütteten Hormone
o Hormone des Hypothalamus  Hypophyse
o Annahme: Überaktivität der HHNA bei Depression
 Bedeutung des Hypothalamus für vegetative Depressionssymptome wie
Appetit- & Schlafstörungen
 Überaktivität kann aber auch Ausdruck einer unspezifischen
Stressreaktion sein
-
Schilddrüse
o übermäßiges Wachstum der Nebennierenrinde  hoher Kortisolspiegel 
Depression
o hoher Kortisolspiegel  verringerte Serotoninrezeptordichte & beeinträchtigte
Funktion noradrenger Neuronen
o Hypothalamus – Hypophysen – Schilddrüsen - Achse & Manie
 bipolare Patienten
 häufig Schilddrüsenerkrankungen
 Schilddrüsenhormone können bei diesen Pat. eine Manie
auslösen
-
Neuronale Strukturen & affektive Störungen
o Unteraktivität des linken PFC  Dominanz der rechten Hemisphäre (negative
Emotionen & Vermeidung)
o Unteraktivität im oberen & unteren Bereich des anterioren zingulären Systems
bei Depressiven
 Auswirkungen auf Aufmerksamkeit, Antrieb, Handlungskontrolle &
Affektzustand
o Überaktivität des vorderen Bereichs des anterioren zingulären Systems bei
Depressiven
  Angst, negativer Affekt, Selbstzweifel
o verkleinerter Hippocampus bei Depressiven
  Gedächtnisprobleme, Dysregulation der HHNA
o hyperaktive & vergrößerte Amygdala bei Depressiven
  leichtere negative emotionale Aktivierbarkeit
Unipolare Depression
Bipolare Störung
-
-
genetische Diathese
niedriger Serotoninspiegel oder
Serotonin-Rezeptor-Fehlfunktion
hoher Kortisolspiegel
genetische Diathese
niedriger Serotonin- oder
Noradrenalinspiegel während
depressiver Phase
hoher Noradrenalinspiegel während
manischer Phase
kann auch mit G-Proteinen
zusammenhängen
13
Psychologische Theorie zur Manie
-
Manie als Schutz
o manische Phase = Abwehr gg. einen schwächenden psychischen Zustand
o möglicherweise als Schutz vor der mangelnden Selbstachtung
Psychobiologische Konzepte affektiver Störungen
- komplexe Interaktionen bei Depressionen zwischen
o genetischer Ausstattung
o Genexpression unterschiedlicher Gene
o neuroendokrinen Systemen
o Neuromodulatoren (Serotonin, Noradrenalin)
o neuronalen Strukturen (Neuroplastizität)
o Stressbelastungen
o Traumatisierungen
o Lernerfahrungen
o Informationsverarbeitungs- & Verhaltensprozessen
14
Therapie
Psychologische Therapien
Psychodynamische Therapien (Depression)
-
-
Depression als Folge unbewusst nach innen gerichteten Zorns
Ziel: Einsicht in verdrängten Konflikt & verborgene Ursache der Depression
aufdecken
Ermutigung, dem nach innen gerichteten Zorn Luft machen
Beispiel:
o mangelnde Zuneigung der Eltern  man gibt sich die Schuld dafür
Verdrängung der Überzeugung, da Schmerz & Zorn unerträglich
o Therapie: Sich der Überzeugung stellen & Einsicht, dass Schuldgefühl
unbegründet ist
Erinnerung an belastende Kindheitserlebnisse, die Gefühle des Ungenügens &
Verlustes zurückließen
Interpersonale Therapie (Depression)
-
-
-
ursprüngliche Form = Kurzzeittherapie, speziell auf unipolar depressive Episoden
zugeschnitten
Therapiefokus: Bearbeitung zwischenmenschlicher Probleme in Gegenwart
Therapieziele
o Reduktion der depressiven Symptome
o Bewältigung belastender zwischenmenschlicher & psychosozialer Stressoren
3 Abschnitte des therapeutischen Prozesses
o 1.) initiale Phase
 Entlastung von Symptomen & Schuld- & Insuffizienzgefühlen
 Psychoedukation
 Analyse des Beziehungssystems
o 2.) mittlere Behandlungsphase
 Klärung
 interpersonelle Strategien
 Ressourcenaktivierung
 Emotionsaktualisierung
 später auch konkrete Problembewältigung
o 3.) letzte Phase
 Trauer- & Abschiedsprozess
 Rückfallprophylaxe
 erfolgreich bei unipolarer Depression
15
Kognitive Verhaltenstherapien (Beck) (Depression)
-
-
-
Annahme: Kognitionen beeinflussen emotionales Befinden
Pat. soll lernen, die für die Depression typischen Verzerrungen der Wahrnehmung &
Verarbeitung von Erfahrungen zu erkennen, überprüfen & zu relativieren
o  Abnahme der negativen Gefühle  bessere Bewältigung alltäglicher
Anforderungen
Kognitionsveränderung
o Erkennen von verzerrten Sichtweisen
o Überprüfung von Gedanken auf Situationsangemessenheit
o Ausprobieren von neuen Denk-& Verhaltensmöglichkeiten
wichtig ist hier sokratischer Dialog
 langfristig ist kog. VT wirksamer als reine medikamentöse Therapie und schützt
auch bei rezidivierenden Depressionen gegen einen Rückfall
Training sozialer Fertigkeiten (Depression)
-
Grundlage: Depressive haben einen Mangel an positiven Erfahrungen mit anderen
Menschen
Ziel: Verbesserung von sozialen Interaktionen
Methode: Selbstsicherheitstraining, Training sozialer Fertigkeiten
Psychologische Behandlung der bipolaren Störung
-
-
Therapieziele & Behandlungskomponenten
o Vermittlung eines adäquaten biopsychologischen Krankheitsmodells
o Akzeptanz der chronischen Krankheit & Behinderung
o Förderung & Verbesserung von Medikamenteneinnahme (Compliance)
o bewusste Beobachtung von Stimmung, Aktivitäten, Belastungen & Merkmalen
der Alltagsstruktur
o Erkennen von Störungen bzgl. Befindungsveränderungen
o Erwerb von Bewältigungsstrategien
 weniger Rezidive & bessere soziale, berufl. & familiäre Anpassung
Somatische Therapie
Elektrokrampftherapie
- früher: bilaterale EKT
- heute: unilateral: auf rechter, nichtdominanter Hemisphäre
- heutige Anwendung nur bei schwer Depressiven
o Stromschlag70-130V  Krampfanfall & vorübergehende Bewusstlosigkeit
o vor Stromstoß Anästhetikum und Muskelrelaxans als Schutz vor starken
Muskelkontraktionen bei Krampfanfall
o Risiken: Verwirrung & anhaltender Gedächtnisverlust
16
Medikamentöse Therapie
unipolare Depression
Kategorie
Substanz
Handelsname NW
Trizyklische
-Imipramin
Antidepressiva -Amitriptylin
-Tofranil
-Saroten
Herzinfarkt, Schlaganfall, niedriger Blutdruck,
unscharfes Sehen, Angst, Müdigkeit, trockener
Mund, Verstopfung, Verdauungsstörung,
Erektionsstörung, Gewichtszunahme
MAO-Hemmer Tranylcypromin Parnat
Möglicherweise tödlicher Bluthochdruck, trockener
Mund, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen
SSRI
Nervosität, Schläfrigkeit, gastrointestinale
Beschwerden, Schwindel, Kopfschmerzen,
Schlafstörungen
-
Fluoxetin
Fluctin
Klinische Wirksamkeit aller 3 gleich
ABER: SSRIS haben weniger Nebenwirkungen & Missbrauch zu Suizidzwecken ist
geringer
Vorsicht: Absetzen der Medikamente kann Rückfall provozieren  Kombination mit
Therapie
bipolare affektive Störungen
Kategorie
Substanz
Handelsname NW
Lithium
Lithiumsalz
Quilonum
Tremor, Magenprobleme, Koordinationsstörungen,
Schwindel, Herzrhythmusstörungen, unscharfes
Sehen, Schläfrigkeit, Tod
Antiepileptikum Carbamazepin Tegretal
Antiepileptikum Valproinsäure Valproat
- Lithium wirkt bei bipolarer Störung sowohl während der Depression als auch während
der Manie
- Wirkung tritt nur langsam ein  Kombination mit Neuroleptikum oder
Antidepressivum
- Problem: Medikamenteneinnahme während der Manie
Depression in Kindheit & Jugend
Symptome und Prävalenz der Depression in Kindheit & Jugend
Symptome
17
- ähnlich wie bei Erwachsenen
- mehr Suizidversuche & Schuldgefühle
- weniger Morgentief und Appetit- und Gewichtsverlust
Epidemiologie
- Prävalenz
o <1% Vorschulalter
o 2-3% Schulkinder
o Prävalenz bei Jugendlichen entspricht der von Erwachsenen
 ABER bei Mädchen (7-13%) ab dem 12 LJ höher als bei Jungen
 Ursache
 Risikofaktoren wie weniger Selbstsicherheit,
Problembewältigung durch Grübeln, geringere körperliche und
Aggressivität & geringere Dominanz in Gruppeninteraktionen
 Belastungen in Pubertät
o Verlust mädchenhafter Figur
o Gewichtszunahme
o Zunahme des Risikos für körperlichen Missbrauch
  aufgrund Risikofaktoren sind Belastungen schwerer zu
bewältigen  steigende Wahrscheinlichkeit für Depression
Komorbidität
- Angststörungen (sehr häufig)
- Verhaltensstörungen
- Aufmerksamkeitsstörungen
Ätiologie der Depression in Kindheit & Jugend
-
-
-
Bedeutung genetischer Faktoren
belastete Beziehungen
o affektive Störung bei einem Elternteil
o Eheprobleme
Interaktion depressiver Kinder
o Eltern-Kind-Interaktion beinhaltet mehr Feindlichkeit & weniger Wärme
o Kinder haben weniger soziale Fertigkeiten & beeinträchtigte Beziehungen zu
Geschwistern oder Freunden
 da ihre Anwesenheit für andere nicht angenehm ist
 negative Beziehungen  verschlimmertes negatives Selbstbild &
Gefühl der Wertlosigkeit
Kritik der Eltern
o schadet Kompetenz- und Selbstwertgefühl des Kindes
kognitive Verzerrungen
negativer Attributionsstil
Behandlung der Depression in Kindheit & Jugend
-
medikamentöse Behandlung kaum wirksam
modifizierte interpersonale Psychotherapie
o angepasst an typische Themen der Jugendlichen (bspw. Ablösung von Eltern)
kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen
18
-
o Training sozialer Fertigkeiten  mehr Kontakte  positives Verhalten &
Zuneigung  Durchbrechung des Teufelskreises
Einbeziehen von Familie & Schule
Suizid
-
Depressive, Borderline-PS, männliche Alkoholiker, Schizophrene
ansteigende Suizidgefahr, wenn Stimmung & Antriebsniveau steigen
40-80% nichtklinischer Vpn hatten schon 1 Mal Suizidgedanken
Suizid auf Raten = unterschwellig intendierte Tod (bspw. Alkoholiker)
Suizidmotive
o nach innen gekehrte Aggression
19
-
-
-
o Vergeltung durch Auslösung von Schuldgefühlen
o Wunsch, Liebe zu erzwingen
o Wunsch nach Wiedergutmachung
o Wunsch nach Befreiung von unangenehmen Gefühlen
o Wunsch nach Reinkarnation
o Wunsch nach Wiedervereinigung mit Verstorbenen
Suiziderklärung nach Freud
o Suizid = Mord, Erweiterung der Wut
o nach Verlust & Introjektion einer geliebten wie gehassten Person 
Aggressionsgefühle werden nach innen gerichtet  Suizid
Suizidprävention
o oft Hilferufe vor Suizid
o Ambivalenz des Suizidierenden
Therapie
o Behandlung der zugrunde liegenden Störung
 Wirksamkeit nicht belegt
o Behandlung der Suizidalität bzw. der für sie besonderen Eigenschaften/
Merkmale
Leitlinie für die Behandlung suizidgefährdeter Patienten
Allgemeines Vorgehen
1. offen und objektiv über Suizid sprechen
2. Vermeidung abwertender Erklärungen über suizidales Verhalten oder Motive
3. Alternativproblemlösungsangebote; Suizid ist keine angemessene, wirksame
Lösung
4. Einbezug wichtiger Bezugspersonen und weitere Therapeuten
20
5. Planen häufiger Therapiesitzungen  Therapie als Ziel
6. Viele Einflüsse wirken auf den Patienten → Therapieverträge NICHT
Verantwortung für suizidales Verhalten übernehmen
7. Rat von Kollegen
8. Kontaktaufnahme zu Personen, die die Therapie ablehnen
Vorgehen bei der Planung von krisenhaften Zuspitzungen
9. Vorkehrungen für Krisensituationen
10. ständige Überprüfung des Suizidrisikos
11. für Patient erreichbar sein
12. Verbindung mit örtlichen Notfall, Krisen, Suizidzentren aufnehmen
13. Krisenkarte (Tel. von Therapeut, Polizei, Krisenzentren, Kliniken und
Bezugspersonen)
14. Tel. Patient und der Bezugspersonen
15. kurzfristiger Suizidvertrag (ständig aktualisieren)
16. Kontakt zum Arzt  Risiko der Überdosierung einschränken
17. Patient erfahren lassen, dass er Zuwendung erfährt, unabhängig vom Thema
18. offener Ausdruck der Zuwendung, bedingungslose Aufmerksamkeit und
Wärme
19. Verstärkung und Klärung nicht suizidaler Gedanken auf Probleme
20. Erläuterung der sozialen Reaktion des Therapeuten auf Suizid („traurig, aber
das Leben geht weiter“)
21. Patienten helfen, die Erwartung der sozialen Reaktionen an die Realität
anzupassen
22. Keine Distanzierung  Amtsarzt, Polizei  Psychiatrie
Klinische und ethische Regeln beim Umgang mit Suizid
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Therapeuten und Ärzte sind gesetzlich dazu verpflichtet, Menschen daran zu hindern,
sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen, auch wenn das mit einem Bruch der
therapeutischen Beziehung einhergeht
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