Affektive Störungen (F3) - = Störungen der Stimmungslage, die die Betroffenen stark beeinträchtigen DSM-IV & ICD-10: Unterscheidung von 2 Klassen affektiver Störungen o Major Depression bzw. depressive Episode (unipolare Störung) o bipolare affektive Störung Depression - starke Traurigkeit & Niedergeschlagenheit - Gefühle der Wertlosigkeit & Schuld - sozialer Rückzug - Schlafstörungen - Verlust von Appetit & sexuellem Verlangen - Verlust von Interesse & Freude an alltäglichen Aktivitäten - unterschiedliche Symptome je nach Lebensalter o Kinder: somatische Beschwerden (Kopf-/ Bauchschmerzen) o Ältere: Ablenkbarkeit & Gedächtnisprobleme 1 Major Depression Kategorien der Major Depression nach DSM- IV vs. ICD-10 ICD 10 (min. 2 der ersten 3 Symptome + 4 (leichte Episode) -7 Symptome (schwere Episode) ab Zeile 5) DSM IV Vorhandensein einer depressiven Episode, die mind. 5 der folgenden Symptome min. 2 Wochen lang erfüllt - entweder depressive Verstimmung oder Verlust an Interesse & Freude muss dazugehören Depressive Stimmung über die meiste Zeit des Tages Interessensverlust oder Verlust der Freude an normalerweise angenehmen Aktivitäten Verminderter Antrieb, erhöhte Ermüdbarkeit Schlafstörungen jeder Art Depressive Verstimmung an fast allen Tagen, die meiste Zeit des Tages Deutl. vermindertes Interesse / Freude an allen oder fast allen Aktivitäten Energieverlust, große Müdigkeit Schlafschwierigkeiten (Schlaflosigkeit, Einschlafschwierigkeiten, kein erneutes Einschlafen nach Aufwachen in Nacht, frühmorgendliches Aufwachen, Bedürfnis, viel Zeit mit Schlafen zu verbringen Verändertes Aktivitätsniveau - Verlangsamung (psychomotorische Hemmung) - Unruhe Psychomotorische Hemmung/ Agitiertheit - Appetitverlust/ Appetitsteigerung Gewichtsabnahme/-zunahme Verminderter/erhöhter Appetit Gewichtsabnahme/-zunahme Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder Suizid Verlust des Selbstvertrauens / Selbstwertgefühls Unbegründete Selbstvorwürfe/ ausgeprägte, unangemessene Schuldgefühle Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder Selbstmord Negatives Selbstbild, Selbstvorwürfe, Schuldgefühle, Gefühl der Wertlosigkeit Klagen über vermindertes Denk-/ Konzentrationsvermögen, Unentschlossenheit verminderte Konzentrationsfähigkeit, verminderte Denkfähigkeit, verringerte Entscheidungsfähigkeit Schweregrad der Depression folgt einem Kontinuum diagnostische Kriterien beschreiben Zustand am relativ ernsten Ende des Kontinuums 2 Formen - depressive Episode o leichte depressive Episode o mittelgradige depressive Episode o schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome o schwere depressive Episode mit psychotische Symptome - rezidivierende depressive Störungen o gegenwärtig leichte Episode o gegenwärtig mittelgradig Episode o gegenwärtig schwere Episode ohne psychotische Symptome o gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen o gegenwärtig remittiert Epidemiologie der Major Depression (bzw. der depressiven Episode) - eine der am meisten verbreiteten affektiven Störungen Lebenszeitprävalenz: 5,2-17,1% Verhältnis Männer und Frauen: 1:2-3 Dispositionierende Faktoren: Unterschicht, frühes Erwachsenenalter - Prognose o rezidivierende Störung o ca. 80% der Pat. erleiden weitere (durchschnittl. 4) Episoden von 3 -5 Monaten Dauer o bei 12% der Pat. wird Depression mit Dauer von mehr als 2 Jahren chronisch - Komorbidität o Körperliche Erkrankungen o Panikattacken o Substanzmissbrauch o sexuelle Dysfunktion o PS 3 Manie - intensive, aber unbegründete gehobene Stimmung - Hyperaktivität - Geschwätzigkeit - Ideenflucht - Ablenkbarkeit - nicht durchführbare großartige Pläne - während manischer Episode, die mehrere Tage bis Monate dauern kann: o Redefluss ist laut & kaum zu unterbrechen o Witze, Wortspiele, Reime o penetrante Geselligkeit & Aufdringlichkeit o Pat. sind sich der Gefährlichkeit ihres Tuns nicht bewusst o bei Einhalt Zorn oder Wutanfall - Manie entwickelt sich meistens innerhalb von 1-2 Tagen Manie ohne Depression ist SEHR selten - Diagnose einer manischen Episode o euphorische oder gereizte Stimmung & mind. 3 (bei gereizter Stimmung 4) weitere dieser Symptome Erhöhung des Aktivitätsniveaus in beruflichen, sozialen & sexuellen Bereichen ungewöhnliche Geschwätzigkeit, schnelle Rede Ideenflucht (abrupter Wechsel zw. den Themen), subjektiver Eindruck des Gedankenrasens weniger Schlafbedarf als üblich übertriebenes Selbstwertgefühl, Überzeugung über besondere Talente, Fähigkeiten, Kräfte zu verfügen Ablenkbarkeit, leicht abgleitende Aufmerksamkeit übermäßige Beteiligung an angenehmen Aktivitäten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit unerwünschte Konsequenzen haben bspw. leichtsinnige Ausgaben) o Symptome müssen zu Beeinträchtigungen in sozialen oder beruflichen Funktionsbereichen führen Formen der manischen Episode - Hypomanie o leichtere Ausprägung der Manie o Differentialdiagnose ≠ Zyklothymia Störungen der Stimmung & des Verhaltens sind bei Hypomaniezu anhaltend & auffallend ≠ Hyperthyreose ≠ Anorexia nervosa ≠ Anfangsstadium einer agitierten Depression ≠ Zwangsstörung (nachts stundenlanges Reinigen) - Manie mit und ohne psychotische Symptome 4 Biolare Störung (Bipolar I) - manische oder gemischte Episoden, die Symptome der Manie & der Depression umfassen Pat. haben entweder nur manische, manische & depressive oder gemischte Episoden Epidemiologie o seltener als (unipolare) Depression o Lebenszeitprävalenz: 1% o Beginn: zweites Lebensjahrzehnt o Verhältnis Männer und Frauen: 1:1 (aber Frauen mehr depressive, weniger manische Episoden als Männer) o Prognose: rezidivierend Formen der bipolaren Störung - bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig hypomanischer Episode - bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig manischer Episode ohne psychotische Symptome - bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig manischer Episode mit psychotischen Symptomen - bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig leichter oder mittelgradiger depressiver Episode - bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig schwerer depressiver Episode ohne psychotische Symptome - bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig schwerer depressiver Episode mit psychotischen Symptomen - bipolare affektive Störung, mit gegenwärtig gemischter Episode - bipolare affektive Störung, gegenwärtig remittiert Heterogenität innerhalb der Kategorie - Problem: Zw. Patienten mit gleicher Diagnose gibt es große Unterschiede gemischte Episode = bei bipolarer Störung manische & depressive Symptome fast gleichzeitig oder innerhalb weniger Tage in schnellem Wechsel manische & depressive Episoden können motorische Immobilität (Katatonie) oder übermäßige, ziellose Aktivität (Agitiertheit) beinhalten Bipolar-II-Patienten: Phasen einer Major Depression & Hypomanie Psychotische Depression - depressive Pat. mit Wahnideen & Halluzinationen - größere soziale Beeinträchtigung und kürzere Pause zwischen Episoden als bei Depression ohne Wahnvorstellungen - Antidepressiva alleine wirken nicht Neuroleptika Melancholie bzw. somatische Depression - melancholische Merkmale (DSM-IV) bzw. somatische Symptome (ICD-10) - früher endogene Depression - keine Freude, kein Wohlgefühl bei Eintritt von Erfreulichem - depressive Verstimmung morgens schlimmer, wachen 2 Stunden früher auf als normal - Appetitverlust Gewichtsabnahme - entweder extreme Lethargie oder Erregtheit - sprechen gut auf Medikation an - mehr Komorbiditäten (Angststörungen), häufigere Episoden und stärkere Beeinträchtigungen 5 Saisonabhängigkeit - bipolare & unipolare Störungen können saisonabhängig sein - Episoden treten in best. Jahreszeiten auf - bspw. depressive Episoden im Winter (Winterdepression) o kürzere Tageslichtphasen sinkende Aktivität der Serotoninneuronen im Hypothalamus Lichttherapie o Chronische affektive Störungen - 2 lang anhaltende (chronische) Erkrankungen, bei denen symptomatisch affektive Verstimmungen vorherrschend sind Symptome bestehen sei Jahren (mind. 2), sind aber nicht stark genug, um Kriterien einer depressiven oder manischen Episode zu erfüllen Zyklothymie - - häufiger Wechsel depressiver und hypomaner Phasen Phasen können gemischt, im Wechsel oder mit Unterbrechung durch Phasen (z.T. mehrere Wochen anhaltende) normaler Stimmung auftreten in depressiven & hypomanen Phasen einander zugeordnete Symptome o Depression (unterlegen) – Hypomanie (übersteigertes Selbstwertgefühl) o Depression (Rückzug) – Hypomanie (kontaktfreudig) auch ausgeprägte manische und depressive Episoden möglich Dysthymie - chronische Depression lang andauernde, depressive Verstimmung erfüllt fast NIE die Kriterien einer leichten oder mittelgradigen rezidivierenden depressiven Störung manche Pat. erleiden dabei auch Episoden mit Vollbild einer Major Depression o „Doppelte Depression“ 6 Psychologische Theorien der affektiven Störungen Psychodynamische Theorie der Depression - Fokus auf die mit Trauer & Verlust zusammenhängenden unbewussten Konflikte - Entstehung der Depression in 3 Schritten (Freud) o 1.) Orale Fixierung Grundlage der Depression in oraler Phase Bedürfnisse werden unzureichend oder übermäßig befriedigt Stagnierung der psychosexuellen Reifung, sodass spätere Abhängigkeit von der für die orale Phase typischen Triebbefriedigung Fixierung auf oraler Stufe mögliche Konsequenz: zur Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls ist er von anderen übermäßig abhängig o 2.) Introjektion Trauernder introjiziert nach Verlust eines geliebten Menschen (Tod, Trennung, Entzug der Zuneigung) den Verlorenen Identifikation des Trauernden mit dem Objekt gg. Menschen, die wir lieben, haben wir auch negative Gefühle durch Introjektion wird Trauernder zum Objekt seines eigenen Hasses/ Wut übel nehmen wg. Verlassen & Schuld beim Gedanken an das wirkliche oder eingebildete Böse, das der Trauernde dem verlorenen Menschen angetan hat o 3.) missglückte Trauerarbeit Trauernder lässt Erinnerungen an Verlorenen lebendig werden Loslösung Lockerung der durch Introjektion geknüpften Bande missglückte Trauerarbeit bei übermäßig abhängigen Menschen emotionale Bindung an Verlorenen wird nicht verloren Selbstkasteiung für jeden am geliebten, introjizierten Menschen wahrgenommenen Fehler Ärger & Wut des Trauernden bleibt nach innen gerichtet andauernder Prozess der Selbstverachtung, Selbstbeschuldigung Depression - keine empirische Bestätigung einige Grundannahmen haben immer noch Einfluss o kognitive Psychologie: Depressive zeigen irrationale Überzeugungen („ich muss unbedingt von allen geliebt werden“) Auffassung, dass „orale Persönlichkeit“ nach Verlust eines geliebten Menschen eine Depression entwickelt 7 Kognitive Theorien der Depression - Beschäftigung mit selbstschädigenden Einstellungen der Betroffenen - Gedanken & Überzeugungen sind die Ursache von emotionalen Zuständen Die Schematheorie von Beck - Interpretation der Umwelt beeinflusst emotionale Reaktionen - Depressive sind Opfer ihrer eigenen unlogischen Selbstbeurteilung - Depressionen, da Gedankengänge & Schlussfolgerungen negativ verzerrt sind - negative Schemata o Erwerb negativer Schemata in Kindheit & Jugend durch Verlust eines Elternteils unbarmherzige Schicksalsschläge Zurückweisung durch Gleichaltrige Kritik in Schule depressive Haltung eines Elternteils oder einer Bezugsperson o Aktivierung von negativen Schemata, wenn neue Situationen irgendwie den Bedingungen ähneln, unter denen Schemata gelernt wurden o negative Schemata Fehlschlüsse des Depressiven Bestätigung der negativen Schemata Verzerrung der Realität o Erwartung, fast immer zu versagen - kognitive Triade o wird durch negative Schemata & kognitive Verzerrungen aufrechterhalten o = negative Ansichten über sich selbst, die Umwelt (Bewältigungsfähigkeiten), die Zukunft - Denkfehler depressiver Menschen o willkürliche Schlüsse: Bsp. Ich tauge zu nichts, weil es an dem Tag, an dem ich zum Fest geladen habe, regnet o selektive Abstraktion: Bsp. Handballspiel verloren liegt nur an mir o Übergeneralisierung: Bsp. schlechte Leistung in einer Schulstunde endgültiger Beweis für Dummheit o Über- /Untertreibung: Bsp. kleiner Kratzer im Auto Wagen ist völlig ruiniert 8 Theorie der gelernten Hilflosigkeit durch Nichtkontrolle - - - Annahme: Individuum hat seine Passivität & das Gefühl, nicht handeln & sein eigenes Leben nicht steuern zu können, durch unangenehme Erfahrungen & Traumata gelernt, die es erfolglos zu überwinden versuchte Gefühl der Hilflosigkeit Depression ABER: Depressive machen sich teilweise selbst für den Misserfolg verantwortlich Theorieerweiterung Attributionstheorie der Hilflosigkeit - - - Theoriekern: Attribution: Zuschreibung des Verhaltens auf innere/äußere Ursachen Möglichkeiten, mit dem Versagen umzugehen o Hat das Versagen internale oder externale Gründe? o Ist das Versagen ein dauerhaftes oder vorübergehendes Problem? o Wie umfassend oder spezifisch ist die Unfähigkeit, erfolgreich zu sein? Attributionsstil bestimmt die Auswirkung o globale Attributionen Verallgemeinerung der Auswirkungen des Versagens o Attribution auf stabile Faktoren Versagensgefühle werden dauerhaft o Attribution des Misserfolgs auf innere Eigenschaften sinkendes Selbstwertgefühl Depressionen, wenn erwünschte Ziele für unerreichbar oder negative Ereignisse für unvermeidbar gehalten werden Ursache des depressiven Attributionsstils noch ungeklärt o Hinweise auf Kindheitserfahrungen sex. Missbrauch überbesorgte Eltern etc strenge Disziplin perfektionistische Normen 9 Theorie der Hoffnungslosigkeit - - - Hoffnungslosigkeit = Erwartung, dass wünschenswerte Ereignisse nicht eintreten oder unerwünschte eintreten werden und dass Individuum keine Möglichkeit hat, die Situation zu verändern negative Lebensereignisse (Stressoren) interagieren mit Diathesen Zustand der Hilflosigkeit o mögliche Diathesen Attributionsstil, bei dem negative Ereignisse auf stabile & globale internale Faktoren zurückgeführt werden geringes oder instabiles Selbstwertgefühl Neigung, aus negativen Lebensereignissen schwerwiegende Konsequenzen abzuleiten Befund: depressiver Attributionsstil & geringes Selbstwertgefühl sind Prädiktoren für Depressionen im Jugendalter Erklärung der Komorbidität von Depression & Angststörungen o Erwartung von Hilflosigkeit Angst o Hilflosigkeit wird zur Gewissheit Angst und Depression o befürchtete negative Ereignisse treten ein Hoffnungslosigkeit Probleme bei der Theorien der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit - Für welche Art von Depression gilt das Modell? o Entwicklung für reaktive Depression - Wie repräsentativ ist die Stichprobe (nur Studenten)? - Sind Forschungsergebnisse depressionsspezifisch? o hohe Korrelation zw. Angst & Depression erklärt Theorie evtl. allgemein negative Affekte? - Wie relevant sind Attributionen? - Ist depressiver Attributionsstil tatsächlich ein Wesensmerkmal depressiver Menschen? o er verschwindet aber nach depressiver Episode 10 Interpersonale Theorien der Depression - Beschäftigung mit zwischenmenschlichen Faktoren & deren Einfluss darauf, wie Depressive mit anderen umgehen - Verstärkerverlust o Depressive treiben andere von sich weg Mangel an positiver Verstärkung wird stärker - mangelnde soziale Unterstützung o Depressive haben weitmaschiges, wenig unterstützendes soziales Netzwerk mangelnde soziale Unterstützung eingeschränkte Fähigkeit, negative Lebensereignisse zu bewältigen - Ablehnung depressiver Menschen o Depressive lösen negative Reaktionen bei anderen aus Ablehnung o mögl. Ursache: mangelnde soziale Fertigkeiten kürzerer Augenkontakt Sprachstil (langsam, mehr negative Bemerkungen und Pausen) - Depressivität & Partnerschaft o Zusammenhang zw. Ehekonflikt & Depression - ständige Suche nach Bestätigung o Ziel: Erfahrung wirklich wichtig zu sein, da Aufwachsen in kalter & abweisender Umgebung o ABER: positives Feedback wird aufgrund des negativen Selbstbildes angezweifelt müssen immer wieder erneut bestätigt werden Irritation beim Gegenüber negatives Feedback - FAZIT: Interpersonales Verhalten eher Risikofaktor oder Folge der Depression? o noch unklar, aber es spielt auf jeden Fall eine wichtige Rolle Biologische Theorien der affektiven Störungen Genetische Faktoren - - bipolare Störungen sind erblich o ABER: bei Verwandten 1. Grades von Pat. mit bipolarer Störung sind unipolare Depression häufiger als bipolare Störung unipolare Störungen sind erblich o ABER: deutlich geringeres Vererbungsrisiko als bei den bipolaren o genetische Faktoren scheinen bei Frauen eine größere Rolle zu spielen als bei Männern 11 Neurochemie & affektive Störungen - Noradrenalin- & Serotonintheorie o Noradrenalintheorie: niedriger Noradrenalispiegel Depression hoher Noradrenalinspiegel Manie o Serotonintheorie niedriger Serotoninspiegel Depression - Belege beider Theorien durch Medikamente o Trizyklika (Imipramin Tofranil ®) verhindert Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin durch präsynaptisches Neuron mehr Neurotransmitter bleiben in der Synapse zurück Transmission des nächsten Nervenimpulses wird erleichtert o Monoaminoxidasehemmer: MAO-Hemmer (Tranylcypromin Parnat ®) hemmen das Enzym Monoaminoxidase, Neurotransmitter zu deaktivieren Erhöhung der Serotonin- und Noradrenalinspiegel - neuere Medikamente: selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Fluoxetin, Fluctin ®) o verhindern die Wiederaufnahme von Serotonin o wirksam bei unipolarer Depression stärkerer Zusammenhang zw. Depression & niedrigem Serotoninspiegel - Probleme der Theorie o Trizyklika & MAO-Hemmer nur kurzfristiger Anstieg der Neurotransmitterkonzentration, danach pendeln sie sich auf altem Niveau wieder ein Wirkungslatenz der Medikamente: 7-14 Tage Neurotransmitterkonzentration hat das ursprüngliche Niveau wieder erreicht o Anstieg/Abfall der Neurotransmitter kann Wirkung der Medikamente auf Depression/Manie nicht erklären - Lithium und G – Proteine o Lithium bei Behandlung bipolarer Störungen steigert bzw. mindert die Nervenaktivität o Lithium reguliert G-Proteine G-Proteine sind in postsynaptischer Zellmembran & wichtig bei Regulierung der Aktivität in postsynaptischer Zelle Manie: viele G – Proteine Depression wenige G – Proteine 12 Das neuroendokrine System - Hypothalamus – Hypophysen – Nebennierenrinden Achse & Depression o limbisches System Emotionen Hypothalamus endokrine Drüsen & den Spiegel der von ihnen ausgeschütteten Hormone o Hormone des Hypothalamus Hypophyse o Annahme: Überaktivität der HHNA bei Depression Bedeutung des Hypothalamus für vegetative Depressionssymptome wie Appetit- & Schlafstörungen Überaktivität kann aber auch Ausdruck einer unspezifischen Stressreaktion sein - Schilddrüse o übermäßiges Wachstum der Nebennierenrinde hoher Kortisolspiegel Depression o hoher Kortisolspiegel verringerte Serotoninrezeptordichte & beeinträchtigte Funktion noradrenger Neuronen o Hypothalamus – Hypophysen – Schilddrüsen - Achse & Manie bipolare Patienten häufig Schilddrüsenerkrankungen Schilddrüsenhormone können bei diesen Pat. eine Manie auslösen - Neuronale Strukturen & affektive Störungen o Unteraktivität des linken PFC Dominanz der rechten Hemisphäre (negative Emotionen & Vermeidung) o Unteraktivität im oberen & unteren Bereich des anterioren zingulären Systems bei Depressiven Auswirkungen auf Aufmerksamkeit, Antrieb, Handlungskontrolle & Affektzustand o Überaktivität des vorderen Bereichs des anterioren zingulären Systems bei Depressiven Angst, negativer Affekt, Selbstzweifel o verkleinerter Hippocampus bei Depressiven Gedächtnisprobleme, Dysregulation der HHNA o hyperaktive & vergrößerte Amygdala bei Depressiven leichtere negative emotionale Aktivierbarkeit Unipolare Depression Bipolare Störung - - genetische Diathese niedriger Serotoninspiegel oder Serotonin-Rezeptor-Fehlfunktion hoher Kortisolspiegel genetische Diathese niedriger Serotonin- oder Noradrenalinspiegel während depressiver Phase hoher Noradrenalinspiegel während manischer Phase kann auch mit G-Proteinen zusammenhängen 13 Psychologische Theorie zur Manie - Manie als Schutz o manische Phase = Abwehr gg. einen schwächenden psychischen Zustand o möglicherweise als Schutz vor der mangelnden Selbstachtung Psychobiologische Konzepte affektiver Störungen - komplexe Interaktionen bei Depressionen zwischen o genetischer Ausstattung o Genexpression unterschiedlicher Gene o neuroendokrinen Systemen o Neuromodulatoren (Serotonin, Noradrenalin) o neuronalen Strukturen (Neuroplastizität) o Stressbelastungen o Traumatisierungen o Lernerfahrungen o Informationsverarbeitungs- & Verhaltensprozessen 14 Therapie Psychologische Therapien Psychodynamische Therapien (Depression) - - Depression als Folge unbewusst nach innen gerichteten Zorns Ziel: Einsicht in verdrängten Konflikt & verborgene Ursache der Depression aufdecken Ermutigung, dem nach innen gerichteten Zorn Luft machen Beispiel: o mangelnde Zuneigung der Eltern man gibt sich die Schuld dafür Verdrängung der Überzeugung, da Schmerz & Zorn unerträglich o Therapie: Sich der Überzeugung stellen & Einsicht, dass Schuldgefühl unbegründet ist Erinnerung an belastende Kindheitserlebnisse, die Gefühle des Ungenügens & Verlustes zurückließen Interpersonale Therapie (Depression) - - - ursprüngliche Form = Kurzzeittherapie, speziell auf unipolar depressive Episoden zugeschnitten Therapiefokus: Bearbeitung zwischenmenschlicher Probleme in Gegenwart Therapieziele o Reduktion der depressiven Symptome o Bewältigung belastender zwischenmenschlicher & psychosozialer Stressoren 3 Abschnitte des therapeutischen Prozesses o 1.) initiale Phase Entlastung von Symptomen & Schuld- & Insuffizienzgefühlen Psychoedukation Analyse des Beziehungssystems o 2.) mittlere Behandlungsphase Klärung interpersonelle Strategien Ressourcenaktivierung Emotionsaktualisierung später auch konkrete Problembewältigung o 3.) letzte Phase Trauer- & Abschiedsprozess Rückfallprophylaxe erfolgreich bei unipolarer Depression 15 Kognitive Verhaltenstherapien (Beck) (Depression) - - - Annahme: Kognitionen beeinflussen emotionales Befinden Pat. soll lernen, die für die Depression typischen Verzerrungen der Wahrnehmung & Verarbeitung von Erfahrungen zu erkennen, überprüfen & zu relativieren o Abnahme der negativen Gefühle bessere Bewältigung alltäglicher Anforderungen Kognitionsveränderung o Erkennen von verzerrten Sichtweisen o Überprüfung von Gedanken auf Situationsangemessenheit o Ausprobieren von neuen Denk-& Verhaltensmöglichkeiten wichtig ist hier sokratischer Dialog langfristig ist kog. VT wirksamer als reine medikamentöse Therapie und schützt auch bei rezidivierenden Depressionen gegen einen Rückfall Training sozialer Fertigkeiten (Depression) - Grundlage: Depressive haben einen Mangel an positiven Erfahrungen mit anderen Menschen Ziel: Verbesserung von sozialen Interaktionen Methode: Selbstsicherheitstraining, Training sozialer Fertigkeiten Psychologische Behandlung der bipolaren Störung - - Therapieziele & Behandlungskomponenten o Vermittlung eines adäquaten biopsychologischen Krankheitsmodells o Akzeptanz der chronischen Krankheit & Behinderung o Förderung & Verbesserung von Medikamenteneinnahme (Compliance) o bewusste Beobachtung von Stimmung, Aktivitäten, Belastungen & Merkmalen der Alltagsstruktur o Erkennen von Störungen bzgl. Befindungsveränderungen o Erwerb von Bewältigungsstrategien weniger Rezidive & bessere soziale, berufl. & familiäre Anpassung Somatische Therapie Elektrokrampftherapie - früher: bilaterale EKT - heute: unilateral: auf rechter, nichtdominanter Hemisphäre - heutige Anwendung nur bei schwer Depressiven o Stromschlag70-130V Krampfanfall & vorübergehende Bewusstlosigkeit o vor Stromstoß Anästhetikum und Muskelrelaxans als Schutz vor starken Muskelkontraktionen bei Krampfanfall o Risiken: Verwirrung & anhaltender Gedächtnisverlust 16 Medikamentöse Therapie unipolare Depression Kategorie Substanz Handelsname NW Trizyklische -Imipramin Antidepressiva -Amitriptylin -Tofranil -Saroten Herzinfarkt, Schlaganfall, niedriger Blutdruck, unscharfes Sehen, Angst, Müdigkeit, trockener Mund, Verstopfung, Verdauungsstörung, Erektionsstörung, Gewichtszunahme MAO-Hemmer Tranylcypromin Parnat Möglicherweise tödlicher Bluthochdruck, trockener Mund, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen SSRI Nervosität, Schläfrigkeit, gastrointestinale Beschwerden, Schwindel, Kopfschmerzen, Schlafstörungen - Fluoxetin Fluctin Klinische Wirksamkeit aller 3 gleich ABER: SSRIS haben weniger Nebenwirkungen & Missbrauch zu Suizidzwecken ist geringer Vorsicht: Absetzen der Medikamente kann Rückfall provozieren Kombination mit Therapie bipolare affektive Störungen Kategorie Substanz Handelsname NW Lithium Lithiumsalz Quilonum Tremor, Magenprobleme, Koordinationsstörungen, Schwindel, Herzrhythmusstörungen, unscharfes Sehen, Schläfrigkeit, Tod Antiepileptikum Carbamazepin Tegretal Antiepileptikum Valproinsäure Valproat - Lithium wirkt bei bipolarer Störung sowohl während der Depression als auch während der Manie - Wirkung tritt nur langsam ein Kombination mit Neuroleptikum oder Antidepressivum - Problem: Medikamenteneinnahme während der Manie Depression in Kindheit & Jugend Symptome und Prävalenz der Depression in Kindheit & Jugend Symptome 17 - ähnlich wie bei Erwachsenen - mehr Suizidversuche & Schuldgefühle - weniger Morgentief und Appetit- und Gewichtsverlust Epidemiologie - Prävalenz o <1% Vorschulalter o 2-3% Schulkinder o Prävalenz bei Jugendlichen entspricht der von Erwachsenen ABER bei Mädchen (7-13%) ab dem 12 LJ höher als bei Jungen Ursache Risikofaktoren wie weniger Selbstsicherheit, Problembewältigung durch Grübeln, geringere körperliche und Aggressivität & geringere Dominanz in Gruppeninteraktionen Belastungen in Pubertät o Verlust mädchenhafter Figur o Gewichtszunahme o Zunahme des Risikos für körperlichen Missbrauch aufgrund Risikofaktoren sind Belastungen schwerer zu bewältigen steigende Wahrscheinlichkeit für Depression Komorbidität - Angststörungen (sehr häufig) - Verhaltensstörungen - Aufmerksamkeitsstörungen Ätiologie der Depression in Kindheit & Jugend - - - Bedeutung genetischer Faktoren belastete Beziehungen o affektive Störung bei einem Elternteil o Eheprobleme Interaktion depressiver Kinder o Eltern-Kind-Interaktion beinhaltet mehr Feindlichkeit & weniger Wärme o Kinder haben weniger soziale Fertigkeiten & beeinträchtigte Beziehungen zu Geschwistern oder Freunden da ihre Anwesenheit für andere nicht angenehm ist negative Beziehungen verschlimmertes negatives Selbstbild & Gefühl der Wertlosigkeit Kritik der Eltern o schadet Kompetenz- und Selbstwertgefühl des Kindes kognitive Verzerrungen negativer Attributionsstil Behandlung der Depression in Kindheit & Jugend - medikamentöse Behandlung kaum wirksam modifizierte interpersonale Psychotherapie o angepasst an typische Themen der Jugendlichen (bspw. Ablösung von Eltern) kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen 18 - o Training sozialer Fertigkeiten mehr Kontakte positives Verhalten & Zuneigung Durchbrechung des Teufelskreises Einbeziehen von Familie & Schule Suizid - Depressive, Borderline-PS, männliche Alkoholiker, Schizophrene ansteigende Suizidgefahr, wenn Stimmung & Antriebsniveau steigen 40-80% nichtklinischer Vpn hatten schon 1 Mal Suizidgedanken Suizid auf Raten = unterschwellig intendierte Tod (bspw. Alkoholiker) Suizidmotive o nach innen gekehrte Aggression 19 - - - o Vergeltung durch Auslösung von Schuldgefühlen o Wunsch, Liebe zu erzwingen o Wunsch nach Wiedergutmachung o Wunsch nach Befreiung von unangenehmen Gefühlen o Wunsch nach Reinkarnation o Wunsch nach Wiedervereinigung mit Verstorbenen Suiziderklärung nach Freud o Suizid = Mord, Erweiterung der Wut o nach Verlust & Introjektion einer geliebten wie gehassten Person Aggressionsgefühle werden nach innen gerichtet Suizid Suizidprävention o oft Hilferufe vor Suizid o Ambivalenz des Suizidierenden Therapie o Behandlung der zugrunde liegenden Störung Wirksamkeit nicht belegt o Behandlung der Suizidalität bzw. der für sie besonderen Eigenschaften/ Merkmale Leitlinie für die Behandlung suizidgefährdeter Patienten Allgemeines Vorgehen 1. offen und objektiv über Suizid sprechen 2. Vermeidung abwertender Erklärungen über suizidales Verhalten oder Motive 3. Alternativproblemlösungsangebote; Suizid ist keine angemessene, wirksame Lösung 4. Einbezug wichtiger Bezugspersonen und weitere Therapeuten 20 5. Planen häufiger Therapiesitzungen Therapie als Ziel 6. Viele Einflüsse wirken auf den Patienten → Therapieverträge NICHT Verantwortung für suizidales Verhalten übernehmen 7. Rat von Kollegen 8. Kontaktaufnahme zu Personen, die die Therapie ablehnen Vorgehen bei der Planung von krisenhaften Zuspitzungen 9. Vorkehrungen für Krisensituationen 10. ständige Überprüfung des Suizidrisikos 11. für Patient erreichbar sein 12. Verbindung mit örtlichen Notfall, Krisen, Suizidzentren aufnehmen 13. Krisenkarte (Tel. von Therapeut, Polizei, Krisenzentren, Kliniken und Bezugspersonen) 14. Tel. Patient und der Bezugspersonen 15. kurzfristiger Suizidvertrag (ständig aktualisieren) 16. Kontakt zum Arzt Risiko der Überdosierung einschränken 17. Patient erfahren lassen, dass er Zuwendung erfährt, unabhängig vom Thema 18. offener Ausdruck der Zuwendung, bedingungslose Aufmerksamkeit und Wärme 19. Verstärkung und Klärung nicht suizidaler Gedanken auf Probleme 20. Erläuterung der sozialen Reaktion des Therapeuten auf Suizid („traurig, aber das Leben geht weiter“) 21. Patienten helfen, die Erwartung der sozialen Reaktionen an die Realität anzupassen 22. Keine Distanzierung Amtsarzt, Polizei Psychiatrie Klinische und ethische Regeln beim Umgang mit Suizid - Therapeuten und Ärzte sind gesetzlich dazu verpflichtet, Menschen daran zu hindern, sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen, auch wenn das mit einem Bruch der therapeutischen Beziehung einhergeht 21