7 Zusammenfassung - Online-Hochschulschriften der Universität

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7 Zusammenfassung
Im Rahmen der Versorgungsverpflichtung der Universitätsklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wurde eine Kohorte von 117
Patienten mit unipolarer Depression, die stationär behandelt und konsekutiv aufgenommen
wurden, dahingehend unterteilt, ob aktuell eine komorbide Angststörung vorlag oder nicht.
Die Patienten wurden während der aktuellen Episode untersucht, wobei Angst, Depression
(mittels der CDRS), globales Funktionsniveau (GAS) und Affektprofile (PANAS) prospektiv
erfasst wurden. Mittels entsprechender Interviews sowie unter Zuhilfenahme von
Vorbefunden wurde die Krankheitsgeschichte erhoben. Die Querschnittsdiagnostik
beinhaltete Diagnostik gemäß DSM-IV (SKID-I und SKID-II) sowie die Erfassung
verschiedener Aspekte der Persönlichkeit (NEO-FFI und andere), der Lebensqualität
(WHOQOL) sowie anderer psychologischer und psychopathologischer Konstrukte, die für
das Verständnis von Angststörungen und Depression relevant sind. Auch erfolgte ein
Vergleich der klinisch gestellten Diagnosen mit Forschungsdiagnosen.
36 Patienten (30.8%) litten komorbide an einer Angststörung gemäß DSM-IV. Im
kurzfristigen Episodenverlauf unterschieden sich Patienten mit und ohne Angststörungen
hinsichtlich depressiver Symptomatik, globalem Funktionsniveau, Behandlungsdauer und
Therapieformen nicht. Tendenziell litten aber depressive Patienten mit Angststörungen
gehäuft an Substanzmissbrauch, sie wiesen mehr Suizidgedanken, mehr frühere
Krankheitsepisoden und geringere Lebensqualität auf als „rein“ depressive Patienten. Auch
war in der Vorgeschichte ein Verlaufsmuster mit wiederholten Episoden mit Angstsyndromen
zu erkennen, ohne dass dieses Muster als grundsätzlich stabil anzusehen wäre. Die
Persönlichkeit der Patienten mit Angst und Depression war dahingehend auffälliger, dass
mehr Neurotizismus und Selbstunsicherheit festgestellt wurde. Klinisch wurden
Angststörungen (gemäß dem SKID-I Interview) in der Mehrzahl der Fälle nicht als eigene
Diagnosen gestellt. Kein Anhaltspunkt fand sich, dass depressive Patienten mit und ohne
Angststörungen sich hinsichtlich von saisonalen Befindlichkeitsschwankungen unterschieden.
Das Auftreten einer aktuellen Episode mit Angst und Depression wurde nicht durch die
Schwere der aktuellen Depression, wohl aber durch die Tatsache, dass schon einmal früher
eine Episode mit Angstsyndrom aufgetreten war, prädiziert. Lebensqualität wurde durch das
Ausmaß aktueller Angst- und aktueller Depressionssymptomatik in etwa gleichem Maß
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bestimmt, während das globale Funktionsniveau fast ausschließlich durch das aktuelle
Ausmaß depressiver Symptomatik bedingt war.
Die Ergebnisse stützen weder, dass Angststörungen sekundäre Erscheinungen von
Depressionen sind, noch scheint eine eigene „Krankheitsentität Cothymia“ (=Depression plus
Angst) gerechtfertigt. Vielmehr lassen sich die Resultate dahingehend interpretieren, dass eine
individuelle Prädisposition besteht, Angstsymptome und –syndrome zu entwickeln, so dass
sich dann daraus ein quasi „cothymisches Verlaufsmuster“ entwickelt, wenn depressive
Episoden dazukommen. Dieses Verlaufsmuster scheint einige negative prognostische Aspekte
aufzuweisen – mehr Substanzmissbrauch, größere Suizidalität, geringere Lebensqualität und
mehr Krankheitsepisoden. Hinweise gibt es darüber hinaus, dass Patienten subjektiv Angst
beeinträchtigender erleben, als dies von behandelnden Ärzten oft wahrgenommen wird.
Klinisch werden jedenfalls Angststörungen bei Depressionen häufig nicht als eigene Störung
angesehen.
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