Dr. Katja Beesdo: Der Einfluss von Komorbidität auf die Lebensqualität

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Dr. Katja Beesdo: Der Einfluss von Komorbidität auf die Lebensqualität
Der Einfluss von Komorbidität auf die Lebensqualität
Von Dr. Katja Beesdo, Dresden
Berlin (12. Oktober 2006) - Schmerz‑, Angst‑ und depressive Beschwerden
gehören zu den Grunderfahrungen nahezu jedes Menschen und können bei
Vorliegen bestimmter Schweregrade und Zusatzkriterien eine eigenständige
Störungsdynamik entfalten. In diesen Fällen sprechen wir von Syndromen (z.B.
Schmerzsyndrom) bzw. gemäß der Kriterien von ICD-10 oder DSM-IV von
Störungen mit Krankheitswert (Schmerzstörungen, Angststörungen, depressive
Störungen). Schmerz-, Angst- und depressive Syndrome und Störungen sind in
der Allgemeinbevölkerung und insbesondere in klinischen Einrichtungen weit
verbreitet. Diese drei Syndromkomplexe sind phänomenologisch, aber auch
ätiopathogenetisch eng verknüpft; so ist zum Beispiel die überzufällig häufige
Assoziation von Schmerzsyndromen mit Angst und Depression schon seit
Jahrzehnten gut dokumentiert und die wechselseitige Beeinflussung auf der
syndromalen Ebene gut untersucht.
Erst in jüngerer Zeit wird aber auch spezifisch den wechselseitigen Assoziationen
von Schmerz-, Angst­ und depressiven Störungen auf der diagnostischen Ebene
im Rahmen so genannter Komorbidtätsanalysen stärkeres Forschungsinteresse
geschenkt. So wurde z.B. im Bundesgesundheitssurvey gezeigt, dass 28 % der
deutschen Erwachsenen, die im Laufe eines Jahres eine Schmerzstörung hatten,
auch unter klinisch relevanten depressiven Störungen litten; 35 % hatten eine
Angststörung. Die Depressions‑ und Angstprävalenz ist somit bei
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Schmerzpatienten um ein vielfaches gegenüber Personen ohne
Schmerzstörungen erhöht.
Treten Schmerz, Angststörungen und/oder depressive Störungen komorbid auf,
ist dies mit gravierenden negativen Folgen verbunden. Beispielsweise weisen
Depressionspatienten mit Schmerzsyndromen gegenüber Patienten mit
Depression ohne Schmerzen eine gravierend schlechtere gesundheitsbezogene
Lebensqualität und häufiger Arbeitsausfälle auf; zugleich ist aber ihr
Hilfesuchverhalten aufgrund emotionaler Probleme reduziert und verzögert. Auch
die Behandlungsprognose Depressiver ist bei Vorliegen komorbider Schmerzen
schlechter. Zudem sind komorbide Angststörungen und Depression mit einem
erhöhten Chronizitätsrisiko von Schmerzsyndromen assoziiert.
Neue Studienbefunde legen in diesem Zusammenhang nahe, vor allem der
generalisierten Angststörung besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die
generalisierte Angststörung ist charakterisiert durch eine ängstliche Erwartung
und Besorgnis, die die meiste Zeit über min­destens sechs Monate vorhanden ist,
und mit einer Reihe von körperlichen und somatischen Symptomen wie
Muskelanspannung, Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkei­ten,
leichter Ermüdbarkeit und Schlafstörungen einhergeht. Die ausgeprägte
Assoziation der generalisierten Angststörung mit chronischen Schmerstörungen
und Depression gilt als gesi­chert. Obwohl Betroffene mit generalisierter
Angststörung überproportional häufig den Haus­arzt aufsuchen, wird diese
Störung allerdings oft nicht oder nicht richtig erkannt und bleibt demzufolge
unbehandelt. Dies könnte unter anderem damit zusammenhängen, dass die
Patienten nicht über ihre ängstliche Besorgnis berichten, sondern vielmehr über
sehr hetero­gene Symptome wie Schmerzen oder Depressivität klagen.
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Quelle: Symposium der Firma Pfizer zum Thema “Depression und Angst – was
bedeuten sie für den Schmerz?” am 12.10.2006 in Berlin (MCG - Medical
Consulting Group).
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