Historische Entwicklung 20. Jh Analyt. Mechanik Quantenmechanik 9 Statistik (Ges. großer Zahlen) Statistische Mechanik (Boltzmann, Planck, Langevin, Einstein, ...) 19. Jh mikroskopische Theorie Thermodynamik (Clausius, Carnot, Gibbs, Kelvin, Maxwell, ...) makroskopische Theorie, Phänomenologie 10 Überblick klassische Mechanik pi (t ), qi (t ) klassische statistische Mechanik viele Teilchen ρ klass (t ) Quantenmechanik Quantenstatistik ψ (t ) ρ(t ) Mittelung über viele Teilchen (Freiheitsgrade) Korrespondenzprinzip: Den physikalischen Größen sind in der Quantenmechanik Operatoren zugeordnet. Den klassischen Relationen entsprechen quantenmechanische Relationen. kurze Erinnerung an Thermodynamik 11 • Thermodynamik (eigentlich Thermostatik): Beschreibung der stationären Zustände eines Systems • Zustandsgleichung: Beziehung zwischen Zustandsvariablen eines Systems; z.B. f (T ,V , p) = C • Thermodynamische Transformation: Übergang zwischen zwei thermodynamischen Zuständen; z.B. (T1 ,V1 , p1 ) → (T2 ,V2 , p2 ) • quasi-statisch: Durchlauf von Gleichgewichtszuständen V1 , p1 V1 + δV p1 − δp V1 + δV + δV '… p1 − δp − δp'… V2 , p2 12 Der graue Schieber ist horizontal beweglich. Der Schieber bewegt sich unendlich langsam nach rechts → der Druck sinkt, Volumen wächst. Bei unendlich langsamer Bewegung befindet sich das System zu jedem Zeitpunkt im stationären Zustand → der Prozeß wird quasi-statisch geführt • reversibel: Prozeß kann ohne Änderung des Systems und der Umgebung umgekehrt werden V1 , p1 13 zusätzliche Feder als „Energiespeicher“. V1 + δV + δV '… p1 − δp − δp'… V1 + δV p1 − δp quasistatische Volumensänderung bei gleichzeitiger Speicherung der freiwerdenden Energie in der Feder. → der Prozeß ist reversibel. extensiv ↔ intensiv extensive Variable verhalten sich additiv intensive Variable sind größenunabhängig z.B.: Zwei Systeme mit Volumen V ergeben zusammen ein System mit 2V → V ist extensiv. Wenn vor der Vereinigung in beiden Teilsystemen der Druck p geherrscht hat, so hat auch das Gesamtsystem Druck p → p ist intensiv Paare konjugierter Variable (extensiv ↔ intensiv) Volumen V ↔ Druck p Entropie S ↔ Temperatur T Teilchenzahl N ↔ chemisches Potential µ Magnetisierung M ↔ Magnetfeld B Thermodynamische Potentiale sind extensiv (E, F, G, ...) 14 15 0. Hauptsatz der Thermodynamik Der (ein) Gleichgewichtsparameter eines thermodynamischen Sytems ist die Temperatur T kürzer: In einem isolierten System herrscht im Gleichgewicht überall dieselbe Temperatur T1 thermisches Gleichgewicht: T 1 = T2 = T3 T2 T3 16 1. Hauptsatz der Thermodynamik Die Energie E eines isolierten Systems ist erhalten. oder Die innere Energie eines Systems ändert sich, wenn dem System Energie zugeführt bzw. entzogen wird. dE = δ rein E + δ raus E positiv negativ Beispiele: Arbeit bei Volumensänderung: δ V E = − pdV δ Ni E = µ i dN i Änderung der Teilchenzahl: 17 2. Hauptsatz der Thermodynamik Einem makroskopischen System im Gleichgewicht kann eine Entropie S zugeordnet werden, für die gilt: 1. Bei reversibler Prozeßführung ist die zugeführte Wärme δQ mit der Entropieänderung dS verknüpft δQ durch dS = rev T 2. Die Entropie eines isolierten Systems kann niemals abnehmen. Jeder reale Prozeß läuft von selbst so lange, bis die Entropie ein Maximum erreicht. 3. Die Entropie ist eine extensive (additive) Größe. 18 3. Hauptsatz der Thermodynamik Für jedes reine System, welches nur eine Teilchensorte enthält, gilt: S(T=0, ...) = 0 (Nernst‘scher Satz) Bei mehreren Teilchensorten verbleibt für T → 0 eine Mischentropie ST=0 > 0. 19 Euler-Gleichung a f Eine Funktion ψ x1 ,… , xn heißt homogen vom Grad k wenn für alle reellen λ > 0 gilt: ψ λx1 ,… , λxn = λk ⋅ψ x1 ,… , xn a f a f Satz von Euler: ψ homogen vom Grad k und stetig differenzierbar n ∂ψ x1 ,… , xn ⇒ ∑ xi = kψ x1 ,… , xn ∂ x i =1 i a f a f Thermodynamik: k = 1 falls ψ, x1, ..., xn extensiv sind ⇒ E ( λS , λV , λN ) = λE ( S ,V , N ) ⇒ ∂E ∂E ∂E S+ V+ N = TS − pV + µN = E ( S ,V , N ) ∂N ∂S ∂V Euler-Gleichung Formale Struktur der Theorie: 20 Thermodynamische Potentiale: Jedem Ensemble (= Klasse von Gleichgewichtszuständen) ist eine Funktion der natürlichen, makroskopischen Variablen (vorgegebene, feste Werte) zugeordnet, die den Zustand vollständig beschreibt. Diese Funktion heißt thermodynamisches Potential (bzw. „Zustandssumme“). Potentiale zu unterschiedlichen Sätzen von natürlichen Variablen sind über Legendre-Transformationen miteinander verknüpft. Alle abgeleiteten thermodynamischen Größen sind Mittelwerte und unterliegen sehr kleinen Fluktuationen (z.B. ~1/√N). Die totalen Differentiale geben an, wie sich die thermodynamischen Potentiale bei quasistatischen Prozessen aufgrund infinitesimaler Änderungen der natürlichen Variablen ändern. Das heißt nicht, daß sie auch reversibel sein müssen! • System: Ansammlung sehr vieler Teilchen (~ 1023), die durch 21 wenige makroskopische Variablen beschrieben werden kann isoliertes System: System ist gegen die Umgebung abgeschirmt festgehaltene Makrovariable (natürliche Variable): E (S), V, N mikrokanonisches Potential: E(S,V,N) offenes System: Austausch von Energie und Teilchen zugelassen natürliche Variable : T, V, µ großkanonisches Potential: J(T,V,µ) N→µ T,µ S→T T geschlossenes System: Energieaustausch mit der Umgebung zugelassen natürliche Variable: T, V, N kanonisches Potential: F(T,V,N) 22 Einschub:Legendre-Transformationen Problemstellung: wichtigste Größen der Thermodynamik → thermodynamische Potentiale als Funktionen ihrer natürlichen Variablen z.B. isoliertes System: E(S,V,N) → dE = TdS – pdV + µdN oft: geschlossenes [F(T,V,N)] oder offenes [J(T,V,µ)] System Übergang zwischen Potentialen durch Legendre-Transformation: Austausch von Paaren konjugierter Variablen OHNE Informationsverlust z.B.: ⎛ ∂E ⎞ =T ⎜ ⎟ ⎝ ∂S ⎠ V , N E (S,V,N) → E[S](T,V,N)= F (T,V,N) Tangente + Schnittpunkt mit Ordinate Bsp.: E(S,V,N)= TS- pV+µN 23 E(S,V,N) k=dE/dS=T ∂E E−E = T (S ) = ∂S S −0 ∂E E[ S ] = E − S = E − ST = F (T , V , N ) ∂S [S ] T= E Entspricht Einhüllender von E(S,V,N) E[S]=F ist eine Legendre-Transformierte [S] E =F S S Rücktransformation (nochmalige Legendre-Transformation): dF = dE − TdS − SdT = − SdT − pdV + µ dN F [T ] = F − T dF = F + ST = E − TS + TS = E ( S ,V , N ) dT Transformation zwischen Ensembles: 24 Ausgangspunkt: Euler-Gleichung für extensive natürliche Variable E ( S ,V , N ) = ∂E ∂E ∂E S+ V+ N = TS − pV + µN ∂S ∂V ∂N Legendre-Transformation auf natürliche Variable (T,V,N): F (T,V,N ) = E − TS = − pV + µN ⇒ dF = dE − SdT − TdS = − SdT − pdV + µdN ∂F ∂F = −S; ∂T V , N ∂V = − p; T ,N ∂F ∂N =µ T ,V damit dF totales Differential ist, muß z.B. auch gelten: F ∂S I H ∂V K =− T ,N F I H K ∂ ∂F ∂ ∂F ∂p =− = ∂V ∂T ∂T ∂V ∂T Maxwell-Relation V ,N ähnliche Beziehungen aus allen Potentialen ableitbar (s.u.) großkanonisches Ensemble: Legendre-Transformation auf natürliche Variable (T,V,µ): 25 J(T,V,µ) = E − TS − µN = F − µN = − p ( T ,V , µ ) V ⇒ dJ = dF − µdN − Ndµ = − SdT − pdV − Ndµ Was passiert beim Übergang auf den vollständigen Satz intensiver Variablen (T,p,µ)? Versuch: ψ (T,p,µ ) = J + pV = 0 ⇒ dψ = dJ + pdV + Vdp = − SdT + Vdp − Ndµ = 0 Gibbs-Duhem Relation keine Information über die Größe des Systems enthalten → T, p, µ nicht unabhängig voneinander → alle Freiheitsgrade für das (einkomponentige, einphasige) System aufgebraucht Thermodynamisches Viereck (Maxwell-Diagramm) 26 graphische Darstellung der Maxwell-Relationen; verknüpft Potentiale, die eine natürliche Variable gemeinsam haben. z.B.: N = const. → E (S,V,N), F (T,V,N), G (T,p,N), H (S,p,N) N = const. V F T E G S H p • Seitenmittelpunkt: thermodynamische Potentiale • angrenzende Eckpunkte: natürliche Variable • auf Diagonalen gegenüberliegender Eckpunkt: 1. Ableitung des Potentials nach dem angrenzenden Eckpunkt • Pfeilrichtung bestimmt Vorzeichen der Ableitung 27 • Ableitungen der Potentiale: N = const. V F Beispiel 1: T E ∂F ∂V G S p H = −p T ,N Beispiel 2: ∂E =T ∂S V , N • Beziehungen zwischen den Ecken → Maxwell Relationen N = const. V F 28 erster Schritt: T E ∂G ∂G =V; = −S ∂p T , N ∂T p , N G zweiter Schritt: ∂S ∂ ∂G =− ∂p T , N ∂p T , N ∂T S H p Vorzeichen: horizontal → =− ∂ ∂T p, N - ; vertikal → + ∂G ∂V =− ∂p ∂T p, N