Artikel über Bipolare Störungen Glossar: Fachbegriffe kurzgefasst Bipolare Störungen Der Begriff "bipolare Störungen" ersetzt die alte Bezeichnung "manisch-depressive Erkrankung". Depressive Phasen treten hierbei abwechselnd mit energiegeladenen Phasen auf, in denen die Patienten oft in gehobener Stimmung sind. Unter den manischen Phasen leiden die Betroffenen - im Gegensatz zu ihrer Umwelt - selber meist nicht. Ganz im Gegenteil, sie fühlen sich oft besonders kreativ und selbstbewusst bis hin zur völligen Selbstüberschätzung. In den manischen Phasen benötigen die Betroffenen meist wenig Schlaf, sind extrem redselig, sprunghaft im Denken und weisen eine gesteigerte Aktivität auf. In der Manie verlieren sie oft völlig die Kontrolle über ihr Tun und bringen sich und andere dadurch nicht selten in Gefahr. Sie nehmen beispielsweise ohne jegliche Vorbereitung an einem Marathonlauf teil oder zünden die Wohnung an. Durch überstürzte Firmengründungen, den Kauf mehrerer Autos oder andere unüberlegte Aktionen können die Betroffenen nicht nur sich selber, sondern auch Freunde und Familien innerhalb weniger Tage finanziell ruinieren. Zum eigenen und zum Schutz der Mitmenschen ist nicht selten eine Klinikeinweisung notwendig. Die Selbstmordgefahr ist sehr hoch, ohne Behandlung begehen 10 bis 15 % Suizid. DSM Abkürzung für Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders. Überwiegend in den USA verwendetes Klassifikationssystem für Erkrankungen. Dysthymie, dysthyme Störung Hierbei handelt es sich um eine meist im jungen Erwachsenenalter beginnende, eher chronisch verlaufende depressive Symptomatik, die nicht die Kriterien einer Depression erreicht. Die dysthyme Störung verläuft nicht so schwer wie eine klassische Depression, hält aber länger an. Laut Definition müssen die Betroffenen mindestens zwei Jahre lang überwiegend depressiv gestimmt sein, bei Kindern muss diese Phase mindestens ein Jahr lang anhalten. Niedergeschlagenheit, Angst, mangelndes Selbstwertgefühl, starke Selbstzweifel und allgemeine Unsicherheit sind typisch. Körperliche Symptome treten selten oder gar nicht auf. Belastend für die Betroffenen ist oft die lange Dauer der dysthymen Störung, die zur Resignation führen kann. Hypomanie Hypomanien sind die mildere Form von Manien mit meist kürzerer Dauer. Der Patient hat für mehrere Tage oder wenige Wochen eine leicht gehobene Stimmung, wobei er vermehrt körperliche Energie und geistige Schaffenskraft verspürt. Außerdem ist die Schlafdauer in der Regel verkürzt. Im Gegensatz zur voll ausgeprägten Manie ist der Betroffene noch in der Lage, sein Verhalten zu kontrollieren. ICD10 Abkürzung für International Classification of Diseases. WHO-Klassifikationssystem für Erkrankungen in der letztgültigen 10. Fassung. Die unterschiedlichen affektiven Erkrankungen werden im Kapitel F 3 dieses Systems bezeichnet und nummeriert. 1 Manie Manien sind episodenhaft auftretende Phasen, in denen die Stimmung situationsinadäquat gehoben oder gereizt ist, wobei ein vermehrter Antrieb, Rededrang, Größenwahn, Ideenflucht und ein vermindertes Schlafbedürfnis vorhanden sind. Obwohl die gehobene Stimmungslage sehr charakteristisch für Manien ist, können die Patienten zusätzlich reizbar sein, insbesondere dann, wenn nicht auf ihre Wünsche eingegangen wird. Hier beginnt der Bereich der Mischzustände, die zugleich Symptome der Manie und der Depression vereinen. Rapid Cycling Rapid Cycling beschreibt einen raschen Phasenwechsel bei Patienten mit einer bipolaren affektiven Störung. Die ursprüngliche Beobachtung stammt von Dunner und Fieve, die von rapid cycling sprachen, wenn mindestens 4 Phasen einer Depression oder Manie in einem Jahr auftreten. Dabei wird die Zahl der Episoden gezählt und nicht die Anzahl der Zyklen, z. B. wird ein Wechsel von einer manischen zu einer depressiven Phase, die von einem euthymen Intervall gefolgt wird, als zwei Episoden gewertet. Reaktive Depression Diese Form der Depression tritt oft als Folge akuter und chronischer Belastungssituationen wie Trennung, Arbeitslosigkeit, Lebenskrisen, Kränkungen, Verlusterlebnisse (Tod, Trennung, Auszug der Kinder), Einsamkeit oder anderer einschneidender Erlebnisse (z.B. Geburt) auf. Bei etwa zwei Drittel der Betroffenen ist der Depression ein belastendes Lebensereignis vorausgegangen. Eine wichtige Rolle bei der Entstehung der reaktiven Depression spielt aber auch die Persönlichkeitsstruktur, denn nicht bei jedem Menschen führen Schicksalsschläge zu Depressionen. Switch Durch Antidepressiva oder Neuroleptika iatrogen bedingter (therapiebedingter) Umschwung aus der Depression heraus in eine Hypomanie⁄Manie und umgekehrt. Uni- oder monopolare Depression Depression, die sich - im Gegensatz zur bipolaren Depression - nur mit depressiven Symptomen wie Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit und Erschöpfung äußert. Zyklothymia, zyklothyme Störung Zyklothyme Persönlichkeitsstörungen sind gekennzeichnet durch einen ständigen Wechsel zwischen einer leicht gehobenen Stimmung und leichten depressiven Phasen, ohne dass ein Bezug zu Lebensereignissen feststellbar wäre. Diese "instabile Stimmungslage" gleicht den Polen der bipolaren Störungen, erreicht aber nicht das gleiche Ausmaß. Von den Betroffenen werden die Stimmungsschwankungen oft gar nicht wahr genommen oder als behandlungsbedürftig empfunden. Lediglich die Umwelt wundert sich über die häufigen Veränderungen im Verhalten. 2