Aus dem Leben: Essverhalten und zu wenig Selbstkontrolle Seminar Allg II Malena Jessberger, Maria Scharf Gliederung 1. Thematische Zusammenfassung Wiederholung der relevanten Essstörungen Aus der Praxis: Zitate Betroffener Therapeutische Ansätze zum Training von SK bei Essstörungen mit zu wenig SK Gruppenarbeit Diskussion 2. Reflexion der angewandten Methoden Brainstorming (Einstieg) Gemeinsames Erarbeiten der Zitate Wissensinput + gemeinsames Erarbeiten des Praxisbezuges Fallbeispiele mit eigener Diagnose Diskussion auf Grundlage der Gruppenarbeit 3. Für die Zukunft 1. Thematische Zusammenfassung Klinisch relevante Essstörungen mit zu wenig SK: Es gibt vier große Essstörungen und Störungsbilder, die mit zu wenig SK einhergehen. Bulimia Nervosa zeichnet sich durch „Fressanfälle“ aus, bei denen der Betroffene eine viel größere Menge an Nahrung zu sich nimmt in viel kürzerer Zeit als Menschen mit gesundem Essverhalten. Als Kompensationsmaßnahmen gegen eine Gewichtszunahme kommt es nach den Essattacken zu selbstherbeigeführtem Erbrechen oder zum Missbrauch von Medikamenten. Abzugrenzen davon ist die Binge Eating Störung, bei der die Betroffenen ebenfalls an „Fressanfällen“ leiden, jedoch keine Gewichtsabnahmemaßnahmen herbeiführen. Ähnlich zum Binge Eating ist das Night Eating, bei dem die „Fressanfälle“ vorwiegend nachts stattfinden. Die letzte relevante Krankheit ist die Adipositas, bei der Betroffene sehr große und kalorienreiche Nahrungsmengen zu sich nehmen und meist stark übergewichtig sind. All den Essstörungen ist gemeinsam, dass die Betroffenen während der „Fressanfälle“ jegliche SK über ihr Verhalten kontrollieren, oft weit über den Hunger hinaus weiter essen oder essen, obwohl sie kein Hungergefühl verspüren. Diese kleine Einführung soll als Grundlage dienen. Zitate Betroffener: ... Aspekte des SK-Trainings in der Therapie: Allgemein wird oft bei Patienten mit Essstörungen die Verhaltenstherapie angewendet. Grundidee ist, dass das Verhaltensreportoir im Sinne der Selbstverstärkung verändert wird. Der Betroffene soll neue, alternative Verhaltensschemata und Einstellungen erlernen und somit das unerwünschte Verhalten verlernen. Wichtig ist, dass es dem Patienten ermöglicht wird, im Laufe der Therapie durch SK-Training Schritt für Schritt die SK zu übernehmen. Grundlage und Ziel der VT ist somit die Selbstkontrolle und das Selbstmanagement. Die Essenz unserer Suche nach einem expliziten Therapieprogramms zur SK war, dass es (noch) kein solches Programm gibt. Doch es finden sich Teilmodule von SK-Trainings, die oft in der Therapie angewendet werden. Diese sind: Selbstbeobachtung, Selbstverstärkung, Stimuluskontrolle, Gedankenstopp und Selbstverbalisation. Bei der Selbstbeobachtung geht es um Introspektion, also um die Analyse des eigenen Erlebens und Verhaltens, indem nach Innen gesehen wird (= grundlegende Definition). Angewendet auf die Therapie von SK bei Essstörungen wird die Selbstbeobachtung oft am Anfang der Therapie gemacht, um eine Baseline des Verhaltens zu erlangen. Diese wird dann mit späterem Erfolg verglichen, um dem Patienten ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Selbstkontrolle zu vermitteln. (vgl hier auch: SORK-Methode: Situation, Organismus, Reaktion, Konsequenz). Als alleinige Maßnahme hat die Selbstbeobachtung eine geringe Wirksamkeit, ist jedoch ein wichtiges Element in SK-Trainings und Therapien. In der Praxis wird die Selbstbeobachtung oft herbei geführt durch Tagebuch schreiben oder das Aufstellen von Essplänen und Zeitplänen. Dadurch wird die Distanz zum eigenen Verhalten erhöht. Die Selbstverstärkung wird besonders dann angewendet, wenn externe Verstärker wie Bezugspersonen im Umfeld des Patienten nicht eingesetzt werden können. Der Patient denkt sich selber Belohnungen und Bestrafungen aus, um unerwünschtes Verhalten zu verhindern und erwünschtes Verhalten zu fördern. Die Stimuluskontrolle ist ein sehr häufig angewandtes Therapieelement. Es geht hierbei darum, Bedingungen und Situationen, die das unerwünschte Verhalten auslösen, zu erkennen und sich bewusst zu machen. Solche Bedingungen sind Stressoren wie Ärger, Misserfolg, Streit oder auch Langeweile. Im zweiten Schritt geht es darum, mit dem Patienten zu üben, diese Situationen abzubauen oder alternative Umgangsformen zu erarbeiten. Stress nicht mit Essen zu kompensieren, sondern mit Malen, Tanzen, Schreiben oder Musik machen (=gestalttherapeutischer Ansatz). Der Gedankenstopp wird angewendet, wenn der Patient unter immer wiederkehrenden, unerwünschten Gedanken und Verhaltensweisen leidet (immer ans Essen denken). Im ersten Schritt geht es darum, die Bedingungen zu erkennen, die zu den ungewollten „Fressanfällen“ führen (= Stimuluskontrolle). Der nächste Schritt besteht darin, diese unerwünschten Gedanken mental zu unterbrechen oder zu blockieren. Um das zu üben, wird der Patient instruiert, sich eine stressige Situation vorzustellen, in der er normalerweise zum Essen greifen würde. Ist der Patient mental an dem Punkt, dass er einen Drang zum Essen spürt, ruft der Therapeut laut „Stopp!“, um den Gedanken an das Essen abzubrechen. In diesem Schritt geht es darum, dem Patienten deutlich zu machen, dass Gedanken überhaupt unterbrechbar sein können. Im nächsten Schritt dieser Methode wird nun versucht, auf das vereinbarte Stopp-Signal positive Alternativgedanken folgen zu lassen. Wichtig ist hierbei, dass diese Alternativgedanken unvereinbar sind mit den unerwünschtem Gedankengut. Durch diese Methode soll SK trainiert werden, gleichzeitig braucht man für die Stimuluskontrolle und die Unterbrechung bzw. Blockierung der unerwünschten Gedanken bereits SK. Dies könnte man als Kritik an dieser Strategie sehen. Bei der Selbstverbalisation wird versucht, kontraproduktive Gedankengänge, die oft unbewusst sind, zu identifizieren und durch konstruktive gedankliche Instruktionen zu ersetzten. Beispiele für kontraproduktive Gedanken sind: „Das schaffe ich ja eh nicht!“, „Ich bin ein Looser!“ o.ä. .Es wird versucht diese durch Gedanken wie „Was kommt als nächstes?“, „Jetzt atme ich erst einmal tief durch!“ oder „Hey, ich habe es geschafft!“ zu ersetzten. Gerade weil diese Gedanken oft unbewusst sind, haben sie einen enormen Einfluss auf das Verhalten. Durch Tagebuch-Schreiben kann der Patient sich besser von seinem Essverhalten distanzieren und übt eine objektivere Wahrnehmung seines Verhaltens ein. Dies kann dazu führen, dass der Patient zu mehr Rationalisierung und Selbstinstruktion fähig ist. Weil es hier viel um kognitive Prozesse geht, wird diese Technik den Kognitiven Therapieansätzen zugeordnet. Gruppenarbeit: Diagnose an Fallbeispielen Anhand zweier Fallbeispiele (siehe Anhang) und Auszügen aus dem DSM VI soll die Diagnose von spezifischen Essstörungen mit zu wenig SK eingeübt werden, um das erarbeitete Wissen praxisbezogen anzuwenden und zu verfestigen. Besonderer Fokus liegt hier auf der Diagnose (Binge Eating vs Bulimie), auf die Identifikation von SK-Defiziten und auf der Überlegung, welche besprochenen Therapieansätze jeweils angewendet werden könnten und welche Schwierigkeiten allgemein und speziell in der Behandlung auftreten könnten. Diskussion: Auf Grundlage der Gruppenarbeit wurde eine weitere Methode zur Kontrolle von gestörtem Essverhalten besprochen: Die Magen –Band -OP. Diese ist eine rein extern Kontrollinstanz, bei der der Magen durch ein Band verkleinert wird. Somit setzt das Sättigungsgefühl sehr schnell ein, bei zu viel Essen kommt es zu Übelkeit und Erbrechen. Diese Operation kann als letzte Alternative in Betracht gezogen werden, wenn es besonders bei adipöse Menschen zu erheblichen, bedrohlichen körperlichen Schäden aufgrund ihrer Dickleibigkeit kommt. Kritik ist auf jeden Fall, dass diese Kontrolle rein extern ist, doch das eigentliche psychische Problem, welches hinter dem gestörten Essverhalten liegt, nicht betrachtet wird. Hier können Parallelen zu Schönheitsoperationen gezogen werden: Vielleicht ist die Lippe nach der OP schön, doch die eigentliche Wahrnehmungsverzerrung ist nicht behandelt worden. Abschließend kann man sagen, dass die Magen –Band –OP als Pendant zur kompletten Abstinenz bei Alkoholikern gesehen werden kann. Denn: Absolute Abstinenz beim Essen ist nicht möglich, denn man muss ja essen, um zu leben. 2. Reflexion der Methoden Brainstorming: Um den Einstieg zu erleichtern und aufzulockern haben wir in einem Brainstorming in die Runde gefragt, welche Essstörungen mit zu wenig Selbstkontrolle aus dem Klinischen Bereich einfallen. Wir fanden diese Methode gut, denn sie ermöglicht einen aktivierenden Beginn, der nicht sehr zeitaufwendig ist. Kritik war, dass die Methode des Brainstormings bereits zu oft angewendet wurde. Zitate erarbeiten: ... Vortrag und gemeinsames Erarbeiten der Praxisbeispiele: In diesem Block ging es uns darum, Wissen zu vermitteln durch Input. Wir haben die Einheit auf 20 Minuten festgelegt, was möglicherweise etwas zu lang war. Anhand von Folien mit Schaubildern haben wir versucht, das Wissen möglichst anschaulich aufzuarbeiten. Um den Bezug zur Praxis und zur SK herzustellen, wurden gemeinsam Beispiele zu den einzelnen Maßnahmen erarbeitet. Während dieses Blocks hatten wir das Gefühl, dass die Teilnehmer mitgedacht haben und sich gut eingebracht haben. Wir haben versucht bei Fragen genügend Zeit zum Nachdenken zu geben. Wir hatten hier das Gefühl, dass die Teilnehmer wissen, worauf wir hinaus wollten. Wir hätten vielleicht den Stoff noch etwas kürzen können, um es uns zu erlauben, langsamer zu sprechen. Gruppenarbeit: Bei der Gruppenarbeit ging es uns darum, das gehörte Wissen anzuwenden und damit zu arbeiten. Bei der Diagnose hatten wir den Eindruck, dass sie sehr gut angekommen ist. Bei der Frage, welche Therapieansätze angewendet werden könnten, hatten wir den Eindruck, dass manchmal eher der Fokus darauf gelegt wurde, was die Betroffenen selbst tun könnten, als was ein Therapeut in einer Therapie tun könnte. Vielleicht liegt das daran, dass wir in unserem Studium bis jetzt noch nicht sehr viel über Therapie gehört haben und man lieber Vorsicht walten lässt. Generell war unser Eindruck, dass die Gruppenarbeit gut gelaufen ist, und auch das Zeitmanagement gut gepasst hat. Diskussion: Diskussionen sind immer schwierig, denn sie sind spontan und unmittelbar. Uns ging es darum, die Sitzung abzurunden und die Ergebnisse der Gruppenarbeit nicht kommentarlos im Raum stehen zu lassen. Wir hatten den Eindruck, dass dennoch keine richtige Diskussion entstanden ist, vielleicht weil zu wenig Zeit war, vielleicht, weil unsere Fragen zu ungenau waren. Es war schwierig, wirklich adäquat auf die Fragen und Einwürfe einzugehen und mit Gewandtheit die Diskussion zu leiten. 3. Für die Zukunft: Was wir versuchen wollen, ist, die Diskussion zu üben. Oder zu versuchen, uns wirklich zu überlegen, welche Antworten wir gegeben hätten, was als Antworten kommen könnte und was wir tun, wenn die Antworten in eine falsche Richtung gehen. Außerdem haben wir gelernt, dass es sehr wichtig ist, wenn man gerne einen Gast einladen möchte, möglichst früh mit dem Verschicken von Anfragen beginnen sollte. Denn: Menschen sind heutzutage wirklich durchgehend beschäftigt! Gruppenarbeit In den nächsten 15 Minuten habt ihr Zeit, euch mit einem Fallbeispiel zu einer der Essstörungen zu beschäftigen. Dazu bekommt ihr eine kurze Geschichte eines Betroffenen und Auszüge aus dem DSM IV. Leitfragen: 1. Versucht zu diagnostizieren, an welcher Essstörung der Patient / die Patientin leiden könnte. Dazu könnt ihr den Auszug aus dem DSM IV verwenden. 2. Wo findet ihr welche Selbstkontroll – Defizite? 3. Wie unterscheidet sich gesundes von krankem Essverhalten? 4. Welche Selbstkontrolltrainings – Strategien könnten der Betroffene / die Betroffene anwenden? (In der speziellen Situation / längerfristig für den Alltag) 5. Macht euch Notizen zu den wichtigsten Diskussionspunkten und Ergebnissen eurer Gruppenarbeit, um darauf im Anschluss eine Diskussion aufzubauen. 6. Falls ihr noch Zeit habt, könnt ihr überlegen, welche der genannten Therapieansätze angewendet werden könnten und welche Probleme in der Behandlung auftreten könnten! Literaturverzeichnis und Bilderquellen: http://www.google.de/imgres?q=Fressanfall&hl=de&tbo=d&tbm=isch&tbnid=_53m3 PY-LQ_DcM:&imgrefurl=http://blog.gofeminin.de/blog/see_384373_8/Mein-wegzur-bikini-und-wohlfuhlfigur&docid=79OtT3x3Tmj4M&imgurl=http://imblog.aufeminin.com/blog/D20090415/384373_272620 796_schokolade_H083809_L.jpg&w=256&h=350&ei=k5fJUOrdCrTa4QSUlIDwCQ &zoom=1&iact=rc&dur=351&sig=110009236739496811491&page=1&tbnh=143&tb nw=113&start=0&ndsp=35&ved=1t:429,r:12,s:0,i:119&tx=87&ty=17&biw=1280&bi h=885 http://www.google.de/imgres?q=Fressanfall&hl=de&tbo=d&tbm=isch&tbnid=uq6MwPh08TVuM:&imgrefurl=http://blog.gofeminin.de/blog/see_491256_1/Das-wirdlegen-warte-es-kommt-gleichdar&docid=SO7xiARSv08DeM&imgurl=http://imblog.aufeminin.com/blog/D201211 30/491256_123418688_182829-248798565234263-315143859n_H124909_L.jpg&w=350&h=254&ei=k5fJUOrdCrTa4QSUlIDwCQ&zoom=1&iact =rc&dur=319&sig=110009236739496811491&page=1&tbnh=135&tbnw=194&start= 0&ndsp=35&ved=1t:429,r:28,s:0,i:171&tx=73&ty=77&biw=1280&bih=885 http://www.google.de/imgres?q=Lippen+lecken&hl=de&tbo=d&tbm=isch&tbnid=TY k77YDiMwPEhM:&imgrefurl=http://de.dreamstime.com/lizenzfreie-stockfotografielecken-der-lippenimage13633937&docid=0j6TVNORmCYL3M&itg=1&imgurl=http://de.dreamstime.c om/lecken-der-lippenthumb13633937.jpg&w=300&h=450&ei=qpjJUPLxGcjc4QS44oGgDQ&zoom=1&ia ct=hc&vpx=732&vpy=382&dur=482&hovh=275&hovw=183&tx=99&ty=146&sig=1 10009236739496811491&page=1&tbnh=136&tbnw=92&start=0&ndsp=37&ved=1t: 429,r:19,s:0,i:140&biw=1280&bih=885 http://www.gestalt.de/wardetzki_bulimie.html http://www.schoen-kliniken.de/ptp/medizin/psyche/essstoerung/ http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=4&sqi=2&ved=0 CEMQFjAD&url=http%3A%2F%2Fwww.klinikum.uniheidelberg.de%2Ffileadmin%2Fzpm%2Fpsychatrie%2Fbackenstrass%2Fss2007%2F Selbstkontrolle_und_Problemloesen_1.pdf&ei=rrTJUPq9HOje4QT1xYGADw&usg= AFQjCNELQlViDJ9TQKQaEFwJlt4rxPNiEg&sig2=ZIY4yQnnbL1GSarYou02OA& bvm=bv.1355272958,d.Yms&cad=rja