Grundregeln für den Umgang mit Essstörungen

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Margot Brandstetter, Psychotherapeutin
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Hompage: www.praevention.at
Information, Unterrichtsmaterialien, Online-shop
Was ich Ihnen heute erzählen werde
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Definition von Essstörungen
Ursachen / Schutz / Risikofaktoren
BMI
Essstörungen Daten
Grundregeln im Umgang
Prävention im Kontext Schule
Ansatzpunkte / Themen
Lebenskompetenzen
Entwicklungsaufgaben im Jugendalter
Kohärenzgefühl
Ernährung
Kommunikation
Ursachen und Prävention von Essstörungen
Ebene des Essens
Soziale Umfeld
Familie, Schule, Freunde
Ebene der Gesellschaft
Individuelle Ebene
Bulimie Nervosa „ Ess-Brechsucht“
Merkmale:
• Wiederkehrende Phasen von Heißhunger
• Heimliche unkontrollierte Fressanfälle
• Selbstinduziertes Erbrechen nach dem Essen
• Furcht vor Gewichtszunahme, Unzufriedenheit mit
Körper
• Depressive Verstimmung
• Missbrauch von Abführmittel
Körperliche Folgeerscheinungen:
• Gewichtsschwankungen
• Schlafstörungen, Lustlosigkeit
• Haarausfall, angegriffener Zahnschmelz
• Menstruationsstörungen
• Herzrhythmusstörungen
• Geschwollene Lymphdrüsen
• Verätzung der Speiseröhre
Anorexie Nervosa „Magersucht“
Merkmale:
• Gewichtsverlust selbst herbeigeführt
• Vermeidung von hochkalorischen Speisen
• Einteilung von „erlaubten“ „verbotenen“ NM
• Angst vor Nahrungsaufnahme bis hin zur
Verweigerung zu essen
• Leiden am eigenen Aussehen
• Verleugnung der Krankheit
• Verdrängung von Gefühlen und Problemen
• Sozialer Rückzug
Körperliche Folgeerscheinungen:
• Stoffwechselstörungen
• Konzentrationsstörungen
• Chronische Verstopfung
• Niedrige Pulsfrequenz
• Ausbleiben der Menstruation – bei Männern
Potenzverlust
• Beginnt Erkrankung vor der Pubertät – gehemmte
und verzögerte Entwicklung
Binge eating disorder
Merkmale
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Wiederkehrende Episoden von Heißhunger
- Große Nahrungsmengen, Kontrollverlust
•
Heißhungeranfälle sind mit mindestens drei dieser Merkmale verbunden
- schnelles Essen
- es wird gegessen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl
- ohne körperliches Hungergefühl
- aus Schamgefühl wird alleine gegessen
- nach dem Heißhungeranfall treten Gefühle von Depression, Ekel
und Schuld auf
•
Starkes Unbehagen wegen der Heißhungeranfälle
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Die Anfälle treten mindestens 2/Wo, über einen Zeitraum von
6 Monaten auf
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Das Heißhunger – Essen tritt nicht in Verbindung mit Erbrechen, Fasten
oder exzessiven Sport auf.
Der Body Mass Index
Berechnung:
Beispiel:
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Körpergewicht in Kilogramm
Körpergröße in Meter zu Quadrat
67kg/1,7m x 1,7m = 23,18 BMI
Pathologisches Untergewicht
Untergewicht
Normalgewicht
Übergewicht
Adipositas
< 17,5 kg/m2
< 20 kg/m2
20 bis 24,9 kg/m2
25 bis 29,9 kg/m2
30 und mehr kg/m2
Behandlungsformen
• Medizinische, biochemische Behandlung
Hormontherapie (Hormone, Spurenelemente)
Ernährungsberatung
Chirurgische Eingriffe (Adipositas)
• Psychotherapeutische Behandlung
Je nach Lebenskonstellation des Patienten: Familientherapie,
Paar-, Gruppen- und Einzeltherapie. Vor Beginn ist eine
medizinische Abklärung notwendig
• Stationäre Behandlung
Ist in jeder psychosomatischen Klinik möglich.
Trifft zu wenn: massiver Gewichtsverlust, Suizidgefahr, totaler
Kontrollverlust, Elektrolytentgleisung
Grunddimensionen für körperliches Wohlbefinden
(Frank 1991)
• Zufriedenheit mit dem momentanen Körperzustand
• Gefühle von Muße und Ruhe
• Vitalität und Lebensfreude
• Nachlassende Anspannung / angenehme Müdigkeit
• Genussfreude- Fähigkeit / Lustempfinden
• Konzentration- und Reaktionsfähigkeit
• Gepflegtheit / Frische / angenehmes Körperempfinden
Essstörungen Risikofaktoren
Individuelle Ebene:
• Mangelndes Selbstwertgefühl
• Umbruchsituation – Pubertät, Trennung …
• Unterdrückung aggressiver Impulse, Verdrängung von negativen Gefühlen …
• Persönlichkeit wird nur über das Aussehen definiert
Soziales Umfeld:
• Starres Rollenbild der Frau
• Wenig Anerkennung
• Äußere Werte, wie Schönheit stehen im Vordergrund
• persönliche Fähigkeiten sind sekundär, negieren von Gefühlen …
• Grenzüberschreitungen, Gewalt und Missbrauch in der Familie od. soz. Umfeld
Gesellschaftliche Ebene:
• Übertriebene Schönheitsideale, überholte Rollenzuschreibungen und Familienideale,
überschneidende Erwartungen an die Rolle der Frau – „Heilige versus Hure“
Ebene des Essens:
• Strenge, zügellose oder unkontrollierte Essenskultur, verändertes Nahrungsangebot,
Diätangebot
Essstörungen Schutzfaktoren
Individuelle Ebene
• Selbstvertrauen und Selbstwahrnehmung
• Positiven Körperbildes, reale Einschätzung Selbst- Fremdbild
• Grenzen setzen, Konfliktfähigkeit, Problemstrategien erweitern
• Gefühle zulassen, Eigeninitiative setzen
Soziales Umfeld
• Unterstützende Beziehungen und Vorbilder
• Grenzen respektieren, Streitkultur leben, Konfliktfähigkeit fördern
• Differenzierung männliche und weibliche Geschlechterrollen
• Fördernde Kommunikationsstile, Wertschätzung, Erlebniswelt erweitern
• Positive weibliche und männliche Vorbilder
Gesellschaftliche Ebene
• Rollenvielfalt zulassen, differenzierter Sprachgebrauch
• Anerkennung verschiedener Lebensformen
• Hinterfragen von Schönheitsidealen
• Kritische Auseinandersetzung mit der Wirksamkeit von Medien
Ebene des Essens
• Esskultur entwickeln, Genussfähigkeit mit allen Sinnen
Essstörungen / Daten
Quelle: Netzwerk Essstörungen, Prof. Dr. Günther Rathner, UNI Klinik Innsbruck
Da die Häufigkeit von Essstörungen in Österreich bisher noch nicht untersucht
wurde, sind keine genauen Angaben verfügbar.
Wenn wir annehmen, dass die in der westlichen Welt gefundene Häufigkeit auf
Österreich übertragbar ist, ergibt sich folgende Grobschätzung (Bevölkerung
1991)
• 1% der 16 – 30 jährigen Frauen haben Anorexie
• 2 – 4% der 18 – 25 jährigen Frauen haben Bulimie
Bezogen auf die österreichische Bevölkerung:
• 2.500 Mädchen, junge Frauen leiden an Anorexie (15-20jährige)
• 6.500 Mädchen, bzw. Frauen leiden an Bulimie (20-30jährige)
• 5.000 Mädchen, Frauen leiden an einer subklinischen Essstörung
• 600 Neuerkrankungen – Anorexie / Jahr
• 900 Neuerkrankungen – Bulimie / Jahr
• 200.000 Österreicherinnen erkranken zumindest einmal in ihrem Leben an
einer Essstörung
• Jeder 10te Patient ist ein (junger) Mann
Begegnung mit essgestörten Jugendlichen
• Unterscheiden zwischen gestörtem „Essverhalten“ und
„Essstörung“. Helfen, dass frühzeitige eine Diagnose gestellt wird.
• Motivierende Gespräche um fachliche Hilfe anzunehmen.
• Das Umfeld aufklären – Mitschüler/Innen, Pädagogen/Innen, Eltern
– um Diskriminierung zu verhindern. Handlungen mit Kollegen/Innen
absprechen um Überschneidungen zu vermeiden.
• Gute Atmosphäre in der Klasse schaffen. Trägt zur Selbstachtung
bei.
• Den Betroffenen (Freunde/Innen, Mitschüler/Innen) klar machen,
wie weit Sie sich engagieren können.
• Die Tatsache, dass ein Problem angesprochen wird, ist ein
ermutigendes Signal.
Grundregeln für den Umgang mit Essstörungen
•
Die Heilung kann nicht in der Schule passieren.
•
Pädagogen/Innen können nicht die therapeutische Begleitung sein.
Wichtig ist es, die Sensibilität zu haben um ein Problem früh genug zu
erkennen.
•
Erstgespräch mit dem/der Schüler/In führen. Keine Schritte ohne Absprache
mit dem/der Schüler/In.
•
Weiters die Eltern einladen – gemeinsame Gespräche führen.
•
Das Gespräch muss auf Fakten basieren, Beobachtungen ansprechen
(Protokoll – Austausch mit Kollegen/Innen). Info über Hilfsangebote
geben. Keine unnötigen Schuldgefühle hervorrufen.
•
Das richtige Ausmaß an Intervention erkennen: ignorieren versus
Hilfsangebote eröffnen. Wird das Problem angesprochen, muss
Verantwortung über das weitere Geschehen übernommen werden.
Grundregeln für den Umgang mit Essstörungen
Das Ziel im Elterngespräch:
1. Pädagogen/Innen sind nicht die „Therapeuten/Innen“. Sie sind
verantwortlich für die Entwicklung (kognitiv und emotional) ihrer Schüler/In.
Kommunizieren Sie ihre Grenzen und Möglichkeiten.
2. Es geht nicht um Schuldzuweisung sondern um eine Lösungen. Fragen
Sie sich gemeinsam, was hilfreich im sein kann.
Das Ziel ist die Gesundheit und das Wohl des Kindes. In diesem
Sinne müssen Eltern Verantwortung übernehmen.
Beobachtung
Der „Gesamteindruck“
ergibt ein Bild!
Beobachtungen und
Eindrücke
zusammenführen!
Soziales
Umfeld
Soziale
Emotionale
Kompetenzen
Person
Physische
Psychische
Verfassung
Essverhalten
Präventionsprogramm für Essstörungen – Schule
• Grundsätzlich gilt, nicht das Symptom der Essstörung, wie
Anorexie, in den Vordergrund zu stellen, zu thematisieren.
Symptome haben immer etwas Anziehendes und Spannendes.
Gibt es eine Betroffenheit in der Klasse, kann und soll es jedoch
thematisiert werden.
• Wichtig im Zusammenhang der Prävention ist die pädagogische
Haltung. Die Förderung der sozialen und emotionalen Fähigkeiten,
der „Lebenskompetenzen“.
• Alle gesundheitsfördernden Maßnahmen im strukturellen Rahmen
der Schule sind sinnvoll.
• Themen langfristig, projektbezogen, fächerübergreifend erarbeiten.
Ansatzpunkte zur Prävention von Essstörungen in der Schule
Strukturell
• Die Schule als Werbefläche? Erzeugtes Rollenklischee durch die Werbung
ist kontraproduktiv!
• Essen und Trinken in der Schule:
Reduktion von stark zuckerhältigen Limonaden
Angebot Wasserspender
Reduktion (fett- zuckerhältig) von Snacks
Alternativen anbieten (Obst …)
• Schaffung von Bewegungsmöglichkeit
• Fortbildung im Sinne der Prävention für Pädagogen/Innen
• Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten bei Problemen
Personenbezogen
• Lebenskompetenzen stärken, Solidarität unter Schülern fördern, keine
Ausgrenzung, Schwächen akzeptieren, Rollenklischees hinterfragen,
Rollenbilder zulassen, Ernährungsthemen…
Themen für die Unterrichtsgestaltung
• Auseinandersetzung mit Medien – Wirkung
• Auseinandersetzung mit westlichen Schönheitsidealen und anderen
Kulturen
• Frauen- Männerrolle im Wandel der Zeit
• Biologische psychologische Aspekte der Pubertät. Unterstützung bei
Identitätsfindung.
• Ablösung vom Elternhaus
• Ausbildung und Berufwahl
• Ernährungsthemen, Essenskultur - Rituale
• Selbstwert: Körperwahrnehmung, Kommunikation, Konflikt, Genuss,
Selbstbehauptung, Umgang mit schwierigen Situationen
• Positives Körperbild- Wahrnehmung fördern – Übungen anbieten
Überblick über die Dimension der Lebenskompetenz
• Selbstwahrnehmung bedeutet seiner eigenen Stärken und
Schwächen, Vorlieben und Abneigung zu erkennen. Gilt als
Voraussetzung um Empathie – Einfühlungsvermögen – für andere
zu entwickeln!
• Kommunikation beruht auf der Fähigkeit sich verbal und nonverbal
auszudrücken. Meinungen, Wünsche, Bedürfnisse äußern können
ist Voraussetzung für Selbstbehauptung – Nein sagen können!
• Umgang mit Stress und negativen Emotionen erfordert ein Wissen
darüber was diese auslösen können. Unterstützung bei der
Strategienauswahl geben! Entspannung anbieten.
• Probleme lösen – kreatives und kritisches Denken. Ungelöste
Probleme führen zu Stress. Probleme analysieren,
Lösungsmöglichkeiten überprüfen auf Umsetzung.
Entscheidungsalternativen abwägen, reflektieren. Aus Erfahrung
lernen.
Sozialisationsforschung
• Mädchen sind bis zum 10. Lebensjahr gesünder – dann kehrt
sich das Verhältnis um.
• Mädchen verlieren in Pubertät an Selbstbewusstsein.
• Mädchen verarbeiten Spannungen, Stress eher im Inneren
(psychosomatische Beschwerden).
• Mädchen sind häufiger unzufrieden mit sich.
• Mädchen akzeptieren Doppelbelastung von vornherein.
Entwicklungsaufgaben im Jugendalter (Klaus Hurrelmann)
• Bewältigung der körperlichen Entwicklung
• Aufbau von Freundschaftsbeziehungen
• Aufnahme von sexuellen Kontakten
• Ablösung vom Elternhaus
• Aufbau eines eigenen Wertesystems
• Aufbau von Schul- und Berufskarriere
• Aufbau selbständiger Konsummuster
Übersituative Selbstwahrnehmung – Identität
Kognitive
Komponente
Affektive
Komponente
Selbstkonzept
Selbstwertgefühl
Unser Wissen über
uns selbst
Handlungsbezogene
Komponente
Selbstwirksamkeit
Die eigene
Einschätzung dessen,
Gesamtheit der
was ich bewirken
Bewertung des Wissens
kann
über uns selbst
Salutogenese
Aaron Antonovsky 1923/1994
Stellt sich die Frage, warum Menschen die positive Seite des „GesundheitsKrankheits-Kontinuums“ unabhängig von ihrer derzeitigen/vergangenen
Position sehen können.
Abhängigkeit
Die Vermeidung der Krankheit
steht im Mittelpunkt:
Wie es zu Suchtbildungen kommt
und wie diese vermieden werden
können?
Gesundheit
Die Förderung von Gesundheit
steht im Mittelpunkt:
Wie kommt Gesundheit zustande?
„Pathogenese“
„Salutogenese“
Wie kann sie gefördert werden?
Kohärenzgefühl
• Das Kohärenzgefühl ist der zentrale Begriff der Salutogene.
Darunter versteht man eine „globale Orientierung“. Es drückt das
Ausmaß aus, in dem jemand eine durchdringendes, überdauerndes
und dynamisches Gefühl des Vertrauens hat.
• Anforderungen aus der inneren und äußeren Erfahrungswelt sind im
Verlauf des Lebens strukturiert, vorhersehbar und erklärbar.
• Die Ressourcen sind verfügbar, die nötig sind um den
Anforderungen gerecht zu werden.
• Die Anforderungen sind Herausforderungen, die Investition und
Engagement verdienen.
• Das „Kohärenzgefühl“ ist kein affektives Gefühl sonder ein
Einstellungsmuster, die Welt in einer bestimmten Weise zu sehen.
Formung von Kohärenzgefühl
• Verstehbarkeit:
Wird geformt durch die Erfahrungen der Konsistenz. Reize sind
nicht völlig willkürlich, widersprüchlich und unvorhersehbar. Sie
können eingeordnet, zugeordnet und strukturiert werden.
• Handhabbarkeit:
Das Erleben von ausgewogener Belastung. Eine Balance zw. Überund Unterforderung (richtiges Ausmaß).
• Sinnhaftigkeit:
Ist die Erfahrungen, durch eigene Gestaltung auf Situationen
Einfluss zu haben (Selbstwirksamkeit).
Jojo Effekt
• Tritt bei radikalen Fastenkuren auf
• Durch hungern stellt sich der Körper auf niedrige Energiezufuhr ein
und funktioniert mit weniger Energie als er eigentlich braucht
• Isst man wieder normal, wird überschüssige Energie sofort
gespeichert, da der Körper auf verminderten Energieverbrauch
eingestellt ist. Fazit: Man nimmt mehr zu als vor der Hungerkur!
Körperfettanteil wird mehr.
• Bei der Rückkehr zur normalen Ernährung, wird das Eiweiß nicht
automatisch wieder regeneriert. Zusätzliche Kalorien werden
stattdessen vermehrt in Fett umgewandelt
• Ein starker Gewichtsverlust geht zulasten des Proteins, vor allem
dem Muskelgewebe
Setpoint Theorie
• Jeder Mensch hat ein gewisses biologisches Gleichgewicht, ein
Individualgewicht, das immer wieder angestrebt wird.
• Nach einer Abmagerungskur hat der Organismus nichts Eiligeres zu
tun, als Ihr Gewicht auf eben diesen Punkt wieder einzupendeln.
• Reguliert wird das Gewicht, ähnlich wie Computerfunktionen, durch
verschiedene biochemische Befehle, die vorgeben wie viel von der
Nahrung als Fettgewebe eingelagert und wie viel als Energie
verbrannt wird.
• Unsere Stoffwechselvorgänge programmieren den Körper im
Selbstregulierungsverfahren auf eine bestimmten Gewichtslevel –
eben den Setpoint.
• Setpoint stellt den Wert dar, der auf den Gleichgewichts-KontrollMechanismus (GKM) eingestellt ist.
Änderung der Ernährung
Vor 100 – 200 Jahren
Heute
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• eiweiß- und fettreich
• konzentriert, isoliert
• viele tierische
Nahrungsmittel
• stark verarbeitet
• ballasstoffarm
kohlenhydratreich
voluminös
vorwiegend pflanzlich
weitgehend unverarbeitet
ballaststoffreich
„Lasst Eure Nahrung Eure Heilmittel sein“ Paracelsus
Kardinalfehler der Ernährung
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Wir essen zu viel
zu isoliert
zu süß
zu salzig
zu schnell
zu viel Fett
zu spät
Fertiggerichte
(Konserven, Instantprodukte, Tiefkühlkost)
• Zeitersparnis, längere
Haltbarkeit, Konstanz im
Geschmack, angereichert mit
bestimmten Inhaltsstoffen,
Entzug von bestimmten
Inhaltsstoffen
Preis dafür
• Nährstoffe werden zerstört
• Lebendigkeit fehlt
• Zusatzstoffe sind notwendig:
Farbstoffe, Emulgatoren,
Antioxidationsmittel,
Konservierungsmittel
Ernährungsgewohnheiten
im gesellschaftlichen Wandel
• mehr berufstätige Mütter
• kleinere Gemeinschaften,
Single-Haushalte
• viel Zeit für Kochen aufwenden
wird als Zeitverschwendung –
nutzlos – empfunden
• beim Kochen Zeit sparen – ist
Freizeitgewinn
• Kochen mit Convenience
(Fastfood) Produkten (z.B.
Tiefkühlpizza) gilt für junge
Leute als selbst gemacht
Übernommenes Essverhalten
• Kultur lehrt Essverhalten
• Essen als Belohnung
• Essen als Ersatzbefriedigung
• Reste-Essen
• Aversionen werden übertragen
Ernährungsverhalten
Wird bestimmt von:
-
inneren Signalen wie Hunger,
Durst
-
äußere Reize wie Familie,
Freunde, Gesellschaft,
Medien
-
kognitive Steuerung: bewusst
getroffene Entscheidung
Motive für Nahrungsmittelauswahl
Hunger
Geschmack
Ökonomische Gründe
Kultur
Gewohnheit
Tradition
Stress
Angebot
Futterneid
Gesundheitsüberlegungen
Fitnessüberlegungen
soz. Gründe
soz. Status
Abnehmen
Verderb
Neugier
Krankheitserfordernis
Was für den Körper gut ist
Sei großzügig bei:
Gemüse, Obst, Salat,
Vollkornprodukte und fettarmen Milchprodukten
Sei sparsam bei:
Fett und Süßigkeiten
Ernährungspyramide
Umgang mit Fastfood
• „Fast Food Restaurants“ liegen im Trend. Kinder und Jugendliche
werden häufig fast magisch angezogen. Am Anfang ist die Attraktion
oft nicht das „Angebot“, sondern die anderen Kinder, der Trend, der
Einfluss der Werbung, das Marketing …
• Tipps:
Fast Food soll kein Ersatz für die richtige Mahlzeit sein.
Nicht zu häufig ist die Devise.
Den restlichen Tagesspeiseplan mit frischem Gemüse, Obst, Salat
aufwerten.
Der Besuch im Fast Food Restaurant kann etwas Besonderes sein.
„Verbote“ sind kontraproduktiv.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!
• Kinder werden mit Vorlieben geboren. Sie werden aber auch durch
Vorlieben und Abneigungen der „Erziehenden“ geprägt.
• Einen prägenden Einfluss auf das spätere Essverhalten haben die
ersten Lebensjahre.
• Je mehr Abwechslung in dieser Zeit geboten wird, desto größer ist
später die Akzeptanz für unbekannte Lebensmittel.
• Kinder haben einen hohen Energiebedarf, brauchen viel Vitamine,
Mineralstoffe und Spurenelemente.
• Ein generelles Verbot von Süßigkeiten ist kontraproduktiv. Mehr als
20% der gesamten Tagesenergie sollten diese aus Zucker und Fett
(leere Energie) bestehenden „Leckerbissen“ (z.B. ein Eis,
Schokoriegel, ein Stück Kuchen) nicht ausmachen.
Gesundes Essverhalten fördern
• Es kommt darauf an, wie wir es den Kindern verkaufen. Eine
automatische Bewertung wie „gesund“ oder/und „ungesund“ können
eine Ablehnung bzw. Anziehung ermöglichen.
• Als Vorbild „Taten“ setzen. Nicht nur darüber reden.
• Kleine Portionen auf den Teller geben. „Nachschöpfen“ anstatt
„Stehen lassen“. „Den Teller lehren müssen“ sollte nicht vorkommen.
Zwänge setzten sich unbewusst fest. Sie können zu schlechten
Angewohnheiten im Erwachsenenalter führen.
• Liebe und Verständnis sind viel wichtiger als Süßigkeiten.
• Essen sollte nie als Trostspender, Belohnung oder Bestrafung
missbraucht werden.
Tipps für gesundes Essverhalten
• Mehrer kleine Mahlzeiten decken den Altersentsprechenden
Energiebedarf.
• Ausgewogene Mischkost. Die entsprechende Menge soll den
körperlichen Ansprüchen gerecht werden.
• Naschen vor dem Essen verdirbt den Appetit.
• Essen sollte auch optisch ansprechend sein.
• Kinder und Jugendliche dazu animieren, beim Kochen
mitzumachen.
• Attraktive Pausengestaltung (Bewegungsmöglichkeit) und
Pausenangebot (gesunde Jause) sind förderlich
Gesunde Ernährung
• Energie tanken: Energie ist der
Motor unseres Stoffwechsels.
Ohne sie entfalten die Muskeln
keine Kraft. Energiewert wird
in Kalorien oder Joule
gemessen.
• Energiebedarf und Faktoren:
Alter
Vererbung
Geschlecht
Bewegung
• Kalorien-Richtwert:
Erwachsener (Durchschnitt):
Frau 2.200 kcal/Tag
Mann 2.600 kcal/Tag
• Den höchsten Energiebedarf
haben Jugendliche
• Je älter, desto niedriger der
Energiebedarf
• Essen im 3 Std. Takt
• Essen im Biorhythmus
Gesund und gut essen
• Mehr Vollkornprodukte:
Vitamin B1, Stärke,
pflanzliches Eiweiß, Ballastund Mineralstoffe
• Reichlich Gemüse und Obst:
zahlreiche Vitamine, vor allem
Vitamin C, Folsäure und
Kalium. Gemüse und Kartoffel
sind nährstoffreich, fett- und
kalorienarm. Ideal bei wenig
körperlicher, jedoch hoher
Anforderung an Konzentration.
• Fleisch als Beilage:
Pro Tag – 200g Gemüse, 200g
Kartoffel, Reis od.
Vollkornnudeln
2-3 Stück Obst
eine Schüssel Salat
100 g Fleisch
• Fett:
70-80g/Tag sind ausreichend
Tatsächlich werden 95-125g
konsumiert
• Versteckte Fette: Wurst,
Nüsse, Chips, Süßigkeiten,
Cremen, Schoko,
Torten, Blätterteig,
Plundergebäck
Eiweiß richtig kombinieren
• Eiweiß (Protein) ist der wichtigste Aufbaustoff des Körpers (kommt
vor in allen Zellen, Muskeln, in vielen Hormonen und Enzymen, in
vielen Substanzen im Stoffwechsel)
• Das Eiweiß der Lebensmittel wird von Magen und Darm in seine
Bausteine (Aminsäuren) zerlegt. Aus ihnen baut der Organismus
dann die Vielfalt der menschlichen Eiweißsubstanz auf.
• Wichtigste Eiweißlieferanten:
- Fleisch, Fisch, Eier
- Brot, Getreideprodukte, Kartoffel, Hülsenfrüchte, einige
Gemüsearten
• Aus tierischem Eiweiß kann mehr körpereigenes Eiweiß aufgebaut
werden. Trotzdem soll 2/3 der Kost aus pflanzlichem Eiweiß
bestehen, weil dort mehr Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe
vorhanden sind und weniger Fett, kein Cholesterin und weniger
Purine (Gicht) enthalten sind.
Trinken, aber das Richtige
• Wasser hält den Flüssigkeitshaushalt aufrecht, verteilt die Nährstoffe
bis in die feinsten Gefäße, scheidet die Endprodukte des
Stoffwechsels aus.
• 1,5l – 2l /Tag braucht ein Erwachsener
• Als Durstlöscher sind am besten geeignet: Kalorienfreie Getränke,
Mineral- und Leitungswasser, ungesüßte Früchte- oder Kräutertees
• Schlechte Durstlöscher:
Limonaden und Cola enthalten sehr viel Zucker. Zucker schadet der
Energiebilanz.
Bier und andere Alkoholika sind Genussmittel – keine Durstlöscher.
Genusstraining
• Genuss
hat einerseits mit den speziellen Inhaltsstoffen (Qualität) zu tun und
andererseits mit der Art und Weise (Zeit, Atmosphäre, Attraktivität
…) wie wir essen.
• Essen mit allen Sinnen
Für das Auge: Farbe, Dekoration, mit Liebe zubereitet und
hergerichtet …
Für die Nase: duftende Lebensmittel, das spezielle Produkt …
Für die Zunge: süß, sauer, salzig, scharf, bitter …
Für die Hände: Essen mit den Fingern …
Für die Ohren: Lärm, Ruhe, Musik, Essen im Freien …
Internetadressen / Webpages
• www.praevention.at
• www.1-2-free.at – Jugend
• www.give.or.at – Info, Projekte …
• www.netdoktor.at – Adressen, Links, Info …
• www.frauensache.at - Frauen- und Mädchenspezifische Info,
Adressen
• www.nahrung.at – Ernährung
• www.gesundheit.co.at – Gesundheitsthemen
• www.ess-stoerungen.at
Ebenen der Botschaft
(Schulz von Thun)
Jede Essstörung ist eine ernst zu
nehmende Erkrankung, die aber heilbar ist
Sachinhalt
Du bist mir
wichtig!
Beziehung
Nachricht
Appell
Selbstoffenbarung
Ich fühle mich verantwortlich für die als
Schüler/In
Übernimm
Verantwortung
für deine
Gesundheit!
Ebenen der Kommunikation
• Sachebene
Sie stützt sich auf den genauen Wortlaut und enthält die Botschaft:
Worüber ich dich informieren möchte.
• Appellebene
Diese Ebene beinhaltet die Information: Wozu ich dich veranlassen
möchte.
• Beziehungsebene
Sie sendet die Botschaft: Was ich von dir halte. Wie wir zueinander
stehen.
• Gefühlsebene (Selbstoffenbarung)
Wir geben unsere Emotionen preis. Sie drückt aus, was wir von uns
offenbaren. Angst, Freude, Erstaunen, Rückzug …
Das Gespräch
• Ich-Botschaften sind Türöffner für ein gutes Gespräch.
• Informieren Sie die Betroffene / den Betroffenen über ihre
Besorgnis.
• Sprechen Sie das Verhalten (Rückzug, Unkonzentriertheit,
Depression) an. Fragen Sie nach Problemen die dahinter liegen
können.
• Vermeiden Sie das Gespräch über Essen, Gewicht und Figur.
• Signalisieren Sie ihre Klarheit und Konsequenz. Unternehmen Sie
nichts hinter dem Rücken des Jugendlichen. Treffen Sie verbindliche
Vereinbarungen.
Hilfsangebote in Oberösterreich
• LNK Linz Abteilung Jugend – Prof. Dr. Doz. Leixnering
• Kinderspital – Abteilung Dr. Gerstl – Dr. Merl
• Linzer Frauen- und Gesundheitszentrum, Kaplanhofstr. 1, 4020 Linz,
Tel.: 0732/774460
• Adresse ändern:
1) Familientherapie-Zentrum des Landes O.Ö.
neue Adresse: Figulystraße 27, 4020 Linz, [email protected]
2) Jugendservice des Landes O.Ö.
neue Adresse: Bahnhofsplatz 1, 4020 Linz,
[email protected]
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