Borderliner Paarbeziehungen

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Hauptseminar: Borderline-Persönlichkeitsstörung
Wutke WS 2005/2006
„Paarbeziehungen bei BorderlinePersönlichkeiten“
Saarbrücken, den 26.01.2006
Anja Fricke
5. Semester Psychologie
Gliederung
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1. Fakten
2.2. Paardynamik
2.3. Zentrale Probleme
2.4. Dauerbeziehung von Borderline-Persönlichkeiten
2.5. Besonderheiten der Paartherapie
2.6. Einblick in Paartherapie mit „Borderline-Persönlichkeiten“
2.7. Medikamente
2.8. Borderline-Persönlickeiten und eigene Kinder
2.9. Beziehungsprobleme in Foren diskutiert
2.10. Trennung von einer Borderline-Persönlichkeit
2.10.1. Zu beachtende Aspekte bei der Trennung
2.10.2. Leitfaden
2.10.3. Probleme nach der Trennung
3. Fazit
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1.Einleitung
Wenn die Beziehung zwischen zwei Menschen geprägt ist durch intensive Bezogenheit, tiefe
emotionale Abhängigkeit und gesteigerte Verletzbarkeit, bezeichnet man diese Beziehung als
Liebesbeziehung oder Partnerschaft. Sie umfasst starke positive Gefühle ebenso wie die
erotische Anziehung. Beim Fehlen einer solchen Beziehung sehnt man sich danach. Der
Partner gibt emotionale Nähe, die sich durch Ruhe, Wärme, Geborgenheit und Sicherheit
auszeichnet, von Bischof wurde er als „Individuum mit Heimcharakter“ bezeichnet.
Im Gegensatz zu erotischen Affären, stehen bei der Liebesbeziehung die Fürsorglichkeit und
die Vertrautheit im Vordergrund, bei Affären geht es dagegen vorwiegend um Lust an
Geselligkeit und Sexualität. Zu viel Vertrautheit führt jedoch zu Überdruss und Langeweile,
ein gewisses Maß an Fremdheit erhält Spannung und Neugier auch in langjährigen
Partnerschaften. Sicherheit wird durch die richtige Kombination aus Vertrautheit und
Familiarität geboten. Sind diese Vorraussetzungen erfüllt kann man sich in der Beziehung
gemeinsam weiterentwickeln.
Borderline-Persönlichkeiten leben seltener in stabilen zwischenmenschlichen Beziehungen.
Laut Stone nur etwa halb so oft, wie nach demografischen Durchschnittswerten zu erwarten
wäre. Die Persönlichkeitsorganisation von Borderlinern verträgt sich nur schwer mit
längerfristigen Bindungen. Dazu zählen die Eigenschaften heftige unintegrierbare Affekte,
Impulsivität und Unberechenbarkeit, die sich durch abrupte Wechsel in der Stimmung und der
Situationseinschätzung äußern.
2.1. Fakten
Wieviel Prozent der Allgemeinbevölkerung unter der Borderline-Persönlichkeitsstörung
leiden ist umstritten. Laut DSM IV sind es ca. 2%, glaubt man Kernberg sind es um die 15%
der Gesamtpopulation. 75% aller Personen, bei denen diese Störung diagnostiziert wird sind
Frauen. Jerschke fand 1998 heraus, dass die Suizidrate mit 5-10% ziemlich hoch ist, ebenso
die Selbstverletzungsrate mit 69-80%.
Die durchschnittliche Beziehung von Borderline-Persönlichkeiten dauert 12-16 Monate,
wobei es jedoch auch erhebliche Abweichungen geben kann. Bei 30,7% der BorderlinePatienten treten sexuelle Probleme auf, in der Gesamtpopulation sind nur 4,3% betroffen.
Auch stürmische Beziehungen sind mit 50% unter den Borderline-Persönlichkeiten im
Gegensatz zur Allgemeinbevölkerung mit 29,9% überdurchschnittlich oft vertreten.
2.2. Paardynamik
Der Verlauf von Partnerschaften mit Borderlinern ist immer ähnlich. Die Anfangsphase wird
sehr intensiv erlebt und von gegenseitiger Idealisierung dominiert. Doch sobald der Alltag
beginnt scheitert die Beziehung. Es gibt Probleme beim Abstimmen gemeinsamer Aktivitäten,
bei der Rücksichtnahme auf individuelle Verpflichtungen und Wünsche. Sie sehen ihren
Partner nun mit anderen Augen und erkennen, dass sie nicht harmonieren. Diese „EntTäuschung“ verursacht oft eine schwere Krise, die Beziehung kippt von sehr gut zu sehr
schlecht und es kommt zum Bruch mit dem entwerteten Partner.
In der Praxis gibt es viele Fälle, die die Sehnsucht der Borderliner nach dem guten Objekt
sowie die Vernichtungsangst bei Überhandnehmen der Phantasien eines bösen Objektes
widerspiegeln, ein Bsp. von Kottje-Birnbacher:
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Herr und Frau A. gehen nach 11 Monaten Ehe in die Paartherapie. Er ist 45 Jahre
alt, sie 35, beide sind beruflich erfolgreich und haben ein sehr attraktives Äußeres. Die
Beiden haben sich 2 Jahre zuvor kennen gelernt und heftig ineinander verliebt. Jeder dachte
seinen absoluten Traumpartner gefunden zu haben. Nach 1 Jahr haben sie geheiratet, Frau A.
wurde schwanger, kündigte ihren Beruf und zog in die Heimatstadt von Herrn A.
Diese Anfangsphase ist typisch für Borderline-Patienten, sie stürzen sich voller Begeisterung
in die Beziehung und idealisieren ihren Partner. Dadurch überfordern sie sich emotional sowie
physisch. Sie sind von inneren Phantasien besessen, ohne darüber nachzudenken, ob diese
realisierbar sind oder nicht.
Frau A. fühlt sich erschöpft und mit Beruf, Kind und Haushalt überlastet. Von ihrem
Mann fühlt sie sich ungeliebt und allein gelassen. Herr A. ist enttäuscht, da seine ehemals
fröhliche und belastbare Frau nun müde und unzufrieden ist. Außerdem fährt sie ihn oft
wütend an, was Herr A. als bedrohlich und verächtlich empfindet. Er schläft nicht mehr mit
seiner Frau und isst selten zu Hause, wenn er es doch tut, dann meidet er alles, was seine
Frau gekocht hat. Beide sind am Ende ihrer Belastbarkeit, Frau A. leidet unter ständigen
Infekten und Herr A. an nervösen Darmbeschwerden. Sie fürchten, dass sie an ihrer
Beziehung zu Grunde gehen.
Dieser Verlauf ist typisch bei Borderline-Persönlichkeiten. In der Anfangsphase existieren
Phantasien vom guten Objekt, diese steuern die Wahrnehmungsselektion und –interpretation.
Nach dieser Phase dominieren Vernichtungsphantasien das Erleben und Verhalten. Herr A.
leidet unter paranoider Angst von seiner Frau vergiftet zu werden und Frau A. befürchtet von
ihrem Partner bis zum Zusammenbruch ausgebeutet zu werden. Die Enttäuschungseffekten
auf beiden Seiten sind so stark, dass die Desintegration des Ich nur durch Spaltung und
Projektion der eigenen Aggressionen nach außen verhindert werden kann.
Dabei ist die Idealisierung am Beginn der Beziehung genauso realitätsfremd, wie die heftige
Verdammung am Ende.
2.3. Zentrale Probleme
Das zentrale Problem bei Beziehungen von Borderline-Persönlichkeiten ist der Widerspruch
zwischen der intensiven Sehnsucht nach einem guten Objekt und der Angst vor Enttäuschung
und Wut.
Es gibt verschieden Wege um mit diesem Problem umzugehen. So fand beispielsweise
Lemaire 1980 heraus, das Borderliner, die das Umschlagen von liebevollen Gefühlen in Wut,
Hass und Angst erlebt haben, sich oft dafür entscheiden, sich nicht noch einmal auf eine so
intensive Beziehung einzulassen, um sich zu schützen. Dies kann durch einen radikalen
Rückzug geschehen. Beziehungssehnsüchte werden verdrängt und die Konzentration wird auf
materiellen und sinnlichen Genuss oder berufliche Machtpositionen gelenkt. Auf diese Weise
können die Borderliner andere Personen von sich abhängig machen und über sie verfügen.
Kurzfristige Gelegenheitsbeziehungen sind möglich, solang der Borderliner sie genießt und
sich zurückzieht bevor die Gefühle zu intensiv werden. Diese Eroberungen sind das einzige
Ventil für die nicht vollständig unterdrückbaren Beziehungssehnsüchte.
Es gibt auch einen weniger radikalen Weg, bei dem die Borderline-Persönlichkeiten eine
längerfristige Beziehung eingehen, aber die Zeit, die sie mit dem Partner verbringen, dosieren.
Dies geschieht z.B. in Wochenendbeziehungen, in denen man nur die positiven Seiten der
Partnerschaft pflegt, in Beziehungen mit mehreren Partnern parallel, weil dort die
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Bezogenheit auf einen bestimmten Partner reduziert ist, in Partnerschaften mit
hilfsbedürftigen Personen, da man sich dort als guter Mensch wahrnimmt und in Beziehungen
in denen man nicht in den anderen verliebt ist. Die Partner in diesen Beziehungen sind
emotional ungefährlich, die Bindung wird als stabil und gemäßigt unzufrieden empfunden.
Diese Partnerschaften verlaufen nach dem Prinzip der emotionalen Dosierung, vom Partner
wird weniger erhofft und man selber ist weniger verletzbar.
2.4. Dauerbeziehungen von Borderline-Persönlichkeiten
Die Symptome der Borderline-Persönlichkeiten wirken sich vor allem negativ auf den
Austausch miteinander aus. Dieser ist in wesentlichen Aspekten reduziert, beispielsweise
findet keine Sexualität statt, es gibt Heimlichkeiten wie Außenbeziehungen und Zweifel bzgl.
einer gemeinsamen Zukunft, unterschiedliche Hobbys oder extrem viel Arbeit. Dies setzt eine
starke Abgrenzung gegenüber dem Partner voraus, um die eigene Autonomie vor dem Zugriff
des phantatisiertem bösen Objektes zu schützen. In der Therapie berichten viele von der
Angst vom Partner auf existentieller Ebene bestimmt, manipuliert, beeinflusst oder
unterdrückt zu werden.
Die Angst vor dem bösen Objekt wird durch Distanzierung minimiert, d.h. das man nur selten
den Kontakt mit dem Partner sucht, dafür laufen diese in der Regel freundlich ab. Wenn man
als Außenstehender diese Distanzierungsmanöver beobachtet, kommt man schnell zu dem
Schluss, dass die Beziehung den Partnern nicht viel bedeutet und fragt sich, wieso das Paar
überhaupt zusammen ist. Besonders unverständlich ist es, dass bei einer Trennung beide
Partner massiv leiden, erst dann wird die basale, symbiotische Bindung sichtbar (KottjeBirnbacher, 2000):
Ein Steuerberater verliebt sich nach 15 Jahren Ehe in eine andere. Er ist 45 Jahre alt
und die Beziehung zu seiner Frau wirkte emotional recht dünn. Die beiden haben gemeinsame
Kinder aufgezogen und arbeiten auch zusammen. Bei seiner Geliebten spürt der Mann
intensivere Gefühle und möchte sich von seiner Frau trennen. Diese drohte jedoch mit Suizid,
um ihren Mann an sich zu binden. Der Mann suchte Hilfe bei einem Therapeuten, dieser riet
ihm, seine Frau zu verlassen oder eine Kompromisslösung zu finden. Die Frau war damit
nicht einverstanden und setzte ihn massiv unter Druck, um ihn für sich allein zu haben. Durch
Schuldgefühle und innere Spannungen fing der Mann an zu trinken und behielt beide
Beziehungen bei, da er keine der Frauen verlassen konnte. Alle Beteiligten fühlten sich hilflos
und elend. Ein zweiter Therapeut empfahl dem Patienten sich sofort und konsequent von
seiner Frau zu trennen. Doch dazu war er nicht in der Lage, er blieb bei seiner Frau und sein
Alkoholkonsum stieg an.
Diese intensive symbiotische Beziehung zum Partner ist Resultat der Abhängigkeit zu den
emotional instabilen Eltern in der Kindheit der Borderline-Persönlichkeiten. Die Eltern die
Sicherheit gaben, waren gleichzeitig auch für Gefühle wie intensive Angst verantwortlich. Da
das Bedürfnis nach Sicherheit besonders in Angst einflößenden Situationen hoch ist (Bischof
1985), entwickeln die geängstigten Kinder eine intensive Bindung an das ambivalent besetzte
Objekt. Diese wird später dann auf den Partner übertragen. Durch die Kindheit festigt sich bei
den Patienten eine basale Schreckhaftigkeit und Vulnerabilität, diese werden durch das gute
Objekt kompensiert, solang der Partner verfügbar ist. Bei Bedrohung der Beziehung schlagen
sie in existentielle Angst um. Es ist wichtig, dass der Therapeut diesen Aspekt bei der
Paartherapie berücksichtigt.
Ein weiteres Merkmal bei Paarbeziehungen von Borderline-Persönlichkeiten ist die
Regelmäßigkeit, mit der projektive Identifizierungen stattfinden. Das bedeutet, dass die
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intrapsychischen Konflikte jedes Partners interpersonell, also innerhalb der Beziehung,
ausgetragen werden. Die führt zur inneren Konfliktentlastung. Je konflikthafter eine
Partnerschaft belastet ist, desto höher ist der Wert des Partners, denn er schützt die eigene
intrapsychische Toleranzgrenze. Für diesen Aspekt gibt es eine Reihe von Alltagsbeispielen:
ein verschwenderischer Mann lebt zusammen mit seiner sehr sparsamen Frau, diese
beschwert sich über die Verschwendungssucht ihres Mannes, genießt aber gleichzeitig den
Luxus des Mannes mit, von Zeit zu Zeit schränkt sie ihn ein, um ihn vor einer Verschuldung
zu bewahren; ein ehrgeiziger, beruflich erfolgreicher Mann ist liiert mit einer Frau, die sich
hauptsächlich für Psychogruppen und Yoga interessiert, die Aufteilung zwischen Arbeit und
Freizeit ist ungleich, jeder erlebt den Teil für den Partner mit, der ihm leichter fällt; ein
dominanter Mann ist mit einer ängstlichen Frau verheiratet, die Frau versteckt sich hinter dem
Mann und durchlebt die nach außen hin nicht sichtbaren Selbstzweifel des Mannes.
„Agieren“ ist eine wichtige Form der Kommunikation und des Austauschs mit der Umwelt
(Rhode-Dachser, 1979). Es beschreibt das handlungsmäßige Inszenieren innerseelischer
Konflikte. Für die emotionale Balance der Partner sowie der Beziehung sind gemeinsame
interaktionelle Abwehrprozesse mindestens genauso wichtig, wie individuelle
intrapsychische. Mit Hilfe der Abwehrprozesse wird die Funktionsfähigkeit des Ichs und der
Beziehung gewährleistet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Borderliner in Beziehungen eine enge symbiotische
Bindung zu ihrem Partner eingehen. Trotz massiver, wechselhafter Affekte, der Angst den
anderen zu verletzen und selbst verletzt zu werden und die Eigenschaft negative Affekte
abzuspalten und auf den Partner zu übertragen, finden Borderline-Patienten verschiedene
Wege um langfristige Beziehungen zu ermöglichen. Die bedeutendsten Hilfsmechanismen
sind dabei Verleugnung, Verschiebung, Reaktionsbildung, Dosierung der Nähe durch
zeitliche oder emotionale Distanz, Projektion und projektive Identifizierung. Solang die
Beziehung ausgeglichen ist hat sie einen starken stabilisierenden Effekt, in ihr wird ein
Lebensraum gestaltet, in dem Spiegelung und Beruhigung möglich sind. Kommt es jedoch zu
einem Ungleichgewicht oder gar einer Trennung verursacht dies dramatische, oft depressivobjektlose Zusammenbrüche(Sachsse, 1994).
2.5. Besonderheiten der Paartherapie
Für die Paartherapie von Borderline-Patienten ist es wichtig, dass man einen systematischen
Ansatz hat. Dieser sollte die Betrachtung der Ebene des Individuums, der Paarbeziehung, der
Familie und des Arbeitskontextes ermöglichen.
Das Hauptproblem ist der Umgang mit den unkontrollierten Affekten, sowohl auf der Seite
des Patienten als auch auf der des Therapeuten. Die Affekte des Patienten können in
belastenden Situationen eskalieren, dadurch werden primitive Abwehmechanismen ausgelöst
und das psychische Funktionsniveau reduziert sich aufs Grundstörungsniveau. In diesem
Zustand ist der Patient nur schwer ansprechbar. Ebenfalls besteht die Gefahr, dass der
Therapeut durch Agieren, Übertragung und projektive Identifizierung in heftige Affekte
verwickelt wird. Um Affektüberflutungen zu vermeiden muss der Therapeut bestimmte
Eigenschaften besitzen: Er muss Schutz durch eine qualitative therapeutische Beziehung
gewähren. Dieser beinhaltet Verständnis für die Gefühle und Wünsche der Patienten, und
jeder der Partner muss die Gelegenheit haben seine Situation zu schildern. Auf diese Art
signalisiert der Therapeut allparteiliches Interesse. Er muss in der Lage sein
Missverständnisse aufzudecken und bestehende Projektionen abzubauen, dabei muss er
jedoch darauf achten die Toleranzgrenzen beider Partner zu wahren. Das Ziel des Therapeuten
ist es, eine ausgewogene, klare und konstruktive Verständigung herzustellen, dies wirkt auf
die Partner beruhigend. Problematisch ist dabei die Entwicklung von einer idealisierenden
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Übertragung auf den Therapeuten, sie vertrauen sich ihm an und erwarten
Lösungsanregungen. Dieser starke suggestive Einfluss kann therapeutisch genutzt werden.
Negative Übertragungsanteile zeigen sich nur in kurzen Sequenzen, werden sie vom
Therapeuten positiv interpretiert wirkt sich das günstig auf eine dauerhafte therapeutische
Beziehung aus.
Beziehungsschemata, die sich in der Kindheit gefestigt haben wirken reflexhaft in allen
emotional belastenden Situationen. Befindet sich der Borderliner in einer Partnerschaft führt
er entweder seine alte Rolle weiter, die im Umgang mit den Eltern entwickelt wurde,
beispielsweise schlechte Behandlung zu ertragen oder zu ignorieren, oder er wechselt in die
frühere Elternrolle, indem er den Partner zurückweist, beleidigt oder anfährt, auf die gleiche
Art und Weise, wie er es früher von den Eltern erfahren hat. Diese Ereignisse werden von
dem Therapeuten auf Kindheitserfahrungen zurückgeführt. Die Fortsetzung der alten
Beziehungsmuster wird als Loyalität gegenüber den Eltern interpretiert (Weiss & Sampson
1986), und als Ausdruck der kindlich verhafteten Position, welche jedoch zugunsten neuer
individueller Beziehungsvorstellungen aufgegeben werden können (Fürstenau, 1992).
Vorraussetzung dafür ist die Mobilisierung von Ressourcen. Der Therapeut sollte sich den
pathologischen Beziehungsmustern gegenüber nicht verurteilend verhalten, sondern
verständnisvoll. Er spricht die Partner auf Ressourcen an und regt sie dazu an, diese für eine
bessere Beziehungsgestaltung zu nutzen.
Das gleiche gilt für den Umgang mit projektiven Identifikationen vom Typ Konfliktentlastung
(König, 1991). Der Therapeut respektiert die bestehende Entlastungsfunktion, spricht aber
gleichzeitig auch andere Aspekte an. So regt er seine Patienten zum Nachdenken und
Nachfühlen an. Außerdem muss der Therapeut darauf achten, das die inneren Bilder, die die
Partner voneinander haben und die vermischt sind von Realitätswahrnehmungen und
Projektionen, die realen Erfahrungen nicht völlig überdecken und verzerren. Um die IchFunktion zu korrigieren und weiter zu entwickeln ist das Feedback vom Partner und vom
Therapeuten nach dem von Heigl-Evers entwickelten Prinzip der selektiven authentischen
Antwort (Heigl-Evers & Henneberg-Mönch, 1985) wichtig.
Der Therapeut sollte nach folgendem Prinzip behandeln: so viel Ich- schützende AbwehrUnterstützung wie nötig, so viel realitätsadäquate Bewältigungs-Förderung wie möglich
(Steffens & Kächele, 1988). Vorraussetzung dafür ist, dass sich beide Partner auf einem
arbeitsfähigen Ich-Funktionsnieveau befinden, auf dem Regeln bzgl. der Herstellung von
Nähe und Distanz, Umgang mit positiver und negativer Emotionalität, Selbstdurchsetzung
und Anpassung und Rhythmik von Aktivität und Passivität (Willi, 1975) ausgehandelt und
ausprobiert werden können. Um dieses Arbeitsniveau aufrechtzuerhalten muss der Therapeut
Schutz durch seine Art der Gesprächsführung, Anerkennung, Ressourcenherausarbeitung und
Eingrenzung pathologischer Muster bieten.
In fast jeder Therapie kommt es zu einem Punkt, an dem die Partner völlig verzweifelt sind,
überlegen die Therapie abzubrechen und sich der Therapeut ratlos fühlt. Dieses Ereignis
deutet darauf hin, dass der Therapeut in die projektiven Identifikationen mit einbezogen
wurde und die schützende Arbeitsbasis zusammengebrochen ist. Der Grund dafür ist oft, dass
sich der Therapeut mit einem der Partner, meist dem „Opfer“, unterschwellig identifiziert und
dadurch die Distanz zur Gesamtszene nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Diese kann
jedoch wieder gewonnen werden.
Des Weiteren ist in der Therapie von Borderline-Paaren konkrete Hilfe zur Bewältigung
bestehender Beziehungsprobleme notwendig. Die Partner müssen verstehen, wieso
Eskalationen entstehen und wie sie schon während des Beginnens einer solchen aussteigen
und anders miteinander umgehen können. Auf diese Weise gelingt es ihnen den Grund für
anfallende Schwierigkeiten zur Hälfte in der eigenen Person und zur Hälfte in der des Partners
zu finden. Um dies in der Praxis umzusetzen helfen vor allem Rituale, die Lösungswege in
metaphorisch verschlüsselter Form angeben.
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Z.B. könnte ein Paar, das lange Zeit keine Berührungen ausgetauscht hat, sich aber wieder
danach sehnt, sich jeden Abend eine Viertelstunde nebeneinander auf die Couch setzen und
sich schweigend aneinanderzulehnen. Ist diese Zeit um können sie sich wieder entfernen und
den restlichen Abend nach ihren Wünschen verbringen.
Ein anderes Beispiel ist ein Paar, welches jeden Streit ausufern lässt, die Partner sollten sich
abends ruhig hinsetzen und jeder bekommt abwechselnd 10 Minuten Zeit um wichtige Dinge
des Tages mitzuteilen, während der andere schweigt. So bekommt jeder Partner die Chance
sich mit zu teilen und gehört zu werden.
Mit Hilfe dieser Verhaltensverschreibungen werden etablierte Abwehrstrukturen irritiert und
außer Kraft gesetzt, so dass Raum für neues Verhalten entsteht. Um die passenden Aufgaben
für jeden Fall zu konstruieren, ist ein konkretes Verständnis des Problems notwendig.
2.6. Einblick in Paartherapie mit „Borderline-Persönlichkeiten“
Um einen konkreten Eindruck von der Arbeit in der Paartherapie mit Borderlinern zu
bekommen, folgt ein Therapieausschnitt (Kottje-Birnbacher, 2000):
Frau B. und Herr C. sind beide 29 Jahre und haben das Problem, dass sie nicht
richtig zusammen, jedoch auch nicht richtig getrennt leben können. Seit 8 Jahren sind sie
befreundet und haben sich seitdem fünfmal getrennt. Frau B. denkt, dass Herr C. sich nicht
für sie interessiert und Herr C. klagt über die ständigen Vorwürfe von Frau B.
Ziel der Therapie ist es nun die Interaktionszirkel mit den dahinter liegenden Phantasien,
sowie Interpretationen des Verhaltens des Partners besser zu verstehen. Dies funktioniert mit
Hilfe einer Imagination, in der die Beziehungssituation verfremdet wird und sich dadurch ihre
Struktur verdeutlicht (Kottje-Birnbacher, 1982; 1984; 1993). In diesem Fall sollen sich die
Partner vorstellen, wie es wäre, wenn sie sich als Kinder auf einem Spielplatz treffen würden:
Herr B. erzählt, dass er Frau C. allein im Sandkasten sitzen sehen würde. Er setzt sich
zu ihr und fragt ob er mitspielen könne. Doch diese schaue ihn nur an, sage aber nichts.
Daraufhin ist er sich unsicher, ob er mitspielen dürfe oder nicht. Frau C. erklärt sie habe fast
dieselbe Vorstellung, nur vertauscht: Sie sitze spielend im Sandkasten und Herr B. komme auf
sie zu, setzt sich jedoch in die andere Ecke. Er beachte sie nicht, dann komme sie auf ihn zu
um mit ihm zu spielen, doch Herr C. ignoriere sie völlig. Daraufhin würde sie wütend, schütte
ihm Sand über den Kopf und ziehe sich wieder zurück.
Jeder scheint den Eindruck zu haben, dass der Partner sich nicht sonderlich für ihn
interessiert, während er selbst sich um die Aufmerksamkeit des anderen bemüht. Herr B. und
Frau C. haben beide ein schwaches Selbstwertgefühl und projizieren aggressive, entwertende
Gefühle in den Partner und nehmen selber nur das positive Bemühen um Kontakt wahr. Herr
B. reagiert verunsichert bei Zurückweisung und zieht sich zurück und Frau C. wird wütend
und greift an. Auf die Frage nach ähnlichen Verhaltensmustern aus ihrer Kindheit berichten
die beiden von ihren Müttern:
Herrn B.`s Mutter fühlte sich zu wenig geliebt und erwartete, dass man ihre Wünsche
erriet und erfüllte. Geschah dies nicht war sie beleidigt und drohte wegzugehen, dann war es
zu spät für Liebesdienste. Da der Vater viel arbeitete, war Herr B. oft mit seiner Mutter
allein.
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Inzwischen verhält sich Herr B. teilweise so wie seine Mutter früher, die Art des Rückzugs,
und zum Teil so, wie er selber früher als Kind reagierte, er stellt sich die Frage, ob Frau C. mit
ihm zufrieden ist oder nicht. Manchmal wehrt er sich aber auch gegen seine alte Rolle, indem
er sich weigert auf Wünsche von Frau C. einzugehen.
Der Vater von Frau C. war autoritär und ihre Mutter war Alkoholikerin, sie kümmerte
sich nicht um ihre Töchter und war nur mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Frau C.
bemutterte ihre Mutter und wurde von ihr beschimpft.
Jetzt verhält sie sich genauso bedürftig und aggressiv wie früher ihre Mutter und übernimmt
ihre fürsorglich-selbstverleugnende Kinderrolle nicht mehr.
Beide Partner sind erstaunt, wie stark sie ihre Kindheitserfahrungen miteinander reaktivieren.
Sie sollten überlegen, was momentan in ihrer Beziehung positiv ist und so ihre
Aufmerksamkeit auf die Ressourcen zu lenken.
In der darauf folgenden Sitzung berichteten beide, dass ihre Beziehung in der
Zwischenzeit ganz gut gelaufen ist. Sie haben wieder mehr gemeinsam unternommen. Bei
einem Missverständnis nahmen sich beide zurück, damit daraus kein heftiger Krach entstehen
konnte. Sie erzählen von sexuellen Schwierigkeiten, die seit Beginn der Beziehung bestehen:
Frau C. beschwert sich, dass sie immer den Anfang machen müsse, er begehre sie nicht, sie
fühle sich dadurch ungeliebt und bekomme keinen Orgasmus. Herr B. dagegen sagt, dass er
nicht anfange, da er immer zurückgewiesen werde. Er fühle sich durch ihre Kritik
verunsichert, aber versuche ihr trotzdem alles recht zu machen, daher fehle ihm oft die Lust.
Herr B. sowie Frau C. fühlen sich sexuell insuffizient, da sie weder in der Lage sind ihren
Partner zu erregen, noch zu befriedigen.
Dieses Muster entspricht auch den anderen Bereichen ihrer Beziehung: Jeder ist überzeugt
sehr viel in die Beziehung zu investieren, doch der andere möge ihn nicht sonderlich. Um das
festgefahrene Verhalten zu lockern, werden die beiden gebeten bis zum nächsten Termin in
14 Tagen nicht miteinander zu schlafen, sondern zweimal wöchentlich sexualtherapeutische
Grundübungen (Kaplan, 1979) durchzuführen: sie sollen sich 30 Minuten lang gegenseitig
schweigend streicheln, wobei der Aktive den Körper des Partners erforscht und verschiedene
Berührungsarten erprobt. Während der Passive auf dem Bauch liegt und so Blickkontakt
vermeidet. Er soll sich ganz auf seine Körperwahrnehmungen konzentrieren und spüren, was
er gern mag und was nicht.
Herr B. ruft zwei Tage vor dem Termin seinen Therapeuten an und sagt das er die
Beziehung beenden soll, er kommt jedoch noch zu der nächsten Sitzung. Dort erzählt Herr B.
das er sich die ersten zehn Tage sehr gut mit Frau C. gefühlt hatte, dann fühlte er sich aber
von ihr kritisiert und reagierte sehr verletzt, weil er sich vorher stark geöffnet hatte.
Durch die Übungen entstand zu viel Nähe, der Schutzwall war geschmolzen. Die
Verletzbarkeit beider Partner wurde besprochen, ebenso wie die Notwendigkeit, sich zu
schützen.
Beide Partner tragen Bedingungen zusammen, wo sie Rücksichtnahme des anderen
benötigen, um die Beziehung weiter zu führen: Er erträgt Kritik von ihr nicht und sie fühlt
sich schlecht, wenn sie nicht von ihm beachtet wird. Das Gespräch eskaliert darüber, wer den
anderen durch sein Verhalten mehr verletzt. Beide betonen, dass sie stärker verletzt werden,
als sie selber verletzen und beanspruchen Trost und Zuwendung.
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Auf die gleiche Weise beanspruchten in ihrer Kindheit die Mütter Zuwendung, dabei war es
ihnen egal, wie es anderen Familienmitgliedern ging. Der Therapeut gibt zu Bedenken, dass
man die Zuwendung auch symmetrisch aufteilen könne, so dass es beiden Partnern gut ginge.
Voraussetzung dafür seien Selbstschutz und Selbstfürsorge, aber auch Rücksichtnahme und
Fürsorge gegenüber dem anderen. Nach der Problemklärung wird das Gespräch sofort auf die
Problemlösung gelenkt.
In der nächsten Sitzung berichten sie, dass es ihnen besser ginge, auch sexuell. Ihnen
sei klar geworden, dass sie sich liebten und zusammen bleiben wollten. Frau C. berichtet,
dass Herr B. eine Außenbeziehung hat, was sie kränke und beunruhige. Sie hat Angst, dass er
zu der anderen Frau zieht, wenn es ihm bei ihr nicht mehr gefällt. Die andere Frau stellt
einen Schutzmechanismus zur Sicherung der Paarbeziehung von Herrn B. dar. Er fühlt sich
nicht unerträglich abhängig von Frau C. da er einen möglichen Ersatz hat.
In der darauf folgenden Sitzung wird besprochen, wann sich die
füreinander nehmen und wann jeder seine eigenen Angelegenheiten erledigt.
hinten anstehen und nur Restzeit von ihm bekommen und er will sich um
kümmern können, ohne Schuldgefühle haben zu müssen. Aus diesem Grund
Vereinbarungen wichtig als Entlastung von projektiven Phantasien.
Partner Zeit
Sie will nicht
seine Sachen
sind konkrete
Die Partner haben Phantasien darüber, was der andere wohl will oder nicht, diese werden
jedoch nicht auf ihren Realitätsgehalt hin überprüft. Sie steigern sich immer mehr in die
Phantasien hinein und erreichen emotionale Ausnahmezustände, in denen sie am liebsten
sofort ausziehen möchten. Sie gewöhnen sich an, diese Zustände auszuhalten und in der
nächsten Therapiesitzung anzusprechen. Dieses Warten-Können ist ein wichtiger Schritt und
stark von der Verfügbarkeit eines vertrauenswürdigen Therapeuten abhängig.
Zusätzlich sollten neue Arten des Umgangs miteinander in die Beziehung miteinbezogen
werden. Dies passiert am besten durch Imaginationen.
Die Therapie von Herr B. und Frau C. umfasste 39 Stunden, die über einen Zeitraum von 3,5
Jahren verteilt waren.
In nahen Partnerschaften ist jeder verletzbar. Das „Borderline-Phänomen“ der unfusionierten
Affekte, wie blanke Wut oder kalter Hass treten hervor, wenn die Beziehung bedroht wird
und man vermutet, dass der andere die Partnerschaft beenden möchte.
Die Verletzlichkeiten werden in den Therapien mit Borderlinern besonders deutlich, um eine
gemeinsame Arbeit zu ermöglichen, muss der Therapeut ausreichend Schutz und Sicherheit
bieten. Nur durch Ruhe und Geduld ist eine befriedigende Regelung von Nähe- und
Distanzwünschen, sowie einen angemessenen Umgang mit positiven und negativen
Emotionen zu erreichen. Ziel ist es, eine zufrieden stellende
Balance zwischen
Selbstdurchsetzung und Anpassung herzustellen.
2.7. Medikamente
Um die Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung zu lindern, werden in der Regel
Medikamente verschrieben. Besonders Antidepressiva haben viele Nebenwirkungen, die die
Partnerschaft negativ beeinflussen: sexuelle Funktionsstörungen, verminderte Libido,
Orgasmusstörungen, Störung der Sexualfunktion, usw. Dazu zählen u.a. die Medikamente
Fluoextin, Trevilor, Cipramil, Seroxat, Cipralex, Zoloft und Zyprexa.
Depressionen gehören zu den typischen Symptomen von Borderline-Patienten. Sie verringern
die Lust an der Sexualität. Durch Antidepressiva, werden zwar die Depressionen vermindert,
doch die Nebenwirkungen bewirken bei vielen Patienten eine abgeschwächte Libido, einige
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sind sogar nicht mehr in der Lage Orgasmen zu erleben. Aus Scham werden diese Probleme
selten in den Therapiesitzungen oder bei Ärzten angesprochen. Durch die Anonymität in
Internetforen werden diese Tabuthemen dort häufig diskutiert. Betroffene merken, dass sie
nicht allein mit ihren Problemen sind und werden in den Foren ermutigt mit dem zuständigen
Therapeuten darüber zu reden.
Nicht selten fühlen sich die Borderline-Persönlichkeiten von ihren Partnern unter Druck
gesetzt, da diese manchmal verständnislos reagieren und anzweifeln, dass die sexuellen
Probleme durch die Medikamente verursacht werden. Sie fangen an die Liebe des Partners in
Frage zu stellen. Oft erkundigen sich die Partner der Borderline-Patienten in Foren, ob die
sexuellen Störungen wirklich durch die Medikamente verursacht werden können. Als letzter
Ausweg werden manchmal Medikamente eigenhändig abgesetzt um den Partner nicht zu
verlieren.
2.8. Borderliner und eigene Kinder
Wie in jeder Partnerschaft wird auch das Thema Kinder in Beziehungen mit bzw. zwischen
Borderline-Persönlichkeiten diskutiert. Es wird empfohlen, dass Personen mit einer
ausgeprägten Borderline-Störung vom Kinderwunsch absehen, solang die Krankheit nicht
geheilt ist. Der Hauptgrund dafür ist, dass sie keine harmonische, enge Beziehung zu ihrem
Kind aufbauen können. Bei Säuglingen und Kleinkindern macht sich das noch nicht so stark
bemerkbar. Wenn jedoch das Kind anfängt selbständig zu handeln wird es problematisch, da
es nicht ernst genommen, sondern ironisiert und verspottet wird. Nach der Tat versuchen die
Eltern das wieder gut zu machen, dieses Verhalten schwankt in der Regel. Aus diesem Grund
ist es für die Kinder schwer außerhalb der Familie Hilfe zu finden.
2.9. Beziehungsprobleme in Foren diskutiert
Das Internet ist für viele Borderline-Patienten sowie deren Angehörige ein wichtiger Platz um
Informationen zu sammeln und Erfahrungen mit anderen Betroffenen auszutauschen. Durch
die Anonymität, die das Internet bietet, werden auch sehr private Probleme besprochen. Es
gibt zahlreiche Foren für Borderline-Persönlichkeiten, aber auch spezielle für deren Partner.
Schnell wird klar, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung sich durch vielfältige
Symptome äußert, sie müssen nicht alle zusammen auftreten. Jeder Borderliner hat
individuelle Merkmale der Krankheit.
In den Foren, die sich direkt an Borderline-Patienten richten gibt es Unterpunkte wie
Borderline allgemein, Liebe und Partnerschaft, Medikamente, Therapie, Beruf, DBT
(Dialektisch-Behaviorale Therapie) und Kinder. Innerhalb dieser Themen können Betroffene
von ihren Erfahrungen berichten, Fragen stellen und aktuelle Probleme diskutieren.
Besonders über das Thema Sexualität wird viel Rat gesucht, denn die Borderliner trauen sich
nicht immer das Thema bei ihrem Therapeuten anzusprechen. Diese Schamgefühle sind im
Internet deutlich reduziert, denn man ist anonym, außerdem redet man mit anderen
Betroffenen und fühlt sich eher verstanden. Auch für Partner von Borderlinern können diese
Foren hilfreich sein, sie lernen etwas über die Krankheit und erfahren wie andere Leute damit
umgehen.
Ein immer wiederkehrendes Thema sind Trennungen, einige verarbeiten diese in Gedichten
und veröffentlichen sie dann im Internet, damit sie anderen helfen:
Dich lieben zu dürfen war ein Geschenk
Zu kostbar um es in Worte fassen zu können
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Von Dir geliebt zu werden war ein Traum
Viel zu wundervoll um wahr zu sein
Doch jetzt da er vor rüber ist
Erkenne ich das es Wirklichkeit war
Deine Liebe war das Licht in der Dunkelheit
Das mir auch die dunkelsten Stunden erhellte
Zu einem Tag voll warmen Sonnenscheins
Er war Kraft und Stütze meines Lebens
Wenn alles um mich herum zusammenbrach
Warst Du da um mich in deine Arme zu schließen
um mich zu halten das ich nicht falle
mit Deiner endlosen Liebe
Vielleicht musste ich erst alles verlieren
Um zu verstehen was ich wundervolles hatte
Vielleicht habe ich die einzige Chance vertan
Um mit Dir glücklich zu sein
Doch vielleicht ist es auch eine Lehre für mich
Zu begreifen welch Glück mir beschert war
Um Dir mit neuen Respekt zu begegnen
Um uns eine Zukunft zu ermöglichen
In meinen Träumen stehst Du mir noch bei
An meiner Seite und ich liege in Deinen Armen
Doch es sind Träume aus denen ich erwache
Jeden Morgen die nicht Realität sind
Von denen ich hoffe das sie es werden
Um das Glück das Du gesucht hast
Für uns beide wahr zu machen
Um mit Dir glücklich zu werden
Ich habe Angst Dich los zu lassen
Um Dich wieder in die Arme nehmen zu können
Angst Dich nicht mehr zu lieben
Angst dieses Glück nicht wieder zu fühlen
Das ich mit Dir zusammen fühlte
Ich verzehre mich nach Dir und träume von dem Tag
An dem Du mich wieder lieben kannst
An dem wir uns wieder lieben können
Gedichte helfen auch dem Verfasser sich über seine eigenen Gefühle klar zu werden, diese zu
ordnen und zu Verarbeiten. Durch die heftigen wechselhaften Affekte und Stimmungen,
fühlen sich die Borderliner oft hin und her gerissen, sie wissen selber nicht was sie wollen und
versuchen sich ihre Gefühle mit Hilfe von Poesie zu verdeutlichen. Gedichte sind ebenfalls
eine gute Möglichkeit dem Partner seine eigene Gefühlswelt zu offenbaren. Aus diesem
Grund findet man im Internet zahlreiche Gedichte von Borderline-Persönlichkeiten zu
verschiedenen Themen.
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2.10. Trennung von einer Borderline-Persönlichkeit
Geht man als gesunder Mensch eine Beziehung mit einem Borderline-Patienten ein, weiß man
oft nicht, worauf man sich einlässt. Im Internet gibt es viele Informationen über den Umgang
mit dem mentalen und physischen Missbrauch der gesunden Partner, der durch die
Borderline-Störung entstehen kann. Auch die Trennungen verlaufen selten einfach und in
friedlicher Einigung, oft entstehen heftige Trennungskriege. Hat der gesunde Partner den
Entschluss gefasst sich zu trennen, sollte er einige Dinge berücksichtigen:
2.10.1. Zu beachtende Aspekte bei der Trennung
1) Durch die Stimmungswechsel des Borderline-Partners kann beim anderen die Hoffnung
entstehen, dass alles wieder so gut wie zum Anfang wird. Doch es wird immer wieder
schlechte Phasen geben, die auf die guten folgen. Bis schließlich die schlechten Phasen
dominieren.
2) Der gesunde Partner wird durch das wechselhafte Verhalten des Borderline-Partners
verwirrt, dies schränkt das klare Denken ein und verursacht Stress. Daher sollte man
Ratschläge von Freunden und Familienangehörigen genau überdenken, da diese meist einen
klareren Blick auf die Beziehung haben. Es ist auch möglich als gesunder Partner
therapeutische Hilfe zu suchen um das Verhalten des Kranken zu verstehen.
3) Aus Angst vor dem Alleinsein schotten viele Borderliner ihre Partner von dessen Freunden
und Familie ab. Dadurch wird der Beziehung zuviel Bedeutung beigemessen und der gesunde
Partner scheut vor einer Trennung zurück, da er sich isoliert und ausgegrenzt fühlt. Als
Partner sollte man den Kontakt zu seinem Freundeskreis auf jeden Fall aufrecht
erhalten.
4) Oft haben die gesunden Partner Skrupel den Borderline-Patienten zu verlassen und bleiben
bei ihm um ihm zu helfen. Doch solang der Kranke keine Hilfe akzeptieren will, hat dies
keinen Sinn. Er muss von sich aus Hilfe in Form einer Therapie suchen.
5) Die Anwesenheit eines Partners kann die Borderline-Persönlickeitsstörung vorübergehend
verschlimmern, der Borderline-Partner kann sich beispielsweise durch seine wechselnden
Gefühle von Nähe und Verlassenwerden überfordert fühlen.
6) Oft drohen die Borderline-Patienten mit Suizid, um sich vor dem Verlassenwerden zu
schützen. In diesem Fall sollte sich der Partner an die Polizei und den eventuell
praktizierenden Therapeuten wenden, da er nicht die Verantwortung für das Leben des
Partners übernehmen kann.
7) Ein typisches Symptom der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind die
Selbstverletzungen. Die Kranken schneiden sich oder verstümmeln ihren Körper auf eine
andere Art und Weise um ihren inneren Schmerz und Spannungen auszuhalten und
abzubauen. Sobald der Partner dies mitbekommt, sollte er den zuständigen Therapeuten oder
Arzt informieren.
8) Der gesunde Partner sollte stets auf eine Notsituation vorbereitet sein und wichtige
Unterlagen, sowie Geld griffbereit haben. Außerdem sollte er wissen wo er sicher
unterkommen kann. Körperlichen Missbrauch darf man auf keinen Fall tolerieren, auch nicht
die Androhung dessen.
2.10.2.Leitfaden
Ist man sich sicher, das man seinen Borderline-Partner verlassen will, sollte man sich vorher
einige Gedanken machen und Vorkehrungen treffen, jedoch auf keinen Fall überstürzt
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handeln. Man sollte beispielsweise mit einem Therapeuten reden um den eigenen emotionalen
Missbrauch verarbeiten zu können. Zusätzlich ist es günstig dem Therapeuten des Partners
von der bevorstehenden Trennung zu informieren, dieser kann den Partner um Vorfeld auf das
Ereignis vorbereiten.
Viele Borderline-Partner fühlen sich gekränkt, wenn sie verlassen werden. Sie neigen dazu
Hetzkampagnen gegen den ehemaligen Partner zu starten. Dies kann sogar soweit gehen, dass
sie die Polizei informieren. Daher sollte der gesunde Partner im Vorfeld der Polizei vom
geplanten Auszug bescheid geben. In extremen Situationen wird geraten um Polizeischutz
während des Auszugs zu bitten. Denn Borderliner sind sehr empfindlich, was das
Alleingelassen werden betrifft und neigen zu heftigen Gegenreaktionen. So sind Drohungen
mit Suizid oder Gewalt gegenüber dem Partner und seinen Wertsachen keine Seltenheit.
Um die Trennung endgültig zu machen, sollte man dem Borderline-Partner weder die neue
Adresse, noch die Telefonnummer hinterlassen.
2.10.3. Probleme nach der Trennung
Hat der gesunde Partner in der Beziehung mit einem Borderliner viel Negatives erlebt, leidet
er nach der Trennung oft unter Angst und innerer Spannung. In seltenen Fällen kann der
Partner sogar eine posttraumatischen Belastungsstörung ( PTBS) entwickeln. Dies ist eine
emotionale Störung, die durch ein extremes psychisches Trauma verursacht wird und die
individuellen Bewältigungsstrategien der betroffenen Person überfordert. Symptome dieser
Störung sind Albträume, Schlafstörungen und Flashbacks der traumatisierenden Situationen.
Beim Auftreten bestimmter persönlicher Auslöser, die akustisch, visuell, olfaktorisch oder
taktil sein können, treten starke Gefühle von Angst oder Panik auf. Daher wird empfohlen als
Partner bzw. ehemaliger Partner eines Borderliners sich in therapeutische Behandlung zu
begeben.
Dadurch, dass man den Kontakt zu der Borderline-Persönlichkeit endgültig abbricht, schützt
man sich vor dem so genannten Stalking. Einige verlassene und gekränkte Borderliner
akzeptieren die Trennung nicht und verfolgen ihren ehemaligen Partner. Stalker belästigen
ihre Ex-Parter z.B. mit häufigen Telefonanrufen oder SMS, Briefe, E-Mails, penetrante
Aufenthalte in der Nähe, Verfolgungen, unerwünschte Geschenke, Eindingen in die Wohnung
oder Zerstören von Eigentum. Als Motivation für das Stalking wird ein Gefühl der
Demütigung und Zurückweisung vermutet. Auch in diesem Fall sollte man sich an seinen
Therapeuten und die Polizei wenden.
3. Fazit
Zwischenmenschliche Beziehungen von Borderline-Persönlichkeiten sind meist höchst
instabil, sie werden oft auch als stabil-instabil bezeichnet, was mit dem gestörten Selbstbild
zusammenhängt. Auch bei intensiven emotionalen Bindungen findet in der Anfangsphase eine
Idealisierung des Partners statt, worauf eine Abwertung folgt. Dabei schwanken die
Borderliner zwischen Vorwürfen und Klammerverhalten.
Durch die vielfältigen Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung sollten Probleme in
der Beziehung mit einem Therapeuten besprochen werden. Dieser wird kann dann in einer
längerfristigen Therapie Lösungswege finden um die Beziehung zu verbessern. Aber auch
Borderliner, die sich nicht in Therapie befinden, haben Wege entwickelt um mit ihrer
Krankheit umzugehen. Sie halten beispielsweise ihre Partner emotional auf Distanz, so dass
sie nicht von ihm verletzt werden können. Durch professionelle Hilfe sind auch Borderline-
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Persönlichkeiten dazu in der Lage eine glückliche und erfüllende dauerhafte Beziehung zu
führen.
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Quellenangabe:
Bücher
Otto F. Kernberg, Birger Dulz, Ulrich Sachsse; Handbuch der Borderline-Störung;
Schattauer; 2000
Nicole Deck; Ich schwimme ins Leben; 2. Auflage; Zytglogge; 1999
Jerold J. Kreisman, Hal Straus; Ich hasse dich, verlaß` mich nicht. Die schwarzweiße Welt der
Borderline-Persönlichkeit; 16. Auflage; Kösel; 2005
Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Borderline
http://www.bc-mailingliste.de/forum/
http://www.borderline-plattform.de/
http://www.innovations-report.de/html/berichte/medizin_gesundheit/bericht-771.html
http://www.borderline-partner.de/leave.html
http://www.psychotherapiepraxis.at/art/borderline/borderline.phtml
http://www.borderline-partner.de/leave.html
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