V. Marketing und Management in der Raumordnung und

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Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Berenike Ecker
9901560
Marianne Vitovec
9805815
Management und Marketing.
Zur Frage einer Übertragbarkeit
ökonomischer Konzepte auf
Raumordnung und Raumplanung.
Leitung: Univ.-Prof. Dr. phil. Peter Weichhart
Humangeographisches Seminar:
Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
SS 2002
LV.NR: 612 608
1
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
INHALTSVERZEICHNIS
I.
EINLEITUNG ............................................................................................................................................. 3
II.
MANAGEMENT UND MARKETING ..................................................................................................... 4
1.
2.
III.
1.
2.
IV.
1.
2.
3.
WAS BEDEUTET MANAGEMENT UND MARKETING? - EIN DEFINITIONSVERSUCH ...................................... 4
ENTWICKLUNGSPFADE DES KLASSISCHEN MARKETING UND MANAGEMENT............................................. 5
AUSWEITUNG UND ERWEITERTE ANWENDUNG DES MARKETING-GEDANKENS ............ 7
SOCIAL MARKETING .................................................................................................................................. 7
ANWENDUNGSRICHTUNGEN ...................................................................................................................... 9
ÜBERTRAGUNG DES MARKETING UND MANAGEMENT AUF DIE RAUMORDNUNG ....... 11
ARGUMENTE FÜR DIE ÜBERTRAGUNG ..................................................................................................... 11
VERWENDUNGSFORMEN DES MARKETING FÜR KOMMUNALE UND STAATLICHE INTERESSEN.................. 12
EBENEN DER MARKETINGAKTIVITÄTEN IN DER RAUMORDNUNG/-PLANUNG .......................................... 13
1. Ebene: Planungsmarketing...................................................................................................................... 13
2. Ebene: kommunaler und regionaler Bereich ........................................................................................... 13
V. MARKETING UND MANAGEMENT IN DER RAUMORDNUNG UND -PLANUNG
(PLANUNGSMARKETING)............................................................................................................................. 15
1.
2.
3.
4.
HINTERGRÜNDE UND CHARAKTERISTIK EINES NOTWENDIGEN AUSBAUS ................................................ 15
HANDLUNGSBEDARFE FÜR EIN MARKETING IM BEREICH DER RÄUMLICHEN PLANUNG........................... 16
ENTWICKLUNGSLINIEN DES PLANUNGSMARKETING ................................................................................ 17
DER PLANUNGSPROZESS ......................................................................................................................... 18
Marktsegmentierung .................................................................................................................................... 20
5.
INSTRUMENTE DES KLASSISCHEN MARKETING UND PLANUNGSMARKETING IM VERGLEICH ................... 20
Produkt- und programmpolitische Entscheidungen .................................................................................... 21
Kontrahierungspolitische Entscheidungen .................................................................................................. 21
Kommunikationspolitische Entscheidungen ................................................................................................ 22
Distributionspoltische Entscheidungen ....................................................................................................... 23
VI.
KONZEPTIONELLE PROBLEME BEI DER ÜBERTRAGUNG ...................................................... 23
1.
2.
3.
4.
MARKT- UND AUSTAUSCHPROZESSE ....................................................................................................... 24
PRODUKTBEGRIFF .................................................................................................................................... 28
BESONDERHEITEN DER MARKETINGANWENDUNG IM STAATLICHEN KONTEXT ....................................... 29
BESONDERHEITEN DER MARKETINGANWENDUNG IM KOMMUNALEN KONTEXT...................................... 32
Außenmarketing - Binnenmarketing ............................................................................................................ 34
VII.
PROJEKTMANAGEMENT ............................................................................................................... 36
1.
2.
3.
ALLGEMEINES ......................................................................................................................................... 36
ANWENDUNG........................................................................................................................................... 37
PRAKTISCHE BEISPIELE - PROJEKTMANAGEMENT (DEUTSCHLAND) ........................................................ 39
VIII.
PROJEKTPLANUNG .......................................................................................................................... 41
1.
GRUNDSÄTZE DER PROJEKTPLANUNG ..................................................................................................... 41
Definition des Begriffes Projektplanung ..................................................................................................... 41
Einbettung der Projektplanung in den Projektablauf .................................................................................. 41
Voraussetzung für die Projektplanung ........................................................................................................ 42
2.
INHALT DER PROJEKTPLANUNG ............................................................................................................... 42
IX.
CHANCEN UND RISIKEN BEI DER ÜBERTRAGUNG .................................................................... 43
X.
SCHLUSSWORT ...................................................................................................................................... 45
XI.
LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................................................. 46
2
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
I.
Einleitung
Marketing als strategisches Führungsinstrument hat im privatwirtschaftlichen Bereich bereits
in den letzten drei Jahrzehnten immer stärker Fuß gefasst. Heutzutage beginnen
marketingorientierte Denkansätze auch im staatlichen, parteipolitischen und kommunalen
Bereich an Bedeutung zu gewinnen. Das sogenannte "Place-Marketing" für Städte und
Regionen nimmt derzeit in der Theorie und Praxis der kommunalen und regionalen
Entwicklungspolitik zunehmend eine wichtige Rolle ein. So ist in der Raumordnung eine
Auseinandersetzung mit den Schlagworten Standort-, Planungs-, Stadt-, Citymarketing,
Regionalmanagement... nicht mehr wegzudenken. Eine Umfrage (nachzulesen bei LALLI, M.
und PLÖGER, W., 1991) aller Gemeinden der Bundesrepublik Deutschland mit mehr als
50.000 Einwohner (Stichprobenumfang = 143) ergab, dass immerhin 55 % der
Stadtverwaltungen ein Stadt-Marketing-Projekt bereits abgeschlossen oder aktuell in
Bearbeitung haben bzw. ein solches Projekt konkret planen.
Die Raumordnung bzw. -planung ist für die planmäßige Gestaltung des Raumes zuständig.
Sie strebt die räumliche Ordnung von Wohnstätten, Wirtschaftseinrichtungen, Infrastruktur
und ähnlichem an. Mit ihrer Hilfe können Standorte gestaltet und gesichert werden. Die
Sicherung eines Standortes bedeutet in Folge die Sicherung von Arbeitsplätzen und
Steuereinnahmen,
die
zum
Ausbau
der
Infrastruktur,
der
Finanzierung
von
Ausbildungseinrichtungen, der Schaffung von Kultur- und Freizeiteinrichtungen ... dienen und
somit eine Erhöhung der Lebensqualität und Attraktivität eines Standortes bewirken,
wodurch weitere Unternehmen angezogen werden. Die Notwendigkeit der Staaten,
Regionen etc. sich mittels der Raumplanung als optimaler Standort zu präsentieren und zu
positionieren, führt unter anderem zur Übertragung des klassischen Marketingansatzes auf
die Raumordnung.
Darüber hinaus haben sich die Rahmenbedingungen bezüglich der Raumordnung und
Raumplanung seit den 1970er Jahren deutlich verändert. War in den 1960er und 1970er
Jahren die wirtschaftliche, politische und räumliche Entwicklung stark von staatlichen
Ordnungskonzepten und öffentlichen Steuerungsinstrumenten geprägt, bestehen seit den
1980er Jahren veränderte Vorstellung über die Erfüllung öffentlicher Aufgaben. Die über
lange Zeit angebotsorientierte Politik und Planung erfährt immer mehr innerhalb eines
Verkäufermarktes eine marktorientierte Hinwendung auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen,
begleitet von einer intensivierenden Liberalisierung von Struktur- und Politikbereichen der
räumlichen Planung.
3
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
In der Arbeit wird zuerst die Ausweitung des klassischen Marketing auf nicht-kommerzielle
Bereiche beschrieben. Weiters setzen wir uns mit Begründungen und Argumenten
auseinander, die dafür sprechen, die Konzepte Marketing und Management auf Aufgaben
und Prozesse der räumlichen Planung anzuwenden. Daran anschließend werden die
Chancen und Risiken, die die sogenannte „Verbetriebswirtschaftlichung" der Planung und
Politik birgt, ausführlicher behandelt.
II.
Management und Marketing
1. Was bedeutet Management und Marketing? - Ein Definitionsversuch
Marketing und Management haben ihre Ursprünge im klassischen Konsumgüter-,
Investitionsgüter- und Dienstleistungsbereich. Vor allem in den letzten dreißig Jahren hat
Marketing einen imposanten Aufstieg in Wirtschaft und Praxis erfahren. Vor dem Hintergrund
des Wandels von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt hat sich der Grundgedanke einer
konsequenten,
in
der
ganzen
Unternehmung
auf
den
Markt
ausgerichteten
Unternehmensführung zunehmend in der Privatwirtschaft etabliert.
Bei den Marketingdefinitionen unterscheidet man zwischen der klassischen, ökonomischen
(engen) Definition sowie der modernen, generischen (weiten) Definition (MEFFERT, H.,
1998, S. 7):

Enge Definition nach MEFFERT, H.: „Marketing bedeutet die Planung, Koordination und
Kontrolle
aller
auf
die
aktuellen
und
potentiellen
Märkte
ausgerichteten
Unternehmensaktivitäten. Durch eine dauerhafte Befriedigung der Kundenbedürfnisse
sollen die Unternehmensziele verwirklicht werden."

Weite Definition: sie bezieht das Marketing auf jegliche Form eines Austausches
zwischen zwei Kontrahenten, bei dem beide Parteien durch den Austauschprozess ihre
Bedürfnisse befriedigen möchten. Oder mit den Worten der American Marketing
Association (AMA, 1985): "Marketing is the process of planning and executing the
conception, pricing, promotion and distribution of ideas, goods and services to create
exchanges that satisfy individual and organizationals objectives."
Beide Marketinginterpretationen haben zwei grundlegende Gemeinsamkeiten (MEFFERT,
H., 1998 S. 9):

Gratifikationsprinzip: ein Austausch zwischen den beiden Marktpartnern findet nur dann
statt, wenn er für beide von Vorteil ist. Daraus folgt, dass in Gratifikationen
(Belohnungen, Vermeidung von Strafen...) die maßgeblichen Antriebskräfte des
menschlichen Verhaltens liegen.
4
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing

Knappheitsprinzip
bzw.
Engpassorientierung:
Bei
dem
Streben
nach
Austauschprozessen bestimmt die Knappheit der Produkte das Verhalten der
Marktparteien.
Das Marketing-Management umfasst die zielorientierte Gestaltung aller marktgerichteten
Unternehmensaktivitäten. Es integriert die Prozesse Planung, Koordination und Kontrolle
sowie den Transaktionsprozess. Alle Aufgaben und Aktivitäten des Marketing können
zusammenfassend auch als eindeutig identifizierbarer Prozess der Willensbildung und
-durchsetzung (entspricht dem Managementprozess) gekennzeichnet werden.
Management ist ein angloamerikanischer Begriff (to manage: handhaben, leiten), der die
Führung eines Unternehmens durch leitende Angestellte meint. Als Institution beinhaltet die
Bezeichnung alle auf verschiedenen Hierarchieebenen (lower, middle und top management)
tätigen Führungskräfte. Als Funktion beinhaltet der Ausdruck alle Aufgaben, die eine Leitung
eines Unternehmens mit sich bringt. Dabei sind fünf Phasen (MEFFERT, H., 1998 S. 14) zu
differenzieren:
a) Analysephase: wo stehen wir?
b) Prognosephase: wohin geht die Entwicklung?
c) Festlegung der langfristigen Unternehmens- und Marketingziele sowie Strategien:
was wollen wir erreichen?
d) Operative Marketingplanung: welche Maßnahmen ergreifen wir?
e) Realisation bzw. Durchsetzung der Strategien und des Marketing-Mix: wurde das
Ziel erreicht? Welche Ursachen für Soll-Ist-Abweichungen bestehen?
All dies erfordert eine permanente Kommunikation mit Angehörigen sämtlicher Stufen der
innerbetrieblichen Rangordnung. Marketing-Management kann am wirksamsten arbeiten,
wenn eine konsequente Orientierung am Kunden und der Umwelt vorliegt. Weiters muss es
nach einer koordinierten, strategischen und taktischen Planung vorgehen und bezüglich der
Organisation über entsprechende Kompetenzen bei der Durchsetzung der Maßnahmen
verfügen.
2. Entwicklungspfade des klassischen Marketing und Management
Die Ursprünge des Marketing sind bereits Anfang des 20. Jahrhunderts innerhalb der
landwirtschaftlichen Produktion zu finden. Aufgrund von Problemen bei der Vermarktung
wurden die Möglichkeiten der Distribution näher untersucht. Danach wandelt sich das
Marketing zu einer primär auf den Verkauf von Produkten ausgerichteten Disziplin. Der
Übergang von der rein handwerklichen Auftragsfertigung zur industriellen Massenproduktion
kann laut MANSCHWETUS, U. (1995) als Beginn des modernen Marketing angesehen
5
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
werden. Dadurch kommt es zu einer starken Differenzierung der Bedürfnisse der Abnehmer
sowie zu einer enormen quantitativen Ausdehnung, Komplizierung und Spezialisierung.
Diese
Entwicklungen
führten
zum
Entstehen
von
Käufermärkten
und
zur
Konsumerismusbewegung. Die Geburtsstunde des modernen Marketing fand zu Beginn der
1960er Jahre statt: McCARTHY, J. (1960) entwickelte eine managementorientierte Sicht des
Marketing mit der Formulierung der 4 P´s (Product, Price, Place und Promotion) als
Ansatzpunkt für marktgerichtete Aktivitäten. Diese Sichtweise wurde durch Philip KOTLER
(1972) weiter ausgearbeitet.
Erwähnenswert ist, dass sowohl McCARTHY als auch
KOTLER als eine der Ersten die konsequente Orientierung der Unternehmensführung an
den Bedürfnissen und Wünschen der Nachfrager in das Zentrum ihrer Überlegungen stellten,
da eine Umorientierung von einer "kurzsichtigen" Produktorientierung hin zu einer
"weitsichtigen" Bedürfnisorientierung immer notwendiger wurde. Lange Zeit wurde dem
Marketing die Aufgabe zugeschrieben, die erstellten Produkte und Dienstleistungen zu
verkaufen. Diese Interpretation wich einem neuen Verständnis des Begriffes, denn durch
eine zunehmende Bedeutung des sich ständig schmälernden Absatzes in Zeiten eines sehr
großen Warenangebotes, wurde die strenge Ausrichtung aller unternehmerischen Aktivitäten
auf die Markterfordernisse notwendig. MANSCHWETUS, U. (1995) meint somit, dass das
moderne Marketing nicht mehr am Schluss des betrieblichen Leistungsprozesses sondern
vielmehr am Anfang des unternehmerischen Entscheidungsprozesses steht. Es verwandelt
sich damit zu einer Konzeption der Unternehmungsführung. Das langfristig angelegte und
ganzheitliche, d. h. auf alle Marktpartner und die Umwelt ausgerichtete MarketingManagement hat eine starke strategische Ausrichtung. Es geht längst nicht mehr nur um
Verkaufstechniken für Produkte, sondern vielmehr gerät die Produktorientierung zugunsten
einer stärkeren Beachtung von Transaktions- und Interaktionsbeziehungen in den
Hintergrund.
MEFFERT, H. (1998, S. 4) beschreibt die eingenommene Position des Marketing im Bezug
auf seine Interpretation in den letzten Jahrzehnten. So waren die 1950er Jahre primär von
einem Marketing als Distributions- und Verkaufsfunktion geprägt. In den 1960er Jahren
wurde Marketing zunehmend als dominanten Engpassfunktion verstanden. Dies stand auch
mit der zunehmenden Käufermarktsituation im Zusammenhang. Von besonderem Interesse
waren Instrumente des Marketing-Mix und die Implementierung von Marketingabteilungen. In
den 1970er Jahren lenkte die Nachfragemacht des Handels das Interesse verstärkt auf den
Aspekt des vertikalen Marketing. Die handelsgerichteten Instrumente des Marketing wurden
ausgebaut. Das Marketing beginnt sich zunehmend als Führungsfunktion zu etablieren. Die
1980er Jahre zeichneten sich durch eine verstärkt kompetitive Ausrichtung des Marketing
aus. Die Marketingwissenschaft beschäftigt sich intensiv mit Wettbewerbsvorteilen und
6
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Wettbewerbspositionierung. Das "Global-Marketing" gewann vor dem Hintergrund der
zunehmenden Globalisierung und Internationalisierung des Wettbewerbs an Interesse. Das
Anspruchsspektrum des Marketing orientiert sich in den 1990er Jahren zunehmend an den
rechtlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen. Es handelt sich um
die
ganzheitliche
Interpretation
eines
integriert
ausgerichteten
Marketing
als
marktorientiertes Führungskonzept.
Anzumerken ist, dass Marketing und Management nicht nur seitens der Gesellschaft Kritik
erhalten (Marketing wird als Sinnbild der Überflußgesellschaft gesehen; der Vorwurf der
Manipulation
des
Konsumenten
tritt
auf
u.
ä.),
sondern
auch
innerhalb
der
Betriebswirtschaftslehre Vorwürfen, wie jenen der "Theorielosigkeit der Aussagensysteme",
ausgesetzt sind. Seit Ende der 1980er Jahre kommt auch Kritik aus der Praxis. So ergeben
sich immer schneller aufeinander folgende "Theoriewellen" bzw. Paradigmenwandel.
Zwischen 1930 und 1960 spricht man von den "klassischen Ansätzen" der Marketingtheorie,
die schließlich von den Ansätzen der modernen Marketingtheorie abgelöst wurden. Heute ist
man auf dem Weg zu neuen Paradigmen. Auf die einzelnen Ansätze soll hier jedoch nicht
näher eingegangen werden (vergleiche MEFFERT, H., 1998, S. 18).
III.
Ausweitung und erweiterte Anwendung des Marketing-Gedankens
1. Social Marketing
Die Besonderheiten des Social Marketing wurden von verschiedenen Autoren (unter
anderem KOTLER, P. und LEVY, S. J., 1969, KOTLER, P. und ZALTMANN, G., 1971,
MEFFERT, H., 1998) behandelt. Lange Zeit wurden die Begriffe Marketing und Management
nur mit privatwirtschaftlichen Firmen verbunden. Dabei kam es bereits Ende der 1960er
Jahre zu einer Neuorientierung des kommerziellen Marketing aufgrund von einem
zunehmenden Bewusstseinswandel innerhalb der Bevölkerung gegenüber sozialen und
gesellschaftlichen Problemen. Diese Entwicklung wird auch als Deepening und Broadening
des Marketing bezeichnet (siehe Abb. 1). Unter Deepening versteht man die verstärkte
Berücksichtigung von ökologischen, humanistischen und ethischen Aspekten. Das
Broadening des Marketingkonzeptes wurde bereits 1969 von KOTLER, P. und LEVY, S. J.
behandelt und umfasst die Übertragung der Grundgedanken und Instrumente des
klassischen Marketing auch auf nicht-kommerzielle Organisationen. Es stand jedoch bis vor
wenigen Jahren in der Raumordnung nicht zur Diskussion, im Gegensatz zum existierenden
Handlungsbedarf (siehe Kapitel V.2.).
7
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Kommerzielles Marketing
Human Concept of Marketing
Marketing öffentlicher Betriebe
Soziale Verantwortung
des Marketing
Social Marketing
Ökologieorientiertes
Marketing
Generic Marketing
Vertiefung
(Deepening)
Ausweitung
(Broadening)
Abb. 1: Broadening und Deepening des Marketing, Quelle: MEFFERT, H. (1998, S. 1183)
Beim Social Marketing werden neben der Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen
von Unternehmen auch Austauschprozesse zwischen Individuen, Gruppen und nichtkommerziellen Institutionen analysiert. Laut MEFFERT, H. (1998, S. 1186) ist „Social
Marketing die Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle von Marketingstrategien
und -aktivitäten nicht-kommerzieller Organisationen, die direkt oder indirekt auf die Lösung
sozialer Aufgaben gerichtet sind."
Dem klassischen Marketing und dem Social Marketing sind das Gratifikationsprinzip und das
Knappheitsprinzip gemein. Darüber hinaus zeichnet sich das Social Marketing jedoch durch
drei Besonderheiten aus (nach KOTLER, P., 1978, S. 218):

primäre Aufgabe ist es, die Interessen ihrer Zielmärkte oder der Gesellschaft allgemein
zu
fördern.
Die
Gewinnerzielungsabsicht
stellt
meist
nur
eine
notwendige
Nebenbedingung zur Verfolgung der primären Ziele dar.

Die Produkte unterscheiden sich meist von denen kommerzieller Organisationen. Es
existieren einerseits Produkte und Dienstleistungen, aber auch Ideen und immaterielle
Güter. Weiters eine Vielzahl von Zielgruppen und komplexe Austauschvorgänge (siehe
Tabelle 1).

Social Marketing verfolgt nicht zwingend das Ziel der Nachfrageerhöhung.
Beim Social Marketing handelt es sich um einen systematischen Planungs- und
Entscheidungsprozess, der auf die Lösung sozialer Aufgaben gerichtet ist und sich auf
vielfältige Erscheinungsformen und Aufgabenbereiche nicht-kommerzieller Organisationen
bezieht.
8
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Aufgabenbereiche nicht-kommerzieller
Nicht-kommerzielle Organisationen
Organisationen
Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation
Stiftungen,
Wohlfahrtsorganisationen,
Verbände, Krankenhäuser...
Bildungswesen
Schulen, Universitäten, Stiftungen...
Kultur
Stiftungen, Ministerien, Museen...
Umweltschutz und Landespflege
Behörden, Bürgerinitiativen, Ministerien...
Stadt-, Verkehrs- und Regionalplanung
Ministerien, Verbände, Behörden, Polizei...
Tabelle 1: Auswahl an nicht-kommerziellen Organisationen und ihrer Aufgabenbereiche
Quelle: MEFFERT, H. (1998, S. 1187)
Die Aufgabenbereiche beinhalten neben der Gesundheitsvorsorge, dem Bildungswesen, der
Entwicklungshilfe und ähnlichem auch die Stadt-, Verkehrs- und Regionalplanung, die für
unser Thema von besonderem Interesse ist. Nicht-kommerzielle Organisationen können
Stiftungen, Krankenhäuser, Kirchen, Schulen, Museen, Theater, Ministerien, Verbände etc.
sein.
Auf die Besonderheiten des Planungsprozesses und des Social Marketing-Mix soll im Kapitel
V.5. noch näher eingegangen werden.
Hier werden die Instrumente des klassischen
Marketing (Produkt-, Kontrahierungs-, Distributions- und Kommunikationspolitik) und des
Planungsmarketing, das eine Teilkomponente des Social Marketing darstellt, differenziert
betrachtet.
2. Anwendungsrichtungen
Verbunden mit der Diskussion um die Ausweitung und erweiterte Anwendung des Marketing,
hat sich somit eine neue Interpretation des Marketing herausgebildet. Sie geht davon aus,
dass durch Austauschprozesse Bedürfnisse und Wünsche zu befriedigen bzw. zu erfüllen
sind. Diese Interpretation zu einem universellen Konzept der Marktbeeinflussung öffnete erst
den Weg für eine Reihe von Formen des angesprochenen Non-Profit-Marketing.
Als Reaktion auf die Kritik am Marketing, dem eine Reihe von dysfunktionaler Wirkungen
oder externer Effekte unter gesamtwirtschaftlicher bzw. gesellschaftlicher Perspektive
vorgeworfen werden, kam es zwar zu einer Überprüfung, aber auch zu einer Erweiterung der
klassischen Marketingkonzepte. Nach HILL, W. lassen sich drei Richtungen der erweiterten
Anwendung feststellen:
9
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Der Beginn einer Ausweitung des Marketing wurde vor allem durch die Publikation von
KOTLER/LEVY eingeleitet, die sich 1969 gegen die damals gültige Auffassung stellten,
Marketing sei eine unternehmensorientierte Funktion. Ihre neue Vorstellung war, Marketing
nicht nur auf gewinnorientierte Unternehmungen, sondern auf alle produktiven Systeme, die
Leistungen für dritte erbringen. Dazu zählen sowohl private nicht-gewinnorientierte
Organisationen (z. B. Verbände, charitative und kulturelle Institutionen usw.) wie auch auf die
staatliche Verwaltung. Auch bei der Verarbeitungen sozialer Ideen soll dem Marketing eine
bedeutende Rolle zukommen. Weiters soll es als Mittel geplanter gesellschaftlicher
Veränderungen zum Einsatz kommen.
Eine zweite Ausrichtung ergibt sich aus dem Anspruch, Gegenstand des Marketing seien
nicht nur der Absatz von Leistungen, sondern vielmehr, wie oben bereits angedeutet, alle
möglichen Austauschprozesse. Dies gelte nicht nur der Unternehmung - dazu zählen das
Beschaffungsmarketing (in Zeiten knapper werdenden Ressourcen), das Finanzmarketing
und das Personalmarketing (GERBER, M. weist hier beispielsweise auf „die Probleme von
Unternehmen im peripheren Raum hin, hochqualifizierte Mitarbeiter anzuwerben) – sondern
jeglichen sozialen Einheiten.
Die dritte Richtung ergibt sich aus der Forderung, dass in Bezug auf die zahlreichen
Veränderungen
in
der
Umwelt
der
Unternehmung,
das
Marketing
auch
die
Austauschprozesse und deren Wirkungen im Rahmen der Gesamtwirtschaft untersuchen
und beeinflussen müsse (Deepening der marktorientierten Führung).
Mit diesen Ansätzen zu einer Ausweitung des Marketing, schlitterte das Marketingkonzept in
eine Identitätskrise. Kritiker werfen diesen Ansätzen imperialistische Tendenzen vor und
befürchten einen damit einhergehenden Verlust der Substanz. Positiver gesinnte Autoren
stützen ihre Befürwortungen auf gelungene Anwendungsbeispiele besonders für den NonProfit-Bereich.
Obwohl die Diskussion über eine erfolgreiche Übertragbarkeit der Marketingkonzepte auf
Standorte noch lange nicht abgeschlossen ist, und auch in dieser Arbeit noch ausführlicher
behandelt werden soll, wird heute die Einbeziehung des Non-Profit-Bereiches in die
Marketingdisziplin weitgehend anerkannt. Der entscheidende Unterschied von Non-ProfitMarketing
zu
erwerbswirtschaftlichen,
kommerziellen
Unternehmen besteht
in
der
Gewinnerverwendung: Die Organisationsmitglieder oder Kapitalgeber in Non-ProfitOrganisationen haben keinen Anspruch auf den erzielten wertmäßigen Überschuss der
Organisation. Die Konsequenz ist, dass nicht-erwerbswirtschaftliche Betriebswirtschaften,
Organisationen sind, die nicht das Ziel haben, das Einkommen der jeweiligen
Eigenkapitalgeber zu erhöhen.
10
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
IV.
Übertragung des Marketing und Management auf die Raumordnung
1. Argumente für die Übertragung
Laut MANSCHWETUS, U. (1995, S. 1) ist „der wachsende Wettbewerbsdruck die
wesentliche Triebkraft für die Ausbreitung des Marketing." Es kommt verstärkt zum
Wettbewerb der Standorte, der vor allem durch das Konkurrieren um Investoren geprägt ist.
In diesem Zusammenhang wird Marketing zu einem wertvollen Instrument der Raumordnung
und Raumplanung.
„Die Übertragung des unternehmerischen Marketing-Denkens mit seinen Erkenntnissen und
Methoden
auf
den
Standort-Markt“
bezeichnet
GERBER,
M.
(1991,
S.
5)
als
Standortmarketing. Das Thema Standortmarketing beinhaltet nicht nur Überlegungen zu
einer Neuorientierung in der kommunalen und regionalen Wirtschaftsförderung. Es ist auch
Bestandteil der seit längerer Zeit geführten Diskussion, um die Übertragbarkeit der
ursprünglich
für
Unternehmen
entwickelten
Marketing-Konzeptionen
auf
nicht-
gewinnorientierte Organisationen (auch nicht-kommerzielle, nicht-erwerbswirtschaftliche oder
Non-Profit-Organisationen genannt), insbesondere auf den öffentlichen Sektor und seine
Institutionen. Mittlerweile scheint die Anwendung im öffentlichen Bereich nicht mehr
problematisch oder gar unmöglich zu sein, sondern gilt als konkrete Umsetzung des
Marketinggedankens in die Praxis.
Die bisherigen Erfahrungen mit dem Einsatz des Marketinginstrumentariums im kommunalen
und staatlichen Bereich sind zwiespältig. Das Marketing erobert sich gleichwohl zunehmend
neue Anwendungsgebiete. Die staatliche bzw. kommunale Adaption des Marketing passt in
eine Situation, in welcher Gebietskörperschaften von der Anwendung betriebswirtschaftlicher
Instrumente, Effizienzsteigerung erwarten. Wendet man sich der Fragestellung zu, welche
Gebietskörperschaften in erster Linie Marketing praktizieren, so ist im kommunalen Bereich
vor allem auf Kommunen einer mittleren Größenordnung zu verweisen. Städte wie
Wuppertal, Lübeck, Frankenthal oder Schweinfurth haben bei der Entwicklung von
Marketingkonzepten eine Vorreiterrolle übernommen. Da die Bemühungen einer integrierten
Stadtentwicklungsplanung in den 1960er und 1970er Jahren und auch die anschließende
Konzentration auf einzelfaktorielle Problemlösungen nicht die gewünschten Resultate
erbrachten, sieht man die Einbringung des Marketingansatzes als Lösungsweg. Man ist zu
der Einschätzung gelangt, dass dieses Konzept einer ganzheitlichen Betrachtungsweise bei
einer gleichzeitigen größtmöglichen Umsetzungsorientierung Rechnung trägt.
11
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
2. Verwendungsformen des Marketing für kommunale und staatliche Interessen
Um eine Verwendung von Marketing für staatliche und kommunale Interessen überhaupt erst
möglich zu machen, muss man wie bereits erläutert von der Annahme ausgehen, dass
Marketing eine universelle Methode ist. Im Zuge der zunehmenden Verbreitung des
Marketinggedankens findet dieser Ansatz auch im Staatswesen und bei Gebietskörperschaften Beachtung. Für Städte, Kommunen, Kreise oder Bundesländer werden
Marketingkonzepte mit sehr unterschiedlicher Ausprägung entworfen. Im Kern ist ihnen
jedoch eine Ausrichtung der Aktivitäten auf die Markt-, Absatz- und somit auf die
Abnehmerbedürfnisse gemeinsam. Bei der Verwendung des Marketing im Dienste
entwicklungspolitischer Zielsetzungen (im weitesten Sinne) werden in der Literatur fünf
Hauptlinien aufgezeigt:
a) Marketing als Verkaufsstrategie
Diese Variante entspricht dem ursprünglichen, heute in der Fachöffentlichkeit nicht mehr
gebräuchlichen
unternehmerischen
Marketingverständnis.
Marketing
wird
dabei
als
medienwirksame "Reklame" verstanden, wobei die Lösung von Sachproblemen in den
Hintergrund tritt. Das Gebiet wird mit allen Mitteln verkauft.
b) Marketing als Kommunikationsstrategie
Stadtmarketing ist ein kommunikativer Prozess, der auf den Vorstellungen von Stadt als
Lebensraum im umfassenden Sinne aufbaut. Es ist also Kommunikationspolitik für die
ganzheitlich angelegte Stadtentwicklungsplanung.
c) Marketing als Forschungskonzeption
Marketing im staatlichen/kommunalen Bereich wird gleichgesetzt mit den Einsatz
empirischer Forschungsmethoden. Marketing bedeutet für die Kommune in zunehmenden
Maße die Verwendung der empirischen Sozialforschung zum Zwecke der Lösung von
Aufgaben
wie
Stadterneuerung,
Sozialplanung
und
Randgruppenproblemen.
Diese
Fokussierung auf den Bereich der empirischen und sekundärstatistischen Markt- und
Sozialforschung wird in neueren Arbeiten zum Marketing im staatlichen Bereich kaum noch
vorgenommen.
d) Marketing als Kooperationssystem zwischen Bürger und Staat
Die Kooperationsaufgaben des Marketing werden von zahlreichen Autoren als zentrale
Wesensmerkmale angesehen. Laut HANUSCH, H./REINHARDT R. M., (1980, S. 61) stellt
„öffentliches Marketing demnach insbesondere ein Kooperations- und Kommunikationssystem zwischen Staat und Bürger dar."
e) Marketing als marktorientierte Managementkonzeption
Marketing ist nach diesem Verständnis eine Führungskonzeption, bei der der Gestaltung der
Transaktionsbeziehungen mit den Marktpartnern eine zentrale Rolle zukommt. Diese
12
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Grundidee des Marketing-Managements hat eine weite Verbreitung gefunden, auch im
Bereich des Standortmarketing.
Anhand dieser Auflistung erkennt man, dass die Verwendung des Marketinggedankens im
kommunalen und staatlichen Bereich von sehr unterschiedlichen Vorstellungen geprägt ist.
Territoriales (regionales und kommunales) Marketing „verfolgt," laut MÜLLER, W.-H. (1992,
S. 225) „einen Managementansatz, der davon ausgeht, dass Regionen und Städte nur dann
auf Dauer erfolgreich sein können, wenn sie marktorientiert geführt werde, d. h. wenn sie die
Bedürfnisse ihrer Bevölkerung , ihrer Wirtschaft, ihres regionalen Umfeldes sowie die
ökologischen Voraussetzungen als Bezugspunkte für alle entwicklungspolitischen Aktivitäten
betrachten. Marketing beinhaltet konsequente Planung, Steuerung und Kontrolle der
Beziehungen einer Region/Stadt mit ihren Marktpartnern"
3. Ebenen der Marketingaktivitäten in der Raumordnung/-planung
Die Übertragung des Marketing und Management auf die Raumordnung- und -planung
bezieht sich im wesentlichen auf drei Bereiche:
1. Ebene: Planungsmarketing
Das Marketing in der Raumordnung und Raumplanung hat die Aufgabe ein Verständnis
innerhalb der Bevölkerung zu produzieren. Die Tätigkeit der Planungsbehörde wird als
Dienstleistung gesehen. Das Produkt, das zu vermarkten ist, stellt der Planungsprozess
selbst dar (siehe auch Kapitel V). Es beinhaltet den Absatz von Produkten und
Dienstleistungen sowie Ideen, die von Einrichtungen in öffentlicher Trägerschaft oder von
privaten Organisationen im Auftrag des Staates angeboten werden. Man spricht in diesem
Zusammenhang auch vom Marketing für öffentliche Güter.
2. Ebene: kommunaler und regionaler Bereich
Bei der zweiten Betrachtungsebene wird ein gesamter Raum - sei es eine Kommune (z. B.:
Stadt) oder eine Region - als "Produkt" aufgefasst und zum Gegenstand von
marketingpolitischen Maßnahmen gemacht (siehe auch Kapitel VI.4).
Als Gründe für den Marketingboom im Standortbereich werden der Rückgang der Bedeutung
der traditionellen Standortfaktoren für Investitionsentscheidungen von Unternehmen im
Verhältnis zur wachsenden Bedeutung des Standortimages genannt. MANSCHWETUS, U.
(1995, S. 16) spricht davon, dass Entscheidungsgrundlagen häufig nicht ausschließlich harte
Daten, Prognosen und Informationen, sondern subjektive Wahrnehmungen, Einschätzungen
und Bewertungen sind. Daraus folgt, dass die Selbstdarstellung des Gebietes und die
13
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Beeinflussung der Entscheidungsprozesse der relevanten Zielpersonen als ein wichtiger
strategischer Ansatzpunkt für Wirtschaftsentwicklung angesehen werden kann.
SCHNEIDER, U. (1993, S. 39) liefert eine weitere Erklärung für den Ansatz des
Marketinggedankens in kommunalen Belangen: eine unreflektiert-reaktive Politik wird durch
eine mittel- und langfristig orientierte Grundsatzplanung ersetzt. Es kommt zum Einsatz
eines differenzierten Instrumentariums, das über Wirtschaftsförderung hinausreicht. Weiters
wird eine offene Politik propagiert, die durch Information, Koordination und Organisation
gestützt wird.
GERBER, M. (1991, S. 70) meint, dass „bei einem kommunalen bzw. regionalen Marketing
das Produkt Stadt/Region immer als Ganzes in Abhängigkeit von den Bedürfnissen
spezifischer Zielgruppen auf eine Vielzahl von relevanten Märkten angeboten wird, von
denen der Markt für Industrie- und Gewerbestandorte bzw. Wirtschaftsstandorte einen
darstellt. Man könnte in diesem Zusammenhang auch von einem Geschäftsfeld innerhalb
eines Regionalmarketing sprechen"
Kommunalmarketing
SCHNEIDER, U. (1993, S. 53) sagt dazu: „Im Denkkonzept des kommunalen Marketing
vereinigen sich ganz bestimmte Aspekte sowohl des Marketing öffentlicher Unternehmen,
des Marketing öffentlicher Güter, des nicht-kommerziellen Marketing wie auch des
Dienstleistungsmarketing."
Es gilt die Standortofferte optimal zu vermarkten. Die Kommune verfügt über ein
Konglomerat von Standortofferten (Standortmix). Die Standorte sollen nutzerorientiert
ausgerichtet werden. Das Marketing will die Attraktivität der Städte, Gemeinden etc. nach
innen und außen für Bevölkerung und Wirtschaft steigern und Informationsdefizite
ausgleichen.
Regionalmarketing
MANSCHWETUS, H. (1995, S. 39) definiert „Regionalmarketing als ein marktorientiertes
Steuerungskonzept zur Entwicklung von Regionen. Es hat die Gestaltung der Beziehungen
zwischen Regionen und ihren Marktpartnern zum Gegenstand."
Die zunehmende Standortkonkurrenz erschafft zunehmend Probleme mit dem Umland. Das
Regionalmarketing hingegen macht aus der Konkurrenz zwischen den Standorten bzw.
einzelnen Kommunen einen Erfolgsfaktor und kreiert einen Mix der Standortofferte. Dieser
Mix dient auch als Imageträger des Gebietes. Die Region verfügt nun über eine Vielfalt an
Nutzungsmöglichkeiten.
14
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass die „regionale" Regionalpolitik zunehmend an
Bedeutung gewinnt. MARTENS, D. (1980, S. 267) legt ihr einen neuen Regionsbegriff
zugrunde: „Die Abgrenzung einer Region beruht hier nicht nur auf ökonomisch oder
funktional
bestimmten
Homogenitätskriterien,
Abgrenzungskriterien
wie
sondern
sprachlich-ethnische,
sie
berücksichtigt
kulturelle
oder
auch
historische
Gemeinsamkeiten". Besonders ausschlaggebend ist das Vorhandensein einer "regionalen
Identität" bzw. eines „Regionalbewusstseins". Eine wichtige Rolle nimmt auch die
„endogene" Regionalentwicklung im Zusammenhang mit der zunehmenden Vertiefung
regionaler Disparitäten ein.
V.
Marketing und Management in der Raumordnung und -planung
(Planungsmarketing)
Marketing in der Raumordnung und Raumplanung entspricht also einem Ausdruck eines
neuen Verständnisses. Wie bereits erwähnt gilt es die Raumplanung stärker adressaten- und
somit öffentlichkeits- und betroffenenbezogen durchzuführen. Den Planungsinstitutionen soll
eine veränderte Rollenfunktion zugewiesen werden und das Marketing soll für die
Planungsprodukte hinsichtlich der Zielgruppen ausgebaut werden. Die Übertragung des
Marketing und Management auf die Raumordnung vollzieht sich dabei vor dem Hintergrund
von
Deregulierungstendenzen,
sich
verknappenden
öffentlichen
Ressourcen
und
wachsenden Akzeptanzdefizite gegenüber den Planungsleistungen.
1. Hintergründe und Charakteristik eines notwendigen Ausbaus
Im Gegensatz zur Privatwirtschaft war die räumliche Planung bisher überwiegend
angebotsorientiert. Die Informations- und Akzeptanzdefizite ihrer Zielgruppen führen jedoch
zunehmend zu einer Notwendigkeit des Ausbaus der Nachfrage- bzw. Marktorientierung,
sowie zu einer Einführung des Marketinggedankens in der Leistungserstellung.
Das Planungsmarketing baut laut MAIER, J. und WEBER, W. (1995) auf folgenden drei
Prämissen auf:

Die Planungsinstitution muss über materielle, immaterielle sowie personelle Ressourcen
verfügen.

Sie muss auf der Basis ihrer Ressourcen Produkte entwickeln und präsentieren.

Sie übernimmt die Kommunikations- und Distributionspolitik für ihre Leistungen an die
Zielgruppen bzw. Ansprechpartner.
MAIER, J. und WEBER. W. (1995, S. 716) definieren Planungsmarketing demnach mit
folgenden Worten: „Der Begriff des Planungsmarketing umfasst die systematische Analyse,
15
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Planung, Durchführung und Kontrolle sorgfältig ausgearbeiteter planerischer Produkte, deren
Zweck es ist, freiwillige Austauschbeziehungen mit den Zielgruppen zu realisieren und somit
das Erreichen der Planungsziele zu ermöglichen." Das Ziel der Planung soll darin bestehen
die
Realisierungsstrategien
auf
die
Informations-
und
Akzeptanzdefizite
der
„Planungsbetroffenen" auszurichten und soweit als möglich deren Bedarfsstrukturen in die
Planungsüberlegungen mit einzubeziehen. Marketing in diesem Sinne wird als die
Hervorbringung bedarfsorientierter Planungsprodukte und deren Vermarktung bei den
Zielgruppen verstanden.
2. Handlungsbedarfe für ein Marketing im Bereich der räumlichen Planung
Heutzutage befindet sich die Raumplanung in einer Phase der Umorientierung. Hierbei
besteht auf allen Ebenen die Möglichkeit, das bisher im Vordergrund stehende verwaltende
Planen durch ein aktives regional- und kommunalpolitisches Engagement zu ergänzen. Die
Raumplanung ist immer mehr mit einer materiellen und institutionellen Konkurrenzsituation
konfrontiert, daher ist es zunehmend von Bedeutung die räumlichen Planung diesen neuen
Angebots-, Nachfrage- und daher Markt- und Wettbewerbsmechanismen anzupassen. So
sollte zum Beispiel das Leistungsspektrum verstärkt nach außen getragen werden.
Bei der Raumordnung und Raumplanung lassen sich drei Nachfragekonstellationen
unterscheiden, die die Handlungsbedarfe für den Einsatz von Marketing und Management
verdeutlichen:

„negative Nachfrage": ein Großteil der Zielgruppe steht dem Produkt bzw. der
Dienstleistung eher zurückhaltend gegenüber.

fehlende Nachfrage: die Adressaten der Planung weisen über deren Produkt
Informationsdefizite auf bzw. sie erkennen als Interessensgruppe den Wert der
planerischen Angebote nicht.

latente Nachfrage: bei einer bedeutenden Anzahl an Personen besteht ein Bedarf, aber
dieser wird durch das vorhanden Planungsangebot nicht erfüllt. Sie bietet eine Chance
für die Planung jene Angebote zu entwickeln, die in marktorientierter Hinsicht auf ein
umfangreiches Nachfragepotential treffen.
Somit
ergeben
sich
auf
der
institutionellen
Ebene
der
Raumplanung
vier
Handlungsbedarfe:

Ein notwendiger Aufbau eines querschnittsorientierten und sektoralen Informations- und
Marktforschungssystems, in dem die Erfassung und Bewertung raumrelevanter
Strukturen, Prozesse und Konflikt von zentraler Bedeutung ist.
16
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing

Die Erfassung der Informations- und Handlungsbedarfe der unterschiedlichen Ziel- und
Interessensgruppen.

Eine marktorientierte Produkt- und Leistungspolitik der Planung, nicht zuletzt im Hinblick
auf den Wettbewerb zwischen den Regionen und den Gemeinden.

Eine ergänzende zielgruppenorientierte Kommunikationspolitik, die Informationsdefizite
der Adressaten aufgreift und mit geeigneten Distributionsinstrumenten behebt.
3. Entwicklungslinien des Planungsmarketing
Impulse zur Übertragung marktwirtschaftlich orientierter Konzepte gingen etwa in den
achtziger
Jahren
insbesondere
von
Wirtschaftsverwaltungen
mit
eigen-
und/oder
gemeinwirtschaftlichen Aufgabenstellungen aus. Auch Verwaltungen der kommunalen
Gebietskörperschaften etwa im Bereich des Standort- und Imagemarketing hatten Interesse
an der Übertragung. Das Marketing in der
öffentlichen Verwaltung dient einerseits als
Grundlage eines Kooperations- und Kommunikationssystems zwischen Staat und Bürger
und andererseits der Gestaltung beschaffender und absetzender Marktaktivitäten mit deren
Hilfe eine leistungsfähige öffentliche Unternehmensführung und -politik ermöglicht wird.
Weiters zeichnet sich ein zunehmender Einfluss sich verändernder Rahmenbedingungen ab,
die den Ausbau der Nachfrageorientierung durch den Einsatz der Instrumente des
Planungsmarketing erforderlich macht. Dazu zählen:

Der gesellschaftliche Wertewandel und damit verbunden eine Veränderung des
Demokratieverständnisses,
einhergehend mit dem
Bedarf
nach einer
an den
Planungsbetroffenen orientierten, partizipativen Ausrichtung des planerischen Handelns.

Ein unzureichender Informationsstand der Öffentlichkeit und der Zielgruppen der Planung
über deren Ziele, Inhalte, Produkte, Sinnhaftigkeit und Werte.

Die zunehmende kritische Hinterfragung planerischer Maßnahmen bei den Bürgern
(Akzeptanzdefizite und unreflektierte Meinungshaltungen auf Basis unzureichender
objektiver Detailkenntnisse).
Planungsmarketing erhält eine Funktion und Qualität, die über eine öffentlichkeitswirksame
Informations- und Kommunikationspolitik hinausgeht: Marketing stellt vielmehr eine
Handlungsphilosophie dar, die den Zweck erfüllt, einen Raum antizipativ und aktiv zu
gestalten. Dabei wird gefordert, dass die marktorientierte Landes-, Regional- und
Kommunalplanung bzw. -politik vierstufig vorgehen soll:

Analyse und Darstellung des planerischen Produktes.

Analyse der Angebots- und Konkurrenzsituation für dieses Produkt zum Zweck seiner
Abstimmung mit den vorhandenen raumordnungspolitischen Zielen und Grundsätzen.
17
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing

Analyse der Nachfragestruktur nach dem Planungsprodukt zur Verhinderung von
Fehlleitung öffentlicher Investitionsmittel.

Vermarktung im Sinne der Planungsrealisierung zur Erhöhung des Zielerreichungs- und
Wirkungsgrades.
Der Rückgriff auf die vom privatwirtschaftlichen Marketing erarbeiteten Instrumentarien,
angepasst an die Besonderheiten des Marktes für öffentliche Güter, wird durch
verschiedenste Argumente begründet. Die Zielsetzung des Planungsmarketing lautet, die
Akzeptanz sowie die Kooperation und Kommunikation der Planung mit der Öffentlichkeit
(den Betroffenen) zu steigern und damit eine Erhöhung der Identifikation regionaler und
kommunaler
Gruppen
mit
planungsbezogenen
Sachfragen,
Problemkreisen
und
Regelmechanismen zu erreichen. Dabei soll die Nutzenstiftung von Maßnahmen des NonProfit-Bereichs in der Vordergrund gerückt werden.
4. Der Planungsprozess
Der Planung des Marketing kommt aufgrund der wachsenden Dynamik und Komplexität des
Umwelt- und Unternehmensgeschehens eine zentrale Bedeutung zu. Mit Hilfe von flexiblen
Konzepten wird es möglich schneller auf die rasch ändernden Bedingungen zu reagieren.
Unter der Marketing-Planung versteht man das systematische und rationale Durchdringen
des künftigen Markt- und Unternehmensgeschehen mit dem Zweck, daraus Richtlinien für
das Verhalten im Marktbereich abzuleiten (NIESCHLAG, R., DICHTL, E., HÖRSCHGEN, H.,
1994). Bei diesem Prozess können drei logisch und chronologisch differenzierbare Phasen
unterschieden werden:

Situationsanalyse: hierbei wird die gegenwärtige und zukünftige Situation des
Unternehmens, seines Marktes und seines Umfeldes vorgenommen.

Im Anschluss daran erfolgt die Ziel- und Strategieplanung. Es gilt Ziele festzulegen und
Strategien zu deren Erreichung zu generieren.

Maßnahmenplanung:
im
Abschluss
der
Marketing-Planung
wird
die
Instrumentenkombination festgelegt, die die bestmögliche Umsetzung der Strategien im
Hinblick auf die Zielerreichung gewähren soll.
In der Literatur und Praxis wird zwischen strategischer und operativer bzw. taktischer
Maßnahmenplanung differenziert. Während sich die strategische Marketingplanung mit den
strategischen Geschäftseinheiten (SGE), Produkten oder Produktgruppen beschäftigt, ist der
Gegenstand
der
operativen
Marketingplanung
Marketinginstrumente.
18
die
konkrete
Ausgestaltung
der
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
SITUATIONSANALYSE
Umweltanalyse
Wirtschaft
Politik
Technologie
Recht
Kultur
Gesellschaft
Marktanalyse
Konkurrierende Organisationen
Klienten
Vermittler
Eigene Organisation
Ist-Analyse
Prognose
Planung einer Social Marketing-Strategie
Philosophie der Organisation
Soziale Aufgaben und Ziele
Marktabgrenzung und -wahl Marktteilnehmer
Marketingbudget
Organisationsstruktur
Instrumentalstrategien
Social Marketing-Maßnahmen
Produkt
Kommunikation
Distribution
Preis
Koordination von Social Marketing-Aktivitäten
Organisation
Personal
Kontrolle
Social Marketing-Ergebnis
Marktbezogene Ziele
Organisationsinterne Ziele
Abb.2: Der Planungsprozess des Social Marketing, Quelle: MEFFERT, H. (1998, S. 1188)
Selbstverständlich ist die Durchführung des Planungsprozesses nicht nur im klassischen
Marketing sondern auch beim Marketing in der Raumordnung und -planung von Bedeutung.
Im Rahmen der Situationsanalyse erfolgt eine umfassende Umwelt- und Marktanalyse zur
Bestimmung der jetzigen und Prognose der zukünftigen Situation. Im nächsten Schritt kommt
es zur Planung der Marketing-Strategie. Bei den Zielen des Social Marketing unterscheidet
man Formal- und Sachziele, wobei letztgenannte bei nicht-kommerziellen Organisationen
dominieren. Die Auseinandersetzung mit den Formalzielen, die eng mit den ökonomischen
Zielen Gewinn, Rentabilität und Sicherheit korrelieren, dient meist dazu die Erfüllung der
Sachziele (zum Beispiel die Veränderung von Einstellungen und Handlungen der
Zielgruppen etc.) zu gewährleisten. Weiters sind im Social Marketing strategische
19
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Entscheidungen zu treffen, wie zum Beispiel die Festlegung der zu bearbeitenden Märkte.
Darüberhinaus soll die Form der Kundenbearbeitung, Konkurrenzbeziehungen und
Absatzmittlerorientierung bestimmt und die Schwerpunkte im Einsatz der Marketinginstrumente
gesetzt
werden.
Darauf
aufbauend
ist
der
konkrete
Einsatz
der
Marketinginstrumente zu planen. Im letzten Schritt erfolgt die Umsetzung und Durchsetzung
des Marketingkonzeptes in der Organisation und am Markt. Zur Durchsetzung der
entwickelten Marketingprogramme sind vor allem die organisatorischen und personellen
Anforderungen zu präzisieren, sowie ein Kontrollsystem zu implementieren. Weicht das
Marketing-Ergebnis von der Zielvorstellung ab, ist erneut bei der Planung der MarketingStrategie anzusetzen.
Marktsegmentierung
Die Marktsegmentierung ist eines der am meisten diskutierten Konzepte des Marketing.
Erste Beiträge gab es bereits in den 1950er Jahren. Unter Marktsegmentierung wird die
Aufteilung eines Gesamtmarktes in bezüglich ihrer Marktreaktion intern homogene und
untereinander heterogene Untergruppen (Marktsegmente) verstanden. Die Bearbeitung
eines oder mehrerer dieser Segmente fällt auch unter diesen Begriff (MEFFERT, H., 1998).
Es stellt ein integriertes Konzept der Markterfassung und Marktbearbeitung dar. Durch sie
wird
auch
die
Prognose
von
Marktentwicklungen
und
die
Herleitung
von
Marktreaktionsfunktionen erleichtert. Die Abgrenzung hat nach sachlichen, personellen,
räumlichen und zeitlichen Kriterien zu erfolgen. Wichtig ist die Auswahl geeigneter
Segmentierungskriterien, die nicht einfach ist.
Besonderheiten im Planungsmarketing:
Für die Erstellung, Anpassung bzw. Verbesserung des Planungsangebotes ist die Analyse
der
Nachfrageseite von zentraler
Bedeutung.
Das Ziel ist es, den Bedarf
an
Planungsdienstleistungen für unterschiedliche Gruppen und zeitlicher Fristigkeit zu ermitteln.
Dabei ist zu beachten, dass die Zielgruppen sehr heterogen sind, und somit eine generelle
Marktsegmentierung im Sinne einer homogenen Gruppenbildung kaum sinnvoll ist. Besser
wäre es sie durch Analysen im Rahmen des konkreten Planungsfalls zu ersetzen.
5. Instrumente des klassischen Marketing und Planungsmarketing im Vergleich
Wie bereits beschrieben, ist die Maßnahmenplanung für die Wahl und Kombination der
Marketinginstrumente zuständig. Mit Hilfe der Literatur (unter anderem MEFFERT, H., 1998,
KOTLER, P. und ZALTMAN, G., 1971, MAIER, J. und WEBER, W., 1995) wurden die
einzelnen Instrumente des Marketing bezüglich der Bereiche klassisches, Social und
Planungsmarketing miteinander verglichen und die Besonderheiten des Planungsmarketing
herausgearbeitet. Im wesentlichen können vier Instrumente unterschieden werden:
20
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Produkt- und programmpolitische Entscheidungen
Allgemeines:
Die Produkt- und Programmpolitik stellt einen der zentralen Parameter der Marketingpolitik
jeder Unternehmung dar. Sie umfasst alle Entscheidungstatbestände, die sich auf die
marktgerechte Gestaltung aller vom Unternehmen im Absatzmarkt angebotenen Leistungen
beziehen. Die attraktive Gestaltung des Absatzprogrammes ist für die Überlebensfähigkeit
der Unternehmung von zentraler Bedeutung. Man unterscheidet prinzipiell zwischen
ökonomischen und psychographischen Zielen.
Besonderheiten im Social Marketing
Die Entscheidungen können sich sowohl auf materielle und immaterielle Leistungen
beziehen, die zur Erfüllung sozialer Bedürfnisse geeignet sind. Dazu zählen Sachgüter,
Dienstleistungen, Ideen, geistige und ideelle Werte.
Besonderheiten im Planungsmarketing
Die Produkt- bzw. Leistungspolitik soll ein Angebot sicherstellen, das sich sowohl an den
Bedürfnissen der Bevölkerung als auch an raumordnungspolitischen Grundsätzen und
Zielvorstellungen orientiert. Eine wesentliche Einflussgröße stellt hier die Verfügbarkeit
monetärer und personeller Ressourcen dar. Meist handelt es sich um ein Bündel von
Leistungen. Es geht darum das äußere Gestaltungsbild des Raumes zu pflegen und den
Anforderungsprofilen der unterschiedlichen Zielgruppen passend zu begegnen. Zu den
Gestaltungsmaßnahmen zählen unter anderem die Infrastruktur, öffentliche Verkehrsmittel,
Bildungseinrichtungen u.s.w.
Kontrahierungspolitische Entscheidungen
Allgemeines
Der Kontrahierungsmix umfasst alle vertraglich fixierten Vereinbarungen über das Entgelt
des Leistungsangebotes. Die kontrahierungspolitischen Entscheidungen sind relativ
kurzfristig variierbar. Ein Kauf - oder besser gesagt Austausch - kommt dann zustande, wenn
der Nettonutzen - sprich die Differenz zwischen dem Produktnutzen und dem Produktpreis positiv ist und über jenen der Konkurrenzangebote liegt. Im klassischen Marketingansatz ist
Gewinnmaximierung meist das oberste Ziel. Weiters ist die Gewinnung von Marktanteilen,
Ausschaltung der Konkurrenz sowie Arbeitsplatzsicherung u. ä. von Bedeutung. Bei der
Konditionenpolitik wird über Rabatte, Absatzkredite, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen
entschieden.
Besonderheiten im Social Marketing
Im
nicht-kommerziellen
Bereich
scheint
es
zutreffender
die
Preispolitik
als
Gegenleistungspolitik zu bezeichnen, da neben den monetären auch nicht-monetäre
Entgelte,
wie
Zeitaufwand,
Unannehmlichkeiten
21
und
psychische
Belastungen
als
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Gegenleistung für die angebotene Leistung zu berücksichtigen sind. Nicht-kommerzielle
Organisationen verfolgen als Ziel häufig Kostenbeteiligungen, Nachfragebelebung bzw.
-dämpfung an. Ein typisches Beispiel für Kostenbeteiligung wäre z. B. die Erhebung von
Gebühren durch Behörden.
Besonderheiten im Planungsmarketing
Die Güter werden meist von den Standorten ohne direkte Gegenleistung bereitgestellt und
indirekt über das Steueraufkommen bzw. Gebühren und Umlagen finanziert. Es stellt sich
jedoch die Frage, ob die bisherige Praxis meist unentgeltlicher Planungsleistungen langfristig
aufrechtzuerhalten ist, da eine zunehmende Knappheit öffentlicher Finanzierungsspielräume
auftritt. Daraus resultiert die Notwendigkeit neue Wege der gemeinsamen Projektrealisierung
zwischen öffentlichen und privatwirtschaftlichen Investoren im Zuge der Public-Private
Partnership einzuschlagen.
Kommunikationspolitische Entscheidungen
Allgemeines
Die
Auswahl
und
Gestaltung
der
Instrumente
haben
sich
innerhalb
der
Kommunikationspolitik erheblich gewandelt. Neue Instrumente sind dazugekommen, neue
Kommunikationstechnologien wie Internet, Multimedia u. ä. gewinnen an Bedeutung und
klassische Instrumente wie z. B. die Werbung spezialisieren sich zunehmend. Auch hier
unterscheidet man zwischen ökonomischen (Gewinn, Umsatz...) und psychographischen
(Firmenbekanntheit, Images...) Zielen. Weiters wird nach unterschiedlichen Zielgruppen
differenziert
und
darauf
aufbauend
erfolgt
die
weitere
Planung
der
Werbung,
die
Kommunikationsaktivitäten.
Zu
den
Kommunikationsinstrumenten
zählen
die
klassische
Verkaufsförderung, Public Relations, Direkt-Kommunikation, Sponsoring, Event-Marketing,
Messen und Ausstellungen. In jüngster Zeit nimmt auch die Multimedia-Kommunikation eine
immer wichtigere Rolle ein. Das Optimum ist dann erreicht, wenn der Zielerreichungsgrad
durch eine Umgestaltung des Einsatzes der Kommunikationsinstrumente nicht mehr zu
verbessern ist.
Besonderheiten im Social Marketing
Im Social Marketing kommt diesem Instrument eine zentrale Bedeutung zu. Die
Kommunikationspolitik
dient
zur
Übermittlung
von
Ideen,
Informationen
und
Bekanntmachungen. Ein weiterer Nutzen ist die Gewinnung und Erhaltung von Vertrauen.
Besonderheiten im Planungsmarketing
Die Produkte der Raumplanung werden am Markt meist unterbewertet. Daher kann die
Kommunikationspolitik mittels Informationsmarketing dazu beitragen, die Ergebnisse der
interessierten Öffentlichkeit zu unterbreiten. Zwar sind die Ausgaben für Werbung und
22
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Öffentlichkeitsarbeit staatlicher Institutionen im Steigen, aber meist nur von einem
aktualistischen Entscheidungs- und Handlungsdruck geprägt. Kritisch zu erwähnen ist, dass
häufig nur das klassische Instrument der Werbung eingesetzt wird. Es sollten auch die
anderen Kommunikationsinstrumente wie Public Relations, Sponsoring u. ä. eingesetzt
werden. Der Einsatz dieser, soll zu einer verbesserten Kundenorientierung des
Leistungsangebotes sowie zu einer transparenten Darstellung der erbrachten Leistungen
führen. Professionelle Öffentlichkeitsarbeit hat eine hohe Bedeutung für die Akzeptanz.
Distributionspoltische Entscheidungen
Allgemeines
Hierbei sind Entscheidungen bezüglich des Systems der Absatzkanäle und des logistischen
Systems zu treffen. Sie umfassen alle Entscheidungen und Handlungen um die Transaktion
der Leistung vom Hersteller zum Endkäufer zu fördern. Die Distributionspolitik beinhaltet die
Formulierung der Distributionsziele, die Ableitung von Strategien im Absatzkanal und im
logistischen System. Darüber hinaus übernimmt sie die Aufgabe der Planung, Durchführung
und Kontrolle aller Maßnahmen zu zielkonformen Gestaltung der Distributionsprozesse.
Besonderheiten im Social Marketing
Auch im Social Marketing geht es um Entscheidungen, die den Austauschprozess zwischen
der Organisation und der (den) Zielgruppe(n) herbeiführen und unterstützen. Es gilt die
Produkte - welcher Art auch immer - im richtigen Zustand, am richtigen Ort, in der richtigen
Menge zur richtigen Zeit bereitzustellen.
Besonderheiten im Planungsmarketing
Die Distributionspolitik in diesem Bereich behandelt die Frage der räumlichen Verteilung der
Planungsprodukte. Bei der planenden Verwaltung ist dieses Instrument von untergeordneter
Bedeutung, wenn entsprechende Zielgruppenkonzepte im Falle der Abstimmung der
Planung auf unterschiedlichen Gruppen im jeweiligen räumlichen Planungsbezug vorliegen,
wie zum Beispiel Bürgerinformationsbüros, Regionalmanager und -betreuer.
VI.
Konzeptionelle Probleme bei der Übertragung
Die Übertragung des klassischen Marketing und Management auf Fragen der Raumordnung
und -planung gelingt jedoch nicht immer ohne Schwierigkeiten. In der Literatur werden im
Hinblick auf konzeptionelle Probleme, die sich bei der Anwendung des Marketing auf
Belange von Standorten ergeben, drei problematische Themenfelder behandelt. Neben den
Markt- und Austauschprozessen gibt es vor allem bei der Frage des Produktbegriffes und
den Instrumentarbereichen konzeptionelle Unschärfen.
23
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
1. Markt- und Austauschprozesse
Bei KOTLER, P., (1978, S. 5) heißt es: „Der Austausch ist der zentrale Begriff des
Marketing." Es werden von einer Organisation bestimmte Ressourcen von anderen Gruppen,
Personen bzw. Organisationen übernommen und in nützliche Produkte umgewandelt. Diese
werden anschließend in Form von Gegenständen, Dienstleistungen, Tätigkeiten, Personen
oder Ideen an die Marktpartner abgegeben.
Für Organisationen kommen im wesentlichen vier Möglichkeiten in Frage, den benötigten
Input zu decken:
a) durch Eigenproduktion
In diesem Fall tritt die Organisation nicht in einen Transaktionsprozess mit anderen
Organisationen/Personen sondern beschafft die Rohstoffe ohne außerbetriebliches Zutun.
b) durch Ausübung von legitimer oder illegitimer Macht
Behörden der Hoheitsverwaltung (z.B. Polizei, Finanzamt) verfügen über legitime Macht. Sie
können ihre Dienstleistungen durchführen, da sie über Steuern, die zwangsweise erhoben
werden, finanziert werden. Im Gegensatz dazu stehen kriminelle Organisationen (z.B. Mafia),
die ihren Ressourcenbedarf über illegitime Macht (Gewalt, Erpressung, Diebstahl) decken.
c) durch die freiwillige Überlassung von Ressourcen
In erster Linie ist in diesem Zusammenhang an Spenden bzw. Betteln zu denken. Der
Spender erhält, wie es KOTLER, P., (1978, S. 26) bezeichnet, „immaterielle Werte" (wie zum
Beispiel Selbstwertgefühl, Genugtuung). Es handelt sich jedoch um keinen (kommerziellen)
Tausch.
d) durch kommerzielle Austauschprozesse
Ein Austauschprozess ist durch drei in der Einleitung bereits angesprochenen Prinzipien
determiniert:

Gratifikationsprinzip
- Es wird die Zielbezogenheit menschlichen Handelns vorausgesetzt.
- Die Steuerung erfolgt durch Präferenzen und Verhaltensfolgeerwartungen.
- Es liegen Tauschobjekte von wechselseitigem Interesse vor.

Interaktionsprinzip
-
Es herrscht eine Aufgeschlossenheit und kommunikative Kompetenz für den
Austausch vor.

Es gibt mindestens zwei Parteien.
Souveränitätsprinzip
- Der Austausch basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit autonomer Parteien.
24
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Das unternehmerische Marketing kommt nur zur Anwendung, wenn die drei beschriebenen
Austauschbedingungen vorliegen. Dabei wird davon ausgegangen, dass das Unternehmen
mit der Umwelt in vielfältiger Leistungsverflechtung in Form von Austausch- bzw.
Transaktionsbeziehungen steht. Absatz und Beschaffung sind marktverbindliche Aktivitäten,
die als spiegelbildliche Transaktionssysteme bezeichnet werden. Stellt man die Beziehungen
zwischen Unternehmung und Markt in den Mittelpunkt, so ist unter Absatzgesichtspunkten
der „Markt" nicht nur der ökonomische Ort des Tausches, sondern er setzt sich aus allen
tatsächlichen und potentiellen Käufern eines Produktes zusammen. Im Marketingsystem
lässt sich der Markt nur sinnvoll aus der Sicht des Unternehmens ableiten. Es wird daher
auch vom relevanten Markt des Unternehmens gesprochen. In diesem System kommt dem
Markt eine klar definierte und operationalisierbare Aufgabe zu. Mit Hilfe des Marketing soll
die Wettbewerbsposition des Marketinganwenders verbessert werden. Das Unternehmen
wird vom Markt her geführt, wobei sowohl Informationen über die Wettbewerber als auch
über die Bedürfnisstruktur der Abnehmerschaft in die Entscheidungsfindung eingehen.
Marketingsystem und Marktwirtschaft sind unter diesem Blickwinkel unzertrennbar
miteinander verknüpft.
Problematisch wird die Anwendung des Marketinggedankens durch die Herauslösung aus
diesem Systemzusammenhang und die Anwendung auf alle oben angesprochenen Formen
der
Ressourcenbeschaffung.
Marketing
von
Organisationen,
die
nicht
unter
Wettbewerbsbedingungen ihr Leistungsangebot erstellen und abgeben, sondern durch
Ausübung von legitimer Macht, reduziert sich im wesentlichen auf Öffentlichkeitsarbeit.
Marketing als Führungskonzeption vom Markt her kann in diesen Fällen nicht greifen, da ein
relevanter Markt im obigen Sinne nicht existiert.
TÖPFER, A./BRAUN G. E. (1989, S. 20) stellen daher fest, dass „umfassendes
Marketingdenken tendenziell
dann
an
Bedeutung
verliert,
wenn Institutionen
der
Hoheitsverwaltung betrachtet werden. Beruhen die Austauschbeziehungen zwischen
Verwaltung und Betroffenen auf den Elementen des Zwanges und der Unterordnung, seien
lediglich
Teilaspekte
des
Marketing
zu
verwirklichen
wie
z.
B.
Strategien
der
Kommunikationspolitik. Es stellt sich jedoch die Frage, warum für derartige Aktionen der
Marketingbegriff bemüht werden muss. Warum können diese Maßnahmen nicht als das
bezeichnet werden, was sie sind: z. B. Öffentlichkeitsarbeit oder Aufklärungskampagnen? Es
ist nicht klar zu erkennen, welche analytischen oder methodischen Vorteile mit der
Anwendung des Marketingbegriffs in diesen Fällen verbunden sind."
25
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
GERBER, M., (1991, S. 41) meint hierzu, dass „Marketing nicht zwangsläufig durch den
Tausch von Geld gegen ein Produkt gekennzeichnet sein muss.“ In der Abb. 3 werden
Beispiele möglicher Austauschbeziehungen von Non-Profit-Organisationen mit ihren
jeweiligen Aktionspartnern gezeigt.
Dienstleistungen
staatliche
Organisation
(Behörde)
Spendenorganisation
Staatsbürger
Steuern, Gebühren
psychische Entlastung,
Prestige (Information)
Spender
Spendenmittel
Interessensvertretung
Beratung,
Standesvertretung
Mitglied
Beitragsleistungen
politische
Partei
soziale Ideen,
Dienstleistungen
Wahlberechtigter
Wahlentscheidung
Abb. 3: Beispiele möglicher Austauschbeziehungen von Non-Profit-Organisationen
Quelle: HASITSCHKA, W., HRUSCHKA, H., (1982, S. 10)
Wie bereits erwähnt sind Nachfrage und Wettbewerb Voraussetzung um Marketing betreiben
zu können. Deshalb kann der Marketingansatz auch nur in öffentlichen Unternehmen oder
staatlichen Verwaltungen/Gebietskörperschaften, die einem Wettbewerb ausgesetzt sind,
Verbreitung finden. Fehlt diese Vorraussetzung, verkümmert Marketing zu einem
Wunschdenken einer bürger- (adressaten-)orientierten Denkhaltung.
26
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Im Detail versteht man in diesem Zusammenhang unter Wettbewerb die Existenz eines
Marktes: Es muss zum Austausch von Ressourcen, Gütern, Dienstleistungen kommen.
Weiters wird die Existenz von Interessensgruppen vorausgesetzt, die den Markt gestalten.
Die Marketing-Konzeption in Non-Profit-Organisationen hat die gleichen Intentionen wie in
erwerbswirtschaftlichen Unternehmungen: die Austauschbeziehungen zum Konsumenten
sollen gefördert werden, in dem die Wünsche und Interessen des Aktionspartners zum
Maßstab der Unternehmens- bzw. Organisationspolitik erhoben werden. Die formale
Ähnlichkeit steht allerdings einer unterschiedlichen inhaltlichen Ausgestaltung, wie z. B. bei
den Zielen, Zielgruppen, dem Angebot sowie den Instrumenten gegenüber.
Die Meinung darüber, dass Wettbewerb die notwendige Bedingung für den Einsatz von
Marketing sei, wird nicht von allen Autoren geteilt. Mit Blick auf das Marketing im
kommunalen Bereich führen TÖPFER, A./MÜLLER, R. (1988, S. 744) aus, „dass es nicht nur
unter Wettbewerbsbedingungen, sondern auch in einer Oligopol- oder Monopolsituation
eingesetzt werden kann." Dadurch ergeben sich gleich zwei Widersprüche: Durch die
Marktform des Oligopols wird wiederum eine Wettbewerbssituation miteinbegriffen,
andererseits soll die Wettbewerbssituation die Basis für ein vernünftig betriebenes Marketing
darstellen.
Auch SCHNEIDERS, U., (1993, S. 50) Betrachtung dieses Problems führte zu keiner
konkreten
Erklärung:
sie
bezweifelt,
dass
„Marketing
in
Fällen,
in
denen
das
Souveränitätsprinzip nicht gegeben ist, überhaupt praktiziert werden kann." Trotz dieser
Zweifel spricht sie sich aber nicht gegen eine Anwendung des Marketing in solchen Fällen,
aus.
MANSCHWETUS, U., meint hierzu, „dass nicht die Art der Organisation (privates
Unternehmen,
Gebietskörperschaft,
Verbände
etc.)
die
Sinnhaftigkeit
des
Marketingeinsatzes bestimmt, sondern das strukturelle Umfeld, in der die Leistungserstellung
stattfindet. Marketing kann immer nur dann zum Einsatz kommen, wenn auf einem
relevanten Markt mehrere Organisationen mit ihrem Leistungsangebot konkurrieren."
Trotz dieser in der Theorie nahezu problemlos zu vollziehenden Übertragung des
unternehmerischen Marketingkonzepts auf den Non-Profit-Bereich, bestehen in der Praxis
noch große Unterschiede zwischen kommerziellem und Non-Profit-Marketing. Dies bezieht
sich vor allem auf die Übertragung von Marketing auf den Bereich der öffentlichen
Verwaltungen. Relativ gut funktioniert die Übertragung in jenen öffentlichen Unternehmen,
die prinzipiell auch erwerbswirtschaftlich gesteuert werden können (z.B. in Deutschland:
Spar-
und Bausparkassen). Auch
politische, kulturelle,
27
und soziale Non-Profit-
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Organisationen weisen zum Teil schon eine lange Tradition marketingähnlicher Aktivitäten
auf.
2. Produktbegriff
Bei der Analyse der theoretischen Beiträge über den Einsatz von Marketing im staatlichen
und kommunalen Bereich unter der Fragestellung, welches Tauschobjekt zu Grunde gelegt
wurde, zeigt sich - wie bereits erwähnt, dass kein einheitlicher Produktbegriff existiert. Einige
Autoren gehen von dem in der Wohlfahrtsökonomie bekannten Konzept des öffentlichen
Gutes aus. Diese Güter werden von juristischen Personen des öffentlichen Rechts zu Lasten
eines öffentlichen Budgets bereitgestellt. Sie sind dadurch charakterisiert, dass niemand von
dem Genuss des Gutes ausgeschlossen werden kann und dass es zu keinen Rivalitäten um
das Gut kommt.
Öffentliche Güter werden häufig nach bestimmten Kriterien differenziert. So können
spezifische
öffentliche
Güter,
die
ausschließlich
in
den
Bereich
der
staatlichen
Leistungserstellung fallen (z.B. Rechts- und Polizeiwesen), von sogenannten meritorischen
Gütern (z.B. Gesundheitswesen) unterschieden werden. Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit von öffentlichen Gütern liegt in der Differenzierung zwischen Kollektiv- und
Individualgüter, die aber zu keinem befriedigenden Ergebnis führt. Kollektivgüter (z. B.
öffentliche Parkanlagen, Straßen) sind dadurch charakterisiert, dass von ihrer Nutzung
niemand ausgeschlossen werden kann und keine direkten Gegenleistungen erbracht werden
müssen. Für Individualgüter (z. B. Angebot der Verkehrsbetriebe) ist in der Regel eine
Gebühr oder ein Preis zu entrichten. Während im Individualgüterbereich eine Anwendung
des
Marketing
grundsätzlich
möglich
ist,
nehmen
die
Einsatzmöglichkeiten
mit
zunehmendem Kollektivcharakter öffentlicher Aufgaben ab. Es gibt keinen Wettbewerb und
damit auch keinen ökonomischen Zwang, der als Motor für die Implementierung des
Marketing bei Kollektivgütern dienen könnte.
Grundsätzlich ist das Konzept öffentlicher Güter für die Belange des Stadt- bzw.
Regionalmarketing wenig fruchtbar. Daran ändert auch eine differenzierte Betrachtung nach
meritorischen oder Individual- und Kollektivgütern wenig. Als Resümee kann festgehalten
werden, dass weder die Stadt/Region als ideales Gesamtprodukt, noch das Konzept der
öffentlichen
Güter
als
Ausgangsbasis
des
Produktbegriffes
geeignet
ist.
In
der
Privatwirtschaft entstehen Produkte als Ergebnis des Produktionsprozesses. In einer
Stadt/Region existieren jedoch keine vergleichbaren Produktionsprozesse, deshalb gibt es
auch keine Produkte, wie sie aus der Betriebswirtschaftslehre bekannt sind. Ein Produkt im
gewerblichen Sinne existiert auf kommunaler Ebene nicht. Deshalb ist es auch von Vorteil in
diesem Zusammenhang auf andere Begriffsdefinitionen zurückzugreifen. In der Literatur wird
28
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
des öfteren von „Leistungen oder Leistungsbereichen“, sowie von „relation-ship-marketing
oder
„Beziehungsmarketing"
gesprochen.
Im
Investitionsgüterbereich
und
beim
Dienstleistungsmarketing sind diese Ansätze besonders weit entwickelt. In diesen Bereichen
findet keine punktuelle Übertragung eines Produktes statt, sondern es handelt sich um eine
zeitlich ausgedehnte Sequenz von Transaktionen. Daher erhält die Anbieter-NachfragerBeziehung einen besonderen Stellenwert. Durch den Einsatz des Marketinginstrumentariums
werden neue Beziehungen angebahnt und die bestehenden Verbindungen stabilisiert. Die
Kunden sollen an die Firma gebunden werden.
Diese Auffassung lässt sich problemlos auf den kommunalen Kontext anwenden. Auch hier
geht es um die Gestaltung der Beziehungen zu relevanten Personen bzw. Organisationen,
von deren Entscheidungen die kommunale Entwicklung abhängt. Ziel der Region ist, die
Zufriedenheit der Kunden. Investoren sollten durch organisierte Anwerbung langfristig an die
Region gebunden werden. Gleiches gilt für die Zielgruppe Touristen. Auch in diesem Fall
kann das Ziel nur darin bestehen Urlauber zu gewinnen und diese nach Möglichkeit auch in
den Folgejahren wieder zu beherbergen.
Bei einer hier vorgeschlagenen Abkehr von einer zu schematischen Produktorientierung und
stärkeren Akzentuierung des Beziehungsaspektes besteht Gefahr, dass mit dieser
Sichtweise eine Reduzierung des Marketing auf die kommunikative Ebene stattfindet. Der
Kommunikationspolitik muss ohne Zweifel eine herausragende Stellung im Marketingsystem
zugebilligt werden. Ausschließlich mit kommunikativen Mitteln lassen sich jedoch kaum die
hier besonders interessierenden Standortentscheidungsprozesse beeinflussen. Zusätzlich
müssen
die
sachlichen
Voraussetzungen
in
der
Region
gegeben
sein,
damit
Standortentscheidungen zu ihren Gunsten stattfinden.
3. Besonderheiten der Marketinganwendung im staatlichen Kontext
Bei der Übertragung des Marketinggedankens auf Tätigkeiten von der Verwaltung und der
Behörden, ergeben sich eine Reihe von Problemen. Die Schwierigkeiten beginnen bereits
bei der Verwendung des Begriffes „Marketing", mit dem einige öffentlich Bedienstete eher
schmutzige Tricks und listige Verkaufsmethoden verbinden, als ein methodisches Vorgehen
zur Verbesserung der sozioökonomischen Lebensbedingungen. Weiterhin wird aufgezeigt,
welche Unterschiede zwischen Gebietskörperschaften und Unternehmen hinsichtlich des
Marketingansatzes von Bedeutung sind.

Marketingansatz in Behörden und Verwaltung
Generell verlangt die Ausübung des Marketing organisatorische Träger und individuelle
Akteure. Im unternehmerischen Bereich sind die Fazilitäten eindeutig. Das private
29
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Unternehmen kann als Träger bezeichnet werden in dem gewöhnlich Angestellte mit
Marketingaufgaben betraut sind. In großen Unternehmen ist eine organisatorische
Verankerung des Marketing von Nöten. Im engeren Sinne kann darunter die generelle
Regelung
absatzspezifischer
Aufgaben
verstanden
werden.
Im
weiteren
Sinne
-
entsprechend der Auffassung des Marketing als Führungskonzeption – können sämtliche
Strukturierungsprobleme der Gesamtunternehmung unter dem Primat der Markterfordernisse
verstanden werden. Die Mitglieder solcher Marketingorganisationen müssen zahlreichen
Ansprüchen gerecht werden. Besonders häufig werden in der einschlägigen Literatur
Begriffe wie Flexibilität, Kreativität und Innovationsbereitschaft genannt. Diese Eigenschaften
sind notwendig, damit sich die Organisation insgesamt an die sich typischerweise rasch
wandelnden Marktverhältnisse anpassen kann. Je schneller ein Unternehmen auf
veränderter Umfeldbedingungen in adäquater Weise reagiert, um so eher ist es in der Lage,
seine Wettbewerbssituation zu verbessern. Die Praxis zeigt, dass dies den einzelnen
Unternehmen mehr oder weniger gut gelingt. Generell kann man aber davon ausgehen, dass
das Marketingsystem funktioniert.
Die bisherigen Erfahrungen des Marketingeinsatzes im kommunalen und staatlichen Bereich
sind dagegen eher von Schwierigkeiten begleitet, die durch die strukturellen Besonderheiten
der Träger bedingt sind.
Im Bereich der öffentlichen Unternehmen funktioniert, wenn auch mit sehr unterschiedlicher
Intensität und Professionalität, die Anwendung des gesamten Marketinginstrumentariums
schon sehr gut. Die Marketing-Aktivitäten dienen primär der Erreichung zweier Ziele:
einerseits sollen öffentliche Unternehmen zumindest kostendeckend arbeiten, wenn möglich
auch Überschüsse erzielen, andererseits sollen sie die optimale Bedarfsdeckung der
Bevölkerung gewährleisten.
Die Instrumente der Kommunikationspolitik haben von je her bei öffentlichen Unternehmen,
wie auch im gesamten öffentlichen Bereich, eine große Bedeutung. Als distributionspolitische
Maßnahmen lassen sich die Dezentralisierung des Angebotes bzw. mobile Einrichtungen
anführen.
Bei den öffentlichen Verwaltungen hingegen haben laut GERBER, M., (1995, S. 51) „die
Forderungen nach einer stärker marketingorientierten Philosophie bislang wenig Resonanz
gefunden." Vor allem die fehlende Flexibilität und Autonomie des öffentlichen Sektors
werden als Manko angesehen. Grundsätzlich scheinen die Gesetzmäßigkeiten, nach denen
derartige Organisationen funktionieren, den Marketingeinsatz zu behindern.
30
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Das Marketingsystem unterliegt einer Außensteuerung, wobei der Markt der Impulsgeber ist.
Dieser zeichnet sich in der Regel durch eine hohe Dynamik aus. Es ist daher eine
kontinuierliche Anpassung an die sich ständig verändernden Marktgegebenheiten notwendig.
Der öffentliche Sektor unterliegt dagegen weitgehend einer Binnensteuerung. Die MarketingErfolgskomponenten Kreativität, Flexibilität und Innovationsbereitschaft sind in den
seltensten Fällen die charakteristischen Eigenschaften einer Behörde. Sie muss im
Gegensatz dazu hohe Verlässlichkeit des Verhaltens und ein großes Maß an Konformität mit
vorgegebenem Aktionsmuster anstreben. Das damit verbundene Konfliktpotential in bezug
auf den Marketinggedanken wird häufig unterschätzt bzw. nicht erkannt.
Als erschwerend für die Umsetzung der Marketingstrategie auf öffentliche Institutionen gilt
auch das in privatwirtschaftlichen Unternehmen herrschende Leistungsprinzip. Gewöhnlich
profitieren die mit Marketingaufgaben betrauten Mitarbeiter oder Führungskräfte vom Erfolg
der Maßnahmen in Form von Gehaltserhöhungen, Prämien oder Beförderungen. Im Falle
eines Misserfolges müssen sie mit Sanktionen rechnen, die im schlimmsten Fall den Verlust
des Arbeitsplatzes bedeuten. Sie haben somit ein Eigeninteresse an einem gelungenen
Einsatz des Marketinginstrumentariums. Vermittelt über diese Mechanismen herrscht in der
Privatwirtschaft persönliche Motivation vor, die sich mit den Interessen der Organisationen
(Unternehmen) in denen die Menschen arbeiten, decken. Anders bei den Beamten und
Angestellten im öffentlichen Dienst, wo das amtliche Leben in Form einer abgestuften
Karriere geplant ist und die Beförderungen nach dem Senioritätsprinzip erfolgen. Pensionen
und regelmäßig steigende Gehälter dienen als eine Entschädigung für diszipliniertes
Verhalten und Konformität mit dem offiziellen Reglement und weniger als Belohnung für
effiziente Arbeit. Die betroffenen Mitarbeiter können daher auch kein originäres Interesse an
einem erfolgreichen Marketingeinsatz entwickeln.
Eine Möglichkeit, den fehlenden materiellen Leistungsanreiz im Verwaltungssystem zu
kompensieren, bestünde in der Schulung der Beamten und Angestellten. Für eine
konsequente Einführung des Marketingsystems in den Verwaltungsapparat, müsste eine
Reform der Verwaltung unter kundenorientierten Gesichtspunkten stattfinden. Diese Reform
bringt aber eine Reihe von Änderungen mit sich, die bei den Beamten auf starken
Widerstand stoßen. Sie haben häufig homogene berufliche Interesse, da es wegen des
Senioritätsprinzips bei Beförderungen relativ wenig Konkurrenz zwischen ihnen gibt. Das
Klima ist durch informelle soziale Organisation charakterisiert, die dazu führt, eigene
Interessen zu verteidigen, statt den Kunden zu dienen. Im Marketingsystem gilt allerdings
noch immer das Motto: „Der Kunde ist König."
31
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Diese bürokratischen Mechanismen führen zu den praktischen Schwierigkeiten, den
Marketingansatz in Verwaltungsstrukturen zu etablieren. Das fehlende Leistungsprinzip und
die im Apparat angelegte „Binnenorientierung" kann nur durch Überzeugungsarbeit und
Schulungen kompensiert werden.
Langfristig gesehen ist es unumgänglich die Kernleistungen öffentlicher Betriebe durch
Zusatzleistungen zu komplexen Leistungsbündeln zu erweitern. Die Entwicklung dorthin lässt
sich in drei Phasen unterteilen:

Phase 1: Klassische Bürokratie - man orientiert sich wenig an den Bedürfnissen der
Bürger.

Phase 2: Dialog mit der Öffentlichkeit und den Kunden. Häufig werden CorporateIdentity Konzepte entwickelt. Aufmerksamkeit und Sympathie soll bei den Bürgern erzielt
werden.

Phase 3: Man entwickelt eine hohe Dienstleistungskompetenz. Man orientiert sich an den
Bedürfnissen der Kunden und an konkurrierenden Angeboten.
Trotzdem
wird
immer
wieder
die
Frage
aufgeworfen,
ob
die
Übertragung
der
Marketingaufgaben auf öffentliche Institutionen der geeignete Weg ist. Als Möglichkeit
erwägt man die Übertragung dieser Aufgaben auf privatrechtliche Unternehmen mit
kommunaler Beteiligung, entweder in Form von Wirtschaftsförderungsgesellschaften oder
speziellen Marketingorganisationen.
Die strukturellen Umfeldbedingungen für Marketing in staatlichen Einrichtungen könnten sich
in Zukunft allerdings verbessern. Die Reform der öffentlichen Verwaltung steht bereits seit
längerer Zeit am politischen Tagesprogramm. Wenn die in diesem Zusammenhang
geforderten Änderungen realisiert werden, dann ergäben sich auch für die Verankerung des
Marketing im staatlichen Sektor neue Perspektiven. Bis dahin scheint aber eine
privatrechtliche Organisationsform die geeignete Lösung zu sein.
4. Besonderheiten der Marketinganwendung im kommunalen Kontext
Im folgenden handelt es sich um eine Konzeption Marketing als ganzheitlicher Sektor auf
eine Stadt bzw. Region zu übertragen. Entscheidend für Konzepte einer Übertragung von
Marketing auf Städte bzw. Regionen ist nicht nur die konsequente Planung, Steuerung und
Kontrolle der Beziehungen einer Stadt/Region mit ihren Marktpartnern, sondern vor allem
ihre grundlegende Sichtweise: Die Stadt/Region als Produkt zu betrachten.
32
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Laut TIETZ, B., (1981, S. 60) ergeben sich bei einer konsequenten Anwendung des
Regional- bzw. Kommunalmarketing folgende Aufgaben:

Die Verbesserung der Entscheidungsgrundlagen für Politik und Verwaltung durch die
Methoden der Sozial- und Marktforschung,

die Neuorientierung des Aktionsinstrumentariums mit stärkerer Berücksichtigung der
eigenen Potentiale gegenüber der Anpassung an zentralistische Vorgaben,

die Neuorientierung des regionalen und kommunalen Managements durch die
Anpassung der politischen Entscheidungsprozesse, der Verwaltung und sonstiger mit ihr
verbundener Institutionen,

die Entwicklung der Technologien, mit denen das Gewollte auch umgesetzt werden kann.
Die Notwendigkeit von Marketing im kommunalen bzw. regionalen Bereich, wird durch eine
Reihe von Faktoren verstärkt:

Der zunehmenden nationalen und internationalen Konkurrenz der Städte und Regionen
um die Ansiedlung von Unternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen, qualifizierte
Arbeitskräfte, Touristen usw. und damit verbunden,

die Bemühungen, der zunehmenden Bedeutung der weichen Standortfaktoren für
Standortentscheidungen von Betrieben und Haushalten zu entsprechen, sowie

dem Streben nach einer Verringerung der Krisenanfälligkeit.
Als wesentliche Marketingziele einer kommunalen bzw. regionalen Marketing-Konzeption
ergeben sich dementsprechend:

Aufbau, Erhaltung oder Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit,

Erhöhung des Bekanntheitsgrades,

Aufbau, Korrektur und Pflege des Images, sowie

Steigerung der Attraktivität.
Diese Konzeptionen sind von ihren Zielsetzungen her damit wesentlich stärker nach außen
gerichtet als die zuvor beschriebenen Marketingbemühungen der öffentlichen Institutionen,
insbesondere der Verwaltungen. Die ganzheitliche Konzeption für eine Stadt oder Region
verfolgen darüber hinaus auch externe Ziele, hinter denen der Gedanke steht, die
Voraussetzungen für Anwerbung von Neubürgern, Touristen und Investoren im Bereich der
Wirtschaft zu verbessern, um so die kommunale bzw. regionale Wirtschaftskraft zu stärken.
33
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Die legitimierten und autorisierten Träger des Marketing im kommunalen und regionalen
Bereich sind zum einen die politischen bzw. öffentlichen Entscheidungsträger aus Parteien
und Verwaltung. Zum anderen spielen auch privatwirtschaftliche Entscheidungsträger aus
den verschiedenen gewerblichen Sektoren, Bürger und Gruppierungen eine wichtige Rolle.
Schwierig gestaltet sich, im Gegensatz zum klassischen Marketing, bei einer so großen Zahl
von Entscheidungsträgern, eine gemeinsame Zielsetzung. Eine koordinierte Planung ist
deshalb Voraussetzung für die Umsetzung der Vorhaben.
Es sind vor alle vier Komponenten die positiv erlebt werden müssen, um eine Stadt oder ein
Gebiet gut vermarkten zu können: Wirtschaft, Kultur, Umwelt und Freizeit sowie
Wissenschaft und Bildung. Gelingt es, diese Komponenten erfolgreich mit einzubeziehen,
kann ein positives Image für das Produkt erzielt werden.
Zwei weitere wichtige Eigenarten des kommunalen und regionalen Marketing dürfen auch
nicht unerwähnt bleiben: Zunächst einmal gibt es keinen relevanten Markt für eine
Stadt/Region. Das Produkt Stadt/Region wird als Ganzes in Abhängigkeit von den
Bedürfnissen spezifischer Zielgruppen auf einer Vielzahl von relevanten Märkten angeboten.
Räumliche und zeitliche Reichweiten können hierbei sehr unterschiedlich sein. Als letzte
Eigenart werden die unterschiedlichsten Transaktionsmöglichkeiten im kommunalen und
regionalen Marketing angesprochen. Es gibt sowohl kommerzielle Austauschbeziehungen
(z.B. Wirtschaftsförderung) und solche mit kommerziellen Hintergrund (z.B. Beeinflussung
des Einkaufsverhaltens der Bevölkerung), als auch solche nicht-kommerzieller Art (z.B.
Benutzung der Parkanlagen).
Außenmarketing - Binnenmarketing
Marketing und Management in der Raumplanung und Raumordnung hat die Region bzw.
Stadt zu einer Wahrnehmungsregion gemacht, mit der sich der Einzelne identifiziert.
Aufgrund der abnehmenden Bedeutung der traditionellen Bindungen wie Rasse, Klasse,
Religion, Partei ... haben lokalistische und regionale Bindungen an Bedeutung gewonnen.
Die Schaffung und das Managen von regionaler Identität ist in das Zentrum der
Regionalentwicklung gerückt.
Zur Optimierung einer Region ist ein integrales Regionsmanagement geeignet, dass die
gesamtregionale
Entwicklungsplanung
sowie
ein
aktives
Regionalmanagement
zur
Hauptaufgabe hat. Diese beiden Aufgaben sollten auf einen übergeordneten Masterplan
bezogen sein, der die zentrale Ziele, Mittel und Verfahren des Planungsprozesses präzisiert
und mit dem die Koordination der bestehenden Fachplanungen gewährleistet wird. Ein
34
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
professionelles Regionalmanagement soll die Spezifizierung der
Globalziele des
Masterplans und ihre Umsetzung durch konkrete Entwicklungsprojekte gewährleisten. Die
Durchführung einer gesamtregionalen Entwicklungsplanung und des Regionalmarketing sind
hier von zentraler Bedeutung (vergleiche Abb. 3).
Regionale Identität als Medium der Regionalentwicklung
Zielsetzung: Qualitative Weiterentwicklung der Wirtschaftskraft/Lebensqualität einer Region
„Produktion"
durch
regionaler Identität
Regionalmanagement
Mittel der Zielerreichung
Masterplan
Gesamtreg. Entwicklungsplanung — Regionalmarketing
Hauptaufgaben
Institutionelle Träger:
Außenmarketing
Binnenmarketing
Regionalplanungsstellen,
auf der Grundlage von personalen Identitäten, Gruppenidentitäten
Regionalmanager, Regio-
sowie der Corporate Identities von Betrieben, Interessensver-
Nalverband, regionale Ent-
tretungen und der Administration
wicklungsagenturen
Abb. 3.: Regionale Identität als Medium der Regionalentwicklung,
Quelle: WEICHHART, P. (2000, S. 65)
Laut WEICHHART, P. (2000) sind Marketing und Management für eine Region dann
vielversprechend, wenn sowohl Außen- als auch Binnenmarketing zur Anwendung kommt.
Beim Außenmarketing stehen jene Standortpotentiale im Vordergrund, die für Nachfrager
außerhalb der Region von Interesse sind. Jedoch ist auch das Binnenmarketing nicht
unterzubewerten. Dabei müssen Strategien und Maßnahmen entwickelt werden, mit deren
Hilfe die Identifikationsfähigkeit und Wahrnehmbarkeit einer Region durch die Bewohner
gefördert wird. Weiters soll das Binnenmarketing das regionale Gefüge von Standortofferten
transparent machen und spezifische Qualitäten der Nutzungsmöglichkeiten verdeutlichen.
Der Corporate Identity wichtiger Betriebe fällt hierbei eine zentrale Aufgabe zu. Sie sollen
einerseits das Image der Region konkretisieren, und andererseits können sie selbst in dieses
Image inkludiert werden und somit profitieren. Durch ein gelungenes innen- und
außenbezogenes Image der Region kann eine positive Übertragung auf Produkte und
35
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Dienste aus der Region resultieren. Umgekehrt kann deren guter Ruf zur Charakterisierung
der Region und ihrer Imagekomponenten beitragen.
VII.
Projektmanagement
1. Allgemeines
Eine gängige und durchaus geeignete Methode in der Raumplanung und -ordnung zur
Durchführung von angestrebten Projekten, bildet das Projektmanagement.
Laut FÜRST, D., (1995, S. 18) ist „Management ein Begriff der betrieblichen und
administrativen Steuerung: Management ist ein eindeutig definierter Prozess, bestehend aus
den Phasen Planung, Organisation, Durchführung, Kontrolle, der über den Einsatz von
Menschen
zur
Formulierung
von
Zielen
führt."
Mit
der
Begriffskombination
Projektmanagement ist in der Regel die Anwendung moderner Managementfunktionen auf
Projekte gemeint. Projekte sind zeitlich, räumlich und sachlich begrenzte Aufgaben, wobei
auch Genehmigungsverfahren der öffentlichen Verwaltung Projekte sein können. Bei der
Übertragung des aus der Betriebswirtschaft abgeleitenden Managementkonzepts auf die
öffentliche Verwaltung wird zudem die spezifische Kontextbindung dieses Ansatzes zum
Problem, insbesondere seine Bindung

an die betriebswirtschaftlichen Kontroll- und Führungsinstrumente (Kostenrechnung und
Controlling),

an präzise Zielvorgaben,

an die höhere Flexibilität des Personal- und Mitteleinsatzes in der Privatwirtschaft.
Projekt- und auch Regionalmanagement gewinnen in der öffentlichen Verwaltung an
Bedeutung, weil sie einen Bedarf abdecken, der einerseits mit dem Wandel staatlicher (und
gesellschaftlicher) Steuerung zusammenhängt: Dezentralisierung und Pluralisierung der
Steuerungskonstruktionen
lassen
den
Koordinationsbedarf
wachsen,
woraus
ein
wachsender Bedarf an Querschnittmanagement resultiert. Das gilt besonders für die
regionale Ebene, weil hier häufig integrierende politische Handlungs-Institutionen fehlen.
Meist können die staatlichen Mittelinstanzen diese Funktion nicht wahrnehmen (Reduktion
auf staatliche Vollzugs-, Aufsichts- und Genehmigungsfunktionen), und soweit die
Kommunen sich regional organisieren, so nur über „weiche" Verbände mit den Kernaufgaben
in der Regionalplanung und Verkehrskoordination. Regionale Querschnittkoordination über
Managementkonzepte gewinnt auch dadurch an Bedeutung, dass die staatlich regionale
Wirtschaftspolitik in Deutschland und der Europäischen Union verstärkt „regionalisiert" wird,
wobei die Regionen die Verwendung der dafür vorgesehenen Transferzahlungen über
Regionale Entwicklungskonzepte (REK) „von unten" steuern sollen.
36
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Andererseits aktivieren solche Managementkonzepte den Einsatz bisher zuwenig genutzter
Ressourcen:

die Ressource Zeit durch effizientere und zeitsparende Verwaltungsabläufe,

Selbsthilfepotentiale im Rahmen des Umbaus des Wohlfahrtsstaates,

Synergieeffekte der „Aufgabenkooperation" und Netzwerke von Akteuren gegenüber der
zunehmenden Fragmentierung der Gesellschaft, der Pluralisierung der Macht, der
wachsenden Komplexität (die einzelne Akteure nicht mehr beherrschen können) und der
sinkenden Leistungsfähigkeit bestehender Institutionen.
2. Anwendung
Projektmanagement ist in der Privatwirtschaft ein seit langer Zeit gebräuchlicher Ansatz einer
effizienten, problembezogenen Arbeitsweise und hat inzwischen auch in der öffentlichen
Verwaltung Aufmerksamkeit erregt. Die mittlerweile große Wichtigkeit des Verfahrens lässt
sich anhand einiger Merkmale verdeutlichen:

ein Projekt ist durch die Einmaligkeit der Realisierungsbedingungen, einer Zielvorgabe
sowie durch zeitliche, finanzielle und personelle Restriktionen gekennzeichnet. Weiters
tritt eine klare Abgrenzung gegen andere Vorhaben sowie eine projektspezifische
Organisation auf.

Für das Projektmanagement gibt es spezialisiertere Beratungsstrukturen (z.B. Deutsche
Gesellschaft für Projektmanagement).

Weiters wird bereits über einen neuen Berufszweig des Projektmanagers nachgedacht.
Projektmanagement wird in der Privatwirtschaft üblicherweise dann eingesetzt, wenn es sich
um eine begrenzte Aufgabe handelt, die interdisziplinär zu lösen ist, einen hohen Grad an
Komplexität
und
Neuartigkeit
aufweist
und
in
den
Routinen
der
betrieblichen
Problembewältigung nicht mehr zu bearbeiten ist. Daraus geht hervor, dass wesentliche
Elemente des Projektmanagements darin bestehen,

hierarchische und sektorale Schnittstellen durch personelle Kooperation (Netzwerke) zu
überwinden sowie

das kreative Potential der beteiligten Akteure systematisch zu mobilisieren und zu
nutzen.
Methodisch folgt Projektmanagement den formal-technischen Schritten der Planung
schlechthin:
1. Problemanalyse
5. Umsetzungsplanung
2. Projektziele
6. Umsetzung
3. Lösungssuche
7. Evaluierung.
4. Lösungsauswahl
37
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Dabei sind Problemanalyse und Zielfindung die wichtigsten Phasen, weil vor allem diese das
weitere Vorgehen determinieren. Die über Problemanalyse und Zielfindung bestimmte
Vorgehensweise wird häufig nach der Technik des „logical framework" betrieben. Die
Besonderheit
liegt
in
Verantwortungsstruktur.
sachlogische
der
Verschränkung
Projektmanagement
Strukturierung,
die
von
Objektstruktur,
kombiniert
folglich
aufbauorganisatorische
Verrichtungsvier
Regelung
Ebenen:
und
die
(Aufgaben-,
Kompetenzen-, und Ressourcenverteilung), die ablauforganisatorische Regelung (z.B.
Arbeitsschritte
und
Zeitstruktur,
Informationsprozesse
und
Kommunikationsregeln,
Kontrollverfahren etc.) sowie die Teamführung (Motivation, Qualifikation, Kooperation und
Selbssteuerung).
Für Projektmanagement im öffentlichen Bereich spielt die sozialpsychologische und
politische Komponente eine besondere Rolle. Einerseits müssen viele Interessen
zusammengeführt und zu gemeinsamen Handeln vereint werden, andererseits sind
behördliche Strukturen wegen ihrer hierarchischen Struktur, ihrer engen Bindung an
Fachressorts und die Restriktionen des Dienst- und Haushaltsrechts weniger geeignet,
ressortübergreifende „echte" Teams zu bilden. Echte Teams sind u.a. durch ein relativ hohes
Maß an Kohäsion, Kooperation auf Basis von Vertrauen und hohe Gruppenmotivation
gekennzeichnet. Meist bleibt es bei unechten Teams (z.B. interministerelle Arbeitsgruppen),
in denen die Mitglieder primär ihrer Herkunftsinstitution verpflichtet sind, weniger der
Teamarbeit.
Projektmanagement lebt aber von der Teamarbeit - von der darin liegenden motivierenden
Kraft, ihrer Kreativität, ihrem Sachengagement, was voraussetzt, dass die Mitglieder
untereinander enge Vertrauensbezüge aufbauen. Da echte Teams die emotionale Bindung
der Mitglieder an ihr Team vertiefen und sie tendenziell zur Herkunftsorganisation
entfremden, treten Spannungen zwischen Teammitglied und Herkunftsorganisation auf.
Dieses Spannungsverhältnis muss vom Projektmanagement konstruktiv aufgefangen
werden. Obwohl die politische und soziopsychologische Seite des Projektmanagements von
großer Bedeutung ist, findet sie erst in jüngeren Hand- und Lehrbüchern zum
Projektmanagement Beachtung. Ältere Handbücher reduzieren ihre Anleitungen primär auf
den technisch-organisatorischen Ablauf, also

die Zerlegung der Projektarbeit in Arbeitsschritte und deren zeiteffiziente Anordnung über
Netzplantechniken,

die Ressourcen- und Kapazitätskontrolle über Kosten-, Finanz-, Ressourcen- und
Kapazitätspläne,
38
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing

die Techniken des dynamischen Controlling um flexibel auf Planabweichungen während
des Verfahrens reagieren zu können.
Projekte sind zeitlich, räumlich und sachlich begrenzt. Projektmanagement kann aber auch
zeitlich unbegrenzt organisiert sein. Es muss sich dabei um eine wiederkehrende Tätigkeit,
wie z.B. bei einem Genehmigungsverfahren, handeln.
3. Praktische Beispiele - Projektmanagement (Deutschland)
Immer mehr Bezirksregierungen gehen dazu über, die Genehmigungsverfahren über
Projektmanagement zu beschleunigen.
Das folgende Beispiel bezieht sich auf die Bezirksregierungen in Niedersachsen
(Bezirksregierung
Braunschweig
1996).
Durch
die
Preussag
AG
und
den
Regierungspräsidenten des Bezirks Braunschweig wurde mit dem Erlass des Innenministers
vom 4. 9. 1995 ein Pilotprojekt Projektmanagement durchgeführt, das mittlerweile auf alle
Bezirksregierungen übertragen wurde. Es bezieht sich auf zwei unterschiedliche Verfahren:
ein
förmliches
Genehmigungsverfahren
BlmSchG
(hier:
thermische
Restabfallbehandlungsanlage) und ein nicht-förmliches Genehmigungsverfahren nach
BlmSchG (hier: Änderung einer organischen Prozesswasseranlage). Das Management
basiert auf einer eingehenden Schwachstellenanalyse bisheriger Genehmigungsverfahren
(Auswertung von 11 Verfahren) sowie der Erfahrungsauswertung bisheriger Ansätze zur
Verfahrensbeschleunigung (z.B. Sternverfahren, behördlicher Verfahrensbevollmächtigter,
Terminplanung und Fristsetzung, Abschichten von Behördenentscheidungen) und hat
folgende Struktur:

aus der Verwaltung (oder extern) wird ein Projektmanager bestellt, der in der Regel der
federführenden Genehmigungsbehörde zugeordnet wird;

er erhält Kompetenzen, den Genehmigungsprozess zeitlich und organisatorisch zu
gestalten, jedoch im Rahmen der bestehenden Rechtsnormen;

er verfügt in der Regel über keine Sanktionen oder Durchgriffsrechte auf andere
Behörden, er kann allerdings von der Autorität des Regierungspräsidenten Gebrauch
machen (Autoritätsleihe), dessen Unterstützung er braucht;

seine wesentlichen Instrumente sind:
-
ablauforganisatorische Mittel zur Bündelung von Entscheidungsschriften und
Reduktion von Entscheidungshindernissen,
-
Beratungshilfe (Know-How-Transfer, Kommunikation und Persuasion),
-
Aufbau von Netzwerken auf der sogenannten Arbeitsebene,
-
Zeitmanagement
über
EDV-gestützte
Verfahren
der
Netzplantechnik
und
Verfahrenskonten, in denen die Soll-Zeit der Ist-Zeit gegenübergestellt wird, so dass
jeweils verlaufsspezifische Zeit-Defizite kenntlich gemacht werden können,
39
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
-
Zielvereinbarungen mit andern Behörden und mit dem Antragssteller.
-
Nur vereinzelt wird Projektmanagement mit Konfliktmediation verbunden.
Projektmanagement ohne Konfliktmediation kann die Zeiteffizienz lediglich dort erhöhen, wo
aufgrund

schlechter Antragsvorbereitung des Betreibers,

mangelhafter Kontinuität der Vorhabensbearbeitung,

der Nichtanwendung des Sternverfahrens,

zeitverzögernder anderer Prioritäten der Träger öffentlicher Belange,

mangelhafter Arbeitsplanung der zu beteiligenden Genehmigungsbehörden,

der
Verzögerung
der
Prozesse
wegen
unklarer
interbehördlicher
Anfragen
entscheidungsunsicherer Behörden oder

unnötiger weiterer Gutachten und fehlender Termin-Disziplin
die Zeitverluste weitgehend technisch entstehen.
Diese Form des Projektmanagements könnte allerdings im Zuge der Modernisierung der
Verwaltung an Bedeutung verlieren, wenn strategisches Management in Verbindung mit
Selbststeuerungs- und Selbstkoordinationsstrukturen stärker institutionalisiert wird. Solange
Projektmanagement lediglich technisch-administrative Effizienzsteigerung bewirken darf,
findet es seine Grenzen dort,

wo die Gründe der Verzögerung in widerstreitenden Interessen liegen, die
institutionell unterstützt werden (z.B. durch Verbände, Ministerien, Abgeordnete),

wo die Entscheidungslage emotional aufgeladen und politisiert wurde und es deshalb
zu Entscheidungsschwächen kommt,

wo
institutionelle
Eigeninteressen
(Fachegoismen)
und
leerlaufende
Beteiligungsrituale (z.B. Akten weiterreichen) zeitverzögernd wirken oder

wo Verzögerungen bedingt sind durch Änderungen des Standes der Technik oder der
Rechtsnormen.
Hier
sind
weitergehende
Verwaltungsmanagement,
Ansätze
Mediation)
(z.B.
erforderlich.
Fortbildungsmaßnahmen
Vor
allem
Mediation
kann
in
die
Verfahrenseffizienz erhöhen, wird aber in der deutschen Verwaltung - im Gegensatz zur
amerikanischen oder japanischen - nur zögernd angenommen, weil es an geeigneten
Mediatoren fehlt, vor allem aber wegen der problematischen behördlichen Bindungswirkung
solchen Verfahren.
40
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
VIII.
Projektplanung
1. Grundsätze der Projektplanung
Definition des Begriffes Projektplanung
LITKE, H. D. (1991, S. 57) weist darauf hin dass „Planung und Projekterfolg in unmittelbaren
Zusammenhang stehen. Die wachsende Komplexität von Projekten und die zunehmende Dynamik aller Parameter zwingt zu gezielter und bewusster Planung. Die Planung beginnt
mit der Ermittlung sämtlicher zukünftiger Aktivitäten, die zur Erreichung des Projektziels
dienen. Hierbei ist es wesentlich, die richtigen und wichtigen Aktivitäten zu erkennen, nicht
die gewählten Aufgaben richtig anzugehen."
Ziel der Projektplanung ist einerseits die Ermittlung realistischer Sollvorgaben hinsichtlich zu
erbringender Arbeitsleistung und deren Termine und andererseits die Ermittlung des
Ressourceneinsatzes
und
der
zulässigen
Kosten
sowie
von
Einzelschritten
der
Projektdurchführung (Teilprojekte, Teilprodukte, Arbeitspakete) im Rahmen der gegebenen
Randbedingungen.
Die Projektplanung ist Teil der Projektlenkung, welche im weiteren die Projektüberwachung
und
-steuerung
umfasst.
Die
Projektplanung
erarbeitet
Vorgaben
für
die
Projektdurchführung, die Projektüberwachung führt einen Soll-Ist-Vergleich durch und meldet
Abweichungen an die Projektsteuerung. Die Projektsteuerung erarbeitet und leitet
Maßnahmen ein, um Abweichungen in der Projektdurchführung zu korrigieren. Sollten die ihr
zur Verfügung stehenden Regelmechanismen hierzu nicht ausreichen, schlägt sie
Änderungen in der Projektplanung vor. Planungsänderungen sind gleichfalls vorzunehmen,
wenn sich bestimmte Voraussetzungen und Annahmen geändert oder als unzutreffend
erwiesen haben. Die Projektplanung ist somit die Basis für die Steuerung des Projektes und
die Kontrolle des Projektfortschritts.
Einbettung der Projektplanung in den Projektablauf
Der logische und zeitliche Projektablauf wird durch die Phaseneinteilung des Projektes
strukturiert. Die Planung ist in dieser Ablaufstruktur kein einmaliger Vorgang zu Beginn des
Projektes, sondern eine mehrfach wiederholte Aufgabe, die jeweils auf der Grundlage neuer
oder sicherer gewordenen Informationen erfolgt.
Ein kurzer Zeitabschnitt eines Projekts, lässt sich in der Regel genau planen. Das
Gesamtprojekt hingegen ist in den ersten Phasen nicht sicher zu überblicken, es muss daher
weniger detailliert geplant werden. Im Projekt ergibt sich somit eine zweistufige Planung:
41
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
1. Der Projektplan: beinhaltet die Planung des Gesamtprojektes mit dem jeweils sinnvollen
Grad an Genauigkeit und Detaillierung.
2. Der Phasenplan: beinhaltet die detaillierte Planung der anstehenden Phase mit einer für
die Durchführung ausreichender Genauigkeit.
Die Projektplanung ist immer mit Unsicherheiten behaftet. Der erste Projektplan kann nur
erste Anhaltspunkte bezüglich dem Aufwand und Terminen geben. In der Praxis werden
aber schon in dieser Phase definitive Aussagen über Kosten und Termine gefordert. Aus
dieser Diskrepanz entstehen ernstzunehmende Schwierigkeiten für das Projekt.
Mit dem Fortschritt des Projekts wird die Basis der Projektplanung sicherer. Eine erste
Überarbeitung des Projektplans ist sinnvoll, sobald das sogenannte „Pflichtenheft" mit der
geklärten Projektzielsetzung vorliegt. Mit diesen Informationen ist eine ausreichend genaue
Projektplanung möglich. Bestehende Unsicherheiten und erkannte Risiken müssen als
Toleranzangaben berücksichtigt werden. Die Projektplanung ist nur dann sinnvoll, wenn sie
die Realität des Projektes widerspiegelt. Projektpläne müssen also immer am aktuellen
Stand des Projektes orientiert sein.
Voraussetzung für die Projektplanung
Eine systematische Planung der Projektplanung ist nicht zuletzt aufgrund der gegebenen
Komplexität, der notwendigen Arbeitsteilung, der zu bewahrenden Übersicht, der Einhaltung
der vertraglich spezifizierten Parameter, Voraussetzungen, Randbedingungen und der
besonderen Bedeutung der frühesten Projektphase von großer Wichtigkeit.
Die Planung der Planung sollte folgende Fragen beantworten:
1. Wer soll planen und wer entscheidet über das Planungsergebnis? Hierbei sind der
Projektplaner bzw. das Planungsteam sowie die Ansprechpartner in den Fachabteilungen
zu benennen.
2. Welchen Ablauf soll die Planung nehmen? Hier ist ein Ablaufplan zu erstellen, der auch
zur Überprüfung des Zeit- und Kostenaufwands der Planung dient.
3. Wie lange dauert die Planung? Es ist zu ermitteln in welchem Zeitraum die Planung
durchgeführt werden kann oder soll.
4. Wie viel kostet die Planung? Hierbei ist festzustellen, unter welchem Aufwand an Kosten
die Planung durchgeführt werden kann oder soll.
2. Inhalt der Projektplanung
Die Projektplanung ist ein zentrales Instrument des Projektmanagements und unterstützt
folgende Aspekte:
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

Zentrale Aspekte
-
Strukturplanung
-
Ablaufplanung
-
Terminplanung
-
Zuteilung von Aufgaben und Tätigkeiten zu Aufgabenträgern
-
Abschätzung der Projektkosten
Zusätzliche Aspekte
-
Qualität
-
Information
-
Hilfsmittel
Die genaue Beschreibung der einzelnen Aspekte wird in Folge nicht mehr angeführt, da dies
zu weit von der Fragestellung unserer Arbeit abweicht (nachzulesen bei LITKE, H-.D., 1991,
S. 64 - S. 103)
IX.
Chancen und Risiken bei der Übertragung
In der Diskussion um die Überlegung und Anwendung des Marketing im öffentlichen Bereich
(gemeint ist im wesentlichen der Non-Profit-Bereich) sollte laut GERBER, M. (1991, S. 93)
folgendes stets berücksichtigt werden: „Marketing ist nicht nur als Philosophie zu verstehen,
die eigene Unternehmens- bzw. Organisationspolitik an den Interessen und Belangen der
Aktionspartner ausrichtet; Marketing ist auch eine Technik des nachfrageorientierten
Managements,
die
beeinflussen
will,
indem
sie
bei
den
Zielgruppen
bestimmte
Verhaltensweisen hervorrufen will.“ Marketing von kommerziellen Unternehmen will das
Kaufverhalten der Konsumenten beeinflussen, Polit-Marketing das Wählerverhalten, und
öffentliches Marketing zielt darauf ab, bei den Bürgern ein Verhaltensmuster zu induzieren,
das im Interesse der Allgemeinheit bzw. des Staates liegt. Dieser Aspekt des öffentlichen
Marketing
kann
kooperatives
nicht
Handeln
ohne
Vorbehalte
hingenommen
und
Manipulation
des
werden.
Bürgerwillens
Bürgerorientiertes,
können
durch
die
Monopolstellung des Staates sehr nah beieinander liegen. Die Gefahr, dass Marketing als
Legitimations- und Manipulationstechnik missbraucht werden kann, darf nicht unterschätzt
werden. Natürlich lässt sich einwenden, dass eine Manipulation im Bereich des öffentlichen
Marketing – wie im gesamten Non-Profit-Bereich – keineswegs so negativ abzutun ist. Im
Gegensatz zum Marketing kommerzieller Unternehmen sind die Betreiber des Marketing im
Non-Profit-Bereich in der Regel nicht die Nutznießer der Marketingerfolge. Außerdem wirkt
es sich zum Vorteil des Steuerzahlers aus, wenn öffentliche Unternehmen mit Hilfe des
Marketinginstrumentariums eine bessere Auslastung ihrer Kapazitäten und damit eine
Kostendeckung erreichen.
43
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Dennoch, durch die in der Praxis überwiegend technisch-instrumentelle Konzeption des
kommerziellen Marketing bleibt die Berücksichtigung der sozial-ethischen Aspekte offen. In
einer ethisch-normativen Marketingkonzeption hingegen berücksichtigt man sozial-ethische
Aspekte als Entscheidungs- und Handlungsprämissen im Zielsystem des Handelnden.
Dadurch geht es nicht mehr um die alleinige Verfolgung beliebiger Ziele von Organisationen
mit möglichst effizienten Instrumentaleinsätzen, sondern die Legitimität der Ziele wird hier
ebenso problematisiert wie die Legitimität der Mitteleinsätze gegenüber den Marktpartnern.
Besonders bei der Übertragung von Marketing auf Kommunen und Regionen wurde deutlich,
dass eine erfolgreiche Durchführung der Marketingziele bei einer so großen Zahl von
Entscheidungsträgern, nur möglich ist, wenn an dem Prozess der pluralistischen
Willensbildung alle gesellschaftlichen Gruppen beteiligt sind.
Die Legitimität von Konzepten im Non-Profit-Bereich kann auf keinen Fall als gegeben
angenommen werden. Sie muss stattdessen immer wieder neu hinterfragt werden. Ganz
besonders gilt dies für den öffentlichen Bereich, in dem Marketingaktivitäten auch Ausdruck
eines politischen Willens sind. Diese politische Dimension verlangt eine Prüfung der
Akzeptanz der mittels Marketing erzielten Wirkungen.
Marketing kann darüber hinaus, beispielsweise durch eine Befragung der Bürger, auf
bestimmte Bereiche des öffentlichen Sektors ausgedehnt werden. Neue Bedürfnisse können
geweckt, oder bereits vorhandene ausgebaut werden. Als Folge müsste dann mit einer
Ausweitung des Staatsanteils am Sozialprodukt und einer Zunahme der öffentlichen
Finanzierungsquote gerechnet werden. Umgekehrt ist es genauso möglich, dass es durch
eine sorgfältige Kommunikations- und Informationspolitik, die vom einzelnen nicht nur
Bedürfnisse und Präferenzen wissen will, sondern diesem auch die Kosten seiner Nachfrage
kenntlich macht, zu einer Reduzierung des öffentlichen Leistungsangebotes kommen kann.
In diesem Fall würde der Bürger auch im öffentlichen Angebotsbereich zu einer Sorgfalt im
Verbrauch gezwungen werden, wie sie für ihn gegenüber privaten Gütern selbstverständlich
ist.
Die Übertragung von unternehmerischen Fragestellungen auf staatliche und kommunale
Belange werden von den Autoren unterschiedlich gewertet: einige Vertreter sehen darin ein
„universelles Modell", das nahezu unbegrenzt angewendet werden kann. Sie sprechen sogar
schon von einem künftigen Zeitalter des "Marketingstaates", in dem der Staat und seine
Institutionen sich wieder dem Dienst an dem Gemeinwohl bewusst werden und das
Marketing eine Demokratisierung der Gesellschaft bewirkt. Auf der anderen Seite befürchten
44
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
Kritiker dieser Modelle, die damit das Diktat unternehmerischer Interessen verbinden, dass
es zu einem Ausverkauf der Standorte kommen würde.
MANSCHWETUS, U. (1995, S. 2) nimmt hierzu folgendermaßen Stellung: „Sowohl eine
kategorische Ablehnung als auch eine überspannte Erwartungshaltung sei fehl am Platz.
Denn einerseits ist zwar vor einer Überforderung der Problemlösungskompetenz des
Marketing zu warnen, andererseits könnte hierin aber ein innovativer Ansatz gesehen
werden, der Impulse für die Förderung der Wirtschaft vermittelt.“
X.
Schlusswort
Wenn wir nun die Frage einer Übertragbarkeit der Konzepte des Marketing und Management
noch einmal Revue passieren lassen, kommen wir zu dem Ergebnis, dass diese prinzipiell
möglich wäre und teilweise in manchen Feldern (z. B.: im kommunalen und regionalen
Bereich) bereits gelungen ist. Problematisch gestaltet sich die Übertragung jedoch noch in
den Bereichen der öffentlichen Verwaltung (im staatlichen Bereich), da diese zu der
privatwirtschaftlichen Unternehmensstruktur und -führung in einem großen Widerspruch
steht. Besonders hier sind Überlegungen zu treffen, wie Marketing und Management
effizienter und willkommener zum Einsatz gebracht werden könnten.
Jedoch ist zu beachten, dass die Konzepte und Instrumente des unternehmensorientierten
Marketing nicht kompromisslos in die Raumordnung übernommen werden können, sondern
an die Besonderheiten dieser angepasst werden müssen. Auf Österreich bezogen hat die
Übertragung im Vergleich zu anderen Ländern Europas noch nicht so breiten Anklang
gefunden und entspricht in vielen Fällen einer Ad-hoc-Politik. So ist zum Beispiel auffallend,
dass sich die Literatur bezüglich dieses Themas fast ausschließlich auf erfolgreiche
Anwendungen deutscher Standorte bezieht.
Ausbaufähig wäre das Marketing in der räumlichen Planung betreffend:

eine Analyse des Marktes,

eine zielgruppenspezifische Aufbereitung des Angebots- und Leistungsspektrums,

eine zielgruppenspezifische Marktbearbeitung und

eine Entgeltregelung für die Planungsleistung.
KOTLER, P. und LEVY, S. J. kamen bereits 1971 zu dem Schluss, dass jede Organisation egal ob privat oder staatlich - Marketing betreiben muss und sich daher mit der Frage
befassen soll, wie die klassischen Ansätze aus der Betriebswirtschaftslehre in anderen
Bereichen umgesetzt werden können.
45
Seminar Stadt- und Regionalmanagement/-marketing
XI.
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der
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