KeepClean Koedukative Wohngruppe für Suchtmittel missbrauchende Jugendliche „Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.“ Jochen Mariss „Wer als heute Erwachsener in seiner Jugend Zigaretten rauchte und ausprobierte, ob Alkohol so gut schmeckt wie es die Werbung versprach, sieht sich in der Lebenswelt der Jugendlichen heute ganz anderen Realitäten gegenüber. Erfahrungen mit Alkohol und illegalen Drogen wie Ecstasy und Cannabis gehören bei einem großen Teil der Jugendlichen bereits zum normalen Alltag. Fast alle Jugendlichen haben Erfahrungen mit Alkohol, zweidrittel haben das Rauchen zumindest probiert und rund 35 % sammeln experimentelle Erfahrungen mit illegalen Substanzen, vor allem mit Cannabis. Zwar betreiben viele Jugendliche den Konsum nur sporadisch und haben keinen direkten Hilfebedarf. Doch schätzungsweise 10 –15 % aller Jugendlichen konsumieren riskant und setzen Gesundheit und Lebensentwicklung aufs Spiel.(siehe Ginko - Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung NRW) Diese alarmierende Entwicklung zeigt deutlich, dass es einen steigenden und immer jünger werdenden Personenkreis von Suchtmittel missbrauchenden und abhängigen Jugendlichen gibt, und das Strategien der Prävention, aber insbesondere auch der Behandlung und Begegnung im Rahmen der stationären Jugendhilfe immer mehr an Bedeutung gewinnen. Das stationäre Wohngruppenangebot KeepClean der Evangelischen Jugendhilfe Schweicheln reagiert auf diese Entwicklung und soll insbesondere Jugendliche ansprechen, die einerseits „frühzeitig“ aus dem „Teufelskreis Drogen“ aussteigen wollen und für die andererseits präventive und ambulante Hilfeformen bereits zu spät kommen. Leitgedanke Das koedukative stationäre Wohngruppenangebot KeepClean ist ein Angebot für Mädchen und Jungen im Alter von 14 –18 Jahren. Nach Einzellfallprüfung können auch jüngere oder ältere Jugendliche aufgenommen werden. Zielgruppe Seite 1 KeepClean richtet sich an Jugendliche mit massivem Suchtmittelmissbrauch oder ausgeprägter Suchtmittelmittelproblematik bei Cannabinoiden, Alkohol, Medikamenten, biogenen Substanzen oder Schnüffelstoffen, nach einer vorangegangenen qualifizierten Entzugsbehandlung oder Therapie in einer Klinik, die in Zukunft ein „suchtmittelfreies Leben“ anstreben. Aufnahmevoraussetzungen Grundvoraussetzung für eine Aufnahme ist die Freiwilligkeit sowie eine aktuelle körperliche Suchtmittelfreiheit und psychische Stabilisierung des Jugendlichen. Diese erfolgt zwingend durch eine vorherige stationäre qualifizierte Entzugsbehandlung oder Therapie in einer geeigneten Klinik. Aufnahmevoraussetzungen sind: Bereitschaft zur Integration und Kooperation mit dem Wohngruppenteam und der Drogenberatung Herford, Bereitschaft zur Suchtmittel abstinenten Lebensführung, Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Hintergrund der Suchtmittelproblematik, Verpflichtung zur Teilnahme an den Gruppen- und einzeltherapeutischen Angeboten, Zustimmung der Entbindung von der Schweigepflicht im „Maßnahmesetting“ (MitarbeiterInnen des Projektes KeepClean und der Kooperationspartner müssen sich austauschen können), Bereitschaft zum Abschluss eines Aufnahmevertrags in dem neben individuellen Vereinbarungen Grundstandards des Angebotes festgehalten sind (siehe Aufnahmeverfahren und Aufnahmevertrag), Behandlungsvereinbarung mit der Drogeberatung, Bereitschaft, sich regelmäßigen Drogenscreenings und Kontrollen zu unterziehen. Ausschlusskriterien Von einer Aufnahme ausgeschlossen werden Jugendliche mit starken körperlichen Behinderungen, da das Haus nicht behindertengerecht und barrierefrei ist; schwerwiegenden intellektuellen Beeinträchtigungen, bei denen eine notwendige Reflexionsfähigkeit grundlegend nicht möglich ist; akuten schweren Störungen und psychiatrische Erkrankungen, die eine erfolgreiche Teilnahme infrage stellen (akute Psychosen, akute Suizidalität etc.), einer Heroin-/Opiatabhängigkeit. Seite 2 Die individuellen Ziele werden mit jedem Jugendlichen, den Personensorgeberechtigten, dem Jugendamt und der Einrichtung gemeinsam schriftlich vereinbart und im Rahmen der Hilfeplanung regelmäßig überprüft und fortgeschrieben. Übergeordnete und verbindliche festgelegte Ziele sind jedoch eine Wiedereingliederung in Schule, Ausbildung und Gesellschaft; der Erwerb und/oder die Stabilisierung sozialer Kompetenzen; die Entwicklung tragfähiger und suchtmittelfreier Beziehungen; die Befähigung zur Selbstständigkeit und Selbstverantwortlichkeit und das Vermitteln von Grundfertigkeiten des täglichen Lebens. Ziele des Angebotes Das Wohngruppenprojekt KeepClean ist ein stationäres Angebot der Jugendhilfe und richtet sich im Schwerpunkt an Jugendliche und junge Erwachsene, die im Sinne des § 35a SGB VIII an einer seelischen Behinderung leiden oder von einer solchen bedroht sind. Aufnahmen im Rahmen der Heimerziehung des § 34 SGB VIII sowie § 41 SGB VIII sind auch jederzeit möglich. Eine Finanzierung durch den LWL ist nur im Rahmen des SGB XII im Übergang nach vorangegangener SGB VIII Finanzierung für junge Erwachsene möglich. Rechtsgrundlage Das stationäre Wohngruppenangebot KeepClean ist eingebettet in ein aufeinander aufbauendes Hilfesystem, das aus mehreren Angeboten bestehen kann. Das Durchlaufen aller Hilfsangebote ist nicht zwingend vorgegeben, lediglich der Aufenthalt in einer Fachklinik zur qualifizierten Entzugsbehandlung/Therapie muss zwingend vorgeschaltet sein, um im Wohngruppenprojekt KeepClean aufgenommen zu werden. Aufeinander aufbauendes Hilfesystem Vorgehende Betreuung Im Vorfeld einer Aufnahme in der Wohngruppe KeepClean ist eine vorgehende Betreuung (bis zu 4 Wochen) mit gleichzeitiger Vermittlung in eine geeignete Klinik zwecks qualifizierter Entzugsbehandlung und Therapie möglich. Im Schwerpunkt wird an einer Veränderungsmotivation nach dem Ansatz „MOVE“ mit den Jugendlichen gearbeitet. In dieser Zeit ist in der Regel noch keine Suchtmittelfreiheit vorhanden. Seite 3 Qualifizierte Entzugsbehandlung/Therapie Qualifizierte stationäre Entzugsbehandlung oder Therapie findet in einer Fachklinik statt. Die stationäre Behandlung ist die zwingende Aufnahmevoraussetzung, um in der Wohngruppe KeepClean aufgenommen zu werden. Therapeutische Wohngruppe KeepClean Stationäres Jugendhilfeangebot mit therapeutischem Angebot durch den Kooperationspartner Drogenberatung Herford. Nachsorge und Verselbstständigung Bei Bedarf kann eine Nachbetreuung und Nachsorge in einem Apartment durch Mitarbeiter des Wohngruppenteams inklusive eines ambulanten therapeutischen Beratungsangebotes oder die Weitervermittlung an vergleichbare Angebote in der Heimatregion erfolgen. Vorgehende Betreuung MOVE Jugendliche, die sich einer qualifizierten Entzugsbehandlung noch nicht unterzogen haben, können nach Einzellfallprüfung im Vorfeld der späteren Aufnahme in der Wohngruppe KeepClean vorgehend (längstens bis zu 4 Wochen) in einem externen Apartment ohne „Anschluss zur Wohngruppe“ bis zum Beginn der stationären qualifizierten Entzugsbehandlung oder Therapie aufgenommen und betreut werden. Alternativ kann bei Anfragen aus der näheren Region auch eine ambulante „vorgehende Beratung“ auf der Basis von Fachleistungsstunden angeboten werden. In dieser Zeit, der noch nicht vorhandenen Suchtmittelfreiheit, wird bereits mithilfe von „MOVE“ (Motivierende Kurzintervention bei konsumierenden Jugendlichen) mit den Jugendlichen gearbeitet: Hilfe und Unterstützung beim Aufbau einer Veränderungsmotivation zum suchtmittelfreien Leben, Arbeiten mit der Methode MOVE um eine Veränderungsmotivation zu unterstützen, Vermittlung, Unterstützung und Begleitung in eine Klinik zur qualifizierten Entzugsbehandlung oder Therapie in Kooperation mit der Drogenberatung Herford, Vorbereitung des späteren Aufenthaltes in der Wohngruppe KeepClean. MOVE eignet sich als Methode für den Umgang mit (noch) nicht veränderungsbereiten Jugendlichen. MOVE ist eine Beratungsform, die auf den Grundlagen des „Motivational Interviewing“(MI) nach Miller und Rollnik sowie dem „Transtheoretischen Stadienmodell der Verhaltensänderung“(TTM) nach Prochaska, DiClemente und Velicer basiert und ein Unterstützungsangebot für Jugendliche mit riskantem Drogenkonsum darstellt. Die theoretische Grundlage für MOVE basiert auf der Aussage, dass Veränderung kein einmaliges Ereignis ist, sondern ein Prozess, der in der Regel verschiedene Stadien durchläuft. Während im Stadium der Absichtslosigkeit kaum ÄnderungsbeSeite 4 reitschaft verfügbar ist, ist im Stadium der Absichtsbildung bereits eine Ambivalenz gegenüber Verhaltensveränderungen erkennbar. Im Stadium der Vorbereitung werden konkrete Schritte geplant, die in der Phase der Aktion erprobt und schließlich in der Aufrechterhaltung durchgehalten werden. Veränderung wird als fließender Prozess verstanden, der jederzeit durch einen Rückfall in ein früheres Stadium begleitet sein kann. Je nach Stadium der Bereitschaft zur Verhaltensänderung werden unterschiedliche Formen der Unterstützung gewünscht und erweisen sich dementsprechend als zweckmäßig, denn erst eine solche Ausdifferenzierung des Veränderungsprozesses ermöglicht die präzise Anpassung der Interventionsmethode auf die aktuelle Konsum- und Motivationssituation der Konsumenten. Eine Erhebung der „FOGS“ - Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich aus dem Jahr 2006 belegt, dass unabgestimmte Einzelprojekte in der Arbeit mit Suchtmittel gefährdeten Jugendlichen weniger Aussicht auf Erfolg haben, stattdessen müssen Jugend- und Drogenhilfe, Schulen, Kliniken, Ärzte und die Justiz stärker miteinander kooperieren. Deshalb ist KeepClean eingebettet in ein „Herforder Netzwerk“ bestehend aus „Netzwerk Herford“ dem Diakonisches Werk Herford (Drogenberatung, Suchtberatung, Jugendsuchtberatungsstelle), der Medizinal- Untersuchungsstelle in Bad Salzuflen (Labor Krone), den kooperierenden, niedergelassenen Ärzten, Frau Dr. Naves, Fachärztin für Innere Medizin und Allgemeinmedizin, Seite 5 Aufnahmeverfahren und Aufnahmevertrag Herr Dr. Demirtas, Facharzt für Psychiatrie LWL Klinik Marsberg, Kinder- und Jugendpsychiatrie Suchtstation „Jugendlich(t)“. Zur Überprüfung der Indikations- und Kontraindikationskriterien findet im Vorfeld einer möglichen Aufnahme ein Vorstellungsgespräch unter verbindlicher Beteiligung des Jugendlichen, der Personensorgeberechtigten, des Jugendamtes, der Drogenberatung sowie Mitarbeitern von KeepClean statt. Das Gespräch dient der Einschätzung der Gesamtsituation, insbesondere der „Jugendhilfefähigkeit“, der Veränderungsmotivation sowie der Einschätzung des aktuellen Hilfebedarfs. Bei Aufnahme wird mit dem Jugendlichen ein individueller Aufnahmevertrag abgeschlossen, in dem neben den vorgegebenen und verbindlichen Standards des Hilfesystems KeepClean auch individuelle Vereinbarungen festgeschrieben werden. Die vorgegebenen Standards sind: regelmäßige, unangemeldete Drogenscreenings und Alkoholkontrollen, regelmäßige Kontrolle des Zimmers, verbindliche Teilnahme an den therapeutischen Angeboten (Gruppensitzungen und Einzelgespräche), Teilnahme an den Tages strukturierenden Förderangeboten und Gruppenaktivitäten im Freizeitbereich, Nachgehen einer Beschäftigung im Vormittagsbereich (Schule, Ausbildung, Praktikum etc.), im Krankheitsfalle Behandlung durch einen unserer kooperierenden Ärzte. Auch die Entbindung von der Schweigepflicht zwischen den Mitarbeitern der Drogenberatung/Suchtberatung, den kooperierenden Ärzten, der LWL-Klinik Marsberg und den Mitarbeitern von KeepClean ist Teil der Aufnahmevereinbarung. Grundhaltung im Umgang mit Krisen Die Wohngruppe KeepClean ist ein drogenfreier Ort. Kontrollen und Drogenscreenings werden regelmäßig durchgeführt. Trotzdem wird es unerlaubten Konsum geben, bei dem wir zwischen „Vorfall“ und „Rückfall“ unterscheiden. Vorfall: Als „Vorfall“ wird ein einmaliger bzw. kurzzeitiger Suchtmittelkonsum als Versuch einer Stressbewältigung verstanden, bei dem im ambulanten Setting des therapeutischen Angebotes noch Einflussmöglichkeiten auf die weitere Verlaufsgestaltung bestehen. Seite 6 Rückfall: Ein „Rückfall“ liegt dann vor, wenn bei einem Jugendlichen nach einem Prozess therapeutischer Fortschritte, alte, abhängige Verhaltensgewohnheiten zunehmend wieder hergestellt sind und er sich in einem „Sich-Aufgeben-Prozess“ befindet. Hat ein Jugendlicher einen Vorfall, dann führt dies nicht automatisch zum Ausschluss aus der Wohngruppe. Ein Vorfall wird im therapeutischen Setting als ein wichtiger Indikator verstanden und kann zu einer vertieften Bearbeitung des Konsumverhaltens führen. Offenheit und Auseinandersetzungsbereitschaft des Jugendlichen werden auf Grundlage des Aufnahmevertrags zum Verbleib in der Gruppe vorausgesetzt. Besteht allerdings keine Bereitschaft zur Auseinandersetzung wird auch einmaliger oder kurzzeitiger Konsum als Rückfall bewertet. Wird ein Rückfall des Jugendlichen festgestellt, führt dies nach einem Krisengespräch und Rücksprache mit dem Jugendamt und den Personensorgeberechtigten zu zwei möglichen Konsequenzen: Sofortige Beendigung der Maßnahme, Erneuter qualifizierte Entzugsbehandlung in der Klinik und Rückkehr/Neubeginn in die/der Wohngruppe Keep Clean. Die Bewertung dessen, inwieweit erneuter Drogenkonsum als „Vorfall“ oder als „Rückfall“ zu bewerten ist, geschieht in einem Krisengespräch zwischen der Drogenberatung, dem Wohngruppenteam unter Beteiligung des Jugendlichen. Die Wohngruppe KeepClean führt regelmäßig zu unbekannten Zeiten Drogenscreenings und Alkoholkontrollen durch. Die Jugendlichen geben unter Aufsicht eines Mitarbeiters Urinproben ab, um somit Manipulationen weitestgehend auszuschließen. Mindestens einmal monatlich erfolgt eine qualifizierte Überprüfung der Werte in der Medizinal-Untersuchungsstelle (Labor Krone) in Bad Salzuflen, so dass auch Drogenverläufe besser bewertet werden können. Nach jedem Wochenendhausbesuch und längerem Ausgang von der Gruppe werden routinemäßig Drogenscreenings durchgeführt. Drogenscreenings und Kontrollen Des Weiteren erfolgen bei Verdachtsmomenten unangemeldete Kontrollen der Zimmer der Jugendlichen, des Hauses und des Gartens. Die Zimmer der Jugendlichen werden in deren Beisein und unter deren Beteiligung kontrolliert. Heimliche Kontrollen ohne Kenntnis der Jugendlichen finden nicht statt! Seite 7 Drogenscreenings und Kontrollen werden auf einem Verlaufsbogen entsprechend dokumentiert und im Rahmen von Reflexionsgesprächen genutzt und bewertet. Das Verlassen der Gruppe wird nach Absprache mit dem dienst habenden Pädagogen in einem Ausgangsbuch dokumentiert. Es soll immer bekannt sein, wo sich der Jugendliche gerade aufhält. Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz werden konsequent zur Anzeige gebracht. Rauchverbot Das Rauchen ist in den Räumen der Wohngruppe KeepClean verboten, um so u.a. mit das Konsumverbot von Cannabis besser kontrollieren zu können. Lediglich die Terrasse steht als Rauchmöglichkeit zur Verfügung. Integration in Schule und Beruf Die Integration der Jugendlichen in einen Tages strukturierenden, schulischen oder beruflichen Kontext ist ein notwendiges Element der Stabilisierung und ein wesentliches Ziel des Angebotes. Grundsätzlich wird dieses Ziel – häufig auch zunächst einmal als Fernziel – ein Schulbesuch an einer öffentlichen Schule, ein regulärer Ausbildungsplatz oder eine Arbeitsstelle auf dem ersten Arbeitsmarkt angestrebt. Je nach individuellen Fähigkeiten und Bedarf können auch andere Formen und Möglichkeiten in der Region genutzt werden. Bei Nachhilfebedarf, die speziellere Kenntnisse erfordern oder einen besonderen Zeitbedarf benötigen, vermitteln wir Nachhilfemöglichkeiten in der Region. Häufig ist zu Beginn des Hilfsangebotes dieses Ziel zunächst nicht umsetzbar. Deshalb arbeitet KeepClean in enger Kooperation mit dem Berufspädagogischen Zentrum sowie dem Schulprojekt Blau Pause der Evangelischen Jugendhilfe Schweicheln zusammen und vermittelt nach Absprache mit dem Kostenträger in diese Angebote. Grundsätzlich muss jeder Jugendliche der Wohngruppe im Vormittagsbereich einer schulischen, berufsqualifizierenden oder Tages strukturierenden Aufgabe nachgehen. Die Angebote des Berufspädagogischen Zentrums und des Schulprojektes Blau Pause sind Zusatzleistungen, die nicht im Entgeltsatz der Wohngruppe KeepClean enthalten sind. Hilfeplangespräche Regelmäßige halbjährige Hilfeplangespräche sind der zentrale Ort, um den Hilfeverlauf gemeinsam zu reflektieren sowie Ziele und Vereinbarungen neu auszuhandeln, die von allen Beteiligten getragen werden müssen. Wichtig ist es, vom Ziel her zu denken, denn jedes Hilfs- und Unterstützungsangebot hat ein Ende – im besten Fall mit der Erreichung der Ziele. Die Hilfeplangespräche werden im Vorfeld durch den Bezugspädagogen unter Beteiligung des Jugendlichen im Sinne einer Reflexion der vergangenen Zeit, sowie einer Vorausschau in Seite 8 die Zukunft vorbereitet. Die zusammengetragenen Ergebnisse, Wünsche und Vorstellungen werden dokumentiert und dem Jugendamt zwecks Vorbereitung des Hilfeplangesprächs zugesandt. Ein strukturierter Tagesablauf wird durch eine Wochenplanung gewährleistet. Er umfasst verbindliche Schul- und Tages strukturierende Arbeiten, therapeutische Angebote, Freizeitangebote, Ruhe –und Reflexionszeiten sowie gemeinsame Essenszeiten. Die starke Strukturierung des Alltags soll dem Aushalten von Inaktivität und „Abhängen“ zuvorkommen. Die Jugendlichen werden im wöchentlichen Gruppengespräch zu Beginn der Woche bei der Planung beteiligt. Das Regelwerk der Wohngruppe wird den Jugendlichen transparent dargelegt. Es soll ein Bewusstsein für die Konsequenzen des eigenen Verhaltens in der Gruppe geschaffen werden, um so Eigenverantwortung und sozialen Umgang zu fördern. Tagesstruktur und Regelwerk Die Wohngruppe KeepClean arbeitet nach dem Bezugspädagogensystem; jede MitarbeiterIn ist als Bezugsperson federführend für zwei Jugendliche verantwortlich und begleitet diese während ihres Aufenthalts (Einzelkontakte, Krisengespräche, wöchentliche Reflexionsgespräche etc.). Insbesondere begleitet und koordiniert der Bezugspädagoge auch „Vorfälle und Rückfälle“. Er/Sie ist bevorzugter AnsprechpartnerIn für die Jugendämter und nimmt verbindlich an den Hilfeplangesprächen teil. Bei einer evtl. Überleitung vom stationären Wohngruppenangebot KeepClean in die Nachsorge und Verselbstständigung begleitet er/sie den Jugendlichen verbindlich. Bezugspädagogensystem Damit die Jugendlichen in ihrer Freizeit nicht „abchillen“ und somit schnell in alte bekannte Verhaltensweisen zurückfallen, wird auch der Freizeitbereich stark strukturiert und geplant. Hierbei werden auch erlebnispädagogische Anteile genutzt. Durch geplante Gruppenaktivitäten können gruppendynamische Prozesse besser gesteuert werden. Ferner steht das Erlernen und die Wiederbefähigung einer sinnvollen und befriedigenden Freizeitgestaltung im Vordergrund. Freizeitpädagogik Die Wohngruppe KeepClean verfügt über zwei Segeljollen, die während der Segelsaison von Mai – September am Dümmer See liegen. Insbesondere am Wochenende und in den Ferien wird gemeinsam mit den Jugendlichen gesegelt. Die Wartung und Pflege obliegt der Verantwortlichkeit der Wohngruppe. Auf dem Wasser können die Jugendlichen nicht nur frische Luft tanken sondern auch Grenzerfahrungen erleben, eigene Grenzen austesten und Teamarbeit erfahren. Jeder Handgriff muss sitzen und man muss sich auf den Anderen verlassen können. Dies kann das GruppenSeite 9 zusammengehörigkeitsgefühl stärken und fördert das Selbstvertrauen. Die Jugendlichen erhalten drogenfreie Intensiverfahrungen und erleben, wie man seine eigenen „Glücksdrogen“ (Endorphine) aktivieren kann. Weitere Angebote sind: Fahrradwerkstatt Geocaching Sportangebote Kletterangebote Insgesamt sollen die Freizeitangebote zur Steigerung des Selbstwertgefühls beitragen, den Jugendlichen ein positives Lebensgefühl vermitteln und auch zur Verbesserung ihrer körperlichen und geistigen Fitness beitragen. Therapeutische Angebote Therapeutische Einzel- und Gruppenangebote sind ein verpflichtender integraler Bestandteil des Gesamtkonzeptes und werden durch unseren Kooperationspartner – der Drogenberatung Herford - in enger Zusammenarbeit mit dem Wohngruppenteam durchgeführt. Einmal wöchentlich findet eine gruppentherapeutische Sitzung statt. Hinzu kommen im Bedarfsfall individuell vereinbarte einzeltherapeutische Gespräche durch die MitarbeiterInnen der Drogenberatung. Die therapeutische Auseinandersetzung findet auf Basis der vier Ebenen der Problembewältigung (kognitiv, emotional, änderungsmotivational, Kompetenzebene) statt. Die Inhalte der therapeutischen Arbeit sind: Schaffung einer Arbeitsbeziehung (therapeutische Allianz), Aufbau, Vertiefung und Sicherung der Abstinenzentscheidung, Aufarbeitung der bisherigen Konsumerfahrungen, Identifizierung funktionaler Faktoren des Suchtmittelkonsums, Erweiterung der affektiven Erlebnismöglichkeiten des Jugendlichen (Alternativen zur stabilisierenden Funktion des Drogenkonsums), Verbesserung der Wahrnehmung innerpsychischer Prozesse sowie die Entwicklung angemessener emotionaler Ausdrucksfähigkeit, Respektieren der eigenen Gefühle, insbesondere des konstruktiven Umgangs mit Wut, Trauer und Verlust, (Wieder-)entdeckung eigener Bedürfnisse und Wünsche, Entwicklung von Körperbewusstsein, Erarbeitung von Handlungsstrategien für alltägliche Aufgaben, Steigerung des Selbstbewusstseins und Selbstwertes, Verändern von Konfliktverhalten und Selbstbehauptung, Seite 10 Reflektion von Normen und Werten der Subkultur, Persönliche Perspektiventwicklung (Wieder-)befähigung zu einer sinnvollen und befriedigenden Freizeitgestaltung, Verbesserung der Frustrationstoleranz und der konstruktiven Bewältigung innerer Spannungszustände, Alternativentwicklung zu unangemessenen sozialen und geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen, Klärung der Beziehung zu den Eltern, Reflexion von Schuld und Schamgefühlen ; Aufarbeitung von Grenzverletzungen und/oder Gewalterfahrungen, Aufklärung zum Thema „Co-Abhängigkeit“, Rückfallprävention und Rückfallbearbeitung, Informationsvermittlung zum Drogenhilfesystem, Sensibilisierung für Gefahren der Suchtverlagerung. Angehörigenarbeit mit dem familiären Umfeld ist aus systemischer AngehörigenSichtweise ein wichtiger Baustein bei der Arbeit mit Suchtmittel arbeit missbrauchenden Jugendlichen, insbesondere, wenn eine Rückkehr ins Elternhaus beabsichtigt ist. Die Klärung der Beziehung zu den Eltern und deren Rolle und Haltung im Suchtverlauf ihrer Kinder (Co- Abhängigkeit) sind hier wesentliche Aspekte in der Beratungsarbeit. Wir erwarten im Hilfeplanprozess grundsätzlich von den Eltern, dass sie sich bei Aufnahme ihrer Kinder in der Wohngruppe KeepClean dazu bereit erklären, an Angehörigenberatungsgesprächen und/oder Selbsthilfegruppen der Drogen- oder Suchtberatungsstellen in ihrem Heimatort teil zu nehmen. Bei der Vermittlung in entsprechende Gruppen sind wir gerne behilflich. Die Wohngruppe KeepClean befindet sich in zentrumsnaher Lage in Herford. Schulen, Verkehrsanbindungen, die Kooperationspartner (Drogenberatung, Jugendsuchtberatungsstelle, kooperierende Ärzte, die Medizinale Untersuchungsstelle) befinden sich in unmittelbarer Nähe. Die LWL-Klinik Marsberg ist innerhalb einer Stunde zu erreichen. Die Ausbildungswerkstätten des Berufspädagogischen Zentrums (BPZ) mit diversen Ausbildungsangeboten und unser Schulprojekt Blau - Pause können bei Bedarf in Anspruch genommen werden (Finanzierung als Zusatzleistung) und sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bahn) schnell zu erreichen. Die „Förderschule für soziale und emotionale Entwicklung“ in Trägerschaft des Kreises Herford befindet sich auf dem Gelände der Evangelischen Jugendhilfe Schweicheln. Das geräumige Haus der Wohngruppe mit großem Garten bietet vielfältige Möglichkeiten, Kompetenzen und Grundfertigkeiten im handwerklichen, hauswirtschaftlichen und im Gartenbereich zu erwerben. Die Jugendlichen bewohnen Einzelzimmer. Haus und Lage Seite 11 multiprofessionelles Pädagogenteam Das multiprofessionelle Wohngruppenteam setzt sich aus berufserfahrenen Mitarbeitern zusammen, die auch über handwerkliche Kompetenzen aus früheren Berufserfahrungen sowie über Zusatzqualifikationen im Suchtbereich verfügen: Wohngruppe KeepClean: Hans Deppermann Erzieher und Teamleitung Norbert Grell Diplom - Sozialarbeiter (Suchtberater in Ausbildung) Yvonne Kielsmeier-Seele Erzieherin Heike Pradel Sozialtherapeutin (Schwerpunkt Suchttherapie) Ulrike Dingerdissen Hauswirtschafterin Vorgehende Betreuung und Nachsorge: Frauke Wellmann Diplom- Sozialpädagogin Wilfried Borowski Diplom- Sozialpädagoge Achim Ortmann Diplom -Sozialarbeiter Kooperationspartner Diakonisches Werk Herford (Drogenberatung, Jugendsuchtbera tung) Therapie: Klaus Brameier Diplom- Sozialpädagoge , Suchttherapeut (VdR in Ausbildung) Eva Liesche Diplom- Pädagogin , Suchttherapeutin(VdR) Sollplätze, Pädagogikschlüssel und Entgelt Sollplätze: 7 Intensivangebot I Stellenschlüssel: 1:1,45 Entgelt: 146,89 € Zusatzangebote des Berufspädagogischen Zentrums und der Schulprojektes Blau Pause auf Anfrage Seite 12 Herforder Straße 219 32120 Hiddenhausen Telefon: Fax: Email: 05221-960 960 05221-960 966 [email protected] www.ejh-schweicheln.de Ihre Ansprechpartner: Thomas Hinze Erziehungsleitung 05221 – 960 214 0175/2643710 [email protected] Ditmar Schreiber Diplom- Psychologe (Co-Berater) 05221 – 960 971 0160/7130794 [email protected] Seite 13