Folie 1 - Swissmedic

Werbung
Folie 1
Gesprächs-Runde Transfusionsmedizin
Luzern; 17. Nov.2004
Hämovigilanz in der Schweiz
Marianne Senn, ART (CSMLS)
Swissmedic / Schweizerisches Heilmittelinstitut
[email protected]
031 324 32 35
Folie 2
Hämovigilanz
• Systematisches Sammeln und Analyse
• Empfehlungen
• Einsatz von Mitteln
• Neue Risiken
D. Stainsby; Hematology Journal (2004) 5
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Das systematische Sammeln und Auswerten von Daten über Transfusionsreaktionen
und Qualitätsmängel wird heute als sinnvoll akzeptiert. Damit wir ein vollständiges
Bild über die Transfusionsrisiken erhalten, sind wir darauf angewiesen, dass alle
Transfusionszwischenfälle gemeldet werden. Nur so können wir die Ursache der
vermeidbaren Zwischenfälle erkennen und Verbesserungen einführen. Zum
vollständigen Bild gehören auch Meldungen über Transfusionsfehler und “beinahe
Transfusionsfehler” die sogenannten “Near- Miss” auch wenn beim Patienten keine
nachteilige Wirkung auftritt. Zur Illustration, wenn Herrn Künzli Blut verabreicht wird,
dass eigentlich für Herrn Keller bestimmt war, aber beide die Blutgruppe “A” haben,
so hat dies medizinisch zwar keine nachteiligen Folgen. Doch die Tatsache, dass
dies geschehen konnte, weisst eindeutig auf Schwachstellen im Ablauf hin, welche
verbessert werden müssen bevor es zu einem schwerwiegenden
Transfusionszwischenfall kommt. Sinnvollerweise wird über erkannte Fehlerquellen
informiert und dadurch verhindert, dass dieselbe Fehlerquelle anderswo auftritt.
Empfehlungen zur Optimierung der Hämotherapie sollten sich auf gesicherte Daten
stützen. Die Auswertung der Hämovigilanz Meldungen kann Hinweise geben, wo
Verbesserungen notwendig und möglich sind.
Die Kenntnis der Transfusionsrisiken erlaubt die Mittel dort einzusetzen, wo diese
Nutzen bringen und die Patientenbetreuung verbessern.
Falls neue Risiken auftreten, können diese möglicherweise rascher erkannt werden.
Folie 3
Themen
• Rechtliche Grundlagen
• Hämovigilanz System
• Hämovigilanz-Daten der
Jahre 2002 und 2003
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Folie 4
Rechtliche Grundlagen
• Das HMG soll gewährleisten, dass nur qualitativ
hochstehende, sichere und wirksame Heilmittel in
Verkehr gebracht werden.(HMG Art.1)
• Das HMG soll dazu beitragen, dass Heilmittel
massvoll und ihrem Zweck entsprechend verwendet
werden.(HMG Art.1 Abs.2 lit.b)
• Institutionen, welche labile Blutprodukte anwenden,
richten ein QS, nach dem aktuellen Stand der
Wissenschaft und Technik, ein. (VAM Art 39 Abs 4).
• Für die Hämovigilanz ist ein verantwortlicher Arzt zu
bestimmen, welcher die Meldepflicht wahrnimmt.
(AMBV Art 16, Art 25, Art 59)
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
« Massvoll und ihrem Zweck entsprechend » - bedingt kritische Indikationsstellung.
Der optimale Einsatz sollte durch Transfusionskommissionen in den Spitälern
überprüft werden. Der restriktive Einsatz trägt auch zur Verminderung des
Restrisikos bei.
Qualitätssystem für Anwendung = schriftliche Anleitung wie bei der
Patientenidentifikation vorzugehen ist, wie die Transfusion vorbereitet und überwacht
wird, wann die Vitalwerte gemessen werden, wie bei Transfusionsreaktionen
vorzugehen ist usw. – Alle Tätigkeiten müssen auch protokolliert werden. Weitere
Aspekte des QS betreffen die formelle Einarbeitung und Weiterbildung des
Pflegepersonals. Die Transfusionskommission habe ich bereits erwähnt - es gibt kein
schweizerisches Gesetz, welches explizit die Bildung einer Transfusionskommission
verlangt. Doch „aktuelle Stand von Wissenschaft und Technik“ und die Vorgaben des
Europarates weisen hier sehr wohl den Weg. (Recommendation (2002)11
Empfehlung über die Rolle der Spitäler und Spitalärzte bei der optimalen
Verwendung von Blut und Blutprodukten
Folie 5
Wer muss Meldepflicht wahrnehmen ?
Institutionen
AMBV Art 16; VAM Art 39 Abs 4;
HMG Art 59
Hersteller wie Anwender
von Blutkomponenten
müssen eine für die
Hämovigilanz
verantwortliche Person
bezeichnen
Arzt
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
In erster Linie der behandelnde Arzt. - Dieser meldet an den HämovigilanzVerantwortlichen seiner Institution.
Swissmedic braucht keine Namen von involvierten Personen. Die Kontaktperson ist
der Hämovigilanz Verantwortliche, er ist die Ansprechperson für Swissmedic bei
Rückfragen. Ein wesentlicher Punkt, damit das Hämovigilanz System innerhalb des
Spitals funktioniert, ist die Information und Aufforderung des Hämovigilanz
Verantwortlichen an die behandelnden Ärzte, Transfusionsreaktionen zu melden.
Spital-intern muss der Meldeweg angepasst an die individuelle Situation etabliert
werden.
Involviert im Spital internen Ablauf ist selbstverständlich das Labor, welches
Standardabläufe der Abklärung bei Meldung einer Transfusionsreaktion
implementiert haben sollte.
Folie 6
Meldeweg
SPITAL
Behandelnder Arzt
Hämovigilanz-Verantwortlicher
Abklärungen
Blutspendezentrum
Hämovigilanz
Swissmedic
Probleme bei
der
Anwendung
Nachdem die klinischen und immunhämatologischen Abklärungen abgeschlossen
sind, gelangt die Meldung an Swissmedic. Wenn Qualitätsmängel des Produktes als
Ursache für die unerwünschte Reaktion vermutet werden, ist der Weg über den BSD
sinnvoll. Es könnten weitere Produkte betroffen sein. z.B. bei Verdacht auf eine
bakterielle Kontamination. Falls eine begründeter Verdacht auf TRALI besteht, sollten
auch die involvierten Spender auf Antikörper gegen Granulozyten abgeklärt werden.
Meldefristen: Schwerwiegende Transfusionsreaktionen so rasch als möglich,
innerhalb 15 Tagen – alle anderen innerhalb 60 Tagen.
Folie 7
Sicherheit in der Hämotherapie
Herstellung
Anwendung / Verabreichung
Sicheres
Produkt
Sichere
Abläufe
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Zum Hämovigilanzsystem
Mit dem Hämovigilanzsystem überwachen wir die Sicherheit der Hämotherapie
beginnend bei der Spenderauswahl bis zum Empfänger (Patient) und der Beurteilung
des klinischen Effektes der Blutverabreichung.
Früher war der Focus vor allem auf der Produktsicherheit. Viele Faktoren können
diese beeinflussen – so mussten zum Beispiel die Spenderauswahlkriterien
angepasst werden, da sich in Nordamerika West Nile Virus verbreitete, welche auch
über Bluttransfusionen übertragen werden kann. Nach Aufenthalt in Nordamerika
darf man deshalb für einen Monat nicht spenden. Sie sehen, man muss auch über
die Landesgrenzen beobachten, was sich abspielt um die Sicherheit der Blutprodukte
in der Schweiz zu gewährleisten.
Die virale Sicherheit der Blutprodukte wurde mit der Einführung der NAT Testung
(RNA Nachweis) auf HIV und HCV, welche die Fensterperiode verkleinert, nochmals
verbessert.
Die Leukodepletion wurde zur Reduktion des vCJD Risikos eingeführt –
Wir haben heute sehr sichere Blutprodukte –Doch ein sicheres Blutprodukt genügt
nicht um die Sicherheit in der Transfusionstherapie zu gewährleisten. Der
Schwerpunkt hat sich vom sicheren Blutprodukt auf Prozess-Sicherheit verlagert.
Hämovigilanz Daten vieler Länder zeigen, dass kardio-pulmonale Risiken und
Verwechslungen heute das grössere Risiko darstellen als virale Risiken.
HIV ca. 1: 4‘000‘000
HCV ca. 1: 3‘000‘000
Falsche Produkt transfundiert 1: 15-20‘000; ABO Unverträglichkeit mit tödlichen
Folgen 1: 600‘000
Folie 8
Sicherheit in der
Hämotherapie / Anwendung
Herstellung
Sicheres
Produkt
Verordnung durch Arzt
Patientenblutprobe
Labor
Blut Verabreichung
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Welches sind die kritischen Schritte bei der Blutverabreichung?
Es beginnt mit der Verordnung des Blutproduktes durch den Arzt. Die Nutzen/Risiko
Abwägung muss sorgfältig durchgeführt und das individuell benötigte Blutprodukt zur
gezielten Substitution verordnet werden. Wesentlich ist auch, dass für spezielle
Patientengruppen zum Beispiel bestrahlte oder CMV negative Blutprodukte verordnet
werden. Die Verordnung sollte möglichst schriftlich erfolgen und idealerweise auch
Angaben über die Indikation und Transfusionsgeschwindigkeit enthalten.
Die Entnahme der Blutprobe für die Verträglichkeitstestung ist ein weiterer kritischer
Schritt. Transfusionszwischenfälle infolge von Patientenverwechslungen sind ein
bekanntes Problem. Die Blutprobe sollte wenigstens mit Nachname, Vorname,
Geburtsdatum, Patientennummer, Datum und Zeitpunkt der Entnahme beschriftet
sein. Dieselben Angaben sollten auf dem Auftragsblatt vorhanden sein, zusätzlich die
Unterschrift der Person, welche verantwortlich für die Patientenidentifikation ist.
Selbstverständlich müssen Blutproben immer unmittelbar nach der Entnahme am
Patientenbett beschriftet werden.
Für Notfallsituationen sollte ein System zur Verfügung stehen, welches unbekannte
Patienten mit deren Blutproben verknüpft.
Immunhämatologische Labors sollten schriftliche Anforderungen an die Beschriftung
von Patientenblutproben und die notwendigen Angaben auf dem Auftragsformular
haben und pickelhart alle nicht korrekt beschrifteten Röhrchen und nicht
übereinstimmende Auftragsformulare zurückweisen. (HMG Art 37, Abs 2). Für die
Durchführung der Verträglichkeitsprüfung verweist Swissmedic in einer technischen
Anleitung für geeignete Testverfahren vom April 2002 auf die Empfehlungen des
BSD SRK: Erythrozytenserologische Untersuchungen an Patientenproben.
Bei der Ausgabe von Blutprodukten im Labor sollte das Blutprodukt visuell geprüft
werden. Eine Etikette mit allen relevanten Informationen soll fest am Blutprodukt
angebracht sein und mit dem Auftragsblatt verglichen werden. Die Dokumentation
der Ausgabe im Labor soll nebst Identifikation des Patienten, Angaben zum
Blutprodukt und Zeitpunkt der Ausgabe auch die Unterschrift der für die Ausgabe
verantwortlichen Person beinhalten.
Bei der Blutverabreichung ist wieder die korrekte Patientenidentifikation ein kritischer
Punkt. Der Vergleich der Etikette am Blutprodukt und die Identifikation des Patienten
muss am Patientenbett durchgeführt werden und niemals im Stationsbüro. Es muss
klar definiert sein, welche Punkte auf Übereinstimmung verglichen werden müssen.
Besser ist, wenige wesentliche Identifikationspunkte korrekt zu vergleichen als eine
Vielzahl von Angaben, welche vielleicht für die Krankenschwester keine Bedeutung
haben und alleine durch die Datenmenge fehleranfällig ist. Optimal sind technische
Hilfsmittel zur Unterstützung der korrekten Zuordnung von Blutprodukt und Patient.
Die Überwachung der Transfusion ist ein weiterer wichtiger Punkt und soll auch
dokumentiert werden. Vor der Transfusion sind minimal Temperatur, Blutdruck und
Puls zu messen; während der ersten 15 Minuten sollte sehr langsam transfundiert
werden und nochmals Temperatur, Blutdruck und Puls gemessen werden und erst
dann die Transfusionsrate erhöht werden. Nach der Transfusion sollten nochmals die
Vitalwerte gemessen werden. Dieses Vorgehen gilt natürlich nicht für
Notfallsituationen und Massentransfusionen.
Weitere wesentliche Punkte sind die Einführung von neuem Personal in den
Arbeitsabläufen und die Schulung im Erkennen von Transfusionsreaktionen.
Folie 9
Transfusionsrisiken
• Infektionen
• Immunologische Nebenwirkungen
• Herz-Kreislauf and Stoffwechsel
Probleme
• Transfusionsfehler und “Near Misses”
• Neue Risiken
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Etwas zu den Transfusionsrisiken:
Durch Blutprodukte übertragbare Infektionen, virale oder parasitäre. ( HIV, HCV,
HBsAg, CMV, Malaria u.a).
Immunologische Nebenwirkungen
Herz-Kreislauf und Stoffwechselprobleme
Transfusionsfehler und “Near-Misses”
Neue, noch unbekannte Risiken
Folie 10
Infektionsrisiken
AuBuchon and Vamvakas; Transfusion 44, Sept.04
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Diese graphische Darstellung zeigt sehr schön, dass sich die viralen Risiken über die
letzten Jahre kontinuierlich verringert haben. Das Risiko von TRALI ( Transfusion
associated lung injury oder Transfusions-assozierter Lungenschädigung) und
Verwechslungen mit tödlichem Ausgang ist grösser als virale Infektionen. Deshalb
müssen wir unsere Anstrengungen heute dort einsetzen, wo die grösseren Risiken
bestehen. Wenn wir wirklich die Transfusionssicherheit verbessern wollen, müssen
wir die Patientenidentifikation verbessern. Es wurden viele Ressourcen zur
Verbesserung der viralen Sicherheit eingesetzt, jetzt müssen wir die weiteren Risiken
angehen.
Das Risiko für bakterielle Kontaminationen erscheint auf der Abbildung grösser als
für Verwechslungen. Die Einführung des „Pre-donation Sampling“ wobei bei der
Blutspende die ersten Milliliter für die spätere Labor-Testung in einen separaten
kleinen Beutel entnommen werden und erst anschliessend die eigentliche
Blutspende, ist wahrscheinlich in dieser Darstellung noch nicht berücksichtigt. Das
Pre-donation Sampling reduziert das bakterielle Kontaminations-Risiko um ca. 4060%. Man geht davon aus, dass die Hautstanze und die, möglicherweise beim
Einstich durch die unteren Hautschichten eingeschleppte Hautkeime, in den
Testbeutel gelangen und nicht in das Blutprodukt. Dennoch, bakterielle
Kontaminationen sind ernstzunehmende Risiken.
Folie 11
Immunologische Nebenwirkungen
Ery
Leukozyten
Thrombo
Plasma
HTR
TA-GVHD
PTP
TRALI
Allo-Ak
FNHTR
Allerg TR
Allerg TR
Ana –
phylactic
Ana phylactic
adapted. B. Mansouri 26.8.2004
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Immunologische Komplikationen können sehr verschiedenartig sein. Hier sind die
Wichtigsten dargestellt.
Die Ursache für akute hämolytische Transfusionsreaktionen (HTR) sind fast immer
Verwechslungen. – Wir hatten auch Meldungen über verzögerte hämolytische
Transfusionsreaktionen mit Duffy und Kidd Antikörper, die klassischen Antikörper
welche manchmal so schwache Titer haben, dass sie prätransfusionell nicht
detektierbar sind, aber rasch geboostert werden und Hämolyse verursachen können.
Die sehr seltene TA-GvHD wird verursacht durch die Übertragung von
proliferationsfähigen T-Lymphozyten des Spenders auf einen in der Regel
immuninkompeten Empfänger.
Als Ursache für febrile, nicht hämolytische TR (FNHTR) werden Antikörper des
Empfängers gegen kontaminierende Leukozyten in der Spende angenommen.
Zudem können auch während der Lagerung freigesetzte Zytokine eine Rolle spielen.
Die posttransfusionelle Purpura (PTP) tritt ungefähr eine Woche nach Transfusion
von Thrombozyten auf. Betroffen von dieser seltenen TR sind vor allem Frauen
welche durch Schwangerschaft gegen Thrombozyten immunisiert wurden. Nicht
geklärt ist, weshalb nebst dem Abbau der transfundierten Thrombozyten auch
autologe, antigennegative Thrombozyten abgebaut werden. Die PTP geht meist mit
einer Neigung zu Blutungskomplikation einher.
Typisch für allergische Reaktionen sind Urtikaria, es können auch gastro-intestinale
Symptome auftreten (Diarrhö, Erbrechen) wie auch pulmonale (Atemnot). Besonders
gefürchtet sind Blutdruckabfall und Kreislaufschock.
TRALI (transfusions-assoziierte Lungenschädigung) Symptome normalerweise
innerhalb 1-2 h, maximal 6 h . Typisch sind Atemnot, Zyanose, Hypoxie, Tachkardie,
leichtes Fieber, Hypotonie und beidseitiges Lungenödem in der
Röntgenthoraxaufnahme.
Leukozyten-, Thrombozyten- und Plasma –Transfusionen können auch die Bildung
von Allo-Antikörper auslösen.
Folie 12
Herz-Kreislauf und
Stoffwechsel Probleme
• Volumenüberlastung (TACO,
transfusion associated ciculatory
overload)
• Zitratreaktion
• Hyperkaliämie
• Hypothermia
• Hämosiderose
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Die Volumenüberlastung ist besonders bei herzkranken Patienten und Kleinkindern
ein Risiko. Als vorbeugende Massnahme sollte sehr langsam transfundiert werden.
Das schweizerische Kompendium empfiehlt bis zu maximal 6 Stunden für die
Transfusion eines Erythrozytenkonzentrates, andere Länder bis zu 4 Stunden.
Typische Anzeichen für eine Volumenüberlastung sind Atemnot, Herzrasen
(Tachycardie) und erhöhter Blutdruck meistens 1-2 nach Transfusion, aber innerhalb
12 Stunden.
Zitratreaktionen, manchmal nach Massivtransfusionen bei Leberschädigung und
gestörtem Stoffwechsel. (Na-zitrat Antikoagulant)
Hyperkaliämie – kann bei der Transfusion von grösseren Volumina in Neugeborenen
vorkommen. Erythrozyten haben einen grösseren Kalium-Gehalt als das Plasma.
Während der Lagerung tritt Kalium aus den Zellen. Eine Präventivmassnahme ist
Erythrozytenkonzentrate nicht älter als 7 Tage zu transfundieren.
Hypothermia, kann bei Massivtransfusionen vorkommen. Deshalb werden manchmal
Blutwärmegeräte eingesetzt. Dabei darauf achten, dass diese gewartet und korrekt
kalibriert sind.
Hämosiderose – Eisenakkumulation im Gewebe (Herz, Leber, Pankreas). Eine
Transfusionsnebenwirkung, die bei Patienten(Thalassaemia) vorkommt, welche auf
regelmässige Erythrozyzentransfusionen angewiesen sind. Wird medikamentös mit
Eisenchelatoren behandelt.
Folie 13
Transfusionsfehler und Near Misses
• IBPT; inkorrektes Blutprodukt transfundiert
• Near - Misses
Aus Fehler lernen
Fehlerquelle eliminieren
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Transfusionsfehler= Inkorrektes Blutprodukt transfundiert
Alle irrtümlich transfundierten Blutprodukte unabhängig ob beim Patienten eine
nachteilige Wirkung auftritt oder nicht:
Produkt für anderen Patienten bestimmt
Produkt für Patient nicht geeignet (nicht bestrahlt, nicht CMV negativ, nicht Rhesus
negativ etc).
Homologes Produkt transfundiert, obwohl autologes Produkt verfügbar
Dieses Jahr hatten wir Meldungen von Verwechslungen. Glücklicherweise hatten alle
Patienten die Blutgruppe „A“ und es kam zu keinen klinischen Folgen – aber ein
klares Signal dass der Ablauf fehlerhaft ist und verbessert werden muss bevor sich
ein schwerwiegender Transfusionszwischenfall ereignet.
Wie reagiere ich, wenn ich eine Fehlermeldung erhalte? Zuerst versuche ich die
Abläufe zu verstehen und welche Faktoren den Fehler verursachten oder
begünstigten. Am Besten beantworten können diese Fragen die Verantwortlichen der
meldenden Institution. Ich frage deshalb immer welche Massnahmen getroffen
wurden um eine Wiederholung der Fehlerquelle zu verhindern. – Eine Meldung
erwähnte, dass eine neu eingestellte Krankenschwester die Arbeitsvorschriften nicht
befolgte – vielleicht ein Hinweis, dass das Einarbeitungsprogramm verbessert
werden muss?
Weshalb konnte es geschehen? Diese Frage ist zentral bei der Implementierung von
robusten und zuverlässigen Arbeitsabläufen.
Near – Miss beinahe Transfusionsfehler
Entdeckter prätransfusioneller Fehler: Blutentnahme vom “falschen” Patienten,
Unstimmigkeiten in der Patienten- Identifikation oder der Verordnung von
Blutprodukten. Near –miss Meldungen sind wertvoll, denn sie weisen auf
Schwachstellen hin, bevor Fehler geschehen und führen so zu Verbesserungen, wo
notwendig.
Folie 14
Wirkungsgrad der
Hämovigilanz
Erkennen + Dokumentation + Melden
Voraussetzung : Meldung aller Ereignisse
und sorgfältige Abklärung
Analyse  Kommunikation der Schlussfolgerungen
adapted. B. Mansouri 26..8.2004
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Wovon hängt die Effektivität der Hämovigilanz ab?
In erster Linie müssen Transfusionsreaktionen oder das Ausbleiben der erhofften
therapeutischen Wirkung erkannt werden. Dazu ist die Schulung im Erkennen von
Transfusionsreaktionen ein wichtiger Punkt.
Damit die Daten auch wirklich repräsentativ sind, müssen sich alle Institutionen am
Hämovigilanzsystem beteiligen und ihre Meldepflicht wahrnehmen.
Ein weiterer Punkt betrifft die Qualität der Meldung. Nur wenn die notwendigen
klinischen Angaben und Befunde der Laboranalysen mit der Meldung geliefert
werden kann eine Beurteilung stattfinden, welche auch eine aussagekräftige
Auswertung der Meldungen erlaubt. Nur dann basieren Schlussfolgerungen und
Empfehlungen auf validen Daten.
Folie 15
Möglicherweise vermeidbare
Transfusionsreaktionen
•
•
•
•
•
•
•
Pulmonales Lungenödem
TA-GVHD
Bakterielle Kontamination
(wiederholte) Anaphylaktische TR
immunogenes TRALI
Hyperkaliämie
AHTR als Folge von Verwechslungen
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Pulmonales Lungenödem. Speziell Patienten mit Herzinsuffizienz und Kleinkinder
sind gefährdet und die Indikation zur Transfusion sollte sehr sorgfältig gestellt
werden. Als vorbeugende Massnahme soll möglichst langsam transfundiert werden.
(Diuretika, Sauerstoff)
TA-GVHD bestimmte Patientengruppen, wie Knochenmarkempfänger, Frühgeburten,
Verwandtenspenden ( seltene Blutgruppe), bei Immunsuppressiver Therapie (z.B.
Fludara) sollten nur bestrahlte Blutprodukte erhalten. So wird verhindert, dass sich
Restleukozyten einpflanzen.
Bakterielle Kontamination: Die Prävention beginnt bei der Spenderauswahl –man
darf bis zu 72 Stunden nach Zahnarztbehandlung nicht spenden, ebenso sind alle
Spendern mit Entzündungsherden ausgeschlossen. Vor der Blutspende kommt der
korrekten Durchführung der Armdesinfektion eine grosse Bedeutung zu. Wie bereits
erwähnt reduziert auch das Predonation Sampling, wobei die ersten Milliliter der
Blutspende in einen kleinen Probenbeutel für die Labortestung umgeleitet werden,
das bakterielle Kontaminationsrisiko. Die visuelle Kontrolle vor der Blutausgabe soll
auch dazu beitragen bakterielle Kontaminationen zu entdecken. – Eine mögliche
Präventivmassnahme wäre die Testung jeder Einheit Thrombozytenkonzentrat vor
der Ausgabe, wie dies in einigen europäischen Ländern durchgeführt wird, und in
Zukunft werden eventuell Inaktivierungsverfahren eingeführt.
Falls nach einer anaphylaktischen Transfusionsreaktion eine IgA Unverträglichkeit
nachgewiesen wird, sollten nur gewaschene Blutzellen (Ec,Thrombo) transfundiert
werden und keine plasmahaltigen Blutprodukte.
Hyperkaliämie; Erythrozytenkonzentrate nicht älter als 7 Tage (oder Ersatz des
Plasma.)
Zur Minimierung von Verwechslungen kommt der Patientenidentifikation die
Hauptrolle zu. Ideal ist eine technologische Unterstützung der Patientenidentifikation,
sei es minimal mit einem Transfusions-spezifischem Armband, welches der Patient
bei der Blutentnahme im Hinblick auf eine Transfusion erhält. Auf dem Armband
befindet sich ein kurzer, jedoch eindeutiger Code, eine Kleber mit diesem Code
kommt auf die Blutprobe und das Auftragsblatt und ins Labor. Dort wird der Code
weiterverwendet und auch auf den für den Patienten bestimmten Blutkomponenten
geklebt. Zum Zeitpunkt der Verabreichung erlaubt dieses simple Vorgehen eine Misidentifikation bei der Blutprobenentnahme zu entdecken. – Der Einsatz eines
Barcode Leser, welche gleichzeitig auch die ganze Transfusionsgeschichte
dokumentiert ist natürlich eine viel elegantere Lösung der VerwechslungsProblematik. Eine Referenz dazu: Increasing transfusion safety by reducing human
error. MarconiM, Sirchia G. Curr Opin Hematol.2000 Nov; 7(6):382-6
Folie 16
Fieber > 38°C, 1°C 
DAT, Blutgruppe und Ak Suchtest
Blutkultur des Patientenblutes und Blutproduktes
neg
POS
NEG
POS
neg
FNHTR
Eluat
Ak-Panel
Hämolyse?
Akute
HTR
AHTRAAHTR
Verzögerte HTR
Identischer Keim
in beiden Kulturen
B Bakterielle
Kontamination
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Nur Fieber höher als 38°C mit mindestens 1°C Anstieg muss an Swissmedic
gemeldet werden.
FNHTR (febrile, nicht hämolytische TR) Eine Transfusionsreaktion sollte nur als
FNHTR klassifiziert werden, wenn andere Ursachen für das Fieber ausgeschlossen
wurden. Die Definition der FNHTR beinhaltet einen Fieberanstieg von mindestens
1°C, weitere Symptome sind oft Schüttelfrost, Kältegefühl und Unwohlsein. Die
Symptome, welche wahrscheinlich durch während der Lagerung freigesetzte
Zytokine oder Antikörper des Empfängers gegen kontaminierende Rest-Leukozyten
im Spenderblut verursacht werden, erscheinen typischerweise gegen
Transfusionsende. Sie sind nicht lebensbedrohlich, können jedoch dramatisch sein
und den Patienten stark verängstigen. - Es existiert kein spezieller Test um eine
FNHTR zu bestätigen, bei der Diagnose handelt es sich um eine
Ausschlussdiagnose. Da Erythrozyten-und Thrombozytenkonzentrate oft an
Patienten mit Krebsleiden oder nach einem chirurgischen Eingriff, welche
intermittierende Fieberschübe aufweisen, verabreicht werden ist die Diagnose der
FNHTR nicht immer einfach. Hämolytische Transfusionsreaktionen, bakterielle
Kontamination und auch TRALI können auch Fieber verursachen. Bei jedem Fieber
soll eine hämolytische Transfusionsreaktion oder bakterielle Kontamination
ausgeschlossen werden. Zuallererst soll die Dokumentation überprüft werden um
eine Verwechslung auszuschliessen. Die Entnahme einer Nativ-und EDTA Blutprobe
für die Durchführung eines direkten Antiglobulintests (DAT), Blutgruppenbestimmung
und Antikörpersuchtest und visuelle Beurteilung des Patientenplasma auf Hämolyse
sollten Teil der Routineabklärung sein. Zusätzlich sollten immer Kulturen vom
Patienten und dem Blutprodukt angelegt werden, wenn es keine medizinische
Gründe für das Fieber gibt.
Die Ursache für akute hämolytische Transfusionsreaktionen sind meistens ABO
inkompatible Transfusionen. Verwechslungen sind die Hauptursache und am
häufigsten erfolgt der Fehler bei der Entnahme der Blutprobe für die Testung,
manchmal auch im Labor und bei der Verabreichung. (Virginie Ferrera, Transfusion
Volumen 44, June 2004). Die Symptome können Fieber, Schüttelfrost, Angst,
Tachykardie, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Brust-Rückenschmerzen,
Blutungsneigung, Hämoglobinurie, Hypotonie umfassen. Bedrohlich werden können
Schock, disseminierte intravasale Coagulopathie (DIC) und Nierenversagen. Unter
Narkose sind die einzigen wahrnehmbaren Symptome oft nur Hypotonie und
Blutungsneigung. Verzögerte hämolytische Transfusionsreaktionen müssen
umfassend abgeklärt werden. Die Testung von Serumproben und Eluaten in
Antikörper -Identifikationspanels gehört dazu. Die Testung des Eluates ist ein
wichtiger Punkt. Es kann vorkommen, dass im Serum zwar ein Allo-Antikörper
nachweisbar ist, aber möglicherweise ein zweiter Allo-Antikörper vollständig an die
transfundierten inkompatiblen Erythrozyten gebunden ist und nur im Eluat
nachweisbar. Für kleinere Labors empfiehlt es sich bei Verdacht auf erythrozytäre
Antikörper Nativ –und EDTA Proben vom Patienten und Segmente der implizierten
Blutbeutel an ein erfahrenes Referenzlabor zu senden. – Die Transfusion von ABO
inkompatiblen Thrombozytenkonzentraten kann ebenfalls eine schwache Hämolyse
verursachen, wenn das Plasma hochtitriges anti-A und –B enthält. In diesen Fällen
soll das Eluat mit A und B Zellen getestet werden.
Typischerweise verursachen bakterielle Kontaminationen hohes Fieber (> 39°C). Es
gibt jedoch milde, moderate und schwerwiegende Transfusionsreaktionen, abhängig
vom Bakterium. Gram negative Keime (Yersinia enterocolitica, Pseudomonas spp
u.a), welche vor allem in kontaminierten Erythrozytenkonzentraten nachgewiesen
werden, sind meistens verantwortlich für die schwerwiegenden Reaktionen. Dabei
aktivieren bakterielle Endotoxine die Makrophagen zur Sekretion von Zytokinen. Die
Zytokine sind verantwortlich für das Fieber und die Erweiterung der Blutgefässe. Die
Transfusion von Endotoxinen und Freisetzung von Zytokinen kann einen septischer
Schock auslösen. In schwerwiegenden Fällen mit Verdacht auf eine bakterielle
Kontamination kann eine Gramfärbung möglicherweise rasch einen Hinweis auf den
Erreger geben und dazu beitragen die gezielte Antibiotika Therapie zu beginnen. –
Da Thrombozytenpräparate bei Raumtemperatur gelagert werden, vermehren sich
die meisten Bakterien leichter. In Studien konnte nachgewiesen werden dass
normale Hautflora die häufigste bakterielle Kontamination von
Thrombozytenkonzentraten darstellt. Sie haben eine 10 mal grössere
Kontaminationsrate als Erythrozytenkonzentrate und manchmal sind die Symptome
sehr geringfügig und können auch einige Zeit nach der Transfusion auftreten. Die
Diagnose einer Sepsis verursacht durch eine bakterielle Kontamination des
Blutproduktes gilt als gesichert, wenn dasselbe Bakterium im Patientenblut wie auch
im Blutprodukt nachgewiesen wird.
Fieber kann auch ein Symptom bei TRALI sein, doch bei TRALI ist auch immer
prominent Atemnot und andere Symptome vorhanden.
Folie 17
Bakterielle Kontamination
• Segmente sind nicht
repräsentativ
• Kultur immer aus
dem Beutelinhalt
• Nach Transfusion
Beutel 24 Stunden bei
4°C aufbewahren
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Wird eine bakterielle Kontamination vermutet, sollte eine Kultur des Beutelinhaltes in
aeroben und anaeroben Medium angelegt werden. Die Kultur sollte immer aus dem
Beutelinhalt angelegt werden; die Segmente sind nicht repräsentativ, enthalten auch
nicht genügend Material für die Sterilitätsprüfung und es ist möglich, dass der
Beutelinhalt bakteriell kontaminiert ist, ohne dass in den Segmenten Bakterien
nachweisbar sind. Muss aus einem leeren Blutproduktbeutel eine Kultur angelegt
werden, so kann der Beutelinhalt mit isotoner Kochsalz-oder Nährlösung gespült
(5ml) und anschliessend kultiviert werden.
Da die Symptome erst nach Transfusion auftreten können, sollten die leeren
Produktebeutel für mindestens 24 Stunden bei 4°C gekühlt, aufbewahrt werden.
Mancherorts werden die leeren Produktbeutel nach Verschliessen des
Transferbestecks mittels einem Stöpsel in einen Plastikbeutel verpackt und mit
Informationen über die Transfusion zurück an das Labor gesandt. Dies hat auch den
Vorteil, dass die Laborangaben des Patienten ergänzt werden können mit den
Transfusionsdaten und erleichtert nebst weiteren Vorteilen die Rückverfolgbarkeit.
Bei fundiertem Verdacht auf eine bakterielle Kontamination müssen alle weiteren
Blutprodukte aus derselben Spende sofort zurückgezogen werden. Deshalb ist eine
rasche Information des Herstellers wichtig.
Folie 18
Allergisch-Anaphylaktische
• Milde allergische TR • Urtikaria <2/3 K-O
• Nicht meldepflichtig
einziges Symptom
• >2/3 Körperober• Allergische und
fläche betroffen,
anaphylaktoide TR
Übelkeit, Atemnot,
Brust-Schmerzen
• Anaphlaktische TR
• Blutdruckabfall,
• IgA und Anti-IgA
Kreislaufschock
bestimmen
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Urikaria, welche weniger als 2/3 der Körperoberfläche betrifft und als einziges
Symptom auftritt muss Swissmedic nicht gemeldet werden. Wenn die Urtikaria mehr
als 2/3 der Körperoberfläche betrifft oder wenn zusammen mit einer leichten Urtikaria
weitere Symptome auftreten, wie Brustschmerzen, Übelkeit, Blutdruckabfall,
Bronchospasmus muss die Transfusionsreaktion gemeldet werden.
Abrupter Blutdruckabfall innerhalb weniger Minuten nach Transfusion ist typisch für
anaphylaktische Reaktionen. In diesen Fällen sollte der IgA Gehalt im Patienten
gemessen werden um einen angeborenen IgA Mangel und Antkörper gegen IgA
auszuschliessen. Die Laboranalytik auf IgA Gehalt muss an einer Probe, welche vor
der Transfusion entnommen wurde durchgeführt werden. Nach Transfusion ist der
Befund verfälscht und nicht aussagekräftig. Wenn keine Probe von vor der
Transfusion zur Verfügung steht, so muss ca. 20 Tage gewartet werden um das
Testblut zu entnehmen. Bei nachgewiesenem IgA –Mangel sollten nur noch
gewaschene zellhaltige Blutprodukte Erythrozyten /Thrombozyten) transfundiert und
keine plasmahaltigen Blutprodukte.
Antikörper gegen IgA Subklassen können auch bei normalem IgA Gehalt
vorkommen.
Folie 19
Dyspnoe,  Sättigung O2
Hypertonie
Brustschmerzen, gestaute
Halsvenen
Lungenödem
Kreislaufüberlastung; TACO
Innerhalb weniger Stunden
nach Transfusion
Hypotonie
Fieber
Röntgenaufnahme des Thorax
(bei klinischer Indikation)
Im Falle eines Lungeninfiltrates ist
bei den Spendern nach den
spezifischen Antikörpern der
Granulozyten zu suchen
TRALI
Oftmals 1 bis 2 Stunden, aber auch
bis zu 6 Stunden nach Transfusion
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Wir stellten eine Zunahme der Meldungen mit Volumen-oder Kreislaufüberlastung
fest. TACO steht für „transfusion-associated-circulatory-overload.
Bei Atemnot und erhöhtem Blutdruck sollte man eine Kreislaufüberlastung in Betracht
ziehen.
TRALI Transfusion related acute lung injury
Atemnot zusammen mit einem Sauerstoffsättigungsabfall, leichtem Fieber, therapieresistentem Blutdruckabfall typischerweise innerhalb 1-2 Stunden nach Transfusion
kann auf TRALI weisen und sollte abgeklärt werden.
TRALI ist definiert als:
Akute Atemnot
Sauerstoffsättigung erniedrigt, entweder: 1.) PaO2/FI02<300mmHg oder 2.)
Sauerstoffsättigung unter 90% bei normaler Raumluft oder 3.) Klinische Anzeichen,
Symptome
Bilaterale Lungeninfiltrate
Keine Anzeichen einer Volumenüberlastung oder kardial bedingtem Lungenödem.
Keine Risikofaktoren für ALI (acute lung injury)
Bei erhärtetem Verdacht auf TRALI sollte man die Spender auf Antikörper gegen
Granulozyten abklären. TRALI wird am Häufigsten nach der Verabreichung von
Plasma beobachtet, kann aber auch durch Thrombozyten- und
Erythrozytenkonzentrate ausgelöst werden.
Immunogenes TRALI gilt als bestätigt wenn im Spenderblut Antikörper gegen
Granulozyten nachweisbar sind, welche mit den Empfängergranulozyten eine
positive Reaktion ergeben.
Typische Symptome von TRALI sind nebst Atemnot und Sauerstoffsättigungsabfall,
leichtes Fieber, Hypotonie, manchmal jedoch auch zu Beginn leichte Hypertonie,
TRALI ist eine noch sehr umstrittene Transfusionsreaktion und nebst dem
immunogenem TRALI sind auch andere Ätiologien in Diskussion.
TRALI ist die Häufigste an die FDA gemeldete Transfusionsreaktion mit tödlichem
Ausgang. ((Holness, CBER BPAC July 22, 2004) Die Mehrzahl der Todesfälle sind
mit der Verabreichung von Frisch Gefrorenem Plasma assoziiert, gefolgt von
Erthrozytentransfusionen und Apherese- Plättchen. Im englischen SHOT Bericht
werden 103 Fälle von TRALI aufgeführt über 6 Jahre und 25 Todesfälle im
Zusammenhang mit TRALI, sowie 67 Fälle mit bedeutender gesundheitlicher
Schädigung. Als Präventivmassnahme wird in England und Dänemark nur Frisch
Gefrorenes Plasma (FGP) aus Spenden von männlichen Spendern hergestellt.
Swissmedic erhielt dieses Jahr bereits zwei Meldungen von immunogenem TRALI,
wo im Spenderplasma Antikörper gegen Granulozyten nachweisbar waren. Ein Fall
war eine lebensbedrohliche TR nach Gabe von FGP im Anschluss an eine
Operation, im zweiten Fall verstarb der Patient nachdem er FGP erhielt.
Folie 20
Zwischenfälle bei der Herstellung
• Sicherheitsrisiken für
Blutspender
• Verwechslungen
• Irrtümliche Freigaben,
Falschetikettierungen
• Spezifikationen nicht
eingehalten
• Defekte Materialien,
Reagenzien oder fehlerhafte
Testung
• Ref: AMBV Art 25
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Auch bei der Herstellung gibt es meldepflichtige Vorkommnisse:
Sicherheitsrisiken für den Blutspender.
Spenderverwechslungen . Es ist vorgekommen, dass der Vater mit dem Fragebogen
des Sohnes spendete oder der Ehefrau - oder Personen mit ähnlichem Namen
verwechselt wurden. Deshalb soll unmittelbar vor der Entnahme der Blutspende am
Spendebett nochmals nach dem Geburtsdatum gefragt und die Auskunft mit den
Angaben auf dem medizinischen Fragebogen verglichen werden.
Irrtümliche Freigaben, Falschetikettierungen
Spezifikationen nicht eingehalten
Defekte Materialien, Reagenzien oder fehlerhafte Testung
Folie 21
“No blame culture”
Fehler sind entschuldbar, sie
zu ignorieren aber nicht”
L.L. Leape 2000
Ein Eckpfeiler des Hämovigilanz Systems für die Anwendung ist die “no blame”
Kultur- irren ist menschlich und es sind schlecht konzipierte Abläufe welche zu
Fehlern führen. Gesucht werden organisatorische Lücken und nicht persönliches
Fehlverhalten.
Folie 22
Einige Zahlen zur Schweiz
• Bevölkerung:
Bevölkerung: ca 7 Millionen
• Abgabe durch BSD SRK:
– Erythrozytenkonzentrate: 292’000 Einheiten
– Thrombozytenkonzentrate: 80’000 Einheiten
(90% Apharese)
– FGP in Quarantäne und SD Plasma:
80’000 Einheiten
• Ca 200 Spitäler transfundieren Blutprodukte
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Es fehlen in der Schweiz noch Zahlen über die effektiv verabreichten Blutprodukte.
Ende dieses Jahres werden wir an alle Hämovigilanz Verantwortlichen eine
statistische Umfrage senden.
Folie 23
Verteilung der Blutprodukte
in TR 2002/2003
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Nicht überraschend sind vor allem Erythrozytenkonzentrate in TR involviert, gefolgt
von Plättchen und FGP.
Folie 24
Erhaltene Meldungen
others
IBCT
N-M
2003
TRALI
HTR
Bact.C.
Ana
Allerg.
FNHTR
2002
TACO
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
FNHTR und allergische Tr sind die am Häufigsten gemeldeten TR. Gesamthaft
sehen wir ein ähnliches Bild wie es auch andere europäische Länder melden.
Die Datenbasis ist jedoch absolut ungenügend und nicht repräsentativ, da sich noch
nicht alle Spitäler und Institutionen am Hämovigilanz System beteiligen. Deshalb
habe ich auch keine grossen Berechnungen und Auswertungen durchgeführt.
Folie 25
Virale Infektionen
• Im 2002 und 2003 sind keine Übertragung einer
viralen Infektion bekannt geworden. (HBV, HCV oder
HIV)
• Konfirmiert positive Spenden im 2002/2003
Bestätigt
positiv
Neuspender
HIV1 HIV2 HBV
HCV
Syphilis
1/3
0/0
36/43 14/30
10/15
Regelmässige 1/2
Spender
0/0
3/5
1/14
3/6
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Hepatitis B hat die höchste Prävalenz mit 36 und 43 HBsAg positiven Neuspendern.
Erstaunlich ist die Inzidenz von Lues im 2003 mit dem Anstieg von 1(2002) auf 14.
Folie 26
8 Todesfälle
in den Jahren 2002 und 2003
• 4 TACO (3x wahrscheinlich,
1x möglich)
• 1 bakterielle Kontamination (keine
Laboranalyse des Produktes, klinische
Entwicklung typisch)
• 3 Herzstillstand (3 x Kausalzusammenhang
mit dem transfundierten Blutprodukt wenig
wahrscheinlich)
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Die Volumenüberlastung spielt bei den Todesfällen eine Rolle, obschon der
Zusammenhang manchmal schwer zu beurteilen ist.
Vermutete bakterielle Kontamination. Der Produktbeutel wurde nach der Transfusion
entsorgt – eine mikrobiologische Abklärung wurde nicht durchgeführt. Der Patient
verstarb an einer Sepsis.
3 Herzstillstand – man muss bedenken, dass Patienten oft schwerstkrank sind und
auch in Notfallsituationen Blutprodukte erhalten.
Folie 27
32 lebensbedrohliche TR
im 2002 und 2003
•
•
•
•
•
•
5 TACO
3 TRALI
3 IBCT ( ABO Unverträglichkeit)
2 HTR (1 Anti-Jk(a) und 1 Anti-Fy(a))
15 Anaphylaktische Reaktionen
4 gleichzeitig verabreichte Medikamente
(sehr wahrscheinlich)
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Wieder Volumenüberlastung prominent vertreten
3 ABO inkompatible Transfusionen 1). EDV System, welches Checks durchführt
ausgefallen, da die Blutgruppenkarte eines anderen Patienten im Labor präsentiert
wurde, kam es zur Ausgabe eines ABO inkompatiblen Blutproduktes. Weitere
Fehlleistungen erfolgten bei der Identifikation am Patientenbett. – Die Institution hat
neue Regelungen mit eingebauten Sicherheiten erlassen, wie bei Ausfall des EDV
Systems vorzugehen ist. 2). In der Notfallstation erfolgte Blutentnahme, 3 Röhrchen
wurden an das Labor gesandt, leider stammte das Röhrchen, an welchem die
Blutgruppenbestimmung durchgeführt wurde von einem andern Patienten. Als
Massnahme hat die Institution die konsequente Durchführung der
Blutgruppenbestimmung an 2 Proben, welche getrennt entnommen werden,
eingeführt. Bis diese Befunde vorliegen wird BG „O„ transfundiert. 3). Die
Verwechslung erfolgte bei Patienten mit ähnlichem Namen.
Die hämolytischen TR sind klassische Fälle, wo die Antikörper gegen
Erythrozytenantigene unter der Detektionslimite vorlagen, aber rasch geboostert
wurden.
Die häufigste schwerwiegende TR sind anaphylaktische Reaktionen. Man geht
davon aus, dass Antikörper im Empfängerserum gegen Plasmaproteine im
Spenderblut Ursache sind.
In 4 Fällen war wahrscheinlich nicht die Transfusion von Blutprodukten der Auslöser
der Reaktion sondern gleichzeitig verabreichte Medikamente.
Folie 28
Ziele für die Zukunft
1. Ausbau der Information und
Kommunikation mit HämovigilanzVerantwortlichen in den Spitälern
2. Expertengruppe Hämovigilanz
3. Empfehlungen basierend auf
Hämovigilanzdaten
4. Qualitätssystem für Anwendung
Die Kommunikation mit den Hämovigilanz Verantwortlichen in den Spitälern soll
ausgebaut werden. Alle an der Hämovigilanz interessierten Personen, besonders
auch aus den Labors können sich bei “ [email protected]„ melden mit
Email Adresse. Sie werden auf eine Liste aufgenommen und in Zukunft regelmässig
über Neuerungen auf der Hämovigilanz Webseite informiert. Gerne nehmen wir auch
Feedback entgegen, welche Informationen speziell erwünscht sind auf der Webseite.
(www.swissmedic.ch/haemo). Wenn genügend Interesse besteht ist für den Herbst
2005 eine schweizerische Hämovigilanz Tagung geplant.
Geplant ist die Etablierung einer Expertengruppe Hämovigilanz, welche die
Auswertungen der Hämovigilanzdaten prüft und mithilft Schlussfolgerungen und
Empfehlungen zu formulieren. Weitere Tätigkeitsgebiete für die Expertengruppe
könnte die Ausarbeitung von detaillierteren Angaben zum Qualitätssystem für die
Anwendung und Richtlinien über den optimalen Einsatz von Blutkomponenten sein.
Folie 29
Sicherheit in der Hämotherapie
Spenderauswahl
Testung und Herstellung
Materialien und Reagenzien
Verordnung durch Arzt
Patientenblutprobe
Labor
Blut Verabreichung
Sicheres
Blutprodukt
Sicherer
Prozess
M. Senn, Weiterbildung Luzern 17. 11. 04
Ein zentraler Punkt bei der Verbesserung der Transfusionssicherheit ist die
Patientenidentifikation. Es gibt die verschiedensten Systeme um die
Patientenidentifikation zu verbessern, Armbänder und Identifikation mittels Barcode
Lesegeräte. Jedes bedingt den Einsatz von Ressourcen, finanzielle sowohl wie
personelle.
Das Patientenidentifikation System sollte die Identität des Patienten, die Blutprobe
von der Blutentnahme und während der Labortestung und das Blutprodukt mittels
identischer Kennzeichnung verknüpfen und zum Zeitpunkt der Blutverabreichung
nochmals sicherstellen, dass die ursprüngliche Blutentnahme vom Patienten
stammte, welcher transfundiert werden soll. Der Fehlererkennung soll ein
Hauptgewicht zukommen.
Folie 30
www.swissmedic.ch/haemo.asp
Für weitere Informationen. Der Vortrag wird hier mit vollständigem Text einsehbar
sein. Für das textfile muss „doc“ angeklickt werden –dann braucht es etwas Geduld.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Herunterladen