Grundregeln für das Sprachenlernen im Tandem

Werbung
A) Grundregeln für das Sprachenlernen im Tandem
-Die Tandem- Partner treffen sich regelmäßig.
-Beide Sprachen werden getrennt geübt und nicht im selben Gespräch vermischt.
-Für jede Sprache wird gleichviel Zeit aufgewendet.
-Beide Tandem- Partner bemühen sich um gegenseitige Unterstützung beim
Lernprozeß und sorgen dafür, daß sie von der Tandem- Arbeit gleichermaßen
profitieren können.
Jeder Tandem- Partner ist also abwechselnd Lerner für die Fremdsprache und
Lehrender/Experte für die eigene Muttersprache.
Ein großer Vorteil beim Sprachenlernen im Tandem liegt in der entspannten
Atmosphäre der Treffen: Es gibt nur zwei Gesprächspartner, also auch genug Zeit,
um sich auszusprechen und keinen Grund für Sprechhemmungen.
Selbstverständlich muß das Sprachenlernen im Tandem Spaß machen! Doch heißt
dies nicht, daß man sich deswegen keine Lernziele setzen darf. Ganz im Gegenteil:
Es ist wichtig, daß die Tandem- Partner in der Lage sind, den eigenen Lernfortschritt
festzustellen. Dafür brauchen Sie eine gewisse Planung Ihrer Arbeit im Tandem.
In dieser Einführung möchten wir Ihnen Lerntips geben, denn wir glauben, daß einige
Hinweise helfen können, Ihren eigenen Lernprozeß bewußter zu steuern. In erster
Linie bleibt es aber Ihrem Tandem- Partner und Ihnen überlassen, wie Sie Ihre Arbeit
gestalten wollen, damit sie sich als angenehm und nützlich für Sie erweist.
1.) Planung der Arbeit im Tandem: Was erwarte ich konkret von der Arbeit im
Tandem? Was möchte ich lernen/üben?
Zwei Antwortformen sind möglich:
A. allgemein: z. B. Ich möchte die fremde Kultur besser verstehen. Oder: Ich werde
ein Jahr in dem Land verbringen, wo die Fremdsprache gesprochen wird, und
möchte mich mit den Leuten gut verständigen können. Oder noch: Ich werde in
meinem zukünftigen Beruf die Fremdsprache brauchen.
1
B. konkret: z. B. Ich will meine Aussprache verbessern. Oder: Ich will im mündlichen
Ausdruck Fortschritte machen. Oder noch: Ich will weniger Fehler beim Sprechen
machen.
Besprechen Sie diese Frage beim ersten Treffen mit Ihrem Tandem- Partner!
Wichtig! Nehmen Sie sich nicht zu viel vor! Versuchen Sie realistisch abzuschätzen,
wieviel Zeit und Energie Sie jede Woche aufbringen können. Sonst werden Sie leicht
frustriert und demotiviert.
Beachten Sie diese Faustregel: Für jedes Treffen muß ich immer wenigstens etwas,
nicht unbedingt alles vorbereiten, und nach jedem Treffen muß ich immer wenigstens
einige, nicht unbedingt alle neuen Informationen über die Fremdsprache, die ich
während des Treffens bekommen habe, verarbeiten.
2.) Vorbereitung des Tandem- Treffens
-Vereinbaren Sie das Thema für das nächste Treffen mit Ihrem Tandem- Partner im
voraus.
-Die Art und Weise, wie man sich nützliche Ausdrücke und Ideen für ein Gespräch
merkt, ist individuell unterschiedlich. Dementsprechend müssen Sie selber
letztendlich entscheiden, wie Sie bei der Vorbereitung vorgehen.
-Wir würden Ihnen davon abraten, zu viele Wörter oder sogar ganze Sätze und Texte
als Vorbereitung aufzuschreiben. Dieses Verfahren ist sehr zeitaufwendig und nicht
unbedingt der beste Weg, um sich auf ein mündliches Gespräch vorzubereiten.
-Denken Sie über das Thema nach, sammeln Sie Ideen und Wortschatz in
Stichworten auf einem Blatt. Lesen Sie ggfs. den Text bzw. die Übungsaufgaben
einmal durch, und versuchen Sie sich vorzustellen, was Sie im Gespräch mit Ihrem
Tandem- Partner dazu sagen werden.
2
3.) Nachbesprechung des Tandem- Treffens
Im nächsten Kapitel bekommen Sie einige Tips zu sprachlichen Aspekten, wie man
neue Ausdrücke kennenlernen und verwenden oder Fehler korrigieren kann. Sie
werden sehen, daß es manchmal notwendig ist, das Tandem- Gespräch kurz zu
unterbrechen, um ein neues Wort einzuführen oder einen Fehler sofort zu
verbessern. In anderen Fällen ist es dagegen besser, den Redefluß nicht zu
unterbrechen: Man kann Fragen und Bemerkungen für später notieren. Planen Sie
immer 10/15 Minuten ein, um gemeinsam mit dem Tandem- Partner einige (nicht
unbedingt alle!) sprachliche Aspekte rückblickend auf das Gespräch zu besprechen.
Bei der Korrektur sollte man sich vor allem auf regelmäßig auftretende Fehler
konzentrieren.
In der Anfangsphase des Tandem- Austausches könnte es sich als besonders
nützlich erweisen, am Ende eines jeden Treffens diese Check- Liste als Anleitung zu
einer kritischen Analyse der Tandem- Arbeit anzuwenden. Natürlich können Ihr
Tandem- Partner und Sie auch andere Aspekte besprechen wollen. Wichtig ist es,
daß Sie sich stets um einen regen Meinungsaustausch über positive sowie negative
Eindrücke und Erfahrungen bemühen, um beim nächsten Treffen Positives zu
wiederholen und Negatives zu vermeiden. (Hinterfragen Sie z. B. folgendes: Das
Treffen war sehr langweilig / teilweise langweilig / nicht langweilig / o.k. / sehr
interessant/ lustig. Warum? Der Lerner hat viele / einige / keine neuen Wörter und
Ausdrücke gelernt und viele / einige / keine neuen Informationen über die Kultur bzw.
das Land des Partners erhalten. Der Lerner konnte viele / einige / keine
schwierigeren Formulierung(en) endlich einmal richtig aussprechen und hatte immer /
streckenweise / nie das Gefühl, daß das Gespräch fließend verläuft.)
4.) Nachbereitung des Tandem- Treffens
Eine wichtige Phase in jedem Lernprozeß ist die Wiederaufnahme des neuen
Lernstoffes. Dazu eignet sich eine Nachbereitung nach jedem Treffen in der
Fremdsprache, die Sie alleine und nach Ihrer eigenen Lernweise durchführen
können.
3
Falls Sie das Gespräch auf Tonband aufgenommen haben, können Sie es sich beim
Frühstücken, oder wann auch immer Sie locker und entspannt sind, nochmals
anhören.
Ihre Notizen mit den neuen Ausdrücken und verbesserten Formulierungen sollten Sie
in ein Lernheft (oder in Karteikarten oder in eine Computer- Datenbank) eintragen.
Sie können versuchen, die schwierigen Formulierungen, die Ihnen im Gespräch
aufgefallen sind, mehrmals laut auszusprechen, bis Sie merken, daß Sie sich jetzt
viel leichter artikulieren können.
5.) Zeitliche Einteilung des Lernens im Tandem
Durchschnittlich sollten sich Tandem- Partner jede Woche einmal oder zweimal
treffen. Ein Treffen dauert ca. 90 Min pro Sprache (einschließlich einer 15minütigen
Nachbesprechung am Ende jedes Treffens).
Wenn sie jede Woche beide Sprachen üben möchten, brauchen Sie also mindestens
3 Stunden pro Woche.
Zusätzlich sollten Sie Zeit für die eigene Vor- und Nachbereitung einplanen.
Selbstverständlich sind dies Orientierungswerte, Ihrem Partner und Ihnen bleibt es
überlassen, die beste zeitliche Einteilung für Ihren individuellen Fall zu bestimmen.
Versuchen Sie immer, viel Wert auf die Regelmäßigkeit Ihrer Tandem- Arbeit zu
legen. Und vergessen Sie bitte nicht: Nehmen Sie sich am Anfang nicht zu viel vor!
4
B) Tips für den Lernenden
1.) Allgemeines
Die
Anwendung
der
Fremdsprache
im
Umgang
mit
muttersprachlichen
Gesprächspartnern (d. h. hören, reden, lesen und schreiben) ist bestimmt der beste
Weg, die Fremdsprache zu lernen. Allerdings haben viele auch schon die Erfahrung
gemacht, daß sie - ab einem bestimmten Niveau - keine Fortschritte mehr machen,
obwohl sie diese Möglichkeiten haben und auch nutzen. Immer wieder tauchen
dieselben Fehler auf, oder es fehlt das zutreffende Wort, und man hat manchmal den
Eindruck, daß man bestimmte Bedeutungsnuancen im Sprachgebrauch der
muttersprachlichen Gesprächspartner noch nicht so ganz versteht.
Als erwachsener Lerner muß man also, selbst wenn man das Glück hat, die
Fremdsprache oft genug benutzen zu können, den eigenen Lernprozeß aktiv und
bewußt steuern. Im Sprachkurs übernimmt der Sprachlehrer zum größten Teil die
Organisation des neuen Lernstoffes und die Steuerung des Lernfortschritts. Wenn
der Lehrer nicht da ist, muß der Lernende selbst aktiver werden.
Im folgenden finden Sie Lerntips, die sich speziell auf einige Teilaspekte des
Fremdsprachenerwerbs
beziehen: Wortschatz und
idiomatische Wendungen,
Aussprache, grammatische Strukturen und Stilfragen.
Die sprachliche Kompetenz ist jedoch komplexer als die Summe dieser Teilaspekte.
Dazu gehört auch die interkulturelle Kompetenz. Diese umfaßt einen sehr weiten
Bereich, der von den einfachen Verhaltensfragen (z. B. „wie soll ich mich verhalten,
wenn ich im fremdsprachigen Land um einen Gefallen bitten will?“) bis zu der
Kenntnis
von
geschichtlichen,
politischen,
kulturellen,
gesellschaftlichen
Verhältnissen des Landes reicht.
Wer versucht, etwas selbst zu lernen (d. h. ohne die Betreuung eines Lehrers), ist u.
a. mit zwei allgemeinen Fragen konfrontiert:
-Wie kann ich das notwendige Maß an Selbstdisziplin erreichen, damit ich eine
gewisse Regelmäßigkeit beim Lernen einhalte?
-Wie kann ich es schaffen mir realistische Lernziele zu setzen, damit ich die
Motivation nicht zu schnell verliere?
5
Bei der Bewältigung dieser beiden Probleme kann Ihnen vielleicht folgender
einfacher und banaler Trick helfen:
Quantifizieren Sie immer Ihre Lernziele. Setzten Sie sich immer eine nicht zu
anspruchsvolle unterste Grenze (z. B. „bei jedem Tandem- Treffen möchte ich
wenigstens drei neue Vokabeln lernen“) und eine oberste Grenze (z. B. „bei jedem
Tandem- Treffen muß ich nicht unbedingt mehr als 15 neue Vokabeln lernen“).
Im allgemeinen ist also wichtig, daß Sie immer wenigstens etwas, nicht unbedingt
alles lernen.
2.) Was Sie tun können, wenn Sie einen neuen Ausdruck hören
Es gibt mehrere Möglichkeiten:
-Sie unterbrechen Ihren Tandem- Partner sofort, um nach der Bedeutung des
Ausdrucks zu fragen (z. B. Was heißt haarig? Was meinst du mit haariger
Angelegenheit?).
oder:
-Sie wiederholen den neuen Ausdruck (vergewissern sich evtl. über die richtige
Aussprache und Schreibweise) und formulieren selbst eine Hypothese über dessen
Bedeutung (z. B. Mit haariger Angelegenheit meinst Du wahrscheinlich eine
schwierige Sache?).
Diese beiden Reaktionen sind zu empfehlen, wenn Sie glauben, daß Sie sonst
überhaupt nicht mehr verstehen würden, was Ihr Tandem- Partner Ihnen sagen will.
Es gibt auch andere Möglichkeiten:
Sie unterbrechen nicht direkt, signalisieren aber mit Ihrem Gesichtsausdruck, daß Sie
den Ausdruck nicht verstehen.
In diesem Fall kann Ihr Tandem- Partner selbst entscheiden, ob der von ihm
verwendete Ausdruck unbedingt sofort erklärt werden soll oder ob dies doch nicht
notwendig ist, damit Sie im allgemeinen verstehen, was er Ihnen sagen will.
6
Falls Sie das Gespräch nicht unterbrechen möchten, können Sie den neuen
Ausdruck trotzdem für später festhalten:
Sie notieren sich das neue Wort oder die ganze Redewendung auf einem Zettel.
Auch ein schnell und unvollständig hingekritzeltes Wort kann genügen, um Ihr
Gedächtnis am Ende des Gesprächs zu unterstützen.
Diese letzte Möglichkeit hat den Vorteil, daß Sie sich zunächst auf das konzentrieren
können, was Ihr Gespräch Partner Ihnen mitteilen wird. Später können Sie auf die
neuen Ausdrücke zurückkommen, deren Bedeutungen abklären und überprüfen, ob
Sie nichts mißverstanden haben.
Keine von den oben beschriebenen Möglichkeiten ist „die beste“. Machen Sie von
allen abwechselnd Gebrauch. Suchen Sie selber das richtige Gleichgewicht, damit
Sie weder zu häufig den Redefluß unterbrechen, noch sich zu unsicher fühlen, weil
Sie zu wenig vom Gesagten verstehen.
3.) Was Sie tun können, um den neuen Ausdruck zu verstehen
Bevor Sie zum zweisprachigen Wörterbuch greifen oder bevor Ihr Tandem- Partner
Ihnen die Übersetzung in Ihrer Muttersprache gibt (was nur eine absolute Ausnahme
darstellen
sollte),
ziehen
Sie
auch
folgende
weitere
Möglichkeiten
der
Bedeutungserklärung in Betracht:
a)
UMSCHREIBUNG:
Ein Messer ist ein Gegenstand, den man zum Schneiden von
Fleisch oder Brot benutzt. Unfreundlich ist jemand, der sich den anderen Leuten
gegenüber unangenehm verhält.
b)
SYNONYM ODER AUCH ERKLÄRUNG DURCH ÄHNLICHE
W ORTBEDEUTUNGEN: sprechen ist
wie reden; heiß bedeutet sehr warm; eine Villa ist ein Haus, aber besonders
vornehm..
c)
GEGENSATZ:
schweigen ist das Gegenteil von sprechen, warm ist das Gegenteil
von kalt.
d)
BEISPIEL:
Wenn ich an einem bestimmten Ort weiß, wo ich die Sachen finde und
was ich dort tun kann, dann heißt es, daß ich mich dort auskenne .
7
e)
GESTIK:
z. B. hoch, niedrig, groß, klein, links, rechts usw. lassen sich gut durch
eine einfache Geste erklären.
f)
ZEICHNUNG:
Gegenstände, Personenbeschreibungen, Tiere und Pflanzen lassen
sich gut durch Zeichnungen zeigen.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht, warum man sich auf die Art und Weise so viel Mühe
geben soll, wenn man so leicht und schnell die Übersetzung für den unbekannten
Ausdruck benutzen könnte (sofern man den Ausdruck in der Fremdsprache
überhaupt kennt!)?
Die Alternativen a) bis f) haben den Vorteil, daß Sie bei der Verwendung der
Fremdsprache bleiben: Ein zu häufiges hin und her Wechseln von der Fremdsprache
zur
Muttersprache
könnte
verwirrend
wirken.
Außerdem
gibt
es
einen
lernpsychologischen Grund: Je lebendiger und bildhafter eine Wortbedeutung
erfahren wird, desto leichter kann man sie sich auch merken.
Andererseits kann es manchmal jedoch vernünftiger sein, daß Sie schnell und
punktuell einen Ausdruck übersetzen: Der Redefluß wird nur ganz kurz unterbrochen
und die Aufmerksamkeit wird vom Gesprächsthema nicht abgelenkt.
4.) Was Sie tun können, um sich effektiv den neuen Wortschatz anzueignen
Schließen Sie das Gespräch über das gewählte Thema ca. eine Viertelstunde vor
dem Ende Ihres Tandem- Treffens ab.
Bearbeiten Sie jetzt gemeinsam mit Ihrem Tandem- Partner Ihre Notizen. Sie sollten
Ihr Lernziel quantitativ festlegen, z. B. jedes Mal wenigstens vier neue
Wörter/Redewendungen. Nach den ersten zwei oder drei Treffen werden Sie
feststellen können, wie viele neue Ausdrücke und neue grammatische Strukturen Sie
in der abschließenden Viertelstunde bearbeiten können. Nehmen Sie sich nicht mehr
als diese Menge vor, selbst wenn es nur zwei oder drei sind. Hauptsache: Sie
bearbeiten jedes Mal wenigstens etwas: Es muß nicht alles sein!
a) Besprechen Sie die Bedeutung der neuen Ausdrücke.
b) Versuchen Sie evtl. auch noch andere Wörter und Wendungen aufzuschreiben,
die Ihnen im Laufe des Gesprächs aufgefallen sind.
8
c) Rekonstruieren Sie immer den Kontext, in dem die neuen Ausdrücke
vorgekommen sind. Notieren Sie sich also den ganzen Satz und schreiben Sie auch
andere Bemerkungen über die Gesprächssituation auf: Z. B. ist es eine neutrale
Aussage gewesen? Oder wollte Ihr Tandem- Partner besondere Emotionen
ausdrücken?
Teilen Sie die neuen Ausdrücke nach ihrer „Wichtigkeit“ in zwei Gruppen ein:
a) sehr wichtig (z. B. im allgemeinen sehr häufig gebrauchte Wörter oder Ausdrücke,
die Sie selbst sehr häufig verwenden, weil Sie sich besonders für den
Themenbereich interessieren, z .B. Wörter über das Tennisspiel, wenn Sie ein
leidenschaftlicher Tennisspieler sind)
b)
weniger
wichtig
(z.
B.
selten
vorkommende
Ausdrücke
/
vornehme
Formulierungen, usw.)
Die muttersprachliche Kompetenz Ihres Tandem- Partners wird Ihnen bei dieser
Einteilung behilflich sein, aber auch Sie können für sich selbst beurteilen, ob ein
bestimmter Ausdruck für Sie mehr oder weniger wichtig ist. Haben Sie keine Angst
davor, subjektive Entscheidungen zu treffen: Es geht nicht so sehr um den
wissenschaftlich geprüften Häufigkeits- und Wichtigkeitsgrad eines Ausdrucks.
Vielmehr geht es um die Tatsache, daß Sie persönlich durch diese Übung Ihren
Lernwortschatz gliedern und dabei die Gelegenheit haben, mit Ihrem TandemPartner über die Verwendung von Wörtern und Redewendungen nachzudenken.
In der Phase der Nachbereitung des Tandem- Treffens übertragen Sie die neuen
Ausdrücke von Ihrem Notizzettel in ein Lernheft (oder in Ihre Computer- Datenbank
oder in Ihren Karteikasten).
So kommen Sie dazu, die neuen Ausdrücke eine kurze Zeit nach dem TandemTreffen wieder ins Gedächtnis zu rufen und sie als neuen Bestandteil in Ihren
gesamten Lernwortschatz aufzunehmen. Sowohl die Wiederholung als auch die
Eingliederung in den restlichen Lernwortschatz sind für den Lernprozeß sehr
förderlich.
Wichtig!
Tragen Sie neue Ausdrücke grundsätzlich nicht isoliert ein! Notieren Sie auch immer
den Satz (und, wenn nötig, auch die Gesprächssituation), in dem Sie den Ausdruck
das erste Mal gehört haben. Z. B. buchen , Ich muß heute noch meinen Flug nach
Paris buchen. (neutraler Ausdrucksweise) // stinksauer , Wenn meine Freundin mich
9
so behandeln würde, wäre ich stinksauer. (umgangssprachlich für wütend, ärgerlich)
// geil , Das ist geil! („Hat X gesagt, als ich von meiner Reise nach Australien erzählt
habe“. Geil = toll, schön, spannend umgangssprachlich und vorwiegend in der
Jugendsprache geläufig)
Erstellen Sie keine alphabetischen oder zufällig geordneten Vokabellisten. Gliedern
Sie Ihren Lernwortschatz in Gruppen, die etwas gemeinsam haben.
Wir listen hier einige Kriterien auf, nach denen Sie Ihren Lernwortschatz gliedern
können. Es sind allerdings nur einige von vielen Möglichkeiten. Versuchen Sie auch,
Ihre eigenen Gliederungskriterien zu bestimmen. Hauptsache ist, daß Sie immer die
neu gelernten Ausdrücke in Zusammenhang mit anderen Ihnen schon bekannten
bringen, denn Wortbedeutungen lassen sich immer am besten durch Verknüpfung
und Abgrenzung zu anderen Wortbedeutungen erklären und erlernen. Stellen Sie
sich den Gesamtwortschatz einer Sprache wie ein riesiges Netz vor. Dieses Netz ist
aber kein starres unveränderliches Gebilde, sondern es weist immer neue Wege der
Vernetzung auf. Man kann jede Wortbedeutung mit mehreren unterschiedlichen
anderen
Wortbedeutungen
durch
unterschiedliche
Assoziationsverfahren
miteinander verknüpfen. Nehmen wir z. B. das Wort blau: im allgemeinen könnten wir
Ihnen z. B. empfehlen, eine Seite oder eine Karteikarte mit allen Farbbezeichnungen
anzulegen. Aber Sie könnten auch eine ganz persönliche Erfahrung mit dem Wort
blau assoziieren wollen, z. B. die Farbe Ihres Fahrrads, so würden Sie vorziehen,
jede Farbbezeichnung lieber in eine neue Seite einzutragen, in der neben dem
Farbennamen die Bezeichnung für einen bestimmten Gegenstand und andere damit
verbundenen Wortbedeutungen steht: blau, Wagen, PKW, Lenkrad, Autobahn, u.s.w.
Einige Beispiele für allgemeingültige Gliederungskriterien:
a) Wörter um einen Oberbegriff: WOHNEN (Haus, Wohnung, Miete, ...), SCHULE
(Lehrer, Note ... ), REISE (Zug; Landschaft; ...), ...
b) Gruppen: FARBEN, ZAHLEN; PFLANZEN; WOCHENTAGE; RICHTUNGSANGABEN, ...
c) Wörter und Redewendungen nach Ihrer kommunikativen Funktion:
BEGRÜßEN, SICH
BEDANKEN, SICH ENTSCHULDIGEN, VERGLEICHEN, UM EINEN GEFALLEN BITTEN, PERSONEN
BESCHREIBEN,
...
10
Innerhalb der einzelnen Gruppierungen sollten auch folgende Kriterien beachtet
werden:
a) Eng verwandte Wortbedeutungen nebeneinander mit Hinweis auf feine
Unterscheidungen, z. B. ärgerlich, neutral /
stinksauer , umgangssprachlich
aufführen
c) „Falsche Freunde“, d. h. Wörter, die in Ihrer Muttersprache ähnlich sind, aber eine
andere Bedeutung haben, besonders hervorheben
d) Wichtige grammatische Informationen neben dem Wort gleich vermerken: z. B.
Partizip zu dem Infinitiv bei Verben (z. B. sein – gewesen; gehen – gegangen);
Präposition zu dem Verb oder Adjektiv; Artikel und Pluralform zu dem Substantiv, ...
Das Gliedern des Lernwortschatzes an sich fördert den Lernprozeß am meisten. Es
geht also nicht in erster Linie um die Konsequenz der Gliederung! Eine gewisse
Inkonsequenz ist sogar - bei der Vielfalt der möglichen Vernetzungen von
Wortbedeutungen - vorprogrammiert.
Und noch ein Tip zum Schluß:
Nehmen Sie vor jedem Tandem- Treffen Ihr Lernheft in die Hand. Verbleiben Sie bei
dem einem oder dem anderen Ausdruck nach dem Zufallsprinzip. Lesen Sie einen
Oberbegriff und versuchen Sie sich alle anderen damit verbundenen Ausdrücke ins
Gedächtnis zu rufen; oder lesen Sie die Erklärung oder Übersetzung für einen
bestimmten Ausdruck und suchen dann das Wort in der Fremdsprache; oder lesen
Sie einen Ausdruck und versuchen Sie den Beispielsatz dazu zu rekonstruieren.
Vor jedem Tandem- Treffen suchen Sie aus Ihrem Lernheft immer wieder neue
Ausdrücke aus, die Sie besonders gut finden (oder besonders wichtig, aber
schwierig). Nehmen Sie sich vor, diese Ausdrücke - bei geeigneter Gelegenheit aktiv zu verwenden! Versuchen Sie darauf zu achten, ob es Ihnen gelingt! Riskieren
Sie auch einmal neue Ausdrücke, über deren Bedeutung Sie sich immer noch nicht
ganz sicher sind.
11
5.) Wie können Sie sich im Grammatik- Bereich verbessern?
Wenn Ihnen während des Gesprächs eine neue, bemerkenswerte oder schwierige
grammatische Struktur auffällt, können Sie dieselben Strategien anwenden, die wir
Ihnen oben in bezug auf den Wortschatz geschildert haben.
Wir fassen zusammen:
-
die neue Struktur während des Gesprächs schnell auf einem Zettel notieren; in
der letzten Viertelstunde des Tandem- Treffens mit dem Tandem- Partner darüber
sprechen
-
den
Beispielsatz
aufschreiben;
über
die
Verwendungsmöglichkeiten
der
grammatischen Struktur reden: z. B. ist sie eine freie Alternative zu anderen
Formulierungen? Hat sie einen bestimmten Sprachgebrauch (umgangsprachlich;
erhaben)?
-
in der Nachbereitung zu dem Tandem- Treffen in das eigene Lernheft eintragen
-
baldmöglichst auf diese Struktur zurückkommen: Beispielsatz und andere
Anmerkungen wieder lesen; sich vornehmen, bei der ersten geeigneten
Gelegenheit, die Struktur aktiv zu verwenden
Sie werden allerdings neue grammatikalische Strukturen oft nicht während eines
Tandem- Treffens kennenlernen, vielmehr haben Sie beim Tandem- Gespräch die
Möglichkeit, die im Sprachkurs oder beim Selbstlernen gelernten Strukturen
auszuprobieren. Dazu gehört auch, daß Sie Fehler machen, weil Sie eben etwas
Neues riskieren; und Sie müssen erstmals eigene Erfahrungen sammeln, bis Sie die
neuen Strukturen spontan und sicher verwenden können.
Nicht vergessen:
Um Ihre Ausdrucksweise zu verbessern, müssen Sie den Mut haben, auch Fehler zu
machen! Vermeiden Sie es, immer nur einfache, schon bekannte Satzkonstruktionen
zu benutzen. Merken Sie sich einige neue Strukturen aus dem letzten Sprachkurs
oder aus der letzten Lektion des Lehrbuchs und nehmen Sie sich vor, diese im
Tandem- Gespräch zu verwenden.
Bitten Sie Ihren Tandem- Partner darum, Ihnen zu sagen, was ihm an Ihrer
Ausdrucksweise besonders auffällt. Klären Sie miteinander ab, daß er Ihnen als
„Experte“ Informationen liefern kann, die Sie brauchen, und besprechen Sie
miteinander die Art und Weise der Korrektur, die Sie vorziehen.
12
6.) Wie können Sie Ihre Aussprache verbessern?
Selbstverständlich können Sie auch für Ihre Aussprache im Tandem etwas tun: Ihr
Tandem- Partner kann Ihnen unbekannte oder schwierig auszusprechende Wörter
wiederholen, und evtl. etwas langsamer vorsprechen. Ihr Tandem- Partner kann
Ihnen sagen, welche Laute bei Ihrer Aussprache für ein muttersprachliches Ohr
besonders „fremd“ klingen. Außerdem wird er Sie bestimmt darum bitten, etwas zu
wiederholen, wenn er Sie aufgrund Ihrer abweichenden Aussprache gar nicht
verstehen kann.
Es gibt zwei Übungstypen, die Sie mit Ihrem Tandem- Partner wählen können, wenn
Sie sich auf die Aussprache konzentrieren möchten:
-Ihr Tandem- Partner liest vor oder diktiert Ihnen etwas: Es muß nicht immer ein
schriftlicher Text sein, Sie können zum Beispiel auch Dialoge am Telefon simulieren,
in denen z. B. Adressen, Namen, Zeitungsannoncen oder Telegramme von Ihrem
Tandem- Partner diktiert werden.
-Sie lesen vor oder diktieren Ihrem Tandem- Partner etwas: Sie können z. B. einen
Abschnitt aus einem Buch oder einen Zeitungsartikel in der Fremdsprache vorlesen.
Um aktiv an der eigenen Aussprache zu arbeiten, steht Ihnen selbstverständlich auch
das Sprachlabor zur Verfügung. Dort können Sie – parallel und ergänzend zur Ihrer
Tandem- Arbeit – Tonbänder mit speziellen Ausspracheübungen benutzen. Die
Arbeitsweise bei Ausspracheübungen gliedert sich in folgende Phasen: Zuhören,
Nachsprechen (mit Aufnahme der eigenen Stimme), dann die eigene Aussprache im
Vergleich zu der des muttersprachlichen Sprechers auf der Kassette hören und
kritisch analysieren, anschließend nochmals üben, bis man mit der eigenen
Aussprache zufrieden ist.
Wenn Sie sich mit der Aussprache besonders schwer tun, bitten Sie einen
Fremdsprachenlehrer darum, Ihnen zu sagen, was Sie falsch machen: Fachleute
können in diesem Fall besser erklären, wie man fremde Laute artikulieren kann.
13
7.) Fehler in der Fremdsprache sind in einer bestimmten Lernphase sogar
notwendig!
Die Arbeit im Tandem basiert auf gegenseitiger Kooperation. Jeder Tandem- Partner
hilft dem anderen dabei, seine Sprachkenntnisse, seine kommunikative Kompetenz
und seine kulturelle Kompetenz zu verbessern. Die Fehlerkorrektur ist dafür ein sehr
wichtiges Werkzeug.
Bei jedem Tandem- Team können mehrere Aspekte unterschiedlich realisiert
werden: z. B. die Art und Weise, in der man die Korrekturen formuliert; oder der
Zeitpunkt, zu dem man sie einbringt; oder wieviel überhaupt korrigiert wird.
Es ist wichtig, daß die Tandem- Partner darüber reden und sich einigen. So kommt
man zur optimalen Arbeitsform.
8.) Lassen Sie sich gerne korrigieren?
Die Form, in der Korrekturen durchgeführt werden, ist nicht der einzige Faktor, den
man berücksichtigen muß. Bevor die Arbeit anfängt, sollten Sie sich auch ein paar
Gedanken über Ihre Einstellung zu Korrekturen machen. Fragen Sie sich, ob
Korrekturen bei Ihnen negative Reaktionen hervorrufen:
-Verunsichern mich Korrekturen?
-Ärgern mich Korrekturen?
-Nerven mich Korrekturen?
Das Wort "Korrektur" erweckt oft negative Assoziationen, man denkt an rote
Markierungen auf einem Text, an die Benotung von Schularbeiten, an negativen
Beurteilungen.
Bei der Arbeit im Tandem wird die Korrektur ganz anders verstanden. Sie ist ein
hervorragendes Mittel, um die sprachliche und kulturelle Kompetenz zu verbessern.
Der Tandem- Partner, als Experte in der Sprache, die Sie lernen wollen, wird Ihnen
durch seine Verbesserungen, Vorschläge und Hinweise helfen, jedesmal einen
Schritt weiter zu kommen. Korrekturen sind also etwas Konstruktives:
-Sie helfen, die richtige Ausdrucksweise zu finden.
-Sie geben Sicherheit.
-Sie vermeiden, daß Fehler zur Gewohnheit werden.
-Sie können sogar witzig sein...
14
Die nächste Frage betrifft die Art und Weise, in der die Korrekturen gemacht werden.
Es gibt keine perfekte Form, Fehler zu korrigieren. Entscheidend ist, welche Art am
besten funktioniert - je nachdem, in welcher Situation und für welches Problem sie
angewendet wird. Außerdem kann es sein, daß eine Form der Korrektur bei einem
Lerner sehr gut ankommt und bei dem anderen überhaupt nicht.
Wie reagieren Sie auf solche Korrekturfomen?
-Ihr Tandem- Partner unterbricht Sie und schlägt Ihnen die richtige Formulierung vor.
-Ihr Tandem- Partner wartet, bis Sie mit dem Satz fertig sind, erst dann verbessert er
Sie.
-Ihr Tandem- Partner macht sich Notizen, während Sie reden, und später erklärt er
Ihnen, welche Fehler ihm aufgefallen sind.
-Ihr Partner signalisiert durch Gestik oder Mimik, daß etwas falsch ist .....
Nehmen Sie sich ein wenig Zeit, um auch über diese Frage nachzudenken: Was
erwarten Sie von den Korrekturen?
Fehler in der Fremdsprache können durchaus nützlich sein! Die Einstellung zu
Fehlern ist sehr eng verbunden mit der Einstellung zu Korrekturen. Wenn man etwas
Neues lernt, ist es normal, daß man zuerst Fehler macht. Es gehört einfach zum
Lernprozeß. Als Lernender sollte man Fehler nicht mehr als "Sünde" verstehen, oder
als etwas, das man um jeden Preis vermeiden muß. Fehler können sehr nützlich für
das Lernen sein.
Fehler deuten auf Bereiche hin, in denen es Probleme gibt. Fehler zeigen auch
direkt, daß man Fortschritte macht, weil sie auf Lernprozesse hindeuten: Wenn Sie
etwas Neues ausprobieren, machen Sie konstruktive Fehler. Kurzum: Wenn Sie Ihre
Fehler entdecken und verstehen, werden Sie schneller Fortschritte machen.
Wenn man eine neue Sprache lernt, muß man akzeptieren, daß man nicht sofort
alles perfekt sagen kann.
Übrigens: Nicht einmal Muttersprachler sprechen ihre Sprache immer 100%
fehlerfrei.
In jeder Phase des Lernprozesses verfügt man über bestimmte Mittel in der Sprache.
Unser Ziel muß es sein, die sprachlichen Mittel, über die wir verfügen, optimal und
der Kommunikationssituation angemessen anzuwenden. Viele Lerner haben
15
allerdings zu große Hemmungen, die Sprache, die sie lernen, anzuwenden. Oft trifft
man auf Grundhaltungen, die große Blockaden verursachen können:
-"Ich werde zuerst die ganze Grammatik lernen. Erst dann fange ich an zu sprechen."
-"Ich spreche einen Satz erst aus, wenn ich hundertprozentig sicher bin, daß er
korrekt ist."
-"Ich darf keinen Fehler machen, weil sonst mein Gesprächspartner glauben könnte,
daß ich dumm bin. Besser halte ich den Mund."
Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Dann sollten Sie es schleunigst vergessen!
Finden Sie den Mut, Fehler zu begehen, denn nur so kann Ihr Gesprächspartner Sie
korrigieren, aber irgendwann auch sagen, daß Sie einen sehr schönen Satz
ausgesprochen haben!
Ihr Tandem- Partner will Sie nicht bewerten, seine Korrekturen haben nur den Sinn,
Ihnen beim Lernen zu helfen.
Sie selbst können mitbestimmen, was und wie der Tandem- Partner für Sie
korrigieren soll.
Wenn die Rollen dann getauscht werden, wird Ihr Tandem- Partner auch selbst
Fehler machen und von Ihnen Korrekturen erwarten.
Man lernt durch Fehler nur, wenn man auf sie aufmerksam gemacht wird, und jeder
Fehler hilft Ihnen nur dann weiter, wenn Sie ihn auf Dauer vermeiden können.
Es ist sehr nützlich für die Korrekturarbeit im Tandem, daß Sie mit Ihrem TandemPartner ausmachen, welche Art von Fehlern er bei Ihnen bevorzugt korrigieren soll.
Bitten Sie Ihren Tandem- Partner, Sie auf Ihre Fehler aufmerksam zu machen. Sie
können und sollten mit ihm absprechen, auf welche Fehlertypen (z. B. Wortschatz,
Grammatik, Aussprache, usw.) er besonders achten soll, bei welchen Fehlern er
Verbesserungsvorschläge machen soll, die Sie dann übernehmen können.
16
C) Tips für den Experten
1.) Fehler und deren Korrektur: Wieviel und was soll ich korrigieren?
Korrekturen sind ein sehr wichtiges Hilfsmittel für das Lernen im Tandem. Bei dieser
Form des Sprachenlernens geht es in der Regel gar nicht darum, alle Fehler zu
entdecken und dem Partner vor Augen zu führen. Korrekturen sollen dem Partner
helfen, weiterzulernen. Und da kann ein Übermaß an Korrekturen sogar
kontraproduktiv sein, weil:
- die ständige Unterbrechung die Kommunikation verhindert,
- die Aufnahmefähigkeit begrenzt ist,
- der Partner den Eindruck gewinnen kann, nichts Richtiges in der Sprache
sagen zu können, und das beeinträchtigt die Motivation.
Aus diesen Gründen ist es empfehlenswert, nicht alles korrigieren zu wollen, sondern
eine Auswahl zu treffen. Sie wollen ja schließlich weder sich selbst noch Ihren
Partner überfordern, sondern weiterhin Spaß am gemeinsamen Lernen haben. Es
gibt unterschiedliche Kriterien, um zu entscheiden, welche Fehler korrigiert werden
sollen:

Fehler, die Ihr Partner gerne korrigiert haben möchte

Fehler, von denen Sie intuitiv meinen, daß man sie so einfach nicht durchgehen
lassen kann

Fehler, die Ihr Partner immer wieder macht

Fehler, die mißverständlich oder unhöflich wirken können
Bevor Sie mit Korrekturen beginnen, ist es ratsam, daß Sie mit dem Tandem- Partner
auch besprechen, wie er korrigiert werden möchte. Sie haben sicher schon
Erfahrungen als „Korrigierter“ gemacht. Sie wissen daher auch, daß unter
Umständen eine Art des Verbesserns angenehmer als eine andere sein kann. Hier
nochmals einige Alternativen:
- Sie unterbrechen Ihren Tandem-Partner und schlagen Ihm eine korrekte
Formulierung vor
17
- Sie warten, bis Ihr Tandem-Partner mit dem Satz fertig ist, erst dann verbessern Sie
ihn
- Sie machen sich Notizen, während der Tandem-Partner redet, und erst später
erklären Sie ihm, welche Fehler Ihnen aufgefallen sind
- Sie signalisieren Ihrem Tandem-Partner durch Gestik oder Mimik, daß etwas falsch
ist ...
Dies sind einige Beispiele von gewöhnlichen Korrekturformen. Sie können sich für
eine davon entscheiden oder mehrere Formen kombinieren oder eigene Ideen dafür
entwickeln. Sehr wichtig ist dabei, daß die Partner jene Arbeitsform wählen, die für
beide effizient und auch angenehm ist.
2.) Wortschatz: Wie können Sie Ihrem Tandem- Partner dabei helfen, neue
Ausdrücke zu verstehen und zu lernen?
Oben wurde das Thema Verstehen und Lernen von neuen Wörtern aus der
Perspektive des Lernenden ausführlich behandelt. Wir nehmen hier dasselbe Thema
wieder auf, damit Sie diesen Teilaspekt des Fremdsprachenlernens auch aus der
Perspektive des Experten im Tandem (= Muttersprachler/in) betrachten können.
Es ist wichtig, daß Sie in den ersten Tandem- Treffen besonders bewußt auf die
Reaktionen Ihres Tandem- Partners achten: Sie geben Ihnen Auskunft darüber, ob
Ihre Ausdrucksweise verständlich oder vielleicht noch ein wenig zu schwer ist.
Darüber sollten Sie und Ihr Partner auch miteinander sprechen, z. B. indem Sie das
erste Mal gleich nach einer Viertelstunde die Frage nach der Verständlichkeit für den
Nicht- Muttersprachler stellen. Versuchen Sie miteinander offen zu klären, woran die
Schwierigkeit liegt:
-
An der Aussprache? Sprechen Sie zu schnell, oder verschlucken Sie zu viele
Silben?
-
An der Wortwahl? Ihr Tandem- Partner kennt zu viele Wörter nicht, die Sie
benutzen.
18
Natürlich dürfen die eventuellen Schwierigkeiten Ihres Tandem- Partners beim
Verstehen nicht dazu führen, daß Sie sich zu stark verstellen und unnatürlich reden.
Sinn der Sache ist es vielmehr, daß der Lernende sich langsam an Ihre authentische
Sprechweise gewöhnt. Das muß aber durch einen gemeinsam angestrebten
Lernprozeß erfolgen. Was können Sie dafür tun?
-
Helfen Sie Ihrem Tandem- Partner bei der Entscheidung, ob ein neues Wort
lieber sofort oder erst am Ende des Treffens erklärt werden soll, je nachdem, ob
Sie denken, daß dies mehr oder weniger wichtig ist für das Globalverstehen der
Aussage/Situation.
-
Achten Sie auf Gesichtsausdruck und Haltung des Gesprächspartners: Sie geben
Ihnen oft ein Feedback über den Grad der Verständlichkeit Ihres Redens.
-
Vermeiden Sie vermeintlich neue oder schwierige Ausdrücke
NICHT!
Versuchen
Sie diese Ausdrücke aber besonders deutlich und langsam auszusprechen,
machen Sie danach eine kleine Sprechpause und geben Sie eventuell auch
gleich im Nebensatz eine Umschreibung dazu!
-
Notieren Sie auf einem Zettel Ausdrücke, die Sie für neu und besonders
interessant für Ihren Tandem- Partner halten. Sie können diese Ausdrücke am
Ende des Treffens besprechen, und Ihr Tandem- Partner kann Sie dann für die
Nachbearbeitung mit nach Hause nehmen.
Nochmals sei daran erinnert: Bevor Sie zum zweisprachigen Wörterbuch greifen oder
bevor Sie in der Muttersprache Ihres Tandem- Partners die Übersetzung geben,
ziehen Sie auch die oben beschriebenen Möglichkeiten (Umschreibung, Synonym,
Gegensatz, Beispiel, Gestik und Mimik, Zeichnung) der Bedeutungserklärung in
Betracht.
3.) Grammatik und Aussprache: Wie können Sie Ihrem Tandem- Partner helfen,
in diesen Bereichen Fortschritte zu machen?
Für diese Teilaspekte des Fremdsprachenlernens wird auf keinen Fall von Ihnen
verlangt, daß Sie sprachwissenschaftlich und didaktisch fundierte Erklärungen
geben! Ganz im Gegenteil: Es geht um den Gebrauch Ihrer Muttersprache, nicht um
19
die Beschreibung! Erklärungen, Regeln und Tabellen kann Ihr Tandem- Partner in
Lehrwerken finden. Ihre Rolle als Muttersprachler läßt sich so zusammenfassen:
-
Sie geben Ihrem Tandem- Partner Auskunft über das, was Ihnen in seiner
Ausdrucksweise als fremd und abweichend von Ihrem Sprachgebrauch auffällt.
-
Sie
vermeiden
schwierige
Satzkonstruktionen
NICHT,
helfen
aber
bei
Verständnisschwierigkeiten mit Wiederholung und Umschreibung.
-
Sie sprechen neue und schwierig auszusprechende Ausdrücke - wenn nötig langsam und mehrmals aus.
-
Sie helfen Ihrem Tandem- Partner beim Notieren von schwierigen und
interessanten Satzkonstruktionen während des Gesprächs, damit Sie am Ende
des Treffens darauf zurückkommen können.
-
Sie geben Ihrem Tandem- Partner Auskunft über die Verwendungsbedingungen
bestimmter Satzkonstruktionen, z. B. geschriebene oder Umgangssprache,
besonders erhabener oder vulgärer Sprachstil usw.
Internet-Tip zum Weiterlesen und Vertiefen: www.slf.ruhr-uni-bochum.de
20
Notizen
21
Herunterladen