A) Grundregeln für das Sprachenlernen im Tandem -Die Tandem- Partner treffen sich regelmäßig. -Beide Sprachen werden getrennt geübt und nicht im selben Gespräch vermischt. -Für jede Sprache wird gleichviel Zeit aufgewendet. -Beide Tandem- Partner bemühen sich um gegenseitige Unterstützung beim Lernprozeß und sorgen dafür, daß sie von der Tandem- Arbeit gleichermaßen profitieren können. Jeder Tandem- Partner ist also abwechselnd Lerner für die Fremdsprache und Lehrender/Experte für die eigene Muttersprache. Ein großer Vorteil beim Sprachenlernen im Tandem liegt in der entspannten Atmosphäre der Treffen: Es gibt nur zwei Gesprächspartner, also auch genug Zeit, um sich auszusprechen und keinen Grund für Sprechhemmungen. Selbstverständlich muß das Sprachenlernen im Tandem Spaß machen! Doch heißt dies nicht, daß man sich deswegen keine Lernziele setzen darf. Ganz im Gegenteil: Es ist wichtig, daß die Tandem- Partner in der Lage sind, den eigenen Lernfortschritt festzustellen. Dafür brauchen Sie eine gewisse Planung Ihrer Arbeit im Tandem. In dieser Einführung möchten wir Ihnen Lerntips geben, denn wir glauben, daß einige Hinweise helfen können, Ihren eigenen Lernprozeß bewußter zu steuern. In erster Linie bleibt es aber Ihrem Tandem- Partner und Ihnen überlassen, wie Sie Ihre Arbeit gestalten wollen, damit sie sich als angenehm und nützlich für Sie erweist. 1.) Planung der Arbeit im Tandem: Was erwarte ich konkret von der Arbeit im Tandem? Was möchte ich lernen/üben? Zwei Antwortformen sind möglich: A. allgemein: z. B. Ich möchte die fremde Kultur besser verstehen. Oder: Ich werde ein Jahr in dem Land verbringen, wo die Fremdsprache gesprochen wird, und möchte mich mit den Leuten gut verständigen können. Oder noch: Ich werde in meinem zukünftigen Beruf die Fremdsprache brauchen. 1 B. konkret: z. B. Ich will meine Aussprache verbessern. Oder: Ich will im mündlichen Ausdruck Fortschritte machen. Oder noch: Ich will weniger Fehler beim Sprechen machen. Besprechen Sie diese Frage beim ersten Treffen mit Ihrem Tandem- Partner! Wichtig! Nehmen Sie sich nicht zu viel vor! Versuchen Sie realistisch abzuschätzen, wieviel Zeit und Energie Sie jede Woche aufbringen können. Sonst werden Sie leicht frustriert und demotiviert. Beachten Sie diese Faustregel: Für jedes Treffen muß ich immer wenigstens etwas, nicht unbedingt alles vorbereiten, und nach jedem Treffen muß ich immer wenigstens einige, nicht unbedingt alle neuen Informationen über die Fremdsprache, die ich während des Treffens bekommen habe, verarbeiten. 2.) Vorbereitung des Tandem- Treffens -Vereinbaren Sie das Thema für das nächste Treffen mit Ihrem Tandem- Partner im voraus. -Die Art und Weise, wie man sich nützliche Ausdrücke und Ideen für ein Gespräch merkt, ist individuell unterschiedlich. Dementsprechend müssen Sie selber letztendlich entscheiden, wie Sie bei der Vorbereitung vorgehen. -Wir würden Ihnen davon abraten, zu viele Wörter oder sogar ganze Sätze und Texte als Vorbereitung aufzuschreiben. Dieses Verfahren ist sehr zeitaufwendig und nicht unbedingt der beste Weg, um sich auf ein mündliches Gespräch vorzubereiten. -Denken Sie über das Thema nach, sammeln Sie Ideen und Wortschatz in Stichworten auf einem Blatt. Lesen Sie ggfs. den Text bzw. die Übungsaufgaben einmal durch, und versuchen Sie sich vorzustellen, was Sie im Gespräch mit Ihrem Tandem- Partner dazu sagen werden. 2 3.) Nachbesprechung des Tandem- Treffens Im nächsten Kapitel bekommen Sie einige Tips zu sprachlichen Aspekten, wie man neue Ausdrücke kennenlernen und verwenden oder Fehler korrigieren kann. Sie werden sehen, daß es manchmal notwendig ist, das Tandem- Gespräch kurz zu unterbrechen, um ein neues Wort einzuführen oder einen Fehler sofort zu verbessern. In anderen Fällen ist es dagegen besser, den Redefluß nicht zu unterbrechen: Man kann Fragen und Bemerkungen für später notieren. Planen Sie immer 10/15 Minuten ein, um gemeinsam mit dem Tandem- Partner einige (nicht unbedingt alle!) sprachliche Aspekte rückblickend auf das Gespräch zu besprechen. Bei der Korrektur sollte man sich vor allem auf regelmäßig auftretende Fehler konzentrieren. In der Anfangsphase des Tandem- Austausches könnte es sich als besonders nützlich erweisen, am Ende eines jeden Treffens diese Check- Liste als Anleitung zu einer kritischen Analyse der Tandem- Arbeit anzuwenden. Natürlich können Ihr Tandem- Partner und Sie auch andere Aspekte besprechen wollen. Wichtig ist es, daß Sie sich stets um einen regen Meinungsaustausch über positive sowie negative Eindrücke und Erfahrungen bemühen, um beim nächsten Treffen Positives zu wiederholen und Negatives zu vermeiden. (Hinterfragen Sie z. B. folgendes: Das Treffen war sehr langweilig / teilweise langweilig / nicht langweilig / o.k. / sehr interessant/ lustig. Warum? Der Lerner hat viele / einige / keine neuen Wörter und Ausdrücke gelernt und viele / einige / keine neuen Informationen über die Kultur bzw. das Land des Partners erhalten. Der Lerner konnte viele / einige / keine schwierigeren Formulierung(en) endlich einmal richtig aussprechen und hatte immer / streckenweise / nie das Gefühl, daß das Gespräch fließend verläuft.) 4.) Nachbereitung des Tandem- Treffens Eine wichtige Phase in jedem Lernprozeß ist die Wiederaufnahme des neuen Lernstoffes. Dazu eignet sich eine Nachbereitung nach jedem Treffen in der Fremdsprache, die Sie alleine und nach Ihrer eigenen Lernweise durchführen können. 3 Falls Sie das Gespräch auf Tonband aufgenommen haben, können Sie es sich beim Frühstücken, oder wann auch immer Sie locker und entspannt sind, nochmals anhören. Ihre Notizen mit den neuen Ausdrücken und verbesserten Formulierungen sollten Sie in ein Lernheft (oder in Karteikarten oder in eine Computer- Datenbank) eintragen. Sie können versuchen, die schwierigen Formulierungen, die Ihnen im Gespräch aufgefallen sind, mehrmals laut auszusprechen, bis Sie merken, daß Sie sich jetzt viel leichter artikulieren können. 5.) Zeitliche Einteilung des Lernens im Tandem Durchschnittlich sollten sich Tandem- Partner jede Woche einmal oder zweimal treffen. Ein Treffen dauert ca. 90 Min pro Sprache (einschließlich einer 15minütigen Nachbesprechung am Ende jedes Treffens). Wenn sie jede Woche beide Sprachen üben möchten, brauchen Sie also mindestens 3 Stunden pro Woche. Zusätzlich sollten Sie Zeit für die eigene Vor- und Nachbereitung einplanen. Selbstverständlich sind dies Orientierungswerte, Ihrem Partner und Ihnen bleibt es überlassen, die beste zeitliche Einteilung für Ihren individuellen Fall zu bestimmen. Versuchen Sie immer, viel Wert auf die Regelmäßigkeit Ihrer Tandem- Arbeit zu legen. Und vergessen Sie bitte nicht: Nehmen Sie sich am Anfang nicht zu viel vor! 4 B) Tips für den Lernenden 1.) Allgemeines Die Anwendung der Fremdsprache im Umgang mit muttersprachlichen Gesprächspartnern (d. h. hören, reden, lesen und schreiben) ist bestimmt der beste Weg, die Fremdsprache zu lernen. Allerdings haben viele auch schon die Erfahrung gemacht, daß sie - ab einem bestimmten Niveau - keine Fortschritte mehr machen, obwohl sie diese Möglichkeiten haben und auch nutzen. Immer wieder tauchen dieselben Fehler auf, oder es fehlt das zutreffende Wort, und man hat manchmal den Eindruck, daß man bestimmte Bedeutungsnuancen im Sprachgebrauch der muttersprachlichen Gesprächspartner noch nicht so ganz versteht. Als erwachsener Lerner muß man also, selbst wenn man das Glück hat, die Fremdsprache oft genug benutzen zu können, den eigenen Lernprozeß aktiv und bewußt steuern. Im Sprachkurs übernimmt der Sprachlehrer zum größten Teil die Organisation des neuen Lernstoffes und die Steuerung des Lernfortschritts. Wenn der Lehrer nicht da ist, muß der Lernende selbst aktiver werden. Im folgenden finden Sie Lerntips, die sich speziell auf einige Teilaspekte des Fremdsprachenerwerbs beziehen: Wortschatz und idiomatische Wendungen, Aussprache, grammatische Strukturen und Stilfragen. Die sprachliche Kompetenz ist jedoch komplexer als die Summe dieser Teilaspekte. Dazu gehört auch die interkulturelle Kompetenz. Diese umfaßt einen sehr weiten Bereich, der von den einfachen Verhaltensfragen (z. B. „wie soll ich mich verhalten, wenn ich im fremdsprachigen Land um einen Gefallen bitten will?“) bis zu der Kenntnis von geschichtlichen, politischen, kulturellen, gesellschaftlichen Verhältnissen des Landes reicht. Wer versucht, etwas selbst zu lernen (d. h. ohne die Betreuung eines Lehrers), ist u. a. mit zwei allgemeinen Fragen konfrontiert: -Wie kann ich das notwendige Maß an Selbstdisziplin erreichen, damit ich eine gewisse Regelmäßigkeit beim Lernen einhalte? -Wie kann ich es schaffen mir realistische Lernziele zu setzen, damit ich die Motivation nicht zu schnell verliere? 5 Bei der Bewältigung dieser beiden Probleme kann Ihnen vielleicht folgender einfacher und banaler Trick helfen: Quantifizieren Sie immer Ihre Lernziele. Setzten Sie sich immer eine nicht zu anspruchsvolle unterste Grenze (z. B. „bei jedem Tandem- Treffen möchte ich wenigstens drei neue Vokabeln lernen“) und eine oberste Grenze (z. B. „bei jedem Tandem- Treffen muß ich nicht unbedingt mehr als 15 neue Vokabeln lernen“). Im allgemeinen ist also wichtig, daß Sie immer wenigstens etwas, nicht unbedingt alles lernen. 2.) Was Sie tun können, wenn Sie einen neuen Ausdruck hören Es gibt mehrere Möglichkeiten: -Sie unterbrechen Ihren Tandem- Partner sofort, um nach der Bedeutung des Ausdrucks zu fragen (z. B. Was heißt haarig? Was meinst du mit haariger Angelegenheit?). oder: -Sie wiederholen den neuen Ausdruck (vergewissern sich evtl. über die richtige Aussprache und Schreibweise) und formulieren selbst eine Hypothese über dessen Bedeutung (z. B. Mit haariger Angelegenheit meinst Du wahrscheinlich eine schwierige Sache?). Diese beiden Reaktionen sind zu empfehlen, wenn Sie glauben, daß Sie sonst überhaupt nicht mehr verstehen würden, was Ihr Tandem- Partner Ihnen sagen will. Es gibt auch andere Möglichkeiten: Sie unterbrechen nicht direkt, signalisieren aber mit Ihrem Gesichtsausdruck, daß Sie den Ausdruck nicht verstehen. In diesem Fall kann Ihr Tandem- Partner selbst entscheiden, ob der von ihm verwendete Ausdruck unbedingt sofort erklärt werden soll oder ob dies doch nicht notwendig ist, damit Sie im allgemeinen verstehen, was er Ihnen sagen will. 6 Falls Sie das Gespräch nicht unterbrechen möchten, können Sie den neuen Ausdruck trotzdem für später festhalten: Sie notieren sich das neue Wort oder die ganze Redewendung auf einem Zettel. Auch ein schnell und unvollständig hingekritzeltes Wort kann genügen, um Ihr Gedächtnis am Ende des Gesprächs zu unterstützen. Diese letzte Möglichkeit hat den Vorteil, daß Sie sich zunächst auf das konzentrieren können, was Ihr Gespräch Partner Ihnen mitteilen wird. Später können Sie auf die neuen Ausdrücke zurückkommen, deren Bedeutungen abklären und überprüfen, ob Sie nichts mißverstanden haben. Keine von den oben beschriebenen Möglichkeiten ist „die beste“. Machen Sie von allen abwechselnd Gebrauch. Suchen Sie selber das richtige Gleichgewicht, damit Sie weder zu häufig den Redefluß unterbrechen, noch sich zu unsicher fühlen, weil Sie zu wenig vom Gesagten verstehen. 3.) Was Sie tun können, um den neuen Ausdruck zu verstehen Bevor Sie zum zweisprachigen Wörterbuch greifen oder bevor Ihr Tandem- Partner Ihnen die Übersetzung in Ihrer Muttersprache gibt (was nur eine absolute Ausnahme darstellen sollte), ziehen Sie auch folgende weitere Möglichkeiten der Bedeutungserklärung in Betracht: a) UMSCHREIBUNG: Ein Messer ist ein Gegenstand, den man zum Schneiden von Fleisch oder Brot benutzt. Unfreundlich ist jemand, der sich den anderen Leuten gegenüber unangenehm verhält. b) SYNONYM ODER AUCH ERKLÄRUNG DURCH ÄHNLICHE W ORTBEDEUTUNGEN: sprechen ist wie reden; heiß bedeutet sehr warm; eine Villa ist ein Haus, aber besonders vornehm.. c) GEGENSATZ: schweigen ist das Gegenteil von sprechen, warm ist das Gegenteil von kalt. d) BEISPIEL: Wenn ich an einem bestimmten Ort weiß, wo ich die Sachen finde und was ich dort tun kann, dann heißt es, daß ich mich dort auskenne . 7 e) GESTIK: z. B. hoch, niedrig, groß, klein, links, rechts usw. lassen sich gut durch eine einfache Geste erklären. f) ZEICHNUNG: Gegenstände, Personenbeschreibungen, Tiere und Pflanzen lassen sich gut durch Zeichnungen zeigen. Jetzt fragen Sie sich vielleicht, warum man sich auf die Art und Weise so viel Mühe geben soll, wenn man so leicht und schnell die Übersetzung für den unbekannten Ausdruck benutzen könnte (sofern man den Ausdruck in der Fremdsprache überhaupt kennt!)? Die Alternativen a) bis f) haben den Vorteil, daß Sie bei der Verwendung der Fremdsprache bleiben: Ein zu häufiges hin und her Wechseln von der Fremdsprache zur Muttersprache könnte verwirrend wirken. Außerdem gibt es einen lernpsychologischen Grund: Je lebendiger und bildhafter eine Wortbedeutung erfahren wird, desto leichter kann man sie sich auch merken. Andererseits kann es manchmal jedoch vernünftiger sein, daß Sie schnell und punktuell einen Ausdruck übersetzen: Der Redefluß wird nur ganz kurz unterbrochen und die Aufmerksamkeit wird vom Gesprächsthema nicht abgelenkt. 4.) Was Sie tun können, um sich effektiv den neuen Wortschatz anzueignen Schließen Sie das Gespräch über das gewählte Thema ca. eine Viertelstunde vor dem Ende Ihres Tandem- Treffens ab. Bearbeiten Sie jetzt gemeinsam mit Ihrem Tandem- Partner Ihre Notizen. Sie sollten Ihr Lernziel quantitativ festlegen, z. B. jedes Mal wenigstens vier neue Wörter/Redewendungen. Nach den ersten zwei oder drei Treffen werden Sie feststellen können, wie viele neue Ausdrücke und neue grammatische Strukturen Sie in der abschließenden Viertelstunde bearbeiten können. Nehmen Sie sich nicht mehr als diese Menge vor, selbst wenn es nur zwei oder drei sind. Hauptsache: Sie bearbeiten jedes Mal wenigstens etwas: Es muß nicht alles sein! a) Besprechen Sie die Bedeutung der neuen Ausdrücke. b) Versuchen Sie evtl. auch noch andere Wörter und Wendungen aufzuschreiben, die Ihnen im Laufe des Gesprächs aufgefallen sind. 8 c) Rekonstruieren Sie immer den Kontext, in dem die neuen Ausdrücke vorgekommen sind. Notieren Sie sich also den ganzen Satz und schreiben Sie auch andere Bemerkungen über die Gesprächssituation auf: Z. B. ist es eine neutrale Aussage gewesen? Oder wollte Ihr Tandem- Partner besondere Emotionen ausdrücken? Teilen Sie die neuen Ausdrücke nach ihrer „Wichtigkeit“ in zwei Gruppen ein: a) sehr wichtig (z. B. im allgemeinen sehr häufig gebrauchte Wörter oder Ausdrücke, die Sie selbst sehr häufig verwenden, weil Sie sich besonders für den Themenbereich interessieren, z .B. Wörter über das Tennisspiel, wenn Sie ein leidenschaftlicher Tennisspieler sind) b) weniger wichtig (z. B. selten vorkommende Ausdrücke / vornehme Formulierungen, usw.) Die muttersprachliche Kompetenz Ihres Tandem- Partners wird Ihnen bei dieser Einteilung behilflich sein, aber auch Sie können für sich selbst beurteilen, ob ein bestimmter Ausdruck für Sie mehr oder weniger wichtig ist. Haben Sie keine Angst davor, subjektive Entscheidungen zu treffen: Es geht nicht so sehr um den wissenschaftlich geprüften Häufigkeits- und Wichtigkeitsgrad eines Ausdrucks. Vielmehr geht es um die Tatsache, daß Sie persönlich durch diese Übung Ihren Lernwortschatz gliedern und dabei die Gelegenheit haben, mit Ihrem TandemPartner über die Verwendung von Wörtern und Redewendungen nachzudenken. In der Phase der Nachbereitung des Tandem- Treffens übertragen Sie die neuen Ausdrücke von Ihrem Notizzettel in ein Lernheft (oder in Ihre Computer- Datenbank oder in Ihren Karteikasten). So kommen Sie dazu, die neuen Ausdrücke eine kurze Zeit nach dem TandemTreffen wieder ins Gedächtnis zu rufen und sie als neuen Bestandteil in Ihren gesamten Lernwortschatz aufzunehmen. Sowohl die Wiederholung als auch die Eingliederung in den restlichen Lernwortschatz sind für den Lernprozeß sehr förderlich. Wichtig! Tragen Sie neue Ausdrücke grundsätzlich nicht isoliert ein! Notieren Sie auch immer den Satz (und, wenn nötig, auch die Gesprächssituation), in dem Sie den Ausdruck das erste Mal gehört haben. Z. B. buchen , Ich muß heute noch meinen Flug nach Paris buchen. (neutraler Ausdrucksweise) // stinksauer , Wenn meine Freundin mich 9 so behandeln würde, wäre ich stinksauer. (umgangssprachlich für wütend, ärgerlich) // geil , Das ist geil! („Hat X gesagt, als ich von meiner Reise nach Australien erzählt habe“. Geil = toll, schön, spannend umgangssprachlich und vorwiegend in der Jugendsprache geläufig) Erstellen Sie keine alphabetischen oder zufällig geordneten Vokabellisten. Gliedern Sie Ihren Lernwortschatz in Gruppen, die etwas gemeinsam haben. Wir listen hier einige Kriterien auf, nach denen Sie Ihren Lernwortschatz gliedern können. Es sind allerdings nur einige von vielen Möglichkeiten. Versuchen Sie auch, Ihre eigenen Gliederungskriterien zu bestimmen. Hauptsache ist, daß Sie immer die neu gelernten Ausdrücke in Zusammenhang mit anderen Ihnen schon bekannten bringen, denn Wortbedeutungen lassen sich immer am besten durch Verknüpfung und Abgrenzung zu anderen Wortbedeutungen erklären und erlernen. Stellen Sie sich den Gesamtwortschatz einer Sprache wie ein riesiges Netz vor. Dieses Netz ist aber kein starres unveränderliches Gebilde, sondern es weist immer neue Wege der Vernetzung auf. Man kann jede Wortbedeutung mit mehreren unterschiedlichen anderen Wortbedeutungen durch unterschiedliche Assoziationsverfahren miteinander verknüpfen. Nehmen wir z. B. das Wort blau: im allgemeinen könnten wir Ihnen z. B. empfehlen, eine Seite oder eine Karteikarte mit allen Farbbezeichnungen anzulegen. Aber Sie könnten auch eine ganz persönliche Erfahrung mit dem Wort blau assoziieren wollen, z. B. die Farbe Ihres Fahrrads, so würden Sie vorziehen, jede Farbbezeichnung lieber in eine neue Seite einzutragen, in der neben dem Farbennamen die Bezeichnung für einen bestimmten Gegenstand und andere damit verbundenen Wortbedeutungen steht: blau, Wagen, PKW, Lenkrad, Autobahn, u.s.w. Einige Beispiele für allgemeingültige Gliederungskriterien: a) Wörter um einen Oberbegriff: WOHNEN (Haus, Wohnung, Miete, ...), SCHULE (Lehrer, Note ... ), REISE (Zug; Landschaft; ...), ... b) Gruppen: FARBEN, ZAHLEN; PFLANZEN; WOCHENTAGE; RICHTUNGSANGABEN, ... c) Wörter und Redewendungen nach Ihrer kommunikativen Funktion: BEGRÜßEN, SICH BEDANKEN, SICH ENTSCHULDIGEN, VERGLEICHEN, UM EINEN GEFALLEN BITTEN, PERSONEN BESCHREIBEN, ... 10 Innerhalb der einzelnen Gruppierungen sollten auch folgende Kriterien beachtet werden: a) Eng verwandte Wortbedeutungen nebeneinander mit Hinweis auf feine Unterscheidungen, z. B. ärgerlich, neutral / stinksauer , umgangssprachlich aufführen c) „Falsche Freunde“, d. h. Wörter, die in Ihrer Muttersprache ähnlich sind, aber eine andere Bedeutung haben, besonders hervorheben d) Wichtige grammatische Informationen neben dem Wort gleich vermerken: z. B. Partizip zu dem Infinitiv bei Verben (z. B. sein – gewesen; gehen – gegangen); Präposition zu dem Verb oder Adjektiv; Artikel und Pluralform zu dem Substantiv, ... Das Gliedern des Lernwortschatzes an sich fördert den Lernprozeß am meisten. Es geht also nicht in erster Linie um die Konsequenz der Gliederung! Eine gewisse Inkonsequenz ist sogar - bei der Vielfalt der möglichen Vernetzungen von Wortbedeutungen - vorprogrammiert. Und noch ein Tip zum Schluß: Nehmen Sie vor jedem Tandem- Treffen Ihr Lernheft in die Hand. Verbleiben Sie bei dem einem oder dem anderen Ausdruck nach dem Zufallsprinzip. Lesen Sie einen Oberbegriff und versuchen Sie sich alle anderen damit verbundenen Ausdrücke ins Gedächtnis zu rufen; oder lesen Sie die Erklärung oder Übersetzung für einen bestimmten Ausdruck und suchen dann das Wort in der Fremdsprache; oder lesen Sie einen Ausdruck und versuchen Sie den Beispielsatz dazu zu rekonstruieren. Vor jedem Tandem- Treffen suchen Sie aus Ihrem Lernheft immer wieder neue Ausdrücke aus, die Sie besonders gut finden (oder besonders wichtig, aber schwierig). Nehmen Sie sich vor, diese Ausdrücke - bei geeigneter Gelegenheit aktiv zu verwenden! Versuchen Sie darauf zu achten, ob es Ihnen gelingt! Riskieren Sie auch einmal neue Ausdrücke, über deren Bedeutung Sie sich immer noch nicht ganz sicher sind. 11 5.) Wie können Sie sich im Grammatik- Bereich verbessern? Wenn Ihnen während des Gesprächs eine neue, bemerkenswerte oder schwierige grammatische Struktur auffällt, können Sie dieselben Strategien anwenden, die wir Ihnen oben in bezug auf den Wortschatz geschildert haben. Wir fassen zusammen: - die neue Struktur während des Gesprächs schnell auf einem Zettel notieren; in der letzten Viertelstunde des Tandem- Treffens mit dem Tandem- Partner darüber sprechen - den Beispielsatz aufschreiben; über die Verwendungsmöglichkeiten der grammatischen Struktur reden: z. B. ist sie eine freie Alternative zu anderen Formulierungen? Hat sie einen bestimmten Sprachgebrauch (umgangsprachlich; erhaben)? - in der Nachbereitung zu dem Tandem- Treffen in das eigene Lernheft eintragen - baldmöglichst auf diese Struktur zurückkommen: Beispielsatz und andere Anmerkungen wieder lesen; sich vornehmen, bei der ersten geeigneten Gelegenheit, die Struktur aktiv zu verwenden Sie werden allerdings neue grammatikalische Strukturen oft nicht während eines Tandem- Treffens kennenlernen, vielmehr haben Sie beim Tandem- Gespräch die Möglichkeit, die im Sprachkurs oder beim Selbstlernen gelernten Strukturen auszuprobieren. Dazu gehört auch, daß Sie Fehler machen, weil Sie eben etwas Neues riskieren; und Sie müssen erstmals eigene Erfahrungen sammeln, bis Sie die neuen Strukturen spontan und sicher verwenden können. Nicht vergessen: Um Ihre Ausdrucksweise zu verbessern, müssen Sie den Mut haben, auch Fehler zu machen! Vermeiden Sie es, immer nur einfache, schon bekannte Satzkonstruktionen zu benutzen. Merken Sie sich einige neue Strukturen aus dem letzten Sprachkurs oder aus der letzten Lektion des Lehrbuchs und nehmen Sie sich vor, diese im Tandem- Gespräch zu verwenden. Bitten Sie Ihren Tandem- Partner darum, Ihnen zu sagen, was ihm an Ihrer Ausdrucksweise besonders auffällt. Klären Sie miteinander ab, daß er Ihnen als „Experte“ Informationen liefern kann, die Sie brauchen, und besprechen Sie miteinander die Art und Weise der Korrektur, die Sie vorziehen. 12 6.) Wie können Sie Ihre Aussprache verbessern? Selbstverständlich können Sie auch für Ihre Aussprache im Tandem etwas tun: Ihr Tandem- Partner kann Ihnen unbekannte oder schwierig auszusprechende Wörter wiederholen, und evtl. etwas langsamer vorsprechen. Ihr Tandem- Partner kann Ihnen sagen, welche Laute bei Ihrer Aussprache für ein muttersprachliches Ohr besonders „fremd“ klingen. Außerdem wird er Sie bestimmt darum bitten, etwas zu wiederholen, wenn er Sie aufgrund Ihrer abweichenden Aussprache gar nicht verstehen kann. Es gibt zwei Übungstypen, die Sie mit Ihrem Tandem- Partner wählen können, wenn Sie sich auf die Aussprache konzentrieren möchten: -Ihr Tandem- Partner liest vor oder diktiert Ihnen etwas: Es muß nicht immer ein schriftlicher Text sein, Sie können zum Beispiel auch Dialoge am Telefon simulieren, in denen z. B. Adressen, Namen, Zeitungsannoncen oder Telegramme von Ihrem Tandem- Partner diktiert werden. -Sie lesen vor oder diktieren Ihrem Tandem- Partner etwas: Sie können z. B. einen Abschnitt aus einem Buch oder einen Zeitungsartikel in der Fremdsprache vorlesen. Um aktiv an der eigenen Aussprache zu arbeiten, steht Ihnen selbstverständlich auch das Sprachlabor zur Verfügung. Dort können Sie – parallel und ergänzend zur Ihrer Tandem- Arbeit – Tonbänder mit speziellen Ausspracheübungen benutzen. Die Arbeitsweise bei Ausspracheübungen gliedert sich in folgende Phasen: Zuhören, Nachsprechen (mit Aufnahme der eigenen Stimme), dann die eigene Aussprache im Vergleich zu der des muttersprachlichen Sprechers auf der Kassette hören und kritisch analysieren, anschließend nochmals üben, bis man mit der eigenen Aussprache zufrieden ist. Wenn Sie sich mit der Aussprache besonders schwer tun, bitten Sie einen Fremdsprachenlehrer darum, Ihnen zu sagen, was Sie falsch machen: Fachleute können in diesem Fall besser erklären, wie man fremde Laute artikulieren kann. 13 7.) Fehler in der Fremdsprache sind in einer bestimmten Lernphase sogar notwendig! Die Arbeit im Tandem basiert auf gegenseitiger Kooperation. Jeder Tandem- Partner hilft dem anderen dabei, seine Sprachkenntnisse, seine kommunikative Kompetenz und seine kulturelle Kompetenz zu verbessern. Die Fehlerkorrektur ist dafür ein sehr wichtiges Werkzeug. Bei jedem Tandem- Team können mehrere Aspekte unterschiedlich realisiert werden: z. B. die Art und Weise, in der man die Korrekturen formuliert; oder der Zeitpunkt, zu dem man sie einbringt; oder wieviel überhaupt korrigiert wird. Es ist wichtig, daß die Tandem- Partner darüber reden und sich einigen. So kommt man zur optimalen Arbeitsform. 8.) Lassen Sie sich gerne korrigieren? Die Form, in der Korrekturen durchgeführt werden, ist nicht der einzige Faktor, den man berücksichtigen muß. Bevor die Arbeit anfängt, sollten Sie sich auch ein paar Gedanken über Ihre Einstellung zu Korrekturen machen. Fragen Sie sich, ob Korrekturen bei Ihnen negative Reaktionen hervorrufen: -Verunsichern mich Korrekturen? -Ärgern mich Korrekturen? -Nerven mich Korrekturen? Das Wort "Korrektur" erweckt oft negative Assoziationen, man denkt an rote Markierungen auf einem Text, an die Benotung von Schularbeiten, an negativen Beurteilungen. Bei der Arbeit im Tandem wird die Korrektur ganz anders verstanden. Sie ist ein hervorragendes Mittel, um die sprachliche und kulturelle Kompetenz zu verbessern. Der Tandem- Partner, als Experte in der Sprache, die Sie lernen wollen, wird Ihnen durch seine Verbesserungen, Vorschläge und Hinweise helfen, jedesmal einen Schritt weiter zu kommen. Korrekturen sind also etwas Konstruktives: -Sie helfen, die richtige Ausdrucksweise zu finden. -Sie geben Sicherheit. -Sie vermeiden, daß Fehler zur Gewohnheit werden. -Sie können sogar witzig sein... 14 Die nächste Frage betrifft die Art und Weise, in der die Korrekturen gemacht werden. Es gibt keine perfekte Form, Fehler zu korrigieren. Entscheidend ist, welche Art am besten funktioniert - je nachdem, in welcher Situation und für welches Problem sie angewendet wird. Außerdem kann es sein, daß eine Form der Korrektur bei einem Lerner sehr gut ankommt und bei dem anderen überhaupt nicht. Wie reagieren Sie auf solche Korrekturfomen? -Ihr Tandem- Partner unterbricht Sie und schlägt Ihnen die richtige Formulierung vor. -Ihr Tandem- Partner wartet, bis Sie mit dem Satz fertig sind, erst dann verbessert er Sie. -Ihr Tandem- Partner macht sich Notizen, während Sie reden, und später erklärt er Ihnen, welche Fehler ihm aufgefallen sind. -Ihr Partner signalisiert durch Gestik oder Mimik, daß etwas falsch ist ..... Nehmen Sie sich ein wenig Zeit, um auch über diese Frage nachzudenken: Was erwarten Sie von den Korrekturen? Fehler in der Fremdsprache können durchaus nützlich sein! Die Einstellung zu Fehlern ist sehr eng verbunden mit der Einstellung zu Korrekturen. Wenn man etwas Neues lernt, ist es normal, daß man zuerst Fehler macht. Es gehört einfach zum Lernprozeß. Als Lernender sollte man Fehler nicht mehr als "Sünde" verstehen, oder als etwas, das man um jeden Preis vermeiden muß. Fehler können sehr nützlich für das Lernen sein. Fehler deuten auf Bereiche hin, in denen es Probleme gibt. Fehler zeigen auch direkt, daß man Fortschritte macht, weil sie auf Lernprozesse hindeuten: Wenn Sie etwas Neues ausprobieren, machen Sie konstruktive Fehler. Kurzum: Wenn Sie Ihre Fehler entdecken und verstehen, werden Sie schneller Fortschritte machen. Wenn man eine neue Sprache lernt, muß man akzeptieren, daß man nicht sofort alles perfekt sagen kann. Übrigens: Nicht einmal Muttersprachler sprechen ihre Sprache immer 100% fehlerfrei. In jeder Phase des Lernprozesses verfügt man über bestimmte Mittel in der Sprache. Unser Ziel muß es sein, die sprachlichen Mittel, über die wir verfügen, optimal und der Kommunikationssituation angemessen anzuwenden. Viele Lerner haben 15 allerdings zu große Hemmungen, die Sprache, die sie lernen, anzuwenden. Oft trifft man auf Grundhaltungen, die große Blockaden verursachen können: -"Ich werde zuerst die ganze Grammatik lernen. Erst dann fange ich an zu sprechen." -"Ich spreche einen Satz erst aus, wenn ich hundertprozentig sicher bin, daß er korrekt ist." -"Ich darf keinen Fehler machen, weil sonst mein Gesprächspartner glauben könnte, daß ich dumm bin. Besser halte ich den Mund." Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Dann sollten Sie es schleunigst vergessen! Finden Sie den Mut, Fehler zu begehen, denn nur so kann Ihr Gesprächspartner Sie korrigieren, aber irgendwann auch sagen, daß Sie einen sehr schönen Satz ausgesprochen haben! Ihr Tandem- Partner will Sie nicht bewerten, seine Korrekturen haben nur den Sinn, Ihnen beim Lernen zu helfen. Sie selbst können mitbestimmen, was und wie der Tandem- Partner für Sie korrigieren soll. Wenn die Rollen dann getauscht werden, wird Ihr Tandem- Partner auch selbst Fehler machen und von Ihnen Korrekturen erwarten. Man lernt durch Fehler nur, wenn man auf sie aufmerksam gemacht wird, und jeder Fehler hilft Ihnen nur dann weiter, wenn Sie ihn auf Dauer vermeiden können. Es ist sehr nützlich für die Korrekturarbeit im Tandem, daß Sie mit Ihrem TandemPartner ausmachen, welche Art von Fehlern er bei Ihnen bevorzugt korrigieren soll. Bitten Sie Ihren Tandem- Partner, Sie auf Ihre Fehler aufmerksam zu machen. Sie können und sollten mit ihm absprechen, auf welche Fehlertypen (z. B. Wortschatz, Grammatik, Aussprache, usw.) er besonders achten soll, bei welchen Fehlern er Verbesserungsvorschläge machen soll, die Sie dann übernehmen können. 16 C) Tips für den Experten 1.) Fehler und deren Korrektur: Wieviel und was soll ich korrigieren? Korrekturen sind ein sehr wichtiges Hilfsmittel für das Lernen im Tandem. Bei dieser Form des Sprachenlernens geht es in der Regel gar nicht darum, alle Fehler zu entdecken und dem Partner vor Augen zu führen. Korrekturen sollen dem Partner helfen, weiterzulernen. Und da kann ein Übermaß an Korrekturen sogar kontraproduktiv sein, weil: - die ständige Unterbrechung die Kommunikation verhindert, - die Aufnahmefähigkeit begrenzt ist, - der Partner den Eindruck gewinnen kann, nichts Richtiges in der Sprache sagen zu können, und das beeinträchtigt die Motivation. Aus diesen Gründen ist es empfehlenswert, nicht alles korrigieren zu wollen, sondern eine Auswahl zu treffen. Sie wollen ja schließlich weder sich selbst noch Ihren Partner überfordern, sondern weiterhin Spaß am gemeinsamen Lernen haben. Es gibt unterschiedliche Kriterien, um zu entscheiden, welche Fehler korrigiert werden sollen: Fehler, die Ihr Partner gerne korrigiert haben möchte Fehler, von denen Sie intuitiv meinen, daß man sie so einfach nicht durchgehen lassen kann Fehler, die Ihr Partner immer wieder macht Fehler, die mißverständlich oder unhöflich wirken können Bevor Sie mit Korrekturen beginnen, ist es ratsam, daß Sie mit dem Tandem- Partner auch besprechen, wie er korrigiert werden möchte. Sie haben sicher schon Erfahrungen als „Korrigierter“ gemacht. Sie wissen daher auch, daß unter Umständen eine Art des Verbesserns angenehmer als eine andere sein kann. Hier nochmals einige Alternativen: - Sie unterbrechen Ihren Tandem-Partner und schlagen Ihm eine korrekte Formulierung vor 17 - Sie warten, bis Ihr Tandem-Partner mit dem Satz fertig ist, erst dann verbessern Sie ihn - Sie machen sich Notizen, während der Tandem-Partner redet, und erst später erklären Sie ihm, welche Fehler Ihnen aufgefallen sind - Sie signalisieren Ihrem Tandem-Partner durch Gestik oder Mimik, daß etwas falsch ist ... Dies sind einige Beispiele von gewöhnlichen Korrekturformen. Sie können sich für eine davon entscheiden oder mehrere Formen kombinieren oder eigene Ideen dafür entwickeln. Sehr wichtig ist dabei, daß die Partner jene Arbeitsform wählen, die für beide effizient und auch angenehm ist. 2.) Wortschatz: Wie können Sie Ihrem Tandem- Partner dabei helfen, neue Ausdrücke zu verstehen und zu lernen? Oben wurde das Thema Verstehen und Lernen von neuen Wörtern aus der Perspektive des Lernenden ausführlich behandelt. Wir nehmen hier dasselbe Thema wieder auf, damit Sie diesen Teilaspekt des Fremdsprachenlernens auch aus der Perspektive des Experten im Tandem (= Muttersprachler/in) betrachten können. Es ist wichtig, daß Sie in den ersten Tandem- Treffen besonders bewußt auf die Reaktionen Ihres Tandem- Partners achten: Sie geben Ihnen Auskunft darüber, ob Ihre Ausdrucksweise verständlich oder vielleicht noch ein wenig zu schwer ist. Darüber sollten Sie und Ihr Partner auch miteinander sprechen, z. B. indem Sie das erste Mal gleich nach einer Viertelstunde die Frage nach der Verständlichkeit für den Nicht- Muttersprachler stellen. Versuchen Sie miteinander offen zu klären, woran die Schwierigkeit liegt: - An der Aussprache? Sprechen Sie zu schnell, oder verschlucken Sie zu viele Silben? - An der Wortwahl? Ihr Tandem- Partner kennt zu viele Wörter nicht, die Sie benutzen. 18 Natürlich dürfen die eventuellen Schwierigkeiten Ihres Tandem- Partners beim Verstehen nicht dazu führen, daß Sie sich zu stark verstellen und unnatürlich reden. Sinn der Sache ist es vielmehr, daß der Lernende sich langsam an Ihre authentische Sprechweise gewöhnt. Das muß aber durch einen gemeinsam angestrebten Lernprozeß erfolgen. Was können Sie dafür tun? - Helfen Sie Ihrem Tandem- Partner bei der Entscheidung, ob ein neues Wort lieber sofort oder erst am Ende des Treffens erklärt werden soll, je nachdem, ob Sie denken, daß dies mehr oder weniger wichtig ist für das Globalverstehen der Aussage/Situation. - Achten Sie auf Gesichtsausdruck und Haltung des Gesprächspartners: Sie geben Ihnen oft ein Feedback über den Grad der Verständlichkeit Ihres Redens. - Vermeiden Sie vermeintlich neue oder schwierige Ausdrücke NICHT! Versuchen Sie diese Ausdrücke aber besonders deutlich und langsam auszusprechen, machen Sie danach eine kleine Sprechpause und geben Sie eventuell auch gleich im Nebensatz eine Umschreibung dazu! - Notieren Sie auf einem Zettel Ausdrücke, die Sie für neu und besonders interessant für Ihren Tandem- Partner halten. Sie können diese Ausdrücke am Ende des Treffens besprechen, und Ihr Tandem- Partner kann Sie dann für die Nachbearbeitung mit nach Hause nehmen. Nochmals sei daran erinnert: Bevor Sie zum zweisprachigen Wörterbuch greifen oder bevor Sie in der Muttersprache Ihres Tandem- Partners die Übersetzung geben, ziehen Sie auch die oben beschriebenen Möglichkeiten (Umschreibung, Synonym, Gegensatz, Beispiel, Gestik und Mimik, Zeichnung) der Bedeutungserklärung in Betracht. 3.) Grammatik und Aussprache: Wie können Sie Ihrem Tandem- Partner helfen, in diesen Bereichen Fortschritte zu machen? Für diese Teilaspekte des Fremdsprachenlernens wird auf keinen Fall von Ihnen verlangt, daß Sie sprachwissenschaftlich und didaktisch fundierte Erklärungen geben! Ganz im Gegenteil: Es geht um den Gebrauch Ihrer Muttersprache, nicht um 19 die Beschreibung! Erklärungen, Regeln und Tabellen kann Ihr Tandem- Partner in Lehrwerken finden. Ihre Rolle als Muttersprachler läßt sich so zusammenfassen: - Sie geben Ihrem Tandem- Partner Auskunft über das, was Ihnen in seiner Ausdrucksweise als fremd und abweichend von Ihrem Sprachgebrauch auffällt. - Sie vermeiden schwierige Satzkonstruktionen NICHT, helfen aber bei Verständnisschwierigkeiten mit Wiederholung und Umschreibung. - Sie sprechen neue und schwierig auszusprechende Ausdrücke - wenn nötig langsam und mehrmals aus. - Sie helfen Ihrem Tandem- Partner beim Notieren von schwierigen und interessanten Satzkonstruktionen während des Gesprächs, damit Sie am Ende des Treffens darauf zurückkommen können. - Sie geben Ihrem Tandem- Partner Auskunft über die Verwendungsbedingungen bestimmter Satzkonstruktionen, z. B. geschriebene oder Umgangssprache, besonders erhabener oder vulgärer Sprachstil usw. Internet-Tip zum Weiterlesen und Vertiefen: www.slf.ruhr-uni-bochum.de 20 Notizen 21