Verbesserung der gesundheitlichen Qualität von Lebensmitteln Zwischenbilanz des Verbundprojekts "Carotinoide" Seit 1999/2000 wird das Verbundprojekt "Carotinoide" vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) gefördert. Das Projekt ist eines von 3 Leitprojekten "Ernährung moderne Verfahren der Lebensmittelerzeugung", das nach einem strengen Auswahlverfahren aus insgesamt 45 Ideenskizzen im Jahr 1999 genehmigt wurde. Beteiligt sind 7 Industriepartner, 5 Universitäten, 1 Bundesforschungsanstalt und 1 Fraunhofer Institut. Erste Ergebnisse der 3 Leitprojekte wurden der Öffentlichkeit auf den DGF-Feldtagen 2002 innerhalb des Forums "Grüne Gentechnik" vorgestellt. Kürzlich wurde die Freisetzung transgener Kartoffeln genehmigt, die im Rahmen des Verbundprojekts entwickelt wurden. Aus diesem Anlass wird die Öffentlichkeit erneut über den Stand der Arbeiten unterrichtet. Carotinoide kommen in vielen Gemüsearten vor. Ihnen wird ein Schutz vor HerzKreislauf- und Krebserkrankungen sowie weiteren degenerativen Krankheiten zugeschrieben. Im Rahmen des Projekts soll die gesundheitsfördernde Wirkung wichtiger Carotinoide untersucht und bewertet werden. Ferner werden folgende Hauptziele verfolgt: - Modifizierung und Anreicherung ausgewählter Carotinoide in pflanzlichen Produkten mittels konventioneller und gentechnischer Methoden - Nachweis der Bioverfügbarkeit von Carotinoiden und Verbesserung ihrer Wirksamkeit durch angepasste Verarbeitungsverfahren und neuartige Formulierungen mittels Nanotechnologien. Im Rahmen des Verbundprojekts werden die umfangreichen Arbeiten auf dem Gebiet der modernen Ernährungsforschung interdisziplinär und überregional bearbeitet. Wie in den Leitprojekten vorgesehen, werden neben herkömmlicher Züchtung auch gentechnische Maßnahmen eingesetzt, um Pflanzen mit erhöhtem Carotinoidgehalt oder verbesserter Carotinoidzusammensetzung bereitzustellen. Im Rahmen des Projekts ist es erstmals in der Welt gelungen, eine transgene Kartoffel mit bis zu 130fach erhöhtem Zeaxanthingehalt zu erzeugen. Das Carotinoid Zeaxanthin kann vor altersbedingten Erkrankungen des Auges, besonders der nicht heilbaren Altersblindheit, schützen. Alle gentechnischen Arbeiten wurden in den beteiligten Forschungsinstituten und Saatgutunternehmen ausgeführt, da die Partner der Ernährungsindustrie für derartige Arbeiten nicht eingerichtet sind. Neben den gentechnischen Arbeiten wurden herkömmlich gezüchtete Karotten untersucht, die das Carotinoid Lycopin anreichern. Lycopin ist der rote Farbstoff von Tomaten und kann das Herz-Kreislauf- und Krebs-Risiko vermindern. Voraussetzung hierfür ist eine gute Bioverfügbarkeit, die inzwischen erreicht und auch durch Humanstudien belegt wurde. Mit diesen Humanstudien wurde im Rahmen des Projekts erstmals ein positiver Gesundheitseffekt nachgewiesen. Für alle diese Untersuchungen 1 werden größere Mengen von Lycopinkarotten benötigt, die angebaut und zu Karottensaft verarbeitet wurden. In einem weiteren Teil des Verbundvorhabens sollen gentechnisch veränderte (GV) Kartoffeln durch Feldanbau vermehrt werden. Gemäß den Vorschriften wurde ein Freisetzungsantrag gestellt, der nach Anhörung der betroffenen Öffentlichkeit von der zuständigen Behörde inzwischen genehmigt wurde. Nach der Ernte im Herbst 2003 sollen die Kartoffelknollen im Rahmen vorwettbewerblicher Untersuchungen charakterisiert und bewertet werden. Im Vordergrund stehen grundlegende Verarbeitungseigenschaften und die ernährungsphysiologische Bewertung daraus hergestellter Lebensmittel. Bei dieser Bewertung sind der ganzheitliche Nutzen und mögliche Risiken unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit zu prüfen. Für diese Untersuchungen sind besondere Einrichtungen erforderlich, die bei den beteiligten Partnern der Lebensmittelindustrie nicht vorhanden sind. Daher werden alle Untersuchungen dieser GV-Kartoffeln in den beteiligten Forschungsinstituten ausgeführt, die für derartige Experimente ausgewiesen sind. Die beteiligten Partner des Verbundprojekts gehen davon aus, dass mit den vorgelegten Untersuchungsergebnissen eine bessere Basis für eine sachliche Diskussion über Nutzen und Risiken der mit dem Carotinoid Zeaxanthin angereicherten Kartoffel und damit allgemein über GV-Lebensmitteln geschaffen wird. Allen Partnern ist bewusst, dass eine mögliche Vermarktung neben einer strengen Sicherheitsprüfung innerhalb der Novel-Food-Verordnung eine zufriedenstellende Verbraucherakzeptanz erfordert. Die zuvor skizzierten, bisher erreichten Zwischenergebnisse belegen die erfolgreiche Kooperation der Arbeitsgruppen. Der interdisziplinäre Verbund ist auf dem Gebiet der Carotinoide einmalig und erfüllt alle Voraussetzung, die genannten Ziele zu erreichen. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten dienen dem Verbraucher und ermöglichen den beteiligten kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu diesem innovativen Forschungsgebiet. Karlsruhe, 14. Mai 2003 Prof. Dr. H. Schubert Sprecher des Verbundprojekts "Carotinoide" Dr. R. Müller Koordinator des Verbundprojekts Universität Karlsruhe Unilever Bestfoods GTC, Heilbronn 2