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Die Aufgaben der Haut
Mit einer Fläche von 1,5 - 2 m2 und einem Gewicht von 3,5 - 10 kg ist die Haut das größte Organ des
menschlichen Körpers. Die Haut hat mehrere Funktionen:
• Sie trennt die "Innenwelt" von der "Außenwelt« und schützt den Körper so vor schädlichen
Umwelteinflüssen.
• Die Haut ist mit ihren diversen Rezeptoren und Tastkörperchen ein wichtiges Sinnesorgan und stellt somit
eine Verbindung zur Außenwelt her
• Sie hat eine wichtige Regulatorfunktion, indem sie über die Abgabe von Flüssigkeit (z.B. in Form von
Schweiß) sowie durch Verengung und Erweiterung der Hautgefäße die Körpertemperatur konstant hält.
Darüber hinaus greift die Haut ausgleichend in den Wasserhaushalt ein, indem sie gewissermaßen als
natürliche Barriere einem extremen Wasserverlust entgegenwirkt und über Drüsensekrete Wasser und Salz
abgibt.
Der Aufbau der Haut
Grob unterteilt besteht die Haut aus drei Schichten: der Oberhaut (Epidermis) als äußerster Schicht, der
Lederhaut (Korium) und der darunter liegenden Unterhaut (Subcutis). Epidermis und Korium, also die
oberen Schichten, werden oft zur Cutis zusammengefasst.
Ferner unterscheidet man zwei Hauttypen: die Leisten- und die Felderhaut. Letztere hat ihren Namen durch
gruppenförmig stehende Bindegewebspapillen der Lederhaut, welche die Hautoberfläche in Felder aufgeteilt
erscheinen lassen. Die Felderhaut enthält Haare, Schweiß- und Talgdrüsen.
Die Leistenhaut wird dagegen durch kammartig stehende Bindegewebspapillen in Hautleisten aufgeteilt. Sie
enthält nur Schweißdrüsen, aber keine Haare und Talgdrüsen. Man findet sie nur an den Handflächen und
Fußsohlen (alle anderen Hautflächen entsprechen der Felderhaut).
Die Oberhaut (Epidermis) ist die äußerste Schicht der Haut. Sie ist gefäßlos und je nach Körperregion
zwischen 0,03 mm und 4 mm dick.
Sie besteht aus einem mehrschichtigen verhornten Plattenepithel, das hauptsächlich aus Keratinozyten
(kernhaltigen Hornzellen) aufgebaut ist. Diese Zellen produzieren den Hornstoff Keratin, der zum einen eine
Wasser abweisende und mechanisch schützende Schicht bildet und zum anderen der Haut Festigkeit
verleiht.
Schichten der Oberhaut
Die Keratinozyten der Oberhaut sind normalerweise in vier Lagen aufgeschichtet. Wo die mechanische
Belastung am größten ist, z.B. an den Hand- und Fußsohlen, hat die Epidermis sogar fünf Schichten. Man
unterscheidet vom Körperinneren zur Oberfläche hin:
Basalzellschicht (Stratum basale):
So wird eine einfache Zellschicht aus sich ständig teilenden, länglichen Zellen genannt. Die durch
fortlaufende Vermehrung neugebildeten Zellen schieben sich Richtung Oberfläche und werden dabei
allmählich zu Zellen der Stachelzellschicht. Sie verlieren zunächst ihren Kern und werden dann
abgeschilfert und von den nachdrängenden jüngeren Zellen ersetzt - ein Kreislauf ohne Ende. Die
Basalzellschicht der haarlosen Haut führt berührungsempfindliche Nervenendigungen, die MerkelTastscheiben genannt werden.
Stachelzellschicht (Stratum spinosum):
Sie besteht aus acht bis zehn Reihen von zum Teil melaninhaltigen Zellen mit stacheligen Ausläufern
("spinosus" = stachelig), über welche die Zellen miteinander verbunden sind. Die Zellen bilden über diese
Brücken ein Gerüst, das die Epidermis stabil hält und ihr Elastizität verleiht.
Körnerschicht (Stratum granulosum):
Diese Schicht besteht aus drei bis fünf Reihen spindelförmiger flacher Zellen, die Keratohyalin enthalten,
eine zur Hornbildung (Keratinbildung) wichtige Substanz. Ferner scheidet die Körnerschicht ölähnliche
Substanzen aus, die die Epidermis geschmeidig machen. In dieser Hautschicht verlieren die lebenden
Keratinozyten ihren Kern und werden zu den kernlosen Keratozyten (kernlosen Hornzellen).
Glanzschicht (Stratum lucidum):
Elastische Verschiebeschicht aus platten, kernlosen Zellen, die Eleidin (bas. Eiweißkörper) enthalten. Diese
Schicht findet sich nur an Handtellern und Fußsohlen. Sie besteht aus mehreren Reihen von durchsichtigen,
flachen Zellen ("lucidus" = leuchtend), die ebenfalls die Haut vor mechanischer Belastung schützen.
Hornschicht (Stratum corneum):
Mechanische und chemische Barriere aus zusammengepreßten Zellresten
Diese Schicht besteht aus 25 - 30 Reihen flacher und vollständig mit Keratin gefüllter Zellen (Korneozyten).
Zwischen ihnen liegt ein Fettfilm, der ähnlich wie Mörtel zwischen Steinen für die Festigkeit dieser
Hautschicht sorgt und außerdem vor Verdunstung schützt. Die Korneozyten werden ständig abgeschilfert
und stellen die eigentliche Trennschicht zwischen dem Körperinneren und der Außenwelt dar.
In der Basal- und Stachelzellschicht findet man die Melanozyten. Sie produzieren Melanin, ein Pigment,
das der Haut seine Farbe verleiht und die tieferen Hautschichten vor schädlichen UV-Strahlen schützt. (Bei
übermäßiger Sonnenbestrahlung können die Melanozyten allerdings Schaden nehmen und sich in
Tumorzellen verwandeln. Es kann dann ein malignes Melanom entstehen, ein bösartiger Hauttumor, der
außer in Frühstadien kaum erfolgreich behandelt werden kann.)
Die Verhornung der Oberhaut
Das Horn gibt der Haut seine Wasser abweisende Eigenschaft. Die Verhornung erfolgt dadurch, dass die in
der Basalschicht neu gebildeten Zellen in Richtung Hautoberfläche geschoben werden. Während dieser
Wanderung verschwinden Zytoplasma, Zellkern und Zellorganellen und werden durch den Hornstoff
Keratin ersetzt. Zuletzt werden die verhornten Zellen an der Oberfläche abgerieben.
Dieser Prozess der Erneuerung mit seiner Wanderung der Zellen von innen nach außen dauert insgesamt
ungefähr zwei Wochen.
Die Lederhaut (Korium, Dermis)
Die unter der Oberhaut liegende, bindegewebige Lederhaut ist im Bereich der Leistenhaut (Hand- und
Fußsohlen) bis zu 2,4 mm dick, dagegen nur 0,3 mm dünn an den Augenlidern, am Penis und am
Hodensack. Sie verleiht der Haut einerseits Reißfestigkeit, aber gleichzeitig auch die Möglichkeit zur
elastischen Dehnung. Der Ausdruck Lederhaut rührt daher, dass aus der Lederhaut tierischer Häute durch
Gerben Leder gewonnen wird.
Der obere Abschnitt der Lederhaut, die Papillarschicht (Stratum papillare):
reich an Zellen und Kapillaren, die die Aufgabe hat, die Epidermis zu ernähren.
Besteht aus lockerem Bindegewebe, das feine elastische Fasern besitzt. Die Grenze zur Oberhaut ist durch
kleine, zapfenartige Ausziehungen vergrößert, die dermale Papillen genannt werden. In ihnen verlaufen
Blutkapillaren, die die Oberhaut versorgen. Die dermalen Papillen dienen nicht nur einer festen Verzahnung
mit der Oberhaut, sondern werfen die Oberhaut auch zu linienartigen Mustern auf, den Hautlinien. Diese
Linien erleichtern das Greifen und geben jedem Finger seinen charakteristischen Fingerabdruck.
Einige dermale Papillen enthalten Berührungsrezeptoren, die Meissner-Tastkörperchen, die vor allem im
Bereich der Fingerbeeren vorkommen.
Vorkommende Zellarten:
Fibroblasten: Faserbildung, Phagozytose, Speicherung
Histiozyten: speichernde Makrophagen, je nach Inhalt nennt man sie Schaumzellen, Melano- oder
Chromatophoren
Mastzellen: bilden Histamin und Heparin
Lymphozyten: leisten immunologischeAbwehraufgaben
Der untere Abschnitt der Lederhaut, die Geflechtschicht (Stratum reticulare):
ist aus hartem Bindegewebe aufgebaut, das neben kollagenen und elastischen Fasern auch Blutgefäße,
Fettgewebe, Haarfollikel, Nerven, Talgdrüsen und Gänge von Schweißdrüsen enthält. Die Kombination von
kollagenen und elastischen Fasern macht die Haut elastisch und trotzdem stabil.
Die Unterhaut (Subcutis)
Die Unterhaut besteht aus lockerem Bindegewebe. Sie ist die Verschiebeschicht der Haut zu den darunter
liegenden Schichten wie Muskelfaszien (Muskelscheiden) oder Periost (Knochenhaut).
In der Unterhaut liegen die Schweißdrüsen, die unteren Abschnitte der Haarbälge sowie spezielle Druckund Vibrations-Tastkörperchen, die nach ihren Entdeckern Vater-Pacini-Lamellenkörperchen genannt
werden. In der Unterhaut verlaufen außerdem größere Blutgefäße und Nerven.
Die Hautanhangsgebilde
Unsere Haut ist nicht nackt: Sie besitzt Hautanhangsgebilde, nämlich Haare, Hautdrüsen und Nägel. Alle
Hautanhangsgebilde durchstoßen den Oberhautbereich und münden auf die Oberfläche.
Haare
Haare finden sich an fast allen Körperstellen der Felderhaut. Ihre wichtigste Aufgabe ist der Schutz des
Körpers vor Kälte und mechanischer Belastung. Die Kopfhaare schützen den Schädel gleich einer luftigen
Mütze vor zu starker Sonneneinstrahlung. Die Augenbrauen und Augenwimpern bewahren das Auge vor
Fremdkörpern. Haare in den Nasenlöchern verhindern, dass Insekten oder Schmutzpartikel eingeatmet
werden. Schließlich haben die Haare in fast allen Kulturen eine große ästhetische und identitätsstiftende
Bedeutung (z.B. "Punker"). "Schöne" Haare zu haben bedeutet, gesund, gepflegt und attraktiv zu sein.
Anatomisch gesehen muss man sich ein Haar als einen Faden von zusammengeflochtenen, verhornten
Zellen vorstellen. Es besteht jeweils aus einem Haarschaft und einer Haarwurzel. Die Wurzel reicht bis in
die Cutis, manchmal auch bis in die Unterhaut.
Jedes Haar ist mit einer TaIgdrüse vergesellschaftet, deren Ausführungsgang am Haarschaft mündet. Die
Haarwurzel wird durch den Haarfollikel umschlossen. Er besteht aus zwei Schichten von epidermalen
Zellen: dem externen und dem internen Wurzelblatt. Umgeben werden die beiden von der bindegewebigen
Wurzelscheide (Haarbalg).
Um die Haarfollikel herum enden Nervenfasern. Sie sind sehr empfindlich und registrieren auch feinste
Haarbewegungen wie z.B. einen leichten Luftzug.
Das in der Haut gelegene Ende eines jeden Haares verbreitert sich in eine zwiebelförmige Struktur, die
Bulbus genannt wird. In seinem Kern befindet sich die Haarpapille, die viele Blutgefäße enthält und das
wachsende Haar mit Nahrung versorgt. Der Bulbus enthält außerdem die Zellschicht, von der aus neue
Haarzellen gebildet werden. Sie wird Matrix genannt. Entlang des Haarfollikels verläuft ein Bündel von
glatten Muskelzellen. Dieses Bündel wird auch als M. errector pilii bezeichnet. Bei Kälte und Stress
kontrahieren sich die Muskelfasern und stellen so die Körperhaare senkrecht: Es bildet sich die Gänsehaut.
Ein gesunder Erwachsener verliert durchschnittlich 70 - 100 Haare pro Tag. Die normale
Wachstumsgeschwindigkeit von ca. 0,4 mm pro Tag und der natürliche Regenerationszyklus können diesen
Verlust kompensieren. Allerdings werden diese Mechanismen durch chronische Krankheiten, Medikamente,
Bestrahlungen und psychischen Stress beeinträchtigt: Es kommt zum Haarausfall (Alopezie) und im
Extremfall zur Glatzenbildung.
Die Hautdrüsen
Bei den Hautdrüsen unterscheidet man Talgdrüsen, Schweißdrüsen und Duftdrüsen. Außerdem gibt es im
äußeren Gehörgang noch Drüsen, die Ohrschmalz produzieren.
Die größte Hautdrüse ist eigentlich die weibliche Brust. Sie gehört aber funktionell zu den
Geschlechtsorganen.
Talgdrüsen
Talgdrüsen sind im allgemeinen an Haarfollikel gebunden. Der sekretproduzierende Anteil der Drüsen liegt
im Korium und öffnet sich in den Haarfollikel. Lippen, Penis, Eichel, kleine Schamlippen, Augen und
Augenlider enthalten Talgdrüsen, die jeweils unabhängig von Haaren an der Oberfläche münden. Hand- und
Fußsohlen besitzen keine Talgdrüsen. Das von den Talgdrüsen produzierte Sekret ist eine Mischung aus
Fetten, Cholesterin, Protein und Elektrolyten.
Der Talg bewahrt das Haar vor Austrocknung und erhält die Haut geschmeidig, zudem verhindert er eine
übermäßige Wasserverdunstung und das Wachstum von Bakterien.
Die ekkrinen Schweißdrüsen
Schweißdrüsen verteilen sich über die ganze Körperoberfläche. Lediglich der Lippenrand, das Nagelbett,
Eichel, Klitoris, kleine Schamlippen und Trommelfell sind ausgespart. Schweißdrüsen haben die größte
Dichte im Bereich der Hand- und Fußsohlen. Die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen enden in einer
Hautpore. Der Schweiß ist eine Mischung aus Wasser, Salz, Harnstoff, Harnsäure, Aminosäuren,
Ammoniak, Zucker, Milchsäure und Ascorbinsäure (Vitamin C). Seine Aufgabe ist einerseits die Regulation
der Körpertemperatur, zum anderen die Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten. Zusätzlich wird
durch das saure Sekret der Schweißdrüsen (pH 4,5) der so genannte Säureschutzmantel der Haut hergestellt,
der das Keimwachstum auf der Haut hemmt.
Die apokrinen Duftdrüsen
Duftdrüsen befinden sich in den Achselhöhlen, der Schamregion und im Bereich der Brustwarzen. Sie
produzieren ein duftendes Sekret. Die Sekretion ist durch psychische Faktoren beeinflussbar. Das Sekret der
Duftdrüsen lässt zusammen mit dem typischen Schweißgeruch einen individuellen Körpergeruch entstehen.
Sie haben als sexuelle Duftdrüsen nur noch rudimentäre Funktion. In den entsprechenden Arealen herrscht
alkalisches bis neutrales Milieu vor, was eine physiologische Lücke im Säureschutzmantel der Haut
bedeutet.
Die Nägel
Nägel sind Platten von dicht gepackten, harten, verhornten Zellen der Oberhaut. Sie er
leichtern das Greifen und die Feinmotorik im Umgang mit kleinen Gegenständen. Außerdem verhindern sie
Verletzungen an den Finger- und Zehenenden.
Der überwiegende Teil des sichtbaren Nagels, die Nagelplatte, erscheint wegen des darunter liegenden, gut
durchbluteten Nagelbettes rosafarben. Auf diesem Nagelbett schiebt sich der Nagel nach vorne. Der
weißliche, halbmondförmige Abschnitt am proximalen Nagelende wird Lunula genannt. Die Lunula
erscheint weißlich, weil das darunter liegende Nagelbett wegen des dazwischen liegenden, dichten Stratum
basale (auch Nagelmatrix genannt) nicht mehr durchscheinen kann. Das Nagelhäutchen (Cuticula) hat
keine direkte Funktion, es entspricht vom Aufbau der Hornschicht der Epidermis.
Der Nagel wächst, indem sich die Oberflächenzellen der Nagelmatrix in verhornte, tote Nagelzellen
umwandeln. Durchschnittlich beträgt der Längenzuwachs eines Fingernagels 0,5 - 1 mm pro Woche.
Da die Nägel transparent (durchscheinend) sind, ist die Farbe des durchscheinenden Nagelbetts ein guter
Beobachtungsparameter für die Sauerstoffversorgung des Organismus: rosige Fingernägel bestätigen eine
genügende Sauerstoffsättigung des Blutes; sind sie blau oder blass, so deutet dies auf einen
Sauerstoffmangel (oder eine zu kalte Extremität) hin. Der Nagelfalz - ein Hautwulst an den Rändern der
Nagelplatte - ist eine Gefahrenstelle für das Eindringen von bakteriellen Infektionen, die als Panaritium
(Nagelbetteiterung) heftige Schmerzen verursachen können.
Zusammenfassung der Hautfunktion (Aufgaben)
 Schutz gegenüber Krankheitserregern und chemischen Substanzen durch Säureschutzmantel
und Hornschicht
 Schutz vor Austrocknung durch die Hornschicht
 Schutz vor mechanischer Belastung durch die Hornschicht und das Bindegewebsfasernetz in der
Lederhaut
 Schutz vor Wärmeverlust durch das Unterhautfettgewebe
 Schutz vor UV-Strahlung durch die Bräunungsreaktion (Melanozyten)
 Konstanthalten der Körpertemperatur durch Regulierung der Hautdurchblutung und Schwitzen
 Reizaufnahme durch Sensoren und freie Nervenendigungen: z.B. Wärme, Kälte, Schmerz und
Berührung
 Vitamin D Produktion aus Cholesterin unter UV-Bestrahlung
Effloreszenzen.
Um bei der Vielzahl von möglichen Hauterscheinungen eine Systematik zu schaffen, habe Hautärzte die
Effloreszenzenlehre entwickelt: Effloreszenzen ("Hautblüten") sind alle sicht- und tastbaren
Hautveränderungen.
Aussehen und Verteilung der Effloreszenzen sind für manche Hauterkrankungen so charakteristisch
(pathognomonisch), dass es ohne weitergehende Untersuchung möglich ist, eine Diagnose durch genaues
Ansehen zu stellen ("Blickdiagnose", z.B. bei Windpocken oder Gürtelrose).
Man unterscheidet erste Erscheinungen eines Krankheitsgeschehens auf vorher gesunder Haut,
primäre Effloreszenzen, und
sekundäre Effloreszenzen,
die aus den Primäreffloreszenzen durch Umwandlung, Entzündung, Rückbildung oder Abheilung, also auf
bereits kranker Haut, entstehen.
Primäre Effloreszenzen
Fleck (Macula)Knötchen (Papula)Knoten (Nodus)Bläschen Vesicula)Blase (Bulla)Pustel (Pustula)Quaddel
(Urtica)
Sekundäre Effloreszenzen
Schuppe (Squama)Kruste(Crusta)Erosion(Erosio)Abschürfung (Excoriatio)
Rhagade (Rhagas)Geschwür (Ulcus)Narbe(Cicatrix)
PRIMÄRE EFFLORESZENZEN
FLECK (Makula)
Definition
Vorübergehend oder bleibend veränderte Abweichung in der Hautfärbung bei unveränderter
Oberflächenstruktur und Konsistenz. Man unterscheidet korneal, subkorneal und kutan gelegene Flecke.
Genese
 veränderte Gefäßfüllung
Erytheme: flächenhafte Rötungen infolge Gefäßdilatation;
hellrot bei Hyperämie, dunkelrot bei Stauung
Roseolen: linsengroße Makula
 Blutaustritt ins Gewebe
- Purpura: exanthemische Ausbreitung punktförmiger Blutungen
- Petechien: follikelnahe, punktförmige Blutungen
- Vibices: striemenartige Purpura
- Ekchymosen: flächenhafte Blutungen
 Pigmentation oder Pigmentschwund
Makula, die durch vermehrte Gefäßfüllung verursacht wurden, lassen sich mit dem Glasspatel wegdrücken (Diaskopie).
KNÖTCHEN (Papel, Papula) und KNOTEN (Nodulus, Nodus, Tuber, Tumor)
Definition
Über das Hautniveau ragende, feste, bis zu erbsgroße Erhebungen werden Papeln genannt, bei größerem
Umfang spricht man von Knoten. Eine Papel heilt meist narbenlos ab, während ein Knoten eine Narbe
hinterläßt.
Genese
 epidermal: Ansammlung von Zellen oder Zellprodukten in der Epidermis
 kutan: Ansammlung von Zellen oder Zellprodukten im Corium
 gemischt: Ansammlung von Zellen oder Zellprodukten in Epidermis und Corium
BLÄSCHEN (Vesicula) und BLASE (Bulla)
Definition
Ein- oder mehrkammriger, mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum bis zu Erbsgröße (Vesicula) oder größer
(Bulla).
Genese
 subkorneal: Flüssigkeit hebt Stratum corneum von der übrigen Epidermis.
 Intraepidermal:
- Spongiose: Ödem drängt die Zellen auseinander
- Akantholyse: Epidermiszellen verlieren den Kontakt untereinander.
 subepidermal: Adhäsion zwischen Epidermis und Corium ist vermindert.
PUSTEL (Pustula)
Definition
Effloreszenz, die einen mit dem bloßen Auge erkennbaren, mit Eiter gefüllten Hohlraum enthält.
Genese
 Primäre Pustel: Ansammlung von Leukozyten im Gewebe
 Sekundäre Pustel: Einwanderung von Leukozyten in ein Bläschen
QUADDEL (Urtika)
Definition
Flüchtiges, nur Stunden bestehendes Ödem im Corium von hellem Farbton, das von einem roten Vorhof
umgeben ist.
Genese
Plasmaaustritt aus den Gefäßen ins Corium.
SEKUNDÄRE EFFLORESZENZEN
KRUSTE (Crusta)
Definition
Auflagerungen, die aus eingetrocknetem Sekret, Blut oder nekrotischem Gewebe bestehen.
Eiter: schmutzig-braune Krusten
Blut: dunkelrot-schwärzliche Krusten
Serum: honiggelbe Krusten
Genese
Entstehen bei fehlender Hornschicht aufgrund von Läsionen oder bei Platzen einer Blase und
anschließendem Eintrocknen. Hat sich unter ihnen eine neue Hornschicht gebildet, fallen die Krusten ab.
WARZEN
VERRUCAE PLANAE JUVENILES (Plane juvenile Warzen)
Erreger
Papillom-Virus (karyotroper DNS-Virus) aus der Gruppe der Papova-Viren
Realisationsfaktoren
Die Inkubationszeit beträgt meist mehrere Wochen. Da die Warzen virushaltig sind, kann es
durch Kratzen, Rasieren etc. zur Aussaat bzw. Verschleppung auf andere Körperpartien
kommen.
Symptomatik
Die planen juvenilen Warzen kommen meist bei Kindern oder Jugendlichen vor. Es handelt sich um
unregelmäßig begrenzte, kaum erhabene, hautfarbene Papeln ohne ausgeprägte Verhornung, die meist
zahlreich auftreten.
Therapie
- Schältherapie mit Resorcin-Zinkpaste
- direktes Entfernen durch Kryotherapie oder Elektrokoagulation
- systemische Gabe von Vitamin A
- Suggestionstherapie (!?)
Spontane Abheilungen sowie Fälle hartnäckiger, therapieresistenter Warzen wurden beobachtet
VERRUCAE VULGARES (Vulgäre Warzen)
Erreger: Papillom Virus (karyotroper DNS-Virus) aus der Gruppe der Papova-Viren
Realisationsfaktoren
Mangelhafte Durchblutung, Hyperhidrosis, Fehlbelastungen. Möglichkeit der Übertragung!
Symptomatik
Im Gegensatz zu den Verrucae planae juveniles findet man die vulgären Warzen auch bei
Erwachsenen. Es handelt sich um harte, grau-gelbe, unregelmäßig begrenzte Papeln mit oft
stark verhornter Oberfläche (blumenkohlartige Wucherung). Ein Befall der Schleimhäute ist möglich.
Therapie
- Ätzbehandlung mit Phenol, Podophyllin oder Argentum nitricium
- Kryotherapie mit Kohlensäureschnee oder flüssigem Stickstoff, dadurch Blasenbildung und Abstoßung
- Elektrokoagulation und anschließende Abtragung mit scharfem Löffel
- Suggestionstherapie (!?)
Auch hier werden spontane Abheilungen sowie Fälle hartnäckiger Therapieresistenz beobachtet.
CONDYLOMATA ACUMINATA (Feigwarzen, Feuchtwarzen)
Erreger:
Papillom-Virus (karyotroper DNS-Virus) aus der Gruppe der Papova-Viren
Realisationsfaktoren
Die Warzen entstehen bevorzugt auf den ständig feuchten Hautpartien des Genital-, Anal- und
Dammbereiches und greifen leicht auf die Schleimhäute von Vagina, Urethra und Rektum über.
Begünstigt werden sie durch
- Fluor vaginalis – Schweißbildung - mechanisches Reiben - Phimose – Balanitis - Oxyuriasis
- Candidiasis - unspezifische Urethritis - Gonorrhoe - Syphilis
Symptomatik
Schmalbasig aufsitzende, grau-gelbe bis rötliche, stecknadelkopfgroße Papeln, die konfluieren und wuchern
können (monströse Riesenformen werden immer häufiger beobachtet). Die Konsistenz ist zunächst weich,
später hart durch zunehmende Verhornung. Condylomata acuminata können maligne entarten!
Therapie
Suche und Beseitigung der auslösenden Ursache!
kleinere Formen: Ätzbehandlung mit Podophyllin-Lösung
größere Formen: elektrokautische Entfernung mit anschließender Curettage
Nachbehandlung mit austrocknendem Puder
DD
Condylomata lata (Lues II)
PSORIASIS VULGARIS (Schuppenflechte)
Definition:
stark erhöhte Bildung neuer Keratinocyten in der Basalzellschicht, deren Schichten in stark verkürzter Zeit
durchlaufen werden, so dass sich unreife Hornzellen übermäßig an der Hautoberfläche ansammeln.
Häufigkeit der Erkrankung für einzelne Bevölkerungsgruppen zwischen 0,2 und 6 %, durchschnittlich 2%
der Bevölkerung.
Erstmanifestation zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr.
Bedeutung von Erbfaktoren und Provokationsfaktoren
Die Psoriasis wird einfach autosomal-dominant vererbt, und zwar wird nicht die manifeste Erkrankung
vererbt, sondern die Bereitschaft, durch bestimmte äußere und innere Reize psoriatisch zu reagieren.
Folgende Provokationsfaktoren können bei bestehender psoriatischer Anlage das Auftreten von
psoriatischen Einzelherden oder Krankheitsschüben auslösen:
- Infekte (Grippe, Angina)
- hormonelle Faktoren
- klimatische Reize ( im Sommer Besserung, im Winter Verschlechterung).
- Traumen
- psychische Belastung (Streß)
Hautsymptomatik
Als typische Primäreffloreszenz findet sich ein scharf begrenzter, hyperämischer Fleck, der von einer
wechselnd starken, silbrig weißen Schuppenauflagerung bedeckt ist (erythemato-squamöse Effloreszenz).
Bevorzugte Stellen (Prädilektionsstellen):
behaarter Kopf und Haaransatz, Streckseiten von Ellenbogen- und Kniegelenken (symmetrisch) und Kreuz/Steißbeingegend.
Ausschlag kann prinzipiell aber auch in anderen Körperbereichen und auch an Schleimhaut (z,B. Glans
penis = Eichel) auftreten. Oft sind auch Finger- und Fußnägel befallen (psoriatischer Ölfleck, Tüpfelnägel)
Die Psoriasis schmerzt nicht und juckt wenig oder gar nicht.
Akute Psoriasis
Bei akuten Schüben findet man häufig kleine punktförmige (Psoriasis punctata) oder tropfenförmige
Läsionen (Psoriasis guttata) ohne typische Prädilektionen, oft mit Juckreiz verbunden.
Chronische Psoriasis
Die chronisch stationäre Form der Psoriasis ist durch stärker infiltrierte, schuppende Herde charakterisiert,
die sich an den sogenannten Prädilektionsstellen in geringer Zahl finden.
Diagnostik:
- Familienanamnese: oft sind leibliche Verwandte auch schon an Psoriasis erkrankt.
- charakteristisches Aussehen des Ausschlags
- Nachweis der so genannten Psoriasisphänomene:
 Kerzenfleckphänomen: Bei vorsichtigem Kratzen lösen sich silbrig weiße, lamellöse Schüppchen
ab, etwa wie von einem erstarrten Kerzentropfen.
 Phänomen des letzten Häutchens: Fährt man mit dem Kratzen fort, so kann eine feucht glänzende,
dünne Epithelschicht freigelegt werden (entspricht der Basalzellschicht).
 Tautropfenphänomen-(Auspitz-Phänomen): Wird diese Epithelschicht auch noch abgehoben, so
kommt es zu mehreren punktförmigen Blutaustritten (sog. blutiger Tau) aufgrund einer Läsion der
in die Papillenspitzen hinauslaufenden Kapillaren.
A:
C:
D:
Asymmetrie des Herdes,
B:
Begrenzung unscharf oder polyzyklisch,
Coloration ungleichmäßig: hellbraune, dunkle und schwarze Anteile,
Durchmesser ungleich lang.
E:
Erhabenheit des Herdes
MALIGNES MELANOM
(Melanomalignom, Melanokarzinom, Melanoblastom)
Bösartigste Geschwulst der Haut, die an jeder Stelle der Haut und Schleimhäute auftreten kann.
Seit einigen Jahren nimmt die Erkrankungshäufigkeit zu. Viele epidemiologische Befunde sprechen dafür,
daß diese Zunahme mit der vermehrten UV-Exposition in Zusammenhang steht.
Betroffen sind meist
- jugendliche Erwachsene (bis 30 Jahre)
- Personen mittleren Alters (45 - 50 Jahre).
Vor der Pubertät sind maligne Melanome selten.
Entstehungsmöglichkeiten
Melanome gehen von den pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) aus.
Drei Möglichkeiten der Entstehung sind bekannt
 aus einem Naevuszellnaevus (40 - 50 %) (naevogenes Melanom) durch Lichteinflüsse, Traumen,
Entzündungen, unsachgemäße Behandlung des Naevus, allgemeine Resistenzschwäche und andere,
noch unbekannte Faktoren.
 aus einer Melanosis circumscripta praeblastomatosa (30 - 40 %) (Lentigo-maligna-Melanom)
 auf vorher normaler Haut (10 - 30 %) (Melanom d'emblee) durch traumatische oder entzündliche
Veränderungen.
Ein statistisch erhöhtes Krankheitsrisiko weisen die Ehepartner von Melanomträgern auf, wobei noch unklar
ist, ob Partnerselektion oder gemeinsame Exposition von Bedeutung ist.
Klinische Bilder der Melanomtypen
Die meisten Melanome sind braun-schwarze bis bläulich-schwarze, rasch wachsende Geschwülste von
harter Konsistenz und oft bogiger Begrenzung.
Folgende Typen können unterschieden werden
 LENTIGO-MALIGNA-MELANOM (LMM)
Im Bereich der Lentigo-maligna-Läsion entwickelt sich vorwiegend bei älteren Menschen und oft erst nach
jahrelanger Latenz ein infiltrativer Tumor. Erste klinische Zeichen sind geringe Reliefveränderungen,
danach folgen deutliche Knotenbildungen und Ulzerationen.
Lentigo maligna
(Melanosis circumscripta präblastomatosa Dubreuilh, Primäre melanosis, Morbus DUBREUILH)
Pathogenese Traumatische Irritation
Entzündungen falsche Behandlung
Klinisches Bild
Rund-ovaler, münzgroßer, unregelmäßig begrenzter, bräunlicher Fleck mit dunkelbraunen oder schwarzen
Einlagerungen, der sich langsam peripherwärts ausdehnt.
Therapie
Totale Exzision oder Röntgenweichstrahltherapie
Prognose
Bei rechtzeitiger Therapie gut.
Unterbleibt sie, entwickelt sich langsam auf dem Boden des Dubreuilh-Flecks ein malignes Melanom.
 AKROLENTIGINÖSES MELANOM (ALM)
Wahrscheinlich eine Standortvariante des Lentigo-maligna-Melanoms, Vorkommen in der Leistenhaut von
Hand und Fuß.
Zunächst Lentigo-maligna-ähnliche, scheinbar makulöse Veränderung. Eine Reliefänderung wird erst bei
fortschreitendem Wachstum sichtbar.
 SUPERFIZIELL SPREITENDES MELANOM (SSM)
Das SSM ist die häufigste Melanomart. Es tritt frühestens in der Pubertät auf, meist jedoch im mittleren
und höheren Alter. Frauen sind häufiger betroffen, hier vor allem die Extremitäten, insbesondere die
Unterschenkel, bei Männern vorwiegend Kopf- und Stammbereich.
 PRIMÄR NODULÄRES MELANOMALIGNOM (NMM)
Vorkommen bei beiden Geschlechtern gleich häufig von der Pubertät an. Es entsteht meist auf vorher
intakter Haut (Melanom d'emblee) oder aus einem Naevuszellnaevus (naevogenes Melanom).
Von vornherein knotig wachsende Geschwulst mit oft scheckiger, häufig auch fehlender Pigmentierung.
Anfangs ist die Oberfläche atrophisch glatt, bald wird sie erosiv, ulzeriert und verkrustet. Keine besonderen
Prädilektionsstellen.
Metastasierung
Die Metastasierung erfolgt frühzeitig:
lymphogene Hautmetastasen zunächst in Tumornähe
Absiedlungen in weiter entfernte Lymphknoten
Hämatogene Aussaat von Tumorzellen, vor allem in Leber, Lunge, Gehirn, Herz, Haut, Knochen,
Pankreas, Nebennierenrinde. Grundsätzlich kann jedes Organ befallen sein.
Prognose
Die Prognose des Melanoms hängt ab von
 der biologischen Natur: LMM günstiger als SSM – SSM günstiger als NMM
 seinem Stadium bei der Entdeckung und der Invasionstiefe:
je kleiner der Tumor, desto günstiger ist seine Heilungschance
 der Lokalisation: Befall der Extremitäten günstiger als Befall des Rumpfes
 Geschlecht: durchschnittliche 5-Jahres-Überlebensquote bei Frauen 31 %, bei Männern 18 %
 der Immunitätslage.
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