- Vetstudy

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1.
Funktion der Zellorganellen
- Zellmembran: Barriere und Kontakt zur Außenwelt, Signalaufnahme, Transport von Stoffen
- Begrenzung (Ausmaße der Zelle, Unterschiede zwischen intra- und extrazellulärer
Flüssigkeit (IZF/EZF)
- Selektiver Filter: aktiver und passiver Transport
- Flexibilität: Zellwachstum, Zellteilung
- Signalvermittlung: Rezeptoren, G-Proteine
- Zellerkennung: Oberflächenstruktur
- Transport
- Cytoplasma/Cytosol: Summe der membranfreien Grundsubstanz außerhalb des Zellkerns,
allgemeiner Stoffwechsel, Proteinsynthese, Glykogen, intrazelluläre Bewegungen,
Cytoskelett
- ER – endoplasmatisches Retikulum: Synthese von Membran- und Exportproteinen (rauhes
ER), Lipidsynthese (glattes ER), als sarkoplasmatisches Retikulum (SR) in Muskelzellen
ein wichtiger Calcium-Speicher
- Peroxisomen: Kompartiment für verschiedene Spezialaufgaben > z.B. Oxidation von
Stoffen zwecks Entgiftung ; Oxidase, Katalase
- Lysosomen: Verdauung endozytierter Substanzen, Hydrolasen
- Golgi-Apparat: Gesamtheit der Dictyosomen (= einzelne Membranvesikelstapel der GolgiZysternen); Oligo- und Polysaccharidsynthese
- Zellkern (Nukleus):DNA-Replikation, Transkription, Synthese und Reifung der mRNA,
Bildung ribosomaler Untereinheiten im Nucleolus
- Mitochondrium: Atmung, ATP-Produktion
Extrazellularraum
Intrazellularraum
Blutplasma
Cytoplasma
mmol / Liter
2.
Verhältnis
Anionen
Natrium Na+
Kalium K+
Calcium Ca2+
Andere Kationen
142
4
2,5
2,5
10 (8 – 30)
155 (100 – 155)
0,1 – 1 µmol/l
10
14 : 1
1 : 39
> 2.500 : 1
Kationen
Chlorid ClBicarbonat HCO3Sulfat SO42Phosphat HPO42-
103
27
0,5
1,5
4 (4 – 30)
10 (8 – 15)
9
50
26 : 1
2,7 : 1
1 : 18
1 : 33
Transportmechanismen an der Zellmembran
Aktiver und passiver Transport
passiver Transport
> Diffusion, entlang eines elektrochemischen Gradienten
> Zellmembran muss eine Durchlässigkeit (Permeabilität) aufweisen, für die lipidlöslichen
Stoffe > Atemgase und Nicht-Elektrolyte. Die Lipiddoppelschicht ist für diese Substanzen
nicht selektiv
- Transport durch Ionenkanäle, schnellstes System – 107 Ionen/Sekunde
> ein in der Zellmembran eingelassenes, integrales Protein fungiert als Ionenkanal
> Transport eines geladenen Teilchens entlang eines elektrochemischen Gradienten
> Dazu muss intra- und extrazellulär eine verschieden hohe Konzentration des
betreffenden Ions vorhanden sein, was im allgemeinen auch der Fall ist.
> Zelle ist innen negativ geladen
> es muss eine Triebkraft für das betreffende Ion bestehen um hinein und hinaus zu
diffundieren
> die Selektivität eines Ionenkanals ergibt sich aus den elektrischen Ladungen der
1
Aminosäuren in der inneren Tunnelwand. Ist die Wandladung positiv geladen kollidieren
positiv geladene Ionen (z. B. Na+) mit dem elektrischen Feld der Wandladung und
können somit Engstellen im Tunnel nicht passieren, während ein negativ geladenes
Teilchen (z.B. Cl-) durch die positive Wandladung sogar schneller durch den Kanal
transportiert wird, als wenn er nicht geladen wäre. In diesem Fall handelt es sich also um
einen anionenselektiven Ionenkanal
- Transporter (Carrier) – erleichterte Diffusion
> für höhermolekulare Substanzen wie Glucose und Aminosäuren gibt es spezielle
Transportsysteme > Carrier.
> Diese können Substanzen gekoppelt in eine Richtung transportieren > Symport, durch
Cotransporter
> Substanzen können von einem Transportermolekül in entgegengesetzte Richtung
transportiert werden > Antiport durch Exchanger
> Substanz wird allein von einem Carrier transportiert > Uniport
> da die Substanzen mit den Carriern eine Bindung eingehen ist bei einer hohen
Konzentration der Substanz eine Sättigung erreicht und alle Carrier sind besetzt und die
Transportrate maximal
> Transportkinetik verdeutlicht die Sättigungsrate
- Bei reiner Diffusion ist die Transportrate V von der Substratkonstante C linear
abhängig
- erfolgt der Transport jedoch durch einen Carrier „bergab“ in Richtung des
Konzentrationsgradienten spricht man von erleichterter Diffusion. Deren
Sättigungskinetik ist durch den Michaelis-Menten-Formalismus beschreibbar: Die
Michaelis Konstante Km beschreibt die Substratkonzentration, bei der das
Transportsystem halb gesättigt ist.
aktiver Transport
- es wird Energie in Form von ATP verbraucht
- kann auch gegen einen Konzentrationsgradienten stattfinden
- ATP-getriebener Transporter
> bei dem aktiven Transport gegen den Konzentrationsgradienten wird Energie in Form
von ATP verbraucht
- primär aktiver Transport: ATP-Umsetzung findet direkt im Transportmolekül statt
Bsp. Na+/K+-Pumpe > 3 Na+-Ionen (raus) im Tausch gegen 2 K+-Ionen (rein), dadurch wird
die intrazelluläre Na+-Konzentration auf einem niedrigen Wert von ca. 10 mmol l-1, während
die intrazelluläre K+-Konzentration hoch ist mit etwa 100 mmol l-1. Dieses Transportsystem
wird auch als Na+/K+-ATPase bezeichnet. Es gibt auch die Ca2+-ATPase und die für die
Protonensekretion im Magen wichtige H+/K+-ATPase
- sekundär aktiver Transport: nutzt einen durch primär aktiven Transport aufgebauten
Konzentrationsgradienten als Triebkraft für den Carrier-vermittelten Transport.
Bsp. Na+-gekoppelter Glucose-Symport – SGLT1-Transporter befindet sich in der apikalen
Membran von Epithelzellen des Dünndarms oder im proximalen Tubulus der Niere. Es gibt
auch den Na+-gekoppelten Transport von Aminosäuren ebenfalls im Dünndarm
- Gap junctions
> Kommunikationskontakte
> großlumige Poren > Fluss von Molekülen von einer Zelle in eine andere
2
> Connexone benachbarter Zellmembranen koppeln sich aneinander und bilden einen
kommunizierenden Kanal um einen Austausch von Stoffen zu ermöglichen (z.B. cAMP)
> es können sowohl niedermolekulare Substanzen als auch elektrische Ströme durch den
offenen Kanal von einer Zelle in die andere übertreten
> Connexone bestehen aus 6 identischen Proteinen (Connexin), sind sie nicht gekoppelt
sind sie geschlossen, so das die Zelle keine Elektrolyte verliert
> Fluss der Substanzen erfolgt ähnlich wie bei Ionenkanälen aufgrund des Gradienten und
durch Diffusion. Sie sind aber nicht selektiv und öffnen/schließen sich nicht
> häufig zu finden zwischen den Herzmuskelzellen
> Durchlässigkeit wird durch Ca2+-Ionen reguliert
- Exo- und Endocytose
> speziell entwickelter Mechanismus für größere Partikel oder Moleküle, die weder lipophil
direkt durch Zellmembran gelangen oder für die es kein geeignetes Transportsystem gibt
> Exocytose: vesikelartige Strukturen werden aus der Zelle geschleust
> Endocytose: vesikelartige Strukturen werden in die Zelle geschleust
Aufnahme von festen Stoffen > Phagocytose
Aufnahme von flüssigen Stoffen > Pinocytose
3.
Signalübertragung
- Direkte Signalübertragung:
Mit Botenstoff über Gap junctions zwischen Signal- und Zielzelle (funktionelles
Syncycium/single unit: eine Vereinigung von viele Gap junctions, z.B. im glatten
Herzmuskel oder der Blase – Gegenteil: Multi unit im Auge mit einzelnen Gap junctions)
- Autokrine und parakrine Signalübertragung:
Von Signalzelle an Zielzelle über Botenstoff an Rezeptor gleicher Zelle (autokrin) oder
Rezeptor einer Nachbarzelle (parakrin), Transport also über extrazelluläre Flüssigkeit
> schnelle Wirkung, kurze Reaktionsdauer, Signalform chemisch, Zielzellen: Körperzellen
> Bsp.: NO, gastrointestinale Hormone, Wachstumshormone
- Endokrine Signalübertragung:
In der Signalzelle gebildeter Botenstoff geht über in den Blutkreislauf und wird von da aus
an die Zielzelle über einen Rezeptor abgegeben. Beispiel: Hormone, die über die Blutbahn
zur Zielzelle transportiert werden (Adrenalin, Insulin)
> langsame Wirkung, längere Reaktionsdauer, Signalform chemisch, Zielzellen:
Körperzellen
> Bsp.: Insulin, Glucagon, Aldosteron, Schilddrüsenhormone
- Nervensignalübertragung:
Die Signalzelle gibt über ein elektrisches Signal die Botensubstanz (Neurotransmitter) ab
und die Zielzelle nimmt diesen über einen Rezeptor auf > Synapsen
> schnelle Wirkung, kurze Reaktionsdauer, Signalform chemisch und elektrisch, Zielzellen:
Neurone, Muskeln, endo- und exokrine Drüsen
> Bsp.: Acetylcholin, Noradrenalin, Glutamat
- Hydrophile Transmitter: z.B. Neurotransmitter: Adrenalin / Peptidhormone: Insulin,
Glucagon
Ausschüttung über Exocytose (Signal: Ca2+), Transport über extrazelluläre Flüssigkeit,
schnelle Wirkung, Membranrezeptor
- Hydrophober Transmitter: z.B. Steroidhormone: Progesteron, Östrogen, Aldosteron
Synthese nach Bedarf, Ausschüttung über Diffusion nach STimulation, Transport kurzer
Strecken gelöst in extrazellulärer Flüssigkeit, Transport langer Strecken gebunden an
Trägerproteinen, langsame Wirkung, Cytosol- oder Kernrezeptor
> konstantes Verhältnis: ca. 1 % freie Botensubstanzen und Rest an Trägerproteine
gebunden
- Membranrezeptoren:
Ionotrope Rezeptoren: Ionenkanal = Rezeptor
Metabotrope Rezeptoren: Rezeptorprotein in Membran, Transmitter gebunden an GProtein – dieses startet dann Signalkaskade oder öffnet Ionenkanäle
besondere Form: Tyrosinkinase Rezeptor für z.B. Insulin, über Rezeptorenzyme, die durch
den Botenstoff aktiviert werden
3
- Cholinerge Rezeptoren (binden Acetylcholin):
> nicotinerge Rezeptoren = ionotrop – Stimulation sympathischer und parasympathischer
postganglionäre Neurone
> muskarinerge Rezeptoren = metabotrop
M1: vor allem auf Neuronen, fördern Erregbarkeit
M2: Herz, senken Herzfrequenz
M3: Glatte Muskulatur, Kontraktion
Drüsenzellen: Sekretion
- Adrenerge Rezeptoren: alpha 1 und 2, beta 1 – 3
- Second messenger:
> Ca2+: Modulation von Enzymaktivitäten
> cGMP: Phosphorlierung von Proteinen, Öffnen/Schließen von Ionenkanälen
> cAMP: Phosphorlierung von Proteinen
> Inositol 1, 4, 5-Trisphosphat: Phosphorlierung von Proteinen, Modulation von
Enzymaktivitäten
Alpha 1
Vaßokonstriktion
(Gefäßverengung)
Kontraktion
Sphingteren
Uteruskontraktion
Pupillendilatation
Gegensätzliche Wirkung
Alpha 2
Beta 1
Hemmung AcH
Herz: steigert Frequenz
und Kontraktionskraft
Intestinale
Reninfreisetzung
Relaxion
Beta 2
Vasodilatation
(Gefäßerweiterung)
Bronchodilatation
Uterusrelaxion
Thermogenese
- Darm:
> M3: Noradrenalin > Sympathikus: Motilität Längs- und Ringmuskulatur sinkt
> alpha 2 und beta 3: Acetylcholin > Parasymphatikus: Motilität steigt
- Herz:
> beta 1: Adrenalin > Sympathikus: Herzfrequenz wird gesteigert
> M2: Parasympathikus: Herzfrequenz wird gesenkt
- Kreislauf:
> alpha 1: Noradrenalin > Sympathikus: Vasokonstriktion, Hautgefäße
> beta 2: Vasodilatation, Bronchodilatation
- Muskelzittern
> Acetylcholin – nicotinerg
4.
Cholinerge Erregungsübertragung: Synapsen, nicotinerg, muskarinerg, wo?
- Freisetzung von Acetylcholin (ACh):
Vesikel der präsynaptischen Nervenendigungen entleeren sich in den synaptischen Spalt,
wenn aufgrund von eintreffenden Aktionspotentialen die zytosolische Ca2+-Konzentration
ansteigt
- Adrenalin und Noradrenalin können über präsynaptische alpha2-Adrenozeptoren die
Freisetzung von Acetylcholin hemmen; an Parasympathikusfasern kann dies Acetylcholin
auch selbst tun, indem es an präsynaptische Autorezeptoren bindet
- postsynaptisch wird Acetylcholin an Cholinorezeptoren gebunden
> zum einen im VNS in den vegetativen Ganglien
> zum anderen an den vom Parasympathikus innervierten Organen
- für Acetylcholin gibt es zwei Hauptgruppen von Rezeptoren die N(ikotinergen)- und die
M(uskarinergen)- Cholinozeptoren (Erregung durch Nikotin bzw. Muskarin)
- bei den N-Cholinozeptoren unterscheidet sich der Nerventyp Nn in den vegetativen
Ganglien vom Muskeltyp Nm an der motorischen Endplatte dadurch, dass er aus anderen
Untereinheiten aufgebaut ist
- beide sind zugleich Cholinozeptoren und Kationenkanäle (ionotrope Rezeptoren)
4
- Bindung von Acetylcholin sorgt für einen schnellen Einstrom von Na+ und Ca2+ und damit
für ein schnelles EPSP (Exzitatorische (erregende) postsynaptische Potential), das,
sofern es überschwellig ist, postsynaptisch ein Aktionspotential auslöst
- M-Cholinozeptoren beeinflussen die synaptische Übertragung indirekt über G-Proteine
- M1-Cholinozeptor (in vegetativen Ganglien, im ZNS, in exokrinen Drüsen) aktiviert über ein
Gq-Protein die Phospholipase Cbeta; daraufhin werden im postganglionären Neuron IP3
(Inositoltriphosphat) und DAG (Diacylglyerin) freigesetzt, die einen Ca2+ -Einstrom und ein
spätes EPSP bewirken
- M2-Cholinozeptor (im Herz) wirkt über ein Gi-Protein, das v.a. in Sinus- und AV-Knoten
sowie im Vorhof bestimmte K+-Kanäle öffnet und somit negativ chrono- und dromotrop auf
die Herzerregung wirkt; außerdem hemmt es die Adenylylcyclase, so dass u.a. der Ca2+ Einstrom ins Zytosol sinkt
- M3-Cholinozeptor (v.a. in glatter Muskulatur) Acetylcholin-Bindung führt über ähnliche
Reaktionen wie beim Typ M1 über einen Ca2+ -Einstrom zur Kontraktion
- beendet wird die Acetylcholin-Wirkung durch Spaltung mit Hilfe der Acetylcholinesterase
im synaptischen Spalt; 50 % des so freiwerdenden Cholins werden wieder in die
präsynaptische Nervenendigung aufgenommen und in den Vesikeln gespeichert
- Antagonist für alle M-Typ-Cholinozeptoren ist Atropin
5.
Second messenger (Botenstoffe)
Der erste Signalweg verläuft über cyclisches Adenosinmonophosphat (cAMP), das durch ein
intrazellulär membranassoziiertes Enzym, die Adenylatcyclase, gebildet wird
- es wird über extrazelluläre Rezeptoren und G-Proteine aktiviert und bildet aus ATP das
cAMP
- die einzelnen Stationen dieser Signalkaskade bewirken dabei eine enorme
Signalverstärkung, sodass bereits die Aktivierung weniger Rezeptoren genügt um große
Mengen cAMP zu mobilisieren
- dieses führ über die Aktivierung von Proteinkinase A (PKA) zur Phosphorylierung eines
Effektorproteins (z.B. eines Ionenkanals)
- dieser Signalweg hat neben seiner stimulierenden Wirkung auch einen inhibitorischen
Effekt (statt stimulierender G-Proteine werden dann inhibitorische G-Proteine
ausgeschüttet, die die Adenylatcyclase und damit die cAMP-Produktion hemmen)
- Beispiel für stimulierende Wirkung: durch ADH über cAMP und PKA induzierte Stimulation
der epithelialen Na+ -Kanäle im distalen Tubulus der Niere
- Beispiel für inhibitorische Wirkung: Wirkung des Wachstumshormons Somatostatin, das
die cAMP-Produktion in Zellen vermindert
- Inaktivierung des cAMP erfolgt durch Spaltung zu Adenosinmonophosohat durch die
Phosphodiesterase
Zweiter intrazellulärer Signalweg ist die cGMP-Kaskade, die einem ähnlichen Schema folgt
- cGMP ist hier beteiligt
- GMP-Bildung aus GTP wird von einem Rezeptor aktiviert und das Molekül wirkt über
Proteinkinase G
- dieses Enzym kann ebenfalls Zielproteine phosphorylieren, moduliert aber über die
Hemmung des cAMP-abbauenden Enzyms den cAMP-Signalweg (kann unterschiedlich
ablaufen)
- cGMP kann darüber hinaus in wenigen Fällen, z.B. bei Sinneszellen, unter Umgehung der
Proteinkinase G auch direkt auf Ionenkanäle wirken
- Regulation des Insulinspiegels und Relaxation der glatten Muskulatur an den Blutgefäßen
sind Beispiele für die cGMP-Wirkung
Dritter intrazellulärer Signalweg wird auch als Ca2+ -Signalkaskade bezeichnet und
funktioniert wesentlich komplexer
- Ausgangspunkt ist ebenfalls ein membranständiger Rezeptor, auf den das Hormon
Serotonin als extrazellulärer first messenger wirkt
5
-
-
-
-
6.
nach Rezeptoraktivierung wird das membranständige Enzym Phospholipase C stimuliert,
das ein Phospholipid der Membran an das Phosphatidylinositol-4,5-biphosphat (IP3) und
1,2-Diacylglycerin (DAG) spaltet
DAG bleibt in der Membran und aktiviert die membranständige Proteinkinase C (PKC)
durch laterale Wirkung
IP3 gelangt ins Cytosol und bewirkt dort eine Entleerung der im ER lokalisierten Ca2+Speicher
durch Anstieg des intrazellulären Ca2+ -Spiegels können zellspezifische Reaktionen
ausgelöst werden und Ca2+-Kanäle in der Membran aktiviert werden, so dass auch
extrazelluläre Ca2+ -Ionen in die Zelle einströmen und die intrazelluläre Ca2+ Konzentration weiter erhöhen
neben der phosphorylierenden Wirkung der PKC und der Signalwirkung der
intrazellulären Ca2+ -Ionen wird auch die Aktivität des cytoplasmatisch lokalisierten, Ca2+
-bindenden Proteins Calmodulin verändert, das ebenfalls weitere zelluläre Enzyme
modulieren kann
intrazelluläre Signalwege sind die cAMP-Signalkaskade, die cGMP-Signalkaskade
und der über Phosphorinositol- und Diacylglycerinverbindungen regulierte Ca2+ Signalweg
strukturelle und funktionelle Gliederung des Nervensystems (Glia-Zellen)
ZNS - Zentrales Nervensystem (Systema nervosum centrale)
- Übergeordnetes Kontrollsystem – steuert sämtliche willkürliche und unwillkürliche
Funktionen der Organe
- Schätzungsweise 100 Milliarden Neurone bilden die Gesamtheit der Motoneuronen des
zerebrospinalen (somatischen) Nervensystems
- Zerstörte Neuronen i.d.R. nicht ersetzbar – Verlust ihrer Funktion!
- Nervengewebe des ZNS
> Gesamtheit aller Interneurone
> Motoneurone des zerebrospinalen, willkürlichen Nervensystems
> zentrale Anteile der Axone sensibler Neurone
> präganglionäre Motoneurone des unwillkürlichen, vegetativen Nervensystems
- Besteht aus Rückenmark (Medulla spinalis) und Gehirn (Encephalon)
- Entwicklung aus dem Neuralrohr
- Entwicklung im 3-Bläschen-Stadium
> Vorderhirn (Prosencephalon)
> Mittelhirn (Mesencephalon)
> Hinterhirn (Rhombencephalon)
- Weitere Entwicklung
> Vorderhirnbläschen stülpt sich zum Endhirn (Telencephalon) mit den Seitenventrikeln
und dem dahinterliegenden Zwischenhirn (Diencephalon) aus.
> Hinterhirnbläschen differenziert sich zum Nachhirn (Metencephalon) mit dem Kleinhirn
und zum Markhirn (Myelencephalon, Medulla oblongate) aus
- Gehirn
> Bilateralsymmetrisch aufgebaut
> Schutz durch spezifische Skelettbildung, Hirnschädelkapsel und Wand des Wirbelkanals
> schließt Hohlraumsystem von vier Ventrikeln und einem Aquädukt ein, deren
Binnenräume mit Gehirnflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) gefüllt sind
- Graue Substanz
> Kerngebiet (Nucleus) des Inneren Gehirns sowie Rinde (Cortex) des Groß- und
Kleinhirns
> liegt im Rückenmark zentral und säulenförmig
- Weiße Substanz
> schließt Leitungsbahnen ein, die der Vernetzung zentraler Kerngebiete dienen und
zentrale Abschnitte des Nervensystems mit der Peripherie verbinden
6
PNS - Peripheres Nervensystem
- Verbindung zwischen dem ZNS und den Organen
- Paarig angeordnete Gehirn- und Spinalnerven, die als Rückenmarksnerven den jeweiligen
Rückenmarkssegmenten der Hals-, Brust-, Lenden- und Kreuzwirbelsäule entspringen
- Besteht aus Neuronen und Ganglien
- Leitungsbahnen des peripheren Nervensystems sind die Nerven
- Nerven
> Zellausläufer von Nervenzellen, deren Perikaryen (Soma) im ZNS oder in den
anliegenden Spinal- bzw. Hirnnervenganglien liegen
> Jede Nervenfaser ist in ihrer gesamten Länge der Fortsatz einer einzigen Nervenzelle
> vernetzen die Organe und das ZNS untereinander
Nerventypen
efferente (axonale, motorische) Nervenfortsätze
> sendet nervale Impulse Impulse von höheren (ZNS) zu niedrigeren (PNS) Zentren
(zentrifugal)
> motorische Neurone, da sie die Erregung an Muskeln leiten
> Kerngebiete liegen für die peripheren Nerven im Ventralhorn des Rückenmarks oder für
die Gehirnnerven im Hirnstamm in der grauen Substanz
> jede Muskelzelle steht mit nur einem einzigen Neuron in Verbindung
afferente (dendritische, sensible) Nervenfortsätze
> leiten von Nervenendigungen oder Sinneszellen in umgekehrter Richtung (PNS zu ZNS)
Im ZNS wird der nervale Reiz als Empfindung bewusst – sensibles Neuron
periphere Gliazellen (Schwann-Zellen)
> Bildner der Myelinscheiden
- die meisten Nerven sind gemischte Nerven – sensorische und motorische Fasern sowie
auch Nervenfasern des VNS (symphatisch und parasymphatisch)
> Nervenfortsätze leiten die Erregung stets nur in eine Richtung
> Nervenfaserbündel sind ummantelt von bindegewebigen Hüllen – Leitschienen für
Blutgefäße (Vasa ervosum)
Motorische Wurzeln
> efferente Nervenfasern die in der Ventralwurzel das Rückenmark verlassen und deren
Impulse an die Muskulatur geleitet werden
Sensible Wurzeln
> sensible Impulse der Körperoberfläche oder tieferer Organe verlaufen über die
Dorsalwurzel des Rückenmarks in das ZNS und durchlaufen vor Eintritt in das
Rückenmark ein sensibles Ganglion (Ganlion spinale) und treten dann als sensible
Wurzeln in das ZNS ein
Reflex
> Erregungen werden unmittelbar von sensiblen Leitungsbahnen auf motorische
umgeschaltet ohne das Impulse das Gehirn erreichen
Ganglien
> Ansammlungen von Nervenzellen (Nervenknoten) außerhalb des ZNS
sensible Ganglien: einschließlich der Perikaryen der sensiblen Neurone
- alle Spinalganglien, eingelagert in die sensiblen Dorsalwurzeln (Radices dorsales)
- im Kopfbereich, die mit den Gehirnnerven in Verbindung stehen
vegetative Ganglien: beinhalten die postganglionären Motoneuronen des VNS
- im unwillkürlichen Nervensystem als postganglionäre Motoneurone
- versorgen glatte Muskelzellen der Organe und Gefäße sowie organspezifische Drüsen
> Grenzstrangganglien – Truncus sympathicus
> prävertebrale Ganglien – 2. Neuron der sympathischen Bahn für die Bauchorgane
> parasymphatische Ganglien – im Kopfbereich
> intramurale Ganglien – in der Wand des Magen-Darm-Kanals (Plexus nervorum
submucosus und myentericus)
Somatisches (willkürliches) Nervensystem
- Sensible Neuronen leiten nervale Impulse der Körperoberfläche und aus dem
Bewegungsapparat zum ZNS
7
- Reizbeantwortung
- unbedingter Reflex
> nervaler Impuls durch afferenten, sensiblen Reiz ausgelöst z.B. durch Dehnung eines
Muskels oder einer Sehne (Sensoren)
> Beantwortung über einfachen Reflexbogen auf efferentes, motorisches Neuron
Dehnungsreflex
> monosynaptischer Reflex (Eigenreflex) der unbewusst, schnell und gleichförmig abläuft
Kniesehnen-, Patellarsehnen- oder Archillissehnenreflex
> polysynaptische Reflexbögen (Fremdreflex): mehrere Neuronen an Impulsbeantwortung
beteilig
- bedingter Reflex: erlernte, erworbene Reflexe
VNS - Vegetatives Nervensystem
- Anpassung von Organen und Versorgungssystemen an physiologische Bedingungen und
Bedürfnisse
- Konstanthaltung des inneren Milieus des Körpers
> Atmung
> Verdauung
> Herz-Kreislauf-System
> Sexualfunktion
> Druck- und Temperaturanpassungen
> Sauerstoffgehalt des Blutes
- Einteilung VNS
Sympathisches Nervensystem (Sympathicus)
> Kerngebiete ausschließlich im Rückenmark (thorakolumbal)
> Axone treten gemeinsam mit den motorischen Neuronen aus dem Ventralhorn des
Rückenmarks aus und ziehen zum Grenzstrang (Truncus sympathicus)
> Aktivierung der Lebensfunktionen (katabole Funktion)
- Erhöhung Blutdruck, Atem- und Herzfrequenz
- Verengung der Gefäße
- Gewinnung von Glukose (Glykolyse)
- Steigerung Schweißsekretion, Aufstellen der Haare, Erweiterung der Pupille
- Reduktion der Verdauungsprozesse
> Neurotransmitter: Noradrenalin; Kotransmitter: Neuropeptid Y
> Sympathomimetika: Reizverstärkung; Sympatholytika: heben Wirkung am Rezeptor
weitgehend auf
> ß-Blocker vermindern Herzfrequenz und senken durch Gefäßerweiterung den Blutdruck
Parasympathisches Nervensystem (Parasympathicus)
> größter Anteil der Fasern verläuft im N. Vagus (X. Gehirnnerv)
> Kerngebiete: Hirnstamm (kranialer Parasympathicus) und Sakralmark (pelviner
Parasympathicus)
> postganglionäre Neurone liegen in den parasympathischen Kopfganglien sowie in den
prävertebralen und intramuralen Ganglien der Organe
> wirkt hemmend auf den Energieverbrauch im Körper (trophotrope Funktionen)
- Absenkung der Atem- und Herzfrequenz bis auf Basiswerte
- Verengung der Bronchen
- Verengung der Pupille
- Steigerung der Verdauungsprozesse
- Steigerung des Stoffwechsels
> Neurotransmitter: Acetylcholin / Kotransmitter: z.B. vasoaktives intestinales Peptid (VIP)
> Parasympatholyticum: Atropin > erweitert lokal appliziert die Pupille
ENS - enterales Nervensystem (auch intramurales NS)
- eigenständiger Teil des vegetativen Nervensystems und unabhängig vom sympathischen
und parasympathischen Nervensystem
- lokalisiert in der Wand des gesamten Magen-Darm-Kanal (Oesophagus bis Rektum)
8
- sowohl anatomisch, als auch funktionell zweigeteilt:
Plexus myentericus (Auerbach Plexus):
> in kleinen Ganglien gesammelte multipolare Nervenzellen und Fasern des VNS
> in der Tunica muscularis zwischen der Längs- und Zirkulärmuskulatur sowie Cajal Zellen
> reguliert Darmmotilität (Peristaltik)
> steuert Sekretion (z.B. von Enzymen) der Magen-Darm-Wand
Plexus submucosus (Meissner-Plexus):
> Anhäufungen von Ganglienzellen und Nervenfasern
> zwischen Tunica muscosa und Tunica muscularis, fast im kompletten
Gastrointestinaltrakt
> innerviert dünne Schicht von glatten Muskelzellen der Lamina muscularis mucosae
(Feinbewegung der Darmschleimhaut)
> steuert autonom die Sekretion Drüsen im Magen-Darm-Trakt
> Gesamtaktivität beeinflusst durch sympathisches und parasympathisches Nervensystem
- beide Plexus spielen eine Rolle bei der Regulation der Durchblutung
- das ENS kann Effektoren, wie Muskel und Mucosa, getrennt ansteuern und deren Aktivität
stimulieren oder hemmen und ist darüber hinaus auch in der Lage deren Aktivitäten zu
koordinieren (Sekretion und Muskelkontraktionen während der Propulsion des
Darminhaltes sind z.B. zeitlich aufeinander abgestimmt)
- Sekretion von Wasser, Elektrolyten und Mucus erfolgt vor der propulsiven Kontraktion der
Muskulatur (zusätzlich wird Durchblutung erhöht, um Sekretion von Flüssigkeit und
Elektrolyten zu unterstützen)
- um diese Funktionen zu regulieren existieren im ENS funktionell unterschiedliche Zelltypen
- das ENS besitzt sensorische Neurone, Interneurone und Motoneurone, die für die
Regulation komplexer Vorgänge zwingend erforderlich ist
- auch „Bauch-Gehirn“, dass eine Reihe von Reflexschaltkreisen besitzt, die es je nach
Stimulus installieren kann
- für die Kommunikation innerhalb des Systems und für die Kontrolle der Effektorsysteme
steht die enorme Anzahl von etwa 25 Transmittersubstanzen zur Verfügung
- Sensorische Neurone:
> die intrinsischen Sensoren fungieren als primär eigenständige afferente Nerven und sind
für die Eigenständigkeit des Magen-Darm-Kanals von entscheidender Bedeutung
> Signale der enterischen Sensoren beeinflussen primär andere enterische Nervenzellen
> sie codieren hauptsächlich mechanische und chemische Reize
> Mechanozeptoren registrieren die Wandspannung, die intraluminalen Drücke oder
Volumenveränderungen
> Mechanosensible Nerven in der Mucosa werden durch Scherreize erregt
> Chemozeptoren reagieren auf Nährstoffe, die Osmolarität oder den pH des luminalen
Inhaltes
- Interneurone:
> Kommunikation zwischen enterischen Nervenzellen wird durch Interneurone
sichergestellt, die Millionen von synaptischen Verbindungen zu enterischen Nervenzellen
aufrechterhalten
> sie verarbeiten Signale, die von anderen enterischen Nervenzellen oder auch vom
Gehirn kommen und scheiden über die Aktivierung oder Hemmung der verschiedenen
Reflexschaltkreise
> wie im Gehirn sind die interneuronalen Schaltkreise Basis für höhere Funktionen eines
integrativen Nervensytems
- Motoneurone:
> innervieren die Effektorsysteme und sind die letzten Glieder enterischer Schaltkreise
> Signale der sensorischen bzw. Interneurone werden über erregende postsynaptische
Signale (EPSPs) an die Motoneurone weitergegeben
> Transmitter, die diese EPSPs erzeugen, sind ACh und eine Reihe von Neuropeptiden
> man unterscheidet zwischen Muskel-, Sekreto- und Vaso-Motoneuronen
> Aktivierung kann zu Hemmung oder Erregung der Effektoren führen, je nachdem ob die
Motoneurone hemmende oder erregende Neurotransmitter ausschütten
> wichtigster erregender Neurotransmitter der Muskel-Motoneurone ist Acetylcholin,
9
das muscarinerge Rezeptoren auf den glatten Muskelzellen der Magen-Darm-Wand
aktiviert und motilitäts-stimulierend wirkt; außerdem gibt es noch die Substanz P (ein
Neuropeptid, das erst bei länger anhaltender Stimulation freigesetzt wird)
> wichtigste hemmende Muskel-Motoneurone sind Stickstoffmonoxid (NO),
Vasoaktives Intestinales Peptid (VIP), Pituitary Adenylate-Cyclase Activating
Peptide (PACAP) und Adenosintriphosphat (ATP); ihre hemmende Wirkung führt zu
einer Relaxtation des Darms
7.
Neuron und Synapse
Neuron = Nervenzelle
- erregbare Zellen mit unterschiedlicher Form und Funktion
- dienen der Aufnahme, Verarbeitung und Weiterleitung von Informationen in mehrzelligen
Organismen
- Ganglion: Ansammlung von Nervenzellen in der Nähe von Sinnesorganen
- Coelenterata (Nesseltiere und Rippenquallen): haben bereits einfache Nervennetze
(Konzentration von Neuronen in Ring- und Längssysteme)
- Cephalisation: Gehirnbildung am Vorderende der höheren Tiere. Dazu sind mehrere
Ganglien durch kurze Verbindungen (Kommissuren) vernetzt
- im peripheren Nervensystem verschiedene Organisationsprinzipien:
> Strickleiternervensystem von einigen Anneliden
> Bauchmark von Insekten
> Rückenmark der Wirbeltiere
- Synapsen verbinden Neuronen zu größeren funktionellen Einheiten
- prinzipiell gleich aufgebaut:
Dendriten am Soma (Zellkörper), die eingehende Signale aufnehmen und im Soma
integriert werden und zum Axonhügel weitergeleitet werden. Dort entstehen aus der von
den Dendriten zusammengefassten Information die Aktionspotentiale, deren Frequenz die
Information codiert. Die Serie der APs wird über das vom Soma ausgehende Axon
weitergeleitet und führt in den Synapsen zur Freisetzung von Transmittersubstanzen
(Überträgerstoffe), die wiederrum auf die Dendriten eines folgenden Neurons oder auf eine
andere Effektorzelle (z.B. Muskelzelle) wirken
>> der Informationsfluss geht immer von den Dendriten zur Synapse !!!
- Efferente Erregungsleitung: Axon leitet elektrisches Signal zu anderen Neuronen im ZNS
und PNS oder zu Effektorzellen
- Afferente Erregungsleitung: Dendriten nehmen die Signale von Axonen anderer Zellen auf
und führen diese dem Soma zu
- Kollaterale: Verzweigungen des Axons am distalem Ende um Informationen gleichzeitig an
verschiedene Zellen abzugeben > Kontakt zu nachgeschalteten Neuronen = Divergenz
- Konvergenz: Efferenzen von vorgeschalteten Neuronen bilden synaptische Kontakte an
derselben Nervenzelle
- Neuronentypen
> Motoneuronen (motorische Nervenzelle > multipolar)
- leiten bei Wirbeltieren Informationen vom Rückenmark zur Muskulatur und beeinflussen
deren Aktivität
- Axon kann deshalb über 1 m lang werden
> Interneurone (bipolar)
- stellen im Nervengewebe lokale Verbindungen her
- vermitteln Informationen über geringe oder große Entfernungen zwischen Nervenzellen
> Sensible Neurone (pseudounipolar)
- Reizwahrnehmung und Übermittlung von Informationen
> Purkinje-Zellen
- kommen nur im Kleinhirn vor
- beteiligt an der Bewegungssteuerung
- Funktion der Feinkoordination vieler anderer Nervenzellen
- stark verzweigter Dendritenbaum – verarbeitet viele eingehende Informationen, bündelt
diese und leitet diese über das kurze Axon gezielt weiter
10
- Besonderheit gegenüber nicht-erregbaren Zellen sind die spannungssensitiven NatriumKanäle
- neben Ruhepotenzial kann Aktionspotenzial ausgebildet werden
- Aktionspotentiale und die Pausen zwischen ihnen bilden Informationen, ähnlich wie beim
Computer (An = 1 und Aus = 0)
- Neben den Nervenzellen ist ein Nervensystem aus Gliazellen aufgebaut, die die Neuronen
unterstützen
> Glia = gr. Leim, Kitt
> Verhältnis Gliazellen : Neurone > 10 : 1
> keine Aktionspotenziale, sind zeitlebens teilungsfähig
> können den Effekt von Transmittersubstanzen modulieren (vermitteln), sind aber nicht
selbst an der Informationsübertragung beteiligt
> Füll- und Stützgewebe: Können Defekte im Nervensystem durch Wucherungen ausfüllen
> Ernährungsfunktion
> Isolierungsfunktion
> Pufferung von K+
> Beeinflussen Anzahl der Synapsen
> Immunfunktion, Phagozytose
> Regeneration der Nervenfaser, Rolle von Wachstumsfaktoren
> Zentrales Nervensystem:
hauptsächlich Stützfunktion: Oligodendrozyten > umhüllen Neurone
Ernährungs- und Entsorgungsfunktion: Astrozyten > Versorgungszellen, umhüllen
Neurone und sorgen Stoffe mit diesen aus, außerdem beteilig an Blut-Hirn-Schranke
Phagozytose: Mikroglia
> Peripheres Nervensystem: Schwann-Zellen > umhüllen Neurone und bilden um Axone
des PNS die isolierende Myelinscheide (Schwannsche Scheide), die eine besondere
Funktion für die Weiterleitung des Aktionspotentials hat > myelinisierte, Markhaltige
Neurone
>> Gegensatz: nicht myelinisierte, marklose Neurone
8.
Ruhemembranpotential - Erregung Neuron
> Gegenteil: Aktionspotential
basaler Zustand: Ruhepotential
- Grundvoraussetzungen
> ungleiche Ionenverteilung zwischen dem Extrazellulärraum (EZR) und dem
Intrazellulärraum (IZR) > Konzentrationsgradienten
Extrazellularraum
Intrazellularraum
Blutplasma
Cytoplasma
mmol / Liter
Anionen
Natrium Na+
Kalium K+
Calcium Ca2+
142
4
2,5
10 (8 – 30)
155 (100 – 155)
0,1 – 1 µmol/l
Verhältnis
14 : 1
1 : 39
> 2.500 : 1
Kationen
11
Chlorid ClBicarbonat HCO3-
103
27
4 (4 – 30)
10 (8 – 15)
26 : 1
2,7 : 1
> selektive Permeabilität der Zellmembran > Leitfähigkeit für K+-Ionen höher als für Na+
und Cl> K+-Diffusionspotenzial, K+-Gleichgewichtspotenzial
> Aktivität der Na+/K+-Pumpe > Ruhepotenzial
- Selektive Permeabilität der Zellmembran
> Hauchdünne Doppellipidschicht
> Oberflächen hydrophob, Barriere zwischen IZF und EZF
> Gut durchlässig für lipophile Substanzen (nichtdissoziierte Fettsäuren, Steroidhormone,
Gase)
> Schlecht durchlässig für hydrophile Substanzen (z.B. Kationen, Anionen)
> Transportproteine > selektive Permeabilität > bewirkt Ladungstrennung >
Diffusionspotenziale
- Elektrochemisches Gleichgewicht, Nernst-Gleichung, erweiterte Form der NernstGleichung: Goldman-Hodgkin-Katz-Gleichung
passive Membranantwort: tonische Potenziale
- Definitionen
> Das Ruhemembranpotential einer Nervenzelle liegt bei -70 bis -90 mV
> Abweichungen nach oben werden als Depolarisation bezeichnet (erleichtert die
Erregbarkeit)
> Abweichungen nach unten werden als Hyperpolarisation bezeichnet (erschwert die
Erregbarkeit)
> Am Schwellenpotenzial (-50 bis -60 mV) erfolgt die aktive Membranantwort, es kommt
zu einem Aktionspotenzial nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip
> unterschwellige und überschwellige Reize erzeugen passive bzw. aktive
Membranantworten
- Passive Membranantwort = tonische Potenziale (Elektrotonus)
> Passive elektrische Eigenschaften der Nervenzelle Kabeleigenschaften - wichtig für
Sinneszellen
> Soma
- Dicke der Membran ~6 nm
- verschiedene Leitfähigkeiten für geladene Teilchen > Membranwiderstand,
Membrankapazität
> Membranzeitkonstante τ (1 – 20 ms)
> Dendrit, Axon: Längswiderstand > Membranlängskonstante λ (0,1 – 2 mm)
> Folge: Zeitliche und räumliche Begrenzung der Fähigkeit der Zellmembran, elektrische
Informationen weiterzugeben bzw. weiterzuverarbeiten
- Zusammenfassung „Tonische Potenziale“
> „Schnelligkeit“ des tonischen Potenzials (Membranzeitkonstante τ) wichtig für zeitliche
und räumliche Summation von synaptischen Erregungen
> „Reichweite“ des tonischen Potenzials (Membranlängskonstante λ) wichtig für die
Erregungsweiterleitung
- Refraktärphase
> Absolute Refraktärphase (~ 1-2 ms)
- Depolarisationen beliebiger Höhe und Dauer können kein neues Aktionspotential
auslösen (Frequenzbegrenzung max. 500/s)
> Relative Refraktärphase (~ 4 ms)
- schließt sich an die absolute Refraktärphase an
- hier können einige Na+-Kanäle bei ausreichend hoher und langer Depolarisation erneut
geöffnet werden (ist aber unphysiologisch)
> Die Refraktärität basiert auf dem Aktivierungsverhalten des Na+-Systems: geschlossen
aktivierbar, geöffnet aktiviert, geschlossen inaktiviert
Konsequenzen der Refraktärphase
> Begrenzung der Übererregbarkeit (max. „Aktionspotentiale feuern“ z.B. in der Retina 100
Hz)
12
> Gerichtete Erregungsleitung (die Erregung kann sich nur in Richtung der „aktivierbaren“
Membran fortpflanzen, nicht aber in Richtung der „nicht aktivierbaren, refraktären“
Membran
9.
Skelettmuskulatur
- quergestreifte Muskulatur
- vor allem für die willkürlichen, aktiven Bewegungen Körperbewegungen zuständig
- unterteilbar in rote und weiße Muskulatur
> rote Muskulatur (Rotfärbung durch höheren Gehalt an Muskelfasern mit oxidativer
Energiegewinnung) ist eher für die ausdauernden Bewegungen zuständig (überwiegt also
bei Ausdauersportlern)
> weiße Muskulatur kann schneller kontrahieren und stärkere Bewegungen ausführen
(bildet also bei Kraftsportlern einen erheblichen Teil der Muskelmasse)
- Die Befestigung eines Skelettmuskels erfolgt über Sehnen am Skelett oder an Faszien und
wird in Ansatz und Ursprung unterteilt
- Aufbau
> Ein Skelettmuskel besteht aus Muskelfasern, die bis zu 15 cm lang sein können und
außen von Bindegewebe (Faszie) umhüllt sind
> Ein Skelettmuskel ist in seiner Gesamtheit von Bindegewebe umgeben (Epimysium), von
dem so genannte Septen in das Innere ziehen und sowohl die einzelnen Muskelfasern
(Endomysium) umhüllen als auch Gruppen von Muskelfasern zu Muskelfaserbündeln
zusammenfassen (Perimysium)
Jede Muskelfaser ist aus Tausenden von fadenförmigen Strukturen aufgebaut, den so
genannten Myofibrillen. Diese durchziehen nebeneinander die Muskelfaser der Länge nach
und sind aus kleineren Einheiten aufgebaut, den Myofilamenten. In diesen Eiweißstrukturen
verläuft die Muskelkontraktion durch gegenseitiges Ineinanderschieben.
> Grundlage der Muskelbewegungen sind die kontraktilen Einheiten, die aus parallel
angeordneten Actin- und Myosinfilamenten bestehen.
> Die globulären Moleküle des Actins bestehen aus einem schraubenartig verdrillten
Doppelstrang des F-Actins, in dessen Furche ein weiterer Proteinstrang (Tropomyosin)
verläuft. In regelmäßigen Abständen von 6 nm ist ein weiteres kugelförmiges Protein
(Troponin) angelagert.
> Die Myosinfilamente bestehen aus einem Myosinstab an dessen Ende der Myosinkopf
gelenkig angelagert ist. Die Filamente sind so angeordnet, dass die bündelförmig
zusammengelagerten Myosinfilamente mit den nach außen gerichteten Myosinköpfchen
zwischen die Actinfilamente gleiten können. Dadurch verkürzt sich das kontraktile
Element nach dem sogenannten Gleitfilamentmechanismus.
10. Monosynaptischer (Eigen-) Reflex (Muskelspindel)
Muskelspindeln
- Sinnesorgane in den Muskeln, die den Dehnungszustand der Skelettmuskulatur erfassen
- gehören zur Gruppe der Propriozeptoren und sind PD-Sensoren (Proportional- und
Differentialeigenschaft)
- schützen Muskeln vor Überdehnung
- bei plötzlicher Dehnung des Muskels lösen sie den so genannten Dehnungsreflex aus,
wodurch sich der Muskel wieder zusammenzieht > z.B. Patellarsehnenreflex
(Kniesehnenreflex)
- bestehen aus fünf bis zehn (Menschen: 1 - 3 mm lang) quergestreiften Muskelfasern, die
von einer Bindegewebshülle umgeben sind
- zwischen den Muskelfasern des Beinstreckers (M. quadriceps femoris) im Oberschenkel
500 – 1.000, bis zu 10 mm lang
- je mehr Muskelspindeln in einem Muskel vorhanden sind, desto feiner können die mit
diesem verbundenen Bewegungen abgestimmt werden
- liegen parallel zur Arbeitsmuskulatur und enthalten zwei Typen von intrafusalen
Muskelfasern
> Kernkettenfasern (P-Sensor)
> Kernsackfasern (D-Sensor)
13
- beide sind von den Endigungen afferenter Typ-Ia-Neuronen spiralförmig umwickelt
- Kernkettenfasern zusätzlich von solchen afferenter Typ-II-Neuronen
Eigenreflex
- Liegen Rezeptor und Effektor im gleichen Organ, können die Reize sehr schnell
beantwortet werden > Der Reflex wird dann als Eigenreflex bezeichnet und die
Erregungsübertragung verläuft monosynaptisch
z.B. Patellarsehnenreflex
Dehnungsreflex
- sie nicht kontraktile Mitte der Muskelspindelfasern ist von afferenten sensiblen
Nervenfasern, den Ia-Fasern umsponnen
- wird der Muskel gedehnt, wird auch die Muskelspindel und somit der mittlere Teil gedehnt,
wodurch in den Ia-Fasern ein Signal (Aktionspotential) erzeugt wird
- das Signal wird über den Spinalnerv ins Hinterhorn der grauen Substanz des Rückenmarks
weitergeleitet und über eine Synapse im Vorderhorn monosynaptisch auf α-Motoneurone
übertragen, welche die Kontraktion der Skelettmuskelfasern im gedehnten Muskel
bewirken
- das α-Motoneuron divergiert, verzweigt sich, wobei ein Ast zur Renshaw-Zelle geht, die
durch ihren hemmenden Einfluss auf das sie zuvor innervierende α-Motoneuron bewirkt,
dass die Kontraktion des jeweiligen Muskels nur kurzzeitig erfolgt
- durch diese negative Rückkopplung kann trotz Störungen eine bestimmte Muskellänge
konstant aufrechterhalten werden
- je weniger Muskelfasern von einem α-Motoneuron innerviert werden, umso feiner
abgestimmt kann die Bewegung sein:
Bei Augen- und Finger-Muskeln versorgt ein Motoneuron etwa 100 Muskelfasern, bei
anderen Muskeln bis zu 2000
- Leitungsgeschwindigkeit
> α-Motoneurone beträgt 80 bis 120 ms-1
> γ-Motoneurone 40 ms-1
Steuerung der Muskellänge
- Über die sogenannte γ-Spindelschleife lässt sich die Muskellänge steuern
- die Muskelfasern der Muskelspindeln (intrafusale Muskelfasern) sind an den kontraktilen
Enden mit motorischen Nervenfasern, den γ-Motoneuronen, verbunden
- werden diese aktiviert, kontrahieren sich die Enden der Muskelspindelfasern
- dadurch wird aber ihre Mitte gedehnt, die Ia-Fasern erzeugen ein Aktionspotential, welches
wiederum ins Hinterhorn des Rückenmarks geleitet und auf α-Motoneurone übertragen
wird
- diese lösen eine Kontraktion der Skelettmuskelfasern aus, wodurch die Muskelspindel und
damit auch der mittlere Teil der Muskelspindelfasern entspannt wird
- dies geschieht solange, bis die Ia-Fasern keine Dehnung mehr wahrnehmen
Spindelpause
- Die Spindelpause erfolgt bei statischer Muskelarbeit. Es werden erst die α-Motoneurone
aktiviert, später dann die γ-Motoneurone
Dadurch kommt es zu folgenden Erscheinungen:
 Die extrafusalen Fasern (Muskelfasern außerhalb der Muskelspindeln) verkürzen sich
(der Impuls läuft durch den willkürlichen motorischen Kortex, also über die
Pyramidenbahn)
 Der mittlere Teil der Muskelspindel erschlafft dadurch
 Da keine Spannung mehr auf den Fasern ist, erfolgt auch keine Impulsleitung mehr
(Spindelpause) > Der Rezeptor ist in diesem Moment inakti
Empfindlichkeitsregulierung
- Die Empfindlichkeitsregulierung erfolgt unbewusst über die γ-Motoneurone des efferenten
Systems in Zusammenarbeit mit dem afferenten Teil
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- die Spindel ist der einzige Rezeptor im Körper, der efferent versorgt wird, alle anderen
werden nur afferent versorgt
- eine ähnliche Anpassung an einen Stimulus findet man allerdings auch bei den Haarzellen
des akustischen Systems
Regelkreis
- Die Muskelspindeln sind Elemente eines komplexen Steuer- und Regelsystems, welches
folgende Bedeutungen hat:
 Schutz vor Überdehnung der Muskeln durch den Dehnungsreflex
 Einstellung und Aufrechterhaltung einer konstanten Muskelspannung (Tonus)
 dadurch Aufrechterhaltung einer bestimmten Gelenk- und Körperstellung
 Feindosierung von Bewegungen durch Zu- und Abschalten von Muskelfasern
- die motorischen Zentren des Gehirns als Führungsglied dienen als Sollwertgeber für die
Länge von Muskeln
- der Sollwert wird als Aktivität der γ-Fasern an das Regelglied Muskelspindel weitergegeben
- in der Muskelspindel wird der Istwert, die Länge der Muskelfasern und damit die Länge der
mit den Muskelfasern fest verbundenen Muskelspindel, mit dem Sollwert verglichen
- ist der Istwert kleiner, bedeutet dies, dass die Mitte der Muskelspindelfasern gedehnt ist
- dieser Faserabschnitt dient als Messglied, seine Dehnung wird als Aktivität der IaNervenfasern codiert und als Stellwert über die α-Motoneurone an die Muskelfasern
übertragen
- deren Kontraktion wirkt als Stellgröße so lange, bis die Muskelspindel soweit verkürzt ist,
dass die Fasermitte nicht mehr gedehnt ist
- als Störgröße wirkt jede Dehnung der Muskeln, ob bei Lageveränderungen des Körpers,
Schlag auf die Sehne oder Kontraktion des Antagonisten
- α- und γ-Motoneurone sind mit motorischen Zentren des Gehirns verbunden, so dass
Muskelkontraktionen willkürlich und unwillkürlich gesteuert werden können
- bei komplexen Bewegungsabläufen, wie zum Beispiel dem Gehen, ändert das Gehirn die
Sollwerte für verschiedene Muskelgruppen entsprechend dem Bewegungsprogramm
11. Muskelfasertypen und motorischen Einheit
- ein einzelnes Motoneuron bildet zusammen mit allen von ihm innervierten Muskelfasern
eine sogenannte motorische Einheit (ME)
- die Muskelfasern einer einzelnen ME können über größere Anteile des Muskelquerschnitts
verteilt sein
- zu deren Versorgung spaltet sich das Motoneuron in Kollateralen und deren Endbäumchen
- drei verschiedene Typen von Zuckungsfasern werden unterschieden:
> langsam zuckende (Typ S = slow)
>schnell zuckende (Typ F = fast oder mit den Untertypen FR und FF)
- Typ S –Fasern sind wenig ermüdbar und auf Dauerleistung ausgelegt; Kapillar- und
Mitochondriendichte, Gehalt an Fetttröpfchen und Myoglobin sind hoch (rote Farbe) und
sie haben einen stark entwickelten oxidativen Stoffwechsel
- Typ F –Fasern dienen v.a. kurzzeitigen, schnellen Kontraktionen, sie sind rasch ermüdbar,
enthalten viel Glykogen und wenig Myoglobin
- Verteilung der Typen ist je nach Muskel unterschiedlich (in „roten“ Muskeln überwiegen
MEs vom Typ S; in „weißen“ Muskeln die vom Typ F
- je mehr MEs ein Muskel hat, desto feiner kann die Kontraktion abgestuft werden
- beim auf kurze Sprintstrecken spezialisierten Quarterhorse sind 93% der vorhandenen
Fasern schnell kontrahierende und damit schneller ermüdende Fasern und 7% sind
langsam kontrahierende und damit langsam ermüdende Fasern
- Zahl der schneller ermüdenden Fasern ist beim Vollblüter niedrigen
- beim schweren Hunter sind nur noch 69% schnelle Fasern und 31% langsame
- bei Hunden ist die Verteilung der Muskelfasertypen mit der bei Pferden vergleichbar (bei
Sprintern, wie den Greyhounds sind 97% schnelle Fasern; Foxhounds , die eine gute
Ausdauerleistung bringen müssen haben nur 65% schnelle Fasern
15
- beim Kamel überwiegen die langsamen Fasern (langsame Tiere mit hoher Audauer);
Menschen genauso
- für länger andauernde Arbeit ist es entscheidend, dass die aerobe ATP-Produktion groß ist
- Sauerstoffaufnahme ist deshalb für die Beurteilung des Stoffwechsels bei
Ausdauerbelastung von besonderer Bedeutung
TYP I
TYP IIA
TYP IIB
S
FR
FF
Langsam
Schnell
Schnell
Oxidative Kapazität
hoch
Mittel bis hoch
Gering
Kapillardichte
Hoch
mittel
Niedrig
Glykogengehalt
Mittel
Hoch
Hoch
Ermüdung
gering
Mittel
Hoch
Kontraktionsgeschwindigkeit
s= slow; FR= fast, resistant to
fatigue;
FF= fast
fatigable
12. Vorgänge an der motorischen Endplatte (Curare, Hypocalzämie)
- Die motorische Endplatte überträgt die Erregung von einer Nervenfaser auf die
Muskelfaser
- sie stellt eine chemische Synapse mit dem Transmitter Acetylcholin dar
- sie besteht aus einem mikroskopisch sichtbaren Synapsenendknöpfchen in Form einer
Aufquellung am Ende eines Axons (präsynaptisch) und - nur getrennt durch den
synaptischen Spalt - einem dicht anliegenden, speziell strukturierten Membranteil einer
Muskelfaser (postsynaptisch)
- Am präsynaptischen Teil der Synapse ankommende Aktionspotenziale bewirken die
Öffnung von Calciumporen. Das einströmende Calcium (Ca2+) setzt Vesikel, die sich im
Synapsenendknöpfchen befinden und Acetylcholin enthalten, in Bewegung. Die Vesikel
bewegen sich in Richtung des synaptischen Spaltes, bis sie zur Membran des
Endknöpfchens gelangen und mit der Membran verschmelzen. Dabei schütten sie
Acetylcholin in den synaptischen Spalt aus. Acetylcholin bindet an
- Acetylcholinrezeptoren
in der postsynaptischen Membran der Muskelzelle
> Diese Rezeptoren enthalten Ionenkanäle, sie sind ionotrop
> Der ionotrope Acetylcholinrezeptor wird auch als nikotinerger Acetylcholinrezeptor
bezeichnet, da Nikotin als Agonist auf ihn wirkt. Das Nikotin des Rauchers erreicht aber
lokal keine ausreichende Konzentration, um eine relevante Wirkung zu erzielen. Der
Acetylcholinrezeptor ist ein unspezifischer Kationenkanal, der für Natrium-, Calcium- und
Kalium-Ionen leitfähig ist
> Durch die unterschiedlichen Triebkräfte für diese Ionen fließt vor allem ein durch
Natrium- und Calcium-Ionen getragener Strom durch diesen Kanal. Die Folge ist eine
Depolarisation der Muskelzelle, die das so genannte Endplattenpotenzial von einem
Ruhemembranpotential auf ein Generatorpotential positiviert. Dieses Generatorpotential
ist ein elektrotonisches Potential. Das heißt, es breitet sich passiv über die
Muskelfasermembran aus (im Gegensatz zum Aktionspotenzial). Überschreitet das
Generatorpotential das Schwellenpotenzial, öffnen sich spannungssensitive
Natriumkanäle und ein Aktionspotenzial entsteht
> Das Aktionspotenzial löst durch den daraufhin folgenden Calcium-Einstrom die
Muskelkontraktion aus:
- Über die Öffnung spannungsaktivierter Calcium-Kanäle in den (transversalen) T-Tubuli
16
-
-
der Muskelzelle und Aktivierung von intrazellulären Ryanodin-Rezeptoren kommt es zu
einer Ausschüttung von Calcium-Ionen aus dem sarkoplasmatischen Retikulum (dem
ER der Muskelzelle). Der resultierende starke Anstieg der intrazellulären CalciumKonzentration bewirkt die Kontraktion der Muskelzelle. Calcium-Ionen üben somit eine
Schlüsselrolle bei der elektromechanischen Kopplung, der Verbindung von elektrischer
Erregung an der Membran bis zur Kontraktion aus
Acetylcholin wird aus dem synaptischen Spalt durch das Enzym Acetylcholinesterase
hydrolysiert und damit abgebaut
Wenn die Funktion der Acetylcholinrezeptoren z. B. durch Autoimmunantikörper gestört
wird, kann es zu muskulärer Ermüdbarkeit und Schwäche (Myasthenia gravis) kommen
Curare: Gift das an die AcH-Rezeptoren bindet, diese aber nicht aktiviert. Das AcH kann
also nicht mehr an die Rezeptoren binden und somit. Deswegen bewirkt Curare
Muskellähmungen. Zum Tode führt es dadurch, dass es zu einer Lähmung der
Atemmuskulatur kommt und dadurch zum Atemstillstand. Da das ZNS weitgehend intakt
bleibt und auch der Herzmuskel nicht betroffen ist, muss der Patient ausreichend beatmet
werden, bis die Wirkung nachlässt. Tödlich wirkt das Curare nur verabreicht über die
Blutbahn, nicht aber über den Verdauungstrakt
Hypokalzämie: wenn der Calciumspiegel im Serum unter 2,2 mmol/l (9 mg/dl) oder der
Gehalt von Calciumionen unter 1,1 mmol/l (4,5 mg/dl) liegt. Sie bewirkt eine Störung des
Gleichgewichts zwischen verschiedenen Elektrolyten und kann zu einer Übererregbarkeit
des Nervensystems führen, was sich in Krämpfen in der Skelettmuskulatur äußert. In
einigen Fällen wird auch ein Spasmus der glatten Muskulatur ausgelöst. Im Allgemeinen
wirkt das Parathormon der Hypocalzämie kurzfristig entgegen.
13. Calciumhaushalt
- Calcium ist ein Mengenelement (Element mit mehr als 50 mg pro kg Körpergewicht), also
kein Spurenelementen
- Mit einem Körperbestand von 1 – 1,1 kg ist Calcium der mengenmäßig am stärksten
vertretene Mineralstoff im menschlichen Organismus
- 99 % des im Körper vorkommenden Calciums befinden sich in Knochen und Zähnen – die
calciumreiche Verbindung Hydroxylapatit (Ca5(PO4)3(OH)) verleiht ihnen Stabilität und
Festigkeit. Gleichzeitig dienen die Knochen als Speicher für Calcium – bei Calciummangel
kann ein Teil davon aus den Knochen gelöst und für andere Aufgaben zur Verfügung
gestellt werden
- Die Knochenentkalkung (Osteoporose) kommt vor allem bei älteren Menschen vor
- Innerhalb der Zellen ist Calcium an der Erregung von Muskeln und Nerven, dem GlykogenStoffwechsel, der Zellteilung sowie an der Aktivierung einiger Enzyme und Hormone
beteiligt
- Erst der Einstrom von Calcium-Ionen in die Muskelzellen führt zu einer Kontraktion der
Muskulatur
- Außerhalb der Zellen ist Calcium an der Blutgerinnung und der Aufrechterhaltung der
Zellmembranen beteiligt
- Im Blut muss ständig eine Konzentration von 2,1 – 2,6 mmol/l Calcium gegeben sein. Sie
wird durch die Hormone Calcitriol, Calcitonin und Parathormon reguliert
- Nur 0,1 % des im Körper vorhandenen Calciums findet sich im Extrazellulärraum,
> davon ist 30–55 % an Proteine gebunden,
> 5–15 % liegt in Form von Komplexen vor (z. B. Calciumhydrogencarbonat, Calciumcitrat,
Calciumsulfat, Calciumphosphat oder Calciumlactat)
- Nur ca. 50 % des extrazellulären Calcium liegt in frei ionisierter und damit in biologisch
aktiver Form vor
- Ein erhöhter Calcium-Spiegel im Blut wird als Hyperkalzämie bezeichnet
- ein zu niedriger Calcium-Spiegel als Hypokalzämie.
14. Gasaustausch im Gewebe
- Atmung
> Zellatmung: oxidative Umsetzung von Nährstoffen in der Zelle
17
-
-
-
-
-
-
> externer und interner Gasaustausch: Aufnahme und Abgabe der Atemgase und deren
Transport im Körper und zu den Zellen
Gasaustausch bei einfachen Organismen (z.B. Anneliden) über Körperoberfläche
Höhere Organismen haben Kiemen und Lungen entwickelt
Transport der Atemgase erfolgt überwiegend über das Blut und die Hämolymphe
> Insekten haben ein eigenes Transportsystem ausgebildet: Tracheen
Zum Transport von Atemgasen im Blut sind spezielle Atmungspigmente notwendig:
Hämoglobin
diffundiert ein Gas wird dabei nicht die Konzentration berücksichtigt, sondern der
Partialdruck von z.B. Sauerstoff und Kohlendioxid
gelangt das arterielle Blut ins Gewebe ist sein pCO2 geringer als in den umgebenden
Zellen, da diese als Endprodukte des Stoffwechsels unter anderem große Mengen von
CO2 bilden
das CO2 diffundiert deshalb entlang des Druckgradienten in die Kapillaren, in den jedoch
nur ein geringer Teil des CO2 physikalisch im Blut gelöst wird
Der überwiegende Teil des CO2 diffundiert in die Erythrozyten und wird dort mit Hilfe der
Carboanhydrase (Enzym) als Katalysator schnell in Kohlensäure (H2CO3) umgesetzt,
welche dann im intrazellulären pH-Milieu der Erythrozyten (pH-Wert 7,2) sofort in Protonen
(H+) und Bicarbonat (HCO3-) dissoziiert
Da im Inneren der Erythrozyten eine Ionenhomöostase herrscht sind die meisten der neu
gebildeten Bicarbonationen im Überschuss vorhanden und diffundieren über einen
Anionenaustauscher (Bande-3-Protein) ins Blutplasma im Austausch mit Cloridionen die
ins Innere strömen >> Chloridverschiebung
Die anfallenden H+-Ionen werden zum größten Teil durch das Hämoglobin gepuffert, was
durch die gleichzeitige Abgabe von O2 an das Gewebe begünstigt wird, weil
desoxygeniertes Hämoglobin die Protonen noch besser bindet. Gleichzeitig begünstigt die
Protonenbindung an das Hämoglobin die diese O2-Abgabe und verbessert die CO2Aufnahme der Erythrozyten > Haldane Effekt
Etwa 5 % des in das Kapillarblut diffundierten CO2 bindet direkt an NH2-Gruppen des
Hämoglobins und bildet eine Carbaminoverbindung (Carbamat) und wird so in den
Erythrozyten zur Lunge transportiert
Da die Carbamatbildung vom desoxygenierten Hämoglobin begünstigt wird, wird das CO2
bei der O2-Beladung des Hämoglobins in den Lungenkapillaren vom oxygenierten
Hämoglobin wieder freigesetzt
- In den Lungenkapillaren laufen die Reaktionen umgekehrt ab:
> da hier das Blut einen geringeren pCO2 hat, diffundiert HCO3- aus dem Plasma in die
Erythrozyten zurück und verbindet sich mit H+ zu Kohlensäure, die wieder zu H2O und
CO2 zerfällt
> Das CO2 diffundiert dann entlang einen Druckgradienten über das Kapillar- und
Alveolarepithel in den Alveolarraum, aus dem es durch die Ventilation in die Umgebung
abgegeben wird
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- die Luft gelangt an das Alveolargewebe (speziell ausgebildetes Atmungsepithel), dort treten
die Gase einfach durch Diffusion in das Blut über. Dazu müssen die Gase zwei zelluläre
Barrieren überwinden, die jeweils nur einschichtig ausgebildet sind
> Alveolarepithel
> Endothel der Lungenkapillaren (unter dem Alveolarepithel)
- die Atemgase O2 und CO2 werden in den Lungenkapillaren zwischen dem Alveolarraum
und dem Blut ausgetauscht
- dieser Austausch erfolgt über Diffusion nach dem Fick´schen Diffusionsgesetz entlang des
Druckgradienten, danach ist eine große Austauschfläche und eine geringe
Diffusionsstrecke günstig
> Alveolaroberfläche beim erwachsenen Menschen: ca. 100 m2 bei ca. 300 Mio. Alveolen,
die von einem dichten Netz von Lungenkapillaren umschlossen werden
> kurze Diffusionsstrecke durch flache Alveolarwand aus Typ-I-Epithelzellen
- Diffusion abhängig von ruhiger Atmung und Luftdruck auf Meereshöhe
- Hyperventilation
> beschleunigte Atemfrequenz oder erhöhte Atemtiefe
> alveolärer pO2 wird erhöht und der pCO2 erniedrigt
> die Druckdifferenz von pCO2 zum Kapillarblut erhöht sich und es strömt mehr CO2 aus
den Lungenkapillaren in den Alveolarraum
> dadurch verändern sich die Pufferverhältnisse im Blut und werden alkalischer
>> respiratorische Alkalose: Schwindel und Schwächegefühl
> Gegenreaktion: metabolische Azidose führt dem Blut vermehrt Protonen zu,
indem der Austausch von H+ und HCO3- in den Nierentubuli entsprechend verändert wird
> Sekundenschnell!
> Gegenteil: Hypoventilation
- Fick´schen Diffusionsgesetz
J = D x A x (delta C / delta x)
J > Fluss der diffundierenden Substanz
D > Diffusionskoeffizient
A > zur Verfügung stehende Fläche des Alveolarepithels
delta x > Dicke der beiden Epithelschichten
delta C > Konzentrationsdifferenz der diffundierenden Substanzen zwischen innen u.
außen
15. Äußere Atmung
- die Lunge ist ein blind endendes Organ, das mit der Außenwelt über ein Atemwegsystem
verbunden ist. Sie besteht aus 2 Lungenlappen rechts und links von Herzen innerhalb des
abgeschlossenen Thorakalraums
- die Luft gelangt über den Mund-Rachenraum in die Trachea (Luftröhre) und von dort in die
beiden Hauptbronchien, die sich in jedem Lungenlappen weiter baumartig verzweigen und
schließlich nach ca. 16 Verästelungen in die Terminalbronchien münden
- Alle diese Gänge haben vorwiegend eine Leitungsfunktion der Atemgase und nehmen nicht
am Gasaustausch teil > Totraum
19
- daran schließen die respiratorischen Bronchiolen an, diese können durch seitlich
alveolare Aussackungen bereits am Gasaustausch teilnehmen. Hauptsächlich erfolgt
dieser jedoch über die Wand der Alveolen (Mensch besitzt ca. 300 Mio.)
- die Atemwege besitzen in ihren primären Abschnitten noch knorpelige Wandspangen, die
das Lumen offen halten
- Im Epithel der Atemwege liegen schleimsezernierende Zellen und Cilien, die
eingedrungenen Staub und Fremdkörper verkleben und wieder nach außen befördern
können > Reinigungsfunktion
- außerdem wird die Luft auf Körpertemperatur erwärmt und im Nasen-Rachenraum
befeuchtet
- In den Wänden der Atemwege befindet sich glatte Muskulatur, die durch das VNS
(Sympathikus und Parasympathikus) innerviert werden und die Öffnungsweite der
Atemwege steuern. Bei asthmatischen Anfällen sind die Atemwege stark eingeengt und es
kommt zur Luftnot
- Außerdem können bestimmte Rezeptoren in der Schleimhaut Hustenreflexe auslösen, bei
der Reizung durch Fremdkörper
- die Alveolen sind der Ort des Gasaustausches, sie besitzen dafür eine besonders
angepasste, dünne Wand, die aus einem Epithel mit Typ I und Typ II-Zellen besteht.
> Typ-I-Zellen: flache Form, hauptsächlich für Gasaustausch zuständig, enthalten
zahlreiche epitheliale Transportsysteme für Ionen und Wasser, die für konstante Dicke
des Flüssigkeitsfilms sorgen. Sie entwässern auch die bei der Geburt noch
flüssigkeitsgefüllte Lunge des Fetus und sorgen beim Erwachsenen ständig für eine
angepasste Flüssigkeits-Clearance aus der Lunge, damit keine Ödeme
(Flüssigkeitsansammlungen) entstehen.
> Typ-II-Zellen: sezernieren zusätzlich Surfactant – besteht aus einer Flüssigkeit mit
oberflächenaktiven Substanzen (Phosphatidylcholin, Proteine, Lipide), die sich wie ein
Film über die innere Oberfläche der Alveolen legen und deren Oberflächenspannung
vermindert, die sonst die Alveolen kollabieren ließe.
Regulation der Atmung
- Atmung erfolgt sowohl unwillkürlich über regemäßige Atmungsreflexe als auch willkürlich
bei bewusst verstärktem Ein- oder Ausatmen
- Atmung wird im Gehirn gesteuert – Atemzentrum in der Medulla oblongata, das aus
Neuronengruppen mit verschiedenen Aktivitäten besteht (Inspirations-, Exspirations- und
pneumotaktisches Zentrum)
> Diese Neuronengruppen hemmen sich teilweise gegenseitig, sodass bei ihrer über
Motoneurone weitergeleiteten Aktivierung abwechselnd ein- und ausgeatmet wird. Das
pneumotaktische Zentrum gibt dabei den Rhythmus vor
- Die Rezeptoren für die Atmungsregulation messen den Partialdruck der Atemgase an zwei
pO2-Messstellen im Blut – Chemorezeptoren am Aortenbogen (Glomus aorticum) und an
der Halsschlagader (Glomus caroticum) - und führen die Ergebnisse über Bahnen des
VNS (N. vagus, N. glossopharyngeus) ins Atemzentrum.
> weitere Chemorezeptoren befinden sich zentral im Gehirn und messen den pCO2 und
den pH-Wert im Liquor
> daneben gibt es noch Mechanorezeptoren die auf die Dehnung des Brustkorbs
reagieren, sie schalten das Einatmen bei maximaler Dehnung des Thorax aus (HeringBreuer-Reflex)
- nicht rückgekoppelte Reize aus der Peripherie beeinflussen auch die Atmungsregulation
z.B. Körper- und Umgebungstemperatur, Hormone (Progesteron – Schwangerschaft),
Muskelarbeit und Emotionen
- Diese Reize sind alle in ein rückgekoppeltes System (Regelkreis) der Atmung integriert. Die
Messergebnisse der Rezeptoren (Ist-Werte) werden mit den Soll-Werten im Atemzentrum
verglichen und Atemfrequenz und -tiefe entsprechend angepasst. Dieses wirkt sich wieder
auf pO2, pCO2 und den pH-Wert in Blut und Liquor aus, deren aktuelle Werte dann wieder
dem Atemzentrum mitgeteilt werden
20
Hämoglobin
- Hämoglobin ist ein tetrameres Protein, also ein Eiweiß mit 4 Untereinheiten. Jede dieser
Untereinheiten besteht aus einer Polypeptidkette (Globin) und einer prosthetischen
Gruppe (Häm). Jeweils 2 der vier Globinketten sind identisch, so dass im Atmungspigment
Hämoglobin zwei alpha-Ketten und zwei beta-Ketten vorhanden sind. Das Häm ist aus 4
Pyrrolringen aufgebaut, deren Stickstoffatome in der Mitte ein 2-wertiges Eisenatom
komplex binden
- O2- und CO2- Transport, außerdem Puffersystem im Blut
- zum O2-Transport im Blut lagert sich O2 in den Lungenkapillaren an das Hämoglobin an
und löst sich in den Gewebekapillaren wieder von ihm ab. O2- beladenes Hämoglobin wird
als Oxyhämoglobin bezeichnet, nach der Abgabe des O2 wird es als Desoxyhämoglobin
bezeichnet
- CO (Kohlenmonoxid) hat zu Hämoglobin eine weitaus höhere Affinität als O2. Deshalb
bindet Hämoglobin bevorzugt CO, sofern es im Blut vorhanden ist. Das Hämoglobin wird
dann oxidiert und als Methämoglobin bezeichnet. Dieses kann durch das Enzym
Methämoglobin-Reduktase wieder in die normale Form überführt werden
- gibt dem Blut die charakteristische Farbe. Die Farbe ändert sich je nach O2 –Sättigung (vor
allem bei den Vertebraten). Das Eisenzentralatom des Hämoglobins gibt dem Blut bei
vollständiger Beladung eine hellrote Farbe und bei abnehmender Sättigung eine
dunkelrote Farbe
- beim Erwachsenen: HbA
- in der Embryonalzeit werden verschiedene Hämoglobine gebildet
- Im Fetus kommt ab dem 3. Schwangerschaftsmonat das HbF vor als Hauptanteil des
Neugeborenenhämoglobins
- Erst im Alter von 1,5 Jahren erreicht das Kleinkind den Hämoglobinstatus eines
Erwachsenen mit fast 100 % HbA und nur noch geringe Mengen an HbF
- Hämoglobinbildung kann auch verändert vererbt werden und zu Krankheiten führen
> Sichelzellenanämie: in der beta-Kette in Position sechs statt Glutamin Valin (AS). Dieses
führt zu einer Deformation der Erythrozyten.
> Thalassämie: AS-sequenz ist korrekt, es wird jedoch zu wenig Globin gebildet
Sauerstofftransport im Blut (Sauerstoffbindungskurve, Einflüsse, fetales Blut)
- zwei Möglichkeiten:
> physikalisch im Plasma gelöst (etwa 1 – 2 %)
> chemisch gebunden an Hämoglobin
- Die Transportrate im Blut (Konvektion) ist abhängig von der Menge Sauerstoff pro
Volumeneinheit Blut und der Transportgeschwindigkeit durch den Kreislauf
- Im Blut wird O2 an spezielle Atmungspigmente gebunden - beim Menschen an Hämoglobin,
bei anderen Tieren andere Atmungspigmente (Chlorocruorin, Hämerythrin, Hämocyanine)
> Hämoglobin ist im Tierreich am weitesten verbreitet als Blutfarbstoff. Bei fast allen
Vertebraten und auch einigen Invertebraten ab den Plathelminthes (Ascaris)
[Schnecken, Muscheln, Ringelwürmer, einige Krebse und Seegurken]
> Hämoglobin kommt bei Wirbeltieren nur in den Erythrozyten vor, bei einigen Wirbellosen
(z.B. Anneliden) kann es auch frei gelöst im Plasma vorliegen
- An das Zentraleisenatom lagert sich bei der Oxygenierung (Anlagerung) ein Molekül O2
an, das aber nicht bindet, also nicht zu einer Oxidation des Eisens führt. Die Oxygenierung
ändert aber die Konformation im Häm und sogar im Globin und erleichtert dadurch eine
weitere Oxygenierung der benachbarten Häm-Moleküle
- Jedes Hämoglobinmolekül kann 4 O2-Moleküle binden
- maximale Aufnahmefähigkeit aller Hb-Moleküle im Blut = O2-Kapazität
- 1 g Hb bindet maximal 1,39 ml O2
- beim bestimmen der Hb-Konzentration in der Blutprobe eines Menschen kann man daraus
auch die O2-Kapazität berechnen. Diese zeigt die Ausdauerleistungsfähigkeit von
Sportlern an
- Hämoglobingehalt eines Körpers auch abhängig vom O2-Gehalt der Umgebung, da in
großer Höhe mehr Erythrozyten und somit auch mehr Hb gebildet wird. Diese
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Höhenanpassung nutzen auch Sportler aus um eine bessere Ausdauerleistungsfähigkeit
zu bekommen. Auch durch Blutdoping oder durch Erythropoetin kann dieses erreichen
- Veränderung der Hb-Affinität, abhängig von pH-Wert und CO2 > Bohr Effekt Verringerung
durch
> Protonen (pH-Verschiebung) – fällt der pH-Wert des Blutes ab (z.B. weil in der
arbeitenden Muskulatur Milchsäure gebildet wird) fallen vermehrt Protonen an
> CO2 – durch die Umwandlung von CO2 zu Kohlensäure, die dann Bicarbonat und
Protonen dissoziiert, kann es ebenfalls zum Abfall des pH-Wertes kommen. Die
Protonen binden an das Hb und senken dessen Affinität zu O2 , so dass dieses
abgegeben wird und ins Gewebe diffundiert
> Temperaturerhöhung – begünstigt bei homoiothermen Organismen die O2-Abgabe ins
Gewebe
> Diphosphoglycerat (2,3-DPG) - organisches Phosphat, das in Säugererythrozyten in
hoher Konzentration vorkommt und ebenfalls Hämoglobin bindet
CO2-Transport im Blut (Bohr und Haldane)
- auch CO2 wird größtenteils über Hämoglobin transportiert
- gelangt das arterielle Blut ins Gewebe ist sein pCO2 geringer als in den umgebenden
Zellen, da diese als Endprodukt des Stoffwechsels unter anderem große Mengen von CO2
bilden
- Das CO2 diffundiert deshalb entlang des Druckgradienten in die Kapillaren, in denen aber
nur ein geringer Teil physikalisch im Blut gelöst wird. Überwiegend diffundiert es in die
Erythrozyten und wird dort mithilfe des Enzyms Carboanhydrase schnell in Kohlensäue
(H2CO3) umgewandelt. Diese dissoziiert im intrazellulären pH-Millieu der Erythrozyten (7,2)
sofort in Protonen (H+) und Bicarbonat (HCO3-) > eigentlich langsame Reaktion, die durch
die Carboanhydrase katalytisch beschleunigt wird
- Haldane-Effekt:
Je weniger Hämoglobin mit Sauerstoff beladen ist, desto mehr CO2 wird aufgenommen
> hohe Aufnahmebereitschaft für CO2 im Gewebe > optimale Abtransportleistung.
Durch hohe Sauerstoffkonzentration in der Lunge kann CO2 besser abgegeben werden.
> Desoxyhämoglobin kann mehr CO2 binden als Oxyhämoglobin.
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- Bohr-Effekt: O2-Bindungsfähigkeit des Hämoglobins ist abhängig von pH-Wert (und damit
von pCO2). Umgekehrt der Haldane-Effekt: CO2-Transportvermögen des Blutes ist
abhängig vom pO2. Am Hämoglobinmolekül besteht eine 'Konkurrenz' um Aufnahme von
H+-Ionen (Pufferung) einerseits und O2-Molekülen (am Häm) andererseits - die beiden
Mechanismen behindern einander sozusagen gegenseitig. Der 'Hb-Muli' kann also nicht
die ganze Last des O2 und des CO2 bzw. pH voll tragen - von der jeweils anderen Last
'fällt' immer etwas vom Hämoglobin herunter
Vogelatmung
- Gasaustausch in der Vogellunge findet zwischen den Blutkapillaren und den
gasdurchströmenden Parabronchien statt, wobei die beiden Strömungsrichtungen
senkrecht zueinander verlaufen > Kreuzstrom
- Inspiration:
> verbrauchte Luft aus den Parabronchien geht in die vordere Luftsackgruppe
(Halsluftsäcke, Clavicularluftsack, kranialer Brustluftsack)
> gleichzeitig geh frische, eingeatmete Luft über den Hauptbronchus direkt in den
Bauchluftsack und über den mediodorso und lateroventro Bronchus (Sekundärbronchen
des Paläopulmo) in den kaudalen Brustluftsack
!!! Zusatz !!!
Bei höher entwickelten Vögeln: Neopulmo = laterodorso Bronchus, der eine direkte
Verbindung zum kaudalen Brustluftsack darstellt: frische Luft gelangt direkt hier rein und
ein Teil verlässt hierdurch auch wieder den Luftsack
- Danach:
> Luft aus kaudaler Luftsackgruppe (BauchLS und kaudaler BrustLS) geht in die
Parabronchien wo der Gasaustausch stattfindet
> gleichzeitig geht verbrauchte Luft aus der kranialen Luftsack-Gruppe über den
medioventro Bronchus (und nur über den!!!) in den Hauptbronchus und wird von da in
die Trachea weitergeleitet -> CO2 wird ausgeatmet
- Luftsäcke dienen als Blasebälge und Luftspeicher
- Vögel können durch diesen Atemmechanismus sowohl während der Inspiration als auch
während der Exspiration Gasaustausch vollziehen, da immer frische Luft in die
Parabronchien geführt wird
16. Insulin und Glucagon - Regelung des Blutzuckerspiegel (Pankreas)
- Die Regulation der Traubenzuckerkonzentration (Glukose) im Blut erfolgt durch einen
Regelkreis aus zwei Hormonen, die in Abhängigkeit von der Blutzuckerkonzentration
ausgeschüttet werden
- Insulin ist das einzige Hormon, das den Blutzuckerspiegel senken kann. Sein Gegenspieler
ist das Glucagon, dessen Hauptaufgabe es ist, den Blutzuckerspiegel zu erhöhen
>> Auch Adrenalin, Kortison und Schilddrüsenhormone haben blutzuckersteigernde
Wirkungen
- Der Blutzuckerspiegel steigt vor allem nach der Aufnahme kohlenhydratreicher Nahrung an.
Als Reaktion darauf wird von den B-Zellen Insulin ins Blut ausgeschüttet
> die B-Zellen werden ATP-abhängig depolarisiert, Calcium strömt ein und bewirkt eine
Exocytose von Insulin. Die Hauptwirkung des Insulins für die rasche Senkung der
Blutzuckerkonzentration ist seine „Schlüsselfunktion“ für den Transport von Glukose aus
dem Blutplasma und aus der Gewebsflüssigkeit in das Zellinnere
- Vor allem die Leber- und Muskelzellen können in kurzer Zeit große Mengen von Glukose
aufnehmen und sie in der Folge entweder in Form von Glykogen speichern oder in Energie
umwandeln (Glykolyse)
- Auch auf andere Arten von Zellen wirkt Insulin, es hat Einfluss auf den Fett- und
Aminosäurestoffwechsel sowie auf den Kaliumhaushalt
Insulin
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- lebenswichtiges Peptidhormon für Menschen und Tiere, besteht aus zwei Ketten mit jeweils
21 bzw. 30 Aminosäuren und wird aus Proinsulin durch Abspaltung einer
Verbindungskette gebildet
- wird im endokrinen Pankreas in den B-Zellen der Langerhanssche Inseln, die inselartig auf
dem Organ verteilt sind und nur ca. 2 % des Pankreasgewebe darstellen, gebildet senkt
den Blutzuckerspiegel, reagiert auf erhöhte Glucoseausschüttung im Blut (ab ca. 5 mmol
Glucose/l Blut)
- Die Insulinausschüttung erfolgt oszillierend (abwechselnd). Alle drei bis sechs Minuten wird
Insulin in die Blutbahn abgegeben
- Die Insulinmoleküle werden in den Vesikeln des Golgi-Apparats, der an der Zellmembran
der B-Zelle liegt, durch Zink-Ionen zu Hexameren gebunden und so stabilisiert gespeichert
- Insulin spielt eine wesentliche Rolle bei:
 Diabetes mellitus
Typ-I-Diabetes: zerstörte B-Zellen
Typ-II-Diabetes: verminderte Wirkung von Insulin
 Insulinresistenz
 Metabolisches Syndrom
 Hyperinsulinismus
 Insulinom
Glucagon
- direkter Gegenspieler von Insulin, Peptidhormon aus 29 Aminosäuren, wird aus
Proglucagon gebildet
- wird im endokrinen Pankreas in den A-Zellen der Langerhansschen Inseln gebildet
- erhöht den Blutzuckerspiegel, wird beim Abfall der Blutzuckerkonzentration sezerniert
- aktiviert die Bildung von Glucose aus Glykogen in Leber- und Fettzellen
17. Speichelregulation
- In der Mundhöhle wird die Nahrung durch den Kauvorgang (Mastikation) zerkleinert und
durch den Speichel schon teilweise in die flüssige Phase überführt, dies ist wichtig für die
Geschmacks- und Geruchsrezeptoren
- Das Speicheldrüsensekret enthält Mucin – ein Mucopolysaccharid – das als Gleitmittel zum
Schlucken und zur weiteren Beförderung der Nahrung notwendig ist
- Säugetiere besitzen in der Mundhöhle drei paarige Speicheldrüsen
> Ohrspeicheldrüse (Gl. Parotis) > rein wässriger Speichel (seröser Speichel)
> Unterkieferdrüsen (Gl. Mandibularis) > seromuköser Speichel, enthält viel Mucin
> Unterzungendrüse (Gl. Sublingualis) > seromuköser Speichel, enthält viel Mucin
>> werden nur bei Bedarf zur Sekretion stimuliert und durch das VNS reguliert
- In der Mundschleimhaut gibt es viele weitere, kleine Drüsen, die Speichel sezernieren
- Speicheldrüsen besitzen ein weit verzweigtes Gangsystem, das aus blind endenden
Endstücken (Acini) besteht, die über Ausführungsgänge in einen gemeinsamen Porus
münden. Jeweils ein Endstück (Acinus) und der darauf folgende Ausführungsgang (Kanal)
bilden eine funktionelle Einheit. Darum winden sich viele Blutgefäße, die ein dichtes
Kapillarnetz bilden. Innerviert ist jede funktionelle Einheit von Ästen des VNS
(Sympathikus und Parasympathikus)
- Speichel besteht aus einer wässrigen Flüssigkeit, die hauptsächliche Elektrolyte und
verschiedene zusätzliche Stoffe enthält. Neben großen Mengen an Na+, K+ und Cl- finden
sich auch HCO3- das als Puffersystem dient. Dadurch wird der pH-Wert des Speichels im
neutralen Bereich bis leicht alkalisch (pH-Wert 7,2 – 8,4)
- Speichel Säugetiere: hypotonisch / Speichel Wdk: isotonisch
- Neben den Elektrolyten befinden sich im Speichel auch Eiweiße, z.B. Immunglobuline und
andere Plasmaproteine
- Beim Mensch, Nagetier und Schwein enthält der Speichel zur Kohlenhydratverdauung
auch alpha-Amylasen
- Im Speichel des Menschen findet sich auch noch Rhodanidionen (SCN-), die der
Desinfektion dienen
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- Generell ist der Speichel von Wirbeltieren arm an Enzymen, außer der Amylase kommt bei
Schlangen noch eine Protease vor. Fettabbauende Enzyme fehlen vollständig
- Beim Wdk enthält der Speichel große Mengen an Harnstoff, der wieder dem
Vormagensystem zugeführt wird und dort von den Symbionten in mikrobielles Eiweiß
umgewandelt wird
- Bei Invertebraten finden sich neben Amylasen häufig noch Proteasen sowie Zusatzstoffe,
die die Blutgerinnung verhindern (Hirudin beim Blutegel, Anticoagulin bei Stechmücken).
Giftstoffe (z.B. bei Kegelschnecken) können die Beute lähmen oder töten. Analgetika
verhindern oft, das ein Insekt beim Stechen frühzeitig entdeckt wird
- Regulation sowohl der Menge als auch der Zusammensetzung des Speichels durch
antagonistische Regulation des VNS.
> Eine Reizung der parasympathischen Fasern des N. glossopharyngeus und des N.
facialis
bewirkt über die Ausschüttung von Acetylcholin eine Vasodilatation der Blutgefäße und
dünnflüssiger, enzymarmer Speichel (seröser Speichel) wird vermehrt gebildet.
> Eine Reizung des Sympathikus bewirkt die Ausschüttung von Noradrenalin, welches auf
die beta-adrenergen Rezeptoren wirkt und eine Vasokonstriktion der Gefäße auslöst.
Dadurch wird wasserarmer, enzym- und mucinreicher Speichel (muköser Speichel)
ausgeschüttet
- Speichelbildung:
> Zusammensetzung erfolgt in zwei Schritten.
Zunächst wird von den Epithelzellen des Acinus ein isotoner Primärspeichel gebildet,
dessen Zusammensetzung der des Blutplasmas ähnlich ist. Durch einen basolateralen
Na+/K+/Cl--Symport wird Chlorid in die Zellen akkumuliert und durch einen apikalen Cl—
Kanal in das Lumen des Ainus abgegeben. Wasser und Na+ folgen osmotisch über den
parazellulären Weg. Über apikale Anionenkanäle wird auch HCO3- als Puffer in das
Lumen abgegeben. Dieser Primärspeichel fließt aus den Acini in die Ausführungsgänge,
wo er sekundär modifiziert wird. Das Epithel der Ausführungsgänge ist
wasserundurchlässig, kann aber Ionen resorbieren oder sezernieren. Da Na+ und Cl- aus
dem Ausführungsgang resorbiert und K+ und HCO3- sezerniert werden, ist der
Sekundärspeichel arm an Na+ und Cl- und reich an K+ und HCO3- . Beim Menschen ist
der Sekundärspeichel hypoton, dies ist vorteilhaft für die Geschmacksrezeption in der
Mundhöhle
- Speichelsekretion beim Wdk
> bei digastrischen Tieren (mehrhöhliger Magen) ist die Speichelsekretion dauerhaft und
nicht wie bei monogastrischen Tieren nur während der Dauer der Nahrungsaufnahme.
Dadurch werden große Mengen an Speichel sezerniert
- Rind 180 L/Tag - Schaf 16 L/Tag – Mensch 0,7 L/Tag
> Beim Rind sezernieren in den Pausen der Nahrungsaufnahme und beim Wiederkauen
neben den kleinen Drüsen in der Mundschleimhaut auch die großen Speicheldrüsen.
Diese Dauersekretion ist notwendig, um ständig HCO3- als Puffersystem in die
Vormägen zu bringen. Dadurch werden die bei der mikrobiellen Verdauung
entstehenden kurzkettigen Fettsäuren neutralisiert und ein nur schwach saurer pH-Wert
im Wdk-Magen aufrecht erhalten.
18. Magenschleimhaut (Aufbau, Funktion, Drüsen, pH)
- 3 Drüsenzonen:
> Cardiadrüsenzone, bei Schwein sehr groß, sonst nur klein unter der kutanen
Schleimhaut (am Eingang des Ösophagus in der Cardia)
Distal schließen an:
> Fundusdrüsenzone
> Pylorusdrüsenzone
diese sind bei allen Haustieren markant ausgeprägt
- drüsenloser Teil, mit kutaner Schleimhaut ausgekleidet, um die Cardia herum beim Pferd,
Ratte und Hamster und Schwein
- Alle im Magen vorkommenden Drüsen sind tubuläre Drüsen, die in die Magengrübchen
einmünden
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- Gesamtsekretvolumen pro Tag
> Hund: 0,2 – 0,5 Liter
> Schwein: 2 – 3 Liter
> Pferd: 6 – 8 Liter
> Mensch: 1 – 2 Liter
- Sekretion der Fundusdrüsen
> bestehen aus Nebenzellen (Halszellen), Belegzellen (Parietalzellen) und Hauptzellen,
die alle aus Stammzellen im „Halsbereich“ der Drüsen und werden ständig durch neue
Zellen ersetzt (Turnover)
> Halszellen sezernieren wie das Oberflächenepithel (das auch die Magengrübchen
[Faveolae] auskleidet) Schleim
> Belegzellen sezernieren HCl, sie besitzen im apikalen Bereich verzweigte Gänge
(Canaliculi), die zum Lumen hin offen sind. Bei der Aktivierung der Belegzellen
verschmelzen zusätzliche intrazelluläre Canaliculi mit der apikalen Membran und öffnen
sich nach außen, so dass die apikale Zelloberfläche vergrößert wird. Aus den Canaliculi
wird isotone Flüssigkeit sezerniert, die bis zu 150 mM HCl enthält
- Sekretionsmechanismus gebildet durch eine apikale H+/K+-ATPase und Cl- und K+Kanäle. H+ stammt aus dem Stoffwechsel der Zelle und wird über Carboanhydrase
freigesetzt. Für den Cl- -Vorrat der Zelle sorgt ein basolateraler Cl-/HCO3- -Antiport. K+
wird über die basolaterale Na+/K+-ATPase bereitgestellt. K+ und Cl- können die Zelle
apikal passiv entlang ihres elektrochemischen Gradienten verlassen, während H+ durch
die H+/K+-ATPase aktiv gegen einen vielfachen Gradienten in das Lumen befördert
wird, wozu Energie in Form von ATP benötigt wird
- sezernieren auch den instrinsic factor, der zur Vitamin B12 Resorption im Dünndarm
notwendig ist
> Hauptzellen sezernieren Enzyme durch Exocytose - Endopeptidasen bzw. die inaktive
Vorstufe (Pepsinogen) von Pepsin zur Eiweißverdauung. Diese Vorstufen werden durch
eine autokatalytische Abspaltung von ca. 45 AS von Pepsinogen unter der Einwirkung
von HCl aktiviert
- Magensaftsekretion
> reflektorisch ausgelöst durch Nahrungsaufnahme
> Regulation durch nervale Regulationsvorgänge, lokale gastrische Reflexe und intestinale
Einflüsse
> Beteiligt sind Geschmacks- und Geruchsnerven, sie über bedingte Reflexe und den N.
vagus auf den Magen einwirken. In der Magenwand treffen diese nervalen Einflüsse auf
das Netzwerk der lokalen gastrischen Reflexe. Die Menge der einzelnen Bestandteile
des Magensafts wird durch unterschiedliche Mechanismen reguliert.
> Die Pepsinogensekretion der Hauptzellen wird über Noradrenalin, Sekretin, Acetylcholin
und Cholecystokinin stimuliert.
- Noradrenalin und Acetylcholin: Überträgerstoffe des ENS
- Sekretin und Cholecystokinin: gastrointestinale Hormone, lokal in der intestinalen Wand
gebildet. Hauptzellen besitzen spezielle Rezeptoren für diese.
26
> auch die Salzsäuresekretion der Belegzellen wird über gastrointestinale Hormone und
Überträgerstoffe reguliert.
- Acetylcholin wird unter Einfluss des N. vagus aus intramuralen Ganglien freigesetzt und
wirkt auf enterochromaffine Zellen (ECF-Zellen) der Magenwand. Diese schütten
Histamin aus, was auf spezifische H2-Rezeptoren in der basolateralen Membran der
Belegzellen wirkt und diese zur HCl-Sekretion stimuliert (parakriner Effekt).
- Auch G-Zellen (gastrinproduzierende Zellen) in der Magenwand spielen eine Rolle, sie
setzen Gastrin ins Blut frei, welches auf die Gastrin-Rezeptoren der Belegzellen
ebenfalls stimulierend wirkt. Die G-Zellen werden vom N. vagus über intramurale
Ganglien und die Ausschüttung eines gastrin-releasing peptide (GRP) stimuliert
- auch D-Zellen befinden sich in der Magenwand, diese geben das Peptidhormon
Somatostatin ab, welches negativ auf die Gastrinsekretion der G-Zellen wirkt. Die DZellen werden durch die HCl-Sekretion stimuliert und dient dadurch zur Vermeidung
überschüssiger Säureproduktion.
> Sekretion der Schleimsubstanzen wird ebenfalls über Acetylcholin und Prostaglandin E
stimuliert. Acetylcholin wirkt über das second-messenger-System Diacylglycerin und
Inositoltriphosphat, Prostaglandin E dagegen über cAMP.
> der wichtigste Auslöser für die Schleimsekretion ist ein niedriger pH-Wert im Magen,
der über einen enterischen Reflex die Prostaglandinbildung anregt. Diese kann durch
Glucocorticoide sowie ASS (Aspirin) gehemmt werden. Dadurch wird die
Schleimsekretion vermindert und damit die Magenwand durch die Magensäure
geschädigt. Durch kann es zu Gastritis oder sogar Magengeschwüren (Ulzera) kommen.
19. exokrines Pankreas
- Bauchspeicheldrüse liegt unterhalb des Magens
- hat Ausführungsgang (Ductus pancreaticus) in das Duodenum
- besteht aus endokrinem und exokrinem Teil
> endokriner Teil: Langerhanssche Inseln, zur Produktion von Insulin und Glucagon
> exokriner Teil: zur Produktion von enzymhaltigen Verdauungssäften
- funktionell ähnlich wie eine Speicheldrüse aufgebaut
- zusammengesetzte tubulo-alveoläre Drüse mit Endstücken (Alveolen oder Acini)
und einem komplexen Gangsystem, das mit kubischen Zellen (Gangzellen)
ausgekleidet ist und in einem gemeinsamen Ausführungsgang (Ductus pancreaticus)
ins Duodenum enden
- Sekretion von Elektrolyten und Wasser erfolgt sowohl in den Gangzellen, als auch in den
Acinuszellen
- Acinuszellen
> ausgeprägtes rauhes ER, großer Golgi-Apparat und zahlreiche Sekretgranula
> sezernieren hauptsächlich Verdauungsenzyme (Trypsin, Chymotrypsin, Elastasen,
Carboxypeptidasen, Pankreas- und Phospholipasen), die durch die Epithelzellen der
Ausführungsgänge (Acinuszellen) mit einer chloridreichen, alkalischen Flüssigkeit
komplettiert und in das Duodenum abgegeben werden
> Sekretion von folgenden Verdauungsenzymen durch Exocytose
- Peptidasen (inaktiv) z.B. Trypsinogen, Chymotrypsinogen, Proelastase
- Nucleasen (aktiv) z.B. Ribonuclease, Desoxyribonucleasn
- Amylase (aktiv) z.B. alpha-Amylase
- Lipasen Lipase und Cholesterinesterase (aktiv), Pro-Colipase (inaktiv)
> Sekretion von chloridreichem (Cl-) Sekret, alkalisch
- Cl- durch Cl- -Kanal der apikalen Membran ins Lumen
- Na+ und K+ folgen aus elektrischen Gründen parazellulär durch Zonulae occludentes
- Cl- -Aufnahme durch basolaterale Membran (BLM) durch Na+/K+/2Cl- -Cotransporter
- Na+ und K+ werden durch N+/K+-Pumpe (-ATPase) bzw. K+ -Kanäle der BLM wieder
ausgeschleust
- durch Aktivierung der Cl- und K+ -Kanäle kann die Elektrolyt- und Wassersekretion
(osmotisch bedingt) stimuliert werden
- Gangzellen
> spärliches ER, keine Sekretgranula
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-
-
-
-
-
> Sekretion einer bicarbonatreichen (HCO3-) Elektrolytlösung, alkalisch
- HCO3- -Sekretion abhängig von der cytoplasmatischen Carboanhydrase
- Cl- -Kanal funktionell gekoppelt mit Cl-/HCO3- -Austauscher der apikalen Membran
- N+/H+-Austauscher in basolateralen Membran
- energetisiert wird Sekretionsprozess durch die N+/K+-ATPase (-Pumpe) der BLM, sie
sorgt für die Aufrechterhaltung des transmembralen elektrochemischen Na+-Gradienten
- N+ und K+ folgen passiv dem luminal sezernierten HCO3- parazellulär
- Wasser wird osmotisch ins Gangsystem überführt
Bauchspeichelsekretion pro Tag:
> Hund ca. 0,2 - 0,4 L
> Mensch und Schwein ca. 1 - 2 L
> Rind ca. 10 - 15 L
> Pferd sehr viel mehr 30-35 L/Tag
Flussrate des Bauchspeichels bei Monogastriern stark von Fressaktivität abhängig und
beeinflusst Elektrolytzusammensetzung und pH-Wert des Bauchspeichels
mit zunehmender Flussrate steigt HCO3- -Konzentration (bis 140 mmol/l) und Cl- Konzentration sinkt (bis 25 mmol/l)
> Ausnahme Pferd: HCO3- -Konzentration (ca. 60 mmol/l steigt mit Flussrate kaum an und
ist stets geringer als Cl- -Konzentration (ca. 90 mmol/l)
+
N und Ca2+-Konzentrationen unabhängig von der Flussrate, entsprechen weitgehend
Plasmakonzentration
Durch den hohen HCO3- des Pankreassekrets wird die vom Magen stammende Salzsäure
neutralisiert, so dass das pH-Optimum für die Verdauungsenzyme erhalten bleibt
Regulation der Sekretion der Gangzellen durch Acetylcholin aus Endigungen des N. vagus
sowie intestinalen Hormonen
> Sekretin (Peptidhormon) aus S-Zellen des Dünndarms steigert Sekretion in Gangzellen
(Epithelzellen der Ausführungsgänge)
- Sekretinabgabe ausgelöst durch niedrigen pH-Wert des Chymus im proximalen
Dünndarm durch Magensäure
- Sekretin stimuliert dabei über Sekretinrezeptoren der Zellmembran die Adenylatcyclase
und damit die Bildung von cAMP, welches die Sekretion des Sekrets (NaHCO3)aus den
Gangzellen anregt
- Sekretabgabe in das Duodenum neutralisiert die H+-Ionen unter Bildung von H2O und
CO2, so dass der Stimulus für die Sekretinabgabe abgeschwächt wird
> Acetylcholin (Parasympathikus) regt über die Aktivierung der VIPergen Neurone die
Sekretion der Gangzellen an, was ebenfalls über cAMP vermittelt wird
Regulation der Sekretion der Acinuszellen durch Cholecystokinin (CCK) aus I-Zellen des
Dünndarmepithels sowie Acetylcholin > Sekretionssteigernd
> CCK wirkt über CCK-Rezeptoren Zellmembran, Ausschüttung von CCK angeregt durch
Spaltprodukte der Protein- und Fettsäuren-Verdauung
> Acethylcholin wirkt über muskarinerge cholinerge Rezeptoren der Zellmembran
> Aktivierung der Rezeptoren über intrazelluläre Freisetzung von Inositoltriphosphat und
Diacylglycerin (Second messenger) aus einem Phospholipid der Zellmembran
> Inositoltriphosphat erhöht sofort intrazelluläre Ca2+-Konzentration durch Öffnung der Ca2+
-Kanäle des im ER gespeicherten Calciums
> Ca2+ und Diacylglycerin aktivieren gemeinsam eine Proteinkinase (C) welche über die
Phosphrlylierung von Proteinen die Exocytose sowie Cl- -Sekretion stimuliert
mit der Futteraufnahme entstehen zusätzlich Stimulationen, die die Pankreassekretion bei
Monogastriern sehr stark fördern
> cephale Phase durch Geruch und Geschmack des Futters gefördert
> gastrale Phase wird durch die Dehnung der Magenwand gefördert
> intestinale Phase basiert auf der vermehrten Abgabe der Intestinalhormone Sekretin
und CCK in die Blutbahn
>> Effekte werden durch eine pH-Erniedrigung (Sekretin) bzw. durch den Anfall von
Spaltprodukten der Protein- und Fettverdauung (CCK) im Dünndarmlumen
ausgelöst
28
20. pH im Darm
- als Puffersysteme im Dickdarminhalt dienen das HCO3- - und H2PO4 2-/ HPO4 2—System
- das HCO3- stammt überwiegend aus Sekretionsprozessen in den einzelnen Abschnitten
des Intestinaltraktes, während Phosphat vor allem allimentären Ursprungs ist
- bei Schwein und Pferd ist HCO3- das dominierende Puffersystem, bei Fleischfressern
überwiegt das Phosphat-Puffersystem
- der pH-Wert des Dickdarminhaltes liegt ebenso wie im Vormageninhalt mit Werten
zwischen 6 und 7 im leicht sauren Bereich
21. Resorptionsvorgänge im Dünndarm
Dünndarm ist der hauptsächliche Ort für Verdauung und Resorption von Nahrungsstoffen,
Vitaminen, Elektrolyten und Flüssigkeit
- in 3 Abschnitte unterteilt: Duodenum, Jejunum, Ileum
- Oberfläche ist durch Ringfalten, Darmzotten und Mikrovilli enorm vergrößert
- in der Mucosa viele Verdauungsenzyme eingebaut => riesige funktionelle Fläche für die
enzymatische Verdauung und die Resorptions- und Sekretionsvorgänge (neuronal und
hormonell reguliert)
- Wasser und Elektrolyte werden durch Lieberkühn-Krypten ins Lumen sezerniert
Motorik:
- zwischen äußerer Längsmuskulatur und innerer Ringmuskulatur befindet sich ein dichtes
Nervenzellnetz, mit regelmäßigen Ganglien = Plexus myentericus (Auerbachplexus)
- weiter innen befindet sich ein zweites Nervengeflecht = Plexus submucosus
(Meissnerplexus)
- beide Nervennetze gehören zum enterischen NS und regulieren die Resorptions- und
Sekretionsvorgänge (Pl. submucosus), sowie die Dünndarmmotorik (Pl. myentericus)
- Bewegungsvorgänge werden durch endogene Reflexe gesteuert, an denen sowohl
sensorische, als auch motorische Fasern beteiligt sind
- diese Reflexe koordinieren Kontraktion und Erschlaffung benachbarter Muskelbezirke => es
entsteht eine aufsteigende Erregung und eine absteigende Hemmung, die den
Weitertransport des Darminhalts ermöglicht
- komplexes neuronales Netzwerk auch als little brain of the gut bezeichnet (da komplex
verschaltet) äußere Innervation umfasst sympathische und parasympathische Fasern und
viszerale Afferenzen
- sympathische Stimulation hemmt die Darmmotilität, parasympathische steigert sie
- glatte Muskelzellen der Darmmuskulatur generieren ihren eigenen bioelektrischen
Rhythmus (BER), durch welchen verschiedene Bewegungstypen der Darmmotilität erzeugt
werden:
> propulsive Peristaltik verursacht wandernde Kontraktionswellen von oral nach aboral,
die den Darminhalt Richtung Dickdarm vorantreiben
> Segmentationsbewegungen werden durch regelmäßigen Wechsel von Kontraktionsund Erschlaffungsphasen verursacht und zerkleinern und durchmischen den Darminhalt
> Pendelbewegungen bestehen aus auseinander- und zusammenlaufenden
Kontraktionswellen, zerkleinern und durchmischen den Darminhalt
> außerdem: tonische Kontraktionen (Dauerkontraktionen), die eine Verschlussfunktion
29
haben und ausschließlich an den Sphinkteren der Darmabschnitte (Pylorus,
Ileocaecalklappe) stattfinden; zwischen den Verdauungsphasen gibt es die
interdigestive Motilität, die früher auch als Hungerkontraktion bezeichnet wurde
- äußere extramurale Reflexe koordinieren die Motilität zwischen den einzelnen Abschnitten
des Magen-Darm-Kanals
- gastrocolischer Reflex steuert die vorsorgliche Entleerung des Dickdarms bei Füllung des
Magens
Resorption und Sekretion:
- Dünndarmepithel ist als Barriere aufgebaut, die einen gerichteten Transport vom
Darmlumen ins Blut und andersrum gewährleistet
- die transportierten Substanzen können dabei quer durch die Epithelzellen (transzellulärer
Transport) oder zwischen den Zellen (parazellulärer Transport) gelangen
- zur Überwindung von Konzentrationsgradienten und Zellmembranen gibt es bestimmte
Transportmechanismen (Kanäle, Transporter, Pumpen = integrale Proteine die in die
Zellmembran integriert sind)
- da der Dünndarm ein sehr durchlässiges Epithel ist, fließen je nach osmotischer
Druckdifferenz zwischen Lumen und Plasma große Mengen Flüssigkeit über den
parazellulären Weg
- der Dünndarm resorbiert generell große Mengen an NaCl und sezerniert Anionen (Cl-,
HCO3-) in das Lumen
- Natrium strömt entlang eines elektrochemischen Gradienten über einen Symport mit
Glucose in die Zelle und wird über eine Na+ / K+ -ATPase über die basolaterale Membran
ins Blut transportiert, dabei energetisiert der apikale Na+ -Einstrom den Einwärtstransport
von Glucose
- ähnliche Cotransportsysteme existieren in der Membran für Na+ -gekoppelten
Aminosäuretransport
- es gibt aber auch Aminosäuretransporter, die ohne Na+ -Kopplung arbeiten, auch
Dipeptide werden über eigenständige apikale Transportsysteme aufgenommen
- die resorptiven Mechanismen im Dünndarm arbeiten normalerweise sehr effektiv; somit
wird mit den Salzen auch viel Flüssigkeit osmotisch aus dem Lumen eliminiert, sodass
tägl. nur etwa 1L Flüssigkeit pro Tag in den Dickdarm gelangt. Wird der
Sekretionsmechanismus für Anionen stark angeregt, wird hauptsächlich Chlorid in den
Dünndarm sezerniert und zieht osmotisch große Mengen Wasser aus dem Blut ins Lumen;
es kommen in diesem pathophysiologischen Zustand bis zu 20 L Flüssigkeit in den
Dickdarm => wässriger Durchfall, da Dickdarm diese Volumina nicht resorbieren kann
- Auslöser sind oft Toxine enteraler Bakterien (z.B. Colibakterien)
22. Dickdarm (Funktion, Resorption, Fermente, Motorik)
im Dickdarm wird der Darminhalt durch die fast vollständige Resorption von NaCl und Wasser
weiter eingedickt und durch Kolonmotilität zu Faeces geformt, die bis zur Defäkation
gespeichert werden
- Kolon ist haustriert und besitzt längs verlaufende Bindegewebsstreifen, die Taenien
- zwischen den Taenien ist die Kolonwand ausgestülpt (Haustren) => es entstehen seitliche
Divertikel
- im Kolon werden Na+ und Cl- resorbiert und K+ und HCO3- sezerniert
- Na+ wird durch apikale Na+-Kanäle in die Zelle aufgenommen und durch eine basolaterale
Na+ / K+ -ATPase weiter ins Blut befördert, das hierbei aufgenommene K+ kann über
apikale K+-Kanäle ins Lumen abgegeben werden
- gesteuert werden diese Vorgänge durch das Nebennierenhormon Aldosteron
- das Dickdarmepithel hat, im Vergleich zum Dünndarm, nur eine geringe
Oberflächenvergrößerung und besteht aus flächig angeordneten Oberflächenzellen und
dazwischen gelagerten Krypten
- in den Kryptenzellen ist der Mechanismus der Cl- -Sekretion ebenfalls vorhanden, sodass
auch im Kolon, unter Einfluss von bakteriellen Toxinen oder Entzündungsstoffen, eine
sekretorische Diarrhö ausgelöst werden kann
- ist der Koloninhalt durch Motilitätsstörungen oder Resorption zu stark eingedickt kommt es
zur Verstopfung (Obstipation)
30
- im Kolon befindet sich eine umfangreiche Keimbesiedelung, die ein wichtiges, mikrobielles
System bildet. Kolonbakterien produzieren Vitamin K und kurzkettige Fettsäuren sowie
Methan
- außerdem wird im Kolon der Chymus gespeichert
- für die Aufrechterhaltung der Dickdarmflora und ihrer metabolischen Funktionen sind
folgende Faktoren Voraussetzung:
> Neutralisation saurer Endprodukte des mikrobiellen Stoffwechsels
> Verweilzeit der Digesta im Dickdarm
> Verdünnung von Stoffwechselendprodukten durch die flüssige Phase des
Dickdarminhaltes
> Resorption von Endprodukten der mikrobiellen Fermentation
- Im Dickdarm findet die finale Wasser- und Elektrolytresorption zur Eindickung des
Kots statt.
23. Verdauung und Resorption Kohlenhydrate (Monogastrier)
- Kohlenhydrate (Zucker) sind die häufigsten Moleküle in der Natur
- als Stärke und Cellulose kommen sie in Pflanzen vor und bilden eine wichtige
Nahrungsquelle für tierische Organismen. Dazu müssen die KH jedoch durch Enzyme in
ihre molekulare Form (z.B. Glukose) gespalten werden
- Monosaccharide sind die einfachsten Zuckerverbindungen. Sie bestehen aus einer
Kohlenstoffkette mit der Formel (CH2O)n und kommen im Organismus hauptsächlich als
Pentosen oder Hexosen vor
- in wässriger Lösung bilden Monosaccharide stabile, ringförmige Verbindungen
- mit anderen Monosacchariden können sie sich über o-glykosidische Verbindung zu Di-,
Oligo- oder Polysacchariden verbinden. Diese hochmolekularen Ketten können verzweigt
sein und kommen in der Natur als pflanzliche Reservestoffe (Stärke) oder pflanzliche
Baustoffe (Cellulose) vor
- im Dünndarm sind die wichtigsten Nahrungskohlenhydrate, die durch Enzyme des
Pankreas (Amylase) und des Dünndarmepithels (Di- und Oligosaccharidasen) verdaut
werden: Stärke (+Glykogen – tierische Stärke in der Leber), Saccharose und Laktose.
- im Dickdarm oder im Vormagensystem (Wdk) werden hauptsächlich Strukturkohlenhydrate
wie z.B. Cellulose, Hemicellulose und Pektin (Bestandteile der pflanzlichen Zellwand)
abgebaut, da diese durch die Enzyme im Dünndarm nicht angegriffen werden
- die alpha-glykosidische Bindung der Stärke (Amylose) kann durch das Enzym Amylase
gespalten werden. Amylase spaltet 1,4-alpha-glykosidische Bindungen der Stärke
hydrolytisch, wodurch Maltose, Maltotriose und alpha.Dextrine entstehen. Diese
Bruchstücke werden anschließend durch die in der Bürstensaummembran des
Dünndarmepithels verankerten Di- und Oligosaccharidasen zu Glukose aufgespalten.
(Glucoamylase = Maltasen; alpha-Dextrinase = Isomaltase; Saccharase) Hauptort für
diese Stärkeverdauung: proximales Drittel des Dünndarms
- die entstehende Glucose und Galactose wird durch einen Na+-Cotransport (Carrier) in die
Bürstensaummembran aufgenommen und von da aus ins Interstitium geleitet durch
Diffusion
- zur Spaltung der beta-glykosidischen Bindung der Cellulose wird das mikrobielle Enzym
Cellulase benötigt. Dieses kommt nur bei wenigen Tieren vor (Silberfischchen) und wird
sonst vor allem durch Symbionten im Verdauungstrakt bereitgestellt. Cellulose wird im
Dickdarm mikrobiell abgebaut, wobei als resorbierbare Endprodukte kurzkettige
Fettsäuren (Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure) entstehen
- Carboanhydrasen – Glykosidasen und Polysaccharidasen
> Polysaccharidasen sind häufig Amylasen, die langkettige Kohlenhydrate (Stärke,
Glykogen) abbauen und aus ihnen Oligosaccharide und Disaccharide bilden.
> Glykolidasen (aus Pankreas oder der Glykokalyx der absorbierenden Darmepithelzellen)
greifen Disaccharide (Fructose, Maltose, Laktose) an und zerlegen diese in
resorbierbare Monosaccharide
- Saccharose (Rüben-/Rohrzucker) besteht aus einem Glucose- und Fructosemolekül und
ist über eine 1,2-alpha-glykosidische Verbindung verknüpft. Saccharose wird durch das
31
bürstensaummembranständige Enzym Saccharase in Glucose und Fructose zerlegt.
Saccharase kann auch Maltose und Maltotriose spalten
- Laktose (Milchzucker) besteht aus einem Glucose- und einem Galactosemolekül, die über
eine 1,4-beta-glykosidische Verbindung verknüpft sind. Laktose wird durch das
bürstensaummembranständige Enzym Laktase zu Glucose und Galactose hydrolysiert
- Die Verwertung von Laktose stellt bei vielen Erwachsenen ein Problem dar, da sie das
beim Säugling vorkommende Enzym Laktase oft nicht mehr besitzen. Deshalb können sie
den Milchzucker nicht mehr abbauen, was oft erhebliche Darmbeschwerden verursacht
(Laktoseunverträglichkeit).
24. Verdauung und Resorption Fett (Monogastrier)
- Fette dienen dem Organismus als Energieträger und –speicher sowie als Baustoff in
Membranen
- auch wichtige Signalstoffe und Hormone
- Fette bestehen aus Alkohol (Glycerin) und Fettsäuren, die sich über Veresterung unter
Wasserabspaltung verbinden
- in der Natur meist Triglyceride, bei denen alle drei OH-Gruppen des Glycerins mit jeweils
einer Fettsäure verestert sind
- in tierischen und pflanzlichen Fetten kommen am häufigsten Fettsäuren mit 16 und 18 CAtomen vor, z.B. Palmitinsäure (C16H32O2)
- Gesättigte Fettsäuren enthalten zwischen den Kohlenstoffatomen nur einfache Bindungen
- Ungesättigte Fettsäuren können verzweigt sein und Doppelbindungen enthalten und bei
Raumtemperatur oft von öliger Konsistenz, z.B. Ölsäure
- nicht essentielle Fettsäuren – vom Körper selbst synthetisiert
essentielle Fettsäuren z.B. Linolsäure – müssen mit der Nahrung aufgenommen werden
> oft wichtige Ausgangsprodukte für die Synthese von Signalstoffen (z.B. Prostaglandine)
- Fette sind hydrophob und können in den Fettzellen (Adipozyten) als Neutralfette
gespeichert werden
- bei der Fettverbrennung fällt ungefähr die doppelte Energie an als bei der Nutzung von
Proteinen oder Kohlenhydraten > hocheffektive Energielieferanten des Organismus
- werden Fettsäuren im Fettmolekül teilweise durch andere Verbindungen ersetzt, wodurch
sich fettähnliche Substanzen bilden > Lipoide wie z.B. Vitamine, Carotinoide,
Steroidhormone und Gallensäuren
- wichtigste Futterlipide:
> Tri(acyl)glycerine
> Phospholipide (meist Lecithin)
> Cholesterin(ester)
Verdauung Triacylglycerine
- bereits im Magen durch gastrale und linguale Lipase (pH-Optimum 3 – 7) eingeleitet
> Hydrolysierung zu Diacylglycerinen, Monoacylglycerinen und Fettsäuren
> vorallem Abspaltung von mittelkettigen und ungesättigten langkettigen endständigen
Fettsäuren
> gastrale und linguale Lipase aufgrund des intraluminalen sauren Milieus auch im
Duodenum aktiv
- distal der Einmündung des Ductus pancreaticus ins Duodenum Fortsetzung durch die
pankreatische Lipase
> Hydrolysierung der Di- und Triacylglycerinen zu beta-Monoacylglycerinen (mit
mittelständiger Fettsäure) und Fettsäuren
> abhängig von der Colipase, die über das Pankreassekret als Pro-Colipase in den
Dünndarm gelangt und durch Trypsin aktiviert wird (durch Abspaltung des Pentapeptids
Enterostatin)
- Lipasewirkung auch abhängig von Anwesenheit der konjugierten Gallensäuren Tauround Glykocholsäure sowie Tauro- und Glykochenodesoxycholsäure als Detergentien, die
die Emulgierung der wasserunlöslichen Triacylglycerine im wässrigen Milieu des
Dünndarmlumens bewirken
> die konjugierten Gallensäuren bilden an der Oberfläche der Triacylglycerintröpfchen eine
32
monomolekulare Schicht
- hydrophober Pol der konjugierten Gallensäuren den Triacylglycerinen zugewandt
- hydrophiler Pol der wässrigen Phase zugewandt
> je mehr konjugierte Gallensäuren im Dünndarmlumen vorhanden sind, um so kleiner
werden Triacylglycerintröpfchen und umso größer wird ihre Gesamtoberfläche (viel
kleine Kugeln haben eine größere Oberfläche als eine große Kugel mit gleichem
Volumen)
- Lecithin (Phosphaditylcholin) gelangt über die Galle in den Dünndarm und ist ebenfalls
ein Detergenz und unterstützt daher die emulgierende Wirkung der Gallensäuren
- Die Oberflächenvergrößerung der der Triacylglycerintröpfchen begünstigt die Wirkung der
Lipase, da diese an der Oberfläche der Lipidtröpfchen (Öl-Wasser-Grenze) wirkt
- Colipase ist Platzhalter für die Lipase an der Oberfläche der Triacylglycerintröpfchen und
verhindern deren Inaktivierung durch die Gallensäuren
- Auch die bei der Hydrolyse der Triacylglycerine durch die Lipase anfallenden
Monoacylglycerine und Fettsäuren sind Detergentien und unterstützen ebenfalls die
Emulgierung der Triacylglycerine
- Monoacylglycerine und Fettsäuren sind im wässrigen Milieu des Dünndarmlumens schlecht
löslich, bilden jedoch als Detergentien zusammen mit den konjugierten Gallensäuren die
gemischten Micellen (Solubilisierung)
> Molekülaggregate bei denen der hydrophobe Molekülanteil (z.B. Hydrocarbonkette der
Fettsäuren) zentralwärts und der hydrophile Anteil (z.B. COOH-Gruppe der Fettsäuren)
nach außen gerichtet ist
> Durchmesser von 3 – 5 nm (Emulsionskügelchen 100 – 1.000 nm)
> Solubilisierung ist Voraussetzung für Resorption der Fettsäuren und Monoacylglycerine
Resorption von Fettsäuren und Monoacylglycerinen
- Liegen im Dünndarmlumen in micellarer Lösung vor und gelangen physiologischer Weise in
der proximalen Dünndarmhälfte per Diffusion durch die Bürstensaummembran in das
Zottenepithel
- Durch das saure Mikroklima an der Epitheloberfläche (bedingt durch den Na+/H+Austauscher der Bürstendaummembran) werden Fettsäuren in diesem Bereich in die
undissoziierte Form überführt, wodurch der Transport durch die Bürstensaummembran
beschleunigt wird (bessere Lipidlöslichkeit)
- die konjugierten Gallensäuren werden aufgrund ihres niedrigen pK-Werts (Taurocholsäure
2,5) im sauren Mikroklima an der Epitheloberfläche kaum in die undissoziierte Form
überführt und werden daher nicht im Jejunum sondern erst im Ileum resorbiert (Diffusion
durch einen Na+-abhängigen sekundär aktiven Transport effektiv resorbiert)
> begünstigt Emulgierungs- und Solubilisierungsfunktion der konjugierten Gallensäuren im
Jejunum
- im Cytoplasma des Dünndarmepithels werden die durch die Bürstensaummembran
aufgenommenen Monoacylglycerine und Fettsäuren über zwei Stoffwechselwege (alphaGlycerinphosphatweg und Monoacylglycerinphosphatweg) wieder zu Triacylglycerinen
aufgebaut
> diese werden dann von in der Epithelzelle gebildeten Apolipoproteinmolekülen umhüllt
(Chylomikronen 50 – 400 nm). Bestehen dann aus Triacylglycerin sowie auch
Fettsäureester von Cholesterin sowie fettlösliche Vitamine und Provitamine (Vitamin A, E,
D und K, Carotine) und andere fettlösliche Substanzen
- im Golgi-Apparat werden mehrere Chylomikronen von einer Membran umhüllt und via
Cytoskelett zur Basolateralen Membran transportiert, wo sie durch Exocytose in das
Interstitium ausgeschleust werden um anschließend hauptsächlich in die
Lymphkapillaren überzutreten
- kurz- und mittelkettige Fettsäuren werden im Dünndarmepithel kaum in Triacylglycerine
eingebaut und verlassen die Epithelzelle über die basolaterale Membran und gelangen in
die Blutkapillaren und somit ins Pfortaderblut
Verdauung und Resorption der Phospholipide
- wichtigstes Nahrungsphospholipid ist Phosphatidylcholin (Lecithin)
- auch aus der Galle in den Dünndarm
33
- umgewandelt durch die Phospholipase A2 zu Lysophosphatin durch Abspaltung der
mittelständigen Fettsäure
> kommt über das Pankreassekret als inaktives Proenzym in den Dünndarm und wird
durch Trypsin aktiviert
- Lysophosphatin gelangt durch Diffusion in die Epithelzelle und wird durch Reveresterung
mit einer Fettsäure wieder in Phosphatidylcholin umgewandelt, welches für die Bildung
der Lipoproteinhülle der Chylomikronen benötigt wird
> gelangt also mit den Chylomikronen in die Lymphkapillaren und letztendlich in die V.
cava
Resorption von Cholesterin
- Cholesterin (Cholesterol) hauptsächlich in Futtermitteln tierischen Ursprungs
- außerdem über die Galle in den Dünndarm
- über das Futter zugeführtes Cholesterin etwa mit 15 % mit Fettsäuren verestert
- Cholesterinester werden im Dünndarmlumen durch die pankreatische
Cholesterinesterase gespalten
- Cholesterin gelangt durch carriervermittelte erleichterte Diffusion in die Epithelzelle und
wird mit Fettsäuren reverestert in die Chylomikronen inkorporiert
- In den Kryptenzellen kann Cholesterin synthetisiert werden, Hauptort für die Synthese
jedoch Leber
25. Verdauung Proteine
- Proteine (Eiweiße) dienen als Baustoff der Zellen (integrale Proteine der Zellmembran,
Cytoskelett > Actin, Tubulin) und als Funktionsstoffe (Hormone, Enzyme, Abwehrstoffe)
Beteiligte Peptidasen sind aufgeteilt in Endo- und Exopeptidasen, sowie Peptidasen mit
speziellen Funktionen:
- Endopeptidasen spalten Peptidbindungen durch Hydrolyse vor allem im mittleren
Bereich der Proteinmoleküle, Exopeptidasen spalten endständige AS der
Proteinmoleküle ab
- wenn endständige AS mit freier Carboxylgruppe, dann als C –terminale AS bezeichnet,
wenn AS mit freier Aminogruppe, dann als N –terminale AS bezeichnet; die Exopeptidase
wird dann entweder als Carboxypeptidase oder als Aminopeptidase bezeichnet
- zu den Endopeptidasen zählen das Pepsin (von den Hauptzellen des Magenfundus als
Pepsinogen sezerniert) und das Trypsin, Chymotrypsin und Elastase (werden über das
Pankreassekret als inaktive Proenzyme Trypsinogen, Chymotrypsinogen, Proelastase ins
Duodenum gebracht)
- auch die Carboxypeptidasen A und B gelangen in inaktiver Form (Procarboxypeptidase A
und B) über das Pankreassekret ins Duodenum
- Aktivierung der Peptidasen erfolgt im Dünndarm durch das BSM-ständige (Bürstensaum)
Enzym Enteropeptidase (Trypsinogen > Trypsin) sowie durch Trypsin (Trypsinogen
> Trypsin, Chymotrysinogen > Chymotrypsin, Proelastase > Elastase), jeweils durch
Abspaltung eines Peptids
- neben den Peptidasen des Magens bzw. des Pankreas sind verschiedene BSM-ständige
Peptidasen (Aminopeptidasen, Carboxypeptidasen, gamma- Glutamylpeptidase,
Dipeptidasen) an der Proteinverdauung beteiligt
- Verdauung der Nahrungsproteine beginnt im Magen wo sie durch das saure Milieu
denaturiert werden (Denaturierung = Verlust der Sekundär- und Tertiärstruktur der
Proteine); dadurch wird die proteolytische Wirkung von Pepsin (pH-Optimum 1-3)
begünstigt, wobei als Spaltprodukte Peptide und auch AS anfallen
- Pepsin kann also in geringem Umfang auch endständige AS abspalten und ist außerdem
auch noch im Duodenum wirksam, da der pH-Wert im Sauren liegt
- allerdings scheint Pepsin nicht sehr bedeutsam für die Proteinverdauung zu sein, da nach
Ausfall der Pepsinproduktion im Magen die Proteinverdauung im Verdauungstrakt nicht
nennenswert vermindert ist
- offenbar vermögen Endopeptidasen des Pankreas Ausfall von Pepsin zu kompensieren
34
- die über das Pankreassekret als Proenzyme in den Dünndarm gelangenden Endo- und
Exopeptidasen hydrolysieren nach ihrer Aktivierung die Nahrungsproteine zu
Oligopeptiden und AS
- Peptidasen der BSM spalten die Oligopeptide zu Di- und Tripeptiden und AS auf, so dass
diese als resorptionsfähige Endprodukte im Dünndarm anfallen
- neben den Nahrungsproteinen werden auch sog. endogene Proteine verdaut (gelangen
über gastrointestinale Sekrete (Muzine) sowie über die an der Zottenspitze abgeschilferten
Epithelzellen ins Dünndarmlumen)
- an der Proteinverdauung sind Endopeptidasen des Magens und Pankreas,
Exopeptidasen des Pankreas und der BSM des Dünndarmepithels, sowie weitere
BSM-ständige Peptidasen beteiligt. Als resorptionsfähige Endprodukte fallen AS
sowie Di- und Tripeptide an.
26. Resorption Peptide Monogastrier
- die Verdauung beginnt bereits im Magen, wo durch die Salzsäure die Proteine denaturiert
werden und unter dem Einfluss der Säure das inaktive Pepsinogen in die aktive Peptidase
überführt wird
- im Darm wird durch den dort herrschenden pH-Wert das Pepsin größtenteils inaktiviert,
kann aber anfangs, solang der Speisebrei noch sauer ist, weiterwirken
- in der Hauptsache werden die Proteine jedoch erst im Dünndarm zu Aminosäuren und
Oligopeptiden (hauptsächlich Di- und Tripeptide) hydrolysiert und anschließend resorbiert
- dabei helfen sowohl Peptidasen des Pankreas als auch enterale Enzyme der
Bürstensaummembran
- nach ihrer Tätigkeit teilt man die Peptidasen (eiweißspaltende Enzyme) folgendermaßen
ein: Endopeptidasen spalten Peptidbindungen zwischen Aminosäuren innerhalb der
Polypeptidkette; Exopeptidasen spalten AS vom Ende der Ketten ab
daneben gibt es Sonderformen (Carboxypeptidasen spalten AS mit freier Carboxylgruppe
ab (C-terminale AS), Aminopeptidasen spalten AS mit freier Aminogruppe ab (N-terminale
AS)
- die Peptidresorption erfolgt zu 98% im proximalen Tubulus über sekundär aktive Na+Aminosäure-Symporter
- für verschieden AS gibt es verschiedene Transporter; allerdings haben AS die eine
ähnliche Konfiguration besitzen gleiche Transporter
- für die Peptidresorption werden kleinere Peptide in AS gespalten, die dann aufgenommen
werden können
- größere Peptide gelangen über Endozytose in die Tubuluszellen; im Zytosol findet
anschließend ihre Zerlegung in Aminosäuren statt
- die Resorption durch die Magenwand steht in keinem Vergleich zu der des Intestinaltraktes
- nur kurzkettige Fettsäuren und andere schwache Säuren, die im stark sauren
Mageninneren undissoziiert vorliegen, werden resorbiert
- wenn diese Säuren in den Epithelzellen dissoziieren und dadurch viel von ihrer
Membrantätigkeit einbüßen, kann es im Epithel zur Anreicherung und schließlich zu
Epithelschäden kommen
27. Verdauung Proteine beim Wdk
- Abbau von Proteinen erfolgt in den Vormägen enzymatisch durch Proteasen mikrobiellen
Ursprungs bis zu Oligopeptiden, Dipeptiden und Aminosäuren
- überwiegender Teil der Proteasen stammen von Bakterien
- kleinere Peptide und Aminosäuren können von Mikroorganismen aufgenommen werden
und intrazellulär zu Ammoniak und Corticosteroide (CS) abgebaut werden oder für die
Neusynthese von mikrobiellem Protein wiederverwertet werden
- Umfang des ruminalen Proteinabbaus ist variabel und wird durch Proteineigenschaften
(Löslichkeit, Sekundär- und Tertiärstruktur, Struktur von Disulfidbrücken) bestimmt
- je nach Proteinquelle werden zwischen 30 - 70% des Gesamtproteins im Pansen abgebaut;
bei Protein aus frischem Gras bis zu 100%
35
- verschiedene Pflanzeninhaltsstoffe (z.B. Tannine) oder auch chemische
Behandlungsverfahren können durch Reduktion der Proteinlöslichkeit eine Verminderung
des Proteinabbaus bewirken
- NPN-Verbindungen werden ebenfalls durch mikrobielle Enzyme abgebaut;
Hauptendprodukte sind dabei NH4+ und CO2 und je nach Substrat organische Säuren
- der von den Mikroorganismen gebildete Ammoniak wird in die Pansenflüssigkeit
ausgeschieden (außer durch diesen NH4+ -Eintritt in die Pansenflüssigkeit, wird die NH4+ Konzentration durch die NH4+ -Elimination bestimmt, die sich aus NH4+ -Assimilation durch
Mikroorganismen, Resorption durch die Pansenwand und Abfluss in den unteren
Verdauungstrakt zusammensetzt)
28. Ruminohepatischer Kreislauf
- Kreislauf zwischen Pansen und Leber zur besseren Ausnutzung des Stickstoffs im Futter
- es findet eine kontinuierliche Rezirkulation von Harnstoff statt
- das im Vormagen freigesetzte NH3 / NH4+ wird direkt von der Pansenwand resorbiert und
gelang über das Blut der Pfortader (V. portae) in die Leber > hier wird es im
Harnstoffzyklus zu Harnstoff umgewandelt (Harnstoffsynthese) und entgiftet
- Harnstoff gelangt über die V. hepatica und nach Perfusion des Lungenkreislaufs über das
arterielle Blut zu den Speicheldrüsen und zur Vormagenwand in den Pansen zurück. Dort
wird der Harnstoff mit Hilfe der bakteriellen Urease in NH3 und CO2 gespalten und steht so
wieder für die mikrobielle Aminosäuresynthese zur Verfügung
- Höhe der Harnstoffzirkulation über die Speicheldrüsen ist eine Funktion der
Harnstoffkonzentration im Plasma; Konzentration im Mischspeichel ca. 65% der des
Plasmas
- Harnstoffzyklus
ein Teil des Zyklus findet in den Mitochondrien statt, ein anderer im Cytosol
Mitochondrium
Bicarbonat wird phosphoryliert und somit aktiviert
Ammoniak lagert sich unter Abspaltung des Phosphatrestes an; es entsteht
Carbamat
Carbamat wird wieder phosphoryliert und somit aktiviert; es entsteht CarbamoylPhosphat
Carbamoyl-Phosphat wird dephosphoryliert und auf Ornithin überführt; es entsteht
Citrullin
Citrullin wird im Antiport gegen Ornithin ins Cytosol gebracht (ATP wird verbraucht!!!)
Cytosol
Citrullin reagiert mit L-Aspartat zu Argininosuccinat
vom Argininosucchinat spaltet sich Fumarat ab; es entsteht Arginin
Arginin wird zu Ornithin und Isoharnstoff gespalten (Ornithin geht zurück ins
Mitochondrium und Isoharnstoff wird zu Harnstoff)
29. Hauben-Pansen-Motorik
- charakterisiert durch regelmäßige, stereotype Kontraktionssequenzen, die nacheinander
verschiedene Anteile von Haube und Pansen erfassen
- es wird zwischen A und B –Zyklen unterschieden bzw. zwischen primären und sekundären
Zyklen
- A-Zyklen breiten sich von kranial nach kaudal aus und beginnen mit einer biphasischen
Haubenkontraktion (während der ersten Kontraktion verkleinert sich die Haube auf ca. die
Hälfte, zweite ist noch kräftiger und lässt das Lumen der Haube nahezu verschwinden),
dann kontrahiert sich der Pansenvorhof => Ingesta wird zurück in die sich relaxierende
Haube geführt; nun beginnt sich der dorsale Pansensack von kranial nach kaudal zu
kontrahieren (Pansenpfeiler ziehen sich hierbei ringartig zusammen und bewegen sich
nach dorsal), dann kontrahiert sich der ventrale Pansensack (Pfeiler bewegen sich nach
ventral, so dass Flüssigkeit über den kranialen Pansenpfeiler nach kranial in den
Pansenvorhof gelangen kann)
36
- B-Zyklen laufen ohne Beteiligung von Haube und Pansenvorhof ab; sie beginnen mit
Kontraktion des ventralen Blindsackes mit sich anschließender Kontraktion des dorsalen
und dann des ventralen Pansensackes
- Pansenkontraktionen sind adspektorisch in der linken Hungergrube erkennbar
- Motorik ist also durch A und B-Zyklen gekennzeichnet. Sie ermöglicht eine intensive
Durchmischung der Ingesta, Abgabe der Pansengase (Ruktus) und den
Weitertransport aus dem Reticulorumen in den Psalter
- Reguliert wird die Hauben-Pansen-Motorik durch vago-vagale Reflexe. Das Reflexzentrum
liegt in der Medulla oblongata. Das enterische Nervensystem hat hier nur eine
untergeordnete Bedeutung
- Bestandteile des Reflexbogens sind:
1. Rezeptoren in der Maulhöhle, der Wand des Vormagens, Labmagens und Duodenums
2. afferente Nervenbahnen die über den N.vagus projizieren
3. paariges, bilaterales Magenzentrum in der Medulla oblongata
4. efferente Nervenfasern, die über den N.vagus laufen
5. glatte Muskulatur der Vormagenwand als Erfolgsorgan
Am wichtigsten sind Rezeptoren in der Wand von Haube und Pansen!
> Mäßige Dehnung der Wand des Reticulorumens führt zu einer vermehrten Motorik von
Haube und Pansen
> Starke Dehnung und hohe Fettsäurekonzentrationen hemmen die Motorik
> Die Aktivierung von Rezeptoren in der Maulhöhle, Labmagen und Duodenum hat
zusätzliche Einflüsse
30. Psalter-Motorik
- es ist zu unterscheiden zwischen Motorik des Psalterkanals und des Psalterkörpers
- die des Psalterkanals steht in enger Beziehung zur Hauben-Pansen-Motorik
- Psalterkanal erweitert sich stets auf dem Höhepunkt der 2. Haubenkontraktion (bei offener
Hauben-Psalter-Öffnung wird die Ingesta aus dem Bereich des Haubenbodens in den
Psalter angesaugt (Saugphase)); daraufhin schließt sich die Öffnung und der Kanal
kontrahiert sich, Ingesta wird teilweise zwischen die Psalterblätter gepresst (Druckphase)
- es schließt sich eine Kontraktion des Psalterkörpers an => Ingesta wird in Richtung PsalterLabmagen-Öffnung gepresst
- kurz vor der folgenden Haubenkontraktion relaxiert sich der Psalterkörper komplett
- Psaltermotorik wird primär lokal reguliert (intrinsische Kontraktionen)
- Psalter funktioniert als Saug-Druck-Pumpe. Motorik der Psalterkörpers ist nur
teilweise mit der Hauben-Pansen-Motorik koordiniert und von N.vagus weitgehend
unabhängig
31. Chlorid-Transport im Magen Darm Trakt
- Chloridtransport aus dem Lumen zur Blutseite weist eine enge Koppelung zum
(elektroneutralen) Na+ -Transport auf
- diese Beziehung ergibt sich aus der Nutzung der mit Hilfe der Carboanhydrase in den
Zellen aus H2CO3 entstehenden Dissoziationsprodukte H+ und HCO3- Verwendung der Protonen für den Na+/H+ -Austauscher wird kombiniert mit einem
Anionenaustauscher in der luminalen Membran, der die HCO3- -Abgabe ins Lumen mit
der Aufnahme von Chlorid ermöglicht
- über basolaterale Abgabe des Chlorids ist nichts bekannt
- die HCO3- -Abgabe ins Lumen muss als wichtiger, aber häufig nicht beachteter
Faktor der Pufferung der Vormagenflüssigket angesehen werden
- im distalen Jejunum und Ileum findet sich ein Chlorid-/ Bicarbonat-Antiporter, durch den die
Chloridresorption durch die Bürstensaummembran stattfindet
- durch die basolaterale Membran gelangt das Cl- durch Ionenkanäle
- der größte Teil des Chlorids wird aber über solvent drag transportiert
- ca. 80% des gesamten Chlorids werden im Dünndarm resorbiert
32. Nahrungsregulation (Ghrelin, Leptin)
37
- von endokrinen Zellen der Fundusdrüsen des Magens wird das Hungerhormon Ghrelin in
die Blutbahn abgegeben
- Sekretion ist nach Nahrungsentzug erhöht
- Konzentration steigt i.d.R. unmittelbar vor einer Mahlzeit an und sinkt während der Mahlzeit
wieder
- Hunger-Effekt von Ghrelin geht mit einer über das ZNS vermittelten Steigerung der
Magenmotorik und Magensaftsekretion einher (wirkt direkt auf hypothalamische Neurone
im Nucleus arcuatus)
- Leptin ist ein Fettzellhormon, dass in Abhängigkeit von der Größe der Fettzellen freigesetzt
wird und hemmend auf die Nahrungsaufnahme wirkt
- Leptin ist demnach Gegenspieler des Ghrelins und an der Regulation der Größe der
Fettdepots und damit des Körpergewichts beteiligt
- da Ghrelin zusätzlich auch die Freisetzung vom Wachstumshormon im
Hypophysenvorderlappen anregt, könnte die relativ hohe Nahrungsaufnahme während des
Wachstums, die auf einer erhöhten Mahlzeitenfrequenz basiert, durch Ghrelin bedingt sein
Kreislauf: Magen leer / Nährstoffoxidation niedrig -> Hunger durch nervale und humorale
Signale ausgelöst-> Gehirn bekommt Signal für Hunger/Appetit -> Nahrungsaufnahme ->
Magen voll / Nährstoffoxidation hoch -> Sättigung
- Magenentleerung vom Dünndarm gesteuert (durch Resorption von Nahrungsbausteinen
über vagale Reflexe)
- außer Leptin und gastralen Mechanosensoren sind auch intestinale Sensoren für Glucose,
AS und Fettsäuren, sowie intestinale Osmosensoren an der Sättigung beteiligt
- Besonderheiten beim Wiederkäuer: Feedback-Signale aus dem Vormagen, Ghrelin wurde
bisher nicht nachgewiesen, Osmolarität des Panseninhalts führt ebenfalls zur Sättigung
- Sättigungssignale werden vorwiegend über den N. vagus ans Gehirn übermittelt
33. Vergleich Vormagenverdauung - körpereigene Verdauung, Enzyme, Produkte, Vor/Nachteile
Verdauungsort
Polygastrier (Wiederkäuer)
Vormagen
Celluloseverdauung
Sehr hoch (durch
Mikroorganismen in den
Gärkammern, die Enzyme
produzieren, die die betaglykosidischen Bindungen der
Cellulose spalten können (langer
Vorgang, der lange Retentionszeit
benötigt => Vormägen als
Speicher sehr gut geeignet)
Bei Fütterung von qualitativ gutem
Gras sind Hauswiederkäuer durch
die lange Retentionszeit den
Pferden überlegen
Mono-, Di- und
Polysaccharide
Abbau zu kurzkettigen Fettsäuren
in den Vormägen; werden schnell
resorbiert; entscheidende
Energiequelle für endogenen
Monogastrier
Dickdarm (Spezies eingeteilt in
Tiere, bei denen mikrobielle
Verdauung im Caecum erfolgt
(Caecumverdauer; Hamster,
Kaninchen, Chinchillas…) und in
welche bei denen Verdauung im
Colon verläuft (Colonverdauer;
Pferde)
Gering (da Cellulose und andere
Zellwandbestandteile nicht durch
körpereigene Enzyme abgebaut
werden können und durch kürzere
Retentionszeit)
Bei Fütterung von qualitativ
schlechtem Gras sind Pferde den
Wiederkäuern überlegen, da sie
die Passagezeiten erhöhen
können und aus der großen
aufgenommen Futtermenge bei
Verdauung im Dünn- und
Dickdarm noch relativ viele
Nährstoffe ziehen
Abbau zu kurzkettigen Fettsäuren
im Dickdarm; werden schnell
resorbiert; entscheidende
Energiequelle für endogenen
38
Hochwertiges Eiweiß
Abbau hochwertiger
Kohlenhydrate und
Futterprotein
Fette
Mikrobiell gebildetes
Protein
Stoffwechsel; Wiederkäuer
müssen die benötigte Glucose vor
allem aus Propionat, glucogenen
AS, Laktat und Glycerin
synthetisieren (Gluconeogenese)
Wird in Vormägen mikrobiell
abgebaut; das gebildete
Ammoniak und AS können
Mikroorganismen bei der
Proteinbiosynthese nutzen
Zucker?
Durch Lipasen der
Mikroorganismen gespalten;
freigesetzte ungesättigte FS
werden hydriert und es entstehen
gesättigte FS (v.a. Stearinsäure);
nur kleiner Teil kann im Dünndarm
und im Körper durch Desaturasen
in Ölsäure überführt werden;
langkettige FS werden im
Dünndarm resorbiert und bei der
Fettsynthese verwendet =>
Körperfett enthält viel gesättigte,
wenig ungesättigte FS
Futterproteine schlechter Qualität
und NPN-Verbindungen können
bei der Synthese von
hochwertigem mikrobiellem
Protein genutzt werden.
Mikrobielles Protein kann im
Dünndarm verdaut werden
Stoffwechsel
Kann bereits im Magen und
Dünndarm gespalten und als
Monosaccharide, AS bzw. Peptide
resorbiert werden
Vorteil; können leichtverdauliche
Teile im Magen und Dünndarm
spalten und als Monosaccharide,
AS bzw. Peptide resorbieren;
Kohlenhydrate und Proteine, die
nicht im Dünndarm abgebaut
werden können, gelangen in den
Dickdarm und können dort
mikrobiell genutzt werden
Aufgenommene Triacylglycerin
werden im Dünndarm gespalten;
im Futterfett vorhandene
ungesättigte FS bleiben
weitgehend erhalten und werden
ins Körperfett eingebaut; das
Fettsäuremuster des Körperfettes
entspricht hier also der
Zusammensetzung der Fette im
Futter
Können das gebildete mikrobielle
Protein meistens nicht nutzen
Ausnahme: Caecotrophie der
Kaninchen
34. Wiederkäuen, Ablauf, wo im Zyklus, vagovagale Reflexe, exogene Einflüsse (Stress)
Wiederkäuen ist elementare Voraussetzung für den physiologischen Ablauf der
Verdauungsvorgänge im Vormagen:
- die mit dem Wiederkauen einhergehende Zerkleinerung großer Partikel führt zu einer
Oberflächenvergrößerung, die Voraussetzung für eine intensive mikrobielle Besiedelung
und den Abbau von Zellinhaltsstoffen ist => Wiederkauen beeinflusst indirekt das Ausmaß
der mikrobiellen Fermentation (vor allem bei raufutterreicher Nahrung)
- Wiederkauen ist mit einem erhöhten Speichelfluss verbunden; Wiederkauaktivität
beeinflusst damit das Milieu im Reticulorumen
- die mit dem Wiederkauen einhergehende Abnahme der Partikelgröße und Zunahme der
Partikeldichte beeinflussen entscheidend den Ablauf der Ingestapassage aus dem
Reticulorumen in den Psalter
- Wiederkauen wird durch Stimulation der epithelialen Rezeptoren in der Mucosa von Haube
Pansenvorhof induziert
- bei strukturreicher Nahrung dauert das Wiederkauen zwischen 8 und 11 Stunden, je feiner
das Futter desto mehr sinkt die Wiederkauaktivität ab
39
- epitheliale Rezeptoren projizieren über vagale Fasern zum Wiederkauzentrum in der
Medulla oblongata => nach Vagotomie oder Decerebrierung tritt kein Wiederkäuen mehr
auf
- jeder Wiederkauzyklus beginnt mit der Rejektion eines Bolus in die Maulhöhle, dadurch
werden Ingesta aus dem Bereich von Haube und Pansenvorhof vor die Cardia gehoben,
deren unterer Sphinkter sich gleichzeitig öffnet; infolge einer Inspiration bei
angehobenem weichem Gaumen vergrößert sich der Unterdruck im thorakalen Bereich
des Ösophagus so dass der Bolus in den Ösophagus angesaugt wird; eine schnelle
antiperistaltische Kontraktion des Ösophagus befördert den Bolus in die Maulhöhle;
durch kurzes Schließen der Epiglottis wird verhindert, dass Ingesta in die Trachea
gelangt
- in der Maulhöhle wird der Bolus zunächst durch Anheben der Zunge ausgedrückt; die
Flüssigkeit wird sofort wieder abgeschluckt
- jeder Wiederkauzyklus dauert ca. 1 Minute
- Futterpartikel werden zerkleinert und die Speichelsekretion ist mehr als verdoppelt
- der nächste Zyklus beginnt nach einer kurzen Pause von ca. 5-10 Sekunden
- für jede Rejektion wichtig: Haben-Pansen-Motorik, Atmung und Aktivität des Ösophagus
synchronisiert (gelingt am besten im Ruhezustand und deshalb ist das Wiederkauen vor
allem bei liegenden, dösenden Tieren zu beobachten)
- Aufregung und Stress wirken stark hemmend
- als Pseudo-Wiederkauen wird eine Aktivität bezeichnet, bei der Boli rejiziert werden, ohne
dass sich Kaubewegungen anschließen (vor allem bei Fütterung von strukturarmen
Rationen zu beobachten)
- Wiederkauen ist ein guter Indikator für die Tiergesundheit
- Wiederkauen repräsentiert einen angeborenen, komplexen, vago-vagal gesteuerten
reflektorischen Vorgang; Futter wird ca. 8 Stunden täglich wiedergekaut
35. Mikroorganismen im Pansen
- Verdauung in den Vormägen der Wdk abhängig von der mikrobiellen Besiedlung
- Mikroorganismen bilden ein Ökosystem innerhalb der Vormagenabteilungen
- Beziehung zwischen Wirtstier und Mikroorganismen = Symbiose (Nutzen für jeden
Partner)
Leistungen Wirtstiere:
> Konstanthaltung der Körpertemperatur
> Substratbereitstellung aus Futter und endogenen Sekreten
> Erhaltung eines Fließgleichgewichts durch Speichelsekretion und Flüssigkeits/Partikelumsatz
Leistungen der Mikroorganismen:
> Bereitstellung von hochwertigen Nährstoffen durch Fermentations- und
Syntheseleistungen
- wichtigste Fermentationsleistung: mikrobieller Abbau von pflanzlichen Zellbestandteilen wie
Cellulose und anderen Kohlenhydraten zu kurzkettigen Fettsäuren, die das Wirtstier
nutzen kann
- wichtige Syntheseleistungen: Bildung mikrobiellen Proteins, essentieller und nicht
essentieller Aminosäuren sowie wasserlöslicher Vitamine
> Umwandlung von potentiell toxischen Substanzen in unschädliche Substanzen
(Nitrite, Phytoöstrogene sowie Pflanzen- und Pilztoxine)
- Bakterien, Protozoen: ca. 10 % des Volumenanteils der mikrobiellen Biomasse in den
Vormägen sowie im Pansen, ca. 200 verschiedene Spezies
Bakterien:
- essentielle für die grundlegenden biochemischen Stoffwechselvorgänge, spalten
Kohlenhydrate (Zellulose, Hemizellulose, Pektine, Xylane, Zucker) und Proteine
- Besiedlung beginnt unmittelbar nach der Geburt durch den Kontakt zu anderen Tieren, der
Umgebung sowie dem Futter
- Zunahme der Dichte der Bakterienpopulation in der ersten Woche
- Keimdichte beim erwachsenen Tier: zwischen 1010 und 1011 /ml
- Zellgröße der Pansenbakterien: zwischen 1 und 10 µm Durchmesser
40
- Population besteht überwiegend aus anaeroben Keimen, nur wenig aeroben Keime
- 70 – 80 % haften an der Oberfläche der Nahrungspartikel oder dem Pansenepithel
- Beteiligung an der Aufrechterhaltung des Pansenmilieus: Die am Epithel haftenden
Bakterien verwerten O2 und halten dadurch das anaerobe Milieu aufrecht (den O2Partialdruck niedrig) und das negative Redoxpotential von −250 bis −300 mV sorgt
dafür, dass der Abbau der Kohlenhydrate nur bis zu den kurzkettigen Fettsäuren und nicht
vollständig zu CO2 und H2O erfolgt, so dass die in den Fettsäuren enthaltene Energie vom
Wirtstier genutzt werden kann
- Die im Pansensaft befindlichen Archaebakterien bilden aus CO2 und H2 Methan und
senken somit den H2-Partialdruck im Pansen, was eine übermäßige Bildung von Ethanol
und Milchsäure verhindert. Methan ist für den Wiederkäuer nicht verwertbar und muss
zusammen mit dem CO2 als „Abgas“ über den Ruktus abgegeben werden
- qualitative und quantitative Zusammensetzung der Bakterienflora futterabhängig
Protozoen:
- anaerob, Ciliaten und Flagellaten, nicht essentiell für den mikrobiellen
Vormagenstoffwechsel
- Besiedelung ebenfalls postnatal, durch Kontakt der Tiere zueinander
- Ciliaten (Wimperntierchen): Konzentration in der Pasenflüssigkeit zwischen 105 und 108
Zellen/ml; Größe von ca. 20 bis 200 µm (Hälfte der im Pansen vorhandenen mikrobiellen
Biomasse)
- Flagellaten (Geißeltierchen): Konzentration in der Pansenflüssigkeit zwischen 103 und 104
Zellen/ml, weniger als Bakterien, jedoch hohe Variabilität; Größe von zwischen 4 und 14
µm Durchmesser; Abhängig von der Zusammensetzung des Futters, der Häufigkeit der
Mahlzeiten und versch. Physikochemischen Faktoren
Pilze
- nicht essentiell für den mikrobiellen Vormagenstoffwechsel
- obligat anaerob, Temperaturoptimum von 33 bis 41 °C
- als Zoosporen in der Pansenflüssigkeit, als Sporangium (vegetative Form) an
Pflanzenpartikeln
- Dichte der Pilzpopulation steigt mit dem Rohfasergehalt der Nahrung
- metabolisieren einige lösliche Kohlenhydrate, pflanzliche Polysaccharide, Proteine
- sind befähigt langkettige Fettsäuren zu synthetisieren
- Endprodukte bei der mikrobiellen Fermentation
> Kohlenhydrate > Mono-/Oligosaccharide > Pyruvat > kurzkettige Fettsäuren, Gase
> Proteine > Oligopeptid, Aminosäuren > Ammoniak, Carbonsäure, bakterielle Proteine
> Fette > Glycin > kurzkettige Fettsäuren
Fette > langkettige Fettsäuren > Aufnahme durch Mikroorganismen
> Mikroorganismen synthetisieren Vitamin C, B-Vitamine und Vitamin K
36. Gallensäurebildung, Gallenfarbstoff, Gelbsucht
- Gallenbildung durch Leberzellen und von Epithelzellen der hepatischen Gallengänge
- von der Leber sezernierte Galle wird in der Gallenblase gespeichert und durch Elektrolytund Wasserresorption eingedickt – die Zusammensetzung der Galle ist also in Leber und
Gallenblase unterschiedlich
>> Ausnahme: Pferd, Kamel, Reh, Ratte und Taube haben keine Gallenblase, die
Lebergalle gelangt direkt durch den Ductus choledochus in den proximalen Dünndarm
Zusammensetzung der Galle beim Fleischfresser
Leber-Galle
Gallensäuren
hauptsächlich Tauro- und
Glykocholsäure
Gallenfarbstoffe
Hauptsächlich Bilirubindiglucuronat
Phospholipide
35
Gallenblasengalle
mmol / l
300
1
5
2
15
41
Hauptsächlich Lecithin
Cholesterin
Na+
K+
Ca2+
ClHCO3pH-Wert
2
165
5
2,5
90
45
8,2
10
280
10
12
15
10
6,5
- pro Tag durch den Ductus choledochus in den Dünndarm gelangende Galle:
> Mensch und Schwein: 0,5 – 1 Liter
> Hund: 0,1 - 0,2 Liter
> Schaf: 0,5 – 0,7 Liter
> Rind: 3 – 5 Liter
> Pferd: 7 – 10 Liter
Konzentrierung der Galle in der Gallenblase
- organische Komponenten der Galle (konjugierte Gallensäuren, Gallenfarbstoffe,
Phospholipide, Cholesterin) erfolgt durch Resorption von Wasser. Wasser folgt bei der
Resorption dem resorbierten Na+ und Cl- aus osmotischen Gründen
- Na+ wird durch Na+/H+-Austauscher und Cl- durch Cl-/HCO3- -Austauscher der apikalen
Membran in die Epithelzellen der Gallenblase aufgenommen
- durch die basolaterale Membran wird Na+ durch eine Na+/K+-Pumpe und Cl- durch einen
Anionenkanal (auch für HCO3- durchlässig) ausgeschleust. Es kommt dadurch zu einer
lokalen Erhöhung der Osmolarität in den interzellulären Spalten, die zum
Gallenblasenlumen hin durch Zonulae occludentes (tight junctions) abgeschlossen sind.
Dadurch wird die Wasserresorption entlang einem lokalen osmotischen Gefälle bedingt.
- das HCO3- aus der Gallenblasen-Galle verschwindet liegt an der Sekretion von H+ durch
den Na+/H+-Austauscher > das sezernierte H+ reagiert an der Oberfläche des
Gallenblasenepithels mit HCO3- zu H2CO3 , welches zu CO2 und H2O zerfällt
- aufgrund seiner guten Lipidlöslichkeit diffundiert CO2 in das Epithel, wo es mittels der
Carboanhydrase-(CA)Reaktion in HCO3- und H+ überführt wird
- H+ gelangt über den Na+/H+-Austauscher wieder in das Lumen, während HCO3- die
Epithelzelle teils über den Anionenkanal der basolateralen Membran und teils über den
Cl-/HCO3- -Austauscher der apikalen Membran verlässt
- über den Ausschleusungsprozess durch die basolaterale Membran wird der HCO3- Übertritt in das Interstitium und die Blutbahn vermittelt, also hängt die HCO3- -Resorption
vom Na+/H+-Austauscher der apikalen Membran, von der Carboanhydrase und dem
Anionenkanal in der basolateralen Membran ab
- die höhere Konzentration der Gallensäuren, -farbstoffe, Phospholipide und Cholesterin in
der Gallenblasen-Galle zur Lebergalle kommt durch die Wasserresorption die durch
Elektrolytresorption angetrieben wird, zustande
> Mensch: 5 – 10 Mal höher
> sonstige Haustiere: 2 – 3 Mal höher
- Die organischen Komponenten der Galle werden in der Gallenblase kaum resorbiert
- trotz der starken Konzentrierung der Gallensäuren und der übrigen organischen
Komponenten weist die Gallenblasen-Galle annähernd die gleiche Osmolarität wie die
Lebergalle auf, weil die Gallensäuren größtenteils micellar gelöst und damit nur wenig
osmotisch aktiv sind
- Gallensäuren und Phospholipide mit hydrophilem und hydrophobem Ende: Detergentien
> bilden in wässriger Lösung Molekülaggregate (Micellen), bei denen hydrophobes Ende
den Kern und hydrophiles Ende die Schale bilden. Im Kern z.T. auch hydrophobes
Cholesterin inkorporiert
- hydrophobes Ende: Steroidgerüst der konjugierten Gallensäuren bzw. Fettsäurereste
der Phospholipide
- hydrophiles Ende: Taurin/Glycin der konjugierten Gallensäuren bzw. Phosphatgruppe
der Phospholipide)
42
- konjugierte Gallensäuren: relativ starke Säuren, liegen also als Anionen vor
- gemischten Gallensäuremicellen weisen an Außenseite viele negative Ladungen auf, sind
also Polyanionen, die Kationen mit ihrer Wertigkeit entsprechend binden und damit
immobilisieren. Dies erklärt die hohe Konzentration von Kationen (Na+, K+, Ca2+) in der
Galle der Gallenblase und deren geringe osmotische Aktivität. Die osmotische Aktivität von
Na+ und Ca2+ in der Gallenblase entspricht Konzentrationen von etwa 145 mmol/l (Na+)
bzw. 1,5 mmol/l (Ca2+). Die geringe Konzentration von anorganischen Anionen (Cl-, HCO3-)
in der Gallenblase ist darauf zurückzuführen, dass die konjugierten Gallensäuren nicht
vollständig micellar gelöst sind und somit teilweise als freie Anionen vorliegen
Füllung und Entleerung Gallenblase
- Nüchtern: Ductus choledochus an der Einmündung in das Duodenum durch Kontraktion der
glatten Zirkulärmuskulatur (Sphincter Oddi) verschlossen (Hund, Katze, Mensch), so dass
das die von der Leber sezernierte Galle vom Ductus hepaticus aus über den Ductus
cysticus in die Gallenblase statt über den Ductus choledochus ins Duodenum gelangt
- Beim Wiederkäuer ist die Wirkung der Zirkulärmuskulatur gering, so dass sie Speicherung
/Eindickung in der Galle weniger effizient ist
- beim Pferd gelangt die Galle durch Fehlen der Gallenblase kontinuierlich ins Duodenum
Gallensäuren
- in den Leberzellen aus Cholesterin synthetisiert: zunächst wird Cholesterin hydroxyliert,
hydriert und ein C3-Fragment abgespalten, so dass die Chenodesoxycholsäure entsteht.
Eine weitere Hydroxylierung führt dann zur Cholsäure. Die so entstandenen Säuren haben
einen pKa-Wert von 6 – 7. Sie werden mit Coenzym A und ATP aktiviert und reagieren mit
den Aminosäuren Glycon und Taurin zu den wirksamen Gallensäuren mit pKa 2.
>> Konjugation mit Aminosäuren ist funktionell wichtig damit die Emulgationswirkung im
Dünndarm mit pH 7 – 8 erfolgt
- Erst Anwesenheit von Gallensäuren ermöglicht die Bildung von Micellen im Darmchymus
- Voraussetzung für im Dünndarm stattfindende, durch Micellen vermittelte Resorption von
Lipiden und fettlöslichen Vitaminen
- Verdauung von Lipiden beginnt mit deren Emulgation, wo zunächst mechanisch aus
großen Fetttropfen kleinere Tropfen entstehen. Die Gallensäuren und Phospholipide
setzen die Oberflächenspannung herab und erleichtern diesen Prozess. Im
Dünndarmchymus kann nun die Pankreaslipase nach Aktivierung durch eine Co-Lipase
angreifen und Triglyceride zu freien Fettsäuren und 2-Monoacylglycerinen hydrolysieren.
Die Resorption der Fettsäuren wird durch Micellenbildung möglich > Fetttröpfchen, die mit
einem Monolayer aus Gallensäuren, Monoacylglycerinen und Phospholipiden überzogen
sind. Diese Schicht bildet gegenüber dem wässrigen Milieu des Darmlumens eine FettWasser- Grenzfläche aus, wodurch der nötige Kontakt der Lipide mit Enterocyten möglich
wird, der Voraussetzung für die Resorption von Monoacylglycerinen, freien Fettsäuren und
Cholesterin ist
- Die Gallensäuren bleiben zurück und werden durch bakterielle Enzyme zum Teil in die
sekundären Gallensäuren umgesetzt. Im Ileum erfolgt über einen sekundär-aktiven Na+Cotransporter der Bürstensaummembran die Aufnahme in das Zottenepithel gegen einen
elektrochemischen Gradienten. Der Austritt ins Interstitium erfolgt dann durch die
Basolaterale Membran durch einen Anionenaustauscher im Austausch gegen Bicarbonat
und von dort erfolgt die nahezu vollständige Rückresorption der konjugierten Gallensäuren
über das Blut der Pfortader in die Leber (enterohepatischer Kreislauf) und wird von den
Leberzellen aufgenommen und wieder in die Gallenkanälchen sezerniert
- Im Jejunum werden konjugierte Gallensäuren teilweise durch Diffusion absorbiert
- pro Tag durchlaufen die konjugierten Gallensäuren 5 – 10 Mal den Darmtrakt
- nur etwa 3 – 4 % der über die Galle in den Dünndarm gelangenden konjugierten
Gallensäuren treten in den Dickdarm über, wo sie durch Bakterien dekonjugiert und in
dieser Form teilweise durch Diffusion resorbiert werden – der Rest wird ausgeschieden
- in der Leber findet dann eine erneute Konjugierung mit Taurin oder Glycin statt
- Außerdem regulieren sie neben der Cholesterinaufnahme über die Nahrung die
Neusynthese von Cholesterin im Organismus
- wichtigsten Gallensäuren: Glykocholat und Taurocholat (bzw. –cholsäure)
43
- in der Gallenblase selbst dienen die Gallensäuren zusammen mit Phosphatidylcholin als
Lösungsvermittler für das Cholesterin der Gallenflüssigkeit
- werden durch Kontraktion der Gallenblase durch einen Ausführungsgang ins Duodenum
abgegeben und durch Cholecystokinin (CCK) reguliert
- im Dickdarm erhöhen sie die Wasserpermeabilität des Epithels
- Spaltprodukte der Fett- und Proteinverdauung im Dünndarm bewirken die Freisetzung des
Intestinalhormons Cholecystokinin (CCK) – dieses führt zur Kontraktion der glatten
Muskulatur der Gallenblase und zur Erschlaffung des Sphincter Oddi wodurch sich die
Gallenblase im Anschluss an die Fütterung entleert
- Außerdem wird die Entleerung der Gallenblase durch die reflektorische Freisetzung von
Acetylcholin durch postganglionäre parasympathische Neurone unterstützt, welches auch
kontrahierend auf die Muskulatur der Gallenblase wirkt
- Gallenbildung in der Leber wird reguliert durch die Konzentration der Gallensäuren im
Pfortaderblut, die Sekretionsleistung der Leber durch Sekretin
Gallenfarbstoffe
- Wichtigste: Bilirubin und Biliverdin
- entstehen beim Abbau von Häm in den reticuloendothelialen Zellen der Leber, der Milz und
des Knochenmarks
- Häm gehört zur Gruppe der Metalloporphyrine (Vorkommen in Katalase, Peroxidasen,
Cytochromen)
- Enzyme zur Häm-Biosynthese in jeder Zelle vorhanden, in der Leber besonders hohe
Aktivitäten
- Biliverdin:
> erstes Abbauprodukt des Häm entsteht durch Wirkung einer mikrosomalen
Hämoxygenase
> im zweiten Schritt reagiert es über die cytosolische Bilirubin-reductase zu Bilirubin
- Enzym fehlt Vögeln, Reptilien und dem Sumpfbiber > Galle grünliche Farbe
- Bilirubin wird als lipophile Substanz an Albumin gebunden zur Leber transportiert, wo es zu
einer Kopplung an Glucuronsäure kommt > Diglucuronid, das als wasserlösliche
Verbindung mit der Galle ausgeschieden wird
- im Dickdarm Reduktion des Bilirubins bis zu den farblosen Verbindungen Stercobilinogen
und Urobilinogen
- nach Oxidation mit Sauerstoff bzw. Wasserstoffentzug entstehen u.a. Urobilin und
Stercobilin (bedingt die normale Kotfarbe)
- die verschiedenen Abbauprodukte des Bilirubins werden z.T. im Darm resorbiert und
gelangen so erneut in die Leber (enterohepatischer Kreislauf), aber auch ein geringer
Teil zur Niere und werden ausgeschieden
- Gallenfarbstoff hat keine physiologische Bedeutung für die Verdauung
Gelbsucht (Ikterus)
- verschiedene Farbstoffe beeinflussen die Farbe des Blutplasmas > Carotinoide, andere
Pigmente - auch der Gehalt an Bilirubin bestimmt die Farbe
- Störung des Bilirubinstoffwechsels (Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin)
- Auslöser Gallensteine, Leberzirrhose oder Hepatitis
- Equiden haben physiologischer Weise schon eine relativ hohe Bilirubinkonzentration im
Blut
- bei anderen Tierarten ist der Gehalt an Bilirubin bei verschiedenen Krankheitsprozessen
zunächst durch vermehrte Sekretion bzw. verminderte Ausscheidung (Anstieg der
Serumkonzentration = Hyperbilirubinämie) und anschließend zum Austritt durch das
Gefäßendothel mit Einlagerung im Körpergewebe wodurch es zunächst zur Gelbfärbung
der Lederhaut (Sklera) des Auges und später auch zur Gelbfärbung der Haut und der
Schleimhäute kommt. Auch die Verfärbung von Körperflüssigkeiten und anderen Organen
sind möglich, z.B. dunkelbrauner Urin oder heller bis weißer Kot
- Prähepatischer/Hämolytischer Ikterus: Ursache vor der Leber
> durch stark gesteigerten Zerfall von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Rahmen
einer Hämolyse kommt es zum vermehrten Anfall des unkonjugierten Bilirubins
> physiologischer Weise auch beim Neugeborenenikterus (Icterus haemolyticus
neonatorum)
44
- Kurz nach der Geburt werden die mit dem fetalen Hämoglobin beladenen Erythrozyten
vermehrt abgebaut und durch neu gebildete rote Blutkörperchen ersetzt - üblicherweise
unschädlich. Bei massiv erhöhten Bilirubinwerten kurz nach der Geburt (z.B. durch eine
bestehende Rhesus-Inkompatibilität (Erythroblastose) oder bei Frühgeburten) besteht
allerdings die Gefahr des Kernikterus, einer Schädigung wichtiger Zentren des ZNS schlechte Prognose
> Auch bei Bluttransfusionskomplikationen (Untergang von Blutkörperchen) möglich
- Intrahepatischer/Hepatozellulärer Ikterus: Störung in der Leber
> mehrere Abläufe in der Leber können gestört sein:
- Bilirubinaufnahme in die Leberzellen: unzureichende Aufnahme von unkonjugiertem
Bilirubin kann einerseits durch Leberzellschädigung (z.B. im Rahmen einer
Virushepatitis oder einem akuten Leberversagen) oder andererseits durch Überlastung
des zelleigenen Transportsystems bedingt sein. Einige Medikamente (manche
Antibiotika) müssen über dieselben Transportwege ausgeschieden werden und können
dabei mit dem Bilirubin konkurrieren.
- Bilirubinkonjugation (Umwandlung von wasserunlöslichem, unkonjugiertem in
wasserlösliches, konjugiertes Bilirubin): Gendefekte von Enzymen (M. GilbertMeulengracht)
- Transport von konjugiertem Bilirubin aus der Leberzelle heraus: Leberzellschäden oder
vererbte Störungen der notwendigen Strukturen (Dubin-Johnson Syndrome)
- Abfluss aus den Gallenkanälchen der Leber in die intrahepatischen Gallenwege:
ähnlich posthepatischem Ikterus bereits hier Ausscheidung von Bilirubin und anderen
Substanzen gestört (intrahepatische Cholestase)
- Posthepatischer/Cholestatischer Ikterus: Störung im Gallengangsystem hinter der Leber
> Störung des Gallenabflusses aus der Leber durch den Ductus choledochus in das
Duodenum
> Da in der Galle neben Bilirubin auch verschiedene andere Substanzen ausgeschieden
werden, treten neben der Gelbfärbung von Haut und Schleimhäuten auch verschiedene
andere Symptome auf
> Gemeinsam werden alle Erscheinungen unter der Bezeichnung Cholestase subsumiert.
> Am häufigsten sind es Gallensteine, die im Ausführungsgang steckenbleiben und ihn
verlegen.
> Aber auch Tumoren (Bauchspeicheldrüse, Gallenblase, Gallengängen oder
Zwölffingerdarm) können zu plötzlichen Verschlüssen des Ausführungsganges und
damit zu einem Verschlussikterus (oder Obstruktionsikterus) führen
> Gallensteinen führen häufig gleichzeitig zu einer Gallenkolik – schmerzhaft
> tumoröse Veränderungen in diesem Stadium oft noch schmerzfrei
> seltene angeborene Ursache: Gallengangatresie im Neugeborenenalter
Gallensteine
- Treten bei Haustieren im Vergleich zum Menschen selten auf
- Beim Menschen bestehen Gallensteine hauptsächlich aus Cholesterin, dessen micellare
Löslichkeit recht begrenzt ist
- Bei Haustieren bestehen Gallensteine hauptsächlich aus Ca-Bilirubinat, wobei den
Gallensteinen häufig bakterielle Infektionen der Gallenblase voraus gehen, die mit einer
Hydrolyse des Bilirubindiglucuronats zu Bilirubin und Glucuronsäure einhergehen. Das
schlecht lösliche Ca-Salz des Bilirubins fällt dann aus.
37. enterohepatischer Kreislauf
Leber-Darm-Kreislauf
- mehrfaches Zirkulieren bestimmter Substanzen im Körper von Säugetieren zwischen
Darm, Leber und Gallenblase
- neben körpereigenen Substanzen (Gallensäuren) auch Arzneimittel und Gifte
- keine eigenständige anatomische Struktur des Körpers mit spezifischer Aufgabe (z.B.
Blutkreislauf) sondern das Verhalten bestimmter Stoffe im Körper, das sich aus ihren
chemischen und physikalischen Eigenschaften ergibt
- über die Nahrung aufgenommene Stoffe gelangen nach Passage durch den Magen vom
> Darm durch Resorption in den Blutkreislauf und über die Pfortader (Vena portae) in die
45
-
Leber
> Metabolisierung: Dort werden sie zum Teil durch Enzyme sowohl gespalten als auch mit
bestimmten chemischen Gruppen versehen (=Konjugate)
> Ziel: vor allem die Entgiftung und die Erhöhung der Wasserlöslichkeit (Hydrophilie) und
damit die Ausscheidung dieser Stoffe
> Von der Leber werden sie dann mit der Galle über die Gallenblase und den Gallengang
in den Darm abgegeben, von wo sie dann in Abhängigkeit von ihren chemischen und
physikalischen Eigenschaften durch Resorption erneut in den Blutkreislauf und damit in
die Leber gelangen können
dient vor allem der Speicherfunktion physiologischer Stoffe und verringert die Menge die
neu gebildet oder neu aufgenommen werden muss
Gallensäuren 85 – 95 % enterohepatischer Kreislauf, werden hauptsächlich im Dünndarm
resorbiert
Gallenfarbstoff Bilirubin 15 – 20 % enterohepatischer Kreislauf
auch Cholesterin und Vitamin B12
wichtig bei der Dosierung von im Darm resorbierten Medikamenten wie Tabletten, Kapseln,
Dragees und peroral eingenommene Lösungen
Gift der Herbstzeitlosen: Colchicin
Beschleunigung der Ausscheidung von Giftstoffen mit enterohepatischem Kreislauf oder
von entsprechenden Arzneistoffen im Fall einer Überdosierung ist durch Gabe von
Aktivkohle möglich - Durch diese werden die betreffenden Stoffe gebunden, aus der
Zirkulation zwischen Leber und Darm entzogen und mit der Kohle ausgeschieden
> > Genauen Ablauf Resorption siehe Thema Galle !!! < <
38. Kreislauf und Blutdruck
- Vertebraten und Vögel: geschlossenes Kreislaufsystem
- Blut zirkuliert kontinuierlich durch sämtliche Organe und die peripheren Körperabschnitte,
Herz wirkt hierbei als Kreislaufpumpe
- Arterielle und venöse Anteile des Kreislaufsystems durch Scheidewand zwischen den
Herzkammern vollständig voneinander getrennt
- Integrationssystem des Körpers, in dessen An- und Abtransportwegen (Strombahnen)
Stoffe zu Zellen und Geweben bzw. wieder zurück gelangen können > Nährstoffe,
Blutgase, Enzyme, Elektrolyte, Vitamine, Hormone, Stoffwechselprodukte, Wärme,
Abwehrstoffe, Wasser und Blutzellen
- Transportmittel: Blut (Haema, Sanguis)
- Blutvolumen:
Haussäugetiere 6 – 8 % des Körpergewichts, Katze: nur 4 % > Anämie gefährdet!
- Zirkulationszeit: 1 Blutkörperchen vom Herz hin und wieder zurück
> Großtiere 30 Sek.
> mittelgroße Tiere 15 Sek.
> Katze 7 Sek.
- Blutkreislauf (Systema cardiovasculare): Blut gefülltes Kreislaufsystem eingebunden in die
Blutbahn
- Lymphgefäßsystem (Systema lymphaticum): Drainagesystem, leitet Körperflüssigkeit
(Lymphe) aus dem Interstitium ins Blut zurück
- Knochenmark: Blutbildungsstätte (Hämopoese)
- Milz: Organ der Blutkontrolle, beim Pferd auch Blutspeicher
- Hochdruck-Verteilersystem
nach Verlassen des Herzens wird das Blut über größere Arterien und kleinere Arteriolen in
die Peripherie gepresst. Dort wird das sauerstoffangereicherte (oxygenierte) Blut in die
Peripherie transportiert. Dort verzweigen sich diese Gefäße in unzählige kleine und extrem
dünnwandige „Haargefäße“ (Kapillargefäße, Vasa capillaria) – durch deren Wand erfolgt
der Gasaustausch, der Transport niedermolekularer Stoffe und Wasser sowie die
Wanderung der Blutzellen
- Niederdruck-Sammelsystem
In den peripheren Kapillaren tritt ein hoher Strömungswiderstand auf, der zu einem
signifikanten Abfall des Blutdrucks führt. Dieser setzt sich in den Rücklaufgefäßen fort:
46
Venolen und Venen. Die venösen Strombahnen führen sauerstoffarmes (desoygeniertes)
Blut und können zusätzlich die Funktionen eines Blutspeichers übernehmen, aus dem bei
Bedarf Blut wieder in die Zirkulation abgegeben werden kann (Haut, Unterhaut, Lunge,
Milz)
> Die Venen münden wieder in das Herz
Herz
- Pumpe – vierkammeriger Muskelschlauch mit rhythmischen Kontraktionen um das Blut in
weiterführende Gefäße zu pressen
- Herzklappen geben die Strömungsrichtung vor und verhindern den Rückfluss
- Zwei Hauptkammern (Ventriculi cordis) mit jeweils einer vorgeschalteten Vorkammer
(Atrium cordis)
- Jede der beiden Hauptkammern hat am Ende je eine Klappe
> eine verhindert beim Zusammenziehen der Kammer (Systole) das Rückströmen in das
zuführende venöse Gefäß
> die andere verhindert dass das Blut aus den abführenden arteriellen Gefäßen nach
Erschlaffen der Kammer (Diastole) in die Kammer zurückfließt
- rechtes und linkes Herz vollständig getrennt durch Scheidewand – jedoch äußerlich zu
einheitlichem Herz vereint
- rechtes Herz: presst das Blut durch das Kapillargebiet der Lunge – kleiner Kreislauf oder
Lungenkreislauf
- linkes Herz: verteilt das Blut im übrigen Körper – großer Kreislauf oder Körperkreislauf
- Blut fließt vom linken Ventrikel über die Aorta in den Körper und zurück über die Hohlvene
(V. cava) und die rechte Vorkammer in die rechte Kammer. Von dort fließt es über die
Lungenarterie, Lunge und Lungenvene in die linke Vorkammer und schließlich wieder in
die linke Kammer
- Pfortaderkreislauf: Seitschluss des Körperkreislaufs. Aus einem ersten Kapillargebiet des
Magen-Darm-Kanals sowie den übrigen unpaarigen Organen der Bauchhöhle (Milz,
Bauchspeicheldrüse) wird das venöse Blut zunächst von der Pfortader (V. portae)
gesammelt und unter Umgebung der hinteren Hohlvene in der Leberpforte unmittelbar der
Leber zugeführt. In der Leber durchströmt das venöse Blut ein zweites Kapillarbett und
sammelt sich dann an der Vorderseite der Leber über die Lebervenen in der kaudalen
Hohlvene und gelangt über diese in den rechten Vorhof des Herzens
- Organe und Gewebe werden in der Regel von Gefäß-Nerven-Bündeln versorgt, bei denen
Arterien und Venen, Lymphgefäße und Nerven gemeinsam in bindegewebigen
Leitungsbahnen verlaufen, die in den Gliedmaßen meist in der Beugerseite der Gelenke
verlaufen um Verletzungen vorzubeugen.
Kreislauf
- Flüssigkeiten sind nicht kompressibel, so dass in jedem Gefäßabschnitt pro Zeiteinheit
dasselbe Volumen fließt
- jede lokale Volumenverminderung führt also zu einer Volumenvergrößerung im restlichen
Kreislaufsystem
- Blutvolumen
Herz und Lunge: ca. 15 %
arterieller Abschnitt: ca. 10 %
im Kapillarbereich: ca. 5 %
venöser Bereich: ca. 70 % > Blutreservoir des Körpers
- Fließgeschwindigkeit des Blutes abhängig vom Querschnitt der Gefäße des betreffenden
Abschnitts
- Bei parallel angeordneten Gefäßen (z.B. Kapillarbereich) zählt der Gesamtquerschnitt
- Strömungsgeschwindigkeit ist dort am größten, wo der Gesamtquerschnitt am geringsten
ist > Aorta
- Strömungsgeschwindigkeit ist dort am geringsten, wo der Gesamtquerschnitt am größten
ist > Kapillarbett
- Entsprechend des Querschnitts verhält sich auch der Druckverlauf
47
- Druck von Flüssigkeit in einem System nimmt mit fortschreitender Entfernung kontinuierlich
ab, solange der Gefäßquerschnitt gleich bleibt
> verringert sich der Gefäßquerschnitt an einer Stelle fällt der Druck hier stärker ab
> im Kreislaufsystem ist der größte Druckabfall in den allmählich enger werdenden
Arterien, Arteriolen und Kapillaren
- In kleineren Gefäßen: laminare Strömung
> Blut fließt ohne Turbulenzen glatt an der Gefäßwand entlang
> höchste Geschwindigkeit in der Mitte und geringste am Rand (parabolisches
Strömungsprofil)
- Strömung von der Druckdifferenz und den Gleitwiderständen zwischen den verschiedenen
Flüssigkeitsschichten (Viskosität) abhängig
- In größeren Gefäßen: meist pulsierende, laminare Strömung
> z.B. in den großen Arterien wo das Blut bei jedem Herzschlag zunächst beschleunigt
wird, sich dann aber durch Verformung der Gefäßwand (Pulswelle) wieder verlangsamt
- Turbulente Strömung bewegt sich nicht nur Richtung Längsachse sondern gleichzeitig nach
allen Seiten und tritt im Organismus nur an Stellen auf, an denen sich Strömungswirbel
bilden
> z.B. Herzklappen oder an Gefäßabzweigungen
> verursachen im Gegensatz zur laminaren Strömung Vibrationen und Geräusche, die mit
dem Stethoskop deutlich zu hören sind (z.B. Schließgeräusche der Herzklappen)
> kommen in den peripheren Gefäßen nur selten vor
Blutgefäße
- Arterie: größeres Gefäß, Strömungsrichtung vom Herz weg in Peripherie, ohne
Austauschfunktion
> elastische Arterien: Aorta, Aortenbogen, Truncus brachiocephalicus, Lungenarterien
> muskulöse Arterien: herzferne Arterien mit glatten Muskelzellen in der Tunica media
>> Windkesselfunktion:
Volumen des Aortenbogens vergrößert sich durch Elastizität, Wandspannung steigt durch
Vergrößerung des Durchmessers. In der Austreibungsphase (Systole) dehnt sich die Aorta
und speichert so einen kleinen Teil des ausgetriebenen Bluts. In der Diastole entspannt
sich das Herz, es wird kein Blut ausgetrieben. Die Aorta zieht sich wieder zusammen und
pumpt das gespeicherte Blut gleichmäßig in den Körperkreislauf. Dies führt zu einem
gleichmäßigen, kontinuierlichen Blutfluss und somit zu einem konstanten Blutdruck.
Außerdem schützt diese Funktion vor einer Schädigung der Kapillaren durch eine
ungebremste Blutwelle der Systole.
- Arteriole: kleinere Arterie (20 – 100 µm Weite), arterielle Druckregulatoren
- Kapillare: extrem dünnwandig mit Stoff- und Gasaustausch zwischen Blut und Gewebe
> sinkende Fließgeschwindigkeit und sinkender Blutdruck, nicht in Hornhaut, Linse,
Knorpel, Zahnschmelz
> Transport- und Barriereschicht (Blut-Gewebe-Schranke in Lunge, Niere und Gehirn)
> fördern Filtration und Resorption, Bildung einer blutgerinnungshemmenden Schicht
> Sinuskapillaren in der Leber, im roten Knochenmark und in der Milz > Phagozytose
- Venole: kleinere Vene, geringes Lumen, dünne Wand, keine elastischen Fasern
- Vene: größere Gefäße, Wand auffällig dünner als die der Arterien
> sammeln Blut aus den Kapillargebieten, postkapillären Venolen und kleineren Venen
und leiten es zum Herz hin und münden in den rechten Vorhof
> Venenklappen: verhindern Rücklauf des venösen Blutes ins Kapillargebiet
>> Gefäßversorgung durch Diffusion oder Vasa Vasorum (Gefäße der Gefäße) – kleine
Kapillarnetze
Lymphgefäße
- transportiert Lymphe (eiweißhaltige Flüssigkeit, verdünntes Blutplasma)
- unspezifische und spezifische Abwehr (Immunsystem)
- Transport von Stoffen die vor Eintritt in die Blutbahn in regionalen Lymphknoten gereinigt
werden müssen: Staub (Lunge), Keime (Haut, Magen-Darm-Kanal, Atemwege)
- Transport von im Darm resorbierten Fetten
48
- System beginnt als blind endendes Rohrsystem in der Peripherie und mündet im
Venenwinkel in das venöse Gefäßsystem (Lymphkapillaren, Leitgefäße, Transportgefäße,
zentrale Lymphstämme, Lymphgänge)
- Lymphozyten werden im Knochenmark und in den Lymphatischen Organen gebildet und
gelangen mit der Lymphe über die Lymphgefäße in das Blut. Erkennen durch
Oberflächenrezeptoren körperfremde Stoffe und lösen über spezifische Reaktionskette
eine Immunantwort aus
- Lymphknötchen: Peyersche Platten in der Darmwand
- Thymus: übergeordnetes Immunorgan (primäres lymph. Organ) - Entwicklung der
zellulären Immunität
39. Herzzyklus (Systole, Diastole, Herztöne, Drücke)
-
-
-
Funktionelles Synzytium: Zellen morphologisch voneinander getrennt, Cytoplasma jedoch
durch Gap junctions verbunden
Herz: mehrkammrige, mit Ventilen versehene Pumpe, die das Blut durch die mechanische
Arbeit des Herzmuskels im Kreislauf umwälzt
die einzelnen Zellen des Herzmuskels arbeiten koordiniert zusammen, indem sie ihre Aktivität
über Gap junctions synchronisieren. Dabei funktioniert das Herz autorhythmisch – es generiert
seinen Takt in eigenen Schrittmacherzentren
Diastole: Entspannung
1. Druck in den Ventrikeln sinkt unter den Druck der Aorta und der A. pulmonalis,
Taschenklappen verschließen sich > Beginn der Entspannungsphase (alle Klappen
geschlossen)
2. Druck sinkt unter den Druck der Vorkammern, AV-Klappen öffnen sich > Ende der
Entspannungsphase, Anfang der Füllungsphase
3. Blut aus Vorkammern und Venen strömt in die Kammern ein, Druck steigt wieder über den
Druck der Vorkammern und die AV-Klappen schließen sich > Ende der Füllungsphase
Systole: Kontraktion
4. Kontraktion > Beginn der Anspannungsphase
5. Druck steigt über den Druck der Gefäße, Semilunarklappen öffnen sich > Ende der
Anspannungsphase, Anfang der Austreibungsphase
6. Druck fällt unter den Druck der Gefäße, Semilunarklappen schließen sich > Ende der
Austreibungsphase
49
Herztöne sind hörbare Töne, die im Rahmen der physiologischen Herzaktion entstehen.
> Sie stehen damit im Gegensatz zu den pathologischen Herzgeräuschen, welche meistens
durch Defekte der Herzklappen erzeugt werden.
> Es gibt vier Herztöne, wovon jedoch normalerweise nur zwei hörbar sind:
- Der erste Herzton ist beim Gesunden immer hörbar. Er entsteht durch die Kontraktion der
Muskulatur bei gefüllter Kammer zu Beginn der Anspannungsphase des Herzens
- Der zweite Herzton ist ebenfalls beim Gesunden immer hörbar. Er ist in der Regel lauter als
der erste. Er entsteht durch den Schluss der Semilunarklappen (Taschenklappen) der Aorta
und des Truncus pulmonalis zu Beginn der Austreibungsphase
>> 1. und 2. Herzton = systolisch <<
- Der dritte Herzton ist mit dem Stethoskop beim Gesunden nicht hörbar. Wenn er jedoch zu
hören ist, kann es ein Hinweis auf eine Störung der linken Kammer sein. Kommt es in dieser
beim Bluteinstrom zu Verwirbelungen, entsteht der Ton durch die davon ausgehende Vibration
- Der vierte Herzton ist ebenfalls beim gesunden Erwachsenen nicht mit dem Stethoskop
hörbar, bei gesunden Kindern jedoch manchmal schon. Bei Erwachsenen weist ein vierter
Herzton ebenfalls auf eine pathologische Störung der linken Kammer hin. Der Ton entsteht
kurz nach der Kontraktion der Vorhofmuskulatur durch den Bluteinstrom in eine steife oder
hypertrophierte Kammer.
Herzmuskelzellen besitzen ß-Rezeptoren an ihrer Oberfläche, welche durch Adrenalin und
Noradrenalin (sympathisches NS) aktiviert werden
> Adrenalin aus dem Nebennierenmark ausgeschüttet und über Blutzirkulation transportiert
> Noradrenalin aus lokalen Speichern der sympatischen Nervenendigungen im Herzmuskel
- wirken beide über G-Protein und cAMP sowie Proteinkinase A auf die L-Typ-Calciumkanäle
und erhöhen deren Aktivität und lösen damit einen erhöhten Calciumeinstrom in die Zelle aus
 es kommt zu einer stärkeren Kraftentwicklung der Herzmuskelzelle: positive Ionotropie
- wirken auf die ß-Rezeptoren der Zellen im Sinusknoten über G-Protein und cAMP und
beschleunigen die Depolarisation dieser Zellen
 es kommt zu einer erhöhten Herzfrequenz: positive Chronotropie
Das aus dem parasympathischen N. vagus ausgeschüttete Acetylcholin wirkt über muskarinerge
Rezeptoren (vor allem M2-Rezeptoren) der Sinusknotenzellen und hemmt die Adenylatcyclase so
dass der cAMP-Spiegel sinkt und der Calciumausstrom aus dem Sarkolemm wird durch Hemmung
der L-Typ-Calciumkanäle vermindert
 dies führt zu einer geringeren Herzfrequenz: negative Chonotropie sowie reduzierter
Kraftentwicklung der Herzmuskelzellen: negative Ionotropie
Sympathische Stimulierung der Schrittmacherzellen des AV-Knotens bewirkt eine schnelle
Fortleitung der Erregung: positive Dromotropie
Parasympathische Stimulierung durch N. vagus führt zu einer langsameren Fortleitung der
Erregung: negative Dromotropie
>> übermäßige Stimulation des AV-Knotens durch den Parasympathikus kann zu einer
vollständigen Blockade der Aktionspotentiale der Zellen im AV-Knoten führen: AV-Block <<
Störung des Elektrolythaushalts des Körpers haben schwerwiegende Auswirkungen auf die
Kontraktionskraft und Frequenz des Herzmuskels:
- vor allem Calcium, Magnesium und Kalium
- Kalium-Mangel kann durch unkontrollierte Verwendung von Laxantien (Abführmitteln) zu
einem ständigen Verlust von Kalium über den Stuhl führen und dadurch die Herztätigkeit
gehemmt sein > führt zu einer funktionellen Herzschwäche
-
Brachykardie: verlangsamte Herzfrequenz
Tachykardie: beschleunigte Herzfrequenz
> Herzflattern/Herzflimmern bis zu 350 Kontraktionen / Min.
40. Schrittmacherzellen im Herzen
- Herz ist unabhängig von anderen Reizen
50
- spezielle, relativ kleine, myofibrillenarme und sarcoplasmareiche, wenig differenzierte
- Herzmuskelzellen in Vorkammern und Kammern fungieren als Reizgeber und
Schrittmacher
- sie bilden das Reizbildungs- und Erregungsleitungssystem des Herzens
- setzt sich zusammen aus dem Sinus-Knoten (SA-Knoten), der an der Einmündungsstelle
der Vena cava cranialis im rechten Vorhof gelegen ist; dem Atrioventrikular-Knoten
(AV-Knoten), der an der Vorhof-Kammer-Grenze gelegen ist, dem sich anschließenden
His-Bündel mit seinen zwei Tawara-Schenkeln und den sich weiter verzweigenden
Purkinje-Fasern
- im ellipsoiden (Hund) oder hufeisenförmigen (Pferd, Wiederkäuer) Sinusknoten sind wenige
im Zentrum gelegene Zellen für Reizbildung verantwortlich (primäre
Schrittmacherzellen)
- im gesunden Herzen entsteht im Sinusknoten durch spontane Anhebung des
Ruhepotentials (RP) von ca. -70 mV auf das Schwellenpotential (SP) von -40 bis -35 mV
ein Reiz, der in eine Erregung überleitet (diastolische Depolarisation, Präpotential)
- AP erfasst die Vorkammermuskulatur und wird über bestimmte Muskelbahnen an den AVKnoten weitergeleitet (Geschwindigkeit von 50-150 cm/s)
- von dort wandert das AP über das His-Bündel durch die bindegewebige, zwischen Vor- und
Hauptkammern gelegene und elektrisch nicht leitende Grenzschicht (Anulus fibrosus) in
die Kammern
- Erregung im mittleren Abschnitt des AV-Knotens verläuft sehr langsam (5 cm/s); dadurch
wird sichergestellt, dass die Kammersystole erst beginnt, wenn Vorkammersystole
beendet
- im Kammermyokard breitet sich die Erregung erst über Purkinje-Fasern, dann über
intermediäre Fasern und schließlich von Zelle zu Zelle aus
- relativ schnelle Erregungsausbreitung im Purkinje-System verbessert die Synchronizität
und Funktionalität der Kontraktion
- Ruhepotential der Schrittmacherzellen des SA- und AV-Knotens ist mit -60 bis -70 mV
weniger negativ als das des Arbeitsmyokards (~ -90mV); AP weist kein Plateau auf und
ist somit kürzer als das der Kammermuskulatur; Ausnahme: intermediäre Fasern an der
Kammermuskelgrenze, diese haben ein hohes Ruhepotential (-90 mV) und eine schnelle
Erregungsweiterleitung => zusätzlicher Schutz vor Kammerflimmern
- alle Anteile des Reizbildungs- und Erregungsleitungssystem besitzen die Fähigkeit zu
spontaner Reizbildung (Unterschied: immer flacher abfallendes Präpotential)
- Präpotential des Sinusknotens erreicht als erstes das Schwellenpotential und vermag als
erstes eine Erregung auszulösen
- fällt der Sinusknoten als primärer Schrittmacher aus, können der AV-Knoten und weiter
distal gelegene Anteile des Systems die Schrittmacherfunktion übernehmen und mit
langsamer Frequenz einen Ersatzrhythmus aufrecht erhalten (sekundäre, tertiäre
Schrittmacher)
- kontraktionsauslösende Reize werden im Herzen selbst gebildet; APs werden über
ein spezielles Erregungsleitungssystem so auf das Arbeitsmyocard verteilt, dass
sich das Herz entsprechend den hämodynamischen Erfordernissen optimal
kontrahiert
41. Blut allgemein
Blut rund 7 % der Körpermasse
Funktionen
- Gastransport (O2 und CO2) zwischen Lungen und Gewebe bzw. umgekehrt
- Transport von Nährstoffen (GIT→Leber, Transport zwischen den Geweben)
- Transport von Metaboliten zum Zielorgan (z.B. von Laktat vom Muskel zur Leber oder Herz)
- Transport von Stoffwechsel-Endprodukten (z.B. Harnstoff von Leber zur Niere)
- Transport von Hormonen (z.B. Erythropoetin von der Niere zum Knochenmark)
- Wärmetransport: Regulierung der Abwärme aus inneren Organen
- Abwehrfunktion: Transport von Leukozyten, Immunglobulinen und weiteren Abwehrstoffen
- Koagulation: Schutz vor Blutverlust
51
- Aufrechterhaltung der Homöostase in der Gewebeflüssigkeit: “Milieu interieur”, Isotonie,
Isoionie, Isohydrie, Isothermie
- Aufrechterhaltung der hydraulischen Kraft z.B. bei Nierenfiltration (effektiver
Filtrationsdruck)
Zusammensetzung
- 52 % Blutplasma = flüssige Bestandteile
>> Buffy coat: Leuko- und Trombozytenfilm
- 48 % Blutkörperchen = feste Bestandteile
- Hämatokrit: Anteil der festen Blutbestandteile am Gesamtvolumen in %
typische Hämatokritwerte:
Mensch
Männlich 43-50%
Weiblich 37-45%
Katze
30 – 44 %
Hund
44 – 52 %
Pferd (Kaltblut)
30 – 40 %
Pferd (Vollblut)
40 – 50 %
Schwein
33 – 45 %
Rind
28 – 38 %
Ziege
28 – 40 %
Schaf
30 – 38 %
Huhn
32 %
Gans
44 %
Ente
40 %
-
1 kg Blutplasma besteht aus
> 900 – 910 g Wasser
> 65 – 80 g Proteine
> 10 – 25 g Elektrolyte, Nicht-Protein-Stickstoff-Verbindungen (NPN), Kohlenhydrate,
Lipide, kurzkettige Fettsäuren, Hormone, Spurenelemente
Ion
Na+
K+
Ca2+
Mg2+
ClHCO3H2PO4- /HPO42SO42Protein
Glukose
Lipide
Harnstoff
Gesamt NPN
g/l
3,25
0,18
0,10
0,02
3,6
0,6
0,04
0,02
63 – 80
0,8 (0,35 – 2)
5
0,15
0,3
mmol/l
140
5
3
1
101
24
2
1
1
4,4 (2 – 11)
NPN
- Harnstoff als Endprodukt des Protein- und Aminosäuren-Stoffwechsels; Besonderheit beim
Wdk., Ruminohepatischer Kreislauf
- Hippursäure als Entgiftungsprodukt der Benzoesäure aus dem GIT bei Pflanzenfressern
- Kreatinin als Abbauprodukt von Kreatin aus dem Muskel-Stoffwechsel
- Harnsäure als Abbauprodukt des Purin- bzw. des Aminosäurenstoffwechsels bei Vögeln
Kohlenhydrate
- Blut der Vena portae führt Leber Monosaccharide (Glukose, Galactose und Fructose) zu
52
- Nach Leberpassage in der Vena hepatica nur noch Glukose
Nüchtern-Glukose-Werte:
> Monogastrier: 4 – 7 mmol/l
> Wiederkäuer: 2 – 4 mmol/l
> Vögel: 9 – 11 mmol/l
- Regulation über Insulin und Glucagon (Endokrines Pankreas > A- und B-Zellen)
Lipide und weitere Blutinhaltsstoffe
- aus Nahrung über Darmwand und Lymphe als Chylomikronen
(Lipoproteine: Triacylglycerine 90%, Phospholipide 4%, Cholesterin 5%, Proteinhülle) ins
Blut
> Einteilung entsprechend der Dichte
- VLDL (very low density lipoproteins)
- LDL (low density lipoproteins, Cholesterin-reich)
- HDL (high density lipoproteins)
- Lang- und kurzkettige Fettsäuren (an Albumin gebunden)
- Ketonkörper (vor allem bei Hungerzuständen)
- Milchsäure (vor allem bei Leistung, Training)
- Blutfarbstoffe (Carotinoide, Bilirubin > zu viel Bilirubin: Ikterus [Gelbsucht])
Bestandteile des Blutes sind Elektrolyte, Proteine, Nicht-Protein-StickstoffVerbindungen, Kohlenhydrate, Lipide und Fibrinogen.
Die Aufrechterhaltung der entsprechenden Plasmakonzentration ist entscheidend und
wird in vielen Fällen reguliert.
42. Plasmaproteine und kolloidosmotischer Druck
- Plasmaproteine können die Blutgefäße nur in geringer Menge verlassen und erfüllen im
Blut vielfältige Aufgaben
- am häufigsten im Blutplasma vorkommende Blutproteine: Glyko-, Lipo- oder
Metalloproteine
- Gesamtkonzentration 60 – 80 g/l
- ca. 7 % des Plasmas bestehen aus den Plasmaproteinen:
60 % Albumine (67 kDa), 40 % Globuline (67 kDa bis 1,3 MDa)
- Trennung der Proteine mittels Elektropoese möglich
- y-Globuline hauptsächlich Immunglobuline (IgM, IgG, IgA), die der Körperabwehr dienen
Funktionen der Plasmaproteine
- Transport (spezifische und unspezifische Carrier) von wasserlöslichen Stoffen, Fettsäuren,
Aminosäuren, Hormonen, Calcium und Enzymen
- Pufferung – Aufrechterhaltung des Blut-pH-Werts durch Ampholytcharakter der Proteine
- Nährfunktion > ca. 200 g Protein (40 kg Hund) kolloidal gelöst – schnell verfügbare
Proteinreserve
- Regulation des kolloidosmotischen (onkotischer) Drucks: trotz geringer molarer
Konzentration der Proteine (=geringer osmotischer Wert) relativ hoher effektiver Druck
durch Kolloidbildung (Kolloid = „Suspensionsform“) der Proteine
- Beeinflussung der Blutviskosität
- Homöostase und Blutgerinnung im Verlauf von Entzündungen > Fibrinogen, Prothrombin
- spezifische und unspezifische Körperabwehr (Immunsystem – Immunglobuline)
Ausgewählte Plasmaproteine
- Albumine (60 %)
> verursachen den kolloidosmotischen Druck des Blutes
> Vehikelfunktion für viele im Blut transportierte Stoffe
> Proteinreserve im Körper
- Globuline (40 %)
> Immunabwehr (gamma-Globuline)
> Transportvesikel für Lipide, Eisen, Hormone und Spurenelemente (alpha- und betaGlobuline)
53
> α1-Globuline (4 %):
- Transcortin (→ Steroidtransport > Cortisoltransport)
- Transcobalamin (> Vitamin B12-Transport)
- α1-Antitrypsin (→ Proteasehemmer)
- HDL (→ Transport von Blutfetten)
- Prothrombin (→ Proenzym von Thrombin)
> α2–Globuline (8 %)
- Haptoglobin (→ Bindung und Transport von Hämoglobin)
- α2-Makroglobulin (→ Blutgerinnungshemmer)
- α2-Antithrombin (→ Blutgerinnungshemmer, Bindung von Hormonen)
- Coeruloplasmin (→ Kupfertransport)
> β-Globuline (12 %)
- Transferrin (→ Eisenbildung und -transport)
- β-Lipoprotein (LDL (→ Transport von Blutfetten)
- Fibrinogen (→ Blutgerinnungsfaktor)
> γ-Globuline (16 %)
- Immunglobuline (Antikörper) (IgA, IgD, IgE, IgG, IgM)
Kolloidosmotischer Druck (KOD)
- Teil des onkotischem Druck > zusammengesetzt aus kolloidosmotischen und
osmotischem Druck (Donnan-Gleichgewicht)
- der osmotische Druck der in einer kolloidalen Lösung (Dispersion) herrscht
- gemessen an Anzahl der in der Lösung vorhandenen Makromoleküle
- In Körperflüssigkeiten (z.B. Blutplasma) wird der kolloidosmotische Druck in erster Linie
durch Proteine (z.B. Albumin) bestimmt
43. Blutgerinnung
an der Blutgerinnung sind zahlreiche Gerinnungsfaktoren beteiligt (außer Ca2+ sind dies
Proteine, die in der Leber synthetisiert werden)
- für die Bildung der mit k gekennzeichneten Faktoren ist Vitamin K erforderlich
- durch Verletzungen der Blutgefäße werden endotheliale Kollagenfasern freigelegt, an die
sich Thrombozyten anheften (wird durch den von-Willebrand-Faktor vermittelt und läuft
über einen rezeptorvermittelten Prozess, der gleichzeitig die Thrombozyten aktiviert)
- Thrombozyten gehen von scheibenförmiger in dendritische Form über, aggregieren, bilden
netzartige Struktur über der Verletzungsstelle; gleichzeitig Sekretion von
gefäßverengenden Substanzen (Serotonin, Thromboxan A2 und platelet-derived growth
factor) (verengen Blutgefäß und verlangsamen Blutfluss)
- durch Ausschüttung weiterer Substanzen, wie ADP, sammeln sich neue Thrombozyten und
werden aktiviert => es bildet sich ein mechanischer Verschluss der Verletzungsstelle
(Thrombus) = Blutstillung
- es folgt die Blutgerinnung, die durch Kaskade verschiedener Faktoren eine faserartig
vernetzte Fibrinstruktur bildet, die sich über den Thrombus und die Verletzungsstelle legt
und vollständig abdichtet
- an der Kaskade sind viele Gerinnungsfaktoren beteiligt, die vorwiegend in der Leber
gebildet werden und Vitamin K für die Synthese brauchen; außerdem sind Ca2+ -Ionen
notwendig
- Gerinnungsaktivierung kann endogen oder exogen ablaufen
- endogene Aktivierung beginnt beim Endotheldefekt durch Kontakt der Kollagenfasern mit
löslichen, im Plasma vorhandenen Gerinnungsfaktoren und läuft über eine Kaskade
weiterer Faktoren (z.B. Kallikrein)
- exogene Aktivierung ist etwas schneller und hat ihren Ausgangspunkt in der
Gewebsthrombokinase, die bei größeren Verletzungen mit dem Blut in Berührung kommt
und dort mit Ca2+ eine Kaskade auslöst
- beide Wege münden im Blut zusammen und führen zur Bildung des
Prothrombinaktivators, der unter Hilfe von Ca2+ ein Ende des Prothrombinmoleküls
abspaltet und es zu Thrombin umwandelt
54
- es kommt zur Koaglutationsphase: Thrombin aktiviert das im Blut enthaltene Fibrinogen
zu löslichem Fibrin, dessen monomere Filamente sich vernetzen und dann zu unlöslichem
Fibrin werden
- letzte Schritte der Blutgerinnungskaskade:
1. Aktivierungsphase: Prothrombin +Prothrombinaktivator+Ca2+ -> Thrombin
2. Koagulationsphase: Fibrinogen + Thrombin -> Fibrin (löslich)
3. Retraktionsphase: Fibrin (löslich) wird zu Fibrin (fest)
- Blutgerinnung steht unter Kontrolle der Gerinnungshemmung, die durch Plasmin vermittelt
wird
- Plasmin sorgt für einen Abbau des vernetzten Fibrins und kann somit größere Thromben
abbauen und einen Gefäßverschluss (Thrombose) verhindern
- im Körper sind zusätzlich natürliche Thromboseschutzproteine (Heparin und Antithrombin
III) vorhanden, die für ein ständiges Gleichgewicht zwischen Blutgerinnungs- und
Gerinnungssteuerungssystem sorgen
- Fibrinolyse kann auch künstlich ausgelöst werden (z.B. Streptokinase bei Herzinfarkten
- fördert die Umwandlung von Plasminogen in Plasmin und der Thrombus lässt sich auflösen
44. Blutgruppen Mensch (AB0, und Rhesusfaktor, Antikörperbildung, warum werden bei A
und B und AB schon vor Kontakt mit Antigenen Antikörper gebildet)
AB0 -System:
- die Erythrozytenmembran weist unterschiedliche Antigene auf, von denen manche nach
Bluttransfusionen zur Blutgruppenunverträglichkeit und Hämolyse führen können
- im AB0 –System bestimmen endständige Zucker von Glycolipiden die
Blutgruppenzugehörigkeit
- Blutgruppe A ist durch N-Acetylgalactosamin, Blutgruppe B durch Galactose, Blutgruppe
AB durch die Kombination der Zuckerreste und Blutgruppe 0 durch das Fehlen beider
Zucker gekennzeichnet
- Blutgruppeneigenschaften A und B werden dominant vererbt (AA oder A0; BB oder B0,
AB), so dass Blutgruppe 0 nur in homozygoter Form (00) auftritt
- Besonderheit des AB0-Systems liegt in der Bildung von Antikörpern gegen die
Blutgruppenantigene schon vor Kontakt mit fremden Blut
- Individuen der Blutgruppe A bilden Antikörper gegen das Blutgruppen Antigen B und
andersrum
- Grund für die Antikörperbildung sind Substanzen, die mit der Nahrung aufgenommen oder
von Darmbakterien gebildet werden und die gleiche Zuckerstruktur wie die
Blutgruppenantigene besitzen
- die Bildung von Antikörpern gegen Blutgruppe A (B) wird bei Trägern der Blutgruppe A (B)
dadurch verhindert, dass autoreaktive Lymphozyten durch Selektion entfernt werden
- Träger der Blutgruppe 0 bilden sowohl Anti-A- als auch Anti-B-Antikörper
- Träger der Blutgruppe AB weisen keine Antikörper gegen Blutgruppe A oder B im Serum
auf
- bei Bluttransfusionen mit Blut anderer Blutgruppen binden die Antikörper an die Antigene
auf der Erythrozytenmembran > Agglutination und Hämolyse durch
Komplementaktivierung da es sich bei den Antigenen um Glykolipide handelt, bildet das
Immunsystem fast nur IgM-Antikörper (wirken sehr stark agglutinierend, gelangen aber
nicht über die Placenta > keine Unverträglichkeit im Embryo)
Rhesus-System:
- ist durch verschiedene Rh-Antigene charakterisiert; D hat die größte Bedeutung
- fehlt das D-Antigen auf der Erythrozytenmembran, wird das Blut als rh-negativ bezeichnet
- es besteht im Gegensatz zum AB0-System keine Kreuzreaktivität mit Antigenen aus dem
Darm; es kommt daher erst nach Kontakt mit Rh-positivem Blut zur Antikörperbildung bei
Rh-negativen Personen
- bei wiederholten Schwangerschaften von Rh-negativen Müttern mit Rh-positivem Kind
kann es zur Rh-Unverträglichkeit kommen
55
- bei der ersten Schwangerschaft und Geburt treten Rh-positive Erythrozyten in den
mütterlichen Kreislauf und stimulieren die Bildung von IgM-Antikörpern, die die Placenta
nicht passieren können
- bei erneutem Kontakt während der nächsten Schwangerschaft kann es auf Grund des IgKlassenwechsels zur massiven Produktion von IgG-Antikörpern kommen, die die Placenta
passieren, an das Rh-Antigen auf den fetalen Erythrozyten binden und zur Hämolyse
führen
- Prophylaxe: rh-negativen Müttern wird nach jeder Schwangerschaft ein Anti-Rh-Antiserum
gegeben, das an die übergetretenen Rh-positiven Erythrozyten vom Kind bindet und so die
Immunreaktion der Mutter vermindert
Blutgruppen der Tiere:
- besitzen verschieden Blutgruppensystem (Rinder haben z.B. 12 verschiedene
Blutgruppensysteme, Katzen haben nur 2, kein 0)
- bei den meisten Tieren kommt es bei der ersten Bluttransfusion in aller Regel nicht zu
Unverträglichkeiten, da meistens Antikörper erst nach Kontakt mit fremden Blut (wie beim
Rh-Faktor) gebildet werden > Reaktion erst nach erneutem Kontakt mit gleichem Blut
45. Blutverteilung im Körper / Regulation Blutvolumen (Kreislauf-/Blutdruckregulation)
Blutverteilung im Körper- und Lungenkreislauf:
- weitaus größter Teil befindet sich in den Venen => Venen sind der wichtigste Blutspeicher
- Herz und Lunge 15%; arterielles System 10%, Kapillaren 5%, venöses System 70%
Regulation des Blutvolumens:
kurzfristiger Blutverlust:
 bei kurzfristigem Verlust kann es zu einer Zunahme des Venentonus kommen
 dadurch kann genügend Blut dem Herzen zufließen
 Sympathikusaktivierung bewirkt darüber hinaus eine Erhöhung des Widerstandes in den
Arteriolen und führt damit zu einer Abnahme des effektiven Filtrationsdruckes und einer
Zunahme der Reabsorption im venösen Teil der Kapillaren
 ermöglicht mittelfristig eine Ergänzung des intravasalen Volumens
mittel- bis längerfristiger Blutverlust:
 Wasserausscheidung in der Niere wird durch Ausschüttung von Adiuretin
(ADH=Vasopressin) vermindert
 über das Renin-Angiotensin-System kommt es zur erhöhten Vasokonstriktion in den
Arteriolen und zur vermehrten Rückresorption von Na+ im distalen Tubulus, im Sammelrohr
und im Dickdarm => Wasserrückresorption wird erhöht + Durst wird ausgelöst
 Volumenmangel bewirkt durch sympathische Stimulation eine Durchblutungsminderung der
Niere, dabei wird Renin freigesetzt, das aus Angiotensinogen Angiotensin I bildet, aus
dem durch das ACE dann Angiotensin II wird => Vasokonstriktion und ADH-Sekretion
gefördert und die Freisetzung von Aldosteron; dadurch kommt es zur erhöhten Na+ - und
Wasser-Resorption im Sammelrohr und Dickdarm
 in der Wand der Herzvorhöfe wird Atriopeptin gebildet und gespeichert; bei Dehnung der
Vorhöfe wird durch Volumenzunahmen Atriopeptin vermehrt; Natriumrückresorption im
Sammelrohr ist dadurch herabgesetzt und es wird mehr Wasser ausgeschieden =>
Verminderung eines erhöhten Blutvolumens
zentrale Kreislaufregulation:
 Anpassung des arteriellen Blutdruckes, des Herzminutenvolumens und die Kontrolle des
Blutvolumens
 es sind vor allem Neurone in der Medulla oblongata beteiligt
 mittlerer arterieller Druck im Körperkreislauf = Herzminutenvolumen + Gesamtperipherer Widerstand
56
 Herzminutenvolumen: besteht aus Muskelpumpe, Atembewegungen, Blutvolumen,
Aktivität der Sympathicusinnervation der Venen, venöser Druck, venöser Rückfluss,
Vordruck, end-diastolisches Ventrikelvolumen, Schlagvolumen, Herzschlagfrequenz,
Aktivität sympathischer und parasympathischer Nerven zum Herzen
 Gesamt-peripherer Widerstand: besteht aus Blutviskosität und Arteriolenradius
kurzfristige Blutdruckregulation:
 kurzfristige Regulation des arteriellen Blutdrucks erfolgt weitgehend über Pressozeptoren
durch reflektorische Veränderungen von Herztätigkeit und Gefäßtonus
 sie erfolgt auch über Vorgänge, die nicht im engeren Sinne zum Regelkreis gehören, dazu
zählt man Chemozeptoren, Schmerzrezeptoren und Afferenzen aus dem Limbischen
System und dem Cortex
 das kurzfristige Aufrechterhalten erfolgt über Kreislaufreflexe nach dem Prinzip eines
Regelkreises mit Regler, Stellgliedern, Regelgröße und Messfühlern
 Rezeptoren, die Druckänderungen erfassen (Pressozeptoren) sind dehnungsempfindliche
Endorgane im Carotissinus
 Afferenzen, die zum Kreislaufzentrum in der Medulla oblongata führen, haben einen
ständigen hemmenden Einfluss (bei Abfallen des arteriellen Drucks nimmt der
Sympathicotonus zu, während der Parasympathicotonus abnimmt => Zunahme der
Herzschlagfrequenz und des Schlagvolumens und zur Zunahme des peripheren
Widerstands)
 Pressozeptorenreflex ermöglicht eine schnelle, kontrollierte Gegenregulation bei
kurzfristigen Druckveränderungen in den großen Arterien
 nach verminderter Erregung der Pressozeptoren kommt es zur verminderten Hemmung
des Kreislaufzentrums, daraufhin werden Herzminutenvolumen und Widerstände in den
peripheren Gefäßen gesteigert, dadurch kommt es zur Erhöhung des arteriellen
Mitteldruckes
Mittel- und längerfristige Blutdruckregulation:
 an ihr ist vor allem das Renin-Angiotensin-System beteiligt
 längerfristige Mechanismen der Blutdruckregulation beruhen in erster Linie auf Vorgängen,
die das Blutvolumen in Relation zur Gefäßkapazität beeinflussen
46. Niere (Glomerulum, GFR, Autoregulation)
paarig angelegt (im Beckenbereich beidseits der WS)
- bohnenförmige Form (=>engl. Kidney)
- von außen nach innen: Rinde (Cortex), Mark (Medulla), Nierenbecken mit ableitendem
Harnleiter (Ureter)
- außen von bindegewebiger Kapsel umgeben
- aus dem Mark ragen Papillen mit den darin vorhandenen Endstücken (Nephrone) ins
Nierenbecken
- Nephrone
> bilden die funktionelle Einheit der Niere
> 2 Typen: corticale Nephrone (liegen weiter außen in der Rindenschicht) juxtamedulläre
(reichen von der Rinde bis tief ins Mark)
> Nephron beginnt mit einer blind endenden Struktur (Bowman-Kapsel)
> Bowman-Kapsel umschließt ein Kapillarknäuel, den Glomerulus
> Glomerulus wird von einer afferenten Arteriole gespeist und mündet in eine efferente
Arteriole
> von der Bowman-Kapsel aus führt ein Röhrensystem (Tubulus) zum Sammelrohr, das
ins Nierenbecken mündet
> Röhrensystem beginnt mit dem proximalen Tubulus, der sich direkt an die BowmanKapsel anschließt und eine geknäuelte Pars convoluta hat
> mündet in die Pars recta (proximal gestreckt)
> Pars recta geht über in die Henle-Schleife
> Henle-Schleife hat dicken und dünnen ab- und ansteigenden Ast
> dicker ansteigender Ast geht über in den distalen Tubulus, der ins Sammelrohr mündet
57
-
-
-
-
-
-
> Sammelrohr zieht parallel zur Henle-Schleife nach unten und mündet ins Nierenbecken
> Nephronzahl ist je nach Tierart sehr unterschiedlich
Nephrone sind die funktionelle Einheit der Niere!!!
Filtrationseigenschaften
> Wand der Tubulussegmente aus Epithelzellen (für Resorption von Wasser und der darin
gelösten Stoffe)
die Niere ist eines der am besten durchbluteten Organe (25% des Schlagvolumens des
Herzens passieren nach der Systole die Gefäße beider Nieren)
Gefäßquerschnitte der afferenten und efferenten Arteriolen sind so ausgelegt, dass im
Glomerulus ein Stauungsdruck erzeugt wird, der eine Filtration des Blutplasmas in die
Bowman-Kapsel ermöglicht
efferente Gefäße vereinigen sich und führen über einen absteigenden Ast zu einem 2.
Kapillargebiet, das die Tubuli und v. a. die Henle-Schleife umgibt
hintereinander geschaltete Anordnung von zwei Kapillargebieten ist im Organismus sehr
selten => besondere Funktionsweise!
im Bereich der Henle-Schleife findet man Anastomosen, die einzelne Kapillargebiete
miteinander verbinden = Vasa recta
nach dem 2. Kapillargebiet verlässt das Blut die Niere über Nierenvenolen und die große
Nierenvene (V. renalis) und mündet in die Vena cava caudalis
Lymphgefäße findet man vor allem in der Rinde, weniger im Mark ; sie beginnen im
perivaskulären Gewebe, ziehen entlang der Gefäße zum Nierenstiel (Hilus) und verlassen
hier die Niere
symp. und parasymp. Fasern des vegetativen NS entstammen dem Plexus coeliacus und
ziehen zu den glatten Muskelzellen der Arterien, Arteriolen und z.T. zu den Tubuli (über
Fkt. wenig bekannt, da Niere hauptsächlich hormonell gesteuert ist)
Funktion der Nephrone
> bilden über 4 Prozesse den Harn
> im Glomerulus wird zunächst durch Filtration Primärharn gebildet
> Primärharn wird durch Resorption und Sekretion so modifiziert, dass Endharn entsteht
(hochkonzentriert)
Glomeruläre Filtration: - durch die starke Nierendurchblutung wird ca. 15-20% des Wassers
+ gelöster Substanzen in die Bowman-Kapsel filtriert
> Filtration beruht auf Druckdifferenzen:
- hydrostatischer Druck Glomeruluskapillaren
ca. 48mm Hg
- hydrostatischer Druck Bowman-Kapsel
ca. 13mm Hg
- kolloidosmotischer Druck Glomeruluskapillaren
ca. 25mm Hg
>> effektiver Filtrationsdruck Peff: Peff= PGl – PB – PK
= 48mm Hg – 13mm Hg – 25mm Hg = 10mm Hg
- Anatomie der zuführenden Gefäße verursacht drastischen Druckabfall -> fällt Blutdruck
noch weiter ab (durch Blutverlust, Schock), kann kein messbarer Peff mehr erzeugt
werden => keine Filtration => Schockniere (durch Kollaps und Verklebung der Tubuli
irreversible Schädigung)
- Kapillarendothel hat Poren, die die zellulären Bestandteile des Blutes zurückhalten =>
keine Bluteiweiße im Primärharn
- Filtration= passiver, auf Druckdifferenzen und Siebeigenschaften der Trennwände in der
Bowman-Kapsel beruhender Vorgang
>> GFR= glomeruläre Filtrationsrate, sie ist stark vom RPF= renaler Plasmafluss abhängig
Proximaler Tubulus
- Innenwand von Epithelzellen mit Mikrovilli gebildet => Oberflächenvergrößerung um das
60fache => enorme Resorptionskapazität
> Massenresorption von Wasser, Ionen und Substraten
> charakteristisch: Na+ gekoppelter Substrattransport (also Na+ zusammen mit
Glucose oder AS)
58
> in der apikalen Zellmembran befinden sich zu diesem Zweck Cotransportsysteme, die
Na+ entlang eines Gradienten in die Zelle einströmen lassen und dabei den
Einwärtstransport des Substrats energetisieren
> Na+ -Gradient wird durch Na+/K+ -ATPase aufrecht erhalten, die drei Na+ im Austausch
mit zwei K+ aus der Zelle auf die Blutseite transportiert
> neben Na+ -Symport-Carriern für Glucose und AS gibt es auch Na+ -gekoppelte Carrier
für andere Stoffe (z.B. Phosphate, Sulfate, Acetat, Citrat und Vitamin C)
> außerdem: Na+/H+ -Antiport, der Na+ in die Zelle und H+ aus der Zelle des proximalen
Tubulus transportiert
> Glucose wird im Bereich des proximalen Tubulus fast vollständig resorbiert => Urin
enthält bei normalem Blutzuckerspiegel keinen Zucker, wenn ja Diabetes mellitus
> im prox. Tubulus wird isoosmotisch 75% des filtrierten Volumens resorbiert, deshalb
erreicht nur noch ca ¼ des Ultrafiltrats den absteigenden Ast der Henle-Schleife
> im prox. Tubulus findet Massenresorption von vielen Substanzen und Wasser
statt!!! kurz: Wasser, Glucose, AS, NaCl und andere Stoffe
Henle-Schleife
- im dünnen absteigenden Ast nur noch wenig Mikrovilli
- Abschnitt ist für Wasser sehr durchlässig, aber es finden keine größeren aktiven
Transportvorgänge für Ionen und andere Substanzen statt
- hohe Wasserpermeabilität ist für den anschließenden Gegenstrommechanismus von
großer Bedeutung
- durch den starken Wasseraustritt erhöht sich die luminale Osmolalität kontinuierlich, bis zur
Spitze der Schleife
- im dünnen aufsteigenden Ast wird sie wieder kontinuierlich geringer, bis sie schließlich im
dicken aufsteigenden Ast sehr gering ist
- im dünnen aufsteigenden Ast wird NaCl resorbiert, diese Resorption wird im dicken
aufsteigenden Ast durch ein spezielles Transportsystem vervielfacht
- die Henle-Schleife baut einen osmotischen Gradienten zur Wasserresorption
(Harnkonzentrierung) auf kurz: viel Wasser strömt durch, NaCl resorbiert
distaler Tubulus
- ist wieder geknäuelt und hat vielfache Windungen
- hier werden Na+, Cl- und HCO3- resorbiert
- K+ und H+ werden sezerniert
- zur Na+-Resorption taucht hier ein apikaler Na+ -Kanal auf, parallel dazu läuft ein apikaler
K+ -Kanal, der K+ ins Lumen entlässt
- in diesem Segment wird weiter Wasser resorbiert
- Transportmechanismen stehen unter hormonellem Einfluss der
Nebennierenrindenhormone Aldosteron und Cortison
Sammelrohr
- spielt eine entscheidende Rolle bei der weiteren Harnkonzentrierung
- verläuft parallel zur Henle-Schleife und zieht nach unten ins Nierenbecken
- resorbiert NaCl
- enthält zusätzlich spezielle Wasserkanäle (Aquaporine), die unter der hormonellen
Kontrolle des antidiuretischen Hormons (ADH) stehen
- Sammelrohr ist für andere Substanzen außer Harnstoff impermeabel
Im distalen Tubulus und Sammelrohr stimulieren Hormone (Aldosteron und ADH)
die Resorption von Na+ und Wasser
Juxtaglomerulärer Apparat
- osmotischer Status wird durch konstant geregelte Nierendurchblutung und GFR in
Homöostase gehalten
59
- dazu dienen vielfältige autoregulative Mechanismen, die neben myogenen
Dehnungsreflexen auch durch in der Niere gebildete Signalstoffe (Kinine, Urodilatin,
Prostaglandine) vermittelt werden
- Urodilatin erhöht die GFR durch Hemmung der tubulären Na+ -Resorption
- Bradykinin erhöht die GFR durch eine lokale Vasodilatation
- atriales natriuretisches Peptid (ANP) wirkt auf Rezeptoren der afferenten Arteriole und
bewirkt über NO und cGMP eine Steigerung der GFR
- Organismus muss schnell auf osmotische Belastungen reagieren und es muss ein
Gleichgewicht zwischen glomerulärer Filtration und tubulärer Resorption und Sekretion
vorhanden sein, dafür bedarf es eines Rückkopplungsmechanismus, der dem
Glomerulus den tubulären Funktionszustand meldet
- diese Funktion wird vom juxtamedullären Apparat übernommen
- stellt eine enge Verbindung des distalen Tubulus mit dem Glomerulus und vor allem mit
den afferenten und efferenten Arteriolen dar
- zwischen Tubulus und Gefäßen liegt eine Gewebeschicht, die aufgrund ihres optisch dicht
wirkenden Eindrucks als Macula densa bezeichnet wird; hier wird das proteolytische
Hormon Renin gebildet, das nach Stimulus in die Arteriolen freigesetzt wird
- entscheidend für das Ausmaß der Freisetzung ist die NaCl-Konzentration im distalen
- Tubulus – wenn sie verändert ist, wird auch die Reninfreisetzung verändert
- das in die Arteriolen abgegebene Renin wirkt auf das Globulin Angiotensinogen; es
spaltet einen Teil ab, sodass Angiotensin I entsteht (wirkt leicht vasokonstriktorisch)
- beim Durchfluss durch die Lungenkapillaren wird es durch ein angiotensin converting
enzyme (ACE) in das Hormon Angiotensin II umgewandelt und wirkt nun im gesamten
Kreislaufsystem stark vasokonstriktorisch und stimuliert zusätzlich die NaCl-Resorption in
allen Epithelien
- durch die allgemeine Vasokonstriktion wird der Blutdruck erhöht und die GFR gesteigert
- in der Nebennierenrinde wird Aldosteron gebildet und durch Angiotensin II vermehrt ins
Blut ausgeschüttet
- Aldosteron wirkt u.a. auf den distalen Tubulus, erhöht dort die Na+ -Resorption und damit
auch die osmotisch verursachte Wasserrückresorption
der juxtaglomeruläre Apparat reguliert über das Renin-Angiotensin-AldosteronSystem den Blutdruck und die glomeruläre Filtrationsrate!!!
Henle-Schleife und Gegenstromprinzip
- Henle-Schleife und Sammelrohr bilden funktionelle Einheit, die Wasserrückresorption und
Harnkonzentrierung dient Hormonelle Regulation der Wasserresorption:
> das antidiuretische Hormon (ADH) wird auch als Vasopressin bezeichnet, da es
auch vasokonstriktorische Wirkungen hat
- wird im Hypothalamus gebildet und über neurosekretorische Nervenbahnen in den
Hypophysenhinterlappen (HHL) transportiert und dort gespeichert
- zentrale Osmorezeptoren im Gehirn steuern Produktion und Ausschüttung des ADH
- wird bei Bedarf ins Blut ausgeschüttet und so an die Zielorgane gebracht
- bindet an den membranständigen v2-Rezeptor in der basolateralen Membran, setzt
dadurch eine Kaskade von intrazellulären Signalmolekülen in Aktion und aktiviert über
G-Proteine ein an der Membraninnenseite lokalisiertes System
- stellt den second messenger cAMP her, der auf die Proteinkinase 1 wirkt, die
Aquaporine phosphoryliert und damit aktiviert
- nach Öffnen dieser Kanäle strömt Wasser entlang des osmotischen Gradienten in die
Zelle und weiter auf die basolaterale Seite
- sehr schneller Effekt, der innerhalb von Minuten einsetzt
- ADH ist ein Neuropeptid aus dem Gehirn und reguliert im Sammelrohr die
Wasserkanäle (Aquaporine)
47. Nebennierenaufbau, Regulation, Hormone und Funktion
Nebennieren besteht aus zwei Anteilen: Nebennierenmark und Nebennierenrinde
- Mark ist ektodermaler, Rinde ist mesodermaler Herkunft
60
Nebennierenmark
- in den Granula der Markzellen sind Adrenalin und Noradrenalin gespeichert
(Catecholamine)
- Tyrosin wird zu Dopa hydroxyliert, dieses wird dann zu Dopamin decarboxyliert und wirkt im
ZNS und autonomen NS als Neurotransmitter, sowie als Hemmfaktor für die
Prolactinfreisetzung
- durch Hydroxylierung der Seitenkette von Dopamin entsteht Noradrenalin, durch die
Wirkung einer Methyltransferase dann Adrenalin
- für dieses Enzym ist hohe Glucocorticoidkonzentration erforderlich (durch Nachbarschaft an
Nebennierenrinde gewährleistet)
- Regulation der Biosynthese erfolgt auf nervalem Weg
- Adrenalin wird im Mark gebildet, Noradrenalin auch in anderen chromaffinen Geweben
- zusätzlich zur Hormonwirkung hat Noradrenalin auch eine Funktion als Neurotransmitter
- für die Catecholamine werden Halbwertszeiten zwischen 20 Sekunden und 10 Minuten
beschrieben. Die Inaktivierung erfolgt über:
> Aufnahme in die sympathischen Nerven
> Aufnahme in die chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks
> enzymatische Inaktivierung durch die Enzyme Catecholamin-O-Methyltransferase
(COMT) und Monoaminooxidase (MAO)
> Abbau (z.B. zu Vanillinmandelsäure)
Wirkungen der Catecholamine
- werden über verschieden Rezeptoren vermittelt (alpha- und beta- Rezeptoren)
- Noradrenalin hat eine höhere Affinität zu alpha-Rezeptoren, Adrenalin zu beta-Rezeptoren
=> unterschiedliches Wirkungsspektrum
- dienen generell dazu, den Körper bei hohen Belastungen zu unterstützen
- Noradrenalin hat eine überwiegende gefäßverengende Wirkung => der diastolische
Blutdruck steigt an
- Adrenalin hat eine überwiegende gefäßerweiternde Wirkung (besonders im Muskel), in
Haut, Darm und Niere allerdings Vasokonstriktion; steigt die Herztätigkeit, erhöht sich das
Herzminutenvolumen, der systolische Blutdruck steigt an => peripherer Widerstand
verringert sich => diastolischer Blutdruck sinkt
- beide Catecholamine bewirken, dass die Blutversorgung von Haut, Darm und Niere
zugunsten der anderen Organe verringert wird
- Wirkung auf Verdauung und Genitaltrakt
> Adrenalin und Noradrenalin setzen die Aktivität der glatten Muskulatur dieser Organe
herab
> Verdauung ist bei Abwehr und Flucht von untergeordneter Bedeutung, wird also
„stillgelegt“
- Wirkung auf Kohlenhydratstoffwechsel
> Blutglucosespiegel wird erhöht, da Glycogen vermehrt mobilisiert wird
> für die Glucosekonzentrationserhöhung reichen sehr geringe Mengen Adrenalin
> das hormonale Signal wird im Cytosol durch die Wirkung eine Systems verschiedener
Kinasen verstärkt; dabei wird nach Bindung des Hormons an den Rezeptor die
Adenylatcyclase aktiviert, das gebildete cAMP bewirkt die Umwandlung inaktiver
Proteinkinase in die aktive Form; diese aktiviert nun die Phosphorylase-Kinase, die das
Enzym Phosphorylase aktiviert
> durch Hemmung der Insulinsekretion wird eine Wiederaufnahme der Glucose in die
Organe verringert
- Wirkung aufs respiratorische System
> durch Stimulation des Atemzentrums im Gehirn steigt die Atemtiefe an, der Tonus der
Bronchialmuskulatur wird herabgesetzt
> Stimulation der Atmung durch Adrenalin ist mit einer erhöhten CO2-Produktion
verbunden
Nebennierenrinde
61
- Wird in drei Schichten gegliedert:
> Zona glomerulosa liegt unter der Bindegewebskapsel der Rinde
> Zona fasciculata hier werden vor allem die Hormone der Rinde gebildet
> Zona reticularis ist die innerste Schicht und grenzt direkt an das Mark
- Nebennierenrindenhormone sind Abkömmlinge des Cholesterins und werden als
Corticoide bezeichnet
- man unterscheidet zwei Gruppen: Glucocorticoide (wirken auf den Glucosestoffwechsel)
und Mineralocorticoide (wirken auf die Natriumretention und Kaliumausscheidung) mit
dem Hauptvertreter Aldosteron
- Glucocorticoide: Cortisol und Corticosteron werden ins Blut sezerniert
- sind überwiegend an Albumin gebunden; bei Pferden z.B. wird Cortisol im Blut durch ein
spezifisches Bindungsprotein gebunden und transportiert (ist so nicht direkt wirksam,
sondern stellt Speicherform dar)
- Glucocorticoide werden bei Belastung in erhöhtem Maße gebildet und spielen wichtige
Rolle bei Regulation des Metabolismus von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen
- besitzen eine proteinkatabole Wirkung; es kommt zum vermehrten Eiweißabbau und
zum Anstieg der Gluconeogenese aus Aminosäuren
- es kommt zur Erhöhung der Blutglucosekonzentration sowie zur vermehrten
Glykogenbildung in der Leber. Fettsäuresynthese in der Leber wird gehemmt
- führen bedingt zur Hemmung der Proteinbiosynthese, zur verminderten Synthese
entzündungsfördernder Substanzen und wirken somit entzündungshemmend
- bei längerer, schwerer Belastung wird die Antikörperproduktion vermindert und die zelluläre
Abwehr unterdrückt (immunsuppressive Wirkung)
- Mineralocorticoide
> Aldosteron aktiviert Na+ -Kanäle, induziert die Bildung und den zusätzlichen Einbau von
Na+ -Kanälen in den apikalen Membranen der distalen Nierentubuli und in den
Enterocyten des distalen Colons => elektrogene Natriumresorption wird erhöht
> Natriumretention in den distalen Nierentubuli und eine erhöhte Natriumresorption im
Colon dienen der Aufrechterhaltung der Natriumkonzentration im Blut
> Fehlen Mineralocorticoide, so wird zu wenig Wasser in Niere und Colon resorbiert => es
kommt zum Kreislaufkollaps
Nebenniere ist an Überwindung von Belastungen (z.B. durch Stressoren) und an der
Regulation des Natriumhaushaltes beteiligt!!!
48. Säure Basen Haushalt (Puffer, Acidose, Alkalose, Regulation)
- Säure: Protonendonatoren > erhöhen Protonenkonzentration in wässriger Lösung:
HA > H+ + A- Base: Protonenakzeptoren > senken Protonenkonzentration in wässriger Lösung:
H+ + A- > HA
- Starke Säuren geben ihre Protonen leichter ab als schwache. Je stärker die Säure, desto
niedriger ist der pK-Wert. Bei stärkeren Säuren liegt Gleichgewicht eher auf der Seite der
Ionen, bei den schwachen Säuren eher auf der anderen Seite
- Puffer: sorgt dafür das sich der pH-Wert bei Zugabe einer Säure oder Base nicht zu sehr
verändert, also das sich die Protonenkonzentration sich nicht oder nur gering verändert
- Pufferkapazität
Verhältnis zwischen der zugeführten Menge an H+ oder OH- Ionen zu der daraus
resultierenden pH-Änderung. Größte Pufferkapazität wenn der aktuelle pH-Wert dem pKWert entspricht
- Offenes System: Bicarbonatpuffer > die Konzentration der Bestandteile kann durch
verschiedene Faktoren (Atmung, Niere) variiert werden. Wirkungsgrad der pH-Regulation
besonders hoch. Puffersubstanz kann hinterher entfernt werden
- Geschlossenes System: NBP > die Gesamtkonzentration der jeweiligen Pufferbase plus
Puffersäure bleibt konstant nach Zugabe von H+. Geringere Pufferkapazität
- Faktoren von der die Kapazität eines Puffersystems im Blut abhängt
- Ziel der Puffersysteme ist es, die Relation zwischen dem pH-Wert des Blutes und dem pKWert des Puffersystems auf einen gleichen Wer zu bringen. Bei Bedarf reguliert durch die
62
-
-
-
-
Kapazität im Blut eines jeden Puffersystems sowie durch die Veränderlichkeit der
Konzentration des Puffers im Blut
Puffersysteme im Blut
> Proteinat- und Hämoglobinat-Puffersystem
> Dihydrogenphosphat/Hydrogenphosphat-Puffer
> H2CO3/CO2/HCO3-System = wichtigster Puffer im Blut, offenes System
Organe über die akute bzw. chronische Störungen des SBH kompensiert werden
> Blut: SB-Puffer im Blut – sofortige Regulation
> Lunge: Veränderung Ventilation – Gegenregulation in Minuten
> Niere: Ausscheidung von saurem und alkalischen Harn – Gegenregulation in
Stunden/Tagen
> Leber: Hepatische Harnstoffbildung zur Begrenzung des Harnstoffverbrauchs bei
Acidosen >> Gegenregulation in Stunden/Tagen
der pH-Wert des Extrazellularraums und des Blutes wird bei Säugetieren hauptsächlich
durch das Bicarbonatpuffersystem. Entscheidende Stellglieder im Regelkreis:
> CO2-Abgabe aus dem Blut in die Lunge
> Säuresekretion in der Niere
CO2 + H2O > H2CO3 > HCO3- + H+
CO2 + OH- + H+ > HCO3- + H+
H2O > OH- + H+
Reaktion 1 läuft im Organismus sehr langsam ohne Katalysator ab
die Reaktion CO2 + OH- + H+ läuft durch das Enzym Carboanhydrase sehr viel schneller ab
Der CO2- Gehalt im Organismus wird durch die Lungenventilation und die Protonenabgabe
über die Niere maßgeblich beeinflusst
ist die Lungenventilation verringert, kommt es zu einer respiratorischen Alkalose, d.h.
einem Absinken des pH-Wertes im Blut, das von der Niere sofort mit einer metabolischen
Azidose (d.h. veränderte Protonenausscheidung) kompensiert wird. Auf diese Weise wird
die durch die Atmungsveränderung erhöhte HCO3- -Konzentration wieder gesenkt.
49. Regulation des Säure-Basen-Haushalts in der Niere
- In der Passage durch das Tubulusystem wird dem Ultrafiltrat fast das gesamt HCO3entzogen und H+ in das Filtrat sezerniert > erfolgt im proximalen Tubulusabschnitt über
den Na+/H+-Austauscher
- im distalen Tubulus und im Sammelrohr gibt es die entscheidenden Transportmechanismen
in zwei Zelltypen zur Regelung des Säure-Basen-Haushalts.
> Typ-A-Zellen: säuresezernierende und bicarbonatresorbierende Zellen
besitzen in der apikalen Zellmembran eine aktive Protonenpumpe, die H+ aus der Zelle
ins Tubuluslumen befördert. H+ stammt dabei aus der mit Carboanhydrase katalysierten,
zellulären Reaktion. Das gebildete HCO3- gelangt über einen basolateralen Antiport im
Austausch mit Cl- ins Interstitium. Die sezernierten Protonen können im Tubulus mit
HCO3- wieder in CO2 und H2O umgewandelt werden. Da beide apikal in die Zelle
diffundieren, können sie von der Carboanhydrase schnell wieder in Bicarbonat
umgewandelt werden
> Typ-B-Zellen: basensezernierende Zellen
bei ihnen ist das Chlorid/Bicarbonat-Austauschsystem in der apikalen Zellmembran
lokalisiert und die Zellen sezernieren ständig HCO3- ins Tubuluslumen. HCO3- stammt
ebenfalls aus den von Carboanhydrase katalysierten Reaktionen in der Zelle. Die dabei
im Überfluss anfallenden Protonen werden aber nicht wie bei den Typ-A-Zellen über die
apikale Membran, sondern durch eine Protonenpumpe über die basolaterale Membran in
das Interstitium und das Blut transportiert
- durch diese beiden Zelltypen verfügen Säugetiere in der Niere also über ein
hervorragendes System, um Säuren und Basen nach Bedarf entweder aus dem Körper zu
entfernen oder in den Körper zurückzuführen
- bei niederen Tieren mit einfacher aufgebauten Niere sind diese Mechanismen in den
Kiemen (Fische) oder in der Haut (Amphibien) vorhanden
- es gibt in der Niere drei Puffersysteme: Bicarbonat-, Phosphat- und Ammoniakpuffer
tubulär sezerniertes H+ reagiert mit filtriertem HPO42- zu H2PO4- oder mit sezerniertem NH3
63
zu NH4+. Für diese beiden Verbindungen ist die Zellmembran aber nicht permeabel, so
dass die Ionen mit dem Urin ausgeschieden werden.
50. Hendersson- Hasselbalch- Gleichung
jede Säure kann bis zu einem bestimmten Grad dissoziieren
- je stärker die Säure, desto stärker ihr Bestreben zu dissoziieren (Protonenabgabe => pHWert-Abfall verstärkt)
- das Dissoziationsbestreben wird durch die Dissoziationskonstante K bzw. durch den pKWert (pK= -log K) beschrieben
- da Skala dekadisch logarithmisch ist, ist wenn ein pK -Wert um eine Einheit niedriger ist,
die Säure um das zehnfache stärker
- Säuren mit pK –Wert < 1 = starke Säuren
- Säuren mit pK –Wert 1-5 = mittelstarke Säuren
- Säuren mit pK –Wert >5 = schwache Säuren
- Konzentration freier H+ -Ionen und pH –Wert ergibt sich aus dem Dissoziationsgrad der
Säuren
- Henderson-Hasselbach-Gleichung: pH= pK+log [konjugierte Base]/[Säure]
- für die Beurteilung des Puffersystems lässt sich folgendes aus der Gleichung
schlussfolgern:
> pH-Wert eines Puffersystems wird durch das Verhältnis konjugierter Base zu Säure
bestimmt (nicht durch deren absolute Konzentration)
> je mehr der pK -Wert einer Säure vom eingestellten pH-Wert der Lösung nach unten
abweicht, desto größer ist der Anteil konjugierter Basen in dieser Lösung
> sind die Konzentrationen von konjugierter Base und Säure gleich, so ergibt sich: pH=pK
hier ist die Pufferkapazität am größten
51. Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) ist eine Kaskada von verschiedenen Hormonen
und Enzymen, die im wesentlichen den Salz- und Wasserhaushalt des Körpers steuern;
zusätzlich ist es eins der wichtigsten blutdruckregulierenden Systeme
Aktivierung:
> am Anfang der Kaskade steht die Freisetzung von Renin aus dem juxtaglomerulären
Apparat des Nierengewebes
> juxtaglomerulärer Apparat besteht aus spezialisierten Zellen des Blutgefäßes, das das
Nierenkörperchen (Glomerulus) mit Blut versorgt, aus der Macula densa (spezialisierte
Zellen des Harnkanälchen, welche in der Nähe der Vas afferens verläuft), und aus
speziellen Bindegewebszellen (Mesangiumzellen)
> der juxtaglomeruläre Apparat misst den Blutdruck im Vas afferens, den Salzgehalt des
Harns im Harnkanälchen und reagiert zudem auf Signale des vegetativen
Nervensystems und auf verschiedene Hormone
> Myoepithelzellen der Vasa afferentia bilden und speichern die Renin-Granula
> folgende Einflüsse führen zur vermehrten Reninfreisetzung:
- vermehrte Nierenkörperchendurchblutung
- vermehrter Blutdruck (wird an Barorezeptoren gemessen)
- vermehrte glomeruläre Filtrationsrate (GFR)
- vermehrte Chloridkonzentration im Harn
- Aktivierung des sympathischen Nervensystems
> Renin wirkt als eiweißspaltendes Enzym (Protease) und spaltet aus dem in der Leber
gebildeten Angiotensinogen das Angiotensin I ab
> Angiotensin I wird vom ACE (angiotensin converting enzyme) in Angiotensin II
umgewandelt (dieses ist das Endprodukt der Enzymkaskade)
> Angiotensin II bewirkt eine Vasokonstriktion => dadurch erhöht sich der Blutdruck
> in den Nieren führt Angiotensin II zur Verengung der Vasa efferentia => es erhöht sich
der Gefäßwiederstand im Abflussbereich der Glomeruli und der Blutdruck der
Kapillarschlingen und Nierenkörperchen wird erhöht; dies bedeutet, dass die Filtration
in den Nierenkörperchen trotz vermehrter Nierendurchblutung aufrecht erhalten werden
kann
64
> in der Nebennierenrinde führt Angiotensin II zu einer Freisetzung von Aldosteron =>
dieses fördert in den Nierenkanälchen den Rücktransport von Natrium und Wasser aus
dem Urin ins Blut => NaCl-Gehalt des Blutes und Blutvolumen steigen
> in der Hypophyse führt es zu vermehrter ADH (antidiuretisches Hormon) (auch Vasopressin
genannt) Freisetzung => vermehrte Wasserausscheidung durch die Nieren =>
Wasserkonservierung
> am ZNS führen verschiedene Hormone zu Salzhunger und verursachen das Durstgefühl
> alle Effekte führen zusammen zur Erhöhung des Kochsalz- und Wassergehalts des
Körpers, damit zu einem größeren Blutvolumen und dadurch zur Blutdruckerhöhung
> Hormone des RAAS helfen also mit Blutdruckabfälle durch Salz- und Volumenverluste
zunächst durch vermehrte Konservierung der verbliebenen Salz- und Wasserreserven zu
kompensieren und sie dann durch vermehrte Zufuhr (Salzhunger und Durst) zu korrigieren
> überschießende Systemaktivierung wird durch negative Rückkopplung vermieden (höherer
Blutdruck, Angiotensin II und Aldosteron hemmen die Reninfreisetzung)
52. Wasserhaushalt (bei Salzmangel)
> isotone Hyperhydratation; wird durch vermehrte Retention von Wasser und Salz im isotonen
Verhältnis verursacht
- aufgrund der Isotonie ändert sich der osmotische Gradient zwischen intra- und
extrazellulärem Raum nicht
- es kommt zu gleichzeitigen Vergrößerungen des intra- und extrazellulären Raumes
- es kann zur Hypervolämie des Blutes und zu Ödemen kommen
- Ursachen für diese Störung können Leber- und Nierenschäden sein (Absenkung des
onkotischen Drucks), Herzinsuffizienzen (erhöhter hydrostatischer Druck), oder auch eine
ungenügende Natriumausscheidung
53. Auge - Reizverarbeitung (welche Transmitter, welche Rezeptoren, Pupillenreflex mit
welchem Muskel, Innervation, Atropin (Wirkung, Rezeptoren > muscarinerge)
65
3 Schichten:
Cornea (Hornhaut)
- äußere Schicht, im hinteren Abschnitt durch die Sklera (Lederhaut) weitergeführt:
- Stützfunktion, Abgrenzung des Auges
- zur Durchsichtigkeit der Cornea sind die Kollagenlamellen in exakt gleichen Abständen
parallel nebeneinander angeordnet. Darüber kommt dann eine Kollagenlamellenschicht
mit anderer räumlicher Orientierung, aber gleichem Faserverlauf
- Verletzungen führen zur Quellung der Fasern und damit zur Trübung
- Hornhauttransplantation möglich
Uvea
- mittlere Schicht
- besteht aus Iris, Ziliarkörper und der Choroidea (Aderhaut) in der die Hauptblutgefäße des
Auges verlaufen
- im vorderen Augendrittel Ausstülpung der Iris mit Ziliarmuskel und Zonulafasern mit denen
die Linse am Ziliarmuskel befestigt ist
Retina (Netzhaut)
- mündet in der N. opticus (Sehnerv)
- enthält Photorezeptoren und Nervenfasern, die die Signale an den N. opticus weiterleiten
- wird teilweise durch Diffusion aus den choroidealen Gefäßen ernährt
- vor allem die Pferderetina ist weitgehen avaskulär – verändert sich bei eine intraokulären
Entzündung (z.B. rezidivierende Uveitis) die Diffusionsstrecke durch Entzündungszellen
oder Ödeme kommt es schnell zu Netzhautschädigungen durch mangelnde Versorgung
der Retina
66
Physikalisch
- optisches System: Lichtstrahlen werden beim Übertritt von einem in ein anderes
durchsichtiges Medium gebrochen
- bei einer kugeligen Grenzfläche zwischen zwei Medien entsteht dadurch eine Abbildung
- Strahlen aus der Ferne fallen parallel ein und sammeln sich im hinteren Brennpunkt (Fh)
- im Gegensatz zum Auge können bei den meisten optischen Systemen Strahlen auch in
umgekehrter Richtung einfallen, die sich dann bei parallelem Eintreffen im vorderen
Brennpunkt (Fv) sammeln > Verbindunglinie zwischen Fh und Fv = optische Achse,
- Schnittpunkt mit der Übergangsfläche von einem Medium ins Andere = Hauptpunkt (H)
- Brechkraft:
> Kehrwert der vorderen Brennweite in Meter (Fv – H) = Dioptrien
> abhängig von der Krümmung einer Linse und von beteiligten Brechungsindices
- Luft 1,0
- Flüssigkeiten in Abhängigkeit von den gelösten Subtanzen > 1,3
- je weiter die Brechungsindices variieren, desto stärker ist die Brechung
Kammerwasser
- Entsteht kontinuierlich in der vorderen Augenkammer
- abgesondert vom Ciliarkörper
- hält Augeninnendruck konstant
- Abfluss erfolgt beim Haustier meist durch größere Gefäße des skleralen Venenplexus
- Abfluss beim Mensch durch den Schlemmschen Kanal
- Aufgabe: Versorgung der nicht vaskularisierten Strukturen des Auges > Linse, Cornea,
Glaskörper
- kaum Unterschied zur Zusammensetzung des Blutplasmas, da es aus den Kapillaren der
Ziliarfortsätze filtriert wird > proteinärmer und höherer Laktat- und Chloridgehalt
- ca. 3 µl pro Minute produziert
- pathologische Erhöhung des Augeninnendrucks (Glaukom) entweder durch gesteigerte
Produktion von Kammerwasser oder durch Abflussbehinderung > Augeninnendruck steigt
auf bis zu 60 mm Hg, was sekundär zur Degeneration der Sinneszellen der Netzhaut führt
- physiologischer Augeninnendruck 20 mm Hg
- Bei Haustieren primäre Glaukomgefahr durch den Abfluss über den Venenplexus
wesentlich geringer als beim Menschen
Dioptrischer Apparat
- Auge = zusammengesetztes optisches System (dioptrischer Apparat)
- Refraktion: Brechung von Lichtstrahlen durch Übertritt in Medien anderer optischer Dichte
- Licht beim Auge aus der Luft kommend durch die aufgelagerte Tränenflüssigkeit, die
Cornea, die vordere Augenkammer mit Kammerwasser, die Linse und durch den
Glaskörper auf die Retina als umgekehrtes, verkleinertes Bild projiziert
- Hauptbrechung am Auge (ca. 2/3 der Gesamtbrechung) am Übergang vom Medium Luft
zur Tränenflüssigkeit, da deren Brechungsindices am stärksten differieren
- Brechkraft des Auges bei unterwasserlebenden Tieren also deutlich reduziert
- Cornea selbst ist avaskulär und reichlich mit myelinfreien Nervenfasern durchzogen
- die Nervenfasern haben im Rahmen des Cornealreflexes eine wichtige Schutzfunktion
- auch die in der Cornea enthaltenen Enzyme und sekretorisches Immunglobulin A schützen
vor Infektionen
- Tränendrüsen dorsolateral des Auges und geben Tränenflüssigkeit in Konjunktivalsack ab
- Abfluss über Tränengang und Tränensack zur Nasenhöhle
Akkommodation
aktive Änderung der Brechkraft
- höhere Brechkraft für in der Nähe liegende Gegenstände nötig als für in der Ferne liegende
- geforderte Zunahme der Brechkraft direkt durch den Kehrwert der Entfernung des
Gegenstandes gegeben
67
- maximal erreichbare Änderung der Brechkraft zwischen Fern- und Nahakkommodation =
Akkommodationsbreite
- Akkommodation des Auges durch stärkere Krümmung der Linse, wobei hauptsächlich
deren Vorderseite an Brechkraft zunimmt
- Linse besitzt große Eigenelastizität und kugelt sich ab, wenn sie nicht von außen am
Linsenäquator von Zonulafasern straff gehalten wird. Die Kraft hierfür wird hauptsächlich
durch die elastischen Strukturen der Aderhaut geliefert – dieser Zug kann jedoch durch
Kontraktion des ringförmigen Ziliarmuskels verringert werden, wodurch Krümmung und
Brechkraft der Linse zunehmen
- Ziliarmuskel wird hauptsächlich parasympathisch innerviert (Naheinstellung), besitz aber
auch einen geringen Anteil an sympathischer Innervation – er nimmt deshalb in
Abwesenheit eines Akkommodationsziels einen gewissen Ruhetonus ein, der durch das
dynamische Gleichgewicht zwischen beiden Arten der Innervation bestimmt wird
- Akkommodationsbreite bei den Haussäugetieren im Vergleich zum Menschen teilweise
deutlich geringer
> Pferde besitzen starre Linse und schwach ausgeprägte Ziliarmuskeln > geringe
Fähigkeit zur Akkommodation
> Brechkraft der Linse des Hundes mehr als doppelt so groß wie die des Menschen
> bei Vögeln ist an der Akkommodation häufig auch zusätzliche Änderung der
Hornhautkrümmung beteiligt
Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit
- bei Kurz- und Weitsichtigkeit abweichende Augapfellänge
- Kurzsichtigkeit (Myopie): parallel einfallende Strahlen schneiden sich schon vor der
Netzhaut, weil der Augapfel zu lang ist (Hilfe: Zerstreuungslinse)
- Weitsichtigkeit (Hyperopie): schon beim Sehen in die Ferne muss nahakkommodiert
werden, da der Augapfel zu kurz ist (Hilfe: Sammellinse)
- Altersweitsichtigkeit (Presbyopie): an Vorderfläche der Linse unter der Linsenkapsel liegt
das Linsenepithel. Diese Epithelzellen sind die einzigen teilungsfähigen Zellen der Linse,
sie verlängern sich und differenzieren sich zu Linsenfasern. Die Linse wächst also
zeitlebens durch sich auflagernde Linsenfasern. Durch die Linsenkapsel können aber
keine Zellen abgestoßen werden und so kommt es zur vollständigen Vergrößerung und
Verdichtung des Kerns. Dadurch nimmt die Akkommodationsbreite im Alter ab, da die
Linse nicht mehr so elastisch ist. Bei allen Haussäugetieren!!!
Reflexabläufe
Nahsehen
- Lichtwellen eines sich nähernden Objektes werden zunächst hinter der Retina abgebildet
- Informationen über das unscharfe Bild werden zu den visuellen Zentren des Gehirns
geleitet
- aktivierte oculomotorischen Zentren im Mittelhirn führen dann über die Oculomotoneurone
die Akkommodationsreaktion durch
- gleichzeitige Aktivierung von parasympathischen Nervenfasern
- Kontraktion der Ziliarmuskeln wodurch sich die Linsenkrümmung erhöht
- zur Verbesserung der Schärfentiefe Verringerung des Pupillendurchmessers
- um Bild scharf zu halten muss die Linse ständig akkommodieren
Pupillenreflexe
- in das Auge einfallende Lichtmenge hängt von der Weite der Pupille ab
- Erhöhung der retinalen Leuchtdichte führt zu einer reflektorischen Verengung der Pupille,
um das Auge vor Blendung zu schützen
- Reflexbogen zieht von den Photorezeptoren über die Sehnerven zum Mittelhirn und von da
aus weiter zum Oculomotoriuskern
- bei manchen Tieren wird die im geöffneten Zustand runde Pupille konzentrisch verengt, bei
Katzen zu einem senkrechten Schlitz geschlossen
- Belichtung nur eines Auges führt immer auch zur Pupillenverengung des anderen Auges
(konsensueller Reflex)
68
- Steigerung des sympathiko-adrenalen Systems führen zu Erweiterung der Pupille
- Beobachtung der Pupillenreaktion wichtig bei neurologischer Untersuchung und
Überwachung der Narkosetiefe
> oberflächliche Narkose: Pupille erweitert, es wirken noch Schmerzreize
> Toleranzstadium: Pupille verengt, erhöhter Parasympathikustonus
> ganz tiefe Narkose: Pupille durch zentrale Lähmung des N. oculomotorius wieder
erweitert
>> allerdings in Narkotika häufig Parasympatholytika wie Atropin oder Atropinderivate
enthalten, die den Pupillenmuskel lähmen
Aufbau Netzhaut und Signalverarbeitung
- Netzhaut enthält sensorische Zellen des Auges
- sie detektieren Lichtreize unterschiedlichster Wellenlängen und ermöglicht so das
Farbensehen
- Insgesamt 5 Zelltypen, die an der Verarbeitung der Lichtreize beteiligt sind
- Rezeptoren die elektromagnetische Energie des Lichts in elektrochemische Signale
umwandeln sitzen in der äußersten Schicht der Retina, so dass das Licht zunächst die
gesamte Netzhaut passieren muss
- Außen grenzen die Photorezeptoren an die nichtneuronalen Pigmentzellen, die das
Pigment Melanin enthalten, welches das Augeninnere schwärzt und so die Lichtreflexion
verhindert
- Verarbeitung der Reize und Weitergabe der Information durch verschaltete Kette aus 3
Neuronen in der Netzhaut
1. Neuron: Photorezeptroren > Stäbchen oder Zapfen
2. Neuron: Bipolarzellen
3. Neuron: Ganglienzellen
- Axone der Ganglienzellen vereinigen sich zum N. opticus und ziehen zum Gehirn
- blinder Fleck: lichtunempfindliche Zone, da im Bereich des Austritts des Sehnervs keine
Rezeptoren liegen
- Horizontale Verschaltungen zwischen den Photorezeptoren und Bipolarzellen durch
Horizontalzellen und Amakrine Zellen, so wird die Information über den Zustand einer
Photorezeptorzelle an mehrere Ganglienzellen weitergegeben (Divergenz) und die
Ganglienzelle enthält die Information vieler Photorezeptorzellen (Konvergenz)
- Divergenz und Konvergenz: typische Eigenschaften von neuronalen Netzwerken, kommen
immer gleichzeitig vor > hohe Flexibilität in Informationsverarbeitung
- Ganglienzellen informieren Gehirn über Aktivität in ihrem retinalen rezeptiven Feld, welches
aus den Bipolarzellen und den Photorezeptorzellen besteht, welches auf eine
Ganglienzelle verschaltet > Ideales Verhältnis 1 : 1 : 1
- Stäbchen: so lichtempfindlich, das sie bereits von einem Photon erregt werden, können
jedoch keine Farbe detektieren
- Zapfen: geringere Empfindlichkeit für Licht, enthalten aber Pigmente, die Farben
bestimmter Wellenlängen absorbieren können > Farbensehen unter
Tageslichtbedingungen
- Verteilung in der Retina ist tierartlich unterschiedlich
> besonders viele Zapfen bei Tagaktiven Tieren – für Farbensehen (photoptisches
Sehen)
> hauptsächlich Stäbchen bei Katze, Kaninchen und Eulen, jedoch auch einige Zapfen bei
diesen Dämmerungsaktiven Tieren, also auch Farbensehen möglich
> nur Stäbchen bei Goldhamster, Igel, Maulwurf und Fledermaus, deswegen können diese
Nachtaktiven Tiere nur schwarz-weiß sehen (skotopisches Sehen)
- bei den meisten Tieren gibt es ebenfalls Bereiche der Retina, die auf hohe räumliche
Auflösung spezialisiert sind, diese bei nachtaktiven Tieren aber fast ausschließlich mit
Stäbchen besetzt > Nachtaktive Tiere (Mäuse, Ratten) besitzen insgesamt nur 1 – 3 %
Zapfen > Reduktion zugunsten der lichtempfindlichen Stäbchen
69
- Vögel: über komplette Retina günstiges, niedriges Zahlenverhältnis zwischen
Photorezeptoren und Ganglienzellen > hohe Sehschärfe
- Steppentiere: horizontalen Streifen > schärfstes Sehen zum Horizont beobachten
- auch Pferde haben diesen horizontalen Streifen, allerdings haben Pferde nur wenige
Bereiche in der Retina die zum scharfen Sehen dienen, deshalb werden viele Dinge
möglicherweise nur schemenhaft wahrgenommen werden können. Insgesamt
Ganglienzelldichte außerhalb zweier kleiner spezialisierter Bereiche in der Retina des
Pferdes gering > Auflösungsvermögen gering
- jede Rezeptorzellen besitzt Außenglied, welches über dünnes Cilium mit dem restlichen
Zellkörper verbunden ist. In Außengliedern zahlreiche Membranscheibchen (Stäbchen)
bzw. Membraneinfaltungen mit dem jeweils eingelagerten Sehfarbstoff. Außenglieder
zeitlebens erneuert und abgestoßene Bestandteile durch Phagozyten der
Pigmentepithelschicht beseitigt
- Zellkörper trägt Zellkern und Zellorganellen
Photorezeption und Transduktion
- Photorezeptoren von Vertebraten = Sinnesrezeptoren = keine Depolarisation bei Reizung,
sondern Hyperpolarisation
- im Dunkeln: kontinuierlicher Na+-Einstrom über Stäbchenmembran > Zelle depolarisiert
> dabei hält cGMP die Na+ und Ca2+-Kanäle der Außensegmentmembran geöffnet, was
eine ständige Transmitterausschüttung (Glutamat) an der Synapse bewirkt. Dadurch
Aktivierung der Bipolarzellen, die inhibitorisch (hemmend) auf die Ganglienzellen wirken
> so senden die Ganglienzellen keine Information zum Gehirn und zeigen dadurch
Dunkelheit an
- Lichteinfall: Na+-Kanäle der Photorezeptoren schließen, dadurch verringert sich
Transmitterausschüttung. Die Bipolarzellen hemmen die Ganglienzellen nicht mehr und
diese senden wieder Informationen zum Gehirn
- retinale Rezeptoren schütten also bei Dunkelheit mehr Transmitter aus als bei Helligkeit
- Phototransduktion so empfindlich, das bei extremer Dunkeladaption die Absolutschwelle
des Sehens bei 1 – 4 Lichtquanten pro Stäbchen und Sekunde liegt
70
- Aufgabe der Photorezeptoren eintreffende physikalische Energie (Lichtquanten) in
chemische Signale umzuwandeln = Transduktion – Stäbchen und Zapfen
Signaltransduktionskaskade mit generell gleichen Komponenten: Opsin, 11-cis-Retinal,
Transducin und Phosphodiesterase
> Opsin (Protein) und 11-cis-Retinal (Chromophor, Aldehyd des Retinol [Vitamin A]) bilden
in den Stäbchen Rhodopsin
> 11-cis-Retinal kann Licht absorbieren (aufgrund Abfolge konjugierter Doppelbindungen),
durch Bindung an Opsin wird sein Absorptionsmaximum in den Wellenlängenbereich des
sichtbaren Lichts verschoben. Nach Lichtabsorption wechselt 11-cis-Retinal in
Pikosekunden aufgrund eines Energietransfers von der 11-cis in die trans-Form
(Stereoisomerisation) wodurch es zur Dissoziation von Opsin kommt, welches sich
ebenfalls strukturell verändert und dadurch enzymatisch aktiv wird. Ein aktiven Opsin
aktiviert nun bis zu 3.000 Transducinmoleküle (GTP-bindende Proeteine) welche die
Phosphodiesterase aktiviert, wodurch die cGMP-Moleküle hydrolytisch gespalten
werden.
Durch den Konzentrationsabfall des cGMP schließen die cGMP-abhängigen
Kationenkanäle. Dies führt zur Hyperpolarisation mit verringerter Transmitterfreisetzung.
Diese Kaskade läuft in den Zapfen gleich, jedoch mit Isoformen der Komponenten
Opsin, Transducin und Phosphodiesterase
Tapetum lucidum
- bei den meisten Haussäugetieren und nakaktiven Vögeln und Reptilien
- Carnivore: aus Zellen aufgebaut
- Herbivore: fibröser Ursprung
- zwischen Pigmentepithel und den Blutgefäßen unter der Netzhaut
- Bestandteile der Zellen: Kristalle (z.B. Zinkcysteinhydrat) (Hund) oder Riboflavon (Katze)
- Photonen, die die neuronale Schicht der Netzhaut passiert haben werden reflektiert und
können so die Rezeptorzellen nochmal reizen, was ein besseres Sehen bei Nacht
ermöglicht, weil geringe Lichtreize nochmals ausgenutzt werden
- Tiere mit Tapetum lucidum haben ein grün bis blau reflektierende Auge, wenn sie im
Dunkeln von einer Lichtquelle angestrahlt werden
Adaptionsmechanismen
- Anpassung des Auges an unterschiedliche Beleuchtungsstärken = Adaption
- zur Verarbeitung von Extremreizen (1 : 1012) verfügt das Auge über verschiedene
Adaptionsmechanismen
- wichtige Schutzfunktion ist der Pupillenreflex gegen Überbelichtung: die pigmentierte Iris,
die durch Variation der Pupillenweite die Menge des einfallenden Lichts reguliert
> die meisten Tiere besitzen für diese Regulation zwei antagonischtisch wirkende glatte
Muskeln > M. sphincter pupillae und M. dilatator pupillae, innerviert vom
Parasympathikus (Sphinctermuskulatur, Miosis) und Sympathikus (erweitert, Mydriasis)
- Konzentration des Sehfarbstoffes, die sich in einem dynamischen Gleichgewicht befindet
- Mechanismen der örtlichen und zeitlichen Summation während der Signalverarbeitung und
weiterleitung
- System nur gering in der Lage Helligkeiten voneinander zu unterscheiden, passt sich aber
automatisch an die vorherrschende Beleuchtungsbedingungen an
- die Retinalen rezeptiven Felder messen also Unterschiede in der Beleuchtungsstärke und
nicht die Gesamtlichtmenge
- Dunkeladaption = Anpassung an schwache Lichtverhältnisse – zunächst passen sich die
Zapfen und dann die Stäbchen an – die Erhöhung der Empfindlichkeit kann bis zu einer
Stunde dauern
- umgekehrt führt die Helladaption = Anpassung der Rezeptoren an längere, hellere
Lichteinstrahlung innerhalb von 10 bi 60 Sekunden, um das Auge vor Überblendung zu
schützen
Farbensehen
71
- wenn Sonnenlicht (weißes Licht) durch ein Prisma zerlegt wird entsteht ein farbiges
Spektrum von Violett bis rot – Wellenlänge von 400 nm bis 750 nm
- die Zapfen geben keine Informationen über die Wellenlänge des eintreffenden Reizes
sondern reagieren immer gleich wenn sie die adäquate (passende) Wellenlänge
absorbieren
- Farbwahrnehmung entsteht also über retinale Ganglienzellen, die die Reaktion
benachbarter Zapfen innerhalb eines rezeptiven Feldes vergleichen
- Anteile der Signale der verschiedenen Zapfentypen werden an das Gehirn gemeldet und
als Farben interpretiert
- Farbensehen ist mehr als nur die Registrierung der er emittierten Wellenlängen eines
Objektes – integrative Prozesse im Gehirn führen zur Wahrnehmung, was die Bestimmung
schwer macht, wie Tiere Farben wahrnehmen
- Analyse der vorhandenden Sinnesrezeptoren in der Netzhaut und deren
Absorptionsmaxima
- Trichromaten (gr. tria chromos = drei Farben) sind Lebewesen mit drei verschiedene Arten
von Zapfen (Farbrezeptoren) in der Netzhaut
- Beim Menschen gibt es drei Sorten von Zapfen mit unterschiedlichen Absorptionsmaxima:
> rotempfindliche L-Zapfen (Long, lange Wellenlänge)
> grünempfindliche M-Zapfen (Medium, mittlere Wellenlänge)
> blauempfindliche S-Zapfen (Short, kurze Wellenlänge)
- Aus den Messwerten der L-, M- und S-Zapfen erstellt das Gehirn ein Farbbild, wie wir es
vom Alltag her kennen
- Zapfen haben so geringe Empfindlichkeit, dass sie nur bei guten Lichtverhältnissen
arbeiten
> Bei Dämmerung oder Dunkelheit nimmt Funktionalitä stark ab, so dass die
empfindlicheren Stäbchen einspringen müssen. Da es nur einen Typ von Stäbchen gibt
und diese nicht zwischen verschiedenen Wellenlängen unterscheiden können, nimmt
das Farbsehen mit aufkommender Dunkelheit ab. Deshalb können Menschen nachts
keine Farben mehr erkennen
- Trichromaten: nur Altweltaffen (Mensch, Gorilla, Pavian, Gibbon)
- Dichromaten: alle anderen Säugetiere mit nur zwei Zapfentypen, kein Rot und Orange
> Stiere, Pferde, Hunde
- Tetrachromaten: Vögel, Fische, Reptilien, Amphibien, vier Arten von Farbrezeptoren
> Vögel können die meisten Farben wahrnehmen, fast bis in den UV-Bereich, da die
Photorezeptoren besitzen, die ein Absorptionsmaximum von 340 nm haben
- Betrachtet man das Gefieder mit Hilfe einer UV-Lampe erkennt man einen deutlich
Geschlechtsdimorphismus, was für den Menschen jedoch gleich bunt aussieht
> Bienen: auch ähnlicher UV-Rezeptor, jedoch kein Rot-Rezeptor
> Schlagen sehen Licht im Infrarot-Bereich um 800 nm
Zentrale Verarbeitung
Entstehung Bildwahrnehmung
Entscheidend ist die Verarbeitung im Gehirn
- 1. Schritt der Objekterkennung: immer die äußere Begrenzung des Objektes durch
Messung der Helligkeitsunterschiede eines Objektes gegenüber seiner Umgebung.
Rezeptive Felder der retinalen Ganglienzellen sind kreisförmig/ellipsoid und jede
Ganglienzelle informiert das ZNS über den Lichteinfall in solch einem kleinen Areal der
Retina
- alle Bilder werden zunächst an der Netzhaut auf eine zweidimensionale Information
reduziert (wie einzelne Punkt eines Fernsehbildes) und im visuellen Cortex wird aus
dieser Information beider Retinae wieder ein dreidimensionales Bild gewonnen.
Voraussetzung: jeder Punkt muss die räumlichen Beziehungen zu den anderen Punkten
der Welt bewahren
- Nach Umschaltung im Thalamus erreichen die Axone der Sehnerven die primäre Sehrinde
- Dort stattfindende Projektion entspricht einer Karte der Retina: die Zellen mit nah
beieinander liegenden rezeptiven Feldern geben die Information an Cortexzellen (liegen
72
auch nah beieinander) weiter. Der Output einer Gruppe verschiedener corticaler Zellen
wird zusammengenommen um ein Bild zu erhalten
Organisation des visuellen Cortex
- für jeden Punkt auf der Retina ist ein Satz corticaler Zellen mit der gleichen räumlichen
Anordnung vorhanden, die in Säulen angeordnet sind
- in einer Säule liegen nur Zellen mit gleicher räumlicher Orientierung, in der benachbarten
Säule befinden sich Zellen mit ähnlicher Anordnung aber geringer Abwandlung der
Richtung
- Stimulus mit spezieller Orientierung führt dazu, dass die Zellen der Säule mit derselben
Orientierung am stärksten reagieren und die Zellen mit entgegengesetzter Orientierung
keine Antwort zeigen
- andere Neurone reagieren maximal, wenn die hell-dunkel-Kontur nicht nur eine bestimmte
Orientierung sondern Unterbrechungen oder Ecken hat
- besonders starke Aktivierung durch bewegte Reizmuster
- Gesamtheit der einfachen und komplexen Zellen, die auf eine bestimmt Orientierung des
Reizes anworten bilden eine Orientierungssäule
Visuelle Assoziationszonen
- primäre visuellen Cortex umgeben visuelle Assoziationszonen – bei Primaten stark
ausgebildet
- die Neurone der Assoziationszonen sind ebenfalls in Säulen angeordnet und integrieren
und analysieren den vorverarbeiteten Ausgang des primären visuellen Cortex, um noch
komplexere und detailliertere visuelle Muster zu erkennen
- im primären Cortex spielen Linien, Orientierung und Bewegung eine Rolle in den höheren
visuellen Assoziationszentren des Affen gibt es Neurone, die ausschließlich auf ein
komplettes Abbild eines Affengesichts ansprachen – auch bei Schafen und Menschen
Gesichtsfeld und binokulares Sehen
- Blickfeld: Teil der Umwelt, der bei unbewegtem Kopf aber frei beweglichen Augen
wahrgenommen wird
- Gesichtsfeld: der mit unbewegten Augen erfasste Bereichs. Durch die ungleichmäßige
Verteilung von Stäbchen und Zapfen in der Netzhaut ist das Gesichtsfeld je nach Farbe
des Gegenstandes unterschiedlich groß
- Teile des Blickfeldes werden von beiden Augen aufgenommen, was für scharfes,
naturgetreues Sehen erforderlich ist, da es sonst keine dreidimensionalen Eindrücke gäbe
- Tiefenwahrnehmung: leicht unterschiedliche Bilder der gleich Gegebenheit auf beiden
Augen abgebildet, es entsteht jedoch ein einheitliches Bild hieraus – dafür Sorgen
spezielle Zellen im visuellen Cortex
- Binokulares (räumliches Sehen) ist für einen Jäger die Voaussetzung für das exakte
Beurteilen von Entfernungen bis zur Beute
> Katze: Gesichtsfeld 180° mit binokularem Anteil von 100° in welchem die
Tiefenwahrnehmung möglich ist
> Mensch sieht binokular, jedes Auge ein Gesichtsfeld von etwa 150°, Überschneidung
120°
> Pferd, Schnepfe, Hase sehen monokular
> Tiere mit gerade gerichteten Augen (Jäger) haben ein gutes räumliches
Auflösungsvermögen wogegen Tiere mit seitlich angesetzten Augen (Beute) wenig
überlappende Informationen erhalten und deshalb wenig Tiefenschärfe besitzen
> Hund: Gesichtsfeld 240° mit Überschneidung von 60°
> Hasen und Kaninchen: Gesichtsfeld 360° mit Überschneidung von nur 30°
> Pferde: Gesichtsfeld 300° mit Überschneidung von 60° - ein Pferd mit kurz gehaltenen
Zügeln hat deswegen kurz vor sich einen Bereich in dem es nichts sieht
54. Bau und Funktion Innenohr
- besteht aus der knöchernen Schnecke (Cochlea), die drei, durch häutige Schichten
umgebene Kanäle enthält
- Bei Säugetieren ist die Schnecke in einer Spirale mit ca. 2 ½ Windungen geformt
- Bei Amphibien und Vögeln hat sie eine fast lineare Form
73
- Oberer Kanal (Scala vesticuli), unterer Kanal (Scala tympani) >> Verbunden an der Spitze
(Helicotrema) und mit Perilymphe gefüllt. Zwischen den beiden Kanälen liegt die
Basilarmembran, die durch die Schallwellen in Schwingungen versetzt wird
- dritter Gang (Scala media), getrennt von der Scala vestibuli durch die Reißner-Membran,
gefüllt mit Endolymphe (produziert in der Stria vascularis der Scala med.)
- Der Schall wird vom Steigbügel über das ovale Fenster auf die Perilymphe der Scala
vestibuli übertragen
- Die Schallwellen laufen über das Helicotrema und die Scala tympani zurück zum runden
Fenster, welches sich in Ausgleichsbewegungen zum ovalen Fenster bewegt, um den
Druck in der Schnecke konstant zu halten
- Durch die Schallwellen wird die Basilarmembran in Schwingung versetzt, wobei ihr
Resonanzverhalten zwischen den Frequenzen diskriminiert, so dass die maximale
Auslenkung in einer bestimmten Entfernung vom ovalen Fenster frequenzspezifisch erfolgt
- Frequenzunterscheidung (Wanderwellentheorie)
- Die Amplituden der durch die Perilymphe laufenden Schallwellen wandern entlang der
Basilarmembran und erreichen an einem bestimmten Punkt (abhängig von der Breite und
der Elastizität der Basilarmembran) ihr Maximum. Dadurch wird das eigentliche
Sinnesorgan erregt (Corti-Organ, eingelagert in der Basilarmembran entlang der
gesamten Schnecke)
- am Boden der Scala media befindet sich die Tektorialmembran, eine von Cilien gebildete,
wulstförmige Ausstülpung der Basilarmembran
- Das Corti-Organ ist der eigentliche Ort der Reizaufnahme in der Cochlea
- Sinneszellen sind in zwei Gruppen und in 3 Reihen äußerer und eine Reihe innerer
Haarsinneszellen zwischen den Stützzellen angeordnet
- Nur äußere Haarzellen besitzen Stereozilien, die nach oben in die Tektorialmembran
hineinragen
- Die durch die Wanderwellen hervorgerufenen Ausbuchtungen der Basilarmembran
verursachen eine Scherbewegung zwischen der Tektorial- und der Basalmembran
- Dadurch werden auch die Stereozilien zur Seite bewegt und eine mechanoelektrische
Transduktion (Umwandlung eines äußeren Reizes in ein physiologisches Signal)
eingeleitet
- Die äußeren Haarzellen werden allerdings nur von ca. 10 % der afferenten Neurone des
Hörnervs versorgt, der überwiegende Teil dieser Neurone führt an die inneren Haarzellen,
die aber keinen Kontakt mit der Tektorialmembran haben
- Allerdings befindet sich zwischen Tektorial- und Basilarmembran ein mit Endolymphe
gefüllter Spalt > hydrodynamische Kopplung
- Bei den äußeren Haarzellen spielt die unterschiedliche Ionenzusammensetzung in den
verschiedenen Gängen der Schnecke eine entscheidende Rolle, durch welche besondere
endocochleäre Potenzialverhältnisse erzeugt werden
- Die äußeren und inneren Haarzellen weisen ein Ruhepotential von ca. – 70 mV auf
- Durch das Abbiegen der Cilien wird es moduliert und ein Rezeptorpotential entsteht
- Endocochleäres Potenzial: in der Cochlea gibt es die Besonderheit, dass die Endolymphe
in der Scala media mit ihrer hohen K+-Konzentration gegenüber den anderen
Flüssigkeitsräumen ein positives Potential von ca. + 85 mV erzeugt
- Da die Cilien und die apikale Membran der Haarzellen in diesen positiv geladenen
Endolymphraum ragen, ergibt sich über die Zellmembran dieser Haarzellen insgesamt
eine Potenzialdifferenz von + 155 mV
- Das Ruhepotenzial dieser Zellen (- 70 mV) addiert sich also zum endocochleären Potenzial
(+ 85 mV) und führt zu einem extrem hohen Potenzialgradienten, der als treibende Kraft
für einen K+-Einstrom zur Verfügung steht
- Stereozilien untereinander sind mit feinen Filamenten tip link verbunden
- Ein laterales Abscheren der Cilien (Deflektion) führt zu einer Zugkraft an diesem Filament,
wodurch sich K+-Kanäle in der Cilienmembran öffnen > es erfolgt ein K+-Einstrom, der die
Haarsinneszelle depolarisiert und über die Freisetzung von intrazelluläre Ca2+-Ionen zur
Ausschüttung eines afferenten Transmitters (Glutamat) führt
- dieser Transmitter stimuliert über eine Synapse das afferente Neuron, das über die
Hörbahn ins Gehirn führt
74
- etwas verzögert öffnen sich dann andere K+-Kanäle der Haarzelle, was zu einer
Repolarisation des Rezeptorpotenzials führt
- die äußeren Haarzellen kontrahieren sich bei diesem ständig ablaufenden
Depolarisationszyklus rhythmisch und ändern so ihre Länge
- durch genetischen Defekt der zur Repolarisation notwendigen K+-Kanäle sowie der Tight
junctions dieser Sinnesepithelzellen kann es zu Schwerhörigkeit oder Taubheit kommen
55. Schmerzsinn (Nozizeption)
- Aufgabe: Organismus vor Verletzungen und Schädigungen bewahren
- Führen unmittelbar zur Flucht- und Abwehrreaktionen, die oft als unmittelbarere Reflexe
blitzschnell ablaufen
- Akutes Schmerzempfinden tritt oft erst nach einer Latenzzeit auf, die viele Minuten
betragen kann > temporäre Analgesie
- Akute Schmerzen sind biologisch sinnvoll und deaktivieren den Organismus um die
Heilung zu fördern
- Chronische Schmerzen sind nutzlos, da sie zu einer dauerhaften Aktivitätshemmung
führen
- Die schädigenden Reize werden von so genannten Nozizeptoren aufgenommen und im
ZNS verarbeitet
> freie Nervenendigungen
> in verschiedenen Körpergeweben in verschiedener Anzahl vorkommend
> nur aktive Nozizeptoren sprechen sofort auf schädigenden Reiz an
> der weitaus größte Teil ist zunächst inaktiv und wird bei Bedarf durch lokal abgegebene
Stoffe aktiviert, die hauptsächlich von entzündeten Gewebebereichen gebildet und
abgegeben werden, so dass sich ein initiales Schmerzempfinden mit der Zeit noch
erheblich verstärken kann
> Sensibilisierung vor allem durch Prostaglandine und Leukotriene
> setzen bei ihrer Reizung auch selbst vasodilatatorische Substanzen (Substanz P) frei, die
stark durchblutungsfördernd wirken. Dadurch werden viele Blutzellen in das verletzte
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Gewebe gebracht, die zusätzliche Substanzen (Histamin, Bradykinin, Serotonin)
ausschütten
Da die intensiven Prozesse der Wundheilung (Zellproliferation, Immunprozesse) ablaufen
sieht entzündetes Gewebe immer stark gerötet aus
Beim Säugetier werden Nozizeptoren der Haut durch myelinisierte Neurone
(hochschwellige Nozizeptoren) gebildet, die am Ende eine fenestrierte Schwannsche
Scheide aufweisen (Varikosität), so dass die Axonmembran am dieser Stelle frei liegt
> werden nur durch starke mechanische Schmerzreize (Nadelstiche) erregt
Polymodale Nozizeptoren reagieren dagegen auf ein breites Reizspektrum
> Stiche, thermische Reize, chemischen Reizen (z.B. Säure)
Erregung verläuft über unspezifische Kationenkanäle, die sowohl auf Liganden als auch
Hitze reagieren
Das Nervensystem leitet die nozizeptiven Reize nicht nur weiter, sondern verarbeitet und
moduliert sie, so dass Schmerzempfindungen erheblich verstärkt und eine größere
Hautoberfläche einbezogen werden (Hyperalgesie)
Schmerzen aus peripheren Geweben (Oberflächenschmerz) werden besser
wahrgenommen als Eingeweideschmerzen (Tiefenschmerz)
Werden Schmerzen nicht rechtzeitig behandelt können sie auch nach Heilung noch
fortbestehen
Da die ableitenden Schmerzneurone im Hinterhorn des Rückenmarks eng zusammen
liegen können sich viszerale und Oberflächenafferenzen vermischen und übertragene
Schmerzen erzeugen, die oft in andere Körperregionen ausstrahlen oder sich an der
Oberfläche in Headschen Zonen manifestieren
Im ZNS können Schmerzen an verschiedenen Stellen blockiert werden
> z.B. Bereiche des Mittelhirns (Nucleus raphe)
Opiate (beta-Endorphin) und Enkephaline
Psychische Einflüsse können Schmerzen verstärken oder vermindern
56. Geschmackssinn
- chemische Reize wirken auf Chemosensoren
- Geschmacksinn: Moleküle in Flüssigkeiten gelöst
- Geruchssinn: Moleküle liegen frei in der Luft vor
- vier primäre Geschmackqualitäten: sauer, salzig, bitter und süß
- Mischempfindungen wie süßsauer, sauersalzig
- Existenz von metallischem Geschmack und Glutamatgeschmack umstritten
- nachgewiesen beim Menschen, bei Wirbeltieren ungewiss
> vermutlich haben einzelne Individuen eine individuelle Geschmackswelt die von
spezifischen ökologischen Erfordernissen bestimmt wird
> individuellen Unterschiede sind außerordentlich groß und von verschiedenen Faktoren
abhängig: Zusammensetzung der Grundnahrung, Lebensalter, etc.
- Verhaltungsuntersuchungen um Präferenzen, Aversion (Ablehnung) oder Indifferenz (ohne
Unterschied) gegenüber Testlösungen zu bestimmen
- einige Vögel (Hühner) können nicht zwischen süß und bitter unterscheiden
- die meisten Säugetiere trinken hypotone Salzlösungen lieber als reines Wasser, Hühner
dagegen trinken freiwillig keine Salzlösung – jedoch saure oder alkalische Lösungen
- erhebliche Speziesunterschiede in Bezug auf verschiedene Zuckerarten
> erwachsene Hunde bevorzugen zuckerhaltiges Futter
> Katzen verhalten sich indifferent und reagieren auf größere Mengen von Saccharose mit
Erbrechen und Durchfall
> Kälber (und Schweine): Präferenz für Saccharose, jedoch indifferent gegenüber Laktose
> gemeinsam ist den meisten Haussäugetieren die Aversion gegenüber Saccharin
- Sinneszellen des Geschmackssinns liegen bei allen Haussäugetieren in den
Geschmacksknospen, die in den Geschmackspapillen der Zunge, in der Schleimhaut des
weichen Gaumens, der Epiglottis und des Rachens liegen
- Zunge: 3 verschiedene Typen von Geschmackspapillen
> Pilzpapillen > Papillae fungiformis (200 – 400 Stück)
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> Blattpapillen > Papillae foliatae (15 – 20 Stück)
> Wallpapillen > Papillae vallatae (treten ca. 1 mm aus der Zungenoberfläche hervor)
- Mechanorezeptoren: Fadenpapillen > Papillae filiformis, verteilt über die gesamte
Zungenoberfläche (am Schutzsystem des Mund- und Rachenraumes beteiligt)
Geschmacksknospen:
- hauptsächlich in den Wänden und Falten der Zungenpapillen
- enthalten 10 – 150 Sinneszellen, die wie Segmente von Orangen angeordnet sind und sich
- nach oben in einen flüssigkeitsgefüllten Trichter (Porus) öffnen; zwischen den Sinneszellen
sind Stützzellen eingebettet
> Hunde, Rinder, Hasen: 15 - 30.000; Mensch: 5.000;
> Enten 100; Hühner, Tauben: 20 – 40
> aus der Anzahl lässt sich nicht auf das Spektrum von Geschmackswahrnehmungen
schließen, auch die verschiedene Verteilung auf der Zunge hat keine funktionellen
Konsequenzen
- Geschmackssinneszellen: modifizierte Epithelzellen
> apikales Ende: Mikrovilli mit Geschmackssensoren
> Lebensdauer der Sinneszelle etwa 1 Woche, fortlaufend
durch Baselzellen ersetzt > im Alter Produktion der
Sinneszellen zunehmend geringer so dass die
Geschmacksempfindungen erheblich reduziert sind
> zwischen den Sinneszellen winden sich marklose Nervenfasern aus
Geschmacksneuronen verschiedener Hirnnerven und bilden mit diesen synaptische
Kontakte
> Geschmackssinneszellen verhalten sich wie sekundäre Sinneszellen, die bei Aktivierung
die Freisetzung von Transmittern modulieren
> Transduktionsprozess: Interaktion zwischen Geschmacksstoff und Rezeptormolekül
erzeugt ein depolarisierendes Sensorpotential
- Sauergeschmack
> abhängig von der Konzentration von H+-Ionen
> vollständig dissoziierte Säuren schmecken saurer als äquimolare Lösungen schwach
dissoziierter Säuren
> Ausnahme: z.B. stark sauer schmeckende Essigsäure – Hinweis auf zusätzliche
Mechanismen
> durch die Reaktion von H+-Ionen mit Proteinen eines K+-selektiven Membrankanals wird
der Ausstrom von K+-Ionen blockiert und dadurch bildet sich ein depolarisierendes
Sensorpotential
- Salzgeschmack
> wird durch wasserlösliche Salze hervorgerufen, die in Lösungen in Kationen und
Anionen dissoziieren > z.B. in Na+ und Cl- bei Kochsalz
> Grad der Salzigkeit lässt sich in einer Rangordnung für Kat- und Anionen beschreiben:
Kationen: NH4+ > K+ > Ca2+ > Na+ > Li+ > Mg2+
Anionen: SO42- > Cl- > Br- > I- > HCO3- > NO3> das depolarisierende Sensorpotential entsteht bei Zunahme der extrazellulären
Kationenkonzentration durch verstärkten Einstrom von Kationen durch einen
spannungsunabhängigen selektiven Ionenkanal, der durch das nicht permeable Kation
Amilorid blockiert werden kann. Anionen wirken dagegen nicht direkt auf die
Sinneszellen; sie werden mit Hilfe spezifischer Transportmechanismen in die Stützzellen
eingeschleust und führen dort Depolarisation, die über Gap junctions die Sinneszellen
aktiviert
- Bittergeschmack
> durch Vielzahl von Stoffen hervorgerufen mit unterschiedlichen molekularen Strukturen
> gemeinsam ist diesen Molekülen eine polare Gruppe die in definiertem Abstand mit einer
hydrophoben Gruppe kombiniert ist
> vorallem pflanzliche Bitterstoffe (Alkaloide, Chinin oder Strychnin) haben häufig eine
hohe Toxizität > sinnvollerweise Bittergeschmack deswegen besonders empfindlich
> bei den meisten Lebewesen besteht daher eine genetisch fixierte Aversion gegen bitter
schmeckende Substanzen
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> Im Transduktionsprozess wird nach Interaktion des Bitterstoffs mit spezifischen
Rezeptorproteinen durch Aktivierung der intrazellulären IP3-Signalkaskade dir
intrazelluläre Ca2+-Konzentration erhöht und die Transmitterfreisetzung ausgelöst
Süßgeschmack
> überwiegend durch organische Substanzen (Zucker, Alkohole, Glykole, Aminosäuren mit
neutralem pH) hervorgerufen
> die meisten Lebewesen reagieren auf süße Nahrungsmittel positiv, da sie das
signalisieren das Kohlenhydrate und Proteine, also wichtige Nährstoffe, vorhanden sind
> Moleküle süßlicher Substanzen sind unterschiedlich konfiguriert
> alle süßen Stoffe scheinen an einem einzigen Typ von Rezeptormolekül zu binden,
jedoch mit unterschiedlicher Affinität
> Rezeptormolekül aktiviert über ein G-Protein die Adenylatcyclase (AC) und erhöht damit
die intrazelluläre Konzentration von cAMP, das den K+-Ausstrom an selektiven
Ionenkanälen vermindert und dadurch zu einem depolarisierten Sensorpotential führt
> Der Transduktionsprozess wird entweder durch direkte Wirkung auf selektive
Ionenkanäle vermindert oder durch intrazelluläre Botenstoffe ausgelöst
prinzipiell kann jede Geschmacksinneszelle verschiedene Rezeptorproteine besitzen und
daher ohne eine bevorzugte Empfindlichkeit auf eine Vielzahl von Reizstoffen reagieren,
die mehreren und allen vier Geschmacksqualitäten angehören können
auch thermische oder mechanische Reize können die Geschmackssinneszellen aktivieren
ein spezifisches Geschmacksprofil findet sich erst in den Geschmacksneuronen, die nicht
nur mehrere Sinneszellen synaptisch innervieren sondern auch zu verschiedenen
Geschmacksknospen ziehen
> Geschmacksprofil: für jede afferente Faser spezifische Rangfolge der Empfindlichkeit für
die vier Grundqualitäten
- so kann z.B. eine Faser am stärksten auf süß reagieren, weniger stark auf sauer oder
salzig und am geringsten aus bitter
- Reizintensität und Geschmackseindruck ergeben sich erst aus der gemeinsamen
Verarbeitung der Information vieler afferenter Nervenfasern
afferente Nervenfasern verlaufen im: N. facialis VII., N. glossopharyngeus IX., N. vagus X.
Einige Geschmacksnerven verlaufen auch im N. trigeminus V., der aber überwiegend
thermo- und mechanosensible Axone aus der Zunge enthält
alle Geschmacksfasern ziehen ziehen gemeinsam im Tractus solitarius zum Nucleus
tractus solitarii in die Medulla oblongata > von dort aus wird ein Teil der
Geschmacksinformation zusammen mit anderen Modalitäten (Schmerz, Temperatur) über
den kontralateralen Thalamus zum Gyrus postcentralis geleitet
> andere Axone ziehen zu verschiedenen Kernen des Hirnstammes die an
Verdauungsreflexe aller Art beteiligt sind: Speichelfluss, Magensaftsekretion, Schlucken,
Würgen, Kauen, Mimik
die emotionale Komponente des Geschmackssinnes wird über Verbindungen zum
Hypothalamus und zum Limbischen System vermittelt
die Empfindungsqualitäten eines Stoffes sind nicht nur von seiner Konzentration und der
rezeptiven Reizschwelle, sondern auch von Adaptionsvorgängen abhängig. Sie sind beim
Geschmackssinn stark ausgeprägt, können nach wenigen Sekunden beginnen und (z.B.
bei Bittersoffen) Stunden anhalten
Adaption wird durch die Spüldrüsen unterstützt
nach längerer Einwirkung einer Lösung mit Geschmacksstoffen wird Wasser schmackhaft
> Säureadaption: süß
> Kochsalzlösung: bitter oder sauer
Adaption erfolgt sowohl zwischen Stoffen mit der gleichen Grundqualität als auch zwischen
Substanzen mit unterschiedlicher Geschmacksqualität
57. Geruchssinn
- Geruchszellen in das Riechepithel der Nase eingebettet: primäre Sinneszellen
- Auf deren apikaler Oberfläche befinden sich Cilien in einer dünnen Schleimschicht (Mucus),
die in die Richtung des Luftraums der Nasenhöhle reichen
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- Riechepithel bekleidet nur einen geringen Teil der Oberfläche, die anderen Flächen werden
zum Anfeuchten und Aufwärmen der Atemluft benutzt
- Die über die Atemluft in die Nasenhöhle gelangten Duftstoffe lösen sich in der
Schleimschicht, die spezielle Bindungsproteine enthält
- Dann gelangen die gelösten Duftstoffe in ontakt mit der Cilienmembran, in der sich viele
tausend spezialisierte Duftstoffrezeptoren befinden
- Bei Bindung zwischen Duftmolekül und zugehörigem Rezeptor wird Transduktionsprozess
eingeleitet, der über die Aktivierung von G-Proteinen und die Synthese von cAMP abläuft,
welches dann die Öffnung unspezifischer Kationenkanäle verursacht, so dass dich durch
einen Ca2+-Einstrom Cl--Kanäle öffnen
- Erst durch einen Cl--Ausstrom kommt es zur Depolarisation der Rezeptorzelle und infolge
dieses Rezeptorpotenzials zu einer Serie von Aktionspotenzialen, welche über die langen
Axone der Riechepithelzellen direkt zum Riechkolben (Bulbus olfactorius) im Gehirn
geleitet
- Riechzellen sind epithelialer Natur und haben begrenzte Lebensdauer und werden nach
einigen Wochen durch neue Zellen ersetzt
- Tiere mit starkem Geruchsvermögen: Makrosmaten > Nagetiere, Huftiere, Raubtiere
> stark vergrößerres Riechepithel von fast 100 cm2 beim Hund
- Tiere mit geringem Geruchsvermögen: Mikrosmaten > Mensch
> wenig Riechsinneszellen und geringe Epithelfläche
- Tiere bei denen kein Riechvermögen ausgebildet ist: Anosmaten
- Pheromone aus dem Urin oder aus Präputial- und Analdrüsen
> Eber: Androstenol (auch beim Mensch im Achselschweiß)
> bei Fischen auch Alarm- und Schreckstoffe
58. Energieumsatz
- energetische Umsatzrate ist eine variable Größe, steht unter Einfluss vieler Faktoren:
> in erster Linie durch die Körpergröße bestimmt
> auch durch Alter und Geschlecht
> durch Umgebungstemperatur, Beleuchtung /Tageszeit und Jahreszeit
> durch Ernährungs- und Funktionszustand des Organismus
- Umsatzrate ist erhöht bei Nahrungsaufnahme, körperlicher Aktivität sowie bei Leistung
(Wachstum, Milchproduktion, Trächtigkeit)
- im postresorptiven Zustand, bei metabolisch indifferenter Umgebungstemperatur und
körperlicher Ruhe gemessene Grundumsatz eines Individuums entspricht dem zur
Aufrechterhaltung des Lebens minimal notwendigen Energieumsatz für Kreislauf, Atmung,
Muskeltonus, Drüsentätigkeit, Zellteilung, u.a.
- Beteiligung der einzelnen Gewebe am Grundumsatz ist entsprechend ihrem
unterschiedlichen O2-Verbrauch und ihrem unterschiedlichen Anteil an der
Gesamtkörpermasse verschieden (Niere 7%, Leber 12%)
- Tier befindet sich im energetischen Erhaltungsumsatz, wenn es weder zu- noch abnimmt
(Energiezufuhr=Energiehaltungsbedarf)
- Energieumsatzrate bei körperlicher Arbeit oder Produktion= Leistungsumsatz
- Bestimmung des postresorptiven Zustands wird bei Tieren nach unterschiedlich langer
Futterkarenz erreicht (notwendige Hungerzeit hängt von der Futterpassagezeit ab; bei
Wiederkäuern deutlich später und schwerer zu messen)
- um Einflusses der Umgebungstemperatur auf Energieumsatzrate gleichzuhalten wird der
Grundumsatz bei metabolisch indifferenter Umgebungstemperatur gemessen (hier ist
die Energieumsatzrate eines homoiothermen Tieres am niedrigsten, da hier keine
zusätzliche Wärme zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur produziert werden muss
und die im körper gebildete Wärme so abgegeben werden kann)
- körperliche Ruhe zeigen Tiere nur selten; deswegen müssen alle Körperbewegungen mit
erfasst werden, damit die energetische Umsatzrate auf den Zustand der körperlichen Ruhe
korrigiert werden kann
- pro kg Körpermasse haben große Tiere eine niedrigere Energieumsatzrate als kleine
Tiere (Grundumsatzrate von kleinen Tieren ist zwar absolut niedriger, relativ (pro kg
Körpermasse) jedoch höher
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- die Körperoberfläche von Tieren wächst mit zunehmender Größe unterproportional an =>
kleine Tiere haben deshalb pro kg Körpermasse eine größere Körperoberfläche und damit
einen höheren Wärmeverlust an die Umgebung als große Tiere
- aufgrund des unterproportionalen Zusammenhanges von wärmeabgebender Körpermasse
können homoiotherme Tiere nicht beliebig klein werden, da wegen der dann zu großen
relativen Körperoberfläche ihre Wärmeverluste an die Umgebung zu hoch wären; sie
können aber auch nicht zu groß werden, da dann über ihre zu kleine relative
Körperoberfläche zu wenig Wärme abgeführt würde
- höhere relative Umsatzrate bei kleinen Tieren resultiert zusätzlich auch aus ihrem größeren
Anteil stoffwechselintensiver Organe an der Gesamtkörpermasse
- Grundumsatzrate von Säugetieren ist mit guter Näherung der ¾-Potenz ihrer Körpermasse
proportional und beträgt pro kg ¾ etwa 283 kJ/Tag
59. Thermoregulation
- Homoiothermie:
> endotherme Tiere
> gewinnen ihre Körperwärme vor allem aus ihrem Stoffwechsel (tachymetabolisch)
> Körpertemperatur schwankt nicht mit der Umgebungstemperatur
> Bsp. Vögel, Säugetiere > gleichwarm, warmblütig
- Poikilothermie:
> ektotherme Tiere
> beziehen ihre Körperwärme aus der Umgebung durch Absorption und kaum aus dem
eigenen Stoffwechsel (bradymetabolisch)
> Bsp. Insekten, Fische, Amphibien, Reptilien > wechselwam, kaltblütig
- Körperkern und Körperschale
> Temperaturfelder des Körpers
Körperkern: Gehirn, Inneres des Rumpfes mit den stoffwechselintensiven Organen (70 %
der Wärmeproduktion).
Körperschale: nähert sich schichtenweise der Außentemperatur.
Wärme > äußere Schicht dünn, Kerngebiet groß – möglichst viel Abgabe der Wärme
Kälte > Körperschale wird größer, da die Durchblutung der peripheren Gewebeschicht
abnimmt
- Ist-wert: der wirkliche, aktuelle Wert, der von verschiedenen Temperaturfühlern erfasst
wird
Soll-Wert: vom Hypothalamus festgelegt und tierartlich unterschiedlich zwischen 36 °C
und 42 °C
Regler der Temperaturregulation liegt im Hypothalamus und alle Temperatursignale werden
dort hingeleitet > efferente Bahnen haben dort Ursprung und führen zu den Stellgliedern.
Kerntemperatur-Messfühler: hoch konzentriert bei Säugern und Vögeln im Rückenmark und
im Hypothalamus. Aktivität steigt bei Erwärmung an, da sie wie die Wärmerezeptoren der
Haut arbeiten.
Hauttemperatur-Messfühler: in der Haut verteilt und überwiegend Kälterezeptoren
- Möglichkeiten der Wärmeabgabe
körperliche Arbeit: Kerntemperatur steigt, Hauttemperatur sinkt aufgrund der Transpiration
> innerer Wärmestrom:
- Konduktion: Wärmeleitung im Gewebe vom Kern zur Schale
- Konvektion: Wärmetransport übers Blut vom Kern zur Schale
> äußerer Wärmestrom:
- Konduktion: Wärmeabgabe direkt an eine leitende Unterlage
- Radiation: direkte Wärmeabstrahlung
- Konvektion: Abgabe über die Luft
- Evaporation: Wärmeabgabe durch Transpiration und respiratorische Verdunstung
- Veränderung der Hauttemperatur
Abhängig von der Umgebungstemperatur, der Durchblutung und der Wärmeleitfähigkeit
des Gewebes und davon, ob Arbeit geleistet wird
- Gegenstromprinzip
In den Extremitäten zur besseren Wärmeverteilung durch das venöse System.
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Vorteile: Bei Kälte geht nicht soviel Wärme über das Blut verloren und bei Hitze kann
überschüssige Wärme an die Umgebung abgegeben werden
Möglichkeiten der Wärmebildung
> willkürliche Bewegungen des Muskelapparates (Muskelkontraktionen)
> unwillkürliche Aktivität der Muskeln (Kältezittern)
> Steigerung von Stoffwechselvorgängen
> zitterfreie Thermogenese im braunen Fettgewebe (kleine Nager)
Thermoregulatorische Verhaltensweisen
> Zusammenrollen
> mit mehreren zusammenlegen
> Aufsuchen warmer / kalter Plätze
> Aufplustern des Gefieders / Aufstellen des Fells zur besseren Isolation
> Sonne meiden bei zu großer Wärme
Hitzeadaption:
> Transpirationsrate wird erhöht bei verringertem Gehalt an Elektrolyten
> Schweißproduktion nimmt auf Dauer ab um den Wasserhaushalt zu entlasten
> größerer Durst, Abnahme der Leistung (z.B. Milchleistung=
> Toleranzadaption: höhere Temperaturen werden als normal empfunden
> Fellwechsel
Kälteadaption:
> Pelzwachstum (Isolation), besonderes Fell (Eisbären)
> vermehrte zitterfreie Thermogenese
> isolierende Körperschale (mehr Futter = mehr Fett)
> Toleranzadaption: tiefere Temperaturen werden als normal empfunden
> Schilddrüse produziert vermehrt T3 und T4 zur Erhöhung des Grundumsatzes
> Depotfett wird mobilisiert
60. Wärmebildungsmechanismen (braunes Fettgewebe)
- Wärmebildung eines homoiothermen Organismen erfolgt in den vom Körperkern
vorhandenen, stoffwechselaktiven Organen, z.B. in der Leber und im Fettgewebe
- je nach Aktivitätszustand des Körpers weitet sich die funktionelle Zone des Körperkerns
erheblich aus und umfasst auch die Muskulatur der Extremitäten
- Körperwärme durch zwei unterschiedliche Mechanismen gebildet:
> die zitterfreie Thermogenese des Stoffwechsels
> Kältezittern der Muskulatur
- Zitterfreie Thermogenese:
> findet vorwiegend im braunen Fettgewebe statt
> dieses spezielle Gewebe befindet sich in mehreren Regionen des
Cervicothorakalbereichs, vorwiegend im Rücken zwischen den Schulterblättern, aber
auch am Hals, in der Nierenregion und im Mediastinum
> braunes Fettgewebe wirkt (im Gegensatz zu dem weißlichen Depotfettgewebe) durch die
hohe Anzahl von Mitochondrien und seiner stärkeren Vaskularisierung bräunlich.
> in der inneren Membran der Mitochondrien des braunen Fettgewebes findet sich ein
spezielles Entkopplungsprotein (UCPI) das die Atmungskette von der ATP-Produktion
entkoppelt.
> normalerweise wird in Mitochondrien durch einen Protonentransport über die innere
Membran in den Intermediärraum ein Protonengradient geschaffen, der den in der
inneren Membran gelegenen ATP-Synthease-Komplex zur Synthese von ATP antreibt.
> durch die Aktivierung des Entkopplungsproteins, das als Protonenkanal wirkt, wird dieser
treibende Protonengradient zerstört, sodass die aus der Atmungskette angelieferte
Oxidationsenergie nicht in ATP umgesetzt, sonder vollständig als Wärme freigesetzt
wird.
> die Temperatur des braunen Fettgewebes kann so auf bis zu 46 °C ansteigen. Diese
lokale Wärmebildung kann durch die gute Durchblutung des braunen Fettgewebes
schnell in den übrigen Körper abgeführt werden.
> die Aktivierung des normalerweise inaktiven Entkopplungsproteins geschieht über das
sympathische Nervensystem in sekundenschnelle und kann unter Normaltemperaturen
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auch durch eine Infusion von Noradrenalin ausgelöst werden.
> das braune Fettgewebe ist bei Neugeborenen oder bei kälteakklimatisierten Tieren
besonders gut ausgebildet. Sie macht bei Kleinsäugern den größten Teil der
Wärmebildung.
> bei erwachsenen Menschen, großen Haus- und Nutztieren und bei Vögeln ist es nicht
ausgebildet.
> Vögel kompensieren das fehlende braune Fettgewebe durch die mitochondrienreiche
Flugmuskulatur und die gute Isolierung des Federkleids
- Muskeltonus und Kältezittern:
> in einer thermoneutralen Umgebung liefert der Grundumsatz des Stoffwechsels
genügend Wärme, um die Körpertemperatur eines homoiothermen Tieres konstant zu
halten
> diese obligate Wärmebildung kann allerdings nicht wesentlich gesteigert werden,
weshalb bei Kälte zusätzliche Wärmebildungsmechanismen aktiviert werden:
- Erhöhung des Muskeltonus und Kältezittern
> bei kalter Umgebungstemperatur nimmt deshalb bei den größeren Säugetieren die
Impulsfrequenz der motorischen Neurone zu, wobei durch eine Änderung der
neuronalen Verschaltung Beuger und Strecker gleichzeitig aktiviert werden, dadurch
kommt es zunächst zu einer nicht sichtbaren Erhöhung des Muskeltonus.
> Erst bei größerer Kälte wird die motorische Aktivität deutlich gesteigert, was zu einem
deutlich sichtbaren Kältezittern führt.
> das Kältezittern beginnt typischerweise in der Kaumuskulatur und erstreckt sich dann
über den Schulterbereich und die Vorderextremitäten auf die Muskulatur der
Hinterextremitäten.
> werden die motorischen Bahnen für Willkürbewegungen benötigt, wird das Kältezittern
unterbrochen, stellt sich anschließend aber wieder ein.
> die Frequenz des Kältezittern ist von der Körpergröße abhängig. Kleinere Tiere zittern
schneller als große. Kleinere Tiere können das Kältezittern als zusätzlichen
Mechanismus zur Wärmebildung einsetzen, während es für größere Tiere die
wesentliche Möglichkeit der Wärmebildung durch Stoffwechselleistung darstellt. Diese
Wärmebildung findet jedoch in der peripheren Muskulatur statt und dadurch geht
gleichzeitig durch Durchblutungssteigerung ein Teil der gebildeten Wärme über die
Körperoberfläche an die Umgebung verloren
61. Hormone für Wachstum
pränatal:
- pränatales Wachstum erfolgt in erster Linie mitogen (durch mitotische Teilung)
- vermutlich kontrollieren lokal aktive Wachstumsfaktoren das pränatale Wachstum
- die somatotrope Achse ist noch kaum aktiv, obwohl das Wachstumshormon
Somatotrophes Hormon (STH) in sehr hoher Konzentration vorkommt
- eindeutig wachstums- und entwicklungsfördernd ist das Insulin
- Insulin wird als das eigentliche anabole Hormon in der pränatalen Phasen angesehen und
entfaltet seine Wirkung auf unterschiedliche Art und Weise auch von den
Schilddrüsenhormonen geht ein positiver Effekt auf die fetale Entwicklung aus
- besonders ausgeprägt ist der Einfluss auf die Reifung des peripheren und zentralen NS,
sowie auf die Knochenentwicklung
- Schilddrüsenhormone wirken besonders fördernd bei Amphibien und Vogelembryonen
- STH ist kein effektives pränatales Wachstumsstimulanz
postnatal:
- normales Wachstum erfordert eine hormonale Regulation
- hier steht im Gegensatz zur pränatalen Phase das STH im Vordergrund
- Konzentration ist während der Pubertät stark erhöht; Ausfall führt zum Wachstumsstillstand
- Insulin und Schilddrüsenhormone sind auch postnatal wichtige Wachstumsstimulatoren
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- deutlicher als pränatal greifen Geschlechtshormone ins postnatale Wachstum ein
(männliche Individuen wachsen schneller als weibliche)
- Glucocorticoide und Catecholamine zeigen ebenfalls einen anabolen Effekt
- STH ist hier ein effektives Wachstumsregulanz!!!
62. Schilddrüsenhormone
- Hormone sind Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (Tetraiodthyronin, T4) und werden in den
Follikelepithelzellen der Schilddrüse gebildet
- spielen wichtige Rolle für den Energiestoffwechsel und das Wachstum einzelner Zellen und
den Gesamtorganismus => zwingend lebensnotwendig
- Calcitonin wird von den C-Zellen gebildet und nicht als Schilddrüsenhormon bezeichnet
- T3 und T4 sind nicht-proteinogene alpha-Aminosäuren und bestehen aus der AS Thyronin,
die an ihren aromatischen Ringen im Falle von T3 an drei Positionen und von T4 an vier
Positionen iodiert sind (Unterscheiden sich also nur an der Anzahl der gebundenen
Iodatome)
- für die Synthese der Schilddrüsenhormone wird Iod über die Nahrung aufgenommen
(Schilddrüse ist darauf angewiesen)
- Iodid-Ionen werden übers Blut zu den Follikelepithelzellen (Thyreozyten) der Schilddrüse
transportiert und über den Natrium-Iodid-Symporter aufgenommen
- Aktivität des Natrium-Iodid-Symporters wird durch das in der Hypophyse gebildete
Thyreotropin (TSH) reguliert. TSH steigert die Aufnahme von Iod in die Thyreozyten
- Schilddrüse setzt etwa 90-95% T4 und nur eine geringe Menge T3 frei; 80% befinden sich
in der Blutbahn und Leber
- Thyroxinausschüttung verstärtkt, wenn Thyroxinspiegel im Blutplasma zu stark absinkt und
umgekehrt (Aufrechterhaltung des Schilddrüsenhormonspiegels wird dadurch geregelt)
- Hypothalamus schüttet TRH (Thyreotropin-Releasinghormon) aus, dass die Hypophyse zur
TSH-Ausschüttung anregt
- TSH bewirkt verstärkte T3 und T4 –Bildung
- Schilddrüsenhormone gelangen über die Blutbahn in die Zielzellen und könnten auch in
den Bereich von Hypothalamus und Hypophyse gelangen, die mit speziellen Rezeptoren
den T3 und T4 Blutspiegel wahrnehmen
- mit wachsendem T3 und T4 –Spiegel wird die Bildung von TRH und TSH zunehmend
gehemmt (negatives Feedback bwz. negative Rückkopplung)
83
- Produktion und Ausschüttung des TSH hängt zudem vom TRH-Spiegel ab
- Hypothalamus gibt den Sollwert an und misst ständig den Istwert
- um den Istwert an den Sollwert anzupassen kann der Hypothalamus die Produktionsmenge
an TSH und Schiddrüsenhormonen beeinflussen
- Schilddrüsenhormone sind nicht wasserlöslich und liegen im zirkulierenden Blut
größtenteils an drei Proteine gebunden vor (TBG= Thyroxinbindendes Globulin,
Thyroxinbindendes Präalbumin und Albumin)
- kleinerer, aber biologisch aktive Teil zirkuliert frei im Blut (freies T3 und T4)
- Schilddrüsenhormone dienen der Aufrechterhaltung einer ausgeglichenen Energiebilanz
des Organismus; ermöglichen dass der Stoffwechsel dem jeweiligen Bedarf angepasst
werden kann (im Kindesalter regen sie die Tätigkeit der Körperzellen aller Organe an und
fördern hier das Wachstum)
- beim Erwachsenen steigern sie in allen Geweben, außer dem des Gehirns, der Hoden und
der Milz, den Stoffwechsel
- fördern die Abgabe des Wachstumshormon STH, greifen in den Glukosestoffwechsel ein
und regen die Tätigkeit der Nebenniere an; Wechselwirkung mit Sexualhormonen bekannt
- Metamorphose von der Kaulquappe zum Frosch wird durch Thyroxin ausgelöst (zieht man
Kaulquappen in iodfreiem Wasser aus, entsteht kein Frosch, sondern eine übermäßig
große Kaulquappe)
- Hunde leiden häufig unter Schilddrüsenunterfunktion (es besteht ein enger Zusammenhang
zu aggressivem Verhalten)
63. Immunglobuline
- werden als Reaktion auf Antigene gebildet und stehen im Dienste des Immunsystems
- spezifische Bindung von Antikörpern an Antigene bildet einen wesentlichen Teil der Abwehr
gegen die eingedrungenen Fremdstoffe
- bei Krankheitserregern kann die Bildung von Antikörpern zur Immunität führen
- werden von Leukozyten sezerniert, kommen im Glut und in der extrazellulären Flüssigkeit
der Gewebe vor
- Antikörper binden analog dem Schlüssel-Schloss-Prinzip (sehr spezifisch)
- sezernierte Antikörper wirken durch verschiedene Mechanismen: z.B. Neutralisation von
Antigenen (Antikörper bindet Antigen und blockiert dessen toxische Wirkung); Einhüllen von
Krankeheitserregern
- dadurch dass Antikörper zwei Antigen-Bindungsstellen haben kann es zur Agglutination
kommen
- IgA wird auf allen Schleimhäuten der Atemwege, Augen, des Magen-Darm-Trakts, des
Urogeniatltrakts sowie über spezielle Drüsen rund um die Brustwarze sezerniert und
schützt vor Pathogenen
- IgD ist nur in geringen Mengen in sezernierter Form in Blut und Lympfe vorhanden
- IgE vermittelt Schutz vor Parasiten
- IgM ist die erste Klasse von Antikörpern, die bei Erst-Kontakt mit Antigenen gebildet wird
und zeigt die akute Infektionsphase einer Krankheit an, z.B. anti-Masern-IgM gegen das
Masernvirus
- IgG wird erst in einer verzögerten Abwehrphase (3 Wochen gebildet) und bleibt lange
erhalten; Nachweis zeigt eine durchgemachte Infektion oder Impfung an
- IgY ist bei den Hühnern das Äquivalent zu IgG und in hoher Konzentration in Hühnereiern
zu finden
- IgW kommt bei Fischen vor
- bildet der Körper gegen eigene Körperbestandteile Antikörper (sog. Autoantikörper), spricht
man von einer Autoimmunkrankheit
- aus Tieren gewonnene Antikörper (Antiseren) werden als Therapeutikum für
verschiedenste Zwecke eingesetzt (z.B. als passiver Impfstoff)
64. Gravidität und Geburt
Gravidität – Schwangerschaft
84
- Zeitspanne von Konzeption (Empfängnis) bis zur Geburt
Spezies
PFERD
RIND
SCHAF, ZIEGE
SCHWEIN
HUND
KATZE
MENSCH
Durchschnittliche
Graviditätsdauer
in Tagen
336 (323 – 350)
280 (270 – 295)
150 (144 – 157)
114 (110 – 118)
63 (60 – 66)
63 (56 – 71)
266 (256 – 276)
- Schwein, Schaf, Rind, Ziege: zwischen 16. und 18. Tag nach der Ovulation nimmt Embryo
durch Anlagerung an das Endometrium zellulären Kontakt zur maternalen Umwelt auf
> bei der Stute bis zum 35. Tag nach der Ovulation (Post ovulationem [p.ov.])
- Uterines Signale zur Luteolyse etwa 14. – 16. Tag nach der Ovulation, also immer vor der
ersten physischen Kontaktaufnahme zwischen Embryo und Endometrium
- (überlebens-)wichtigste Aufgabe des Embryos also zunächst die Verhinderung der
Luteolyse, also Aufrechterhaltung der Gelbkörpers
- Funktionsabläufe zum Einführen der Geburt
1. Embryo produziert Signal
2. Signal wird zum mütterlichen Organismus transportiert
3. Mütterlicher Organismus empfängt und erkennt Signal
4. Mütterlicher Organismus produziert Antwortsignal
5. Hypophyse und/oder Ovar reagieren mit der Umstellung von nicht gravid auf gravid
Signale des Embryos
- Schaf
> Trophoblast sezerniert ab 12. Tag p.ov. ein Protein: ovines Trophoblastin (oTP) - bis zum
25. Tag nachweisbar
> hat ausgeprägtes antiluteolytische Eigenschaften durch Hemmung der Oxytocinsynthese
in den großen Luteinzellen
> Primärstruktur des oTP weist hohen Homologiegrad mit alpha-Interferon (Glykoprotein,
das infolge der Immunantwort sowie unter Einfluss zahlreicher antigener oder mitogener
Stimuli gebildet werden) auf
> verfügt auch über antivirale Eigenschaften
> aufgrund seiner ausgeprägt antiluteolytischen Aktivitäten wird es als Interferon tau
bezeichnet
> oTP kann als embryonales Interferon bertrachtet werden, das in Abwesenheit von viralen
Infektionen der Gebärmutter natürlicherweise in Trophoblasten exprimiert wird,
weswegen es von anderen Interferonen unterschieden wird
> bei Kontaktaufnahme zwischen Trophoblasten und Karunkelepithel erlischt oTP-Synthese
- Rind und Ziege
> ebenfalls Trophoblastproteine (bTP und cTP)
> mit den selben antiluteolytischen Eigentschaften
> Blockierung der Prostaglandinsynthese
- Schwein
> keine Blockierung der Prostaglandinsynthese sondern eine Reorientierung der
endometrialen Prostaglandinsekretion
> Tag 10 – 12 beginnt Schweineembryo Östrogen zu sezernieren, welches lokal wirkt und
zum Austritt des endometrialen PGF2alpha aus den Uterusvenen führt
> dieses geht in den arteriellen Schenkel des Gefäßsystems über und gelangt so in das
Uteruslumen, ohne das Ovar in ausreichernder Konzentration erreichen zu können
> aus einem endokrinen (Endometrium > Uterusvene > Ovararterie > Corpus luteum) wird
85
ein exokriner (Endometrium > Uterusvene > Ovararterie > Uteruslumen)
Sekretionsmodus und die zyklische Luteolyse bleibt aus
- Carnivoren (Hund und Katze)
> wahrscheinlich kein frühes embryonales Signal, will die Lebensspannen des zyklischen
und des Graviditätsgelbkörpers identisch sind
> im Anschluss an die Ovulation entwickelt sich bei ausgebliebender oder steriler Paarung
stets eine Pseudogravidität (Scheinschwangerschaft)
> Funktion des Corpus luteum wird dabei rein maternal über hypophysäres LH
(luteinisierendes Hormon) und Prolactin geregelt
> Sonderfall Katze: ihre Gelbkörper während der Pseudogravidität nur eta 35 Tage
funktionell intakt. Im Falle der Gravidität übernimmt die Placenta bis zum 64. Tag die
Progesteronproduktion
- Equiden
> frühembryonales Signal notwendig, da sich die Lebensspanne des Corpus luteum bei der
Stute nur dann verlängert, wenn der Embryo mindestens bis zum 15. Tag o.pv. in der
Gebärmutter verbleibt
> Embryo blockiert über seine Sekrete die uterine PGF2alpha-Synthese und –sekretion und
bewahrt so den Gelbkörper vor dem Untergang
Maternaler Hormone während Gravidität
- Endokrine Übermittlung
- Zunächst übernimmt Corpus luteum des Muttertieres Bereitstellung der essentiellen
Hormone (Progesteron, bei einigen Tieren auch Östrogen)
- Nachfolgend können sowohl der Fetus als auch die Placenta durch die Synthese
spezifischer hormonaler Produkte zur Aufrechterhaltung der Gravidität beitragen
- Feto-placentare Einheit: gegenseitige Abhängigkeit in Bereitstellung von Steroidhormonen
> beteiligt: Fetus, Placenta, mütterlicher Organismus
Mensch
> Progesteronsynthese nach der 7. Woche der Gravidität von der Placenta
übernommen, während Corpus luteum graviditatis abgebaut wird
> Placenta ist auf Cholesterin aus dem maternalen Organismus angewiesen (nicht selbst in
der Lage Cholesterin aus Acetat aufzubauen)
> Fetus trägt nicht zur Progesteronsynthese bei (keine Enzymausstattung zur Synthese)
> ab 10. Woche Progesteronsynthese durch plazento-maternale Kooperation
> Östrogen spielt während der Gravidität Hauptrolle bei endokriner Regulation der
Implantation, Entwicklung Milchdrüse, Geburt und Entsetzen Laktation
> synthetisiert aus Androgenen, der Placenta fehlt jedoch Enzymsystem dazu und benötigt
dazu Androgene aus den anderen beiden Komponenten
- in der frühen Gravidität Nutzung der Androgene aus dem mütterlichen Blutstrom
- zur Bedarfsdeckung ab 20. Woche fast vollständige Bereitstellung aus fetalem
Kompartiment
> wichtigste Östrogenvorstufe: Dehydroepiandrosteron (DHEA), produziert in der fetalen
Nebenniere, wird anschließend sulfatiert zu Dehydroepiandrosteron-Sulfat (DHEA-S)
> Placenta spaltet Sulfatrest ab, bildet aus DHEA Androstendion und Testosteron, die sie
anschließend zu Östrogen aromatisiert
Pferd
> ähnliche Kompartimentierung der Steroidhormonsynthese
> Placenta der Stute produziert ab 50. Tag große Mengen Progesteron
> Vorstufen werden aus maternalem Kompartiment bereit gestellt
> Fetus nicht beteiligt
> ab 80. Tag hypertrophieren fetale Gonaden und synthetisieren DHEA-S, das direkt nach
Sulfatierung in die Placenta transportiert und zu Östrogen aromatisiert wird
> hypertrophierte Gonaden bilden sich gegen Ende der Trächtigkeit zurück womit der
DHEA-S- und somit der Östrogenspiegel wieder abnimmt
> Choriongonadotropine: Pferdetrophoblast synthetisiert ab 35. – 120. / 150. Tag
Gonadotropin: equines Choriongonadotropin (eCG)
- dient im Gegensatz zum humanen Choriongonadotropin (hCG) nicht Aufrechterhaltung
86
des Gelbkörpers während der Frühgravidität, denn Sekretion beginnt erst ab dem 38.
Tag, nachdem die Regression (Rückgang) des Corpus luteum verhindert worden ist
- eCG spielt viemehr bedeutende Rolle bei der Immunregulation während der
Implantation (Tag 35 Stute) und bei Ausbildung akzessorischer Gelbkörper
- Rind, Schwein, Ziege und Hund:
> nach Ovariektomie im ersten oder zweiten Schwangerschaftsdrittel kommt es zum Abort.
Appliziert man jedoch nach der Operation Progesteron bleibt die Gravidität erhalten. Die
> Progesteronproduktion erfolgt bei diesen Tieren also bis zur Geburt vom
Trächtigkeitsgelbkörper
- Pferd, Katze, Schaf
> sind in der Lage nach Ovariektomie die Gravidität aufrecht zu erhalten, da hier die
Placenta während der fortgeschrittenen Gravidität ausreichend Progesteron synthetisiert
> Pferd ab Tag 70 / Katze ab Tag 50 / Schaf ab Tag 55
Placentastoffwechsel
- Vier wichtige Funktionen während Gravidität
> Transport notwendiger Aufbaustoffe von Muttertier zu Fetus
Aufnahme von Ausscheidungsstoffen des Fetus (Austauschfunktion)
- einfache Diffusion: Gase und H2O
- erleichterte Diffusion: Glukose und Aminosäuren mit Hilfe von Carrier-Molekülen
- aktiver Transport: Natrium-, Kalium- und Calciumionen über spezifische Ionenpumpen
> Synthese und Sekretion von Enzymen und Hormonen
> Thermoregulation
- Glukose ist einer der wichtigsten Energielieferanten während der Gravidität und bei
Mehrlingsgraviditäten kann es beim Schaf zu Glukoseverarmung und Ketonkörperbildung
(Ketose) beim Muttertier führen
- Proteine und Lipide können die Placenta nicht passieren
>> Ausnahme: Immunglobuline gelangen auf die fetale Seite und statten die Frucht mit
wichtigen Antikörpern aus
> Mensch und Maus: hämochorialer Typ
> Hund und Katze: endotheliochorialer Typ
> Ansonsten Aufnahme über das Kolostrum!
- Lipide und Phospholipide werden von der Placenta enzymatisch gespalten und die
niedermolekularen Produkte dem fetalen Organismus zur Eigentsynthese bereit gestellt
- Spurenelemente und wasserlösliche Vitamine durchqueren Placenta und gelangen so leicht
vom Muttertier zum Fetus
- Relativ große Peptidhormone (TSH, ACTH, Insulin) können Placenta nicht passieren,
dagegen treten Hormone mit geringer Molekülgröße (Steroidhormone, Catecholamine)
ungehindert durch die Placenta
Geburt (Partus)
Vorbereitung Myometriumzelle auf Geburt
- Bedeutendste hormonelle Veränderung bei Geburt: Wechsel des Progesteron-ÖstrogenVerhältnis
- Gegen Ende der Gravidität sinkt der Progesteronspiegel im Blut bei den meisten Tieren ab,
wobei gleichzeitig die relative Östrogenkonzentration zunimmt
- Progesteron bewirkt während der Gravidität eine Ruhigstellung der Uterusmuskulatur
(Progesteronblock) zur ungestörten Entwicklung der Frucht
> dazu wird die elektrische Leitfähigkeit der Myometriumzellmembranherabgesetzt und die
Fortleitung eines Reizes weitgehend blockiert
- Nach Auflösung des Progesteronblocks ist die Antwortbereitschaft des Myometriums auf
die kontraktile Stimulation wieder hergestellt
- Der zunehmende Einfluss von Östrogen gegen Ende der Gravidität induziert die Synthese
von Proteinen (Actomyosin), welche bei der Kontraktion wesentliche Bedeutung hat
- Auch die Anzahl der Calciumkanäle in der Membran der Uterusmuskelzelle steigt um 60 %
rapide an
87
- Elektrische und metabolische Kopplung der Myometriumzellen durch Gap junctions,
welche die Fortleitung und Synchronisation der Kontraktionswellen im Uterus sicherstellen
- Während der Gravidität ist die Zahl der Gap junctions im Myometirum nur gering und nimmt
abhängig von der Östrogenkonzentration stark zu – so präpariert sie den Uterus auf
Wehentätigkeit
Endokrine Steuerung
- Schaf: etwa 10 Tage vor der Geburt beginnen endokrine Veränderungen
- zunächst im Fetus Anstieg der Cortisolsekretion aus der Nebennierenrinde (vermutlich
erhöhte ACTH-Sekretion des fetalen Hypothalamus ursächlich beteiligt)
- vom Fetus produziertes Signal zum Geburtsbeginn unbekannt
- Entfernung der fetalen Nebennierenrinde und des fetalen Hypothalamus verlängern die
Gravidität
- Infusion von ACTH oder Glucocorticoiden in fetalen Blutkreislauf löst vorzeitige Geburt aus
- Maternale Stimulationsfaktoren, die auf die fetale Nebenniere wirken spielen keine Rolle,
da beim Schaf das maternale ACTH die Placenta nicht passieren kann und somit den
fetalen Blutkreislauf nicht erreichen kann
- Anstieg der fetalen Glucocorticoidsekretion folgt Abnahme der maternalen
Progesteronkonzentration im Blut, bewirkt durch die Induktion des Enzyms 17alphaHydroxylase in der Schafplacenta
- Anstieg der Enzymaktivität führt zu einer Zunahme eines Dihydroxyprogesteronmetaboliten
(17alpha, 20alpha-dihydroxy-pregn-4-en-3-on) der zu Östrogen konvertiert werden kann
- Beim Schaf nimmt die Progesteronsynthese zur Geburt hin nicht direkt ab, sondern die
ansteigende Metabolisierung zu einem 17alpha-hydroxylierten Produkt resultiert in einer
verminderten Progesteronverfügbarkeit
- >> fetaler ACTH-Anstieg > fetaler Glucocorticoid-Anstieg > Anstieg der
Progesteronmetabolisierung > Abnahme der Progesteronverfügbarkeit > Anstieg der
Östrogensynthese <<
- Danach kommt es zu einer Zunahme der PGF2alpha Produktion wenige Stunden vor Beginn
der uterinen Aktivität
- PGF2alpha-Sekretion hängt vom stimulierenden Effekt der Östrogene auf die PhospholipaseA2-Aktivität ab, diese steigt mit Zunahme des Östrogeneinflusses an und setzt ihrerseits
Arachidonsäure frei > Vorläufermolekül aller Prostaglandine
- Zunahme der PGF2alpha-Konzentraion bewirkt
> schnellere Luteolyse > Progesteronsynthese kommt zum erliegen > Auflösung des
Progesteronblocks
> sensibilisiert den Uterus für Oxytocin
Geburtsverlauf
- Vorbereitungs-, Öffnungs-, Austreibungs- und Nachgeburtsstadium
- Zellen des Genitaltraktes (vorallem die der Cervix) beantworten zunehmenden
Östrogeneinfluss mit Synthese und Sekretion von dünnflüssigem Schleim
- Der zäh-pappige Schleimpfropf, welcher die Cervix während der Gravidität gegen die
Außenwelt verschließt, löst sich auf und der dünnflüssige Schleim führt zu einer gleitfähigen
Schleimhautoberfläche
- Zusätzlich wird Relaxin freigesetzt, das das Bindegewebe der Cervix auflockert und den
Beckenbändern und dem perivaginalen Gewebe eine erhöhte Elastizität verleiht
> Rind und Schwein: Ovar
> Pferd, Schaf und Katze: Placenta
- Geburtsstadien
Geburtsstadium
Tierart
Öffnungsphase
Austreibungsphase
Nachgeburtsphase
Stunden
Minuten
Stunden
Pferd
Rind
1–4
2–6
10 – 3
30 – 60
1
6 – 12
88
Schaf
Schwein
2–6
2 – 12
30 – 120
150 – 180
5–8
1–4
- Dauer eines Geburtsstadiums über- oder unterschritten: Dystokie (Geburtsstörung)
- Die ersten spontan einsetzenden Wehen treiben den Fetus in seinen Fruchthüllen in den
sich öffnenden inneren Muttermund, wodurch lokale Rezeptoren erregt werden und über
einen neurohormonalen Reflexbogen zur Freigabe von Oxytocin aus dem
Hypophysenhinterlappen führen > Ferguson-Reflex
- Wehendauer und –frequenz bei allen Haustieren etwa gleich
> 6 Wehen / 15 Minuten
> Wehendauer 1 – 2 Minuten)
- Freigesetzte Menge des wehenauslösenden Neurohormons entspricht mechanischen
Druck auf die Rezeptoren und regelt so die Wehenkraft während der Aufweitung der Cervix
und der Vagina
- Mit Vortreiben der Frucht in die Vagina werden im dorsalem Scheidendach liegende
Mechanorezeptoren gedeht, die reflektorisch die Bauchpresse auslösen und dadurch die
Austreibungsphase unterstützen
- Mit Expulsion (Austreibung) der Frucht wird die Nachgeburtsphase eingeleitet, die
Placenta löst sich und wird ausgetrieben
65. Laktation
- für Säugetiere (Mammalia) charakteristisch
- gleichmäßige, bedarfsgerechte Versorgung des Neugeborenen mit Nährstoffen, vorher
über die Plazenta
- Bewegungs- und Futterunabhängig
- zur Arterhaltung geringe Anzahl von Nachkommen nötig
- Kolostralmilch: Kälber, Lämmer, Fohlen, Ferkel – Ausbildung einer passiven Immunität
durch Immunglobuline
- Entwicklung Mutter-Kind-Beziehung über regelmäßigen Kontakt durch Säugen
- Aufnahme von Mikroorganismen für Besiedelung der Vormägen und des Darms
- beim Saugakt: Freisetzung von Oxitocin (Hormon) durch die Hypophyse (ZNS)
- Laktationsanöstrus: Laktation hat hemmenden Einfluss auf den Zyklus einer Tierarten
- Milchbildung und Sekretion kann bei Milchkühen, Milchschafen, Milchziegen und Pferden
durch fortlaufenden Milchentzug (Melken) über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten
werden – Rind Milchleistung von 12000 kg jährlich möglich
- Milch bedeutender Wirtschaftsfaktor, Kosmetikum und Nahrungsmittel für den Menschen
(viele biologisch hochwertige Proteine, Calcium, Phosphor, Riboflavin, Vitamin B12 und B6,
Thiamin, Niacin und Magnesium; Milchfett hoch Verdaulich)
- Euter als Bioreaktor: Produktion von spezifischen Proteinen die von einigen Menschen
nicht selbst synthetisiert werden können > Bsp. Blutgerinnungsfaktor VIII
- Lokalisation der Milchdrüse tierartlich unterschiedlich:
> inguinal: Kuh, Pferd, Schaf, Ziege
> thorako-inguinal, abdominal: Schwein, Hund, Katze
> thorakal: Primaten, Elefant, Seekuh, Fledermaus
- Mammarkomplexe
> Schaf, Ziege 2
> Pferd 2
> Rind 4
> Schwein 12 – 14
> Fleischfresser 8 oder 10
> Strichkanäle: Wiederkäuer und Nager 1, Hund 14, Mensch 20
- Aufbau eines Mammarkomplex
89
Phasen der Milchdrüsenentwicklung
Mammogenese
- morphologische Entwicklung
>fetal:
Entwicklung der Milchleiste aus dem Ektoderm - bis zur Geschlechtsreife keine
wesentliche Größenzunahme; Fetteinlagerungen
> Pubertät: Hormone aus dem Ovar stimulieren Milchdrüsenentwicklung während des
Zyklus Wirkung Östrogen auf Gänge und Zitzen, Progesteron auf die Alveolen
> Trächtigkeit und Laktation
- Entwicklung Gangsystem durch Östrogene, Wachstumshormone und Glukokorticoide
> Entwicklung der Alveolen durch Östrogene, Wachstumshormone, Prolactin, Oxitocin,
Plazentäres Lactogen, Glukokorticoide, Trijodthyronin, Insulin und Progesteron (hemmt
die Milchbildung während der Trächtigkeit)
- Größe der Drüsen abhängig von Phase:
DNS-Gehalt steigt während der Trächtigkeitsdauer tierartlich unterschiedlich
- weitere Faktoren für die Mammogenese
> Fütterungsniveau
> Photoperiode
> Dauer der Trockenstehzeit
Lactogenese
- Einsetzen von Milchsynthese und Milchsekretion
> Ende der Trächtigkeit
- Phase 1
> Ansammlung von Präkolostrum im Euter (schon ca.
4 Wochen vor der Geburt milchähnliches Sekret)
> Zytologische und enzymatische Differenzierung der
Alveolarzellen
> Zunahme von rauhem ER und Golgi-Apparat: Zunahme der mRNA Mengen = hohe
Proteinexression
- Phase 2
> Sekretion des Kolostrums (Beginn mit Geburt) = eigentliche Laktation
> Gesteigerte Mitoserate der Alveolarzellen
> Umstellung des Nährstoffflusses vom Uterus zum Euter
90
> Stimulierung der Synthese der Milchinhaltsstoffe
> Abgaben der Immunglobulinen in die Milch
Galactopoese
- Aufrechterhalten der Laktation
> Geburt bis Trockenstellen bzw. bis Absetzen
- Laktationsleistung abhängig von Stoffwechsel, Gesundheit, Genetik, Rasse, Alter,
Laktationen, Trockenstehzeit, Melken oder Saugen, Futter, Klima, Haltung
- Milchmenge abhängig von der Laktationsdauer
Milchleistung verschiedener Spezies
Spezies
kg / Tag
Laktation (kg)
Rind (Fleischrassen)
8 – 15
Rind (Milchrassen)
20 – 50
5.000 – 12.000
Pferd
10 – 15
1.500 – 2.600
Schwein
8 – 10
400 – 600
Ziege (Milchrassen)
2–5
500 – 1.000
Schaf (Milchrassen
2–5
120 – 1.000
Kaninchen
0,05 – 0,3
Mensch
0,5 – 1
Laktationsdauer (Tage)
130 – 150
300
90 – 350
50 – 60
200 – 250
120 – 200
- Wichtige Voraussetzung für hohe Laktationsleistung ist die Anpassung der Durchblutung
der Milchdrüse
> 500 Liter Blute je Liter Milch = 20 bis 30 % des Herzminutenvolumens
> Vasodilatation durch gesteigertes Herzminutenvolumen
- für 30 Liter Milch werden benötigt:
2,1 kg Glucose
36 g Calcium
150 Liter Wasser
285 MJ Bruttoenergie
>> 15.000 Liter Blut / Tag
- ATP-Bedarf für die Synthese der Milchinhaltsstoffe:
1 g Laktose = 8,3 mmol ATP
1 g Protein = 30 mmol ATP
1 g Fett = 37,5 mmol ATP
> Synthese aus
- Glukoseoxidation (Ziege 25 %, Kuh 11 %, Sau 54 % des Energiebedarfs)
- Acetatoxidation (Ziege 44 %, Kuh 29 % des Energiebedarfs)
- Aminosäureoxidation
- Aufrechterhaltung der Sekretion durch
> Prolactin (Ausschüttung durch Saugen und Melken, beim Kaninchen einziges Hormon zur
Aufrechterhaltung der Laktation, bei Maus und Wiederkäuer eher Wachstumshormone
wichtig)
> Insulin, Glucocorticoide, T3
> Wachstumshormone (beim Rind rbSTH (rekombinantes bovines STH); Chronische
Applikation führt zu Steigerung der Milchleistung um 10 – 15 % - in Deutschland
verboten)
- Milchsekretion: kontinuierlicher Vorgang des Drüsenepithels
- Milchspeicherung: Alveolarmilch und Zisternenmilch
> Milchbildung:
- Füllung des dynamischen Speichers: Alveolen und kleine Milchgänge
- Füllung des statischen Speichers: nach 3 – 4 Stunden passiv, von unten nach oben
Zitzenzisterne und Drüsenzisterne
- Milchabgabe: schubweise nach Melken oder Saugen
91
- je länger die Zwischenmelkzeit, desto mehr Zisternenmilch
> Kuh, Ziege: 30 – 50 %
> Schwein, Pferd: 10 – 30 %
- Euterinnendruck hemmt die Sekretion
- Hemmendes Protein aus den Alveolarzellen (Feedback inhibitor of lactation) hemmt
Sekretion (nach Bindung an Rezeptoren der Alveolarzellen = autokrine Regulation der
Milchsekretion)
- Zusammensetzung der Alveolarmilch und Zisternenmilch unterscheidet sich nicht in
Protein-, Laktose- und Elektrolytgehalt, jedoch stark im Fettgehalt (Adhäsionskräfte)
> Alveolarmilch hat einen größeren Fettgehalt.
> Morgengemelk mit mehr Zisternenmilch hat einen niedrigeren Fettgehalt als
Abendgemelk mit weniger Zisternenmilch
> Zisternenmilch: nach Öffnung des Strichkanals passives abfließen der Milch
> Alveolarmilch: Einschießen der Milch in die Zisterne = Milchejektion
- neurohumoraler Reflexbogen:
> „Anrüsten“ > Reflexauslösung durch taktilen Reiz beim Melken/Saugen
> über das Rückenmark zum Gehirn geleitet kommt es vom Hypophysen-Hinterlappen zur
Ausschüttung von Oxitocin welches über die Blutbahn und das Herz zum Euer gelangt
und dort eine Kontraktion der glatten Muskelzellen der Alveolen auslöst
> Oxitocin steigert die Euterdurchblutung um 30 – 50 %. Die rasche Anflutung fördert den
Stoffwechsel der Epithelzellen
> Catecholamine hemmen die Milchsekretion durch Vasokonstriktion der Euterarteriolen
und Konstriktion der Milchgänge
> Melkhäufigkeit: mehr als 2 Mal pro Tag steigert die Milchleistung um 10 – 25 % und
verzögert gleichzeitig Auslösung der 1. Ovulation nach Geburt (2 x Melken 33 Tage)
> Milchreifungsperiode: Rind, Schaf, Ziege: 6. – 21. / Pferd, Hund, Katze: 2. – 3.
Laktationstag
92
66. Kolostralmilch (Erstmilch, Biestmilch) - Funktion und Zusammensetzung
- Versorgung des Neugeborenen mit leicht verdaulichen Nährstoffe
> fettlösliche Vitamine, Mineralstoffe, Hormone, Wachstumsfaktoren
- Laxans: Abgang des Mekoniums (Stuhl des Neugeborenen – Schleimhaut, Galle, im
Fruchtwasser verschluckte Haut- und Haarzellen)
- Immunschutz für Wiederkäuer, Pferd und Schwein
- bei Tierarten deren Placenten keine Immunglobulinpassage aufweisen unterstützt die
Kolostralmilch die Immunabwehr des Neugeborenen (maternaler Immunschutz). Diese
Neugeborenen können gegen Infektionserreger kaum Immunglobuline (Antikörper) bilden,
da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Sie sind daher auf die Übertragung
maternaler Immunglobuline durch die Kolostralmilch angewiesen.
> IgG-Resorption bis 12 ( -36) Stunden postnatal
> IgA lokale Darm-Immunität (alle)
- passiver Schutz der Neugeborenen Säugetieren gegenüber Erregern auf der
Schleimhautoberfläche beruht auf
> Maskierung von Oberflächenrezeptoren (z.B. E. coli)
> Hemmung von Krankheitserregern, die sich innerhalb der Mucosazellen vermehren
(z.B. Virus der TGE)
> Neutralisation bakterieller Enterotoxine
Spezies
Übertragung Immunglobuline
Intrauterin
Kolostralmilch
+++
+++
+++
+
++
+
++
+++
(+)
+++
-
Pferd
Schwein
Wdk
Hund/Katze
Ratte/Maus
Mensch
Meerschweinchen
Kaninchen
+ gering / ++ mäßig / +++ intensiv
Zeitraum der Resorption
von Immunglobulinen
24 h
36 h
24 h
1 – 2 Tage
16 – 20 Tage
- Bildung des Kolostrums etwa 3 Wochen, Abgabe in den ersten Tagen nach der Geburt
- unterscheidet sich von der reifen Milch durch einen höheren Gehalt an Trockenmasse,
Gesamtprotein, Casein, Milchserumproteinen und Mineralstoffen. Die Konzentration an
Lactose ist jedoch deutlich geringer
- Besonders das Erstkolostrum ist reich an Immunglobulinen (mehr als die Hälfte der
Milchserumproteine)
- Kuhmilch: IgG1, IgG2, IgM und IgA - IgG1 überwiegt im Kolostrum und der reifen Milch
- Schweinemilch: IgG und IgM im Kolostrum, IgA in der reifen Milch
- in der Kolostralmilch höhere Konzentrationen an Natrium, Calcium, Chlorid und Phosphat
als in der reifen Milch. Jedoch niedrigere Konzentrationen von Kalium und Citrat
- auch hohe Konzentration der fettlöslichen Vitamine A und E sowie ß-Carotin, sowie
verschiedene Hormone und Wachstumsfaktoren
- ß-Carotin und Hämoglobin verursacht die gelbe/bräunliche Färbung des Kolostrums
- Zusammensetzung der Milch ändert sich in den ersten Tagen schnell. Immunglobuline,
Vitamine und Mineralstoffe sinken, Lactose und Caseine steigen
Bildung und Sekretion:
- ab 4 Wochen vor der Geburt werden Immunglobuline des Blutplasmas (IgA und IgM) an
Rezeptoren der basolateralen Membran der Drüsenzellen gebunden und durch Endocytose
ausgenommen
- in der 3. Bis 2. Woche (Schaf und Ziege 7. Woche) ante partum maximale Werte
93
- dieses eiweiß- und immunglobulinreiche Sekret wird in der letzten Woche vor dem
Abkalben durch die einsetzende Synthese von Lactose mit Wasser verdünnt und bildet das
Präkolostrum , das nach dem Abkalben abgegeben wird
- nach der Geburt in der Phase II der Lactogenese wird zunächst noch Kolostrum gebildet
und sezerniert, gleicht sich aber zunehmend der reifen Milch an
> Dauer Kolostralmilchperiode und Milchreifung:
- Rind, Schaf, Ziege: bis zum 5. Laktationstag
- Kuh: 6. Bis 21. Tag nach der Geburt Milchreifungsperiode
- Pferd, Hund, Katze: bis zum 2. 0der 3. Laktationstag
67. Eigenschaften u. Zusammensetzung der Milch
- Milch ist eine Emulsion
- Milchplasma = Milch – Fett
- Milchserum (Molke) = Milchplasma – Caseine
Kolostralmilch
3,3
14,2
2,9
5,2
1,2
Fett (%)
Proteine (%)
Laktose (%)
Energie (MJ/kg)
Mineralstoffe (%)
Calcium (g/l)
Reife Kuhmilch
3,5 ( – 5,5)
3,3 (3,1 – 3,9)
4,8
2,9
0,7
1,2
Zusammensetzung:
- Wasser, Proteine (Caseine, Molkenproteine), Fette, Kohlenhydrate, Vitamine und
Mineralstoffe
- Außerdem: Immun- und Epithelzellen und Zellmembranen
- Anteile der einzelnen Inhaltsstoffe sind jedoch von Tierart zu Tierart unterschiedlich
- Bei Tierarten, die einen sehr energieintensiven Stoffwechsel betreiben, ist die Milch
besonders reich an Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten. Dazu gehört z.B. die Milch von
Walen und Eisbären. Innerhalb einer Art haben auch Fütterung, Haltung, Laktationszeit
sowie Gesundheitszustand und Alter der Tiere Einfluss auf Zusammensetzung der Milch
- Die häufigsten Proteine, die etwa 80 % der Gesamtproteinmenge ausmachen, sind die
Caseine. Die übrigen Proteine werden auch als Molkenproteine zusammengefasst. Unter
der Bezeichnung Molkenproteine fasst man beta-Lactoglobulin, alpha-Lactalbumin,
Rinderserumalbumin, Immunglobulin und die Proteosepepton zusammen. Die beim
längeren Kochen von Milch zu beobachtende Entwicklung einer Haut an der Oberfläche
wird durch die hitzeinduzierte Denaturierung von Albumin verursacht
- Das wichtigste Kohlehydrat in der Milch ist Lactose, daneben sind Galactose, Glucose und
Spuren anderer Kohlehydrate enthalten
- pH-Wert von Milch zwischen 6,5 für frische Milch bis ca. 4,5 für saure Milch
Zusammensetzung der Milch verschiedener Säugetiere
Tierart
Kuh
Ziege
Schaf
Büffel
Schwein
Pferd
Hund
Katze
Mensch
Fett
37
45
74
104
68
19
85
70
38
Casein
28
25
46
28
13
39
37
4
Milchserumprotein
g/Liter
6
4
9
20
12
6
Laktose
48
41
48
43
55
62
37
50
69
Calcium
Spurenelemente
Wasser
Kohlenhydrate
1,2
0,9
2,3
0,7
0,8
0,9
%
87,5
86,6
82,7
82,8
4,8
3,9
6,3
5,5
4,2
0,7
0,4
90,1
5,9
0,3
0,3
87,2
7,0
94
95
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