-1- Die DNA allgemein Herleitung der Abkürzung DNA: Die DNA wurde früher als DNS bezeichnet, was sich aus den Begriffen DesoxyRibonuklein-Säure herleitete. Heutzutage verwenden wir international die Bezeichnung DNA, was die Abkürzung der englischen Begriffe DeoxyriboNucleic-Acid ist. Definition der DNA: Die DNA ist der wichtigste Baustein des Zellkerns, hat innerhalb eines Chromosoms strukturgebende Aufgaben und gewährt in Form einer Strickleiter den die genetische Information tragenden Purinbasen Bindungsplätze. Chemisch ist die DNA ein Polymer aus Zuckermolekülen, den sogenannten Ribosen. Die DNA ist im Organismus voll recyclebar. Die Abschrift der genetischen Information für die Proteinsynthese erfolgt auf die eng verwandte RNA (= Abkürzung für Ribonukleinsäure, auf englisch Ribo-Nucleic-Acid), d.h. die RNA ist eine wichtige Substanz für die Umsetzung der Erbinformation. Enthalten in: Aus der Zellbiologie in Klasse 11 sollten wir wissen, daß die DNA ein doppelsträngiges Riesenmolekül im Zellkern der eukaryontischen Zellen und im Cytoplasma der Bakterienzellen ist. Sie ist ebenfalls in Bakterien und einigen Viren enthalten. Die Geschichte der DNA Die Geschichte der DNA geht bis auf das Jahr 1866 zurück, als ein österreichischer Mönch namens Gregor Mendel in Brünn durch Experimente mit Erbsen die Regeln der Vererbung gefunden hatte. 1868 isolierte der junge Schweizer Wissenschaftler Friedrich Miescher (1844-1895) eine neue Substanz aus Zellkernen, die er Nukleinsäuren nannte. Dies war der Beginn der Genetik als Wissenschaft. Beiden Entdeckungen wurde mehrere Jahrzehnte wenig Beachtung geschenkt, bis 1900 Correns, Tschermak und deVries die Mendelschen Regeln wiederentdeckten. Um 1920 wurde nachgewiesen, daß die stark färbbaren Chromosomen des Zellkerns DNA enthielten. -2- Die molekulare Genetik begann eigentlich erst 1944, als Avery durch den Transformationsversuch die Entdeckung machte, das die DNA Träger der Erbinformation ist. Damals entstand auch eine neuer Zweig der Biologie, die Molekularbiologie. 1958 gab es auch den ersten Nobelpreis in diesem Bereich für Tatum, Beadle und Lederberg u.a. für die Erforschung der Erbinformation bei Bakterien. Die molekulare Struktur der DNA erkannte 1920 zunächst P.A. Levene, der die grundlegende Zusammensetzung aus organischen Basen, Zucker und Phosphorsäure nachwies. Die räumliche Struktur der DNA, also die Doppelhelixstruktur, wurde 1953 von Watson und Crick aufgeklärt. Dafür erhielten sie 1962 den Nobelpreis. Watson-Crick-Avery Der Aufbau der DNA Die DNA ist eine von 4 verschiedenen Arten von Nukleinsäuren. Das sind fadenförmige, lange, unverzweigte Ketten von Molekülen. Diese Nukleinsäuren lassen sich auf wenige Grundbausteine zurückführen. Die DNA übertrifft allerdings in der Kettenlänge viele andere Riesenmoleküle. Hier sind einige Beispiele für die Größe von verschiedenen Makromolekülen: Makromolekül Proteine z. B. das Enzym Katalase Kohlenhydrate wie Stärke (Amylopektin/Amylose) DNA Chromosom (Mensch) Anzahl der Bausteine/Molekül 753 Aminosäuren 4000 Glucose-Einheiten 250 Millionen Nukleotide -3- Die Bausteine der DNA nennt man Nukleotide, welche jeweils aus 3 Molekülen bestehen: einer organischen Base (B), einer Desoxyribose (=Zucker) und Phosphorsäure (P). Man hat 4 verschiedene Basen in der DNA gefunden: Adenin (A), Guanin (G), Cytosin (C) und Thymin (T). Tausende dieser Nukleotide bilden einen Nukleinsäurefaden. An jede Desoxyribose ist eine dieser vier Basen N-glykosidisch gebunden. Die Abfolge der Basen kann beliebig variieren und stellt die eigentliche Erbinformation dar. So ist es möglich, dass die DNA (trotz ihres einfachen Baus) Träger von Information ist. Die Reihenfolge und Anzahl der Aminosäuren nennt man Primärstruktur oder Aminosäurensequenz. Es stehen sich immer 2 Molekülstränge gegenüber, was als DNA-Doppelstrang bezeichnet wird. Die einzelnen Nukleotide sind untereinander über Phosphatbrücken miteinander verbunden. -4- Aufgrund der speziellen Bauweise können sich nur ganz bestimmte Kombinationen von Basen paaren, was in der Folge als Basenpaarung bezeichnet wird. Es stehen sich immer Adenin - Thymin und Guanin - Cytosin gegenüber, wobei zwischen Adenin und Thymin zwei Wasserstoffbrücken existieren, zwischen Guanin und Cytosin jedoch drei. Da es 4 verschiedene Basen gibt, kennt man 4 unterschiedliche Strukturformeln der Nukleotide: Auf der nächsten Seite ist das Nukleotid dAMP zu sehen, mit dem vollen Namen 2 - Desoxy-Adenosin-Monophosphat. Man kann hier also ein DNANukleotid mit einer Adenin-Base sehen. Eine Verbindung von Base und Zucker bezeichnet man als Nukleosid, also hier Adenosin. Adenin leitet sich vom Purin ab. -5- Die anderen Nukleotide unterscheiden sich demnach nur durch das Vorkommen anderer Basen. Im folgenden sind alle Basen der DNA abgebildet. Das Nukleotid mit Guanin nennt man 2-Desoxy-Guanosin-Monophosphat (dGMP). Auch Guanin leitet sich vom Purin ab. Das Nukleosid heißt hier also Guanosin. Das Nukleotid mit der Base Thymin heißt 2-Desoxy-Thymidin-Monophosphat (dTMP), also heißt das Nukleosid Thymidin. -6- Mit Cytosin heißt das Nukleotid demzufolge 2-Desoxy-Cytidin-Monophosphat (dCMP), weshalb das Nukleosid Cytidin genannt wird. Die Basen Cytosin und Thymin leiten sich vom aromatischen Heterozyklus Pyrimidin ab, deshalb werden sie auch Pyrimidinbasen genannt im Unterschied zu Adenin und Guanin als Purinbasen. Diese Basen sind alle aromatische Heterozyklen, also Aromaten, die im Ring statt C-Atome (C=Kohlenstoff) noch andere, in diesem Fall N-Atome (N=Stickstoff) haben. Die freien Elektronenpaare der N-Atome sorgen für die Basizität dieser Stoffe. Die Sekundärstruktur: Aufgrund der Wasserstoffbrücken, welche die Basenpaarung ermöglicht, besteht eine Schraubung und Faltung der Aminosäurenkette, was als Sekundärstruktur bzw. als α-helix-Struktur bezeichnet wird. Durch die Basenpaarung ergibt sich, dass aus der Basenfolge des einen Strangs zwingend die Basenfolge im anderen (komplementären) Strang bestimmt werden kann. Die einzelnen Nukleotide sind untereinander über Phosphatbrücken miteinander verbunden (siehe DNAModell Seite 3). -7- -8- Die Kettenlängen der DNA verschiedener Organismen kann man der folgenden Tabelle entnehmen: Organismus Hefe Chromosom 3 Escherichia coli (Bakterium) 1 DNA-Ring größtes bekanntes Hefe-Chromosom (1/99) gesamtes Hefe-Genom kleinstes menschliches Chromosom (Y) größtes menschliches Chromosom (1) gesamtes menschliches Genom (ein Genom bezeichnet die Gesamtheit der Erbanlagen eines Lebewesens) Bausteine 350 Tausend 4.6 Millionen 5.8 Millionen 15 Millionen 50 Millionen 250 Millionen 3 Milliarden GFS in PF Chemie, 12/1, Guntram Proß, 19.1.05