Krankenbericht

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Krankenbericht
über einen Patienten der Medizinischen und Gerichtlichen Veterinärklinik I – Professur für innere Krankheiten
der Pferde – xxx
Die Untersuchung findet am Donnerstag, den 23.01.2003 in den Stallungen der oben genannten Klinik in der
Zeit von 11.00 bis 12.00 Uhr im Rahmen der Prüfung des 3. Abschnittes des Staatsexamens statt.
Bei dem Patienten handelt es sich um einen Warmblutwallach. Besitzer des zu untersuchenden Tieres ist Herr X
aus Y.
Anamnese:
Laut Aussage des Besitzers hatte sich das Pferd am 2. Januar 2003 in der Box festgelegt. Danach zeigte es einen
steifen Gang, woraufhin der Haustierarzt gerufen wurde, welcher dem Tier laut Aussage des Besitzers ein
Medikament in die rechte Jugularvene injiziert hat.
Wenige Tage später hat der Besitzer im Bereich der Injektionsstelle eine Umfangsvermehrung festgestellt. Er
bekam vom Haustierarzt eine Salbe, welche er lokal auf die betroffene Stelle auftragen sollte.
Vor ca. zehn Tagen begann das Pferd zu husten, laut Besitzer tritt der Husten anfallsweise sowohl in der Box als
auch im Freien auf, verbunden mit eitrigem Auswurf.
Seit ca. 4 Tagen zeigt der Patient einen steifen Gang sowie eine Pulsation der Mittelfußarterien auf allen vier
Gliedmaßen.
Gestern hatte der Patient eine Körperinnentemperatur von 39 0 C.
Das Pferd dient als Reitpferd, entstammt einer Boxenhaltung, wird mit Heu, Hafer und Pellets gefüttert. Es ist
gegen Tetanus und Influenza regelmäßig geimpft. Es findet eine regelmäßige Entwurmung im Rahmen einer
Bestandsbehandlung statt.
Signalement:
Bei dem zu untersuchenden Tier handelt es sich um einen Oldenburger Wallach. Das Tier ist braun, trägt auf der
Stirn einen Stern, welcher ventral in Stichelhaaren ausläuft. Ferner verläuft auf dem Nasenrücken ein weißer
Strich von ca. 10 cm Länge. Die vordere rechte Fessel ist weiß, der hintere rechte sowie linke Fuß ist halbweiß,
hinten links mit zwei Kronenflecken. Das geschätzte Alter liegt bei ca. 12 Jahren, die Kunden sind an allen
Incisivi abgerieben, an I3 ist noch die Kundenspur zu fühlen. I1 des Unterkiefers hat eine eher runde Krone,
insgesamt gesehen handelt es sich bei dem Gebiß der Form nach um ein halbes Zangengebiß.
Der Wallach hat ein Stockmaß von ca. 170 cm. Sein geschätztes Gewicht liegt bei ca. 600 kg.
Im Bereich des linken Oberschenkels trägt das Pferd das Brandabzeichen der Oldenburger Warmblutzucht,
darunter befindet sich ein Nummerbrand, welcher nicht lesbar ist.
Klinische Untersuchung:
Allgemeine Untersuchungen:
Der Patient belastet alle vier Gliedmaßen, allerdings zeigt er ein häufiges wechselseitiges Be- und Entlasten der
Hintergliedmaßen. Er verhält sich aufmerksam, aber sehr ruhig. Der Ernährungszustand des Tieres ist mäßig,
sein Gewicht liegt bei ca. 600 kg. Der Pflegezustand des Tieres ist als gut zu bezeichnen.
Die Atemfrequenz beträgt zum Zeitpunkt der Untersuchung 12 Atemzüge pro Minute, der Atemtyp ist
mittelgradig abdominal betont, der Atemrhythmus ist regelmäßig.
Die Pulsfrequenz des Tieres liegt bei 36 Schlägen pro Minute, die Schläge sind regelmäßig, gleichmäßig, kräftig
und von physiologischer Dauer. Die A. facialis ist gut gefüllt sowie gut gespannt.
Die Körperinnentemperatur des Patienten beträgt 38,5°C.
Zusätzliche allgemeine Untersuchungen:
Der Hautturgor des Tieres ist bedingt erhalten, eine seitlich am Hals gezogene Hautfalte verstreichen
geringgradig verzögert. Die Körperoberflächentemperatur ist physiologisch, sie ist in Herznähe am höchsten, in
Rumpf- und Kopfbereich etwas niedriger, zu den Akren hin fällt sie lediglich geringgradig ab.
Die sichtbaren Schleimhäute im Bereich der Maulhöhle und der Nasenhöhle sind mittelgradig gerötet, sowie
feucht, glatt und glänzend. Im Bereich der Maulschleimhaut erkennt man petechiale Blutungen. Die
Schleimhäute der Konjunktiven sind blaßrosa- bis rosarot, feucht, glatt, glänzend und ohne Auflagerungen.
Die Episkleralgefäße des Wallachs sind mittelgradig gefüllt sowie scharf konturiert. Die kapilläre
Rückfüllungszeit liegt unter 2 Sekunden.
Die Lnn. mandibulares sind symmetrisch, ca. linsengroß und voneinander isoliert. Sie sind prallelastisch, auf der
Unterlage und unter der Haut verschieblich und weder schmerzhaft noch vermehrt warm. Weder die Lnn.
retropharyngeales medd. noch die Lnn. parotidei, noch die Lnn. cervicales superficiales sind tastbar.
Spezielle Untersuchungen:
Haarkleid und Haut:
Das Haarkleid des Tieres ist geschlossen, die Haare liegen glatt an und glänzen. Der Patient ist am Hals im
Bereich des Kehlganges, sowie ventral am Hals und zwar links im proximalen Drittel und rechts in den
proximalen zwei Dritteln geschoren Desweiteren ist das Tier im ventralen Thoraxbereich geschoren und zwar
rechts in einer Größe von ca. 30 cm x 10 cm und links von ca. 30 cm x 20 cm.
Im Feuchtigkeits- und Fettgehalt sind keine Auffälligkeiten zu beobachten. Es lassen sich nicht vermehrt Haare
ausziehen.
Die Haut des Tieres ist von grauer Farbe; es sind keine Abweichungen in Dicke, Elastizität, Feuchtigkeits- und
Fettgehalt auszumachen. Adspektorisch sind keine Ektoparasiten zu finden. Man erhält keinen Hinweis auf das
Vorliegen eines Juckreizes.
Zirkulationsapparat:
Die A. facialis ist gut gefüllt sowie gut gespannt.
Die linke V.jugularis ist nur in der distalen Halshälfte anstaubar. Im proximalen Halsdrittel fühlt sie sich über
eine Länge von ca. 15 cm derb und geringgradig verdickt, aber weder vermehrt warm noch schmerzhaft an.
Die gesamte rechte proximale Halshälfte ist im Bereich der V. jugularis, sowie deren Umgebung mittelgradig bis
hochgradig umfangsvermehrt, sowie vermehrt warm und schmerzhaft. Im mittleren Bereich der Veränderung
befindet sich ein Stichkanal mit blutiger Kruste,. Desweiteren ist die Vene im Bereich des Kehlgangs
angeschwollen, sowie vermehrt warm und schmerzhaft. Die rechte V.jugularis ist dennoch im distalen
Halsbereich anstaubar.
Die rechte Spornvene ist im mittleren Bereich über eine Länge von ca. 10 cm derb und geringgradig verdickt,
aber weder vermehrt warm noch schmerzhaft.
Die Episkleralgefäße stellen sich bei Adspektion mittelgradig gefüllt und scharf konturiert dar.
Bei der Perkussion des Herzens ist eine absolute Herzdämpfung, welche ca. handtellergroß ist und hinter dem
Ellbogenhöcker im Bereich des 3.-5. Intercostalraumes liegt, nachweisbar. Auskultatorisch ist feststellbar, daß
die Anzahl der Herzaktionen mit der Pulsfrequenz übereinstimmt und daß beide synchron verlaufen. Das Herz
schlägt bei einer Frequenz von 36 Schlägen pro Minute kräftig, gleich- und regelmäßig, die Herztöne sind
deutlich voneinander abgesetzt, und es sind keine Nebengeräusche zu hören.
Respirationsapparat:
Das Tier hat eine Atemfrequenz von 12 Atemzügen pro Minute, wobei die Atemzüge rhythmisch, regelmäßig
und von mittlerer Tiefe sind, es zeigt einen mittelgradig abdominal betonten Atemtyp. Äußerlich sind keine
Atemgeräusche wahrnehmbar.
Die Ausatmungsluft zeigt keinen abnormen Geruch, der Luftstrom ist aus beiden Nüstern gleich stark. Es liegt
während der Untersuchung kein Nasenausfluß vor. Die Nasenschleimhaut ist mittelgradig gerötet, feucht, glatt,
glänzend und ohne Auflagerungen. Es sind beidseitig Sekretrinnen sichtbar.
Bei Perkussion der Nasennebenhöhlen ergibt sich ein lauter tympanischer Schall, welcher an allen Stellen in
diesem Bereich und auf beiden Seiten identisch ist.
Eine abnorme Füllung des Luftsackes ist adspektorisch und palpatorisch nicht auszumachen.
Auch Kehlkopf und Luftröhre stellen sich bei Adspektion und Palpation unauffällig dar.
Ein Husten ist nicht auslösbar, bei Druck auf den Kehlkopf, allerdings hustet das Tier während der Untersuchung
spontan. Der Husten tritt anfallsweise auf, ist kräftig, feucht und mit eitrig, blutigen Auswurf verbunden.
Der Brustkorb ist symmetrisch und zeigt keine Auffälligkeiten.
Bei der Perkussion ergibt sich die caudale Lungengrenze in der Hüfthöckerlinie auf Höhe der 17. Rippe, in der
Buggelenkslinie bei der 11. Rippe und in der Mittellinie bei der 14. Rippe. Der Lungenschall ist hell und laut.
Das Tier zeigt während der Perkussion keine Schmerzreaktion. Bei der Lungenauskultation in Ruhe ergibt sich
beidseits im ventralen Bereich ein gering- bis mittelgradig verschärftes Geräusch.
Digestionsapparat:
Futter- und Wasseraufnahme sowie Kauen und Abschlucken sind bei dem Tier physiologisch.
Bei Inspektion der Maulhöhle erkennt man, daß das Tier ein deutlich ausgeprägtes Karpfengebiss hat,
desweiteren sind beide I1 länger als die restlichen Schneidezähne. Adspektion und Palpation des Schlundes
ergeben keine Auffälligkeiten.
Das Abdomen ist symmetrisch und zeigt adspektorisch keine Besonderheiten. Die Bauchdecke des Patienten ist
geringgradig gespannt. Bei Auskultation des Abdomens hört man auf allen Quadranten eine physiologische
Darmmotorik.
An After und dessen Umgebung sind adspektorisch keine Auffälligkeiten erkennbar.
Eine rektale Untersuchung wird im Rahmen dieser Untersuchung nicht durchgeführt. Während der Untersuchung
setzt das Tier Kot von physiologischer Beschaffenheit ab.
Harn- und Geschlechtsapparat:
Der während der Untersuchung spontan abgesetzte Harn ist makroskopisch unauffällig.
Die Adspektion des Präputiums, sowie dessen Schleimhaut ergibt keinen besonderen Befund.
Nervensystem:
Das Tier weist keinerlei Anzeichen auf eine Störung des Nervensystems auf.
Das Sensorium ist ungestört und es liegen keine Verhaltensänderungen vor.
Man erhält keinen Hinweis auf eine Motilitätsstörung.
Die Oberflächen- sowie die Tiefensensibilität sind erhalten.
Auch auf sämtliche durchgeführte Reflexproben, nämlich Hornhaut-, Pupillar- und Analreflex, reagiert das Pferd
wie erwartet und in normaler Ausprägung.
Sinnesorgane:
Die Augen des Tieres zeigen in Bezug auf Bulbi und Lider keine Besonderheiten; Sekretspuren sind nicht
vorhanden. Die Hornhäute sind glatt und glänzend, es sind keine Trübungen erkennbar, der Schluß der Lider ist
vollständig gegeben. Cornea- und Pupillarreflexe sind beidseitig erhalten.
Der Gehörsinn ist erhalten, das Tier reagiert auf Zurufen und Klatschgeräusche und zeigt ein deutliches
Ohrenspiel. Die Ohrhaltung des Tieres ist physiologisch und weder innen noch außen sind adspektorisch
Zubildungen oder schmerzhafte Prozesse erkennbar.
Bewegungsapparat:
In Haltung und Verhalten zeigt das Tier keine Besonderheiten. Das Tier belastet alle vier Gliedmaßen, allerdings
zeigt es ein häufiges wechselseitiges Be- und Entlasten der Hintergliedmaßen. Die Stellung der Gliedmaßen ist
regelmäßig. An jenen sind keine Lähmungen oder Verletzungen feststellbar. Alle vier Gliedmaßenenden sind
jeweils ab der Mitte der Metacarpalia bzw.-tarsalia gering- bis mittelgradig diffus umfangsvermehrt und
geringgradig vermehrt warm. Desweiteren fühlt man an den Mittelfußartereien der Vordergliedmaßen eine
geringgradig vermehrte, an denen der Hintergliedmaßen eine mittel- bis hochgradig vermehrte Pulsation. Die
Hufe des Tieres sind von regelmäßiger Form. Mit Hilfe eines Gipsverbandes sind die Trachten aller vier
Gliedmaßen hochgestellt..
Ergänzende Untersuchungen:
Eine Blutuntersuchung ergibt folgende Werte:
- Leukozytenzahl
31 x 10 9/l
- Neutrophile Granulozyten
65 %
- Lymphozyten
20 %
- Monozyten
10 %
- Eosinophile
5%
Normwerte:
5-10 x 109/l
45-75 %
20-45%
0-5%
0-4%
Eine Tupferprobe, entnommen dem Stichkanal der Umfangsvermehrung der rechten V. jugularis ergibt einen
hochgradigen Staph. aureus Befall. Beim Resistenztest erweist sich der Keim sensibel gegenüber Enrofloxacin
und Neomycin.
Diagnose:




1.) Eitrig - abszedierende Thrombo- und Paraphlebitis der rechten V.jugularis
2.) Aseptische Thrombophlebitis der linken V.jugularis sowie der rechten Spornvene
3.) Eitrig - abszedierende Bronchopneumonie
4.) Pododermatitis diffusa aseptica an allen vier Gliedmaßen
Differentialdiagnosen:
ad 1.) Thrombophlebitis aseptika
ad 3.) Bronchitis
katarrhalische Bronchopneumonie
gangränöse Pneumonie
ad 4.) Pododermatitis purulenta
Prognose:
Für den Gebrauch als Reitpferd ist die Prognose zweifelhaft bis ungünstig zu stellen, da die Leistungsfähigkeit
des Pferdes aufgrund der schwerwiegenden Veränderung der Lunge stark eingeschränkt sein wird, falls sie in ein
chronisches Stadium übergeht.
Die Thrombophlebitis purulenta geht in Abszedierung über und heilt nach Entleerung des Eiters ab. Kommt es
zur Verödung der Vene kann es zu physischen Leistungseinschränkungen kommen.
Die Prognose für die Pododermatistis diffusa aseptica ist im allgemeinen vorsichtig zu stellen.
Kommt es zu Hufbeinspitzensenkung und Rotation, fallen die Pferde mehrere Monate aus. Regelmäßige
orthopädische Nachbetreuung ist erforderlich.
Therapie:
Die eitrige Thrombophlebitis wird zunächst mit hyperämisierenden Salbenanstrichen (Ichthyol) , mit feuchter
und trockener Wärme (Rotlicht) behandelt. Es wird inzidiert, wenn sich eine deutliche Abszedierung zeigt. Die
Vene darf dabei nicht verletzt werden. Man spaltet vorsichtig die Kuppe des Abszesses. Liegt die nekrotische
Vene in der Abszeßhöhle, muß man bei dieser konservativ-chirurgischen Therapie die selbständige Demarkation
der Vene abwarten. Jeder Zug an einem nekrotischen Venenstumpf kann zum Abreißen am Übergang zur
gesunden Vene und zu einer nicht sofort stillbaren Blutung führen.
Zur Behandlung der eitrigen Bronchopneumonie wird ein Erregernachweis mit Resistenztest durchgeführt. Die
entnommene Probe entstammt zwar der umfangsvermehrten Vene, da der Patient allerdings die oben
beschriebenen Allgemeinstörungen zeigt, ist hier in jedem Falle eine systemische antibiotische Behandlung
angezeigt. Der ermittelte Keim Staph. aureus ist gegenüber Enrofloxacin (Baytril) sensibel und hat den Vorteil,
daß dieser Wirkstoff oral gegeben werden kann und so die Gefahr einer weiteren Venenentzündung
ausgeschlossen werden kann. Beachtet werden muß die Umwidmung von anderen lebensmittelliefernden Tieren
auf das Pferd, da das Medikament für Pferde nicht zugelassen ist.
Weitere Unterstützende Maßnahmen bieten das sekretomotorisch und bronchodilatativ wirkende Clenbuterol
(Ventipulmin) in einer Dosierung von 0,8 µg/kg KM, sowie das Sekretolytikum Acetylcystein in einer
Dosierung von 10-20 mg/kg KM.
Wärend der Behandlung der Pododermatitis sollte der Patient in einer Lohebox aufgestellt werden. Zur
Verbesserung der Durchblutung kann ein Aderlaß durchgeführt werden, wobei das Kreislaufsystem anschließend
mit der gleichen Menge Flüssigkeit aufgefüllt werden sollte, wie Blut entnommen wurde. Die so erreichte
Hämodilution verbessert die Durchblutungsverhältnisse. Heparin in einer Dosierung von 100 IE/KM 2mal
täglich s.c. wird empfohlen.
Zur analgetischen Therapie kann Flunixin-Meglumin (Finadyne) in einer Dosierung von 1 mg/kg KM oral
verabreicht werden. Es besitzt außerdem eine antitoxische und entzündungshemmende Komponente. Beachtet
werden muß, daß sich die Tiere möglichst nicht bewegen dürfen, um den Zug der tiefen Beugesehne zu
minimieren.
Eine Entlastung der seitlichen und vorderen Wandpartien kann durch Hochstellen der Trachten erzielt werden.
Hierzu eignen sich an unbeschlagenen Hufen angebrachte Gipsverbände. Die Sohle wird mit Technovit
ausgefüllt. Durch diese Maßnahme wird sofort eine bessere Belastung der Gliedmaße erreicht.
Die Erhöhung der Trachten sollte so lange erfolgen, bis die akuten Erscheinungen abgeklungen sind. Zu diesem
Zeitpunkt kann mit dosierter Bewegung auf weichen Boden begonnen werden
Epikrise:
Die Thrombophlebitis ist eine aseptische oder wie in diesem Fall septische Entzündung der Vene, die mit einer
Thrombosierung und phlegmonösen Entzündung einhergeht. Von diesen Veränderungen betroffen ist die
Venenwand, ihre Auskleidung sowie sehr häufig wie auch hier ihr umliegendes Gewebe. Die Vena jugularis
externa ist die am häufigsten betroffene Vene, aufgrund der Nutzung für Injektionen, bzw. Legen eines
Dauerkatheters. Bei diesem Pferd ist die Einstichstelle nach einer intravenösen Injektion durch eine blutige
Kruste sichtbar. Alle anderen Venen können in gleicher Weise erkranken.
Bei der eitrigen Thrombophlebitis ist die Jugularvene meist über große Teile oder die gesamte Halslänge dick,
hart und schmerzhaft. Liegt wie bei diesem Pferd zusätzlich eine Paraphlebitis vor, ist das umliegende Gewebe
vermehrt warm, schmerzhaft und phlegmonös geschwollen. Der Hals wird steif gehalten, das Allgemeinbefinden
ist mehr oder weniger gestört und die Körpertemperatur kann sich ins fieberhafte steigern. Die purulente Form
geht in Abszedierung über und heilt nach Entleerung des Eiters ab.
Eine eitrigen Thrombephlebitis und Paraphlebitis entsteht entweder durch unterlassene Desinfektion an der
Einstichstelle, durch nicht sterile, infizierte Kanülen, Spritzen oder Infusionsinstrumentarien oder durch
nichtsterile und reizende Injektions- oder Infusionslösungen. Eine Thrombophlebitis purulenta kann beiderseits
auftreten und führt dann durch venöse Stauung zum Nilpferdkopf.
Aufgrund der Schwere der Veränderung im Bereich der rechten Jugularvene mit Wärme und Schmerzhaftigkeit,
ist eine Thrombophlebitis aseptica auszuschließen.
Eine Irritation der eitrigen Thrombophlebitis hat hier mit großer Wahrscheinlichkeit über eine eitrige
Lungenembolie zu einer schwerwiegenden Komplikation, der eitrig-abszedierenden Bronchopneumonie, geführt.
Der Nachweis läßt sich führen, indem man eine Probe aus dem Abszeß im Bereich der Vene sowie
Tracheobronchialsekret entnimmt und bei der bakteriologischen Untersuchung in beiden Proben der gleiche
Keim nachgewiesen wird.
Pneumonien sind akut oder chronisch verlaufende Entzündungen des Lungenparenchyms. Bronchopneumonien
sind gekennzeichnet durch eine oberflächliche Entzündung der Bronchialschleimhaut und der Alveolen,
verbunden mit einer Sekretproduktion.
Unter dem Einfluß der einwirkenden Noxen kommt es zur Herabsetzung der allgemeinen spezifischen und
unspezifischen Immunabwehr, die zu einer verstärkten Vermehrung der Erreger und gleichzeitigen Steigerung
ihrer Virulenz führen. Unter Beteiligung der bakteriellen Mikroflora entwickelt sich schnell eine katharrhalische
Entzündung der Schleimhäute mit Ansammlung eines flüssigen Exsudats aus Schleimstoffen, Leukozyten,
Erythrozyten, Epithelzellen und Bakterien. Die Entfernung des enzündlichen Exsudats aus den Luftwegen
erfolgt in erster Linie durch das Flimmerepithel und den Husten. Auch hier läßt sich ein verschärftes
Atemgeräusch, sowie ein kräftiger, anfallsartiger Husten festellen, der mit einem blutig-eitrigen Auswurf endet.
Eine Abgrenzung gegenüber der Bronchitis und der katarrhalischen Bronchopneumonie ist oft schwierig.
Diagnostisch unterstützend sind bakteriologische Untersuchungen des Bronchialsekretes röntgonologische und
Ultraschalluntersuchungen sowie Verlaufskontrollen des Blutbildes. Letzteres ist durch eine hohe Leukozytose
mit Neutrophilie und Kernlinksverschiebung geprägt. Als Erreger wurde bei dem Warmblut Staph. aureus und
im Blutbild wurde eine hochgradige Leukozytose mit relativer Neutrophilie festgestellt. Dies und die klinischen
Symptome mit dem blutig-eitrigen Auswurf und den Allgemeinstörungen sprechen für eine eitrig-abszedierende
Bronchopneumonie.
Aufgrund des fehlenden jauchigen Geruchs des Auswurfs ist eine Beteiligung von Fäulniskeimen, die zu einer
gangränösen Pneumonie führen, auszuschließen.
Die Einwirkung von Toxinen können zur Ausbildung einer Pododermatitis diffusa aseptika akuta, der
sogenannten Hufrehe, führen. Eine andere mögliche Ursache wäre in diesem Fall das lange Stehen aufgrund des
längeren Krankheitsverlaufen von drei Wochen in Kombination mit evt. zu reichlich verabreichtem Kraftfutter.
Die Symptome der akuten Hufrehe sind bei unterschiedlichen Ursachen ähnlich. Es kommt zu
Allgemeinstörungen und schmerzhaften Veränderungen im Bereich der betroffenen Hufabschnitte. Meist sind
beide Vorderhufe von der Erkrankung betroffen. In besonderen Fällen, wie auch hier, können alle vier Hufe
erkranken. Sind beide Vordergliedmaßen betroffen, werden als Entlastungsreaktion dieselben weit nach vorn
gestellt und die Hintergliedmaßen unter den Bauch geschoben. Sind alle vier Hufe erkrankt, dann liegen die
Pferde sehr viel. Beim akuten Anfall ist die Pulsation der Mittelfußarterien deutlich verstärkt. Zangenpalpation
und Perkussion in Bereich von Vorderwand und Sohle sind deutlich schmerzhaft. Es besteht ein ausgeprägter
„Wendeschmerz“ . Beim Fußen werden zuerst die Trachten belastet. Es kommt zum „pantoffelnden“ Gang. Der
Krankheitsprozeß erstreckt sich nicht auf den gesamten Huf, sondern vorwiegend auf die Vorderwand und die
vorderen Seintenwandabschnitte. Die pathologisch-anatomischen Veränderungen am Huf werden durch
Mikrozirkulationsstörungen im Kapillarbereich der Wandlederhaut hervorgerufen. Bei toxischen Reheformen
kommt es zu einer Gefäßkontraktion in den Arteriolen und die Kapillaren werden weniger durchblutet, weil der
Blutstrom über arterio-venöse Shunts umgeleitet wird. Infolge der Kapillarschädigung kommt es zum Austritt
von Blut aus dem Gefäßsystem. Hierdurch und durch die Ödematisierung werden die hochgradigen Schmerzen
ausgelöst. Eine Ischämie im umliegenden Gewebe führt zu Degenerationsprozessen, aus der eine
Zusammenhangstrennung resultiert. Daher kommt es im weiteren Verlauf ohne durchgeführte
Therapiemaßnahmen zur Hufbeinspitzensenkung durch Zug der tiefen Beugesehne.
Differentialdiagnostisch ausgeschlossen werden muß die Pododermatitis purulenta. Aufgrund des klinischen
Bildes bereitet die Diagnose der Hufrehe keine Schwierigkeiten.
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