Praktikum Chemie II – SS 2007 Versuch 5: Diazotierung und Azokupplung Verfasserin: Sylvie Ruch Versuchsteilnehmer: Annette Altwegg Sylvie Ruch 31.03.07 Assistent: Sandro [email protected] Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung 1. Zusammenfassung In diesem Versuch wurde der Azofarbstoff Orange II aus Sulfanilsäure und 2Naphthol synthetisiert. Die Synthese basiert auf den zwei Reaktionsschritten Diazotierung und Azokupplung. Zwei Versuchsansätze ergaben eine prozentuale Ausbeute von 96% bzw. 65%, bezogen auf das 2-Naphthol. Der tiefe Wert bei einem Ansatz ist durch einen Fehler zu erklären. Das erhaltene Produkt wurde mittels der UV/VIS-Spektroskopie untersucht. Das Extinktionsmaximum befand sich bei beiden Proben bei fast 487nm, was nahe an den Literaturwert von 485nm herankommt. Die Absorbanz beim Extinktionsmaximum betrug 0.964 bzw. 1.002. Daraus liessen sich molare Extinktionskoeffizienten von 19.28 und 20.04 Lmol-1cm-1berechnen. Das Spektrum zeigt eindeutig, dass es sich beim Produkt um Orange II handelt. Mit dem synthetisierten Azofarbstoff liess sich sowohl Bauwolle wie auch ein Stück aus synthetischem Mikrofaserstoff relativ gut anfärben. Annette Altwegg, Sylvie Ruch -2- Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung 2. Einführung 2.2. Ziele des Versuchs Ziel des Versuchs war die Herstellung des Azofarbstoffes Orange II mittels einer Diazotierung und einer Azokupplung. Anschliessend sollte bestimmt werden, welche Textilien sich gut mit dem Farbstoff anfärben lassen. 2.2. Leitsubstanzen Für die Diazotierung wurde Sulfanilsäure verwendet. Die Azokupplung erfolgte danach mit 2-Naphthol. 2.3. Chemisches Hintergrundwissen 2.3.1. Azofarbstoffe Ein Stoff erscheint farbig, wenn seine Moleküle mit dem sichtbaren Licht (400750nm) wechselwirken. Dabei werden Elektronen angeregt, d.h. von energetisch tieferen in energetisch höhere Orbitale angehoben. Damit dies geschieht muss aber die Energiedifferenz der Elektronen genau mit der Energie des Lichtquants übereinstimmen (Resonanzbedingung ΔE = h · v ). Bei den organischen Farbstoffen liegt diese Übereinstimmung für die π-Elektronen in konjugierten Doppelbindungen im Bereich des sichtbaren Lichts. In den Azofarbstoffen findet man eine solche Doppelbindung zwischen zwei Stickstoff Atomen. R’ – N = N – R’’ Allgemeine Strukturformel: Chemische Struktur von Orange II (Mono-Natriumsalz): SO4Na N N OH Annette Altwegg, Sylvie Ruch -3- Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung 2.3.2. UV/VIS-Spektroskopie Mit der UV/VIS-Spektroskopie können die genannten Wechselwirkungen von Elektronen in Molekülen mit der Strahlung im Bereich von 200-750nm untersucht werden. Dafür wird der zu untersuchende Stoff gelöst und in der Apparatur durchstrahlt wobei für jede Wellenlänge die Absorption gemessen wird. Das entstehende Spektrum müsste nach der Theorie charakteristische Extinktionslinien enthalten. Man erhält aber eine kontinuierliche Kurve. Dies ist durch die Rotation der Moleküle und Einflüsse des Lösungsmittels zu erklären. Damit das Lösungsmittel das Resultat aber nicht völlig verfälscht, wird neben die Cuvette mit dem zu untersuchenden Stoff eine weitere platziert, die nur das Lösungsmittel enthält. Auch von dieser Probe wird das Absorptionsspektrum aufgenommen. Die Absorption des Lösungsmittels kann so von der Absorption des untersuchten Stoffes abgezogen werden (macht das Photometer automatisch). Der wichtigste Zusammenhang der Photometrie ist die Gleichung des LambertBeer’schen Gesetzes: E c d log( Wobei: Eλ : c: d: ελ: I0: I: I0 ) I Extinktion (neu auch Absorbanz) bei der Wellenläng λ Konzentration in mol/Liter Schichtdicke in cm molarer Extinktionskoeffizient bezüglich λ Intensität der einfallenden Strahlung Intensität der austretenden Strahlung Annette Altwegg, Sylvie Ruch -4- Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung 2.4. Methoden Der Farbstoff Orange II (2-Hydroxy-naphthalin-1-azo-4’-benzensulfonsäure MonoNatriumsalz) wurde in zwei Reaktionsschritten synthetisiert. 2.4.1. Diazotierung NH2 H+ NaNO2 N N+ N+ N SO3H SO3H H2O 0-5 °C SO3Na Sulfanilsäure Natrium-Salz Diazonium Ion NaNO2 dissoziiert in wässriger Lösung zu Natrium- und Nitritionen (NO2-), welche in saurer Umgebung zu salpetriger Säure protonieren. HNO2 steht im Gleichgewicht mit NO+, welches die Amino-Gruppe der Sulfanilinsäure elektrophil angreift. 2.4.2. Azokupplung SO3N+ N HO- OH N + 5-10 °C N OH SO3H 2-Naphthol Diazonium Ion Orange II Anion 2-Naphthol deprotoniert in basischer Umgebung. Die Kupplung entsteht durch den elektrophilen Angriff des Phenyldiazonium-Ions auf den Aromaten. 2.4.3. Anfärbung Orange II eignet sich zum Anfärben von Wolle, Seide (beides Proteine), wie auch synthetischen Polyamidfasern, da beide Aminendgruppen (NH2) besitzen, die in saurer Umgebung zu NH3+ protoniert werden. An diese kann sich der Azofarbstoff als SO3- anlagern. Da die Färbung einer Salzbildung entspricht, ist sie nicht waschecht (teilweise reversibel). Annette Altwegg, Sylvie Ruch -5- Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung 3. Materialien und Methoden 3.1. Materiealien Für die Synthesereaktion wurde Sulfanilsäure (Fluka), Natriumcarbonat, Natriumnitrit, konzentrierte Salzsäure, 2-Naphthol, Natriumhydroxid und Natriumchlorid verwendet. Die verwendeten Laborgeräte waren ein Erlenmeyerkolben (100ml), Bechergläser (50, 100ml), Porzellannutsche, pH-Indikatorpapier, KI/Stärke-Papier, VIS-Messzelle und ein Heiz- und Magnetrührer mit Ölbad und Kontaktthermometer. 3.2. Methoden Der Azofarbstoff wurde durch die beschriebenen Reaktionen Diazotierung und Azokupplung synthetisiert. 3.2.1. Diazotierung Erst wurden 1.7g Sulfanilsäure in einem 100ml Erlenmeyerkolben in 18ml 2.5%iger Natriumcarbonatlösung gelöst. Nachdem die Lösung im Eisbad gekühlt wurde, wurde bei 0°C unter Rühren 0.677g NaNO2 zugegeben. Nach der vollständigen Lösung des Natriumnitrits wurde die Lösung in ein Becherglas mit 9g Eis und 1.8ml konzentrierter Salzsäure gegeben (das Diazoniumion wurde als Chlorsalz ausgefällt). Mit einem KI/Stärke-Papier wurde überprüft ob sich HNO2 in der Reaktionslösung befand und der Überschuss anschliessend mit wenig Harnstoff entfernt. (Bem.: Das Diazoniumsalz ist explosiv und sollte daher nicht isoliert werden). 3.2.2. Azokupplung In einem Becherglas wurde 1.3g 2-Naphthol in 7.5ml 10%iger NaOH gelöst und unter Rühren in einem Eisbad der Diazoniumsalzlösung zugetropft. Mit Indikatorpapier wurde kontrolliert, dass die Lösung basisch bleibt. Ansonsten wurde weiteres NaOH zugegeben. Nach gutem Umrühren wurde die Farbstofflösung während 5-10 Min. bis zur vollständigen Lösung auf 90°C erhitzt. 3.2.3. Aufarbeitung Es wurde 5g NaCl zur Lösung gegeben und diese aufgekocht, bis das Salz vollständig gelöst war und anschliessend in einem Eisbad 20min gekühlt. Danach wurde der auskristallisierte Farbstoff von der Lösung abgenutscht und mit etwas gekühlter NaCl-Lösung gewaschen. Um das NaCl aus dem Farbstoff zu entfernen wurde er nun mit 20ml kaltem Wasser gespült. Danach gab man den Farbstoff in den Vakuum-Trockenschrank. Annette Altwegg, Sylvie Ruch -6- Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung 3.2.4. Anfärbung Erst wurde das zu färbende Stück Stoff und anschliessend etwa die 40-fache Menge Wasser abgewogen. Zum Wasser wurden jeweils etwa 3 Gew. % des Farbstoffs und konz. Schwefelsäure und 15 Gew. % Na2SO4 gegeben (bezogen auf die Wassermenge). Die Lösung wurde auf 90-100 °C erhitzt, das Stoffstück zugegeben und unter gelegentlichem Rühren während einer Stunde bei dieser Temperatur gehalten. Anschliessend wurde das Färbgut mit kaltem Wasser ausgewaschen. Annette Altwegg, Sylvie Ruch -7- Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung 4. Resultate 4.1. Ausbeute Die Berechnung der Ausbeute ist bezüglich 2-Naphthol. Die Ausbeute an Orange II beträgt 2.0598g. 2-Naphthol: M mol 144.2 g mol 1.3g 9.02 10 3 mol g 144.2 mol 2.060 g 5.89 10 3 mol (Probe 1) 350 g mol Orange II: M mol 350 g mol 3.033g 8.67 10 3 mol (Probe 2) 350 g mol Ausbeute (in %): 1) 5.89 10 3 mol 0.653 65% 9.02 10 3 mol 2) 8.67 10 3 mol 0.961 96% 9.02 10 3 mol Theoretisch mögliche Ausbeute (Masse): 9.02 10 3 mol 350 g mol 3.155g Annette Altwegg, Sylvie Ruch -8- Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung 4.2. UV/VIS-Spektrum Probe 1: Abb. 1. UV/VIS-Spektrum des synthetisierten Orange II der Probe 1 Das Absorptionsspektrum wurde von 350-600nm aufgenommen. Das Extinktionsmaximum ist bei einer Wellenlänge von 486.9nm. Die aus der Kurve abgemessen und berechnete Absorbanz (bei λmax) beträgt 96,4%. Damit lässt sich mit dem Lambert-Beer’schen Gesetz der molare Extinktionskoeffizient berechnen (Schichtdicke 1cm, Konzentration 50mM): E 0.964 19.28L mol 1 cm 1 mol c d 0.05 1cm L Annette Altwegg, Sylvie Ruch -9- Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung Probe 2: Abb. 2. UV/VIS-Spektrum des synthetisierten Orange II der Probe 2 Bei dieser Probe befindet sich das Extinktionsmaximum bei 487nm, die Absorbanz beträgt 100.2%. Der Extinktionskoeffizient beträgt demnach: E 1.002 20.04 L mol 1 cm 1 mol c d 0.05 1cm L Annette Altwegg, Sylvie Ruch - 10 - Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung 4.3. Anfärbung Abb. 3. Textilproben gefärbt mit Orange II Für die Anfärbung wurde ein Stück eines Mikrofaserstoffes (Abb.3 linke Probe) und ein Stück Stoff aus Baumwolle (Abb. 3 rechte Probe) verwendet. Wie auf dem Foto ersichtlich nahmen beide Proben die Farbe an. Die Baumwollfaser ist allerdings ein wenig stärker gefärbt. Annette Altwegg, Sylvie Ruch - 11 - Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung 5. Diskussion Die Ausbeute ist sehr unterschiedlich ausgefallen. Der relativ niedere Wert von nur 65% bei der ersten Probe (gegenüber 96% bei der 2. Probe) lässt sich allerdings durch einen Verlust bei der Synthese (Ausschütten) erklären. Das Extinktionsmaximum ist bei beiden Proben etwa bei 487nm zu finden. Dies ist nicht verwunderlich, da dieser Wert einem blauen (bis grünlichen) Farbton zugeordnet werden kann und somit der Komplementärfarbe von Orange entspricht. Er kommt auch dem Literaturwert (Versuchsanleitung) von 485nm sehr nahe. Das ganze Spektrum entspricht demjenigen von Orange II. Die Synthese war also erfolgreich und beim Produkt handelt es sich auch wirklich um den Azofarbstoff Orange II. Die Anfärbung hat gezeigt, dass sich sowohl der verwendete Stoff aus synthetischen Fasern als auch die Baumwollfasern gut anfärben lassen. Die leicht unterschiedliche Intensität der Farbe könnte verschiedene Gründe haben: Möglicherweise wurde die Mikrofaserprobe nach der Färbung gründlicher nachgewaschen. Da die Färbung auf einer Salzbildung beruht und somit nicht waschecht ist, könnte dies die schwächere Färbung erklären. Weiter war die Ausgangsfarbe der beiden Stoffstücke nicht identisch. So war die Baumwollfaser völlig weiss, während das Stück aus synthetischen Fasern einen leicht gräulichen Farbton aufwies. Eventuell wirkt sich dieser Grauton nun auch etwas auf die Orange-Färbung aus. Letztlich könnte der Ursprung des Unterschiedes natürlich auch chemischen Hintergrund haben. Um aber eine Aussage darüber zu machen, müsste man die chemische Struktur beider Stoffe (hier vor allem des synthetischen) genau kennen, was in diesem Fall nicht zutrifft. Annette Altwegg, Sylvie Ruch - 12 - Chemie: Praktikum II Diazotierung und Azokupplung 6. Quellen Praktikum I/II 2006/07, Studiengang Materialwissenschaft, Versuchsanleitung: 5. Versuch 5: Diazotierung und Azokupplung Annette Altwegg, Sylvie Ruch - 13 -